Das Bildnis des Draco Malfoy von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: le petit prince -------------------------- A/N: Mal wieder ein großes Dankeschön und ein dicker *HUG* an meine immer arbeitswillige Beta, Mangacat!! Ohne ihren mutigen Einsatz hätte dieses in vielen späten Stunden entstandene Kapitel doch ziemlich viele Rechtschreibfehler... *hust* Kapitel 7: Previously: // Snape zuckte nur nonchalant mit den Achseln. „Es hat geklappt. Zu gut, um ehrlich zu sein. Denn sie, Mister Potter mussten ja schon immer über das Ziel hinausschießen und haben ihn statt ihn nur von diesem dummen, gesundheitsgefährdenden Trip abzubringen, gleich unsterblich gemacht. Das können auch nur sie, Mister Potter!“ // Kapitel 7: le petit prince Draco war total gefasst. Warum sollte er auch beunruhigt sein? Das konnte gar nicht wahr sein. Niemand fiel in Ohnmacht und war danach nicht mehr fähig zu sterben. Es war offensichtlich, dass man sich mit ihm einen dummen Scherz erlaubte. Entweder das, oder Professor Dumbledore hatte letztendlich doch eine Gehirnverklebung durch Zuckerüberschuss wegen exzessiven Süßigkeitenverzehrs erlitten und in seinem frisch erblühten Wahnsinn, der sich ja schon länger ankündigte, die anderen Professoren hirnlos gehext. Das einzige, was Draco gegenüber dem armen alten Mann tun konnte war nicht sofort laut loszulachen und nur genügsam zu nicken bis die Pfleger aus St. Mungos eintrafen. Professor Snapes todernstes Gesicht hatte ihn zuerst erschreckt, doch diese Geschichte war zu hirnrissig, um selbst von Snape als bare Münze verkauft zu werden. Der Professor war vor einem Augenblick gegangen und so blieben nur noch Draco und der Direktor übrig. Eine Situation, die Draco nur zu gerne vermieden hätte. Doch seine Glücksfee war wohl seit einigen Jahren im Urlaub. Es gab kein Entrinnen. „Du glaubst mir nicht, oder Draco?“ Albus Dumbledore sah über die halbmondförmigen Gläser seiner Brille hinweg direkt auf seinen Schüler. „Nein.“ Wenn er es schon wusste, dann konnte Draco das blöde Nicken auch wieder einstellen. „Sie müssen doch zugeben, dass sie sich auch eine etwas realistischere Story hätten einfallen lassen können.“ Es war unpassend so mit dem Schulleiter zu sprechen, doch Dracos Nerven lagen schon seit Wochen blank und er konnte einfach nicht mehr anders. „Ich verstehe, dass es unfassbar für dich sein muss.“ Der übliche amüsierte Schimmer in den Augen des Professors war zwar noch da, jedoch wurde er zum Großteil von argumentativem Ernst überlagert. Draco wurde übel. „Glaub mir, ich wäre auch froh, wenn all dies nur ein Scherz wäre, jedoch ist dem nicht so.“ Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hob den Blick wieder auf Draco. „Ich kann nicht genau erklären, was mit dir geschehen ist. Jedoch habe ich aufgrund der Beschreibung der Vorgänge, die ich von Harry erhalten habe, eine recht fundierte Hypothese für deinen Zustand.“ Also hatte Harry geredet. Was er wohl gesagt hatte? >Das sind meine Angelegenheiten, dass Harry sich einmischt ist schon schlimm genug. Da brauche ich nicht noch den halben Lehrkörper, der mir über die Schulter guckt. Verdammter Snape!< „Du bist tatsächlich durch den kleinen sagen wir mal ‚magischen Unfall’, der während des Streites zwischen dir und Harry passierte, bis zu einem bisher noch ungewissen Grad zu einer Gabe gelangt, die sehr begehrt, aber in ihrer Perfektion noch unerreicht ist... Unsterblichkeit.“ Draco wollte so etwas nicht hören. Unsterblichkeit war etwas, das er sich bisher noch nicht gewünscht hatte. Es machte ihn krank daran zu denken ewig weiterleben zu müssen, egal was passierte. „Nein... Das kann nicht sein. Ich will das nicht.“ „Nun, da bist du wohl einer der Wenigsten.