Das Bildnis des Draco Malfoy von abgemeldet
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Kapitel 1: une soirée intime
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Das Bildnis des Draco Malfoy
A/N: Hallo, wer auch immer das liest.
Diese Story hier war ein plötzlicher Schreibanfall. Ich hatte durch Zufall in
einem Bücherregal ein altes Buch gefunden: Oscar Wilde „Das Bildnis des
Dorian Gray“. Innerhalb einer Stunde hatte ich die ersten zwei Kapitel
gelesen. Das war bis jetzt auch alles, was ich gelesen hab. Aber dann erinnerte
ich mich an die Geschichte aus einem Film und hatte einen Geistesblitz.
Daraus entstand diese FF. Die Geschichte ist durch das Buch inspiriert, wird
aber nur die Grundidee mit einbauen, die Storyline wird sehr anders – wäre
sonst ja auch langweilig. Niemand muss das Buch kennen, ich auch nicht *g*!
Die Story wird wohl in Yaoi-Richtung gehen (HP/DM). Schließlich war das Buch ja
Wildes Outing und ist selbst ein Slash. Obwohl ich selbst ein regelmäßiger
Slash-Leser bin, habe ich noch nie auch nur mit dem Gedanken gespielt so was zu
schreiben bevor ich das hier anfing.
Ach ja, die Story spielt irgendwann vor dem sechsten Band! also Pre-HBP!!! Die
Kapiteltitel sind alle Französisch. Fragt nicht wieso, das passte grade gut. Es
sind teilweise Romantitel oder andere Abänderungen berühmterer Sätze oder
Ausdrücke oder auch nur das, was mir so einfiel. Ich übersetzte sie am Ende
jedes Kaps.
Gedanken sind in > <.
Disclaimer: Nix mir! Alles berühmten englischen Autoren, deren Namen jeder
kennt.
Beta: Mangacat *zu ihrer Cat rüberhüpft und sie zu Tode knuddelt*. Sie hat
besonderes Lob verdient, weil sie alle meine auch noch so verkorksten
Erstlingswerke, die ich nie veröffentlicht habe gelesen hat und sich immer noch
erbarmt... Aber sie ist ja auch schuld, dass ich überhaupt schreibe.
Also, dann viel Spaß!
Kapitel 1: une soirée intime
Harry schwang seinen Zauberstab und sprach lautlos die nächste Zauberformel.
Mittlerweile lief das mit dem stummen Zaubern schon ganz gut. Aber wenn er die
Worte mit den Lippen formte funktionierte es einfach noch am besten. Im Moment
hatten sie ja auch keine Zauberkunst, sonst wäre Harry wahrscheinlich sowieso
schon längst wieder dem Tiefschlaf zum Opfer gefallen. Eigentlich hatte er gar
keinen Unterricht mehr. Es war bereits halb acht und das Abendessen war schon
geraume Zeit vorbei. Dennoch war das, was er nun tat alles andere als Freizeit.
Und wer war Schuld daran? Ein gewisser blonder Slytherin, der ihm das Leben mit
einem garstigen Lächeln auf den Lippen zur Hölle zu machen versuchte. Harry
musste leider zugeben, dass er seinen Job wirklich hervorragend machte und
eigentlich eine Gehaltserhöhung vom Teufel verlangen könnte.
Der einzige Trost war, dass eben dieser Junge eben so wenig Freiraum in seiner
derzeitigen Abendgestaltung hatte, wie er selbst. Schließlich saß dieser keine
zwei Meter von ihm entfernt auf einem Stuhl und starrte Löcher in die Luft. Wie
ruhig er doch sein konnte. Der Raum war fast von einer harmonischen Stimmung
erfüllt, wenn man von den Todesblicken absah, die ab und zu einmal hin und her
geschossen wurden. Harry musste etwas schmunzeln und bedankte sich gedanklich
für die Gnade Professor McGonagalls, der man diese angenehme Stille zuschreiben
durfte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Rückblick~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
„Fertig!“ Hermine strahlte über beide Ohren und betrachtete mit einigem
Abstand ihr Bild. Harry schob seinen Kopf an der eigenen Leinwand, die weit von
diesem Stand entfernt war, vorbei und betrachtete das Werk seiner Freundin.
Eine strahlende Lavender kicherte auf der Leinwand vor sich hin und winkte hier
und da dem Betrachter. Harry musste zugeben, dass das Mädchen wirklich gut
getroffen war. Lavender hatte heute ohnehin eine extrem gute Laune gehabt, was
daran lag, dass sie und Dean beide die Nacht nicht in den Schlafsälen der
Gryffindors verbracht hatten, wie er und Hermine heute morgen grinsend hatten
feststellen dürfen. Der perfekte Tag also für ein magisches Portrait.
Sie saßen in Verwandlung. Je eine Person hatte eine Leinwand vor sich stehen,
während der Partner Modell saß. Als Professor McGonagall ihnen ihre Aufgabe
vorgestellt hatte, waren alle recht erstaunt gewesen, doch sie erklärte es mit
der Schulung der Detailtreue und Beobachtungsgabe, was für Verwandlung
unabdingbar war, oder so.
Harry musste zugeben, er war kein großer Künstler,... nie gewesen. Aber zu
seinem Glück kam es hier nicht auf das Geschick mit Pinsel und Farbe an. Mit
einem Ohr konnte Harry vernehmen, wie Lavender Hermine fragte, warum sie nicht
den kleinen Leberfleck am Hals der portraitierten Lavender hätte retuschieren
können. Mädchen! Sicherlich wollte Hermine bereits zu einer Ausführung über
Präzision und Detailtreue ausholen, als Dean sich zu den Mädchen
herüberschlich und seiner Freundin wohl ein schlüpfriges Kompliment zu diesem
Teil ihres Körpers ins Ohr flüsterte, was ein erneutes hysterisches
Schulmädchenkichern aus dieser herauskitzelte.
„Hmhm!“, räusperte sich die Professorin recht deutlich.
„Miss Brown, Mr. Thomas, könnten sie ihre Balzrituale wenn möglich
außerhalb meiner Klassenräume abhalten oder sind sie einander derart
verfallen?“
Die Klasse kicherte, als die beiden Schüler sichtbar rot wurden. Professor
McGonagall spähte wieder in alter Manier über ihre Brillengläser und nahm
ihren üblichen Rundgang wieder auf.
„Verdammt, Potter, wäre es zu viel verlangt, wenn du irgendwann mal wieder
anfangen könntest dieses dilettantische Gekleckse fertig zu stellen? Ich hab
keinen Bock, mir hier noch ewig ein Loch in den Bauch zu sitzen...“
Dieser rüde Einwurf kam von einem recht genervt wirkenden Draco Malfoy, der
Harry von seinem Stuhl aus mit Todesblicken beschoss.
„Wobei, lass es lieber! Ich will gar nicht sehen, was du meinem Aussehen wohl
für Grausamkeiten antust!“
Ein kaltes Grinsen zierte nun das Gesicht des Blonden.
Harry verdrehte die Augen, nahm aber wieder seine Arbeit an dem Bild auf, mit
dem er wohl noch viel vor sich hatte.
„Weißt du, Malfoy, es wäre viel einfacher dich zu portraitieren, wenn du
nicht immer dieses unechte Grinsen im Gesicht hättest. Weißt du was? Ich mache
dich einfach als Frettchen, wie es sich gehört!“
Harry krabbelte langsam aber sicher auf der Palme. Die ganze Stunde über hatte
dieser Kerl sich schon an der Feldstudie versucht, wie man Harry Potter gekonnt
in den Wahnsinn trieb.
Malfoy erstach ihn mit einem gekonnten Blick aus den stahlgrauen Augen und
begann dann gespielt zu lachen.
„Ach, Potty, gib es auf. Böse zu sein steht dir nicht, dafür hast du nicht
das Charisma. Du bist doch nur ein Fettfleck auf dem Weg der Zeit – als
welchen ich dich nächste Stunde auch malen werde – und wirst so schnell an
mir vorbeiziehen, wie das Abendessen heute. Es hat keinen Zweck mich ärgern zu
wollen.“
Der gehässige Ton, den Malfoy angeschlagen hatte machte Harry rasend. Er wusste
genau, dass der Slytherin selbst wissen musste, dass das eine große Lüge war,
doch das tat seiner Wut keinen Abbruch.
„Ach leck mich doch, Malfoy!“, war das einzige, was er herausbrachte. Leider
viel zu laut, wie er später feststellen musste.
Dieser zog eine geschwungene blonde Augenbraue in einer sehr routinierten
Bewegung nach oben und schnurrte dann mit einem bösen Glitzern in den Augen:
„Das hättest du wohl gern, was Potty?“
Harry musste einmal tief durchatmen, um nicht loszuschreien. Stattdessen lief er
etwas rot an, antwortete dann aber so gefasst wie möglich: „Und wovon
träumst du nachts?“
Das war ein guter Konter gewesen, jedoch nur im ersten Moment, da sein
Gegenspieler nun zum Angriff ansetzte.
„Das kann ich dir zeigen.“
Mit diesen Worten holte Malfoy seinen Zauberstab hervor und schwang diesen in
einer lautlosen Beschwörung.
Sofort erwachte Harrys Leinwand zum Leben und sprang ihn an. Der Holzrahmen
legte sich wie eine Schere um Harrys Oberkörper und klemmte seine Hände ein,
während sich die Leinwand über seinen Kopf stülpte und ihm die Sicht raubte.
Orientierungslos fiel Harry zu Boden und versuchte sich frei zu winden. Sein
Zauberstab lag irgendwo neben ihm auf dem Boden, doch er hatte keine Ahnung wo.
Um ihn herum erschallten die empörten Rufe der Professorin nebst Hermine, die
wie ein nervöses Huhn um ihn herumzuspringen und mit Gegenzaubern um sich zu
werfen schien, und das Gelächter seines Peinigers und dessen Freunden.
Endlich schien die Leinwand wieder ihr Leben auszuhauchen. Hermine musste Erfolg
gehabt haben. Oder war es McGonagall gewesen, die den Fluch aufgehoben hatte? Es
war Harry ziemlich schnurz egal. Rasend vor Wut rang er mit dem nun leblosen
Gegner und warf die kläglichen Überreste der Leinwand sauer von sich. Ein nur
zu bekanntes Lachen erfüllte den Raum. Harrys gehetzter und verärgerter Blick
verdunkelte sich. Der Zorn, der in ihm rumorte, übertönte die empörten
Zurechtweisungen der Professorin gegenüber dem Störenfried. Harry sah auf und
erblickte das zynische Grinsen des blonden Slytherin. Ohne Nachzudenken stürzte
er sich auf ihn.
Der andere wurde von dieser Attacke zuerst völlig überrumpelt. Der unerwartet
harte Aufprall warf ihn um und er landete hart auf dem Parkett. Der Aufschlag
presste die Luft aus den Lungen des Slytherin. Doch er erfasste die Geschehnisse
noch schnell genug, um sich schnell zur Seite zu werfen, als eine geballte Faust
auf ihn zukam. Der Schwarzhaarige saß noch immer halb auf ihm und setzte zu
einem erneuten Schlag an. In letzter Sekunde fing Malfoy die Faust mit seiner
Hand ab und versuchte sich unter dem anderen herauszuwinden.
Scheinbar waren die Zeiten, in denen er sich sogar von Hermine Granger
verprügeln ließ, schon lange vorbei. Das Spiel als Sucher hatte sich wohl in
Reflexen und Kraft letztendlich ausgezahlt. Doch Harry schien über Kurz oder
Lang doch der Kräftigere zu sein. Obwohl der Slytherin ca. fünf Zentimeter
größer war als der Goldjunge, war er von der Statur her sichtbar schmaler. Das
tat jedoch der energischen Gegenwehr des unten Liegenden keinen Abbruch. Er
wurde nicht von einem einzigen Schlag getroffen, sondern setzte sogar an den
Anderen mit einem kräftigen Stoß von sich herunter zu werfen. Trotzdem hätte
Harry diese Prügelei am Ende sicher gewonnen, hätte er nur die Chance dazu
gehabt.
Doch diese erhielt er nie.
Denn die hysterischen Rufe von Minerva McGonagall schallten durch den
Klassenraum und ein energisches „Separo!“ riss die zwei Streithähne
auseinander. Sofort eilten deren Freunde zu ihnen, um eine erneute Eskalation zu
verhindern. Die Lehrerin war sichtlich schockiert.
„Sie beide, in mein Büro! Sofort.“
Mehr brachte sie nicht heraus, sondern zog ihre Schüler an den Roben aus dem
Raum, was ob der Tatsache, dass beide fast einen Kopf größer als sie waren,
recht amüsant gewirkt hätte, wäre nicht gerade eine Schlägerei im
Verwandlungsunterricht ausgebrochen.
„Was bei Merlin haben sie sich eigentlich gedacht?“
Die ältere Hexe schäumte vor Wut. Sie hatte die Jungen in ihrem Büro auf die
Stühle bugsiert und lief nun wie ein aufgescheuchtes Huhn vor ihnen auf und ab.
Bald würde sie Spurrillen in dem Steinboden verursachen.
„Dafür könnte ich sie beide nach Hause schicken, wissen sie das?“
Mit jedem Wort wurde die Stimme der Professorin höher, bis es nur noch ein
schrilles Quietschen war. Ihre grünen Roben schwangen hinter ihr hin und her
und Harry glaubte, gleich seekrank zu werden, wenn er sich dieses Spektakel noch
länger mit an sah. Er wusste selber nicht, was er gedacht hatte. Nichts, das
war wohl das Problem bei der Sache.
Langsam versuchte McGonagall sich wieder zu beruhigen. Ihr spitzer Hut hörte
auf, nervös auf und ab zu hüpfen. Nach einiger Zeit der Stille, in der beide
Jungen nur stur vor sich hin starrten und für sich beteten, dass sie nicht
fliegen würden, räusperte sich die Hauslehrerin von Gryffindor und rückte
ihre Brille zurecht.
„Zwanzig Punkte Abzug von Slytherin für Beleidigung eines Mitschülers,
unerlaubtes Fluchen während der Schulzeit und böswilliges Verhexen eines
Mitschülers. Zudem werde ich Professor Snape von ihrem Fehlverhalten
unterrichten, Mr. Malfoy.“
Erst bei dieser Drohung blickte der Blonde auf. Sein Blick war so kalt wie eh
und je. Doch er schwieg nur zur Antwort. Er wusste wohl, dass Argumentieren bei
den Konrektorin nicht half.
Sie löste ihren Blick wieder von diesem hoffnungslosen Fall von Arroganz und
innerer Kälte und wandte sich Harry zu.
„Und 20 Punkte Abzug von Gryffindor für tätlichen Angriff auf einen
Mitschüler... So sehr sie Mister Malfoy auch provoziert hat, das war vollkommen
untragbar, solche Gewaltausbrüche kann ich nicht dulden.“
Harry sah schuldbewusst zu Boden.
„Ja, Ma’am“, kam die gemurmelte Antwort.
Endlich bewegte sich die Hexe auf ihren Schreibtisch zu und ließ sich
erschöpft in den Ledersessel fallen.
“Zudem werden sie beide heute Abend in mein Klassenzimmer kommen und ihre
Aufgabe beenden. Dieses Bild wird fertiggestellt. Sie müssen wohl wieder von
vorn anfangen, Mr. Potter, und sie, Mr. Malfoy müssen erneut Modell sitzen.
Aber diesmal werden sie schweigen, dafür sorge ich.“
Sie lehnte sich über den Schreibtisch und blickte völlig ernst über den Rand
ihrer Brille auf den jungen Malfoyspross.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Rückblick Ende~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Sie hatte ihr Versprechen wahr gemacht. Nach dem Abendessen mussten beide
antanzen und Malfoy wurde trotz seines Protests mit einem „Silencio“ belegt,
um weitere Beleidigungen und daraus resultierende Eskalationen zu vermeiden.
Harry genoss die Stille. Es war einfach ein ganz neues Gefühl sich mit Malfoy
in einem Raum zu befinden, ohne dass dieser ihn beleidigte, auslachte, bedrohte
oder irgendwie erniedrigte. Obwohl Harry ihn auf den Tod nicht ausstehen konnte,
war dieser Abend für ihn die wohl beste Begegnung mit dem Blonden, die er je
hatte. Wobei er zugeben musste, eigentlich noch nie eine gute Begegnung mit ihn
gehabt zu haben, weshalb es auch nicht schwer war die beste zu erreichen. Wo die
beiden aufeinandergeprallt waren, sprühte die Energie. Auch hier war sie
enthalten... aber anders.
Langsam stellte der Slytherin sogar seine eiskalten Todesblicke ein. Sie halfen
ihm sowieso nichts. Auch dieses gehässige Grinsen verschwand. Ihm war scheinbar
nicht danach zu Mute. Stattdessen zierte eine Variation von Nichts seine Züge.
Die Leere stand ihm immerhin besser als diese aufgesetzte Bosheit. Harry ließ
seinen Zauberstab über die Leinwand fahren und es erschien ein Schatten unter
den langen, schmalen Fingern der blassen Hand „seines“ Malfoys. Langsam
hatte er den Dreh raus. Dies würde wohl das einzige Portrait seiner Stufe sein,
das sein Modell nicht in Schulroben zeigte. Malfoy hatte sich aus welchem Grund
auch immer vor dem Abendessen einen grünen Rollkragenpullover angezogen. Es
wurde langsam kühler in den Gemäuern, denn der Winter kam nun auch ziemlich
schnell.
Der Gryffindor versank in Gedanken. Wie automatisch führte er den Zauberstab
vor seinem Gemälde hin und her und verlor sich in jedem kleinen Detail.
Früher, als er noch auf eine Muggelschule ging, hatte er in Kunst immer
schlechte Noten gehabt. Malen war nicht seine Stärke. Aber das hier war anders.
Es ging hier um Zauberei und wenn etwas seine Stärke war, dann Zauberei.
Kritisch wanderte Harrys Blick von der Leinwand zu seinem Model und wieder
zurück. Es war gar nicht so schlecht, was er da produzierte. Ein typischer
Draco Malfoy blickte ihn aus der Leinwand mit leeren Augen an. Ebenso wie der
echte ihn mit dem selben ausdruckslosen Blick bedachte. Es war ungewohnt Malfoy
nicht mit diesem gehässigen Grinsen zu erleben und irgendwie bekam Harry bei
diesem Anblick eine Gänsehaut. Wie konnte jemand nur so einen nichtssagend
Ausdruck in den sogenannten Fenstern der Seele haben und dennoch so einen
vielsagenden Eindruck hinterlassen?
Erneut schweiften seine Augen zu seinem Werk. Er hatte Malfoy lange gemustert.
Wie lange wusste er gar nicht. Aber es war draußen schon dunkel... Irgendetwas
stimmte da nicht. Sein Malfoy sah zwar so aus wie sein Vorbild, aber es war
nicht der selbe Mensch.
>Ein Bild ist ja auch kein Mensch<, schalt sich Harry. Doch dieses Gefühl
blieb. Es fehlte irgendetwas an der Aura oder der Ausstrahlung, was genau,
konnte er auch nicht sagen. Doch er musste das korrigieren. Harry wollte ein
perfektes Bild.
Ein Klopfen ließ Draco aufschrecken. Er hatte Ewigkeiten nur so dagesessen und
nichts getan, an nichts gedacht. Es war seltsam nicht auf Potter rumhacken zu
können. Aber es half nichts sich darüber aufzuregen und so ergab er sich
seinem Schicksal. Nichts tun war auch einmal entspannend. Zur Abwechslung nicht
immer mit jemandem zu zanken oder von irgendwelchen Leuten böse angeschaut zu
werden, war doch recht erholsam.
Nun streckte jemand seinen schwarzen Kopf in den Verwandlungssaal. Es war Blaise
Zabini, Dracos bester Freund und einer seiner Mitbewohner. Was wollte der hier?
Draco konnte es sich schon denken. Der schwarzhaarige Slytherin war schon immer
ein besonders dreister und vorwitziger Geselle gewesen. Einer der Gründe
weshalb Draco ihn in seinem Freundeskreis zu schätzen wusste. Er war kein
Arschkriecher oder Angsthase. Meistens benahm er sich recht slytherinlike, ein
Opportunistenschwein eben. Aber er konnte auch ein guter Freund sein, wenn er
nicht gerade seinen Hals riskierte, weil er Draco zu nerven versuchte.
Ein breites Grinsen zierte Blaises Gesicht, als er in den Raum schlüpfte und
die Tür hinter sich schloss. Endlich schien auch Potter den Neuling bemerkt zu
haben.
„Wer... Du bist doch in unserem Jahr. Was willst du hier?“
Verwirrung machte sich hinter den Brillengläsern des „Künstlers“ breit.
Zabini, der Schauspieler, der er nun mal war, schlenderte durch den Raum und
reichte Potter seine Hand in einer übertriebenen Geste.
„Blaise Zabini, Slytherin. Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?“ und schon
saß er neben ihnen im Schneidersitz auf dem Boden.
Draco ließ ein Augenbraue nach oben wandern. Blaise hatte doch irgendwas vor,
oder war ihm bloß langweilig, weil Vincent und Gregory. mal wieder in ihren
literarisch wertvollen Ergüssen über Essen schwelgten und Theodore wie immer
verzweifelt und erfolglos versuchte Pansy zu erobern? Manchmal war es wirklich
lächerlich.
Nun schenkte Zabini auch Draco ein dubioses Lächeln. Ja, er hatte eindeutig
etwas vor!
„Weißt du Harry, ich wollte es mir einfach nicht entgehen lassen, ihn einmal
sprachlos zu erleben.“
Noch weiter nach oben konnten die Mundwinkel von Dracos Freund überhaupt nicht
mehr wandern.
Wehe dieser pferdeschwanztragende Kerl würde jetzt, da ihm niemand
wiedersprechen konnte, anfangen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Doch Draco
wusste, Zabini war nicht so blöd. Er war zwar vorlaut aber bei weitem kein
Idiot. Blaise hatte schon immer die Gabe besessen ellenlang reden zu können,
ohne groß etwas zu sagen. Auch Potter schien sich inzwischen mit der
Anwesenheit des Dritten abgefunden zu haben und machte sich wieder an die
Arbeit. Hoffentlich mussten sie morgen nicht noch mal weitermachen.
Wie befürchtet begann der Junge, nachdem er sich auf dem Boden ausgebreitet
hatte, mit einer Art Monolog der Nichtigkeiten. Ihm schien wirklich langweilig
zu sein.
„Weißt du Draco, ich denke Potter hätte es nicht besser treffen können mit
seinem Model. Immerhin bist du ja einer der bestaussehendsten Jungs unserer
Schule. Mädchen zu portraitieren ist immer so umständlich, die haben immer das
Gefühl, man guckt ihnen was ab. Aber so einen hässlichen Kerl zu malen ist
noch viel schlimmer. Ich meine, da hat man immer das Bedürfnis seinem Bild eine
Schönheitsoperation zu verpassen. Uhhhh, überleg doch mal stundenlang Goyle
anstarren zu müssen... Ich hatte ja auch Glück. An Seamus ist nicht viel
auszusetzen, außer dieser furchtbaren rot-goldenen Krawatte.“
Draco wusste nicht worauf Zabini hinauswollte. Er kannte die Neigungen seines
Kumpels und sie waren ihm egal. Wo lag denn da der große Unterschied? Er hatte
noch nie einen großen Hehl daraus gemacht und es schien ihm auch piep zu sein,
ob Potter es bemerkte. Wobei, der merkte eh nicht wovon Blaise redete. Erstens
war er viel zu naiv, um die Anspielungen des Anderen zu verstehen und zweitens
schien er nicht mal zuzuhören. Der Slytherin mit den langen schwarzen Haaren
hätte auch vom Lord höchstpersönlich erzählen können und davon, dass er
gerade auf dem Weg war Weasley zu holen und Potter hätte nichts mitbekommen.
Zabini schien genau zu wissen, wie weit er gehen konnte. Draco konnte ihn
sowieso nicht aufhalten. Noch einen Verweis konnte er nicht gebrauchen. Aber
bisher war es ja auch nicht nötig gewesen, Zabini ruhig zu stellen.
„Aber du, Draco, wärst immer noch mein Lieblingsmodel gewesen... keine Sorge,
ich weiß schon. Das findest du nicht lustig. Aber du musst schon zugeben, dass
du Seamus noch übertriffst. Eine Zehn ist eine Zehn. Weißt du, noch sind wir
jung, aber viele sehen trotzdem nicht gut aus. Aber die werden wenigstens nichts
verlieren, wenn sie mal alt werden. Alt und hässlich. Ich meine, Longbottom
wird mit vierzig auch nicht viel unattraktiver sein, als jetzt. Er wird eher
einen Reifebonus kriegen. Natürlich wirst du auch in Würde altern. So wie dein
Vater, wobei der früher noch lange nicht so gut aussah, wie du jetzt.“
Der Blonde wurde langsam ein bisschen perplex. Was sollte dieses ganze
Geschwätz eigentlich? So gut sah er doch gar nicht aus. Nur weil die Mädchen
seines Hauses... und Zabini, ihm aus Spaß an der Freude hinterher schwänzelten
und dieser Bekloppte immer an seinem Ego polieren musste, war er doch wirklich
kein Supermodel. Da war ja lächerlich. Draco saß nun schon seit Stunden reglos
da. Er hatte sich nicht bewegt, um Potter die Chance zu geben diese Tortur an
einem Abend zu erledigen. Doch auch nichts tun war kraftraubend und so merkte
der junge Malfoy nicht, wie ihm langsam die starren Gesichtszüge davon glitten.
Sein bester Freund fühlte währenddessen keinerlei Intention in seinem
Redefluss inne zu halten und philosophierte fröhlich weiter.
„Es ist schon eine Schande zu wissen, dass die Jugend und ihre Vorzüge nur zu
bald enden. Dann kriegt man Falten und das Glänzen in den Augen wird trüb und
irgendwann sterben wir alle. Schade. Am schlimmsten ist es jedoch bei denen, die
von der Natur in ihrer Jugend gesegnet waren... Pech, sag ich da nur. So
geht’s uns allen mal. Potter, Seamus, mir.... und leider auch dir, Dray.“
„Fertig!“
Potters Ruf stoppte endlich Zabini in seinen sinnlosen Tiraden auf den Zahn der
Zeit. Erst jetzt merkte Draco, dass er den Mund nicht ganz geschlossen hielt,
sondern etwas ungläubig und verschleiert durch den Raum geschaut hatte. Dafür
könnte er Zabini töten. Er muss total bescheuert ausgesehen haben.
Potter holte mit seinem Zauberstab aus und sprach „insigno.“ Das war die
lange erwartete Erlösung, wie Professor McGonagall gesagt hatte, erlangte der
Blonde mit Vollendung des Portraits seine Stimme wieder. Mit einem genervten
Blick auf Zabini, musste er seine neuerlangte Stimmgewalt auch sofort einsetzen.
„Sag mal, Zabini, was für ne Art der kreativen psychologischen Kriegsführung
war das denn? Du wolltest mich wohl wahnsinnig machen mit diesem Geschwätz. So
viel Scheiße hast du ja schon lange nicht mehr von dir gegeben!“
Mit einem Kichern erhob sich Angesprochner und ging mit einem unschuldigen
Schulterzucken zu Potter, um das Werk zu bewundern.
„Wow, Potter, Respekt! Er hat dich echt gut getroffen, Draco.”
Nun entschied auch Draco sich einmal dieses angeblich so gute Bild von sich
genauer anzusehen und stieg von dem kleinen Podest. Bei den beiden Anderen
angekommen blieb er unvermittelt stehen und starrte nur so auf das Bild. Der
zweite Slytherin war weiterhin in ausschweifende Belobhudelungen für den
Künstler vertieft.
Nach einigen Augenblicken riss Potters Stimme den Blonden aus der Starre. „Was
ist Malfoy, ist es so schlecht? Komm schon, was sagst du?“
Nun ein leises Flüstern war die Antwort. „Oh mein Gott!“
...tbc... following: „l’obsession“
Titel : » une soirée intime » = « ein intimer Abend »
Fieses Ende??
Pech gehabt, aber es geht ja noch weiter. Was ist an dem Bild so besonders, dass
Dray so reagiert? Ratet! Wer das Buch kennt... ratet trotzdem.
Alle Spekulationen, Fragen und Beschwerden bitte an mich und zwar per Kommi!
* vorfreudig strahlt *
Jetzt sag ich mal tschüß und bis nächstes Mal.
Wer von der Ankunft des nächsten Kapitels per ENS informiert werden will,
einfach rein schreiben!
Kapitel 2: l'obsession
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Ich bin so was von froh, dass die Story wirklich regen Anklang gefunden hat, und
für alle, die befürchten, es würde nicht weitergehen kann ich ja was
verraten... *flüstert* ich hab schon was auf Vorrat, weshalb die ersten Updates
auch recht regelmäßig kommen werden. (so wie jetzt... morgen wären’s 2
Wochen)
Aber deshalb nicht aufhören zu kommentieren!!!
So, Kapi zwei ist im Anmarsch, jetzt geht’s mal ein bisschen zur Sache.
Aber nur ein bisschen. Viel Spaß beim Lesen!
previously: //Nur ein leises Flüstern war die Antwort. „Oh mein Gott!“//
Kapitel 2: l’obsession
Harry spürte, wie ihm ein Eiswürfel die Wirbelsäule entlang glitt und sich
jedes Härchen in seinem Nacken aufstellte. Er hatte so etwas noch nie gehört.
Nicht so... nicht von Draco Malfoy! Nicht, dass die Worte selbst etwas
ungewöhnliches wären. Wenn, dann war der Ausspruch eher abgedroschen. Doch die
Art, wie er dem Blonden über
die Lippen kam... Er hätte nie gedacht den Slytherin je auch nur ansatzweise so
sprechen zu hören. Die Worte waren so leise, dass man sie eher erahnen musste,
als dass man sie hörte. Die Stimme des Jungen war belegt, klang irgendwie
erstickt von Entsetzen, Zweifel – hörte Harry Angst? Konnte man Angst
überhaupt in einem Flüstern hören? – und einer Art dubioser Verzückung.
Verzückung war irgendwie nicht das rechte Wort, doch der Gryffindor konnte sich
nichts besseres überlegen.
Er drehte sich zu dem Blonden um und versuchte den Grund dieses seltsamen
Benehmens zu sehen. Sein Gegenüber war kreidebleich. Es war erstaunlich, dass
der helle Teint des Slytherin noch weißer werden konnte. Noch immer waren die
grauen Augen auf das Bild gerichtet. Doch sie waren nicht so hart und kalt, wie
gewohnt. Endlich konnte Harry glauben, dass auch Malfoy eine Seele hatte, die
man in den Augen sehen konnte. Er schien absolut gebannt. Fast panisch fuhren
die Augen die Konturen des Bildes nach.
Nun musste auch der Künstler selbst einen zweiten Blick auf sein Werk werfen,
um die Verwirrung zu verstehen. Er musste zugeben, er hatte wirklich
hervorragende Arbeit geleistet. Keinen Strich würde er anders setzen... Sein
Malfoy war perfekt, genau, wie er es wollte. Erst jetzt fiel Harry auf, dass er
jedes Detail des Gemäldes kannte. Er hatte fast besessen jede Falte und jeden
Schatten jeder Wimper perfektioniert. Das Aussehen Draco Malfoys hatte sich tief
in sein Gedächtnis gebrannt, als er ihn so lange betrachtet hatte.
Doch am besten fand er das Gesicht. Er hatte sich den Ausdruck nicht
eingebildet. Der Blonde hatte tatsächlich so geschaut, wie Harry es gezaubert
hatte. Der Malfoy, der sich nur minimalst in seinem Rahmen bewegte, blickte
irgendwie abwesend, er schien weit fort zu sein. Der Mund war nicht ganz
geschlossen und jeder Betrachter wollte nur zu gerne wissen, was ihn so
entrückt hatte.
Was hatte Blaise eigentlich die ganze Zeit erzählt? Harry hatte überhaupt
nicht zugehört, da er fieberhaft damit beschäftigt war seine Arbeit zu
vollenden. Wenn das kein Ohnegleichen geben würde, dann wusste Harry nicht
weiter. Was auch immer der schwarzhaarige Slytherin die ganze Zeit von sich
gegeben hatte, es hatte Malfoy entweder so gelangweilt, dass er sich seinen
eigenen Gedanken gewidmet hatte, oder es hatte ihn überraschenderweise
aufgewühlt. Wie auch immer, der Eisprinz hatte unterwegs seine Maske verloren
und Harry gefiel das ziemlich gut.
Doch langsam war das Schweigen etwas zu lang für den Geschmack des Gryffindors.
Zabini stand nur noch mit zusammengekniffenen Augen neben seinem Freund und
beäugte den ungewohnten Anblick. Wenigstens hatte er jetzt aufgehört, Harry
die ganze Zeit laut lobend auf die Schultern zu klopfen.
„Malfoy? Ist alles OK mit dir? So schlecht ist es doch gar nicht, oder?“
Harry wusste, dass es nicht schlecht war, ganz im Gegenteil. Aber vielleicht
würde er auch gleich angeschrieen, weil er es wagte den Eisprinzen ohne Maske
zu zeigen. Die Ruhe vor dem Sturm? Harry hoffte nicht.
Die Worte holten den Slytherin aus seiner Trance. Er schüttelte nur leicht den
Kopf, als müsse er den Nebel aus seinem Gehirn vertreiben.
„Nein, es ist...“
Er brach ab. Starrte erneut auf sich selbst, wie sein Abbild gerade abwesend an
den Ärmeln seines Umhangs herumfingerte.
Erneut setzte er an. Diesmal etwas entschlossener.
„Es ist schön. Wirklich, aber...“
Was aber? Harry wusste nicht worauf er hinaus wollte.
„... bin das wirklich ich? Sehe ich SO aus?“
Harry nickte nur etwas verwirrt.
Er zuckte mit den Schultern.
„Ja, so hast du grade ausgesehen.“
Nun fiel auch Blaise in das Gespräch ein. Er grinste über beide Ohren.
„Harry hat dich gerade in einem deiner Schokoladenseitenmomente erwischt. Du
siehst
echt so aus. Glaubst du mir jetzt, dass du schön bist?!“
Der Slytherin mit dem schwarzen Pferdeschwanz legte seinem Kumpel einen Arm um
die
Schultern und drückte ihn fest.
Das Bild, das sich ihm bot, sickerte ganz langsam in die hinterste Ecke seines
Kopfes und setze sich dort für immer fest. Der blonde Junge, der da in der
Leinwand saß, war wirklich schön. Aber das war doch nicht er selbst. Er war
vielleicht recht attraktiv, aber DAS? Doch er konnte nicht leugnen, dass er sich
erkannte. Auch wenn er sich gerade sehr unmalfoyisch gab. Doch das war gerade
unwichtig.
Eine Erkenntnis schlich sich bei ihm ein. Blaise hatte recht. Seine blöden
Komplimente waren kein pures Gewäsch, sondern die Wahrheit. Er, Draco Malfoy,
war schön. Das war nun bewiesene Tatsache. Pansy hatte zwar auch immer so
geredet, aber die schleimte sich sowieso bei ihm ein. Doch wieso? Wegen seinem
Geld? Nein, ihre Eltern waren auch reich. Sie stand auf ihn. Das war es.
Doch wirklich schockierend war nicht die Tatsache, dass Draco schön war sondern
dass Blaise recht gehabt hatte mit allem anderen. Er würde alt werden und
hässlich und alles, was er zuvor mit seinem Aussehen erreicht hatte, würde
verschwinden. Den anderen konnte es egal sein zu altern, sie hatten nichts zu
verlieren. Aber er... Macht half weiter, keine Frage. Aber es gab Türen die
konnte er sich mit seinem schönen Gesicht eher öffnen, als mit Geld und
Beziehungen. Die Frauen würden ihn nicht mehr lieben. Niemand. Ein Malfoy war
hart, er hatte keine Busenfreunde und war nicht nett. Wenn er dann auch nicht
mehr schön war, dann war er nur noch von Schleimern umgeben. Dann würde
vielleicht selbst Blaise, sein bester Freund, das Interesse an ihm verlieren.
Wie gern hätte er mit dem Bild getauscht. Der andere Draco hatte es gut.
Er musste nicht altern, bekam keine Falten und starb auch nicht. Er hätte alles
gegeben, um an dessen Stelle zu sein.
„Wie viel willst du dafür, Potter?“, fragte Blaise überraschend. „Ich
kauf es dir ab.“
Das war sein Ernst, das sah Harry. Doch er hatte überhaupt nicht darüber
nachgedacht, was er mit dem Bild machen sollte, wenn es fertig war. Verkaufen?
Harry brauchte kein Geld und irgendwie fand er es nicht richtig das Portrait zu
verkaufen. Er hatte so viel Arbeit hineingesteckt und dabei so tiefe Einblicke
in seinen Erzfeind gewonnen, dass er es als zu persönlich empfand es zu
verkaufen.
„Nein, es ist nicht zu verkaufen.“
Die Worte waren ausgesprochen und schon fragte sich Harry, was er denn damit
anfangen sollte? Es wäre doch seltsam ein Portrait von Malfoy zu besitzen oder
gar aufzuhängen. Er musste schmunzeln, als er überlegte, wie Petunia im Kreis
hüpfen und dann in Ohnmacht fallen würde, hätte sie das sich bewegende Bild
eines jungen Mannes in Zaubererkleidung in ihrem Haus hängen. Das wäre es doch
wert.
„Zuerst geht es zu McGonagall, schließlich ist es eine Klassenarbeit.“
Da hatte er recht, Morgen in ‚Verwandlung’ würde man sein Werk benoten
müssen und dann würde er Modell sitzen müssen. Zabini schien wieder Hoffnung
zu schöpfen.
„Danach kann ich es dann kaufen?“
Harry sah, wie Malfoy ihn etwas entsetzt anstarrte. Er war immer noch dabei
seine Maske wieder aufzubauen und Harry war sich ziemlich sicher, dass das an
diesem Abend nicht mehr gelang.
„Wenn du es wagst dir ein Bild von mir zu kaufen, nur weil du mich nicht
kriegst, dann kannst du dich aber auf was gefasst machen, Zabini!“, grollte
Malfoy.
Harry fiel die Kinnlade runter. Zabini war schwul?? Das hätte er nie gedacht.
Aber gut, wenn der Schwarzhaarige eben auf Jungs stand, auch gut. Aber dass
Malfoy bei seiner konservativen Familie keine Probleme damit hatte, wunderte
Harry schon ein wenig. Dass Draco – Moment, seit wann Draco?? -, ähm, Malfoy
ihm nicht sein Bild überlassen wollte, konnte er dafür umso mehr verstehen.
Harry fragte sich sowieso, was der Blonde wohl davon hielt, dass er so
„entblößt“ zu sehen war. Ob es ihn sehr störte? Gut möglich, das machte
ja die letzten Jahre des erstklassigen Theaters in Sachen Mimik ziemlich
nutzlos. Irgendwie tat er Harry Leid.
Seit wann tat ihm DRACO MALFOY eigentlich Leid?? Hätte er mit echten Farben
gearbeitet, so hätte der Gryffindor sich wenigstens noch mit der Ausrede von zu
viel
Lösungsmitteldämpfen beruhigen können... aber so?
Doch da kam ihm die Lösung, die alle Beteiligten... nein, nicht alle, wohl eher
ihn und Malfoy... glücklich machte.
„Das Bild gehört Malfoy. Immerhin ist er darauf zu sehen und sollte
entscheiden, wer ihn zu Gesicht bekommt.“
Damit war es raus. Er hatte es Malfoy geschenkt und war ziemlich zufrieden mit
dieser Entscheidung. Ron hätte ihn sofort nach St. Mungos Zwangseinweisen
lassen. Aber dieser Abend war sowieso ziemlich verrückt, das war wohl klar.
Am nächsten Morgen in Verwandlung scharte sich die ganze Klasse um die
Strafarbeit der beiden Schläger der vergangenen Stunde und sah gebannt dabei
zu, wie sich das zweidimensionale Duplikat ihres meistverhassten Mitschülers
– so zumindest der Blick der Gryffindors – mit abwesender Mine und entrückt
wirkendem Blick in die Ferne durch die Haare fuhr oder auf dem Stuhl
herumrutschte.
Währenddessen hatte sich das Model für dieses Meisterwerks noch nicht die Ehre
gegeben, die anderen mit seiner Anwesenheit zu beglücken und hatte bereits beim
Frühstück mit Abwesenheit geglänzt.
„Ähm, Harry? Ich will ja nichts sagen... aber es war doch die Aufgabe die
Person so naturgetreu wie möglich darzustellen.“
Hermine stand neben Harry und ließ ihren Blick skeptisch über das Bild fahren.
„Ich meine, so gefällt er mir eindeutig besser als in Natura, aber leider
werden wir
Draco-ich-bin-die-Geißel-der-Gryffindors-Malfoy nie so zu Gesicht bekommen. Es
scheint fast so, als wolltest du ihm damit schmeicheln.“
Sie schenkte ihm ein etwas verlegenes Lächeln.
Harry zuckte mit den Achseln.
„Naja, ich weiß auch nicht wie das passiert ist, aber er hat gestern echt so
ausgesehen. Das hab ich mir nicht eingebildet.“
Zumindest glaubte Harry das... >Das kann ich mir doch gar nicht eingebildet
haben.< Inzwischen sah ihn auch Ron komisch an. Harry hatte das ungute Gefühl,
dass ihm sein bester Freund gleich ein Thermometer in den Mund schieben und ihn
gut verschnürt nach St. Mungos verfrachten wollte.
Da sah Harry seine Chance leibhaftig durch die Tür treten.
„Hier! Fragt Zabini!“
Nun fasste ihm Hermine tatsächlich an die Stirn. Ron klopfte ihm
beschwichtigend auf die Schulter.
„Hey, Kumpel, ich weiß zwar nicht, was mit dir los ist, aber es ist echt
erschreckend, dass du den Namen von diesem Slytherin kennst...“
Harry schüttelte sie beide enttäuscht ab und hob die Hand, um die aufkommenden
Beschwerden abzuwehren. Etwas genervt schüttelte er den Kopf.
„Ich kenn ihn doch selbst erst seit gestern Abend. Er war da. Er hat sich mit
Dr--- Malfoy unterhalten. Oder besser er hat Malfoy unterhalten. Der konnte ja
nicht antworten.“
Nun kniff Hermine argwöhnisch die Augen zusammen und sah Harry durchdringend
an.
„Was hast du mit ihm gemacht? Du hast ihn verhext, um ihn ruhig zu stellen...
was zwar verständlich ist ... aber völlig illegal. Daher sieht er so aus.“
Nun schien ihr ein noch viel schlimmerer Gedanke zu kommen, da sie entsetzt den
Mund auf und zu machte, wie ein ertrinkender Goldfisch.
„Oh bei Merlin, Harry! Du hast ihm irgendeinen psychedelischen Zaubertrank
gegeben, deshalb ist er auch heute nicht da. Wie konntest du nur?“
Nun reichte es Harry wirklich. Für was hielt sie ihn denn?
„Verdammt noch mal, Hermine, bist du verrückt geworden? Was denkst du denn...
ich hab ihn nicht vergiftet, dazu reichen meine Zaubertrankfähigkeiten soch
sowieso nicht aus... und selbst wenn hätte ich das nicht getan. McGonagall hat
ihm einen Silencio verpasst, Merlin sei dank. Deshalb konnte er Zabini nicht
antworten. Ich weiß zwar nicht, was der mit Malfoy getrieben hat, als ich
beschäftigt war, aber ich habe nichts damit zu tun.“
Plötzlich merkte Harry wie jemand hinter ihm stand und er hörte Zabini
kichern, wie er es auch gestern Abend öfter getan hatte.
„Leider nicht das, was ich gerne getan hätte – wofür treiben eine recht
nette Umschreibung ist. Aber das ist nicht für eure Ohren bestimmt. Weasley
würde sonst von Sprout als Tomate in eines der Gewächshäuser verfrachtet
werden und das wollen wir doch nicht, stimmt’s Potter?“
Harry drehte sich nun peinlich berührt zu der schwarzhaarigen Schlange um.
Blaise Zabini grinste über beide Ohren und schien sich an Hermines Argwohn und
vor allem an Rons Was-zum-Teufel-hab-ich-denn-jetzt-schon-wieder-verpasst-Blick
zu ergötzten.
War dieser Zabini eigentlich immer so gut drauf oder lag das an Harry?
„Ähm Zabini, so lustig sind wir nun auch wieder nicht, worüber freust du
dich so?“
Misstrauen stieg nun auch in Harry auf. Sein Gegenüber zuckte nur grinsend mit
den Achseln und seufzte einmal theatralisch auf, während er mit Genugtuung die
Arme hinter dem Kopf verschränkte.
„Das Leben ist einfach schön. Man muss fröhlich sein, wenn man sich mit
Draco Malfoy ein Zimmer teilt.“ Ein zweideutiges Grinsen schlich sich auf das
Gesicht des Slytherin. Doch das beachtete niemand, da Ron gerade laut zu Husten
anfing. Bei diesem Statement hatte er sich glatt an einem Schokofrosch
verschluckt, den er sich in den Mund geschoben hatte.
„Außerdem“, fuhr Zabini fort. „Habe ich gerade eine halbe Stunde damit
verbracht meine Memoiren um eine historisch Unterhaltung zwischen Crabbe und
Goyle am Frühstückstisch zu erweitern. Sie endete in einem Streit darüber, ob
Porridge (1) aus Geflügel oder Schweinefleisch hergestellt wird... Ich habe
mich nicht dazu durchringen können das Missverständnis aufzuklären, es war
einfach zu köstlich – ich sehe so gerne zu, wenn Pansy einem
Nervenzusammenbruch nahe kommt, da Draco nicht da ist, um die beiden
Intelligenzbolzen davon abzuhalten sich weiter im Meer ihrer eigenen Blödheit
zu ersäufen.“
Erneut grinste Blaise Zabini wie der zufriedenste Slytherin in Hogwarts.
„Ich weiß, ich bin ein Sadist, aber das ist eine Kunst. Wer sonst würde eine
solche Situation ertragen, nur um Pansy leiden zu sehen?“
„Ich!“
Das kam von Ron, der sich sofort auf die Zunge biss. Doch Zabini nickte ihm nur
anerkennend zu.
„Du bist wohl doch böser, als ich gedacht hätte.“ Ron grinste ob dieses
Kompliments, ließ dann aber seine Mundwinkel wieder sinken, als er bemerkte,
dass ihn ein Slytherin gerade böse genannt hatte!
Dieses Gespräch führte wohl zu nichts und so beschloss Harry die Initiative zu
ergreifen, um die wirklich interessanten Dinge in Erfahrung zu bringen. Wie oft
hatte er denn schon die Chance mit einem Slytherin, der direkt an der Quelle
saß, ein Schwätzchen zu halten? Das lag wohl daran, dass Pansy Parkinson im
Moment mit sichtlichen Kopfschmerzen in der Ecke saß und sich bei Millicent
Bullstrode, einer kleinen drallen Slytherin mit einem brünetten Pferdeschwanz
ausheulte, während die Urheber ihrer Leiden, wenn man Blaise Glauben schenken
mochte, noch immer in heiße Diskussionen verwickelt waren, die inzwischen in
halbherziges Schubsen und Stoßen überging.
Theodore Nott, der letzte Slytherin im Raum, ein unauffälliger Junge mit
mausgrauen Haaren und einer zu großen Klappe spielte Schiedsrichter und
verteilte Punkte an die beiden Kontrahenten. Niemand schien zu merken, dass
Blaise Fahnenflucht beging, was diesem wohl völlig klar war. Wer sollte ihn
denn auch zurechtweisen, da der Oberslytherin nicht anwesend war?
Und das war auch Harrys Punkt.
„Wo ist Malfoy? Wenn es so schön ist sich mit ihm ein Zimmer zu teilen, dann
weißt du bestimmt auch, wieso er nicht da ist.“
Fordernd verschränkte Harry die Arme und beugte sich etwas zu dem Slytherin
herüber, um seine Antwort auch ja nicht zu verpassen. Doch der zuckte nur mit
den Schultern, lehnte sich dann ebenfalls vor und schnurrte: „Schön wär’s.
Nur leider hatte unsere kleine Prinzessin heute die Vorhänge ums Bett zugezogen
und ich darf ja nicht bei ihm schlafen. Wir wecken ihn nie. Das kann böse
enden, außerdem ist er sowieso immer als erster wach. Draco ist für sich
selbst verantwortlich. Ich weiß nicht mal, ob er noch im Bett lag, als ich den
beiden Fleischklössen zum Essen gefolgt bin.“
Etwas verspätet öffnete sich nun die Tür zu Professor McGonagalls Büro
und die Animaga eröffnete den Unterricht.
Harry hatte für sein Bild ein Ohnegleichen bekommen, was Hermine etwas zu
wurmen schien, da es ihrer Meinung nach etwas zu „unrealistisch“ war.
Das Abendessen war bereits vorbei und Ron und Hermine waren zusammen im
Jungenschlafsaal, wobei Harry sie nicht stören wollte. So machte er sich zu
einem Spaziergang durch die Gänge auf, um dem Zaubertränkeessay auszuweichen,
der im Gryffindorturm auf ihn wartete. Unwillkürlich glitten seine Gedanken zu
dem Gespräch mit Zabini vor Verwandlung. Wusste er wirklich nicht, was Malfoy
heute vom Unterricht ferngehalten hatte? Die beiden waren doch ziemlich gute
Freunde, zumindest schien es gestern Abend so gewesen zu sein. Harry war vorher
nie aufgefallen, dass Malfoy außer Crabbe und Goyle – und vielleicht noch
diesem blonden Huhn Parkinson – normale Freunde hatte.
>Zabini ist nicht normal!< Wies sich Harry selbst zurecht. War in Slytherin
überhaupt jemand normal? Oder in Hogwarts überhaupt? >Auf jeden Fall normaler
als dieser Schwule mit schlimmerem schwarzem Humor, als die ganze britische
Muggelgesellschaft zusammen!<
Er passte irgendwie hervorragend nach Slytherin... und dann auch wieder nicht.
>Erstaunlich, dass so ein Eisklotz wie Malfoy sich einen Paradiesvogel wie
Zabini als
Freund hält. Vielleicht hat der ja genug Spaß für beide.<
Er schlenderte durch die inzwischen leeren Korridore und dachte einfach nur nach
über die letzten 24 Stunden. Warum interessierte es ihn so, warum Malfoy nicht
da war? Er war doch sonst immer froh gewesen, wenn er dem Blonden einmal einen
Tag lang nicht begegnen musste, das war wie ein Kurztrip auf die Bermudas.
>Es kann doch nicht sein, dass ich mich gestern Abend an ihn gewöhnt habe,
oder?<
Harry schüttelte energisch den Kopf. Inzwischen war er bereits auf dem
Rückweg. Dank der vielen Abkürzungen und versteckten Wegen, die er von der
Karte des Herumtreibers her kannte, war er niemandem begegnet. Schließlich bog
er wieder in einen der Hauptkorridore ein. Der Gang war unterhalb des
Gryffindorturms und es würde nicht mehr lange dauern, bis er eine der
beweglichen Treppen antreffen würde.
Inzwischen war es ihm egal, wohin sich das Treppenhaus wandte, da er immer
wusste, wie er von dem entsprechenden Ende wieder auf Kurs kam.
Doch es kam nicht selten vor, dass ein hilfloser Erstklässler schüchtern
fragte, wie er denn jetzt wieder zur großen Halle gelangte – möglichst ohne
viele Treppen nehmen zu müssen.
Besonders leise passierte Harry Professor McGonagalls Büro und bog um die
nächste Ecke. Es war nur noch eine Minute bis zur Sperrstunde und
die Animaga wäre nicht erfreut ihn durch die Korridore irren zu sehen. Doch
Harry war ja kein Anfänger mehr, wenn es um nächtliche Ausflüge ging, und
hatte bereits seinen Unsichtbarkeitsmantel übergeworfen, den er abends stets
mit sich zu führen pflegte. Zur Linken lag nur wenige Meter voraus der
Verwandlungsklassenraum. Harry wusste das im Schlaf. Man hätte ihn blind durch
diesen Gang laufen lassen können und er wäre jeder Ritterrüstung und jeder
Statue ausgewichen.
