Prince and Princess von Ta_Moe (Auf der Suche) ================================================================================ Kapitel 6: Ai - Liebe --------------------- 6. Ai Liebe Die Sonne strahlte hell auf mein Bett und blendete mich. Ich blinzelte kurz und setzte mich gähnend auf. Das erste was ich sah, war Hiroshi. Er lag neben mir in meinem Bett und atmete ruhig. Vorsichtig beugte ich mich zu ihm hinüber und betrachtete sein schönes Profil. ‚Sein schönes Profil?’, wiederholte ich für mich selbst, erschrocken. Ich schüttelte mit dem Kopf und versuchte den Gedanken zu verscheuchen, doch es stimmte. Als ich den jungen Mann ein weiteres Mal ansah, musste ich ungewollt lächeln. Seine geschlossenen Augen waren von langen dunklen Wimpern umrahmt und wirkten weich. Überhaupt wirkte alles an Hiroshis Äußerem weich und sanft. Seine Augenlider zuckten, als würde er in jeder Sekunde aufwachen. Um seine Lippen spielte ein ruhiges Lächeln und als sie sich öffneten, konnte ich leise gehauchte Worte vernehmen, deren Sinn mir aber unbekannt blieb. Vielleicht handelte es sich um seine Landessprache, aber vielleicht war es auch nur eine Ansammlung bedeutungsloser Silben. Wie ich ihn so anstarrte, von warmen Sonnenlicht umhüllt, kamen mir die Ereignisse der vorangegangen Nacht in den Sinn. Nachdenklich lehnte ich mich zurück, wandte mich aber nicht von Hiroshi ab. Ich betrachtete seinen kräftigen Rücken und fragte mich gleichzeitig, wer der Fremde gestern Nacht gewesen war und was Hiroshi wohl wusste. Ich war mir sicher, DASS er etwas wusste, denn seine Reaktion auf die Begegnung und die Waffe des Eindringlings waren unmissverständlich gewesen. Ich erinnerte mich, wie mich der Fremde umarmt hatte, so fest und doch nicht mit Gewalt. Das machte mir Angst und ich schob mich näher zu Hiroshi. Wer verdammt noch einmal, war dieser Fremdling gewesen und was zur Hölle wollte er von mir und wieso um alles in der Welt hatte er das getan… Ich kniff meine Augen zusammen und unterdrückte Tränen, die sich ansammelten. Unbewusst griff ich nach Hiroshis Hemd und krallte mich darin fest. Leise schluchzte ich vor mich hin, als sich die Szene der Nacht immer und immer wieder vor meinem inneren Auge abspielte. Hiroshi musste inzwischen aufgewacht sein, denn er rollte sich zu mir herum und nahm mich tröstend in die Arme. „Hey, was ist denn?“, fragte er sanft. „Was war das gestern? Du weißt doch irgendwas, oder?“, ich sah ihn nicht an, während ich sprach, „Wer war das?“ Hiroshi schwieg für einen Moment, entließ mich dann aus seiner Umarmung und setzte sich auf den Bettrand, fuhr sich nervös durchs Haar. Auch ich setzte mich auf, starrte an seinem Rücken vorbei. „Yuki. Das gestern war ein Werwolf“, sagte er ernst. Ich sah verwirrt in den Raum, „Bitte?“ „Ein Werwolf!“, wiederholte er. „Sehr witzig“, schnauzte ich, „Glaub ja nicht, dass ich gerade gut auf Scherze zu sprechen bin“ „Das ist mein purer Ernst“, Hiroshi wandte sich zu mir um, „Nur die Frage ist, was wollen die hier?“ „Was fragst du mich das?