The Fast and The Furious ~ 3 ~ von xXDeadPoetXx (Halte dir die rasende Schnelligkeit der Zeit vor Augen) ================================================================================ Kapitel 18: Part I, Chapter Eighteen - You had me from Hello ------------------------------------------------------------ -------------------------------------------------------------------------------- Titel: The Fast and The Furious ~ 3 ~ Part: I Chapter: Eighteen von ? Music: Bon Jovi / Song: You Had Me From Hello / Album: Bounce Autorin: Marlene Coautorin / Betaleserin für Part I: Neo-Flame aka -LeilanAlseides- (ehemals) Fanfiction: Beyblade, Film - Fanfiction Pairing: TalaxKai, RayxMariah, KanexSalima Disclaimer: Siehe Kurzbeschreibung Warning: OOC, Shonan-ai, Lemon, Action, Dramatik -+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+ Part I, The Fast and The Furious , Chapter Eighteen - You Had Me From Hello ~ + ~ ............... ~ + ~ Was zuletzt geschah... „Bevor wir zurückfahren würde ich... würde ich dir gerne noch etwas zeigen. Etwas, das mir persönlich sehr viel bedeutet.“ Überrascht wandte Tala sich von der Aussicht ab und blickte mit voller Aufmerksamkeit zu dem Silbernhaarigen, dessen Augen auf die Straße gerichtet waren. „Sehr gern.“ ~ + ~ ............... ~ + ~ Ungefähr eine halbe Stunde später fuhr Kai eine kreisbogenartige Ausfahrt hinauf und lenkte den Wagen auf eine abseits gelegene Landstraße, die sie nur kurze Zeit befuhren, bis der Silbernhaarige gleich wieder nach links auf eine Seitenstraße abbog und diese entlang fuhr. Mit der Zeit zeichneten sich in der Ferne die Umrisse eines riesigen Gebäudes ab. Es dauerte nicht lange, da konnte Tala erkennen, um welches es sich handelte. Es war die Hauptzuschauertribüne des Komplexes, der an eine der größten, schwierigsten und bekanntesten Rennstrecken der Welt grenzte. Tala war zwar recht verwundert darüber, dass Kai ihn gerade hierher geführt hatte, stellte jedoch erneut keine Fragen, sondern wartete darauf, dass der Silbernhaarige den ersten Schritt wagen würde... Wenige Zeit später hielt dieser den schwarz-roten Mitsubishi an einem der Nebenausgänge an und stieg, sogleich er den Motor ausgeschaltet hatte, aus, ohne Tala auch nur anzublicken. Dieser tat es ihm schließlich gleich und folgte dem Jüngeren mit einem leichten Abstand, während der ehemalige Motorradweltmeister sich ganz sicher seinen Weg auf die Rennstrecke zu bahnte. ~ + ~ ............... ~ + ~ Zur Überraschung des Rothaarigen war der von Kai gewählte Nebenausgang geöffnet, sodass sie ohne Weiteres ins Innere eintreten konnten und Yuri schon den Gedanken verwarf, über einen der hohen Drahtzäune zu klettern, um auf die Rennstrecke zu gelangen, die eindeutig Kais Ziel zu sein schien. Im Inneren fanden sie sich erst einmal in einer gewaltigen Vorhalle wieder, in der einige Läden zu sein schienen und an deren Ende sich die Kassen befanden. Doch statt dorthin zu gehen, um auf die Haupttribüne zu gelangen, hielt sich Kai weiter rechts und trat in einen weiteren Nebengang. Es folgten schließlich vereinzelte zusätzliche Gänge, bis sie zu einer Metalltür kamen. Vor dieser hielt Kai an, sodass Yuri wieder zu dem Jüngeren aufschließen konnte. Dieser griff im nächsten Moment in seine hintere Jeanstasche und zog einen Schlüsselbund hervor, blickte kurz auf diesen und wählte gezielt einen der kleineren Schlüssel aus. Diesen steckte er dann in das Schloss und öffnete damit die Tür. Tala folgte ihm erstaunt und betrachtete die kleinere Halle, die sie nun betraten. „Das hier ist die Halle für die Fahrer, in der sie sich vor dem Rennen einmal treffen können, um sich zu unterhalten und vor dem Rennen etwas abschalten zu können. Das ist sehr wichtig. Nach dem Rennen werden meist auch hier die Pressekonferenzen abgehalten, in der die Fahrer Statements abgeben können“, erhob Kai ganz plötzlich die Stimme und durchbrach damit die Stille zwischen ihnen. Dann jedoch lief er zielstrebig in einen angrenzenden Gang hinein. Es dauerte wieder einige Zeit, die sie damit verbrachten durch weitere trostlos aussehende Flure zu laufen, bis Kai erneut anhielt. Dieses Mal vor einem Korridor, der den ihrigen unterbrach und auf welchem sich, in einem beträchtlichen Abstand zueinander, lauter mit Nummern beschriftete Türen befanden. Der Silbernhaarige schien sich kurz orientieren zu müssen und bog dann nach rechts ab und lief daraufhin mit Tala bis fast ans Ende des Gangs. Schließlich hielten sie vor einer weiteren Tür, diese war jedoch größer und auch stabiler als jene Metalltür zuvor. Kai blieb nur zögerlich vor dieser stehen, bis Yuri an seine Seite trat und jene ebenso anblickte. Der Silberhaarige warf seinem Nebenmann einen scheuen Blick zu und legte schließlich seine Hand auf den Türgriff. Zwar zögerte er immer noch, die Tür zu öffnen, doch schon im nächsten Moment lag Yuris Hand auf der seinen und drückte mit dieser gemeinsam den Griff herab, um die Tür öffnen zu können. Was Yuri dahinter erblickte, ließ ihn für einen Moment die Beherrschung verlieren. Wie hypnotisiert trat er über die Schwelle und fand sich in einer der Boxen von den Motorradteams wieder. Kai folgte ihm letztlich mit einigen Schritten an Abstand. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Züge als er Talas Gesicht sah. Dieser trat weitere Schritte vor und schaute sich genaustens um. Einige Meter vor Yuri traten die Sonnenstrahlen durch die zur Hälfte geöffneten Torläden hindurch und beschienen den gesamten Innenraum. Nicht unweit von dem Rothaarigen waren verschiedene Computer und Werkzeuge, sowie ein ganzer Stapel an Reifen positioniert. Auch Benzin fand man in Fässern lagernd in einer der hinteren Ecken der Box. Der Geruch von diesem lag schwer in der Luft, was für Yuri jedoch keinesfalls unangenehm war. Er liebte diesen Geruch sogar, schließlich war er damit aufgewachsen. Neben der vielen Elektronik und den verschiedensten mechanischen Sachen, standen nicht unweit der beiden Männer zwei Maschinen, denen man spezielle Abdeckungen zum Schutz übergeworfen hatte. Während Yuri sich weiter umsah, ging Kai zielstrebig auf einen der Tische zu und griff nochmals nach einem Schlüssel an seinem Bund. Mit diesem öffnete er eine bestimmte Schublade in der ein kleines Kästchen lag. Dieses holte er hervor und öffnete mit einem bestimmten Code das Schloss, das an diesem angebracht worden war. Als er auch jenes von dem Kasten entfernt hatte, steckte er seinen Schlüsselbund wieder ein und öffnete dieses. Von dort zog er wiedermals einen von zwei Schlüsseln hervor. Zugleich trat ein abwertender Ton über seine Lippen. Sein Chef hatte sich wirklich nicht verändert. Die Ersatzschlüssel für die Maschinen behielt er immer noch hier, obwohl man doch so leicht an diese kam. Doch Kai kümmerte sich nicht lange darum, er wollte keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Bevor er sich jedoch wieder umdrehen und zu Yuri zurückkehren konnte, fielen ihm einige Bilder auf, die an der Wand über dem großen Tisch hangen und welche schwach vom hereinstrahlenden Licht beschienen wurden. Das Größte von diesen, welches genau in der Mitte hang, erregte Kais Aufmerksamkeit. Genau betrachtete er es für längere Zeit, während lauter Erinnerungen in ihm emporstiegen, bis er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter verspürte und sein Gesicht zur Seite wandte - um dort in Yuris sorgenvolles Gesicht zu blicken. Um diesen zu beruhigen, schüttelte er leicht seinen Kopf, schloss für einen kurzen Moment seine Augen und wirbelte dann herum. Der Rothaarige verweilte noch für einen Moment an der Stelle, blickte dorthin, wo vor kurzem noch Kai gestanden hatte und warf dann ebenso einen Blick an die Wand, das mittlere Bild still musternd, ehe auch er sich umdrehte und zu dem anderen zurückkehrte. Dieser stand mittlerweile neben einer der beiden Maschinen und zog einfach das Verdeck ab, schmiss es achtlos auf den Boden und warf Yuri einen herausfordernden Blick zu. Doch dieser konnte zum ersten Mal seine Verwunderung nicht im Zaum halten. Die Fragen standen ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, doch ehe er zu einer ansetzen konnte, begann Kai alles aufzuklären. „Mein Team hängt noch sehr an mir. Bis zuletzt haben sie nicht daran gezweifelt, dass ich nach meinem Krankenhausaufenthalt wieder zurück auf die Bühne des Motorradssports treten würde. Als für mich feststand, dass dies nicht der Fall sein würde, versuchten sie alle mich umzustimmen, akzeptierten meine Entscheidung aber letztlich mit der Zeit und machten mir deswegen auch keinerlei Vorwürfe... Doch wie du siehst, besteht ihre Hoffnung auf meine Rückkehr weiterhin. Der Chef überließ mir sogar die Schlüssel, die normalerweise nur für wichtige Teammitglieder bestimmt sind und die nach deren Austreten eigentlich kein Recht mehr dazu haben, jene zu behalten.“ „Ich kenne diese Räume als wären sie mein Zuhause. Ich weiß, welche Gänge ich zu durchschreiten habe, wann die ersten Wachmänner zu ihrer Schicht antreten und welche Maßnahmen wann getroffen werden. Es wäre all die Zeit für mich kein Problem gewesen, hierher zu fahren und auf ein Motorrad zu steigen, um wieder einige Runden zu drehen. Doch ich konnte es nicht... Immer hielt mich etwas davon ab, eine Barrikade, die ich mir selbst errichtet hatte aus meinen Zweifeln, meiner Wut, meiner Angst - und Einsamkeit. Mir fehlte der Mut, mich meiner Vergangenheit zu stellen.“ Verstehend nickte Yuri nur und trat zu dem Silberhaarigen. Dieser nahm die Maschine und schob sie durch das halbgeöffnete Tor hinaus auf den Boxengang. Yuri trat dabei nah an Kais Seite, sodass sich beim Gehen ihre Schultern sanft streiften. Beide Männer sprachen kein Wort, bis Kai das Motorrad vor der Startgeraden an dem Platz der Polposition abstellte und sich erwartungsvoll an den Älteren wandte. „Wirst du mir folgen?