Mein kleines Straßenkind von abgemeldet (Es gibt noch so viele Erinnerungen...) ================================================================================ Kapitel 3: Even I could die now ------------------------------- 3.Kapitel: -Even I could die now...- Toshiya erwachte am nächsten Morgen durch das Geklirre von Geschirr und den frischen Duft von Kaffee, der ihm in die Nase kroch. Nur leicht öffnete er die Augen, um sie gleich wieder zu schließen, weil das freche Sonnenlicht ihn blendete, als Dai den Vorhang aufzog. Grummlig drehte er den Kopf ins Kissen, wollte weiter schlafen. Dai kam gleich wieder ans Bett heran und zog ihm die Decke weg. „Komm, wach auf, Dornröschen. Lang genug geschlafen, es ist schon Mittag durch.“ Er setzte sich zu ihm aufs Bett. „Etto, ich bin kein Dornröschen, du weckst den Falschen.“ Antwortete er verschlafen und versuchte ihn wegzuschlagen, den Kopf dabei immer noch fest ins Kissen gedrückt. „Na, wer wird denn frech werden, komm, steh auf, wenn du schon um dich schlagen kannst, bist du auch gleich wach.“ Darauf bekam er keine Antwort, nur ein weiteres Rumfuchteln mit seinem Arm. „Du erstickst noch, wenn du weiter den Kopf ins Kissen drückst.“ Versuchte es Dai nun auf eine andere Weise und rüttelte ihm dabei die Schulter. „So leicht stirbt es sich nicht!“ war die Antwort. Ein weitere Schlag die Reaktion, die Dai im Gesicht abbekam. Für Dai schien die Zeit für einen Moment wie in Zeitlupe zu laufen, als er von dem Schlag getroffen wurde und ihm dabei Narben an Toshiyas Handgelenkt auffielen. Die Gelegenheit nutzend, zog Toshiya die Decke wieder über seinen Körper und war unter ihr verschwunden, noch bevor Dai überhaupt realisierte, was er tat. Dai starrte ihn dann noch eine Weile an und sagte kein Wort, während Toshiya sich umherdrehte, sodass er nicht mehr mit dem Gesicht im Kissen lag. Als Dai dann das Zimmer verließ, hoffte er, endlich weiter schlafen zu können und seine Ruhe zu haben, doch da hatte er die Rechnung ohne Dai gemacht. Nach ein paar Minuten kam eben dieser mit einem großen Tablett auf dem Arm wieder und setzte es auf dem Nachttisch seines eigenen Schlafzimmers ab. Von dem Gepolter erschreckt, zog sich Toshiya die Decke schon selbst vom Kopf und sah den anderen fragend an. „Setz dich richtig hin.“ Meinte Dai nur. Totchi sah ihn verwundert an, tat dann aber das, was er ihm sagte. „Und rutsch mal ein Stück nach links.“ „Etto, was wird das?“ fragte er dann. „Mach schon. Ich will frühstücken und wenn du nicht zum Frühstück kommst, kommt das Frühstück eben zu dir.“ Grinste er und schob sich neben ihn ins Bett und setzte das Tablett dann in die Mitte von sich ab. „Ich denk, es ist schon Mittag durch?!“ fragte Totchi. „Na und?! Soll ich etwa Suppen auftischen und dann sauen wir das Bett ein?! Nee, nee, dann lieber frühstücken.“ „So, so..“ schmunzelte Toshiya, nahm sich dann aber eines der Brötchen und beschmierte es sich mit Schokolade. Dai musste grinsen, anscheinend wusste Toshiya trotz allem, was gut schmeckt. Plötzlich schreckte Totchi auf und sah zu Dai herüber. „Höh? Hast du was?“ fragte er dann verwirrt. „Ano.. Ich hab geschlafen..? Warum kann ich mich eigentlich nicht mehr daran erinnern, wie ich hier her gekommen bin?!“ Dai seufzte und schüttelte den Kopf. „Weil du gestern meintest, dich besaufen zu müssen, weißt du das etwa nicht mehr.“ „Ano, iie.“ Er richtete den Blick nach unten. „Hey, keine Sorge, du hast nur zwei Bier getrunken, danach, meinte Shinya, wärst du eingepennt und ich hab dich abgeholt.“ „Aber wieso?!“ „Sollte ich dich etwa da liegen lassen?! Nachher wirste noch von nem Typen angegraben.“ Totchi zuckte zusammen. „Alles okay...?“ fragte Dai dann nach. „H.. Hai, ich.. Ich bin so baka.. Jetzt hab ich wieder in deinem Bett geschlafen und du musstest aufs Sofa.. ab heute tauschen wir.“ „Nani?!“ „Nya.. Ich bin nur dein Gast, also...“ „Vergiss es, du pennst nicht auf dem Sofa. Ich hab eine bessere Idee.“ Toshiya sah ihn an. „Welche?“ „Wir richten das Gästezimmer für dich her.“ „Aber, dann machst du dir nur wieder meinet wegen Arbeit und..“ „Kein Aber, das ist beschlossene Sache.“ Grinste Dai und aß weiter, ohne auf die Reaktion von Totchi zu achten, der betrübt drein blickte. //Ich will das nicht.. Ich will nicht, dass andere Sachen für mich tun.. Ich muss nicht unbedingt hier bleiben, ich kann mir doch genauso eine Wohnung suchen und allein leben.. So wäre das sicher besser, nicht nur für mich.. Er hätte dann nicht ständig mit mir zu tun. Schon wieder hab ich ihm Sorgen bereitet, weil ich mich betrinken musste. Ich bin wirklich erbärmlich, ich kann nicht mal auf mich selbst aufpassen.. Das konnte ich ja eh noch nie.. Selbst dann nicht, wenn man mich anpöbelt.. Ich brauche immer die Hilfe von anderen.. Gott, ich bin neunzehn und kann nicht mal auf eigenen Beinen stehen und Shinya, der ein Jahr jünger ist als ich, hat schon seine eigene Wohnung.. Man, was soll das nur... Ich sollte mich wirklich nicht auf andere verlassen.. Irgendwann werde ich sowieso wieder von meiner Vergangenheit eingeholt und betrogen, verraten und verletzt. Das war auch schon immer so.. Ich sollte mich vielleicht nicht zu sehr daran gewöhnen, dass jemand nett zu mir ist.. Aber.. Es ist ein so schönes Gefühl, zu spüren, dass ich wohl doch jemandem wichtig bin.. Obwohl wir uns gar nicht richtig kennen... Vielleicht ist er der jenige, den ich brauche, um wieder lächeln zu können...?! ich weiß es nicht und um das heraus zu finden, muss ich über meinen Schatten springen und die Menschen wieder näher an mich heran bringen, vertrauen, wie Kaoru es sagte, aber dann muss ich auch darüber im Klaren sein, dass man mich wieder verletzt.. Wenn ich wieder vertraue.. Aber... muss ich das vielleicht in Kauf nehmen...? // Nach einer Weile hatte Dai fertig gegessen, Toshiya hingegen hatte keinen weiteren Bissen mehr genommen. „Toshiya, hast du was? Du isst gar nicht.