Das Bildnis des Draco Malfoy von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: les miséables ------------------------ Kapitel 6: So, wetten einige haben sich jetzt schon ziemlich viele Horrorszenarien ausgedacht, während sie hierauf warten mussten, und andere dachten nur „Gott sei Dank, kommt diese Irre endlich mal zum Punkt!“. Welcher Punkt?? Tja, da sag ich nur: Lesen!!! Previously: // Er lag wie eine kaputte Puppe in Harrys Armen und rührte sich nicht. „Draco!“ Vorsichtig legte er dem anderen zu Boden und fühlte seinen Puls. Er konnte ihn nicht finden. >Oh Gott!< „DRACO!“ // Kapitel 6: les misérables Was hatte er getan? Wie konnte das passieren? Harrys Zauberstab war klappernd zu Boden gefallen, als sein Besitzer völlig aufgelöst den jungen Mann aufgefangen hatte, der zuckend in sich zusammen gesackt war. Harry hatte nicht bemerkt, wie eines der wohl wichtigsten Besitztümer eines jeden Zauberers über den Boden rollte und erst an einer Wand zum stehen kam. Wie sollte er auch? Er hatte nur Augen für die furchterregende Szene, die sich vor ihm abspielte. Es war alles so schnell gegangen. Er wusste noch immer nicht, was geschehen war. Es war auch nicht wichtig. Draco war tot oder zumindest ziemlich nahen dran zu sterben. Er fühlte keinen Puls. Verzweifelt drückte Harry seine Finger an den schlanken Hals seines Mitschülers, aber es war kein Herzschlag zu spüren. „Oh nein, Draco!“ Harry war am Rand einer Panik. Was sollte er tun? Draco konnte doch nicht einfach tot umfallen! In seiner Verzweiflung riss Harry die dicke Robe des Slytherin auf und auch das darunter liegende Hemd. Er legte sein Ohr auf den Brustkorb. Erneut kein Herzschlag. Er starrte auf die Stelle, wo das Herz liegen musste, als würde es dadurch wieder arbeiten. Doch schnell erkannte er, das es nutzlos war. Stattdessen begann er eine Herzmassage. Er hatte das schon öfter im Fernsehen gesehen, wenn Dudley wieder irgendwelche Actionfilme geschaut hatte und der Held jemandem das Leben rettete. Er spürte jede Rippe unter seinen Fingern und musste erkennen, dass Draco deutlich dünner war, als noch vor einer Woche, wo er bereits nichts auf den Rippen gehabt hatte. War es das, was ihn zusammenklappen ließ? Unwichtig. Harry schob diese Gedanken beiseite und begann nun auch mit der Mund zu Mund Beatmung. >Hoffentlich mache ich das richtig.< Dracos Lippen waren weich aber eiskalt. „Komm schon! Bitte Draco, wach auf!“, bettelte Harry verzweifelt. „Bitte, lass das nicht das Ende sein.“ Harry begann verzweifelt zu weinen und presste so gleichmäßig es seine Panik zuließ auf den Brustkorb. „Das bringt so nichts, Harry.“ „Natürlich bringt es was. Ich muss doch...“ Harry brach ab. Jemand hatte mit ihm gesprochen und die Stimme war die des inzwischen wohl schon so gut wie Toten, der unter ihm lag. Er musste geträumt haben. „Weißt du Potter, ich wusste ja schon immer, dass du einmal mein Tod sein würdest. Aber du hast dich echt beeilt“, meinte diese bekannte Stimme in ihrem üblich provokanten Tonfall neben ihm. Harry blickte auf. Dort war Draco, allerdings in 2D, und sah interessiert aus seiner Leinwand heraus. Vor lauter Schock darüber, dass dieses Portrait mit ihm sprach, zumal das Original gerade vor ihm lag, hätte er um ein Haar die Herzmassage ausgesetzt. „Was zum...“ Er war nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen und starrte sein gemaltes Gegenüber nur stumm an. „An deiner Stelle würde ich versuchen Hilfe zu holen, oder du kannst hier ewig weitermachen“, meinte das Bild etwas ungeduldig. „Ich weiß, dass er... ich... wir, sicher nicht so enden wollen.“ Scheinbar hatte dieser Malfoy noch etwas Probleme mit dem Einordnen seines Selbst. Doch er (oder es?) hatte Recht. Er musste jemanden holen. Jetzt. „Wie... wie soll ich das machen?