Doch seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich von etwas eingefangen. Es war ein
dünner, schummeriger Lichtstrahl, der unter der Tür des Klassenraums
hervorschlüpfte. Es wäre wohl am sichersten gewesen einfach daran vorbei zu
gehen und keinen weiteren Gedanken an die späte Illumination zu verschwenden.
Doch Harry Potter wäre nicht
Harry-ich-finde-den-Ärger-auch-wenn-er-sich-vor-mir-versteckt-Potter, wenn er
so vernünftig handelte.
>Es ist wahrscheinlich Professor McGonagall, die noch etwas vorbereitet... Aber
warum tut sie das nicht in ihrem Büro und wieso hat sie den Raum nur so gedimmt
beleuchtet?<
Die Neugierde überwältigte Harry. Obwohl er kurzzeitig die Vision hatte, dass
er womöglich die Hauslehrerin von Gryffindor bei romantischer Beleuchtung in
ihrem Klassenraum in männlicher Begleitung vorfinden könnte. Das ist doch
lächerlich. Dazu ist sie viel zu strickt. Immerhin hatte sie ja ihre
Privaträume für so etwas. Mit wem sollte sie so etwas überhaupt tun?
Das Bild von Professor Snape mit einem zweideutigen Grinsen um die Cäsarennase
und einem Arm um die Verwandlungslehrerin schob Harry mit einem angewiderten
Schauer zur Seite.
>Wenigstens wüsste man dann endlich wieso die Hauslehrerin von Gryffindor immer
grün trägt. Außerdem, was sich liebt, das neckt sich...<
Nun musste er sich aber wirklich zusammenreißen. Über so etwas sollte er sich
wirklich nicht lustig machen. Die beiden als Paar wären wirklich der Albtraum
jedes Schülers.
>Lassen wir das, zum Wohl von Hogwarts!<
Mit dieser Entscheidung wandte sich Harry der Tür zu und öffnete sie
lautlos einige Millimeter. Es war vollkommen ruhig im Klassenraum und die
Tafelfront des Zimmers war stockdunkel. Vorsichtig glitt Harry hinein und nahm
alles in Augenschein, um zu erkunden, woher das fahle Licht kam. Es war
erstaunlich, dass ein so trübes Licht überhaupt auf dem Gang zu sehen war.
Außer Harry hätte es wohl niemand beim Vorbeigehen bemerkt. Endlich entdeckte
der Gryffindor die Lichtquelle. Es war eine weitere Tür am hinteren Ende des
Raumes, nur wenige Schritte hinter der Eingangstür und, wenn diese offen war,
nicht zu sehen. Dort befand sich eine Art Aufbewahrungsraum für
Unterrichtsmaterialien, der für Schüler eigentlich völlig uninteressant war.
Die Tür war nicht richtig geschlossen und das tanzende Fackelschein offenen
Feuers fiel auf den kalten Steinboden, um von dort reflektiert unter der zweiten
Tür hindurch zu scheinen. So leise wie eh und je schlich sich der
Junge-der-lebte hinüber und spähte durch den offenen Spalt. Es war ein kleiner
Raum voller undefinierbarer Dinge. Doch auch viele alte Bekannte waren darin
aufbewahrt. Zum Beispiel die Bilder, die der Kurs anfertigen musste und die bis
zu Ende dieser Aufgabe – das heißt, bis alle Schüler ihre Bilder vollendet
hatten – von Professor McGonnagall verwahrt wurden. Einige Kerzen erleuchteten
die erschiedenen Ecken des Verwandlungsvorbereitungsraumes. Auf dem kalten
Steinboden direkt vor einem der Bilder, das Harry sehr bekannt vorkam, saß eine
schlanke Gestalt mit fast weißem Haar. Sie bewegte sich nicht. Draco Malfoy
saß einfach nur da, schön und blass, wie immer, ohne Harry auch nur im
Geringsten zu bemerken.
Draco Malfoy hatte inzwischen kein Zeitgefühl mehr. Er wusste nicht wie lange
er bereits auf dem Boden des kleinen Raumes saß. Er war heute nicht im
Unterricht gewesen. Stattdessen war er bei Madame Pomfrey gewesen, um sich von
der Übelkeit und den Kopfschmerzen befreien zu lassen, die ihn bereits die
halbe Nacht geplagt hatten. Doch die Krankenschwester konnte ihm nicht wirklich
helfen. Sie konnte zwar aufgrund ihrer Untersuchungen bestätigen, dass er diese
Beschwerden nicht erfand, doch erklären konnte sein sich nicht woher sie kamen.
Die Tränke, die er nahm halfen daher auch nicht sehr und so zog er
unverrichteter Dinge von dannen und vergrub sich in seinem Bett. Doch schlafen
hatte er nicht gekonnt. Nicht nur wegen der Übelkeit und der Kopfschmerzen
sondern auch wegen etwas anderem. Draco gingen viele Dinge nicht mehr aus dem
Kopf. Die Geschehnisse des letzten Abends spukten durch seinen Geist und so
hatte er sich während des allgemeinen Abendessens hierher begeben. Wieso auch
immer. Er hatte das Bild, das Potter von ihm gemalt hatte herausgekramt und sich
davor auf den Boden gesetzt. Seitdem hatte er sich nicht mehr bewegt. Zumindest
nicht, dass er wüsste. Was für einen Sinn es ergab hier im Halbdunkel der
Kerzen zu sitzen und vor sich hin zu starren, wusste er selbst nicht.
Zum wohl hundertsten Mal fuhr der Slytherin seine eignen Konturen mit den Augen
nach. Sie schienen nicht ihm zu gehören. Doch dieser Junge war ihm so fremd,
wie alle anderen. Das war es wohl, was Draco so faszinierte. Es war verstörend
sich selbst zu sehen und nicht wieder zu erkennen. Lag es an ihm, dass er sich
selbst nicht so wundervoll sehen konnte, wie Potter ihn gemacht hatte, oder
hatte dieser ihn perfekter gemacht, als er war.
>Aber wieso sagen er und Blaise dann, dass ich wirklich so bin?<
Er hörte etwas, doch es wurde ihm nicht wirklich bewusst, und so blieb er
unverändert, wie zuvor. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter.
Draco zuckte unwillkürlich zusammen unter dieser Berührung. Er hatte nicht
bemerkt, dass jemand da war.
„Malfoy?“
Die Stimme war leise und eine Art Besorgnis schwang darin mit. Draco brauchte
eine Weile, um sich aus seiner Starre zu befreien und seinen Blick von dm Bild
loszureißen.
Langsam schaute er über seine Schulter, musste jedoch ein zweites Mal
hinschauen, um die Person zu fokussieren. Es war Potter. Er hatte saß in der
Hocke neben ihm. Seine grünen Augen erforschten Draco. Darin lag Verwirrung und
Sorge. Nie im Leben hätte Draco gedacht, dass sich POTTER um ihn sorgen würde.
„Was machst du hier?“
Harrys warme, dunkle Stimme durchbrach das Schweigen, das sich zwischen ihnen
befand.
Nun musste der Slytherin erst einmal nachdenken. Was tat er hier überhaupt? Aus
Mangel einer Antwort, zuckte er mit den Achseln. Doch der Gryffindor schien sich
nicht zufrieden zu geben.
„Wo warst du heute den ganzen Tag? Du hast alle drei Malzeiten verpasst.“
Das stimmte. Draco hatte den ganzen Tag nichts gegessen.
Er konnte Harry nicht ewig anschweigen, darum sagte er die Wahrheit.
„Ich war im Krankenflügel, mir ging’s nicht gut. Aber es wurde nicht
besser. Ich hatte keinen Hunger. Hätte sowieso nichts runter bekommen.“
Er ließ seinen üblichen Unterton außen vor. Im Moment hatte er keine Lust zu
streiten und auch keine Kraft dazu. Außerdem war Harry ihm im Augenblick
eigentlich gar nicht unrecht, was er aber nie zugeben würde. Der Gryffindor sah
ihn erstaunt an.
„Du hast den ganzen Tag nichts gegessen? Kein Wunder, dass du zitterst wie
Espenlaub.“ Nun rieb Harry an den Oberarmen des Blonden entlang im Versuch
diese aufzuwärmen.
Erst jetzt fiel diesem auf, dass Harry recht hatte. Er zitterte wirklich. Der
kalte Boden hatte seinen Hintern und die Beine einschlafen lassen und er fror
tatsächlich. Nach und nach wachte Draco aus der Teilnahmslosigkeit auf.
Harry schien zu bemerken, dass seine Versuche den Slytherin aufzuwärmen nicht
funktionierten, denn er hörte damit auf. Doch dann legte sich eine schwarze
Hogwartsrobe über den noch immer am Boden sitzenden und Harry legte einen Arm
um ihn herum. Normalerweise hätte Draco protestiert, doch er tat es nicht. Er
tat gar nichts. Harry gab wirklich warm und er genoss das still. Dadurch schien
Harry weiter ermuntert zu werden. „Aber wenn du krank bist, wieso kommst du
dann hier runter... ähm hoch und setzt dich auf den kalten Boden, Draco?“
Angesprochener wandte sich nun etwas überrascht zu dem Gryffindor um.
„Hast du mich grade Draco genannt?“
Er verbot es ihm nicht, aber es war seltsam. Der Schwarzhaarige zuckte mit den
Achseln. „Uns im Moment mit Nachnamen anzusprechen wäre doch kindisch. Im
Unterricht und vor unseren Mitschülern bleiben wir Potter und Malfoy, aber hier
unter uns...“
Er zögerte. Draco wusste wieso. Zum ersten Mal ergriff Draco die Initiative.
„Gut, Harry, wie hast du mich gefunden und warum hast du mich gesucht?“ Er
sah ihn etwas misstrauisch an und wartete auf eine Antwort.
Der andere sah etwas überrascht aus. „Ich hab dich gar nicht gesucht. Ich bin
durch die Gänge spaziert, um einen klaren Kopf zu bekommen, da hab ich Licht im
Klassenraum gesehen.“
Diese Aussage enttäuschte Draco ein wenig. Obwohl er sich nicht erklären
konnte warum. Etwas verlegen sah er wieder auf das Bild vor sich. Man könnte
meinen, dass jemand, der ihn so portraitierte, ihn besser kannte und leiden
konnte, wie Harry Potter.
Bevor er darüber nachdachte begann Draco auch schon eine Gedanken auszusprechen
– etwas, das eigentlich nie geschah!
„Harry, wieso hast du mich nicht so gemalt, wie ich bin?“ Diese Frage
beschäftigte ihn schon die ganze Zeit. Wann wäre dafür ein besserer Moment,
als wenn sie aneinander gekauert unter Harrys Mantel auf dem Boden saßen?
Dieser zuckte mit den Achseln und schien darüber nachzudenken.
„Na ja, vielleicht, weil du so bist. Ich meine, so sieht man mehr Draco
Malfoy,
als in den letzten Jahren auf der Schule.“ Der Gryffindor sah dem Blonden
direkt in die grauen Augen. Sein Blick schien die Wahrheit zu sagen, obwohl
Draco das nicht glauben konnte. Irgendwie wirken die grünen Augen des
Schwarzhaarigen trauriger.
„Schau nicht so ungläubig. Es ist so“, fuhr dieser fort. „Das ist für
mich der wahre Draco Malfoy. Nicht der eisige Typ mit der steinernen Maske. So
wie jetzt, das bist du. Merkst du das denn gar nicht mehr?“
Dracos Verwirrung stieg. Er flüsterte nur: „Was?“
Harry seufzte resigniert. Seine Frage war damit schon beantwortet. „Na, dass
du dich den lieben langen Tag verstellst und hinter deiner Bosheit verstecktst,
die du aber gar nicht so sehr inne hast.“
Darauf konnte der Slytherin nur noch den Kopf schütteln. Natürlich war er fies
zu den anderen und kalt, aber so war er halt. Oder nicht? Erneut sprach Harry.
„Ich finde dich so wie jetzt besser.“
Draco musste etwas grinsen.
„Stumm?“
Harry lachte, aber es war eigentlich kein Witz gewesen. „Nein, nett und ...“
Die Antwort wurde abgebrochen. Der Gryffindor schien sich eines besseren
besonnen zu haben. Doch Draco wollte wissen, was er sagen wollte. Ihm sagte nie
jemand etwas so nettes. Blaise war viel zu theatralisch und die anderen
schleimten doch eh nur rum. Daher wurde der Blonde ungeduldig.
„Was, Harry?“ Doch der andere winkte nur ab. Erneut wurden die stahlgrauen
Augen auf ihr eigenes Abbild gelenkt. Er wusste, er sollte das nicht sagen, aber
Draco hatte schon lange keine Kontrolle mehr über sich selbst.
„F.. Findest... Findest du mich schön?“
Er wagte es nicht aufzusehen. Der andere ließ sich Zeit zu antworten, schien zu
überlegen was er sagen sollte. Bevor er antwortete zog Harry die Robe noch
etwas fester um sie, sodass er nach enger an Draco heranrutschen musste. Sein
Stimme war nur noch ein Lufthauch.
„Ja.“
Die Beiden blickten einander in die Augen. Rührten sich nicht sondern sahen
sich in stiller Übereinkunft an. Draco sah an Harrys Blick, dass er es ernst
meinte und das erleichterte ihn ungemein.
„Was zum Teufel ist denn hier los?“, bellte es durch den Raum.
...tbc... following: le beau et la bête
(1) ein mit Zimt und Zucker gesüßter und mit Milch aufgesetzter Haferbrei, der
in GB gern zum Frühstück serviert wird (wie Milchreis aus Müsli... klingt
Komisch, is aber so!)
Titel: „l’obsession“ = „Besessenheit“
So, dass war’s mal wieder für’s erste. Ich weiß, ich bin böse und nehme
jederzeit Morddrohungen und verzweifelte Kommis entgegen. Wer
Cliffhanger schreibt, muss auch mit Konsequenzen rechnen. Ihr merkt ja,
ich liebe so was. *entschuldigend guckt* Wie bemerkt geht’s langsam zur
Sache. Ich liebe Blaisy so wie er ist, gell Schnuckel? *Blaise krault*
*schnurr*
(Dien Blaise-Obsession hab ich übrigens von Cat, meiner Lieblings-Beta, die ich
hier nicht oft genug erwähnen kann, da ich sie schon bei einem Oneshot
vergessen hatte, und ich mir das immer noch nicht verzeihen kann *seufz*)
bye, bis zum nächsten Kap, die kleine sadistische Birdy
Kapitel 3: le beau et la bête
-----------------------------
A/N: Oh Mann, ich bin echt sprachlos *fast losheulen muss vor Freude*. Ich habe
soo viele wundervolle Reviews gekriegt und bin fast von Stuhl gekippt, dass so
viele Leute meinen Schreibstil loben und meine Art zu erzählen. Es tut so gut,
weil mein Harzblut wirklich in dieser Geschichte steckt. Ich danke euch
ALLEN!!!!!!! *ihre Leser knuddeln muss*
Um eine Frage einer gaaanz tollen Reviewerin zu beantworten: Es sind mindestens
10 Kapitel geplant, aber da ich meine Beta mit riesengroßen Kaps nicht so
quälen soll werden es wohl eher mehr...
Sorry, dass ich euch warten ließ, aber ich hatte mündliche Prüfungen und
danach Party, Party, Party. Ich habe mit Bravur bestanden und danke allen, die
mir Glück gewünscht haben.
WICHTIG: Ich habe eine gute und eine Schlechte Nachricht.
Die gute ist, dass das nächste Update (nach dem hier) wieder sehr bald kommt,
was euch alle bestimmt freut.
Die schlechte ist der Grund dafür: Ich habe nämlich gerade eben mein
Abizeugnis in die Hand gekriegt und gehe am 13. Juni nach Kanada, um dort auf
einer Ferienfarm zu jobben. Das dauert bis zum 1.Oktober, weshalb ich bis dahin
(das sind 10 Wochen) höchstwahrscheinlich kein Internet haben werde. Das
heißt, ihr müsst dann schmoren. Dafür gibt es aber direkt vor der Abreise
noch das 4. Kapitel, versprochen.
Previously: //„Was zum Teufel ist denn hier los?“, bellte es durch den
Raum.//
Kapitel 3: le beau et la bête
Erschrocken sprang Harry auf und wirbelte herum. In der Tür stand Filch neben
seiner Katze Mrs. Norris, deren rote Augen im Fackellicht funkelten. Er sah mit
einem selbstzufriedenen Grinsen auf die Schüler herab, während die Katze ihm
anerkennend um die Beine strich. Harry hatte ihn schon immer etwas dafür
bemitleidet, dass er außer diesem räudigen alten Flohteppich keine Freunde zu
haben schien. Nur leider holte er sich die Genugtuung in seinem Leben beim
Schülerjagen, was die Sympathien für ihn wieder in den roten Bereich rutschen
ließ.
„Wen haben wir denn da? Harry Potter und Draco Malfoy... ihr glaubt auch, dass
ihr mit allem ungeschoren davonkommt. Was?“
Filch kniff abwertend die Augen zusammen.
„Ihr elendes Schülerpack glaubt auch, die Schule gehöre euch. Außerhalb
eurer Schafsäle weit nach Sperrstunde und Einbruch in Schulräumlichkeiten, das
wird euch den Kopf kosten. Professor McGonagall wird euch sicher nicht so
schnell davon kommen lassen. Außerdem werde ich Professor Snape informieren,
Mister Malfoy.“
Harry hatte auch nichts anderes erwartet. Wie sollten sie diese Situation
erklären?
>Bitte entschuldigen sie Professor, aber ich bin nachts so durch die Gänge
spaziert – und sah ein Licht. Dann hab ich Malfoy auf dem Boden in der
Rumpelkammer entdeckt und mich mit ihm angefreundet...<
Harry musste bitter grinsen. Er konnte sich selbst ja nicht erklären, wie sie
gelandet waren, wo sie nun aber waren.
Unsicher blickte er neben sich, um sich mit dem anderen Missetäter abzustimmen,
was sie wohl tun sollten, doch Malfoy stand nicht neben ihm, sondern saß noch
immer auf dem Boden. Es war eine seltsame Perspektive auf den Blonden
herabzusehen, da Harry normalerweise der Kleinere war.
Doch Filchs raue Stimme bellte bereits wieder durch den kleinen Raum.
„Sie beide kommen jetzt mit mir, wir werden Professor McGonagall einen Besuch
abstatten. Sie wird sicher recht ungehalten sein, wenn sie wegen ihnen und ihren
Eskapaden mitten in der Nacht gestört wird.“
Malfoy hatte nicht aufgesehen, bewegte sich aber und versuchte aufzustehen.
>Seit wann ist es wieder Malfoy?<, fragte sich Harry. Die Gewohnheit war eben
stark. Er reichte Draco die Hand und zog ihn schnell zu sich nach oben. Malfoy
war viel leichter, als der Gryffindor vermutet hätte, da er Ron regelmäßig
auf die Beine half, dieser aber im Vergleich zu Malfoy ein richtiger Brocken
war.
Dieser schwankte leicht wegen der schnellen Bewegung und schien sich erst neu
orientieren zu müssen. Harry musste zugeben, dass er sich etwas Sorgen machte.
Er hielt den Blonden noch etwas fest, bis dieser sein Gleichgewicht wieder
gefunden hatte. Die blassen Hände waren eiskalt und der Schwarzhaarige behielt
eine der schmalen Schultern des anderen im Griff, bis dieser fest stand. Malfoy
war erschreckend blass, selbst für seine Verhältnisse. Aus dem Augenwinkel
verfolgte der Gryffindor jede Bewegung des Blonden, immer bereit ihn zu greifen,
falls er doch noch umkippte. >Was hast du gemacht, Draco?<
Doch der Gang des Slytherin war sicherer, als Harry gedacht hatte. Mit weichen,
geschmeidigen Bewegungen ging er neben Harry her und dieser glaubte ab und an zu
sehen, wie auch der Blonde aus dem Augenwinkel zu ihm herüberblickte.
Hinter der nächsten Ecke waren bereits das Büro und die Privaträume der
Hauslehrerin von Gryffindor in deren Klassenraum die Jungen erwischt worden
waren. Der verbitterte Hausmeister klopfte laut an die Tür. Niemand antwortete.
Ein zweites Mal hämmerte er gegen die schwere Holztür. Innen hörte man es
rascheln und Schritte ertönten.
„Moment, Moment!“, kam die gedämpfte Stimme der Professorin durch die
Tür.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“
Die Tür schwang auf und die ältere Lehrerin schaute ungehalten über ihre
Brille, die sie gerade auf ihrer Nase platziert hatte, in den finsteren Gang.
Der sonst so säuberlich geknotete Dutt war nur noch in seinen Resten zu
erahnen, da die braunen Haare – deren graue Strähnen vor kurzer Zeit wie von
Zauberhand verschwunden waren (Harry grinste) – eher einem Vogelnest gleich um
ihren Kopf herum hingen. Ihren grünen Morgenmantel hielt sie nur locker mit
einer Hand und lehnte sich möglichst breit in die offene Tür.
Hatte Harry gerade eine schwarze Robe durch die zweite Tür von McGonagalls
Wohnzimmer verschwinden sehen oder hatte er zu viel Phantasie? Von innen hörte
Harry, wie die Tür zufiel.
>Also doch!<
Ob es das war, was er dachte? Nein, viel wichtiger: War es der, den er
vermutete?
„Filch, was zum Teufel wollen sie um diese Uhrzeit vor meinen
Privaträumen?“
Scheinbar hatte sie die Schüler noch nicht bemerkt, was Harry nicht unlieb war.
Sie war sichtlich verärgert über so späte Störung.
Doch der Hausmeister hatte eine derartig gute Laune, weil er die Übeltäter
hatte fangen können, dass er sich von der Katzenlady, wie Harry sie auch
manchmal für sich nannte, nicht einschüchtern ließ.
Stattdessen räusperte er sich wichtigtuerisch und trat zur Seite, um den Blick
auf die beiden Erzfeinde von Hogwarts frei zu machen.
„Ich dachte, dass es sie vielleicht interessieren würde, dass diese beiden
Schüler in den Verwandlungsaufbewahrungsraum eingedrungen sind. Ich habe sie an
einander gekuschelt auf dem Boden sitzend erwischt.“
Filch ließ ein angeekeltes Geräusch vernehmen und setzte nach: „Scheinbar
war nicht so viel zu holen gewesen, wie die beiden dachten, Professor.“
McGonagall schien etwas überrascht zu sein, dass ausgerechnet Harry und Malfoy
zusammen in einen der uninteressantesten Räume von Hogwarts eingebrochen waren.
Harry hingegen hatte das starke Bedürfnis diese Einbruch und Diebstahl-Theorie
zu dementieren.
Die Lehrerin blickte sie alle durchdringend an und seufzte dann resignierend
auf.
„Nun gut, ihr beiden geht in mein Büro. Sie, Angus können wieder gehen.
Danke für ihre Mühe.“
Sie wollte sich bereits abwenden, als Filch einwarf: „Soll ich nicht Professor
Snape verständigen?“ Er hatte einen gierigen Blick, als er sich vorzustellen
schien, was Snape mit Draco anstellen würde für diese Aktion.
Doch die Hexe schien andere Pläne zu haben. Mit etwas zu viel Elan meinte sie:
„Das wird nicht nötig sein. Ich werde ihn selbst in Kenntnis setzen, es
reicht wenn einer von uns so spät noch wach ist. Auf Wiedersehen Angus.“ Sie
sprach klarer und lauter, als zuvor.
>Im Hinterzimmer kann man sie bestimmt gut verstehen.<
Harry musste daran einfach denken. Mit den letzten Worten ließ sie den
Hausmeister samt Katze stehen und dirigierte die Schüler in ihr Büro.
Scheinbar hatte sie beim Anblick der beiden üblichen Verdächtigen ihren Abend
bereits abgehakt.
Sie wies sie an sich zu setzen und Harry nahm dankend an. Die Sessel waren viel
bequemer als der Boden es gewesen war und auch deutlich wärmer. Draco neben ihm
schien fast in seinem Sessel zu versinken, als er sich hineinfallen ließ.
Fragend blickte die Animaga über ihren Schreibtisch hinweg und schien auf eine
Erklärung zu warten. Doch keiner begann zu sprechen. Dann ergriff die Lehrerin
doch noch resignierend das Wort.
„Sie beide sehe ich in letzter Zeit deutlich zu oft nach dem Unterricht. Sie
haben es wohl auf Ärger angelegt. Mister Potter, könnten sie mir
möglicherweise erklären wie sie in die Räume für Verwandlung gekommen sind
und was sie und ihr <> dort auf dem Fußboden getan haben?“
Ihr Blick verriet, dass sie inständig hoffte, dass Harry die Sache aufklären
konnte, ohne irgendeine Peinlichkeit zu offenbaren.
Der Gryffindor räusperte sich und überleget, wie er die Geschichte möglichst
vorteilhaft erzählen konnte.
>Die Wahrheit... zumindest am Anfang< dachte Harry. Er blickte auf Draco, der
ins Nichts unter dem Schreibtisch schaute und irgendwie verloren aussah. Ein
Beschützerinstinkt flammte in ihm auf.
„Wir sind nicht eingebrochen. Ich bin kurz vor der Sperrstunde auf dem Weg zum
Gemeinschaftsraum gewesen. Da hab ich Licht im Verwandlungsraum gesehen. Ich war
neugierig und hab nachgeschaut. Ich hab Malfoy im Hinterzimmer entdeckt. Er war
ziemlich krank. Ich hab mich zu ihm gesetzt und anfangs war er fast nicht
ansprechbar. Ich weiß auch nicht, was los war aber ich hab versucht ihn warm zu
halten und überlegt was ich tun sollte. Ich denke er wusste selbst nicht mehr,
wie oder wieso er da hingekommen war.“
Der Schluss war gelogen. Aber Harry hätte die Sache mit dem Bild nicht
erklären können, weil er sie selbst nicht verstand.
„Dann ist Filch reingekommen. Das war auch schon alles, Professor.“
Die Hexe sah Harry etwas überrascht, aber auch etwas argwöhnisch an. Dann
blickte sie mit einem besorgteren Gesichtsausdruck zu Malfoy, der immer noch
schwieg. Harry hoffte, dass sie ihm glaubte, denn Malfoy sah wirklich krank aus.
Es schien immer schlimmer zu werden. Als Harry am Ende seiner Ausführungen auf
Malfoy blickte war er kurz davor ihn persönlich nach St Mungos zu tragen.
Die Professorin schien Harrys Eindruck zu teilen.
„Mister Malfoy?“
Sie wartete auf Antwort.
„Geht es ihnen gut? Sie sind weiß wie die Wand! Soll man sie in den
Krankenflügel bringen? Madam Pomfrey hat mir ihr Attest für heute Morgen
zukommen lassen und ich finde, sie sollten sie noch einmal aufsuchen.“
Draco schüttelte nur leicht den Kopf. Harry hätte ihn gezwungen, wenn die
Lehrerin nicht dabei gewesen wäre.
Der Blonde schien nicht scharf darauf zu sein erneut bei Poppy aufzukreuzen,
doch zu Harrys Freude bestand Professor McGonagall darauf.
„Das war kein Vorschlag, Mister Malfoy. Sie werden nun den Krankenflügel
aufsuchen. Mister Potter wird sie dorthin begleiten, wenn es ihm nichts
ausmacht.“
Sie blickte zu Harry. Dieser nickte augenblicklich zustimmend.
„Gut. Ich freue mich, dass sie beide sich wohl arrangiert haben. Ihre
Differenzen sind etwas zu häufig öffentlich geworden, wenn es nach mir geht.
Sie müssen ja keine Freunde werden, aber es ist doch erfreulich zu wissen, dass
sie einander nicht sterbend auf dem Boden liegen lassen würden, wenn sie sich
über den Weg laufen. Außer sie hätten sich gegenseitig in diese Lage
gebracht, was ich doch nicht hoffe. Aufgrund verbesserter zwischenhäuslicher
Beziehungen und der fehlenden Straftaten, auch wenn Mister Filch das wohl anders
sieht, ziehe ich ihnen beiden fünf Punkte ab für Ignorieren der Sperrstunde
und sehe von einer Strafarbeit ab.“
Mit einem zufriedenen Schmunzeln lehnte sich die Lehrerin in ihrem Stuhl
zurück.
Harry konnte sein Glück kaum glauben. Wären sie nicht bei der Katzenlady
gelandet, sondern bei einem anderen Lehrer, wäre ihre Strafe deutlich höher
ausgefallen. Er wollte sein Karma jedoch nicht auf die Probe stellen und zog
daher den zweiten Missetäter aus seinem Sessel hoch, um mit einem freundlichen
„Gute Nacht!“ aus dem Büro seiner Hauslehrerin zu verschwinden und diese
ihren vorherigen Aktivitäten zu überlassen – wie auch immer diese aussahen.
Ob sie tatsächlich selbst die „zwischenhäuslichen Beziehungen“ pflegte?
„Da haben wir noch mal Glück gehabt.“
Deutlich heiterer ging Harry die Gänge des alten Schlosses entlang, schwer
bemüht eine ungezwungene Unterhaltung mit dem Blonden zu führen. Dieser nickte
nur schweigend.
>Seit wann ist Malfoy so ruhig? Vielleicht kann er ja nicht normal mit mir reden
und lässt es daher... Aber vorhin konnte er es doch auch.<
Doch als Harry das Ganze noch mal durchspielte musste er zugeben, dass normal
nicht das richtige Wort dafür war.
Dennoch hatte er begonnen den neuen, schweigsamen Draco zu mögen. Nicht des
Schweigens wegen, sondern, weil Draco eigentlich ein ganz netter Junge zu sein
schien, solange er alleine war.
„Meinst du, dass du Ärger von Snape bekommst?“
Der Blonde blickte bei dieser Frage auf. Er war wieder deutlich stabiler, als
noch vor einer halben Stunde. Mit einer unleserlichen Miene zuckte der Größere
mit den Schultern. Er schien keine große Angst vor Snape zu haben. Warum auch,
immerhin war er sein Lieblingsschüler.
„Severus wird mich ein wenig zur Schnecke machen, aber das ist egal. Ich werde
nicht bestraft, weil du auch nicht bestraft wurdest. Er wird einen Teufel tun
mich härter ran zu nehmen als dich.“
Damit grinste der Slytherin wieder das erste Mal seit langem. Harry wusste, dass
er Recht hatte. Erleichtert darüber, dass sich ihr neuer Kommunikationsstatus
durch die wiedereinkehrende Klarheit des anderen nicht wiederrufen hatte, musste
auch Harry etwas grinsen.
Draco hatte die Hände in den Hosentaschen und war dabei sich in seinem Pullover
zu verkriechen. Es ging ein eisiger Wind durch die Gänge des Schlosses und der
Blonde hatte seinen Mantel offenbar im Kerker gelassen.
Harry machte es nichts mehr aus, dass Snape ihn auf dem Kieker hatte. Das war
schließlich nichts neues. Draco hätte auch keine größere Strafe verdient.
Sie hatten ja nichts Schlimmes gemacht. Doch Harry sorgte ein wenig darüber,
was Snape wohl sagte, wenn er von Filch erfuhr, dass sie „an einander
gekuschelt“ waren.
Harry errötete leicht bei diesem Gedanken. Sie hatten zwar eine gute Erklärung
für alles... na ja, fast alles, aber dennoch hoffte Harry, dass Snape es nicht
für nötig hielt, sich nach McGonagalls Ausführungen noch an Filch zu wenden.
Leicht verunsichert sah der Schwarzhaarige zu dem anderen Jungen herüber.
Dieser hatte glücklicherweise nichts von Harrys Röte bemerkt. Draco war noch
immer ziemlich blass und gesund konnte man sein Aussehen sicher nicht
bezeichnen, aber immerhin war er wieder ansprechbar und konnte alleine laufen.
>Immerhin etwas!<
Draco zitterte leicht, als ein erneuter Zug durch die Ritzen des Gemäuers
kroch. Der Schwarzhaarige hatte noch immer das Bedürfnis ihn in die Arme zu
schließen. Doch er begnügte sich damit seinen Umhang auszuziehen und ihn dem
Blonden über die Schultern zu legen. Dieser zuckte bei der plötzlichen
Berührung leicht zusammen und schaute den Kleineren irritiert an. Die
silbergrauen Augen leuchteten im Mondschein.
Doch kein Protest ertönte. Stattdessen nahm der Malfoyspross schweigend und mit
einem dankbaren Lächeln – nein, eher ein Mundwinkelzucken, dass für seine
Verhältnisse aber bereits als Lächeln durchging! – den warmen Umhang an.
Warum Harry den Slytherin vorhin umarmt hatte, war ganz klar. Es war nicht so
peinlich gewesen, wie Filch es offensichtlich fand. Draco hatte gefroren und es
ging ihm schlecht. Darauf ihn in den Krankenflügel zu bringen, war der
Gryffindor nicht gekommen. Er würde Ron die Geschichte wohl lieber nicht
erzählen, da der Rothaarige vor Ekel sterben würde.
Doch es war gar nicht schlecht gewesen der Geißel Gryffindors so nahe zu sein.
Besser als ihm fern zu sein, wie Harry zugeben musste.
Endlich waren sie am Krankenflügel angelangt. Harry war froh, dass sie nicht
noch länger durch die kalten Gänge laufen mussten, da Draco langsam müde zu
werden schien und Harry ihn nicht in den Krankenflügel tragen wollte.
Als sie die große Eichentür aufdrückten, war die Krankenstation leer und
dunkel. Doch kaum traten sie über die Schwelle, schwang auch schon die Tür zu
den Räumen der Krankenschwester auf und Poppy wuselte in ihren pinkfarbenen
Morgenmantel gehüllt herein.
Wie ein aufgescheuchtes Huhn flatterte sie auf die beiden zu.
„Was ist denn los? Gibt es einen Notfall? Was suchen sie beide denn um diese
Uhrzeit hier? Es ist mitten in der Nacht... Mister Malfoy, geht es ihnen nicht
besser? ... Bei Merlin, sie sind ja leichenblass!“
Sofort entschuldigte sie sich für diesen Vergleich und schob den Slytherin zu
einem der weißen Betten. Harry erklärte die Situation, während Poppy den
anderen auf die Pritsche setzte.
„Wollten sie sich den Tod holen? Kopfweh ist eine Sache, aber
Lungenentzündung, eine andere!“, schimpfte die Krankenschwester und befahl
ihm den Pullover auszuziehen.
Dracos Rücken war schneeweiß. Irgendwie musste Harry an Schneewittchen denken,
obwohl dieser Gedanke recht unpassend schien. Der Blonde war schlank und feine
Muskeln zogen sich seine Figur entlang. Doch ein Bluterguss zierte den linken
Rippenbogen.
Poppy hatte es wohl auch bemerkt.
„Mister Malfoy, wo habe die denn dieses hässliche Dinge her? Warum haben sie
mir das Heute morgen nicht gezeigt?“
Unverzüglich begann die Schulkrankenschwester in ihren Heiltränken zu kramen.
Besagter Slytherin kratzte sich nur leicht verwirrt am Hinterkopf. Sehr
non-Malfoy-like. Dann zuckte er mit den Schultern. Harry war leicht entsetzt.
Was ging hier eigentlich vor? Mit Malfoy ... Draco stimmte doch was nicht. Wer
auch immer das war, er würde ihn vierteilen! Doch da meinte dieser leise:
„Das ist von gestern, als Potter sich auf mich gestürzt hat. Da bin ich auf
irgendwas Hartem gelandet.“
Stimmt! Harry biss sich erschrocken auf die Unterlippe. Er hatte seinen Erzfeind
- >Das Statement muss überarbeitet werden...< - doch recht unsanft zu Boden
geworfen. Die Schlägerei hatte Harry fast vergessen. Er hatte nicht gedacht,
dass er den Blonden so verletzt hatte.
Poppy erstach Harry mit einem anklagenden Blick.
„Wenn es ihnen genehm ist, Potter, unterlassen sie solche Tätlichkeiten in
Zukunft. Wer weiß, was da alles passieren kann!“
Enttäuscht drückte sie ihrem Patienten eine Phiole mit einer grauen,
dickflüssigen Substanz n die Hand.
„Trinken sie das.“
Der Aufforderung wurde Folge geleistet.
Der Slytherin schien das gelassen zu nehmen. Als Quidditchspieler hatten sie
schon schlimmeres erlebt, zum Beispiel Klatscher.
>Bei der hellen Haut sieht man ja auch echt alles!<, dachte der Schwarzhaarige
bei sich. Dennoch murmelte Harry eine Entschuldigung, die den anderen dazu
brachte sich umzudrehen.
Scheinbar war Harry schon fast in Vergessenheit geraten gewesen.
„Bild dir nix drauf ein, Potter. So ne kleine Schlägerei haut mich nicht
um.“
Das hatte der Gryffindor auch nicht gedacht.
Nach einigen Momenten, in denen Madam Pomfrey ihren Zauberstab über den Blonden
laufen gelassen hatte, wurde Draco tatsächlich eine anfangende
Lungenentzündung diagnostiziert. Erneut begann sie eine Standpauke.
„Seien sie froh, dass sie kein Mädchen sind, Mister Malfoy, sonst hätten sie
sicher noch eine Blasenentzündung dazu. Es ist Wahnsinn sich im Winter in einem
unbeheizten Lagerraum stundenlang auf den Steinboden zu setzten! Ich sage schon
lange, dass Hogwarts eine zugige Ecke ist und man zum Wohl der Schüler die
Gemäuer abdichten sollte, aber Dumbledore hat für solche Dinge ja keine Zeit
und sie, Mister Malfoy, können nicht, nur weil sie in den Kerkern leben,
glauben, dass sie kälteresistent sind, wie ein isländischer Gletscheryeti!“
Mit einem Wink ihres Zauberstabs war der Patient in einem himmelblauen
Frotteschlafanzug gehüllt. „Sie bleiben über nacht hier. Ich werde sie
sicher nicht SO in diese eiskalte Höhle da unten zurücklassen.“
Harry fragte sich, ob Poppy wusste, wie es in den Kerkern der Slytherins aussah.
Irgendwie war er enttäuscht sich den anderen nicht noch etwas genauer ansehen
zu können.
Nun drückte sie Draco eine zweite Flasche in die Hand.
„Das ist gegen die Lungenentzündung. Und das...“ Eine Art Beere in
Neongrün. „...kauen sie, um die Beschwerden zu verringern!“
Etwas skeptisch schaute der Blonde in seine Hand, zog dann den Korken von den
Flasche und trank das blaue Zeug, das sich darin befand.
Angeekelt verzog der Slytherin das Gesicht.
„Ach und, da fällt mir noch was ein.“
Poppy war ja sehr gut drauf in dieser Nacht! Sie ging zu einem der
verschlossenen Schränke.
„Ich habe da vielleicht noch eine letzte Möglichkeit, ihre Beschwerden von
heute Morgen zu erklären.“
Vorsichtig öffnete die Frau die verschlossene Tür der Vitrine mit ihrem
Zauberstab und holte eine kleine hölzerne Schachtel hervor. Daraus holte sie
einen kleinen schwarzen Stein und ein Stück Pergament.
„Das ist heute neu angekommen. Mal sehen, ob es wirkt.“
Inzwischen hatte Draco bereits die Beere mit viel Willenskraft heruntergewürgt,
nur um nun den Stein vors Gesicht gehalten zu bekommen.
„Schlucken!“, sagte die Krankenschwester im gewohnten Befehlston.
Harry war wirklich gespannt, was nun geschah. Er stand noch immer am Anfang der
Bettreihen, nicht einen Gedanken daran verschwendend, dass es mitten in der
Nacht war und er eigentlich schon längst im Bett sein müsste. Aber niemand
hatte ihn weg geschickt.
Gebannt sah er zu, wie der Slytherin den Stein schluckte. Dann nahm Poppy ihren
Zauberstab zur Hand und las sich das Pergament durch. Den Angaben getreu schwang
sie den Zauberstab.
„Detego!“ [1]
Einen Moment geschah nichts. Dann begann ein kleines weißes Licht in der
Körpermitte des Blonden zu glühen und langsam nach oben zu wandern. Dieser
schaute etwas verwirrt an sich herab, bis der Leuchtfleck den Hals herauf glitt
und der Slytherin ihn nicht mehr sehen konnte.
Der Gryffindor, der neben ihm stand verfolgte das Licht dafür umso gebannter.
Es kroch den langen, schlanken Hals hinauf und über die blassen Wangen, um dann
zum Ohr zu wandern. Plötzlich zischte der Blonde schmerzvoll auf und fasste
sich ans Ohr, als wollte er eine Fliege wegschlagen.
Das Licht wurde größer und pulsierte rot.
„Da haben wir’s ja, ich wusste, dass es nützlich wäre einen
Schrinkelwontner zu haben!“
Poppy schien vollauf zufrieden, wohingegen ihr Patient nur unangenehm das
Gesicht verzog und Harry auch nicht verstand, was daran so gut sein sollte, wenn
Draco dadurch Schmerzen hatte.
Madam Pomfrey schwang ihren Zauberstab und sprach: „Flecto!“ [2]
Das Licht leuchtete einmal kurz auf und erlosch dann, während Draco leicht
stöhnte. Harry sah, wie der kleine schwarze Stein aus dem Ohr des Blonden
kullerte und auf dem Boden landete. Poppy sammelte ihn schell wieder ein.
Dann kramte sie ein kleines Heft aus der Schachtel heraus, in der dieses
Schrinkeldingsbums gewesen war, und schlug es auf. Eine kurze Lesepause
entstand.
„Aha! Scheinbar hat Mister Potter dafür gesorgt, dass sich ein winziger
Knochen im Innenohr unseres Sorgenkindes leicht verschoben hatte. Die Bewegung
war minimal, doch sie hatte ihre Kopfschmerzen und die Übelkeit verursacht.“
Erneut fühlte Harry sich schuldig.
Irgendwie zog er das Pech doch wirklich an!
„Da keine richtige Verletzung vorlag und ich von ihrer Auseinandersetzung
nichts gewusst habe,...“ Ihr Vorwurfvoller Blick glitt zwischen den Jungen hin
und her. „... konnte ich keine Diagnose stellen. Aber dazu haben wir ja dieses
kleine Ding.“
Stolz schloss sie die Schatulle.
„Es heilt solch minimale Verletzungen sofort und stellt sogar die Diagnose zur
Verfügung. Die neueste Forschung von St. Mungos macht’s möglich!“
Zufrieden packte Madam Pomfrey wieder alles an seinen Platz.
„Sie werden jetzt schlafen, Mister Malfoy, während Mister Potter in seinen
Schlafsaal zurückgeht, um dasselbe zu tun. Außer sie sind auch krank.“
Harry hatte Poppy schon oft genug unfreiwillig einen Besuch abgestattet, dass er
sie lesen konnte. Der Blick, den sie ihm schenkte, sagte: Wenn ich gleich wieder
her komme, um das Licht auszuschalten, dann bist du besser weg!
Als sie dann ans andere Ende des Saals verschwand nutzte Harry die Gelegenheit.
Er trat zu Malfoy, der es sich inzwischen unter der Bettdecke gemütlich machte.
Der Gryffindor war erleichtert zu sehen, dass der andere deutlich besser aussah.
„Geht’s besser?“
Der Blonde nickte nur. Das war für Harry das Signal zum Abmarsch. Er drehte
sich um und ging leicht enttäuscht zur Tür. Er trat in den dunklen Gang. Doch
als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, glaubte er Draco zu hören, wie er ihm
leise etwas nachrief.
„Danke, Harry.“
Draco Malfoy wurde erst am übernächsten Morgen aus dem Krankenflügel
entlassen. Blaise hatte ihm die Aufgaben gebracht und sich natürlich nicht die
Gelegenheit nehmen lassen, seinen Freund gehörig auszuquetschen. Doch was
Blaise konnte, das konnte Draco schon lange. Damit landeten sie am Ende bei
einem Patt in Sachen List.
Blaise hatte nicht viel erfahren. Vor allem nicht, dass Harry da gewesen war.
Diese Sache blieb wohl unter ihnen. Nun ja, nicht ganz. Unter ihnen, Filch,
McGo, Snape, Poppy und Mrs. Norris. Ein paar Mitwisser zuviel, wenn es nach dem
Slytherinverstand des Blonden ging, aber daran war wohl nichts zu machen.
Die Fledermaus hatte sich während seines Aufenthalts im Krankenflügel nicht
blicken lassen, aber Professor McGonagall hatte ihm bei einem
Freundlichkeitsbesuch bei der Krankenschwester ausgerichtet, dass Snape ihn am
Abend seiner Entlassung in seinem Büro erwartete. Wieso ausgerechnet McGo
Snapes Bote spielte war Draco zwar noch unklar, aber die Nachricht war eindeutig
gewesen.
>Hm, soll man den Überbringer schlechter Nachrichten nicht hängen?< Der
Gedanke war reizvoll. >Vater hielt schon immer viel von Traditionen, das wäre
doch mal eine amüsante Art die alten Bräuche zu erhalten.< Der Blonde grinste
nur gehässig.
Doch das Grinsen hielt nicht lange an, als sich ein anderer Gedanke in das
hübsche blonde Köpfchen des Jungen schlich. Harry Potter. Er konnte noch immer
nicht fassen, dass sie sich verstanden hatten... >Na ja, du warst ja auch nicht
mehr ganz bei Sinnen Draco...<
Doch dieser Ausrede zog nicht mehr richtig.
Immerhin hatte er die letzten zwei Tage im Bett verbracht und – wenn nicht
gerade Blaise oder Pansy da waren – viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Leider
war er am Ende auch nicht schlauer als zuvor.
Potter hatte ihm geholfen, hatte ihn nicht fertig gemacht, obwohl das SEHR
einfach gewesen wäre. Eine einmalige Chance. Doch er war wie immer der Gute und
hat sich auch so benommen. Dabei hatte Draco in letzter Zeit gedacht, dass der
Gryffindor sein Saubermannimage abgelegt hatte.
>Vor allem nach der Schlägerei, die er mit mir angefangen hat!< ungewollt
musste der Blonde schmunzeln. Dem Kleinen – ja, immerhin war er kleiner, wenn
er auch stärker war – hatte es echt Leid getan, dass er Draco verletzt hatte.
Dabei war es doch gar nicht so schlimm gewesen.
Die Sache mit dem Ohr hätte auch passiert sein können, als Goyle in einem
morgendlichen Wutausbruch dieses Astronomiebuch nach Crabbe geworfen hatte. Nur
leider war er ein mieserer Werfer als Schläger und hatte Draco erwischt. Wie
man Crabbe verfehlen konnte, das wusste Draco heute noch nicht.
Aber er wusste, dass Goyle es NIE wieder wagen würde mit Dingen auch nur in
einem zehn Meter Radius um Draco herum zu werfen.
>Eher hackt er sich die Hände ab.<
Ja dieser Fluch hatte gesessen, notierte das „Opfer“ mit einem breiten
Grinsen.
Im Gegensatz zu Goyle hatte es Harry aber nicht wegen seiner Bestrafung Leid
getan, sondern wegen Draco, was der Blonde nicht ganz verstand. Immerhin hatten
sie sich gestritten und keiner war sehr zuvorkommend zum anderen gewesen. Da
kommen solche Sachen schon mal vor.
Das Bild von Harry, wie er im Krankenflügel stand und vor Scham ganz rot wurde,
drängte sich dem Slytherin auf. Das war zu niedlich gewesen.
>Moment! Harry? Seit wann heißt Potter Harry?... ach, seit vorgestern, stimmt.
Aber deshalb ist er noch lange nicht niedlich!<, ermahnte er sich selbst und
wischte sich das plötzlich erschienene Lächeln wieder aus dem Gesicht.
Pünktlich um acht Uhr abends stand Draco Malfoy vor Professor Snapes Büro und
überlegte sich, wie er sich wohl aus der ganzen Geschichte mit Potter im
Verwandlungsraum heraus reden konnte, dass die Fledermaus ihm das auch abnahm,
ohne irgendwelche kompromittierenden Schlüsse daraus zu ziehen, die dem Blonden
später zum Strick gereichen konnten.
Nicht, dass er sich um Snape selbst Sorgen machte, der war nicht das Problem.
Severus würde ihm ein wenig die Leviten lesen und dann die Sache auf sich
beruhen lassen. Doch wem sich der Tränkemeister verpflichtet fühlte solche
Dinge zu erzählen, war eher ein Grund zur Sorge.
Ja, den Punkt hatte er Potter verschwiegen. Er wollte ihn nicht verunsichern.
Warum? Das fragte sich Draco auch. Aber er hatte dem Gryffindor, Salazar weiß
warum, kein Kopfzerbrechen bereiten wollen.
Draco wollte, dass Harry ihn weiter so sah, wie er es auf dem Bild festgehalten
hatte. Obwohl Draco wusste, dass das nicht er war, so war es ein gutes Gefühl
zu wissen von einem Menschen als etwas Besseres gesehen zu werden. Besser als
Draco sich selbst sehen konnte und besser als ihn alle außer Harry sahen.
Der Blonde hätte sich dafür selbst Ohrfeigen können. Er wusste, dass Harry
Potter nicht sein Freund war und dass sie sich hassten. Doch Draco kam nicht
umhin diesen Jungen, mit dem er seit Jahren einen persönlichen Kleinkrieg
ausfocht, ein wenig zu mögen.
Harry war der einzige, der bereit war in Draco etwas gutes zu sehen, ohne
Hintergedanken. Als er gesagt hatte, er fände Draco schön, da war dem Blonden
fast das Herz stehen geblieben.
Es war ehrlich gewesen. Slytherins kannten sich mit Lügnern aus und das war die
Wahrheit gewesen. Noch immer bildete sich ein Kloß in Dracos Hals, wenn er an
Harrys Gesicht in diesem Moment dachte...
„Draco!“ Harry blieb stehen, als der Blonde ertappt aufschrak und um die
eigene Achse wirbelte. Harry hatte ihn gesehen, wie er mit zum Klopfen erhobener
Hand vor Snapes Tür stand. Dem Gryffindor wurde warm, als er diesen Anblick
sah.
Schon wieder war Draco irgendwie abwesend und Harry liebte diesen Anblick. Es
war so untypisch und doch ganz Draco Malfoy.
„H..Harry?“ Der Blonde war überrascht, glättete aber schnell wieder seine
Züge und die Unsicherheit verschwand aus seinem Gesicht. Ohne nachzudenken hob
der Gryffindor die Hand und ging einen weiteren Schritt auf den anderen zu.
„Nicht!“
Der Befehl entwich dem Schwarzhaarigen noch ehe er darüber nachdachte. Er
hätte im Boden versinken können, als sein Gegenüber eine grazil geschwungene
Augenbraue hob und Harry durchdringend ansah. „Was? Nicht!?“
Verlegen nahm Harry die Hand wieder herunter und stotterte peinlich berührt.
„Ähm, I... Ich meinte nur... Ach, Nichts. Nichts eben.“
Das war ein erbärmlicher Versuch gewesen und Harry wusste das. Draco nahm ihm
das nicht eine Sekunde ab, sondern verschränkte die Arme fordernd.
„Was?“
OK, Harry kam nicht drum herum.
„Ich... Ich meinte nur, dass... dass du das nicht tun sollst.“
Eine vagere Antwort hatte Harry nicht gefunden und er hoffte, dass Draco nicht
die richtige Frage stellte.
„Aber ich muss zu Snape, was erwartest du? Woher weißt du eigentlich, dass
ich hier bin?“
Gute Frage und gute Frage.
„Blaise.“
Draco schnaubte missbilligend. Auch Harry war inzwischen dahinter gestiegen,
dass Blaise eine wahre Tratschtante war, wenn man ihn nur richtig fütterte, und
verstand Draco, dem seine Privatsphäre am Herzen lag.
