Feelings von Sakiko_Seihikaru (Remus x Sirius ?) ================================================================================ Kapitel 8: Vollmond ------------------- Kapitel 8: Vollmond Schüchtern erwiderte Remus den Kuss, auch wenn er im ersten Moment völlig überrumpelt davon war und eigentlich noch immer sauer auf Sirius. Doch solch eine Gelegenheit hatte er noch nie und wer wusste, wann sie wieder kam. Langsam schien sein Körper Feuer zu fangen und ein ganzer Schwarm Schmetterlinge flatterte in seinem Bauch umher. Diese Gefühle übertrafen all seine kühnsten Träume. Sirius Lippen waren warm und weich, einfach zum süchtig werden. Die eigentliche Irrationalität verstärkte all die Empfindungen noch zusätzlich. Sirius löste langsam den Kuss. Remus nahm dies mit Bedauern hin und schlug die Augen auf, als er das Gefühl von Sirius Lippen verlor. Lächelnd blickte der Schwarzhaarige ihn an. “Na, hast du dich wieder beruhigt?”, fragte sein bester Freund. Sein Lächeln war umwerfend, die leicht geröteten Wangen verstärkten den Eindruck sogar noch. Remus sah ihn stumm an, er konnte das Geschehen nicht wirklich begreifen, fassen, glauben. Die blauen Augen Sirius’ leuchteten ihn fröhlich und ein bisschen frech an, Remus Gedanken überschlugen sich unaufhörlich. Warum hatte er ihn geküsst? Warum jetzt? Er wollte doch nichts von ihm?! “Hat es dir die Sprache verschlagen?” Sirius Lächeln wurde breiter. Verschmitzter. Verächtlicher? War das nur eine neue Art ihn zum Schweigen zu bringen? Spielte er mit ihm? Nutzte er seine Gefühle aus? War es nur ein Spaß? Panik, Angst, Verzweiflung und Schmerz. All die schrecklichen Gefühle seiner unerwiderten Liebe schlugen mit einem Mal über ihm zusammen und ließen ihn nur das Schlimmste sehen, alles war nur noch grau und falsch. Ohne es wirklich zu realisieren, hob Remus die Hand und schlug Sirius mitten ins Gesicht. Die ganze Verwirrung, all diese konfusen Gefühle! Es schien das einzige Ventil, die einzige Möglichkeit für eine Reaktion zu sein. Seine Zweifel platzten regelrecht aus ihm heraus. “Macht es dir Spaß mit meinen Gefühlen zu spielen? Für dich mag so ein Kuss nichts bedeuten, doch für mich schon. Du kennst meine Gefühle und trotzdem tust du mir das an?!” Remus spürte wie ihm die ersten Tränen übers Gesicht liefen. Er rutschte von Sirius weg. “Ich will nicht ein Opfer deiner Späße oder deiner Neugier werden. Wie kannst du nur so mit mir umgehen? Mir so weh tun?” Remus schluckte, doch die Tränen flossen weiter. “ICH HASSE DICH, SIRIUS!”, schrie Remus dem Schwarzhaarigen ins Gesicht. Der ungläubige, irritierte Blick in den Augen seines besten Freundes verwirrte ihn für einen Moment, doch vielleicht war das nur eine Täuschung seines vor Wut und Angst verzerrtem Verstand. Eine Täuschung, die ihm doch noch ein Licht in der absoluten Finsternis vorgaukeln wollte. Wieso sollte Sirius ihn so anblicken? Wieso hielt er sich die geschlagene Wange und sah ihn mit diesem immer trauriger werdenden Blick an? Das war einfach zu viel für ihn, das war alles zu konfus, zu irreal. Zu hoffnungsvoll?! Ohne einen weiteren Augenblick zu zögern, sprang Remus auf und rannte davon. Erneut suchte er sein Heil in der Flucht, obwohl er es besser wusste, doch er hielt es einfach nicht länger aus. Mit tränenverschleiertem Blick und einen Kopf voller widersprüchlichster Gedanken und Gefühle rannte er einfach los. Raus aus dem Zimmer, weg von all der Verwirrung, der Angst, der Hoffnung. Weg von Sirius! Er