“ Das Glitzern in den blauen Augen, des alten Zauberers war zurück. „Ich hatte eine nette Unterhaltung mit deinem Portrait – er ist dir wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten – und die Professoren Snape und McGonagall sind zur selben Erkenntnis gelangt, wie ich.“ Dumbledore richtete sich aufrecht in seinem Besucherstuhl auf, um die Wichtigkeit der kommenden Aussage zu unterstreichen. „Wir glauben, dass eine Art Austausch zwischen ihnen und ihrem Portrait stattfand. Scheinbar haben sie die ‚Zeitlosigkeit’ des Gemäldes verinnerlicht, während dieses von ihnen eine gewisse Handlungsfreiheit verliehen bekam. Katalysiert wurde dieser Vorgang durch ihre wohl recht emotionale Auseinandersetzung mit Mr. Potter.“ Es hätte Draco verwirrt, dass Dumbledore wieder von den Vornamen seiner Schüler zu deren Nachnamen gewechselt hatte, doch im Moment scherte ihn das einen Dreck. Der Gedanke ließ Dracos Herz rasen. Er war wirklich unverwundbar und... nein, er war nicht unsterblich, das musste man doch fühlen oder etwa nicht? „Draco,“ begann Dumbledore erneut und Angesprochener konnte nur verwundert zwinkern, da sie offenbar wieder bei seinem Vornamen angelangt waren. „Ich muss dich leider darüber in Kenntnis setzen, dass ein so gravierender Eingriff in das Leben eines Schülers in den Mauern von Hogwarts von uns verlangt den Vorfall dem Ministerium zu melden. Professor McGonagall müsste dies inzwischen bereits getan haben.“ >Na toll! Da kann ich ja gleich meine gesammelten Lebenserinnerungen in ein Denkarium tun und auf dem Flohmarkt verscherbeln.< „Sir, ich...“ Er überlegte, wie er es formulieren sollte, doch der Schulleiter wusste offensichtlich bereits, was ihn quälte. „Natürlich werden wir uns nur auf die relevanten Geschehnisse beziehen und dein Privatleben außen vorlassen. Professor Snape müsste dies auch Harry in diesem Moment gerade vermitteln. Zudem denke ich, wäre es klüger, wenn wir deine Eltern vorerst nicht in Kenntnis setzen würden. Ich denke aufgrund der politischen Lage ist auch das Ministerium damit einverstanden, wenn du dem zustimmst.“ Der Professor blickte ihn direkt an, als er ihn vor diese Entscheidung stellte. Dracos Gedanken rasten. Was würde geschehen, wenn man seiner Mutter davon berichten würde? Sie wäre verpflichtet solche Informationen an den Lord weiterzugeben. Und wer wusste schon, was dieser dann mit ihm vorhatte. „Ich bin einverstanden. Wir behalten das für uns.“ Es war ein seltsames Gefühl sich mit dem ‚Feind’ zu verbünden. Ewig war er Dumbledores Einfluss aus dem Weg gegangen, um nicht noch jemanden zu haben, der über ihn bestimmte. Nun war er gefangen von allen Seiten und ihm wurde übel, als er auch nur daran dachte. „Das werden wir, zumal du erst in zwei Wochen 17 wirst und damit noch minderjährig bist und alle deine Akten unter Verschluss sind. Du siehst mitgenommen aus, was ich dir auch nicht verdenken kann.“ Dumbledore erhob sich und ordnete seine Robe. „Ich werde dich jetzt am besten ein wenig ruhen lassen.“ Er nickte ihm zum Abschied einmal zu und schob den Vorhang neben dem Bett zur Seite und drehte sich noch ein letztes Mal um. „Wann auch immer du einen Rat brauchst oder etwas bedenkliches geschieht, Harry kann dir den Weg zu meinem Büro zeigen.“ Mit diesem Satz war er verschwunden. Draco war alleine. Das erste Mal seit er erwacht war, war er ganz alleine und es machte ihm eine verdammte Angst. Er hatte endlich Zeit zum Denken, doch hätte er es bevorzugt nie darüber nachdenken zu müssen. Sein Magen drehte sich herum, als er daran dachte, dass er ab diesem Tag ein Geheimnis hatte. >Noch ein Geheimnis. Vielleicht sogar das größte und doch gibt es viel zu viele Menschen, die in der Lage sind es verraten zu können. Als ob mein Leben nicht schon ein ausreichend großes Chaos wäre.< Er stöhnte leicht gequält auf und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Doch seine Ruhe dauerte nicht lange. „Malfoy?