“ „Ich hab keinen Hunger. Aber sag mal, ist das wirklich okay, wenn ich hier bleibe..?“ „Hey!“ entfuhr es Dai und er sah ihn ernst an. „Die Diskussion hatten wir doch schon mal. Ich frage mich wirklich, warum du immer noch zweifelst?!“ „Ich.. kann.. nicht..“ Totchi spürte den Kloß in seinem Hals plötzlich ganz deutlich. Er kann nicht aussprechen, was er wirklich fühlt. Er würde ihm am liebsten so vieles erzählen, was ihn belastete, doch er spürte ganz genau, das er nicht konnte. Zu groß waren Angst und Verzweiflung, wieder allein zu sein, wenn er das wüsste. Vertrauen fassen war leichter gesagt, als getan. Wie sollte man das von einer auf die andere Sekunde auch tun können?! Wie, wenn man immer nur Ablehnung erfahren hat?! Toshiya wollte das alles hinter sich lassen, das war ihm klar, doch er konnte nicht einfach vergessen, was gewesen ist. Das neue Leben lag noch weit weg vor ihm, er spürte, dass er das nicht alles auf einen Schlag von sich schieben konnte. „Totchi?“ fragte Dai nach, als er sah, dass der andere traurig aussah. Als Antwort kam jedoch nichts. Nur wie Toshiya die Decke vors Gesicht zog. Was er in diesem Moment dachte und fühlte, verstand er nicht, denn alles in ihm schrie danach, endlich neu anzufangen. Er verstand auch nicht, warum ihm in diesem Moment Tränen in die Augen stiegen und über seine Wangen laufen wollte. Er hatte nie vor gehabt, vor anderen zu weinen. Nie. Und doch tat er es jetzt. Genau jetzt, in diesem Augenblick, als er neben Dai saß. Ihm blieb das Ganze nicht verborgen und er wollte etwas tun. Er hoffte, ihm helfen zu können und rutschte ein Stück näher an ihn heran, doch Toshiya zuckte nur zusammen, als er davon mitbekam. Das Weinen wollte einfach nicht aufhören. „Totchi? Was hast du denn...?“ wollte Dai wissen, um ihn aufmuntern zu können. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und hoffte, so wenigstens seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Resultat sah gänzlich anders aus. Toshiya schrie auf und schlug sie weg, schlug so hart er konnte und vergrub sich dann wieder in der Decke, wimmerte weiter leise vor sich hin und zitterte. Erschrocken fing Dai ihn mit seinem Blick ein. Er wusste nicht, was in ihm vorgeht, was er denkt und warum er jeglichen Körperkontakt vermeiden will. Um ihn nicht noch mehr zu ängstigen, stand er gänzlich vom Bett auf und räumte das Tablett mit dem Rest des Frühstücks in die Küche. Toshiya sah ihm nicht nach, weinte nur leise weiter. In der Küche stellte Dai das benutzte Geschirr in den Spüler. Er räumte die Wurst, Marmelade und Schokolade wieder weg und setzte sich dann an den Tisch, wo er sich erst einmal eine seiner Salem Lights anzündete. Er mochte es nicht, ihn jetzt im Schlafzimmer allein zu lassen, wenn er weinte, aber er wusste auch nicht, was er tun sollte, um ihn zu beruhigen. Scheinbar war er der Grund für seinen Kummer. Es hatte ganz den Anschein, als wäre er schuld daran, wie er da jetzt wimmerte. //Das mit uns wird wohl schwieriger als ich dachte. Wenn ich wenigstens wüsste, was dich bedrückt, dann könnte ich darauf vorher achten, bevor ich Dinge tue. Aber du redest ja nicht. Was soll das nur werden...? Ob er mir nicht vertrauen kann?! Etto.. vielleicht muss ich mir sein Vertrauen auch einfach verdienen.. Das wird dann sicher auch besser klappen mit dem Zusammenwohnen. // Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und bemerkte Schritte. Toshiya kam zu ihm in die Küche und blieb unsicher im Türrahmen stehen, er trug noch immer nur seine Boxer und das Shirt, was Dai ihm zum Schlafen angezogen hatte. Er sah ihn mit großen Kulleraugen an. „Komm ruhig her.“ Sagte Dai dann, als er den Bambi-Blick sah und deutete auf den Stuhl neben ihm. „Bist du auch nicht sauer auf mich...?“ fragte er dann zurückhaltend und näherte sich ihm. „Ach, quatsch. Warum sollte ich?“ „Nya.. Weil ich dich schon wieder geschlagen hab und nie etwas sage.. Und..“ „Hey, hör schon auf, ich bin dir nicht böse.“ Wortlos setzte sich Toshiya dann auf den Stuhl am Tisch hin und beobachtete die ausglimmende Zigarette, die Dai grade zu ende geraucht hatte. „Na, willste auch eine?“ fragte er dann grinsend und hielt ihm die Schachtel hin. Toshiya sah sie musternd an. „Sind die stark..?“ „Denke schon. Sind auf jeden Fall keine Lights.“ „Etto..“ er beobachtete die Kippenschachtel noch eine Weile, bemerkte auch den grinsenden Blick von Dai und nahm sich dann eine heraus. Dai hielt ihm daraufhin Feuer hin und Totchi nahm sich die Kippe in den Mund, damit Dai sie anzünden konnte. Toshiya inhalierte den Rauch genüsslich und ließ ihn dann wieder aus seinen Lungen heraus. Kurz darauf hustete er etwas. „Die sind wirklich stark...“ stellte er fest. „Nicht so, wie die, die ich sonst geraucht habe..“ er bemerkte den fragenden Blick von Dai. „Hai, hai, ich hab auch mal geraucht, aber aus Geldgründen dann ausgehört. Kann ja jetzt bei dir schlauchen.