“, fragte der ehemalige Rennfahrer, während eine Spur an Unsicherheit in seiner Stimme mitschwang. Für den ersten Moment sah sein Gegenüber ihn nur stumm und emotionslos an, bis sich Yuris Gesicht plötzlich etwas erhellte und er zustimmend nickte. „Bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss, mein Schöner.“ Dankend lächelte der Jüngere ihn daraufhin an und stieg auf die schwarz-silberne Rennmaschine, die im langsam verblassenden Sonnenlicht wie eine schwarze Perle funkelte. Tala zögerte einen Moment und betrachtete Kai ausgiebig auf der Honda. Dieser schien durch die langsam untergehende Sonne mit dem Motorrad zu verschmelzen, eins zu werden, als ob Kai nie zu etwas anderem bestimmt gewesen wäre... Ein Schauer lief dem Rothaarigen dabei über den Rücken. Sein Blick flog zugleich von Kai über die Maschine. Er hatte sich zwar nie so wirklich für diese sogenannten "Taschenraketen" interessiert - aber eher durch Zufall war er einmal darauf gekommen, sich wenigstens ein paar Arten und Marken von diesen zu merken. Als Kai langsam verstand, worüber Tala zu grübeln begann, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das hier ist ein Model für die Testrunden. Eine Honda CBR900RR 1999 oder auch Honda Fireblade genannt. Sie hat zwar schon mehr als zehn Jahre auf dem Kasten, zählt aber immer noch zu den Spitzenmotorrädern der Welt“, erklärte der Silberhaarige und rutschte wieder ein Stück nach vorne, während Tala auf ihn zu kam und sich hinten draufschwang. Dieses Mal liefen seine Bewegungen dabei sicherer ab. Er wusste sogleich, wie er sich hinzusetzen hatte und mit welchem Griff er sich am besten an Kai festhielt. Dieser steckte daraufhin den Ersatzschlüssel ins Zündloch und startete die Fireblade, die ähnliche Töne wie eine schnurrende Katze von sich zu geben begann. Viel langsamer und vor allem vorsichtiger stieg Kai dieses Mal ein und fuhr die Rennstrecke entlang hinaus auf das Gelände. Mit den Kurven nahm der junge Rennfahrer an Sicherheit zu und gab bei einigen geradeverlaufenden Streckenparts ordentlich Gas - blieb aber definitiv noch weit unter den Höchstgeschwindigkeit der Honda. Nach einiger Zeit hielt der Silberhaarige jedoch ganz plötzlich mitten auf der Strecke und wandte das Motorrad daraufhin nach rechts um. Mit einer sehr langsamen Geschwindigkeit fuhren sie von der Rennstrecke auf den Sandboden hinunter, bis Kai gänzlich hielt und den Motor der Fireblade abschaltete. Schließlich geistesabwesend seine Augen auf den Platz richtete, der sich vor ihm erstreckte... Dieser war überall von unebenen Boden und Sand bedeckt, bis nach einigen Metern ein paar Reifenstapel zu erblicken waren und sich schließlich dahinter eine etwa zwei Meter hohe Wand mit einem Gitter darüber auftürmte. Dahinter lag dann eine der kleineren Tribünen. Tala schaute über Kais Schulter hinweg ebenso auf diesen Ort, der nicht anderes aussah als andere Stellen auf dieser Rennstrecke. Doch er ahnte schon, dass hier etwas geschehen war. Etwas, das so bedrückend in der Luft lag, dass er es sogar verspüren konnte, als ihm der heiße Wüstenwind durch die Haare fuhr. Zugleich breitete sich eine leichte Unruhe in ihm aus, als er abstieg und auf die Erde trat. Kai schien es ähnlich zu ergehen. Dennoch entfernte der jüngere Mann sich mit festen Schritten von der Honda und somit auch von Tala und lief zielstrebig auf die Reifenstapel zu. Seine Augen schimmerten etwas, während sein Gesicht eine Mischung aus Traurigkeit und Wut widerspiegelte... Er ließ langsam seinen Blick über die Gegend gleiten. Jäh traten Bilder vor seine Augen - längst vergangene Geschehnisse, vor denen er versucht hatte davonzulaufen. Doch sie hatten ihn eingeholt, sie waren nie von seiner Seite gewichen. Aber er war bereit, sich ihnen zu stellen. Hier und jetzt war er es. Mit einem mulmigen Gefühl blieb der Silberhaarige stehen und verschränkte seine Arme vor der Brust, schluckte schwer und räusperte sich daraufhin. Ertrug, dass der damalige Unfall sich nochmals vor seinem inneren Auge abspielte und das mit jedem noch so kleinen Detail... Es hatte ihm schwere seelische Wunden zugefügt, das, was jetzt hier so friedlich und unversehen vor ihm lag. Kai konnte noch jedoch noch von der Tribüne her die entsetzen Rufe der Zuschauer vernehmen, während ihm - wie damals - der Geruch von brennendem Metal und schmelzenden Reifen in die Nase stieg. Es fröstelte ihn und alles schien urplötzlich über dem ehemaligen Motorradfahrer hereinzubrechen... Er schloss die Augen, um einmal kurz durchzuatmen und die Kontrolle über sich wiederzuerlangen. Doch genau in diesem Moment machte sich ein stechender Schmerz in seinem Kopf breit, gefolgt von einem unvermittelten Schwindelanfall, sodass im nächsten Moment seine Beine nachgaben und er zu Boden fiel. Yuri war im ersten Augenblick zu geschockt, um zu reagieren, preschte dann aber vor, um Kai aufzufangen. Doch es war bereits zu spät... Mit einem dumpfen Geräusch kam Kai mit seinen Knien auf dem trockenen Boden auf und fiel dann nach vorne - konnte sich im letzten Moment aber schließlich mit seinen Händen doch noch abstützen. Tala war sofort zur Stelle und kniete sich neben ihn, wollte ihn am Arm berühren, stockte jedoch im nächsten Moment. Kais Augen blickten starr und geweitet auf den Boden, während er schwer Luft durch den Mund ausstieß und ihm an der Stirn kalter Schweiß herab zu laufen begann. Es war ein beunruhigendes Bild. Dem Älteren kam es so vor, als wäre Kai an einem weit entfernten Ort. Irgendwo, nur nicht hier bei ihm. Zögerlich hob der rothaarige Mechaniker schließlich seine Hand und streifte sanft damit über die Schulter des Silberhaarigen und dann über dessen Rücken. Jäh trat wieder ein fester Ausdruck in die rubinroten Augen des anderen zurück, während sich im ersten Augenblick Kais Hände in der braunen Erde festkrallten und diese ganz plötzlich wieder losließen. Ganz langsam richtete sich - leicht gestützt von Yuri,welcher immer noch kein Wort hervorbrachte - der Jüngere wieder auf. Kai blieb auf der Erde knien und warf einen kurzen, immer noch abwesend wirkenden Blick zu dem Rothaarigen und starrte dann wieder über das Gelände bis zur Tribune hin. Dann senkte er seinen Blick erneut, sodass seine silbernen Vorderhaare ihm ins Gesicht fielen und Yuri den Blick auf dieses verwehrten. „Es war nicht immer so -“ Als der Jüngere fast wispernd die Stimme erhob, blickte ihn der Rothaarige von der Seite her verwundert an, da er nicht verstand, worauf Kai hinaus wollte. Dennoch schwieg er und ließ seinen Gegenüber gewehren. Wartete geduldig ab. Parallel dazu hob Kai seine, von der Erde schmutzigen, Hände und schien jene beinahe apathisch anzublicken. „Ich... ich war nicht immer so. Es hat sich so viel verändert, schon komisch.“ Ein bitteres Lächeln schlich sich auf die Lippen des jungen Fahrers. „Ich hatte Freunde, gute Freunde. Eine Familie, ein Zuhause - ein Ziel. Doch dieses Ziel... das hier, es hat alles kaputt gemacht“, sprach er traurig zu Ende und deutete mit einer Hand auf die Rennstrecke. „Durch meine Entscheidung für das Leben als Profimotorradfahrer, habe ich mir alles zerstört, was ich je geliebt habe. Ich verlor einen meiner Freunde, verleugnete mein Zuhause und wandte mich von meiner Familie ab. Die Aufmerksamkeit, das Geld, die Rennen, alles veränderte mich Stück für Stück.“ Kurz stockte er und Tala war sich sicher, dass er ein Schluchzen seitens seines Gegenübers vernommen hatte, ehe dieser fortfuhr mit seiner Geschichte. „Anfangs habe ich es nicht bemerkt... und als ich es doch tat und mich immer mehr und mehr zurückzog - für Außenstehende kühl und undurchschaubar wurde, weil ich dieses Interesse, das ich von allem und jedem bekam, nicht mehr ausstehen konnte, da war es mir egal. Es war mir egal, weil ich ihn an meiner Seite wusste. Er kannte, verstand und leitete mich. Er half mir nicht an meinem erreichten Ziel komplett zu verzweifeln und am Ende noch verrückt zu werden.“ Kai seufzte daraufhin schwer und rieb sich zugleich den Schmutz von seinen inneren Handflächen. Yuri war immer noch nahe bei ihm und umfasste Kais Schulter, zog den Silberhaarigen mit sanfter Gewalt zu sich, sodass dieser im nächsten Moment seinen Kopf auf die Brust des Rothaarigen, der neben ihm hockte, legte. „Solange wenigstens er noch zu mir stand, fühlte ich mich dazu bereit, der ganzen Welt entgegenzutreten, es wäre okay gewesen. Kein Problem, solange noch er als mein Freund an meiner Seite war. Mit ihm konnte ich lachen... mich aussprechen. Er kannte meine Zweifel, meine Wut - einfach alles. Er teilte sie auch mit mir, schließlich stand er, wie ich, ebenso ständig im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit.“ „Doch gerade hier - gerade hier, wo ich doch mein Leben lang hatte sein wollen, um meinen Traum... unseren Traum, ausleben zu können, da nahm mir das Schicksal alles und warf mich einfach zu Boden.“ Yuri erhob seinen Blick von dem Jüngeren und ließ ihn ein weiteres Mal über die Ebene streifen. Daher hatte er also an diesem Ort jenes seltsame Gefühl verspürt? Über Kai brach zugleich ein ganzer Sturm an Gefühlen herein. Er hätte am liebsten laut und verzweifelt gelacht und doch zugleich auch einfach nur geweint. Doch irgendwie konnte er in diesem Moment beides nicht tun, obwohl ihm danach war... „Ich erinnere mich noch an diesen Tag, als wäre es gestern gewesen. Als wäre gar nicht schon so viel Zeit vergangen. Es ist fast so als könnte ich immer noch seine Stimme vernehmen, ihn immer noch an meiner Seite spüren, so als ob sich nichts verändert hätte zwischen uns. Doch gleichzeitig... gleichzeitig weiß ich, dass das nur Einbildung ist, alles Lüge, ein Trugbild meiner Gedanken und das... das ist einfach nicht fair.