Meetings mit Folgen von NoUseForAName ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~~*~~ So, nach einer, noch nicht abgeschlossenen, Highschool-fic jetzt mal eine, die im Arbeitsleben spielt. Ich entschuldige mich jetzt schon einmal für die vielen klischeehaften Andeutungen, etc., ich wollte nur mal richtig auf die Kacke hauen. Oh, außerdem hab ich keinen richtigen Plot und schreibe munter drauf los. Danke fürs Lesen und bitte: Kommis! Lasst euren Unmut offen aus oder äußert eure Bewunderung ^_^, Hauptsache, ich bekomm irgendeine Rückäußerung! Arigato gozaimasu! ~~*~~ Alle Charaktere gehören natürlich nur sich selbst, leider nicht mir, ich erhebe auch keine Nutzungsrechte oder sonst was an irgendwem. ~~*~~ Kapitel 1 Nachsitzen. Das war etwas, das er als Schüler gehasst hat. Die Situation, in der er sich jetzt befand, war nicht wirklich anders. Okay, es war ein ,Meeting' aber für ihn hatte es denselben bitteren Nachgeschmack wie früher in der Highschool. Erst hatte er nur dumm aus der Wäsche geschaut, als er den DIN A5 Zettel in der Postbox auf seinem Schreibtisch gefunden hatte, nachdem er aus seiner wohlverdienten Mittagspause gekommen war. -Was denn jetzt schon wieder?- dachte er und zog die Stirn in Falten. -Schon das zweite Mal diese Woche...- Langsam fing er an zu befürchten, dass seine Arbeit schlecht war, seine Zeichnungen ungenau. Er arbeitete erst seit ca. einem Monat in diesem Ingenieur-Büro in Downtown Tokyo, seine Probezeit war noch lange nicht vorbei, er musste also weiterhin sein bestes geben und, vor allem anderen, durchhalten. Immerhin war er ,der Neue', der, der gerade erst sein Studium beendet hatte. Er hatte einiges zu verlieren. Seine Eltern und Freunde, eigentlich alle die wussten das er im Leben etwas erreichen wollte, zählten auf ihn, erwarteten besondere Leistungen. Wie immer. Schon zu Schulzeiten war es so gewesen. Niikura Kaoru war kein Wunderkind gewesen, aber durch Fleiß und harte Arbeit schaffte er seinen Schulabschluss mit Bestnote und besonderer Auszeichnung. In seiner Jahrgangsstufe hatte kaum jemand so viele Clubs und außerschulische Aktivitäten mitgemacht wie er. Er war der, auf den immer alle zählen konnten, wenn es darum ging irgendetwas zu organisieren. Aber ehrlich gesagt nervte ihn das manchmal ziemlich. Jetzt waren andere Zeiten angebrochen, glaubte er, die Schulzeit war endgültig vorbei. Das bedeutete jedoch nicht, dass er keine anderweitigen Verpflichtungen mehr hatte. Zwar hatte er keine Kinder, war Single, aber seine Familie sowie seine Freunde spannten ihn sehr oft für jedwede Art von Aktion ein. Und er sagte nie ,nein', denn er hatte gar keine andere Wahl als ,ja' zu sagen, egal um was es ging und ob es in seinen Zeitplan passte. "Ah, Niikura-san, ich hoffe es macht nicht zu viele Umstände. Ich weiß, es ist schon spät, aber es ging absolut nicht anders. Ich halte Sie wirklich ungern an einem Freitagabend hier auf." "Schon in Ordnung, Andou-san. Ich hatte sowieso nichts anderes vor." entgegnete er und winkte ab. -Wie armselig...- "Gut. Nehmen Sie doch bitte Platz, dann können wir das schnell hinter uns bringen." lächelte sein Chef. Andou Daisuke. Er war nicht älter als Kaoru, da die Firma aber seinem Vater gehörte und er quasi hineingeboren wurde, hatte er schon vor Abschluss seines Studiums die Führungsposition sicher gehabt. Irgendwie hasste Kaoru ihn dafür. Er fand es ungerecht. Wofür andere Menschen hart arbeiten mussten, hatte Andou-san nichts tun müssen außer lieb zu Papi zu sein. Erst jetzt wunderte Kaoru sich, dass außer ihm niemand hier war. Aber das wollte er auch nicht zur Sprache bringen. Merkwürdig war nur, dass Andou ihn immer alleine zu diesen Besprechungen bestellte. Nach scheinbar endlosen Ausführungen über die Statik des aktuellen Projekts war Kaoru wirklich angepisst. Wieso musste er sich Dinge anhören, die er schon längst wusste? Er hatte die Pläne und Blaupausen gesehen, teilweise daran mitgearbeitet und mitgezeichnet, warum musste er sich jetzt also von Papa's Liebling die ganze Schose erneut anhören? "Eh, gomennasai, aber... war das nicht längst geklärt?" fragte Kaoru schließlich, als sein ,Chef' eine kurze Pause machte und einen Schluck Wasser trank. Dieser blinzelte erstaunt. "Ja, eigentlich schon. Aber ich hab da noch einige... Unstimmigkeiten gefunden. Wissen Sie, ich will ja nur, dass bei diesem Bau wirklich alles glatt läuft." -Is klar, ist ja auch dein erstes eigenes Projekt...- dachte Kaoru und ballte unter dem Tisch eine Faust. "Dann... Fahren Sie doch bitte fort." brachte er höflich hervor und versuchte im Ansatz zu lächeln. Eine weitere Stunde verstrich, erst dann war die Erlösung da und Kaoru konnte endlich nach Hause. Gerade als er noch damit beschäftigt war seinen PC herunterzufahren seine Zeichenutensilien wieder zusammenzusuchen und in seinem Büro das Licht auszuschalten klopfte es an der Tür. Kaoru fuhr erschrocken herum und blinzelte in Andou-san's Gesicht. Innerlich hoffte Kaoru noch, dass sein Chef sich nur verabschieden wolle. "Eto... Wenn Sie sagen, dass Sie heute eh nichts vorgehabt hatten, was halten Sie davon, dass wir zusammen zu Abend essen? Ich lade Sie ein, Niikura-san. Gleich hier um die Ecke hat ein neues, wirklich sehr leckeres italienisches Restaurant aufgemacht. Ich bin schon ein paar Mal dort gewesen. Das wäre auch eine perfekte Möglichkeit, den Neuling mal genauer unter die Lupe zu nehmen." sagte er mit einem Augenzwinkern und lehnte sich lässig am Türrahmen an. "Oh, das ist bestimmt nett gemeint, aber ich bin ziemlich kaputt. Vielleicht ein anderes Mal. Daijoubu ka?" "Daijoubu. Dann wünsche ich noch einen schönen Abend. Wir sehen uns Montag. Lassen Sie sich die Zeit bis dahin nicht zu lang werden." lächelte das Chef-Monster und verschwand. Okay, eigentlich war er kein Monster. Chef halt (Anm. d. A.: Jeder, der einen Chef oder eine Chefin hat und nicht mehr zur Schule geht, wird dieses Gefühl kennen...). Kaoru sandte Stoßgebete zum Himmel, schaltete das Licht aus und ging zum Treppenhaus. Er wusste, wenn er den Aufzug nehmen würde, würde er Andou Daisuke noch mal begegnen und das wollte er vermeiden. Er wollte jeder Gelegenheit aus dem Weg gehen, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen. In seinem Apato angekommen befreite er sich zu aller erst von seinem Schlips. Endlich konnte er wieder frei atmen. Kaoru mochte seinen Job, aber dieser dämliche Dress-Code raubte ihm noch den letzten Nerv. Während er sich in der Mikrowelle etwas zu Essen aufwärmte nahm er das Telefon und wählte die Nummer seines besten Freundes Tomohisa. "Was gibt's? Ist gleich Schlafenszeit, Kaokao!" maulte eben dieser schläfrig in den Hörer. "Spinn nicht rum." "Warum rufst du so spät noch an? Oh, lass mich raten: Dein Chef hat dich wieder zum Nachsitzen verdonnert?" "Hai. Das macht mich noch fertig. Ich bin diese Woche noch nicht einmal pünktlich nach Hause gekommen!" beschwerte sich Kaoru. "Manchmal frag ich mich, ob ich mein Bett nicht gleich in mein Büro stellen sollte..." "Sieh's doch mal so: Eine Woche hat nur fünf Werktage. Und dieser phänomenale 5. Werktag ist heute. Was sagt uns das? Genieß dein Leben solange du noch kannst. Noch bist du frisch und jung, Kaoru! Geh raus und hab Spaß!" versuchte Tomohisa, der von seinen Freunden scherzhaft Yamapi genannt wurde, Kaoru aufzuheitern. "Alleine, oder was?" "Nee, ich komm natürlich auch mit." "Und wo soll's hingehen?" "Lass dich überraschen. Bin in einer dreiviertel Stunde bei dir!" Bevor Kaoru protestieren konnte hatte Yamapi schon aufgelegt und ist freudig erregt durch die Wohnung gehüpft. Seit Kaoru in dem Büro arbeitete, verbrachten die beiden deutlich weniger Zeit gemeinsam. Zu Studentenzeiten haben sie sich im Studentenwohnheim ein Zimmer geteilt, kannten sich aber schon seit der Grundschule. Yamapi hatte ebenfalls Architektur studiert. Mit einem für ihn typischen Grinsen im Gesicht zog er sich schnell andere Klamotten an, programmierte seinen Videorekorder und stürmte aus der Wohnung. Von dort rannte er zur U-Bahn-Station, machte auf seinem Weg mehrere Passanten platt. Wenn er von einer Idee überzeugt war gab es kein Halten mehr. Da hätte schon jemand mit einem Betäubungsgewehr kommen müssen und ihn mit einer Ladung erwischen müssen, die für eine ganze Herde Elefanten ausgereicht hätte. "Gomen!!" rief er, als er ein junges Mädchen von den Füßen geholt hatte. Sie wäre sicherlich sauer geworden, hätte er sie nicht mit seinem ich-tu-keiner-Fliege-was-außerdem-bist-du-niedlich-Blick angelächelt, bevor er weitergestürmt ist. Tomohisa war ein sehr temperamentvoller Zeitgenosse, hatte ungefähr 360 Tage im Jahr gute Laune und war sehr zuverlässig. Wenn er etwas versprochen hat, konnte man davon ausgehen, dass er sein Versprechen einhalten würde, egal was es ihm für Schwierigkeiten bereiten würde. Kaum eine Stunde später saßen Kaoru und Tomohisa in einer kleinen Bar mit Live-Musik, tranken gemütlich Bier und unterhielten sich über vergangene, scheinbar bessere, Zeiten. "Weißt du noch, als da diese neue war, von der du meintest, sie wär'n Typ?" fragte Yamapi und konnte sich kaum auf seinem Stuhl halten vor Lachen. "Eh, das war wirklich ein Kerl." "Hö?" "Was meinst du denn, warum ein neuer Student sonst auf ein Jungenzimmer kommt?" fragte Kaoru. "Stimmt... Das ergibt Sinn. Egal! Hat trotzdem ausgesehen wie ein Mädchen. Wie hieß er doch gleich? Shinya oder so?" "Terachi Shinya, aus Osaka." antwortete Kaoru. "Du merkst dir aber auch alles..." staunte Yamapi und fing an zu lachen. Danach ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. "Wenn man vom Teufel spricht." sagte er und deutete Richtung Bar. Kaoru folgte dem Fingerzeig und machte ein erstauntes Gesicht. "Tatsache." "Sogar in Begleitung." "Sag jetzt nichts... Das ist mein Chef." "Der da?" Kaoru nickte und drehte sich weg. Er wollte auf keinen Fall, dass sein Chef ihn jetzt sah, nachdem er seine Einladung abgelehnt hatte. Das würde wirklich mehr als unhöflich wirken. "Sieht gar nicht aus, als wäre er so'n Mörder-Chef." stellte Yamapi fest und legte den Kopf leicht schief. "Man, glotz da nicht so auffällig hin! Außerdem fallen dir gleich die Augen aus dem Kopf! Die sehen das doch!" "Glaub ich nicht. Guck mal, die sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt..." Kaoru riskierte einen Blick und war plötzlich wie vom Blitz getroffen. Die rechte Hand seines Chefs war eindeutig unter der Jacke des ehemaligen Kommilitonen verschwunden. Außerdem lehnte er sich verräterisch nah an ihn heran und flüsterte laufend Dinge in Shinya's Ohr. -So laut ist die Musik nun auch wieder nicht...- "Kao, ich sag's nur ungern, aber dein Boss ist ne Schwuchtel (Anm. d. A.: AAAHHHH, es tut mir so weh, so etwas über Die-san zu schreiben. GOMENNASAI!!!)