nahm nur am Rande wahr wie er sich durch den immer noch mit seinen Hauskameraden gefüllten Gemeinschaftsraum drängelte, die Kühle der abendlichen Gänge ihn aufnahm und er einfach nur weiterlief. Es dauerte eine ganze Weile, ehe seine Schritte langsamer wurden. Allmählich erkannte er die Gänge wieder durch die er lief. Sein Blick klärte sich, seine Gedanken und Gefühle nicht. Remus war zu verwirrt um stehen zu bleiben, zu durcheinander um zurückzukehren, zu feige Sirius gegenüber zutreten und all das zu klären. So verging die Nacht in tiefster Grübelei und endlosem Umherirren, bis Remus irgendwann nicht mehr darüber nachdenken konnte. Es überforderte und schmerzte ihn gleichermaßen einfach keinen Ausweg zu finden, nicht zu wissen, ob er alles zerstört hatte oder dort nie etwas war, was er hätte zerstören können. Der Tag brach an, als er endlich stehen blieb. Mitten im Gang, ohne wirklich zu wissen warum. Sein Blick richtete sich auf das Fenster vor dem er stand und dann auf das, was er dadurch sehen konnte. Die peitschende Weide! Remus wusste nun, wo er hingehen würde, kein anderer Ort kam in Frage. Dort konnte er den heutigen Tag verbringen, am Abend hätte er eh wieder dorthin gemusst, schließlich war schon wieder Vollmond. Irgendwie schien diese Mondphase ihm immer in den schmerzlichsten Momenten beizustehen. Wie von allein lenkte er seine Schritte zu dem alten, knorrigen, doch recht beängstigenden Baum. Ohne einen Zauber zu gebrauchen, näherte er sich diesem Bewacher seines Geheimganges und schon trafen ihn die ersten dünnen Zweige ins Gesicht. Remus empfand es als regelrecht befreiend, denn für kurze Zeit vertrieb dieser neue Schmerz die Gedanken und Gefühle aus seinem Kopf. Immer weiter schlug der Baum mit seinen Zweigen nach ihm, doch selbst dieser Schmerz reichte irgendwann nicht mehr aus um seinen Geist zu betäuben, es kam einfach alles wieder. Nun zog er doch seinen Zauberstab und ließ den Baum erstarren, ging zum Eingang des Tunnels und verschwand darin. Es war später Nachmittag als Remus auf dem Bett in der Heulenden Hütte erwachte, sein Gesicht war immer noch tränennass und wie ein kleines Kind hatte er sich auf dem Bett zusammengerollt, das Kissen eng und haltsuchend umschlungen. Auch in seinen Träumen hatte er keine Ruhe finden können, das Geschehene, der Kuss und auch Sirius traurige, verletzte, blaue Augen ließen ihn einfach nicht mehr los. Hatte er seinem besten Freund Unrecht getan? Hatte er es vielleicht doch ernst gemeint? Aber wieso küsste er dann dieses Mädchen? Und er hatte selbst gesagt, dass er nichts von ihm wollte? Konnte sich das geändert haben? Aber wieso hatte Sirius dann nichts gesagt? Er kannte doch seine Gefühle! Nein, Sirius konnte ihn nicht lieben! Das war alles nur ein Scherz, ein Spaß, eine Beruhigung gewesen. Ein Geräusch ließ Remus aufschrecken. Es war jemand im Haus! Was wenn es Sirius war? Remus versuchte sich im Bett ganz klein zu machen, er wollte nicht, dass Sirius ihn fand und doch hoffte er darauf. Er wollte Klärung und dennoch hatte er Angst davor. Er war so ein jämmerlicher Feigling! Die Stufen der Treppe knarrten leise, dann wurden Schritte auf dem Flur laut, die plötzlich einfach verstummten. Remus starrte wie gebannt zur Tür, er rückte in die davon am weitesten entfernte Ecke des Bettes. Ein kleines, zusammengekrümmtes Häufchen Elend. Leises Reiben von rostigem Metall aufeinander wurde laut, dann quietschte die Tür in ihren Angeln und öffnete sich langsam. Remus hätte am Liebsten sein Gesicht in das Kissen gedrückt, doch sein Blick war wie erstarrt. Er konnte ihn nicht von der Tür nehmen, auch nicht dann als der befürchtete und erhoffte, schwarzhaarige Schopf dort auftauchte. “Remus?!” Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch erschreckte es ihn fast mehr als ein lauter Schrei. Sirius betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, mit den gleichen Geräuschen wie er sie geöffnet hatte, dann kam er langsam auf das Bett zu. Remus wollte sich noch tiefer in den ihn umgebenden Stoff verstecken, doch es ging nicht mehr, außerdem hätte der Schwarzhaarige ihn so oder so gefunden. “Wir müssen darüber reden, Remus.” Sirius setzte sich auf die, der Tür am nahesten, Seite des Bettes, als wollte er ihm diesen Abstand als Sicherheit lassen. “Wieso sollten wir reden? Gestern wolltest du das auch nicht”, platzte es trotzig aus Remus hervor, er war über seine eigene Reaktion verwundert. Leicht hob er den Kopf. “Das war aber...” Sirius stockte mitten im Satz und die blauen Augen sahen bestürzt drein. “Oh mein Gott, Remus, was ist passiert?” Sofort krabbelte sein bester Freund über das Bett und hockte sich neben ihm hin. “Hast du das wegen mir? Ist das meine Schuld?” Die Stimme des Schwarzhaarigen war besorgt und fast schon ein bisschen panisch. Für einen Moment verstand Remus ihn nicht, was war wegen ihm? Was sollte seine Schuld sein? Sein gebrochenes Herz trug er sicher nicht im Gesicht! Sirius streckte langsam die Hand nach ihm aus und strich ihm zaghaft über die Wange. Erst jetzt spürte er sie wieder, die Wunden, die ihm die Peitschende Weide zugefügt hatte. Die so wunderbar schmerzhaft gebrannt hatten, als seine Tränen unablässig darüber gerollt waren. Abrupt drehte Remus sein Gesicht weg, er musste furchtbar aussehen. “Nein”, flüsterte er leise, es war alles nur seine eigene Schuld. Sirius näherte sich ihm jedoch noch weiter. Remus konnte den warmen Körper des anderen neben sich spüren. Langsam legten sich zwei Arme um ihn, doch da begann plötzlich ein pulsierender Schmerz in ihm aufzuflammen. “Wir müssen darüber reden, Remus, vorhin...” Sirius’ Worte nahm er gar nicht mehr richtig zur Kenntnis, er krümmte sich unter Schmerzen, lehnte sich dabei haltsuchend an seinen besten Freund. War es schon so spät? Wie hatte er die Zeit dermaßen vergessen können? Panische Angst um Sirius durchzuckte seine Gedanken. Er versuchte den anderen von sich zu drücken. “Remus, bitte, wir...” Sirius schien es nicht einmal zu bemerken, sah er denn die schrecklich drohende Gefahr nicht? “Geh weg!” Remus brachte all seine Kräfte auf, drückte Sirius hektisch von sich schlug fast um sich, doch das reißende Geräusch von Stoff ließ ihn zusammenschrecken. Augenblicklich zog er seine Hände zurück und blickte wie erstarrt auf seine schon halb zu Klauen transformierten, blutbefleckten Finger. Was hatte er nur getan? Sein Blick löste sich nur langsam von seinen Händen und wanderte voller Entsetzen zur Quelle der roten Flüssigkeit an ihnen. Sirius! Drei lange, blutende Wunden zogen sich über die linke Schulter des Schwarzhaarigen. Dessen Gesicht war erschrocken und beginnend von Schmerz gezeichnet. Die sonst so wundervollen, blauen Augen sahen ihn regelrecht entsetzt an. Nach so langer Zeit schien Sirius endlich zu sehen, was er wirklich war - ein Monster! In Sekundenbruchteilen entschied sich Remus. Ohne zu Zögern sprang er vom Bett auf, ließ Sirius hinter sich und stürmte