Schwarze Wolken von --Shiranui-- ================================================================================ Kapitel 8: Jason ---------------- Mein Innerstes wollt Ihr nach außen kehren, Betasten wollt Ihr meiner Seele Schwären, Durchwühlen wollt Ihr branderfaßte Wunden, Bis Ihr zum Sitz der Qual Euch durchgefunden, (Felix Dörmann) (Zurück; Strophe 1-2) "Guten Morgen, Mr. Biggs.", sprach Schwester Garett mit ihrem gewohnt freundlichen Lächeln, was wohl lediglich dazu diente, die Patienten irgendwie auf eine medikamentlose Weise ruhig zu stellen. Das Lächeln von Julia Garett war so offen und doch überspielte es die Unsicherheit in ihrem Inneren. Sie ging an ihm vorbei. Jason hatte es sofort gesehen, als er der hübschen Krankenschwester das erste Mal begegnet war. Sie hatte Angst. Nicht vor ihm, sondern vor der gesamten Situation. Aber sie durfte die Angst nicht offen zeigen, da sie wohl glaubte, dass die ganzen Irren hier, sie dann anfallen würden, wie ein verletztes Tier. Sie musste eine autorithäre Person darstellen, sie durfte keine Schwäche zeigen. Jason stand in einem Flur und sah der Schwester mit leerem Blick nach. Erst vor kurzem hatte man ihn ins St. Helen gesteckt, wegen Unzurechnungsfähigkeit, oder irgendwie sowas. Es war Jason egal. Er würde es jederzeit wieder versuchen seine Mutter umzubringen. Oh ja. Er hasste sich dafür, dass er es nicht zuende gebracht hatte. Er hasste die verdammten Nachbarn für ihre lächerliche Neugier, dass sie jedesmal aus ihrem Garten heraus zu sehen mussten, was im Haus der Biggs passierte. Lächerlich! Lächerlich und nervend. Jason starrte noch lange hinter Schwester Garett her, auch als sie schon längst aus seinem Blickfeld verschwunden war. Ein seichtes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Sie hatten eine Menge gemeinsam, er und die Schwester. Für sie beide gab es eine Fassade zu wahren. Sie beide durften nicht zeigen was wirklich in ihrem Innersten vorging... Mit schlurfenden Schritten drehte Jason sich um und schritt in entgegengesetzte Richtung von Garett, zum Aufenthaltsraum. Dort wurden immer Gruppentherapien durchgeführt. Alle Irren saßen in einem Kreis und spielten Spiele, oder sie malten unersichtliche Bilder. Oder sie starrten mit leerem Blick an die Wand, benebelt von ihren Medikamenten, die sie wenige Stunden vorher noch bekommen hatten. Es hatte Jason nicht sonderlich viel Zeit gekostet die Gangart und das wirre Gehabe all der anderen Insassen zu kopieren. Nun war er genau so ein Irrer wie alle anderen hier auch. Mit dem einzigen Unterschied: ER stand nicht unter Tabletten. Natürlich glaubten alle er würde genauso brav wie alle anderen auch seine Psychopharmaka zu sich nehmen; aber in einer stillen Ecke spuckte er die Pillen wieder aus und spühlte sie die Toilette herunter. Niemanden war es bisher aufgefallen und das war auch gut so. Wahrscheinlich würden sie ihn an ein Bett fesseln, und ihm das Zeug persönlich in den Hals schieben, wenn sie es herausfinden würden. "Soweit kommts noch, ich bin Jason Biggs!" murmelte er, wärend er den hellen Raum betrat. Niemand kümmerte sich darum, was er gesagt hatte. Es gehörte ebenfalls zu dem Theaterspiel, dass man gelegentlich mit sich selber sprechen musste, ohne dass man Notiz von seiner Umwelt nahm. Draussen war wunderbares Wetter. Er musste blinzeln, um aus dem Fenster zu schauen. Einige Leute liefen durch die grüne Gartenanlage und ließen sich die warme Spätsommersonne auf die unnatürlich bleichen Gesichter scheinen. Sie sahen aus wie Leichen, fand Jason. Wie lebende Leichen; und wieder stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Irgendwann würden sie alle tote Leichen sein und dem nachgehen, was sie schon von ihrer Geburt an hätten tun sollen: Im Grab liegen! Du kommst hier wieder raus, Jason... sprach die leise Stimme zu ihm, als er mitten in er Nacht in im Schlafraum saß und aus dem Fenster starrte, in die dunkle Nacht hinaus. Ich kann dir dabei helfen... "Halts Maul, du hast mir schon nicht dabei geholfen, als ich meine Familie niedergeschlachtet habe!", gab Jason keifend zurück. Um ihn herum waren dutzende von Betten. Nicht alle waren belegt, aber er war umringt von Irren. Einige sprachen im