“ Harry stotterte vor Panik. „I...Ich... ich kann hiermit nicht a-aufhören.“ Er schüttelte den Kopf, als ob er sich damit selbst recht geben könnte. Der Blonde im Rahmen schüttelte nur den Kopf. „Dann mach einen Sonorus und schrei das ganze Schloss zusammen!“ Langsam schien sich auch das Bild reichlich unbehaglich zu fühlen. „Jemand wird dich hören. Zumindest Filch und der kann dann Pomfrey holen, damit ich nicht bald das einzige bin, was von ihm noch übrig ist.“ Er gestikulierte in Richtung seines komatösen selbst. Harry nickte, wie in Trance. Das war eine Idee und sie war gar nicht mal so schlecht. Endlich fiel Harry auf, dass sein Zauberstab nicht mehr in seiner Hand war. Etwas verwirrt blickte er sich im Raum um, als er es endlich geschafft hatte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes als die beiden identischen Slytherins vor sich zu lenken. Nach einem Moment, der nach Harrys Empfinden viel zu lange dauerte, erspähte er gesuchtes Objekt und ließ von dem bewusstlosen Draco ab, um endlich Hilfe zu rufen. Seine Stimme hallte laut an den Steinwänden wieder. Hoffentlich gab es noch einpaar Nachzügler vom Abendessen, die etwas vertrödelt zu ihren Gemeinschaftsräumen gingen. „Hilfe! Hey, wir brauchen HILFE!!“ Er hörte nicht auf zu schreien, als er wieder zu Draco rutschte und erneut mit der Herzlungenmassage begann. „Verdammt, wo sind denn alle? HEY!!! HIIIIILFEE!“ Harry wusste nicht, wie lange er sich schon die Seele aus dem Leib schrie. Seine Ohren dröhnten, da von dem Sonorus jedes Wort wie aus einem Megafon hallte. >Warum kommt denn niemand?< Plötzlich hörte Harry ein Geräusch über sich, das wie ein sehr schadenfrohes Kichern klang. PEEVES! Er blickte nach oben und sah den Poltergeist mit einem kranken Lächeln an der Decke schweben. „Nana, wen haben wir den hier? Potterlein und sein neuestes Spielzeug. Hat Potterlein es kaputt gemacht?“ Harry wäre wütend gewesen, wenn seine Verzweiflung nicht alle anderen Gefühle überrannt hätte. Peeves war vielleicht Dracos einzige Chance. Es dauerte schon zu lange. Das konnte nicht gut sein. „Peeves, los geh und erzähl allen, dass wir hier sind und was wir tun. Du liebst es doch Schüler zu verpetzen. Los, sag allen, dass ich Malfoy getötet habe und dass wir hier sind!“ Noch immer war Harrys Stimme übernatürlich laut, was den flehenden Unterton in seiner Stimme seltsam verstärkte. Peeves schien einen Moment darüber nachzudenken. „Hm... Nein.“ Ein schadenfrohes Grinsen erschien auf dem Gesicht des sadistischen Geistes. „Es macht nur dann Spaß die Leute zu verpetzen, wenn sie es nicht wollen. Was habe ich denn davon, wenn ich dir einen Gefallen tun würde.“ Er schwebte Richtung Decke. „Viel Erfolg noch.“ Harry konnte es kaum fassen. Das durfte nicht wahr sein. Er musste es verhindern, irgendwie. „Peeves, PEEVES! Hey, w-weißt du überhaupt, wer das ist?“ Er zeigte dabei auf Draco. Der Poltergeist sah recht unbeeindruckt aus, schien aber zu vergessen, dass er verschwinden wollte. Stattdessen summte er die ganze Zeit vor sich hin. „Wieso sollte ich mich für den Malfoy Jungen interessieren? Todesser sind langweilig.“ Er gähnte demonstrativ. „Aber... aber er... er ist in Slytherin!“ Harry war etwas eingefallen, dass Draco retten könnte. „Er ist in Sytherin!“ Wiederholte Harry. „UUUUnd?“ „Und er ist in seinem Haus der wohl beliebteste und einflussreichste Schüler. Was würde der Blutige Baron wohl sagen, wenn du das Aushängeschild aller Slytherins hier krepieren lässt?“ Harry versuchte so ernst wie möglich zu sein, was ihm in dieser Situation mit der Panik im Bauch nicht so gut gelang. „Er würde seeeehr böse sein. Willst du, dass der Blutige Baron böse wird?