Schwarze Wolken von --Shiranui-- ================================================================================ Kapitel 3: Bobby ---------------- CATILINA. Du mußt! Du mußt! so drängt mich eine Stimme Im Innersten, und ich, ich zaudre noch! Ein Mann, dem Kraft und Mut zu wirken eigen, Ein Mann, dem jedes hohe Ziel bestimmt, Verliert sein Herz an zügellose Freuden Und meint, sie täten ihm genug! Und doch! Du willst dich nur betäuben, nur vergessen. Zu spät! Vorbei! Dein Tag ist ohne Ziel (Henrik Ibsen) (Catilina; erster Akt) "Schau nur, Mummy! Daddy ist gekommen!" rief Sarah freudig, als sie sah wie der Wagen in der Einfahrt hielt. Überstürzt ließ sie ihren liebsten Stoffhasen Feiver fallen. Immer wenn sie ihn so nannte, musste Shay an Watership down denken, wo eines der Kaninchen auch Feiver geheissen hatte. Auch bei Freddie war es so und damals hatte sie ihn, Shay, dafür verantwortlich gemacht, dass ihre Tochter diesen doch ziemlich brutalen Zeichentrickfilm gesehen hatte. Shay hatte bis heute immer beteuert, dass er nicht daran Schuld war. Er habe sie nicht den Film sehen lassen; er fand zwar dass dieser Film viele Wahrheiten enthielt die man auf das menschliche Leben beziehen konnte, aber er selber fand den Film ein wenig zu brutal für ein achtjährigs kleines Mädchen, auch wenn es ein Zeichentrickfilm gewesen war. Freddie stand bereits an der Veranda des kleinen, aber schmucken Hauses, mitten auf dem Land. Hier hatte sie ihre Kindheit verbracht. Es war eine schöne Kindheit gewesen. Ihr Vater hatte dieses Grundstück, eine kleine Farm, von seinen Eltern übernommen. Die Umgebung wirkte romantisch, wie das orangene Licht der Abendsonne das Haus beschien und das bereits abgeerntete Maisfeld. Freddies lange, blonde Haare wirkten ein wenig zerzaust und wiegte sich im sachten Wind. Wie schön sie auch aussah, in ihrer schlichten Kleidung und wie sehr sie auch aussah wie ein Unschuldskind vom Land, hier in diesem Szenario, so niederschmetternd war dennoch der Blick den sie ihrem Ehemann zuwarf. Sie war anscheinend immer noch wütend, verletzt, aber dennoch stolz genug um nicht in Tränen auszubrechen. Denn danach war ihr zumute. Sie hatte sich so sehr gefreut darüber, dass ihr Mann nun vielleicht endlich anerkannt werden würde. Er hatte Talent, darin bestand kein Zweifel, auch wenn sie manchmal einfach nicht die Fantasie hatte seine Gemälde einzuordnen, zu verstehen. Shay stieg aus dem Wagen aus, als Sarah ihm überstürzt in die Arme fiel. "Granny hat Apfelkuchen gemacht, Daddy." erzählte sie eifrig. "Wir wollten grad essen! Ich durfte auch etwas von den gezuckerten Äpfeln essen!" Shay lächelte. Die Kleine war noch so unschuldig und schien von dem Streit ihrer Eltern gar nichts mitbekommen zu haben, oder sie überspielte es. Shay nahm die Kleine in den Arm und drückte sie an sich, ehe er sie wieder absetzte und sagte: "Dann lass Granny nicht warten und geh schonmal rein. Sonst wird der Kuchen noch kalt." Sarah nickte freudig und lief die Einfahrt hinauf, über den kleinen Vorgarten wo sie grad noch mit Feiver gespielt hatte und hob das Stofftier hoch, rannte danach ins Haus. Nun standen Shay und Freddie alleine da. Wenn Freddie nicht diese aggressive Haltung hatte und genau dies auch ausstrahlte, würde die Situation harmonisch wirken. Vögel zwitscherten und flatterten in der angenehm warmen Abendluft herum. Shay ertappte sich wie er nach Raben ausschau hielt, aber weit und breit war kein einziger schwarzer Vogel zu sehen. Raben warnen nur einmal... Keine Raben, aber dafür die fremde Stimme. Was sollte das heissen, Raben warnen nur einmal? Der Satz kam Shay unsinnig vor. Ach was dachte er da? Das alles hier war unsinnig! "Freddie, ich..." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn schweigend an. Aber allein ihr Blick sagte dass sie auf eine Erklärung wartete, wohlwissend dass es für Seitensprünge keine sinngebende Erklärung gab. Gleich würde die Leier kommen, die sie bereits aus dem Fernseher kannte. »Schatz es tut mir leid. Es war ein einmaliges Versehen, es wird auch nicht wieder vorkommen. Bitte verzeih mir!« Lüge! Freddie wusste dass es nicht das erste mal gewesen war und wenn Shay mit diesem Argument kommen würde, dann konnte er gleich zur Hölle fahren. Aber so dumm war Shay nun auch wieder nicht. Er war zwar dumm, dass er damit überhaupt angefangen hatte, wohlwissend dass es irgendwann bestimmt rauskommen würde, aber er war nicht so dumm seine Frau nun noch einmal anzulügen. "Es tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht. Nein, nicht einen. Sehr viele Fehler und dieser hier war der größte." sagte er und kam auf Freddie zu, die sich kein Stück bewegte. "Würdest du das auch sagen, wenn ich Jack nicht damit beauftragt hätte dich auszuspionieren?" fragte sie und hob eine Augenbraue hoch, was nur wieder verdeutlichte wie gereizt sie war. "Wahrscheinlich nicht." "Hab ich mir gedacht!" sagte sie, drehte sich um und ging aufgebracht in das Haus hinein. Da hast du es Shay Brown. Ehrlichkeit zahlt sich nicht aus. »Wer hat dich denn gefragt...?« Oh! Nun redest du doch ernsthaft mit mir und hälst mich nicht weiter für ein Hirngespinst? »Da irrst du dich. Ich halte dich immernoch für eine Nebenwirkung des Stress in letzter Zeit.« Dann würde ich mir an deiner Stelle aber ernsthafte Sorgen machen, wenn du dich mit jemanden unterhälst der nicht existiert. Das stimmte sogar. Das war krank, was er grad tat. Er unterhielt sich mit einer Fiktion; einer Stimme die ihn seit einigen Tagen zu verfolgen schien. Shay erwiederte gedanklich nichts mehr und ging mit langsamen, missmutigen Schritten Freddie hinterher. Wenn er jetzt den Schwanz einziehn würde, dann würde es nur noch schlimmer werden. Und Shay hatte wirklich keine Lust darauf seine Familie nun zu verlieren. Er musste Freddie nur überzeugen dass er es mit ihr und den Kindern ernst meinte. Und er meinte es wirklich ernst. In der Küche angekommen wurde er sogleich, mehr oder weniger freundlich, von seiner Schwiegermutter begrüßt. "Hallo Shay, wie geht es deiner Geliebten?" Freundlich wie immer, dieses alte Miststück. Shay konnte sie einfach nicht ausstehen. Aber so war es ja eigentlich immer, nur dass es eigentlich der Schwiegervater sein sollte, der den Schwiegersohn nicht mochte. In diesem Fall war es so, dass Shay sich sehr gut mit dem Familienoberhaupt verstand. Komisch, aber wenigstens ein kleiner Lichtblick. "Wo ist Bobby?" fragte Shay, anstatt irgendwie auf die Bemerkung einzugehen. Die Frage erübrigte sich aber, als der Junge aus dem Wohnzimmer in die Küche geschlurft kam. Bobby befand sich momentan in einer merkwürdigen Phase, seit längerer Zeit wirkte er geistig nicht anwesend. Freddie und Shay waren auch schon mit ihm beim Arzt gewesen, aber auch dieser hatte keine Ahnung was mit dem Jungen los sein konnte. Er hatte gefragt, ob Bobby vielleicht unter Stress litt. "Nicht mehr als andere 12 Jährige auf der Welt." hatte Freddie gesagt und Shay hatte dies bestätigt. "Beobachten Sie das Verhalten eine Zeitlang und kommen Sie in zwei Wochen wieder her!" hatte der Arzt gesagt. Diese zwei Wochen würde in zwei Tagen vorbei sein und bei Bobby hatte sich noch nichts geändert. Doch, einmal war er aus seinem apatischen Zustand wieder erwacht gewesen. Es war, als Shay ihm gesagt hatte dass er bald nach New York fahren würde. - "Hey, Bob! Hast du gehört, dein Daddy wird bald ein ganz großer Künstler werden!" Bobby hatte seinen Vater eine Weile lang angesehen, alsob er nicht verstanden hatte was der von ihn wollte. Shay hatte sich mehr oder weniger damit abgefunden, dass der Junge nicht reagierte und wollte ihm schon durch die rotblonden Haare strubbeln, als die Reaktion plötzlich und wie aus der Kanone geschossen kam: "NEIN!" Der Ausruf war so laut gewesen, dass Freddie aus dem