Hanyou wo Tomete!! [Stoppt den Dämon] von Jitsch (Inuyasha x Miroku - Neue News am 18.11.07) ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 十五・Sterne ----------------------------- Es war Neumond. Miroku verharrte einen Augenblick, während Keiryou bereits am unteren Ende des Hanges angelangt war. „Wo bleibt Ihr, Miroku-sama!“, rief er anklagend hinauf. Der Angesprochene senkte den Kopf und blickte auf das Gras zu seinen Füßen, das sich leicht in einer für ihn unspürbaren Briese wiegte. „Es ist Neumond“, sagte er tonlos. Keiryou zuckte die Achseln. „Was bedeutet das?“, fragte er. Miroku antwortete nicht. Seine Gedanken trieben fort, in die kleine Hütte, wo er in jener Nacht Inuyashas Geheinmnis erfahren hatte. Er erinnerte sich an das Gefühl von Inuyashas Haar unter seinen Fingerkuppen. War es nun einen Monat her? Nein, es mussten zwei sein, so lange wie er verletzt gelegen hatte und dann auch noch mit Keiryou umhergezogen war. Er starrte auf seine Hände und bewegte die Finger, als müsse er sich überzeugen, dass sie sich noch bewegten. Erinnerungen überfluteten ihn, Erinnerungen daran, wie er Inuyashas Haut mit seinen Lippen berührt hatte, wie sie eins geworden waren... Hör auf, an so etwas zu denken! Du bist hier, um ihn zu töten!, schalt er sich und kniff die Augen zu, um die Visionen loszuwerden. Die Erinnerung an Inuyashas Geruch, an sein Haar in seinen Händen, an sein aufgeregtes Stöhnen, an diesen ergebenen Blick. „Miroku-sama, was ist los mit Euch?“, fragte Keiryou mit erhobener Stimme und schreckte den Mönch auf. Sein Begleiter stand direkt vor ihm und starrte ihn aus seinem gesunden Auge böse an. „Wir sollten jetzt sofort losgehen, meint Ihr nicht?“ Miroku wich zurück. Noch nie hatte er dieses Funkeln im Auge des anderen gesehen. Es jagte ihm Angst ein, fürchterliche Angst. Er hasste Inuyasha, und das konnte er ihm auch nicht verübeln. Er hatte seine ganze Familie auf dem Gewissen. Seine Frau, seine Kinder. Sein Glück. Miroku senkte den Blick. „Verzeiht meine Unsicherheit. Ich...“ Auf einmal hielt er inne. Vor seinem Inneren Auge war das Bild Inuyashas aufgetaucht, mit blitzenden goldenen Augen inmitten einer Blutlache, und Blut an seinen Klauen. Dann segelte die Vision eines Inuyasha in seine Gedanken, der ihn aus braunen Augen verzweifelt ansah, als er klagte, dass Miroku ihn nur als ein Werkzeug ansähe. „Nein...“, sagte Miroku auf einmal. Keiryous Augenbraue zuckte gefährlich nach Unten. „Was meint Ihr?“ „Wir sollten warten“, sagte Miroku, und ohne Keiryou Zeit für eine Reaktion zu geben, fuhr er fort: „Es ist Neumond, das sehe ich als ein schlechtes Zeichen. Zudem heißt das, dass es heute Nacht so dunkel ist wie es nur sein kann, und zwischen den Bäumen wird es uns extreme Probleme bereiten, unseren Weg zu finden. Inuyasha dagegen ist zur Hälfte ein Hundedämon, und Hunde haben ein sehr feines Gehör, was heißt dass er uns wahrscheinlich bemerken wird, bevor wir ihn gefunden haben. Und dann sind wir bereits den ganzen Tag ohne Pause gelaufen und deshalb müde und erschöpft, was unsere Chancen gegen ihn zu gewinnen nicht gerade erhöht.“ Er sah Keiryou an und atmete tief ein. Einen Augenblick wirkte Keiryou, als würde er im nächsten Augenblick seinen Stab erheben und ihn Miroku gegen den Kopf schlagen, doch dann schloss er das gesunde Auge und seufzte. „Ihr habt ja Recht...“, sagte er niedergeschlagen. Miroku lächelte schwach. „Lasst uns hier ein Lager aufschlagen und abwarten, zumindest bis die Sonne aufgeht.“ Nachdem Miroku seinen Bannkreis aufgestellt hatte, ließen sie sich auf dem bereits feuchten Gras nieder. Keiryou wickelte sein Gewand eng um seinen Körper und schlang die Arme um seine angewinkelten Beine. Miroku ließ sich neben ihm nieder, ein Bein locker auf dem Boden und das andere angewinkelt. „Eine Nacht...