Das Mordkreuz von julianehahn (... Meine Version *grins*) ================================================================================ Das Mordkreuz ------------- "Du willst das wirklich riskieren?" fragte Neumann. "Jetzt habe ich diese Wette abgeschlossen, dann führe ich sie auch durch! Ich will sie nicht verlieren. Ich will wissen, was an dieser verdammten Sage wahr ist." Rolf hatte dieses Gespräch noch nicht lange mitgehört, aber es hatte genügt, ihn neugierig werden zu lassen. Der junge Pfarrer faszinierte ihn. Er war zwar unscheinbar, aber charakterstark. Seine Augen leuchteten, wenn er von seinem Unternehmen, eine nächtliche Wanderung am Mordkreuz vorbei, sprach. Trotzdem spürte Rolf dass Hakeler - so nannte sich der Pfarrer - nervös war. Kein normaler Mensch hätte sich auf solch eine Wette eingelassen! Aber Hakeler hatte es getan. Rolf wusste nicht warum, was brachte einen jungen Pfarrer wie ihn dazu, sich in so große Gefahr zu begeben?! Wohl der gleiche Grund, der Rolf selber neugierig machte. Trotzdem wusste er ihn nicht, wahrscheinlich genauso wenig wie Hakeler. "Ich will jemanden als Zeugen mitnehmen." Die Stimme des jungen Pfarrers riss ihn aus seinen Gedanken. "An wen hast du denn da gedacht? Keiner wird dieses Risiko eingehen!" "Vielleicht hast du Recht, aber wenn ich niemanden finde, wird mir am Ende keiner glauben!" Rolf glühte innerlich. Er musste dem Pfarrer anbieten mitzukommen. Ohne weiter zu überlegen, stand er auf und ging auf Hakeler zu. Die Sonne war untergegangen, als sie sich auf den Weg gemacht hatten. Es war dunkel. Der Waldrand erstreckte sich bedrohlich, wie eine Armee Schattenkrieger über das Feld. Rolf hatte Angst. Auf was hatte er sich eingelassen als er Christoph diesen Vorschlag gemacht hatte? Christoph Hakeler, so hatte er sich Rolf vorgestellt. Sie hatten ausgemacht, noch heute Nacht aufzubrechen. Zum Mordkreuz. Niemand wusste, was es mit diesem wirklich auf sich hatte, aber man erzählte sich von einem Geräusch, das schon viele Wanderer gehört hatten und wenn sie sich umdrehten, waren sie getötet worden. Rolf wusste, dass etwas passieren würde. Er wusste nicht was, aber er hatte eine dunkle Vorahnung, die seine Angst schürte. Vielleicht würde er nie mehr zurückkommen. Es war totenstill zwischen den schwarzen Bäumen. Sie bewegten sich leise im Wind ohne das geringste Geräusch zu verursachen. Etwas knarrte. Rolf konnte sehen, wie sich Christoph versteifte. Die Luft knisterte. Rolf spürte etwas herankommen. Etwas dunkles bedrohliches, das schon seit Urzeiten existierte, lange bevor die Menschen diesen Planeten bewohnten. Die abgrundtiefe Bosheit dieses Wesens raubte ihm den Atem. Christoph musste es auch spüren, trotzdem ließ er nicht von seinem Plan ab. "Bei drei drehen wir uns beide um", flüsterte er. Rolf wollte etwas sagen, ihn davon abhalten, aber er konnte nicht. Die eiskalte Luft schnürte ihm die Luft ab. Sie stach ihm in die Lunge. Christoph röchelte. "Drei", Christoph drehte sich um. Es knarrte. Das Geräusch von splitternden Knochen und reißendem Fleisch hallte in Rolfs Ohren wieder. Christoph schrie. Rolf wollte hier weg, nichts hören, nichts sehen, nichts fühlen. Er rannte los. Seine Schreie übertönten die des grausamen Schauspiels hinter ihm. Keiner hatte ihn beschuldigt zu lügen, alle hatten ihm geglaubt, als er alles erzählt hatte. Er war schreiend bis ins Dorf gerannt, wo man ihn abgefangen hatte. Rolf bildete sich immer noch ein, Christophs Schreie zu hören. Warum hörten sie nicht einfach auf, warum ließ es ihn nicht in Ruhe?! Vielleicht weil er ein Zeuge der Existenz dieses Wesens war, das eigentlich nicht existieren durfte. Sie waren auf dem Weg zum Mordkreuz. Der Wald sah freundlich und hell aus, im Sonnenlicht. Sie waren auf dem Weg um den Beweis für das, was gestern Nacht passiert war, zu holen, Christoph. Als sie an der Stelle ankamen, spürte es Rolf wieder, die Anwesenheit eines unvorstellbar mächtigen und zugleich bösartigen Wesen, das in der Realität einfach nicht existieren durfte. Dann sah er Christoph. Sein Anblick überraschte ihn. Er hätte eine nicht mehr erkennbare Leiche erwartet, aber Christoph hatte nicht einen einzigen Kratzer. Er war tot. Das war unmöglich! Er hatte es letzte Nacht ganz deutlich gehört, Christophs gellende, angsterfüllte Schreie, das Geräusch von reißendem Fleisch und zerberstenden Knochen. Den Geruch des Todes, diese glasklare Luft, Rolfs geschärfte Sinne hatten all das wahrgenommen. Oder hatte er sich das eingebildet? Er wusste es nicht. Nein, er wollte es nicht wissen, denn die Antwort würde ihm nicht gefallen. Er würde diese Nacht nie vergessen, in seinem ganzen Leben nicht. Doch so sicher, ob er noch lange leben würde, war er sich nicht mehr. Das Wesen konnte keinen Zeugen dulden, der von seinem Geheimnis wusste. Vielleicht würde es noch diese Nacht kommen um seine Aufgabe zu vollenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)