Erin Erik von Mad-Dental-Nurse (Buch Eins: Im Schatten des Wolfes) ================================================================================ Kapitel 7: Wer ist Mr. X? ------------------------- Vor ihr erhob sich schon der Vatikan, in aller seiner Pracht und Erin war froh, wieder daheim zu sein. Sie sah runter zu Rafael. Er freute sich ebenfalls, wieder Zuhause zu sein. Sie wurde bereits sehnsüchtig erwartet. Bruder Gilmore stand vor dem Tor und winkte ihr freudig zu. Erin lächelte etwas. „Erin, schön Sie wieder zusehen. Wie war es in Frankreich?“, fragte der Bruder. „Alles, nur nicht langweilig!“, sagte Erin und ging in das Kirchenhaus. Rafael folgte ihr. „Kardinal Gregor, wartet schon auf Ihren Bericht!“, rief der Bruder ihr hinterher. Erin musste einen frustrierten Laut unterdrücken. Sie hatte gehofft erst einmal sich aus zu ruhen und ein Bad zu nehmen, doch nein. Kardinal Gregor will ja gleich seinen Bericht haben. Erin knurrte:„ Jaja, er soll den Bericht kriegen!“ Leise in Gedanken fügte sie hinzu. „Am liebsten in den Arsch!“ „Du hast den Geist vernichtet?“, fragte Kardinal Gregor sie. „ Ja. Ich habe das Haus, in dem der Geist sein Unwesen trieb, abgefackelt und ihn dann anschließend, mit meinem Kreuz ausgetrieben!“, erklärte Erin. „Der dürfte jetzt in den Tiefen der Unterwelt umher wandern!“ Der Kardinal nickte. „Ich habe währenddessen interessante Dinge herausgefunden. Ich habe den früheren Pfarrer des Dorfes geschrieben und ihn gebeten, mir die Geschichte des Hauses zu berichten!“, erklärte er. Erin hob die Schultern. „Ja und?“ Was sollte ihr Ziehvater ihr auch schon großartiges berichten. Sie kannte die Geschichte schon. „Der Geist, war ein Junge, der in diesem Haus wohnte, mit seiner Mutter!“, erklärte der Kardinal und Erin fiel ihm ins Wort:„ Ich kenne auch die Geschichte!“ Kardinal Gregor sah sie etwas unwirsch an. Erin lächelte etwas verlegen. „Tschuldige!“ Mit einem Winken, ließ er es bei ihrem Ausruf sein und fuhr fort:„ Dann hat man dir auch gesagt, wie der Junge hieß?“, fragte Kardinal Gregor und Erin schaute ihn fraglich nun an. „Nein!“ „Das habe ich mir gedacht. Der Junge hieß Erik!“ Als Kardinal Gregor das sagte, klappte Erins Kinnlade runter. Erik! Dieser Name klang ihrem sehr ähnlich, wenn man das N durch das C ersetzte. Erin sagte sich im Stillen, ihren den Namen des Jungen hinter einander vor. Erin Erik, Erin Erik… Schon seltsam wie ähnlich sich diese Namen anhörten. „Wie auch immer. Wenn du sagst, er ist fort, dann glaube ich dir das!“ Damit war das Gespräch beendet. Dennoch hinterließ der Name des Geistes auf Erins Zunge einen seltsamen Geschmack. Erin lag auf ihrem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und döste vor sich hin. Wie lange hatte sie mal keinen freien Tag gehabt. Erst das in New York und dann Boscherville. Jetzt wollte sie einfach mal ausspannen und sich auf die faule Haut legen. Dabei musste sie eingeschlafen sein. Wieder hörte sie von weitem irgendwelche Geräusche, die sie nicht kannte. Eine Frauenstimme war ganz deutlich zu hören, aber auch eine andere Stimme. Die von einem Mann. Sie konnte die Stimmen nicht zu den Personen unterordnen, den sie gehörten. Da erscholl eine Musik. Sie dröhnte in Erins Ohren. Erin hielt sich die Ohren zu, doch die Musik verstummte nicht. Da spürte sie, wie etwas an ihrer Hose zog und Erin schreckte auf. Es war Rafael, der an ihrem Hosenbein zog. Erin wusste zunächst nicht, was ihr Wolfshund damit bezweckte, doch dann fiel es ihr wieder ein. Rafael muss wider Mal Gassie gehen. „Schon gut, Rafael, ich steh ja schon auf!