„Aber ich wollte dich nicht aufhalten.“
Er konnte Draco nicht sagen, dass er ihn davon abhalten wollte, seinen
Standartgesichtsausdruck aufzusetzen. Das war zu kindisch. Aber Harry hasste es,
wenn der Blonde das tat und wollte vielmehr dessen natürliche Mimik genießen,
die er in der letzten Woche zu schätzen gelernt hatte.
„Was willst du dann hier?“
Der Slytherin hatte seine Stimme gesenkt und klang nun irgendwie konspirativ und
zu Harrys unerklärlicher Freude auch zutraulicher, als gewohnt. Wie es so
schnell gehen konnte, dass sie so miteinander umgingen, konnte sich Harry nicht
erklären. Der Vorfall von vorletzter Nacht hatte sie wohl enger
zusammengeschweißt, als Harry gedacht hatte.
Nicht das er sich beschweren würde...
Doch dann drängte sich die Frage wieder auf, als Draco ein „Hm?“ hinterher
schob, da Harry ihm nicht antwortete.
>Ähm, was? ... was ich hier will? Gute Frage...<
Nervös trat der Schwarzhaarige von einem Fuß auf den anderen.
„I... Ich...“ >Dieses Stottern musst du abstellen!< „Ich dachte, du
brauchst vielleicht Unterstützung. Immerhin wurden wir beide erwischt.
Außerdem wollte ich wissen, wie’s dir geht.“
Unangenehm berührt fummelte Harry an seiner Hosentasche herum und schrumpfte
unbewusst einige Zentimeter.
Doch Harrys Befürchtungen, der Slytherin würde ihn auslachen oder gar wütend
werden blieben aus. Stattdessen sah ihn dieser nur lange und still an. Die
stahlgrauen Augen durchbohrten Harry mit ihrem Blick, doch dieser konnte sich
nicht davon losreißen.
Diese Stille wurde jedoch durchbrochen, als hinter Draco die Tür zu Professor
Snapes Büro aufschwang und eben selbiger mit dem obligatorischen wehenden
schwarzen Rockschoß herausgetreten kam.
„Mister Malfoy, sie sind sieben Minuten zu spät.“
Verkündete die ölige Stimme des Lehrers, der im selben Augenblick Harrys
Anwesenheit bemerkte und eine schwarze Augenbraue eine Etage höher schob.
Dieser wünschte sich nichts sehnlicher als seinen Unsichtbarkeitsumhang, doch
die Gottheiten hatten wohl gerade keine Sprechstunde. Denn die Fledermaus
schnarrte bereits weiter.
„Mister Potter, welch angenehme Überraschung.“
>Welch amüsanter Sarkasmus.< dachte Harry.
„Sie lassen wohl keine Gelegenheit aus Mister Malfoy auf die Pelle zu rücken
und ihn in Schwierigkeiten zu bringen...“
Er machte eine Pause, was für Harry nie etwas gutes bedeutete, und wie erwartet
holte der Tränkemeister nur Luft, um sie Harry um die Ohren zu hauen.
„Fünf Punkte Abzug von Gryffindor für bewusste Verschwendung der Zeit eines
Mitschülers.“
>Wie bitte? Das ist doch wohl das Dümmste, was ihnen je eingefallen ist. Warum
ziehen sie mir nicht gleich Punkte für meine pure Existenz ab? ... Bring ihn
nicht auf falsche Gedanken!<
Doch Snape hatte sich bereits entschieden nicht noch mehr seiner wertvollen
Gedanken an den Schwarzhaarigen zu verschwenden und sich stattdessen dem blonden
Jungen zugewandt.
„Mister Malfoy, ich hätte gedacht, dass sie sich nicht von Potter reinreiten
lassen würden. Das war offensichtlich falsch. Reißen sie sich zusammen und
bewahren sie ihre Haltung. Das ist ja peinlich.“
Mit sichtlicher Genugtuung sah der Professor zu, wie Draco die Schultern
straffte und ein gezwungenes „Ja, Sir.“, erklang. Der Blick des Slytherin
haftete dabei auf irgendeinem sehr interessanten Punkt auf der Wand.
In Harry stieg langsam aber sicher die Wut auf. Snape ging langsam deutlich zu
weit. Dass er Harry fertig machte, war nichts neues. Aber nun auch noch auf
Draco rumzuhacken, obwohl dieser nichts getan hatte...
Snapes Vortrag hielt noch eine Weile an. Doch Harry hörte ihm nicht zu.
Stattdessen versuchte er sein Blut vom Kochen abzubringen. Er hatte immer
gedacht, Snape mochte Draco. Doch scheinbar war der Tränkemeister einfach ein
Sadist und genoss es andere Leute fertig zu machen.
Wahrscheinlich zog er einfach keinen Vorteil mehr daraus, jetzt, da Dracos Vater
in Azkaban saß...
Draco ignorierte Snapes Kommentare und beobachtete Harry. Der Gryffindor sah
wirklich wütend aus. Eigentlich musste er es doch gewohnt sein von Snape
beleidigt zu werden. Der Blonde hatte das Bedürfnis ihn zur Seite zu nehmen und
ein paar Mal tief durchatmen zu lassen. Aus welchen Grund auch immer...
Doch im Moment meckerte Snape an Draco herum und daher müsste sich der
Schwarzhaarige langsam wieder beruhigen. Doch irgendwie schein dem nicht so.
„Nun haben wir aber genug Zeit verschwendet.“, beendete Snape seine Rede und
Draco schaltete seine Ohren wieder ein.
„Mister Malfoy, in mein Büro, sofort.“
Er hatte den Befehlt gehört. Doch das Ausführen desselben geschah nur in
Zeitlupe, da Draco keine Lust hatte Harry einfach so stehen zu lassen.
Snape schien sich genötigt zu fühlen das ganze zu beschleunigen. Er packte den
Blonden am Oberarm und zog ihn Kurzerhand zur Bürotür.
Doch etwas riss die Hand des Tränkemeisters von ihm los.
„Finger weg von ihm oder sie können was erleben!“, schrie Harry.
…tbc ... following: “un passion”
[1] detegere ist lateinisch für enthüllen. *an Detektor denkt* Es lebe das
große Latinum!
Den „Schrinkelwontner“ hab ich erfunden, tolles Teil, gell?
[2] flectere (flecto, flexi, flectum. Hui, ich kann die Stammzeiten noch!)
heißt biegen, beugen, richten.
Titel: « le beau et la bête » = „Der Schöne und das Biest“ (Wer kennt
nicht den Film, das Musical oder die Story, bei der ich das hier geklaut habe,
um dann ein Geschlecht zu ändern?)
*sich räuspert* Hallo? *von lauten Leserprotesten zugeschüttet wird*
Halloooooo? *Megaphon einschaltet*
*dröhn*
Sorry, aber ich habe beschlossen solange wie ich es durchhalte JEDES Kapitel
dieser FF mit einem Cliffy enden zu lassen. Mancher etwas fieser und andere
nicht.
Welcher was ist, liegt bei euch.
Cat (my gorgeous Beta) hat mich mit ihrer puren Begeisterung für das „roaring
beast“ aus HBP auf den Schluss gebracht *beta knuddelt*, dafür danke und ich
hoffe es hat allen gefallen. *Kommis will* (Nach einer längeren Unterhaltung
mit Umi, die sich über Kommibettler, die auf die Mitleidstour machen, aufgeregt
hat, will ich nur sagen: Ich finds gut, ihr auch? Wenn ja, dann sagt es mir.
Wenn nein, dann auch. *g*)
Irgendwie war dieses Kap voller Gedanken...
Ich dachte mir, dass ich vielleicht mal wieder ein paar lateinische Vokabeln
einbaue, da meine Beta ja gerade auf ihr erstes Lateinexamen lernt und mein
großes Latinum *mit Latinum vor Cats Nase rumfuchtelt* schon ein paar Jährchen
her ist (3 oder so) *froh darum ist*, weshalb ich da auch wieder ein bissl üben
muss...
Kapitel 4: une passion
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WICHTIG!! Noch mal die Ansage: Ich bin bis zum 1. Oktober in der kanadischen
Pampa ohne Internet verschollen!!! Aber soviel kann ich versprechen: Ich habe
meinen PC dabei und werde schreiben und ich habe das 5. Kapitel bereits fertig
und ihr kriegt es sobald ich zurück bin (außer es gibt eine göttliche Fügung
und es wird ein Internetanschluss für mich verlegt, damit ich es früher machen
kann...).
Als Wiedergutmachung habe ich die ersten 4 Kaps auch mit nur rund 2-3 Wochen
Abstand gepostet, was bei der Länge der Kapitel die Zeit, die ich zum Schreiben
und meine Beta Cat *sie knuddel* zum Korrigieren braucht, unterbietet!!! (ja,
ich habe nebenbei noch Abi gemacht und meine Muse als Geisel genommen...)
Bitte, bitte reviewed trotzdem und bleibt mir treu, denn ich werde meine
Versprechen halten!!!
A/N: Zwischendurch bin ich ein bisschen zynisch und mein schlechter Humor macht
sich bemerkbar. Aber so bin ich eben. Dann wird es aber wieder ernster...
vielleicht zu ernst *hust*
Previously: // „Finger weg von ihm oder Sie können was erleben!“, schrie
Harry. //
Kapitel 4: un passion
Harry Potter war verrückt. Nicht das übliche etwas komische Verrückt sondern
schlimmer. Harry war schon immer etwas komisch gewesen, ein Außenseiter, der
zwar immer gesellig tat aber außer dem ganz engen Freundeskreis keine Familie
oder andere Angehörige besaß und daher irgendwie sozial geschädigt war. Aber
nun war es Amtlich. Bald würde es Brief und Siegel haben: Harry Potter war
irre.
Wer sonst würde die Fledermaus, den Herrscher der Unterwelt Hogwarts’ und den
Albtraum jedes Unterstüflers, anschreien? Klare Sache, dieser Kerl war völlig
durchgedreht.
Diese Erkenntnis traf Draco in dem Moment, als er realisierte, was gerade
geschah. Harry Potter hatte seinen eigenen Untergang heraufbeschworen, indem er
den Lehrer, der ihn am meisten hasste, anging. Doch die Tatsache, dass der
Gryffindor offensichtlich sein logisches Denkvermögen eingebüßt hatte, war
für Draco bei weitem leichter zu ertragen, als die Erkenntnis, dass er das für
ihn tat.
Für Draco.
Es sickerte noch immer in das Bewusstsein des Blonden, als dieser sich
plötzlich hinter Harry wiederfand. Der Gryffindor hatte sich irgendwie zwischen
die beiden Slytherins gedrängt. Nicht gerade die beste Lage, wenn man bedachte,
dass Harry noch vor einigen Tagen Draco nie freiwillig de Rücken zugedreht
hätte.
Zumindest war das Dracos Gefühl gewesen. Nun sah er sich jedoch dem Fakt
gegenüber, dass Harry Potter das Gefühl zu haben schien, dass er vor Snape
beschützt werden musste.
Severus hatte heute sicherlich nicht unbedingt seinen großmütigsten Tag -
>Guter Witz, Draco! Wenn du Sev mal großmütig erwischst, dann muss das ein
Feiertag werden< - aber deshalb war doch keine Gefahr im Verzug. Dennoch musste
Draco im Inneren lächeln, weil Harry sich so um ihn zu sorgen schien, dass er
schon wegen solcher Eskapaden einen Staatsstreich anfing.
Doch diese Freude verflog schneller als ihm lieb war, als der Geräuschpegel im
Gang um ein dreißigfaches anstieg. Man sollte Severus Snape nicht zum schreien
bringen, das war sehr unklug. Ja, Harry war verrückt!
Die Stimme des Tränkemeisters hallte von den Steinwänden wieder, als befänden
sie sich in der Mailänder Scala: „Mister Potter was zum Teufel denken sie
sich überhaupt?“ >Der Teufel wird sicher seine Freude haben, wenn Severus
Potter frittiert...< Draco war schon immer ein Meister des Sarkasmus gewesen,
doch das war kein Witz. Potter lebte sehr gefährlich.
„Jetzt haben sie wohl das letzte bisschen Verstand in ihrem Spatzenhirn
verloren!“
>Ja, das denke ich auch!!<
„Und wenn sie mich nicht auf der Stelle loslassen, dann hexe ich ihnen ihren
ganzen Arm ab und lassen sie hier verbluten wie ein Stück Vieh!“
>Das klingt nicht gut! Gar nicht gut. Potter wird meinetwegen einen grausamen
Tod sterben!< Draco, der aus dem Geschehen komplett herausgedrängt worden war,
fühlte sich hilflos und das hasste er.
Doch es geht immer noch schlimmer... der Kopf des Blonden schien bereits zu
platzen, als plötzlich auch Harry zu schreien begann.
„Sie haben kein Recht ihn so anzugehen. Er hat doch nichts getan. Sie haben
doch Spaß daran böse zu sein. Sie haben doch keine Ahn...“ Der Satz wurde
nie beendet.
„POTTER! WAS FÄLLT IHNEN EIN? SIE SIND HIER DER AHNUNGSLOSE!“
Draco hätte nicht gedacht, dass es noch lauter ging und alles begann sich ihm
zu drehen.
Bevor Harry erneut antworten konnte, riss Dracos (im Moment wirklich dünner)
Gedultsfaden, der es ihm erlaubte zuerst zu denken und dann zu handeln. Eine
Einrichtung, die Harry vielleicht auch gut getan hätte.
„Harry, stopp!!!“
Später hätte er sich sein Monogramm in den Arsch beißen können, weil er
nicht ‚Potter’ gesagt hatte, aber in diesem Moment realisierte er es nicht
einmal.
Harry kochte. Er hätte Snape am liebsten ein für alle Mal den Gar aus gemacht.
Er fühlte sich wie ein Werwolf. Ein Hebel war umgelegt worden und die Dämme
brachen. Snapes Drohungen waren ihm scheißegal. Ihm war alles scheiß egal.
Nein, nicht alles. Es war ihm wichtig, dass Draco in Ruhe gelassen wurde. Der
Blonde war ihm wichtig, als einziges.
Daher hielt er auch auf der Stelle inne, als er Draco rufen hörte. Er nannte
ihn Harry und das vor Snape.
„Hör auf!“
Die Worte waren nur noch gesprochen. Irgendwie klangen sie kraftlos und das fand
Harry entsetzlich.
Der Gryffindor blickte zu seinem neu gewonnenen Freund herüber. Dieser stand
noch immer mit straffen Schultern und gesenktem Blick auf der selben Stelle wie
zuvor und war zu einer Statue gefroren.
Snapes eisige Stimme riss ihn von Draco los.
„Hören sie lieber auf ihn, Mister Potter, oder ich werde sie beim nächsten
Wort eigenhändig aus dieser Schule entfernen!“
Harry sagte nichts, das war auch besser so.
„Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor wegen Angriff auf einen Lehrer und
weitere dreißig wegen unangebrachter Gesprächsgestaltung, um es nett
auszudrücken. Zudem werden sie die nächsten sechs Wochen Montag bis Freitag
jeden Abend um Acht zum Nachsitzen erscheinen.“
Harry wunderte sich, dass er noch lebte und die Schule ihn noch nicht magisch
rauskatapultiert hatte. Erst jetzt realisierte er, was er getan hatte und ihm
wurde plötzlich eiskalt.
„Ach und Mister Potter, das nächste Hogsmeadwochenende werden sie in der
Schule verbringen.“
Ron und Hermine würden ihn köpfen.
>Wie soll ich ihnen das erklären? ‚Sorry, aber Snape hat Malfoy runtergeputzt
und da hab ich ihn tätlich angegriffen und angeschrieen. Jetzt muss ich leider
nachsitzen.’ Lass dir was besseres einfallen, Potter, oder du bist erledigt!<
Snape schien sich langsam wieder etwas runterzufahren, was aber nicht hieß,
dass er im geringsten auch nur irgendwie zugänglich oder menschlich war. Er
ließ seinen Blick an Harry einmal rauf- und wieder runterlaufen bis er sich zu
besinnen schien, dass noch ein zweiter Schüler anwesend war.
„Sie Mister Malfoy werden mir einen drei Pergamentrollen langen Essay über
die Herstellung, Verwendung und Fehlanwendung von Teufelssaft schreiben bis
Freitag, da sie ja auch immer irgendwie dabei sind, wenn Potter Ärger macht.
Vielleicht erinnert sie das einmal daran, dass sie mehr auf ihren Umgang achten
sollten. Jetzt nehmen sie Haltung an und gehen sie umgehend in ihren
Schlafsaal!“
Snapes schwarze Augen durchbohrten den Blonden und Harry wäre am liebsten vor
ihn gestanden, doch das sollte er lieber lassen. Endlich bewegte sich Draco. Er
hob das Kinn und schon war die alte Malfoy-Manier wieder da. Wie Harry das
hasste! Ohne zu zögern ging der Slytherin mit einem „Gute Nacht,
Professor!“ den Gang hinunter. Als er Harry passierte sah dieser, wie die
stahlgrauen Augen für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm herüber flackerten.
Dann war er vorbei und der Blonde ging erstaunlich leise in die Kerker herunter.
Am liebsten wäre Harry ihm hinterhergerannt. Doch das ließ er besser bleiben.
Zumal Snape noch nicht mit ihm fertig zu sein schien.
„Rein da, und zwar dalli, Mister Potter, oder es knallt!“
Harry gehorchte ohne zu zögern. Er musste seinen Hals retten, irgendwie. Wenn
er nicht mehr auf der Schule war, dann wäre es zuende, er könnte nichts mehr
für Draco tun. Das wäre unerträglich.
Also versuchte Harry einmal mehr der gute Gryffindor zu sein, der von ihm
erwartet wurde, und stürzte sich todesmutig in Snapes Folterkeller auch Büro
genannt.
>Sei nicht so wehleidig, Potter! Er hätte dir kein Nachsitzen aufgebrummt wenn
du fliegen würdest.<
Das Büro hatte sich seit dem ersten Schuljahr nicht verändert. Harry fragte
sich ob in Snapes gesamter Amtsperiode als Geißel aller nicht- Slytherins
jemals gelüftet worden war, oder ob er versuchte seine Opfer durch
Sauerstoffmangel und undefinierbare Düfte des Todes soweit der Bewusstlosigkeit
nahe zu bringen, dass sie sich jedem Befehl beugen, ohne später auch nur den
geringsten Schimmer davon zu haben.
>Ob er das mit McGonagall auch gemacht hat?... Uahh! Nicht drüber nachdenken,
Harry! Hilfe...<
Es kostete Harry viel Mühe den aufkommenden Brechreiz zu unterdrücken und er
versuchte sich stattdessen abzulenken, indem er das Büro zum hundertsten Mal
unter die Lupe nahm. Er war schon aberduzende Male hier gewesen und hatte den
Ort noch nie als angenehm empfunden.
Das Büro war kalt, erstaunlich bei den stickigen Dämpfen. Zudem schien Snape
nicht unbedingt viel von Beleuchtung zu halten. Harry stellte sich vor, wie der
Professor einen Vampir als Innenarchitekten engagierte. Manche Ecken waren so
finster, dass man nicht erkennen konnte, was sich dort befand.
>Vielleicht auch besser so... Irgendwo muss er ja eine Stange an die Decke
hängen, um nachts Kopfüber darunter zu baumeln.<
Bei dem Gedanken an Ketten und Lederpeitschen zwang sich Harry wieder zum
Schreibtisch zu blicken.
>Potter es reicht. Man könnte meinen du wärst pervers!<
Die Fledermaus begab sich währenddessen mit gekonnt flatternden schwarzen Roben
hinter den schweren dunklen Schreibtisch und setzte sich in den großen
schwarzen Ledersessel, den der Professor dort seit Jahr und Tag platziert
hatte.
Snape spielte sein übliches Spielchen. Dieser Mann war ein echtes
Gewohnheitstier. Er vergab nie Punkte an andere Häuser, zog Slytherin nie ab,
quälte Harry Potter, hatte ein perverses Verlangen danach kleine Kinder zu
misshandeln, ließ immer seine schwarze Robe flattern, sah immer aus, als hätte
er einen Schleimtopf über seinen Kopf gegossen und ließ Schüler in seinem
Büro konsequent schmoren.
Da Harry aber zum ungefähr 986352ten Mal in dieser Situation war, störte es
ihn nicht. Solange Snape wartete geschah nichts schlimmes. Erst wenn er zu reden
begann, musste sich der
Junge-der-lebte-damit-die-Fledermaus-etwas-zum-spielen-hatte ernsthafte Sorgen
um die Apokalypse machen.
Solange ging er seinem unbekanntesten Hobby nach: Er versuchte zu sehen, ob in
Snapes Gruselkabinett (So nannte Harry die große Schrankwand hinter dem
Schreibtisch, in der neben Büchern mit Titeln, wie „Die besten Giftmorde der
Geschichte“, „101 gefährlichste schwarze Tränke“, „Salazar Slytherins
einmaleins der schwarzen Kreaturen“ und anderer Todesser- Bestseller viele
Gläser, Urnen, Schachteln und Körbe mit einem Spektrum der unappetitlichsten
Sammelobjekte bis hin zu den ganz normalen Zutaten der einfachsten Zaubertränke
standen, alles penibel sortiert und markiert) etwas neues zu finden war, ob er
erraten konnte, was es wohl war und ob er es in dem Mief als neu herausriechen
konnte.
>Ich glaube, ich sollte mal mehr unter Menschen gehen, statt ständig bei Leuten
rumzuhängen, die mich hassen<, dachte Harry gerade, als Snape ihm endlich hieß
sich zu setzen.
„Was wollen sie, Potter?“
Die schwarzen Augen des Professors ließen ihren Blick entlang der Hakennase zu
Harry herübergleiten und beäugten den Schüler argwöhnisch. Harry war von
diesem Anfang verwirrt.
>Hier raus, Familie, eine eins in Tränke und einen Job als Auror. Das will er
nicht hören, oder?<
Also blieb Harry auf der sicheren Seite.
„Was meinen sie, Sir?“
Er rutschte unangenehm auf seinem Stuhl hin und her. Der schwarzhaarige Mann war
einfach undurchschaubar, was ihn so angsteinflössend machte.
„Spielen sie hier nicht den Dummen, Potter. Das steht ihnen nicht. Ihr
Intellekt ist bereits so beschränkt, dass sie lieber jeden sinnvollen Gedanken
würdigen sollten.“
Nett. Wie immer, doch leider hatte Harry wirklich keine Ahnung und langsam wurde
ihm das Spiel zu dumm.
Er schwieg und sah dem Lehrer einfach unverwandt in die Augen. Nicht viele
starrten bei Snape zurück, aber da Harry von Snape von Anfang an nur
Todesblicke erhalten hatte, hatte er sich wohl oder übel daran gewöhnen
müssen.
Der Tränkemeister nickte nur leicht, ob aus Anerkennung für Harrys
Standhaftigkeit oder weil er erkannte, dass Harry wirklich nicht wusste, was
gemeint war, war irrelevant.
„Was wollen sie mit ihrem Affentheater bei Malfoy bezwecken?“
Die Augen des Lehrers wurden zu Schlitzen und Harry spürte wie es in dem Raum
einen abrupten Temperatursturz gab. Er zögerte einen Moment. Die Erwähnung
Dracos hatte ihn aus der Bahn geworfen und er musste erst überlegen, ob er
richtig gehört hatte.
„Sir, mit allem nötigen Respekt, ich möchte gar nichts bezwecken und wenn,
dann ginge sie das nichts an!“
Was dachte Snape denn, dass er den Slytherin mit seinem neuesten Wutausbruch zum
dahinschmelzen bringen wollte?
>Eigentlich keine schlechte Idee... Stopp, Harry!<
Doch Snape war nicht zufrieden.
„Spielen sie hier nicht das Unschuldslamm, Potter. So was zieht bei mir nicht
wie bei Dumbledore und allen anderen. Wir wissen doch beide, dass sie nicht
unschuldig sind.“
Snapes Stimme war leise aber eindringlich, während er sich etwas über seinen
Schreibtisch lehnte.
Harry schwieg, er wusste nicht, wie er darauf antworten sollte. Doch der
Professor hatte ohnehin nicht auf eine Antwort gewartet.
„Tun sie nicht so, Potter, als ob es sie irgendwie interessieren würde, ob es
Draco gut geht. Sie haben doch etwas vor.“
Das war zuviel. Harry erhob sich und schüttelte energisch den Kopf.
„Wie bitte? Es interessiert mich sehr wohl. Sie haben doch keine Ahn...“
Scheinbar hatte Snape diesen Satz nicht sonderlich gerne, da er den Gryffindor
erneut an der selben Stelle unterbrach wie zuvor.
„Machen sie sich doch nicht lächerlich, Potter. Ich habe mehr Ahnung, als
ihnen lieb ist. Daher versuchen sie ruhig alle anderen zu verarschen, aber
lassen sie es bei mir. Sie hassen Draco doch schon seit dem ersten Schultag. Es
ist lächerlich, dass sich das je ändern sollte. Sie versuchen ihn doch zu
manipulieren. Sie haben mit Sicherheit irgendeinen kranken Plan, um ihn gegen
seinen Vater und den Lord zu wenden, richtig?“
Nun stand auch der Tränkemeister und begann einen langsamen und bedrohlichen
Gang um den Schreibtisch herum.
„Doch ich sage ihnen eines! Wenn sie das tun, dann ist er tot. Egal, ob es
moralisch richtig oder sonst irgendetwas wäre. Potter, sie sind mehr Slytherin,
als ich es ihnen zugetraut hatte. Wie lange arbeiten sie schon daran Draco
kaputt zu machen? Sie sind schuld daran, dass er in letzter Zeit so unmöglich
ist. Ihr Spiel scheint ihn weniger auf ihre Seite zu ziehen, als Draco innerlich
zu zerreißen! Ich warne sie Potter, wenn sie so weitermachen, dann sehe ich
mich gezwungen etwas zu unternehmen!“
Harry war platt. Er wusste einfach nicht, was Snape ihm da eigentlich
unterstellen wollte. Er sollte irgendwelche Spielchen mit Draco spielen und ihn
damit verletzen? Das war doch wohl ein wirklich schlechter Scherz. Er hatte gar
nicht versucht den Blonden gegen seinen Vater aufzuhetzen. Aber wenn sich Draco
für seine Seite entscheiden würde, dann wäre es Harry, der ihn vor Voldemort
beschützte. Zudem war Draco doch jetzt in Ordnung.
Entsetzt begann Harry energisch den Kopf zu schütteln. Er würde ihm nie etwas
antun. Nur, weil sie eine dumme Schulstreiterei gepflegt hatten war Harry sicher
nicht breit ihn irgendwie zu verletzen. „Professor, das ist nicht wahr. Ich
würde doch nie... Es geht ihm gut, er war nur krank und ist noch nicht wieder
ganz auf dem Damm, das ist alles.“
Da begann Snape zu lachen. Eine sehr unangenehme Erfahrung, da Snapes Lachen
nicht das geringste mit Heiterkeit oder Freude gemeinsam hatte.
„Oh, Potter, guter Versuch. Ich bewundere ihre Ausdauer. Aber ich bin nicht so
ignorant, wie sie glauben könnten. Narcissa hat mich gebeten auf ihren Sohn zu
achten, jetzt da Lucius leider verhindert ist. Sie hat mir einige Sorgen genannt
und ich habe ihr versprochen ein Auge auf den Jungen zu haben.“
>Ja, dass er ein braver kleiner Todesser wird. ‚Verhindert’, dass ich nicht
lache!<
Harry blickte Snape trotzig an.
Der Professor erwiderte den Blick eine Weile und begann dann zu grinsen und
schüttelte leicht den Kopf.
„Ups. Es scheint mir, als hätten sie vor lauter Eifer gar nicht bemerkt, was
sie anrichten, ist das möglich, Potter? Natürlich, der heldenhafte Harry
Potter würde ja auch niemals etwas tun, das irgendjemandem schaden würde. Sie
versuchen nur alle Schäfchen auf den Pfad der Gerechten zu führen.“
Der sonst schon so schleimige Tränkemeister triefte nur so vor Sarkasmus.
Harry ertappte sich selbst, wie er bei einem sich nähernden Snape immer weiter
zurückgewichen war und nun die Tür in seinem Rücken spürte. Natürlich
würde er nie jemandem schaden wollen.
>Außer Voldemort, Pettigrew und dieser verdammten Fledermaus hier!<
Snapes Worte machten Harry zornig. Diese Vorwürfe waren völlig unbegründet!
Doch Snape setzte bereits zum letzten Schlag an.
„Dann werden wir ihre Unschuld in Person einmal aufklären. Sie machen ihn
kaputt! Wollen sie, dass sich Draco selbst zu Grunde richtet? Na dann bravo,
machen sie nur weiter Mister Potter.“
Snapes Worte klangen bitter und zynisch.
Harry bekam es langsam mit der Angst zu tun. Nicht nur weil Snape ihm jeden
Moment den Kopf abzureißen schien, sondern auch, weil Harry inzwischen
bezweifelte, dass der Lehrer ihn nur fertig machen wollte.
Es schien ihm ernst zu sein und Harrys Herz rutschte ganz tief bei dem Gedanken,
dass sich Draco selbst zu Grunde richten sollte.
„Ich... Ich weiß nicht wovon sie reden. Ich habe doch nichts getan. Draco ist
doch wieder gesund...“
Inzwischen drückte sich Harry so hart gegen die Tür, dass sich der Griff
schmerzhaft in seine Rippen bohrte.
„Ha, gesund. Von der Lungenentzündung und den anderen Spielereien rede ich
doch gar nicht, Potter. Aber ihretwegen wird er sich noch mal zu Tode
hungern!“
Bei diesen Worten wurden Harrys Knie weich. Er lehnte sich mit seinem ganzen
Gewicht an die Tür, um stehen zu bleiben. Das war nicht wahr.
„Aber... nur weil er einen Tag nichts gegessen hat heißt das doch nicht,
dass...“
Harry hoffte, dass er recht hatte. Doch der schwarze Mann schien ihm diese
Hoffnung zu vergönnen.
„Ich spreche hier nicht von dem einen Tag, Potter. Er macht das schon eine
ganze Weile, auch wenn ich gedacht hatte, dass es besser geworden wäre. Ich
habe mich wohl geirrt. Ihr Stühlchen wechsel dich Spiel macht ihn krank. Ich
habe die ganze Zeit überlegt, was es sein könnte. Jetzt weiß ich, dass sie
das waren mit ihrem Versuch ihn zu sich zu ziehen.“
Ein Finger wurde auf Harrys Brust platziert. Der Gryffindor dachte, dass Draco
vielleicht einsam war und eine kleine Identitätskrise hatte, aber das?
Der Gedanke musste das erst in sein Bewusstsein sickern lassen. Draco sollte
hungern? Vor Harrys innerem Auge erschien der Blonde, wie er in der
Krankenstation oben ohne auf dem Bett gesessen hatte. Eine blasse Schönheit.
>Bleib beim Thema Harry!!<
Er war schlank. Jeder Muskel war zu sehen und es gab kein Gramm Fett.
Obwohl Draco größer als Harry war, war er deutlich schmäler gebaut. Er war
federleicht gewesen, als der Gryffindor ihm aufgeholfen hatte.
>Er hat recht. Es ist möglich. Draco.... Es würde passen<, sagte Harrys Kopf,
doch er wollte es noch nicht glauben.
Verzweifelt sah Harry wieder in das Gesicht seines Professors.
„Aber er ist doch eigentlich fast immer bei den Malzeiten.“
Doch Essen und beim Essen sein waren zwei verschiedene Schuhe und das wusste
Harry. Es gab sicher Wege so was zu verschleiern. Außerdem hatte Harry im
Muggelfernsehen von Magersucht gehört bei der man nach dem Essen alles wieder
erbricht.
Der schwarzhaarige Schüler wurde kreideblass. Er konnte es nicht fassen. Draco
hatte solch ein Problem und keiner merkte es. Keiner außer Snape, der von
Dracos Mutter beauftragt worden war.
Harry war nicht Schuld daran. Wenn das schon länger ging, dann hatte er damit
gar nichts zu tun. Vor dem Tag mit dem Bild waren sie wie immer Feinde gewesen.
Dennoch fasste Harry für sich einen festen Beschluss. Er würde Draco helfen,
das schwor er sich.
„Tja Potter...“
Das riss ihn aus seinen Gedanken. Der Tränkemeister war zurückgetreten und sah
Harry nun fordernd an.
„Sehen sie es jetzt. Was auch immer sie tun. Lassen sie es bleiben, oder ich
werde sie persönlich zur Rechenschaft ziehen, wenn Mister Malfoys Zustand
irgendwie schlechter wird, verstanden? Jetzt verschwinden sie bevor ich es mir
anders überlege. Ich sehe sie ja noch oft genug beim Nachsitzen.“
Er hatte nicht mehr versucht Snape von seiner Unschuld zu überzeugen. Das war
auch unwichtig gewesen.
Inzwischen hatte er Draco den ganzen folgenden Tag bei den Malzeiten beobachtet.
Er nahm eine normale Portion auf den Teller, aß einige Bissen. Dann schob er
das Essen hin und her und ließ Crabbe und Goyle, die daneben saßen immer
wieder eine Gabel voll vom Teller nehmen bis er leer war. Er aß wirklich
erschreckend wenig. Ein Henkel Trauben zum Frühstück, zwei-drei Bissen
Sandwich zum Mittag und dann vier Gabeln Reis zum Dinner. Das war’s.
Harry musste es zugeben, Snape hatte tatsächlich Recht gehabt. Dank seiner
beiden Freunde hatte der Blonde immer ein Alibi, da er stets normalgroße
Portionen schöpfte und am Ende der Teller leer war. Vom Lehrertisch an dem
Snape saß, konnte man diese Taktik nicht so gut sehen, doch Harry, der gerade
einen Tisch weiter auf gleicher Höhe saß, sah es sehr wohl.
„Wasch isch dem scho inneresschant da drühen, Harly?“
Ron sollte nicht mit vollem Mund sprechen, doch da er die gesamten Malzeiten nur
damit verbrachte eine Sorte Essen nach der anderen in sich hineinzuschieben, kam
er sonst nie zu Wort.
Angesprochener fuhr ertappt herum und blickte seinen besten Freund unschuldig
an.
„Hm? Nichts, mir war langweilig.“
Ron nickte nur und hatte bereits eine weitere Lastwagenladung Essen im Mund.
>Wenn Draco nur ein viertel so viel essen würde...<
Es war morgens um fünf. Draco schlich sich durch das Haupttor und blickte auf
die Ländereien Hogwarts. Er hatte nicht gut geschlafen. Er schlief nie
besonders gut. Doch er hatte etwas, das alle Gedanken wegschob und ihn immer
wieder befreite.
Er trat die Steinstufen hinunter und begann auf der Stelle ein wenig hin und her
zutreten und sich zu dehnen. Um diese Uhrzeit war niemand auf den Beinen, daher
hatte Draco sich auch nicht darum gekümmert angemessen auszusehen. Sonst war er
immer ordentlich gekleidet und frisiert.
Aber es begann gerade erst zu dämmern und da war er mal ausnahmsweise legere
unterwegs. Er trug seine Quidditch-Trainers, eine schwarze Hose und einen alten
grauen Pullover, der ihm Meilen zu weit war. Die blonden Haare waren nicht nach
hinten gebürstet wie sonst sondern fielen ihn in die Augen.
Nach einigen Aufwärmübungen begann Draco zu laufen. Er joggte zum See hinunter
und gab immer mehr Gas. Zauberer hielten eigentlich nicht viel vom Laufsport,
doch Draco empfand es beruhigend. Er liebte es zu fliegen und Quidditch zu
spielen, nur konnte er dabei so viel nachdenken. Beim rennen dachte er an
nichts.
Er legte noch einen Zahn zu, als er am See ankam und sprintete am Ufer entlang.
Die Luft war kalt und jeder Atemzug brannte ihm in der Lunge, doch er hatte kein
Bedürfnis aufzuhören oder langsamer zu werden. Draco war sich sicher, der
schnellste Läufer in Howarts zu sein, da er gut im Training war und vor allem
nicht aufgab.
Im kalten Wind schmerzten seine Ohren und die Beinmuskeln fingen auch langsam an
wehzutun. Es war befreiend. Dieses Feuer in seiner Lunge machte ihn lebendig und
er bog vom Ufer ab, um wieder den Hügel hinauf zum Schloss zu laufen. Trotz der
Steigung wurde er nicht langsamer. Er schloss die Augen und rannte mit aller
Kraft noch schneller, um den Entspurt seiner rund 5-minütigen Tour zu
genießen.
„Draco!“
Sein Name ließ ihn die Augen wieder öffnen und er sah Harry, der vom Schloss
herunterkam. Nun wurden seine langen Schritte langsamer und er blieb vor Harry
stehen. Doch vor Anstrengung musste er sich vornüber beugen und die Hände auf
die Knie stützen.
„Machst du das öfter? Um diese Zeit?“
Harrys Stimme klang verwundert. Wer dachte auch, dass ein Malfoy um Fünf Uhr
morgens joggen ging? Langsam richtete sich dieser wieder auf und warf den Kopf
in den Nacken. Er war völlig verschwitzt und es ging ihm endlich wieder gut.
„Klar, ein bisschen Sport tut gut und hält gesund.“
Er fuhr mit den Fingern durch die völlig verklebten blonden Haare. Nun fiel ihm
ein, er musste furchtbar aussehen. Er fühlte sich gut nach dem Laufen, aber er
sah sicher schrecklich aus mit rotem Gesicht, alten Klamotten und verklebten,
wirren Haaren.
Ausgerechnet vor Harry, warum? Wo der Gryffindor ihn doch als einziger schön
fand. Das war jetzt wohl vorbei.
„Ich konnte nicht mehr schlafen und um die Uhrzeit hab ich hier draußen meine
Ruhe. Jetzt geh ich duschen und dann noch mal ins Bett.“
Er ging an Harry vorbei ohne ihn zu fragen, warum er wach war.
Harry verstand nicht, warum der Blonde so plötzlich verschwinden wollte. Er
hatte auch nicht schlafen können. Seine Gedanken kreisten um Dracos Problem und
er hatte einen Spatziergang machen wollen, um sich zu überlegen, wie er den
anderen darauf ansprechen sollte.
Doch dann war ihm die Möglichkeit in den Schoß gefallen. Er sah Draco rennen,
wie der Teufel. Es war erstaunlich. Die Muskeln kamen nicht von irgendwo her. Er
sah irgendwie unmalfoyisch aus. Mit einem schlaksigen Shirt und wirrem Haar, das
Gesicht gerötet und einen erleichterten Ausdruck im Gesicht. Harry hätte ihn
so ewig anschauen können. Die Röte stand ihm, genau wie das lockere Haar und
selbstverständlich der zufriedene Ausdruck. >Scheiße, Junge, das klingt als
hättest du dich in Malfoy verknallt!<
Doch Draco wollte verschwinden, warum auch immer. Der Gryffindor wollte seine
Chance aber nicht vergeben und hielt ihn am Handgelenk zurück.
„Nein, Draco. Warum willst du denn so schnell verschwinden? Ich... ich möchte
mit dir über etwas sprechen.“
Doch der Blonde drehte sich nicht um.
„Kann ich nicht erst duschen? Ich sehe furchtbar aus und bin total
verschwitzt.“
Schon versuchte er weiterzulaufen, kam aber nicht weit.
„Malfoy bitte, das ist doch egal.“
>Eher positiv, um ehrlich zu sein<, gab Harry innerlich zu. Doch der Slytherin
fuhr herum, als hätte er etwas Falsches gesagt.
„Wenn das so ist...“
Es war nur ein Murmeln und schon sprintete der Blonde in Richtung Eingang.
Harry konnte das nicht zulassen. Er musste dem ein Ende setzten. Er musste mit
Malfoy reden und so folgte er sofort, doch Malfoy war viel schneller.
Verzweifelt rief ihm Harry hinterher. „Draco, warum tust du dir das an? Warum
hungerst du?“
Sofort blieb Draco stehen und drehte sich um. Sein Blick war entsetzt und
verletzt.
>Shit! Das war wohl ne miese Idee, Potter!<
Er ging langsam wieder auf den Blonden zu.
„Snape hat’s mir gesagt. Vorgestern.“
Er sah zu, wie Dracos Mimik wieder verhärtete und unleserlich wurde. Harrys
Herz sank tiefer.
„Ich werde ihn umbringen...“
„Draco...“
Harry wollte ihn beschwichtigen, davon abbringen irgendetwas Dummes zu tun, wenn
es in seiner Macht stand. Er machte erneut einige Schritte auf Draco zu, doch
der hob nur die Hand.
„Lass mich in Ruhe, Potter.“
Eine Stimme war eiskalt, doch Harry wollte nicht aufgeben.
„Bitte, ich will dir doch nur helfen, Draco. Lass mich tun was ich kann.“
Er flehte inzwischen, verzweifelt hoffend, dass er ihm zuhörte.
„Wieso willst du helfen, Potter?“
Draco machte einen auffordernden Schritt auf ihn zu, als wolle er ihm drohen.
„Du hast doch gesagt, ich bin dir egal. Also verpiss dich!“
Dracos Mauer schien zu brechen und er war sichtlich wütend. Harry schüttelte
nur entsetzt den Kopf.
„Das hab ich nicht gesagt.“
Draco war ihm nicht egal. Nicht im geringsten, wie kam er denn bloß darauf?
„Du sagtest es sei dir egal. Also lass mich bloß in Ruhe! Ich brauche dein
Mitleid nicht und auch nicht deine heldenhaften Almosen.“
Draco stieß Harry rüde von sich.
Dieser strauchelte rückwärts und fiel unsanft zu Boden.
„Draco, du bist mir nicht egal, was erzählst du da. Ich...“
Doch er konnte den Satz nicht beenden, da Draco ihn anschrie.
Die ganze Schule musste davon aufgewacht sein. Der Blonde schrie so laut er
konnte und sein Blick war so verletzt, dass Harry das Herz zu brechen drohte.
„Ich bin keines deiner Wohltätigkeitsprojekte Potter, ich brauche dich nicht.
Lass mich in Ruhe oder ich werde dich umbringen. Ich bin es satt von dir
verarscht zu werden. Steck dir dein Mitleid sonst wo hin. Ich will es nicht.“
Entsetzt sah Harry, wie Draco eine Träne über die Wange lief, als er die
anderen zurückkämpfte.
„ICH HASSE DICH, POTTER!“
...tbc... following: „le malade imaginaire“
Titel: „un passion“ = „eine Passion“ (Passion kann entweder Leidenschaft
oder auch Leidensgeschichte heißen. Passt beides, oder?)
A/N: Fies? Ja. Ok, es geht weiter.... irgendwie *g*
Wer unterwegs den Faden bei der überaus logischen Dikussion zwischen Sev und
Harry verloren hat, der sei getröstet. Das war Absicht. Ihr seid in der guten
Gesellschaft von Harry und meiner Beta Cat, die nur noch „You lost me!“
geschrieben hat. Ihr braucht es jetzt nicht zu verstehen. Nur ich verstehe es...
und Sev, natürlich... Aber Sev ist auch der Herr der Unterwelt er versteht
ALLES!! *hihihi*
A/N zum PLOT: Wer mich jetzt dafür hasst, dass ich außer dem banalen
Geplänkel doch noch ein Problem reingebaut habe, wo sich doch so viele über
die mangelnde tragische Lebendbedrohliche Krise gefreut haben... Die sind auch
in guter Gesellschaft. Ich hasse mich selbst dafür, aber es war nötig. Keine
Sorge ich werde NICHT unnötig darauf rumreiten, weil es zu ernst ist. Es ist
ein Mittel zum Zweck in dieser Geschichte, sonst hätte es ewig und 500 Kapitel
gedauert, bis ich meine Haupthandlung hätte weiterführen können. Also: Es ist
ein Opfer zu Gunsten des Plots.
Wer sich über die Probleme freut, weil endlich etwas Schwung und Drama
reinkommt, der freut mich auch!
BITTE SCHAUT ANFANG OKTOBER WIEDER REIN... Am besten ihr packt das hier in die
Favos und schaltet den Chapter-Alert an *selbst nicht weiß, wie es geht* oder
ihr schreibt in den Kommi, dass ich euch benachrichtigen soll, wenn es soweit
ist (auch, falls ich doch früher posten kann...) und dann schreib ich euch
allen, wenn ihr eure e-mail- Adressen hinterlasst.
*mit vielen Tränen zum Abschied winkt*
Bis Oktober, eure Birdie
Kapitel 5: le malade imaginaire
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Kapitel 5
So, es geht weiter. Hoffe es gefällt!
Vorher aber noch als Anmerkung: Ich werde die wichtigste Komponente von
„Dorian Grey“ natürlich nicht außen vor lassen. Das kommt noch, aber ich
kann nicht einfach so mal wild herumhexen ohne irgendeinen Grund. Also ein wenig
Geduld, es dauert nicht mehr lange. (Wer nicht weiß, was ich meine, der lässt
sich überraschen oder er schaut die „Liga der außergewöhnlichen
Gentlemen“.)
Dank an Cat fürs betan.
P.S.: Noch mal zur Erinnerung. Gedanken stehen in > ... <.
Previously: // Entsetzt sah Harry, wie Draco eine Träne über die Wange lief,
als er die anderen zurückkämpfte.
„ICH HASSE DICH, POTTER!“ //
5. le malade imaginaire
Draco hasste sich selbst dafür, dass er die Kontrolle verlor. Schon wieder. Er
hatte versucht es nicht geschehen zu lassen, doch Harrys Worte hatten ihn aus
der Fassung gebracht. Die Stimme des Blonden brach beim Namen des anderen
Jungen.
Dieser stand nur da und starrte ihn mit unleserlicher Mine an. Es war nicht zum
Aushalten! Draco versuchte sich zu beruhigen, dich es misslang ihm kläglich.
>Du bist echt erbärmlich, Draco! Wegen Potter machst du so eine Szene!<
Sollte dieser Idiot doch verschwinden und ihn in Ruhe lassen. Das tat er aber
nicht. Harry stammelte etwas, das wahrscheinlich ein „Was?“ sein sollte,
doch Draco hörte ihm nicht zu. Er wollte weg. Der Blonde wirbelte herum, um so
schnell er konnte zu gehen.
Aber erneut wurde er aufgehalten. Harry hatte sich vor ihn gestellt und seine
Schultern gepackt. Der Schwarzhaarige starrte den Malfoyspross mit starrem Blick
an.
Draco konnte sich nicht bewegen, zu sehr war er mit seinem Inneren beschäftigt
und mit Harry. Eine dumpfe Stille legte sich über die Gedanken des Slytherin.
Er wollte nicht mehr darüber nachdenken, was Harry gesagt hatte, wollte nicht
daran denken, was der Schwarzhaarige alles wusste.
Es ging niemanden etwas an, was Draco tat. Er dachte, Harry würde ihm keine
Vorschriften machen, sondern einfach nur sein Freund sein wollen. Er kam sich
taub vor, als würde um ihn herum die Apokalypse losbrechen und er konnte sie
nicht hören, so sehr er sich auch bemühte.
Der Blick des Blonden ging ins Leere. Er brauchte nichts zu sehen in diesem
Moment. Er wusste, dass Potter ihn noch immer so vorwurfsvoll anstarren würde,
wie zuvor und ihm einreden wollte, dass er alles falsch verstand... dass er
alles falsch machte.
>Bei Slytherin, Draco, wie konntest du nur so blöd sein?<
Hätte er sich bewegen können, so hätte er sich selbst geohrfeigt. Doch er war
versteinert und Harry hatte ihn noch immer fest im Griff.
>Wie konnte ich denken, Harry hätte nichts auszusetzen an mir? Warum sollte
ausgerechnet er so denken?<
Sie hatten sich doch gehasst. Oder zumindest so gelebt, als hassten sie sich. Er
hatte schon immer etwas an Draco auszusetzen gehabt und jetzt, da er gesehen
hatte, wie Draco war, musste er ihn wirklich für das Letzte halten...
Harry wollte ihn nicht gehen lassen. Er konnte ihn nicht gehen lassen. Als Draco
ihn angeschrieen hatte, war Harrys Herz um ein Haar gesprungen. Er wollte nicht,
dass Draco ihn hasste, und er wollte nicht glauben, dass er es wirklich tat.
Verzweifelt klammerte er sich an den Blonden, um diesen vom Gehen abzuhalten.
Dieser schien durch ihn hindurchzusehen. Harry beobachtete, wie Draco in
Gedanken abwesend den Kopf schüttelte.
Er mochte es, wenn Draco abschweifte, doch das war der falsche Zeitpunkt, das
falsche Thema, um darüber zu grübeln. Harry fand es furchtbar daran zu denken,
was Draco wohl gerade durch den Kopf ging. Er konnte die Logik des anderen nicht
nachvollziehen, sich die Gedankengänge, die zu dieser absurden Situation
geführt hatten nicht einmal vorstellen, aber an der letzten Reaktion wusste er,
dass was immer Draco auch dachte nichts Gutes war.
Sie mussten das klären, irgendwie.
„Draco!“
Harrys Stimme war leise. Er traute sich nicht lauter zu sprechen aus Angst,
seine Stimme würde brechen. Er musste sich selbst davon abhalten loszuweinen.
Dracos Augen waren bereits glasig. Die Träne, die ihm entglitten war, glitzerte
noch auf der blassen Haut. Harry hätte nie gedacht den Blonden je weinen zu
sehen. Es war ein erschreckender Gedanke. Draco war der stolzeste Mensch, den er
kannte.
„Draco!“, versuchte er es erneut, da der andere ihn weiterhin ignorierte. Er
rüttelte leicht an den Oberarmen des Blonden, die er noch immer im Griff
hatte.
Ein stahlgraues Augenpaar schnellte aus der Trance, erwiderte Harrys Blick.
„Lass mich los.“
Die Stimme des Blonden war nur ein Wispern und er stemmte sich leicht gegen den
Griff des Gryffindors.
„Draco bitte, hör mir zu!“
Harrys Hände waren unerbittlich. Früher war er immer der Kleinere gewesen, der
vor den Starken wegrannte. Doch bei Draco schien dies ungekehrt zu verlaufen.
Der Slytherin mochte ein toller Läufer sein, doch gegen Harrys Arme kam er
nicht an.
„Draco, ich möchte dir nicht wehtun und ich will nicht, dass du mich hasst.
Ich will dir helfen.“
Der Slytherin begann sich noch mehr zu winden und vermied es Harry ins Gesicht
zu sehen. Der Schwarzhaarige verstand das nicht.
„Ich brauche deine Hilfe nicht, Potter. Lass mich in Ruhe!“
Draco zog mit aller Kraft, ohne Erfolg. Harry schüttelte verzweifelt den Kopf.
Er konnte ihn nicht gehen lassen und er wollte es nicht.
„Ich will dir keine Schwierigkeiten machen. Niemand muss erfahren, was ich
weiß. Ich will dir nicht schaden, das könnte ich nicht. Ich will dir aber
helfen. Ich verspreche dir, ich werde alles geheim halten, wenn du mich
lässt!“
Draco gab ihm einen Tritt gegen den Oberschenkel. Er hätte Fußballspieler
werden können. Zum Glück hatte er sein eigentliches Ziel jedoch verfehlt.
„Hör auf damit, Draco. Hör mir doch endlich zu, ich möchte dir helfen! Wie
oft soll ich es denn noch sagen?“
Er musste das klären.
Als Antwort auf die vorherige Attacke zog Harry den Slytherin näher zu sich.
Dieser konnte nun nicht mehr ausholen, um erneut einen Angriff zu starten. Das
Ringen mit Dudley hatte sich wirklich gelohnt, er konnte sich inzwischen auch
mit Größeren anlegen – so jemandem wie Draco.
Draco begann langsam aber sicher in eine Panik zu verfallen. Seine Arme taten
weh. Harry hielt sie eisern fest. Es reichte zwar nicht, um ihn ernsthaft zu
verletzten, doch er konnte sich nicht losreißen.