Schlaf, andere schnarchten. Und andere... gaben Tierlaute von sich. Jason wurde noch verrückt in dieser Anstalt. Angespannt raufte er sich in den Haaren, die ihm über die Schulter fielen. Aber wer sagt denn, dass ich es nicht beabsichtig habe, dass du hier landest...? Das ließ Jason dann doch aufhorchen. "Bitte was?!" Du hast schon richtig gehört, mein Freund. Ich habe alles vorrausgesehen. Du musstest hier landen, um deiner Bestimmung zu folgen... "Was für eine Bestimmung?" Das musst du Schwester Garett fragen. Sie weiß genaustens darüber bescheid. Und lass dich von ihr nicht abweisen! Glaub mir. Sie ist der Schlüssel zu allem. Und danach musst du dich auch nicht mehr mit diesen Irren hier auseinander setzen... Jason grinste. Ein leises Schmunzeln kam über seine Lippen. Was für herrliche Aussichten... Leise lachte er vor sich hin. Sein lachen wurde lauter und wie, als wenn Gott persönlich ihm eine Botschaft hatte zukommen lassen, legte er eine Hand auf das kalte Fensterglas und starrte in den davor stehenden Baum. Keine Raben... Nur die Äste kratzten verheißungsvoll gegen das Glas, als ein starker Windstoß an ihnen rüttelte. Jason erwiderte ihr Kratzen und fuhr selbst mit seinen Fingernägeln über die Scheibe. "Was halten Sie von dem Neuankömmling, Julia?", fragte einer der Aufseher die junge Frau. Diese legte das Aktenblatt von Jason Biggs zur Seite und sah den stämmig gebauten, farbigen Mann an. "Ich weiss nicht, Henry.", gab sie wahrheitsgemäß zu und blickte noch einmal kurz zur Seite, um sicher zu gehen, dass die Akte immernoch da lag wo sie diese abgelegt hatte. "Der Mann ist merkwürdig. Und, wenn ich ehrlich sein soll, macht er mir angst." Henry, der großgebaute Schwarze, nickte nur einmal, um zu bestätigen dass er genau das befürchtet hatte. "Jason Biggs ist ein Mörder. Ich weiss nicht was sich der verdammte Richter gedacht hat, als er es für die richtige Entscheidung gehalten hat ihn zu uns zu sperren. Biggs gehört auf den Stuhl und nicht in eine Irrenanstalt.", führte Henry seine Gedanken weiter aus. "Glaubst du, dass er wieder morden würde, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bietet?", fragte Julia und fuhr sich über einen Arm. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, so über diesen Mann zu reden. Andauernd hatte sie das Gefühl, dass er sie beobachtete. "Wollen Sie eine ehrliche Antwort?" Julia nickte. "Ja. Mörder sind und bleiben Mörder. Es gibt zwar einige Beispiele für Besserungen, aber wenn man einmal Blut geleckt hat, dann tut man es immer wieder." Sie hatte mit dieser Antwort gerechnet, hatte aber insgeheim gehofft, dass Henry sie nicht aussprach. Julia lächelte dem großen Mann an und nahm dann wieder die Akte von Biggs in die Hand, um sie in einen Schrank einzuordnen. Noch war Biggs zu neu in dieser Anstalt, um die Akte in den Keller zu bringen. Besonders in der Anfangszeit wurde verstärkt ein Auge auf die Neuankömmlinge geworfen. Aber es beruhigte Julia, dass sich im St. Helen viele Aufseher aufhielten. Die Möglichkeit, dass ein Insasse handgreiflich einer der Ärzte, oder Schwestern wurde, wurde somit so gering wie möglich gehalten. Sie war auch froh, dass sie sich mit Henry gut verstand; allein dessen Auftreten schüchterte viele der armen Irren ein. Wenn Biggs einen Plan verfolgen würde - und dem war Schwester Garett sich sicher - dann würde er es sich dreimal überlegen, ob er ausgerechnet sie anfiel. Biggs war verrückt, keine Frage, aber er war ein verrücktes Genie. Soviel stand fest. Ihre weibliche Inuition sagte ihr, dass Biggs nur ein Theater abzog; Jason Biggs war nicht so, wie er sich im St. Helen benahm. Argwöhnisch beobachtete Jason die Schwester, wie sie so gut wie immer mit diesem verdammten Nigger auftauchte. Wie sollte er denn je an sie herankommen wenn dieses Schwarzbrot immer um sie herum war? Jason war frustriert und angespannt. Drei Tage waren vergangen, seit die Stimme ihm gesagt hatte, dass er zu der Schwester gehen musste, um sich aus der Lage zu befreien, in welcher er sich momentan befand. Irgendwie musste dieser Hurensohn entfernt werden. Nur wie sollte Jason das anstellen? Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er, wie sich der Nigger an eine Wand lehnte und einen Blick in die Runde warf. Allein zehn Irre hatten sich um den kleinen Fernseher gescharrt und betrachteten fasziniert die Nachrichtensprecherin von NBC. Wahrscheinlich hatte niemand dieser Verrückten überhaupt eine Ahnung wovon die Frau in der Flimmerkiste überhaupt redete. Alles wirkte so armselig, so unwirklich... Pass auf Jason! Sie kommt! Er sah zu der Schwester, die langsam durch die Menge schritt und kontrollierte ob alle Irren zufrieden waren. Allein das Wort Zufrieden ließ Jason fast schon auflachen. Diese Verrückten hatten doch gar keine Ahnung was Zufriedenheit bedeutete. Er selber war alles andere als zufrieden, denn er sah erneut, wie das Schwarzbrot ein zusätzliches Auge auf ihn warf. Der starrt dich an Jason! Der will es bestimmt richtig besorgt kriegen, dieser Abschaum. Oh ja.... der würde es noch besorgt bekommen, so lange würde der Nigger nicht mehr warten müssen... Jason grinste höhnisch und zwinkerte Henry zu, welcher genau einen Moment vorher den Kopf wieder zur Seite gedreht hatte, weil er gemerkt hatte, dass Jason zurück blickte. "Alles in Ordnung mit Ihnen, Mr. Biggs?", fragte Julia und riss Jason damit aus seinen Gedanken. Warum war die so schnell hier? Jason war darauf nicht gefasst gewesen und anstatt irgendeine Antwort zu geben, starrte er lediglich unentwegt auf ihre Oberweite. So pralle Brüste... da hätte sich seine Frau eine von abschneiden können. Eine von abschneiden. Du bist so ein Genie Jason. Du kannst ihr die verdammten Titten abschnibbeln und sie dann deiner Frau ins Grab legen. Welch verlockende Vorstellung... ja, so würde Jason es machen. Julia wandte sich ab, als keine Antwort kam, sondern nur ein verheissungsvolles, fast schon bösartiges Grinsen, wärend Biggs ihr auf die Brüste starrte. Hilfesuchend sah sie sich um. Mit ihr befanden sich noch drei weitere Schwestern in diesem Raum, aber alle gingen so lieblos wie immer ihrer Aufgabe nach. Zwei der anderen gesellten sich bereits wieder zu Henry, hatten ihren Rundgang beendet. Gleich würden sie in einen anderen Raum gehen und eine Zigarette rauchen; vielleicht auch zwei, oder drei. Es war schrecklich jetzt musste sie sich auch noch von einem Mörder auf die Brüste starren lassen; da konnte Biggs sich ja schon mit Chefarzt Spark zusammentun. Der hatte ja auch nichts anderes zu tun als ihr nachzugaffen. Vielleicht sollte sie den Beruf an den Nagel hängen und als Krankenschwester in einem normalen Krankenhaus arbeiten? Was hatte sie eigentlich dazu gebracht in diesem Sanatorium eine Stelle anzunehmen? "Los. Sags mir, Neunmalklug! Wie komme ich in die Aufenthaltsräume?", fragte Jason die körperlose Stimme. Der Aufenthaltsraum der Bediensteten befindet sich ganz am Ende vom Hauptgang. Dort musst du einige Treppen erklimmen und bist schon da. Dort trinken sie ihren Kaffee, rauchen ihre Zigaretten und besorgen es sich selber. Gut. Die nächste Frage war, wie er am besten unerkannt in diesen Raum hinein kam. In den letzten Tagen hatte Jason seine Medikamente gesammelt und betrachtete sie nun stolz. Wenn er sie alle in den Kaffee schüttete, dann würde der Nigger sehr bald umkippen, wie ein Sack in China. Die größte Gefahr bestand dain, dass Garett ebenfalls von dem Kaffe trank und dann genauso umfiel. Und das wollen wir doch nicht, oder Jason? "Nein, natürlich nicht! Ich bin doch nicht blöd, verdammter Wichser. Steck dir deine ach so klugen Sprüche in den Arsch!" Jason fuhr zusammen und drehte sich um. Jemand beobachtete ihn! Einer der Irren war nicht am schlafen! Wie gehetzt ließ er seinen Blick durch den dunklen Raum wandern, aber alles war ruhig. Alle lagen in ihren Betten. Alle waren am schlafen. Oder? "Hör zu du verdammter Hirnamputierter! Hör auf mich zu belauschen, sonst reiss ich dir deine Eingeweide heraus!", rief Jason in die Stille der Nacht. Keine Reaktion. Dann sah er wieder aus dem Fenster und fuhr erneut zusammen, als der Rabe am Fenstersims ein lautes Krächzen von sich gab. In Rage schlug Jason mit der Hand gegen die Scheibe, sodass der Rabe erschrocken davon flatterte. Jason hasste Raben! "Dreckiges Vieh!", fauchte er ihm nach. Seit wann waren diese Viecher nachtaktiv?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)