All I need von aficionada (She is everything I need that I never knew I wanted) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Akt Verpasste Dinge, Yakeru und Nanako ---------------------------------------------------- Kapitel 5- 5. Akt Verpasste Dinge, Yakeru und Nanako Pünktlich, wie versprochen, kam Yuka bei mir vorbei. Aufgebrehzelt ohne Ende, mit einem engen Rock und tief ausgeschnittenes Top. Sie betrachtete mich mit einem prüfenden Blick und schüttelte den Kopf. Ich trug das übliche: Jeans, Bikinioberteil, T-Shirt, Turnschuhe. Ich sah das alles nicht so eng. Der ganze Abend würde werden wie jede Party. Die meisten werden sich besaufen oder in einer Ecke sitzen und irgendetwas rauchen. Ich gehörte zu der Minderheit die rumsaß und das Treiben beobachtete, während Yuka ihren Spaß hatte und Typen anmachte. Für mich waren Parties etwas langweiliges und es wäre ein Wunder, würde es heute anders ablaufen. Yuka verstand mich nicht wirklich. Für sie waren Parties das reinste Vergnügen. „Hast du nen Geschenk?“, fragte Yuka mich, währen wir unsere Schuhe anzogen. Hochhackige, schwarze Stiefel. Manchmal übertrieb sie es ganz schön. Ich schaute sie fragend an. Yuka stellte sich aufrecht hin, zuppelte an ihrem Rock und nickte. „Für Yakeru.“ Mein fragender Blick ruhte immer noch auf ihr. „Ja, irgendein kleines, süßes Present, wo so was draufsteht wie ‚Alles gute im nächsten Schuljahr’, oder ‚Wir werden sich vermissen’“. „Yuka, warum sollte ich ihm so was schenken?“ „Weil du ihn nie wieder sehen wirst!?“ Wir gingen zur Tür hinaus und ich schloss hinter mir ab. „Ich kannte ihn doch kaum.“, sagte ich, ein wenig betrübt. Eigentlich kannte ich ihn gar nicht. „Du gehst doch auch auf seine Party?“ Yuka hatte ihren vorwurfsvollen Blick drauf. Und den konnte sie gut. So gut, dass ich mich gleich schlecht fühlte. „Ja, nun hab ich eben nichts.“, sagte ich und hing die Treppe hinunter. „Dann kannst du auch gleich zu Hause bleiben.“ Ich blieb ruckartig stehen. „Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Du weißt doch, dass ich nichts mit ihm zu tun hatte. Noch nie. Niemand hatte was mit ihm zu tun. Zudem wolltest du, dass ich mit auf diese Party komme und du weißt wie sehr ich Parties hasse.“ Eigentlich ging ich wegen Nanako hin. Ich wollte sie sehen. Aber das musste sie ja nicht wissen. Yuka drehte sich auf dem Absatz um. „Mich nervt es ein wenig, dass alle zu Yakerus Party gehen, nur um Spaß zu haben. Da kümmert man sich doch n’ Dreck um ihn.“ Ein wenig konnte ich ihre Wut verstehen. Sie war mit Yakeru zusammen gewesen, in der 9. Klasse. Es hielt ein halbes Jahr, aber in dieser Zeit haben sich die beiden sehr gut angefreundet. Sie war wohl somit die einzige die Yakeru wirklich kannte. „Was soll ich jetzt daran ändern? Ich glaube, das beste Geschenk was wir ihm machen können, ist es eine gute Party zu feiern.“, sagte ich ruhig. Yuka schaute zu Boden und nickte. Zusammen gingen wir zur Bushaltestelle. „Weißt du.“, sagte sie leise, während wir warteten. „Ich find’s schade das er geht.“ Als wir vor Yakerus riesigen Villa ankamen, war die Party schon in vollem Gange. Auf dem Weg zur Haustür kam mir Nanako entgegengelaufen. Zusammen mit einem, 1.80 großen, dunkelhaarigen Typen. Ich blieb ruckartig stehen. So ruckartig, dass Yuka stolperte. Sie schaute mich verwirrt an. „Hey!