„Hör auf, lass mich los!“
Draco wollte nur noch weg.
Er wollte dem Anderen nicht so nahe sein. Er wollte gar niemandem mehr nahe
sein. Harry wollte ihm Vorschriften machen, ihm sein Leben diktieren, doch Draco
konnte das nicht ertragen.
Mit seinem ganzen Gewicht versuchte er sich nach unten herauszuziehen, doch es
misslang. Ihm misslang aber auch alles. Was würde man wohl über ihn denken,
wenn man ihn so sah? Fest im Griff des Jungen-der-lebte wie ein alter Teddybär,
den ein launisches Kind mit sich herumschleifte.
Die Panik kam jetzt nicht mehr langsam, sondern überrollte ihn in einer
überdimensionalen Welle.
„Lass mich! Ich bin keine Puppe.“
Unkontrolliert begann der Blonde auf Harrys Brust einzuhämmern und sich in
dessen Griff zu winden.
„Ich bin keine Puppe, hör auf mit mir zu spielen!“
Harry war für einen Moment unachtsam und so konnte Draco einen Treffer landen.
Er verpasste dem Gryffindore eine Ohrfeige. Dieser verstärkte seinen Griff
sofort wieder und rüttelte den Slytherin einige Male heftig, um diesen zur
Vernunft zu bringen.
„Was zum Teufel ist denn los mit dir? Was soll das? Ich hab dir nichts getan.
Ich will dir doch nicht wehtun.“
Harry schrie ihn beinahe an. Draco zog instinktiv den Nacken ein. Er hörte auf
sich zu wehren und wünschte sich sofort im Endboden zu versinken, um alldem zu
entkommen. Der Slytherin konnte ein leises Schluchzen nicht zurückhalten, das
sich nach außen zu kämpfen versuchte.
„Das tust du aber, Harry... Du tust mir weh!“
Er versuchte hart zu klingen, doch seine Stimme war rau und das Schluchzen
machte daraus einen verzweifelten Ausruf.
Draco spürte, wie der Griff um seine Oberarme sich löste.
Entsetzt starrte Harry den Blonden an. Augenblicklich entfernte er seine Hände
von der schmalen Figur vor sich. Diese sank vor ihm zu Boden und versuchte ihren
unruhigen Atem zu beruhigen. Mit einer Hand stützte Draco sich auf dem Boden
auf. Sein Blick ruhte auf seinen Fingern, während er sich mit der anderen Hand
die Stelle rieb, die Harry so fest gepackt hatte.
„Es tut mir Leid!“
Harry fiel auf seine Knie und schlug sich selbst die Hand vor den Mund.
„Was hab ich nur dabei gedacht? Ich wollte dir wirklich nicht wehtun, Draco.
Ich...“
Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte alles ruiniert.
„Ist alles in Ordnung? Soll ich dich zu Poppy bringen?“
Er machte sich Sorgen, wie eigentlich immer wenn er Draco in den letzten Tagen
sah. Doch nun war zusätzlich dazu noch ein Berg an Schuldgefühlen vor ihm
erwachsen.
Der Slytherin schüttelte vehement den Kopf. Harry wusste, er ging nicht gerne
zur Krankenschwester, aber er wollte sicher sein, dass es ihm gut ging.
>Lass es Harry, das würde alles NOCH schlimmer machen. Du hast schon genug
angerichtet.<
„Ich...“
Harry wollte Draco noch immer nicht verlieren, egal was er dafür tun musste.
„Ich wollte dich nicht bedrängen Draco. Es ist nur... Ich mag dich wirklich
und ich dachte, dass du meine Hilfe brauchst.“
Flehend sah der Gryffindor zu Draco hinüber. Sein Innerstes flehte nach
irgendetwas, damit der Blonde ihm verzieh.
Endlich hob dieser den Blick von seiner Hand. Er war vorwurfvoll und verletzt.
Die blonden Strähnen fielen in die Augen des Slytherin und gaben dem Blick
etwas, das Harry an die Anklage durch einen Engel erinnerte. Es brach im fast
das Herz.
„Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich habe nicht danach gefragt.“
Dracos Aussage war eindeutig und klang mindestens ebenso verletzt, wie der
Blick, der Harry durchbohrte.
„Du wirst meine Angelegenheiten meine Angelegenheiten sein lassen oder du
wirst es bereuen und wehe du wagst es mich noch einmal so anzufassen!“
Der Blonde spuckte Gift. Mit jedem Wort klang seine Stimme wieder mehr wie der
alte Eisklotz, den Harry in der Hitze des Gefechts längst vergessen hatte.
Draco riss sich zusammen und war gerade dabei Stein für Stein die Mauer um sich
herum erneut zu errichten.
Harry konnte nichts tun, als nicken, wenn er nicht den vollkommenen Zorn des
Slytherin auf sich ziehen wollte, und das hatte er schon zur genüge getan.
„Nie wieder, das verspreche ich dir und ich werde schweigen wie ein Grab.“
Einen Moment lang haftete Dracos Blick skeptisch auf dem Schwarzhaarigen. Er
strich sich die seidigen Strähnen aus dem Gesicht und wischte einmal flüchtig
über seine Augen. Dann legte er wieder die übliche kalte Mimik auf, die er
schon immer als Versteck für seine privaten Gedanken und Gefühle mit sich
herumtrug.
„Du schuldest mir was Potter, hierfür.“
Harry stieg nicht ganz dahinter, was Draco damit meinte.
Schließlich erhob sich der Blonde auf wackeligen Beinen und ließ Harry auf dem
Boden vor der Schule sitzend zurück. Der Gryffindor wollte am liebsten
schreien. Er hatte Draco wehgetan und sein Vertrauen verletzt. Er hatte ihn von
sich weggetrieben.
>Du musst auch immer alles kaputt machen, Potter!<
„Man, Harry Kumpel, du brauchst echt mal ne Freundin.“
„Ron!“
Hermine gab ihrem Freund einen Schlag auf den Hinterkopf und warf ihm einen
missbilligenden Blick zu. Sie sah entschuldigend zu Harry und schüttelte nur
den Kopf.
Die drei saßen in der Mittagspause beim Essen. Ron und Hermine auf der einen
Seite des Tisches, Harry ihnen gegenüber. Er hatte sich mit dem Rücken zum
Slytherintisch gesetzt, etwas, das er nur noch selten tat, da man dem Feind ja
nicht mehr Chancen einräumen sollte, als unbedingt nötig.
Doch nach diesem Morgen konnte Harry es nicht ertragen dorthin zu sehen. Er
wusste Malfoy war da und er wusste, dass das Essen genauso ablaufen würde, wie
gestern. Da musste er ja nicht auch noch zuschauen. Malfoy war so schon sauer
genug.
>Er hat ja auch jedes Recht dazu, du Vollidiot.<
Harry schalt sich schon den ganzen Tag in Gedanken.
„Ich hab doch Recht. Seine Laune war schon ewig nicht mehr so mies. Dabei ist
gar nichts Außergewöhnliches gewesen. Er braucht einfach mal bisschen
Ablenkung von dem ganzen
Du-weißt-schon-wer-will-dich-umbringen-und-es-wird-sich-auch-nie-was-dran-ändern-Kram.
Das weißt du so gut wie ich, Mine.“
Ron war Harry heute keine große Hilfe.
Aber er konnte es ihm nicht übel nehmen. Immerhin wusste Ron ja nicht den Grund
für seine Laune und daran sollte sich nach Harrys Meinung so schnell auch
nichts ändern. Draco würde ihn umbringen... und Ron auch. Das wäre wohl das
einzige mal in der Geschichte, dass Draco Malfoy und Ronald Weasley die selben
Absichten verfolgen würden: Harry Potter den Hals umzudrehen.
Zu Harrys Glück wusste Hermine, wie man den Rotschopf ruhigstellte: Essen. Die
lud ihm einfach ungefragt den Teller bis zum Rand voll und drückte ihm die
Gabel in die Hand. Sofort verschwand Rons Wunsch danach, Harry zu verkuppeln und
der Weasley vergrub sich selbst in einem Berg von Kartoffelbrei.
Hermine, zufrieden mit ihrer Friedenspolitik – sie hatte sich fest vorgenommen
der Uno den Rang abzulaufen –, hatte nun Zeit Harry ihrerseits einen
Ist-wirklich-alles-in-Ordnung-oder-kann-ich-was-für-dich-tun?-Blick zuzuwerfen.
Doch der Gryffindor schenkte ihr nur ein vages Lächeln und schüttelte leicht
den Kopf. Er wusste sie würde verstehen, was er meinte: Alles nicht so schlimm,
lass mich einfach.
So wandte sie sich mit einem kleinen Nicken ihrem eigenen Teller und der
neuesten Ausgabe des Tagespropheten >Warum ließt sie den Mist eigentlich noch?<
zu, wofür Harry sehr dankbar war.
Er musste nachdenken. Grübeln wäre wohl das passende Wort dafür. Während des
Unterrichts hatte er immer wieder flüchtig zu dem blonden Slytherin
herübergeschaut. Merlin sei dank hatte dieser vor ihm gesessen und die Blicke
daher nicht bemerkt.
Draco war wie immer gewesen. Perfekt gekleidet. Die Haare aus dem Gesicht
gekämmt und keine einzige Bewegung hatte auf ihren morgendlichen Kampf
hingewiesen. Es war zum verzweifeln mit ihm. Harry wollte so gerne wissen, was
der andere wohl dachte, doch er sah nichts in dessen Verhalten, in dessen Blick
und das tat ihm weh.
Er konnte den Morgen einfach nicht vergessen, den Blick, den Draco ihm zuwarf,
seine verzweifelten Worte... Ein Satz hatte sich Harry eingebrannt und er
dachte, er würde ihn nie wieder vergessen können ‚Ich bin keine Puppe!’
Es machte ihn wahnsinnig. Niemand würde es bemerken, wenn Draco Malfoy
wahnsinnig würde, da er dafür viel zu viel Selbstbeherrschung besaß, aber das
änderte nichts an den Tatsachen.
Wobei eben diese Selbstbeherrschung und ihre momentane Streikphase ja erst zu
dem Mangel an Zurechnungsfähigkeit geführt hatten. Wäre es nicht komplett
fehl am Platze gewesen, so hätte er mit tiefster Inbrunst seinen Kopf auf die
Tischplatte in der Großen Halle geschlagen... Doch das wurde sicher nicht gerne
gesehen und würde die anderen Schüle beim Abendessen stören.
Es gab für diese Tatsache mehrere Auslöser. Eigentlich war alles
zurückzuführen auf Harry Potter. Schon der Gedanke, dass Draco so dumm gewesen
war diesen übersteigerten Jesus-Komplex an sich heran zulassen, machte ihn
wütend. Er ließ doch nie jemanden an sich heran, also wieso ausgerechnet er?
Draco verabscheute Potter für das, was er am Morgen getan hatte. Doch er
verachtete sich selbst noch viel mehr. Er hatte es provoziert, er hatte es
zugelassen. Er hatte alles gezeigt. Warum hatte ihn Potter aus der Fassung
gebracht? Dracos Mine verdunkelte sich.
Snape. Dieser elende Mistkerl. Draco hatte ihn immer respektiert und war daher
um so verletzter, dass Snape es wagte solche Dinge ausgerechnet Potter zu
erzählen. Das ging keinen was an und vor allem nicht Potter.
Es reichte, dass Snape ihm ständig auf die Finger schaute, aber Potter im
Nacken zu haben war furchtbar. Der Gryffindor dachte, er würde es nicht
bemerken, aber wie sollte es unbeachtet an ihm vorbei gehen, wenn er die ganze
Zeit Ha- Potters grüne Augen im Nacken hatte. Er sah mehr als die meisten
dachten. Er spürte die Blicke schon ohne hinzusehen.
Er hörte auch, was man hinter seinen Rücken sprach, die Gerüchte, die
Beleidigungen...
Draco hasste es beobachtet zu werden. Er wurde immer beobachtet. Von Allen und
Jedem. Nicht, dass Andere nicht auch beobachtet wurden. Harry hatte ja auch nie
seine Ruhe, aber das war etwas anderes. Er wurde geliebt und bewundert, so
nervig das auch sein konnte.
Malfoys wurden nicht geliebt und nur selten bewundert. Gefürchtet, respektiert,
aber vor allem gehasst, das wurde er. Harry war da auch nicht anders. Er wollte
ihn ausschalten, um einen Feind weniger zu haben. Er wollte doch nur zusehen,
wie Draco von ihm abhängig wurde, um ihn dann auszunutzen. Die Fäden zu
ziehen, wie bei einer Marionette. Einer Puppe, die man irgendwann in eine Ecke
schmeißt.
Doch das konnte er nicht zulassen. Einmal im Leben würde Draco der jenige sein,
der entschied. Hier hatte er die Möglichkeit sich gegen den Puppenspieler zu
wehren.
Er musste es nur wollen. Das war sein Problem. So sehr er es auch wollte, er
betrog sich selbst. So wie an diesem Morgen oder in dieser seltsamen Nacht, als
Harry ihn entdeckt hatte. So wie jedes Mal, wenn er an das Bild dachte, das
Harry von ihm gemacht hatte.
Und das tat er viel zu oft. Er stand sich selbst im Weg. Es war fast so, als
hätte er so lange immer das getan, was alle anderen von ihm erwarteten, dass er
gar nicht mehr wusste, wie man den eigenen Entscheidungen folgte.
Sein Körper verriet ihn. Sein Unterbewusstsein ebenfalls. Das war nicht fair!
Es war alles nicht fair... >Wann war die Welt denn bisher schon fair, Draco?<
Harry konnte sich das nicht länger mit ansehen. Er hatte sich jetzt eine Woche
damit gequält, hatte versucht wegzuschauen. Er wollte weder sehen, wenn Draco
seinen Teller stehen ließ, noch wenn der Slytherin einen der wenigen
unaufmerksamen Momente erlebte, in denen Harry sein Gesicht so hypnotisierend
fand.
Er wollte sich losreißen von der absurden Idee sich mit Dr- Malfoy
anzufreunden. Das konnte doch nicht normal sein. Wie kam er eigentlich auf so
einen seltsamen Einfall?
Doch so sehr er sich bemühte, es ging nicht. Er konnte nicht vergessen, wie er
Draco nachts aufgelesen hatte. Er hörte noch immer wie der Blonde leise fragte:
‚Findest du mich schön, Harry?’
Aber dieser beunruhigend angenehme Gedanke wurde immer wieder überlagert durch
einen anderen Satz.
‚Ich bin keine Puppe.’
Er hörte das Echo dieses Morgens immer, wenn er Draco – nein, Malfoy –
ansah. Das Aufreibende war, dass er es nicht verstand. Das war keine einfache
Phrase, keine plumpe Metapher gewesen. Es klang so todernst, dass Harrys
Gedanken darum kreisten, als wäre es die Lösung zu einer Frage, die er sich
schon immer gestellt hatte, doch er wusste nicht wie die Frage lautete.
Harry konnte und wollte sich das nicht mehr länger mit ansehen und endlich
hatte er einen Schlüssel gefunden. Einen Weg zu Draco zu gehen ohne aufzufallen
und ohne ihn irgendwie zu überrumpeln.
Das Bild. An diesem Morgen hatten sie die Bilder zurückbekommen. Harry hatte
noch nie ein Versprechen freiwillig gebrochen und so sollte es auch bleiben.
Doch diesmal würde er den Unwissenden spielen. Er war selbst überrascht, dass
er auf diese Idee gekommen war. Das wäre eher einem Slytherin zuzutrauen
gewesen. Aber immerhin wäre er ja beinahe ein Slytherin geworden.
Harry wusste, dass Draco das Bild haben wollte. Er wusste, dass der Blonde es
nie zugeben würde, aber er war beinahe besessen von Harrys Portrait. Er würde
nicht zulassen, dass jemand anderes, so wie Blaise, oder gar Harry selbst, es
behielt.
Er würde kommen, um es zu holen, denn Harry hatte es ihm versprochen. Auch wenn
es nicht das war, was Draco an diesem Morgen gemeint hatte, aber Harry schuldete
ihm etwas und zuallererst schuldete Harry Malfoy einen Draco, so seltsam es auch
klang.
Und so saß Harry bereits seit Stunden in dem Raum, in dem er das Bild
demonstrativ abgestellt hatte, um es nach dem Abendessen zu holen, und tat genau
das, was Malfoy vor wenigen Tagen noch getan hatte. Er starrte es an.
Das Portrait war stumm. Leider. Es waren schwierige Zauber nötig, um einem Bild
genügend Leben einzuhauchen, dass es sprechen konnte. Es waren so viele
Voraussetzungen zu erfüllen: ein Wille, Verhaltensmuster mussten etabliert
werden, der Charakter eingefügt, Vokabular und Sprachvermögen eingebracht und
die geistige Kapazität eine Meinung zu haben und diese zu formulieren...
Bei genauerem Nachdenken musste Harry etwas lachen. Es gab genügend Menschen,
die nicht einmal selbst all diese Voraussetzungen erfüllten, so wie zum
Beispiel Crabbe und Goyle...
Hätte ‚sein’ Draco sprechen gekonnt, so wäre es für Harry vielleicht
leichter gewesen. Er hätte ihn fragen können, mit ihm sprechen und
herausfinden, wie er dem echten Dra... Malfoy helfen könnte.
Nein, er hatte es noch nicht aufgegeben. Er bezweifelte auch, dass er es je
würde. Immerhin war er Harry Potter und folglich war er ein Dickschädel. Die
Erfahrung zeigte, dass er von nichts und niemandem seine festen Pläne ändern
ließ. Es hatte ihm in seinem Leben nicht immer unbedingt zum Guten gereicht.
Aber das änderte seinen Charakter nicht.
Vielleicht wusste Malfoy genau das und Harry hatte sich in seiner Einschätzung
geirrt. Immerhin wartete Harry nun schon ziemlich lange. Er wurde ungeduldig und
saß so nah vor dem Bild, dass er die Leinwand mit seinem Zauberstab berührte,
als er begann diesen nervös in den Fingern hin und her zu wippen. Tap, tap,
tap... >Warum kommt der nicht?< tap, tap... >Er muss kommen!< tap, tap, tap,
tap... >Und was tu ich, wenn nicht?<
Sein Blick wanderte nach oben zu dem Gesicht seines Schulfeindes, wenn man das
noch so sagen konnte. Tap, tap, tap… >Warum tut er das?< tap, tap… >Warum
ist er nicht immer so?< tap, tap, tap... >Wenn er nur immer so wäre.< Harrys
Blick wich nicht von den silbernen Augen des zweidimensionalen Malfoy.
Tap, tap, tap, tap... >Was kann ich tun?<
Draco betrat den kleinen Raum von dem er wusste, dass dort Harrys Bild zum
Abholen bereitstand.
Dort war Harry. Er saß davor auf dem Boden und wirkte nervös. Dracos Herz
schlug ihm bis zum Hals. Er hatte erwartet ihn hier zu treffen, aber deshalb war
er nicht unbedingt darauf vorbereitet gewesen.
Der schwarzhaarige Gryffindor wandte sich beim Klang der zufallenden Tür
ruckartig um und blickte Draco einen Moment nur starr an. Dann spielte ein
kleines Lächeln über seine Mundwinkel, das Draco nicht unbedingt beruhigend
fand.
„Ich wusste, dass du kommst.“
Der Blonde nickte schwach.
„Und ich wusste, dass du warten würdest.“
Dann schwieg er wieder. Harry wusste, warum er gekommen war.
Dracos Blick wanderte etwas nervös zwischen Harry und dem Bild hin und her. Dem
anderen blieb das nicht verborgen.
„Es ist deins.“
Harrys tiefe Stimme war erstaunlich ruhig.
„Ich habe es dir versprochen...“
Er sah wieder das Bild an.
„Ich habe dich gut getroffen, nicht wahr?“
Mit einer theatralisch langsamen Bewegung wandte sich der schwarze Schopf wieder
zurück und grüne Augen bohrten sich in Draco.
Dieser schluckte kräftig, verzog aber keine Miene.
„Das bin ich nicht.“
Die Worte waren leise und beherrscht, doch es schwang mehr Gefühl mit, als man
bei Draco je zu hören bekam.
„Ach ja?“
Es folgte ein weiterer prüfender Blick zu dem in Frage stehenden Werk.
„Warum willst du es dann? Ich kann es auch behalten. Du musst es nicht nehmen,
wenn es dir nicht gefällt. Ich find es gut.“
Der Schwarzhaarige nickte in Zustimmung zu den eigenen Worten.
„Nein!“
Diese Antwort kam erstaunlich schnell und es entstand eine lange Pause, als
Draco zögerte.
„Ich nehme es. Ich habe nicht gesagt, dass es mir nicht gefällt...“
Er wollte weitersprechen, doch Harry unterbrach ihn.
„Aber du sagtest, das wärst du nicht, also wieso gefällt es dir dann?“
Fragende grüne Augen lagen auf dem Blonden. Dieser sah eindringlich auf das
Objekt seiner Begierde.
„Was, wenn ich gern so wäre?“
Sobald er sich selbst das sagen hörte verfluchte er sich innerlich. Warum hatte
er das ausgesprochen? Er schüttelte den Kopf und versuchte sich etwas Besseres
einfallen zu lassen. Zu spät.
„Aber das kannst du doch.“
Harry erhob sich endlich vom Boden und sah Draco auffordernd an.
„Nein.“
Das konnte er nicht. Draco wusste es und Harry müsste es auch wissen.
„Warum nicht?“
Der Schwarzhaarige zuckte nonchalant mit den Schultern und wandte seinen Blick
nicht eine Sekunde von Draco ab.
Dieser schwieg. Harry wusste, wie er war. Er wusste, dass Malfoys sich immer
genau so zu verhalten hatten, wie er es sein Leben lang getan hatte, und wenn er
das nicht verstand, dann war das sein Problem.
„Du hast es doch vorher schon getan.“
Harrys Augen wurden schmäler, als suchte er etwas in dem Jungen vor sich.
„Du hast es an diesem Abend getan. Du warst genau so.“
Er zeigte mit einer ausholenden Bewegung auf den anderen Draco, der immer noch
sorglos über den Rand seines Rahmens blickte und sich eine Haarsträhne aus dem
Gesicht strich.
„Gott, Potter!“
Draco hatte langsam genug von diesen Beschwörungen, er wollte nicht hören was
er konnte und was nicht, wenn sein Gegenüber doch keine Ahnung hatte.
„Vergiss einfach, dass ich das je gesagt habe! Du bist ja schlimmer als jeder
Anwalt. Du verdrehst mir ja jedes Wort... Und jetzt gib es mir, dann kann ich
wieder gehen.“
Er hatte keine Lust auf dieses Gespräch und sein missbilligender Tonfall ließ
daran auch keinen Zweifel.
„Wenn du etwas sagst, dann musst du auch damit rechnen, dass man es hört. So
was nennt man Konsequenzen, Draco. Damit musst du leben lernen.“
Harry verschränkte die Arme vor der Brust und schien diese Konversation bei
weitem noch nicht beenden zu wollen.
Bei diesem Satz wurde Draco wütend.
„Konsequenzen?“
Er konnte echt nicht fassen, dass Harry meinte er würde nicht auf Konsequenzen
achten. „Du elendes Stück Dreck! Was fällt dir eigentlich ein mir zu sagen,
ich sollte mehr über die Konsequenzen meines Handelns nachdenken?“
Sein Blut begann zu kochen und wenn ein Malfoy wütend wurde, dann wurde seine
Stimme leiser.
Es war eine gute Art und Weise sich selbst vom Schreien abzuhalten. Dracos Blick
bohrte sich in Harry und er nahm einen Schritt näher an den Gryffindor heran.
„DU glaubst doch immer alles zu wissen. Aber ich sage dir eines: Hier geht es
nur um Konsequenzen. Ich denke an nichts, außer den Konsequenzen und es kotzt
mich an.“
Harry schien recht überrumpelt und war wohl auch mit dem Verständnis nicht
ganz mitgekommen. Er stand nur da und sah den anderen an.
„Ich kann nicht so sein, wie ich gerne wäre. Pah, wer kann das schon? DU?
Sicherlich nicht, denn wer will schon dein erbärmliches Leben führen,
Potter?“
Draco spuckte Gift und es schien Harry wirklich zu treffen.
„Mein Leben ist vielleicht nicht glücklich, oder perfekt, Malfoy...“
Auch Harry trat jetzt auf den anderen zu und nun trennte sie nur noch ein
einziger Schritt.
„Aber immerhin tue ich alles dafür, dass es so gut wie möglich wird. Und was
machst du? Du versuchst es nicht einmal. Nein, DU tust lieber so als hättest du
keine Wahl und machst dich auch noch selbst kaputt mit dieser krankhaften
Hungerei!“
Draco starrte den Schwarzhaarigen einen Moment lang nur an und verarbeitete das
Gesagte. Es schien an seinem Innersten zu reißen. Ein Knoten bildete sich in
seinem Hals und als die Anspannung ihn zerriss, riss auch der letzte
Geduldsfaden und er fauchte sein Gegenüber nur noch an.
„Was geht es dich an? Wieso zum Teufel noch mal interessiert dich das denn
überhaupt, Mr. Perfect? Ich habe eine Wahl und genau das ist sie! Ich
entscheide, wann ich esse und wie viel ich esse. Ich entscheide über meinen
Körper, nicht du, nicht die Schule, nicht Snape, nicht meine Familie und ganz
bestimmt nicht der Hunger. Nein, ICH!“
Er ballte die Hände zu Fäusten und seine Augen funkelten vor
Entschlossenheit.
Harry war entsetzt.
„Aber... Warum entscheidest du dich für so etwas?“
Draco schüttelte den Kopf vor Harrys Verständnislosigkeit und begann hohl zu
lachen. „Weil ich es kann. Ich bin den einzige, der über meinen Körper
bestimmt. Niemand kann mich zwingen zu essen, wenn ich es nicht will. Das ist
das eine an meinem Leben, das ich selbst bestimmen kann und ich werde euch allen
beweisen, dass mein Wille alleine ausreicht, um alles zu kontrollieren.“
Harry strauchelte einen Schritt zurück. Auch er schüttelte nun den Kopf.
„Du brauchst gar nichts zu beweisen. Du kannst über mehr bestimmen als nur
deinen Körper...“
Er suchte nach Worten doch sie wurden abgeschnitten, als Draco abfällig
schnaubte.
„Sicher. Ich habe immer eine Wahl. Wähle den Lord oder stirb. Sei ein wahrer
Malfoy oder steh ganz alleine da. Hasse Harry Potter oder werde von den
Slytherins gelyncht.“ Er machte eine theatralische Geste und seine Worte
klangen unendlich bitter. Er schloss die Distanz, die Harry geschaffen hatte
wieder bis auf einen Schritt.
„Wir sind alle nur Marionetten in einem Spiel. Ich bin eine Puppe, genau wie
du und wir werden alle nur auf dem Spielfeld herumgeschoben, wie irgendwelche
Bauern beim Zauberschach. Doch ich habe beschlossen mir das wenige, worüber ich
bestimmen kann nicht nehmen zu lassen. Nicht von dir oder von irgendjemand
anderem! Ich bin keine Puppe... nicht ganz.“
Harrys Augen waren weit aufgerissen, als er den Blonden anstarrte.
Harry musste das Gesagte erst verarbeiten. Hatte Draco gerade gesagt, dass er
dem Lord folgte, weil er keine andere Wahl hatte? Das konnte nicht sein. Jeder
hatte eine Wahl in dieser Sache. Harry hatte nicht daran gedacht, dass der
andere ein Todesser sein konnte. Entsetzt starrte er Draco an und ergriff dann
blitzschnell dessen linken Arm und schob unbeholfen den Ärmel hoch.
Er atmete auf, als er kein dunkles Mal sah.
„Was soll das?“
Dracos Stimme klang leicht überrascht, aber vor allem wütend, obwohl sein
Gesicht die letzten Minuten wie tot wirkte und seine Mimik versteinert war, als
die bitteren Worte aus ihm herausgebrochen waren.
Draco versuchte seinen Arm aus Harrys Griff zu entreißen, aber dieser war noch
nicht zufrieden.
„Wirst du ihm folgen?“
Er sah eindringlich in die grauen Augen, die nun ebenfalls Überraschung
spiegelten.
„Sag es!“
Er zog schroff an dem umklammerten Arm, wie um den anderen zur Vernunft zu
bringen. „Sag schon, wirst du ein Todesser?“
Dracos Blick wurde schlagartig kalt.
„Das geht dich verdammt noch mal nichts an.“
„Doch! Das tut es. Du hast vorhin gesagt, du hast keine Wahl, wenn es darum
geht dem Lord zu folgen.“
Er zog Draco näher, sodass ihre Gesichter nur noch eine Hand breit von einander
entfernt waren.
„Wärst du Todesser müsste ich gegen dich kämpfen. Es geht mich etwas an...
Wirst du das Mal annehmen?“
Es klang wie eine seltsame Beschwörung. Harrys Worte waren so eindringlich,
dass der andere aufhörte sich gegen den Griff des Gryffindors zu wehren.
„Wenn man es von mir verlangt...“, erklangen die leisen Worte des Blonden.
Er klang resigniert und Harry war kurz davor zu schreien.
Das war doch ein Alptraum, oder?
„Das darfst du nicht tun. Willst du sterben? Der Krieg fängt bereits an und
dann wirst du in deinen Tod laufen. Du darfst es nicht tun!“
Er packte Dracos Schulter mit der zweiten Hand – in der sich noch immer sein
Zauberstab befand –, als könne er ihn fest genug halten, um diesen von der
anderen Seite fern zu halten.
Er konnte es sich nicht vorstellen dem anderen in einer Schlacht gegenüber zu
stehen. Sie kannten sich seit Jahren und auch, wenn sie sich bis vor kurzem
nicht einmal hatten riechen können, hatte Harry begonnen Draco als eine
Konstante in seinem Leben zu betrachten.
„Ich kann nicht anders, verdammt noch mal!“
Draco blickte zur Seite und sah das Bild, das neben ihnen stand. Es ließ ihn
fast wahnsinnig werden. Diese ganze Situation war doch furchtbar.
„Du verstehst es nicht, oder?“
Er musste Harry nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass dem so war.
„Ich lebe mein Leben schon lange nicht mehr alleine... So gern ich auch anders
wäre, das ist nicht meine Entscheidung!“
Er versuchte nicht so verzweifelt zu klingen, wie er sich gerade fühlte.
Warum sprach er überhaupt darüber? Und dann auch noch mit Harry Potter... Das
war Wahnsinn. Aber die Lawine war bereits am Rollen und es war zu spät sie noch
anzuhalten. Er hätte früher darüber nachdenken sollen.
„Dann mach es zu deiner Entscheidung!“
Harry schüttelte ihn leicht und die Spitze des Zauberstabes drückte gegen
Dracos Brustkorb, doch das war wohl seine geringste Sorge.
„Bitte Draco, ich werde dir helfen! Du musst es nur wollen.“
Noch immer waren die silber-grauen Augen auf ihr eigenes Abbild geheftet.
„Am Willen hat es mir nie gemangelt, Harry...“
Die Fingerspitzen seiner freien Hand wanderten sachte über die Leinwand.
„Ich wäre gerne so wie du mich haben möchtest, aber ich habe nicht die
Macht, um solch eine Entscheidung durchzusetzen... Ich kann nicht.“
Der andere schüttelte vehement den Kopf.
„Du kannst! Du bist schon so gewesen und du kannst es wieder sein. Ich habe es
gesehen und ich werde alles tun, um es zu erreichen. Ich werde nicht zulassen,
dass du in den Tod rennst. Voldemort hat nichts übrig für seine eigenen
Anhänger, als Grausamkeit und Verachtung.“
Harrys Griff verstärkte sich sogar noch und Draco musste vor Schmerz die Augen
schließen.
„Du wirst ihm nicht folgen, Draco!“
Harrys Stimme wurde immer lauter.
„Ich werde es nicht zulassen. Sei so, wie du sein willst. Sei so, wie auf dem
Bild. Genau so!“
Noch einmal zog Harry Draco mit einem Ruck näher und dieser spürte wie der
Zauberstab schmerzhaft tiefer in seinen Brustkorb gedrückt wurde.
Plötzlich fuhr eine unsägliche Hitze von eben dieser Stelle in den inzwischen
viel zu leichten Körper des Blonden und dieser riss entsetzt die Augen auf. Der
Schmerz, den Harrys Griff ihm bereitete, wich der beinahe unerträgliche Hitze
und breitete sich bis in seine Zehenspitzen aus.
Er wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Er bäumte auf, doch
hielten ihn Harrys eiserne Hände noch immer. Er konnte den anderen rufen
hören.
Als er schon meinte es nicht mehr ertragen zu können, begannen seine Finger,
die die Leinwand berührten, zu prickeln und eine angenehme Kühle schoss durch
seine Venen und löschte das Feuer.
Als die Schmerzen abklangen, legte sich eine bleierne Schwere über Dracos
Bewusstsein.
Harry war wie von Donner gerührt. Vor wenigen Sekunden hatte Draco sich
plötzlich versteift und wie unter Schmerzen zu winden beginnen, die Augen weit
vor Entsetzen und Pein... und nun war er einfach in sich zusammen gesunken.
Er lag wie eine kaputte Puppe in Harrys Armen und rührte sich nicht.
„Draco!“
Vorsichtig legte er dem anderen zu Boden und fühlte seinen Puls.
Er konnte ihn nicht finden. >Oh Gott!<
„DRACO!“
…to be continued… following: “les miserable”
Der Titel ist nach einem Buchtitel von... wie hieß der noch mal... war das
Molière? ... egal. Übersetzung ist: „Der eingebildete Kranke“
Oh nein!!! Jetzt hat diese böse Autorin doch schon wieder einen Cliffi
geschrieben! Himmel, Herrgott, Arsch und Zwirn!!... Jaja, ich halte mein Wort
*g*... Ich weiß, ich liebe diesen Puppenvergleich, gell? Das war so ein
Spontanding und hat mich voll im Griff.
Wie es weitergeht? Das verrat ich net. Sonst wär’s ja kein Cliffi. Also dann,
bye bye!
P.S.: Ich bin wieder da und wie ihr wohl gemerkt habt habe ich nicht Anfang
Oktober für das Hochladen geschafft wie versprochen sondern es hat bis Mitte
Oktober gedauert.
Schuld ist mein Leben... So ist das eben. Also ich bin wieder da, wie man wohl
sieht, und muss sagen, dass Kanada seine guten und seine schlechten Seiten
hatte. Eine der schlechten waren 7 Tage pro Woche 10 bis 12 Stunden am Tag zu
arbeiten ohne freie Tage. Das heißt kaum Zeit zum schreiben. Zudem habe ich
bald nur noch auf Englisch schreiben können, weil ich einfach nicht mehr in
Deutsch gedacht habe. Aber ich kann ja nicht mitten in der Fic die Sprache
ändern!
Dann hab ich mir ne richtig mieeeeese Grippe geholt mit der ich dann
heimgeflogen bin um eine Woche im Halbkoma in die Uni zu krebsen. Ich studiere
jetzt Medizin im Modellstudiengang in Mannheim, was beinhaltet, dass ich
nächste Woche schon die Klausur für den ersten Schein schreibe und so geht das
dann auch weiter. Ich bin im Moment von 7 bis 20 Uhr nur für die Uni unterwegs
und habe da noch keine Freizeit oder Freunde oder Schreiben gelebt.
Das heißt die Kapitel werden LANGSAMER kommen. Ich weiß im Moment noch nicht
wie lange ich brauche, aber ich werde weitermachen, sonst drehe ich durch. Das
6. Kap ist schon halb fertig, also muss ich mich nur noch einmal intensiv damit
beschäftigen... wenn ich denn genug Zeit am Stück habe.
Also, danke für’s lesen dieses monströsen post scriptums und bis
demnächst.
Eure Birdie
Kapitel 6: les miséables
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Kapitel 6:
So, wetten einige haben sich jetzt schon ziemlich viele Horrorszenarien
ausgedacht, während sie hierauf warten mussten, und andere dachten nur „Gott
sei Dank, kommt diese Irre endlich mal zum Punkt!“. Welcher Punkt?? Tja, da
sag ich nur: Lesen!!!
Previously: // Er lag wie eine kaputte Puppe in Harrys Armen und rührte sich
nicht. „Draco!“ Vorsichtig legte er dem anderen zu Boden und fühlte seinen
Puls.
Er konnte ihn nicht finden. >Oh Gott!<
„DRACO!“ //
Kapitel 6: les misérables
Was hatte er getan? Wie konnte das passieren?
Harrys Zauberstab war klappernd zu Boden gefallen, als sein Besitzer völlig
aufgelöst den jungen Mann aufgefangen hatte, der zuckend in sich zusammen
gesackt war. Harry hatte nicht bemerkt, wie eines der wohl wichtigsten
Besitztümer eines jeden Zauberers über den Boden rollte und erst an einer Wand
zum stehen kam.
Wie sollte er auch? Er hatte nur Augen für die furchterregende Szene, die sich
vor ihm abspielte. Es war alles so schnell gegangen. Er wusste noch immer nicht,
was geschehen war. Es war auch nicht wichtig.
Draco war tot oder zumindest ziemlich nahen dran zu sterben. Er fühlte keinen
Puls.
Verzweifelt drückte Harry seine Finger an den schlanken Hals seines
Mitschülers, aber es war kein Herzschlag zu spüren. „Oh nein, Draco!“
Harry war am Rand einer Panik. Was sollte er tun? Draco konnte doch nicht
einfach tot umfallen!
In seiner Verzweiflung riss Harry die dicke Robe des Slytherin auf und auch das
darunter liegende Hemd. Er legte sein Ohr auf den Brustkorb. Erneut kein
Herzschlag. Er starrte auf die Stelle, wo das Herz liegen musste, als würde es
dadurch wieder arbeiten.
Doch schnell erkannte er, das es nutzlos war. Stattdessen begann er eine
Herzmassage. Er hatte das schon öfter im Fernsehen gesehen, wenn Dudley wieder
irgendwelche Actionfilme geschaut hatte und der Held jemandem das Leben rettete.
Er spürte jede Rippe unter seinen Fingern und musste erkennen, dass Draco
deutlich dünner war, als noch vor einer Woche, wo er bereits nichts auf den
Rippen gehabt hatte. War es das, was ihn zusammenklappen ließ?
Unwichtig. Harry schob diese Gedanken beiseite und begann nun auch mit der Mund
zu Mund Beatmung. >Hoffentlich mache ich das richtig.< Dracos Lippen waren weich
aber eiskalt.
„Komm schon! Bitte Draco, wach auf!“, bettelte Harry verzweifelt. „Bitte,
lass das nicht das Ende sein.“ Harry begann verzweifelt zu weinen und presste
so gleichmäßig es seine Panik zuließ auf den Brustkorb.
„Das bringt so nichts, Harry.“
„Natürlich bringt es was. Ich muss doch...“ Harry brach ab. Jemand hatte
mit ihm gesprochen und die Stimme war die des inzwischen wohl schon so gut wie
Toten, der unter ihm lag. Er musste geträumt haben.
„Weißt du Potter, ich wusste ja schon immer, dass du einmal mein Tod sein
würdest. Aber du hast dich echt beeilt“, meinte diese bekannte Stimme in
ihrem üblich provokanten Tonfall neben ihm. Harry blickte auf.
Dort war Draco, allerdings in 2D, und sah interessiert aus seiner Leinwand
heraus. Vor lauter Schock darüber, dass dieses Portrait mit ihm sprach, zumal
das Original gerade vor ihm lag, hätte er um ein Haar die Herzmassage
ausgesetzt.
„Was zum...“ Er war nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen und
starrte sein gemaltes Gegenüber nur stumm an.
„An deiner Stelle würde ich versuchen Hilfe zu holen, oder du kannst hier
ewig weitermachen“, meinte das Bild etwas ungeduldig. „Ich weiß, dass er...
ich... wir, sicher nicht so enden wollen.“ Scheinbar hatte dieser Malfoy noch
etwas Probleme mit dem Einordnen seines Selbst.
Doch er (oder es?) hatte Recht. Er musste jemanden holen. Jetzt. „Wie... wie
soll ich das machen?“ Harry stotterte vor Panik. „I...Ich... ich kann
hiermit nicht a-aufhören.“ Er schüttelte den Kopf, als ob er sich damit
selbst recht geben könnte.
Der Blonde im Rahmen schüttelte nur den Kopf. „Dann mach einen Sonorus und
schrei das ganze Schloss zusammen!“ Langsam schien sich auch das Bild
reichlich unbehaglich zu fühlen. „Jemand wird dich hören. Zumindest Filch
und der kann dann Pomfrey holen, damit ich nicht bald das einzige bin, was von
ihm noch übrig ist.“ Er gestikulierte in Richtung seines komatösen selbst.
Harry nickte, wie in Trance. Das war eine Idee und sie war gar nicht mal so
schlecht. Endlich fiel Harry auf, dass sein Zauberstab nicht mehr in seiner Hand
war. Etwas verwirrt blickte er sich im Raum um, als er es endlich geschafft
hatte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes als die beiden identischen
Slytherins vor sich zu lenken.
Nach einem Moment, der nach Harrys Empfinden viel zu lange dauerte, erspähte er
gesuchtes Objekt und ließ von dem bewusstlosen Draco ab, um endlich Hilfe zu
rufen.
Seine Stimme hallte laut an den Steinwänden wieder. Hoffentlich gab es noch
einpaar Nachzügler vom Abendessen, die etwas vertrödelt zu ihren
Gemeinschaftsräumen gingen.
„Hilfe! Hey, wir brauchen HILFE!!“ Er hörte nicht auf zu schreien, als er
wieder zu Draco rutschte und erneut mit der Herzlungenmassage begann.
„Verdammt, wo sind denn alle? HEY!!! HIIIIILFEE!“ Harry wusste nicht, wie
lange er sich schon die Seele aus dem Leib schrie. Seine Ohren dröhnten, da von
dem Sonorus jedes Wort wie aus einem Megafon hallte. >Warum kommt denn
niemand?<
Plötzlich hörte Harry ein Geräusch über sich, das wie ein sehr schadenfrohes
Kichern klang. PEEVES!
Er blickte nach oben und sah den Poltergeist mit einem kranken Lächeln an der
Decke schweben. „Nana, wen haben wir den hier? Potterlein und sein neuestes
Spielzeug. Hat Potterlein es kaputt gemacht?“
Harry wäre wütend gewesen, wenn seine Verzweiflung nicht alle anderen Gefühle
überrannt hätte. Peeves war vielleicht Dracos einzige Chance. Es dauerte schon
zu lange. Das konnte nicht gut sein. „Peeves, los geh und erzähl allen, dass
wir hier sind und was wir tun. Du liebst es doch Schüler zu verpetzen. Los, sag
allen, dass ich Malfoy getötet habe und dass wir hier sind!“ Noch immer war
Harrys Stimme übernatürlich laut, was den flehenden Unterton in seiner Stimme
seltsam verstärkte.
Peeves schien einen Moment darüber nachzudenken. „Hm... Nein.“ Ein
schadenfrohes Grinsen erschien auf dem Gesicht des sadistischen Geistes. „Es
macht nur dann Spaß die Leute zu verpetzen, wenn sie es nicht wollen. Was habe
ich denn davon, wenn ich dir einen Gefallen tun würde.“ Er schwebte Richtung
Decke. „Viel Erfolg noch.“
Harry konnte es kaum fassen. Das durfte nicht wahr sein. Er musste es
verhindern, irgendwie. „Peeves, PEEVES! Hey, w-weißt du überhaupt, wer das
ist?“ Er zeigte dabei auf Draco.
Der Poltergeist sah recht unbeeindruckt aus, schien aber zu vergessen, dass er
verschwinden wollte. Stattdessen summte er die ganze Zeit vor sich hin. „Wieso
sollte ich mich für den Malfoy Jungen interessieren? Todesser sind
langweilig.“ Er gähnte demonstrativ.
„Aber... aber er... er ist in Slytherin!“ Harry war etwas eingefallen, dass
Draco retten könnte. „Er ist in Sytherin!“ Wiederholte Harry.
„UUUUnd?“
„Und er ist in seinem Haus der wohl beliebteste und einflussreichste Schüler.
Was würde der Blutige Baron wohl sagen, wenn du das Aushängeschild aller
Slytherins hier krepieren lässt?“ Harry versuchte so ernst wie möglich zu
sein, was ihm in dieser Situation mit der Panik im Bauch nicht so gut gelang.
„Er würde seeeehr böse sein. Willst du, dass der Blutige Baron böse
wird?“
Nun war Peeves ruhig. Er schien dies wirklich in Betracht zu ziehen. Dann
schwirrte er im Eiltempo aus der Tür und Harry hörte, wie er laut zu schreien
begann: „Harry Potter hat den Malfoy Jungen getötet! Mord! Mord!“ [1]
Minuten später hatte sich bereits eine große Menschentraube in der Tür
gebildet und einige Schüler sahen entsetzt auf Harry herab, der wie mechanisch
die Reanimation fortsetzte und die Blicke ignorierte. Wo kamen die denn
plötzlich alle her?
„Lasst mich durch! Sofort aus dem Weg!“, erklang eine autoritäre doch
leicht gehetzt klingende Stimme. Nur einige Sekunden später stand Poppy im Raum
und schob Harry rüde von dem anderen Jungen weg.
„Mein Gott... Was haben sie getan?“ Sie schwang ihren Zauberstab einige Male
über Draco und wurde blasser. Dann sprach sie einen Zauber, der scheinbar
Harrys Herzlungenmassage ziemlich nah kann und schwebte den Bewusstlosen –
oder sogar Toten? – aus dem Raum, vorbei an den entsetzten Schülern und hoch
zum Krankenflügel.
Jemand zog Harry auf die Beine und schob ihn ebenfalls durch die Gänge, um der
Krankenschwester zu folgen. Harry sah nicht auf, um zu sehen wer es war. Er
hörte auch nicht, als eine Stimme mit ihm sprach.
In diesem Moment dachte er nur noch eins: >Ich hab ihn getötet... Mein Gott,
ich habe Draco getötet.< Pomfreys Reaktion war eindeutig gewesen. Sie musste
auch gewusst haben, dass Draco tot war und Harry hatte ihn getötet.
‚Mein Gott... Was haben sie getan?’ Dieser Satz stahl sich immer und immer
wieder in seinen Kopf. Was hatte er denn getan? Wie konnte er dem anderen nur so
wehtun, ihn nur so verletzten? Was hatte er getan?
Harrys Gehirn war wie gelähmt. Der Kurzschluss wurde verursacht von diesen
beiden Fragen, die sich wie eine kaputte Schallplatte immer und immer wieder in
seinem Kopf wiederholten.
Harrys Panik war in dem Moment gewichen, als Poppy ihn weggestoßen hatte. Zuvor
war er so hysterisch in seinen Rettungsversuchen gewesen, dass ihm alles andere
egal war. Doch dann lag es nicht mehr in seiner Hand. Er konnte nichts mehr tun.
Er war alleine und seine Aufgabe war einem anderen übergeben worden.
In diesem Moment hatte er endlich Zeit gehabt die Verzweiflung und Angst, die
sich in seinem Inneren aufgestaut hatte und die er zuvor unterdrückt hatte, an
die Oberfläche zu lassen. Sie hatte ihn betäubt.
Der Schmerz, den sein Schuldgefühl und die Angst um Draco mit sich brachten,
schien seine Nerven zu überlasten und abzutöten. Plötzlich war er vollkommen
gelähmt gewesen. Wie erstarrt hatte er am Boden gesessen und nichts mehr getan,
bis ihn jemand aufgehoben und weggebracht hatte.
Diese Person drückte ihn nun auf einen Stuhl nieder. Harry saß unbeweglich da
bis der Druck auf seinem Brustkorb zu groß wurde und er den Kopf auf die Knie
senkte, die Arme über den Kopf legte und endlich wieder zu weinen begann. Die
Tränen schienen mit seinem Handeln gestorben zu sein. Doch sie wollten sich
nicht länger eindämmen lassen.
Bis er den ersten klaren Gedanken fasste hatte Harry bereits jedes Zeitgefühl
verloren. Wie lange hatte er schon so dagesessen?
Jemand legte ihm die Hand auf die Schulter. Es war eine beruhigende Geste, damit
Harry nicht erschrak, als ihn die Person ansprach.
„Mr. Potter?“ Harry wollte nicht mit der Frau reden. Er erkannte die Stimme
als die von Professor McGonagall. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Nach
dem Geschehenen dachte Harry nicht, dass er noch irgendjemandem in die Augen
sehen konnte.
„Harry!“, versuchte es die ältere Lehrerin erneut. Ihre Stimme hatte
Nachdruck, auch wenn sie versuchte so sanft und mitfühlend wie möglich zu
klingen. Harry hörte, dass sie nervös und besorgt war. Er hatte sie inzwischen
schon oft so gehört.
Harry atmete einmal tief ein und setzte sich wieder aufrecht hin. Wiederwillig
trocknete er mit dem Ärmel seines Hemdes die Tränen von seinen Wangen und
starrte unbeirrt auf seine Knie.
„Gott sei Dank, Mister Potter. Ich habe mir bereits ernsthafte Sorgen um sie
gemacht.“
Harry wollte so etwas nicht hören. Er hatte nicht verdient, dass sich jemand
um ihn kümmerte. Was er getan hatte war unverzeihlich. Kümmerte sich denn
niemand um Draco? War es ihnen denn alles egal?
„Nein...“ Seine Stimme war rau und sein Rachen schmerzte von den unzähligen
Schreien, die er in dieser Nacht geschrieen hatte. „Nein, nein...“ er stieß
ihre Hand fort und begann den Kopf zu schütteln, als könnte er das Geschehene
einfach verneinen. Er wünschte sich so sehr die Zeit zurückdrehen zu können.
Doch das ging nicht und er wurde nur noch verzweifelter.
Er hörte nicht, wie McGonagall mit ihm sprach sondern versuchte sich auf seinem
Stuhl in einen Ball zusammen zu ziehen und all dem zu entfliehen.
Seine Gedanken kreisten nur um Draco, seinen panischen Blick, als er aus
heiterem Himmel zusammenklappte, seine viel zu leichte Gestalt, die leblos in
sich zusammensackte und die Tatsache, dass er ihm wohl nie wieder von Angesicht
zu Angesicht gegenüber stehen konnte.
Mit all dem vor Augen glitt Harrys Bewusstsein davon.
Er warf sich im Schlaf hin und her und erwachte mit einem bösen Gefühl im
Magen. Harry sah sich um und fand sich selbst in einem Krankenbett des
Krankenflügels wieder.
Er versuchte sich zu orientieren und blickte um sich. In einem Bett am anderen
Ende des Raumes erblickte er die reglose Gestalt eines jungen Mannes. Er
richtete sich ruckartig auf, als die Geschehnisse des Abends wieder in sein
Gedächtnis traten. „Draco..."
Er wollte aus dem Bett springen und zu seinem Mitschüler hinübereilen, als
plötzlich die Gestalt von Madam Pomfrey vor ihm erschien und ihn entschlossen
zurück in die Kissen seines Bettes schob.
„Liegen bleiben Mister Potter. Sie hatten eine Panikattacke und ich habe ihnen
starke Beruhigungstränke geben müssen. Ich denke nicht, dass sie schon sicher
gehen können.“ Ihr befehlender Ton war Harry nur zu bekannt, doch er dachte
gar nicht daran sich zu ergeben.
„Ich muss zu ihm... Ich muss sehen, ob... ob...“ Harry stockte. Er wollte es
gar nicht aussprechen. Zu seinem Glück schien die Krankenschwester ihn auch so
zu verstehen.
„Mister Potter,“ begann sie mit einer beinahe führsorglichen Stimme, „Ich
denke es wird sie freuen zu hören, dass Mister Malfoy lebt. Auch wenn ich mir
dessen lange nicht wirklich sicher war. Es ist mir nicht gelungen zu erkunden,
was seinen fragwürdigen Zustand ausgelöst hat, doch er scheint stabil zu
sein.“
Harrys Herz wurde um einen schweren Stein erleichtert, als er das hörte. Er
hatte ihn nicht umgebracht, Gott sei dank.