Schlafzimmer, im ersten Stock, herunter ins Wohnzimmer gerannt kam. Shay sah seinen Sohn erschrocken und verwirrt an. "Was ist denn los, Bobby?" "Du darfst nicht nach New York fahren, Daddy!" "Warum nicht?" "Du darfst nicht!" Fragend hatte Shay seine Frau angesehen, aber auch Freddie konnte es sich nicht erklären warum der Junge auf einmal so reagiert hatte. Das war soweit auch die einzige Reaktion gewesen, die Bobby in letzter Zeit von sich gegeben hatte. Danach ignorierte er regelrecht seinen Vater und seine Mutter, wie sie vor ihm standen und ihn fragend, alsauch abwartend angesehen hatten. Irgendwann seufzte Freddie auf ung ging wieder zurück ins Schlafzimmer um Shay einige Sachen zurecht zu legen, die er bei der Ausstellung brauchen konnte. Betretenes Schweigen herrschte nun wieder zwischen Vater und Sohn. Auch Shay hatte sich wieder aufgerichtet um aus dem Wohnzimmer heraus zu gehen. "Geh nicht, Daddy. Die Wolken sind in New York sehr dunkel..." die Stimme war leise und klang etwas heiser. Shay drehte sich erneut zu Bobby um, aber der Kleine spielte bereits wieder, abwesend und 'in seiner eigenen kleinen Welt', mit dem vor ihm liegenen Ball. - "Hey Sportsfreund! Daddy ist aus New York zurück und es ist nichts schlimmes passiert." sagte Shay mit einer fast ansteckenden Freude in seiner Stimme. Bobby sah nur kurz zu ihm hoch, noch immer mit dem selben, leeren, Blick in den Augen, wie als Shay ihn das letzte mal gesehen hatte. "Es geht ihm nicht besser..." kam es von Freddie, seitlich von ihm. Wer sagt denn, dass es ihm schlecht geht? "Das ist doch normal, bei diesem Nichtsnutz von Vater, Freddie." kam es von Dephanie, dann hockte sie sich herunter zu ihrem Enkel, der mittlerweile an Shay vorbei gegangen war und vor dem Tisch stand, wo der Apfelkuchen betörend duftete. "Komm her Kleiner, Granny gibt dir jetzt ein Stück Apfelkuchen. Danach geht es dir wieder besser. Sieh nur, deiner Schwester schmeckt es auch sehr gut!" Bobby ließ alles willenlos über sich ergehen, ließ sich an den Tisch setzen und aß dann schweigend ein Stück des Kuchens. Selbst Freddie quittierte die Bemerkung von Dephanie mit einem entgeisterten Blick. Es lag klar auf der Hand dass es nicht Shays Schuld sein konnte, dass der Junge nicht mehr redete und sich fast gar nicht mehr für seine Umgebung intressierte. Fragend sah Dephanie ihre Tochter an, aber diese schüttelte nur den Kopf, ging aus der Küche raus und nahm sich Shay ihm Flur zur Seite. "Hör zu, Shay." gab sie leise und etwas mitgenommen von sich. "Wenn ich ehrlich sein soll, Bobby verhält sich noch komischer, seit du in New York warst und wir aus Ultica hier her gekommen sind." Das verwirrte Shay. Warum verhielt sich der Junge noch komischer? Freddie schien nervlich am Ende zu sein und lehnte die Stirn an die Schulter ihres Mannes. "Ich weiss nicht was ich noch machen soll..." flüsterte sie. Shay legte einen Arm um ihre Schultern und redete beruhigend auf sie ein. "Shilling sagt doch, das wir mit Bobby noch einmal vorbei kommen sollen, wenn wir die Sache beobachtet haben. Vielleicht ergibt sich ja noch etwas." Freddie hob den Kopf wieder an und sah ihren Mann mit einem Blick an, der geradezu schrie, dass sie den Tränen nah war. "Ich sag dir, was sich ergeben wird, Shay," begann sie, "sie werden Bobby in eine Nervenklinik stecken, in den Trakt mit apatischen Kindern. Dann werden sie Tests mit ihm durchführen. Sie werden ihn an Käbeln befestigen und an Maschienen, die irgendwelche Hirnströhme testen." Sie klang verbittert und es war auch verständlich. Vergessen war der Zwischenfall in New York und Shay dankte Gott dafür. Wahrscheinlich war Freddie einfach nur alles zu Kopf gestiegen und er, Shay, musste dann auch noch mit dieser gedankenlosen Aktion kommen. Der Mann verfluchte sich dafür. Wie konnte man nur so egoistisch sein? Wie konnte er sich nur so egoistisch verhalten? Sein Sohn Bobby