“, begrüßte Nanako mich und lächelte. Yuka ging an ihr vorbei. „Wir sehen uns ja drin.“, sagte sie noch zu mir. Sie konnte sie noch immer nicht leiden und war auch nicht bereit, ihr eine Chance zu geben. Am Eingang fing Toshiro sie ab. Ich wandte meinen Blick wieder Nanako und diesem Typen zu. Waren sie zusammen? Ich schaute in ihre freundlichen Augen. Hatte sie einen Freund? Langsam ging ich an ihr vorbei. Was war los mit mir, die ganzen Tag über? Sie war hier, mit einem Kerl. Sie war beliebt, schön, reich, glücklich, hatte alles was sie wollte.. und da fiel mir der Nachmittag am letzten Schultag wieder ein. An der Tür drehte ich mich noch mal um und sah, wie sie mir nachschaute. Mein Herz klopfte. Ich winkte zögerlich und sie tat es mir gleich. Ich senkte meinen Blick und ging ich hinein, ins Partygetümmel, direkt ins Wohnzimmer. Gerade als ich mich in ein Ecke verkriechen wollte kam mir Toshiro entgegen. „Na, alles klar?“, fragte er. Ich nickte. „Weißt du wo Yakeru ist?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich nehme an in der Küche. Vorhin wollte er noch was holen.“ Ich drängelte mich durch die Masse in die Küche und sah ihn sofort. Er stand am Kühlschrank und holte Bier heraus. „Hey.“, sagte ich von hinten. Yakeru drehte sich um und schaute mich mit großen Augen an. „Ich wollte.. ich wollte dir danken für diese Party und ich wünsch dir viel Glück.“ Ich machte eine kurze Pause und blickte in seine warmen, braunen Augen. „Auf der neuen Schule.“ Yakeru lächelte. Sein Lächeln war süß. Er hatte zwei kleine Grübchen. Nie zuvor war mir das aufgefallen. „Ich hätte dich gerne besser kennen gelernt.“, sagte ich leise und sprach so aus was ich dachte. Er hielt mir ein Bier hin. „Ich bin nicht aus der Welt.“, sagte er und grinste. Damit hatte er recht. Ich nahm dankend an und schwörte mir, ihn anzurufen. Sobald wie möglich. Um das nachzuholen, was ich verpasst hatte. „Warum gehst du ab?“, fragte ich ihn gedankenversunken. „Meine Eltern haben angeblich ne bessere Schule gefunden. Die einen auf den späteren Beruf besser vorbereitet.“ Er rollte mit den Augen. Ich musste lachen. „Willst du denn auf die neue Schule?“, fragte ich nach einer kurzen Pause weiter. „Es ist mir ziemlich egal. Es gibt nichts was mir fehlen könnte.“ Ich zuckte zusammen. „Es tut mir Leid, dass wir so.. dass wir uns kaum um dich gekümmert haben. Ich meine..“ „Ich bin ein erwachsener Mensch.“, meinte Yakeru und lehnte sich an den Tresen. Er lächelte. „Na ja fast. Es liegt nicht an euch. Ich hab mich nie unwohl gefühlt.“ Ich schaute ihn besorgt an. „Ehrlich?“ „Ehrlich.“ Er nahm die restlichen Bierflaschen in die Hand. Er hatte sich nie unwohl gefühlt. Irgendwie erleichterte mich das. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und setzte mich auf ’s fast leere Sofa, neben zwei Mädchen, die eine Stufe über mir waren. Gemütlich lehnte ich mich zurück und trank mein Bier. Doch immer wieder stellte ich mir diese Frage: Nanako und dieser Typ. Waren sie zusammen? Ich würde ich nicht wundern. Aber irgendwie.. mein Herz klopfte bei dem Gedanken an sie. Nanako und ein Freund. Irgendwie tat das weh. Irgendetwas sträubte sich gegen diesen Gedanken. Ich brauchte frische Luft.. Langsam drängelte ich mich durch alle Zimmer, bis vor die Haustür und setzte mich auf die Treppe. Sie ging mir nicht aus dem Kopf. Was war los mit mir? Wenn ich an sie dachte.. fiel es mir schwer zu atmen. Mein Herz klopfte wie verrückt. Und doch konnte ich nicht in sie verliebt sein. Es wäre absurd.. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. „Hey alles ok?“, fragte jemand und setzte sich neben mich. Ich schaute neben mich, direkt in ihre Augen. Es war Nanako. Ich senkte meinen Blick. „Wenn ich wüsste was los wäre, glaub mir, ich wäre jetzt weiter.“, sagte ich leise. Nanako ließ ihren Blick nicht von mir ab. „Ich wäre gern weiter, ich würde gern..“ Ich würde dich gern küssen, wollte ich sagen. Aber ich konnte nicht und blieb mit offenem Mund sitzen. Nanako stand auf und ging . „Komm mit.“, rief sie mir zu. „Los, schnell.“ Ich schaute auf. Sie stand vor dem Küchenfenster und lächelte. Zögerlich folgte ich ihr. Sie ging in Yakerus dunklen Garten und lehnte sich an die Wand. Durch die Fenster schien ein bisschen Licht. Meine Augen brauchten einen Moment um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen und ihren Blick wahrzunehmen, der auf mir ruhte. Mein Herz klopfte wie wild. Was hatte sie vor? Wir standen eine ganze weile so voreinander und schauten uns an. Ich hörte unsere Jungs grölend, wahrscheinlich Bier trinkend vor der Tür stehend, und die Mädchen kichern. Von drinnen kam laute Musik. Ich kannte das Lied. Ich kannte den Text. Wir schauten uns an, bewegten tonlos die Lippen zu dem Song und mussten anfangen zu lachen. Mit einem Lächeln schaute ich zu Boden. „Kasumi?“, fragte Nanako leise und ich schnellte auf. Unsere Blicke trafen sich. Langsam näherten sich unsere Köpfe.. und dann küsste sie mich. Ihre Lippen auf meinen.. ich schloss die Augen. Die Geräusche um uns verstummten. Und die ganze Angst, die Aufregung der letzten Tage, der ganze Abend, es war wie verschwunden. Passierte das gerade wirklich? Es kam mir vor wie im Traum. Sie hörte kurz auf und biss sich auf die Lippe. Wir lächelten uns an. “Kasumi!“, rief Yuka plötzlich vor der Haustür. Ich erschreckte mich ein wenig und wurde aus meinem schönen Traum geholt, der nie enden sollte. Ich bewegte mich dem Licht entgegen, doch Nanako hielt mich am Arm fest. Ich drehte mich zu ihr um. War das gerade wirklich passiert? Hatten wir uns wirklich geküsst? Nanako legte den Kopf schief und kam mir näher. „Was denkst du gerade?“ „Ich frage mich, ob ich dich wirklich..“, ich hielt inne und hörte Yuka ein weiteres mal nach mir rufen. Mein Herz klopfte so sehr, dass es fast wehtat. Und dann küsste mich Nanako wieder, kürzer als zuvor. Mit einem Lächeln öffnete ich dich Augen. „Ich muss los..“, flüsterte ich. Sie nickte zufrieden und ich ging zu Yuka. Ich zitterte ein wenig und bekam kein Ton raus. „Es ist inzwischen 12, du solltest um 11 zu Hause sein.“ Ich schaute sie fragend an. „Das hast du mir gestern Abend erzählt.“, sagte sie und klopfte an meiner Stirn. Stimmt. Mom hat mir das gestern Abend noch mitgeteilt. Ich hatte die Zeit total vergessen. „Lass uns gehen.