“ Nun war Peeves ruhig. Er schien dies wirklich in Betracht zu ziehen. Dann schwirrte er im Eiltempo aus der Tür und Harry hörte, wie er laut zu schreien begann: „Harry Potter hat den Malfoy Jungen getötet! Mord! Mord!“ [1] Minuten später hatte sich bereits eine große Menschentraube in der Tür gebildet und einige Schüler sahen entsetzt auf Harry herab, der wie mechanisch die Reanimation fortsetzte und die Blicke ignorierte. Wo kamen die denn plötzlich alle her? „Lasst mich durch! Sofort aus dem Weg!“, erklang eine autoritäre doch leicht gehetzt klingende Stimme. Nur einige Sekunden später stand Poppy im Raum und schob Harry rüde von dem anderen Jungen weg. „Mein Gott... Was haben sie getan?“ Sie schwang ihren Zauberstab einige Male über Draco und wurde blasser. Dann sprach sie einen Zauber, der scheinbar Harrys Herzlungenmassage ziemlich nah kann und schwebte den Bewusstlosen – oder sogar Toten? – aus dem Raum, vorbei an den entsetzten Schülern und hoch zum Krankenflügel. Jemand zog Harry auf die Beine und schob ihn ebenfalls durch die Gänge, um der Krankenschwester zu folgen. Harry sah nicht auf, um zu sehen wer es war. Er hörte auch nicht, als eine Stimme mit ihm sprach. In diesem Moment dachte er nur noch eins: >Ich hab ihn getötet... Mein Gott, ich habe Draco getötet.< Pomfreys Reaktion war eindeutig gewesen. Sie musste auch gewusst haben, dass Draco tot war und Harry hatte ihn getötet. ‚Mein Gott... Was haben sie getan?’ Dieser Satz stahl sich immer und immer wieder in seinen Kopf. Was hatte er denn getan? Wie konnte er dem anderen nur so wehtun, ihn nur so verletzten? Was hatte er getan? Harrys Gehirn war wie gelähmt. Der Kurzschluss wurde verursacht von diesen beiden Fragen, die sich wie eine kaputte Schallplatte immer und immer wieder in seinem Kopf wiederholten. Harrys Panik war in dem Moment gewichen, als Poppy ihn weggestoßen hatte. Zuvor war er so hysterisch in seinen Rettungsversuchen gewesen, dass ihm alles andere egal war. Doch dann lag es nicht mehr in seiner Hand. Er konnte nichts mehr tun. Er war alleine und seine Aufgabe war einem anderen übergeben worden. In diesem Moment hatte er endlich Zeit gehabt die Verzweiflung und Angst, die sich in seinem Inneren aufgestaut hatte und die er zuvor unterdrückt hatte, an die Oberfläche zu lassen. Sie hatte ihn betäubt. Der Schmerz, den sein Schuldgefühl und die Angst um Draco mit sich brachten, schien seine Nerven zu überlasten und abzutöten. Plötzlich war er vollkommen gelähmt gewesen. Wie erstarrt hatte er am Boden gesessen und nichts mehr getan, bis ihn jemand aufgehoben und weggebracht hatte. Diese Person drückte ihn nun auf einen Stuhl nieder. Harry saß unbeweglich da bis der Druck auf seinem Brustkorb zu groß wurde und er den Kopf auf die Knie senkte, die Arme über den Kopf legte und endlich wieder zu weinen begann. Die Tränen schienen mit seinem Handeln gestorben zu sein. Doch sie wollten sich nicht länger eindämmen lassen. Bis er den ersten klaren Gedanken fasste hatte Harry bereits jedes Zeitgefühl verloren. Wie lange hatte er schon so dagesessen? Jemand legte ihm die Hand auf die Schulter. Es war eine beruhigende Geste, damit Harry nicht erschrak, als ihn die Person ansprach. „Mr. Potter?“ Harry wollte nicht mit der Frau reden. Er erkannte die Stimme als die von Professor McGonagall. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Nach dem Geschehenen dachte Harry nicht, dass er noch irgendjemandem in die Augen sehen konnte. „Harry!“, versuchte es die ältere Lehrerin erneut. Ihre Stimme hatte Nachdruck, auch wenn sie versuchte so sanft und mitfühlend wie möglich zu klingen. Harry hörte, dass sie nervös und besorgt war. Er hatte sie inzwischen schon oft so gehört. Harry atmete einmal tief ein und setzte sich wieder aufrecht hin. Wiederwillig trocknete er mit dem Ärmel seines Hemdes die Tränen von seinen Wangen und starrte unbeirrt auf seine Knie. „Gott sei Dank, Mister Potter. Ich habe mir bereits ernsthafte Sorgen um sie gemacht.