“, murmelte Erin und gähnte. Draußen suchte Rafael nach einer geeigneten Stelle, während Erin gedankenverloren, die Strasse hinunter lief. Was waren das nur für Stimmen, dachte sie. Und sie sich noch mehr fragte war, was das nur für eine Musik war. Irgendwo, kannte sie diese Musik. Aber woher? Kurz bevor sie zurückkamen, begann Rafael zu winseln. „Was hast du?“, fragte Erin ihren Wolf, der mit dem Schwanz wedelte und sie mit seiner feuchten Schnauze an stieß. „Verstehe, du willst noch ein wenig spielen!“, sagte sie und streichelte ihm den pelzigen Kopf. Erin war damit einverstanden. Schließlich hatte sie ihm ja versprochen, dass sie mit ihm spielt. Drinnen stand der Kardinal und schaute hinaus. Er sah, wie Erin mit dem Wolf spielte und musste sich daran erinnern, als er sie als Findelkind aufnahm und aufzog. Das war nun achtzehn Jahre her. In diesen Jahren, war er für Erin ein Lehrer und Vater gewesen. Obwohl sie noch so jung ist, ist sie eine der besten Exorzisten und Geisteraustreiber, die der Vatikan jemals hervor gebracht hatte. Und doch war sie nur eine junge Frau, die in dem Alter, eigentlich andere Sachen, im Kopf haben sollte. Er fragte sich, wer sie damals, als Baby ausgesetzt hatte. Welcher Mensch muss so kalt sein, um sein eigenes Fleisch und Blut, weg zu geben. Es verging eine Woche, und Erin genoss diese Zeit der Ruhe. Sie ging mehrmals, mit Rafael spazieren. Doch bald war es mit der Ruhe vorbei. Eines späten Abends wurde sie von Kardinal Gregor in das Büro bestellt. Nicht doch, es war gerade so schön, dachte Erin deprimiert und folgte dem Wunsch. „Ich hoffe, dass es sich nicht um einen Auftrag handelt!“, maulte Erin und der Kardinal wies an, sich zu setzten. „Nun das wird sich rausstellen!“, erklärte er und Erin seufzte innerlich auf. Sie sollte darüber nachdenken, mal wirklich Urlaub zu nehmen. Ohne es vorher anzukündigen versteht sich. Er holte ein Kuvert hervor und reichte es Erin. Flüchtig streifte ihr Blick den Absender. „Paris?“, fragte sie, ohne ihren Ziehvater an zu sehen. „Ja, merkwürdigerweise steht nur der Name der Stadt drauf. Wer den Brief genau abgeschickt hat, steht da nicht!“, erklärte Kardinal Gregor. Erin riss das Kuvert auf und holte einen Brief heraus. Neugierig begann sie zu lesen. Mit jedem Wort, das sie las, wurde ihr Gesicht mal zu mal länger. An Mademoiselle Erin, Ich habe schon viel von Ihnen gehört und bitte hiermit um Ihre Hilfe. Es ist mir sehr wichtig. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen annehmen würden. Da mir kein anderer einfällt. Treffen Sie mich am 18. 03. um 21.00 Uhr im Ritz-Hotel. Dort werde ich Ihnen alles erklären. Hochachtungsvoll X.! Erin sank im Sessel tiefer hinein. „Wieso überrascht mich das?“, fragte sie sich leise und schaute nochmals auf den Brief. Ein Auftrag! Aus Paris! Und so wie es klang, musste der Verfasser wirklich verzweifelt sein. Erin wusste, dass sie diesem armen Teufel helfen musste, doch sie wollte sich auch schonen, ehe sie sich wieder in die Schlacht stürzte. „Und, was steht in dem Brief!“ „Jemand bittet mich nach Paris zu kommen. Für einen Auftrag!