..." raunte Tomohisa ihm zu. "Das würde allerdings auch erklären, warum du ständig-" "Denk nicht mal dran! Verstanden?!" fragte Kaoru und blickte seinen besten Freund böse an. "Ganz ehrlich, Kaoru. Wenn ich so gepolt wär wie der, dann würde ich dich auch nicht von der Bettkante schubsen." Langsam aber sicher war Kaoru nicht mehr wirklich behaglich zumute. Der Abend hatte so gut angefangen und jetzt das. Manchmal kam es ihm vor, als würde sein Boss ihn verfolgen. Das war schon nicht mehr normal, wie oft er ihn schon nach Dienstschluss getroffen hatte, beim Einkaufen am Wochenende oder, so wie jetzt, wenn er mit Freunden weg war. Kaoru hatte wirklich nichts gegen ihn, wirklich nicht. Okay, jetzt wurde er ein wenig skeptisch. Immerhin sah man Menschen, mit denen man jeden Tag zusammen arbeitete, über die man aber eigentlich nichts wusste, nicht oft, wie sie mit dem eigenen Geschlecht flirteten. "Weia... Der geht ja ganz schön ran..." sagte Tomohisa und riss Kaoru damit aus seinen Gedanken. Kaoru blinzelte verstohlen in Richtung seines Chefs und ertappte ihn dabei, wie er Shinya küsste. Aber nicht einfach so. Es war ein richtig vertrauter Kuss auf die Stirn, so wie sich eigentlich, nach Kaoru's Vorstellung, nur Pärchen küssten. Dann flüsterte Andou wieder etwas. Im nächsten Moment verschwand er mitsamt kicherndem Shinya. Tomohisa grinste von einem Ohr zum anderen. "Ich weiß was dir fehlt, Kaoru." "So?" "Du brauchst ne Freundin." "Wow, tolle Idee." sagte Kaoru und zog eine Schnute. "Hast anscheinend vergessen, dass meine letzte Beziehung die reinste Katastrophe gewesen ist." "Shit happens. Weißt du, wenn deine Auswahlkriterien bei der Frauensuche schärfer sind, dann passiert so was auch nicht." Mit ,so was' war die Art gemeint, wie Kaoru's Ex-Freundin ihn damals abserviert hatte. Nach zwei Jahren Beziehung hatte Haruka beschlossen, dass sie eigentlich auf Frauen stand. Ein sehr niederschmetterndes Ereignis für Kaoru. Das war nicht mal sonderlich lange her. Knapp ein halbes Jahr. In dieser Zeit hatte er für das weibliche Geschlecht absolut keinen Blick übrig gehabt. Tomohisa war da anders. Er hatte mal hier was, mal da, aber eigentlich nie was ernstes. Bis dahin hatte er das einfach nicht gewollt. Er war halt Spaßsüchtig, in jeder Lebenslage. "Die Auswahlkriterien verschärfen? Yamapi, soll das bedeuten, ich soll jede Frau, die ich kennen lerne und die eventuell in Frage kommt ausquetschen, ob sie schon mal Erfahrungen in Sachen gleichgeschlechtlicher Liebe hatte oder irgendwann mal vorhat, etwas mit einer Frau anzufangen?" "Nein, du musst da diplomatischer rangehen." "Du bist mir einer..." "Na ja, vorsichtig antesten und schauen, wie ernst es ihr ist." "Und was, wenn ich gar nicht will, im Moment?" "Glaub ich nicht." schüttelte Yamapi den Kopf. "Du musst doch ab und an mal... Weißt schon," druckste er herum. "Ist bestimmt nicht gut, wenn man sich immer selber einen von der Palme wedelt." "Meinst du, ja?" Tomohisa nickte und wurde rot. "Wenn du das zu lange machst wird der rechte Arm auch-" "Und was wenn ich abwechselnd den linken und den rechten nehme?" grinste Kaoru. "Das geht natürlich auch." "Wo ist also das Problem? Wenn ich durch mein Single-Dasein noch Muckis in den Armen bekomme, kann ich mich gar nicht beschweren." "Du spinnst." "Nan de?" "Na, was gibt's schöneres, als wenn eine Frau... Du weißt schon." "Was denn? Wirst du jetzt plötzlich schüchtern? Ich kann mich noch erinnern, dass du in der Highschool immer am prahlen warst, mit solchen Sachen. Und jetzt auf deine alten Tage traust du dich nicht mehr, darüber zu sprechen." kicherte Kaoru und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ja und ich kann mich noch erinnern, dass du in der Highschool nicht immer nur Mädchen zugetan warst." 1:0 für Tomohisa. Diesen Abschnitt seines Lebens hätte Kaoru am liebsten vergessen. Ging ja nur nicht, weil Tomohisa ihn des Öfteren daran erinnerte. Stunden und etliche Bier später machte Kaoru sich auf den Heimweg. Er musste Samstag früh raus und war sich nicht sicher, ob er das schaffen würde, wenn er noch länger mit Yamapi in der Bar sitzen blieb. Yamapi beschloss hingegen, noch ein paar Clubs unsicher zu machen, eventuell ne Braut abzuschleppen und dann erst nach Hause zu gehen. "Na dann, viel Spaß und viel Erfolg." grinste Kao und winkte kurz. "Kennst mich doch. Mir kann keine widerstehen." Die Luft in der 26. Etage des Asaka-Buildings war stickig, auch nachts, und Daisuke hätte liebend gern eine Wohnung außerhalb der Innenstadt gehabt. Es war September, einer der heißesten Monate in Tokyo. Leider auch einer der schwülsten. Er hatte nichts gegen warme Temperaturen, aber diese feuchte Hitze war kaum auszuhalten. Man hätte annehmen können, so hoch oben wäre es weniger schlimm. Fataler Irrtum. Das war ihm spätestens drei Wochen nachdem er dort eingezogen war klargeworden. Wenigstens war das Apato groß und geräumig. Wegen der vielen großen Fenster war es auch immer angenehm hell. Was gab es schöneres, als beim Aufwachen von der Sonne gekitzelt zu werden? Genau, fast nichts. Wenn er solche Sachen dachte, kam er sich ein wenig pathetisch vor. Er war nicht sonderlich bekannt dafür, große Reden zu schwingen (mal abgesehen von Dingen, bei denen er wirklich Ahnung hatte). Aber niemand der ihn kannte konnte sagen, dass er sonderlich viel Wert darauf legte, die Gefühle anderer zu erforschen oder Wert darauf zu legen, zu wissen, ob er jemanden verletzte. Teilweise war er sich selbst sogar ziemlich egal. Deshalb fand er seine eigenen Überlegungen in diesem Moment übertrieben, es passte nicht zu ihm, über solche Sachen nachzudenken. Aber manchmal hatte selbst ein erfolgsverwöhnter Andou Daisuke solche Anwandlungen. Jetzt stand er auf seinem kleinen Balkon, eine Zigarette in der Hand und blinzelte auf das Lichtermeer unter sich herab. Selbst hier oben war es noch immer hell genug, dass er ein Buch hätte lesen können, ohne eine Lampe anzuschalten. Natürlich nur wenn er gewollt hätte. "Die-kun, was machst du hier draußen?" fragte sein ,Begleiter' Shinya und legte hinterrücks seine Arme um ihn. "Rauchen. Du kannst es ja nicht leiden, wenn ich drinnen rauche, während du da bist." entgegnete Die und versuchte, sich Shinya's Griff zu entwinden. "Soll ich lieber gehen?" "Wie kommst du darauf?" "Ich merk doch, wenn du schlecht drauf bist." schmollte der zierliche junge Mann und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich bin nicht schlecht drauf..." "Sicher." Schließlich drehte Die sich zu ihm herum. "Was soll das heißen?" "So bist du schon seit einem Monat! Mir wird das langsam zu doof!" "Ich versteh nicht ein Wort, Shin." "Seit dieser... dieser neue bei dir arbeitet bist du so... so anders..." "Unsinn, Shinya. Es ist nur ein bisschen stressig, seit wir an diesem neuen Projekt arbeiten und das ist nun mal seit einem Monat der Fall. Außerdem: Versuch nicht, mich davon zu überzeugen, dass du nicht manchmal so drauf bist wie ich. So oft wie du dich über deinen Chef beschwerst..." sagte er und streichelte dem jüngeren sanft über die Wange. Shinya lehnte sich in diese Berührung und schloss für einen Moment die Augen. "Okay... Dann... Wie lange dauert es denn noch?" fragte er dann. "Eine Weile wird's schon noch dauern. Wir haben es hier schließlich mit einem großen Gebäude zu tun. Außerdem hängt der Ruf von Daddy's Firma erheblich davon ab, ob es so wird, wie es der Kunde haben möchte, was bei Gott nicht einfach umzusetzen ist. Deshalb... Deshalb brauche ich auch deine Unterstützung, Shinya. Verstehst du?" "Denke schon, ja." nickte Shinya. Im nächsten Moment umarmte er Die vorsichtig und kuschelte sich an ihn. "Es ist nur... Manchmal bin ich so einsam, wenn du keine Zeit hast, Daisuke..." "Und Miyu?" "Miyu? Klar, ich liebe meinen Hund, aber... dich liebe ich noch mehr..." Mit einem Lächeln im Gesicht schnippte Die seine Zigarette über die Balkonbrüstung, gab Shinya dann einen Kuss. "Lass uns schlafen gehen, ja?" "Hai." Die Klimaanlage brummte leise vor sich hin. Shinya ist direkt eingeschlafen. Nur Die wälzte sich unruhig hin und her. Irgendwann knipste er die Nachttischlampe an und beobachtete einen Moment seinen Freund, wie er regelmäßig atmete und dabei aussah wie ein Engel. Das mag kitschig klingen, aber er sah das wirklich so. Plötzlich murrte Shinya, drehte sich dann weg. Die hatte erst gedacht, er hätte ihn vielleicht geweckt. Dann fiel ihm aber ein, dass fast nichts Shinya wecken konnte. Nichts außer der schrille Ton des Weckers. Nach einer halben Ewigkeit stand Die schließlich wieder auf und tapste ins Wohnzimmer. Vielleicht lief ja auf irgendeinem Fernsehsender Snooker, das würde ihn mit Sicherheit müde machen. Manchmal war Pay-TV ja doch was schönes. Im Fernsehen gab es nichts anständiges, ein paar Late-shows, Softpornos. Nichts was sich anzusehen gelohnt hätte. Also raffte Die sich wieder auf und ging zurück auf den Balkon. An die Brüstung gelehnt zündete er sich eine Zigarette an, betrachtete den Nachthimmel über sich. -Gott, hier ist es selbst nachts so hell, dass man nicht einen einzigen Stern sieht...- dachte er und schüttelte den Kopf. Ein Flugzeug war zu sehen, wahrscheinlich im Landeanflug auf den Narita-Airport, sonst nichts. Keine Wolken. Es war ein einziger, rötlich getünchter Himmel. Ob wohl viele Leute in dieser Riesenstadt lebten, die so dachten wie er? Leute, die viel dafür geben würden, einen einzigen Stern leuchten zu sehen? ~~*~~ TBC! ~~*~~ Des war Kapitel eins. Habe sage und schreibe vier Stunden gebraucht, um es zu schreiben, hoffe aber, es fällt niemandem auf (sofern jemand bis hierher durchgehalten hat... *schnief*). Ich denke mal, es gibt schon jetzt genügend Leute die meinen, sie wüssten, worauf alles hinausläuft. Seid aber trotzdem auf Überraschungen gefasst. Wie gesagt, es gibt keinen richtigen Plot, deshalb passieren viele unvorhersehbare Dinge. Kapitel 2: Freunde und die bucklige Verwandtschaft -------------------------------------------------- Hallo mal wieder! Zur Info, warum das zweite Kapitel nicht ganz so lang ist und das es etwas gedauert hat: Ich hab mich neulich beim bowlen hingepackt und mir das rechte Handgelenk verstaucht, schreiben tut also derzeit ein bissel weh... Die Schweine hatten die Bowlingbahn neu geölt, voll rutschig, und meine neuen Bowlingschuhe sind von unten noch so was von glatt, dass des eigentlich nur eine Frage der Zeit war (da kriegt man dann von den Profis gesagt: "Was? Hingefallen? Ist doch das gleiche Ölbild wie sonst auch!" Also, ein Ölbild sieht für mich anders aus. Außerdem hängt's an der Wand...). Naja, trotz Sturz immerhin noch 8 Pins umgeworfen. War leider ganz zu Beginn des Spiels, im zweiten Frame, also war danach nicht mehr gut bowlen. Sonst liegt mein Schnitt bei 120+ Punkten nach 10 Frames, bei diesem Spiel hatte ich dann gerade so, mit Mühe und Not, noch 60 Punkte machen können... So, jetzt geht's aber los mit dem zweiten Kapitel! Viel Spaß! Kapitel 2 - Freunde und die bucklige Verwandtschaft "Nicht so schnell!" zischte sie. Es klang zwar wütend, irritiert, aber dennoch der Umgebung entsprechend leise. "Hö?" "Na, hier wird nicht gerannt." "Ach so. Schon klar. Ich gelobe Besserung." grinste Yamapi und verbeugte sich leicht. "Wir sind hier in einer Bücherei, nicht im Kindergarten." schüttelte die junge und hübsche Bibliothekarin den Kopf, setzte dann ihren Weg fort und räumte Bücher in die Regale zurück. Yamapi grinste noch immer über beide Ohren. Eigentlich war er nur in die Bibliothek gekommen, weil er die Bibliothekarin so süß fand. -Niedliche Schnegge, besonders wenn sie böse wird.