“ Die Stimme war leise, doch er erkannte sie sofort. Harry stand außerhalb des Vorhangs. „Ja?“ „Darf ich... Darf ich reinkommen?“ Er zögerte bei dieser Frage und Draco fragte sich, wie tief der Schock über den Ausgang ihres letzten Treffens wohl bei dem anderen saß. Er war sich nicht sicher, ob er den anderen sehen wollte, doch war er sich absolut sicher, dass er nicht allein sein wollte, da ihn seine eigenen Gedanken dann überrennen würden. Draco nickte, obwohl Harry ihn nicht sehen konnte. „Komm rein.“ Harry trat durch den weißen Vorhang, der Dracos Bett abgrenzte. Er hielt den Kopf gesenkt und wusste nicht genau ob er es wagen sollte den anderen Jungen anzusehen. Als er Dumbledore gehen gesehen hatte, war er aufgestanden und hierher gekommen, weil er sich einfach selbst überzeugen musste, dass es Draco gut ging. „Es tut mir Leid,“ begann er kleinlaut und erst als er darauf keine Antwort bekam hob er den Blick. „Ich wollte das nicht. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Draco sah ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickte er zaghaft. „Ich weiß.“ Es lag keinerlei Boshaftigkeit oder Vorwurf in Dracos Antwort und das machte Harry etwas mehr Mut. Doch als er dem Slytherin in die Augen sah, sank ihm das Herz ob der Traurigkeit darin. „Geht’s dir denn gut? Snape hat mir gesagt, was ich getan habe, und...“ Er hatte Angst es auszusprechen und Draco damit nur noch mehr wehzutun. „Wir.“ Der Andere sagte nur dieses eine Wort und Harry sah ihn fragend an. „Was wir getan haben“, korrigierte ihn Draco. „Ich habe dazu wohl ebensoviel beigetragen wie du.“ Harry holte Luft, um zu widersprechen und sich alleine die Schuld zu geben, doch er wusste, dass Draco das nicht akzeptieren würde. Stattdessen wartete er darauf, dass Draco weitersprach. Doch dieser schien auch keine Worte zu finden. Es entstand eine komische Stille, die erst durchbrochen wurde, als Draco die Augen schloss und mit belegter Stimme fragte: „Was mache ich denn jetzt?“ „Wir.“ Graue Augen öffneten sich verwirrt und blickten ihn mit milder Überraschung an. „Was machen wir jetzt? Ich habe dazu beigetragen, dass es soweit kam und ich werde dir auch helfen so gut ich kann.“ Harrys Entschlossenheit war wieder erblüht und ein neuer Enthusiasmus keimte ihn seinem Innern. Draco Malfoy schüttelte nur mit einem leisen Lachen den Kopf. „Ich hätte es wissen müssen. Du hast dich vorher schon nicht davon abhalten lassen dich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen. Wieso sollte das jetzt anders sein.“ Harry wusste nicht, ob dies nun ein Vorwurf war oder nicht, somit schwieg er lieber. „Wieso tust du das, Harry?“ Die silbergrauen Augen sahen ihn etwas verloren an. Harry war nicht milde erstaunt. >Versteht er denn ein Prinzip, wie Verantwortung und... Zuneigung nicht?< „Weil ich es nicht ertragen kann dich leiden zu sehen. Ich konnte es noch nie, nicht seit ich wusste, dass du dich unter all dem dummen Gehabe eigentlich selbst kaputt machst.“ Das schien gesessen zu haben, da Draco den Blick abwandte und die Beine an die Brust zog. Harry war aber noch nicht fertig. „Vielleicht ist es selbstsüchtig von mir, weil ich darunter leide, wenn andere leiden, und ich deshalb anderen helfen muss um mir selbst zu helfen.“ Er hatte noch nie so harte Worte über sich selbst verloren, aber er wusste, dass sie doch wahr waren und er nur mit Ehrlichkeit bei Draco weiterkam. Dracos forschender Blick glitt über Harrys Gesicht, als wolle er die Wahrheit seiner Worte überprüfen. „Irgendwann wirst du an einen Punkt kommen, an dem du jemanden nicht mehr retten kannst, Harry.“ „Ja, aber das wirst nicht du sein.“ Draco lächelte traurig. „Warum bist du dir da so sicher?