“ Kais eine Hand, die zuvor nur leicht auf Talas Hemd gelegen hatte, vergriff sich nun fest im Stoff, während ein weiteres Schluchzen die Kehle des jungen Fahrers verließ. Tala schlang zugleich fester seine Arme um Kai. Sie mussten schon einen seltsamen Anblick angeben, wie sie beide hier so im Sand neben der Fahrbahn hockten. Doch den Rothaarigen kümmerte sich auch schon im nächsten Augenblick nicht mehr darum. Jetzt war Kai das Wichtigste. Er wusste, dass es dem Silberhaarigen viel Überwindung kostete, sich nochmals an alles zu erinnern und ihm alles zu gestehen. Langsam fügte sich so für ihn auch alles zusammen. Diese anfängliche Kälte, dann diese Unsicherheit in manchen Momenten, oder gar die Blicke des anderen, die er anfangs nicht hatte deuten können. Kai hatte sehr gelitten wie es schien; das war ihm so gar nicht bewusst gewesen. Er hatte zu Beginn, bevor er Kai richtig gekannt hatte, gedacht, dass der andere einfach nur sehr stolz war und es nicht mochte, auf seine Vergangenheit als Rennfahrer angesprochen zu werden - auch wegen des Vorfalls, der vor einiger Zeit durch die Medien gelaufen war. Mittlerweile konnte der Rothaarige sich auch schon denken, wen Kai die ganze Zeit über gemeint hatte. Damals, als er die Nachrichten verfolgt hatte, hatte man oft gesagt, dass die Ära der Blitze nun wohl beendet wäre. Da er sich jedoch nicht für den Motorrennsport interessierte – was sich bis heute nicht verändert hatte – hatte er jedoch einfach zu einem anderen Sender geschaltet und den Vorfall mit der Zeit vergessen. Doch jetzt ahnte er, dass dieser verunglückte Fahrer wohl Kais Freund gewesen war und sie als Team diese berüchtigten Blitze des Motorradrennsports gewesen waren. „Damals hat er mich abgeholt - wie jeden Morgen. Wir haben vor dem letzten Rennen der Saison noch eine Runde um die Stadt drehen wollen. Wir hatten bereits unseren eigenen Weg dafür gehabt. Immerzu haben wir dabei die kleineren Seitenstraßen benutzt. Am Ende haben wir außerdem meistens ein kleines Gefecht ausgetragen, bei dem eigentlich so gut wie immer er gewonnen hat. Stattdessen habe ich dafür immer auf der Rennstrecke gesiegt -“ Kais Griff löste sich wieder von Yuris Hemd, während er sich zugleich Talas Griff entzog. „Schon komisch, nicht war? Mittlerweile denke ich, dass er mich immer hat gewinnen lassen... dieser Mistkerl. Aber so war er nun mal.“ Ein leichtes Lachen entwich Kais Kehle. Es hörte sich so rau und erzwungen an, das es Yuri einen leichten Schauer bescherte. Zugleich hielt der Silberhaarige seinen Kopf immer noch gesenkt - verwehrte weiterhin Tala den Blick auf sein Gesicht. „Als... als wir dann hier ankamen, war eigentlich alles wie immer. Das Team war in guter Stimmung und zuversichtlich auf einen weiteren Doppelsieg zum krönenden Abschluss unserer guten Partnerschaft in jenem Jahr. Wir hatten in der Mechanikwertung die höchste Punktzahl und auch als Fahrer hatten wir für das Team einen beträchtlichen Punktestand erlangt. Alles schien so wie immer - er war wohl zu perfekt.“ „Erst als wir unsere Maschinen zum Start schoben, wurde ich leicht unruhig. Selbst als wir bereits auf unseren Motorrädern saßen und den Beginn des Rennens erwarteten, warf ich ihm immer noch einige Blicke zu. Irgendetwas hatte mich aufgerührt und ich wusste nicht, was es war. Ich versuchte diese Gefühle zu verdrängen, indem ich an unseren gemeinsamen Sieg dachte und mir vorstellte, wie wir danach am Abend ausgiebig feiern würden. Es würde halt so sein, wie es immer war! Nichts würde sich verändern, gar nichts! - So einen Mist redete ich mir ein und schob die Unruhe schließlich auf meine Anspannung. Vergaß dabei, dass ich eigentlich niemals bei einem Rennen zuvor angespannt oder aufgeregt gewesen war.“ Kais bitteres Lächeln verschwand auf einmal. Eine lange Stille trat zwischen den beiden Männer ein. Doch Yuri wartete immer noch geduldig ab. Ließ dem anderen alle Zeit der Welt. „Und dann... in der letzten Runde, wir lagen vorne, sahen schon gedanklich das Ziel und den Sieg vor unseren Augen, holte ein junger Fahrer plötzlich auf. Er überholte blitzschnell meinen Freund und wollte auch bei mir vorbeiziehen... Nur war ich gerade schon hier in diese Kurve gefahren. Er wollte mich wahrscheinlich abdrängen oder zum Abbremsen bewegen - weiß Gott, was er sich gedacht hat. Jedenfalls drängte er sich noch in die Innenbahn der Kurve. Ich war jedoch bekannt dafür, dass ich die Kurven riskanter Weise sehr eng nahm, worauf er nicht vorbereitet gewesen war... Und ich war auch überrascht gewesen, weil er einfach so plötzlich neben mir auftauchte und ich nicht mehr abfahren konnte, weil ich die Maschine schon zu weit auf die Seite verlagert hatte. Gleichzeitig war er einfach noch zu unerfahren als dass er in dieser Situation hätte richtig agieren können...“ Yuri zog den Silberhaarigen wieder zurück in seine Arme, als dieser plötzlich am ganzen Körper zu zittern begann. „Natürlich stürzten wir... Irgendwie schaffte ich es dennoch meine Maschine so mit meinem Gewicht zu verlagern, dass ich nicht direkt auf die andere Maschine und den jungen Fahrer stürzte - das wäre wohl auch sein Ende gewesen, denn dann hätte ihn meine Maschine erdrückt... Stattdessen prallte ich nur leicht gegen sie, sodass er einen Stoß erhielt und außerhalb der Fahrbahn in den Sand stürzte. Dadurch, dass er jedoch vor Angst gelähmt war, konnte er sich nicht von seiner Maschine lösen und schlitterte mit dieser direkt in einen Stapel Reifen hinein“, sprach Kai mit zittriger Stimme und schluckte einmal schwer, bevor er wieder sprach. „Ich selbst versuchte meine Maschine so gut wie möglich von der Fahrbahn zu bringen. Das einzige Problem dabei: eine rutschende Maschine lässt sich natürlich nicht so gut leiten.“ Ein abfälliger Laut trat über Kais Lippen. "Irgendwann konnte ich mich dann auch nicht mehr halten und musste loslassen, rollte quer fast über die gesamte Fahrbahn... Ich hatte unglaubliche Schmerzen, mir tat alles weh und ich konnte mich kein Stück rühren. Ich hatte diesen seltsamen Geruch von Benzin und Blut um mich herum. Ich versuchte meine Augen aufzuschlagen, wurde jedoch von einer plötzlich Übelkeit und Kraftlosigkeit übermannt - schließlich verlor ich das Bewusstsein.“ Kai hielt ein weiteres Mal ein. Zum ersten Mal seit langer Zeit, blickte er wieder zu Tala auf. Und dieser musste sich im nächsten Augenblick ganz schön zusammenreißen, um nicht zu erschrecken. In den Augen seines Gegenübers sah er unerwartet so viele verborgene Emotionen. Angst, Hass, Verzweiflung... Einsamkeit, Trauer, Schmerz, Bedenken - alles schien sich miteinander zu verbinden und dieses Rubinrot zu bilden. „Doch nur für kurze Zeit, wahrscheinlich sogar nur für paar Sekunden. Als ich wenig später wieder zu mir kam, hätte ich am liebsten laut aufgeschrien. Denn genau in dem Augenblick als ich meine Augen wieder öffnen konnte, musste ich mitansehen wie mein Freund meiner Maschine, die noch auf der Fahrbahn lag, nicht mehr ausweichen konnte, mit seinem Motorrad dagegen prallte und ihn der Zusammenstoß mit seiner Maschine in die Luft hob. Als erstes sah es so aus, als könnte er noch die Kontrolle über sie wahren, doch als er wieder auf dem Boden aufkam, rutschte sie ihm weg, sodass er mit ihr eine lange Strecke mitgezogen wurde und sich nicht von ihr lösen konnte.“ Die ersten Tränen traten Kai plötzlich in die Augen, während er sich von Talas Gesicht abwandte und nun wieder seinen Blick auf die Rennstrecke, dann auf den Stapel mit Reifen und die Wand kurz vor der Zuschauertribüne lenkte. „Die Kraft, welche die Maschine bekommen hatte, war sogar so stark gewesen, dass sie bis zu den Reifen nicht zum Stillstand kam. Mit voller Wucht knallte sie gegen diese, doch es waren zu wenige. Sie gaben nach, sodass die Maschine erst mit dem Aufprall auf der dahinterliegenden Wand zum Stillstand kam. Mein Freund geriet dabei zwischen - er... er geriet zwischen Maschine und Wand und wurde... Er wurde -“ Kais Stimme versagte, er hob eine Hand zu Mund und schaute daraufhin wieder zu Boden, unterdrückte ein weiteres Schluchzen, während er seinen Tränen freien Lauf ließ, sie unaufhaltsam seine Wangen herabliefen und schließlich auf den sandigen Boden tropften... Im nächsten Moment schüttelte er leicht seinen Kopf. „Ich versuchte mich zusammenzureißen, aufzustehen und zu ihm zu rennen - ich konnte es nicht. Verdammt noch mal, ich konnte es nicht! So schrie ich verzweifelt seinen Namen, um eine Antwort zu erhalten. Irgendein Zeichen, ob er... ob er noch - Gott, die Haltung in der er an der Wand mit der Maschine lag - so seltsam verdreht... Überall Bruchstücke des Motorrads. Der beschädigte Helm. D-das Glas und dann dieses... dieses viele Blut. Überall... einfach überall.