“ Grinste Toshiya ihn an. Daraufhin sah ihn Dai etwas blöde an. „Huch? Was ist?!“ fragte Totchi ihn dann. „Etto.. Etto.. Anou.. Das war das erste Mal, dass du gegrinst hast. Ich hab’s jedenfalls noch nicht vorher bei dir gesehen!“ entfuhr es Dai dann. Diesmal sah Totchi ihn blöde an. „Und warum nennst du mich ‚Totchi’?“ kam dann eine weitere Frage des schwarzhaarigen. „Nya.. Ich find das klingt schön. Auch wenn Toshiya auch ein netter Name ist. Ich kann dich auch Toto oder Toto-chi nennen.“ Grinste er. „Dann bleib lieber bei Totchi.“ Seufzte er nur und nahm einen weiteren Zug von der Kippe, hustete aber gleich wieder alles aus. „Ich glaube, du nimmst dann doch lieber andere, wenn du das überhaupt wieder anfangen willst? Scheinen dir ja doch zu stark zu sein.“ „Glaub, hast recht. Ich lass es lieber sein.“ Er reichte Dai die Kippe, damit er sie aufrauchen kann. „Weise Entscheidung. Zieht einem nur das Geld aus der Tasche.“ Grinste er und rauchte den Rest der Kippe dann noch auf. „Wie spät ist es denn eigentlich...?“ fragte Totchi dann. „Etto.. Da hängt ne Uhr.“ Er zeigte auf die Küchenuhr an der Wand, auf die Toto schon einmal geschaut hatte, als er solche Kopfschmerzen hatte. „Schon14 Uhr..? Ich muss in vier Stunden schon beim Club sein.“ „Es regnet.“ „Das ist kein Problem für mich. Aber wir könnten ja schon mal anfangen, das Gästezimmer herzurichten.“ Schlug Totchi dann vor und erntete ein Nicken von Dai. „Das ist eine gute Idee. Von wem kommt die wohl?“ lolte Dai dann. „Aber du solltest vorher unbedingt noch was essen, nicht dass ich nachher alles allein machen darf, weil du keine Kraft mehr hast.“ „Etto?! Ich hab doch schon was gegessen.“ „Aber das war jawohl noch nicht genug. Also hob. Ich hol dir raus, was du brauchst. Wirste ja sicher noch nicht alles kennen.“ „Na gut..“ ließ Totchi sich überreden. Nachdem er den fertig gegessen hatte, begaben sie sich gemeinsam auf ins Gästezimmer. Es lag ganz am Ende des Flures, direkt dem Badezimmer gegenüber, was Toshiya durchaus als Praktisch empfand. Dai öffnete die Tür und ging hinein. Das Rollo war unten, weil das Zimmer eh nicht gebraucht wurde. Er zerrte an der Schnurr, um es dann hochzuziehen. „So, dann wirf mal einen Blick darauf.“ Verkündete er, als langsam das Licht den Raum flutete und hell erleuchtete. Es war ein nicht sehr großer Raum, aber für ihn würde es schon reichen. Immerhin stand schon eine Kommode und ein Schreibtisch drin. „Es ist nicht sehr viel, was da ist, aber den Rest kaufen wir einfach noch, ne?“ Dai begutachtete den Raum und wischte mit einem Finger über die Kommode, um den Zentimeterdicken Staub am Finger zu haben. „Geputzt hast du anscheinend nicht.“ „Wozu auch, den Raum hab ich ja eh nicht benutzt. Aber das wird sich ja jetzt ändern und dann siehts hier auch wieder flotter aus. Am Besten fangen wir mal mit dem Staubwischen und sauber machen an. Ich kann aber keine Fenster putzen.“ „Etto, dann mach ich das eben.“ Resignierend zuckte er mit den Schultern. „Wo hast du denn n Eimer?“ „Warte, ich hol alles, was wir brauchen.“ Dai ging von der Kommode weg und direkt ins Badezimmer, um von dort aus zwei Eimer mit heißen Wasser und einem Wischmopp zu holen. Den einen Eimer gab er Toshiya, in ihm war auch gleich ein Waschlappen drin. Den anderen nahm er selbst. Toshiya öffnete erst einmal alle Fenster, damit etwas frische Luft herein kam. Dai begann gleich damit, auszufegen, bevor er alles wischen wollte. Toshiya setzte sich unterdessen auf das Fensterbrett, damit Dai dort auch sauber machen konnte. „Moment mal, so nicht.“ Maulte Dai dann und zog Totchi vom Fenster weg. „Etto..?“ „Willst du dir gleich die nächste Erkältung einfangen?! Komm mit, ich such dir erst mal was ordentliches zum Anziehen heraus.“ Totchi hatte nicht mal dran gedacht, wie er rum lief. Er ließ sich also von Dai mitschleifen und sie kamen in seinem Zimmer an. Dort riss Dai alles Schranktüren auf und warf ein paar Sachen auf den Boden, die ihm grade im Weg lagen. „Nicht sehr ordentlich.“ Schmunzelte Totchi nur. „Ist doch egal, hauptsache is alles sauber.“ „Stimmt..“ gab Totchi ihm recht und setzte sich aufs Bett, so wie das aussah, würde es noch etwas länger dauern, bis Dai etwas gefunden hatte. „Verdammt, wo ist meine Hose?! Ist die noch nicht gewaschen?!“ grummelte er und kramte weiter herum. Toshiya beobachtete alles unterdessen gespannt. Nach ein paar weiteren auf dem Boden landenden Kleidungsstücken, drehte sich Dai zu ihm um und hielt ihm seine Blaumann- Hose hin. „Gomen ne, was ich eigentlich gesucht hab, war wohl nicht da. Dann musst du damit vorlieb nehmen, obwohl ich denke, die macht sich zum Putzen eh besser.“ „Was soll das sein?! Ne Arbeiterhose?! Wozu brauchst du das?!“ wunderte sich Totchi und nahm das Stück Stoff entgegen. „Quatsch nicht, die braucht ich für die Werkstatt. Die andere liegt auf dem Stuhl, is aber noch dreckig und die brauch ich morgen wieder.“ „Oh, achso.. Das hab ich ja fast vergessen.“ Er sah die Hose genauer an, zog sie sich jedoch nicht vor Dai an. „Hai, das is nicht so prickelnd. Ich bin immer schon weg, wenn du aufstehst.