“, erklärte sie monoton. Kardinal Gregor hob die Brauen. „Paris?“, fragte er und Erin nickte. „Er will mich dort treffen, um mir alles zu erklären!“ „Und wann?“ „Moment…ähm. Am 18.03!“ „Das ist schon in zwei Tagen!“ Erin nickte wieder. Dieses Mal noch niedergeschlagener. Sie kontne sich denken, was als nächstes kommen würde. Mit einem theatralischen Seufzen stand sie auf. „Ich gehe schon mal packen!“ Das Hotel Ritz galt als das edelste und auch teuerste. Erin kam sich, neben den ganzen anderen vornehmen Herrschaften, die ein-und ausgingen etwas schäbig vor, mit ihrem bodenlangen, braunen Mantel und Rafael im Schlepptau. Einige warfen ihr schon einige pikierte und befremdliche Blicke zu. Doch Erin achtete nicht auf diese und ging auf die Rezeption zu. „Bonjour, Mademoiselle. Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Mann am Empfang. „Bonjour. Ich bin verabredet. Dürfte ich hier warten?“, fragte sie höflich und der Portier nickte. „Natürlich. Möchten Sie etwas zu trinken haben?“ „Nein, danke!“, sagte sie und setzte sich auf einen der vielen Sessel, die in der Ecke standen. Rafael setzte sich brav neben sie und rollte sich zusammen. Die Fahrt hierher war anstrengend gewesen. Immer musste sie aufpassen, dass sie keinem Polizisten über den Weg lief. Zwar war sie nicht mehr in New York, aber das hieße nicht, dass man sie auch hier suchte. Erin nahm, um sich die Zeit zu vertreiben, eine der Zeitschriften und blätterte darin. Als sich der Stundenzeiger langsam, aber stetig auf die Zwölf zubewegte und die Verabredung immer noch nicht eingetroffen war, wurde Erin langsam ungeduldig. Wo bleibt dieser X. nur, fragte sie sich. Hatte er es sich doch anders überlegt? Erin beschloss noch etwas zuwarten. Doch als es allerdings schon halb zehn war, entschied Erin es sich anders und erhob sich aus dem Sessel. Der Portier schaute ihr verwirrt nach. „Kann ich was für Sie tun, Mademoiselle?“, fragte er. Erin schüttelte den Kopf. Draußen schluckte den Frust und die Wut runter. Ärgerte sich, über diese Pleite und über die Unverschämtheit dieses mysteriösen Kerls, der sie hierher gebeten, ja sogar hierher beordert hatte. Sie holte den Brief hervor und schaute ihn kurz an. Vielleicht hatte sie sich auch nur getäuscht. Nein! Es stand alles so, wie es vereinbart war. Vereinbart sein sollte. Vermutlich hatte man sich nur einen dummen Scherz mit ihr erlaubt. Erin stieß einen etwas undamenhaften Laut aus und zerknüllte sie ihn. Warf ihn auf die Straße. „Komm, Rafael. Gehen wir. Vielleicht finden wir hier ein Taxi oder so was ähnliches, das uns Heim bringt!“, maulte Erin und lief die Straßen entlang. Während sie die Straßen entlang liefen, ärgerte sich Erin noch immer und merkte nicht, dass ihnen jemand folgte. Doch dann als sie ihren Zorn und Frust kurz vergas, hörte sie deutlich die Schritte hinter sich. Ließ sich aber nichts anmerken. Lief immer weiter. Langsam und so, als würde sie nicht in Eile sein. Die Schritte blieben so wie sie waren. Sie wurden nicht lauter, aber auch nichte leiser. Sie bog, mit ihrem Wolf um eine Straßenecke. Der Unbekannte folgte ihr. Als er um die Ecke gebogen war, blieb er stehen. Die Gasse lag vollkommen im Dunkeln, nur eine einzige Straßenlaterne, war hier, dennoch brachte ihr Licht, nicht fiel. Erin und ihr Wolf waren verschwunden! Verwirrt schaute er sich um. Sie kann sich unmöglich in Luft aufgelöst haben, dachte er und drehte sich um, um den gleichen Weg zurück zu gehen. Doch da wurde er von einem Schatten angesprungen und gegen ein paar Mülltonnen geworfen. Es schepperte, als er sie umwarf. Weiße Zähne kamen seinem Gesicht bedrohlich nahe und glühendrote Augen funkelten ihn an. „Ah, nein nicht!