verhielt sich merkwürdig und seine Frau war deshalb schon lange so aufgewühlt. Und was tat er? Er ging seinen egoistischen Gelüsten nach! Vergaß, dass er eine Familie hatte die sich um ihn sorgte und um die er sich sorgte. "Es tut mir leid, Freddie. Ich war egoistisch, hab nur an mich gedacht. Jetzt wo sich die ersten Bilder verkaufen ließen, ich schwör es dir beim verbleib meiner Seele..., diese Sache in New York..." ehe er den Satz zuende sprechen konnte legte sie ihm zwei Finger auf die Lippen und brachte ihn somit zum Schweigen. "Ist schon gut..." murmelte sie, sah ihn an und diesmal waren wirklich Tränen in ihren Augen. Als sie die Hand sinken ließ, hielt er ihre Wangen mit den Händen und gab ihr einen sachten Kuss. Wie hatte er je auch nur einen Gedanken daran verschwenden können, dass er mit anderen Frauen besser liegen können, als mit der eigenen? Stille lag nun zwischen den Beiden. Stille die viel mehr aussagte als jedes Wort es auch nur tun konnte. Der Streit war vergessen, als die Sonne den letzten Strahl, vor Anbruch der Nacht über das Land schickte. "Freddie-Schatz, möchtest du nicht auch ein Stück Kuchen essen?" kam es plötzlich aus der Küche, ehe Dephanie aus dieser hervorgetreten kam und diese Stille unterbach, ja regelrecht zerstörte. Was folgte war ein entgeistertes Aufseufzen und einige Worte, die verdeutlichten dass sie ziemlich ungehalten auf den erneuten Frieden reagierte. "...und du, Shay...?" fügte sie nach einigem zaudern noch hinzu. Hatte er richtig gehört? Hatte seine Schwiegermutter, der Drache, ihm soeben ein Stück Kuchen angeboten? Es war wahrlich ein merkwürdiger Tag, der grad zuende gegangen war. "In anbetracht dessen, dass du mir noch nie solch eine Gastfreundschaft angeboten hast, kann ich jetzt natürlich nicht nein sagen." gab er mehr als freundlich von sich. "Hör auf zu schleimen, Brown. Damit erreichst du bei mir gar nichts." erwiederte sie missbilligend und ging wieder in die Küche. "Man kann deiner Mutter aber auch nichts recht machen." Freddie lachte und ging mit ihm zusammen in in die Küche. Sarah, aufgeweckt wie sie war, hatte bereits den Boden vor sich mit Kuchenstücken vollgekrümelt und gab einen quietschenden Laut der Freude von sich, als sie ihren Daddy und ihre Mummy zusammen in die Küche kommen sah. Da sagte noch einer Kinder seien dumm und unwissend. Sie merkten genau, wenn etwas nicht mit ihrer Umwelt stimmte und freuten sich umsomehr, wenn es wieder in die richtige Bahn gelangte. Das Einzige was nun immer noch nicht stimmte, war Bobby. Auch der Junge war einmal ein aufgewecktes Bürschchen gewesen. Baseball war seine Leidenschaft gewesen und man musste ihn förmlich irgendwo festketten, um ihn davon abzuhalten nicht jede freie Minute draussen zu verbringen. Das hatten Shay und Freddie, weiss Gott, nie getan. Sie waren glücklich darüber gewesen dass sie zwei so vitale Kinder hatten, aber nun ging Bobby noch nicht einmal mehr zur Schule. Das Stück Kuchen hatte er auch noch nicht einmal zur Hälfte gegessen, trotzdem meinte Shay für einen kurzen Moment etwas wie ein Lächeln auf seinem ausdruckslosen Gesicht zu sehen, als er den Kopf gehoben hatte und seine Eltern sah. Würde sich jetzt eine Besserung ergeben? Vielleicht, auch wenn es noch nicht ganz danach aussah. Aber die Versöhnung mit Freddie brachte Shay schon ein Stück weiter und das mit Bobby würden sie auch noch hinbekommen. Ganz sicher. "Shay hat Bilder verkaufen können, Mutter." sagte Freddie irgendwann, während sie gemeinsam am Tisch saßen und Kuchen aßen. "Tatsächlich? Welche? Die mit den nackten Frauen, oder die mit den Hirngespinnsten einer Welt?" harte Worte, die aber die Wahrheit sprachen. "Es waren Landschaftsbilder, Dephanie." sagte Shay gelassen. Alles schien grad gut zu laufen also wollte er sich die Laune nicht vom Drachen verderben lassen. "Herzlichen Glückwunsch. War wohl ein Glückstreffer." "Vielleicht, aber