“ Schmunzelte er und ging dann aus dem Raum raus, als er sah, dass Totchi sie nicht anzog. Erst jetzt tat dieser es und folgte ihm dann unauffällig in das Gästezimmer zurück, wo er bereits mit dem Fegen angefangen hatte und platzierte sich wieder auf dem Fensterbrett, nahm sich den Lappen aus dem Eimer, den er sich extra da unter gestellt hatte und begann damit, die Scheibe von dem Dreck und den Keimen frei zu bekommen. Mittlerweile hatte Toshiya die zwei ersten Fenster fertig und war am letzten beschäftigt. Dai hatte schon fertig gewischt und auch schon begonnen, die Kommode vom Staub zu befreien. Er war nicht so der Saubermacher und war sichtlich gelangweilt. „Etto, ich geh erst mal eine rauchen.“ Sagte er und legte sein Putztuch weg. „Machst du mir nen Kakao?“ fragte Totchi dann, als er an dem Fenster schrubbte. Er wurde langsam etwas nass von dem Regen, der ihn dank dem Wind jetzt doch traf. Auch das Fensterbrett wurde nass. „Klar, kein Problem.“ Antwortete er und ging in die Küche. Toshiya setzte seine Arbeit fort und versank dabei wieder in seinen Gedanken. //Und wieder regnet es... Regen erinnert mich immer an meine Eltern.. Weshalb weiß ich selbst ja nicht genau, aber es macht mich irgendwie traurig, wenn ich daran denke, wie viel ich erlebt habe, wenn sie nicht mehr bei mir waren. Dabei waren sie doch die einzigen, die wirklich zu mir gehalten haben... // Er unterdrückte die aufkommenden Tränen und versuchte sich wieder zu fassen, bevor Dai zurück sein würde. Er wischte sich mit dem Arm über die Augen und setzte dann wieder zum weiter machen an. Um an die obersten Stellen heran zu kommen, musste er sich strecken, so groß er auch war. Dai hatte scheinbar riesen Fenster. Unbemerkt von Toshiya kam Dai wieder herein und stellte ihm die Tasse Kakao auf den Schreibtisch, den er schon entstaubt hatte. //Nein, ich werde nicht mehr traurig sein. Ich kann so vieles erreichen. Ich bekomme mein eigenes Zimmer und gehe arbeiten. Ich stehe auf eigenen Beinen. // Wieder streckte er sich, um einen hartnäckigen Fleck vom Fensterrahmen zu bekommen. Unbemerkt trat er sich dabei auf die zu lange Hose. „Sag mal, wann hast du heute eigentlich Feierabend?!“ fragte Dai als er näher auf ihn zu kam. Dass er den sich in Gedanken ganz wo anders befindenden Totchi damit zu Tode erschreckte, konnte er ja nicht ahnen. Doch genau das tat er und Toshiya fuhr erschrocken zusammen, rutschte dabei auf seiner Hose und dem glitschigem Fensterbrett aus, direkt in Richtung draußen. Dai reagierte schneller, als er denken konnte und schoss reflexartig auf ihn zu und noch bevor Totchi fallen konnte, riss er ihn an sich, so fest er konnte. Mit weit aufgerissenen Augen, schnellem Herzschlag und dem Schrecken ins Gesicht geschrieben, krallte sich Totchi an Dai fest. Der plötzliche Schrecken, der ihn durchfuhr, raubte ihm fast den Atem und es dauerte einige Momente, bis er sich wieder fassen konnte. Noch immer hielt er sich an dem Älteren fest. Ihm kam es wie eine Warnung vom Schicksal vor. Eben noch hatte er sich entschlossen, weiter zu machen, weil er neu beginnen wollte und schon im nächsten Moment stürzte er beinahe in den Tod. Mit Sicherheit hätte er das nicht überlebt, Dai wohnte weit über dem 10.Stock. es war ein riesiger Neubau mit vielen Wohnungen. Bei dem Gedanken hielt er sich gleich noch fester an dem anderen fest. Die Zeit schien stehen zu bleiben, als keiner der beiden traute, sich zu bewegen. Den Schock mussten sie erst mal verdauen. Dai war dann aber der erste, der die Fassung wieder erlangte. „Geht’s wieder?“ fragte er, doch bekam keine Antwort von Totchi. Er löste sich etwas von ihm und zog ihn dann erst mal wieder in den Raum hinein, weg vom Fenster und setzte ihn auf dem Schreibtisch ab, wo auch schon der Kakao stand. Noch immer leicht zitternd hielt sich Toshiya an ihm fest und legte den Kopf an seine Schulter. Seufzte erleichtert. „Etto, du bist ja ganz nass.“ „Geht schon..“ nun löste sich Toshiya doch von Dai. „Nani?! Geht schon?! Das vergiss mal schnell wieder. Du gehst jetzt erst mal duschen, damit du keinen Rückfall bekommst und dann darfst du mit mir Abendbrot essen. Okay?“ Nicht fähig, nach der Aktion noch zu widersprechen, nickte er mit dem Kopf. „Gut, ich leg dir dann auch erst mal andere Sachen raus. Hoffe, ich finde noch was.“ Während er das sagte, ging er zu dem vermeintlichem Fenster zurück und schloss es. „Ich mag nicht duschen..“ „Etto?!“ „Ich möchte baden.“ „Du baka, das kannst du doch auch. Komm mit, ich zeig dir, wo alles ist.“ Dai zog ihn an seiner Hand mit sich mit in das gegenüberliegende Badezimmer und ließ ihn sich auf das Sofa setzen. „Ano.. Handtücher sind hier in dem Schrank.“ Er holte gleich eines für ihn heraus. „Duschbad und was man noch so braucht steht auf dem Wannenrand. Ich dreh dir noch die Heizung wärmer. Wie das Wasser angeht, weißte sicher, ne?