aus dem Zimmer. Zum ersten Mal war die Flucht der richtige Weg. Er musste die Heulende Hütte verlassen, ehe die Verwandlung abgeschlossen war. Jeder Schritt, jeder Atemzug brannte wie Feuer. Ein alles verschlingendes Feuer, von beängstigenden, allmächtigen Schatten der Furcht begleitet. Remus stolperte in den Geheimgang, sein menschliches Denken war fast vollständig zum Erliegen gekommen. Nur ein einziger Gedanke trieb ihn vorwärts, Sirius nicht noch mehr zu verletzen. Ihn nicht im Blutrausch anzufallen, zu beißen oder vielleicht sogar zu töten. Dann setzte sein Denken aus, sein letzter Gedanke galt Sirius, bevor das Tier in ihm endgültig die Kontrolle übernahm... Ein Farbenspiel aus Licht und Schatten war das Erste was Remus sah, als er die Augen aufschlug. Die Sonnenstrahlen schienen auf den noch laublosen Ästen der Bäume zu tanzen, die ersten kleinen Knospen wurden von dem Spiel umschmeichelt. Nur langsam realisierte er die Situation. Über ihm erstreckten sich die Kronen der Bäume des Verbotenen Waldes. Unter seinem Körper spürte er die kalte, bloße Erde des Waldbodens, einige kleine Wurzeln kämpften sich daraus hervor. Mit jedem Zentimeter seines Körpers konnte er all dies spüren. Der frische Wind und die Kälte von Boden und Luft jagten ihm eine Gänsehaut über den Körper. Erst jetzt bemerkte er, dass er fror und zwar sehr heftig. Was wohl vor allem dem Umstand geschuldet war, dass er nackt hier lag und noch immer die Baumkronen anstarrte. Sein tierischer Teil hatte sich zurückgezogen, jedenfalls für die wenigen Stunden des Tages, bis der Vollmond zurückkehren würde. Remus hob die Hand, das Sonnenlicht begann ihn zu blenden, doch was er da an seinen Fingern erblickte, ließ es ihm siedensheiß den Rücken herunterlaufen. Etwas braunes war an seinen Fingern angetrocknet, nur ein wenig war noch davon übrig, doch es war unverkennbar. Es war Blut! Sirius Blut! Schuldgefühle und Sorgen überschwemmten sogleich Remus Gedanken. Ging es seinem besten Freund gut? Oder hatte alles nun ein Ende? Remus spürte heiße Tränen über seine kalten Wangen fließen. Pure Verzweiflung befiel ihn. Warum war er nur so ein abscheuliches Monstrum? Warum war er überhaupt geboren worden? Wäre nicht alles besser ohne ihn? Ein Rascheln ließ Remus aufschrecken. Was konnte das nur sein? Vielleicht ein anderes Monstrum, das sich seiner erbarmte und ihn fraß? “Remus?!” Beim Klang der menschlichen Stimme blieb ihm fast das Herz stehen und augenblicklich setzte er sich auf. “Sirius?” Remus Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen. Aus ungläubigen Augen starrte er den anderen an, der sich gerade durch die unbelaubten Büsche kämpfte. Was tat dieser hier? Wie hatte er es mit seinen Verletzungen überhaupt geschafft, ihm bis hierher zu folgen? “Was?” Noch immer war es noch nicht wirklich eine Stimme, die sich da aus seiner Kehle wand. Doch zu mehr war er im Augenblick nicht in der Lage. “Du bist nicht zurückgekommen, da bin ich dich suchen gegangen. Hast schließlich nichts zum Anziehen bei dir, das könnte peinlich werden.” Sirius versuchte zu grinsen und nur weil Remus ihn so gut kannte, bemerkte er den kläglichen Versuch. Denn das Gesicht des Schwarzhaarigen war schmerzverzerrt, kalkweiß und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er machte noch einen schwankenden Schritt auf Remus zu, ehe er einfach die Augen schloss und in sich zusammensackte... Ende Kapitel 8 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)