“ Kai gab einen verzweifelten Schrei von sich und schlug seine zur Faust geballte Hand auf den Boden. „Ich wollte einfach nur zu ihm. Ihm helfen... einfach nur zu ihm. Mir war egal, wie schwer ich verletzt war, wie es mir ging. Ich wollte in diesem Moment einfach nur zu ihm. Ich wollte ihn retten! Er hatte es doch so oft in meinem Leben für mich getan. Ich wollte ihn nur retten... Für mich schien eine Ewigkeit zu vergehen, ehe die ersten Sanitäter kamen. Ich war so außer mir und mit den Nerven am Ende, dass ich sie von mir stieß, als sie mich versorgen wollten. Ich rief, dass sie zu ihm rennen sollten, ihn vom Motorrad ziehen sollten, ehe es explodiere... Man versuchte mich zu beruhigen, indem man mir sagte, dass Hilfe zu ihm unterwegs war -“ „Doch ehe die Sanitäter bei ihm angelangt waren, hatte sich das Feuer auf der Maschine bereits so weit ausgebreitet, dass es den Tank erreichte und dieser daraufhin explodierte. Als ich dann die Flammen sah - wie sie in gewaltiger Höhe in den Himmel schossen, schrie ich mir voller Verzweiflung die Seele aus dem Leib... Riss mich von den Helfern los und versuchte aufzuspringen, schaffte es für den ersten Moment, fiel jedoch nach einem Schritt bereits wieder hart zu Boden. Im Fall rief ich ein letztes Mal nach ihm. Dachte, dass ich endlich eine Erwiderung hörte... zwar leise, aber ich dachte sie gehört zu haben. Doch ehe ich noch etwas tun konnte, wurde es mir Schwarz vor Augen...“, beendete Kai, während seine Stimme immer leiser wurde. Plötzlich wirbelte der junge Fahrer wieder zu Tala herum und umarmte diesen jäh, klammerte sich verzweifelt an jenen. Fest schlang der Rothaarige seine Arme um seinen Gegenüber und drückte dessen Körper an sich, spürte dabei eine kalte Nässe an seinem Hals, die von Kais Tränen herrührte - doch das war ihm in diesem Augenblick völlig egal. Sie saßen sehr lange Zeit so da. Yuri wiegte den Jüngeren leicht in seinen Armen, wie man es für gewöhnlich bei Kindern tat, wenn diese weinten. Zugleich strich er dem Silberhaarigen manchmal sacht über den Rücken. Wollte Kai damit zeigen, dass er bei ihm war und auch nicht von seiner Seite weichen würde. „Ich konnte... ich konnte ihm nicht helfen. Warum nur war ich so schwach gewesen... Wieso konnte ich ihm nicht helfen?!“ Erst jetzt verstand Tala, dass Kai viel einsamer und trauriger war als er es sich hätte jemals denken können. Wie sehr er sich doch in dem Silberhaarigen getäuscht hatte, es war schon fast beschämend für ihn... „Sssch... ist schon gut. Du kannst nichts dafür! Dich trifft keine Schuld“, wisperte er seinem Gegenüber sanft ins Ohr und strich ihm daraufhin durch die Haare. Yuri wusste, dass er sich unbeholfen anstellte, doch er hätte auch niemals erwartet, dass Kai ihm gegenüber so viele Gefühle zeigen und ihm so viel über sich offenbaren würde. Es war eine völlig neue Situation auf einer völlig neuen Ebene ihres gegenseitigen Vertrauens... „Niemand kann etwas daran ändern - niemand, Kai! Keiner vermag es, das Schicksal zu ändern. Glaube mir, auch ich war verzweifelt und habe mir gewünscht die Uhr zurückzudrehen, um meinen Vater zu retten. Ich konnte es auch nicht -“ Kurz stoppte Tala in seinem Reden und überlegt für einen Moment, wie er am besten fortfahren sollte. „Doch es hatte gewiss alles einen Sinn. Du darfst der Vergangenheit nicht hinterher trauern, daran wirst du nur zugrunde gehen. Du musst dich ihr zwar stellen, aber nicht verzweifelnd mit ihr untergehen. Du tust dir damit keinen Gefallen! Du musst kämpfen und leben! Das Leben lieben, das man dir geschenkt hat! Du darfst es nicht einfach wegwerfen... Auch wenn du einmal aus der Bahn geworfen wurdest und auch wenn nicht alles nach deinem Plan verlaufen ist - du musst dein Leben weiterführen für dich und auch für deinen Freund! Denkst du nicht, dass er es nicht auch so gewollt hätte?“ Kai drückte sich noch etwas fester gegen den Älteren, mittlerweile hatte er aufgehört zu zittern und auch schien er nicht mehr so stark zu weinen. „Gare... Gare, es tut mir so Leid - so unendlich Leid! Verzeih mir, ich konnte dir nicht helfen... Wäre ich doch an deiner Stelle gestorben, verzeih -“ Ehe der junge Rennfahrer seinen Satz zu Ende bringen könnte, hatte Yuri in plötzlich mit seinem Händen fest am Gesicht gepackt und zwang daraufhin den Silberhaarigen ihn direkt anzusehen. Saphirblaue, kalte Augen trafen auf rubinrote, schimmernde. Festes Eis auf flackerndes Feuer. Die Zeit schien still zu stehen... Im nächsten Augenblick jedoch verstärkte sich Talas Griff um Kais Gesicht, welcher darauf ein leises, schmerzvolles Stöhnen von sich gab. „Nein Kai, nein - so nicht! Hörst du mich?! So nicht! Lass dich nicht in die Vergangenheit ziehen! Du musst kämpfen! Du musst Vergangenes in Ehre wahren, doch darfst du dein Herz und deine Seele nicht daran verlieren, sonst versinkst du in deiner Vergangenheit - vielleicht für immer. DAS DARFST DU NICH! Hörst du?! Tu das nicht! Denn... denn auch hier gibt es Menschen, die dich achten und b-brauchen... Die dich - die dich lieben! Kai, hörst du, ich liebe dich!“ Von Verzweiflung erfasst, beugte sich Yuri zu seinem Gegenüber herunter, der ihn geistesabwesend aus geröteten Augen anstarrte. Im nächsten Augenblick legte Tala für einen kurzen Moment seine Lippen auf die des Silberhaarigen; dann begann er Kai, mit einer für ihn selbst ungewohnten Sanftheit, die Tränen vom Gesicht zu küssen. „Jetzt bin ich bei dir. Ich gebe jetzt auf dich Acht, so wie dein Freund es früher getan hat. Daher hätte auch dein Freund gewollt, dass du weiterlebst und glücklich wirst. Dass du für euch beide ein erfülltes Leben führen kannst und glücklich wirst! Und auch ich brauche dich. Lass mich nicht allein, Kai. Nicht jetzt -“ Yuris Stimme wurde zum Ende hin immer leiser und verzweifelter, während er wieder auf den Silberhaarigen blickte. Dessen Tränen waren versiegt. Nur noch dieser abwesende, gar unheimliche Blick war geblieben. Doch jäh wandelte dieser sich und das starke, ausdrucksvolle Rot kehrte zurück. Zugleich erklang eine heisere, unsicher klingende Stimme seitens Kai. „T-Tala.“ Der Rothaarige war im selben Augenblick so froh darüber, dass er seine Beherrschung vergaß und den anderen froh in seine Arme schloss, leicht lachte vor Glück. Kai fühlte sich ausgelaugt und fertig, doch irgendwie auch befreit und innerlich ausgeglichen. Er war zwar im vorherigen Moment zu abwesend gewesen als das er Talas letzte Worte hätte vernehmen können, doch er hatte den Rothaarigen immer an seiner Seite gespürt. Es war fast das gleiche Gefühl, wie damals bei Gare. Vielleicht sogar etwas intensiver... Als Talas Arme sich um ihn schlossen und jener ihn überstürzt umarmte, war er im ersten Augenblick zu perplex. Doch als sein Blick wieder auf die Rennstrecke und den Unfallort fiel, sah Kai dort plötzlich eine ihm wohlvertraute Person. Sie lächelte ihn an und hob ihm die Hand grüßend entgegen und nickte ihm im nächsten Augenblick zu - wandte sich dann jedoch sogleich von ihm ab und schien gehend im Licht der untergehenen Sonne zu verschwinden. Auf Kais Lippen breitete sich daraufhin ein leichtes Lächeln aus. Etwas zögerlich hob er sogleich seine Hände und legte sie auf Talas Rücken, erwiderte die Umarmung. Jetzt brauchte er nicht mehr zurückzudenken an die Vergangenheit. Sein Platz war nicht mehr dort, sondern hier. Hier bei Yuri. Hier, wo er gebraucht wurde. Hier, wo er jemanden hatte, der an seiner Seite verweilen wollte, trotz seiner vielen Mängel. Auch hier gab es jemanden, der ihn schätze und brauchte und es wurde Zeit, dass er demjenigne das gab, was ihm Gare damals gegeben hatte... Und vielleicht, vielleicht würde ja Tala dieser jemand sein... Natürlich würde jener niemals den Platz seines Freundes in seinem Herzen einnehmen können. Das wäre schließlich gegenüber beiden nicht fair gewesen. Doch Yuri würde einen ebenso wichtigen erhalten, das stand ohne jegliche Zweifel für Kai fest. Denn das war er dem Rothaarigen wahrlich schuldig. Er würde es nochmals versuchen. Er würde versuchen wieder so glücklich zu werden, wie er es damals, vor seinem Leben als Profimotorradfahrer, gewesen war. Damals, als er noch mit seinen beiden besten Freunden ein unglaubliches Team gebildet hatte. Damals, als er wirklich frei gewesen war... „Ich danke dir... mein Freund“, wisperte Kai, mit dem Gesicht seines Freundes vor seinem inneren Auge, das langsam zu verblassen begann. Zugleich schloss er seine Augen und genoss es, Tala so nah zu sein. ~ + ~ ............... ~ + ~ Lange Zeit später lösten sie sich schließlich voneinander. Die Sonne war bereits untergegangen, doch es war noch hell. Nur langsam würde die Nacht kommen... Tala lächelte seinen Gegenüber sanft an und hob seine Hand zu dessen Wange, strich leicht über die verwischte, blaue Farbe von Kais Streifen. „Jetzt sind sie schon fast ganz ab“, murmelte er und kümmerte sich nicht darum, dass auch ein Teil an seinem Hemd wiederzufinden war. Kai erwiderte hauchzart das Lächeln und lehnte sich etwas gegen Yuris Hand, legte seine eigene auf diese, als jener sie wieder wegziehen wollte. „Das ist okay. Ich brauche sie jetzt nicht mehr“, meinte er ruhig und gestattete es, dass Tala ihm die letzten Reste der blauen Farbe von den Wangen wischte. „Warum das?“, ermittelte der Ältere zugleich. Kai schloss die Augen, als Yuri über seine Wangen strich. Als schließlich keine Farbe mehr auf ihnen vorzufinden war, öffnete er sie wieder und begegnete dabei Talas erwartungsvollem Blick. „Anfangs trug ich die Streifen, weil mein Vater sie immer getragen hatte, als er illegale Motorradrennen auf den Straßen gefahren war. Ich wollte seinem Beispiel folgen und legte sie nach seinem Tod als Erinnerung an ihn an. Doch als ich Profi wurde, vergaß ich ihn und mein Zuhause, weil ich für meinen Traum das alles aufgeben musste. Man sah es in der Szene aus der ich kam nicht gern, wenn man sich von dieser löste und so wurde ich verstoßen - und legte damit auch die Zeichen ab. Nachdem ich den Rennsport aufgegeben hatte, fielen sie mir wieder ein. Und als ich auf dich traf, fühlte ich mich in meine Vergangenheit zurückversetzt, sodass ich sie wieder anlegte. Sie waren sozusagen ein Zeichen dafür, dass ich wieder zu meinem Ursprung zurückgekehrt war, dass ich mich in meine Vergangenheit zurückversetzt fühlte, in der ich frei und ungebunden gelebt habe. Immer wenn dies so war und ich diese Gefühle verspürte, legte ich sie an.