“ grinste er und latschte zur Heizung, damit der kühle Raum etwas wärmer wurde. Dai saß am gedeckten Tisch und rauchte schon wieder eine Kippe. Ja, ja, Kettenraucher habens nicht einfach. Er wartete darauf, dass Toshiya aus dem Bad kam, nicht nur, damit sie endlich essen konnten, weil er schon richtigen Hunger hatte, sondern auch, weil er selbst mal bisi musste. //Hm... Braucht ganz schön lange. Kann er nicht endlich fertig sein... // er seufzte. //ich wünschte mir echt, ich könnte ihn besser kennen und verstehen. Woran denkt er, wenn er so in Gedanken versunken ist..? Kann jedenfalls nicht so harmlos sein, wenn er sich dabei so erschrecken lässt. Man, das ist aber auch kompliziert. Was muss ich denn so jemanden als Mitbewohner haben. Wenn er wenigstens mit mir reden würde. Ich weiß so gut wie nichts über ihn.. Ist ja auch nicht so, dass er mir jedes kleine Detail seiner Vergangenheit groß und breit erklären muss. Würde schon reichen, wenn wir uns anfreunden könnten. Er scheint noch immer sehr distanziert zu sein.. Nya.. Kann mir ja eigentlich egal sein, bin ja nicht in ihn verliebt oder so.. // Resignierend drückte er seine Kippe im Aschenbecher aus. //Warmes schönes nasses Wasser... // Toshiya seufzte wollig. Wie lange hatte er es vermisst, baden zu können?! Er lag nun mindestens schon eine halbe Stunde in dem Wasser, doch er konnte es einfach nicht lassen. Es war ein so schönes Gefühl und es fühlte sich so richtig sauber, nachdem er sich geschrubbt hatte. Nun lag er einfach im Wasser und genoss es, die Wärme um seinen Körper zu spüren. Er tauchte den Kopf unters Wasser und schloss die Augen. Er spürte seinen Herzschlag und wie das Blut durch seine Arterien gepumpt wurde und durch die Venen wieder zum Herzen zurück floss. Erschrocken tauchte er wieder auf, als ihm Bilder aus der Vergangenheit fürs Auge huschten. Hatte er sie tief in sich eingeschlossen?! Warum kamen sie nun wieder hoch?! Er schüttelte den Kopf heftig, damit er nicht mehr daran dachte. //Das bildest du dir nur ein. Du hast das alles längst verarbeitet. Alles. // Um nicht mehr daran denken zu müssen, stand er auf, das Wasser tropfte dabei von seiner zarten jungen Haut. Er nahm sich das Handtuch, welches Dai ihm heraus gelegt hatte und wickelte es sich um seinen Körper. Er stieg nun gänzlich aus dem Wasser und löste den Stöpsel, damit es abfließen konnte. //Wo sind eigentlich die Sachen, die er rausgesucht hatte? // Nachdem er sich umgesehen hat, musste er feststellen, dass sie auf jeden Fall nicht im Bad waren. //Bestimmt in seinem Schlafzimmer. // ohne weiter drüber nachzudenken, verließ er das Badezimmer und ging eben zu diesem hin, lief dabei an der geöffneten Küchentür vorbei. Dai gaffte bedröppelt, als er den anderen vorbeihuschen sah, grinste kurz. Toshiya bekam das Ganze nicht einmal mit, war schon längst wieder in seinen Gedanken verloren. //Etto... Was soll das nur.. Immer wenn ich hier bin, erinnert es mich an meine Eltern.. Aber warum musste ich jetzt ausgerechnet daran denken?! Wieso an den Brandt?! Das ist doch absurd. Das ist fünf Jahre her und ich kann mich nicht einmal an ein Detail erinnern... Kann ich nicht endlich vergessen...? Irgendetwas scheint mich immer an sie zu erinnern... Ob das an Dai liegt?! Ich gebs ungern zu, aber ich brauch diese Geborgenheit, die er ausstrahlt irgendwie.. Nya... vielleicht bild ich mir das aber auch nur ein. // Angezogen und mit nassen Haaren kam Toshiya dann in die Küche. Dai hatte die Gelegenheit schon genutzt, auf die Toilette zu verschwinden, war aber bereits zurück. „Wow, das sieht lecker aus.“ Musste Totchi zugeben, als er sich zu Dai an den Tisch setzte, der wieder eine rauchte. „Ist es auch. Aber sag mir nicht, dass das was besonderes sein soll. Ich meine, das ist nur Schwarzbrot und Wurst und Käse.“ „Du vergisst, dass ich kein Zuhause habe.“ Dai schlug sich innerlich selbst für dieses dumme Kommentar seiner Seits, berichtigte dennoch Totchis Worte. „Hatte.“ Ein sanftes Grinsen lag auf seinen Lippen. Ohne darauf zu reagieren, nahm sich Toshiya eine Scheibe von dem Brot und Dai tat es ihm gleich. //Stimmt schon... Jetzt hab ich ja ein neues Zuhause. // Ohne, dass er es selbst bemerkte, legte sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht. Dai fiel das sofort auf und er konnte es sich natürlich nicht erklären, wollte aber auch nicht nachfragen. Am Ende sah es noch so aus, als wollte er, dass Totchi immer mies gelaunt war. Nachdem sie gegessen hatten und sich noch etwas vor den TV gesetzt hatten, musste Totchi dann auch schon los. Er hielt es für besser, zu Fuß zu gehen. Sein Wagen war zwar wieder okay, aber er traute dem Wetter nicht. Es war zu nass auf den Straßen und die Temperaturen sanken immer weiter. Ihm war es daher lieber, die Straßenbahn zu nehmen, als selbst zu fahren. Dai gab ihm noch seinen grünen Parker, weil es wohl für die eigene Jacke zu kühl war. Dankend nahm Totchi sie an und verbeugte sich leicht. Verließ dann wortlos den Raum. Dai sah ihm nach und ging dann wieder ins Wohnzimmer, wo noch immer der TV lief. Es liefen Nachrichten. Uninteressiert wand Dai sich von dem Wohnzimmer ab. Es wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Er ging zum Fenster und schaute hinaus. Er suchte Toshiya unter der Menge Menschen, die bei einem solchen Wetter trotzdem auf den Straßen unterwegs waren. Er fand ihn schließlich auch. Sein grüner Parker fiel ihm eben sofort auf. Totchis Gang wunderte ihn etwas, er wich jedem aus, der ihm auf Armlänge näherte. Warum das bloß? Als würde er bei jeglicher Berührung zerbrechen. //Schon komisch... Aber das war er irgendwie schon die ganze Zeit.. Genau. Er wollte von mir auch nicht angefasst werden, wenn ich ihn wecken wollte, aber.. Ist ihm nicht klar, dass ich das auch getan habe, als ich ihn umgezogen habe...? ob er überhaupt weiß, dass ich weiß, dass er kein Mädel ist..?! Ich meine, das hätte jeder bemerkt, wenn er ihn umziehen müsste oder so... Hat ja auch nichts deswegen gesagt oder mich drauf angesprochen.. Etto... Vielleicht weißt er es, denkt es sich oder es ist ihm schlicht egal. // Ohne weiter darüber nachdenken zu wollen, drehte er sich vom Fenster weg und schaute wieder auf den TV. Die Nachrichten waren noch immer in Gange, diesmal waren sie aber beim Wetter. Aus einem unerfindlichen Grund hörte er genauer hin, während er sich eine Zigarette anzündete. „Werte Zuschauer, uns kam so eben eine Unwetterwarnung herein. Die Leute in und rund um Tokyo sollten in ihren Häusern bleiben oder in Fahrzeugen unterwegs sein. Starke Sturmböen seien zu erwarten und man müsse mit herum fliegenden Ästen oder Dachziegeln rechnen. Vor morgen früh können wir keine Entwarnung geben.