Die Entscheidung - Ein Leben, zwei Wege von Kriska (Welchen wirst du wählen?) ================================================================================ Kapitel 25: Explosive Stimmungen und Tränke ------------------------------------------- ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Kapitel 25 Explosive Stimmungen und Tränke Wieder einmal herrschte Hektik im Schlafraum der Gryffindor-Sechstklässlerinnen und störte die Ruhe des frühen Morgens. Eilige Schritte hallten von einer Seite des Raumes zur anderen, unruhige Stimmen schallten wider, während drei von den vier Mädchen eilig ihre Sachen packten, um noch rechtzeitig zum Frühstück zu kommen. ‚Wieso die Eile?’, mochte sich jetzt so mancher fragen. Nun, die Antwort darauf war recht simpel. Es war Montag. Was hieß, dass die ersten beiden Stunden Zaubertränke waren. Somit war ein Frühstück, das einen stärkte, mehr als notwendig, um die Zeit mit dem launischen Professor heil zu überstehen. Nun, wo sie fast fertig und bereit zum Aufbruch waren, fiel ihnen wohl auch auf, dass jemand fehlte.   Mit einem leichten Seufzer deutete Hermine den beiden anderen schon mal vor zu gehen. Sie würde sich um die höchst wahrscheinlich noch Schlafende kümmern. Energisch schritt sie auf das Bett zu und zog mit einem Ruck die roten Vorhänge auf, doch schluckte sie den Weckruf, den sie bereits auf den Lippen hatte, wieder runter, als sie einen Blick auf das Bett werfen konnte. Aylin lag zufrieden auf der Seite, die Knie leicht angezogen. Das schwarze, seidige Haar hatte sich über das Kissen ausgebreitet und einige Strähnen ruhten auf den leicht geröteten Wangen, die Lippen zierte ein sanftes Lächeln. Der Brustkorb hob und senkte sich leicht unter den gleichmäßigen ruhigen Atemzügen. Doch was die meiste Aufmerksamkeit erregte war wohl der schwarze Stoff, den sie mit ihrem Armen umschlungen an ihre Brust drückte. Irritiert runzelte Hermine die Stirn. War das ein Umhang? Wenn ja, dann gewiss nicht ihrer, denn er war eindeutig zu groß und was am wichtigsten war, er sah nach einem Männerumhang aus. Was wollte sie mit so einem Umhang? Und wo hatte sie ihn her?   Solchen und ähnlichen Gedanken nachgehend beugte sich die Muggelgeborene vor und berührte leicht die Schulter ihrer Freundin, rief ihren Namen. Nach einigen Augenblicken, ertönte ein unzufriedenes Gemurmel und das unwirsche wedeln einer Hand, um die Brünette zum Aufhören zu bewegen und um ihr anzudeuten, dass ihrem Wunsch nachgegangen werden würde, zumindest irgendwann in den nächsten Minuten. Die Augen leicht rollend wandte sich die bereits wache Gryffindor wieder ab und belegte einen Spielzeugaffen, der eine Trommel in seinen Händen hielt, mit einem Zauber, so dass die Schwarzhaarige in zehn Minuten, nach dem der Zauber seine Wirkung zeigte, dazu gezwungen war aufzustehen, um zum Unterricht zu gehen. Zufrieden und beruhigt verließ Hermine den Raum und sah somit nicht wie die Schwarzhaarige sich beim Geräusch der sich schließenden Tür tiefer in ihr warmes Bett kuschelte, den Umhang enger an sich drückte und ihre Nase im schwarzen Stoff vergrub, den Duft des Parfüms, den man immer noch wahrnehmen konnte, tief einzog, wobei das Lächeln auf ihren Lippen immer größer wurde.   Noch würde sie nicht aufstehen.  Dafür war der Traum, in dem sie gerade schwelgte, zu schön.   Für die Realität war später noch Zeit.   •~°~°~°~• Hektische Schritte hallten durch die Gänge Hogwarts und eine wieder mal leicht zerrupfte Gestalt rannte so schnell wie sie nur konnte, um noch rechtzeitig zu kommen. Doch nicht nur die widerhallenden Schritte zerstörten die morgendliche Ruhe, sondern auch so mancher wüster Fluch. Der sich beeilenden Person war es gleich, ob sie jemand hören würde, oder dass sich wohl so mancher vollkommen geschockt die Hand vor den Mund schlagen würde bei dem, was sie da von sich gab. Dies alles war im Moment unwichtig, denn in ihren Gedanken hallte nur ein Gedanke wider: ‚Hermine ich bring dich um!?’ •~°~°~°~• Vollkommen entspannt saß Ginny am Frühstückstisch und blickte versonnen vor sich hin. Ignorierte das laute Geklapper und Geplapper der anderen Schüler. War es doch mehr als unwichtig. Wieso sollte sie dem denn auch noch Beachtung schenken? Es gab so viel Wichtigeres. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als eine Hand unter dem Tisch zu der ihren glitt und sie zärtlich umschloss, ein Daumen sanft über ihren Handrücken strich. Ja, es gab so viel Wichtigeres. Sie würde sich von niemandem stören lassen. Von nichts und niemanden!   Tja, dies waren ihre Gedanken, doch ob das wirklich so sein würde, war eher zweifelhaft. Besonders wenn man den Charakter der Gryffindor kannte. So kam es, dass sie doch noch von ihrem Entschluss die anderen zu ignorieren und die kleinen Zärtlichkeiten von Neville - denn genau um den handelte es sich bei ihrem Banknachbarn - zu genießen, abgebracht wurde. Wodurch denn das? Diese Frage mochte wohl bei so manchem aufkommen. Nun, die Antwort war nicht so Spektakulär wie man es sich wohl vorstellen würde. Zwei Gryffindor waren daran schuld. Denn eben Genannte hatten sich gegenüber der Weasley niedergelassen und sie mit durchaus bösen Blicken bombardiert, die nicht minder vorwurfsvoll waren. Und nach zehn Minuten konnte selbst eine Ginny Weasley das nicht mehr ignorieren, so schloss sie für einen Moment genervt die Augen, seufzte kellertief und richtete ihren Blick auf die zwei älteren Schülerinnen.   „Was ist?“, man merkte ihrer Stimme den Unwillen sehr wohl an, doch schienen es die anderen zwei zu ignorieren.   „Tu doch nicht so als ob du es nicht wissen würdest!“, kam es wütend von der Schwarzhaarigen, die auch unter dem Namen Parvati Patil bekannt war. Ginny hob eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen und ein etwas spöttisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Ach, tue ich das? Lasst mich mal überlegen? Könnte es sein, dass es sich immer noch um diese Sache mit dem quaken handelt? Und dass ihr immer noch davon überzeugt seid, dass ich dafür verantwortlich war?“   “Tu nicht so unschuldig! Du weißt genauso wie wir, dass nur du es gewesen sein konntest! Oder willst du leugnen, dass du dauernd dieses gefährliche Zeug von deinen Brüdern zugeschickt bekommst!?“, mischte sich nun auch noch Lavender ein. Mit gerunzelter Stirn setzte die Rothaarige schon an, um den beiden ein paar nicht gerade nette Worte um die Ohren zu werfen, als sie plötzlich den leichten Druck einer warmen Hand, die ihre umschloss, spürte. Da versuchte jemand sie zu beruhigen. Innerlich lächelnd erwiderte sie sanft den Händedruck. Mit einem gespielt freundlichem und erschreckend echt wirkendem Lächeln sah sie die beiden Sechstklässlerinnen an. „Aber Lavender, Parvati! Wie könnt ihr noch immer davon überzeugt sein!? Ihr habt doch schon gleich nachdem es passiert ist meine Vorräte durchsucht und nichts gefunden! Das könnt ihr von mir aus noch mal tun! Wisst ihr gar nicht wie sehr mich eure Anschuldigungen verletzen? Ihr seid wie Schwestern für mich!“, bei den letzten Worten griff sich die Rothaarige theatralisch an die Brust und verzog das Gesicht in eine, wie sie meinte, leidende Miene. Sekunden lang herrschte Stille, in der die wenigen Gryffindors, die das Gespräch mitbekommen hatten, verblüfft auf die jüngste der Weasleys sahen. Irgendwie wusste niemand, wie er das aufnehmen oder darauf sagen sollte. Genau so wenig wie Lavender und Parvati, die nur vollkommen irritiert blinzeln konnten.   ‚Ha!’, schoss es Ginny durch den Kopf und sie musste sich zusammenreißen, um nicht schallend los zu lachen. Ihre schauspielerischen Künste waren doch unbestreitbar genial! Dieser Meinung war wohl auch Neville, doch konnte dieser sich nicht ganz so gut in Griff halten. Mit einem erstickten Laut legte er den noch freien Arm - da er mit der Hand des anderen weiterhin Körperkontakt mit Ginny hielt und er ihm daher nicht zur Verfügung stand - auf dem Tisch ab und verbarg sein Gesicht an ihm.   