„Wenn es ihnen nicht zu viel ist, so möchte ich sie bitten mir und den
Professoren zu erklären, was genau zwischen ihnen vorgefallen ist.“ Es war
keine Bitte, die Poppy formulierte sondern eine klare Aufforderung, die auch
durch die plötzlich sichtbare Anwesenheit der Professoren Dumbledore,
McGonagall und Snape unterstrichen wurde.
Man konnte nicht sagen, dass Harry gerne die Vorkommnisse öffentlich
rekapitulierte. Doch er hoffte, dass dies Madam Pomfrey vielleicht helfen
könnte. Er versuchte nichts wichtiges auszulassen, was ihm manchmal doch recht
schwer fiel, da es ihn doch sehr persönlich anging.
Als er am Ende angelangt war fragte er sich selbst, ob das alles nicht
tatsächlich nur ein Traum gewesen war. „Ich wollte ihm helfen. Sie haben doch
gesagt es sei meine Schuld Professor.“ Er sah zu Snape und seine Augen
füllten sich erneut mit Tränen. McGonagall runzelte fragend die Stirn.
„Severus, wovon spricht er denn?“ Die ältere Hexe hatte die ganze
Geschichte erstaunlich gelassen genommen doch langsam schien auch ihre Geduld zu
schwinden.
Snape zuckte nur nonchalant mit den Schultern, als könne er sich an keinen
expliziten Vorfall erinnern.
Endlich ergriff auch Dumbledore das Wort, wobei ihn er die letzte Wendung der
Unterhaltung völlig außer Acht ließ. „Harry, ich denke, dass deine schnelle
Reaktion und Geistesgegenwart in dieser Situation Mister Malfoy vielleicht das
Leben gerettet haben. Wir wissen noch nicht, was letzen Abend wirklich passiert
ist. Wenn deine Darstellungen der Wahrheit entsprechen brauchst du dir keine
Schuld zu geben. Du hast alles getan, was du konntest, um Hilfe zu holen.“ Er
schenkte Harry ein aufbauendes, wenn auch trauriges Lächeln.
Harry rieb sich die Hände über die Augen und verkniff sich ein bitteres
Lachen. „Ich hatte gar nicht daran gedacht einen Sonorus zu benutzen. Ich
hätte noch ewig da unten gesessen. Ohne ihn wäre ich komplett hilflos
gewesen.“
Er spürte wie alle Augen auf ihm ruhten. „Ohne wen? Peaves?“ Die Stimme
gehörte Madam Pomfrey.
„Draco.“
„Mister Potter,“ antwortete die Krankenschwester langsam und mit dem Ton
einer Grundschullehrerin, „Mister Malfoy war nicht bei Bewusstsein nach allem,
was sie uns erzählt haben.“
„Nein, der andere Draco!“ Harry war so ausgelaugt, dass er nur noch schlafen
wollte.
Das Schweigen der Umstehenden ließ ihn den Blick wieder heben.
Poppy trat etwas näher und schwang ihren Zauberstab über ihn. „Tut mir Leid,
Professor Dumbledore, ich muss wohl ein Trauma übersehen haben. Ist dir
schwindlich Harry? Wie viele Professoren McGonagall siehst du gerade?“
Harry sah sie an, als habe sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Es gibt nur
eine Professor MacGonagall hier!“
Pomfrey ging zu einem ihrer Schränke und zog einen dicken Wälzer heraus. Harry
hörte sie leise murmeln: „Hm... Bei paranoider Schizophrenie sieht der
Patient auch Personen...“
Dies ließ Harry auffahren. „Hey ich bin nicht verrückt!“
„Ja Schätzchen, sicher!“, sagte sie ohne von ihrem Buch aufzusehen. Ihre
Stimme sagte aber genau das Gegenteil.
„Nein!“ Harry war entsetzt, dass sie ihn hatte so missverstehen können.
„Draco war bewusstlos und der andere Draco, das magische Porträt, das ich von
ihm gemacht habe, hat mir gesagt ich sollte einen Sonorus versuchen.“ Er
wollte auf keinen Fall nach St. Mungos gebracht werden.
„Unmöglich!“ Professor McGonagall schüttelte energisch den Kopf. „Keiner
meiner Schüler könnte die vielen komplizierten Zauber bewerkstelligen, die
dafür nötig wären. Miss Granger hat es versucht und selbst ihre Lavender
Brown kann kaum mehr als ein ‚Hallo’ von sich geben.“
Professor Dumbledore sah plötzlich sehr nachdenklich aus. Ein schlechtes
Zeichen, wenn es nach Harry ging. „Severus, wärst du so freundlich zurück zu
gehen und dieses Bild für uns zu konfiszieren.“
Obwohl Snape scheinbar nur ungern die Unterhaltung verließ machte er sich mit
einem kurzen Nicken des Verstehens davon.
Daraufhin legte sich ein betretenes Schweigen über die Anwesenden, das niemand
zu brechen bereit schien. Harrys Gedanken drifteten wieder ab zu den
Geschehnissen der Nacht. Bis...
Dracos Gedanken schienen in einem Berg von Watte eingehüllt zu sein. Er konnte
seine Umwelt nicht ergreifen, da sie von der weichen Dämmschicht bedeckt zu
sein schien. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch da war nur Schwärze und
die Gewissheit, dass etwas nicht stimmte. Es war zu ruhig und viel zu dunkel. Er
konnte selbst seinen eigenen Atem nicht hören. Atmete er überhaupt.
Panik ergriff seine Sinne, als er immer wieder versuchte Luft in seine Lungen zu
saugen, sich sein Brustkorb jedoch einfach nicht zu heben schien. Seine Versuche
wurden hektischer und die Mühe ließ ihn schwitzen.
Ganz leise drang ein einzelnes schwaches Pochen an seine Ohren. Was war das? Er
wollte sich umdrehen und schauen, ob er die Ursache finden konnte, doch er
konnte es nicht. Mit wachsender Anstrengung kam das Pochen in immer kürzeren
Abständen wieder und schwoll zu einem kräftigen Schlagen, das immer aus zwei
schnell aufeinanderfolgenden Tönen bestand.
Plötzlich dämmerte ihm, dass es ein Herzschlag sein musste... sein
Herzschlag.
Dracos Augen flogen auf und er sog die Luft in einem Tiefen Atemzug ein, wie ein
Ertrinkender. Als endlich wieder Sauerstoff in seine Lungen floss war es ein so
berauschendes Gefühl, dass ihm farbige Punkte vor den Augen tanzten.
Erst dann bemerkte er, dass er in eine sitzenden Position hochgefahren sein
musste und fiel desorientiert zurück in die Kissen, deren Anwesenheit er sich
zwar nicht erklären konnte, die er aber sehr willkommen hieß.
Alles drehte sich um ihn und er kniff die Augen fest zusammen. Als die
Erleichterung abklang spürte er seine Lungen brennen, als sei er gerade
kilometerweit durch eiskalte Winterluft gerannt.
Er hörte Stimmen und schnell näher eilende Schritte. „Mister Malfoy?“
Jemand begann an ihm herumzutasten und er spürte wie seine Haut an der einen
oder anderen Stelle zu kribbeln begann. Er zwang sich dazu die Augen wieder
etwas zu öffnen und sah die Schulkrankenschwester über ihm stehen und ihren
Zauberstab schwingen.
Er musste im Krankenflügel sein, was ihn auch nicht wirklich verwunderte, wenn
er sich überlegte, wie er sich fühlte. Aber wie war er dorthin gekommen?
„Was...?“ Fragend blickte er um sich und sah, dass weit mehr Professoren als
angenehm zugegen waren.
„Willkommen zurück Mister Malfoy, sie haben einige Leute heute ernsthaft
erschreckt,“ begann die Krankenschwester mit einem strengen prüfenden Blick.
„Sie haben es soeben geschafft erfolgreich von den fast Toten wieder
aufzuerstehen.“
>Wie Bitte?<
Er spürte deutlich, wie sein Herz sich unangenehm beschleunigte, als erneut
Panik in ihm aufstieg. Sein Atem kam stoßartig und es war als würde jemand
seinen Brustkorb zusammendrücken. Seine Augen rasten von einem Punkt zum
anderen.
>Was soll das bedeuten? Ich bin nicht...<
Harry wurde aus seiner Trance gerissen, als er Madam Pomfrey aufgeregt rufen
hörte. Er drehte sich zur Seite und sah, dass Draco sich aufgesetzt hatte und
nun halbbenommen wieder ins Bett sank.
>Gott sei Dank!<
Er befreite sich aus den Laken seines eigenen Krankenbettes und sprang heraus.
Als er sich an Professor McGonagall vorbeischob sah er dass Draco inzwischen
einen entsetzten Ausdruck in den Augen hatte. Er hatte nicht darauf geachtet,
was die anderen gesagt hatten, aber etwas schien ihn geschockt zu haben.
Draco formte Worte mit seinem Mund doch kein Laut trat über seine Lippen, da er
viel zu sehr damit beschäftigt war stoßartig rapide zu atmen. Seine Augen
flogen durch den Raum bis sie auf Harry fielen und sich schlagartig weiteten.
Angst schien sich darin zu manifestieren und als Poppy ihrem Patienten ein
Fläschchen mit einem ihrer Tränke zu verabreichen versuchte wollte dieser es
mit Schlägen und Tritten abzuwehren.
Es klirrte und plötzlich hielt das Gewirr von Armen und Beinen inne. Draco
hörte auf sich zu wehren und starrte stattdessen verwundert auf seine Hand. Die
Glasflasche war zerbrochen und ein großes farbiges Stück Glas, das noch immer
von der zuvor darin befindlichen Flüssigkeit tropfte, steckte umrahmt von
vielen kleinen Splittern in seiner Handfläche.
Der Schmerz schien ihn aus der Panik gerissen zu haben. Blut floss aus der Wunde
und tropfte auf das weiße Laken, das bereits nach einer geringen Menge der
roten Flüssigkeit, wie eine Metzgerschürze aussah.
Harry merkte nur nebenbei, dass Madam Pomfrey aufgeregt davoneilte, um etwas zu
holen, das sie für diese Wunde brauchte. Sein Blick war haftete auf Draco. Der
junge Mann starrte noch immer auf seine Hand bis er irgendwann die zweite dazu
verwendete den großen Splitter wieder herauszuziehen. Die Blutung hatte
erstaunlicherweise bereits aufgehört.
Mit einem leisen schmatzenden Geräusch löste sich das Glas aus der Haut und
dem darunter liegenden Gewebe. Der Schnitt war tief gewesen.
Harry wäre beinahe das Kinn am Boden zerschmettert, als er mit weit
aufgerissenen Augen zusah, wie sich die Verletzung, die beinahe bis auf den
Krochen zu gehen schien, innerhalb weniger Sekunden zu schließen begann. Das
Blut in direkter Umgebung der Wunde zog sich wieder darin zurück während das
andere bereits zu gerinnen und sich dunkler zu verfärben begann. Die Haut
schloss sich als die Schnittstellen verschmolzen bis man nicht mehr erkennen
konnte, wo sie zuvor zerstört worden war.
Harry spürte, wie seine Stirn sich in Falten legte. Was war in diesem
Fläschchen gewesen? Als der Schulleiter diesen Gedanken in Worte fasste,
wusste er, dass er wohl nicht der einzige war, der sich diese Frage stellte.
„Nur ein Beruhigungstrank, das haben wir im Handumdrehen wied...“ Poppy
stoppte inmitten des halb ausgesprochenen Satzes, als sie wieder das Krankenbett
erreichte. „Minerva, hast du...?“ Ihr Blick glitt etwas verunsichert zu der
älteren Lehrerin.
„Nein, Madam Pomfrey. Niemand hat den Jungen auch nur angefasst.“ Sie hob
fragend den Blick über ihre Brillenränder auf die Krankenschwester.
„Aber...“ Diese sah Dumbledore erwartungsvoll an, doch auch der schüttelte
nur leicht den Kopf. Ihr Blick streifte Harry kaum bevor sie Malfoy
durchdringend ansah. „Mister Malfoy...“ Sie räusperte sich und glättete
die falten der Verwirrung aus ihrem Gesicht, „Wie fühlen sie sich? Haben sie
das Gefühl mit ihrer Hand ist... nun ja, alles wieder in Ordnung.“ Sie ließ
ihren Patienten keinen Augenblick aus den Augen.
Dieser schien sich nur wie in Zeitlupe fortzubewegen. Er starrte noch immer mit
zusammengezogenen Augenbrauen auf seine Hand, als könne er sie nur mit
Willenskraft verschwinden lassen. Langsam hob er den Kopf und sah die Anwesenden
mit einem etwas verunsicherten Blick an.
„Ich...“
Er beendete den Satz nicht. Harry vermutete, dass er so oder so nicht wirklich
wusste, was er sagen sollte, jedoch hatte er auch keine wirkliche Chance dazu,
da kaum als er das Wort ausgesprochen hatte die Tür zum Krankenflügel aufflog
und Professor Snape mit wehendem Rockschoß hereingestürmt kam.
Der Tränkemeister schien sich nicht mit unnötigen Freundlichkeiten aufhalten
zu wollen, als er ohne Umschweife mit finsterem Blick meinte: „Er hatte Recht.
Ich denke du solltest dir das etwas genauer ansehen Minerva.“
Draco war alleine. Nach Snapes dramatischem Auftritt hatte man Harry in sein
Bett auf der anderen Seite des Raumes verbannt und Schweigezauber über die
einzelnen Teile der Station gelegt. Das hatte das unangenehme Gefühl in seinem
Magen nicht gerade verringert. Warum diese Heimlichtuerei?
Snape war mit McGonagall wieder verschwunden. Dumbledore hatte auch irgendetwas
für sich zu tun gefunden und Pomfrey hatte Draco einmal gründlich durch die
Diagnosemaschinerie eines kompletten Checks aller nur zu findenden Körperteile,
-funktionen und was ihr noch so alles einfiel gejagt.
Nun war sie schon seit gut einer Stunde verschwunden und langsam aber sicher
wurde er nervös. Er hatte zu viel Zeit gehabt sich zu überlegen, was wohl
geschehen war und auch wie viel Harry der vereinigten Runde der Lehrerschaft
erzählt haben mag. Egal wie viel oder wenig es gewesen war (und Draco schätze
mal, dass es eher viel war), es war bereits zu viel für seinen Geschmack.
Endlich ging der Vorhang auf einer Seite wieder auf und Dumbledore, Snape und
Pomfey traten mit teils recht aufgewühlt wirkenden Minen vor ihn.
>Irgendwas stimmt nicht.<
Harry konnte nicht schlafen. Er versuchte sich abzulenken als die stunden
verstrichen, doch alle Bemühungen waren früher der später ohne Erfolg.
Vielleicht war es auch die Tatsache, dass es einfach nichts Passendes zu tun
gab, das als Beschäftigungstherapie hätte dienen können. Doch er zweifelte
daran, dass auch das beste Buch oder das schwerste Schachspiel seine Gedanken
hätte fesseln können.
Er war daher beinahe dankbar als wieder jemand seinen mit Vorhängen
abgetrennten Teil der Krankenstation betrat, auch wenn es Snape war.
Der Tränkemeister sah ihn einen Augenblick nur emotionslos an, dann legte er
den Kopf leicht zur Seite, als würde er abwägen, was er sagen wollte.
„Ich komme gerade von Mister Malfoy.“ Er lies diesen Satz eine Weile in der
Luft hängen.
„Geht es ihm gut?“ Harry konnte sich nicht dazu zwingen seine Sorge zu
verbergen. Er musste es wissen.
„Wenn man bedenkt, was sie heute Nacht mit ihm gemacht haben, muss ich das
wohl bestätigen. Den Umständen entsprechend geht es ihm doch recht gut.“
Snapes Stimme war so kalt wie immer, aber etwas seltsames schwang darin mit.
Etwas, das Harry nicht einordnen konnte.
„Ich wollte ihm nie wehtun und auch, wenn sie mir nicht glauben mögen, ich
habe niemals das getan, was sie mir vorwerfen.“ Harry versuchte den Ärger und
die Schuldgefühle runter zu schlucken. Es half ihm nichts Snape gegenüber die
Kontrolle zu verlieren.
„Ich weiß.“ Harry wäre bei diesem Satz umgefallen, wenn er nicht bereits
gelegen hätte.
„Was?... Aber...“
Snapes Mundwinkel zuckten in einem flüchtigen Grinsen.
„Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich sie beschuldigen würde so etwas
hinterhältiges zu tun, das war nie ihre Art.“
Er trat mit einem verschwörerischen Blitzen in den Augen etwas näher an das
Bett und senkte die Stimme. „Ich dachte nur, dass ich ihre neue
„Beziehung“ nutzen könnte, um Dracos Problem zu therapieren. Ich musste sie
nur darauf aufmerksam machen und abwarten, dass ihr Helfer-Komplex den Rest
erledigt. Das nennt man umgekehrte Psychologie.“
Als es Harry wie Schuppen von den Augen fiel kam er nicht umher sich über seine
eigene Naivität zu schämen. >Das hätte ich wissen müssen!<
Snape zuckte nur nonchalant mit den Achseln. „Es hat geklappt. Zu gut, um
ehrlich zu sein. Denn sie, Mister Potter mussten ja schon immer über das Ziel
hinausschießen und haben ihn statt ihn nur von diesem dummen,
gesundheitsgefährdenden Trip abzubringen, gleich unsterblich gemacht. Das
können auch nur sie, Mister Potter!“
...tbc... following: „le petit prince“
Titel: les misérables = « Die Elenden » (Titel eines Romans von Victor Hugo
und dem darauf basierenden Musical)
Anmerkungen:
[1] Für alle, die das nicht mehr ganz im Kopf haben (was ich euch nicht
verübeln kann): Im ersten Buch erfährt Harry, dass der einzige, der Peeves
kontrollieren kann, der Blutige Baron ist.
Also, das war Kapitel 6 und endlich geht es richtig zur Sache *wicked snicker*
Wem ist aufgefallen, dass das Bild eigentlich nicht sprechen dürfte? *g*
Und wer hatte gedacht, dass Snape nur faked? Ich hatte mich schon gewundert,
dass noch keiner meinte „Das ist doch ein blöder Trick!“.
Erleuchtet mich bitte mit euren Kommis, okay?
Ich versuche mich mit Kap 7 zu beeilen (darauf warte ich schon lange... hihi)
aber ich habe leider gerade viel zu tun, weil ich gerade umziehe und mir
regelmäßige Prüfungen im Studium bevorstehen, weshalb ich leider ziemlich
viel lernen muss.
Genug gejammert. Bis bald, Birdie
Kapitel 7: le petit prince
--------------------------
A/N: Mal wieder ein großes Dankeschön und ein dicker *HUG* an meine immer
arbeitswillige Beta, Mangacat!! Ohne ihren mutigen Einsatz hätte dieses in
vielen späten Stunden entstandene Kapitel doch ziemlich viele
Rechtschreibfehler... *hust*
Kapitel 7:
Previously: // Snape zuckte nur nonchalant mit den Achseln.
„Es hat geklappt. Zu gut, um ehrlich zu sein. Denn sie, Mister Potter mussten
ja schon immer über das Ziel hinausschießen und haben ihn statt ihn nur von
diesem dummen, gesundheitsgefährdenden Trip abzubringen, gleich unsterblich
gemacht. Das können auch nur sie, Mister Potter!“ //
Kapitel 7: le petit prince
Draco war total gefasst. Warum sollte er auch beunruhigt sein? Das konnte gar
nicht wahr sein. Niemand fiel in Ohnmacht und war danach nicht mehr fähig zu
sterben. Es war offensichtlich, dass man sich mit ihm einen dummen Scherz
erlaubte.
Entweder das, oder Professor Dumbledore hatte letztendlich doch eine
Gehirnverklebung durch Zuckerüberschuss wegen exzessiven Süßigkeitenverzehrs
erlitten und in seinem frisch erblühten Wahnsinn, der sich ja schon länger
ankündigte, die anderen Professoren hirnlos gehext.
Das einzige, was Draco gegenüber dem armen alten Mann tun konnte war nicht
sofort laut loszulachen und nur genügsam zu nicken bis die Pfleger aus St.
Mungos eintrafen. Professor Snapes todernstes Gesicht hatte ihn zuerst
erschreckt, doch diese Geschichte war zu hirnrissig, um selbst von Snape als
bare Münze verkauft zu werden.
Der Professor war vor einem Augenblick gegangen und so blieben nur noch Draco
und der Direktor übrig. Eine Situation, die Draco nur zu gerne vermieden
hätte. Doch seine Glücksfee war wohl seit einigen Jahren im Urlaub. Es gab
kein Entrinnen.
„Du glaubst mir nicht, oder Draco?“
Albus Dumbledore sah über die halbmondförmigen Gläser seiner Brille hinweg
direkt auf seinen Schüler.
„Nein.“
Wenn er es schon wusste, dann konnte Draco das blöde Nicken auch wieder
einstellen. „Sie müssen doch zugeben, dass sie sich auch eine etwas
realistischere Story hätten einfallen lassen können.“
Es war unpassend so mit dem Schulleiter zu sprechen, doch Dracos Nerven lagen
schon seit Wochen blank und er konnte einfach nicht mehr anders.
„Ich verstehe, dass es unfassbar für dich sein muss.“
Der übliche amüsierte Schimmer in den Augen des Professors war zwar noch da,
jedoch wurde er zum Großteil von argumentativem Ernst überlagert.
Draco wurde übel.
„Glaub mir, ich wäre auch froh, wenn all dies nur ein Scherz wäre, jedoch
ist dem nicht so.“
Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hob den Blick wieder auf
Draco.
„Ich kann nicht genau erklären, was mit dir geschehen ist. Jedoch habe ich
aufgrund der Beschreibung der Vorgänge, die ich von Harry erhalten habe, eine
recht fundierte Hypothese für deinen Zustand.“
Also hatte Harry geredet. Was er wohl gesagt hatte?
>Das sind meine Angelegenheiten, dass Harry sich einmischt ist schon schlimm
genug. Da brauche ich nicht noch den halben Lehrkörper, der mir über die
Schulter guckt. Verdammter Snape!<
„Du bist tatsächlich durch den kleinen sagen wir mal ‚magischen Unfall’,
der während des Streites zwischen dir und Harry passierte, bis zu einem bisher
noch ungewissen Grad zu einer Gabe gelangt, die sehr begehrt, aber in ihrer
Perfektion noch unerreicht ist...
Unsterblichkeit.“
Draco wollte so etwas nicht hören. Unsterblichkeit war etwas, das er sich
bisher noch nicht gewünscht hatte. Es machte ihn krank daran zu denken ewig
weiterleben zu müssen, egal was passierte.
„Nein... Das kann nicht sein. Ich will das nicht.“
„Nun, da bist du wohl einer der Wenigsten.“
Das Glitzern in den blauen Augen, des alten Zauberers war zurück.
„Ich hatte eine nette Unterhaltung mit deinem Portrait – er ist dir wirklich
wie aus dem Gesicht geschnitten – und die Professoren Snape und McGonagall
sind zur selben Erkenntnis gelangt, wie ich.“
Dumbledore richtete sich aufrecht in seinem Besucherstuhl auf, um die
Wichtigkeit der kommenden Aussage zu unterstreichen.
„Wir glauben, dass eine Art Austausch zwischen ihnen und ihrem Portrait
stattfand. Scheinbar haben sie die ‚Zeitlosigkeit’ des Gemäldes
verinnerlicht, während dieses von ihnen eine gewisse Handlungsfreiheit
verliehen bekam. Katalysiert wurde dieser Vorgang durch ihre wohl recht
emotionale Auseinandersetzung mit Mr. Potter.“
Es hätte Draco verwirrt, dass Dumbledore wieder von den Vornamen seiner
Schüler zu deren Nachnamen gewechselt hatte, doch im Moment scherte ihn das
einen Dreck.
Der Gedanke ließ Dracos Herz rasen. Er war wirklich unverwundbar und... nein,
er war nicht unsterblich, das musste man doch fühlen oder etwa nicht?
„Draco,“ begann Dumbledore erneut und Angesprochener konnte nur verwundert
zwinkern, da sie offenbar wieder bei seinem Vornamen angelangt waren.
„Ich muss dich leider darüber in Kenntnis setzen, dass ein so gravierender
Eingriff in das Leben eines Schülers in den Mauern von Hogwarts von uns
verlangt den Vorfall dem Ministerium zu melden. Professor McGonagall müsste
dies inzwischen bereits getan haben.“
>Na toll! Da kann ich ja gleich meine gesammelten Lebenserinnerungen in ein
Denkarium tun und auf dem Flohmarkt verscherbeln.<
„Sir, ich...“
Er überlegte, wie er es formulieren sollte, doch der Schulleiter wusste
offensichtlich bereits, was ihn quälte.
„Natürlich werden wir uns nur auf die relevanten Geschehnisse beziehen und
dein Privatleben außen vorlassen. Professor Snape müsste dies auch Harry in
diesem Moment gerade vermitteln. Zudem denke ich, wäre es klüger, wenn wir
deine Eltern vorerst nicht in Kenntnis setzen würden. Ich denke aufgrund der
politischen Lage ist auch das Ministerium damit einverstanden, wenn du dem
zustimmst.“
Der Professor blickte ihn direkt an, als er ihn vor diese Entscheidung stellte.
Dracos Gedanken rasten. Was würde geschehen, wenn man seiner Mutter davon
berichten würde? Sie wäre verpflichtet solche Informationen an den Lord
weiterzugeben. Und wer wusste schon, was dieser dann mit ihm vorhatte.
„Ich bin einverstanden. Wir behalten das für uns.“
Es war ein seltsames Gefühl sich mit dem ‚Feind’ zu verbünden. Ewig war er
Dumbledores Einfluss aus dem Weg gegangen, um nicht noch jemanden zu haben, der
über ihn bestimmte. Nun war er gefangen von allen Seiten und ihm wurde übel,
als er auch nur daran dachte.
„Das werden wir, zumal du erst in zwei Wochen 17 wirst und damit noch
minderjährig bist und alle deine Akten unter Verschluss sind. Du siehst
mitgenommen aus, was ich dir auch nicht verdenken kann.“
Dumbledore erhob sich und ordnete seine Robe.
„Ich werde dich jetzt am besten ein wenig ruhen lassen.“
Er nickte ihm zum Abschied einmal zu und schob den Vorhang neben dem Bett zur
Seite und drehte sich noch ein letztes Mal um.
„Wann auch immer du einen Rat brauchst oder etwas bedenkliches geschieht,
Harry kann dir den Weg zu meinem Büro zeigen.“
Mit diesem Satz war er verschwunden.
Draco war alleine. Das erste Mal seit er erwacht war, war er ganz alleine und es
machte ihm eine verdammte Angst.
Er hatte endlich Zeit zum Denken, doch hätte er es bevorzugt nie darüber
nachdenken zu müssen. Sein Magen drehte sich herum, als er daran dachte, dass
er ab diesem Tag ein Geheimnis hatte.
>Noch ein Geheimnis. Vielleicht sogar das größte und doch gibt es viel zu
viele Menschen, die in der Lage sind es verraten zu können. Als ob mein Leben
nicht schon ein ausreichend großes Chaos wäre.<
Er stöhnte leicht gequält auf und ließ sich wieder in die Kissen sinken.
Doch seine Ruhe dauerte nicht lange.
„Malfoy?“
Die Stimme war leise, doch er erkannte sie sofort. Harry stand außerhalb des
Vorhangs.
„Ja?“
„Darf ich... Darf ich reinkommen?“
Er zögerte bei dieser Frage und Draco fragte sich, wie tief der Schock über
den Ausgang ihres letzten Treffens wohl bei dem anderen saß. Er war sich nicht
sicher, ob er den anderen sehen wollte, doch war er sich absolut sicher, dass er
nicht allein sein wollte, da ihn seine eigenen Gedanken dann überrennen
würden.
Draco nickte, obwohl Harry ihn nicht sehen konnte.
„Komm rein.“
Harry trat durch den weißen Vorhang, der Dracos Bett abgrenzte. Er hielt den
Kopf gesenkt und wusste nicht genau ob er es wagen sollte den anderen Jungen
anzusehen.
Als er Dumbledore gehen gesehen hatte, war er aufgestanden und hierher gekommen,
weil er sich einfach selbst überzeugen musste, dass es Draco gut ging.
„Es tut mir Leid,“ begann er kleinlaut und erst als er darauf keine Antwort
bekam hob er den Blick. „Ich wollte das nicht. Ich wollte dir nicht
wehtun.“
Draco sah ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickte er zaghaft.
„Ich weiß.“
Es lag keinerlei Boshaftigkeit oder Vorwurf in Dracos Antwort und das machte
Harry etwas mehr Mut. Doch als er dem Slytherin in die Augen sah, sank ihm das
Herz ob der Traurigkeit darin.
„Geht’s dir denn gut? Snape hat mir gesagt, was ich getan habe, und...“
Er hatte Angst es auszusprechen und Draco damit nur noch mehr wehzutun.
„Wir.“
Der Andere sagte nur dieses eine Wort und Harry sah ihn fragend an.
„Was wir getan haben“, korrigierte ihn Draco.
„Ich habe dazu wohl ebensoviel beigetragen wie du.“
Harry holte Luft, um zu widersprechen und sich alleine die Schuld zu geben, doch
er wusste, dass Draco das nicht akzeptieren würde. Stattdessen wartete er
darauf, dass Draco weitersprach. Doch dieser schien auch keine Worte zu finden.
Es entstand eine komische Stille, die erst durchbrochen wurde, als Draco die
Augen schloss und mit belegter Stimme fragte: „Was mache ich denn jetzt?“
„Wir.“
Graue Augen öffneten sich verwirrt und blickten ihn mit milder Überraschung
an.
„Was machen wir jetzt? Ich habe dazu beigetragen, dass es soweit kam und ich
werde dir auch helfen so gut ich kann.“
Harrys Entschlossenheit war wieder erblüht und ein neuer Enthusiasmus keimte
ihn seinem Innern.
Draco Malfoy schüttelte nur mit einem leisen Lachen den Kopf.
„Ich hätte es wissen müssen. Du hast dich vorher schon nicht davon abhalten
lassen dich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen. Wieso sollte das jetzt
anders sein.“
Harry wusste nicht, ob dies nun ein Vorwurf war oder nicht, somit schwieg er
lieber.
„Wieso tust du das, Harry?“
Die silbergrauen Augen sahen ihn etwas verloren an. Harry war nicht milde
erstaunt.
>Versteht er denn ein Prinzip, wie Verantwortung und... Zuneigung nicht?<
„Weil ich es nicht ertragen kann dich leiden zu sehen. Ich konnte es noch nie,
nicht seit ich wusste, dass du dich unter all dem dummen Gehabe eigentlich
selbst kaputt machst.“ Das schien gesessen zu haben, da Draco den Blick
abwandte und die Beine an die Brust zog.
Harry war aber noch nicht fertig.
„Vielleicht ist es selbstsüchtig von mir, weil ich darunter leide, wenn
andere leiden, und ich deshalb anderen helfen muss um mir selbst zu helfen.“
Er hatte noch nie so harte Worte über sich selbst verloren, aber er wusste,
dass sie doch wahr waren und er nur mit Ehrlichkeit bei Draco weiterkam. Dracos
forschender Blick glitt über Harrys Gesicht, als wolle er die Wahrheit seiner
Worte überprüfen.
„Irgendwann wirst du an einen Punkt kommen, an dem du jemanden nicht mehr
retten kannst, Harry.“
„Ja, aber das wirst nicht du sein.“
Draco lächelte traurig.
„Warum bist du dir da so sicher?“
„Weil ich, sobald mir jemand wichtig ist, nicht aufgeben kann. Aber ich kann
auch nicht weitermachen, wenn ich nicht daran glaube, dass es einen Sinn hat...
ein Happy End.“ Nach diesem Geständnis musste Harry sich erst wieder fassen.
Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Als er wieder aufsah, war
Draco vor ihm auf die Bettkante gerutscht und ließ die Füße baumeln. Eine
blasse Hand legte sich auf seine Schulter.
„Wir werden sehen.“
Das war wohl das Optimistischste, was Draco einfiel, und schon diese Geste
machte Harry froh. Harry lächelte ihn an und legte seine Hand auf Dracos.
„Also, was tun wir jetzt?“
Dieser schüttelte nur müde den Kopf.
„Ich will nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.“
Er versuchte ein ersticktes Schluchzen zu unterdrücken und lies sich nach vorne
sinken, bis seine Stirn auf Harrys Brust lag. Etwas überrascht sah dieser auf
den blonden Schopf herab, der sich gegen sein Hemd schmiegte. Harrys Arme legten
sich beschützend um seine Schultern und auf seinen Kopf.
Zwei Wochen waren vergangen seit die halbe Schule gedacht hatte, dass Harry
Potter Draco Malfoy schlussendlich den Garaus gemacht hatte. Zu Harrys Freude
waren sie damit aber etwas voreilig gewesen und nachdem die beiden Rivalen von
der Krankenstation entlassen worden waren, waren sie immer noch so zerstritten
wie zuvor. Zumindest in Öffentlichkeit. Niemanden wunderte es, dass sie sich
nicht mehr so oft in die Wolle kriegten, da man annahm der Schock vom letzten
Mal stecke ihnen noch tief genug in den Knochen.
Tatsächlich steckte er von allem in Draco, der verzweifelt versuchte sich nicht
einmal an einem Blatt Papier die Finger anzuritzen aus Angst, dass jemand etwas
merken würde. Dies hatte sich als nicht unbedingt vorteilhaft für seine Nerven
herausgestellt, wodurch es ihm auch nicht schwer fiel die gelegentlichen
Zankereien, die er und Harry absichtlich vollführten, um keinen Verdacht zu
erregen, mit seinem steigenden Frust anzuheizen.
Draco war seit zwei Wochen dauerhaft nervös und obwohl er bei allen Malzeiten
anwesend war, aß er praktisch nichts.
Doch hatte das keinerlei Auswirkungen auf ihn. Er war noch immer so dünn, wie
zuvor, aber er nahm scheinbar selbst bei Nulldiät kein Gramm ab und drohte
bisher auch noch nicht in Ohnmacht zu fallen.
Es machte ihn rasend. Mit einem Schlag hatte er auch noch das letzte bisschen
Selbstbestimmung verloren, das er so mühsam gehütet hatte. Nach neuesten
Erkenntnissen der Professoren würde er nicht altern oder sterben, solange er
nicht wieder mit dem Bild die Eigenschaften tauschte und das war gar nicht so
einfach, zumal er das Portrait nicht einmal hatte. Man hatte es zu weiteren
Nachforschungen beschlagnahmt.
Nun stand Draco in einer Nische in einem halbverlassenen Korridor und wartete.
Seine Nerven lagen blank wie gewohnt und er stromerte wie eine Katze von einem
Ende der gerade einmal drei Schritte breiten Einbuchtung zum anderen.
„Happy Birthday!“
Harry strahlte ihn an, gab ihm eine feste Umarmung und hob ihm ein bunt
verpacktes Päckchen unter die Nase.
„Danke schön.“
Er kam nicht umher zurückzulächeln und rot zu werden, als Harry ihn wieder
losließ.
Nur zwei Stunden später sprintete Draco wie ein Wahnsinniger durch die Gänge
von Hogwarts und die Treppen zur Bibliothek hinauf. Er scherte sich nicht um die
genervten Blicke der anderen Schüler, die meinten er würde eine große Show
abziehen, jetzt da er volljährig wurde.
Sein Herz raste weiter, als er direkt vor der Bibliothek eine Vollbremsung
einlegte, um nur schnell gehend einzutreten.
Seine Augen flogen von Regal zu Regal und von Schüler zu Schüler bis er Harry
fand. Er saß an einem einzelnen Tisch, der von Regalen umgeben war. Nur Granger
war bei ihm und Draco zögerte kurz.
>Pfeif auf die. Ich habe keine Zeit für subtiles Rumgeplänkel.<
Er ging zum Tisch und setzte sich unaufgefordert neben Harry. Hermine Granger
schoss ihm einen misstrauischen Blick zu. Als Harry ihn bemerkte, sah ihn dieser
etwas überrascht an und blickte sich automatisch um.
„Was willst du hier?“
Erst dann schien dem Gryffindore aufzufallen, wie gehetzt Draco aussah.
„Was ist los?“
„Ich muss zu Dumbledore. Sofort.“
Granger sah dem Ganzen mit verengten Augenbrauen zu und betrachtete sich beide
Jungen durchdringend, als diese so vertraut miteinander sprachen.
„Was ist?“
Harry warf Hermine schnell einen Blick zu, doch er schien sich ebensoviel um sie
zu kümmern, wie Draco.
„Ich... Ich habe ein Geburtstagsgeschenk von meiner Mutter erhalten. Sie will,
dass ich in den nächsten Ferien nach Hause komme.“
Als Harry ihn nur fragend ansah, als ob daran nichts Schlechtes zu finden sei,
fuhr er etwas präziser fort.
„Ich bin dann volljährig... Sie sind alle eingeladen.“
Dracos Augen durchbohrten Harry regelrecht, als ob er ihn dadurch zum verstehen
zwingen konnte. Hermine schlug die Hände über dem Mund zusammen, als ihr ein
erstickter Laut des Entsetzens entkam.
>Na toll. Sie kann es ihm ja erklären.<
Harry sah seine Freundin etwas verwundert an und urplötzlich wurden seine Augen
so groß wie Untertassen und er fuhr wieder zu Draco herum.
„Nein!“
Draco schwieg und das beantwortete Harrys Fragen.
„Hermine, komm mit!“
„Aber ich...“
„Bitte.“
Sie nickte stoisch.
Harry erhob sich und schob seine Bücher in seine Tasche.
„Wir treffen dich in zehn Minuten am üblichen Platz.“
Draco nickte und verharrte, während Harry und Hermine verschwanden. Hermine war
in seiner Achtung soeben deutlich gestiegen.
>Wenigstens war nicht noch Weasley dabei. Das wäre hässlich geworden.<
„Wenn ich dich bitte keine Fragen zu stellen, wirst du es tun?“
Harry sah Hermine flehend an, als sie recht außer Atem in eben der selben
Nische standen, in der er Draco noch am selben Tag sein Geburtstagsgeschenk
gegeben hatte.
Sie sah recht unzufrieden mit dieser Bitte aus. Doch Hermine nickte
nichtsdestotrotz. „OK, wenn du mir versprichst, dass du nichts Dummes tust!“
„Du kennst mich Hermine, ich mache immer irgendwas Dummes.“
Sie erstach ihn mit ihrem besten über-so-etwas-macht-man-keine-Witze-Blick.
„Harry, es ist mein Ernst. Ich will gar nicht wissen, was passiert ist, dass
Malfoy ausgerechnet zu dir kommt mit so einer Sache.“
Als er nur ungläubig die Augenbrauen hob gab sie etwas kleinlaut zu: „Na gut,
ich will es schon wissen, aber, wenn du es mir nicht sagen willst, dann werde
ich auch nicht nachfragen, OK? Nur sprich alles und ich meine ALLES, was du tust
bitte vorher mit Dumbledore ab, bevor du deinen Kopf am Ende auf einem
Silbertablett an Du-Weißt-Schon-Wers Hof wiederfindest.“
>Sie macht sich Sorgen. Das kann ich ihr nicht wirklich verübeln bei der Show,
die ihr gerade geboten wurde.<
„Danke, Mine. Mehr habe ich gar nicht erwarten können.“
Draco saß auf glühenden Kohlen. Er konnte seine Knie einfach nicht still
halten als Dumbledore ihn über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg ansah.
Draco hatte ihm alles geschildert.
„Was soll ich denn jetzt tun?“
Die Frage stellte sich von selbst und mit ihr brach ein Damm in Draco. Die
Panik, welche er die letzte Stunde durch den Schock hatte unterdrücken können,
durchflutete ihn und er spürte wie seine Brust sich zusammenschnürte. Es
kostete ihn alle Mühe ruhig zu atmen. Er wusste, dass er nicht mehr zurück
konnte. Man hatte ihn im Auge seitdem er unfreiwillig in diese „Situation“
geraten war und es würde dem Direktor und dem Ministerium nicht entgehen, wenn
er das Mal bekäme.
Früher hätte er es getan. Es war immer klar gewesen, dass es von ihm erwartet
werden würde, und er hatte sich nie der Illusion hingegeben sich widersetzen zu
können.
Nun lag die Sache etwas anders. Eine Todesdrohung war nicht mehr wirklich
erschreckend, auch wenn er es vorzog lieber nicht zu testen, ob dieser ganze
Bild-Zauber auch bei einem Avada Kedavra funktionierte.
Das einzige, was ihn noch verletzbar machte war das Bild. Sein Bild. ...und er
wusste nicht einmal wo es war. Das bedeutete er war wieder in jemandes Hand. Nur
diesmal stand sein Herr auf der anderen Seite des Schlachtfeldes.
Die Machtlosigkeit und Abhängigkeit in die Draco hineingetrieben worden war,
machte ihn fast wahnsinnig. Er würde sich wohl gegen seine Eltern stellen
müssen. Er hatte Angst gehabt vor ihren Idealen und Vorstellungen für ihn und
die Familie, doch sich einfach so von ihnen abzuwenden war hart. Er fühlte sich
bereits wie ein Verräter nur, weil er im Büro Dumbledores saß.
Dracos Atem wurde schneller und doch schien er keine Luft zu bekommen. Er
versuchte verzweifelt nicht weiter in Panik zu geraten und atmete zwanghaft
langsamer. Er durfte jetzt nicht hyperventilieren.
„Draco?“
Er spürte eine warme Hand auf der Schulter und sah die Person neben ihm an.
Harrys Augen waren auf ihn gerichtet und sein Gesicht zeigte tiefe Besorgnis.
„Ist alles in Ordnung?“
Dracos Blick blieb an Harrys grünen Augen hängen und die Sorge darin half ihm
sich langsam wieder zu beruhigen.
„Alles super!“, sagte er und konnte die bittere Ironie in seiner Stimme
nicht verbergen. Wenigstens hatten sie Granger vor dem Büro warten lassen, dass
sie nicht auch noch seinen Zusammenbruch miterlebte. Endlich löste er den
Augenkontakt mit dem Gryffindor und wischte sich prophylaktisch mit dem
Handrücken über die Augen.
>Tränen sind das letzte, was ich jetzt brauchen kann!<
Dumbledore hatte noch immer nicht auf Dracos verzweifelte Frage geantwortet und
der Blonde sah den alten Zauberer für einen Moment nur verloren an. Denn
spürte er Harrys Hand, die seine Schulter in einer aufbauend gemeinten Geste
leicht drückte. Draco war unendlich dankbar für diese Unterstützung. Seine
Hand legte sich unbewusst über Harrys, als er diesen als seinen letzten Halt
wahrnahm.
Harry war sein Rettungsanker in diesem Moment. Er wusste er könne für nichts
garantieren, wenn der Gryffindor nicht wie der Fels in der Brandung stünde. Die
Ruhe und Zuwendung, die von Harry ausgestrahlt wurde machte die Sache wenigstens
ein wenig erträglicher.
„Professor, es muss doch etwas geben, das wir tun können. Wir können das
nicht zulassen!“, sagte Harry etwas lauter als nötig gewesen wäre. Draco
wusste, er konnte sich darauf verlassen, das Harry sein Sprachrohr war, wenn er
nicht mehr wusste, was er sagen sollte.
Als Dumbledore endlich etwas sagte, war das eine Befreiung für Draco. Doch
seine Worte waren keine wirkliche Hilfe.
„Wir müssen vorsichtig sein. Es ist vollkommen klar, dass wir Draco nicht
einfach so in den Dienst Voldemorts eintreten lassen können. Ein Unsterblicher
wäre eine zu gefährliche Waffe.“
Dracos Temperament begann sich zu entzünden. >Ist das alles, was ihn kümmert?
Ich bin doch keine Kanone.<
Draco verbiss sich seinen Zorn, als der Direktor fortfuhr.
„Dennoch dürfen wir nicht überstürzt handeln.“
Dumbledore sah Draco forschend an.
„Ist es nötig sofort eine Antwort zu schicken?“
Draco runzelte die Stirn etwas erstaunt. Er musste sich erst räuspern, um seine
Stimme wiederzufinden.
„Chrm... Nein, nicht unbedingt. Keine Antwort würde aber wohl vorerst als
kein Widerspruch zum Plan gelten.“
Dumbledore schien einen Moment nachzudenken. Nach einer Weile nickte er langsam
und faltete die Hände auf seinem Schreibtisch.
„In Ordnung, dann solltest du erst einmal von einer Antwort absehen. Ich
möchte zuerst einmal einige Informationen einholen und muss mich auch mit dem
Ministerium absprechen, ehe wir zu einer endgültigen Entscheidung kommen
können. Bis dahin solltest du dich bedeckt halten, Draco.“
Ein warnender Blick erreichte Draco über den Rand der Halbmondbrille und er
nickte zögerlich.
„Dann solltet ihr jetzt lieber wieder gehen, ehe ihr an diesen Stühlen
festwachst“, beendete Dumbledore die Audienz mit dem typischen amüsierten
Funkeln in den Augen.
Harry folgte Draco die Wendeltreppe hinter dem Gargoyle herunter. Er verfolgte
jede Bewegung des Blonden und kam nicht umher zu bemerken, dass die Muskeln in
seinem schmalen Nacken unglaublich angespannt waren. Es war hart dem Drang zu
widerstehen die Spannung aus ihnen heraus zu massieren.
>Ich würde ihm so gerne ein wenig der Last abnehmen... Er ist so furchtbar
steif in letzter Zeit.<
Hermine wartete schon und sah sie erwartungsvoll an. Harry trat nah hinter Draco
und spürte, dass diesem recht unwohl war bei ihrem forschenden Blick.
Harry beschloss, dass es wohl am besten war, wenn er das Reden mit ihr
übernahm.
„Er wird es nicht tun, Hermine.“
An ihrem Blick der Erleichterung wusste er, dass dies die Frage gewesen war, die
sie am meisten beschäftigt hatte. Doch Harry sah sich nicht in der Lage ihr im
Moment wirklich mehr zu erklären.
>Ich kann mit ihr nicht reden, wenn Draco da ist. Aber er braucht mich jetzt
dringender. Sie muss warten.<
Er holte tief Luft und sah seine Freundin mit einem bittenden Blick an.
„Hermine, diese Sache muss unter uns bleiben, okay? Ich werde dir alles
erklären, aber im Moment gibt es Dinge, die ich ohne dich erledigen muss.
Verstehst du das? Warte auf mich im Gemeinschaftsraum heute Abend, bitte.“
Sie sah ihn einen Augenblick mit festem Blick an. Harry widerstand ihren Augen
bis sie blinkte und nickte.
Sie drehte sich auf dem Absatz herum und verschwand.
Endlich konnte Harry sich Draco widmen, doch als er sich umdrehte war der andere
weg. Harry sah sich um und versuchte einen Anflug von Panik zurückzuhalten.
Draco war nicht in der Verfassung alleine zu sein.
>Nicht, dass er sich etwas antun könnte, aber ich will nicht, dass er sich noch
einsamer fühlt, als er es schon tut.<
Entschlossen sprintete Harry den Flur hinab. Während seine schnellen Schritte
über den Steinboden hallten, überkam Harry eine Ahnung, wo Draco sein könnte.
Draco sprintete über den Innenhof des Schlosses und durch das Haupttor. Er
überquerte die Wiesen der Hogwartsländereien mit schnellen Schritten und war
bereits auf halben Wege zum See. Er musste dringend etwas Stress abbauen.
>Wer mich jetzt sieht, glaubt ich sei nicht mehr ganz richtig im Kopf.<
Draco konnte sich nicht weniger dafür interessieren.
>Egal, was die raten, sie kommen ja nicht annähernd an die Wahrheit heran.<
Seine Schulrobe flatterte um ihn herum als er bergab noch einen Zahn zulegte. Es
war November und eine eisige Kälte begann langsam den Wind in den schottischen
Bergen zu ergreifen. Dracos Gesicht war rot vor Kälte und seine Luftröhre
brannte beim Atmen. Doch er dachte noch gar nicht ans langsamer werden, da seine
Muskeln noch nicht einmal zu brennen begonnen hatten.
Auf einmal ging ein Windstoß an ihm vorbei, der entgegen dem restlichen
Herbstwind ging und Draco sprang erschrocken zur Seite, als jemand auf einem
Besen neben ihm auftauchte.
Harry wusste es war eine gute Idee gewesen seinen Besen zu nehmen, als er sah
was für ein unmenschliches Tempo Draco in Richtung Wald eingeschlagen hatte.
>Ha habe ich doch nicht umsonst gelernt, wie ich meinen Feuerblitz zu mir rufen
kann.<
Als der Besen seinen Weg zu ihm gefunden hatte und er zu Draco flog war dieser
schon beinahe am Waldrand angekommen. Der Blonde erschrak als Harry zu ihm
aufschloss und ohne ein Wort zu sagen sprang Harry von seinem Besen und zog den
anderen in den Schutz der Bäume.
„Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe...“
Der Anfang war nicht gerade toll aber Harry fiel nichts Besseres ein.
Draco atmete noch immer schwer und sah sich einmal vorsichtig um ehe er zur
Antwort nur mit den Schultern zuckte und seine Hände tief in den Taschen seiner
Robe vergrub. Er war noch immer angespannt und trat nervös von einem Fuß auf
den anderen.
„Ich dachte du... du bräuchtest vielleicht jemanden zum reden“, sagte Harry
etwas kleinlaut. Das klang als wollte er die Kummertante spielen.
Draco zuckte erneut nonchalant mit den Achseln und lehnte sich an einen Baum.
Sein Blick war auf den Boden gerichtet und Harry wusste nicht genau, wie er mit
einem so abweisenden Draco umgehen sollte.
„Ist alles in Ordnung? Du bist so... so still.“
Endlich sah Draco auf und seine grauen Augen waren seltsam hart. Der Blonde
öffnete den Mund und schloss ihn das erneut. Harry sah zu, wie er einen tiefen
Atemzug nahm, um dann erneut zum Sprechen anzusetzen.
„Harry... ich...“
Er brach ab und eine blasse Hand mit schmalen Fingern fuhr durch die leicht
angeschwitzten blonden Haare.
„Ich ertrage das nicht mehr lange.“
Dracos Stimme war unglaublich leise, sodass Harry ihn kaum verstand.
Doch er hatte ihn verstanden und was er hörte machte ihm Angst.
Draco schluckte und atmete einen kleinen Seufzer aus.
„Hast du gehört, was Dumbledore gesagt hat? Man hält mich für eine
Waffe...“, sagte Draco belegt. „Es geht hierbei nicht um mich. Das hat es
noch nie. Ich bin hier nur das Mittel zum Zweck. Jeder wird nur seine eigenen
Interessen vertreten und ich bin das Werkzeug. So war das schon immer. Ich habe
kein eigenes LEBEN!“
Dracos Stimme war von Wort zu Wort lauter geworden bis er beinahe geschrieen
hatte.
Harrys Herz sank bei dem Gedanken.
>Geht es uns nicht allen so? Wie oft habe ich nicht das allerselbe gedacht?<
Er wollte das sagen, doch es kam ihm irgendwie heuchlerisch vor Draco zu
erklären, dass er genau wusste, wie das war.
>Wir sind in der gleichen Situation, doch sind die Umstände nicht vollkommen
andere?<
„Sag doch irgendwas!“, schnauzte Draco ihn an und Harry sah die Verzweiflung
in seinen Zügen. Er machte einen Schritt auf den anderen zu und nahm ihn bei
den Schultern. Was sollte er denn tun?
„Du hast recht.“
Er sah wie Dracos Gesicht sich verfinsterte und setzte sofort nach.
