Feelings von Sakiko_Seihikaru (Remus x Sirius ?) ================================================================================ Kapitel 10: Abschied -------------------- Kapitel 10: Abschied 'Ich weiß nicht, wie ich dir jemals wieder unter die Augen treten sollte, mit all der Schuld, die ich auf mich geladen habe. Wie könntest du auch je wieder den Anblick des Menschen ertragen, der dir all deine Träume und die Zukunft geraubt hat? Das du mich jetzt hasst, ist nur natürlich und ich habe es auch nicht anders verdient. Doch schon allein mit der Gewissheit deines Hasses habe ich all zu schwer zu kämpfen, dass ich ihn nicht auch noch direkt aus deinen Augen ertragen könnte. Verzeih mir meine Feigheit, denn alles andere, was ich getan... dir angetan habe, ist unentschuldbar. Sei dir aber gewiss, dass ich nichts in meinem Leben jemals so bereut habe, wie die Tatsache dich verletzt zu haben. Ich wünsche dir, dass du dein Glück findest und alles Gute und Wunderbare auf der Welt kennen lernst. Wir werden uns nie wieder sehen, denn so ist es besser für dich. Remus' Mit zitternden Fingern fuhr Remus über die geschriebenen Zeilen. In Relation zu seiner Schuld war der Brief zu kurz, viel zu kurz. Eine Träne rollte über seine Wange und traf das Pergament, verwischte leicht die ersten Buchstaben seiner Unterschrift. Er schniefte einmal leise, drückte seinen Ärmel auf den kleinen Tropfen. Dann faltete er das beschriebene Stück Pergament zusammen und steckte es in einen Umschlag. 'An Sirius' Nur diese zwei Worte schrieb er neutral darauf. Langsam stand er von seinem Schreibtisch auf, während er den Brief verschloss. Mit zögernden Schritten trat er an Sirius Bett. Ihm war schon wieder zum Weinen zumute. Er schob den Umschlag unter Sirius Kopfkissen. Da dieser noch eine Weile auf der Krankenstation verbrachte, würde er diese letzten Worte nicht so schnell finden. Zeit genug für ihn von hier zu verschwinden. Ein leiser, trauriger Seufzer stahl sich über seine Lippen, dann drehte er sich abrupt um. Nichts sollte ihn jetzt aufhalten. Er steckte seine Hand in die Tasche seines Umhangs, tastete vorsichtig neben seinem Zauberstab auch nach seinem kleingezauberten Koffer. Noch einmal sah er sich um, sein Schrank war verschlossen, sein Bett gemacht, ein Buch lag noch auf dem Nachttisch. Je später es auffiel, dass er weg war, um so eher gelang ihm die Flucht. Ja, es war wieder nichts anderes als eine Flucht. Vor seiner Schuld, seiner Reue und einer Angst, die ihm unendlicher als selbst der Sternenhimmel erschien. Er wurde langsam richtig gut darin wegzulaufen, ein trauriges, ironisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, nur um gleich wieder darauf zu verlöschen. Ohne länger zu Zögern verließ Remus das Zimmer, der Abschied war schneller und schrecklicher gekommen als jemals befürchtet, doch dadurch konnte ihn hier auch nichts mehr halten. Da noch Unterricht war, traf er auf dem Weg niemanden, was wohl auch daran lag, dass er einen Großteil in Geheimgängen zurücklegte. Als er endlich das Schulgebäude verlassen hatte, machte er sich auf den Weg zur Peitschenden Weide, das Tor wäre zu offensichtlich gewesen. Sein Gefängnis verhalf ihm zur Flucht, welche Ironie. Remus ging über den Bahnsteig von Hogsmeade auf den schnaufenden, roten Zug zu, langsam begann es zu regnen. Die ersten, kleinen Tropfen trafen seinen Umhang. Der Himmel war grau, unendlich grau. Ein hoffnungsloser Himmel, für ein noch hoffnungsloseres Leben. Er stieg in den Zug und suchte sich ein Abteil, ziemlich weit hinten. Es war leer und er ließ sich nah am Fenster auf die gepolsterte Bank sinken. Seine Schulkleidung hatte er bereits in der Heulenden Hütte abgelegt. Es wäre zu auffällig gewesen, mitten im Schuljahr. Seinen alten, abgetragenen Umhang zog er noch enger um seinen Körper, die Kapuze tief ins Gesicht. Niemand durfte ihn erkennen, sonst musste er zurück und das hätte er