Die Verblüffung der Schüler steigerte sich noch mehr, als die Schultern des etwas pummeligen Jungen anfingen zu beben und immer wieder undeutliche und erstickte Laute von ihm kamen. Besorgte Blicke wurden getauscht.  Was war nur mit dem Jungen los?  Hatte er Schmerzen? Sollten sie die Medihexe holen? Doch bevor noch wirklich jemand dazu kam Madam Pomfrey zu holen, wurden die Geräusche Nevilles deutlicher und allen wurde bewusst was los war.  Neville Longbottom, einer der ruhigsten Schüler die Hogwarts je gesehen hatte, der immer höfflich und freundlich zu allen war, sich gar nicht traute andere Verhaltensweisen anzunehmen, lachte? Ja, dieser Neville Longbottom war kurz davor an seinem unterdrückten Lachen oder auch Kichern zu ersticken. Nun konnte auch Ginny nicht mehr an sich halten, legte ihre noch freie Hand vor ihren Mund und drehte das Gesicht weg. Das verräterische Zucken ihrer Schulter bewies den anderen, dass auch sie einen Lachanfall unterdrückte. Nach einigen Schrecksekunden, in denen sie verarbeiteten was los war, fingen auch die anderen Gryffindor zu grinsen an. Wie konnten sie auch nur einen Moment lang glauben, dass Ginny ihre Worte ernst gemeint hatte?   Tja, das fragten sich nun auch Lavender und Parvati, die beide rot vor Zorn wurden und tief Luft holten um ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Doch wie es schien, war dies nicht ihr Tag, denn kaum wollten sie lospoltern wurden sie von lautem Keuchen unterbrochen und von einem plötzlich auftauchendem Gewicht auf ihren Schultern, das sie ihr Gleichgewicht verlieren und fast auf den Boden fallen ließ, unterbrochen. Etwas gereizt blickten sie auf und sahen geradewegs in Aylins gerötetes Gesicht. Man sah der Schwarzhaarigen deutlich an, dass sie einen gewaltigen Sprint hinter sich hatte. Die Haare waren zerzaust, genauso wie ihre Schuluniform zerknittert war. Der schwarze Umhang war noch offen und hing an einer Schulter herab. Ihre Tasche lag auf dem Boden, wobei mehrere Pergamente, die vorher hastig reingestopft wurden, herauslugten. Ihr Brustkorb hob und senkte sie hastig, um den Luftmangel auszugleichen, während sie sich mit je einem Arm an Lavender und Parvati abstütze, ihr ganzes Gewicht auf sie lehnte. Alle Blicke richteten sich auf das um Luft ringende Mädchen und jeder von ihnen hoffte, dass die Wut, die in den grünen Augen aufblitzte, nicht auf ihn oder sie selbst gerichtet war.   „Hermine!“, kam es grollend über die Lippen Aylins, als sie endlich etwas zu Atem kam. Das kollektive Ausatmen der angehaltenen Luft ihrer Mitschüler ignorierte sie und blickte sich suchend um, um der Brünetten mal ordentlich die Meinung zu sagen. Sie musste nicht lange suchen, denn eben Genannte ging bereits auf sie zu, packte die am Boden liegende Tasche mit der einen Hand und die sie wütend anblitzende Gryffindor mit der anderen, bevor sie sich auf den Weg aus der großen Halle machte. Ihr einziger Kommentar dazu war:  „Na, endlich auch noch aufgewacht? Los, wir müssen in die Kerker, die Stunde beginnt gleich. Du kannst mich auch später noch anknurren.“  Was sollte man denn dazu noch sagen?  Leise vor sich hin meckernd ließ sich Aylin mitziehen, während sie versuchte ihre beste Freundin mit Blicken zu erdolchen. Es war wohl unnötig zu erwähnen, dass es bei den Versuchen blieb und diese kläglich scheiterten.   •~°~°~°~• Etwas überrascht betraten die Schüler den Tränkeraum durch die sich plötzlich öffnende Tür und sahen sich um, doch konnten sie den Hauslehrer der Slytherins nirgends sehen. Nach einem Schulterzucken ließen sie sich auf ihren üblichen Plätzen nieder. Und wie konnte es anders sein bildete Aylin mal wieder die Ausnahme. Mit gezielten Schritten ging sie auf die erste Reihe, an der es sich ein Paar bestimmter Slytherin bequem gemacht hatten, zu und lehnte sich an den Tisch, fixierte die Jungen vor sich. Dass die anderen Sechstklässler dies interessiert beobachteten, ignorierte sie ganz beflissentlich. Blaise sah die Gryffindor leicht überrascht und erwartungsvoll an, gespannt was diese von ihnen wollte. Sein blonder Freund hob jedoch nur eine Augenbraue und sah sie mit einem leicht spöttischen Lächeln an.     „Morgen Aylin. Scheint so, als würde es zur Gewohnheit werden, dass du jeden Morgen zu uns kommst“, begrüßte sie der dunkelhaarige Slytherin mit einem Grinsen.   „Das liegt wohl an der unglaublich anziehenden Wirkung von euch Slytherins“, erwiderte die Angesprochene mit demselben zuckersüßen Lächeln. Doch bevor einer der beiden Jungen etwas auf ihre Aussage erwidern konnte, beugte sie sich zu ihnen vor und senkte die Stimme, beide fest fixierend.   „Spaß bei Seite. Ich möchte mit euch sprechen oder besser gesagt, euch um etwas bitten“, die Stimme des Mädchens war leise, ihr Blick intensiv und brachte beide Slytherins dazu die Stirn zu runzeln. Auffordernd nickten sie ihr zu, damit sie weiter sprach. Einen Moment schwieg sie noch bevor sie wieder ansetzte etwas zu sagen:  „Es ist so, wegen gestern, die Sache mit Tom… Könntet ihr es für euch behalten?“ Die Stimme war weiterhin gesenkt, doch hatte sie einen eindringlichen Unterton, den man deutlich heraushören konnte.   „Tom?“, kam es gespielt unschuldig vom Malfoy, der sich seine Neugierde nicht anmerken ließ oder es zumindest versuchte. Ungehalten verdrehte Aylin die Augen und biss die Zähne etwas zusammen.   „Der dunkelhaarige Typ von Gestern!“, stieß sie etwas gereizt hervor.   „Ach ja, der! Nun-“, fing Draco an, doch wurde er von Blaise unterbrochen.   „Gut. Aber dafür haben wir etwas gut bei dir“, kam es von Blaise, der den mürrischen Blick seines Freundes ignorierte. Doch würde er sich im Nachhinein bestimmt so manches von ihm anhören müssen, denn einen Malfoy unterbrach man ja nicht! Zumindest theoretisch, aber dass Blaise sich nicht daran hielt, müsste eigentlich niemanden wundern.     Erleichtert lächelte Aylin. Sie hatte nicht erwartet, dass es so einfach wäre die beiden zum Stillschweigen zu verpflichten. Es war ihr im Großen und Ganzen auch egal, dass sie nun ihrer Schuld stand. Der Schwarzhaarige würde wohl nichts allzu schlimmes von ihr verlangen und den Blonde davon abhalten zu übermütig zu werden. Das hoffte sie zumindest. Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn sie spürte wie sich jemand neben ihr aufbaute und ein Schatten auf sie fiel. Ganz langsam blickte sie auf und geradewegs in nachtschwarze Augen in einem blassen Gesicht, die sie anfunkelten. 'Oh, oh', war der zutreffende Gedanke der ihr durch den Kopf schoss.   „Mrs. Dursley, es hat bereits vor fünf Minuten zum Unterrichtsbeginn geläutet. Auch wenn ich mich zu jenem Zeitpunkt nicht im Unterrichtsraum befunden habe, bedeutet dies nicht, dass Sie die Zeit damit verbringen können private Unterhaltungen zu führen. 10 Punkte Abzug für Gryffindor.“   Innerlich seufzend und dem Professor etwas sehr unschönes anfluchend, wandte sie sich ab, um zu ihrem Platz neben Parvati und Lavender zu gehen, bevor der Mann ihr noch mehr Punkte abziehen konnte, als sie plötzlich die schnarende Stimme ihres Lieblingsprofessors innehalten ließ.   „Wo gedenken Sie bitteschön hinzugehen?! Habe ich in irgendeiner Weise verlauten lassen, dass sie entlassen sind? Weitere 10 Punkte Abzug wegen Unaufmerksamkeit. Und jetzt setzen sie sich neben Mr. Malfoy zur Gruppenarbeit, während ich die anderen einteile“, herrschte sie der Professor an, ohne auch nur ein Wort des Widerspruchs zu dulden oder erst aufkommen zu lassen.   Die Zähne fest zusammenbeißend setzte sich Aylin auf Blaises Platz, während dieser sich, nach Snapes Aufforderung, zu Lavender - die ihn mit großen Augen betrachtete, entsprach er doch sehr ihrem Geschmack - setzte. Man konnte ihm ganz genau ansehen, dass ihm diese Sitzordnung nicht gerade gefiel. Und da war er nicht der Einzige. Kritisch besah sich Pansy Parkinson Ron, der einen frustrierten Laut von sich gab und in seinen Taschen nach Papiertaschentüchern kramte, um sich jene als Ohrstöpsel-Ersatz für den Notfall bereit zu halten. Auch Hermine erging es nicht gerade besser. Mit zusammengekniffenem Gesicht und geballten Fäusten fixierte sie Millicent Bullstrode, die sich auf den Platz neben sie setzte. Man konnte kaum sagen wessen Blick tödlicher war. So in der Art gestalteten sich auch die anderen Gruppen und es war schwer zu schätzen wem die Konstellation mehr missfiel. Den Gryffindors oder den Slytherins.   