“ „Weil ich, sobald mir jemand wichtig ist, nicht aufgeben kann. Aber ich kann auch nicht weitermachen, wenn ich nicht daran glaube, dass es einen Sinn hat... ein Happy End.“ Nach diesem Geständnis musste Harry sich erst wieder fassen. Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Als er wieder aufsah, war Draco vor ihm auf die Bettkante gerutscht und ließ die Füße baumeln. Eine blasse Hand legte sich auf seine Schulter. „Wir werden sehen.“ Das war wohl das Optimistischste, was Draco einfiel, und schon diese Geste machte Harry froh. Harry lächelte ihn an und legte seine Hand auf Dracos. „Also, was tun wir jetzt?“ Dieser schüttelte nur müde den Kopf. „Ich will nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.“ Er versuchte ein ersticktes Schluchzen zu unterdrücken und lies sich nach vorne sinken, bis seine Stirn auf Harrys Brust lag. Etwas überrascht sah dieser auf den blonden Schopf herab, der sich gegen sein Hemd schmiegte. Harrys Arme legten sich beschützend um seine Schultern und auf seinen Kopf. Zwei Wochen waren vergangen seit die halbe Schule gedacht hatte, dass Harry Potter Draco Malfoy schlussendlich den Garaus gemacht hatte. Zu Harrys Freude waren sie damit aber etwas voreilig gewesen und nachdem die beiden Rivalen von der Krankenstation entlassen worden waren, waren sie immer noch so zerstritten wie zuvor. Zumindest in Öffentlichkeit. Niemanden wunderte es, dass sie sich nicht mehr so oft in die Wolle kriegten, da man annahm der Schock vom letzten Mal stecke ihnen noch tief genug in den Knochen. Tatsächlich steckte er von allem in Draco, der verzweifelt versuchte sich nicht einmal an einem Blatt Papier die Finger anzuritzen aus Angst, dass jemand etwas merken würde. Dies hatte sich als nicht unbedingt vorteilhaft für seine Nerven herausgestellt, wodurch es ihm auch nicht schwer fiel die gelegentlichen Zankereien, die er und Harry absichtlich vollführten, um keinen Verdacht zu erregen, mit seinem steigenden Frust anzuheizen. Draco war seit zwei Wochen dauerhaft nervös und obwohl er bei allen Malzeiten anwesend war, aß er praktisch nichts. Doch hatte das keinerlei Auswirkungen auf ihn. Er war noch immer so dünn, wie zuvor, aber er nahm scheinbar selbst bei Nulldiät kein Gramm ab und drohte bisher auch noch nicht in Ohnmacht zu fallen. Es machte ihn rasend. Mit einem Schlag hatte er auch noch das letzte bisschen Selbstbestimmung verloren, das er so mühsam gehütet hatte. Nach neuesten Erkenntnissen der Professoren würde er nicht altern oder sterben, solange er nicht wieder mit dem Bild die Eigenschaften tauschte und das war gar nicht so einfach, zumal er das Portrait nicht einmal hatte. Man hatte es zu weiteren Nachforschungen beschlagnahmt. Nun stand Draco in einer Nische in einem halbverlassenen Korridor und wartete. Seine Nerven lagen blank wie gewohnt und er stromerte wie eine Katze von einem Ende der gerade einmal drei Schritte breiten Einbuchtung zum anderen. „Happy Birthday!“ Harry strahlte ihn an, gab ihm eine feste Umarmung und hob ihm ein bunt verpacktes Päckchen unter die Nase. „Danke schön.“ Er kam nicht umher zurückzulächeln und rot zu werden, als Harry ihn wieder losließ. Nur zwei Stunden später sprintete Draco wie ein Wahnsinniger durch die Gänge von Hogwarts und die Treppen zur Bibliothek hinauf. Er scherte sich nicht um die genervten Blicke der anderen Schüler, die meinten er würde eine große Show abziehen, jetzt da er volljährig wurde. Sein Herz raste weiter, als er direkt vor der Bibliothek eine Vollbremsung einlegte, um nur schnell gehend einzutreten. Seine Augen flogen von Regal zu Regal und von Schüler zu Schüler bis er Harry fand. Er saß an einem einzelnen Tisch, der von Regalen umgeben war. Nur Granger war bei ihm und Draco zögerte kurz. >Pfeif auf die. Ich habe keine Zeit für subtiles Rumgeplänkel.