Prince and Princess von Ta_Moe (Auf der Suche) ================================================================================ Kapitel 8: Koko doko? - Wo bin ich? ----------------------------------- Koko doko? Wo bin ich? Ich zappelte wie wild. Er hielt meinen Kopf jedoch so fest umfasst, dass ich partout nicht frei kam. Panik stieg in mir auf und ich biss ihn in die Lippe. Shirasawa ließ mich mit einem Mal los und wich einen Schritt zurück. Er fuhr sich mit der rechten Hand über den Mund und wischte Blut, das aus seiner verletzten Lippe sickerte, fort. Immer noch unter Schock starrte ich ihn an, fassungslos über das was er getan hatte. Schüler, die die Szene mitbekommen hatten, begannen zu tuscheln und umringten uns neugierig. Ich strafte Shirasawa mit feindseligen Blicken und rieb mir eine Träne aus den Augen. „Tu“, begann ich und schluckte, „Tu das nie wieder oder unsere Freundschaft ist Geschichte!“ Er sah mich verletzt an, nickte dann. Plötzlich warf er sich vor mir auf den Boden. „Es tut mir Leid! Ganz ehrlich!“, rief er, „Aber ich liebe dich so sehr!“ Ich starrte ihn leicht irritiert an und mahnte ihn auf zustehen und nicht so zu brüllen. Doch er reagierte nicht. „Ich liebe dich! Es tut mir Leid“, diese Worte wiederholte er unter Tränen immer und immer wieder, während er mit den Knien auf dem sandigen Schulhof hockte und seine kräftigen Hände zu Fäusten geballt in den Boden bohrte. Unsere Mitschüler hatten uns nun so eng umringt, dass ich mich wie ein gefangener Tiger im Zoo fühlte. „Glotzt nicht so“, blaffte ich sie an, „Verschwindet! Hier gibt es nichts zu sehen!“ Ich packte Shirasawa unterm Arm und hob ihn auf die Beine, „Echt mal, bist du ein Mann oder eine Maus?“ Er sah mich nicht an und schob mich beiseite, „Danke, geht schon“ „…“, ich wollte etwas sagen, doch fiel mir nichts passendes ein. „Tut mir Leid, aber Freundschaft fühle ich schon lange nicht mehr für dich und deshalb wäre es wohl besser, dass du dir dessen bewusst würdest!“, er drehte sich zu mir um, „Und noch etwas: Richte deinem >Freund< Hiroshi von mir aus: So leicht gebe ich nicht auf! Ich werde dich gewinnen, nur damit du’s weißt!“ Ich schluckte. „See you“, Shirasawa winkte kurz und ging zurück in seine Klasse. Es hatte bereits geklingelt, doch davon wollte hier niemand Notiz genommen haben, ich am allerwenigsten und somit schlenderte ich gemächlich in Richtung Unterricht. * Der Rest des Schultages verlief weniger ereignisreich, mal von der Strafarbeit die ich fürs Zu-spät kommen aufgedrückt bekommen hatte und dem Getuschel in den Gängen. Aber schließlich befand ich mich auf dem Weg nach Hause. Shirasawa war ich seit dem Zwischenfall auf dem Schulhof aus dem Wege gegangen und auch nicht wieder begegnet. Das sollte meiner Meinung nach auch noch eine Weile so bleiben. Ich dachte noch ein wenig über Shirasawa nach, während ich durch die Straßen schlenderte, als mir auf einmal ein großer knurrender Hund gegenüber stand. Er fixierte mich mit seinen gelb leuchtenden Augen gerade so als beobachtete er mich. Ich wollte die Straßenseite wechseln, denn mit Hunden hatte ich nicht viel am Hut, vor allem nicht mit knurrenden Bestien, die aus einem alten Gruselfilm entsprungen sein konnten, aber das Tier sprang zwischen mich und die Straße. Er umschlich mich wie ein Raubtier seine Beute und schien auf irgendetwas zu warten. Ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Mir wurde ganz übel bei dem Gedanken, dass das Vieh herrenlos und aggressive sein konnte. Bisher hatte es zwar noch nichts weiter getan, als in einem weiten Bogen um mich herum zu streunen, aber bei jedem Schritt, den ich tat, wurde der Kreis den er zog enger. Man sollte nicht rennen. Das hatten mir meine Eltern eingebläut. Tiere würden einen Menschen dann erstrecht als Beute empfinden. Man sollte keine Angst zeigen. Man sollte ihnen nicht in die Augen sehen. Welcher dieser ganzen Sprüche nun auch der Wahrheit entsprach. Sie interessierten mich in diesem Moment herzlich wenig. Ich zog meinen Schritt an und fiel in einen schnellen Lauf. Der Hund folgte mir, doch der Abstand verringerte sich weiter, bis er sich schließlich nur einen Meter vor mir aufbaute und drohend anknurrte, als wolle er sagen: „Bis hierher und nicht weiter“ Ich hatte Angst, dazu musste man kein Hund sein um das zu sehen. Ich starrte ihm in seine gelben Augen, die mich böse anfunkelten und ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen als panisch davon zu rennen, in der Hoffnung, er würde vielleicht keine Lust haben mit mir Fange zu spielen. Leider wurde meine Hoffnung nicht erfüllt. Jetzt verfolgte er mich erstrecht und als ich einen Blick zu ihm nach hinten wagte, konnte ich sehen, wie sein wildes graues Fell auf und nieder zottelte und seine leuchtenden Augen schienen voller Hast zu sein und so zielgerichtet wie ich es noch nie zuvor bei einem Tier gesehen hatte. Was ich auch tat ich vermochte ihn nicht abzuhängen, aber anfallen wollte er mich wohl auch nicht, denn mir lief der Schweiß schon den Rücken hinab und ich spürte deutlich, wenngleich ich auch ein schlechtes Zeitgefühl hatte, das ich eine Ewigkeit gerannt sein musste. Inzwischen waren wir in einem Altbau-Viertel angekommen und ich hatte komplett meine Orientierung verloren. Es war als hätte mich der Hund mit voller Absicht und bei vollem Bewusstsein hierher gelotst, denn nun blieb er stehen und setze sich hin. Er beobachtete mich wie ein Wächter, oder besser wie ein Wärter einen Häftling. Ich schluckte und sah mich um. Nein, hier war ich beim besten Willen noch nie gewesen. Ob ich einfach an dem Hund vorbei laufen konnte? Noch während ich diesen Gedanken hatte, verwarf ich ihn sofort wieder, denn zwei weitere Hunde waren aus einer schmalen Seitenstraße aufgetaucht und setzten sich demonstrativ neben ihren Artgenossen. Auch ihre Blicke waren starr und dennoch direkt, dass es einem Angst und Bange werden konnte. Ich fühlte mich irgendwie veräppelt aber gleichzeitig spürte ich, dass hier mehr dahinter steckte, als es den Anschein hatte. „Okay…“, ich seufzte, „Was wollt ihr?“ Warum ich mit drei Hunden sprach wusste ich selbst nicht. Sie schauten mich nur aus ihren schmalen gelben Augen an. Dann traten drei weitere große Hunde aus dem Schatten, zwei von ihnen waren schwarz der größte von ihnen weiß. Seine Augen leuchteten in einem dunklen rot und er schritt elegant auf mich zu. Ich weiß nicht ob aus Angst oder Faszination, aber ich verharrte perplex an Ort und Stelle und ließ mich von dem weißen Hund an der Hand berühren. Er stupste mich an und als ich immer noch nicht reagierte, biss er in meine Hose und zog mich in die dunkle Gasse aus der er und seine Kumpanen gekommen waren. Ich sah mich purer Finsternis gegenüber, bis sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Dann konnte ich eine unscheinbare Tür