“, gereizt starrte ich ihn an, hatte noch immer Tränen in den Augen. Er hob seine rechte Hand und strich mir übers Gesicht, entfernte mit einer sanften Geste und einem Blick, in dem soviel Liebe lag, dass es fast schon schmerzte, die salzige Feuchtigkeit. „Werwölfe sind Spione und käuflich. Unsere Regierung hat sie von jeher gemieden, da sie für Geld alles tun. Sie sind Wesen, die sich nur nachts bewegen. Denn am Tage scheinen sie einfache Wölfe zu sein und werden nur des Nachts zu ernsthaften Gegnern. Besonders in Vollmondnächten steigern sich ihre Kräfte um ein vielfaches und je schmaler die auf sie strahlende Mondsichel ist, desto schwächer sind auch sie selbst.“ Ich sah ihn verblüfft an, „Werwölfe sind bei uns: Menschen, die sich bei Vollmond in blutdurstige wolfsähnliche Bestien verwandeln. Aber das ganze ist nur ein Märchen“, warf ich ein. „Ja, davon habe ich gelesen“, fuhr Hiroshi fort, „ Aber in unserer Welt sind es Wölfe die sich jede Nacht in menschliche Gestalten verwandeln. Das unheimliche dabei ist, dass sie jedwede beliebige Person darstellen können…“ „Also eher Formwandler“, fügte ich unsicher hinzu. „Könnte man sagen“, Hiroshi lächelte, „du glaubst mir, das macht mich unheimlich glücklich“ Ich lief rot an und drehte meinen Blick zur Seite, „Das habe ich noch nicht gesagt. Und eines interessiert mich noch viel mehr“, nun stützte ich mich auf meinen Händen nach vorne und fixierte Hiroshi mit einem stechenden Blick, „woher willst du wissen, dass es sich tatsächlich um einen Werwolf deiner Welt handelt und nicht nur um irgendeinen Spanner aus der hiesigen Welt?“ Bei diesen Worten erhob sich Hiroshi und ging zum Schreibtisch. Dann kam er zurück zum Bett und zeigte mir den Degen des Fremden. „Dies“, begann er und deutete auf ein silbernes kreisförmiges Relief auf dem Griff, „ist das eindeutige Zeichen der Werwölfe“ Ich legte meinen Kopf schräg, „Und?“ „Ein silberner Mond auf dem das Profil eines Wolfes erscheint, wenn man den Degen ins Mondlicht hält“ Nun schwieg ich. Er starrte Gedanken versunken auf die Waffe, fuhr dann mit einem Finger über die schmale Klinge, „Am Tage sind ihre Waffen stumpf“ „Und was wollen die hier“, fragte ich schließlich. „Ja, das frage ich mich auch“, er wandte seinen Blick auf mich, „ich vermute aber, dass ich nicht der einzige bin, der auf der Suche nach der Prinzessin ist“ In seinen Augen lag ein Gemisch aus Furcht und Bitternis. „Du musst wissen“, fuhr er fort, „ich bin kein Kämpfer in erster Linie“ „Sondern?“, hakte ich nach. „Ich bin Wissenschaftler“ Ich sah ihn an. Er drehte den Degen geschickt in seinen Händen und schien mit seinem Geiste schon wieder Meilen entfernt von hier zu sein. Unschlüssig wie ich reagieren sollte, robbte ich näher zu ihm und blieb hinter seinem Rücken sitzen, hob eine Hand, zog sie dann aber doch wieder zurück. „Weißt du, Yuki“, seufzte Hiroshi, „zwar weiß ich dass sie irgendwo hier ist, aber ich habe keine Ahnung wo ich die Prinzessin suchen soll“ Seine Stimme klang dabei so bitter und verzweifelt, dass es mir die Brust zusammenzog. Ich schluckte. „Hiroshi“, flüsterte ich sacht in sein Ohr und umarmte ihn von hinten, „wir werden schon eine Möglichkeit finden, deine Prinzessin ausfindig zu machen“ Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, er umfasste meine Hände und drückte sie an seine warme Brust. Dann schloss er seine Augen, „Danke“ Ich streichelte seine Wange mit der meinigen und legte meinen Kopf auf seine Schulter, „Glaub mir, alles wird gut, da bin ich mir sicher“ Warum ich ihm überhaupt Glauben schenkte, wusste ich selbst nicht. Das war mir im Grunde auch egal, denn ich wusste dass er meine