- dachte er und schlenderte weiter, von Regal zu Regal. Er wusste, wann sie Feierabend hatte und wollte endlich fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde. Jetzt müsste er nur noch Geduld haben. "Nein." "Nein?" Tomohisa bekam Telleraugen. Pizzateller. Er war in diesem Moment aus allen Wolken gefallen. "Tut mir wirklich leid, aber mein Freund wäre damit sicher nicht einverstanden." Autsch! Das war der erste Korb, den er seit langem bekommen hatte. Und deshalb hatte er Stunden in er Bücherei verbracht? Super. Da hatte ihn seine Menschenkenntnis und Einschätzungsgabe aber gründlich im Stich gelassen. Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf ist er gegangen, es hielt ihn ja dort nix mehr, fischte währenddessen sein Keitai aus seiner Hosentasche und rief Kaoru an. "Moshi moshi?" kam von anderen Ende der Leitung. "Rate mal was gerade passiert ist..." Kaoru verdrehte die Augen und fuhr mit seinem Einkaufswagen beinahe ein Regal um. "Keine Ahnung. Verrat's mir." "Ich hab dir doch von der Kleinen aus der Bücherei erzählt?" "Klar." "Sie hat mich abblitzen lassen!" "Nein!? Wie kann sie nur? Ist ja nicht zu fassen!" "Lustig... Ich fühl mich wie... wie du!" "Eh?" "Na, so oft wie du schon nen Korb bekommen hast, musst du dich ja dran gewöhnt haben." "Glaub mir, wärst du jetzt hier, dann hätt ich dir eine geklebt, mein Freund." "Oh, by the way: Wo bist du?" "Im Supermarkt. Einkaufen." "Oh." "Wieso ,oh'?" "Haste danach vielleicht Zeit?" Weia, jetzt musste Kaoru sich schnell eine Ausrede einfallen lassen. Nicht das er nicht gerne Zeit mit seinem besten Freund verbrachte, aber er wollte einfach mal einen Tag lang niemanden sehen, sich in seiner Wohnung verkriechen und sich selbst bemitleiden. "Sorry, ich wollte nachher noch zu meinen Eltern." log Kaoru schließlich und biss sich selbst auf die Zunge. "Hm, okay. Ich frag mal Kazuya, ob er Zeit hat." "Glaub ich nicht. Der steckt im Prüfungsstress." "Quatsch, sind doch Semesterferien." "Yamapi, nicht jeder Student ist so wie du. Er nutzt seine freie Zeit um sich auf Prüfungen vorzubereiten, statt 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche Party zu machen." scherzte Kaoru, traf damit aber genau ins Schwarze. "Ich wird einfach mal vorsichtig anfragen. Mehr als nein sagen kann er ja nicht. Bai bai." "Bai bai." "Ich muss lernen." antwortete Kazuya. "Warum muss Kaoru immer Recht haben?" fragte Tomohisa. Langsam aber sicher wurde er wirklich wütend. Egal was Kaoru sagte, es traf immer genauso ein. "Und bis wann lernst du?" "Noch eine Weile." "Und du bist wirklich am lernen? Oder sagst du das jetzt nur, damit du mich nicht sehen musst?" "Ich sag das nur, damit ich dich nicht sehen muss." "Schon klar." "War'n Scherz. Wenn du willst, kannst du ja rumkommen. Bin grad eh alleine zu Hause, mein Hirn ist leer. Heute bekomm ich nichts mehr gebacken." "Ah, danke! Du bist meine Rettung! Bin gleich bei dir!" "Wo bist du denn?" "Shibuya." "Dann komm ich zu dir. Ich wollt eh noch shoppen gehen." Fünfzehn Minuten später kam Kazuya am üblichen Treffpunkt, Pizzahut, an. "Den Blick kenn ich doch." scherzte er gleich zu Beginn. "Welchen Blick?" fragte Tomohisa. "Na, den Blick, den du grad draufhast. So guckst du nur, wenn du nen Korb gekriegt hast." "Ach, leck mich doch. Das kann jedem mal passieren." "Ja, jedem außer dir." "Auch ich bin nicht unfehlbar, mein allerliebster Schatz." sagte Tomohisa und klimperte mit den Wimpern. "Komm, du Spinner." lachte Kazuya und schleifte seinen Freund mit sich mit. Mit einem Seufzer ließ Kaoru sich auf die Couch fallen. Schweiß rann in Bächen seine Schläfen hinab, seine Haare klebten ihm im Gesicht, seine Klamotten waren eins mit ihm geworden. "Warum musstest du auch unbedingt in eine Wohnung ziehen, die keine Klimaanlage hat?" fragte er sich selbst. Wenigstens einen Ventilator hatte er gekauft. Aber ein Ventilator schichtete die heiße Luft ja nur um, wirklich kühler wurde es dadurch nicht. Als er aufstehen wollte um sich ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank zu holen musste er feststellen, dass er sprichwörtlich an seiner Ledercouch kleben blieb. -Das ist soooo eklig!- Ein Glas eiskaltes Mineralwasser später beschloss er duschen zu gehen. Das würde wenigstens kurzzeitig Abhilfe leisten. Okay, er hasste das Gefühl, schwitzig zu sein, befürchtete, dass er zu stinken anfinge. In eine kurze Cargopants und ein weißes Tanktop gekleidet war es etwas erträglicher, trotzdem noch immer kaum auszuhalten. Kaoru warf einen Blick in den Spiegel und musste lachen. Mit zusammengebundenen Haaren sah er fast aus wie ein Mädchen. Aber ihm war alles Recht, solange ihm die Haare nicht im Gesicht festklebten. Okay, die Haarclipse, die seinen ,Pony' im Zaum hielten waren vielleicht ein wenig übertrieben, aber... wer sah ihn denn jetzt schon? Richtig, niemand. Vor einem halben Jahr hatte das noch anders ausgesehen. Damals, als Haruka und er noch zusammenlebten. Selbst jetzt noch ertappte Kaoru sich immer wieder dabei, wie er alte Fotos hervorkramte und in Erinnerungen schwelgte, manchmal hatte er das Gefühl, die Tür ginge jeden Moment auf und Haruka würde das Apato betreten, als wäre nie etwas gewesen. Den Wohnungsschlüssel hatte sie ihm zumindest nie zurückgegeben. Und auch wenn Kaoru es niemals freiwillig zugegeben hätte, er liebte sie noch immer und hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie eines Tages wirklich zu ihm zurückkommen würde. Gerade als Kaoru dachte, dass dieser Samstag doch noch ganz passabel werden könnte klingelte das Telefon. -Ich geh nicht ran. Wozu hab ich denn den Anrufbeantworter?- dachte er mit einem Grinsen und schlug einen Haken, am Telefon vorbei, blieb aber erst mal im Flur stehen, vielleicht war es ja doch was wichtiges. Wenig später hörte er die Stimme seines Chefs. "Konnichi wa, Niikura-san. Tut mir leid, dass ich Sie am Wochenende belästige. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass wir, also ich und die Kollegen, die am Maori-Projekt mitarbeiten, heute Abend zusammen bowlen gehen. Wenn Sie also noch ein-zwei Stunden Zeit hätten, würde ich mich freuen, wenn Sie heute Abend gegen 19 Uhr am Elite-Bowling-Center (Anm. d. A.: So heißt unser Stamm-Bowling-Center in Bielefeld...) in der Sakura Avenue sein könnten. Also... Hoffentlich bis dann." Piiieeep. -Ist man denn nirgends und zu keiner Zeit sicher vor so was?- Die Zeiten, in der er sogenanntes ,soziales Engagement' gezeigt hatte, waren vorbei seit er die Highschool abgeschlossen hatte. Reichte es denn nicht, dass er von den 40 Stunden, die er laut Vertrag pro Woche arbeiten musste, schon an die 50 wöchentlich arbeitete? Musste er jetzt also auch noch seine Freizeit mit seinen Kollegen verbringen? Kaoru wollte das nicht. Kopfschüttelnd ging Kaoru in die Küche, öffnete die Kühlschranktür und blieb einen Moment ratlos stehen, genoss dabei das Gefühl, wie die kühle Luft seine Beine herunterlief. Als ihm jedoch seine sowieso schon horrende Stromrechnung einfiel schloss er die Tür und floss ins Wohnzimmer. Er fühlte sich wie ein Camembert, den man zusätzlich für ein paar Minuten in den Backofen gelegt hatte. Da Schaden klug machte, legte er ein großes Handtuch aufs Sofa und setzte sich erst dann. Das Gefühl, an der Couch kleben zu bleiben fand er wirklich widerwärtig. Wieder klingelte das Telefon. Wieder wartete Kaoru auf den AB. Als er dann aber die Stimme seiner Mutter hörte sprang er blitzschnell zum Telefon. "Moshi moshi! Gomen, ich dachte, du wärst mein Chef." Entschuldigte er sich sofort. "Was gibt's denn?" "Also, Kaoru, du bist ja schon... Wie soll ich's sagen? Du bist ja schon eine Weile alleine, oder? Ich meine, seit du nicht mehr mit Haruka zusammen bist, ne?" "Stimmt. Aber ich finde das nicht schlimm. Im Moment hab ich eh kaum Zeit, erst recht nicht für eine Freundin, Mama." "Und was, wenn ich dir sage, dass ich heute jemanden getroffen habe, den du schon seit Ewigkeiten kennst?" "Wer soll das sein?" "Denk mal nach! Wen kennst du schon seit der Grundschule?" "Yamapi?" "Spinn nicht rum, Kaoru! Ist ein Mädchen." "Ja, weil in meiner Klasse auch nur ein Mädchen war. Sag's mir einfach." "Kagura." "Kagura?" "Ja. Yukishiro Kagura. Sie war neulich in der Gegend, ich hab sie zufällig getroffen. Weißt du, sie wohnt in Osaka." "Aha." "Na ja, sie hat gleich gefragt, was du so machst. Da hab ich ihr halt erzählt, dass du in Tokyo studiert hast und jetzt dort arbeitest. Und weißt du was das beste ist?" "Iie." "Sie möchte auch nach Tokyo ziehen, jetzt wo ihr Studium abgeschlossen ist. Sie hat eine Stelle in einem Krankenhaus bekommen und kann dort als Assistenz-Ärztin anfangen." "Und was willst du mir damit sagen?" "Triff dich doch mal mit ihr." "Nein, ich... weiß nicht... Sie war zwar ganz nett, aber... Ich hab sie immerhin seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Weißt du, Mama, Menschen ändern sich." "Kann ja sein, aber sie hat dich damals schon gemocht!" "Ich überleg's mir. Okay?" "Okay. Wenn ich sie noch einmal sehe, bevor sie wegzieht, dann gebe ich ihr auf jeden Fall deine Nummer!" "So und jetze? Kino?" fragte Yamapi. "Nö. Läuft nur Mist, im Moment..." gähnte Kazuya, rieb sich dann die Augen. "Sag nicht, du bist müde?" "Kleine Info: Ich habe heute die meiste Zeit des Tages mit Lernen verbracht! Kann ja nicht jeder nur faul rumhängen, so wie du!" "Ich hab nicht nur-" "Das kannst du deiner Oma erzählen, Yamapi." "So? Beweise es mir bitte, oh du schlauer Kazuya!" "Du wirst langsam fett und träge!" Wieder bekam Tomohisa Telleraugen. "Bitte?! Du wagst es, diesen Astralkörper zu beleidigen?" fragte er und ballte seine rechte Faust, genau vor Kazuya's Augen. "Sieh's ein. Du wirst nicht jünger, Yamapi. So langsam aber sicher solltest du dir eine Frau suchen, ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und dich dann ans Kinder zeugen machen." "Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass du auch eines Tages so alt sein wirst, wie ich jetzt?" "Glaub ich nicht, nein." "Hö?" "Na, selbst wenn ich mal so alt sein sollte wie du es jetzt bist. Dann ist die plastische Chirurgie schon so weit, dass man locker seine Jugend wieder zurückholen kann." "So weit ist die Chirurgie schon jetzt." sagte Yamapi und hob fragend eine Augenbraue (Anm. d. A.: Kann das wer? Ich meine, von Natur aus? Oder musstet ihr dafür erst üben? Ich mach's manchmal, ohne das zu merken, wenn ich mal 'nen besonders doofen, unfreundlichen Kunden am Telefon habe, der mir die Schuld an den ganzen Preiserhöhungen geben möchte... Wuhääää...) "Außerdem hat mir die Todesuhr auf meiner 'Final Destination' DVD weisgesagt, dass ich eh nicht alt werde. Warum soll ich mich also so abmühen?" fragte Tomohisa und zuckte mit den Schultern. "Und du möchtest der Nachwelt nix hinterlassen? Ich meine, Kinder oder so? Möchtest du nicht, dass deine Gene, deine Familie, dass diese Sachen weiterleben?" "Schon vergessen, dass meine Familie aus idiotischen Schwachköpfen besteht, die der Meinung sind, mit Architektur kann man kein Geld mehr machen, weil's heute Computer gibt, die schlauer sind als die Menschen, die sie bedienen???" "Stimmt, da war ja noch was..." "Kaoru beweist da ja eindeutig das Gegenteil." "Doshite?" "Na, er hat mit Bravur seinen Abschluss gemacht und sofort 'ne Stelle gefunden." Kazuya legte den Kopf leicht schief und zog eine Schnute. "Stimmt. Ich glaube aber auch, dass das viel an seinem umwerfenden Charme liegt." "Charme? Kaoru?" "Hai." griente Kazuya. "Also, Kame (Anm. d. A.: Kame = Kazuya, Spitzname...), ganz ehrlich... Als ich Kaoru das erste Mal gesehen habe, hätte ich mir fast in die Hose gemacht." "Der war schon in der Grundschule gruselig?" Kapitel 3: Kaoru, Die und Delirium ---------------------------------- -Okay, was soll's? Ich hab eh nix vor...