Feelings von Sakiko_Seihikaru (Remus x Sirius ?) ================================================================================ Kapitel 9: Wunden ----------------- Kapitel 9: Wunden Total in sich zusammengesunken saß Remus an dem mit schneeweißen Laken bezogenen Krankenbett, in welchem Sirius lag. Sein bester Freund hatte die Augen geschlossen und atmete langsam und regelmäßig. Ein breiter Verband zog sich über die Schulter des Schwarzhaarigen, der an einigen Stellen leicht bräunlich verfärbt war. Die Farbe von getrocknetem Blut. Blut, dass er selbst jetzt noch an seinen Händen zu sehen glaubte. Seine Finger krallten sich in seine Hose, diese und den Umhang den er trug, hatte Sirius ihm gebracht. Sie waren blutverschmiert. Sein bester Freund hätte in den Krankenflügel gehen sollen und nicht zu ihm in den Wald. Die Verletzung war schwer, sehr schwer sogar, jedenfalls hatte er das aus Madame Pomfreys entsetztem Gesichtsausdruck gelesen, als er Sirius gleich nach dessen Zusammenbruch zu ihr gebracht hatte. Auf dem Weg zum Schloss hatte er Todesängste um seinen besten Freund ausgestanden, immer wieder hatte dieser unter den Schmerzen gestöhnt und seine Stirn hatte fiebrig geglüht. Wie er es geschafft hatte, den Größeren durch den Wald und dann auch noch hoch bis zum Schloss zu bringen, wusste Remus gar nicht mehr, nur an seine Gedanken auf dem Weg konnte er sich all zu gut erinnern. Er hatte Angst, schreckliche Angst alles zerstört zu haben. Sirius Gesundheit, Sirius Zukunft, vielleicht sogar Sirius Leben. Vorwürfe und Selbsthass gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand, während er unablässig stumm alle Mächte auf der Welt anflehte Sirius wieder aufwachen zu lassen. Mehrmals war Madame Pomfrey an ihn herangetreten um seine eigenen Wunden, die er immer noch von der Peitschenden Weide hatte, zu versorgen. Doch Remus hatte sie jedes Mal abgewehrt. Sollten doch Narben bleiben. Narben, die ihn jeden einzelnen Tag seines Lebens an seine schreckliche Tat erinnerten. Sein Stigma. Er hatte es verdient und noch viel mehr. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und als Remus den Kopf hob um die Krankenschwester erneut zu vertreiben, blickte er in das milde Gesicht Dumbledores. “Herr Direktor?” Die Worte kamen nur leise, krächzend über Remus Lippen. “Es tut mir leid, sie daran zu erinnern, doch sie müssen wieder in die Heulende Hütte zurückkehren, Mister Lupin. Nicht mehr lange und der Mond geht auf.” Die blauen Augen Dumbledores blickten mitfühlend. Remus erhob sich einfach nur, warf noch einen letzten Blick auf Sirius. Seinen sonst so quirligen, fröhlichen Freund blass und fast leblos in dem Bett liegen zu sehen, war eine schreckliche Qual für ihn, noch schrecklicher als seine unerwiderten Gefühle und die Streitereien mit Sirius. Er riss seinen Blick los, was wohl auch an dem Druck der Hand auf seiner Schulter lag und drehte sich um, ging zur Tür. Davor blieb er noch einmal kurz zögernd stehen, doch den Mut sich ein letztes Mal umzudrehen und in Sirius blasses Gesicht zu blicken, den hatte er nicht. Schnell griff er nach der Klinke und verließ den Krankenflügel. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, begann Remus zu rennen. Sein Ziel kannte er nur all zu gut, das Gefängnis in das eine Bestie, ein andere verletzendes Monster, wie er gehörte. Eigentlich sollte er immer dort eingesperrt sein und nicht nur zur Zeit des Vollmondes. Wieder näherte er sich der Peitschenden Weide. Er sprach erneut keinen Spruch um sie zu lähmen, doch nicht einmal die auf ihn niederprasselnden Hiebe des Baumes konnten das unbeschreibliche Gefühl von Hilflosigkeit, Schuld und Selbsthass vertreiben. Eines wurde ihm mit all dem klar, er hätte niemals geboren werden dürfen! NIEMALS! Die Vollmondnacht verging und auch die nächste. Keine Sekunde, die Remus bei klarem Verstand war, in der er sich keine Vorwürfe machte, in der er sich nicht all die Möglichkeiten vor Augen hielt, wie er Sirius hätte nicht verletzen können. Langsam schlug er am Morgen die Augen auf, es war der erste Tag nach der Vollmondphase. Augenblicklich stürzten all die ihn quälenden Gefühle wieder auf ihn ein, die ihm in dem wenigen Schlaf seit dem Monduntergang irgendwie irreal erschienen waren. Ob Sirius Wunden gut verheilten? War sein bester Freund vielleicht schon wieder bei Bewusstsein? Hatte dieser starke Schmerzen? Nun konnte er es wieder herausfinden. Doch ob Sirius ihn überhaupt noch sehen wollte? Nach all dem was er ihm angetan hatte? Remus stand auf und zuerst fiel sein Blick auf überall verstreut liegende, kleine, weiße Fetzen. Es war das Laken von seinem Bett, voll mit dem Blut seines besten Freundes. Der Werwolf musste das Blut gewittert haben und als er das dazugehörige Opfer nicht finden konnte, hatte er sich auf den befleckten Stoff gestürzt. Er ging vor den Stücken vor seinem Bett auf die Knie und gleich vor ihm lag ein kleiner Fetzen auf dem ein bräunlicher Fleck war. Getrocknetes Blut! Sirius getrocknetes Blut! Eine Träne stahl sich über Remus Wange, seit diese Gefühle für seinen besten Freund in ihm erwacht waren, hatte er so viele von ihnen vergossen. Sagte man nicht, Liebe mache glücklich? Wieso brachte seine Liebe nur Leid? Sirius, den Mädchen, mit denen er ihn auseinander gebracht hatte und ihm selbst? Weil es die Liebe eines Monsters war? Weil ein Monster nicht lieben konnte und durfte? Wenn es diese Gefühle nie gegeben hätte, wäre dann alles anders gekommen? Sicher hätte er niemals Sirius in dessen Beziehungen gepfuscht. Sie beide hätten sich nie so heftig gestritten. Sie hätten nie so lange nicht miteinander gesprochen und er hätte Sirius niemals verletzt! Seine Gefühle waren an allem Schuld! Er war an allem Schuld! Zaghaft streckte Remus die Hand nach dem Fetzen Stoff aus, doch kaum wurde er sich dessen bewusst, zog er die Hand blitzschnell wieder zurück. Was tat er hier nur? Augenblicklich stand er auf und zog sich an, erneut die Hose und den Umhang, die ihm Sirius in den Wald gebracht hatte. Noch immer klebte Blut an ihnen. Wieso hatte der Werwolf nicht auch sie zerfetzt? Remus ging zur Tür, verließ den Raum. Er musste zurück in die Schule. In den Turm. Zu Sirius?! Langsam schob Remus die Tür zu seinem Zimmer auf, ob die anderen schon weg waren? Leise und vorsichtig durchquerte er den Raum. Er wollte zu seinem Schrank, das Blut an seinen Sachen wurde ihm von Minute zu Minute unerträglicher, als brannte es sich in die Haut. Gerade hatte er seinen Schrank erreicht, als die Zimmertür quietschend aufging. Remus fuhr erschrocken herum und starrte James, der gerade den Raum betrat, verschreckt an. “Hallo Remus.” Der Schwarzhaarige kam auf ihn zu, blieb vor ihm stehen. Nur langsam beruhigte sich Remus Herzschlag, an dem Gesicht seines Freundes konnte er ablesen, dass er sich