„Doch für mich bist du nur Draco. Ich möchte dir helfen und ich...“
>möchte dich glücklich machen<, setzte er geistig dazu.
Draco machte einen Schritt auf Harry zu und schloss den Abstand zwischen ihnen.
Harry spürte, wie sich schlanke Arme um seine Hüfte schlangen und Draco
vergrub seinen Kopf in seiner Halsbeuge.
Er schloss die Augen und drückte den Blonden näher an sich, atmete seinen
Geruch ein. Harrys Bauch fühlte sich seltsam flau an und in einem Teil seiner
Gedanken hoffte er auf mehr...
...tbc... following: „en passant“
Titel: « Le petit prince » = « Der kleine Prinz » nach der illustrierten
Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry.
A/N: Uh, das war jetzt mal ein slashiger Cliffi und nicht wirklich fies. Ich bin
nicht so weit gekommen wie ich mir vorgenommen hatte und das geplante Ende ist
dann wohl das Ende des nächsten Kaps... Wow, ich habe ein ganzes Kapitel
dazugebaut...
Dass Dray im HBP erst Ende des Schuljahres Geburtstag hat wird hier genauso
ignoriert wie der Rest des Buches.
Außerdem muss ich mich wirklich entschuldigen, dass ich euch so lange habe
warten lassen. Manchmal habe ich angefangen weiterzuschreiben, um nach ein oder
zwei Sätzen zu merken, dass ich auf Englisch geschrieben habe... Um diese
Tendenzen abzubauen habe ich dann an 3 (ja ich bin wahnsinnig) anderen Ideen
gearbeitet (auf Englisch) und trotzdem versucht das Bildnis nicht zu
vernachlässigen... Mein Hänger hier lag aber auch daran, dass ich einfach
nicht von meinem eigentlichen Kapi-Ende abweichen wollte und ich mich erst
selbst überzeugen musste, dass ein bissl Slash in Andeutungen die Leser auch
zufrieden stellt... hat es das?
Kapitel 8: en passant
---------------------
A/N: Tja, ich hoffe viele freuen sich schon auf dieses Kap *g*. Mal schauen ob
es euere Erwartungen erreicht.
Previously: // Er schloss die Augen und drückte den Blonden näher an sich,
atmete seinen Geruch ein. Harrys Bauch fühlte sich seltsam flau an und in einem
Teil seiner Gedanken hoffte er auf mehr... //
Kapitel 8: „en passant“
Draco lief durch den ersten Schnee des Jahres und verfolgte mit den Augen die
Spuren, die andere bereits vor ihm hinterlassen hatten. Die weißen Flocken
tanzten vom Himmel und verfingen sich in seinen blonden Haaren. Er blinzelte als
einer der Eiskristalle auf seine Wimpern sank.
Eine bittere Kälte breitete sich über das Land aus und kroch ihm durch den
dicken Wintermantel in die Knochen. Doch er beachtete sie nicht. Er war sich
sowieso nicht sicher, ob seine Hände wegen des Wetters zitterten oder wegen
seiner Nerven. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter und diesmal war er sich
sicher, dass es nicht am Dezemberwetter lag.
Er ließ sich am Ufer des Sees zu Boden sinken und starrte über das Wasser, das
noch dem Frost trotzte. Feuchte Kälte sickerte durch den Stoff seines Umhangs
doch er scherte sich nicht weiter darum, da seine Gedanken zu beschäftigt
waren.
>Ich muss es ihm sagen...<
Draco hatte sich wie befohlen bedeckt gehalten. Er hatte sich aus jedem Ärger
rausgehalten. Ein Teil dieser Aufgabe war auch sich von Harry fern zu halten.
Noch sollte keiner wissen, dass Dracos Umgang sich in irgendeiner Form geändert
hatte.
Es war Draco schwer gefallen. Er hatte festgestellt, dass der einzige, der ihn
effektiv vor einem Zusammenbruch bewahren konnte, Harry war. Er wusste nicht
woran es lag. Er hatte es sich lange nicht eingestehen wollen, doch war es nach
ihrem Besuch bei Dumbledore nicht mehr negierbar gewesen. Draco hatte die Nähe
genossen, jedes bisschen Aufmerksamkeit in sich aufgesogen und Harry hatte sich
nicht im geringsten beschwert, dass er ihn für beinahe eine Stunde nicht mehr
losgelassen hatte. Im Nachhinein war es ihm peinlich sich wie ein kleines Kind
an ihn geklammert zu haben.
>Ich bin erwachsen, bei Slytherin! ... Aber was würde ich jetzt nicht dafür
geben.<
Draco hatte von Anfang an gewusst, dass etwas anderes zwischen ihnen war...
etwas, das er nicht sehen wollte. Er hatte in Harry den wohl einzigen Freund
gefunden, den er hatte.
Pansy würde ihn schlagen, wenn sie das wüsste. Ebenso wie Blaise. Aber keiner
von denen kannte Draco wirklich persönlich. Zumindest nicht so wie Harry es
tat. Er hatte ja auch alles getan, um seine Freunde in Slytherin von sich fern
zu halten. Nur bei Crabbe und Goyle musste er sich da nicht anstrengen. Doch
inzwischen hatte er sich damit abgefunden, was die Isolation noch schlimmer
machte. Vielleicht würde Harrys Sorge um ihn verschwinden, wenn er ihn
weiterhin nur von hinten sah.
Draco ertappte sich immer wieder, wie er darüber nachdachte, ob das wirklich
Freundschaft war, was er fühlte... oder nicht doch etwas anderes. Er hatte
keinerlei Vergleichsmöglichkeiten.
>Ich weiß ja nicht einmal, ob er auch so fühlt.<
Draco legte die Arme um seine Knie und ruhte sein Kinn darauf, den Blick noch
immer über den See gerichtet. Es war alles einfach nur so endlos kompliziert.
Er wusste tausend Gründe, warum es besser wäre nicht so zu fühlen und es war
erst einer hinzugekommen, der so schwer wog, wie einhundert andere zusammen.
>Ich muss es ihm sagen... Er hat ein Recht darauf zu wissen, dass ich so
fühle.<
Draco vergrub sein Gesicht in den Armen und versuchte ein Schluchzen zu
unterdrücken.
>Und er hat ein Recht darauf zu wissen, dass ich gehe.<
Draco wusste, er hatte nicht mehr viel Zeit. Er hatte es zu lange vor sich
hergeschoben und aus Furcht vor dem Kommenden das Gespräch immer wieder aus
seinem Geist gestrichen, wissend dass er immer die Ausrede hatte, es wäre zu
riskant sich zu sehen.
Harry war seit Beginn dieser Sache, für die Draco nicht wirklich einen
passenden Namen hatte, immer an seiner Seite gewesen und Dracos Herz sehnte sich
danach sich wieder bei ihm anzulehnen und endlich wieder seinen Kopf auf die
Schultern des anderen legen zu können. Harry war sein Fels...
Doch in Dracos Innerstem regte sich ein Protest. Er war keine Jungfrau in
Nöten. Er machte Harry keinen Vorwurf für seine Hilfe. Vielmehr machte er sich
selbst Vorwürfe für seine Schwäche. Er konnte sich nicht immer nur auf Harry
oder andere stützen.
>Bald bin ich alleine. Ich muss mich auf mich selbst verlassen können.<
Draco war sich nicht sicher, ob er das konnte. Er schaffte es noch nicht einmal
sich selbst dazu zu zwingen endlich Harry die Wahrheiten zu sagen, die er zu
wissen verdiente.
>Steh auf, Draco. Es ist Zeit zu handeln.<
Er hob entschlossen den Kopf und richtete sich mit steifen Gliedern aus dem
Schnee wieder auf. Auf dem Weg zurück zum Schloss war sein Gesicht entschlossen
und seine Schritte wurden immer länger.
„Harry!“
Bei seinem Namen drehte sich Harry vom Fenster des Jungenschlafsaals weg und sah
Hermine an, die in der Tür stand.
„Wo sind denn die anderen?“, fragte sie scheinbar grundlos. Harry wusste,
sie hatte nicht damit gerechnet jemanden außer Harry anzutreffen und versuchte
nur etwas Small Talk zu halten bevor sie die großen Geschütze ausfuhr.
„Ron und Dean wollten noch etwas fliegen gehen, bevor das Wetter endgültig zu
schlecht wird und Seamus versucht sie mit Schneebällen abzuschießen.“
Hermine schüttelte nur den Kopf und schloss hinter sich die Tür. „Jungs...
niemand, der bei klarem Verstand ist würde bei Schnee auf einen Besen
steigen.“ Sie rollte mit den Augen konnte ein Lächeln jedoch nicht
verkneifen. „Störe ich dich?“
Harry schüttelte nun ebenfalls den Kopf und schenkte ihr ein halbherziges
Lächeln. „Nein, nicht wirklich. Ich... Ich habe nur ein bisschen
nachgedacht.“
Er sah wieder aus dem Fenster und beobachtete ein Thestral wie es über dem
Verbotenen Wald auftauchte und eine Taube im Flug mit einem Bissen
verschluckte.
Seine beste Freundin durchquerte das Zimmer und setzte sich neben ihm auf die
Fensterbank. „Woran hast du gedacht?“
Harry nahm einen tiefen Atemzug.
>Wohl eher an wen.<
Er zuckte mit den Schultern. „Nichts spezielles.“
Hermine lächelte ihn wissend an und sagte dann etwas neckend.
„Dieses nichts ist nicht rein zufällig in unserem Jahrgang und in
Slytherin?“
Ihre linke Augenbraue wanderte nach oben und Harry wunderte sich nicht zum
ersten mal, ob sie nicht doch ein Legillimens war.
„Wenn du so weitermachst gehörst DU bald in unser Jahr nach Slytherin.“
Sie schenkte ihm einen wissenden Wimpernschlag und grinste: „Also habe ich
recht?“
Harry wandte seinen Blick auf seine Hände. Er studierte sie für eine Weile bis
Hermine ihm den Blick mit ihrer Hand verbarg, die sie auf seine legte.
„Ich denke du brauchst jemanden zum Reden und die einzige, die noch bescheid
weiß, bin ich.“
Harry sah sie etwas gequält an.
Sie seufzte leicht und zog dann ihre Hand zurück.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst. Es ist nur ein Angebot. Ich weiß, dass
zwischen euch mehr läuft, als du mir erzählt hast, und es ist für mich in
Ordnung.“
Sie stand auf und lief Richtung Tür. „Denk darüber nach.“
Harry war einen Moment wie erstarrt. Sie war einfach zu schlau für ihr eigenes
Wohl.
>Aber wenn sie sich sowieso schon denken kann, was mich quält, dann kann ich
mit ihr doch auch darüber reden.<
Er schluckte einmal und sah dann auf. Sie hatte bereits die Türklinke in der
Hand. „Hermine?“
Die Brünette sah ihn wartend an. Den Türgriff noch immer in der Hand.
Harry schloss die Augen. Er wusste nicht genau wie er anfangen sollte. „Ich
weiß nicht, was ich tun soll...“
Seine Lider flatterten wieder auf und er sah, dass sie wieder zu ihm zurückkam.
Ihr Zauberstab wurde zweimal in Richtung Tür geschwungen. Der Riegel klickte
und keiner konnte hören, was sie sagten.
>Sie denkt auch an alles.<
Hermine setzte sich wieder neben ihn. Ihr Gesicht war ernst aber geduldig. Harry
holte tief Luft ehe er zu sprechen begann.
„Du hast Unrecht, Mine. Zumindest ein bisschen.“
Sie schenkte ihm einen reichlich skeptischen Blick, schwieg jedoch.
„Zwischen uns ‚läuft’ nichts... Nicht wirklich, glaube ich.“
Er fuhr sich mit der Hand durch die sowieso schon wilden Haare und zog dann die
Brille von den Augen, um sich die Lieder zu reiben.
„Aber irgendwie, na ja. Ich... Ich vermisse ihn. Es ist nicht so, dass wir uns
jemals wirklich geplant getroffen hätten, oder so. Aber seitdem wir bei
Dumbledore waren, können wir uns gar nicht mehr sehen.“
Er stockte und sah etwas beschämt zur Seite. Hermine legte ihm ermunternd die
Hand auf die Schulter.
„Als wir uns das letzte Mal gesehen haben war er ziemlich fertig. Ich habe
ewig gebraucht ihn zu beruhigen und ich mache mir Sorgen. Ich weiß, er scheint
vollkommen okay zu sein, aber... Gott, ich weiß nicht einmal, ob er genauso
fühlt wie ich.“
Harry legte die Stirn an das kalte Glas.
„Ich habe im letzten Monat ständig daran denken müssen, wie es war bei ihm
zu sein, obwohl wir doch eigentlich nie zusammen waren. Immer wenn wir uns nah
waren, war irgendetwas Schlimmes passiert und... und ich weiß nicht, ob es
überhaupt etwas zu bedeuten hat.“
Er sah hilfesuchend zu seiner Freundin auf. Diese schüttelte nur leicht den
Kopf.
„Harry, ich kann dir diese Fragen nicht beantworten, das kann vielleicht nicht
mal Malfoy selbst. Ich meine, er hat gerade so viel um die Ohren, dass er
wahrscheinlich gar nicht sagen kann, was er will und ihn all diese Gefühle
vielleicht einfach nur erdrücken...“
Harry nickte niedergeschlagen. Er wusste sie hatte Recht.
„Aber ich denke, er mag deine Nähe... braucht sie wahrscheinlich sogar. Du
bist seine einzige Unterstützung und ich denke, dass er dich schon näher an
sich heran gelassen hat, als die meisten. Ich kann nicht für ihn sprechen, aber
ich denke das sind gute Voraussetzungen, dass er vielleicht deine Gefühle
erwidert, oder es noch wird. Auch wenn du vielleicht besser dran bist, dir nicht
zu viele Hoffnungen zu machen.“
Harry konnte nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Hermine hatte immer die
richtigen Worte parat.
„Danke, Mine!“
Sie war etwas überrascht strich ihm dann aber mit den Händen über den
Rücken. „Jederzeit.“
Ein Geräusch vom Fenster beendete ihr Gespräch... Eine Eule.
Harry wartete geduldig, zumindest sah es so aus. Versteinert hätte es eher
getroffen. Es schien, dass seine Gedanken so beschäftigt waren, dass nicht mehr
genügend Gehirnkapazität für unterbewusste Bewegungen zur Verfügung stand.
Zu sagen, dass er aufgeregt war, wäre eine bodenlose Untertreibung gewesen. Er
bekämpfte immer abwechselnd den Drang zu flüchten oder panisch nach Draco zu
suchen. Diese beiden Impulse schienen sich summiert jedoch gegenseitig
aufzuheben, um dann in der erschreckenden Starre zu enden, die Harrys Körper
gerade ertragen musste.
Er wusste nicht, was er von dem verabredeten Treffen halten sollte. Er konnte
nicht genau sagen, woran das lag, nicht weil ihm kein Grund einfiel, sondern
eher da es viel zu viele Gründe gab, um sich auf nur einen einzigen
festzulegen. Sie waren sich inzwischen wochenlang aus dem Weg gegangen und
hatten den Anschein des Rivalentums bravourös aufrecht erhalten. Auch wenn
Harry regelmäßig zum heulen zu mute war. Er wusste nicht, ob sich etwas
zwischen ihnen geändert hatte, durch die Ignoranz die sie der Existenz des
anderen zuweisen mussten.
Die Tatsache, dass Draco ihn treffen wollte, machte Harry in gewisser Maßen
sogar Angst. Der Slytherin war schon das ganze Schuljahr extrem unausgeglichen,
auch wenn dieses Wort dem Zustand schon lange nicht mehr gerecht wurde. Harry
wartete nur auf den großen Knall, der alle Anspannung, die sich in Draco
aufgebaut hatte, auf einmal freisetzte und die Energie, die dahinter lag, würde
zerstörerisch genug sein, um Harry jetzt schon zittern zu lassen.
Er wusste Draco hatte es in sich. Harry hatte es schon oft genug zu spüren
bekommen.
Doch gleichzeitig wusste Harry, dass er selbst nicht mehr lange durchstehen
konnte, bevor er in die Kerker stürmte, um sicher zu stellen, dass Draco nicht
unbemerkt in sich zusammen fiel und niemand da war, der die Einzelteile
einsammelte.
Inzwischen machte sich Harry bereits größte Sorgen. Draco war zu spät. Harry
konnte nicht behaupten, dass er genau wusste, dass Draco immer absolut
pünktlich war, immerhin konnte man die Anzahl ihrer verabredeten Treffen an
einer Hand abzählen und hätte noch immer den einen oder anderen Finger frei.
Das war keine Basis um feste Verhaltensschlüsse zu ziehen. Doch Harrys
angespannte Nerven wurden von dem Fakt nicht unbedingt beruhigt.
Harry hatte nicht bemerkt, wie Draco gekommen war, da er mit dem Rücken zu ihm
stand. Dies gab dem anderen die Chance ihn einen Moment ungestört zu
betrachten. Harry war unruhig und verlagerte sein Gewicht stetig von einem Fuß
auf den anderen. Seine Robe raschelte leise und er rollte die Schultern, ein
Zeichen von Anspannung.
Draco konnte ihm das nicht verübeln. Er selbst war kurz davor umzukehren und
dieses Treffen zu vergessen. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen Harry
länger im Unklaren zu lassen. Er hatte nicht mehr die Zeit es sich noch einmal
zu überlegen.
>Tu es einfach! Was kann den schlimmes passieren?... Oh, richtig.<
Er musste einen Laut von sich gegeben haben, als er mit Panik feststellte, dass
schon ein großes Katastrophenpotential für die geplante Unterhaltung bestand,
da Harry plötzlich herumfuhr und erst nach einem Moment einen langen Atem
der... >Was? Erleichterung?... Enttäuschung?< ausstieß.
Der Gryffindor machte einen Schritt auf ihn zu und zögerte dann. Draco war
stocksteif. Er wusste nicht was er tun sollte. Einerseits wollte er sich
umdrehen und rennen bis er vor Erschöpfung zusammenbrach, andererseits
verspürte er einen erbarmungslosen Drang Harrys kleine Geste der Nähe zu
erwidern, ihn vielleicht – nur vielleicht - noch mal zu umarmen.
Er blieb stehen. Kein Schritt vor und keiner zurück. Verhaltenes Warten auf
das, was noch kommen mochte.
Die beiden Schüler standen sich einen Moment lang stumm gegenüber, jeder mit
seinen eigenen Zweifeln und Gründen zu zögern. Dann nahm Harry einen tiefen
Atemzug und vergrub die Hände so tief wie nur möglich in seinen Taschen, als
wäre es plötzlich kalt geworden.
„Willst du mir sagen, warum wir hier sind? Ist alles in Ordnung?“, fragte er
etwas stockend und Draco wandte seinen Blick, der unbeirrt auf Harry gelegen
hatte zu Boden.
>Gott, womit soll ich denn überhaupt anfangen? Wie soll ich dieses Chaos denn
erklären?<
„Ich habe mir Sorgen gemacht...“, begann Harry nachdem Draco ihm noch immer
nicht geantwortet hatte, „habe ich Grund dazu?“ Seine Stimme war beinahe ein
Flüstern und Draco spürte seinen Blick auf sich haften.
Er registrierte, wie er selbst nickte und sah auf. Harrys Augen waren leicht
geweitet und eine winzige Sorgenfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.
„Was ist los?“
>Ich weiß nicht ob du das wissen willst.<
„Sag etwas, Draco! Bitte hör auf mich anzuschweigen. Du warst es doch, der
sich mit mir treffen wollte... Sprich mit mir!“, quälte Harry heraus und
Draco verspürte einen Hauch von Angst, da Harry sich sichtlich vom Schreien
abhalten musste.
„Ich muss gehen...“, sagte Draco mit einer ruhigeren Stimme als er es sich
selbst zugetraut hatte. Er starrte auf Harry, welcher nur anfing wild zu
gestikulieren.
„Nein, Draco. Du wolltest mir etwas sagen, dann kannst du jetzt nicht einfach
wieder gehen wollen!“
Draco brauchte einen Moment, um Harrys neueste Aufregung zu verstehen. Er
beobachtete die Hysterie des anderen mit einer inneren Ruhe, die er von sich
selbst schon lange nicht mehr kannte.
„Ich meinte nicht, dass ich jetzt gehen will. Ich wollte dir sagen: Ich muss
weg.“
Es war ein wenig als beobachte er sich selbst aus einer sicheren Entfernung, als
hätte all die Panik, die sich in ihm aufgestaut hatte sich in ihrer Summe
negiert. Harry hingegen starrte ihn nur mit offenem Mund an.
„Wie... wie meinst du das?“, stammelte dieser und wurde rapide blasser.
„Ist etwas passiert? Was... was ist denn los?“
Draco fand es beunruhigend, wie sehr Harry bereits von dem Wenigen, das er
gehört hatte, aus der Bahn geworfen wurde.
>War er schon immer so unsicher? Vielleicht bin es auch ich, der jetzt irgendwie
anders ist...<
Draco überlegte, ob er vielleicht einfach über einen bestimmten Punkt hinaus
war. Der Punkt, an dem man es nicht mehr ertragen konnte und es entweder an sich
abprallen ließ oder an seiner eigenen Panik erstickte. Vielleicht war es das,
ja, vielleicht.
Als Draco aufgetaucht war, hatte Harry den Drang gehabt ihn zu umarmen... Dieser
Drang war nun von dem ihn so fest wie möglich zu fassen und zum Sprechen zu
bringen verdrängt worden.
Harry sah ihn an und wartete eine halbe Ewigkeit darauf, dass er eine Antwort
auf seine unzähligen Fragen erhielt. Draco stand nur da und sah ihn etwas
erstaunt an, was ihn dazu brachte die Zähne brutal aufeinander zu beißen, um
nicht zu schreien. Dracos Augen wanderten zu seinem Kiefer, der wohl von der
Kraft, die Harry in dessen Muskeln legte, deutlich hervortrat.
Nach einer langen Zeit - >Ewig und eine Minute!< - ließ der Blonde seinen Blick
sinken und Harrys Hoffnungen auf eine Antwort stiegen geringfügig.
Er beobachtete, wie Draco einen ruhigen tiefen Atemzug nahm und dann ohne ihn
anzusehen zu sprechen begann.
„Bald sind Ferien, Harry und ich werde nach Hause fahren. Ich weiß, das hatte
ich nicht vor, aber...“
>Nein. Bitte nicht. Lass ihn das nicht tun, er kann doch nicht wirklich ein
Todesser werden wollen, nach allem, was wir durchgemacht haben... zusammen.<
Harry öffnete den Mund um zu sprechen und wurde unterbrochen, als Draco die
Hand hob um ihm anzuzeigen, dass er noch nicht fertig war. Es war schwer dies
nicht zu ignorieren und einfach loszureden, aber er schloss seinen Mund mit
einem lauten Schnappen und biss sich auf die Innenseite seiner Wange.
„Harry, versteh mich nicht falsch. Ich würde dir nicht davon erzählen, wenn
du es nicht verdient hättest es zu erfahren... Ich werde tun was mein Vater von
mir verlangt.“
Dies war der Moment in dem sich Harry nicht mehr zurückhalten konnte. Er
schüttelte energisch den Kopf und seine Stimme war nur minimal davon entfernt
zu schreien.
„Wie kannst du an so etwas überhaupt nur denken! Du kannst das Dunkle Mal
nicht annehmen!“
Harry atmete schwer, er fühlte sich als säße jemand auf seinem Brustkorb.
„Ich muss es tun, Harry. Ich habe keine andere Wahl.“
Dracos Stimme war nur einen Hauch lauter als zuvor und bis vor kurzem wäre
Harry nicht einmal aufgefallen, dass er einen leicht verzweifelten aber auch
resignierten Ausdruck über sein Gesicht huschen hatte.
>Wie kann er nur so dumm sein! Bedeuten ihm die letzten Monate denn nichts?<
„Das kannst du nicht machen. Draco, deine Familie kann dich nicht mehr
kontrollieren, warum verstehst du das denn nicht? Du kannst für dich selbst
entscheiden!“, versuchte Harry es mit Nachdruck erneut.
Er war schockiert, als Draco kurz zu lachen begann. Es war ein freudloses,
bitteres Lachen.
„Für wen hältst du mich Harry? Meine Familie... sie sind für mich an dem
Tag gestorben, als ich im Krankenflügel aufgewacht bin und alles anders war.“
Seine Worte wurden leiser und es schwang eine ungeahnte Reue in ihnen.
„Ich habe es nur noch nicht gewusst.“
„Oh.“ Harry tat es leid, dass Draco das so sah, doch er wusste auch, wie
recht er damit wohl hatte. „Aber...“ >Wo liegt denn dann das Problem?<
„Wir waren dumm, Harry. Wir beide dachten, dass...“, begann Draco doch
stockte dann. Seine Augen fielen zu und er nah einen unbeständigen Atemzug.
„Wir dachten, dass ich nicht gehen müsste, nur weil ich nicht mehr meine
Familie gehorchen muss. Aber ich muss jetzt anderen gehorchen und die verlangen,
dass ich ein Todesser werde.“
Draco war blass, seine stahlgrauen Augen starrten unbewegt auf Harrys Schuhe und
sein Gesicht hatte die alte Maske wieder aufgesetzt, die Harry bei ihm jeden Tag
im Unterricht sah. Es machte Harry Angst ihn so zu sehen.
>Das kann nicht sein. Wer hat solche Macht über Draco? Bitte lass das nicht war
sein!<
„Wovon sprichst du Draco?“, brachte er mit Mühe hervor, doch seine Stimme
war rau.
Endlich hoben sich die grauen Augen und sahen ihn direkt an und hielten seinem
Blick mit eiserner Härte stand. Eine Härte, die Harrys Hände zittern ließ.
„Der Minister möchte, dass ich Todesser werde, damit sie jemanden im inneren
Kreis des Dunklen Lords haben.“
„Was?“
Es dauerte eine Weile bis diese Information bei Harry ankam und als sie es tat
machte es ihn rasend wütend, nicht auf Draco. Er wollte den Minister erwürgen.
„Wie kommt er darauf? Er hat keinen Grund dir zu trauen und noch weniger
Möglichkeit dich dazu zu zwingen, oder? ODER?“
Draco lächelte freudlos.
„Er hat das Bild. Keiner weiß genau, was wir getan haben, als... du weißt
schon. Aber ich bin mit ihm verbunden. Ich kann nie wieder so sein wie zuvor,
wenn ich das Bild nicht wiederbekomme und keiner weiß, welche Auswirkungen
seine Zerstörung für mich hätte. Er hat mich in der Hand.“
Harry spürte plötzlich allen Zorn verpuffen als pure Furcht ihn ergriff.
>Das darf nicht wahr sein!<
„Das darf er nicht, Draco! Er kann dich nicht dazu zwingen. Du gehst noch zur
Schule! Du hast keine Voraussetzungen für einen Spion!“
„Ich habe die Verbindungen, um in den inneren Kreis zu kommen, ich bin
volljährig und ich habe von meiner Tante ausreichende Okklumentik gelernt, um
nicht aufzufliegen.“
„Aber es ist gefährlich!“, schrie Harry dem Anderen entgegen.
„Genau und ich bin unsterblich, Harry!! Verstehst du es nicht, du Idiot?
Niemand hat diesen Trumpf im Ärmel. Das Risiko ist minimal. Ich kann es
schaffen.“
Draco sprach mit Nachdruck und packte Harry an den Schultern, während er ihm
dies ins Gesicht sagte.
„Du musst das nicht tun. Ich werde einen Weg finden...“, antwortete Harry
kraftlos.
Draco ließ ihn wieder los und schüttelte den Kopf. Die Muskeln an seinem
Kiefer standen hervor, als er die Zähne zusammen biss.
„Doch Harry. Vielleicht gibt es einen Weg da raus, aber ich werde es tun.
Ich... Ich kann nicht mehr auf Du-Weißt-Schon-Wers Seite sein. Dank dir bin ich
in der Ecke der ‚Guten’ gelandet. Jetzt muss ich auch etwas tun.“
Er richtete seine Wirbelsäule auf und stand mit erhobenem Kinn da.
„Wenn ich schon auf deiner Seite stehen muss, dann sollte ich auch helfen,
wenn ich kann.“
Er lächelte Harry etwas zynisch an bevor er dazusetzte.
„So sind meine Eltern wenigstens vorerst noch stolz auf mich.“
Harry schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das ist dumm Draco.“
Er spürte Tränen in seine Augen schießen.
„Du weißt nicht einmal, ob du gegen einen Todesfluch immun bist... selbst
wenn, es gibt Dinge die schlimmer sind als der Tod. Du musst dich nicht opfern
und von diesem Irren brandmarken lassen, nur um zu zeigen, dass du dazugehörst.
Warum bist du denn so dumm und wirfst dein Leben für etwas weg, das du
wahrscheinlich nicht einmal verstehst.“
Harry spürte wie ihm eine Träne die Wange hinunter lief.
„Denk doch nach!“
Draco biss sich auf die Unterlippe, als er Harrys Träne mit den Augen
verfolgte. Er hatte sich solche Mühe gegeben stark zu sein und einmal in seinem
Leben nicht den Weg des Feiglings zu wählen. Er wollte beweisen, dass er auch
ohne Harry als seinen Fels auskam. Doch Harry machte alles zu Nichte. Was tat
er, wenn sein Fels in der Brandung unter den Fluten versank?
Er spürte wie eine kalte Faust sich um seinen Magen schloss. >Er weint
meinetwegen...<
Ein Knoten schürte ihm den Hals zu und er musste beinahe schreien, um zu
versichern, dass seine folgenden Worte auch seine Kehle verließen.
„Vielleicht kann ich einfach nicht mehr daran denken!“
Er brach zusammen. Er hatte die letzten Wochen seit der Entscheidung des
Ministeriums nur daran gedacht und unendlich oft die Angst, Wut und Panik, sie
diese ‚Mission’ in ihm auslöste durchlebt.
Ohne darüber nachzudenken warf er sich Harry um den Hals. Sie schluchzten einen
Moment in die Umarmung. Dracos vergrub sein Gesicht in Harrys Haar und fühlte
wie sich dessen Lippen an seinem Hals bewegten, als Harry flüsterte: „Ich
will dich nicht verlieren... Ich kann das nicht.“
Draco wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, wo ebenfalls Tränen
fielen und zog sich etwas von Harry zurück, um diesem ins Gesicht zu sehen.
„Warum?“, fragte Draco mit erstickter Stimme etwas ungläubig.
>Ich benehme mich doch wie ein Idiot. Darin war ich schon immer super und jetzt
stehe ich hier wie eine elende Heulsuse. Ich bringe ihn sogar zum Weinen...
warum also?“
„Du Idiot...“, wiederholte sich Harry bevor er einen Schritt nach vorne
machte, um den frisch entstandenen Abstand wieder zu überqueren. Doch diesmal
war alles anders.
Harry presset seine Lippen auf Dracos und dieser versteifte bei der unerwarteten
Berührung.
>Oh Gott. Weiß er was er da gerade tut und mit wem und... und...<
Der Kuss war nicht fordernd. Er war etwas unbeholfen und unschuldig. Nur Lippen
auf Lippen. Aber Draco blieb um ein Haar das Herz stehen.
Er erwiderte den Kuss lange Zeit nicht, zu groß war der Schock. Langsam löste
sich Harry von ihm ohne ihm in die Augen zu schauen, sondern beschäftigte sich
lieber damit eine von Dracos Haarsträhnen aus seinem Gesicht zu streichen und
hinter sein Ohr zu klemmen.
„Darum“, antwortete Harrys flüstern auf Dracos überwältigtes Schweigen.
Draco beobachtete Harry, wie er verlegen von einem Bein auf das andere stand und
dann ein ängstlicher Blick Dracos Augen traf.
„Wenn... Wenn du schon gehen musst... Darf, chrm, darf ich dich dann
wenigstens noch mal küssen?“
Draco ertappte sich selbst dabei, wie er nickte. Harrys Augen begannen zu
glänzen, als er sie schloss und sich erneut zu Draco lehnte. Harry Hände
legten sich in seinen Nacken und die blonden Strähnen als ein zweiter Kuss
folgte, dessen Unschuld den meisten Leuten das Herz hätte bluten lassen.
Draco dachte zurück an diesen Abschiedskuss, den Harry ihm gegeben hatte, als
er den von Fackeln beleuchteten Gang entlang schritt. Die lange schwarze Robe
wisperte über den Steinboden und vermischte sich mit den Klang seiner einsamen
Schritte zu einer schaurigen Sinfonie, die all die feinen Härchen seines
Körpers aufstellte. Die schwere Kapuze seines Umhange verhüllte sein blondes
Haar und den größten Teil seines Gesichtes.
Er verdrängte seine Erinnerungen und leerte seinen Geist ob der Prüfung, die
ihn erwartete. Es wäre nicht hilfreich einen der anwesenden diese Bilder sehen
zu lassen. >Katastrophe wäre eine Untertreibung des Jahrhunderts dafür.<
Er kam an die Tür, hinter der sein Schicksal wartete. Als er seine Hand hob sah
er, wie diese zitterte und nahm sich einen Moment Zeit einen weiteren tiefen
Atemzug zu nehmen und seine Nerven dazu zu zwingen sich noch ein wenig zusammen
zu reißen.
Er klopfte drei mal laut und gleichmäßig.
Die Tür schwang auf und er betrat den Raum mit gesenktem Kopf. Er wusste wer da
war ohne aufsehen zu müssen. Seine Mutter, seine Tante, deren Mann, sein Bruder
und... Er.
Er verneigte sich tief zu dem Innern des spärlich belichteten Raumes hin.
„Draco Malfoy,“ erklang die hohe Stimme des Dunkle Lords. Draco nahm dies
als Zeichen sich wieder aufzurichten und stand so gerade wie nie zuvor.
„Du wirst also einer meiner treuen Diener sein, so wie der Rest deiner
Familie.“
Obwohl als Frage formuliert, klang dieser Satz aus dem Mund
Dessen-Dessen-Name-Nicht-Genannt-Werden-Darf wie ein Befehl.
„Ja, mein Lord“, antwortete er mit ebenmäßiger Stimme und neigte erneut
kurz den Kopf.
„Dann komm her.“
Draco trat vor seinen zukünftigen Meister. Das Erhalten des Dunklen Mals hatte
keine weitere Zeremonie vorgesehen, als nur das Brandmarken an sich, so war
Draco bewusst, daher schob er den linken Ärmel seiner Robe nach oben und hielt
seinen nackten Unterarm vor sich. Er hob den Kopf und sah den Dunklen Lord an.
Er wagte es nicht die roten Augen mit den geschlitzten Pupillen direkt zu
treffen. Dennoch standen sie unbarmherzig auf der kränklich weißen Haut des
Lords hervor.
Dieser zog in einer ausladenden Geste seinen Zauberstab und ließ ihn dann wie
ein Messer auf Dracos Arm herunterfahren. Er hörte nicht auf die Worte, die
sein zukünftiger Meister verwendete, um das Dunkle Mal in sein Fleisch zu
brennen, zu sehr fokussierte er sich auf die Schmerzen, sie durch seinen Arm
schossen, seine Finger zum Zucken brachten und dann hinauf in seinen Körper
krochen. Es schien ewig zu dauern und Draco biss sich das Innere seiner Wange
blutig ehe der Schmerz seine Schläfen erreichte, sich zu verzehnfachen schien
und ihn laut aufschreien ließ.
Sein Vater hatte einst gesagt, dass irgendwann jeder schreien würde, der das
Dunkle Mal erhielt und Draco hoffte, dass er zu denen zählte, die es
einigermaßen lange ausgehalten hatten.
Er biss die Zähne erneut zusammen und versuchte die Feuchtigkeit, die sich
hinter seinen Augen aufbaute, zu verdrängen.
Als der Lord seinen Zauberstab wieder hob verminderte sich der Schmerz zu seinem
bösartigen Brennen und er blickte auf das rabenschwarze Dunkle Mal auf seinem
Arm. Der Lord sah zufrieden aus.
Bis... das Brennen rapide abnahm und Draco mit Entsetzen zusah, wie sein Dunkles
Mal in die Haut einzusickern schien, schwächer wurde und dann soweit
verblasste, dass man es nicht mehr erkennen konnte. Letztendlich war sein Arm
wieder makellos.
Dracos Augen waren weit aufgerissen vor Schock.
„Nein“, brachte er gequält hervor.
Ein Zischen ließ ihn aufsehen und er stolperte einen Schritt zurück, als er
die Augen des Dunklen Lords von tödlich roten Flammen erleuchtet sah. Er war
außer sich vor Wut.
>Fuck!!!! Ich bin tot...<
Der Lord hob seine Zauberstab und dessen Spitze stach Draco in die Brust, so nah
war er dem vor Zorn glühenden Lord Voldemort.
„Avada Kedavra!“
... to be continued ...
Following: „Guerre des morts“
Titel: „en passant“ = Im Vorbeigehen/ nebenbei
A/N: so, endlich mal wieder ein gescheiter Cliffy!!!!
Wer hätte gedacht, dass Dray das Dark Mark einfach so wegsickern würde?
Und wem hat sie Heul/Knutsch-Szene gefallen?
Zu Deutsch: Kommis Bitte!!!
Fragt mich nicht: Wie oft willst du Draco eigentlich noch töten?? Ihr werdet es
sehen.
Kapitel 9: guerre des morts
---------------------------
A/N: Okay, Es war ziemlich schwierig mich zum Schreiben dieses Kapitels
durchzuringen. Warum? Naja, weil es das war worauf ich immer gewartet habe...
Das mag paradox klingen, ich weiß. Aber das Ende des letzten Kapitels war für
mich der letzte Pflichtstopp vor dem Ende dieser Fic (ja, es ist bald – wenn
auch nicht mit diesem Kapitel - zu Ende; kaum zu fassen, ne?). Ich hatte diese
letzte Szene schon seit ewigen Zeiten im Kopf und jetzt ist sie raus. Nun habe
ich nur noch das Ende als finalen Fixpunkt... natürlich bin ich nicht planlos,
was alles davor angeht, mind you, aber es ist nicht so, dass ich es wie vor
meinem inneren Auge sehe, wie ich es mit meinen „Pflichstopps“ tue. Jetzt
weiterzuschreiben hieß für mich die letzte Etappe dieser Fic anzutreten und
diese geht nun mal bis zum absoluten Ende... Es tut mir jetzt schon weh dass das
hier bald abgeschlossen ist, aber irgendwie freue ich mich auch schon...
Okay, genug geschwätzt. Viel Spaß beim letzten Abschnitt!
Anmerkung: In Kapitel 8 erwähne ich Narcissa, Bellatrix, Rudolfus und seinen
Bruder. Ich meine Rudolfus Bruder Rabastan nicht Dracos, wie manche wohl
fälschlicherweise dachten. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt und
hätte „dessen Bruder“ schreiben sollen, aber Dray ist ein Einzelkind, wie
man an seinen diversen Allüren wohl unschwer erkennen kann.
Dies ist das erste Kapitel seit dem ersten Geburtstag dieser Fic! Wir sind nah
an der 100-Kommi-Marke und wer die knackt kriegt von mir nen *Keks* einen
persönlichen Gruß im nächsten Chap und er darf mich was fragen, egal was, und
ich werde es beantworten.
Previously: // >Fuck!!!! Ich bin tot...<
Der Lord hob seine Zauberstab und dessen Spitze stach Draco in die Brust, so nah
war er dem vor Zorn glühenden Lord Voldemort.
„Avada Kedavra!“ //
Kapitel 9: guerre des morts
Ein grüner Blitz brach gleißend hell aus Voldemorts Zauberstab und schleuderte
Draco rückwärts durch den Raum. Ein schriller Schrei war zu hören. Der
Schmerz in seiner Brust war betäubend, als hätte jemand glühende Eisenstangen
in ihn gerammt. Er schlug hart auf dem kalten Steinboden auf.
Einen Moment lag er nur da, nicht sicher, ob er noch lebte. Dann verriet ihm der
noch immer pochende schmerz, dass er nicht tot sein konnte. Er war sich fast
sicher für eine Sekunde ohnmächtig gewesen zu sein... oder tot? >Soviel zu
der Behauptung dass der Todesfluch schmerzlos sei...<
Grüne Punkte tanzten vor seinen noch immer geschlossenen Augen, als habe sich
der Blitz in seine Hornhaut gebrannt. Nach kurzer Zeit verschwand der Schmerz in
seiner Brust und er öffnete die Augen, um sich zu vergewissern, dass er nicht
doch gerade den Styx hinabfuhr.
Ein zweiter Schrei ertönte und Draco sah auf seine Mutter, die blass wie der
Tod zu ihm herübersah. Er war sich nicht ganz sicher, was sie mehr schockierte.
Dass Voldemort soeben ihren einzigen Sohn kurzerhand umgebracht hatte... oder
dass besagter Sohn noch lebte. Bellatrix hatte einen durchaus würdelosen
Ausdruck des Entsetzens auf dem Gesicht und Draco hatte Angst, dass gleich ihr
Kinn den Boden streifte. Rudolfus und Rabastan sahen immer abwechselnd zu Draco
und dessen „Mörder“. Es war ein irgendwie amüsantes Bild, wäre da nicht
Voldemort...
„Wie hast du das gemacht?“, zischte die unmenschliche Stimme des Dunklen
Lords. „Wiiiiiiie?“
Draco schluckte. Es war nur ein geringer Trost, dass er noch lebte, in
Anbetracht der Schmerzen, die er nun erwartete. >Warum habe ich mich nur dazu
überreden lassen. Warum hat niemand daran gedacht, dass das Mal nicht permanent
sein würde?<
Voldemorts schlangenartiges Gesicht verzog sich vor Zorn, als Draco nicht
antwortete. Der Lord machte einige schnelle Schritte vorwärts, wo Draco noch
immer auf dem Boden lag und trat ihm brutal in die Seite. Draco rollte sich
herum, um einem zweiten Tritt zu entkommen, doch Voldemort stemmte seinen Fuß
gegen Draco’s Kehle und drückte zu.
„Sag mir wie du das gemacht hast!“ Einige kleine Tropfen Speichel flogen
durch die Luft, als sich die Stimmung des Dunklen Lords mit rasender
Geschwindigkeit Null Grad Kelvin näherte. Draco war sich nicht sicher, ob die
Temperatur im Raum sich wirklich abkühlte, oder ob das an der Luftnot lag, die
bei ihm einsetzte.
Er spürte, wie seine Augen mit zunehmendem Druck auf seinem Hals etwas weiter
nach vorne traten und er wand sich bei dem Versuch sich zu befreien. Voldemort
hob erneut seinen schwarzen Zauberstab und drückte noch einmal fester zu bevor
er seinen Fuß wegnahm und Draco kalt angrinste.
„Ich wette diesen Stunt ziehst du nicht zweimal hintereinander ab! Avada
Kedavra!“
Erneut hörte Draco einen Schrei, doch diesmal etwas gedämpfter. Seine Mutter
musste sich wohl de Mund zugehalten haben. Erneut durchfuhr ihn der selbe
brennende Schmerz und das grüne Licht war wenn möglich noch heller als zuvor,
genährt von Voldemorts kochender Wut.
Diesmal wurde Draco nicht durch den Raum geschleudert, sondern mit voller Wucht
in den Boden gedrückt. Er war sich nun sicher einen Moment lang das Bewusst
sein verloren zu haben und als er nur eine Sekunde später zu sich kam, konnte
er ein schmerzerfülltes Stöhnen nicht verhindern.
„WAS?“, schrie der Dunkle Lord.
>Ich schätze Harry ist jetzt nicht mehr so einzigartig, wie alle immer
sagen...<
Draco musste sich die Augen reiben, um wenigstens die gröbste Blindheit zu
vertreiben, die der Blitz ihm auferlegt hatte, doch es dauerte nicht lange bis
auch die schwarzen und grünen Punkte aus seinem Blickfeld verschwanden.
Harry schrak aus dem Schlaf hoch. Er hatte ein ungutes Gefühl. Irgendetwas
stimmte nicht.
Er blickte sich im Jungenschlafsaal um. Seamus Bett war leer und durch die
offenen Vorhänge konnte man sehen, dass es auch früher in der Nacht nicht
benutzt worden war. In letzter Zeit war das keine Einzelheit. Ron würde sich am
nächsten Morgen wieder in eine recht aggressiven Laune befinden, wenn der Ire
bis dahin nicht in seinem eigenen Bett auftauchte. Seit Seam mit Ginny ging war
Ron von solch bedeutungstriefender Abwesenheit nicht gerade begeistert.
Besagter Rotschopf schnarchte gerade ausgiebig und nicht zum ersten Mal in den
letzten Jahren bildete er das Basso Continuo für das Duett, das Neville und
Dean zum Besten gaben.
Harry schälte sich aus seinem Bett, dass plötzlich lange nicht mehr so
gemütlich war, wie noch vor wenigen Minuten und setzte sich an den Rand der
Matratze. Seine nackten Füße berührten den kalten Boden und es jagte ihm
einen Schauer über den Rücken.
>Warum bin ich wach? Irgendwas ist falsch... aber was?<
Eigentlich wusste er bereits was falsch war. Draco war weg auf irgendeiner
halsbrecherischen Mission, um einem Tyrannen Treue zu schwören an den er nicht
glaubte. Es machte Harry wütend wenn er nur daran dachte. Doch das war nicht
was ihn geweckt hatte, oder doch? Hatte ihn seine Verbindung zu Voldemort
geweckt? Unbewusst hob er seine Finger an die Narbe über seiner Augenbraue. Die
Fluchnarbe hatte seit Voldemorts Wiederauferstehung ständig gejuckt, wie ein
böser Mosquitobiss und nachdem es Harry eine Weile beinahe zum Wahnsinn
getrieben hätte, hatte er doch gelernt es zu ignorieren.
Doch als nun seine Finderspitzen die Haut berührten, so durchzog ihn ein
stechender Schmerz, der ihn laut aufstöhnen ließ. Er konnte sich einige
obszöne Flüche nicht verkneifen.
Das Schnarchen im Nachbarbett stockte als Ron im Schlaf gestört wurde, sich
drehte und unsanft über die Matratze hinausrollte, um mit einem dumpfen Schlag
auf dem Boden zu landen. Er erwachte und war so orientierungslos, dass er einige
Augenblicke mit seiner Decke, die sich wie eine Boa um ihn gewunden hatte, um
die Vorherrschaft kämpfte. Das ganze war begleitet von einigen irritierten
Grunzlauten, die abrupt abbrachen, als er aufsaß, um zu erkennen, dass er aus
dem Bett gefallen war und seine ihn attackierende Bestie nur seine Zudecke war.
„Was zum...? Harry?“
Dieser saß noch immer auf der Bettkante, die Handfläche an die Stirn
gedrückt.
„Harry, was ist?”, begann Ron ehe sein Blick auf Harrys Hand fiel und seine
Augen weit wurden. „Tut sie wieder weh? Ist irgendwas Schlimmes passiert?“
Er sah leicht verängstigt aus. Kein Wunder, war es nicht auch solch eine Nacht
gewesen, als Harry aufgewacht war und Ron sagte, dass sein Vater von einer
riesigen Schlange angegriffen worden war.
„Ich weiß nicht Ron, ich...“ Er brach seine Antwort ab und sprang mit einem
Satz auf.
>Bitte nicht!<
Doch er konnte den Gedanken nicht vertreiben, dass was auch immer geschehen war,
um seine Narbe zu solch einer Reaktion zu animieren nichts Gutes gewesen sein
konnte und mit Sicherheit etwas mit Draco zu tun haben musste.
„Harry, was ist los, Mann?“
Doch Harry war bereits aus der Tür. Ron stolperte ihm hinterher, plötzlich
alarmiert und hellwach.
„Harry!“
Harry war bereits auf halbem Weg aus dem Gemeinschaftsraum, als er sich
umdrehte. „Versuch Hermine zu wecken. Sag ihr etwas stimmt nicht. Sie weiß
worum es geht. Ich versuche Professor Dumbledore oder Snape zu finden.“ Mit
diesen Worten rannte er zum Portrait und zwängte sich aus dem Ausgang.
>Bitte lasst mich falsch liegen!<
„Snape?“, rief ihm Ron von der Treppe zum Jungenschlafsaal hinterher. „Und
wie soll ich Mione wecken?“ Doch Harry antwortete ihm nicht, er hatte
Dringenderes zu tun.
„Bitte nicht, my Lord! Lasst meinem Sohn sein Laben, bitte!“ Draco drehte
sich schwer atmend auf den Rücken. Seine Glieder gegen die kalte Erde waren
steif. Doch diese Kälte war nichts im Vergleich zu dem eisigen Schauer, der ihn
erfasste, als er seine Mutter sah, die sich mit tränenverschmiertem Gesicht
versuchte aus dem Griff ihrer Schwester zu befreien.
Draco konnte seine Mutter schluchzen hören. Narcissa Malfoy war leichenblass
und schien sich nur sehr langsam von dem Schock zu erholen, dass der Dunkle Lord
ihren Sohn tötete – oder es zumindest versuchte.
„Du hast mich betrogen, Draco!“, zischte das reptilienartige Wesen, das
einst ein Zauberer gewesen war. „Dafür musst du büßen... Sectumsempra!“
„Nein!“ Dracos Schmerzensschrei, als duzende unsichtbare Klingen tiefe
Wunden in sein Fleisch schnitten und Blut hervorquellen ließen, mischten sich
mit der halb erstickten und ungewohnt schrill klingenden Stimme Narcissas.
„Bitte, mein Lord, bitte! Er hat doch nichts getan! Es gibt sicher eine gute
Erklärung hierfür. Er ist doch noch ein Kind... er hat euch nicht betrogen!“
Das war eine Lüge und Draco wusste es. Seine Mutter mochte glauben er habe
nichts unrechtes getan, doch Draco wusste es besser. >Ihr kennt die Ausmaße
meines Betruges doch noch gar nicht!< Auf eine makabere Art und Weise erfreute
es ihn, dass Voldemort ihn zwar für Verrat bestrafte, jedoch gar keine Ahnung
hatte, wie verraten er doch war.
Als er die Augen wieder öffnete, der Blutfluss rapide zurückging und die
Wunden sich bereits schlossen, sah Draco die flammende Wut im Blick des Dunklen
Lords, der möglicherweise nur ein Quäntchen Irritation durchblicken lies.
Seine Mutter hatte sich von Bellatrix losgerissen und war zu Füßen ihres
Meisters gestürzt, wo sie nun für Draco flehte. Er hatte nicht geglaubt, dass
seine Mutter so reagieren würde und es schmerzte ihn mit anzusehen, wie eine
so stolze Frau sich für ihn auf die Knie warf. Er wusste seine Mutter hasste es
sich jemandem zu untergeben. Sie tat es bei Dunklen Lord aus Klugheit, doch
legte sie größten Wert darauf dennoch ihre Würde wie einen Schild vor sich zu
tragen. Dieser Schild schien nun verworfen.
„Schweig!“ Voldemort sprach fast unhörbar leise, doch der Zorn, der sich
hinter dem schlangenhaften Zischen verbarg ließ Narcissa erstummen, den Mund
noch geöffnet, die Augen weit. Schnell schloss sie ihre Lippen und starrte zu
Boden. „Dein Sohn hat etwas gefunden... etwas, das ich schon lange suche und
er hat es seinem Meister nicht mitgeteilt!“
>Du bist nicht mein Meister>, dachte Draco und biss sich so fest auf die Wange,
dass er Blut schmecken konnte. Dies zu sagen, wäre wohl kontraproduktiv.
„Wie hast du das gemacht?“ Der Dunkle Lord bewegte sich von der noch immer
Knienden Frau weg und war in beängstigender Geschwindigkeit bei Draco. Die
langen blassen Finger schlossen sich um Dracos Hals, die scharfen Nägel
vergruben sich in der Haut und ließen schmale Rinnsale Blut herunterlaufen.
Voldemort besaß eine Kraft in seiner Hand, die Draco ihm nicht zugetraut hatte.