nicht ertragen können. Schwer sank sein Kopf gegen die Glasscheibe des Fensters, immer stärker prasselten die Regentropfen dagegen. Ob der Himmel für ihn weinte, weil er langsam keine Tränen mehr hatte? Nein, wohl kaum. Nicht für ein Monster wie ihn! Ein Monster, das hier nichts mehr zu suchen hatte, hatte es auch nicht verdient, dass irgendjemand wegen ihm traurig war, nicht einmal eine einzige Träne war er wert. Er warf einen letzten Blick auf Hogwarts, was sich vor seinem Abteilfenster majestätisch und wundervoll erhob. Im ersten Schuljahr, als er hierher gekommen war, hatte er nicht glauben können, dass man ihn hier haben wollte und als er dann auch noch James, Peter und Sirius kennen lernte und diese ihn gar akzeptierten, da hatte er sich zum ersten Mal seit dem schrecklichen Vorfall mit dem Werwolf wieder richtig glücklich gefühlt. Doch es war falsch gewesen. Sein Aufenthalt in Hogwarts. Sein friedliches Leben. Seine Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Alles falsch! Der Zug ruckte an und setzte sich dann in Bewegung. Immer weiter entfernte er sich von der Schule und auf eine völlig verquere Art fühlte es sich richtig an, richtig und schrecklich schmerzhaft. Der graue Himmel war sein einziger Trost, die Regentropfen seine einzigen Begleiter und das bedrückte ihn umso mehr. Er war wieder allein, ganz allein. Mit all seinem Selbsthass, seiner Reue, seiner Schuld und einer noch viel schmerzlicheren Sehnsucht. Die Sehnsucht zurückzukehren, zurück zu Sirius. Seine Liebe wollte trotz all dem einfach nicht sterben und sie würde es wohl auch nie. Als der Zug in London einfuhr, hatte der Regen immer noch nicht aufgehört. Der Klang der prasselnden Tropfen drang selbst bis in die überdachten Hallen des Bahnhofs und legte sich mit einer fast unerträglichen Schwere auf Remus Gemüt. Nachdem er aus dem Zug gestiegen war, ging er langsam über den Bahnsteig. Es war fast gespenstisch leer. Zaghaft ging Remus durch die Absperrung, wohl wissend, dass es das letzte Mal sein könnte. Ein Zurück durfte es für ihn eigentlich nicht geben. Dann war er wieder in der Muggelwelt, der einzigen Welt, in der er sich fast sicher fühlen konnte. Langsam schlurfte er durch den Bahnhof, den Kopf gesenkt und immer noch verfolgt vom Prasseln des Regens. Der Zug, der ihn weiter in Richtung Heimat bringen würde, fuhr von einem ganz kleinen Gleis am anderen Ende des Bahnhofes ab. Als er das Fahrkartenhäuschen, das schon fast auf eine witzige Art und Weise zu den kleinen, unbedeutenden Gleisen rundum passte, erreichte, löste er einen Fahrschein und wartete dann auf den Zug. Nur alle zwei Stunden fuhr die kleine Lok mit den kümmerlichen zwei Waggons, alles schien ein Omen für sein weiteres Leben zu sein. Klein, unbedeutend und kümmerlich. Etwas, was die Aufmerksamkeit der Welt, egal welcher, nicht wert war. Schnaufend fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Remus seufzte leise, je weiter er sich von Hogwarts entfernte umso unerträglicher wurde es. Mit jedem weiteren Schritt schien die Kluft zwischen ihm und Sirius weiter zu wachsen, immer weiter, bis sie auf ewig unüberwindlich sein würde. Das war doch gut!? Remus stieg in den Zug. Er wusste sehr wohl, dass er sich von dem einzigen entfernte, das unablässig seine Gedanken beherrschte - Sirius! Er fühlte sich gerade deswegen, erneut schuldig dabei. Hatte er doch eigentlich kein Recht dazu, auch nur an Sirius denken zu dürfen. Nicht nach all dem was er getan hatte. Mit einem Ruck hielt der Zug nach gut zwei Stunden Fahrt im Bahnhof, obwohl man den schmalen Bahnsteig mit dem kleinen Blechhäuschen kaum als einen solchen bezeichnen konnte. Noch immer regnete es, während der Fahrt war es noch heftiger geworden. Remus schlang seinen Umhang um sich, auch wenn er wusste, dass es nichts helfen würde. Bei diesen Regenmassen war er sicher durchnässt, ehe er auch nur die Hälfte des Weges nach Hause hinter