Doch eine Gruppierung passte nicht so ganz ins Bild. Denn Neville Longbottom, der zu seinem Leidwesen an dem Grundkurs weiterhin teilnehmen musste, wenn er seinem Berufswunsch wirklich nachgehen wollte, fand sich neben Daphne Greengrass wieder*. Unsicher blickte er das Mädchen an, doch saß diese nur ganz ruhig auf ihrem Platz und wartete auf weitere Anweisungen. Sie schien nicht im Entferntesten daran interessiert zu sein den etwas pummeligen Jungen zu triezen. Neville konnte ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken. Doch das hatte einen einfachen Grund. Denn der Zaubertränkeprofessor wollte, dass ihm und seinem Klassenzimmer mal ausnahmsweise die Erschütterung eines explodierenden Zaubertranks erspart blieb. So gern er Longbottom auch schikanierte und Punkte abzog, war er sich nicht sicher was er heute tun würde, wenn die übliche Prozedur mit dem in die Luft fliegenden Kessel stattfinden würde. Zufrieden beobachtete der Tränkemeister Hogwarts die nicht gerade begeisterten Gesichter seiner Schüler. Tja, da hatten sie wohl Pech gehabt. Seine Laune war nicht gerade die Beste und das mussten sie nun etwas ausbügeln. In Gedanken hämisch auflachend und die Hände vor Vorfreude aneinander reibend, schritt er hinter seinen Pult und lehnte sich in einer, für ihn typisch, lässigen Bewegung dagegen.   „Ihre heutige Aufgabe wird es sein, einen besonders komplexen Trank zu brauen. Dieser Trank bewirkt, dass sich ihr Geist von allem unwichtigen Dingen, die zu Hauf in ihren Köpfen herumschwirren, befreit und sich aufs wesentliche konzentrieren kann. Was für sehr viele Zauber und magische Zeremonien äußerst wichtig sowie nützlich ist. Das Rezept befindet sich an der Tafel und nun fangen sie an.“   Mit einem Schwenker seines Zauberstabs erschien die Rezeptur, die die Schüler begannen eifrig auf ihre Pergamente zu übertragen. Ruhig betrachtete er wie seine Anweisungen befolgt wurden, dabei blieb sein Blick einige Sekunden länger an einem schwarzen Haarschopf in der ersten Reihe hängen. Seine Gedanken fingen wieder an zu rasen, in einem immer währenden Kreis. Doch fand er keine Lösung, obwohl sie doch so nah war. Innerlich frustriert knurrend ließ er sich hinter seinem Schreibtisch nieder und begann einige Pergamente, die er vor sich liegen hatte, durch zu gehen. In einigen Minuten würde er durch die Reihen gehen und die Zubereitung der Tränke überwachen.     Während die anderen anfingen zu brauen, starrte Aylin ungläubig von Snape zur Tafel und wieder zurück. Das konnte doch nicht wahr sein! Ein Trank der den Geist von allem frei machte? Hätte er das nicht früher mal erwähnen können? So ungefähr vor einem Jahr, als sie Okklumentik hatte lernen müssen? Wozu hatte sie sich denn immer abgemüht? Sie hätte einfach nur diesen bescheuerten Trank zu sich nehmen können! Wie gern würde sie diesem Mann doch den Hals umdrehen! Da ihr dies jedoch vergönnt blieb, musste sie sich wohl oder übel damit zufrieden geben ihre Feder etwas fester anzufassen. Dass diese dadurch jedoch drohte entzwei zu brechen, bemerkte sie nicht einmal.     Spöttisch beobachtete Draco wie Aylin mit den Zähnen knirschte und den Professor sauer anfunkelte. Zwar konnte er diesen plötzlichen Meinungsumschwung nicht nachvollziehen, da sie eben noch recht gelassen neben ihm saß, doch war es recht amüsant die Gryffindor zu beobachten. Langsam hob er die Hand, wartete einige Sekunden und schnippte dann vor Aylins Gesicht mit den Fingern und beobachtete amüsiert belustigt wie diese zusammenzuckte.   „Ich an deiner Stelle würde endlich damit anfangen das Rezept zu übertragen. Snape würde sich bestimmt freuen dir noch ein Paar Punkte ab zu ziehen“, sagte er, als ihn die grünen Augen ungehalten fixierten.  