“ Dai sah die Frau im Fernseher entgeistert an. Warum ausgerechnet heute?! Genervt schaltete er den Kanal aus, ließ den TV aber an, denn er hatte Lust etwas zu zocken. Was sollte er auch anderes machen?! Zu den anderen will er bei einem solchen Wetter auch nicht fahren, ist ihm auch viel zu gefährlich. Seufzend resignierend suchte er sich dann eines der Spiele heraus und begann zu zocken. Der erste Arbeitstag verlief für Toshiya normal und nichts besonderes passierte. Er wurde von seinem Kollegen in alles eingewiesen, die Stammgäste waren sehr interessiert am neuen Gesicht, er unterhielt sich ab und an mal freundlich mit einigen Gästen, servierte hier und da, stand dann wieder hinterm Tresen und so verging seine Zeit recht flott. Besonders weil nachts der Club am vollsten ist. Pünktlich zur Mitternacht hatte er dann Schluss. Eigentlich hätte er nicht so lange arbeiten müssen, aber er tat es, um mehr Geld zu bekommen. Grade jetzt brauchte er jeden Penny. Als dann seine Ablösung eintraf, durfte er auch gehen. Totchi sah den anderen etwas verwundert an, als er völlig durchnässt und die Haare vom Wind zerzaust ankam. „Woha, das stürmt da draußen, kann ich dir sagen.“ „Etto..? vorhin noch nicht.“ „Nee, aber die ham doch ne Unwetterwarnung raus gegeben. Haste des nich mitbekommen?“ Totchi hatte nicht, obwohl sie auch einen TV in der Kneipe hatten, aber da lief meist auch nur ein Sportkanal. Seufzend machte sich Totchi dann auf, um sich umzuziehen. //Nya.. Dann muss ich eben durch n Unwetter. Sterb ich ja nicht von. Hab schon so manches miterlebt, also, warum jammern?! U_û // Eingemurmelt in Dais kuscheligen, grünen Parker verließ er den Club. Kaum dass er draußen war, wäre er fast von einer Windböe umgefegt. Gegen einen normalen Sturm war das gar nichts. Das war viel heftiger. In dem Moment fragte er sich, wie sein Kollege überhaupt geschafft hatte, her zu kommen. Nya.. Bereits jetzt war er fast vollkommen durchnässt. Und dabei stand er noch immer vor der Tür vom Club. //Wie kann man selbst bei solchem Wetter herkommen und sich zu schütten?! // er seufzte über manche süchtige Menschen und machte sich dann auf den Weg, als er es hupen hörte. Er machte sich daraus nichts und ging weiter. Sollen die Leute doch einen anderen nach dem Weg fragen, obwohl. Wen denn?! Nur ein Lebensmüder würde freiwillig bei dem Wetter raus gehen. Dennoch schenkte er dem Wagen keine Beachtung. Das Auto fuhr nun von seinem geparktem Platz los und fuhr neben Toshiya. Als er neben ihm war, fuhr die Scheibe runter. „Etto, bist du baka, hier so rumzulaufen?!“ „Dai!?“ entfuhr es Totchi verwundert und er blieb stehen, worauf auch Dai den Wagen anhielt. „Los, steig ein.“ „Was machst du hier?!“ „Na was wohl, ich streike, weißte?“ lolte Dai. „Sieht man doch, oder? Jetzt komm endlich rein, bevor du noch was von irgendwo herunter fliegendes abbekommst.“ Totchi sah ihn etwas verwirrt an, tat dann aber, was er gesagt hatte. Im Auto war es schön warm und er zog den Nassen Parker aus. „Woher wusstest du denn, wann ich fertig bin?“ „Wusste ich doch gar nicht.“ Grinste Dai ihn an. „Guck dich mal an, du bist voll nass. Jetzt aber ab nach Hause.“ „Hast du etwa hier gewartet?!“ „Drei Stunden lang, um genau zu sein.“ „Bist du des Wahnsinns!?“ Totchi konnte sich diesen Satz einfach nicht verkneifen. „Ach, ich hatte nichts besseres zu tun, nachdem ich mein Game durch hatte und mir war auch nicht so ganz wohl dabei, dass du bei dem Wetter laufen sollst.“ Totchi schüttelte darauf nur den Kopf. Gegen Dai war eben kein Kraut gewachsen, da konnte er sagen, was er wollte. Nachdem Dai dann keine Widerworte mehr bekam, startete er damit, nach Hause zu fahren. Während der Fahrt herrschte erdrückende Stille im Auto. Toshiya ertappte sich dabei, dass er die gesamte Zeit über den Fahrer angestarrt hatte, was dieser nicht mitbekam, weil er genug mit der Straße und dem Wind und Regen zu tun hatte. „Etto...“ Totchi wollte die Ruhe eigentlich nicht stören oder Dai aus dem Konzept bringen, aber er musste etwas loswerden. „Arigatô, Dai.“ Der angesprochene legte den Kopf schief und sah dann kurz zu Toshiya rüber, wunderte sich über die Worte des anderen. „Wofür?“ fragte er dann leicht überwältigt. Das war das erste Mal, dass sich Toshiya offen bei ihm bedankt hatte. „Na dafür, dass du dir die Mühe machst und mich abholst. Ich meine, ich wäre zwar auch so wieder nach Hause gekommen, das hätte halt nur länger gedauert. Ich weiß.. Ich hab schon so manches Wetter mit gemacht, aber trotzdem.. Alles ist auf einmal anders und.. Das ist ein schönes Gefühl.