sorgte. Ganz sicher um Sirius. “Hallo James”, begrüßte er ihn leise. “Wie geht es dir?” James legte ihm eine Hand auf die Schulter, sein Blick wurde noch ein wenig ernster und besorgter. Er schien das Blut bemerkt zu haben. Ein bisschen irritiert sah Remus ihn an. “Alles... Alles O.K.”, versicherte er stotternd, die Lüge konnte nicht offensichtlicher sein. “Das glaube ich dir beim besten Willen nicht, Remus.” Fest sah der Schwarzhaarige ihm in die Augen und Remus spürte, dass erneut Tränen in ihm aufstiegen. Leise schluchzte er, wie hätte es ihm auch gut gehen können? James nahm ihn in den Arm, Remus war ihm dankbar für diese Geste. Sie spendete mehr Trost, als Worte es jemals vermocht hätten. “Wie... Wie geht es Sirius?” Die Tränen rannen Remus schon wieder über die Wangen, doch er musste es einfach wissen. “Gestern Mittag ist er aufgewacht. Es geht ihm schon wieder ganz gut, aber die Wunden verheilen recht langsam, daher wird er noch eine Weile auf der Krankenstation bleiben müssen”, beantwortete James die Frage, während er Remus tröstend über den Rücken strich. Er nickte nur leicht. Ja, Werwolfwunden verheilten langsamer als normale Wunden und auch Tränke zeigten nicht so eine gute Wirkung. “Kann... Kann er seinen Arm bewegen?” Wer wusste schon, welchen Schaden er wirklich angerichtet hatte. “Im Augenblick ist sein Arm noch geschient. Poppy meint, er soll ihn bis zur vollständigen Heilung unbedingt so wenig wie möglich bewegen. Aber er hat auf jeden Fall Gefühl in den Fingern und bewegen kann er den Arm auch. Also keine Angst, Remus.” James löste sich wieder von Remus und lächelte ihn aufmunternd an. “Du weißt doch, so schnell ist Sirius nicht totzukriegen.” Augenblicklich verkrampfte sich etwas in Remus und die Tränen, die schon fast versiegt waren, rollten erneut über seine Wangen. “Ich... Ich hätte ihn fast getötet. Das Blut... An meinen Händen, an seiner Schulter... Alles Rot... Alles meine Schuld!” Remus stotterte nur noch vor sich hin, die Erinnerung überrollte ihn fast. Er konnte die Worte einfach nicht zurückhalten. Wieder spürte er James Umarmung. “Es tut mir leid, das war eine dumme Bemerkung”, entschuldigte sich James. “Du hast keine Schuld daran, bitte rede dir das nicht ein, Remus. Es war ein blöder Unfall und in ein paar Wochen ist alles wieder gut. Dann springen wir alle vier wieder fröhlich und vergnügt über irgendwelche bunten Blumenwiesen, fangen Schmetterlinge und flechten Blumenkränze.” Obwohl Remus so gar nicht danach war, musste er bei dieser Vorstellung leicht lächeln. Er löste sich von James und sah ihn aus großen, rotgeweinten Augen an. “Meinst du wirklich?” Ein kleines bisschen Hoffnung keimte wieder in ihm. “Na ja, vielleicht nicht das mit der Wiese oder mir den Schmetterlingen oder mit den Blumenkränzen, aber ansonsten, ja. Es wird alles wieder gut, Remus.” Der Schwarzhaarige lächelte zuversichtlich und strich Remus über den Kopf. Er nickte nur, die Finsternis in ihm war immer noch da, mit all den schrecklichen Gefühlen, doch ein kleines bisschen Licht fiel auch wieder in sein Leben. “Ach ja, Sirius hat nach dir gefragt. Gleich das erste, was er nach dem Aufwachen wissen wollte, war wie es dir ging und ständig hat er gefragt, wann du ihn denn endlich besuchen kommen kannst. Am Besten du gehst gleich jetzt zu ihm, kannst dich dann auch gleich noch von Poppy untersuchen lassen. Ich entschuldige dich im Unterricht.” Noch