“ Harry wollte so etwas nicht hören. Er hatte nicht verdient, dass sich jemand um ihn kümmerte. Was er getan hatte war unverzeihlich. Kümmerte sich denn niemand um Draco? War es ihnen denn alles egal? „Nein...“ Seine Stimme war rau und sein Rachen schmerzte von den unzähligen Schreien, die er in dieser Nacht geschrieen hatte. „Nein, nein...“ er stieß ihre Hand fort und begann den Kopf zu schütteln, als könnte er das Geschehene einfach verneinen. Er wünschte sich so sehr die Zeit zurückdrehen zu können. Doch das ging nicht und er wurde nur noch verzweifelter. Er hörte nicht, wie McGonagall mit ihm sprach sondern versuchte sich auf seinem Stuhl in einen Ball zusammen zu ziehen und all dem zu entfliehen. Seine Gedanken kreisten nur um Draco, seinen panischen Blick, als er aus heiterem Himmel zusammenklappte, seine viel zu leichte Gestalt, die leblos in sich zusammensackte und die Tatsache, dass er ihm wohl nie wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen konnte. Mit all dem vor Augen glitt Harrys Bewusstsein davon. Er warf sich im Schlaf hin und her und erwachte mit einem bösen Gefühl im Magen. Harry sah sich um und fand sich selbst in einem Krankenbett des Krankenflügels wieder. Er versuchte sich zu orientieren und blickte um sich. In einem Bett am anderen Ende des Raumes erblickte er die reglose Gestalt eines jungen Mannes. Er richtete sich ruckartig auf, als die Geschehnisse des Abends wieder in sein Gedächtnis traten. „Draco..." Er wollte aus dem Bett springen und zu seinem Mitschüler hinübereilen, als plötzlich die Gestalt von Madam Pomfrey vor ihm erschien und ihn entschlossen zurück in die Kissen seines Bettes schob. „Liegen bleiben Mister Potter. Sie hatten eine Panikattacke und ich habe ihnen starke Beruhigungstränke geben müssen. Ich denke nicht, dass sie schon sicher gehen können.“ Ihr befehlender Ton war Harry nur zu bekannt, doch er dachte gar nicht daran sich zu ergeben. „Ich muss zu ihm... Ich muss sehen, ob... ob...“ Harry stockte. Er wollte es gar nicht aussprechen. Zu seinem Glück schien die Krankenschwester ihn auch so zu verstehen. „Mister Potter,“ begann sie mit einer beinahe führsorglichen Stimme, „Ich denke es wird sie freuen zu hören, dass Mister Malfoy lebt. Auch wenn ich mir dessen lange nicht wirklich sicher war. Es ist mir nicht gelungen zu erkunden, was seinen fragwürdigen Zustand ausgelöst hat, doch er scheint stabil zu sein.“ Harrys Herz wurde um einen schweren Stein erleichtert, als er das hörte. Er hatte ihn nicht umgebracht, Gott sei dank. „Wenn es ihnen nicht zu viel ist, so möchte ich sie bitten mir und den Professoren zu erklären, was genau zwischen ihnen vorgefallen ist.“ Es war keine Bitte, die Poppy formulierte sondern eine klare Aufforderung, die auch durch die plötzlich sichtbare Anwesenheit der Professoren Dumbledore, McGonagall und Snape unterstrichen wurde. Man konnte nicht sagen, dass Harry gerne die Vorkommnisse öffentlich rekapitulierte. Doch er hoffte, dass dies Madam Pomfrey vielleicht helfen könnte. Er versuchte nichts wichtiges auszulassen, was ihm manchmal doch recht schwer fiel, da es ihn doch sehr persönlich anging. Als er am Ende angelangt war fragte er sich selbst, ob das alles nicht tatsächlich nur ein Traum gewesen war. „Ich wollte ihm helfen. Sie haben doch gesagt es sei meine Schuld Professor.“ Er sah zu Snape und seine Augen füllten sich erneut mit Tränen. McGonagall runzelte fragend die Stirn. „Severus, wovon spricht er denn?