“ Dai sagte nichts dazu. Für ihn war das alles eine Kleinigkeit, für Toshiya nicht. Er war das alles gewöhnt, ihm war so vieles nicht bewusst. Alltägliche Sachen und Banalitäten beachtete er kaum. Er lebte, wie er lebte und Toshiya kannte das alles nicht. Für ihn war jeder sonnige Morgen im Winter etwas besonderes. Jeder Schnee. Jeder Regen. Freundlichkeit von anderen Menschen. Alles Sachen, die Dai kaum mehr zur Kenntnis nahm, weil er sie gewöhnt war oder sie ihn sogar störten. Doch Totchi hatte auf all die Dinge eine ganz andere Sichtweise. Dai fragte sich grade innerlich, ob man wirklich erst am Abgrund gestanden haben muss, um die einfachen Dinge im Leben schätzen zu lernen?! Am Abgrund.. Toshiya war ihm bereits begegnet. Und wieder merkte Dai, wie wenig er von ihm wusste. Er würde gerne mehr wissen. Viel mehr, aber er war sich sicher, dass Totchi ihm kaum eine seiner Fragen beantworten würde. Warum auch?! Immerhin war er noch immer ein Fremder. Zwar kannten sie sich jetzt schon ein paar Tage, aber was war das schon?! Dai sah das nicht als wichtig an. Totchi jedoch war froh über diese paar Tage. Das wusste er nun wiederum nicht. Wie er so vieles nicht weiß. Vielleicht sollte er ihn einfach nur mal ansprechen, ein Gespräch mit ihm beginnen, damit sie sich besser kennen lernen und eben nicht mehr diese Fremden sind. „Hey, Totchi?“ sprach diesmal Dai ihn an. „Hai.“ Antwortete er nur und sah aus dem Fenster. Eigentlich war auch er grade in Gedanken versunken gewesen, aber nun wurde er aus ihnen gerissen und da er eh nicht wieder so schnell zu ihnen zurück finden würde, konnte er seine Aufmerksamkeit auch gleich Dai widmen. „Darf ich dir mal ein paar Fragen stellen? Versteh mich jetzt nicht falsch. Ich möchte nur mehr über die Person wissen, mit der ich zusammen lebe, ne?“ Toshiya sah ihn erst fragend an, gab dann aber sein Okay. „Was willst du denn wissen?“ „Zuerst einmal wäre ich mit deinem Namen zufrieden.“ „Ano.. Den kennst du doch. Toshi..“ „Iie, dein richtiger Name. Vor- und Zuname.“ „Okay, Hara Toshimasa eigentlich, aber ich möchte nicht mehr so genannt werden. Ich bin nur noch Toshiya.“ „Und warum?!“ „Ich habe mich eben dazu entschlossen. Für mich begann ein neues Leben, als meine Eltern gestorben sind. Und ein neues Leben brauchte einen neuen Namen.“ „Du bist wirklich seltsam, aber lassen wir das, ich nenn dich sowieso lieber Totchi.“ „Anscheinend wieder ein neuer Name.“ [1]Für einen weiteren Neuanfang.[1] Dachte er sich noch hinzu. „Scheint so.“ Dai musste lächeln. Er wusste gar nicht, was er Totchi damit alles gab. In ihm breitete sich ein warmes Gefühl aus, dass er seit dem Tod seiner Eltern nicht mehr gefühlt hatte. „Okay, Frage Nummer zwei: Wie alt bist du?!“ „Was schätzt du denn?“ „Oh, das ist gemein. Wenn ich ehrlich bin, hab ich darüber noch nicht nachgedacht. Aber bestimmt nicht älter als ich. Ich bin einundzwanzig, aber ich werde dieses Jahr noch zweiundzwanzig.“ „Etto.. Ich bin neunzehn. Aber auch nur noch bis März.“ „Das ist dann meine nächste Frage, wann hast du denn Geburtstag?!“ „Ano.. Am 31.März 1977. und du?“ „20.Dezember 1974. nächste Frage. Wie lange lebst du schon ohne Eltern?“ „Seit ich vierzehn war.“ Dai sah ihn erschrocken an. „Nani!!? Wie kannst du solange ohne sie auskommen?! Ich meine...?“ „Etto.. Ich hab gearbeitet. Hat auch gut geklappt. Nya.. Ich wurde dann aber rausgeworfen..“ „Wo hast du denn gearbeitet?“ „In einem Bordell.“ „Wie bitte?! Du warst Stricher?!“ Dai sah ihn erneut erschrocken an. „Achte auf die Fahrbahn!“ entfuhr es Totchi nur, als sie ins Rutschen gerieten. „Ich hab dort gekellnert, mehr auch nicht. Das war dort auch gar nicht so, wie die Leute im Fernsehen immer sagen, so mit verschleppten Mädchen, die gezwungen werden, dort zu arbeiten und all so was. Sicher gibt’s das auch, aber in dem Bordell war das nicht so. Die Mädchen boten sich an, wenn sie Lust hatten oder sich ihr Taschengeld aufbessern wollten. Die Kunden waren meist auch die gleichen und alle waren freundlich.“ „Oh, okay.. Ich wusste gar nicht, dass man da kellnern kann.“ „Kann man, da gibt’s halt auch ne Bar, wo sich manche Kunden vorher was gönnen oder nachher oder einfach nur trinken wollen.“ „Hört sich an, als hättest du dort eine gute Zeit gehabt.“ „Hatte ich auch, obwohl es verboten war, in meinem Alter zu arbeiten. Ich hab mich aber für älter ausgegeben und sah eigentlich auch nicht aus wie vierzehn. Weil der Besitzer wusste, dass ich das Geld brauchte, weil meine Eltern gestorben waren, ließ er mich auch in einem Zimmer wohnen. Es war halt mein Zuhause. Ich hatte wirklich Glück, konnte man sagen, aber es war schwer für mich. Ich hatte schreckliche Sehnsucht nach meinen Eltern und oft fühlte ich mich allein. Ich hatte zwar auch Kollegen, aber die sahen mich immer schräg an und wirklich befreundet waren wir auch nicht. Freunde hatte ich eigentlich nie. Die einzigen, die mich verstanden und immer da waren, waren meine Eltern, wir hatte eine gute Beziehung zu einander.“ „Okay, warum wurdest du denn rausgeworfen?“ „Nya.. Das war einfach. Es gab einen Kunden, der kam immer öfter zur Bar. War anfangs nicht schlimm. Dann kam er nur noch, wenn ich da war, saß immer am Tresen, beobachtete mich regelrecht. Er wurde mit der Zeit immer aufdringlicher.“ „Du wurdest also gestalkt?“ „Hai, könnte man sagen. Weil das dem Ruf des Bordells schadete, flog ich raus. Seitdem bin ich dann allein unterwegs und hab mich irgendwie durchgeschlagen.“ „Wie lange?“ “Das muss ungefähr ein dreiviertel Jahr her sein. Ich konnte jedenfalls Autofahren.“ „Was für ein Glück, nicht?“ „Etto?“ „Sonst wärst du doch nie liegen geblieben und wir hätten dich nicht aufgegabelt.