“, flehte der Mann und hielt seine Hände hoch. „Rafael!“, erklang eine Stimme und der Schatten ließ von ihm ab. Aus dem Schatten, in das Licht einer Straßenlaterne, trat Erin. Rafael tappte zu ihr und machte neben ihr Platz. Der Mann lag immer noch auf dem Boden, in mitten von Müll und umgestürzten Mülltonnen. Erin ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Der Mann ergriff sie nun und Erin half ihm, beim Aufstehen. „Wer sind Sie und warum, verfolgen Sie mich?“, fragte Erin und schaute ihn düster an. Dass dieser Mann sie verfolgt hatte, konnte sicherlich nichts Gutes bedeuten. Der Mann trat nun auch in das Licht der Laterne und Erin erschrak. Sie erkannte den Mann. Es war der Polizist, den sie in New York getroffen hatte und der sie festnehmen wollte. Schnell verbarg sie ihren Schrecken und versuchte gelassen auszusehen. „Mein Name ist Chris, Chris Adea!“, erklärte der Mann. Erin musterte ihn nur sehr genau. Es war wirklich der Polizist, der sie verhaften wollte und die Waffe auf sie gerichtet hatte. „Adea, ein komischer Name, finden Sie nicht?“, erklärte Erin und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum gerade er? „Ich gebe zu. Er klingt nicht gerade normal. Aber ich habe ihn mir nicht ausgesucht!“, sagte der junge Mann Chris. „Nun, ich weiß jetzt ihren Namen. Aber was wollen Sie, von mir?“ fragte Erin ihn, mit leichtem Nachdruck. Das er ihr nachgeschlichen war, behagte ihr gar nicht. Chris zuckte die Schultern. „Ich habe Sie mit jemand verwechselt!“ Erin rümpfte die Nase. „Eine bessere Lüge ist ihm nicht eingefallen!“, dachte sie. „Tja, jetzt wissen Sie, dass ich es nicht bin. Also dann, Au revoir!“, sagte sie und wandte sich zum Gehen. „Au Revoir. Vielleicht sehen wir uns wieder!“ „Hoffentlich nicht!“, dachte sie. „Bestimmt!“, sagte sie laut und zwang sich ein Lächeln ab. „Wo wohnen Sie denn?“ „Nirgends. Bin nur auf der Durchreise!“ „Dann darf ich Ihnen vorschlagen, bei mir zu wohnen?“, fragte er und Erin hielt inne. Sie blickte zu ihm, über die Schulter und sah ihn an, als sei er verrückt. „Machen Sie sich über mich lustig?“ „Würde ich niemals wagen!“, schwor er und grinste. Erin sah ihn noch einen Moment an und wollte gehen. Aber dann dachte sie noch genauer daran. Wenn sie ihn jetzt stehen ließe, würde er sicher misstrauisch werden. Und was gab es schlimmeres, als hinter Gittern zukommen und nie wieder rauszukommen? Sie musste wohl oder übel sein Angebot annehmen, wenn sie sich nicht verraten wollte. Ergeben seufzte sie und nickte. „Okay, aber nur diese Nacht. Dann bin ich weg!“ Auf dem Weg, zu seiner Wohnung unterhielten sich die beiden. Über belanglose Sachen und Erin musste eingestehen, dass er ihr sympathisch wurde. Er sah sie nicht mit lauernden Blicken an und versuchte auch nicht ihre Maskerade zu durchschauen. Geschweige denn sie mit irgendwelchen Fragen zu löchern, die sie in Schwierigkeiten bringen konnten. Erin atmete innerlich auf. Anscheinend hatte er sie doch nicht wiedererkannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)