“ Die ältere Hexe hatte die ganze Geschichte erstaunlich gelassen genommen doch langsam schien auch ihre Geduld zu schwinden. Snape zuckte nur nonchalant mit den Schultern, als könne er sich an keinen expliziten Vorfall erinnern. Endlich ergriff auch Dumbledore das Wort, wobei ihn er die letzte Wendung der Unterhaltung völlig außer Acht ließ. „Harry, ich denke, dass deine schnelle Reaktion und Geistesgegenwart in dieser Situation Mister Malfoy vielleicht das Leben gerettet haben. Wir wissen noch nicht, was letzen Abend wirklich passiert ist. Wenn deine Darstellungen der Wahrheit entsprechen brauchst du dir keine Schuld zu geben. Du hast alles getan, was du konntest, um Hilfe zu holen.“ Er schenkte Harry ein aufbauendes, wenn auch trauriges Lächeln. Harry rieb sich die Hände über die Augen und verkniff sich ein bitteres Lachen. „Ich hatte gar nicht daran gedacht einen Sonorus zu benutzen. Ich hätte noch ewig da unten gesessen. Ohne ihn wäre ich komplett hilflos gewesen.“ Er spürte wie alle Augen auf ihm ruhten. „Ohne wen? Peaves?“ Die Stimme gehörte Madam Pomfrey. „Draco.“ „Mister Potter,“ antwortete die Krankenschwester langsam und mit dem Ton einer Grundschullehrerin, „Mister Malfoy war nicht bei Bewusstsein nach allem, was sie uns erzählt haben.“ „Nein, der andere Draco!“ Harry war so ausgelaugt, dass er nur noch schlafen wollte. Das Schweigen der Umstehenden ließ ihn den Blick wieder heben. Poppy trat etwas näher und schwang ihren Zauberstab über ihn. „Tut mir Leid, Professor Dumbledore, ich muss wohl ein Trauma übersehen haben. Ist dir schwindlich Harry? Wie viele Professoren McGonagall siehst du gerade?“ Harry sah sie an, als habe sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Es gibt nur eine Professor MacGonagall hier!“ Pomfrey ging zu einem ihrer Schränke und zog einen dicken Wälzer heraus. Harry hörte sie leise murmeln: „Hm... Bei paranoider Schizophrenie sieht der Patient auch Personen...“ Dies ließ Harry auffahren. „Hey ich bin nicht verrückt!“ „Ja Schätzchen, sicher!“, sagte sie ohne von ihrem Buch aufzusehen. Ihre Stimme sagte aber genau das Gegenteil. „Nein!“ Harry war entsetzt, dass sie ihn hatte so missverstehen können. „Draco war bewusstlos und der andere Draco, das magische Porträt, das ich von ihm gemacht habe, hat mir gesagt ich sollte einen Sonorus versuchen.“ Er wollte auf keinen Fall nach St. Mungos gebracht werden. „Unmöglich!“ Professor McGonagall schüttelte energisch den Kopf. „Keiner meiner Schüler könnte die vielen komplizierten Zauber bewerkstelligen, die dafür nötig wären. Miss Granger hat es versucht und selbst ihre Lavender Brown kann kaum mehr als ein ‚Hallo’ von sich geben.“ Professor Dumbledore sah plötzlich sehr nachdenklich aus. Ein schlechtes Zeichen, wenn es nach Harry ging. „Severus, wärst du so freundlich zurück zu gehen und dieses Bild für uns zu konfiszieren.“ Obwohl Snape scheinbar nur ungern die Unterhaltung verließ machte er sich mit einem kurzen Nicken des Verstehens davon. Daraufhin legte sich ein betretenes Schweigen über die Anwesenden, das niemand zu brechen bereit schien. Harrys Gedanken drifteten wieder ab zu den Geschehnissen der Nacht. Bis... Dracos Gedanken schienen in einem Berg von Watte eingehüllt zu sein. Er konnte seine Umwelt nicht ergreifen, da sie von der weichen Dämmschicht bedeckt zu sein schien. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch da war nur Schwärze und die Gewissheit, dass etwas nicht stimmte. Es war zu ruhig und viel zu dunkel. Er konnte selbst seinen eigenen Atem nicht hören. Atmete er überhaupt. Panik ergriff seine Sinne, als er immer wieder versuchte Luft in seine Lungen zu saugen, sich sein Brustkorb jedoch einfach nicht zu heben schien. Seine Versuche wurden hektischer und die Mühe ließ ihn schwitzen. Ganz leise drang ein einzelnes schwaches Pochen an seine Ohren. Was war das? Er wollte sich umdrehen und schauen, ob er die Ursache finden konnte, doch er konnte es nicht. Mit wachsender Anstrengung kam das Pochen in immer kürzeren Abständen wieder und schwoll zu einem kräftigen Schlagen, das immer aus zwei schnell aufeinanderfolgenden Tönen bestand. Plötzlich dämmerte ihm, dass es ein Herzschlag sein musste... sein Herzschlag. Dracos Augen flogen auf und er sog die Luft in einem Tiefen Atemzug ein, wie ein Ertrinkender. Als endlich wieder Sauerstoff in seine Lungen floss war es ein so berauschendes Gefühl, dass ihm farbige Punkte vor den Augen tanzten. Erst dann bemerkte er, dass er in eine sitzenden Position hochgefahren sein musste und fiel desorientiert zurück in die Kissen, deren Anwesenheit er sich zwar nicht erklären konnte, die er aber sehr willkommen hieß. Alles drehte sich um ihn und er kniff die Augen fest zusammen. Als die Erleichterung abklang spürte er seine Lungen brennen, als sei er gerade kilometerweit durch eiskalte Winterluft gerannt. Er hörte Stimmen und schnell näher eilende Schritte. „Mister Malfoy?“ Jemand begann an ihm herumzutasten und er spürte wie seine Haut an der einen oder anderen Stelle zu kribbeln begann. Er zwang sich dazu die Augen wieder etwas zu öffnen und sah die Schulkrankenschwester über ihm stehen und ihren Zauberstab schwingen. Er musste im Krankenflügel sein, was ihn auch nicht wirklich verwunderte, wenn er sich überlegte, wie er sich fühlte. Aber wie war er dorthin gekommen? „Was...?“ Fragend blickte er um sich und sah, dass weit mehr Professoren als angenehm zugegen waren. „Willkommen zurück Mister Malfoy, sie haben einige Leute heute ernsthaft erschreckt,“ begann die Krankenschwester mit einem strengen prüfenden Blick. „Sie haben es soeben geschafft erfolgreich von den fast Toten wieder aufzuerstehen.“ >Wie Bitte?< Er spürte deutlich, wie sein Herz sich unangenehm beschleunigte, als erneut Panik in ihm aufstieg. Sein Atem kam stoßartig und es war als würde jemand seinen Brustkorb zusammendrücken. Seine Augen rasten von einem Punkt zum anderen. >Was soll das bedeuten? Ich bin nicht...< Harry wurde aus seiner Trance gerissen, als er Madam Pomfrey aufgeregt rufen hörte. Er drehte sich zur Seite und sah, dass Draco sich aufgesetzt hatte und nun halbbenommen wieder ins Bett sank. >Gott sei Dank!< Er befreite sich aus den Laken seines eigenen Krankenbettes und sprang heraus. Als er sich an Professor McGonagall vorbeischob sah er dass Draco inzwischen einen entsetzten Ausdruck in den Augen hatte. Er hatte nicht darauf geachtet, was die anderen gesagt hatten, aber etwas schien ihn geschockt zu haben. Draco formte Worte mit seinem Mund doch kein Laut trat über seine Lippen, da er viel zu sehr damit beschäftigt war stoßartig rapide zu atmen. Seine Augen flogen durch den Raum bis sie auf Harry fielen und sich schlagartig weiteten. Angst schien sich darin zu manifestieren und als Poppy ihrem Patienten ein Fläschchen mit einem ihrer Tränke zu verabreichen versuchte wollte dieser es mit Schlägen und Tritten abzuwehren. Es klirrte und plötzlich hielt das Gewirr von Armen und Beinen inne. Draco hörte auf sich zu wehren und starrte stattdessen verwundert auf seine Hand. Die Glasflasche war zerbrochen und ein großes farbiges Stück Glas, das noch immer von der zuvor darin befindlichen Flüssigkeit tropfte, steckte umrahmt von vielen kleinen Splittern in seiner Handfläche. Der Schmerz schien ihn aus der Panik gerissen zu haben. Blut floss aus der Wunde und tropfte auf das weiße Laken, das bereits nach einer geringen Menge der roten Flüssigkeit, wie eine Metzgerschürze aussah. Harry merkte nur