Prince and Princess von Ta_Moe (Auf der Suche) ================================================================================ Kapitel 10: 10. Tenshi - Engel ------------------------------ 10. Tenshi Engel Ich ließ mich auf das Bett sinken und fuhr mir nervös mir der Hand durchs Haar. Und wieder einmal war mir nicht klar, was mit mir geschah. Seit Hiroshis Auftauchen war mein Leben von Tag zu Tag verrückter geworden. „Hiroshi“, entwich es meinen Lippen und ich ließ mich rücklings fallen. Wo mochte er gerade sein? Was mochten meine Eltern denken, wenn ich heute Abend nicht nach Hause käme? Würden sie sich Sorgen machen? Würde Hiroshi sich um mich sorgen? Selbst wenn sie nach mir suchen gingen, mich hier zu finden, wäre geradezu unmöglich. Ich wusste ja selbst nicht einmal wo ich war. Ich seufzte und schlug mir die Hände vors Gesicht. „Bleib locker – lass dich nicht unterkriegen“, sagte ich mir selbst. Dann setzte ich mich auf, sah mich suchend um. Irgendeinen Hinweis musste es in diesem Zimmer doch geben. Einen Hinweis darauf wo ich mich befand. Zuerst inspizierte ich den großen Kleiderschrank, der aber nichts weiter als alte Mäntel und Kleider beinhaltete. Als nächstes widmete ich mich den Nachtschränken, Tischen und Schubladen, bis ich das gesamte Zimmer auf den Kopf gestellt hatte, erfolglos. „Shit“, fluchte ich und stieß mit dem Fuß einen Stuhl um, „Wieso musste mir das nur passieren?“ Das verdunkelte Fenster lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich, doch ich vermochte es nicht zu öffnen. Resignierend ließ ich mich auf den Boden fallen und vergrub meinen Kopf in den Armen. „Verdammt“ Entführt, gefangen genommen, eingesperrt und keine Ahnung warum. „Habe ich mir irgendetwas zu Schulden kommen lassen, dass ich solch ein Schicksal verdiene?“, flüsterte ich und hob meinen Blick zur Decke. Sie war mit künstlerischen Reliefs verziert. Wölfe, die in Rudeln in Richtung Deckenmitte rannten und Menschen, die ihnen entgegen kamen waren abgebildet, im Zentrum ein großer silberner Kreis, vielleicht das Symbol der Sonne. Die Menschen hatten ihre Arme erhoben und streckten sie den Wölfen entgegen. Es war nicht ganz klar, ob sie Freunde oder Feinde waren, denn es gab keinerlei Gewaltszenen um das Zentrum. Nur am äußersten Rand lieferten sich einzelne Wölfe mit größeren Menschengruppen tödliche Kämpfe. Ich senkte meinen Blick und starrte ins Leere. >Wölfe< wiederholte ich, >Wölfe< „WÖLFE!“, entfuhr es mir, „Nein, vielmehr WERwölfe!“ Ich sprang auf die Beine, blickte über mich. „Und das ist auch nicht die Sonne, sonder der Mond!“, meine Äugen folgten den Bildern aufs Neue, „Menschen, die von dem Mond auf Wölfe zu rennen – sie sind ihre menschlichen Gestalten! Die Wölfe fliehen zum Mond, um den Menschen zu entgehen!?“ Ich sah mich erneut in dem Zimmer um. Erst jetzt viel mir auf, wie kalt das Licht war, das aus der runden Stehlampe fiel. Es leuchtete weiß, fast silbern und der Lichtkreis den es auf den Boden warf erinnerte merklich an die Silhouette eines Vollmondes. Wenn mich tatsächlich Werwölfe gefangen genommen hatten, und wenn auch die Menschen vorhin solche Wesen waren, dann musste Vollmond sein. Aber das war es nicht. Ich war mir sicher, nach dem Kalenderstand würde der nächste Vollmond frühestens in 2 Wochen sein. Doch es waren große Hunde, vielleicht Wölfe, gewesen, die mich hierher gebracht hatten. Nur innerhalb der Mauern, dieses seltsamen Ortes, war ich Menschen begegnet, aber noch keinem einzigen Wolf. Was ging hier bloß vor? Verwirrt ging ich zur Tür, rüttelte einige Male am Knauf, ohne dass sie sich auch nur ein Millimeter bewegte. Dann hämmerte ich mit aller Kraft dagegen, um möglichst viel Krach zu machen. Sie sollten mich hören. „Ich weiß, dass ihr Werwölfe seid“, brüllte ich wütend, „aber ich habe keine Ahnung was ihr von mir wollt!