Hilfe brauchte und das breitete in mir ein so wohliges Gefühl aus, dass ich selber darüber erschrak. Doch ich ließ es mir nicht anmerken, weil es einfach ein viel zu gutes Gefühl war. Nun senkte auch ich meine Augenlider und genoss die Ruhe in diesem Moment, der einfach zu richtig zu sein schien. Lange hielt diese Stille jedoch nicht an, denn Hiroshi ergriff mich an meinen Handgelenken und warf mich herum, sodass ich mit dem Rücken auf dem Bett lag. Er sah mich intensiv an, hielt meine Hände über meinem Kopf fixiert. Ich starrte irritiert zurück. „Hiroshi“, entfuhr es mir, doch ehe ich meinen Protest äußern konnte, presste er seine Lippen auf die meinen und zog mich in einen innigen Kuss. Ich riss erschrocken die Augen auf, als seine rechte Hand unter mein Shirt wanderte und wand mich ablehnend unter seinen Berührungen. Als er daraufhin meine Hände losließ, drückte ich ihn entschieden von mir. „Was“, stotterte ich nach Luft ringend, „was sollte das?“ Er sah verlegen zur Seite und fuhr sich mit der Hand durch sein pechschwarzes Haar. Ich konnte sehen, wie er zitterte, „Verzeih“ Noch halb außer Atem baute ich mich drohend vor ihm auf, „Denkst du eigentlich nach, bevor du etwas tust?“ Hiroshi schwieg. „Wir haben gerade eben noch darüber gesprochen, dass wir deine Prinzessin finden müssen und das in kürzester Zeit und du…“, ich stockte. Er hob seinen Blick, sah mich aus seinen tiefen dunkeln Augen an. Ich errötete und ließ mich zurück auf mein Bett fallen. „Wir haben keine Zeit für so was, okay?“, sagte ich leise, schaute ihn nicht an. Nickend gab er seine Zustimmung. Wir schwiegen uns eine Weile an. Dann öffnete Hiroshi seinen Mund, suchte nach den richtigen Worten und fragte unsicher, den Blick auf den Boden gerichtet: „Magst du mich eigentlich wirklich?“ Ich zuckte zusammen und antwortete nicht. Erst als er seine Frage wiederholte und mich dabei anstarrte, bekam ich meine Lippen dazu das eine Wort zu formen, dass mir sonst so leicht über die Lippen ging. „Ja“ Die Erleichterung, gepaart mit höchster Freude und Verzückung, die nun auf Hiroshis Gesicht lag und durch sein glückliches Lächeln Ausdruck fand, ließ mein Herz höher schlagen und um meinen Worten noch mehr Sicherheit zu geben, rückte ich näher an den jungen Mann heran. Ich wusste zwar immer noch nicht, ob dieses Gefühl, dass ich für Hiroshi hegte tatsächlich als Liebe beschrieben werden konnte, zumal wir uns erst kennen gelernt hatten, aber das war mir in dieser Sekunde egal. Ich küsste ihn sanft auf die Lippen. Hiroshis Augen strahlten in diesem Moment soviel Wärme und Geborgenheit aus, dass ich Angst bekam, er könnte meinen immer schneller werdenden Puls hören können. Gerade als wir uns wieder voneinander lösten, klopfte es an der Tür. Eine nur zu bekannte Frauenstimme drang an unsere Ohren, „Yuki! Du hast Schule, schon vergessen? Willst du etwa zu spät kommen?“ „Ich komme schon, Mama!“, rief ich sichtlich genervt und sprang auf. Hiroshi sah mir schweigend nach, als ich das Zimmer verließ, um ins Bad zu verschwinden. Ich hatte am Morgen so viel Zeit mit Hiroshi vertrödelt, dass ich nicht mehr zum Frühstücken kam und mich somit leeren Magens auf den Weg zur Schule machte. Die Tasche über die Schulter geworfen eilte ich drei Häuser weiter, wo bereits auf mich gewartet wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)