ehe Remus protestieren konnte, hatte James ihn einen kleinen Schubs in Richtung Bad gegeben und war zur Tür gegangen. “James?” Remus blickte dem Schwarzhaarigen nach. “Ja?” Noch einmal drehte dieser sich um. “Danke”, lächelte Remus sanft. James hob nur die Hand und verschwand dann aus dem Raum. Remus ging ins Bad, vermied allerdings den Blick in den Spiegel, wenn er nur halb so aussah, wie er sich fühlte, dann bot er einen schrecklichen Anblick. Doch sein Hoffnungskeim begann weiter zu wachsen. Sirius hatte nach ihm gefragt. Vielleicht wurde ja wirklich alles wieder gut, jedenfalls fast alles. Nachdem sich Remus geduscht und neue Sachen angezogen hatte, machte er sich auf den Weg zum Krankenflügel. Irgendwie konnte er es auf der einen Seite kaum erwarten, dorthin zu kommen und auf der anderen Seite graute ihm davor. Was, wenn doch alles ganz schrecklich war? Wenn es Sirius schlechter ging? Remus schlich durch einen Geheimgang, der bis fast zum Krankenflügel führte. Er wollte lieber von keinem Lehrer gesehen werden. Gerade als er durch den Ausgang treten wollte, hielten ihn Stimmen davon ab. Lehrerstimmen! Remus atmete leise, er wollte die Lehrer nicht belauschen, doch in seiner Situation konnte er nicht anders. “Es ist wirklich schrecklich, der arme Junge.” Das war unzweifelhaft Professor McGonegalls Stimme. “Wie Recht du hast, Minerva. Dabei hatte er eine solch glänzende Zukunft vor sich. Er hätte Profi werden können, einer der Besten weltweit”, pflichtete seiner Hauslehrerin eine weibliche Stimme bei, wenn ihn nicht alles täuschte, war es Madame Hooch. “Ja, das weiß ich. Er tut mir so leid, dabei war Fliegen für ihn so wichtig.” Remus verstand nicht, über wen sprachen die beiden Lehrerinnen? “Soweit ich weiß, hatte er doch sogar schon Angebote für nach seinem Abschluss. Dann so ein tragischer Unfall und alles ist aus und vorbei.” Remus beschlich ein schrecklich dumpfes Gefühl in der Magengegend, aber das durfte doch nicht sein. “Ja, als ich vorhin mit ihm darüber sprach, war er sichtlich erschüttert. Wer wäre das auch nicht, wenn plötzlich die ganze, eigene Zukunft in Trümmern liegt.” McGonegalls Stimme klang bedrückt. “Das steckt wohl auch jemand wie Sirius Black nicht so schnell weg.” Die Stimmen der Lehrerinnen wurden langsam leiser. Sie gingen, doch Remus war wie erstarrt. Alles in ihm schrie immer wieder nur ein Wort: NEIN! Das durfte nicht wahr sein! Er hatte Sirius des Fliegens beraubt! Er hatte die Zukunft seines besten Freundes zerstört, dessen ganzes Leben. Er lehnte sich an die kalte Steinmauer und rutschte dann langsam an ihr herunter. Was hatte er nur getan? Alles war nur seine Schuld, allein seine Schuld. Nach dieser Nachricht konnte ihn Sirius nur hassen, egal was früher war. Er wusste nur zu genau, was dem Schwarzhaarigen das Fliegen bedeutete. Einen Menschen, nein ein Monster, das ihm dessen beraubte, das konnte er nur hassen. Remus krallte seine Hände in seine Haare und schluchzte. All seine Hoffnung lag erneut in Scherben und langsam gingen sie im Höllenfeuer der Schuld in Flammen auf. Sein ganzer Körper schmerzte unter der Hitze seines Selbsthasses. Mit erneuter, nie gekannter Intensität wurde er sich den Ausmaßen seiner Monstrosität bewusst. Ein Monster wie er gehörte nicht hierher. Jemand wie er musste verschwinden. Verschwinden für immer... Ende Kapitel 9 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)