- dachte Kaoru als er sich etwas anderes anzog und sich dann auf den Weg in die Sakura Avenue zum Elite-Bowling-Center zu machen. Eigentlich wollte er ja nicht, aber da das TV-Programm soooo langweilig war, entschloss er sich doch noch anders. In eine 'lässige' Jeans und ein schwarzes T-Shirt gekleidet war er wieder völlig erschlagen von der Hitze draußen. Bereits jetzt fand er, dass es doch eine Scheiß Idee war... In der Sakura Avenue angekommen konnte er schon von weitem die riesige Leuchtreklame des Bowling-Centers erkennen, als er draußen vor der Tür stand, hörte er schon, wie Bowlingkugeln in die Pins krachten, hin und wieder ein irritierendes 'Nöööööt' (Anm. d. A.: Das grausige Geräusch, wenn man die Linie übertritt... Der Wurf ist dann ein 'Foul' und wird nicht gewertet, böse Sache das). Kaoru war kein sonderlich guter Bowler, es machte ihm auch nicht wirklich Spaß. Seine Freunde und Bekannten lachten ihn beim Bowlen meistens aus, weil er nur mit den leichten, den Frauenkugeln, spielte, trotzdem aber selten traf. "Ah, Niikura-san! Freut mich, dass Sie gekommen sind!" strahlte Andou, als er Kaoru draußen vor der Tür entdeckte. Daisuke, kurz Die, parkte seinen schwarzen Maybach direkt neben der Tür, hatte unseren Jung-Architekten also nicht übersehen können. Kaoru fuhr erschrocken herum. "Ja, ich... bin ein bisschen früh." stammelte er und verbeugte sich leicht. "Warum sind Sie denn noch nicht reingegangen? Da drinnen ist es wenigstens klimatisiert." "Wie gesagt, ich bin zu früh." antwortete Kaoru und spürte viel Blut in seine Wangen schießen. Warum fühlte er sich plötzlich so unwohl in Gegenwart seines Chefs? Etwa weil er wusste, dass dieser mit Frauen nichts anfangen konnte? Hatte der manchmal gruslige Kaoru etwa Angst, dass sein Chef ihm an die Wäsche wollte? "Na ja, zehn Minuten." zuckte Die die Schultern. "Wollen wir dann?" "Hm?" "Reingehen? Bowlen?" Kaoru's Gesicht wurde noch röter, er hatte das Gefühl, sein Kopf würde ihm im nächsten Moment explodieren. "Sicher..." "Geht's Ihnen nicht gut? Macht Ihnen die Hitze zu schaffen, Niikura-san?" "Was? Nein, alles okay." "Sie haben doch sicher eine Wohnung mit Klimaanlage?" "Leider nicht, nein." schüttelte Kao den Kopf. "Ich hab mir zwar einen Ventilator gekauft, aber das bringt herzlich wenig." "KEINE KLIMAANLAGE?" fragte Die entsetzt und hielt Kaoru die Tür auf. -Wow, ein Gentleman...- "Keine Klimaanlage. Dafür hatte ich nach dem Studium beim besten Willen kein Geld." -Und wenn dann noch die Freundin auszieht, die vorher die Hälfte der Miete bezahlt hat...- "Verstehe." "Wo wohnen Sie denn?" "Kennen Sie das Asaka-Building?" Kaoru ging die Kinnlade runter. Die Miete für eine Wohnung in diesem Gebäude war vier- bis fünfmal so hoch wie seine, und er bezahlte schon nicht wenig. "Und in welchem Stockwerk wohnen Sie dort?" "Im 26. Mir liegt also die ganze Stadt zu Füßen." scherzte Die. -Ich nehme das mit dem Gentleman zurück... Was'n Angeber...- "Nein, ganz im ernst. Mir wäre es eigentlich lieber gewesen, ein wenig aus der Stadt raus eine Wohnung oder ein kleines Häuschen zu beziehen. Ich komme ja ursprünglich aus Mie. Verglichen zu Tokyo ist Mie wirklich ein Dorf. Aber es ist schön dort." "Und ich hab mich schon über den Kansai-Ben gewundert." sagte Kaoru und ertappte sich dabei, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. "Wo kommen Sie denn her? Sie sind jedenfalls nicht aus Tokyo, obwohl Sie Ihren Kansai-Akzent schon gut verstecken können." Die beiden saßen zwischenzeitlich an einem der Tische, die vor den Bahnen aufgereiht waren, wo sie auf den Rest der Belegschaft warten wollten. Von dort hatten sie auch die Eingangstür gut im Blick. "Also, ich bin in Hyougo geboren, aber aufgewachsen in Osaka. Nach meinem Schulabschluss bin ich dann hierher, nach Tokyo, gekommen, um zu studieren." "Osaka? Wie klein die Welt doch ist." "So viel Landmasse hat Japan eben nicht." scherzte Kaoru. "Wirklich viel Zeit habe ich in Mie auch nicht verbracht. Ich war gerade drei als mein Vater sich selbstständig machte und in Tokyo seine erste, kleine Firma eröffnete. Aber das war der Beginn der Andou-Corporation, damit war also auch schon beschlossene Sache, was ich später einmal beruflich machen würde." Die lehnte sich zurück und musterte Kaoru eingehend. Ein wenig zu eingehend, für seinen Geschmack. "Na ja, dann warten wir noch auf den Rest der Bande. Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Nicht das Sie mir hier noch zerfließen wie so'n französischer Weichkäse." lachte Die, löste den Blick von Kaoru und winkte eine Bedienung an den Tisch. "Ich bestell einfach was für Sie mit. Daijoubu ka?" "Daijoubu." nickte Kaoru und kramte eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche. Mit einem Glimmstängel in der Hand ging es ihm schon ein wenig besser. Er ließ eine Weile seinen Blick umherschweifen, beobachtete die anderen Bowler. Glücklicherweise waren einige darunter, die schlechter oder genauso schlecht waren wie er. Blöderweise spürte er schon wieder den durchdringenden Blick seines Gegenübers. "Ich wusste gar nicht, dass Sie rauchen, Niikura-san." "Na ja, so gesehen gibt es einiges, was Sie über mich nicht wissen, Andou-san." entgegnete Kaoru und zuckte die Schultern. -Und es gibt einiges, was ich über Sie weiß, was ich lieber nicht wissen wollte.- Einige Minuten, gefüllt mit lockerem Smalltalk, verstrichen, von den Kollegen aber keine Spur. Als die beiden jungen Männer jeweils das zweite Glas Kirin geleert hatten beschlossen sie, einfach alleine anzufangen. "Ach, übrigens: Ich wollte jetzt mal das 'du' anbieten. Alle anderen duzen mich ja schließlich auch." sagte Die plötzlich nach seinem ersten Wurf, ein Strike. Dann hielt er Kaoru seine Hand hin. "Also, ab heute bitte nur noch Daisuke, oder Die." "Kaoru." entgegnete unser lilahaariger Freund und griff nach der ihm hingestreckten Hand. "Klasse. Ab jetzt kann's ja nur noch besser werden." lachte Die und ließ Kaoru's klammes Händchen wieder los. Kaoru schaffte er gerade noch so, ein Lächeln auf sein Gesicht zu bringen, bevor er aufstand und sich eine Kugel nahm. -Kami-sama, ist die schweeeer...- dachte er während er seine Finger in die Löcher steckte, immer darauf bedacht, vor Anstrengung nicht zu ächzen und zu stöhnen. Er atmete noch einmal tief durch, konzentrierte sich auf die Pins, nahm 4 Schritte Anlauf und hat geworfen. Sofort danach drehte er sich wieder herum und ging zu seinem Platz. Er musste nicht extra hinsehen, wenn er doch vorher schon wusste, dass er nicht treffen würde. "Gehst du öfters bowlen, Kaoru?" fragte Die plötzlich. "Nein. Wieso?" "Na, mit Leichtigkeit einen Strike zu werfen und dabei wie ein richtiger Profi auszusehen ist doch etwas ungewöhnlich für einen Architekten." griente das Chefmonster. Mit ungläubigem Blick drehte Kaoru sich um. Tatsache. Er hatte alle zehn Pins abgeräumt. "Eigentlich gehe ich äußerst ungern bowlen..." gestand er und senkte den Blick. "Das muss dir nicht peinlich sein." sagte Die und fing wieder an zu lachen. Als die zwei mit dem zweiten Spiel durch waren, war von den übrigen Mitarbeitern des Maori-Projekts noch niemand gekommen, Kaoru wurde das langsam etwas unangenehm. "Ein bisschen komisch ist das schon." merkte Kaoru beiläufig an und nippte an seinem Bier, schon das dritte. Mittlerweile konnte er nur noch schwer geradeaus gucken. Die hingegen schien gegen Alkohol immun zu sein. "Nani?" wollte Die wissen und blinzelte Kaoru erstaunt an. "Na, dass von den anderen niemand gekommen ist. Ruka zum Beispiel. Der hat mir mal erzählt, dass er eigentlich gern bowlen geht." Die zuckte mit den Schultern, drückte einen Knopf auf der Bedientafel auf dem Tisch und läutete somit die dritte Runde ein. "Und Karaoke?" "Kann ich nicht ausstehen." "Echt nicht? Ich liebe Karaoke." Kaoru schüttelte angewidert den Kopf. "Ich bin zwar ein Musikfreund, aber ich kann beim besten Willen nicht singen." "Schade, sonst hätten wir mal gemeinsam singen gehen können. Wäre bestimmt lustig geworden." "Ich singe nicht mal unter der Dusche. Das höchste der Gefühle ist, wenn ich mal summe. Das war's dann aber auch schon." Nach insgesamt sechs Spielen stellte Kaoru plötzlich fest, dass er wohl nicht mehr nach Hause würde laufen können, bzw. bezweifelte er, ob er es noch bis zur U-Bahn-Haltestelle schaffen würde. Die schien das zu merken und schlug kurzerhand vor, Kaoru nach Hause zu bringen. "Wenn's Ihnen... Sorry, wenn's dir nichts ausmacht." sagte Kaoru kleinlaut. "Macht es nicht. Wenn es das täte, hätte ich's ja nicht vorgeschlagen." lächelte Die. Er hatte zwar auch schon einiges intus, aber er war noch um einiges klarer im Kopf als Kaoru. Na ja, und er hatte nach dem zweiten Bier zu Cola gewechselt, er hätte ja so oder so noch fahren müssen. Aber da das Schicksal selten Kaoru's Freund war, kam es ganz anders als geplant. In dem Moment, in dem die beiden die klimatisierten Räumlichkeiten der Bowlingbahn verlassen hatten und nach draußen in die stickige Hitze kamen, machte Kaoru's Kreislauf schlapp und er brach bewusstlos zusammen. Die hatte es im letzten Moment noch geschafft, seinen Arm zu packen, sodass er nicht gleich auf die Erde krachte. -Na Klasse...