Er bekam keine Luft, versuchte mit beiden Händen die Klauen von sich zu
befreien. Als der Sauerstoffmangel einsetzte begann er um sich zu treten und
sich mit dem Ganzen Körper unter dem stählernen Griff zu winden. Doch
Voldemort ließ nicht ab. „WIE hast du das gemacht?“
Er hätte nicht antworten können, auch wenn er es gewollt hätte. Er hatte
schwarze Punkte vor den Augen und sah nur verschwommen, wie Narcissa hinter dem
Lord mit Rudolfus und Rabastan, die sie flankierten, kämpfte. Einer hatte eine
Hand über ihren Mund gelegt, um sie vom protestieren abzuhalten. Die Szene
verschwamm und Dracos Sicht wurde schwarz.
Ein tiefer, rasselnder Atemzug ließ Draco wieder aufschrecken... es dauerte
etwas bis er merkte, dass es sein eigener war. Er schnappte noch immer nach Luft
und hustete, als Sauerstoff seine Lungen flutete. Er presste seine Augen fest
aufeinander, um das schwarzweiße Feuerwerk zu vertreiben, dass sich auf seinen
Pupillen abspielte.
„Hör auf, Cissy!“ Er fand sich auf dem Boden wieder und musste aufsehen, um
zu sehen, wie Bellatrix ihrer Schwester eine satte Ohrfeige verpasste. Narcissa
hielt mitten in ihrem Kampf mit den Lastrange-Brüdern inne und sah ihre
Schwerster erst aus erstaunten, dann aus eiskalten Augen an.
„Du, Bellatrix, wüsstest ja nicht einmal was Liebe heißt, wenn sie dir ihr
Monogramm in den Hintern gebissen hätte!“ Draco staunte nicht schlecht. Er
hatte seine Mutter noch nie so mit ihrer Schwester reden hören. Ehrlich gesagt
hatte er seine Mutter noch nie mit irgendwem so reden hören. In seinen siebzehn
Lebensjahren hatte sie noch nicht einmal von irgendjemandes Hintern gesprochen.
Ein markerschütterndes Zischen ließ die feinen Härchen an Dracos Armen zu
Berge stehen. Die roten geschlitzten Augen Lord Voldemorts erstachen Narcissa
mit ihrem Blick. „Bringt sie aus meinem Blickfeld. Sofort!“ Scheinbar hatte
er das gesagte nicht sonderlich gut aufgenommen.
Narcissas Proteste ertranken in den schlurfenden Schritten der Lestrange-Brüder
und dem zuschlagen eben derselben Tür, durch die Draco erst vor kurzem gekommen
war.
>Es ist besser so. Sie muss nicht alles mit ansehen.<
„Bellatrix, teilst du die Ansichten deiner Schwester in dieser
Angelegenheit?“, fragte der Lord mit einem eiskalten Lächeln ohne seinen
Blick von Draco zu nehmen.
„Nein, my Lord.“
“Gut, dann lass uns mit den Kinderspielchen aufhören und deinem Neffen
zeigen, was Schmerzen sind.“
„Mit Vergnügen, my Lord.“
Bald war Dracos Stimme so rau vom Schreien, dass er vermutete, seine
Stimmbänder würden bluten. Eine schreckliche Routine stellte sich ein. Er
würde schreien, wenn die Schmerzen kamen, wurden sie zu stark würde er einen
Moment in Ohnmacht fallen und der dunkle Lord würde ihn immer wieder das selbe
fragen ohne eine Antwort zu erhalten. Zwischendurch versuchte Lord Voldemort ihm
die Antwort zu entreißen und Draco verschloss seinen Geist und öffnete seine
Ohren für das Gespräch, das sich zwischen seiner Tante und deren Meister
entfaltete.
„Legillimens!“ Der Zauberstab des Dunklen Lords war auf Dracos Gesicht
gerichtet. Es war als würden dessen kalte lange Finger über Dracos Schädel
gleiten auf der Suche nach einem unbewachten Eingang. Hier und da konnte er
sehen, dass Voldemort ein Bild herauszog, doch es waren alles Nichtigkeiten: ein
Walzer mit Pansy Parkinson auf dem Winterball, ein neuer Besen, die geistige
Notiz neues Shampoo zu ordern... Voldemort zischte verärgert und die kalten
imaginären Finger verschwanden. „Bellatrix, du hast es ihm zu gut
beigebracht.“
„Es tut mir Leid, mein Lord. Ich tat es, um euch vor Spionage durch Dumbledore
zu schützen.“
„Du solltest in Zukunft zuerst die wahren Intentionen deiner Schüler
durchsuchen, ehe du ihnen solche Fähigkeiten beibringst!“
„Ja, Meister. Es war dumm von mir auf seine Loyalität zu vertrauen. Nicht
einmal mehr dem eigenen Blut kann man trauen.“
„Das hättest du schon wissen müssen, seit dein Cousin sich mit meinen
Feinden verbündete.“
„Ja, ihr habt recht, mein Lord.“
„Bellatrix, deine Familie enttäuscht mich zunehmend. Sei dir bewusst, dass
ich euch nicht schonen werde, enttäuscht ihr mich weiterhin. Deine beiden
Cousins sind bereits tot und dein Neffe wird ihnen noch zu gegebener Zeit
folgen. Er wird bei den Black-Brüdern in ebenso törichter Gesellschaft sein,
wie er es ist.“
„Ja, mein Lord. Das wird er.“
Dann konnte Draco nicht mehr länger zuhören, da ein neuer Cruciatus-Fluch ihn
traf.
Er wusste nicht mehr wie viele Flüche er schon hatte ertragen müssen. Er
wollte es nicht wissen, dieses Wissen würde ihn nur zur Verzweiflung treiben.
Er wollte, dass diese Folter endlich endete. >Warum habe ich mich zu diesem
Wahnsinn bereiterklärt?... richtig.< Er hatte seine Gründe, aber inzwischen
schien alles so weit fort und so lange her zu sein. Der Abschied von Harry kam
ihm vor als sei er eine Ewigkeit her. >Ein Leben voller Schmerz liegt
dazwischen.<
Plötzlich hörten die ständigen Flüche wieder auf. „Bellatrix, ich
bewundere dein Handwerk immer wieder, aber er darf nicht so enden wie die
Longbottoms. Die beiden waren unwichtig. Sie wussten nichts von Bedeutung. Draco
muss noch in der Lage sein uns sein Geheimnis zu verraten ehe er den Verstand
verliert.”
„Ja, mein Lord, wie ihr wünscht!“
Draco, dem es inzwischen so vorkam, als habe er noch nie etwas anderes getan als
auf einem kalten Steinboden zu liegen, sah auf und stellte zu seiner Irritation
fest, dass Bellatrix und Voldemort dabei waren den Raum zu verlassen. Mit einem
Wink seines Zauberstabs löschte der Dunkle Lord alles Licht und eine
Eiseskälte flutete den Raum. „Lassen wir den Jungen eine Weile über die
Bedeutung der Worte „ewige Qualen“ nachdenken.“
Draco hörte Bellatrix hysterisches, wahnsinniges Lachen und die Tür schlug
zu.
Harry saß schweißgebadet vor dem Gargoyl, der als Pforte zum Büro des
Direktors diente. Er hatte eine seiner Visionen gehabt. Draco hat geschrieen und
sich am Boden gewälzt vor Schmerzen. Voldemort war zornig darüber, wie
widerspenstig der Blonde doch war. Harrys Narbe pochte und brannte, er saß auf
dem Boden. Die Vision hatte ihn übermannt und seine Knie hatten nachgegeben.
Tränen liefen seine Wangen hinunter. Er hatte sich nicht geirrt. >Sie haben ihn
durchschaut... Ich muss etwas tun. Oh Gott, Draco. Bitte halt durch!< Er sprang
auf und begann zu schreien, nach Dumbledore oder Snape oder McGonagall oder
irgendjemand, der ihm helfen würde.
Draco war alleine und so sehr er sich zuvor auch gewünscht hatte, seine
Peiniger würden ihn in Ruhe lassen und einfach nur verschwinden, so irrational
waren nur seine Ängste. Ja, er wusste, dass sie irrational waren... >Aber wie
könnte ich jetzt keine Angst haben. Immerhin bin ich soeben zum neusten
Lieblingsopfer des Dunklen Lords geworden...< Der Schauer, der ihm über den
Rücken lief war nur geringfügig bedingt durch die eiskalte Luft, die durch den
viel zu großen Raum pfiff. Draco kam sich unendlich klein vor in der
weitläufigen Dunkelheit des leeren Versammlungssaales, des selben Saales in dem
er vor wenigen Stunden – oder doch Jahren – hätte ein Todesser werden
sollen.
>Doch ich bin kein Todesser. Eigentlich sollte mich das freuen...< Nur wie
sollte er sich jetzt freuen? Man hatte ihn ins Messer laufen lassen mit einem
Klaps auf die Schulter und einem aufmunternden Lächeln. Das Ministerium war
schon immer hilflos naiv gewesen, wie hatte er erwarten können, dass sie sich
eingestehen könnten, dass es Selbstmord war, was sie von Draco verlangten. Doch
es war ja kein Selbstmord. Zumindest nicht im körperlichen Sinne, da er ja
nicht sterben konnte. Dies gab ihnen alle Zeit der Welt ihn zu retten. >Wenn
dann noch etwas rettenswertes von mir übrig ist.<
Er hatte das Gefühl seinen Verstand zu verlieren. Es war ihm nicht unbekannt,
hatte er es nicht schon öfter in den letzten Jahren aber vor allem Wochen
verspürt. Er wollte einfach loslassen und das alles vergessen. >Es wäre so
einfach... warum kann ich es dann nicht?<
Er schloss die Augen, eine sinnlose Geste der Verzweiflung in einem Raum, der so
dunkel war, dass man in der tuscheschwarzen Welt sowieso nichts sah. Warum
konnte er nicht loslassen? >Weil du dir selbst versprochen hast endlich etwas
durchzuziehen und das Richtige zu tun. Ich habe den schweren Weg gewählt...
jetzt nehme ich auch keine Abkürzungen.<
Draco wünschte sich insgeheim, dass die Tür sich wieder öffnete und die
Martern weitergingen, nur um einen Grund zu haben nicht länger denken zu
müssen, nicht mehr darüber nachzudenken, wie schön es doch wäre feige zu
sein.
Er könnte seinen Geist öffnen, wenn der Lord zurückkommt und dann gäbe es
keinen Grund mehr ihn zu foltern. >Lüg dich nicht selbst an! Wenn du ihm gibst
was er will, dann hat er keinen Grund mehr dich nicht bis zum Wahnsinn zu
quälen...< Inzwischen schien es ihm einladend den Verstand zu verlieren. Doch
sein Stolz wehrte sich dagegen. Er würde dem Lord nichts sagen, niemals. Er
würde ihm die Befriedigung nicht freiwillig geben. Nicht dass das, was er sagen
könnte, Voldemort irgendwie weiterhelfen könnte. Er wusste ja selbst nicht
viel und er glaubte kaum, dass man das ihm Zugestoßene einfach so
rekonstruieren konnte. Doch er würde es nicht verraten. Es ging Voldemort
schlicht und ergreifend nichts an. Das war eine Sache zwischen Draco und Harry
und so würde sie auch bleiben. Ihr Privatleben ging keinen was an und vor allem
nicht Lord Voldemort.
Der Gedanke an Harry ließ ihn wieder daran denken, wie alleine er doch war. Es
war paradox. Sein halbes Leben lang hatte er versucht die vielen Leute, die ihm
immer nachhingen loszuwerden und endlich alleine gelassen zu werden und nun da
er alleine war, war dies ein so beängstigendes und unangenehmes Gefühl. Es
war, als würde ihm jemand den Brustkorb zuschnüren und er musste sich zwingen
langsame tiefe Atemzüge zu nehmen, um der Panikattacke nicht nachzugeben.
>Ob jemand weiß, dass es schiefgegangen ist? Wohl kaum, sie erwarten heute
keine Rückmeldung mehr von mir. Ich bin ganz auf mich alleine gestellt.< Draco
zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. Er wusste, dass es naiv
war und trotzdem hoffte er insgeheim, als er den Kopf auf seine Arme legte, dass
Harry ihm helfen würde, so wie er es in den letzten Wochen immer getan hatte
– so wie er es versprochen hatte...
Er wusste nicht, wie lange er so gesessen hatte, als die Tür sich öffnete.
Seine Gliedmaßen waren taub vor Kälte und er war so steif von der langen
Starre in die er verfallen war, dass es ihn einen Moment kostete, sie Muskeln in
seinem Nacken zur Arbeit zu überreden und dann mit einem schmerzhaften ziehen
in eben diesen Muskeln den Kopf zu heben, um zu sehen, wer ihn nun quälen
wollte.
Er war überrascht seine Mutter zu sehen, die rasch die Tür hinter sich schloss
und ihn im Licht ihres Zauberstabes einen Moment lang starr ansah. Sie hatte
gerötete Augen und ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst. Draco wusste
nicht, was er sagen sollte. Er wollte sich entschuldigen für den Schmerz, den
sie fühlen musste, doch er brachte es nicht über die Lippen, so als sei seine
Zunge im Mund versteinert.
„Draco, Was hast du getan?“, fragte sie letztendlich mit einem flüstern. Es
war eine Anklage und Draco wusste das, er konnte es in ihrem Augen sehen.
Es dauerte einen Moment, ehe er sich zum antworten zwingen konnte. „Ich? Ich
habe nichts getan, Mutter?“ Seine Stimme war eben so leise, wie die ihre. Doch
dies lag nicht daran, dass er flüsterte, er war heißer von den Schreien,
welche die duzenden Flüche aus ihm herausgezwungen hatten. Es war schwer ihrem
anklagenden Blick standzuhalten, doch er würde nicht wegschauen. Vielleicht war
es das letzte Mal, dass er seine Mutter sehen durfte und er würde ehrlich zu
ihr sein. Sein Blick war hart, denn nur so konnte er es ertragen ihr in die
Augen zu sehen.
„Wie konntest du nur so dumm sein?“ Narcissa schüttelte den Kopf. Sie
wollte es nicht wahr haben, diesen Albtraum, den ihr Sohn über die gebracht
hatte. „Du bringst dich selbst in größte Gefahr. Der dunkle Lord wird nicht
aufgeben... es gibt schlimmeres als den Tod, mein Sohn.“ Ihre Augen waren
verschattet von der begründeten Furcht vor dem Zorn des Lords.
„Ich weiß das Mutter, ich weiß.“ Er hat es die letzten Stunden gelebt, hat
sich schon gewünscht einfach sterben zu können... Harry hatte es ihm bereits
prophezeit, hatte dies alles vorhergesagt, doch Draco hatte nicht auf ihn
gehört. Aber er hatte zugehört, auch als Harry sagte es gäbe Dinge die
schlimmer sind als der Tod. Seine Mutter musste ihm das nicht sagen.
Sie machte einige schnelle lautlose Schritte vorwärts und griff mit beiden
Händen seine Schultern. Ihre Augen waren die einer Gejagten. Wo hatten sie sich
da nur reingeritten? „Du musst ihm geben was er will.“
Draco konnte darauf nicht antworten und schwieg. Das Flehen seiner Mutter war zu
viel. Sie wollte dass er zurückging und genau das Gegenteil von dem tat, das er
sich geschworen hatte – das er Harry geschworen hatte. >Dann wäre alles was
war und alles was ich schon ertragen habe umsonst. Nein.< Er konnte es nicht und
er wollte es nicht! „Dafür ist es zu spät, Mutter.“ Draco wusste, dass er
recht hatte. Der Lord würde ihm diesen Verrat nie verzeihen.
„Nein, es ist noch nicht zu spät!“ Er sah, wie die bereits geröteten Augen
feucht wurden und musste sich mit reiner Willenskraft davon abhalten jede
einzelne Träne mit deinen Augen zu verfolgen. Seine Mutter hatte vor diesem Tag
noch nie vor ihm geweint. Malfoys weinen nicht. Inzwischen war Draco sich
ziemlich sicher, dass er dafür gesorgt hatte jede Familienregel auszuhebeln.
„Er wird mir nicht vergeben Mutter, du weißt das.“ Er legte seine Hände
auf ihre Schulter, um sie zu beruhigen, doch das Gegenteil passierte.
„Ich werde nicht zulassen, dass du dich umbringst, Draco.“ Sie riss sich von
ihm los und machte einen Schritt von ihm weg. Ihre Kiefermuskulatur zuckte und
er konnte hören, wie sie mit den Zähnen knirschte.
Draco kämpfte mit seinen müden Gliedern, doch der stand auf, um auf einer
Höhe mit seiner Mutter zu sein. Sie war fast einen halben Kopf kleiner als er.
„Das ist nur leider nicht deine Entscheidung.“
„Du bist mein einziger Sohn und ich erlaube es nicht.“ Ihre Stimme wurde
lauter und stieg um eine halbe Oktave in die Höhe.
„Mein Leben gehört dir nicht...“ Er wusste es war grausam ihr das jetzt zu
sagen. Er hatte so viele Gelegenheiten sich gegen sie aufzulehnen, doch er hatte
sie nie ergriffen. Nun platzte ihm der Kragen. War er es, der hier starb oder
sie?
„Ach nein? Ich habe dich geboren! Du hast kein Recht mich wegzustoßen!“ Er
hörte ihr nicht zu sondern beendete seinen Satz.
„... das hat es schon lange nicht mehr, ich hatte es nur bis heute nicht
verstanden.“ Er straffte seine Schultern und biss die Zähne zusammen.
Seine Mutter taumelte einen Schritt zurück, als sei sie geschlagen worden
„Warum tust du mir das an Draco?“, flüsterte sie.
Er konnte ihr keinen genauen Grund nennen. Es war richtig und es war nötig.
Ebenso wie es richtig und nötig war dem Dunklen Lord entgegenzustehen. „Aus
dem selben Grund aus dem ich mir selbst das antue, Mutter.“
„Warum willst du mich bestrafen?“, donnerte sie ihm entgegen.
Er musste die Augen schließen um nicht zurückzuweichen. Er sprach langsam und
gesetzt. „Ich bestrafe dich nicht.“
„Natürlich.“ Inzwischen schrie sie fast und Draco musste seine Hände in
den Seiten seiner schwarzen Robe verklammern, um sie nicht zu schütteln, als
sie ihn weiterhin anschrie. „Du willst mir nur deshalb diesen Schmerz
zufügen, damit ich dich gehen lasse.“
Er hatte ihre Wut verdient, er wusste das. Doch sie musste es verstehen, sonst
würde sie sich ewig quälen. „Ich bin schon gegangen, Mutter. Versteh
das.“
„Nein, Draco! Ich verstehe dich nicht. Ich habe mich immer um dich gesorgt...
was du tust ist eine Strafe für mich!“
Er schüttelte den Kopf. Dies war der Grund, warum er ihr nicht schon zuvor
versuchte Paroli zu bieten. „Hierbei geht es ganz alleine um mich, Mutter.“
Er hatte die Ohrfeige nicht erwartet, die sie ihm gab, und selbst wenn, so
hätte er nicht versuch sie zu verhindern. Seine Wange brannte unter der
unerwarteten Härte ihrer flachen Hand.
„Du lebst dieses Leben aber nicht alleine! Keine Mutter sollte ihr Kind
überleben und ich habe es nicht vor.“ Ihr Blick machte ihm Angst. Es lag eine
manische Entschlossenheit darin, so wie die, welche er selbst empfand.
Er nahm die Schultern seiner Mutter mit beiden Händen und sah ihr unverwandt in
die Augen, versuchte sie zu erreichen. Sie starrte ungläubig zurück und
versuchte sich aus dem unangenehm starken Klammergriff zu befreien, doch Draco
ließ es nicht zu, sie musste ihm zuhören. „Ich will nicht dass du leidest...
das war nie meine Absicht. Aber ich lebe schon lange alleine, Mutter, und dein
Versuch mich gefangen zu halten in deinem Leben... ich ertrage es nicht.
Verstehst du es nicht? Das war es was mich forttreibt. Der Druck ist zu viel
für mich ich...“ Er wollte sie nicht wegstoßen, doch er musste es tun.
Als er seinen Griff lockerte riss sie sich los und machte zwei Schritte zurück.
Ihr Blick war eine Mischung aus Wut und Schmerz und Unverständnis. Es wirkte
beängstigend im Schein ihres Zauberstabs vor dem scheinbar endlosen Dunkel des
Saals. „Ich wollte immer nur dein Bestes. Ich wollte, dass du es einmal gut
hast mit dem Stand und der Macht, die dir zusteht.“ Sie reckte den Kopf in die
Höhe. Dracos Mutter war eine stolze Frau und sie war Stolz auf das, was sie
ihrem Sohn bieten konnte. Der Satz klang für Draco beängstigend hohl und
auswendig gelernt.
Die Erkenntnis, die ihn einholte traf ihn schnell und hart und als er es sagte
– nur leise, so dass Narcissa es kaum hören konnte – wusste er, dass es
wahr war: „Ich wäre ohne all dies glücklicher gewesen.“
„Was sagst du?“ Er hatte ihre Welt zerstört. >Es tut mir Leid.<
Als er weitersprach wusste er, dass er zum Todesstoß ansetzte und sein Herz
blutete bei dem Gedanken, doch sie verdiente die Wahrheit, brauchte sie. „Aber
jetzt kann ich nicht mehr glücklich sein, da ich mir immer meiner
Unzulänglichkeiten bewusst sein werde... dass ich euch ein schlechter Sohn
war.“ Er hatte es tatsächlich ausgesprochen, hatte es zugegeben. Es war ein
Schock, auch für Draco selbst.
„Draco.“ Seine Mutter begann zu schluchzen und er nahm sie in den Arm. Er
wusste, dass sie innerlich Schuldgefühle hatte, so wie er, doch ebenso wusste
er, dass sie sich niemals beieinander entschuldigen würden. Das lag nicht in
ihrer Natur.
Die Tür flog auf und Mutter und Sohn sprangen auseinander. Das Licht ging an,
als habe jemand einen versteckten Schalter umgelegt. Draco fühlte sich ertappt.
Lord Voldemort glitt in den Raum, seine riesige Schlange, Nagini, um die
Schultern. Bellatrix folgte ihm, ihr Gesicht versteinert, kein böses Lächeln
lag auf den Lippen seiner Tante, kein Schimmer des Wahnsinns war in ihren Augen.
Draco gefror das Blut in den Adern. Bellatrix schien nüchtern, gewappnet für
das schlimmste. Er hätte nie geglaubt sie so zu sehen. Sie blieb neben der Tür
stehen, kein Zauberstab lag in ihrer Hand. Ihr folgten Rudolfus und Rabastan.
Nagini zischte laut und Draco riss den Blick von seiner Tante. Voldemort, im
Gegensatz zu seiner Dienerin, lächelte ein humorloses Lächeln. „Narcissa,
ich habe dir nicht erlaubt herzukommen.“ Es war eine Drohung und Dracos Mutter
fiel sofort auf die Knie, den Kopf gesenkt.
„Verzeiht mir, mein Lord. Ich... ich konnte nicht anders. Er ist doch mein
Sohn. Ich wusste nicht, dass es euch verärgern würde.“ Ihre Stimme bebte mit
berechtigter Furcht.
„Ach nein?“, fragte der Lord in seiner unschuldigsten – und damit
fürchterlichsten Stimme. „Nun weißt du es. Crucio!“
Draco konnte nicht hinsehen, als seine Mutter schreiend und sich windend zu
Boden ging. Er war nur froh, dass der Lord seine Aufmerksamkeit bald etwas
anderem zuwand... ihm. „Draco... ich weiß, dass du mir nichts verraten wirst,
egal wie sehr ich dich foltere oder wie lange ich versuche es aus dir
herauszuzwingen. Daher werde ich das nicht länger versuchen.“ Dracos Kopf
schnappte trotz schmerzenden Nackenmuskeln in Sekundenschnelle nach oben. >Bei
Merlins rosa Unterwäsche, habe ich doch schon den Verstand verloren oder hat
Voldemort einmal zu oft dem Wahnsinn geföhnt?<
„Stattdessen habe ich einen schnelleren und einfacheren Weg gefunden.“
Dracos Brustkorb schnürte sich zu, sein Atem wurde schnell und flach. Was hatte
Voldemort vor? >Oh Gott.<
„Crucio!“ Erneut wand sich Narcissa Malfoy unter den Schmerzen des
Cruciatus-Fluches. „Sag mir, was ich wissen will, oder sie stirbt.“ Dracos
Augen wurden weit und der eben noch viel zu schnell gehende Atem stand still.
>Er blufft nicht. Der Dunkle Lord blufft nie. Er wird Mutter töten... oh Gott.<
Draco war versteinert. Was sollte er tun? Er konnte sie nicht für seine Fehler
sterben lassen? Die Informationen die er hatte schadeten letztendlich nur ihm
selbst.
Dracos zögern war für Voldemort wohl zu lange. „Sectumsempra!“
„Nein!“ Draco und seine Mutter schrieen gemeinsam auf, als Voldemort seinen
Zauberstab wie eine Peitsch über Narcissas Schulter fahren ließ. Ein tiefer
Schnitt erschien vom Schlüsselbein über die Achsel bis zum Ellenbogen und
lebendiges rotes Blut strömte in zu großer Menge über ihre schwarzen Roben
und bildete eine Lache am Boden.
Draco sah hilfesuchend zu Bellatrix, die noch immer mit teilnahmslosem kaltem
Blick neben der Tür stand, flankiert von ihrem Mann und Schwager. Daher war
seine Tante so untypisch still und hart. Ihre Schwester würde sterben. >Das
darf ich nicht zulassen. Ich kann es nicht zulassen.<
„Sie wird sterben Draco...“, zischte Voldemort und Nagini glitt langsam von
seiner Schulter zu Boden und auf Narcissa zu.
„Nein!“ Draco sprang vor und warf sich vor seine zitternde und langsam
blasser werdende Mutter. Seine Knie rutschten auf dem dickflüssigen
unnatürlich roten Blut. Draco hatte nie gedacht, dass Blut solch eine intensive
Farbe haben konnte. Nagini zischte ihn an, doch er wich nicht zurück. „Ich
gebe dir was du willst!“ Der Satz war aus seinem Mund ehe er noch einmal
darüber nachdenken konnte. Doch er meinte es. Seine Entschlossenheit war
verflogen, sie war in dem Moment gestorben als es nicht mehr nur um sein Leben
ging.
Ohne einen Moment zu verschwenden schwang Voldemort seinen Zauberstab. Draco
hatte nicht gewusst, dass es so schwer war sich nicht zu wehren. Er fühlte wie
Voldemort in seinen Geist eindrang und kämpfte mit dem Instinkt sich zu
schützen. Er biss sich auf die Wange bis er Blut schmeckte und sah vor sich
all die Bilder der vergangenen Wochen: Das Portrait, den Zusammenstoß mit
Harry, den Zwischenfall nach dem er in der Krankenstation aufwachte, Dumbledores
Erklärungen, der heilende Schnitt an seiner Hand, die Besucher vom
Ministerium... Kurz vor der Stelle, als sie zu den Treffen mit Harry kamen
beendete Draco die Verbindung. Voldemort hatte was er brauchte. Diese
Erinnerungen gehörten nur Draco. Er kippte orientierungslos nach vorne, als der
Eindringling aus seinem Geist verschwand. Sein Kopf hämmerte und ihm war übel.
Er fing sich gerade noch mit den Armen ab und spürte das warme Blut seiner
Mutter unter den Fingern. Er musste würgen, doch es kam nichts hoch, da er
schon lange nichts mehr gegessen hatte.
Der Dunkle Lord schien eine Weile seine Gedanken zu ordnen. „Harry Potter.
Warum kommt immer alles zurück zu Harry Potter?“
Draco antwortete nicht, ebenso wie kein anderer der Anwesenden antwortete.
„Draco, warum hast du dich so gequält, wenn deine Informationen so sinnlos
waren?“ Wenn Draco zuvor dachte Voldemort sei zornig, so musste er sich
eingestehen, dass er den Dunklen Lord noch nie zuvor wirklich erzürnt gesehen
hatte... bis jetzt. Die Erkenntnis, dass Dracos Errungenschaft ihm nicht den
geringsten Nuten brachte, dass er sie nicht einmal nachahmen konnte, weil es nur
ein dummer Unfall gewesen war, ließ einen Orkan im Raum losbrechen. Es wurde
eiskalt und ein Wind pfiff so schneidend durch den Saal, als könne er Fleisch
von Knochen trennen. „Du hast mich für dumm verkauft Draco! Dafür wirst du
büßen.“ Draco wappnete sich auf die volle Wut des Dunklen Lords.
„Avada Kedavra!“ Draco presste die Augen aufeinander und wartete auf den
nunmehr so bekannten Schmerz... doch er kam nicht. Nach einem Moment öffnete
Draco sie Augen und entließ einen Schrei, der jeden Werwolf in die Flucht
geschlagen hätte.
Narcissa lag tot am Boden. Ihr Köper durchtränkt mit dem roten Blut aus der
Fluchwunde, ihre Augen kalt und starr und leer starrten Draco an. Eine ewige
Anklage an ihren Sohn, ihren Mörder...
... to be continued ...
Following: „l’addition“
Titel: „guerre des morts“ = Krieg der Toten
A/N: Das war ein sehr Draco-zentrisches Kapitel und es hatte keinen
tieferliegenden Humor, wie manches der vorherigen Kaps. Das liegt wohl daran,
dass es einfach nicht lustig war, was ich mich zu schreiben gezwungen sah. Ich
wollte Cissy eigentlich nicht umbringen, aber es kam mir plötzlich als einzige
logische Möglichkeit für sie vor. Sorry, Cissy. So muss sich JKR auch öfter
fühlen.
P.S.: Wer hat alles schon den neuen HP gelesen? „The Deathly Hallows“... Ich
werde es jetzt keinem spoilen, wirklich nicht. Nur soviel von mir: Ich habe nach
dem ersten Kapitel echt gedacht „Oh Gott, JKR hat eindeutig zu viele Fanfics
gelesen.“ Das ganze Buch ist, wie Cat so schön sagte, „Eine bessere
Fanfic“ und sie hat recht. Aber es ist geil, vor allem wenn man FFs mag!
Hihihi
Kapitel 10: l'addition
----------------------
A/N: Wir gehen auf das Ende zu... sehr schnell. Ich habe tatsächlich den ersten
Satz dieses Kapitels auf Englisch geschrieben nur um mich dann zu fragen, was an
der ganzen Sache nicht stimmt. Gah!
Ach und sorry, dass es so lange dauerte, aber mein Laptop hatte einen Unfall und
der Bildschirm ist komplett gebrochen und zersplittert und ich war froh, meine
Festplatte noch retten zu können... sonst wären die ersten drei Seiten dieses
Kaps futsch gewesen... Horror! – und ich habe grad 14tage vorher meine erste
Sicherungskopie in meinem ganzen Leben gezogen, weil ich irgendwie ein
schlechtes Gefühl hatte... nur habe ich in der Zeit schon wieder viel neues
geschrieben gehabt... seufz. Mein Ersatz-PC hat sich beim Beta-Finishing dann
mehrmals aufgehängt und dann hats mir echt gereicht. Jetzt hab ich nen neuen
PC, also kanns jetzt endlich weitergehen!
Anmerkung: Wie ich aus dem einen oder anderen (immer unglaublich heiß
erwarteten und hoch geschätzten!!!) Kommi heraus las, ist wohl ein kleines
Missverständnis aufgetreten, was Cissys Tod angeht. Ich will nur sagen, dass
sie sich NICHT für ihn geopfert hat, also vor den Fluch geworfen oder sonst
was. Voldemort wollte sie nicht Draco töten. Das war seine Strafe für Dray. Er
sieht nur nicht, wie Voldi den AK auf Cissa wirft, weil er die Augen zu hat...
Sie hätte sich gar nicht für ihn opfern können, weil sie ja schon verletzt
am Boden lag. Zudem wäre das zu Potter-esque geworden.
Übrigens: Ceres78 hat das 100te Kommi hinterlassen! Dafür erst mal einen
*Keks* and dich Ceres, lass ihn dir schmecken und einen gaaaaanz lieben Gruß
und Dankeschön an alle Kommischreiber ohne die es niemals zum einhundertsten
gekommen wäre!!
Previously: // Narcissa lag tot am Boden. Ihr Köper durchtränkt mit dem roten
Blut aus der Fluchwunde, ihre Augen kalt und starr und leer starrten Draco an.
Eine ewige Anklage an ihren Sohn, ihren Mörder... //
Kapitel 10: l’addition
Der Schrei, den Draco ausstieß, ließ Blut in den Adern gefrieren. Er fiel
unkontrolliert vorn über um auf allen vieren zum toten Körper seiner Mutter zu
rutschen, die blassen Hände und die zuvor makellosen Roben getränkt in Blut.
Er wand seinen Blick nicht von dem reglosen Körper, schien seine Peiniger
vollkommen vergessen zu haben. Das Entsetzen und der Schmerz standen in sein
noch junges Gesicht geschrieben, dessen Augen groß und verängstigt waren...
Harry keuchte vor Schmerz. Er lag in Dumbledores Büro halb auf dem Boden halb
auf einen Stuhl gelehnt. Die Vision hatte ihn überrascht. Er hatte Voldemorts
unglaublichen Triumph gespürt, dann seine Wut über die Wertlosigkeit seiner
Entdeckung und letztendlich die Zufriedenheit mit dem Leid und der Grausamkeit,
die er als Bestrafung ersonnen hatte. Es hatte Harrys Knie zum nachgeben
gezwungen, als er im Geiste den Tod Narcissa Malfoys aus der Perspektive ihres
Mörders sah.
>Oh Gott! Draco, es tut mir Leid! Bitte... Ihm darf nichts geschehen!<
„Nein!“
Er konnte den Schrei, der sich in seiner eigenen Kehle formte, der für
Narcissa, aber vor allem für Draco flehte, nicht unterdrücken. Er wand sich am
Boden, die Handwurzel an die brennende Narbe auf seiner Stirn gedrückt, als
eine überraschend starke Hand sich um seinen Arm schloss.
„Harry, was hast du gesehen? Was geht da vor sich?“
Er hatte geglaubt, der Direktor wäre noch immer gegen Harrys Verbindung zum
Dunklen Lord, doch Dumbledore schien gerade wichtigere Dinge im Kopf zu haben.
„Er... Er weiß alles. Über Draco und das Bild und... einfach alles.“
Harry musste einen tiefen Atemzug nehmen, um sich von den furchtbaren Bildern zu
befreien.
„Dann sind meine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden.“
Dumbledore erhob sich und ging mit wenigen langen Schritten zurück zu seinem
Schreibtisch, um Anweisungen an die Portraits ehemaliger Schulleiter zu richten,
doch Harry hörte dem nicht zu.
Er war überrannt von seinen Gefühlen: Der Wut auf das Ministerium, dem Zorn
gegen Voldemort, dem Entsetzen über Narcissa und der Verzweiflung und blanken
Panik um Dracos Sicherheit.
„Sie ist tot“, sagte Harry in einem Unterton zu sich selbst, als müsse er
es sich erst selbst bestätigen, um es wahr werden zu lassen.
„Wie bitte Harry?“
Dumbledore hatte in seinem Tun innegehalten und sah ihn mit ungewöhnlich
ernstem Gesicht an. „Was hast du gerade gesagt?“
Er musste schlucken, um seine plötzlich trockene Stimme zum arbeiten zu
bringen.
„Sie ist tot, Narcissa Malfoy. Er... er hat sie umgebracht, um Draco zu
bestrafen, weil... weil er nicht sterben konnte.“
„Du mein Güte!“
Plötzlich war Harrys Zunge wie gelöst und die Worte brachen aus ihm heraus,
als müsse er das Geschehene teilen, um es ertragen zu können.
„Draco wollte ihm nichts verraten und da hat er gedroht seine Mutter zu
töten... Er hat sie schwer verletzt. Als Draco ihm gab was er wollte, hat er
sie trotzdem getötet. Nun... Nun hat er freie Hand Draco in den Wahnsinn zu
quälen.“
Harrys Stimme brach am Ende. Die Worte klangen wie Schreie in der Stille der
Nacht, obwohl er seine Stimme nicht gehoben hatte.
„Wir müssen ihn finden und es gibt nur zwei Möglichkeiten dafür.“
Dumbledores Worte waren entschlossen und Harry wagte es daraus Hoffnung zu
schöpfen.
„Und die wären?“
>Bitte lass sie gut sein!<
„Das Bild und...“
Draco war bedeckt vom Blut seiner Mutter. Wie konnte ein Mensch nur so viel Blut
besitzen? Es hatte sich in seine Robe gesaugt und auf seine Haut gelegt.
Voldemort, Bellatrix und die anderen waren fort. Sie hatten mit seinem Entsetzen
alleingelassen, nicht aus Mitleid oder anstand, sondern aus Grausamkeit. Draco
kniete neben seiner toten Mutter und blickte in ihre erstarrten Augen.
>Dies kann sie mir niemals verzeihen... wie auch? Ich werde es mir selbst nie
verzeihen können. Wie konnte ich denn nur so dumm sein zu glauben, dass ich dem
Dunklen Lord verweigern könnte, was er will?<
Draco wollte sich selbst ohrfeigen für seine Naivität. Es war töricht gewesen
und das für seine Mutter tödlich. Er war egoistisch gewesen, hatte nur an
seine eigene Gesundheit gedacht und das wo er doch nicht sterben konnte! Nun
hatte er seine Mutter verloren und würde seine Gesundheit auch nicht mehr lange
behalten.
>Wenigstens trifft es jetzt nur noch dich. Wen sollte Voldemort denn noch gegen
dich einsetzen sollen... Dun bist vollkommen allein.<
Der Gedanke an Harry schob sich in seinen Geist und er musste schlucken. Tränen
quollen in seine bereits verquollenen Augen.
>Es ist besser, dass er nichts hiervon weiß. Von mir wird nichts mehr übrig
sein, bis man merkt, was schief lief. Dann ist Harry außer Gefahr meinetwegen
zu leiden. Als ob er nicht schon genug leiden muss.<
Draco zog die Beine an die Brust, die Robe vollgesaugt mit Blut klebte an seinen
Gliedern. Er wischte sich mit der Hand übers tränenverschmierte Gesicht und
musste würgen, als er merkte, dass er Blut darauf verteilt hatte. Er drehte
sich weg und spie saure Galle auf den Boden. Nach einer Weile sah er auf und sah
noch immer dieselben Schrecken, wie zuvor.
>Du Idiot, als würde es einfach so verschwinden!<
Wo er sich zuvor so innig ein Licht herbei gewünscht hatte, da verzweifelte er
nun an der grausamen Helligkeit, die ihn verspottete und ihn zwang die Bilder
seiner Albträume ohne Hoffnung auf Erwachen zu betrachten. Er starrte zu Boden
und sah seine eigene weiße Hand neben sich liegen, verschmiert mit Blut, das
langsam von lebendigem rot zu einem dunkleren kranken braun wechselte. Er konnte
den Anblick nicht ertragen, konnte die Selbstekel nicht aushalten, dass er nicht
nur seinen Körper sondern auch seine Seele besudelt hatte mit ihrem Blut.
Er kam taumelnd auf die Füße, rutschte beinahe auf dem feuchten glitschigen
Boden aus. Er bewegte sich von seiner Mutter fort, konnte sie nicht länger
ansehen ob seiner Scham für ihr Blut, das an ihm klebte. Er fühlte wieder
Übelkeit, musste es loswerden. Er zog an seinen Roben, riss Knöpfe ab um sie
nicht öffnen zu müssen und schob sich die durch all die Flüssigkeit abartig
schwer wirkende Bekleidung vom Leib gefolgt von seinen Hosen, dem Hemd und den
vollgebluteten Schuhen und Strümpfen. Nach wenigen Minuten war er nur noch mit
seinen Shorts bekleidet, die erstaunlicherweise unbefleckt waren.
Ein eiskalter Schauer überkam ihn, doch nicht wegen der Kälte, die sich
bereits in seine Knochen nistete. Als er an sich herabsah, waren seine Beine und
Arme und dem, Gefühl nach auch sein Gesicht noch immer mit verschmiertem Blut
verkrustet. Er begann wie verrückt daran zu reiben, doch es war hartnäckig und
er kam nicht weit. Die abgeworfenen Roben wurden nach den wenigen sauberen
Stellen durchsucht um mit diesen die Flecken wegzureiben, erfolglos. In seiner
Verzweiflung spuckte Draco auf seine Knie um mit der Flüssigkeit das Blut
abzuwaschen, doch es half nichts.
Er wusste nicht mehr wie lange er schon versuchte sich reinzuwaschen, doch von
der grausamen Natur die Befreiung von seinen Sünden verwehrt bekam, ehe er sich
in der entferntesten Ecke des Saales zusammenkauerte, den Kopf zwischen den
angezogenen Knien und die Arme über dem Scheitel gefaltet und versuchte die
Welt und ihre erbarmungslosen Bilder des Schreckens auszusperren... Wenigstens
für eine Weile.
Hermine stürmte die Treppen hinauf und in Dumbledores Büro in dem Moment, als
ihr Zutritt gewährt wurde. Sie warf Harry beinahe zu Boden, als die ihn mit
einer unglaublich festen Umarmung begrüßte, die Hagrid alle Ehre gemacht
hätte. Sie trug nur ihren schweren Reiseumhang über dem dunkelblauen Pyjama.
„Oh Harry, was ist denn bloß passiert?“
Ihre Augen waren groß und zeigten eine Angst, die Harry sich nicht wirklich
erklären konnte.
>Nun ja, es ist ja auch nicht wirklich beruhigend, wenn sie mitten in der Nacht
von Ron wie bei einem Katastrophenalarm geweckt wird. Oh... à propos Ron.<
Er legte Hermine eine feste Hand auf die Schulter und sah an ihr vorbei auf
seinen besten Freund. Ron sah aus, als habe Snape ihm gerade seine heimliche
Affäre mit McGonagall gestanden. Der Rotschopf hatte einen leicht paranoiden
Schimmer in den irritiert zusammengekniffenen Augen und scharrte nervös mit den
Füßen auf dem Boden, während er seine Hände tief in den Hosentaschen seiner
zu weiten Jogginghose vergrub. Er schien sich absolut unwohl zu fühlen und
nicht sicher zu sein ob man ihn wirklich dahaben wollte.
>Oh Mann, Ron hat ja keine Ahnung... und trotzdem hat er Hermione – Gott weiß
wie – aus dem Schlafsaal geholt.<
Harry zweifelte einen Moment daran, ob er Ron wirklich einweihen sollte,
immerhin würde ihn das sicher einmal zum Mond und zurück schocken... Doch dann
ohrfeigte er sich innerlich selbst. Er würde Ron nicht ausschließen nachdem er
ihm seit Jahren nur Freundschaft und Loyalität geschenkt hatte. Das hatte er
sich verdient. Doch er hatte nicht viel Zeit zum erklären.
Harry gab Hermine, die noch immer die Stirn in Falten warf, um ihm zu zeigen,
wie unzufrieden sie mit der absoluten Erklärungsnot war, einen bedeutsamen
Blick - >Wow, seit wann kannst du bedeutsame Blicke verteilen, Harry?> - und
als diese daraufhin einen Schritt von ihm fort tat, ging er hinüber zu Ron.
„Danke, Ron. Ich weiß zwar nicht wie du es gemacht hast, aber danke.“
Er klopfte seinen rothaarigen Freund auf die Schulter und wappnete sich der
Dinge, die da kamen.
Und sie kamen, natürlich, so wie er sie erwartet hatte.
„Was ist denn los Harry? Wieso machst du so ein Aufhebens mitten in der
Nacht?“
Er sah beunruhigt aus, ebenso wie Hermine, die jedoch ein verständnisvolles und
irritierend beängstigtes Flackern in den Augen hatte.
„Es... Es ist kompliziert Ron. Die Geschichte ist länger, als die Zeit, die
wir jetzt haben. Nur soviel: Draco Malfoy ist ein Gefangener Voldemorts, weil
das Ministerium ihn dazu gezwungen hat für sie ein Spion unter den Todessern zu
werden. Aber er ist aufgeflogen und jetzt ist er in größter Gefahr.“
Er ratterte dies runter wie ein Roboter. Er konnte sich nicht dazu bringen es
langsamer oder verständlicher zu sagen, da es ihn bereits schmerzte es
überhaupt sagen zu müssen. Der entsetzte Aufschrei Hermines als sie die
schreckliche Entwicklung erfuhr, half auch nicht wirklich. Harry hatte ihr nicht
von Dracos ‚Mission’ erzählt.
„W...w-was?”, stammelte Ron und sah von Hermine zu Harry, als würde einer
von ihnen anfangen zu lachen, weil er darauf reinfiel.
„Malfoy? Aber er ist ein fieses kleines Arschloch, der seinen Meister doch
niemals verraten würde.“
Harry war dankbar als Hermione sich einschaltete.
„Draco, ist kein Todesser... zumindest war er noch keiner... und er ist in
letzter Zeit nicht mehr so ein unerträglicher Mistkerl gewesen, wie zuvor.“
Harry nickte zustimmend und nutzte die Pause, in der Ron mit dem Mund lautlos
das Wort „Draco“ formte, als könne er es nicht einmal aussprechen.
„Draco ist nicht so, wie wir immer dachten. Er wollte gar kein Todesser
werden.“
„Woher willst du das wissen?“ Ron hatte seine Stimme wieder gefunden.
Harry schluckte einmal ob dem, was er nun sagen musste, wenn er Draco kein
Unrecht tun und Ron nicht belügen wollte.
„Er ist mein Freund Ron...“
Auf Rons betrogenen Blick hin blickte Harry zu Boden und fügte hinzu: „Nicht
so wie ihr beide... ich meine wir sind nicht die besten Kumpels oder so, aber
ich kenne ihn und-“ Er holte einmal tief Luft. „Er bedeutet mir etwas.“
Harry war überrascht, als er wieder hochblickte, Hermine lächeln zu sehen.
Doch noch viel überraschter war er, da Ron keine Anstalten machte etwas zu
sagen, nur einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht hatte und unerwartet
verständnisvoll nickte. Harry hätte ihn in diesem Moment am liebsten geküsst.
Er war eben doch sein bester Freund.
Doch dies wurde – glücklicherweise – verhindert, als plötzlich ein lautes
Pochen an der Tür erschallte und das erste Mal seit langem Dumbledore seine
Position als Einrichtungsgegenstand in seinem eigenen Büro verließ.
>Er kann die Imitation einer Stehlampe erstaunlich gut für einen
Schulleiter...<
Dumbledore durchquerte mit drei lange Schritten das Büro, um die
Neuankömmlinge zu empfangen... Es waren zwei Ministeriumsbeamte. Einer war
Nymphadora Tonks, die Harry keck zuzwinkerte, der andere ein Unaussprechlicher,
den Harry nicht kannte und wenn er ihn sich so anschaute auch nicht kennen
wollte, zumal dieser etwas hinter sich herschweben ließ, das von Harry
unfehlbar als sein Malfoy-Portrait unter einem schwarzen Tuch identifiziert
wurde.
Harry hörte nicht zu, als der Mann sich vorstellte, er spürte nur die bloße
Wut in sich hoch kochen, als er daran dachte, dass sie Draco erpresst hatten.
>Auch wenn er sich nicht wehren wollte, sondern unbedingt den Held spielen
musste und das Richtige tun... Warum muss das Richtige immer auch das Dümmste
und das Gefährlichste sein?<
Dumbledore ließ den Mann das Bild abstellen und dann zurücktreten. Mit einem
Schwung von Dumbledores Zauberstab verschwand das schwarze Tuch und die kleine
Gruppe sah sich einer Lebensechten Darstellung Draco Malfoys gegenüber, der
gegen das plötzliche Licht anblinzelte und recht missgestimmt dreinschaute.
Dumbledore blickte interessiert auf Harrys Werk.
„Was genau hat das Ministerium denn in den letzten Wochen an Neuem
herausgefunden? Oder waren sie komplett untätig?“
Der namenlose Unaussprechliche sah unaussprechlich empört aus, ob dieser
dreisten Unterstellung.
„Wir haben jede uns bekannte Untersuchung mit dem Objekt durchgeführt und
haben einige neue Erkenntnisse gewonnen. Unter anderem sind wir zu dem Schluss
gelangt, dass der Zauber, die auf Mister Malfoy liegt, wohl am ehesten durch
einfachen Augenkontakt mit seinem zweidimensionalen Abbild wieder gelöst wird.
Er muss sich das Bild also nur ansehen, um wieder ein normales Leben zu
führen.“
Harrys Wut explodierte.
„Das heißt hätte das Ministerium das Bild nicht sofort beschlagnahmt, so
wäre all das nicht passiert, weil Draco es sich nur hätte ansehen müssen, um
nicht mehr unsterblich zu sein?“
Er schrie fast und hörte daher Rons „Unsterblich?“ nur mit dem hintersten
Winkel seines Verstands.
Der Unaussprechliche sah sichtlich unangenehm berührt aus, das sogar Tonks ihm
einen missbilligenden Blick zuschoss.
„Wisst ihr, es ist wirklich schlechter Umgang über jemanden in der dritten
Person zu sprechen, wenn er im Raum ist, auch wenn dieser jemand ein Bild
ist“, schnitt Malfoys Stimme leicht gelangweilt und gleichzeitig hochgradig
genervt durch die Unterhaltung. Harry konnte sich nicht dazu durchringen das
Bild mit Draco zu benennen, da er nicht Draco, sondern Malfoy gemalt hatte.
„Recht hat er“, ertönte Phineas Nigellus von der anderen Wand. Harry
verdrehte nur die Augen.
„Entschuldigen sie, Mister Malfoy.“
Dumbledore hielt es wohl für am klügsten Konfrontationskurs zu vermeiden.
„Aber wir haben sie aus einem bestimmten Grund hier her geholt.“
„Das habe ich mir schon denken können, als nicht mehr Unmengen an Zauberstab
schwingenden Unaussprechlichen um mich herum standen.“
Harry wurde unruhig. Sie hatten einen Grund hier zu sein und der war Draco zu
retten und jeder Moment, den sie verloren konnte Draco seine geistige und
seelische Gesundheit kosten. Es brach aus ihm heraus, ehe er darüber
nachdachte.
„Draco ist bei Voldemort. Er wurde wegen deiner Existenz dazu gezwungen sich
ihm als Spion anzuschließen und wurde enttarnt. Voldermort wird ihn in den
Wahnsinn quälen, wenn wir ihn nicht finden. Er hat Narcissa bereits getötet!
HILF UNS!“
Das letzte schrie er und musste fest schlucken um keine Tränen zu verlieren.
Malfoy sah ihn plötzlich erstaunlich nüchtern an.
„Wie?“
Dumbledore schaltete sich ein.
„Haben sie irgendeine Verbindung zu ihm? Eine Möglichkeit ihn zu finden?“
„Nein.“
Harry fühlte sein Herz schmerzen, als er in Malfoys absolut pessimistisches
Gesicht sah.
„Und wissen sie von einem Ort, wo eine Todesser-Einführungszeremonie
stattfinden würde? Irgendetwas?“
„Nein. Ich war nie ein Todesser und keiner hätte mir so etwas anvertraut.“
Harry spürte die pure Verzweiflung.
>Das war unsere letzte Chance Draco zu finden.<
„Nun, das war unsere vorletzte Chance Mister Malfoy zu finden.“
Harry sah Dumbledore wie erstarrt an.
„Und was ist unsere letzte?“
„Lucius Malfoy... Ich werde wohl einen Abstecher nach Askaban machen
müssen.“
„WIR werden einen Abstecher nach Askaban machen müssen!“, unterbrach Harry
seinen Schulleiter.
„Harry, Askaban ist kein Ort für einen minderjährigen Zauberer.“
„Das ist mir scheißegal, Professor. Wenn es eine Chance gibt Draco zu finden,
dann werde ich nicht zurückstehen, egal, was sie sagen!!!“
So heftig hatte Harry schon seit langem nicht mehr reagiert und Dumbledore war
sichtlich von seiner Entschlossenheit überrascht... positiv.