“, murmelte Keiryou tonlos. „Nur noch eine Nacht, dann werde ich endlich meine Ruhe finden...“ Miroku schloss die Augen und sagte gar nichts. Er ließ seine Gedanken über die schwarzen Baumwipfel treiben, die leicht im Licht des Miasmas schimmerten und wie eine schwarze Wand vor ihm aufragten. Die Sterne am Himmel blitzten ihm diesmal aufmunternd an. Die Sterne... sie waren immer gleich. Es waren dieselben Sterne wie in jener Nacht, als Inuyasha ihm das Leben vor diesem wildgewordenen Pferd gerettet hatte, dieselben Sterne wie an dem Abend, als er Inuyasha geküsst hatte, und auch als er gegen den Fledermausdämon gekämpft hatte, hatten sie ihm zugesehen. Verfolgt ihr mich?, fragte er in Gedanken. Oder begleitet ihr mich? Seid ihr hier, um mir zu helfen? Natürlich erhielt er keine Antwort. Er schlang seine Hände ineinander und seufzte leise. Er warf einen Seitenblick auf Keiryou, der die Augen geschlossen hatte. Doch er atmete zu schnell, um zu schlafen. Miroku betrachtete wieder den Wald, der ihn mit seiner Schwärze zu verschlucken schien. Warum hatte er Keiryou gebeten zu warten? Es ist ganz einfach, erklärte er sich im Geiste noch einmal selbst. Der Inuyasha, der sich jetzt in diesem Wald befindet ist nicht der, der Keiryous Familie getötet hat. Er ist unschuldig. Nur, wenn Keiryou den Halbdämonen Inuyasha tötet, ist das seine wahre Rache. Es wäre ein leichter Sieg heute Nacht, der ihn nicht mit Zufriedenheit erfüllen würde... Er war so tief in seine Gedanken versunken, dass er nicht einmal bemerkte wie seine Hände in der Kälte der Nacht zu zittern begannen. Er schloss die ermüdeten Augen und Bilder von Inuyasha tauchten vor seinem inneren Auge auf. War es so einfach? War der menschliche Inuyasha gut, und der Halbdämon böse? Waren sie gleich? Wo lag der Unterschied zwischen den beiden Wesen? Gab es einen? War nicht nur die Erscheinung eine andere? Niemals. Der Halbdämon hätte sich mir niemals so... hingegeben, wie es Inuyasha getan hat. Sie sind verschieden, aber inwiefern? Er spürte eine Berührung und bemerkte, dass Keiryou eingeschlafen und mit dem Kopf gegen seine Schulter gesunken hatte. Just in dem Augenblick erinnerte er ihn unglaublich an jemand anderen... Kaede, die kleine Schwester Kikyous, die einen ebenso verbitterten Hass auf Inuyasha hegte, der ein Auge fehlte, und mit der er mehrere Tage gereist war. Er schob Keiryou von sich weg, so dass dieser auf den Boden sank. Er schnarchte leise auf. Angewidert rückte Miroku ein Stück von ihm weg. Er hatte Kaede nicht leiden können. Warum hatte er sich dann diesem Mann angeschlossen, wo sie sich doch so ähnlich waren? Er ist wie ich. Er hat alles verloren. War das die Wahrheit? Warum erschien es ihm wie eine Lüge? Was war falsch daran? Wussten die Sterne eine Antwort? Erneut hob er den Kopf und blickte zu den fernen Lichtpunkten, Seelen lange verstorbener oder nur das geheimnisvolle Leuchten einer unbekannten Macht? Niemand konnte sie je erreichen, sie waren unendlich fern. Aber sie konnten ihm dennoch ihr Licht spenden. Seine Augen brannten in der kalten Nachtluft, doch er schloss sie nicht, denn dann hätte er die Verbindung zu ihnen unterbrochen, der Lichtern der Hoffnung. Und dann erschlug ihn die Erkenntnis mit all ihrer Macht. Eine Windbö fuhr ihm unter das Gewand und ließ ihn frösteln. Sie schien für einen Augenblick die Bäume des schwarzen Waldes von ihrem Standort zu reißen. Er ist anders als ich. Ihm wurde alles aus den Händen gerissen, aber ich... ich stöße von mir, was ich habe. Ich habe meine Kräfte