- dachte der Rotschopf und tätschelte leicht die Wangen des bewusstlosen Mannes. Typisch für die ignorante Bevölkerung: Alle Passanten rannten an den beiden vorbei, taten so, als würden sie nicht sehen, was dort vor sich ging. Mit einem Ächzen hob Die den 55 kg leichten Kaoru hoch und schleppte ihn die nächsten zwei Meter zu seinem Auto, lehnte den bewusstlosen dann gegen das Auto und schloss die Tür auf. "Du machst Sachen, ts ts ts..." machte Die und schüttelte den Kopf, während er Kaoru in den Beifahrersitz setzte und anschnallte. "Wehe du kotzt mir mein Interieur voll..." Eine halbe Stunde später stoppte der Wagen in der Tiefgarage des Asaka-Buildings. Kaoru war noch immer nicht aufgewacht und Die schätzte mittlerweile, dass der junge Mann einfach nur seinen Rausch ausschlief. Klar, Die hätte ihn natürlich in seine eigene Wohnung gebracht, er wusste nur leider nicht, wo die war. Was blieb ihm also anderes übrig, als Kaoru mit zu sich zu nehmen? Außerdem könnte er ihn so im Auge behalten, falls es ihm doch noch irgendwie schlecht gehen sollte. Okay, er hätte ihn auch ins Krankenhaus bringen können, aber so recht gewollt hätte Kaoru das sicher nicht. Zumindest dachte Die so. Er selbst hielt sich ja auch nicht gern im Krankenhaus auf. Die beiden hatten einen so guten Start gehabt, das wollte Die sich nicht versauen. Im Apartment im 26. Stockwerk angekommen schleifte Die Kaoru ins Schlafzimmer, legte ihn vorsichtig auf's Bett und zog die Vorhänge zu. Nachdem er beim Anblick von Kaoru kurz gegrinst hatte, zog er ihm die Schuhe aus, schlich dann aus dem Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich. -Eigentlich müsste ich davon ein Foto machen, damit er bei dieser Hitze nie wieder Alkohol trinkt.- Auf seinem Weg vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer fischte er sein Telefon von der Ladestation und wählte Shinya's Nummer. "Oh hey, was gibt's? Ich wollte mich gerade auf den Weg zu dir machen, Die-kun." "Deshalb ruf ich ja an. Mir ist leider etwas dazwischen gekommen, ich muss gleich noch mal ins Büro und ein paar Sachen erledigen. Vielleicht morgen. Ja? Dann hole ich dich zu Hause ab und wir fahren an den Strand. Klingt gut, oder?" "Okay. Ist zwar schade, aber nicht zu ändern. Dann bis morgen." "Ich melde mich vorher noch mal bei dir. Bis morgen." Die legte auf, ließ das Telefon neben sich auf die Couch fallen und stöhnte auf. Ja, er fühlte sich ein wenig mies, Shinya zu verschweigen, dass Kaoru in seinem Bett lag und schlief wie ein Baby. Aber wie sollte er ihm das sagen? So oder so, Shinya würde stinksauer sein. Da machte es dann plötzlich 'puff', auf seiner rechten Schulter erschien ein kleines Teufelchen. "Ich würde das Shinya nicht sagen, wenn ich du wär. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß." Noch mal 'puff', linke Schulter, ein kleines Engelchen. "Aber er hat ein Recht darauf zu wissen, was los ist." Teufelchen: "Wieso? Der schläft doch nur hier!" Engelchen: "Halt's Maul, dich hat keiner gefragt!" Teufelchen: "Zicke! Ich geh eine rauchen. Tschüss!" Stunden später: Kaoru wachte auf, es war dunkel und die Luft war kühl. Er fühlte sich, als hätte jemand seinen Kopf in Watte gepackt, er hörte fast nichts, keinen Straßenlärm, nichts. Aber neben ihm war noch jemand. Er war nicht allein. Da Kaoru aber für alles eine Erklärung hatte, hatte er hierfür auch eine auf Lager. "Haruka?" fragte er in die Dunkelheit, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, und stützte sich auf den Ellenbogen auf. Keine Antwort. "Ich... hab gewusst, dass du es dir noch einmal überlegen würdest, Haruka-chan..." sagte Kaoru leise und lehnte sich zu der anderen Person herüber. Seine rechte Hand strich kurz über nackte Haut und der Körper neben ihm bewegte sich leicht. Kaoru's Fingerspitzen fuhren langsam über einen schlanken Oberarm, weiche, warme Haut, während er sich weiter vorbeugte. Ganz behutsam, so als könne er irgendetwas zerbrechen, drückte er einen Kuss auf die ihm zugewandte nackte Schulter, ließ sich dann wieder in die Kissen fallen. "Schön, dass du wieder da bist..." flüsterte er noch, wickelte einen Arm um den schlafenden Körper neben sich und driftete wieder ins Traumland ab. Morgens wachte Die auf und fand sich in einer festen Umklammerung wieder. Er drehte den Kopf nach rechts, blickte dann auf eine Unmenge lilafarbener Haare, dahinter versteckt ein, für einen Mann, recht hübsches und weiches Gesicht. Die Lippen des anderen Mannes formten im Schlaf immer wieder ein Wort. "Nani?" fragte Die leise und musste lächeln, Kaoru's Atem kitzelte ihn am Hals und an der Schulter. "Haruka-chan..." hauchte Kaoru ebenso leise. "Haru... ka..." "Hai?" Diesmal die Stimme verstellt, als wäre er ein Mädchen. "Aishiteru..." Noch immer lächelnd befreite Die sich aus der Umarmung und kletterte aus dem Bett. Dann verharrte er einen Moment, vor dem Bett stehend, beobachtete Kaoru. -Weia, wer auch immer 'Haruka' ist, sie hat einen immensen Einfluss auf ihn!- Die grinste wie ein Honigkuchenpferd als er die Beule in Kaoru's Jeans bemerkte. "Süße Träume noch." sagte er leise kichernd und ging aus dem Schlafzimmer um sich um das Frühstück zu kümmern. Okay, sich um das Frühstück kümmern bedeutete im Klartext eine ihm altbekannte Nummer zu wählen und sich etwas bei einem Luxus-Restaurant zu bestellen. Die meiste Zeit frühstückte er eh nicht, nur dann, wenn Besuch da war. "Ah, gozaimasu, Andou-san! Das übliche?" fragte die junge Dame am anderen Ende der Leitung. "Genau. Für zwei Personen bitte. Und hätten Sie eventuell noch eine Kopfschmerztablette da, die Sie mir überlassen könnten? Ich schätze mal, mein Kollege wird die dringend brauchen." "Ich werde mal schauen, was sich machen lässt. Ihre Bestellung wird dann wie üblich in 45 Minuten geliefert." "Vielen Dank!" "Nein, ich danke Ihnen. Bis zum nächsten Mal!" "Bai bai." sagte Die und legte auf. Sein Blick fiel auf die große, runde Wanduhr, die in der Küche an der Wand hing. Eigentlich war es schon nicht mal mehr Zeit für Frühstück, es war immerhin schon nach 11 Uhr. Keine zwei Minuten später hörte er Schritte, im nächsten Moment stand Kaoru neben ihm und blinzelte ihn fragend an. "Wie komme ich denn hierher?" fragte er und strich sich ein paar seiner wirren Haare aus der Stirn. "Na ja, als ich dich gestern nach Hause bringen wollte, bist du plötzlich umgekippt. Und da ich nicht wusste, wo du wohnst, habe ich dich mit zu mir nach Hause genommen." erklärte Die und fing wieder an zu grinsen. "Oh... Dankeschön... Dann mache ich mich jetzt wohl besser auf den Heimweg." "Quatsch. Du frühstückst jetzt erst mal. Ist gleich da." "Gleich da?" "Na ja, ich bin in der Küche eine ziemliche Niete, frühstücke außerdem selten, deshalb lass ich mir was bringen." Kaoru nickte, rückte dann seine Klamotten gerade. "Und ich bin einfach umgefallen?" "Yep." "Ich kann mich an nichts erinnern..." "Macht nichts. Ich hab dich einfach in mein Bett gepackt und fertig aus." lachte Die. "Das liegt am Wetter..." "Schon möglich. Kann es sein, dass du keinen Alkohol verträgst?" "Eigentlich schon, aber bei dieser Hitze..." "Möchtest du vielleicht eben duschen? Ich kann dir auch was zum anziehen ausleihen. Meine Klamotten dürften zwar ein bisschen groß sein, aber als Übergang wird's schon gehen, denke ich." "Gute Idee." nickte Kao. Die zeigte ihm also wo das Bad ist, legte ihm ein Handtuch raus und schlüpfte durch die Tür. Der Gedanke, dass Kaoru in seiner Dusche stand, sich mit seinem Duschgel wusch, machte ihn ganz zittrig. Die konnte nicht sagen, dass er Kaoru nicht sexy und anziehend fand. Nein nein. Das war sogar einer der Gründe, warum Kaoru in der Andou-Corporation überhaupt eingestellt worden ist. Die's Vater hatte nach dem Vorstellungsgespräch noch Zweifel gehabt, aber da Die's Herz einen Freudensprung gemacht hatte, als Kaoru den Raum betreten hatte, hat er seinen Vater gebeten, dem jungen Architekten eine Chance zu geben. Also hatte Kaoru nur wegen Die's kleiner Verliebtheit seine Stelle bekommen. Die hatte allerdings nicht vorgehabt, Kaoru jemals davon zu erzählen. Als Kaoru ein paar Minuten später wieder in die Küche kam musste Die sich arg zusammenreißen, nicht rot anzulaufen. Kaoru sah in seinen Anziehsachen einfach zu niedlich aus, außerdem waren seine Haare noch klatschnass und hingen ihm ins Gesicht. "Kaffee?" fragte der Gastgeber und drehte Kaoru schnell den Rücken zu. "Danke." "Mit Milch? Zucker?" "Nein, schwarz." antwortete Kaoru und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen. -Weia, das sind so ziemlich die komfortabelsten Küchenstühle, auf denen ich je gesessen habe...- "Sag mal, wer ist eigentlich Haruka?" Kaoru machte große Augen. "Du hast gestern im Delirium mehrmals leise ihren Namen geflüstert." erklärte Die weiter, bevor es zu Missverständnissen kommen würde, die keine Missverständnisse waren. "Haruka ist... war meine Verlobte." "Oh." "Besser gesagt... An dem Tag, als ich sie fragen wollte, ob sie mich heiraten möchte, hat sie mir gestanden, dass sie schon seit ein paar Monaten jemand anderen liebte... Eine Frau, um ehrlich zu sein..." "Das ist übel." "So desu, hai..." "Und wie lange ist das her, wenn ich fragen darf?" "Ein knappes halbes Jahr." sagte Kaoru und wandte den Blick von Die ab. Jedoch zog Die es vor, plötzlich ganz dicht vor Kaoru zu stehen und ihm die Wange zu tätscheln. "Wird schon wieder. Bei dem Gesicht, kann doch keine Frau lange widerstehen, oder irre ich mich da?" Kaoru seufzte und zuckte die Schultern. "So einfach ist das nicht." "Glaub mir, wäre ich eine Frau, ich hätte dich nicht von der Bettkante geschubst." zwinkerte Die, wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder der Kaffeemaschine zu. -Kann es sein, dass... heute nacht... Dass das kein Traum war? Aber das es nicht Haruka war sondern er..?- dachte Kaoru und wurde knallrot. Der beste Beweis war doch, dass Die nur in einer knielangen Shorts herumlief, man bzw. Kaoru also genau sehen konnte, dass er ganz offensichtlich verdammt weiche Haut hatte und sehr schlanke Arme, wie Haruka auch. Langsam dämmerte es Kaoru. "Wo hast du eigentlich heute nacht geschlafen?" fragte Kaoru, nur um sicherzugehen. "Auf der Couch. Doshite ka?" "Nur 'ne Frage." "Oh, übrigens, wegen gestern: Du hast dich ja gewundert, dass sonst niemand gekommen ist." "Hab ich, stimmt." nickte Kaoru. "Das liegt daran, dass ich nur dir Bescheid gesagt hab." "Wieso das?" "Ich kenne alle in der Firma, alle außer dich. Selbst bei den Meetings hast du nie überflüssige Worte verloren, warst immer total in das Projekt vertieft, Smalltalk bist du stets aus dem Weg gegangen. Ich hab mich einfach gefragt, ob du immer so bist oder ob es am Ende an mir liegt, dass du nicht aus dir rauskommst." sagte Die und lächelte Kaoru entschuldigend an. "Schon okay. Im Endeffekt war's so glaube ich sogar besser. Wäre ja 'ne schöne Blamage vor den Kollegen gewesen, wenn ich vor denen umgekippt wäre wie so'n Mädchen." entgegnete Kaoru nervös lachend. Nach dem Frühstück brachte Die Kaoru noch nach Hause, hatte er ihm ja versprochen. "Gut, dann sehen wir uns morgen im Büro." sagte Die als Kaoru den Gurt gelöst hatte. Der angesprochene nickte. "Oh, und danke noch mal für die Einladung und die Hilfe gestern Abend." "Gern geschehen." lächelte sein rothaariger Chef. "Nicht das es nachher heißt, ich wäre ein Unmensch oder ein Monsterchef." 