am Ende der schmalen Straße ausmachen. Als ich kurz vor ihr stand, öffnete sie sich wie von Geisterhand und der weiße Hund schob mich gewaltsam hinein. Kleine blaue Lampen, an den Wänden des scheinbar endlos langen Ganges, spendeten etwas Licht. Ich vermochte kaum die eigene Hand vor Augen zu sehen. In was für ein Schlamassel war ich hier nur wieder geraten. Die Hunde liefen zu je zweien hinter mir her. Ich hörte ihre weichen Schritte aus dem Dunkel und fühlte mich wie in einem schlechten Horrorfilm. Gleich würde irgendwo eine Leiche liegen, ein Geist auftauchen oder sonst irgendeine gruselige Gestalt auf mich lauern, um mich anschließend zu Tode zu erschrecken. Aber wir kamen nur an eine weitere Tür, die sich abermals wie von alleine öffnete und ich wiederum von den Hunden hinter mir vorgestoßen wurde. „Langsam ist das echt nicht mehr witzig, Leute“, versuchte ich mich zu beruhigen, „Ein guter Scherz, echt“ Doch es kam keine Antwort, weder von den Hunden noch sonst wem. Von wem hatte ich mir überhaupt eine Antwort erwartet? Von den Hunden? Sonst schien hier doch niemand zu sein. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, doch ich hatte Angst mich um zu drehen. Wer wusste schon, wer oder besser was da hinter mir her schlich. Dafür hörte ich nicht mehr das leisen Tapsen und Atmen der Hunde. Waren sie verschwunden, als ich den zweiten Gang betreten hatte? Waren es vielleicht Geister? Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Und schließlich stand ich wieder vor einer Tür. Doch dieses Mal war sie um einiges größer und öffnete sich nicht. Außerdem befand ich mich in einem breiteren Raum, den man unter normalen Umständen vielleicht als Empfangshalle hätte bezeichnen können. Ich erkannte Teppich unter meinen Schuhen und konnte dunkle Schatten als Wandbehänge und eine kleine Anrichte neben der Tür identifizieren. Die Schritte hinter mir wurden von dem Teppich verschluckt und hallten nur dumpf wider. Ich kniff die Augen zusammen, aus Angst vor dem was jetzt kommen mochte. Aber ich hörte nur, wie zwei Personen an mir in Richtung Tür vorbei schritten. Holz knarrte und ich wagte es einen schnellen Blick auf das Geschehen vor mir zu werfen. Zwei langhaarige Männer, wahrscheinlich völlig in schwarz gehüllt standen an der Tür und schoben die beiden Türflügel auf. Plötzlich wurde ich wieder vorwärts geschoben, aber diesmal von zwei Händen, die meine Oberarme gepackt hielten. Ich spürte wie sich spitze Fingernägel in meine Haut bohrten und ich kniff die Augen abermals zu, während ich in den Raum hinter der großen Tür geschoben wurde und schließlich auf meine Knie fiel. Aus einem weiteren lauten Knarren schloss ich, dass man die Tür wieder zugemacht hatte. Ich hörte wie jemand Anweisungen gab in einer Sprache, die ich nicht kannte, dann wieder Schritte, die auf mich zu kamen und zwei Personen zogen mich auf die Beine. Ich zwang mich stehen zubleiben. Doch meine Knie zitterten so stark, dass die zwei Unbekannten mich stützen mussten. Ich hatte Angst, ungeheure Angst. Ich wusste weder wo ich war, noch warum und noch weniger begriff ich wie es hierzu hatte kommen können. Tränen stiegen in mir hoch und ich wollte nur noch nach Hause, nach Hause zu meinen Eltern, zu meiner Schwester und zu Hiroshi. „Verdammt noch mal, wo bin ich?“, brüllte ich unter geschlossenen und verweinten Augen in den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)