“ „Scheint so. Ich hab erst gedacht, er würde mich noch weiter verfolgen, aber das war ja dann doch nicht so. Sonst hätte ich mich nie überreden lassen, hier zu bleiben.“ „Du musst Angst gehabt haben, nicht?“ Als Antwort auf die Frage bekam Dai nur ein flüchtiges Lächeln, dass ihm genau verriet, dass er Recht hatte. „Aber jetzt brauchst du keine Angst mehr haben!“ „Wie meinst du das?“ „Frag doch nicht. Du wohnst doch jetzt bei mir und an mir kommt kein Stalker so leicht vorbei.“ Grinste Dai und Totchi erwiderte es lächelnd. Er fühlte sich aus irgendeinem Grund tief in sich erleichtert und sicher. Für Dai war es nun nur noch stärker. Das Gefühl, ihn beschützen zu wollen, um jeden Preis, egal wann und egal wo. Warum war das einzige, was er sich nicht erklären konnte. Dass Toshiya ihm noch nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte, konnte er sich denken. Hätte er zu dem Zeitpunkt schon geahnt, was das alles noch werden würde, hätte er vieles anders gemacht, doch er wusste es nicht und so geschah, was geschah. Sie fuhren nach Hause und Dai beendete mit einer letzten Frage seine Fragestunde. „So und jetzt möchte ich noch gerne wissen, woran deine Eltern gestorben sind?“ Toshiya antwortete nicht sofort. Es herrschte eine lange Pause zwischen ihnen. „Damals ist unser Haus abgebrannt. Ich war allein zu Hause, ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich weiß nicht, warum es gebrannt hat und wie ich überlebt haben soll. Der Arzt im Krankenhaus meinte aber, meine Eltern haben versucht mich aus eigener Kraft zu retten, weil die Feuerwehr zu lange brauchte. Sie hatten den Brandt als einzige bemerkt, als sie von einem gemeinsamen schönen Abend wieder nach Hause kamen. Der Arzt sagte mir auch noch, dass sie mich mit ihren Körpern geschützt hatten, sonst wäre ich wohl gestorben. Ich wünschte so sehr, sie hätten es nicht getan, wenn ich an die Zeit denke, die ich danach ohne sie weiter leben musste, als ich immer allein war.“ „Hast du deswegen die Narben?“ „Hai... Ich hab mehrmals versucht, mich umzubringen.. Ich weiß nicht, warum ich es nie geschafft hatte. Ich wünschte es mir damals so sehr.. Ich..“ „Willst du es jetzt noch?“ unterbrach Dai ihn dann. „Iie. Warum weiß ich nicht, aber ich spüre, dass es jetzt falsch wäre. Ich bin nicht mehr davon überzeugt, wie ich es damals war, als ich es versuchte.“ Dai wuschelte ihm beim Fahren mit der linken Hand durch die Haare. „Liegt wohl dran, dass du jetzt unter meinen Fittichen lebst.“ Grinste er dann. Dai wusste ja gar nicht, wie Totchi ihm zustimmte. Schneller als er dachte, hatte er sich an die Präsents von Dai gewöhnt, schneller als er es realisieren konnte, begann er Gefühle aufzubauen, die ihn mit ihm verbanden. Das erste mal nachdem das alles geschah, sehnte er sich nach einem anderen. Nicht mehr allein sein und nicht mehr einsam sein. Das alles konnte nun endlich vorbei sein. Wenn er über seine Gefühle nachdenken würde, würde er zu dem Schluss kommen, dass er für Dai mehr empfand, als er sich eingestand, denn er dachte nicht darüber nach, seine Gefühle fühlte er einfach. Dai fragte nicht weiter nach, für ihn war er genug, was er auf einmal erfahren hatte, anders als erwartet, antwortete Toshiya ihm auf alles, was er wissen wollte. Vielleicht vertraute er ihm ja doch etwas. Toshiya hingegen sah den anderen an und lächelte. 3.Kapitel –Owai- ---*freut sich aufs Diru- Konzi*xD... Even I could die now… Soll heißen: ‚Selbst wenn ich jetzt sterben könnte…’ Etto... Ich wollte eigentlich noch gar nicht mit dem Kapitel abschließen, weil ich noch mehr Handlung geplant hatte, aber das würde dann alles so lang werden und das Chap is schon das längste der bisherigen KappysXD *lol*.. Also, kommts halt ins Vierte, dem entprechen, wird dann entweder das vierte länger als die anderen, oder aber es werden doch mehr Chaps als bisher geplant. Hab ja erst fünf geplant, aber ich glaub, den Schluss hatte ich eh offen gelassenXD *nods*.. Also, schreibts mir schöne Kommis, will Kritik!! *-* Ano.. Kann wohl erst mal nicht schreiben, weil ich im Praktikum bin T.T Da habsch dann kein PC, wohn dann bei meiner big Sister (26) *drops* Achja, ihr haben wirs auch zu verdanken, dat Totchi in dem Bordell gekellnert hatteXD Weil sie das als junges Mädel auch mal gemacht hatte und ich davon vor n paar Monaten erst erfahren hab^ ^ *lol* Also, ohne sie hätte Toto niemals das gemacht. Bou.. Dabei is das so wichtig für de Story und meine Sis mag meine Musik nicht mal -.- Das heißt: vier Wochen lang kannsch kein J-Rock hören und muss mir Techno antun *Kotzen geh*.. Ano.. Bei meinem Praktikum arbeite ich in ner Lebenshilfe, wo Behinderte arbeiten^ ^ Nya.. ich soll aber sagen, ich hätte nen Freund, damit sich keiner Hoffnungen macht. Heute is mir dann das Totchi-Pic in mei Portmonee aufgefallen und siehe da, ich sag einfach, das wäre mein FreundXD Kommt dann wenigstens glaubwürdiger rüber, als zu sagen, ich hätte kein Foto ô.O *lol*... Wer möchte Totchi nicht als Freund?!XD Und ich bezweifle, dass da einer Dir en grey kennt. *drops* Wos hier in meiner Nähe eh kaum bis gar keine Visus gibt T.T *schade findet*.. Aber dafür bin ich einmalig in meinem OrtXD *lol* bei 700Einwohnern, von denen mindestens 50% alte Omas/Opas sind, ja eh kein WunderXD~ *nods* Egal.. Baibaiki und bis zum nächsten Chap! Auch wenn’s lange dauern kannT.T.. *winkz* 2006-02-12; 16:55UhrXD--- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)