Innerlich grinsend und zufrieden erhob er sich, um die benötigten Zutaten für den Trank zu holen.   Leicht muffig sah ihm Aylin hinterher und musste den Drang unterdrücken ihm die Zunge rauszustrecken. Denn, so ungern sie es auch zugab, der Slytherin hatte Recht. Snape würde sich ins Fäustchen lachen, wenn er bemerken würde, dass sie nicht tat wie ihr geheißen. Mit leichtem Unmut machte sie sich daran, das Tafelbild auf ein Pergament zu übertragen. Währenddessen kam Draco mit den Zutaten wieder an ihren Tisch und bereitete schon mal den Kessel zum brauen vor. Nachdem Aylin fertig geschrieben hatte, begannen beide stillschweigend mit dem Trank. Ruhig arbeiteten sie nebeneinander und ignorierten den jeweils anderen größtmöglich, wodurch sie auch recht gut vorankamen. Doch diese Stille sollte nicht ewig währen.     Nach einiger Zeit fühlte sich Aylin irgendwie beobachtet. Und es war etwas anders, nicht so wie sonst, wenn Snape sie ihm Auge behielt. Oh ja, sie hatte bereits bemerkt, dass der schwarzhaarige Mann sie andauernd beobachtete. Zwar wusste sie nicht warum, doch war sie sich nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen wollte.   Vorsichtig schielte die Schwarzhaarige aus den Augenwinkeln nach rechts und sah geradewegs in Malfoys Augen, die sie fest fixierten. Auf dem Gesicht des Slytherin war ein breites, nichts Gutes verheißendes Grinsen. Genervt schloss Aylin die Augen und atmete tief durch, setzte ihre Arbeit nach einigen Sekunden fort. Doch das Starren hörte nicht auf, selbst nicht nach dem einige Minuten verstrichen. Abermals schielte sie zum Malfoy rüber und sah, dass er sie weiterhin fixierte und das Grinsen etwas weiter wurde. Der Griff der Gryffindor festigte sich um das Messer, mit dem sie gerade einige Kräuter bearbeitete und langsam wandte sie sich an den Blonden.   „Was?“, knurrte sie ihn leise an, um Snape ja nicht auf sie aufmerksam zu machen. Dracos Augen blitzten Unheilvoll auf, während er einen Arm auf den Tisch stützte und sein Kinn an seine Hand lehnte.   „Nichts, ich hab nur nachgedacht und mir sind einige interessante Gedanken und Erkenntnisse gekommen?“ Aylins Augen verengten sich. ‚Was soll das?’ „Und die wären?“, fragte sie uninteressiert.   „Naja, so einige wie zum Beispiel, dass der Schwarzhaarige, Tom, dem Anschein nach bei dir übernachtet hat oder doch eher du bei ihm? Nach deinem Aussehen zu schließen habt ihr bestimmt viel miteinander zu bereden gehabt und dann bist du heute auch noch so spät gekommen!“ Aylins Augen weiteten sich ungläubig, als sie realisierte, was der Blonde meinte.  Wie bitte? Sie sollte was? Mit einem Kerl? Mit Tom? Das würde sie doch nie und nimmer!? Nein? Würde sie nicht? Bestimmt nicht? Oder?  Verwirrt über ihre eigenen Gedankengänge und wo diese endeten, spürte sie wie sie leicht rot wurde. Innerlich schüttelte sie heftig den Kopf, um diese Gedanken los zu werden.  Ein leises Lachen erklang. Der Blonde hatte das Erröten der Gryffindor nicht übersehen und auf seine Art gedeutet.   „Aylin, Aylin, Aylin… Ich wusste gar nicht, dass Gryffindors so verdorben sein können. Welch eine schockierende Entdeckung? Andererseits, ihr haltet ja sowieso nichts von Regeln!“, spöttisch lächelnd sah er das Mädchen vor sich an.   Wie gut es doch tat, wenn er die Oberhand behielt. Besonders bei Gryffindors!   Aylins Hände ballten sich zu Fäusten. Am liebsten hätte sie den Blonden angesprungen und gezeigt, dass auch Mädchen zuschlagen konnten, vor allem wenn sie 16 Jahre lang ein Junge waren. Doch sie hatte sich geschworen nie wieder unüberlegt zu handeln und das galt auch für solch eine Situation. Vor allem da Snape bestimmt nur sie zu Strafarbeiten verdonnern würde. Daher atmete sie nur einmal tief ein und lächelte den Slytherin zuckersüß an.   „Es ist schon das zweite Mal, dass du mich so etwas fragst, Malfoy. Was ist los? Eifersüchtig? Und mal was ganz anderes, was würde Blaise zu deinem überaus großen Interesse an meiner Freizeitgestaltung sagen? Willst du das herausfinden?