1:0 für Die. Kaoru stieg aus und verbeugte sich leicht. "Bis morgen." "Bis morgen, genau." Die wartete noch einen Augenblick, bis Kaoru die Haustür aufgeschlossen hatte, 1. um sicher zu gehen, dass er nicht wieder umkippte und 2. um ihm ein bisschen auf den Hintern schauen zu können. Am Montag morgen stand Kaoru pünktlich um acht in seinem Büro, holte seine Zeichenutensilien hervor und war ready to rumble. Aber vorher brauchte er noch einen Kaffee. Da er meist der erste im Büro war, musste er zwangsläufig auch selbst Kaffee kochen. So hatte er allerdings auch die Garantie, dass der Kaffee so war, wie er ihn wollte. Und wie er so mit dem Kaffeekochen beschäftigt war bemerkte er nicht, dass sich jemand von hinten an ihn heranschlich. "Buuuuh!!" Kaoru bekam einen halben Herzinfarkt und drehte sich ruckartig um, blickte dann in das strahlende Gesicht Die's. "Jetzt wach? Dann brauchst du nicht so viel Kaffee, Kaoru-kun." scherzte dieser und fing an zu lachen. "Ist auf die Dauer ungesund, wenn du nicht genug Wasser als Ausgleich trinkst." "Dir auch einen schönen guten Morgen." "Oh, schlecht drauf?" "Chotto, hai." "Doshite?" wollte Die wissen. "Keine Ahnung. Ist einfach so." Die lehnte sich lässig neben Kaoru an der Tischplatte an, legte den Kopf leicht schief. "Ich hab eine Idee." Während er sich seinen Kaffe zurecht machte, gab er einen Brummlaut von sich, den Die als 'und was?' auffasste. "Ich lade dich heute Mittag zum Essen ein. Kein Wunder, dass du schlecht drauf bist, dir fehlen bestimmt wichtige Vitamine." Eigentlich fand Kaoru es nur ein wenig blöde, dass Die plötzlich einen auf 'bester Freund' machte, nur weil die beiden zusammen bowlen waren. Derweil dachte Die natürlich weiter: bowlen und im gleichen Bett schlafen. "Ich werde die Mittagspause heute wohl ausfallen lassen. Zu viel Arbeit." sagte Kaoru kurz, nahm seine Tasse und verschwand in seinem Büro. Dort angekommen ließ er die Aluminium-Lamellen-Jalousien herunter und setzte sich an seinen Schreibtisch. Anscheinend war vor ihm doch jemand im Büro, sein ganzer Ablagekorb der mit 'Posteingang' beschriftet war, quoll über. Mit einem Mal flog die Tür auf und ein kleiner blonder Junge stürmte in sein Büro. "Hab noch was vergessen!" keuchte er und hielt Kaoru ein Paket unter die Nase. "Dankeschön..." sagte Kaoru, völlig baff. "Dafür hättest du dich aber nicht so abhetzen müssen, Kleiner." "Kleiner? Wie alt bin ich wohl?" fragte der blonde empört und baute sich zu seiner vollen Größe von sagenhaften 160 cm auf (Anm. d. A.: Da ich noch ein Stück kleiner bin, darf ich solche Sachen schreiben!). "Keine Ahnung... Vielleicht fünfzehn, sechzehn Jahre alt?" "Ich bin 23 und studiere Design und Architektur im 6. Semester!" "Gomen, konnte ich ja nicht wissen." "Außerdem arbeite ich schon länger hier, als du!" "Tschuldigung." "Mein Name ist übrigens Kyo." "Freut mich... Ich heiße Kaoru." "Ich weiß, steht ja auf deinen Briefen, deinen Paketen und draußen an deiner Tür." winkte er ab. "So, ich muss jetzt noch ein bisschen weitermachen. Man sieht sich." Mit diesen Worten war er wieder aus dem Zimmer gestürmt, so schnell wie er gekommen war. Kaoru arbeitete sich als erstes also durch den riesigen Post-Berg, machte sich dann daran, Stoffproben und ähnliches, die mit der Post gekommen waren, den jeweiligen Räumen und Etagen des Maori-Projekts zuzuordnen. Es war schon fast Mittag, als er endlich anfangen konnte, etwas an seinem großen Zeichenbrett zu zeichnen. Und just in dem Moment, als er freihändig zugange war, flog die Tür erneut auf und der Bote, Kyo, stand wieder im Raum. Kaoru erschrak sich dermaßen, dass er seinen Tuschestift einmal quer über das Zeichenbrett zog und kreidebleich das entstandene Desaster betrachtete. "Wenn du noch einmal mit so einem Affenzahn hier reinstürmst, dann kannst du was erleben! Dann ist es mir scheißegal, ob du kleiner bist als ich!" sagte Kaoru, als er sich wieder halbwegs gefasst hatte. "Sorry, ich-" "Ich weiß! Du hattest es sicherlich ganz besonders eilig, oder? Trotzdem! Klopf an und platz hier nicht immer so rein! Verstanden?" "Tut mir wirklich leid..." sagte Kyo kleinlaut. "Es ist nur... Andou-junior hat mir diesen Brief für dich gegeben und gesagt, es wäre wirklich super dringend und wichtig." Kaoru riss dem jüngeren den Umschlag aus der Hand und 'schuuuuhte' ihn mit einer Handbewegung aus dem Zimmer. Im gleichen Moment find das Faxgerät neben dem Schreibtisch an zu surren. Der Architekt nahm das Fax und las laut: "Attention! Kyo wird gleich mit einem Affenzahn in dein Büro stürmen! Erschreck dich also nicht! Die" Kaoru zog die Brauen zusammen, presste seine Lippen sosehr aufeinander, dass sie einen dünnen Strich bildeten und schrieb ein Antwortfax: "Zu spät! Knappe drei Stunden Arbeit sind ruiniert! Damit hat sich die Mittagspause endgültig erledigt!" Wie als wenn er sich entschuldigen wollte, brachte Kyo ihm am Abend, als die meisten Kollegen schon gegangen waren, eine Tasse Kaffee in sein Büro. "Es tut mir ehrlich leid. Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?" Kaoru überlegte einen Moment, gab Kyo dann ein Cutter-Messer. "Seppuku?" fragte der kleinere, wie im Schock. "Hä? Nein, du kannst mir helfen, die Tusche vom Papier zu kratzen, dann ist die Zeichnung nicht völlig verloren." "Alles, wenn du nur nicht mehr sauer auf mich bist." "Schon okay. Ich hatte heute eh 'nen schlechten Tag. Also... Sorry, dass ich dich so angebrüllt habe." "Macht nix." Während die beiden also die Zeichnung retteten surrte erneut das Faxgerät. Wieder ein Fax von Die. "Abendessen?" Kaoru seufzte und griff zum Telefon, wählte dann die Nummer von Die's Büro. "Also?" "Ich bin noch am arbeiten." "Und danach?" "Es kann sich nur noch um Stunden handeln." entgegnete Kaoru schnell. "Soll ich helfen?" "Hab schon Hilfe bekommen, danke." "Okay. Dann sieht man sich morgen, ja?" "Ja. Bis dann. Schönen Abend noch." "Wow, da kann ich ja sogar noch einiges bei lernen." staunte Kyo, als die Digitaluhr auf dem Schreibtisch bereits 10 Uhr zeigte. "Stimmt wohl... Sorry! Ich hab gar nicht bemerkt, wie spät es schon ist! Wenn du willst, kannst du ruhig gehen. Den Rest bekomme ich locker alleine fertig." "Echt?" Kaoru nickte und lächelte Kyo freundlich an, das erste Mal überhaupt. "Okay. Ich geh nur ungern, aber ich geh. Dann bis morgen." "Bis morgen." nickte Kaoru. Als Kaoru das nächste Mal auf die Uhr schaute stellte er fest, dass die letzte U-Bahn, die ihn nach Hause bringen hätte bringen können, vor gut zehn Minuten abgefahren war. Taxi war viel zu teuer, besonders in diesem Teil der Stadt. Na ja, wozu hatte er denn so einen gemütlichen Chef-Sessel vor seinem Schreibtisch stehen? Gerade als Kaoru seine Sachen zusammenpackte klopfte es an der Tür, im nächsten Moment stand Die im Türrahmen. "Du bist ja echt noch hier. Ich hatte erst gedacht, du hättest nur vergessen, das Licht aus zu machen." sagte Die. Kao schüttelte den Kopf, schloss die oberste Schublade des Rollcontainers unter dem Schreibtisch, drehte sich erst dann zu Die herum. "Und du? Was machst du noch hier?" "Wieder trifft es besser. Ich bin zufällig hier vorbeigefahren und habe gesehen, dass hier noch Licht brennt. Ist eher selten, dass Angestellte hier nach Mitternacht noch arbeiten, wenn du verstehst. Möchtest du etwa Mitarbeiter des Monats werden? Du bist ja noch nicht einmal 'nen ganzen Monat hier. Oder Mitarbeiter der Woche? Des Tages? Was hättest du gern?" "Ts." machte Kaoru, fing im nächsten Moment aber doch an zu lachen. "Hätte ich vorher gewusst, in was für einem Saftladen ich arbeiten würde, dann hätte ich's mir anders überlegt." "Ach was! Saftladen?" fragte Die, sein Gesichtsausdruck hatte sich von einer Sekunde zur nächsten derbe verfinstert. "War ein wenig unklug ausgedrückt." "Allerdings." nickte der Rotschopf. "Kyo, dieser Kleine, der könnte doch Mitarbeiter des Monats werden. So viel Enthusiasmus wie der hat, sollte jeder haben." "Dafür braucht er ja erst mal 'nen richtigen Anstellungsvertrag. Er macht doch im Moment nur das Mädchen für alles, um sich sein Studium zu finanzieren." "Stimmt... Es kann ja nicht jeder mit reichen Eltern gesegnet sein." "Weia, höre ich da leichte Bissigkeit in Ihrer Stimme, Niikura-san?" grinste Die. "Na komm, ich fahr dich nach Hause." Draußen hatte es mittlerweile angefangen, aus Kübeln und Eimern zu regnen. Nach dem kurzen Weg, vom Gebäudeausgang zum Parkplatz, sind Die und Kaoru komplett nassgeregnet gewesen. Aber sie hatten ihren Spaß. Kaoru konnte jetzt irgendwie nicht mehr leugnen, dass Die ihm mehr als einfach nur sympathisch war, vielleicht hatte er deshalb am Morgen so gereizt reagiert, als Die einen auf gut Freund gemacht hatte. Ein eindeutiges Zeichen: Verdrängung. Eigentlich war es ihm sogar willkommen, dass Die offensichtlich gerne Zeit mit ihm verbringen wollte, sei es nun eine Einladung zum Mittagessen oder sonst etwas. -Er ist halt doch ein Gentleman...- dachte Kaoru beiläufig als er hinter Die zu dessen Auto herging. "Kannst du dich noch ein bisschen auswringen, bevor du dich reinsetzt?" fragte Die während er die Türen aufschloss. "Sicher. Warte einen Moment." antwortete Kaoru und verdrehte dermaßen seine Gliedmaßen, dass es Die beim Anschauen fast wehtat. "Was bist du? Ein Schlangenmensch? Ein Alien?" "Was'n? Du hast doch gesagt ich soll mich auswringen! Dann mach ich das und es ist auch nicht richtig! Männer!" Daraufhin brachen beide in schallendes Gelächter aus. ~~*~~ TBC ~~*~~ So... Habe jetzt zwar Yamapi und Kame ein wenig vernachlässigt, aber die zwei werden in Zukunft nicht zu kurz kommen, denke ich. Mal schauen, wie ich die beiden am besten wieder in die Story einbaue... Bis bald! Kapitel 4: Erste Zugeständnisse ------------------------------- "Hey, hättest du am Wochenende Zeit und Lust, mal wieder bowlen zu gehen?" fragte Die Kaoru am nächsten Freitag. Es war schon nach 19 Uhr, aber Kaoru dachte nicht daran, schon Feierabend zu machen. "Mal schauen..." entgegnete Kaoru und legte nachdenklich die Stirn in Falten. "Ich würd mich echt freuen. Außerdem spielst du gar nicht so schlecht, wie du meinst." Kaoru nickte kurz. "Meinst du-" "Ja?" "Der Vorsprung hier... Ist der nicht zu klobig?" fragte Kao und deutete auf die Zeichnung vor sich. Mit einem Seufzer betrachtete Die die Zeichnung. "Der Kunde möchte es so klobig und groß. Er hat's nicht so mit verspielten Formen." "Verspielte Formen, hu? Darunter versteh ich was anderes..." "Deshalb bist du ja auch der Architekt für dieses Projekt." strahlte Die und verschränkte die Arme vor der Brust. "Irgendjemand muss ihm ja zeigen, wie man ein großes Gebäude schön aussehen lässt." "Oh ja und dafür ist ein Studienabgänger natürlich genau der Richtige..." "Kaoru?" "Hm?" "Deine Arbeiten sind wundervoll, perfekt. Außerdem bist du, so wie ich, noch frisch in diesem Geschäft, unverbraucht. Dass ist es doch, was die Kunden wollen." "Aber auf verspielte Formen kann er verzichten, oder wie?" Jetzt dämmerte es Die. Ja, es war ein Widerspruch in sich. "Na, was weiß ich. Solange es ihm gefällt, gibt's doch kein Problem." "Wenn du das sagst..." "Komm schon, Kaoru, mach Schluss für heute und komm mit mir mit 'ne Kleinigkeit trinken." "Heute nicht." "Und bowlen?" "Ich überleg's mir." "Sugoi." "Wolltest du mir nicht eigentlich hierbei helfen?" "Tu ich doch." Kaoru wollte gerade sagen: "Das einzige was du tust, ist mich mit Blicken zu durchbohren." Aber er hielt sich zurück. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. "Mist, ich muss los." "Hast du 'ne Verabredung?" "So in etwa." Obwohl Die's Herz bis in seine Füße gefallen war, hielt er sein Lachen aufrecht und fragte: "Und? Wer ist die glückliche?" "Keine Frau, Die." "Nicht? Etwa ein Mann?" "Ja. Mein bester Freund Tomohisa und ich haben eine Verabredung." "Verstehe." "Und du? Du hast doch sicherlich auch ein Privatleben, oder nicht?" wollte Kaoru wissen während er schon mal die Utensilien wegräumte. "Na ja, ein bisschen." Mit Grauen dachte Die daran, wie wütend Shinya derzeit auf ihn war. Nein, er hatte 'die Sache' mit Kaoru nicht herausgefunden. Es war nur das alte Thema 'Die hat für mich keine Zeit mehr'. Was das betraf war Shinya wirklich schlimmer als jede Frau, mit der Die bisher ausgegangen war. Und genau deshalb fand Die immer häufiger Ausreden, wenn Shinya ihn nach seiner Abendplanung fragte. "Sorry, ich muss arbeiten." "Heute ist noch ein wichtiges Meeting, danach Abendessen mit dem Kunden, gomen ne." Solche Sachen sagte er mittlerweile fast automatisch. Und ganz ehrlich: Es passte ihm überhaupt nicht in den Kram, dass Shinya sich derart an ihn klammerte. Es gab doch soooo viele junge, attraktive Männer in Tokyo, die genauso gepolt waren wie er, warum konnte Shinya sich also nicht einfach einen von denen nehmen und Die in Ruhe lassen? "Außerdem ist heute Freitag, Die, und du bist ein Mann im besten Alter. Geh raus, amüsier dich und hab Spaß." sagte Kaoru, nachdem Die eine Weile kein Wort mehr über die Lippen gekommen war. "Klasse Tipp, danke Kaoru." griente Die, verzog im nächsten Moment das Gesicht zu einer traurigen Grimasse. "Daraus wird aber nichts, denke ich. Bei mir ist diese Woche eine ganze Menge Arbeit liegengeblieben." Kaoru zog die Stirn in Falten. Natürlich durchschaute er Die's Spiel. Und er ging darauf ein. Wie er schon festgestellt hatte, verbrachte auch er gern Zeit mit seinem Chef, auch wenn dieser ihm nach den anfänglichen 'Erkenntnissen', was seine Zuneigung zu Männern anging, nicht ganz geheuer gewesen ist. "Na ja, wenn du möchtest, kannst du mit mir mitkommen. Dann kommen wir morgen zusammen noch mal her und arbeiten das ab, was bei dir liegengeblieben ist. Ist das ein Angebot?" "Hm... Eigentlich schon. Aber... willst du deine Stunden morgen dann ausbezahlt haben? Oder reicht dir ein kleiner Obolus?" "Schwachkopf! Ich sag das nicht des Geldes wegen, sondern weil ich dir helfen möchte! Komm jetzt, Tomohisa hat's nicht gern, wenn man sich verspätet." lachte Kaoru und zerrte Die am rechten Ärmel hinter sich her. Natürlich staunte Yamapi nicht schlecht, als Kaoru zusammen mit seinem Chef am vereinbarten Treffpunkt aufkreuzte. Aber Die hielt sich zuerst diskret im Hintergrund, nickte ab und an und lauschte gespannt, was die zwei besten Freunde sich alles zu erzählen hatten. Natürlich genoss er es auch, in Kaoru's Nähe zu sein. Das war nämlich auch der Grund, dass bei ihm so viel Arbeit übrig war: Er hatte die meiste Zeit der vergangenen Woche in Kaoru's Büro verbracht und mit ihm zusammen an den Zeichnungen gearbeitet, statt seine eigenen Sachen zu erledigen. "Und was machst du beruflich, Tomohisa-san?" fragte Die zu fortgeschrittener Stunde. "Oh, ich bin derzeit auf Jobsuche. Ich habe zusammen mit Kao studiert, das gleiche Fach, aber eine Note schlechter abgeschlossen. Jemanden wie mich nimmt natürlich keiner." Kaoru schüttelte den Kopf. "Du hast auch erst drei oder vier Bewerbungen geschrieben. Da wundert mich das überhaupt nicht." "Dann ist es für dich vielleicht schön zu hören, dass wir in unserer Firma eine weitere Architekten-Stelle zu vergeben haben?" "Was?" fragte Yamapi und blinzelte Die mehr als einfach nur ungläubig an. "Ja, hat sich erst heute entschieden. Komm doch einfach Montag gegen 10 Uhr vorbei, bring deinen Lebenslauf und den ganzen Kram mit. Ich werde auch ein gutes Wort für dich bei meinem Vater einlegen." "Echt? Das wäre natürlich die Chance." "Wenn Kaoru eher mal gesagt hätte, dass er mit einem anderen, arbeitslosen Architekten befreundet ist, dann hätte ich natürlich auch eher was gesagt." lachte Die. "Ich konnte ja nicht wissen, dass noch eine Stelle frei ist." verteidigte Kaoru sich. "Wie dem auch sei, das muss gefeiert werden!" sagte Yamapi, winkte die Bedienung an den Tisch und bestellte noch mal ein Glas Bier für jeden. So war Yamapi auch der erste, der relativ schnell, relativ betrunken war. "Ich glaub *hicks* ich fahr nach Hause... Ruft mir wer ein Taxi?" "Ich kann dich auch nach Hause fahren." bot Die an. "Oh, danke aber ich verzichte. Ich ruf mir einfach ein Taxi. Wird schon schief gehen." grinste Tomohisa und rappelte sich mühsam von seinem Stuhl auf, legte dann Geld für seine Getränke auf den Tisch. "Hier... Das müsste so stimmen. Man sieht sich!" "Ich ruf dich morgen mal an, Yamapi!" rief Kaoru dem betrunkenen noch hinterher. Die strahlte sein Gegenüber fröhlich an, er hatte sichtlich Spaß an der Situation, die jetzt eingetreten war: Er und Kaoru alleine, endlich. "Wo hast du eigentlich studiert, Die?" "In Amerika." "In Amerika?" "Hai." "Ich hab mich schon gewundert, dass ich dich auf der Uni nie gesehen habe, wir haben ja immerhin das gleiche studiert und gleichzeitig abgeschlossen." "Mein Vater war dafür, dass ich in Amerika studiere um noch mehr ungewöhnliche Einflüsse in die Firma einzubringen." "Und hat's geholfen?" "Na ja, Architektur ist Architektur. Der einzige Unterschied war halt, dass ich alles auf Englisch lernen musste." zuckte Die die Schultern. Wie abgemacht trafen sich Die und Kaoru am nächsten Tag um elf im Büro. Kaoru war gerade damit beschäftigt Kaffee zu kochen, als Die kam. "Entschuldige bitte die Verspätung, ich hab im Stau gestanden." sagte Die, er machte einen abgehetzten, unausgeschlafenen Eindruck. Kaoru lächelte nur, gab ihm dann eine Tasse Kaffee. "Hier. Ich glaube, den brauchst du." "Danke." "Bist du gestern etwa doch noch um die Häuser gezogen, als ich schon weg war?" "Ein bisschen." "Sieht nicht nach 'ein bisschen' aus, um ehrlich zu sein." "Na ja, ich habe zufällig noch ein paar Leute getroffen, die ich von früher kenne, da ist es halt ein bisschen später geworden." Die's Handy klingelte. Ohne auf die Nummer des Anrufers zu achten, nahm er den Anruf entgegen. "Moshi moshi!" "Die, ich bin's, Shinya. Wo bist du?" "Im Büro." "Schon wieder?" "Ja. Ich habe dir doch gesagt, dass viel zu tun ist." "Bist du alleine dort?" "Nein. Niikura-san ist auch noch hier." "Schau an..." "Was soll das heißen?" "Ich dreh durch, wenn ich diesen Namen noch einmal höre!" Kaoru tat derweil so, als wäre nichts, als bekäme er nicht mit, dass die Person am anderen Ende der Leitung Stress machte. "Ich kann's nun mal nicht ändern. Okay? Ich lege jetzt auf." "Sag mir doch einfach ehrlich, was da läuft, zwischen Niikura-san und dir!" "Nichts, verdammt. Tschüss!" Mittlerweile war Die's Kopf rot vor Wut. "So, wollen wir dann?" Kaoru nickte nur, dackelte dann hinter Die her. In Die’s Büro angekommen, wurden die zwei von einem riesigen Chaos begrüßt: Überall lagen Zeichnungen, Briefe, Faxe, dazwischen Kaffeetassen und dergleichen mehr. "Au weia... Das bedeutet wirklich eine Menge Arbeit...“ seufzte Kaoru. "Gomen.“ sagte Die mit einem entschuldigenden Lächeln. "Vielleicht solltest du erst mal eine Putzkolonne hier durchschicken, Die." Plötzlich rappelte und schepperte es draußen im Flur. Kaoru steckte seinen Kopf durch die Tür und sah Kyo, wie er eine schwere Leiter durch die Gegend schleppte. "Ohaiyo Kyo-kun. Was treibt dich hierher? Und warum schleppst du die Leiter mit dir herum?“ "Schönen guten Morgen.“ entgegnete Kyo mit einem Lächeln. "Ich wollte im Archiv aufräumen, bin aber gestern nicht mehr dazu gekommen. Also komme ich heute her, am Wochenende, und erledige das.“ Jetzt kam auch Die zur Tür. "Hast du einen Schlüssel?“ "Was? Nein, der Hausmeister hat mich reingelassen.“ "Okay.“ nickte Die und ging zurück zu seinem Schreibtisch. "Also, man sieht sich.“ keuchte Kyo, schulterte die Leiter und schepperte den Gang entlang. "Sollte ihm nicht jemand mit der Leiter helfen?“ wollte Kaoru wissen. "Mein lieber Kollege, wenn du so weitermachst und allen helfen möchtest, dann wird deine Gutmütigkeit bald ausgenutzt werden. Außerdem ist er eine Aushilfskraft und du bist der diplomierte Architekt. Es gibt Grenzen, die gewahrt werden müssen.“ "Okay, war nur eine Frage...“ Kaoru wunderte sich über Die’s Ton. Sonst war er immer freundlich gewesen, aber plötzlich klang er richtig böse, so als wollte er, dass Kyo sich mit der Leiter abmühte und sich wahrscheinlich noch den Rücken kaputt machte. "Hab ich bis jetzt auch nicht gekannt, dass Aushilfen ihre Samstage in der Firma verbringen." "Hast ihn doch gehört, Kaoru, er macht das freiwillig. Es hat ihn keiner gezwungen, heute herzukommen." erwiderte Die ein wenig kaltschnäuzig. Etwa drei Stunden später war ein Großteil erledigt und die beiden machten sich auf den Weg zum Gebäudeausgang. Kaoru's Handy klingelte. "Moshi moshi!" "Niikura-san desu ka?" fragte eine weibliche Stimme. "Hai." "Sugoi. Ich habe deine Telefonnummer von deiner Mutter, falls du dich wunderst." "Kagura?" "Genau." "Da wundere ich mich allerdings." Kaoru war mehr als einfach überrascht. Ihre Stimme klang so angenehm, ihm liefen wohlige Schauer über den Rücken. "Bist du schon in Tokyo?" "Ja, seit Mitte der Woche." "Schön." "Und ich... Na ja, ich wollte fragen, ob du vielleicht heute ein bisschen Zeit hättest? Wir könnten über alte Zeiten quatschen und so. Wir haben uns ja doch eine Weile nicht gesehen." "Eine Weile ist gut. Fast elf Jahre." Derweil sah Die ihn komisch von der Seite an. Kaoru's zufriedener Gesichtsausdruck passte ihm ganz und gar nicht. Kurzentschlossen entschuldigte Kaoru sich eine Sekunde bei Kagura und hielt seine Hand über sein Keitai. "Sorry, Die. Das ist quasi ein wichtiges Gespräch, wenn du verstehst." lächelte er, winkte noch kurz und machte sich von dannen, in die andere Richtung, in die Die gehen musste. -Na super...