“ „Und wieso - ?“ „Wieso brauche ich sie jetzt nicht mehr?“, brachte Kai Talas Frage lächelnd zu Ende. Dieser nickte daraufhin nur. Der Silberhaarige lehnte sich im nächsten Augenblick vor, sodass seine Stirn die von Yuri berührte und sie sich sehr nahe waren. „Das liegt doch wohl auf der Hand! Weil ich nicht mehr in der Vergangenheit leben muss, um mich glücklich und frei zu fühlen, um wieder der zu sein, der ich einmal war. Schließlich... schließlich werde ich doch hier in der Gegenwart gebraucht“, sprach Kai und machte kurz eine Pause. „ - Sonst wäre ein nerviger, rothaariger Typ wohl ganz schön traurig und das kann ich wohl schlecht zulassen.“ Beide lächelten sie sich daraufhin an. Zwischen die beiden jungen Männer legte sich zugleich eine merkwürdige Atmosphäre. Wie gebannt blickten die beiden sich gegenseitig in die Augen. Tala grinste immer noch, während das Lächeln von Kais Lippen gewichen war. Dieser näherte sich im nächsten Augenblick seinem Gegenüber bedächtig, schloss leicht seine Augen und nahm sanft Yuris Gesicht in seine Hände, während sein Herz schneller zu schlagen begann. Auch Talas Grinsen verschwand, während auch er seine Augen schloss und dem Jüngeren zu gern entgegen kam. Im nächsten Augenblick berührten sich ihre Lippen zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss. ~ + ~ ............... ~ + ~ Nachdem sie sich nach langer Zeit voneinander gelöst hatten, waren sie aufgestanden und hatten die Maschine zurückgebracht. Auf der Rückfahrt sprachen sie kein Wort miteinander. Doch das brauchten sie auch nicht. Was dort auf der Rennstrecke zwischen ihnen geschehen war, zeigte nur zu deutlich wie nahe sie sich schon gekommen waren. Für beide mochte es erschreckend und zugleich erfreulich sein, wie schnell sie sich aneinander gewöhnt hatten und wie gut der andere doch einen zu verstehen schien... Man hätte wirklich meinen können, dass sie füreinander bestimmt waren und nun durch eine wahrlich seltsame Fügung des Schicksal zueinander gefunden hatten. ~ + ~ ............... ~ + ~ Als sie wieder in der Werkstatt ankamen, waren die anderen bereits nicht mehr da. So hatte Yuri schnell den Toreingang aufgeschlossen, sodass Kai den Wagen hatte reinfahren und dort abstellen können. Nachdem sie das erledigt hatten, fuhren sie auf Kais Maschine zu diesem nach Hause. Dort stellte der Silberhaarige sie neben seinem roten Pick-up ab und wartete darauf, dass Tala als erstes abstieg. Jäh wurde er dabei von einer plötzlichen Unruhe ergriffen... Jetzt würde es so weit sein, dass er das, was er sich vorgenommen hatte, würde umsetzen müssen. Erneut schlug ihm dabei das Herz fest gegen seine Brust, dass er schon glaubte, es würde seinen Brustkorb sprengen. Als Tala schließlich abgestiegen war, schluckte er noch einmal und zog sich dann den Helm vom Kopf. Anschließend stieg er ebenso von der Maschine herunter. Mit seinem Schlüssel öffnete Kai im Anschluss per Kopfdruck die Garage und rollte seine Maschine dort hinein. Tala folgte ihm mit den Helmen, da er Kai seinen zuvor abgenommen hatte, damit jener freie Hände für seine Maschine hatte. Kai entging dabei Yuris Blick keinesfalls nicht, als jener auf seine weitere Maschine, eine BMW R 1100 RT blickte, die durch ihren roten, durch das Garagenlicht schimmernden, Mantel dem Älteren sogleich ins Auge fiel. Im Gegensatz zu seiner Ducati, war diese ein ganzes Stückchen länger, dafür - trotz ihres Mantels - auch schmaler und somit zugleich wendiger. Beide Maschinen hatten ihre Vor- und Nachteile, wie es bei jedem Motorrad der Fall war. Kais Ducati war für längere und schnellere Fahrten besser als das andere Motorrad geeignet, welches sich wiederum eher für Kurzausflüge oder Spazierfahrten eignete. Dafür hatte der Silberhaarige in seine RR Ducati MH900e auch mehr Geld zum Aufbessern stecken müssen. Da die Teile fast doppelt so teuer gewesen waren, als die der BMW-Maschine, obgleich jene später auf den Markt gekommen war. Und seine silbern-schwarze Lady hatte dafür auch mehr angebrachte Einzelheiten, als seine zweite Maschine. So zum Beispiel besaß sie seitliche Luftführungen die halfen, die Temperatur des hinteren Teils des Zylinders niedrig zu halten und den Motor somit effektiver machten. Der Silberhaarige hatte es sich zudem erlaubt, auch die Ölkühlung zu überarbeiten, um dem Bike seinen persönlichen Schliff zu verpassen; so beispielsweise, beim Mantel, den er sich völlig neu gestaltete, indem er auffälligere und aggressivere Farbelemente miteinbezog und somit ein richtiges Kunstwerk aus ihr gemacht hatte. Auch das Innenleben blieb nicht von einem Umbau verschont. Der Motor wurde auf Hochtouren gebracht, ein neues elektronisches Benzineinspritzsystem wurde hinzugefügt und die Gänge wurden durch die Verbesserungen auch mit erhöht. Natürlich durfte eine neue Lackierung ebeneso nicht vergessen werden... Kai hatte viel Arbeit und Zeit in diese Maschine investiert, doch am Ende hatte es sich für ihn wirklich gelohnt. Der roten BMW hatte er nicht so viel Zeit geschenkt. Als er sie einst einmal in einem Laden gesehen und sie sich daraufhin geholt hatte, war ihm nach dem Kauf plötzlich die Lust auf eine Umgestaltung der Maschine vergangen. Die von der Optik her sportlich wirkende Maschine bestach zwar nicht gerade mit ihrer Schönheit, doch mit ihrer Innenausstattung dafür umso mehr. Die für BMW typisch elegante und kompakte Front wurde durch die zusätzliche Sportscheibe sowie der schwarzen Blinkerelemente und Handprotektoren betont. Der Rest des Äußerlichen war eher gewöhnungsbedürftig und hätte sich Kai nicht dazu durchringen können, ihr wenigstens einen Mantel anzubauen, würde sie wohl noch hässlicher erscheinen. Doch das Aussehen war bekanntlich nicht alles. Sie bestach dafür mit ihrer maximalen Zuverlässigkeit, die sie mit ihrem Sekundärantrieb, welcher durch eine Kardanwelle erfolgt, und einen minimalen Wartungsaufwand gewährleistete, zeigt. Und auch ihre Bremsen, die über eine Sonderausstattung verfügten, machten sie dennoch zu einer ganz guten Wahl. Kai wandte im nächsten Augenblick seinen Blick von der Maschine ab und stellte dafür seine Ducati neben sie, nahm dann eine Plane, die auf der BMW Maschine gelegen hatte und zog diese über die Ducati, Tala trat ihm dabei sogleich hilfreich zur Seite... Nur wenige Minuten später verließen sie gemeinsam die Garage. Kais Aufregung stieg dabei wiedermals an als er in Richtung Haustür gehen wollte. Plötzlich jedoch spürte er Talas Hand an seiner, wie diese ihn zurückhielt. Sogleich wirbelte er verwundert herum und blickte in Yuris heiteres Gesicht. „Komm schon, Schöner! Die Nacht ist noch zu jung, um sich vor dem Fernseher auf der Couch zurückzulehnen!“, meinte dieser lächelnd und ließ Kais Hand wieder los. Elegant zog Kai eine Augenbraue hoch und blickte seinen Gegenüber ungläubig an. „Und was schlägst du vor?“ „Das wirst du schon sehen, lass uns erst einmal fahren! Aber diesmal nehmen wir deinen Wagen. Für heute reichen mir diese Taschenraketen wirklich!“ Kai konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und nickte schließlich. So warf er dem Rothaarigen seine Autoschlüssel zu und stieg neben diesem auf den Beifahrersitz ein. Kurz darauf waren sie wieder unterwegs... ~ + ~ ............... ~ + ~ Bereits fünfzehn Minuten später hielten sie auf dem Parkplatz, welcher auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom „Tropical Thunder“ lag. Kai konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, nachdem er den Laden erspäht hatte. Er erinnerte sich noch gut daran wie Tala und er hier ihr erstes „Date“ gehabt hatten. Wie sie frei über Gott und die Welt geredet hatten - oder eher gesagt, wie Tala über diese Dinge gesprochen hatte... Er selbst hatte damals – nicht gerade erfreut über dieses Treffen – dagesessen und nur ab und zu sein Kommentar zu einigen Themen abgegeben, jedoch kaum die Initiative ergriffen. Aber bis jetzt hatte sich zwischen ihnen das Ganze auch kaum geändert. Immer noch war es oftmals so. Nun... sah man einmal von dem heutigen Nachmittag ab. Kai wusste immer noch nicht, was ihn da geritten hatte, einfach so alles was ihn bewegte aus sich ausbrechen zu lassen. Und das auch noch vor Tala! Doch dieser war Gott sei Dank sehr verständnisvoll gewesen und hatte ihn aufgefangen, etwas, das man seit sehr langer Zeit nicht mehr bei ihm getan hatte. Dafür war er dem Rothaarigen äußerst dankbar und es bestätigte nur noch zusätzlich sein Gefühl und das, was er sich für den heutigen Abend vorgenommen hatte. Yuri hatte so viel für ihn getan, er wollte es ihm zurückzahlen. Wenn auch auf eine Art, die der Rothaarige vielleicht nicht von ihm erwarten würde. Doch das war umso besser, schließlich wollte Kai Tala alle Seiten von sich zeigen. Die wohl verletzlichste und einsamste hatte der Ältere heute bereits erlebt - und war dabei unglaublich einsichtig dem gegenüber gewesen. Es hatte wirklich gut getan, sich jemanden anzuvertrauen. Jetzt erst spürte Kai, dass wirklich jemand an seiner Seite war und dieser Gedanke festigte sich auch immer weiter in ihm und ließ ihn neuen Mut schöpfen. Und hoffen, darauf, dass er eines Tages wieder so unbekümmert und lebensfroh werden konnte, wie er es einst einmal gewesen war. Wobei er gestehen musste, dass er durch Tala den ersten Schritt in diese Richtung getan hatte. Denn bei diesem konnte er wirklich einmal seine kühle Fassade ablegen und sich ganz dem anderen hingeben. Dieser verstand ihn gut und griff ihn nicht an. Er akzeptierte ihn, so wie er war und das bedeutete Kai sehr viel... In jenem Moment schaute er zu Yuri, der gerade den Schlüssel aus dem Zündloch zog und ihn schelmisch anlächelte. „Ich dachte mir, ein wenig Spaß könnte nicht verkehrt sein. Schließlich bist du jung... ich bin jung... die Nacht ist jung! Und solange wir alle noch jung sind, müssen wir uns doch alle lieb haben.