„In Ordnung Harry. Summerville, sie gehen zum Ministerium und besorgen uns
eine Besuchererlaubnis für zwei Personen für Askaban. Sagen sie Bescheid, wenn
sie sie haben und treffen sie uns dort.“
„Aber Sir, ich wurde nur zur Begleitung des Artefakts abgestellt...“
„Hier geht es um das Leben eines siebzehjährigen Jungen, Summerville.“
„Ja, Sir.“
Harry musste dem Unaussprechlichen, Summerville, seinen Respekt aussprechen als
dieser in den Kamin des Büros stieg und in grünen Flammen verschwand.
Dumbledore wandte sich vom Schreibtisch ab.
„Ich werde Professor Snape Beschied geben und ihm noch einige Anweisungen
hinterlassen. Nymphadora, sei do gut und schick Harry zu mir, wenn Summerville
sich meldet, ich werde außerhalb des Tors warten. Wir apparieren.“
Mit diesen Worten verließ er schneller als sein Alter ihm zutrauen ließ, das
Büro.
„Harry, ich halte Ausschau ...“
Überrascht und noch immer von der schnellen Entwicklung überrumpelt sah Harry
Tonks an.
„Was? Warum?“
Er verstand nichts.
„Du willst das Bild, ich weiß es. Es ist nicht richtig jemandes Leben in der
Hand zu halten, egal wer es tut.“
Harry blickte auf das Malfoy-Portrait, das einzige Druckmittel des Ministeriums
über Draco.
>Sie hat recht, ich will es haben, um Draco zu beschützen.<
„Warum willst du ihm helfen?“
Er zweifelte nicht an ihrer Aufrichtigkeit, doch sie hatte dennoch keinen Grund
Draco zu helfen.
„Er ist mein Cousin und er wollte das Richtige tun, obwohl es die schwerere
Entscheidung war. Das ist in dieser – meiner – Familie nicht wirklich
üblich... Er hat sich etwas familiäre Unterstützung verdient.“ Sie
lächelte traurig.
>Natürlich, Narcissa war ihre Tante und obwohl sie sich nicht mochten ist es
dennoch hart zu hören, dass die Schwester deiner Mutter für ihren Sohn
gestorben ist...<
Harry lächelte traurig zurück.
„Danke Tonks.“
„Versteck es irgendwo. Ich warte hier auf Summerville. Du hast zehn
Minuten.“
„In Ordnung. Pass solange auf Ron und Hermine auf.“
Er wusste sie brauchten keinen Schutz, aber er wollte dies alleine tun.
„Sicher.“
Sie legte jedem seiner Freunde eine Hand auf die Schulter.
Harry war dankbar, dass sie ihn nicht in Frage stellten und nicht aufhielten,
als er das Bild nahm und das Büro verließ. Er wusste wo er es verstecken
würde. Er hechtete die Treppe hinunter und schlug die Richtung zum siebten
Korridor ein... der Raum der Wünsche.
Bellatrix Lestrange hatte vor einer halben Stunde Dracos Gefängnis wieder
betreten und sich seitdem nicht mehr bewegt. Nur ihre Augen flackerten von einem
Punkt zum anderen. Ihr Zauberstab hing locker zwischen den Fingern ihrer rechter
Hand. Draco war sich sicher sie war geschickt worden, um ihn zu foltern, doch
sie tat es nicht. Alles was sie tat war Starren und Schweigen.
Ihre Augen waren blutunterlaufen und ruhten, wie so oft zuvor, auf der Leiche
ihrer Schwester.
Draco hielt es kaum aus, er wünschte sich, sie würde mit Flüchen um sich
werfen oder schreien oder – so absurd sie Idee für Bellatrix auch war –
weinen. Dieses Schweigen und Starren machte ihn verrückt, es war die ultimative
Anklage, es war... Folter.
~*~
Lucius Malfoy befand sich in einer der hintersten und dunkelsten Zellen
Askabans. Die Wachen waren der festen Überzeugung er habe schon vor langem den
Verstand verloren. Doch Harry war sich dessen nicht so sicher. Seine Augen
schienen zu wachsam, auch wenn er keine Bewegung und kein Zeichen des Erkennens
von sich gab.
Harry hatte gehofft Askaban niemals von innen sehen zu müssen. Die
unbarmherzige Kälte, die mit den Dementoren das Gefängnis durchstreifte, ließ
ihn erschauern. Er hörte das Gemurmel und das Stöhnen der leidenden und
geisteskranken Insassen und es machte ihn krank zu wissen, dass Sirius hier
ebenso eingekerkert gewesen war, wie ein verstörter Tiger in einem zu kleinen
Käfig.
Lucius Malfoy hatte jedoch eine ganz andere Aura, er schien ein Stein zu sein.
Eine dieser alten griechischen Statuen, die Jahrhunderte überdauern konnten in
Feuchtigkeit und Kälte (und) nur einen dünnen Film an Kondenswasser und Moos
aufbauten. Nichts, das eine Bürste und etwas Wasser nicht entfernen konnten.
Harry starrte in die Zelle, auf Malfoys blasses Gesicht und sein wirres blondes
Haar, sowie die kalten grauen Augen, die alles andere als Wahnsinn für Harry
ausstrahlten. Es waren Dracos Augen und wieder nicht. Die Farbe war exakt
gleich, jedoch der Ausdruck hätte nicht weiter von einander entfernt sein
können. Harry fragte sich, ob es bei ihm dasselbe war. Hatte er von seiner
Mutter nur die Farbe aber nicht die Seele geerbt? Er wollte dies gar nicht in
Betracht ziehen.
Dankbar registrierte er Dumbledore, der offenbar keine Zeit verlieren wollte.
Der Professor räusperte sich laut und sah Lucius Malfoy über die Gläser
seiner Halbmondbrille hinweg an. Die grauen Augen fuhren blitzschnell nach oben.
>Malfoys Vater ist keineswegs wahnsinnig.<
„Mister Malfoy, ich habe die traurige Pflicht ihnen mitzuteilen, dass ihre
Frau, Narcissa Malfoy zu früherer Stunde heute Nacht verstorben ist.“
Dumbledore war ungewohnt ernst. Seinem Auge fehlte der übliche Schelm.
Malfoy seinerseits bewegte sich das erste Mal bei ihrem Besuch. Er war in
Windeseile an den Gitterstäben und blitzte Dumbledore bösartig an.
„Was haben sie gesagt?“
„Es tut mir aufrichtig Leid, Mister Malfoy“, Dumbledore schien sich sicher,
dass seine Worte sehr wohl gehört worden waren.
„Wie?“
Es war nur ein Flüstern, doch Harry kam nicht umher die Bedrohung in der Stimme
des Gefangenen zu hören, als würde Malfoy bei jedem falschen Wort versuchen
durch die Gitterstäbe zu springen.
„Voldemort hat sie getötet.“
Dumbledore nahm seinen Blick nicht von seinem Gegenüber.
„Was?“
Lucius schien verwirrt, doch auch ein Schatten von Furcht stahl sich auf sein
Gesicht.
„Der dunkle Lord hat keinen Grund sie zu töten. Sie...“
Er brach ab, unwillig die Verstrickung seiner Frau mit den Todessern weiter zu
bestätigen.
„Er hatte keinen Grund. Bis heute“, korrigierte Dumbledore vorsichtig.
„Was habt ihr getan?“
Lucius Stimme wurde lauter und klang unangenehm rau.
„Welchen Grund hat er gehabt?“
Dumbledore schenkte ihm einen mitfühlenden Blick.
„Es war eine Strafe für ihren Sohn, Draco. Er hatte seine Erwartungen nicht
erfüllt und als Narcissa ihn in Schutz nahm, (so) wurde sie sein Druckmittel
gegen ihren Sohn... und zuletzt eine Strafe.“
„Draco?“
Lucius Atem beschleunigte sich sichtlich.
„Was hat er getan? Lebt er noch?“
Dumbledore löste das erste Mal seinen Blick von Lucius und sah zu Boden.
„Er lebt noch. Doch Voldemort hält ihn gefangen.“
„Das macht keinen Sinn.“
Malfoy schüttelte verwirrt den Kopf.
Harry konnte nicht länger still halten. Sie vergeudeten wertvolle Zeit. Zeit,
die Draco nicht hatte.
„Es gibt viel über Draco, was sie nicht wissen.“
Malfoy fuhr herum und starrte Harry an, als habe er ihn beleidigt, doch Harry
ließ sich nicht beirren. „Es gab einen Unfall. Draco hat einige seiner... Na
a, Eigenschaften mit einem Bild vertauscht und kann nicht mehr sterben. Daher
konnte Voldemort ihn nicht töten.“
Malfoy starrte ihn an als sei er nicht von dieser Welt.
„Du lügst, Potter. Draco hätte dem Lord nie einen Grund gegeben…“
„Er hat ihm nicht davon erzählt, das war schon genug um Voldemort es
versuchen zu lassen... Außerdem wollte er kein Todesser werden. Er wurde vom
Ministerium dazu gezwungen und... alles ging schief.“
Harry sah die reine Wut in Malfoys Augen. Er wusste nur nicht ob seine Wut dem
Ministerium oder Draco galt.
„Helfen sie uns, Mister Malfoy. Wir müssen wissen wo die
Einweihungszeremonien stattfinden.“
Malfoy wand sich ab und fasste mit beiden Händen tief in seinen Blonden Schopf.
„Dummes Kind! Wie konnte er nur so DUMM sein! Verrat! Er hätte es besser
wissen müssen!“
Jedes Wort war giftig wie ein Fluch und Harrys Hoffnungen schwanden.
„Bitte! Wir haben keine Zeit.“
Blitzschnell fuhr Malfoy herum und starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an.
„Woher wisst ihr das? Ihr könnt das gar nicht wissen! Potter, du lügst!
Draco würde uns nicht verraten!“
Harry starrte ihn entsetzt an, doch Dumbledore sprang in die Presche.
„Harry hat, wie sie wissen, eine Verbindung zu Voldemort. Er hat es alles mit
eigenen Augen gesehen.“
„Lügner!“, spie Malfoy. Harry kam nicht umher es als eine Tat purer
Verzweiflung zu sehen. Malfoy klammerte sich an den letzten Strohhalm, der seine
Frau noch am Leben und seinen Sohn nicht in größter Gefahr ließ.
„Wir können es beweisen!“
Harry starrte Dumbledore an, ebenso wie Lucius. Doch der Professor zwinkerte nur
einmal und zog dann aus seiner Umhangtasche etwas kleines Schwarzes und legte es
in die Zelle. Ein Schwung seines Zauberstabes und das Denkarium aus seinem Büro
stand auf dem kalten Steinboden Askabans.
„Harry wärst du so freundlich deine Vision zur Verfügung zu stellen?“
Bellatrix starrte noch immer und Draco spürte, wie sein Blick ebenfalls wieder
zu seiner toten Mutter gezogen wurde. Sie sah so verletzlich aus. Draco konnte
es nicht ertragen, dass irgendjemand sie so sah, sich so an sie erinnerte. Das
hatte sie nicht verdient.
>Ich muss etwas tun. Bellatrix, muss aufhören!<
„Bellatrix, starr sie nicht so an. Sie ist tot. Er hat sie umgebracht und du
hast nur zugesehen. Du hast nichts getan. Du hast nicht das Recht sie so
anzusehen!“
>Ebenso wenig wie ich!<
Niemand hatte in Dracos Augen das Recht.
Endlich, nach über einer Stunde – oder waren es zwei? – löste sich
Bellatrix aus ihrer Starre und Draco atmete auf. Noch eine Minute länger und er
hätte geschrieen.
Draco schrie. Es dauerte einige Sekunden bis sein Gehirn es verarbeitete, dass
er derjenige war, der diesen schrecklichen Schrei ausstieß und einige weitere
um zu registrieren, dass es die unsäglichen Schmerzen waren, die ihn zu diesem
Schrei verleiteten und seinen Körper unkontrolliert zucken ließen.
„DU hast sie getötet!“, kreischte seine Tante über seine eigenen Schreie.
„Deinetwegen war sie blind für den Zorn unseres Meisters! Seinetwegen ist sie
gestorben!“
Bellatrix löste den Fluch trat zu Draco heran, um ihn an den Haaren in den
Stand zu ziehen und im ihren Zauberstab an die Kehle zu drücken.
„Es war der schwärzeste Tag in Cissys Leben als sie dich geboren hat,
Verräter!“
Draco schlug auf dem kalten Boden auf. Er zuckte und wand sich unter Schmerzen.
>Sie hat Recht und bald ist es vorbei!<
Er begann seinen Schreien Worte einzuverleiben, Bellatrix anzustacheln und zu
ermutigen. Bald war es vorbei.
„Danke, Lucius.“
Dumbledore nickte dem Gefangenen einmal zu und wandte ich zum Gehen. Harry
starrte Malfoy noch einmal an. Dieser sah zum ersten Mal in seinem Leben wie
ein gebrochener Mann aus. Als er aus dem Denkarium aufgestiegen war, hatte sein
Gesicht reinen Horror und Entsetzen, Trauer und Leid gezeigt. Ohne seinen Blick
zu ihnen zu heben hatte er den Ort der Einführungsrituale genannt. Nun schien
er sie nicht einmal mehr wahrzunehmen.
„Wir werden ihn retten.“
Harry konnte einfach nicht anders, als ihm dies zu versichern.
>Du willst dir doch nur selbst Mut machen.<
Dracos Vater schien ihn nicht zu hören.
Lucius Malfoy würde nie wieder sprechen.
„Komm schon Bellatrix! Ist das etwa das Beste, was du zu bieten hast? Und du
willst die grausamste Foltermeisterin sein, die Voldemort zu bieten hat? Das ist
armselig!“, brüllte Draco, seine Stimme rau und heiser von seinen zahllosen
Schreien. Bellatrix schwitzte vor Anstrengung und Draco spürte bereits seit
geraumer Zeit seine Fingerspitzen und seine Zungenspitze nicht mehr, doch es war
ihm egal. Jetzt war alles egal, doch er würde Bellatrix den Horrortrip ihres
Lebens verpassen. Sie würde nie wieder jemanden foltern können, ohne seinen
Hohn zu hören.
>Wie schmeckt dir das Bellatrix? Das ist für den Tod meiner Mutter! Wie
konntest du nur so zusehen?<
„Na los, Tante Bella! Gibst du etwa schon auf? Hat Askaban dir die Zähne
gezogen und die Krallen gestutzt? Du bist eine Witzfigur, Bellatrix! Du...“
!!PANG!!
Wie von einem Orkan getroffen wurde die Tür aus ihren Angeln gerissen und
schlug Bellatrix mit voller Wucht in den Rücken. Sie wurde zu Boden gerissen
und blieb reglos unter dem Holzschutt liegen, der einst den Eingang des Raumes
gestellt hatte.
„Draco!“
Draco war sich sicher er halluzinierte, als Harry in den Raum stürzte.
Bellatrix hatte ihn wirklich in den Wahnsinn getrieben!
... to be continued ...
Titel: “l’addition” = die Rechung (in diesem Fall wohl eher
Abrechnung…)
A/N: JA, er ist gekommen! Seid ihr nun zufrieden? Draco ist gerettet... vorerst.
Das nächste Kapitel ist das LETZTE. Freut euch drauf. Bis bald, Birdie *alle
abknutscht*
Kapitel 11: le dernier chapitre
-------------------------------
A/N: Vor 4 Jahren habe ich diese Story angefangen. Endlich hat sie ein Ende. Ich
habe keine gute Ausrede warum ich so lange gebraucht habe. Inzwischen schreibe
ich Englisch und habe auch ein neues Fandom gefunden... Vielleicht ist das nicht
meine letzte HP Fic, doch es wird wohl die letzte auf Deutsch sein. *hugs*
Previously: //„Draco!“
Draco war sich sicher, dass er halluzinierte, als Harry in den Raum stürzte.
Bellatrix hatte ihn wirklich in den Wahnsinn getrieben!//
Kapitel 10: le dernier chapitre
„Draco!“ Harry flog geradezu in den Raum aus dem er Dracos Schreie gehört
hatte. Er sah Bellatrix Lestrange bewusstlos am Boden liegen und legte einen
Fesselzauber auf sie, nur um sicher zu gehen. Als er aufsah, meinte er sein Herz
gefrieren zu spüren, als es für einen Schlag aussetzte. Die Szenerie vor ihm
war das Grausamste, das Harry je gesehen hatte. Draco kauerte auf dem Steinboden
nur wenige Meter von ihm entfernt, zitternd und nur mit einem Paar Shorts
bekleidet. Seine blasse Haut war stellenweise verkrustet mit dunklem, halb
geronnenem Blut. Harry stürzte zu ihm ohne nach weiteren Angreifern Ausschau zu
halten. Es war ihm egal.
Draco starrte ihn wortlos an. Seine Augen waren rot unterlaufen und Harry war
sich nicht sicher, dass Draco ihn noch erkannte.
>Oh Gott, oh Gott. Bitte nicht!<
Harry fiel vor ihm auf die Knie und fasste Draco bei den Schultern. „Draco!“
Er begann Verletzungen zu suchen, etwas, dass das Blut erklären würde, doch er
schien körperlich gesund zu sein.
>Du Idiot. Er ist unsterblich, schon vergessen?<
Als Harry ihn berührte, änderte sich der Ausdruck in Dracos Gesicht. Er schien
enstaunt. Harry hatte nicht die geringste Ahnung, was das bedeutete, doch er
nahm es als ein gutes Zeichen, dass sein Freund noch nicht verloren war.
>Draco ist mein Freund, ja.<
„Harry?“ Die erste Reaktion seit Harry’s Erscheinen klang heißer und
angestrengt. „Er hat sie umgebracht Harry.“ Es war kaum lauter als ein
Flüstern und es kostete Harry viel Aufmerksamkeit Dracos raue Stimme zu
verstehen. Er folgte dem Blick des Slytherin zu einer Person, die nur einige
Schritte entfernt am Boden lag. Narcissa.
„Ich weiß.“ Harry musste die Augen schließen. Er konnte ihren Anblick kaum
ertragen. Er fühlte sich hilflos. Er hatte Draco im Stich gelassen. Ebenso wie
Narcissa. Er hätte es verhindern sollen, statt alldem nur tatenlos zuzusehen.
Harry ertrug es nicht mehr. Er wollte diesen ekelerregenden Ort verlassen, all
das Blut und die Schmerzen, die diesen Menschen zugefügt wurden, wegwaschen. Er
musste etwas tun, musste sich fortbewegen. Egal wohin, nur weg. Er stand auf und
zog seinen Mantel aus, um ihn Draco um die Schultern zu legen. „Wir müssen
hier weg. Der Orden des Phönix versucht die Todesser zurück zu drängen. Wir
wissen nicht wie viele hier sind.“
Harry half Draco auf die Beine, hob ihn geradezu hoch.
>Gott, er ist so dünn. Ich könnte ihn hier raus tragen.<
„Kannst du laufen?“
Draco sah an sich herab und schauderte. Er zog Harry’s Mantel um sich, mehr um
das Blut seiner Mutter zu verdecken, als um sich zu wärmen. Er hasste sich
dafür zu gehen und sie zurückzulassen. Doch er nickte trotz alldem. „Ich
kann immer laufen.“
Er rappelte sich auf und Harry griff nach seinem Arm, unsicher ob laufen und
stehen in diesem Fall dasselbe bedeuteten. Draco erstarrte für einen Moment.
Der Stoff über seinen Schultern spannte sich an, als seine Muskeln sich
verkrampften. Doch der Moment ging vorüber als Draco einen tiefen Atemzug nahm,
die Kontrolle über sich selbst wiedergewann, und sich die Spannung etwas
löste.
>Er hat doch keine Angst vor mir, oder?<
Draco stand auf wackeligen Beinen, das Gesicht müde und die Augen schwer. Harry
sah wie die grauen Augen unruhig durch den Raum huschten, wobei sie einen Bogen
um die Blutlache machten in der Narcissa noch immer lag. Sie blieben an
Bellatrix hängen und hilflose Wut flackerte über Dracos Gesicht. Er machte
eine unvermittelte Bewegung auf sie zu und Harrys Griff um seinen Arm
verstärkte sich.
„Draco.“ Der Nachdruck in Harrys Stimme glitt an Draco vorbei wie eine Welle
über Kiesel.
“Komm schon, Draco! Wir müssen hier weg.“
Mit stillem Gehorsam bewegten sich Dracos nackte Füße in einer seltsam
fließenden Bewegung, die in schmerzhaftem Kontrast zu der Kraftlosigkeit stand,
die Dracos kauernde Form ausdrückte. >Hör auf zu denken und fang an zu laufen,
Harry!<
Dracos Schultern in festem Griff, bewegte sich Harry Richtung Tür. Er wusste
nicht wie viele Todesser sich noch in den düsteren Gängen aufhielten, doch er
war sicher Voldemort war nicht fern. Die immer hervorstehende Narbe auf seiner
Stirn spannte unangenehm und hatte zu stechen begonnen in dem Moment, in dem er
in die Nähe von Voldemorts Versteck kam. Der Drang das unangenehme Gefühl
wegzukratzen war jedoch nicht so stark wie der Draco fest in seinem Griff zu
behalten. Harry würde den Blonden so schnell nicht wieder loslassen.
Die Schritte der beiden jungen Männer hallten laut und klar durch die
kerkerähnlichen Gänge und Harrys Herz schlug ihm bis zum Hals bei dem
Gedanken, dass jemand sie hören könnte. Noch beunruhigender jedoch war Dracos
Mangel von Panik oder Angst. Würde Draco nicht aus eigener Kraft neben ihm
herlaufen, so wären Harry Zweifel daran gekommen, dass der andere Junge
überhaupt wach und ansprechbar war.
>Gott, wir müssen hier raus. Ich muss ihn hier rausbringen!<
In den Tiefen der Ruinen, die Voldemort für seine Initiationsriten ausgewählt
hatte, war apparieren zu gefährlich – oder zumindest war dies die
Einschätzung der Auroren, der Harry nicht wirklich zu widersprechen wagte. Sie
mussten weiter gen Oberfläche, weg von der unberechenbaren dunklen Energie, die
Jahrhunderte von Zauberei und Folter in den Untiefen der Katakomben angesammelt
hatten.
>Wenn du dich jetzt verläufst, seid ihr beide tot.< Trotz der feuchten Kälte,
die durch die Steinwände sickerte, klebte Harrys Shirt durch den Angstweiß auf
seinem Rücken. Als er seinen Weg durch die dunklen Gänge navigierte, in der
Hoffnung sich richtig daran zu erinnern wo er hergekommen war, konnte Harry
nicht anders als sich zu wundern wie er Draco in diesem dunklen Loch jemals
gefunden hatte. Als er den Gang entlang gerannt war, hatte er Dracos Schreie
gehört. Es war das schlimmste Geräusch seines Lebens und Harrys Magen zog sich
schmerzhaft zusammen als seine Gedanken zu Schmerzensschreien und hysterischem
Gelächter zurückkehrten.
Alle Gedanken an das Geschehene stoppten, als Draco abrupt stehen blieb und
Harry spürte sein eigenes Herz zusammenzucken. Vier Todesser kamen ihnen
entgegen, Zauberstäbe gezückt und Flüche auf den Lippen. In reinem Reflex zog
Harry Draco mit sich zurück um die Ecke und presste sie beide gegen die
schützende Steinwand, als Zauber und Flüche mit roten Funken und grünem Licht
den dunklen Gang illuminierten, als sie auf feuchten Stein trafen.
>Oh Gott, was jetzt? Sind wir schon hoch genug?<
Harry hatte den Ruf waghalsig zu sein, doch sein bisheriger Mangel an tödlichen
Ausgängen besagter Waghalsigkeit hatte ihn dazu gebracht sich im Zweifelsfall
auf seine Instinkte zu verlassen. Es bräuchte viel Glück sich unbeschadet an
vier Todessern vorbei zu kämpfen und Harry hatte das schlechte Gefühl, dass es
noch mehr Todesser gab, wo diese vier herkamen.
Die Entscheidung kam ohne klaren Gedanken aus reinem Bauchgefühl und Harry
legte beide Arme um Draco und konzentrierte sich stärker als je zuvor als er
seinen Zauberstab in einer wohlgeübten Bewegung schwang… doch er hatte keine
Gelegenheit zu apparieren.
Anstelle des bekannten Zuges in der Bauchgegend fühlte Harry einen Schlag gegen
den Rücken. Der Fluch, der ihn traf schleuderte Harry nach mit
markerschütternder Kraft vorne gegen Draco und die Wand. Der Aufprall presste
all Luft aus Harrys Lunge und er sank keuchend zu Boden.
Voldemort stand in all seiner schauerlichen Autorität dort, wo Harry und Draco
gerade hergekommen waren, ein böses Grinsen auf seinem lippenlosen Gesicht und
den Zauberstab auf Harry gerichtet. Oh Gott…
Dracos Knie, steif vor Kälte und Anstrengung, gaben unter dem plötzlichen
Gewicht von Harrys Körper, das gegen ihn geworfen wurde, nach. Der Dunkle Lord
hatte sie verfolgt und eingeholt. Der dunkle Schleier, der sich über Dracos
Bewusstsein gelegt und keinen anderen Gedanken zugelassen hatte als >geh mit
Harry< wurde plötzlich geflutet mit dem Wissen, dass Harrys Leben an einem
seidenen Faden hing.
Der Dunkle Lord schien einen perfiden Geschmack an der Situation zu finden
während seine Gefolgsleute, die Harry und Draco direkt in seine Arme gejagt
hatten, den Kreis schlossen, der sie effektiv einkesselte. Dracos Atem
beschleunigte sich als Harry mit harschen Bewegungen versuchte wieder auf die
Beine zu kommen ohne seinen Zauberstab sinken zu lassen.
>Der Lord wird ihn umbringen… Harry wird sterben und ich bin allein<. Der
Gedanke ließ Draco die Zähne zusammenbeißen als ein Entschluss sich in ihm
festsetzte, den er möglicherweise mit seiner Zurechnungsfähigkeit bezahlen
würde. >Niemals.<
Der erste Fluch kam nicht von Voldemort und um ein Haar hätte Draco ihn nicht
bemerkt, doch Mulciber war noch nie gut darin seine Flüche wortlos zu
produzieren. Es war knapp, doch Draco war schnell und sprang in der letzten
Sekunde vor Harry. Im ersten Moment fühlte es sich an wie eine Ohrfeige und
Draco’s Kopf schnappe zur Seite. Nach einer Sekunde jedoch spürte er Blut,
warm und feucht seine Wange und Hals herunter laufen. Es sollte wehtun, oder?
Vielleicht hatte Bellatrix Cruciatus seine Schmerzfasern ausgebrannt und
vielleicht war sein Körper nur noch im natürlichen Schock nachdem der Zauber
sein Fleisch geteilt hatte wie Butter. Doch ein seltsames Prickeln und die
Weiten Augen der Todesser als sie einen entsetzten Schritt zurücktaumelten
machten klar, dass die tiefen Schnitte bereits wieder heilten.
„Harry. Wie schön, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst.“ Voldemort
schien den Zwischenfall zu ignorieren und Draco presste seinen nackten Rücken
nah an Harry als er die Todesser nicht aus den Augen ließ. Der Umhang, den
Harry ihm gegeben hatte lag nutzlos am Boden, doch die Kälte war sein kleinstes
Problem. Es war ja nicht so als könne er erfrieren.
Harry war steif vor Angst und Konzentration, Zauberstab allzeit bereit und
Zähne fest zusammengebissen. Voldemorts Begrüßung blieb unbeantwortet, doch
wer interessiert sich schon für Höflichkeit wenn es ums Überleben geht?
Voldemorts Lachen klang wie das Rasseln von Knochen und alle Haare auf Dracos
Körper stellten sich auf, während er sich näher and Harry presste. Seine
Augen sprangen vom Dunklen Lord zu seinen Gefolgsleuten und wieder zurück,
ruhelos hin und her tänzelnd. Die Todesser kreisten wie hungrige Hunde,
bewegten sich zu einer Seite und wieder zurück. Draco hatte keinen Zauberstab.
>Verdammt! Ich hätte Bellatrix Zauberstab mitnehmen sollen. Warum habe ich
nicht daran gedacht?< Doch er war den vier Männern sichtlich nicht geheuer. Es
war ein kleiner Vorteil, den er voll auszunutzen gedachte.
„Potter, Potter. Wer hätte gedacht, dass es dem Jungen-der-lebte jemals die
Sprache verschlagen würde? Warum so still?“
Draco riskierte einen schnellen Blick auf Harry. Der junge Mann war
kreidebleich, die feuerrote Narbe auf seiner Stirn schien geradezu zu glühen
und eine Schweißperle rollte seine Schläfe hinab. Harry biss die Zähne so
fest zusammen, dass Draco ihr Knirschen wahrnehmen konnte. Die Anspannung war
sichtbar, greifbar.
„Vielleicht ist er es einfach nur satt sich mit einem Wahnsinnigen wie dir
abzugeben!“ Draco wusste nicht wo die plötzliche Wut herkam, die ihn dazu
veranlasste den Dunklen Lord so anzuschreien. Angst, Respekt und
Zurechnungsfähigkeit schienen sich verabschiedet zu haben und ließe einen
Draco zurück, der wusste, dass für ihn alle Rettung schon zu spät war.
Voldemorts schlangengleiches Gesicht verzog sich für einen Moment zu einer
Fratze der Wut, die jedoch bald einem beängstigenden Grinsen wich. Voldemort
lachte erneut und Draco spürte Harrys Schaudern wo ihre Körper aneinander
gepresst waren.
„Junge, es sieht so aus als hätte deine Tante dir den letzten Verstand aus
deinem hübschen Kopf gefoltert. Zu schade. Ich hatte mich darauf gefreut selbst
noch einmal Hand anzulegen!“
Draco hatte nicht mit Harrys heftiger Reaktion gerechnet. Der Gryffindor sprang
vorwärts und ließ seinen Zauberstab in einer harten Bewegung durch die Luft
schnappen. Purpurfarbenes Feuer schoss auf Voldemort zu und traf auf eine
schützende Glocke aus gleißend weißem Licht. Offensichtlich war der Angriff
auf ihren Meister aller Ansporn, den die Todesser benötigten und Draco konnte
nichts anderes tun als sich vor Harry stellen, Arme ausgebreitet wie imaginäre
Flügel. Ein Fluch war zu hoch gezielt und traf die steinerne Tunneldecke, die
anderen beiden trafen Dracos Brust und seinen linken Arm. Die Haut an seinem Arm
schmolz geradezu und Dracos Mund öffnete sich in einem stummen Schrei als
Mulcibers Kompressionszauber seinen Brustkorb zerquetschte und alle Luft seine
Lungen verließ. Seine Knie gaben nach und Draco schwankte, doch aller Schmerz
verschwand so schnell wie er gekommen war und er fing sich im letzten Moment
bevor seine Knie hart auf dem Boden aufschlagen konnten.
„Draco!“ Voldemorts Stimme war leise und trug kaum verborgene Wut. „Dummer
Junge. Du kannst ihn nicht beschützen!“
„Das werde wir doch mal sehen.“ Er war nicht darauf vorbereitet selbst das
Ziel eines Angriffs zu sein, doch Voldemorts Fluch traf Draco in der Magengegend
ungebremst von Harrys Protego der den Bruchteil einer Sekunde zu spät gekommen
war. Die Wucht des Zaubers warf Draco zur Seite und er flog mehrere Meter durch
die Luft, weit weg von Harry und der Möglichkeit den Retter der Zaubererwelt
vor weiteren Flüchen zu schützen.
Harrys Schrei des Entsetzens würde übertönt von einem lauten Stöhnen als
Draco mit etwas weichem kollidierte. Einer der Todesser war nicht aufmerksam
genug gewesen rechtzeitig aus der Flugbahn zu flüchten. Der Mann ging zu Boden,
begleitet von einem dumpfen Schlag, als sein Kopf auf dem harten Boden
aufschlug. Draco, atemlos von der Wucht des Fluchs, blinzelte zweimal
desorientiert bevor Harrys Stimme ihn wieder ins Diesseits zurückholte. Er
rollte von dem gefallenen Mann herunter. Der Todesser war ohnmächtig, sichtlich
KO von dem gewaltigen Aufpralls.
„Protego!“ Harry und Voldemort waren in ein Duell vertieft, das Harry in der
Defensive drängte, unfähig mehr zu tun als sich zu verteidigen. Dracos Blick
fiel auf den Zauberstab des ohnmächtigen Todessers, der nur wenige Zentimeter
von dessen Hand entfernt lag. Er warf sich vorwärts um den ersehnten Gegenstand
zu ergattern, doch als sich seine Hand um das Holz des Stabs schloss, kam ein
Fuß aus dem nirgendwo gnadenlos nieder. Der Stiefel traf Draco’s Handgelenk
mit unverminderter Kraft und Draco spürte die Knochen zersplittern, als seine
Hand mitsamt Zauberstab am Boden festgenagelt wurde.
„Nicht so eilig, Malfoy!“ Mulcibers bösartiges Lächeln und die Spitze
seines Zauberstabs gegen seine Brust ließen Draco für einen Moment in seinen
Bewegungen inne halten, als er am Boden kniend zu dem anderen Mann aufsah. Doch
die Geräusche des Kampfes der hinter seinem Rücken vor sich ging, Harrys
angestrengtes Stöhnen und das Lachen des Dunklen Lords ließen jegliche Angst
davonschmelzen. Draco warf sich vorwärts, die freie Hand griff nach Mulcibers
Zauberstab und aus Mangel and Optionen tat Draco das erste, das ihm in den Sinn
kam: Er biss zu.
Mulcibers Schrei als Draco’s Zähne sich in seine Hand vergruben wurde
begleiten von einem instinktiven Sprung zurück. Mulcibers Zauberstab fiel zu
Boden und Dracos Hand war frei. Er spürte wie die zarten Knöchelchen seiner
Handwurzel wieder in ihre Ausgangsposition zurückglitten. Das Gefühl war
unangenehm, doch er zögerte nicht die Finger dieser Hand wieder um den
Zauberstab zu schließen und Mulciber mit einem wohl gezielten Stupefy nieder zu
strecken.
„Avada Kedavra!“ Grünes Licht warf seinen Schatten über Draco als die
übriggebliebenen Todesser den Todesfluch über ihn verhängten. Draco zuckte
als seine Sicht für einen Moment schwarz wurde, nur um in ihren
Ursprungszustand zurück zu kehren. Als Draco sich umdrehte sah er die weiten,
angsterfüllten Augen der beiden Männer und es bereitete ihm unsagbares
Vergnügen zu sehen wie der kleinere von ihnen mit einem entsetzen Schrei den
Gang herunter stürmte und verschwand.
„Incarcerus!“ Der letzte Todesser war noch zu geschockt, um Dracos
Fesselzauber abzuwehren, doch der Slytherin nahm sich nicht die Zeit zuzusehen,
wie sich die Stricke um den Mann wanden als ein Krachen hinter ihm Zeugnis davon
trug, dass der Kampf zwischen Harry und Voldemort noch immer im Gange war.
Harry’s Schulter traf die Wand mit markerschütternder Wucht. Sein
Schildzauber hatte Voldemorts letzten Angriff zwar abgefangen, doch die Energie
hatte ihn zurückgeworfen. Er wusste nicht wie lange er sein Schild noch
aufrecht halten konnte als seine Hand vor Anstrengung zitterte. Kalter Schweiß
benetzte seine Haut und sickerte in seine Kleidung, die klamm an seinem Körper
klebte. Jeder Protego, jede Gegenwehr hinterließ einen neuen Krater, den er
nicht wieder aufzufüllen vermochte. Voldemort war stark, seine Flüche scharf
wie Rasierklingen und ebenso blutrünstig. Doch der größte dunkle Zauberer der
Geschichte schien sich nicht zu verausgaben und sein Lachen zeugte davon, dass
er das Spiel genoss. Ein Avada Kedavra könnte Harry auf immer niederstrecken,
doch Voldemort genoss es zu sehr Harry zappeln zu sehen. >Vielleicht macht er
einen Fehler. Nur eine Öffnung... vielleicht.<
Es war eine absurde Hoffnung, doch Harry war zu stur um aufzugeben. >Was
passiert mit Draco, wenn du versagst, Potter?< Es war aller Antrieb den er
brauchte um einen weiteren Fluch abzuschmettern. Voldemorts Angriffe waren
machtvoll, ohne Subtilität. Er hatte es nicht nötig subtil zu sein, wenn er
ein solches Arsenal zur Verfügung hatte.
„Du enttäuscht mich, Potter! Ich dachte Dumbledore hätte einen mächtigeren
Zauberer als sein Ass eingesetzt.“ Die Magie, die auf sein schwächer
werdendes Schild einhämmerte, stoppte abrupt und Harry sog einen Schwall
feuchtkalter Luft in seine Lungen. „Enttäuschend! Avada Ke...“ Voldemort
war des Spiels wohl müde geworden und Harry warf sich zur Seite bei dem Versuch
dem Todesfluch von der Schippe zu springen, doch das verheerende grüne Licht
blieb aus.
“Crucio!” Dracos Stimme klang wie Regen nach einer langen Dürre. Harry
hatte ihn aus den Augen verloren als Voldemort den Blonden den dunklen Gang
hinunter katapultiert hatte. Am Rand seines Sichtfelds sah Harry den Slytherin
mit erhobenem Zauberstab näher schreiten und beeilte sich wieder auf die Beine
zu kommen, nachdem sein verzweifelter Sprung ihn zu Boden geworfen hatte.
Voldemorts reptilienhaftes Gesicht zuckte und sein Kopf riss herum um den
Störenfried zu betrachten, Todesfluch unvollendet und vergessen. „Dummer
Junge, Malfoy. Lord Voldemort kennt keinen Schmerz.“
Ein Teil von Harry war sich sicher, dass diese Aussage eine Lüge war. Voldemort
mochte Schmerz ignorieren, doch er hatte ausgereicht ihn von seinem Vorhaben
Harry zu ermorden, abzulenken.
„Das ist mir scheißegal!“ Draco zögerte nicht seinen Zauberstab erneut zu
schwingen und einen weiteren Fluch auf Voldemort zu schleudern. Voldemorts
Lachen war verschwunden, ersetzt durch eine unbändige Wut gen Dracos dreistem
Angriff. Kein einziger Zauber des Blonden traf sein Ziel und Harry starrte sie
mit Entsetzen an, während Draco und Voldemort eine dunklen Fluch nach dem
anderen auf einander warfen. Voldemort deflektierte alle Angriffe während sich
auf Dracos Körper eine bösartige Wunde nach der anderen öffnete und wieder
verschloss.
Harry blinzelte als graue Augen für einen Moment seinen Blick trafen. Seine
Starre endete mit der plötzlichen Erkenntnis, was Draco gerade tat. >Er lenkt
Voldemort ab. Er hat ihn so wütend gemacht, damit du ihn überwältigen kannst.
Jetzt Harry. Jetzt oder nie.<
Harry wusste nicht was er tat, er wusste nicht welcher Zauber stark genug sein
könnte Voldemort zu zerstören, doch er würde verdammt sein, wenn er nicht
alles was er hatte in diesen einen Angriff setzen würde. Harry zwang so viel
Luft in seine Lungen wie menschenmöglich und konzentrierte sich, all seine
haltlose Frustration, der einsame Schmerz und die nagende Hoffnungslosigkeit,
die sein Leben bis dato zur Hölle gemacht hatten zu sammeln in diesem Moment.
Die Panik, die er verspürte, als Draco fort war und die Wut gegenüber dem, der
ihm alles genommen hatte, das er jemals vermisste, waren die Spitze des Speers.
Harrys Finger und Beine kribbelten, seine Brust brannte wie Feuer und Funken
sprühten am Rand seines Gesichtsfelds. Ein markerschütternder Schrei vibrierte
entlang der Wände der gruftartigen Katakomben und es dauerte einen Moment bis
Harry registrierte, dass es seine eigene Stimme war, die nun geradezu
unmenschlich vom Stein wiederhallte. Das Licht, das von der Spitze seines
Zauberstabs explodierte war gleißend weiß, eine Supernova, die alle Schatten
davonjagte und nur reines, gnadenlos reinigendes Feuer hinterließ.
Voldemorts entsetztes Gesicht war Ausdruck seiner Überraschung, doch er konnte
Harrys Nova nicht entkommen, konnte sie nicht einmal zu blocken versuchen, da
Draco sich auf ihn warf, seinen Zauberstab griff und ihn mit seinem Körper
blockierte. Es war als würde Harry der Szene in den Katakomben von außen
zusehen, wie sich in Zeitlupe alles entfaltete. Voldemorts letzter Fluch riss
durch Dracos Seite und hinterließ einen hellroten Dunst, der sich in das Licht
der Nova mischte und Harrys Wut ins unermessliche ansteigen ließ. Der
zeitlupenartige Moment fand ein harsches Ende als eine letzte Welle an rohem
Hass die Nova nach vorn katapultierte und die ganze Welt weiß wurde...
„Harry. Harry? HARRY!“ Die Katakomben lagen in Schutt und Asche. Steinstaub
hing zum Schneiden dick in der Luft und noch immer rieselten Stücke der
Baumasse herab. Harrys letzter Zauber, was auch immer er gewesen war, hatte nur
Verwüstung hinterlassen. Dracos Finger waren taub, kalt und zittrig als er sich
durch den Schutt wühlte. Voldemort war fort. Ein Krater aus verkohltem Stein
war dort, wo der Dunkle Lord zuletzt gestanden hatte.
Dracos Körper fühlte sich fremd an, dumpf und scharf zugleich, als die
ausgebrannten Nervenenden bei jeder Bewegung protestierten oder einfach ihren
Dienst inzwischen vollends eingestellt hatten. Die Luft war erstickend schwer
von Asche und Staub und er konnte kaum weiter als seine eigene Hand sehen, als
er durch die Zerstörung stolperte.
„Harry?“ >Bitte, bitte... er kann nicht tot sein. Er kann nicht...<
Sein Fuß stieß gegen etwas Weiches und Draco fiel auf die Knie, Hände suchend
nach einem Lebenszeichen ausgestreckt. Seine Finger schlossen sich um einen Arm
und er lehnte sich vor, die Hände suchend nach dem Körper zu dem er gehörte,
hoffend auf einen Puls, einen Atem... Seine Fingerkuppen fanden einen Hals und
ein Seufzer verließ Dracos Mund als er einen Herzschlag fand, schwach und
flatternd aber vorhanden. Er lehnte sich über den Körper und fand Harrys
Gesicht, bleich und geschwollen, verschmiert mit Dreck und seinem eigenen Blut.
Das Gemäuer um sie herum stöhnte tief und ächzend als ein Schauer durch den
Stein fuhr, der erneut Staub und Felsstücke auf sie herabrieseln ließ. Draco
kauerte über Harrys malträtiertem Körper als schützende Kuppel über ihm.
Der Gang konnte jeden Moment über ihnen zusammenstürzen.
>Wir müssen hier raus. Harry braucht Hilfe. Tu etwas, Draco!<
Er griff Harry mit zitternden Händen, zu schwach um ihn hochzuheben. Die
nächste Eruption war bereits stärker und Panik schlich sich in Dracos
Bewusstsein. Harry war der Held, nicht er. Draco war noch nie gut darin gewesen
anderen Menschen zu helfen. >Was würde Harry tun?<
Zweifelsohne etwas unsagbar Waghalsiges. Draco fand Harrys Zauberstab noch immer
fest in seiner Hand und biss sich so hart auf die Zunge, dass er Blut schmeckte.
Als der Gang erneut von einem Beben geschüttelt wurde und das Geräusch von
brechendem Stein lauter wurde, zögerte Draco nicht mehr. Er schwang den
Zauberstab und apparierte, betend, dass er nicht gerade sich und Harry in
tausend Stücke zerriss.
Harrys Kopf schwamm, Gedanken in einem Wirbel aus Erinnerungen, Träumen und
Schmerzen. Seine Schläfen pochten merkbar und sein Brustkorb fühlte sich an
als würde jemand darauf sitzen. Er wollte wieder einschlafen, wollte vergessen,
was er noch nicht wieder erinnert hatte, das Gefühl der Dringlichkeit, das sich
am Rand seines Bewusstseins ausbreitete. Er lag vollkommen still aus Angst, dass
weitere Bewegungen nur mehr Schmerzen hervorbringen würden und versuchte wieder
einzuschlafen, doch das Hämmern in seinem Schädel war gnadenlos.
Seine Augen schmerzten und weiße Punkte flickerten hinter seinen Lidern. Er
erinnerte sich an Licht, gleißendes weißes Licht. >Was zum Teufel ist
passiert?<
Als die Geschehnisse der letzten Tage plötzlich über ihn einbrachen, stockte
Harry der Atem. Draco, Voldemort, alles kam zurück in einer schwindelerregenden
Welle der Erinnerung. Er zuckte zusammen unter der Wucht der Erkenntnis und ein
erschrockenes Keuchen verließ seinen Mund als eine Hand seine Schulter
umfasste.
„Harry?“
„Professor?“ Dumbledores Stimme war unverkennbar and Harry zwinkerte bei dem
Versuch seine Augen zu öffnen. Der Raum in dem er sich befand war
dankenswerterweise abgedunkelt, doch die minimalistische Beleuchtung war bereits
genug, um seine Kopfschmerzen zu verdreifachen. Der Schulleiter stand an Harrys
Seite, ein dünnes Lächeln auf dem Gesicht, das mehr Erleichterung als Freude
ausdrückte. „Willkommen zurück, Harry. Du hast uns für einen Moment einen
ziemlichen Schrecken eingejagt.“
„Was ist passiert.“ Er erinnerte sich daran Voldemort angegriffen zu haben.
Danach war alles... weiß.
„Du hast es geschafft, Harry. Voldemort ist fort. Du hast ihn besiegt... mit
ein wenig Schützenhilfe von Mister Malfoy, wie es scheint.“
„Draco!“ Harry saß senkrecht im Bett, als seine Gedanken zu dem blonden
Slytherin sprangen. Es war keine gute Idee, da die plötzliche Bewegung die
ganze Welt ins Schwanken brachte. Dumbledores Hand hielt seine Schulter, um ihn
davor zu schütze seitwärts aus dem Bett zu fallen.
„Ganz ruhig Harry! Mister Malfoy ist wohlauf und wartet darauf dich besuchen
zu dürfen. Er war sehr besorgt und wäre nicht glücklich darüber, wenn du
dich überanstrengst bevor er sich vergewissern kann, dass bei dir noch alles am
richtigen Ort sitzt.“ Das Funkeln in Dumbledores Augen ließ Röte in Harrys
Wangen schießen und er nickte bevor er sich gehorsam wieder auf die weichen
Kissen des Krankenbettes legte.
„Kann ich ihn sehen?“
Das Lächeln des Schulleiters wuchs als er nickte und mit einem letzten Klaps
auf Harrys Schulter den Raum verließ. „Ich denke nicht, dass irgendjemand
Mister Malfoy davon abbringen könnte dich zu sehen, Harry.“
Harry starrte auf die Tür und sein Atem stockte, als das einfallende Licht ihn
für eine Sekunde blendete. Als die Gefahr für seine gequälten Augen vorüber
war, blinzelte Harry bis die Gestalt am Fußende des Bettes im Fokus war. Draco
sah müde aus, dünn wie immer mit weiten Augen und einem Gesichtsausdruck, der
eine seltsame Mischung aus Nervosität und Erleichterung darstellte.
„Hey!“ Harry konnte das Lächeln nicht zurückhalten, das aus ihm
herausbrach als er Draco wohlauf sah. Er streckte seine Hand aus und sah mit
Zufriedenheit, wie Dracos Nervosität von ihm abfiel als er um das Bett herum
lief um Harrys Hand zu ergreifen. Ihre Finger glitten ineinander in einer Geste
der Vertrautheit, die Harrys Herz etwas schneller schlagen ließ.
„Wie geht’s dir?“
Harry zuckte mit den Achseln, unsicher ob er bereits eine vollständige Inventur
vorgenommen hatte. „Kopfschmerzen, Schwindel... nichts Außergewöhnliches.“
Er ließ seinen Daumen über Dracos Handrücken gleiten und beobachtete wie
graue Augen fasziniert auf ihre verschränkten Hände fielen. „Wie geht’s
dir?“
Dracos Achselzucken spiegelte Harrys vorausgegangenes. „Meine Fingerspitzen
sind irgendwie taub... und meine Zurechnungsfähigkeit ist ein bisschen
fragwürdig. Nichts Außergewöhnliches.“
Harry zwinkerte, um die Tränen, die plötzlich in seine Augen schossen zurück
zu drängen. >Das ist alles meine Schuld. Draco musste nur meinetwegen leiden.<
„Es tut mir leid, Draco. Das ist alles meine Schuld...“
„Nein!“ Die Stimme des Slytherin war laut und ließ keinen Widerspruch zu,
Harry versuchte sich daran zu erinnern wann Draco zuletzt so bestimmend ihm
gegenüber war und es fiel ihm kein Zeitpunkt ein. „Deinetwegen bin ich noch
am Leben. Deinetwegen ist der Dunke Lord tot. Du hast uns alle gerettet, Harry.
Entschuldige dich niemals dafür.“
Harry schluckte den Kloß herunter, der sich in seinem Hals gesammelt hatte und
schüttelte zaghaft den Kopf. „Ohne deine Hilfe hatte ich das nie
geschafft.“
Er war nicht vorbereitet auf den plötzlichen Kuss, als Draco seine freie Hand
in den wilden schwarzen Haaren vergrub und sich zu Harry herunterbeugte um ihre
Münder zärtlich aufeinander zu pressen. Im ersten Moment war Harry zu
überrascht um den Kuss zu erwidern, doch Draco schmeckte nach Zimt und Vanille
und Harry lehnte bald näher zu dem Blonden als weiche Lippen sich gegen seine
bewegten. Als Draco den Kuss unterbrach kam Harry nicht darum herum den süßen
Mund für einen Moment mit seiner Zunge zu jagen bis der Slytherin außer
Reichweite war.
„Sagen wir doch, wir sind ein gutes Team, Harry.“
>Ein Team... ein Team mit Draco. Damit kann ich leben.< Er lächelte und nickte
bevor er den anderen Jungen wieder zu sich zog, um einen weiteren Kuss zu
stehlen.
- ein Jahr später –
„Bist du sicher?“ Harry und Draco standen vor dem Raum der Wünsche, eine
Hand fest im griff des anderen. Der Gryffindore beobachtete seinen Freund mit
aufmerksamem Blick.
„Ja. Ich bin sicher, Harry. Du hast selbst gesagt, dass ich mich in den
letzten Monaten gut gemacht habe.“ Das Nachspiel der verhängnisvollen
Ereignisse, die zum Ende Voldemorts geführt hatten, war lang und Schmerzhaft
für sie beide gewesen und als Harry endlich sein Krankenzimmer verlassen
durfte, hatten sie gemeinsam einen Entschluss gefasst.
„Und was, wenn Dinge wieder schwieriger werden?“
„Dann bist du da.“
Grüne Augen hielten einen grauen Blick für einen langen Moment bevor Harry
nickte und sich zu seinem Freund lehnte, um einen kurzen Kuss auszutauschen. Sie
hatten viel erreicht. Zusammen.
Heute war der Tag an dem Draco wieder sterblich werden würde.
~~FIN~~
Titel: le dernier chapitre – Das letzte Kapitel
A/N: Danke an alle die diese Geschichte gelesen haben, an die, die sich die Zeit
genommen haben mir Kommentare zu schreiben, und vor allem die, die sich nach all
der Zeit noch dazu durchgerungen haben das Ende zu lesen.
Wenn es euch interessiert, was ich in der Zwischenzeit gemacht habe, dann findet
ihr mich auf Livejournal unter dem selben Namen. Inzwischen schreibe ich im
Supernatural und J2 Fandom und ausschließlich Englisch.
*hugs* Birdie
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