nebenbei, dass Madam Pomfrey aufgeregt davoneilte, um etwas zu holen, das sie für diese Wunde brauchte. Sein Blick war haftete auf Draco. Der junge Mann starrte noch immer auf seine Hand bis er irgendwann die zweite dazu verwendete den großen Splitter wieder herauszuziehen. Die Blutung hatte erstaunlicherweise bereits aufgehört. Mit einem leisen schmatzenden Geräusch löste sich das Glas aus der Haut und dem darunter liegenden Gewebe. Der Schnitt war tief gewesen. Harry wäre beinahe das Kinn am Boden zerschmettert, als er mit weit aufgerissenen Augen zusah, wie sich die Verletzung, die beinahe bis auf den Krochen zu gehen schien, innerhalb weniger Sekunden zu schließen begann. Das Blut in direkter Umgebung der Wunde zog sich wieder darin zurück während das andere bereits zu gerinnen und sich dunkler zu verfärben begann. Die Haut schloss sich als die Schnittstellen verschmolzen bis man nicht mehr erkennen konnte, wo sie zuvor zerstört worden war. Harry spürte, wie seine Stirn sich in Falten legte. Was war in diesem Fläschchen gewesen? Als der Schulleiter diesen Gedanken in Worte fasste, wusste er, dass er wohl nicht der einzige war, der sich diese Frage stellte. „Nur ein Beruhigungstrank, das haben wir im Handumdrehen wied...“ Poppy stoppte inmitten des halb ausgesprochenen Satzes, als sie wieder das Krankenbett erreichte. „Minerva, hast du...?“ Ihr Blick glitt etwas verunsichert zu der älteren Lehrerin. „Nein, Madam Pomfrey. Niemand hat den Jungen auch nur angefasst.“ Sie hob fragend den Blick über ihre Brillenränder auf die Krankenschwester. „Aber...“ Diese sah Dumbledore erwartungsvoll an, doch auch der schüttelte nur leicht den Kopf. Ihr Blick streifte Harry kaum bevor sie Malfoy durchdringend ansah. „Mister Malfoy...“ Sie räusperte sich und glättete die falten der Verwirrung aus ihrem Gesicht, „Wie fühlen sie sich? Haben sie das Gefühl mit ihrer Hand ist... nun ja, alles wieder in Ordnung.“ Sie ließ ihren Patienten keinen Augenblick aus den Augen. Dieser schien sich nur wie in Zeitlupe fortzubewegen. Er starrte noch immer mit zusammengezogenen Augenbrauen auf seine Hand, als könne er sie nur mit Willenskraft verschwinden lassen. Langsam hob er den Kopf und sah die Anwesenden mit einem etwas verunsicherten Blick an. „Ich...“ Er beendete den Satz nicht. Harry vermutete, dass er so oder so nicht wirklich wusste, was er sagen sollte, jedoch hatte er auch keine wirkliche Chance dazu, da kaum als er das Wort ausgesprochen hatte die Tür zum Krankenflügel aufflog und Professor Snape mit wehendem Rockschoß hereingestürmt kam. Der Tränkemeister schien sich nicht mit unnötigen Freundlichkeiten aufhalten zu wollen, als er ohne Umschweife mit finsterem Blick meinte: „Er hatte Recht. Ich denke du solltest dir das etwas genauer ansehen Minerva.“ Draco war alleine. Nach Snapes dramatischem Auftritt hatte man Harry in sein Bett auf der anderen Seite des Raumes verbannt und Schweigezauber über die einzelnen Teile der Station gelegt. Das hatte das unangenehme Gefühl in seinem Magen nicht gerade verringert. Warum diese Heimlichtuerei? Snape war mit McGonagall wieder verschwunden. Dumbledore hatte auch irgendetwas für sich zu tun gefunden und Pomfrey hatte Draco einmal gründlich durch die Diagnosemaschinerie eines kompletten Checks aller nur zu findenden Körperteile, -funktionen und was ihr noch so alles einfiel gejagt. Nun war sie schon seit gut einer Stunde verschwunden und langsam aber sicher wurde er nervös. Er hatte zu viel Zeit gehabt sich zu überlegen, was wohl geschehen war und auch wie viel Harry der vereinigten Runde der Lehrerschaft erzählt haben mag. Egal wie viel oder wenig es gewesen war (und Draco schätze mal, dass es eher viel war), es war bereits zu viel für seinen Geschmack. Endlich ging der Vorhang auf einer Seite wieder auf und Dumbledore, Snape und Pomfey traten mit teils recht aufgewühlt wirkenden Minen vor ihn. >Irgendwas stimmt nicht.