vielleicht auch nicht." Zeit verging. Der Abend wurde später. "Ich fahre schonmal vorraus, Freddie. Du kannst dann morgen mit den Kindern nachkommen." sagte Shay irgendwann, als die beiden im Gästezimmer auf dem Bett saßen, Rücken an Rücken, wie sie es oft getan hatten. "Ich glaube nicht, dass Mutter etwas dagegen sagt, wenn du über Nacht hier bleibst." sagte Freddie, schien nicht sonderlich begeistert darüber zu sein, dass Shay zu so einer späten Stunde noch fahren wollte. "Ich weiss, aber ich muss noch etwas Ordnung schaffen, Zuhause." erwiederte er und lächelte verlegen als Freddie den Kopf drehte und ihn ungläubig ansah. "Ich habe ein wenig gewütet, als ich gestern alleine Zuhause war." fügte er hinzu. "Shay Brown will aufräumen. Gibt es also doch noch etwas wie Wunder?!" "Siehst du doch." Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und ließ ihn dann aufstehen. "Du weisst, dass du das nicht musst...?!" "Natürlich." In Wirklichkeit lag es tatsächlich daran, dass es Shay nicht behagte hier, in diesem Haus, zu schlafen. Immer wieder aufs Neue spührte er Dephanies giftige Blicke auf sich haftete, auch wenn sie sich gar nicht im selben Raum befand. Auch Freddie wusste das und deshalb ließ sie ihn gehen. Morgen würde sie hinterher kommen, allein schon wegen ihrem Sohn. Er hatte sich wirklich noch abweisender, ja fast schon ängstlich verhalten seit sie hier waren. Warum auch immer, aber in Ultica hatte er wenigstens keine Angst, so wie hier. Es war seltsam, aber eigentlich war er sonst immer gerne hier gewesen. Die Straße war leer, bis auf die Lastwagen die ab und an auf der anderen Fahrspur an ihm vorbei fuhren und in der Dunkelheit konnte man auch keine Raben auf den Bäumen sehen. Das beruhigte Shay. Die ganze Fahrt über hatte er sich Gedanken über Bobby gemacht. Freddie hatte ihm genau erzählt, wie sich sein Zustand verschlechtert hatte. Kein Wunder dass es auch Freddie immer schlechter ging, dass sie es bald nicht mehr aushielt. Wenn das Kind Angstzustände zu haben schien, obwohl es keinen Grund dazu gab, dann nahm es die Mutter mit. Auch Shay musste es erst verdauen, wie sie ihm erzählt hatte dass Bobby sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, als sie zu ihrer Mutter fahren wollten. Er hatte nicht geschrien, hatte sich nicht auf den Boden geschmissen und darum gekämpft zuhause zu bleiben. Er hatte sich lediglich stillschweigend in seinen Zimmer eingeschlossen, alsob es gar nicht auffallen würde, dass er nicht im Auto saß. Freddie hatte den Jungen im ganzen Haus gesucht und erst ganz am Ende festgestellt dass die Zimmertür verschlossen war. Mit einem Ersatzschlüssel hatte sie die Tür öffnen können, da Bobby den Schlüssel nicht hatte stecken lassen. Der Junge hatte sich unter dem Bett versteckt, aber Freddie war so aufgebracht gewesen dass sie sich auf keine Kompromisse eingelassen hatte. Ein Auto fuhr auf der Gegenspur an Shay vorbei. Am Steuer saß eine junge Frau und Shay war für einen Augenblick abgelenkt. Ihre Blicke schienen sich für einen Moment zu treffen. Es war eine hübsche Frau. Warum waren eigentlich alle Frauen so hübsch? Die Augenfarbe konnte Shay in dem kurzen Moment nicht erkennen, wobei es eh zu dunkel gewesen war, aber die Frau hatte einen feschen Kurzhaarschnitt, schwarze Haare. Shay schüttelte den kopf. Er hatte sich doch grad mit seiner Frau versöhnt und nun sah er bereits der Nächsten hinterher. Ehe er wieder auf die Straße sah, erfüllte ein Ohrenbetäubender Laut die Luft und Shay bekam zu spät mit, dass es sich um das anhaltende Hupen eines Lasters handelte. Shay war ausversehen auf die falsche Fahrbahn geraten. Ein Versehen, das ihm den Hals kostete. Das nächste was er hörte, als er das Lenkrad hart zur Seite riss, war das Geräusch von zwerberstenden Metall, ein lautes Krachen und dann war alles still und dunkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)