sich gebracht hatte. Er ging einfach los. Eigentlich war es ja auch egal, wenn er Glück hatte, holte er sich eine schwere Grippe und starb daran. Dann war es wenigstens alles vorbei. Nie wieder Schmerzen, Selbsthass, Angst und Reue, doch es würde auch heißen, Sirius niemals wieder sehen. Remus stoppte. Er blickte die Straße hinunter, zum Bahnhof zurück. Durch den starken Regen konnte man das kleine Blechhäuschen nur noch verschwommen wahrnehmen. Eigentlich hatte er sich ja schon dagegen entschieden, also wieso klammerte er sich immer noch daran? Das er sich damit noch nicht abgefunden hatte, wurde ihm in diesem Augenblick mehr als nur klar. Sehnsucht begann ihm das Herz zusammen zu drücken, als würde eine eisige, unbarmherzige Hand nach ihm greifen und es zusammenpressen bis es schlussendlich zersprang. Eine schmerzliche Begierde nach absolutem Nichts erfüllte ihn, das war alles so kompliziert, so verworren, so endgültig chancenlos! Mit größter Anstrengung drehte er sich wieder um. Es war vorbei! Er hatte sich so entschieden! Den Weg zurück gab es für ihn nicht mehr! Durfte es nicht mehr geben. So war es besser für alle! Jedenfalls versuchte er sich das einzureden, schließlich war es für ihn nur schmerzhaft, endgültig schmerzhaft! Noch immer war der Himmel grau, seit Tagen schien er keine andere Farbe mehr zu kennen oder war Remus es nicht wert, das wunderschöne Blau jemals wieder zu sehen? Er ließ seinen Kopf gegen die kalte Scheibe sinken. Sechs Tage! Seit sechs Tagen war er nun schon wieder zu Hause. Nicht ein Mal hatte er in dieser Zeit die Sonne gesehen, obwohl er eigentlich den ganzen Tag nur am Fenster saß und hinaus starrte. Hinaus in eine Welt, die er sich selbst versagt hatte. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Langsam wand er den Kopf zur Tür, antwortete aber nicht. „Remus, komm doch bitte essen. Ich hab dir dein Lieblingsessen gekocht.“ Es war seine Mutter, wie besorgt und ängstlich sie klang. Früher hätte er alles dafür getan, damit sie sich nicht sorgte, hätte ihr den Sohn vorgespielt, der trotz seines harten Schicksals nicht am Leben verzweifelt war. Welch eine Lüge. „Bitte Remus, du hast seit Tagen kaum etwas gegessen.“ Erneut diese Stimme. Doch er hatte einfach keine Kraft mehr, er konnte ihr nichts mehr vorspielen, nicht mehr fröhlich tun, es ging einfach nicht mehr. Leise entfernten sich die Schritte wieder, ein kaum hörbares Schluchzen begleitete sie. Es tat ihm weh, seine Mutter so zu verletzen, doch er konnte einfach nicht mehr! Wieder sank sein Kopf gegen die Scheibe, ihre Kälte war schon fast angenehm. Seine Gedanken begannen wieder zu wandern, zu all den Schrecken, die er so vehement aus seinem Kopf verbannen wollte. Doch je mehr er es versuchte, umso genauer, unaufhaltsamer, absoluter kamen sie zurück. Plötzliche, laute Schritte rissen ihn für einen Augenblick aus seiner Lethargie, dass waren nie im Leben die Schritte seiner Mutter. Waren es nicht sogar zwei verschiedene? Flüsternde Stimmen erklangen vor seiner Tür, er verstand nicht was sie sagten, doch es schien ernst zu sein. Dann erneut ein Klopfen. Remus antwortete wieder nicht. „Mister Lupin, bitte öffnen sie die Tür.“ Das war die Stimme von Dumbledore. Zwar wand sich Remus zur Tür, doch er erwiderte nichts. „Mister Lupin, …“ Der Direktor klopfte erneut. Remus Blick wanderte wieder zur Scheibe, es war ja auch egal. „Das bringt doch nichts, Herr Direktor. Lassen sie mich mal!“ Diese Stimme! Remus Kopf drehte sich ruckartig wieder zur Tür, dass war doch nicht wahr?! Es klopfte schon wieder, doch diesmal energischer. Es war fast schon zu typisch. „Remus, jetzt mach doch auf. Lass uns reden! Hörst du mich? Ich bin’s.“ Remus Herz setzte einen Moment aus, hatte er doch verzweifelt befürchtet und reuevoll gehofft diese Stimme nie wieder zu hören. Die Stimme von Sirius… Ende Kapitel 10 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)