“ Immer wieder wiederholte ich diesen Satz, doch keiner schien mich zu hören. Irgendwann hatte ich genug und gab auf, „Was verdammt noch mal soll ich hier?“ In diesem kurzen Moment öffnete und schloss sich die Tür, ich drehte mich erschrocken um. „Wer“, entfuhr es mir und wäre sofort bereit gewesen, denjenigen zornig umzuspringen, wenn es sich bei der Person um Saruo gehandelt hätte, aber er war es nicht. Stattdessen stand ein kleines zierliches Mädchen mit einem Tablett auf den Armen vor mir. Es ging mit gesenktem Blick zu einem leeren Tisch und stellte dort ein Glas mit durchsichtiger Flüssigkeit sowie eine braune Schüssel ab. Ohne mich anzusehen, machte es einen kurzen Knicks und wollte wieder durch die Tür verschwinden. Doch ich packte seinen schmalen Arm und hielt es fest. Es zuckte erschrocken zusammen und kniff verängstigt die Augen zusammen. „Ich will dir nichts tun, Kleine, aber du weißt doch sicher etwas. Wo bin ich hier? Und was soll ich hier?“ Das Mädchen schwieg. Sein langes, gelocktes Haar war fast weiß und fiel ihm ins Gesicht. „Bitte“, sagte ich eindringlich, „Ich… du weißt gar nicht wie das ist, unbeachtet zu sein und völlig im Dunkeln zu tappen“ Ich presste verbittert die Lippen aufeinander, „Es ist… schrecklich. Ich kenne hier doch niemanden und niemand spricht mit mir…“, ich ließ die Hand des Mädchens fahren. Es drehte sich zu mir um und sah mir tief in die Augen. Dann nahm es seine Hand und berührte mich sanft an der Wange. Es lächelte mich geheimnisvoll aus seinen sanften silbernen Augen an. Ihre schmalen rosigen Lippen blieben geschlossen, als es seine Hand zurück zog und mir diese zur Faust geballt zustreckte. Ohne groß nachzudenken hob ich meine rechte Hand und hielt sie unter die seine. Das Mädchen öffnete daraufhin die seinige und etwas kaltes Rundes landete in meiner Handfläche. Ich starrte den kleinen metallenen Gegenstand an, doch das Mädchen schloss mit seinen Händen die meinige und lächelte mich wieder an. Dann drehte es sich um, nahm das Tablett und verschwand, ehe ich das Mädchen aufhalten konnte. Ich sprang ihr nach, doch die Tür war bereits wieder verriegelt. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, auf den ersten Blick wirkte das Mädchen wie ein Geist, doch auf den zweiten wie ein Engel. Ich kratzte mich verwirrt am Kopf und seufzte, blickte dann zu dem Tisch, auf den das Mädchen, das Essen gestellt hatte. „Na ja, besonders appetitlich sieht das Ganze ja nicht aus“, das Getränk stellte sich heraus, war nichts anderes als Wasser und bei dem Brei handelte es sich um Fleischsuppe. Da sich mein Magen schon vor einer ganzen Weile gemeldet hatte, aß ich den Pamps und ließ mich anschließend bäuchlings aufs Bett fallen, betrachtete den silbernen Gegenstand, den mir das Engelchen gegeben hatte eingehend. Ich konnte nicht sagen, um was es sich dabei handelte. Es war rund, mit einem Durchmesser von ungefähr fünf Zentimetern, war keine fünf Millimeter dick und war ansonsten glatt geschliffen. Ich zuckte frustriert mit den Schultern und ließ den Mond, wie ich ihn taufte, in eine Hosentasche verschwinden. Wieso hatte Engelchen denn nichts weiter dazu gesagt. Im Grunde hatte sie ja die ganze Zeit über nichts gesagt. Ich legte meinen Kopf auf die Arme und schloss die Augen. Engelchen, wie ich das kleine Mädchen nun nannte, hatte ein weißes weites Kleid getragen und ein silbernes Tuch um den Hals. Sie sah wirklich aus wie ein Engel. Bei dem Gedanken musste ich unwillkürlich schmunzeln. Doch das Lächeln hielt nicht lange, schnell waren die schlechten Gedanken zurückgekehrt. In was für eine Misere war ich hier nur wieder hineingeraten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)