“, fragend hob die Gryffindor eine Augenbraue.   Der Blonde schnaubte jedoch nur und machte sich wieder an die Arbeit, nach dem er ein leicht pikiertes ‚Was soll Blaise schon dazu sagen!?’ gemurrt hatte.   Noch einmal tief durchatmend wandte sich auch Aylin wieder den Kräutern vor sich zu. Gut, jetzt hatte sie den Slytherin für eine Weile zum Schweigen gebracht. Hoffentlich würde diese Wirkung auch bis zum Ende der Stunde andauern. War schon praktisch, dass ihr aufgefallen war, dass Blaise nicht gerade begeistert reagierte, wenn sich Draco ihr allzu sehr widmete. Gedankenverloren wollte sie die klein geschnittenen Kräuter in den Kessel werfen, als sich plötzlich eine Hand fest um ihre Handgelenke schloss.   „Was hast du vor?“, kam es fragend von der allzu bekannten schnarenden Stimme. Das war’s wohl mit der Ruhe.  Genervt blickte Aylin auf, geradewegs in das Gesicht Dracos, der die Stirn runzelte. Als sie seinem Blick begegnete rollte sie mit den Augen.   „Den Trank brauen?“, man konnte an der Tonlage erkennen wie genervt die Schwarzhaarige war.  Daraufhin hob der Blonde nur die Augenbrauen.   „Wirklich? Ich dachte du willst uns umbringen. Denn genau das wird passieren, wenn du das in den Trank gibst. So ne nette kleine Explosion. Falls du es nicht bemerkt hast, das ist Mondgras und keine Alraunen-Wurzeln!“, zischte der Blonde leise und hielt immer noch die Hand der Gryffindor fest. Einige Sekunden herrschte Stille, in der beide sich einfach nur anfunkelten. Dann schien Aylin zu realisieren, dass der Blonde es ernst meinte und sie fast wieder einen Trank verdorben hatte. Unschuldig blickte sie den Blonden aus großen smaragdgrünen Augen an und ein unsicheres Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel.   „Ups?“, war das einzige, was sie dazu zu sagen hatte.   Draco schnaubte nur und setzte gerade dazu an etwas darauf zu erwidern, als ein lautes Niesen ihn und Aylin zusammenzucken ließ. Und hier bewies das Schicksal mal wieder, dass es einen seltsamen Humor besaß. Durch die plötzliche Bewegung entglitten die geschnittenen Kräuter Aylins Hand und fielen in Richtung Trank. Beide saßen wie erstarrt da und beobachteten wie das Mondgras fast in Zeitlupe herab fiel, waren nicht in der Lage sich zu rühren. Dann war es auch schon zu spät.  Ein lauter Knall erschütterte den Kerkerraum und dicker, schwarzgrauer Rauch versperrte die Sicht und erschwerte es zu Atmen. Wildes Husten erklang, sowie die verwirrten und erschrockenen Stimmen der Schüler. Plötzlich lichtete sich der Rauch, verschwand langsam vollkommen und offenbarte die Sicht auf ein total verrußtes Klassenzimmer samt Schüler. Und auch ein wütender Tränkemeister wurde sichtbar, der den Zauberstab, mit welchem er hatte den Rauch verschwinden lassen, immer noch in der Hand hatte und zügig in die Schülerschar schritt, seinem Ziel entgegen.   „Longbottom!“, donnerte er, noch bevor er beim Gryffindor ankam und ließ den Jungen zusammenzucken.   Doch ehe er weiter wüten konnte sah er, dass der Kessel, in dem der Trank von Neville und Daphne vor sich hin köchelte, noch unversehrt war. Irritiert blieb er stehen. Das konnte nicht sein. Wer außer Longbottom konnte noch einen Trank zum Explodieren bringen? Schnell huschte sein Blick zu den Gruppen, in die Vincent Crabbe und Gregory Goyle eingeteilt waren. Doch Fehlanzeige. Auch deren Tränke schienen es nicht gewesen zu sein. Stirnrunzelnd drehte er sich wieder um und schritt auf seinen Pult zu. An jenem angekommen lehnte er sich an ihn, blickte seine Schüler wieder an und öffnete den Mund, bereit für eine Strafpredigt die es in sich hatte. Doch kam er nicht dazu etwas zu sagen. Zufälligerweise fiel sein Blick auf zwei Schüler in der ersten Reihe und es verschlug ihm die Sprache.     