< Er ging zum Tisch und setzte sich unaufgefordert neben Harry. Hermine Granger schoss ihm einen misstrauischen Blick zu. Als Harry ihn bemerkte, sah ihn dieser etwas überrascht an und blickte sich automatisch um. „Was willst du hier?“ Erst dann schien dem Gryffindore aufzufallen, wie gehetzt Draco aussah. „Was ist los?“ „Ich muss zu Dumbledore. Sofort.“ Granger sah dem Ganzen mit verengten Augenbrauen zu und betrachtete sich beide Jungen durchdringend, als diese so vertraut miteinander sprachen. „Was ist?“ Harry warf Hermine schnell einen Blick zu, doch er schien sich ebensoviel um sie zu kümmern, wie Draco. „Ich... Ich habe ein Geburtstagsgeschenk von meiner Mutter erhalten. Sie will, dass ich in den nächsten Ferien nach Hause komme.“ Als Harry ihn nur fragend ansah, als ob daran nichts Schlechtes zu finden sei, fuhr er etwas präziser fort. „Ich bin dann volljährig... Sie sind alle eingeladen.“ Dracos Augen durchbohrten Harry regelrecht, als ob er ihn dadurch zum verstehen zwingen konnte. Hermine schlug die Hände über dem Mund zusammen, als ihr ein erstickter Laut des Entsetzens entkam. >Na toll. Sie kann es ihm ja erklären.< Harry sah seine Freundin etwas verwundert an und urplötzlich wurden seine Augen so groß wie Untertassen und er fuhr wieder zu Draco herum. „Nein!“ Draco schwieg und das beantwortete Harrys Fragen. „Hermine, komm mit!“ „Aber ich...“ „Bitte.“ Sie nickte stoisch. Harry erhob sich und schob seine Bücher in seine Tasche. „Wir treffen dich in zehn Minuten am üblichen Platz.“ Draco nickte und verharrte, während Harry und Hermine verschwanden. Hermine war in seiner Achtung soeben deutlich gestiegen. >Wenigstens war nicht noch Weasley dabei. Das wäre hässlich geworden.< „Wenn ich dich bitte keine Fragen zu stellen, wirst du es tun?“ Harry sah Hermine flehend an, als sie recht außer Atem in eben der selben Nische standen, in der er Draco noch am selben Tag sein Geburtstagsgeschenk gegeben hatte. Sie sah recht unzufrieden mit dieser Bitte aus. Doch Hermine nickte nichtsdestotrotz. „OK, wenn du mir versprichst, dass du nichts Dummes tust!“ „Du kennst mich Hermine, ich mache immer irgendwas Dummes.“ Sie erstach ihn mit ihrem besten über-so-etwas-macht-man-keine-Witze-Blick. „Harry, es ist mein Ernst. Ich will gar nicht wissen, was passiert ist, dass Malfoy ausgerechnet zu dir kommt mit so einer Sache.“ Als er nur ungläubig die Augenbrauen hob gab sie etwas kleinlaut zu: „Na gut, ich will es schon wissen, aber, wenn du es mir nicht sagen willst, dann werde ich auch nicht nachfragen, OK? Nur sprich alles und ich meine ALLES, was du tust bitte vorher mit Dumbledore ab, bevor du deinen Kopf am Ende auf einem Silbertablett an Du-Weißt-Schon-Wers Hof wiederfindest.“ >Sie macht sich Sorgen. Das kann ich ihr nicht wirklich verübeln bei der Show, die ihr gerade geboten wurde.< „Danke, Mine. Mehr habe ich gar nicht erwarten können.“ Draco saß auf glühenden Kohlen. Er konnte seine Knie einfach nicht still halten als Dumbledore ihn über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg ansah. Draco hatte ihm alles geschildert. „Was soll ich denn jetzt tun?“ Die Frage stellte sich von selbst und mit ihr brach ein Damm in Draco. Die Panik, welche er die letzte Stunde durch den Schock hatte unterdrücken können, durchflutete ihn und er spürte wie seine Brust sich zusammenschnürte. Es kostete ihn alle Mühe ruhig zu atmen. Er wusste, dass er nicht mehr zurück konnte. Man hatte ihn im Auge seitdem er unfreiwillig in diese „Situation“ geraten war und es würde dem Direktor und dem Ministerium nicht entgehen, wenn er das Mal bekäme. Früher hätte er es getan. Es war immer klar gewesen, dass es von ihm erwartet werden würde, und er hatte sich nie der Illusion hingegeben sich widersetzen zu können. Nun lag die Sache etwas anders. Eine Todesdrohung war nicht mehr wirklich erschreckend, auch wenn er es vorzog