“ Kais Hand wanderte im nächsten Moment zur Türklinke. „Na dann mal los“, sagte er, das Grinsen Yuris auf dessen Aussage hin erwidernd. ~ + ~ ............... ~ + ~ Nachdem sie das Lokal betreten hatten, sah Kai sogleich, dass der Laden um einiges voller war als damals, als sie das letzte Mal hier gewesen waren. Das mochte wohl entweder daran liegen, dass das Wochenende vor der Tür stand, oder aber, dass es bereits später war. Beides konnte gut möglich sein. Schließlich war da „Tropical Thunder“ ein beliebter Pärchentreff. Neben gutem Service und gutem Essen wurde den Gästen auch ein herrlich romantisches Ambiente geboten, zu dem keiner nein sagen konnte. Der Silberhaarige war deswegen schon etwas besorgt darum, dass sie keinen Tisch bekommen würden, doch Yuri hatte mal wieder etwas völlig anderes im Sinn. Kai fiel dies jedoch erst auf, als jener im nächsten Moment seine Hand ergriff und ihn an der Theke, wo man für gewöhnlich seine Reservierung meldete, vorbeiging. Verwirrt blickte Kai zu dieser und dann nach vorne zu Tala. Jener jedoch schien zielstrebig etwas zu verfolgen und blickte sich deswegen auch für den ersten Moment nicht zu dem Jüngeren um. „Tala... was soll das? Wir müssen doch -“ Ehe der junge Mann zu Ende sprechen konnte, brach er den Satz auch schon ab. Seine leicht geweiteten Augen richteten sich auf eine Treppe, die im hinteren Teil des Lokals im Erdgeschoss lag. An den Anfang des Ganges hatte man zwei große Palmen gestellt, von denen ein mit Blumen und Muscheln beschmücktes Netz herabhing, durch das man gehen musste. Kai versuchte, sich zugleich daran zu erinnern, was Yuri ihm mal darüber erzählt hatte, doch er war sich nicht mehr so sicher. Da seine Neugier jedoch größer als sein Misstrauen war, beruhigte er sich im nächsten Moment und holte zu Yuri auf, sodass jener seine Hand wieder losließ und ihn von der Seite her etwas listig angrinste. Der Silberhaarige machte sich jedoch nichts draus. Er kannte diese Art von Yuri ja bereits und sie störte ihn auch kaum noch. So durchschritten sie den netzartigen Vorhang und liefen dann gemeinsam die Treppen in den Keller des Gebäudes hinunter. Am Fußende der Treppe fanden sich die beiden Männer in einem langen Gang wieder, der schwarz gestrichen worden war und an dessen Wänden sich jeweils zu beiden Seiten einige Hologrammbilder befanden. Zusätzlich hatte man in die dunkle Farbe Glitzer gestreut, welches herrlich funkelte, wenn das rötliche Licht auf es fiel, das von den Ecken des Ganges her diesen beleuchtete. Zugleich war zu diesem Anblick laute Musik zu vernehmen, die aus dem Raum kam, der sich hinter einer großen, stählernen Tür befand, die am Ende des langen Ganges platziert worden war. Als sie den Gang entlang gingen, blieb Kai an manchen Bildern für kurze Zeit stehen, damit er sie besser betrachten konnte. Yuri wartete dann immer geduldig und erwiderte Kais kurzen und scheuen Blick, wenn dieser sich zu dem Rothaarigen wandte. Der Ältere spürte dabei instinktiv, dass sein Gegenüber noch von vorhin recht eingeschüchtert war, es jedoch weder ihm oder sich selbst zugestehen konnte. Aber daraus machte sich Tala nichts. So kannte er seinen kleinen, süßen Sturkopf. Dennoch würde er das Eis, was seither wieder etwas zwischen ihnen gewachsen war, mit einem Schlag zum Schmelzen bringen und der Nachtclub, der sich unter dem Lokal des Geschäftes befand, würde einen großen Teil dazu beitragen. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf den Lippen, öffnete er die Tür zu dem Raum, aus dem die Musik dröhnte und hielt diese für Kai geöffnet, dass dieser als erster eintrat... ~ + ~ ............... ~ + ~ Nachdem sie an einem der kleinen Tische Platz genommen hatten, die um die große Tanzfläche in der Mitte des Raumes aufgestellt worden waren, bestellten sie sich sogleich Getränke. Doch seitdem blieb es still um sie. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzugehen, während sie ihre Blicke durch den Raum schweifen ließen. Es war sehr laut und stickig ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft. Die Stimmung der Tanzenden, die von verschiedenen Lichtern bestrahlt und von einer großen Menge Rauch eingehüllt waren, war gut. Überall sah man Pärchen, die sich unterhielten oder sich anderweitig miteinander beschäftigen, wobei sie wohl nie etwas von Schamgefühl gehört hatten... Der DJ legte schnelle Stücke auf, gemischt mit einem guten Bass. Seine Turntabels hatte er auf einer Erhöhung des Raumes in einer Ecke stehen. Ab und zu ließ er sich von einer der Kellnerinnen ein kühles Getränk bringen und ließ es sich dabei nicht nehmen, mit dieser zu flirten. Kai schaute zugleich auf die Tanzfläche, was Tala etwas kränkte, da er wollte, dass dessen Aufmerksamkeit bei ihm lag. So suchte er auch verzweifelt nach einem passenden Thema zum Einstieg in ein Gespräch. Doch er fand einfach keines, bei dem er sich hundertprozentig sicher sein konnte, dass der Silberhaarige auch darauf eingehen würde. Aber das war noch lange nicht Yuris einziges Ärgernis. Viel eher wurde die Wut des Rothaarigen durch diejenigen – Männer wie Frauen - geweckt, die an ihrem Tisch vorbeiliefen und es nicht lassen konnten, dabei "notgeile" Blicke auf "seinen" Kai zuwerfen. Schon vorhin hatte Tala bemerken müssen, dass Kai oft das Interesse anderer wie magisch auf sich ziehen konnte. Natürlich konnte der Silbernhaarige nichts dafür und Yuri war sich auch sicher, dass er das nicht gern oder mit Absicht tat, aber allein schon diese kühle Haltung, dieser durchtrainierte Körper und diese geheimnisvollen Augen machten ihn zu etwas Begehrenswertem. Zu etwas Besonderem... Jedoch sahen diese Leute nur Kais Äußeres, nicht das, was sich dahinter verbarg und dabei war das doch so viel schöner. Das war doch erst die wirkliche Besonderheit an dem Jüngeren und das, was ihn so begehrenswert für den Rothaarigen machte. Die anderen aber sahen es nicht und für ihre Art, den Silberhaarigen so anzusehen, der doch viel Besseres verdient hatte als das, hasste Tala jene Leute in diesem Moment. Und dementsprechend taktierte er sie auch mit finsteren Blicken, wenn welche an ihnen vorbeigingen und nur all zu deutlich starrten. Genau in jenem Augenblick wandte Kai sich wieder seinem Getränk zu und während er an seinem Glas nippte, warf er einen scheuen Blick auf seinen Gegenüber. Dieser sah ihn anfangs etwas bedenklich an, lächelte dann aber schwach. Der Silberhaarige ging dieses Mal jedoch nicht darauf ein, sondern behielt seinen kühlen Blick bei. Spätestens jetzt wussten beide, dass diese seltsame Atmosphäre zwischen ihnen, die sie nachmittags auf der Rennstrecke gespürt hatten, nun nicht mehr präsent war. Es hatte sich stattdessen etwas Bedrückendes über sie gelegt wie ein schwerer, durchsichtiger Mantel. Das machte Yuri nachdenklich. Aber auch so sah er, dass Kai viel angespannter war als zuvor. Woran das wohl lag? „Stimmt etwas nicht? Ich hab so das Gefühl, dass dir etwas auf dem Herzen liegt.“ Zugleich beugte Tala sich vor und wollte die Hand des anderen ergreifen, während er diese Worte laut sprach. Dieser aber zog sie im selben Augenblick zurück und ergriff mit ihr stattdessen sein Glas - warf dabei wieder seinen Blick auf die Tanzfläche. Das Lied hatte gerade zu Ende gespielt und einige verließen die Tanzfläche, um sich einen Drink zu gönnen. „Da hast du ein falsches Gefühl. Alles okay“, war die recht unterkühlte und knappe Antwort auf seine Äußerung, die den Rothaarigen etwas verdutzt dreinschauen ließ. Was hatte er den wieder falsch gemacht, dass der Jüngere jetzt so sauer auf ihn zu sein schien? Doch Yuri Ivanow wäre nicht Yuri Ivanow, wenn er nicht hartnäckig sein und sich nicht so leicht unterkriegen lassen würde. So setzte der Rothaarige seine Bemühung um ein Gespräch fort. „Möchtest du tanzen? Wir können ruhig -“ „Nein“, war die Entgegnung mit welcher Kai Tala einfach unterbrach, ohne dass er seine Augen von der Tanzfläche abwandte. Langsam wurde es auch Yuri zu bunt. Er hatte ja Geduld, aber warum musste der Silberhaarige ausgerechnet jetzt damit anfangen, sich ihm gegenüber so abweisend zu verhalten? Es war doch bisher so sein schöner Tag gewesen. Das jetzt zu zerstören war Talas Meinung nach wirklich unnötig. „Ich weiß zwar nicht, was dich wieder geritten hat... Aber bitte, wie du willst“, erwiderte er deswegen recht kühl und stierte seinen Gegenüber verärgert an. Dieser reagierte erst nicht darauf, erwiderte dann aber den finsteren Blick. „Es tut mir ja so unendlich Leid, dass ich eine eigene Meinung besitze!“, zischte Kai im nächsten Moment verstimmt und taktierte den Rothaarigen weiterhin mit einem finsteren Blick. „Es ist ja in Ordnung. Nur brauchst du nicht ständig andere anzufahren, wenn du einmal keine gute Laune hast, das fällt unter den Rahmen einer gewissen Freundlichkeit, die man eigentlich besitzen sollte“, erwiderte Tala kaum freundlicher. „Jetzt bin ich auch noch unfreundlich! - Entschuldige bitte, dass ich lebe!“ Jetzt war Kai nicht mehr allein gereizt, sondern schon ziemlich verärgert. Es würde nur noch ein kleines Stück fehlen, bis man bei ihm das Fass zum Überlaufen bringen würde, wie es schien. Das bemerkte auch Yuri, der im selben Augenblick recht verblüfft dreinschaute, nachdem der Jüngere dies von sich gegeben hatte. Dabei hatte doch alles so gut begonnen. Gerade ging der ganze Abend den Bach herunter... Er seufzte schwer. „So habe ich das doch nicht gemeint, Kai - bitte.