all die Jahre verleugnet, aus Angst. Ich habe mich von den Menschen ferngehalten, weil ich glaubte, ich dürfe nicht glücklich sein. Und nun habe ich Inuyasha von mir gestoßen... weil er mich küssen wollte... und ich ... ich habe ihn nicht nur ohne zu fragen geküsst, ich habe mit ihm geschlafen, von mir aus... Was habe ich getan? Er stand mit einem Ruck auf. Sein Herz klopfte wild gegen seinen Brustkorb, aber er fühlte sich besser. Er griff nach seinem Stab und löste den Bannkreis, dann warf er einen Blick auf den am Boden liegenden schlafenden Keiryou. Er würde selbst zurechtkommen müssen. Aber in dieser Gegend war es sowieso nicht wahrscheinlich, dass er in der Nacht von einem Dämon angegriffen wurde. Miroku wandte sich zum Gehen, und er fühlte, dass die Sterne hinter ihm waren und ihn weitertrieben, hinein in den finsteren Wald, den Dämonenwald. Es war still, unheimlich still. Kein Laut ertönte außer dem Kracken und Rascheln, das Mirokus Fortbewegung verursachte. Zwischen den Bäumen war es noch kühler als auf der Ebene, und eine klamme Angst legte sich über seine Gedanken. Was, wenn Inuyasha nicht hier war? Er hatte keinen Beweis, dass er wirklich hier war. Dennoch ging er weiter, unbeirrt, als wisse er den Weg. Irgendwann blieb er stehen, mitten zwischen den dunklen Tannen, auf dem von trockenen Zweigen und Tannenzapfen bedeckten Boden, und schloss die Augen. Hatte er überhaupt eine Chance, Inuyasha in diesem unendlich scheinenden Forst zu finden? Inmitten der undurchdringlichen Finsternis? Und dank des Neumondes konnte er nicht einmal damit rechnen, dass Inuyasha ihn zuerst entdeckte. Ihm blieb keine andere Wahl... er musste rufen. „Inuyasha!“ Die Stimme hallte zwischen den Bäumen wider und wurde von der Finsternis verschluckt. Hatte Inuyasha ihn gehört? War er nah genug? Oder schlief er gar? „Inuyasha! Ich bin es, Miroku!“ Keine Antwort. Er presste die Augen zu, doch sie brannten vor Müdigkeit. Ich darf nicht einschlafen. Was auch passiert, morgen Früh wird Keiryou in den Wald kommen und Inuyasha suchen. Sein Horiki ist stärker als das der meisten Mönche, denen ich bisher begegnet bin, und noch dazu wird sein Hass auf Inuyasha ihm nicht erlauben, dass Inuyasha entkommt. Inuyasha könnte verlieren. Ich muss ihn finden und hier wegbringen! „Inuyasha! Bitte antworte! Wo bist du?“ Er stolperte ein oder zwei Schritt vorwärts, bereit weiterzugehen, da drang auf einmal ein Laut an seine Ohren. In diesem Wald ungewöhnlich genug, um stehenzubleiben und in vollkommener Stille zu verharren, abzuwarten. „Miroku-sama...“ Es war Inuyashas Stimme, ganz eindeutig und ohne Zweifel! Miroku atmete tief ein, um die Aufregung zu unterdrücken, die ihn vielleicht zu einer Dummheit verleiten würde. Es war besser, wenn sich einer von ihnen bewegte, sonst verpassten sie sich. „Inuyasha, ich bin hier! Komm her! ... Bitte!“ Er lauschte und hörte das Knacken von Zweigen. „Miroku-sama, wo bist du?“ „Hier, Inuyasha, ich bin hier! Folge meiner Stimme!“ Die Geräusche kamen immer näher. „Miroku-sama“, sagte Inuyasha noch einmal, und diesmal war er ganz in seiner Nähe. „Inuyasha...“ Zwei Schritte, dann konnte Miroku die Silhouette Inuyashas im schwachen Licht des Miasmas über ihnen ausmachen. „Inuyasha!“ Er wartete nicht auf eine weitere Begrüßung, ließ seinen Stab klingelnd zu Boden fallen und umarmte den überraschten menschlichen Halbdämon. „Miroku-sama...!“, murmelte er erstaunt. Miroku drückte ihn fest an sich. „Es tut mir leid. Ich werde nie wieder weglaufen!“, sagte er mit einem verzweifelten Tonfall. „Miroku-sama...“, flüsterte Inuyasha noch einmal vollkommen überrascht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)