lieber nicht zu testen, ob dieser ganze Bild-Zauber auch bei einem Avada Kedavra funktionierte. Das einzige, was ihn noch verletzbar machte war das Bild. Sein Bild. ...und er wusste nicht einmal wo es war. Das bedeutete er war wieder in jemandes Hand. Nur diesmal stand sein Herr auf der anderen Seite des Schlachtfeldes. Die Machtlosigkeit und Abhängigkeit in die Draco hineingetrieben worden war, machte ihn fast wahnsinnig. Er würde sich wohl gegen seine Eltern stellen müssen. Er hatte Angst gehabt vor ihren Idealen und Vorstellungen für ihn und die Familie, doch sich einfach so von ihnen abzuwenden war hart. Er fühlte sich bereits wie ein Verräter nur, weil er im Büro Dumbledores saß. Dracos Atem wurde schneller und doch schien er keine Luft zu bekommen. Er versuchte verzweifelt nicht weiter in Panik zu geraten und atmete zwanghaft langsamer. Er durfte jetzt nicht hyperventilieren. „Draco?“ Er spürte eine warme Hand auf der Schulter und sah die Person neben ihm an. Harrys Augen waren auf ihn gerichtet und sein Gesicht zeigte tiefe Besorgnis. „Ist alles in Ordnung?“ Dracos Blick blieb an Harrys grünen Augen hängen und die Sorge darin half ihm sich langsam wieder zu beruhigen. „Alles super!“, sagte er und konnte die bittere Ironie in seiner Stimme nicht verbergen. Wenigstens hatten sie Granger vor dem Büro warten lassen, dass sie nicht auch noch seinen Zusammenbruch miterlebte. Endlich löste er den Augenkontakt mit dem Gryffindor und wischte sich prophylaktisch mit dem Handrücken über die Augen. >Tränen sind das letzte, was ich jetzt brauchen kann!< Dumbledore hatte noch immer nicht auf Dracos verzweifelte Frage geantwortet und der Blonde sah den alten Zauberer für einen Moment nur verloren an. Denn spürte er Harrys Hand, die seine Schulter in einer aufbauend gemeinten Geste leicht drückte. Draco war unendlich dankbar für diese Unterstützung. Seine Hand legte sich unbewusst über Harrys, als er diesen als seinen letzten Halt wahrnahm. Harry war sein Rettungsanker in diesem Moment. Er wusste er könne für nichts garantieren, wenn der Gryffindor nicht wie der Fels in der Brandung stünde. Die Ruhe und Zuwendung, die von Harry ausgestrahlt wurde machte die Sache wenigstens ein wenig erträglicher. „Professor, es muss doch etwas geben, das wir tun können. Wir können das nicht zulassen!“, sagte Harry etwas lauter als nötig gewesen wäre. Draco wusste, er konnte sich darauf verlassen, das Harry sein Sprachrohr war, wenn er nicht mehr wusste, was er sagen sollte. Als Dumbledore endlich etwas sagte, war das eine Befreiung für Draco. Doch seine Worte waren keine wirkliche Hilfe. „Wir müssen vorsichtig sein. Es ist vollkommen klar, dass wir Draco nicht einfach so in den Dienst Voldemorts eintreten lassen können. Ein Unsterblicher wäre eine zu gefährliche Waffe.“ Dracos Temperament begann sich zu entzünden. >Ist das alles, was ihn kümmert? Ich bin doch keine Kanone.< Draco verbiss sich seinen Zorn, als der Direktor fortfuhr. „Dennoch dürfen wir nicht überstürzt handeln.“ Dumbledore sah Draco forschend an. „Ist es nötig sofort eine Antwort zu schicken?“ Draco runzelte die Stirn etwas erstaunt. Er musste sich erst räuspern, um seine Stimme wiederzufinden. „Chrm... Nein, nicht unbedingt. Keine Antwort würde aber wohl vorerst als kein Widerspruch zum Plan gelten.“ Dumbledore schien einen Moment nachzudenken. Nach einer Weile nickte er langsam und faltete die Hände auf seinem Schreibtisch. „In Ordnung, dann solltest du erst einmal von einer Antwort absehen. Ich möchte zuerst einmal einige Informationen einholen und muss mich auch mit dem Ministerium absprechen, ehe wir zu einer endgültigen Entscheidung kommen können. Bis dahin solltest du dich bedeckt halten, Draco.