“ Yuka nahm mich an der Hand und ich drehte mich noch einmal um. Nanako war nicht mehr da. „Ich muss noch mal kurz rein.“, sagte ich plötzlich und blieb stehen. Wir waren schon fast an der Bushaltestelle. Wieso kam ich da erst jetzt drauf. „Es ist wichtig.“ Yuka schaute mich böse an. „Was kann denn jetzt wichtiger sein, als nach Hause zu kommen?“ „Yakeru.“ Daraufhin lies sie meine Hand los. Ich wartete auf ihre Antwort, aber wir standen einfach so da. Schweigend voreinander. Dann lächelte sie. „Geh. Schnell. Und beeil dich.“ Ich nickte und rannte zurück zum Haus. Es war natürlich nicht nur wegen Yakeru, ich wollte auch Nanako noch einmal sehen. Ich wollte nicht so einfach gehen. Nach diesem Kuss. Vor der Tür rannte ich fast in Yakeru herein. „Deine Nummer. Schnell.“, keuchte ich und stütze meine Hände auf die Knie. Er ging ins Haus. Ich richtete mich wieder auf und lies meinen Blick durch die Menschenmassen gleiten. Keine Spur von Nanako. „Hier!“, sagte Yakeru uns sprintete die Treppe hinunter. Er drückte mir einen kleinen, gefalteten Zettel in die Hand. „Danke.“ Ich schaute ihn mit einem Lächeln an. „Selbstverständlich.“ Ich war mit meinen Gedanken bei Nanako und dem Kuss, als ich die Hautür aufschloss. Meine Ma kam mir entgegen gestürmt. Sie war wütend, aber das war mir egal. Jetzt, in dem Moment, war mir alles egal. „Du bist zwei Stunden zu spät. Zwei.“, sagte sie mit lauter Stimme. „Um 11 solltest du zu Hause sein!“ Ich funkelte sie böse an. „Immerhin komme ich abends noch nach Hause.“ Ich zog meine Schuhe aus und ging an ihr vorbei. „Wir sollten reden.“, rief mir meine Ma noch hinterher. Aber da schloss ich schon die Tür hinter mir. Ich konnte jetzt nicht mit meiner Ma reden. Meine Gedanken waren ganz woanders. Sie waren.. Sie waren bei Nanako. Und bei dem Kuss. Ich berührte meine Lippen. War all das wirklich passiert? Hatte ich ein Mädchen geküsst? Hatte ich Nanako geküsst? Ich versuchte mich an die letzten Jahre zu erinnern. An die Beziehungen die Nanako führte. Aber mir fiel keine ein. Jeder wusste, mit wem Nanako befreundet war. Freunde von ihr, waren fast genauso beliebt wie sie selbst. Eine von ihnen war Nami Mae. An Nanako kam sie nicht ran. Sie war einfach nicht zu überbieten. Während diesem Gedanken musste ich anfangen zu Lächeln. Nami Mae. Spindeldürr, kurzes, braunes Haar. Jeder wusste mit wem sie welche Beziehung führte. Jeder wusste sofort bescheid, wenn sie jemanden abblitzen ließ. Dabei posaunte sie es nicht heraus. Ihren letzten Freund hab ich durch Zufall mal vor dem Schulgebäude gesehen. Trotzdem wussten es alle. Nur von Nanako selbst kennt man keine Beziehung. Vielleicht..? Vielleicht stand sie ja auf Frauen? Mir wurde ein wenig mulmig. Aber, sie ist gar nicht der Typ dafür. Sie passt super in das Klischee Karriere und Großfamilie. Doch eigentlich kannte ich sie kaum. Fast gar nicht. Woher sollte ich wissen, was sie vorzog? Und was war mit mir? War ich vielleicht.. ? Meine Ma schaute durch einen Spalt der Tür. „Tut mir Leid, wegen vorhin.“, sagte sie und unterbrach meine Gedanken. Vielleicht war es auch gut so. Denn ich wusste selbst nicht, was ich von all dem halten sollte.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)