< Harry konnte nicht schlafen. Er versuchte sich abzulenken als die stunden verstrichen, doch alle Bemühungen waren früher der später ohne Erfolg. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass es einfach nichts Passendes zu tun gab, das als Beschäftigungstherapie hätte dienen können. Doch er zweifelte daran, dass auch das beste Buch oder das schwerste Schachspiel seine Gedanken hätte fesseln können. Er war daher beinahe dankbar als wieder jemand seinen mit Vorhängen abgetrennten Teil der Krankenstation betrat, auch wenn es Snape war. Der Tränkemeister sah ihn einen Augenblick nur emotionslos an, dann legte er den Kopf leicht zur Seite, als würde er abwägen, was er sagen wollte. „Ich komme gerade von Mister Malfoy.“ Er lies diesen Satz eine Weile in der Luft hängen. „Geht es ihm gut?“ Harry konnte sich nicht dazu zwingen seine Sorge zu verbergen. Er musste es wissen. „Wenn man bedenkt, was sie heute Nacht mit ihm gemacht haben, muss ich das wohl bestätigen. Den Umständen entsprechend geht es ihm doch recht gut.“ Snapes Stimme war so kalt wie immer, aber etwas seltsames schwang darin mit. Etwas, das Harry nicht einordnen konnte. „Ich wollte ihm nie wehtun und auch, wenn sie mir nicht glauben mögen, ich habe niemals das getan, was sie mir vorwerfen.“ Harry versuchte den Ärger und die Schuldgefühle runter zu schlucken. Es half ihm nichts Snape gegenüber die Kontrolle zu verlieren. „Ich weiß.“ Harry wäre bei diesem Satz umgefallen, wenn er nicht bereits gelegen hätte. „Was?... Aber...“ Snapes Mundwinkel zuckten in einem flüchtigen Grinsen. „Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich sie beschuldigen würde so etwas hinterhältiges zu tun, das war nie ihre Art.“ Er trat mit einem verschwörerischen Blitzen in den Augen etwas näher an das Bett und senkte die Stimme. „Ich dachte nur, dass ich ihre neue „Beziehung“ nutzen könnte, um Dracos Problem zu therapieren. Ich musste sie nur darauf aufmerksam machen und abwarten, dass ihr Helfer-Komplex den Rest erledigt. Das nennt man umgekehrte Psychologie.“ Als es Harry wie Schuppen von den Augen fiel kam er nicht umher sich über seine eigene Naivität zu schämen. >Das hätte ich wissen müssen!< Snape zuckte nur nonchalant mit den Achseln. „Es hat geklappt. Zu gut, um ehrlich zu sein. Denn sie, Mister Potter mussten ja schon immer über das Ziel hinausschießen und haben ihn statt ihn nur von diesem dummen, gesundheitsgefährdenden Trip abzubringen, gleich unsterblich gemacht. Das können auch nur sie, Mister Potter!“ ...tbc... following: „le petit prince“ Titel: les misérables = « Die Elenden » (Titel eines Romans von Victor Hugo und dem darauf basierenden Musical) Anmerkungen: [1] Für alle, die das nicht mehr ganz im Kopf haben (was ich euch nicht verübeln kann): Im ersten Buch erfährt Harry, dass der einzige, der Peeves kontrollieren kann, der Blutige Baron ist. Also, das war Kapitel 6 und endlich geht es richtig zur Sache *wicked snicker* Wem ist aufgefallen, dass das Bild eigentlich nicht sprechen dürfte? *g* Und wer hatte gedacht, dass Snape nur faked? Ich hatte mich schon gewundert, dass noch keiner meinte „Das ist doch ein blöder Trick!“. Erleuchtet mich bitte mit euren Kommis, okay? Ich versuche mich mit Kap 7 zu beeilen (darauf warte ich schon lange... hihi) aber ich habe leider gerade viel zu tun, weil ich gerade umziehe und mir regelmäßige Prüfungen im Studium bevorstehen, weshalb ich leider ziemlich viel lernen muss. Genug gejammert. Bis bald, Birdie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)