“ Ein warnender Blick erreichte Draco über den Rand der Halbmondbrille und er nickte zögerlich. „Dann solltet ihr jetzt lieber wieder gehen, ehe ihr an diesen Stühlen festwachst“, beendete Dumbledore die Audienz mit dem typischen amüsierten Funkeln in den Augen. Harry folgte Draco die Wendeltreppe hinter dem Gargoyle herunter. Er verfolgte jede Bewegung des Blonden und kam nicht umher zu bemerken, dass die Muskeln in seinem schmalen Nacken unglaublich angespannt waren. Es war hart dem Drang zu widerstehen die Spannung aus ihnen heraus zu massieren. >Ich würde ihm so gerne ein wenig der Last abnehmen... Er ist so furchtbar steif in letzter Zeit.< Hermine wartete schon und sah sie erwartungsvoll an. Harry trat nah hinter Draco und spürte, dass diesem recht unwohl war bei ihrem forschenden Blick. Harry beschloss, dass es wohl am besten war, wenn er das Reden mit ihr übernahm. „Er wird es nicht tun, Hermine.“ An ihrem Blick der Erleichterung wusste er, dass dies die Frage gewesen war, die sie am meisten beschäftigt hatte. Doch Harry sah sich nicht in der Lage ihr im Moment wirklich mehr zu erklären. >Ich kann mit ihr nicht reden, wenn Draco da ist. Aber er braucht mich jetzt dringender. Sie muss warten.< Er holte tief Luft und sah seine Freundin mit einem bittenden Blick an. „Hermine, diese Sache muss unter uns bleiben, okay? Ich werde dir alles erklären, aber im Moment gibt es Dinge, die ich ohne dich erledigen muss. Verstehst du das? Warte auf mich im Gemeinschaftsraum heute Abend, bitte.“ Sie sah ihn einen Augenblick mit festem Blick an. Harry widerstand ihren Augen bis sie blinkte und nickte. Sie drehte sich auf dem Absatz herum und verschwand. Endlich konnte Harry sich Draco widmen, doch als er sich umdrehte war der andere weg. Harry sah sich um und versuchte einen Anflug von Panik zurückzuhalten. Draco war nicht in der Verfassung alleine zu sein. >Nicht, dass er sich etwas antun könnte, aber ich will nicht, dass er sich noch einsamer fühlt, als er es schon tut.< Entschlossen sprintete Harry den Flur hinab. Während seine schnellen Schritte über den Steinboden hallten, überkam Harry eine Ahnung, wo Draco sein könnte. Draco sprintete über den Innenhof des Schlosses und durch das Haupttor. Er überquerte die Wiesen der Hogwartsländereien mit schnellen Schritten und war bereits auf halben Wege zum See. Er musste dringend etwas Stress abbauen. >Wer mich jetzt sieht, glaubt ich sei nicht mehr ganz richtig im Kopf.< Draco konnte sich nicht weniger dafür interessieren. >Egal, was die raten, sie kommen ja nicht annähernd an die Wahrheit heran.< Seine Schulrobe flatterte um ihn herum als er bergab noch einen Zahn zulegte. Es war November und eine eisige Kälte begann langsam den Wind in den schottischen Bergen zu ergreifen. Dracos Gesicht war rot vor Kälte und seine Luftröhre brannte beim Atmen. Doch er dachte noch gar nicht ans langsamer werden, da seine Muskeln noch nicht einmal zu brennen begonnen hatten. Auf einmal ging ein Windstoß an ihm vorbei, der entgegen dem restlichen Herbstwind ging und Draco sprang erschrocken zur Seite, als jemand auf einem Besen neben ihm auftauchte. Harry wusste es war eine gute Idee gewesen seinen Besen zu nehmen, als er sah was für ein unmenschliches Tempo Draco in Richtung Wald eingeschlagen hatte. >Ha habe ich doch nicht umsonst gelernt, wie ich meinen Feuerblitz zu mir rufen kann.< Als der Besen seinen Weg zu ihm gefunden hatte und er zu Draco flog war dieser schon beinahe am Waldrand angekommen. Der Blonde erschrak als Harry zu ihm aufschloss und ohne ein Wort zu sagen sprang Harry von seinem Besen und zog den anderen in den Schutz der Bäume. „Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe...“ Der Anfang war nicht gerade toll aber Harry fiel nichts Besseres ein. Draco atmete noch immer schwer und sah sich einmal vorsichtig um ehe er zur Antwort nur mit den Schultern zuckte und seine Hände tief in den Taschen seiner Robe vergrub. Er war noch immer angespannt und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Ich dachte du... du bräuchtest vielleicht jemanden zum reden“, sagte Harry etwas kleinlaut. Das klang als wollte er die Kummertante spielen. Draco zuckte erneut nonchalant mit den Achseln und lehnte sich an einen Baum. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und Harry wusste nicht genau, wie er mit einem so abweisenden Draco umgehen sollte. „Ist alles in Ordnung? Du bist so... so still.“ Endlich sah Draco auf und seine grauen Augen waren seltsam hart. Der Blonde öffnete den Mund und schloss ihn das erneut. Harry sah zu, wie er einen tiefen Atemzug nahm, um dann erneut zum Sprechen anzusetzen. „Harry... ich...“ Er brach ab und eine blasse Hand mit schmalen Fingern fuhr durch die leicht angeschwitzten blonden Haare. „Ich ertrage das nicht mehr lange.“ Dracos Stimme war unglaublich leise, sodass Harry ihn kaum verstand. Doch er hatte ihn verstanden und was er hörte machte ihm Angst. Draco schluckte und atmete einen kleinen Seufzer aus. „Hast du gehört, was Dumbledore gesagt hat? Man hält mich für eine Waffe...“, sagte Draco belegt. „Es geht hierbei nicht um mich. Das hat es noch nie. Ich bin hier nur das Mittel zum Zweck. Jeder wird nur seine eigenen Interessen vertreten und ich bin das Werkzeug. So war das schon immer. Ich habe kein eigenes LEBEN!“ Dracos Stimme war von Wort zu Wort lauter geworden bis er beinahe geschrieen hatte. Harrys Herz sank bei dem Gedanken. >Geht es uns nicht allen so? Wie oft habe ich nicht das allerselbe gedacht?< Er wollte das sagen, doch es kam ihm irgendwie heuchlerisch vor Draco zu erklären, dass er genau wusste, wie das war. >Wir sind in der gleichen Situation, doch sind die Umstände nicht vollkommen andere?< „Sag doch irgendwas!“, schnauzte Draco ihn an und Harry sah die Verzweiflung in seinen Zügen. Er machte einen Schritt auf den anderen zu und nahm ihn bei den Schultern. Was sollte er denn tun? „Du hast recht.“ Er sah wie Dracos Gesicht sich verfinsterte und setzte sofort nach. „Doch für mich bist du nur Draco. Ich möchte dir helfen und ich...“ >möchte dich glücklich machen<, setzte er geistig dazu. Draco machte einen Schritt auf Harry zu und schloss den Abstand zwischen ihnen. Harry spürte, wie sich schlanke Arme um seine Hüfte schlangen und Draco vergrub seinen Kopf in seiner Halsbeuge. Er schloss die Augen und drückte den Blonden näher an sich, atmete seinen Geruch ein. Harrys Bauch fühlte sich seltsam flau an und in einem Teil seiner Gedanken hoffte er auf mehr... ...tbc... following: „en passant“ Titel: « Le petit prince » = « Der kleine Prinz » nach der illustrierten Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry. A/N: Uh, das war jetzt mal ein slashiger Cliffi und nicht wirklich fies. Ich bin nicht so weit gekommen wie ich mir vorgenommen hatte und das geplante Ende ist dann wohl das Ende des nächsten Kaps... Wow, ich habe ein ganzes Kapitel dazugebaut... Dass Dray im HBP erst Ende des Schuljahres Geburtstag hat wird hier genauso ignoriert wie der Rest des Buches. Außerdem muss ich mich wirklich entschuldigen, dass ich euch so lange habe warten lassen. Manchmal habe ich angefangen weiterzuschreiben, um nach ein oder zwei Sätzen zu merken, dass ich auf Englisch geschrieben habe... Um diese Tendenzen abzubauen habe ich dann an 3 (ja ich bin wahnsinnig) anderen Ideen gearbeitet (auf Englisch) und trotzdem versucht das Bildnis nicht zu vernachlässigen... Mein Hänger hier lag aber auch daran, dass ich einfach nicht von meinem eigentlichen Kapi-Ende abweichen wollte und ich mich erst selbst überzeugen musste, dass ein bissl Slash in Andeutungen die Leser auch zufrieden stellt... hat es das? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)