“ Der Silbernhaarige war jedoch zu aufgebracht um sich länger das Gerede des Älteren anzuhören. Er nach nochmals seinen kräftigen Schluck von seinem Black Russian, stellte es mit einem lauten Geräusch auf die Tischplatte zurück und sprang dann auf. Schließlich verschwand Kai in Richtung Tanzfläche, bis er zwischen den vielen Besuchern nicht mehr zu entdecken war. Tala lehnte sich zurück, seufzte nochmals und fuhr sich dann mit einer Hand durch seine Haare. „Na ganz toll...“ Doch nur wenige Minuten später war auch er wieder auf den Beinen und ging in Richtung Tanzfläche davon. Tala brauchte auch nicht lange zu suchen. Auf Anhieb fand er den Silberhaarigen, der sich hingebungsvoll zu der schnellen und dröhnenden Musik bewegte. Dennoch zögerte der Rothaarige wegen ihres Streits von eben, zu ihm zu gehen. Kai selbst dachte im selben Augenblick angestrengt darüber nach, warum er gerade so wütend auf Tala reagiert hatte. Dieser hatte ihm doch gar nichts getan. Im Gegenteil, er war schon den ganzen Tag über sehr verständnisvoll und aufmerksam gewesen. Und wie dankte er es ihm? Indem er ihn anfuhr und gereizt auf ihn reagierte... Freundliche Dankbarkeit. Aber der Silbernhaarige wusste ja selbst nicht genau, woher auf einmal diese negativen Gefühle herkamen. Doch in dem Moment, da sich ihre Blicke getroffen hatte, war Kai von seltsamen Empfindungen übermannt worden. Einerseits hatte er in diesen Sekunden einfach nur aufspringen und weglaufen wollen, doch andererseits war er so unglaublich angespannt gewesen, dass er still auf seinem Platz sitzen geblieben war, während er zugleich von einem heißen Schauer heimgesucht worden war. Trotzdem war dies keine Entschuldigen dafür, dass er so mit Yuri umgesprungen war, keineswegs. Doch was sollte er schon als Entschuldigung vorbringen? Während er darüber nachdachte, schloss er seine Augen und seufzte schwer, konnte sich kaum noch auf den Song konzentrieren, den der DJ spielen ließ. Erst als das Lied leise ausklang, öffnete er wieder seine Augen und bemerkte dabei, dass die meisten Tanzenden auf dem Weg von der Fläche waren. Auch setzte für längere Zeit kein neuer Song ein. Etwas verwundert blieb er so einfach stehen und wartete darauf, dass die Musik wieder zu spielen begann. Doch bevor dies geschah, meldete sich der DJ des heutigen Abends bei seinen Gästen und kündigte an, dass es nun etwas schön Romantisches für die Paare unter den Leuten gebe und die Tanzfläche nun für eine Stunde ihnen gehören würde. Zugleich gab der Mann hinter den Turntabels nun seinen Posten für eine Weile auf und übergab für diesen Zeitraum die musikalische Unterhaltung einem Livesänger. Dieser hatte sich mit seiner Band bereits in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes auf seinen Auftritt vorbereitet, während der DJ zuvor die Songs gemixt hatte. Mit großem Enthusiasmus dankte er seinem Kollegen und grüßte nun die Anwesenden. Sauer wie Kai war, verschlechterte sich seine Laune noch etwas bei diesen Worten, sodass ein leises Knurren seine Kehle verließ, während seine roten Augen einen tieferen Ton anzunehmen schienen. Doch dann setzte bereits wieder die Musik ein, wodurch der Silberhaarige so schnell wie möglich wieder an den Tisch, wo er Yuri vermutete, zurückkehren wollte. Er war gerade dabei sich in diese Richtung zu begeben, als er jäh leicht eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er wollte zu einem bösen Kommentar ansetzen und den, der es gewagt hatte, ihn zu berühren, anfahren, um seinen Groll an jenem auszulassen, als er in ein Gesicht mit zwei eisblauen Opalen und einem sanften Lächeln blickte. Es war Tala, hintergründlich ganz sanft von der Stimme des Sängers umgeben... At the mirror you fix your hair and put your makeup on You're insecure about what clothes to wear... Dieser ergriff im nächsten Moment seine Hände und führte diese über seine Schultern, ließ dann los und zog den Silbernhaarigen stattdessen nahe an sich heran. Überrumpelt fand sich Kai nahe Tala wieder. Als er dies realisiert hatte, bildete sich eine leichte Röte auf seinen Wangen, während er etwas mürrisch zu dem Rothaarigen emporschaute, der immer noch sanft lächelte. „Tala, wir können doch nicht -“ Ehe der Jüngere jedoch seinen Satz zu Ende sprechen konnte, lag ein Finger des Rothaarigen sacht auf seinem Mund und brachte ihn damit zum Schweigen. I can't see nothing wrong „Sei ruhig... Sturkopf.“ Kai zögerte noch einen Augenblick, dann legten sich jedoch seine Arme um Talas Nacken, während der Rothaarige selbst seine Hände an die Hüfte des Jüngeren legte und sie langsam zum Lied zu tanzen begannen, sich dabei an den Blicken der anderen nicht störten, die teils neidvoll oder böse auf ihnen lagen. To me you look so beautiful when you can't make up your mind It's half past eight, it's getting late Die Röte war immer noch nicht von Kais Wangen gewichen. Zugleich fingen seine Gefühle an, ein Eigenleben zu führen. Sein Herz schlug ihm schnell gegen seine Brust, während er zögerlich ein weiteres Mal aufschaute und sich ihre Blicke somit erneut trafen. Doch dieses Mal war es wieder anders. Die Anspannung war verfolgen. Die traute Zweisamkeit setzte ein, während sie gegenseitig in den Augen des jeweils anderen zu versinken schienen. - It's OK, take your time... Talas Lächeln war zwar von seinen Lippen verschwunden, doch stattdessen zierte ein sanftmütiger Ausdruck sein Gesicht. Sein Griff um Kai verstärkte sich dabei leicht als befürchtete er, dass dies nur ein Traum sei, von dem er gleich erwachen würde, um feststellen zu müssen, dass der Silberhaarige niemals so von ihm angetan gewesen war. Doch zu seinem großen Glück war dem nicht so. So schätze Yuri diesen Moment und schwor sich solange er lebte, diesen niemals zu vergessen. Standing here my hands in my pockets Like I have a thousand times Alles schien so passend gemacht und perfekt für sie zu sein. Dieser Tag, dieser Abend, diese Begegnung, dieser Tanz, dieses Lied. Sie gemeinsam. Ganz nah beieinander, ihre Körper wie eins, den warmen Atem des anderen auf ihrer Haut vernehmend. Es war ein berauschender Moment, für beide. Thinking back it took one breath One word to change my life... Während der Sänger zum Refrain ansetzte, brach Kai den Blickkontakt zwischen ihnen, schloss genüsslich seine Augen und presste sich ein Stück näher an den Rothaarigen, legte dabei seinen Kopf auf den Oberkörper des Älteren ab und ließ sich ganz von Tala führen. Übergab sich in dessen Hände... The first time I saw you it felt like coming home If I never told you I just want you to know... Während sie gemeinsam zu dem Lied tanzten, schien die Außenwelt um sie herum vor ihnen zu verschwimmen und unrealistisch zu werden. Das Einzige, das sie jetzt wahrnahmen und für wichtig befanden, waren sie selbst. Die gegenseitige Wärme, die sie sich schenkten... You had me from hello... Im nächsten Moment beugte sich Tala zu Kai herab. Strich mit einer Hand sacht durch dessen silbernschwarzes Haar und ließ dieses dann wieder sinken. Der Jüngere blickte zugleich etwas überrascht auf, sodass sich ein weiteres Mal ihre Blicke trafen. Dieses Mal jedoch lag auf den Lippen Kais ein schwaches Lächeln, während er bemerkte, wie nah sie sich dabei waren. Nicht viel würde fehlen und ihre Lippen würden sich berühren. Es war eine große Versuchung. Doch Kai durchbrach diese vertraute Stille zwischen ihnen. When we walk into a crowded room It's like we're all alone „... Es tut mir Leid.“ Yuri wusste sogleich, dass er damit auf ihr Streitgespräch ansprach, wodurch er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Er hätte nämlich niemals gedacht, dass der Jüngere als erstes nachgeben und sich sogar entschuldigen würde. Aber dieser Abend war sowieso ganz anders als gedacht. Nicht, dass es ihn störte! Dennoch war es etwas anderes... Einfach etwas Wunderbares. Er schloss zufrieden seine Augen und schüttelte leicht seinen Kopf. Everybody tries to kidnap your attention You just smile and steal the show „Es gibt nichts, das zu bereuen wäre. Solange du hier bist, ist alles in Ordnung.“ Kais Lippen verließ ein leicht abfälliger Laut, der jedoch keineswegs so böse gemeint war, wie es den Anschein hatte. Yuri wusste dies, weil er langsam begann, den Silberhaarigen wirklich zu begreifen. Schließlich waren sie sich heute auch ein ganzes Stück näher gekommen. Und eine Tatsache wurde dadurch dem Rothaarigen mit jeder Minute umso bewusster. You come to me and take my hand We start dancin' slow Und er fühlte instinktiv, dass er es Kai sagen musste. Das, was er empfand... und das nicht erst seit gestern, musste mit voller Ehrlichkeit aus seinem Munde kommen. Noch zögerte er, es zu äußern, wartete auf den passenden Moment und doch wusste er, dass es auch spontan kommen musste. Sein Herz würde ihn leiten... You put your lips up to my ear and whisper way down low... Schließlich war der richtige Augenblick gekommen. Während der Silbernhaarige sich recht anhänglich an ihn schmiegte, schloss er beschützend seine Arme um diesen und hielt im Tanzen inne. Während Kai etwas überrascht zu dem Älteren aufschaute, beugte dieser sich zu dem Silberhaarigen herab. Sein Herz schlug ihm dabei fest gegen die Brust. Leicht lehnte er sich vor. Jäh konnte Kai den heißen Atem des Rothaarigen an seinem Ohr vernehmen. Ein angenehmer Schauer zog dabei über seinen Körper hinweg. In diesem Moment wussten sie beide, dass sie dem jeweils anderen gehörten... From the first time I saw you it felt like coming home If I never told you I just want you to know - „Kai - ich muss dir etwas gestehen. Etwas, das du kaum glauben wirst... Aber dennoch sollst du es erfahren“, wisperte Tala sanft, streifte beim Sprechen mit seinen Lippen das Ohr des Jüngeren, in welchem dadurch weitere, verwirrende Gefühle emporstiegen. Dieser konnte sich nicht rühren. Auch sein Herz schlug so schnell als wollte es seinen Brustkorb durchsprengen, um frei zu sein. Die Nähe zu dem Rothaarigen bestärkte es darin. You had me from hello Talas Mund war plötzlich ganz trocken. Er hielt inne und brachte im ersten Augenblick keinen Ton heraus. Bis er sich schließlich zusammennahm und für Kai mit seinem Geständnis fortfuhr. „Obwohl ich es anfangs nicht verstanden habe, weiß ich es jetzt... Ich verstehe jetzt endlich, was mein Herz mir schon all die Zeit versucht hat zu sagen.