Aylin und Draco saßen immer noch in derselben Position da, wie sie es kurz vor der Explosion taten. Nur dass es jetzt einen kleinen Unterschied gab. So befanden sich, in der noch über den Kessel erhobenen Hand, deren Handgelenk Draco immer noch umklammerte, keine Kräuter mehr, da diese ja, wie vom Blonden vorhergesagt, die Explosion hervorgerufen hatte. Die Augen waren vor Schreck geweitet, die Kleidung, sowie Haut waren vollständig Ruß geschwärzt und die Haare standen, ebenfalls voller Ruß, zu allen Seiten ab. Die beiden Schüler waren noch so geschockt, dass sie nicht in der Lage waren sich zu rühren oder vor der aufkommenden Wut des Professors zu flüchten. Eben genannter Professor hatte sich gefasst und baute sich nun langsam auf, sein Gesicht verdüsterte sich, während er auf die beiden, wie gelähmten, Schüler zu ging. Aylin und Draco mussten trocken Schlucken, als der Schatten, des bedrohlich vor ihnen aufgerichteten Professors, auf sie fiel. Dies war wohl wieder einer der wenigen Momente, in denen die beiden einer Meinung waren, denn beiden ging derselbe Gedanke durch den Kopf: 'Oh, oh!'   Und schon brach die Wut des Mannes über sie herein.   •~°~°~°~• Vollkommen fertig saß Aylin am Tisch der Gryffindors und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Sie versuchte immer noch den Schock, der vergangenen Doppelstunde Tränke zu überstehen. Sie hatte den Professor noch nie so wütend gesehen. Nachdem er seiner Wut ordentlich Luft gelassen und unzählige Punkte von Gryffindor sowie auch Slytherin abgezogen hatte - was einige noch immer noch nicht fassen konnten -fixierte er sie mit seinen wütend funkelnden, schwarzen Augen, hob den Arm und deutete in Richtung Tür.   „Raus!“, war das einzige was er noch zu ihnen sagte, bevor sie so schnell wie möglich taten was er wollte. Als sie das Klassenzimmer verlassen hatten, sahen die beiden sich nur kurz aus immer noch geweiteten Augen an und gingen dann stumm in verschiedenen Richtungen davon. So saß sie nun hier, in der Großen Halle und wartete darauf, dass die anderen in einer halben Stunde ebenfalls herkommen würden. Selten hatte sie solch einen schrecklichen Wochenanfang gehabt, wie es heute der Fall war. Und eines war klar, die kommenden Tränkestunden würden der reinste Horror werden, denn Snape würde ihr das bestimmt nachtragen. Wie sie das doch hasste!  Nur mühsam unterdrückte sie den Drang den Kopf gegen die Tischplatte zu schlagen. Den Kopfschmerzen und eine Beule hatten ihr gerade noch gefehlt!   Nach einer Weile ließ sie der steigende Lärmpegel aufblicken und sie sah, dass sich die Halle langsam mit Schülern füllte. Und es dauerte nicht lange, bis ihre Freunde neben ihr saßen und sie mitfühlend ansahen. Aufmunternd lächelte Hermine sie an, verzichtete darauf ihr einen Vortrag über Konzentration im Unterricht zu halten, was in Anbetracht von Snapes Ausführungen nicht überraschend war. Aylin versuchte das Lächeln zu erwidern, was ihr jedoch mit nicht gerade großem Erfolg gelang. Missmutig wandte sie sich dem Mittagessen zu. Jetzt brauchte sie unbedingt etwas, das in der Lage war sie aufzuheitern!  Als wenn das Schicksal sich zumindest etwas für den schlechten Morgen entschuldigen wollte, kam eine dunkelgraue Schleiereule auf die Schwarzhaarige zugeflogen und ließ einen Brief fallen. Leicht überrascht griff Aylin nach dem Umschlag, öffnete ihn und entfaltete langsam den sich darin befindenden Brief. Während sie den Brief überflog, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung.   Ohne es zu merken, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und das Desaster der vorherigen Schulstunden schien vollkommen vergessen. Wen interessierte es schon, was gewesen war, wichtig war doch, was kommen würde!  Wen interessierte es schon, dass Snape jetzt nicht mehr gut auf sie zu sprechen war, wenn es jemanden gab, der sie sehen wollte! Ja, sie sah mit einem Lächeln in die Zukunft!  Doch wusste sie nicht was die Zukunft ihr bringen würde. Bald würde sie sehen, was für Folgen ihre damals getroffene Entscheidung mit sich brachte.   Dass immer Unvorhergesehenes geschehen konnte…   …und es auch tat.   ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)