“ Abermals hielt er inne, schloss für wenige Sekunden seine Augen, „Ich gehöre dir, Kai. Schon von unserem ersten Treffen an habe ich dir gehört!“ And when you're laying down beside me I feel your heartbeat to remind me... Kais Augen weiteten sich vor Erstaunen, zugleich wurde er jedoch von großem Glück erfüllt. Für einen Moment vergaß er, wo sie sich befanden und wie er für gewöhnlich auf andere wirkte. In diesem Augenblick zählte nur das, was Tala ihm gerade so aufrichtig offenbart hatte und das ihn überaus glücklich machte. Endlich war er nicht mehr allein... Seine Arme schlangen sich fester um den Nacken des Größeren, während ein leises, frohes Lachen seinen Lippen entwich und sie wieder langsam zu tanzen begannen. The first time I saw you it felt like coming home If I never told you, I just want you to know - Doch schon im nächsten Moment standen sie wieder still und blickten sich ein weiteres Mal in die Augen. Auch wenn Kai nichts auf Yuris Äußerung hin erwiderte, so konnte jener doch in den Augen des Jüngeren lesen, was dieser empfand und das reichte ihm für den Augenblicka uch vollkommen aus... So trat er einen Schritt von dem Silbernhaarigen zurück und ergriff sanft mit seinen Händen dessen Gesicht, zog dieses leicht zu sich und wartete darauf eine Zustimmung zu erhalten. Diese erhielt er mit Kais Blick, welcher dieser dem Älteren im nächsten Moment zuwarf. Ein Blick voller Vertrauen. You had me from hello Langsam und ganz sacht führte der Sänger voller Gefühl das Lied zu Ende. Es schien sie zu umfangen und sie in eine andere Welt zu entführen. Immer näher kam Tala Kais Gesicht. Bei den letzten Zentimetern kam jener ihm sogar entgegen. Beide schlossen sie ihre Augen. Und währen die letzten Textzeilen im Raum verklangen, versanken die beiden in einem Kuss voller Liebe und Leidenschaft... From hello... From hello ~ + ~ ............... ~ + ~ Nach dem Song kehrten sie wieder an ihren Tisch zurück, während sich die Spannung zwischen ihnen gelöst zu haben schien. Sie blieben noch eine Weile und sprachen miteinander. Zum Ende hin wurde Kai jedoch immer stiller und stiller. Tala bemerkte recht spät, dass dies an dem vielen Alkohol lag, den der Jüngere zu sich genommen hatte, obgleich er eigentlich nicht so viel vertrug. Als der Silbernhaarige gerade dabei war, den Rest seines vierten Wodkas zu leeren, wurde er von Yuri davon abgebracht. Dieser legte nämlich seine Hand auf die des Jüngeren, welche das alkoholische Getränk hielt. Bestimmt und mit sanfter Gewalt schaffte es der Rothaarige dem anderen in wenigen Sekunden das Glas abzuluchsen. Doch diesem schien dies nicht einmal aufzufallen, so betrunken war er schon. Zudem machte sich dieser Zustand bei dem Silberhaarigen nur allzu deutlich dadurch bemerkbar, dass sich ein fieberartiger Glanz in seine Augen gelegt hatte und auf seinen Wangen eine deutliche Röte lag, während er selbst kaum noch richtig sitzen, geschweige denn ein Wort hervorbringen konnte. So beschloss Yuri, dass es genug des Guten für heute sein sollte. Rasch bezahlte er bei der nächsten Kellnerin, die an ihrem Tisch vorbeikam und half dem Jüngeren daraufhin wieder auf die Beine. Während Tala Kai etwas stützte, da dieser im Gehen schwankte, verließen sie gemeinsam das Lokal. Und Tala beschloss sogleich, als sie im Wagen waren, dass er zu Kai nach Hause fahren und diesen dort ins Bett legen würde. Schließlich war es bereits spät und morgen würde das wichtige Wüstenrennen stattfinden. Da musste Kai als sein Stellvertreter topfit sein. Zudem würde er es nicht ertragen können, wenn sich der Silbernhaarige morgen würde mit einem Kater rumquälen müssen, das stand dem Schönen bestimmt nicht so gut wie ein Lächeln... ~ + ~ ............... ~ + ~ Langsam fuhr Kais roter Wagen die Auffahrt hinauf und blieb vor dessen Garage stehen. Yuri schaltete den Motor aus, womit auch die Lichter des Pick-Ups erloschen. Für einen Moment starrte der Rothaarige geistesabwesend auf das geschlossene Garagentor, während er seine Hände auf das Steuer legte und sein Kinn darauf abstützte. Doch schließlich wandte er seinen Blick nach rechts zu seinem Beifahrer. Dieser war endlich still geworden und hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt, hatte seine Augen geschlossen. Auf der Fahrt hierher hatte Kai erstaunlicherweise, den Mund nicht zu bekommen! Er hatte jeden Mist von sich gegeben, was am Ende in unverständlich Wörtern und Silben ausartete, die selbst Yuri nicht mehr verstehen konnte, so sehr er sich doch bemühte, wenn der Silbernhaarige ihn danach angestupst und dieses unverständliche Kauderwelsch nochmals wiederholt hatte. Aber nun waren sie ja wieder bei Kai. Zögernd richtete der Rothaarige sich wieder auf und legte ganz sanft eine Hand auf Kais Schulter. Dieser schien daraufhin aus seinem Halbschlaf aufzuwachen und blickte etwas verwirrt zur Seite. „Aufwachen, Schöner. Du bist Zuhause!“, grinste Tala und löste daraufhin seinen Gurt und stieg aus, um auf der anderen Seite Kais Tür zu öffnen und auch ihn loszuschnallen. Als er gerade den Silbernhaarigen ergreifen wollte, um ihn aus dem Auto zu helfen, stieß dieser ihn von sich weg und sah ihn leicht mürrisch an. „äheh... nai... widde... nei... nich ...“ Wieder hatte Kais Sprechmotorik einen ganz schönen Knacks, was den Älteren nur zum Schmunzeln brachte, weil dieser mit den geröteten Wagen, den fieberartig leuchtenden Augen und dem Gesicht, das er beim Sprechen zog, einfach nur zu niedlich auf den anderen wirkte. „Na komm schon, mein Schöner. Lass dich nicht bitten!“ Kai wollte wieder anfangen etwas von sich zu geben, doch dieses Mal war Yuri einfach schneller. Er packte Kai und zog ihn aus dem Wagen heraus und an sich. Da dieser kaum noch stehen konnte, klammerte der Jüngere sich instinktiv an Talas Schultern fest und gab zugleich einen leicht erschrockenen Schrei von sich, da er dies nicht vorhergesehen hatte. Der Rothaarige schloss daraufhin die Wagentür und schloss den Wagen ab, indem er auf einen Knopf, der am Autoschlüssel angebracht worden war, drückte. Kai gab, während sie in Richtung Haustür davongingen, einige Proteste von sich – die Tala abermals nicht verstand – ließ sich aber ohne jegliche Gegenwehr in die Richtung seines Hauses führen. An der Tür angelangt bestand er jedoch darauf, diese selbst zu öffnen. Das machte er nur dem Älteren nur allzu deutlich klar, indem er diesem einfach den Schlüssel aus der Hand riss. Yuri schüttelte über dieses Benehmen nur den Kopf, gewährte es ihm aber. Nach langen fünf Minuten der Flucherei und Rumfuchtlerei Kais, um das Schlüsselloch zu bezwingen, fanden die beiden sich im dunkeln Hausflur wieder. Yuri schloss hinter ihnen die Tür und suchte vergeblich, einen Lichtschalter zu finden. Da vernahm er je von der Seite das Geräusch eines zu Boden fallenden Schlüssels. Er wollte sich gerade zu Kai umdrehen, den er beim Eintreten losgelassen hatte, da dieser anscheinend halbwegs wieder sein Gleichgewicht gefunden zu haben schien. Durch die Dunkelheit konnte er nicht wirklich etwas erkennen. Doch urplötzlich spürte er zwei Hände, die sich fest in sein Shirt krallten. Mit einem Stoß fand er sich im nächsten Moment mit dem Rücken an eine Wand gepresst wieder, während ihn aus der Finsternis plötzlich zwei strahlende blutrote Opale anschauten. Ehe Tala nur den Hauch einer Chance hatte, dieser Lage Herr zu werden, spürte er jäh feuchte, warme Lippen auf den seinen, die ihn zu einem berauschenden Kuss verführten. Reflexartig schlangen sich seine Arme um den gut durchtrainierten Körper vor ihm, sodass er Kai regelrecht an sich presste, während dieser sich mit seinen Händen in sein Haar krallte und den Rothaarigen weiter zu sich hinunter zog, um den Kuss noch weiter vertiefen zu können. Wie lange sie sich küssten, das wussten beide nicht, nur, dass es ein unbeschreiblich erregendes Gefühl war, einer Droge gleich, von der man mehr haben wollte. Aber gerade als Kai, Tala um Einlass bittend, mit seiner Zunge über dessen Lippen fuhr, löste sich Yuri urplötzlich von dem Jüngeren und schob diesen grob von sich weg. Im nächsten Moment glitt eine Hand des Rothaarigen zufällig über den Lichtschalter an der Wand, sodass die Lampen im Flur jäh ansprangen und sie für einen Moment blendeten. Als sie wieder sehen konnten, blickten sich die beiden lange Zeit stillschweigend und laut nach Luft schnappend an. Kai sah dabei recht verwirrt aus, die Röte war jedoch noch immer nicht von seinen Wangen gewichen. Yuri ertrug diesen Anblick des Silbernhaarigen nicht mehr und wandte sich rasch ab, ging schnellen Schritts auf die Haustür zu. Gerade, als er seine Hand auf den Griff legte und die Tür öffnen wollte, um zu gehen, vernahm er Kais gebrochene Stimme vom Flur. „Tala, bitte... geh nicht.“ to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)