- dachte Die, zog die Stirn in Falten und ging mit hängenden Schultern zu seinem Auto. "Wenn du möchtest, können wir uns gleich treffen. Ich hab Zeit. Ich kann ich ja zum Mittagessen einladen. Wie wäre das?" fragte Kaoru und fischte im Gehen seine Zigaretten aus seiner Jackentasche. "Klasse Idee. Mein Herd ist noch nicht angeschlossen und ich kann mir nichts zu essen machen." entgegnete Kagura sofort. Kaoru erkannte an ihrer Stimme, dass sie offensichtlich strahlte vor Freude. Nur eine dreiviertel Stunde später trafen Kaoru und Kagura sich also nach über zehn Jahren wieder. Und Kaoru ist fast die Kinnlade runtergegangen, als er sie gesehen hat. Kagura war in seinen Augen nie hässlich gewesen, aber ein schöner Schwan war sie nicht, zu Grundschulzeiten. Das hatte sich mittlerweile allerdings deutlich geändert: Kagura war etwa 1,65 m groß, gertenschlank und wunderschön. Ihre Haut war milchig-weiß, fast durchsichtig, wie eine Porzellanpuppe sah sie aus. "Ich freu mich wirklich, dich mal wiederzusehen." sagte sie zur Begrüßung und verbeugte sich leicht. "Na, und ich erst..." Kaoru war völlig baff. "Komm, ich sterbe vor Hunger." lächelte Kagura und deutete auf das gemütliche italienische Restaurant auf der anderen Straßenseite. Während des Essens wurde also über alte Zeiten geredet, Sachen, die in der Grundschule passiert waren, Dinge, die danach passiert sind. Dazu muss angemerkt werden, dass Kaoru, Kagura und Yamapi damals eine 'Clique' bildeten und alles gemeinsam gemacht haben. Nach der Grundschule sind Kagura's Eltern mit ihr in einen anderen Stadtteil gezogen, sie musste auf eine andere Schule gehen und der Kontakt riss immer mehr ab, bis schließlich nichts mehr davon übrig gewesen ist. "Hast du denn sonst noch Kontakt zu Leuten aus der Grundschule?" fragte Kagura irgendwann. "Oh, Yamapi und ich sind noch immer beste Freunde." "Wirklich? Würde mich ja auch interessieren, was aus ihm geworden ist." "Das gleiche, wie aus mir." "Tatsächlich?" Kaoru nickte und lächelte sein hübsches Gegenüber an. "Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass wir uns noch mal wiedersehen würden." "Und dann auch noch von deiner Mutter vermittelt." lachte Kagura. Er nickte. "Eigentlich eine fast paradoxe Vorstellung..." (Anm. d. A.: Nicht vergessen: Der Mann hat studiert, der kennt solche Wörter ^__^) Kagura legte den Kopf leicht schief. "Ich freu mich trotzdem. Ich meine, wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden in Japan überhaupt jemals wiedertrifft? Da kann man doch beinahe von Schicksal sprechen, dass ich deine Mutter getroffen habe." "Glaub mir, solche Schicksalsfügungen mag ich." "Wie wär's, wenn wir noch ein Stück spazieren gehen?" "Gern." nickte Kaoru und winkte die Bedienung an den Tisch um die Rechnung zu bezahlen. Ehrlich gesagt hatte er Mühe, sein schockiertes Gesicht zu verbergen, als er sah, wie hoch die Rechnung tatsächlich war. -Das bedeutet, die nächste Woche wohl nur Futter aus der Dose...- "Ich hoffe ja, dass Montag endlich der Elektriker kommt um meinen Herd anzuschließen. Dann revanchier ich mich natürlich gerne mit einem selbstgekochten Abendessen bei dir, Kaoru. Vorausgesetzt du möchtest das." "Sicher doch, klar." erwiderte er nervös. "Wo wohnst du denn?" "Kennst du das Asaka-Building?" Jetzt bekam Kaoru doch noch Telleraugen. "Da wohnst du? Wie bezahlst du denn die Miete?" "Na ja, ich wohne in dem Gebäude rechts von Asaka-Building." "Und wie bezahlst du da die Miete? Das ist dort doch sicher auch schweineteuer." "Das sind Apartments, die von der Klinikleitung gestellt werden. Weißt doch, junge Assistenzärzte verdienen zwar fast nichts, aber ich hab echt Glück gehabt." lächelte sie augenzwinkernd. In den folgenden zwei Stunden spazierten Kaoru und Kagura also durch die brüllende Hitze. Gegen 18 Uhr brachte er sie nach Hause. "Also... Ich fand's echt nett. Ich meine, den ganzen Nachmittag, das Essen und alles. Wir können das also gerne wiederholen." "Hai. Ich könnte Yamapi auch Bescheid sagen, der würde sich sicher auch freuen, dich mal wiederzusehen." Diese Abmachung sollte schon am darauffolgenden Dienstag eingehalten werden. Gerade als Yamapi seinen Einstand in der Andou-Corporation feiern konnte, wurden er und Kaoru zum Abendessen bei Kagura eingeladen. Ganz plötzlich, als sie ihre Apartmenttür öffnete, machte es 'bumm', zwischen ihr und Yamapi funkte es sofort. Es funkte so heftig, dass Kaoru direkt nach dem Abendessen 'baibai' sagte und gegangen ist. Einerseits tat ihm das irgendwie leid, andererseits war er sich aber auch sicher, dass Kagura nicht der Typ Frau war, mit der er auf Dauer glücklich hätte werden können. Sie war für seinen Geschmack etwas zu lebhaft, passte daher eher zu Tomohisa, denn dieser lebte eigentlich nur, um Spaß zu haben. Und wie er so neben dem Asaka-Building stand kam ihm die Idee, auf einen Sprung bei Die vorbeizuschauen. "Hab ich dich geweckt?" fragte Kaoru grinsend als Die ihm mit einem ziemlich verschlafenen Blick die Tür geöffnet hatte. "Nein, keine Panik. Was treibt dich her? Ich dachte, du hättest ein Date?" "Na ja, es ist ein wenig anders gelaufen, als ich es gedacht hatte." "Komm rein, komm rein." sagte Die und zog die Tür weiter auf. "Möchtest du was trinken? Wasser, Cola, Bier, Saft?" "Ein Glas Wasser wäre nett, danke." nickte der violetthaarige. "Geh schon mal ins Wohnzimmer vor, kennst ja den Weg." Auf dem Tisch im Wohnzimmer lagen ein paar Zeichnungen. "Nimmst du jetzt schon Arbeit mit nach Hause?" fragte Kao, als Die zu ihm ins Wohnzimmer gekommen war und ihm sein Wasserglas gegeben hatte. "Muss ich doch, als Juniorchef. Oder hattest du was anderes erwartet?" "Soll ich ehrlich sein?" "Bitte." "Ja, ich hatte was anderes erwartet. Immerhin wirkt es manchmal so, als wäre dir der ganze Trubel in der Firma sowieso über." "Manchmal, ja. Weißt du, es ist einfach eine ganze Menge Arbeit. Mein Vater erwartet natürlich von mir, dass ich immer erstklassige Arbeiten abliefere, selbst wenn ich manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe... Es gibt oft genug Situationen, in denen ich einfach alles hinschmeißen will." sagte Die mit traurigem Blick. "Aber das ist nun mal mein Schicksal. Wäre mein Vater Fischer, würde ich sicherlich auch Fischer werden, wäre mein Vater Brotverkäufer, wäre ich sicher auch einer. Wir sind halt eine ziemlich... ziemlich klassische Familie, wenn ich das so sagen darf. Meine Mutter war für die Kinder und den Haushalt zuständig, mein Vater hat das Geld nach Hause gebracht, die klassische Rollenverteilung also. Das war in Mie so und hier in Tokyo ist es immer noch so, auch wenn die Kinder mittlerweile alle aus dem Haus raus sind. Was meinst du denn, wie viele Freiheiten ich während meines Studiums hatte? Das waren knapp vier Jahre, in denen ich machen konnte, was ich wollte. Alle zwei Wochen haben meine Eltern angerufen, aber glaubst du, einer von denen wäre in diesen vier Jahren einmal bei mir vorbeigekommen? Nein, Fehlanzeige. Seit... Seit meine Mutter nicht mehr mit den Kindern beschäftigt ist, arbeitet sie von zu Hause in der Firma mit, kümmert sich manchmal am Wochenende um die Buchhaltung und diese Sachen. Meine Mutter ist eigentlich Diplom-Betriebswirtin, selbst ihr hat die Rolle als Hausfrau und Mutter manchmal gestunken. Dementsprechend sind die Andou-Kinder auch alle auf Erfolg getrimmt worden, von klein auf. Paukschulen, Nachhilfelehrer, die zu einem nach Hause gekommen sind, alle solche Sachen..." Erst jetzt bemerkte Die, dass er Kaoru gerade einen großen Teil seines Inneren zu Füßen gelegt hatte. Sein Kopf lief rot an und er starrte auf den Teppich. "Sorry... Ich wollte dich damit nicht belästigen..." "Schon okay. Manchmal hilft es ja, wenn man drüber spricht." schüttelte Kaoru den Kopf und lächelte Die aufmunternd an. "Was hättest du denn gerne gemacht, statt Architekt zu werden?" "Das klingt vielleicht bescheuert aber... ich wäre gern Musiker geworden. Ich habe sogar während meines Studiums regelmäßig Gitarrenunterricht genommen und in einer kleinen Band gespielt. Aber daraus ist natürlich nichts geworden, wie man jetzt sieht." "Hast du deinen Eltern denn nie von deinem eigentlich Traumjob erzählt?" "Wenn ich das getan hätte, dann hätten sie mich für verrückt erklärt, Kaoru. Sie meinen eh schon, dass ich... dass ich..." "Dass du was?" "Dass ich aus der Art schlage." "Doshite ka?" "Ein Beispiel... Bis vor kurzem haben meine Eltern jeden Chance genutzt, mich mit irgendwelchen Töchtern irgendwelcher Firmenbosse zu verkuppeln. Das war mir sehr zuwider..." "Ich versteh nicht so ganz..." log Kaoru. Natürlich wusste er, was Die sich nicht zu sagen traute. "Na ja, meine Eltern sind der Meinung, es ist absolut unnormal, wenn man als Mann nicht nur Frauen sondern auch... auch Männer mag." "Da bist du einer von vielen, wenn dich das beruhigt. Guck dir die Frauen von heute doch an, Die! Die meisten sind wirklich schrecklich, da ist es nicht verwunderlich, dass man sich mal nach was anderem umschaut." "Verstehe..." "Haben deine Eltern es denn jetzt aufgegeben?" Die nickte, blinzelte Kaoru dann einen Moment nachdenklich an. -Hab ich ihn jetzt richtig verstanden oder nicht?- "Wie dem auch sei. So oder so, die Sache mit der Partnerfindung ist wirklich nicht einfach." "Stimmt wohl." Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte fing Die an zu lachen. "Da gibt's eine lustige Geschichte." "Lass hören." entgegnete Kaoru und tat es seinem Gastgeber gleich. "Vor einer Weile, vielleicht zwei oder drei Monate her, da hab ich jemanden getroffen. Getroffen ist eigentlich übertrieben, von weitem gesehen trifft es eher. Da hab ich erst gedacht 'wow, ich bin geheilt, dass da drüben ist wohl der heißeste Feger, der auf Gottes Erde wandelt'. Wie gesagt, hab ich das erst gedacht. Ein paar Tage später stellte sich heraus, dass es keine sie sondern ein er war, wenn auch ein sehr weiblicher er..." (Anm. d. A.: Nein, das ist keine Anspielung auf ein gewisses Gerücht, es passte nur gerade so gut in die Story...) "Hat 'er' auch 'nen Namen?" "Terachi Shinya." "Terachi Shinya?" "Kennst du ihn?" "Vom Hörensagen, ja. Hat auf der gleichen Uni studiert wie ich und auch im gleichen Studentenwohnheim gewohnt. Das hat ein ziemliches Durcheinander gegeben, damals. Jeder dachte, er wäre eine Frau. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mit ihm gesprochen zu haben, aber übersehen konnte man ihn ja nicht." "Das schlimme ist ja, dass Shinya schlimmer ist als jede Frau. Ich kenne keinen anderen Mann, der so sehr klammert." "Dann ist er vielleicht wirklich einer der wenigen, der einfach im falschen Körper geboren wurde." "Gut möglich." "Sag ihm doch einfach, dass du dir was anderes vorstellst, als er." "Geht nicht so einfach, Kaoru. Er ist sehr... sensibel, das trifft es am ehesten. Selbst wenn er das nicht zugeben würde, es ist so." "Ja aber meinst du denn nicht, dass du ihm noch mehr wehtust, wenn du ihm etwas vormachst?" "Was ist mit dir, Kaoru?" "Ich versteh die Frage nicht ganz..." "Hast du noch nie anderen etwas vorgemacht, weil du jemandem nicht wehtun wolltest?" "Bestimmt habe ich das, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr." Die schüttelte leicht ungläubig den Kopf, nahm dann einen tiefen Zug von seiner Zigarette. "Geh mal auf den Balkon und sag mir was du siehst oder ob dir was auffällt." "Hö?" "Mach's einfach." Kaoru tat also wie ihm geheißen. Er brauchte einen Moment bis er begriff was komisch war: Die Sterne. Man sah sie nicht. Er hatte ehrlich gesagt länger nicht darauf geachtet, ob Sterne am Himmel zu sehen waren oder nicht, so war ihm gar nicht aufgefallen, dass er seit ca. 4 Jahren nicht mehr einen einzigen Stern gesehen hatte. Als er wieder im Wohnzimmer stand hatte er einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. "Und?" fragte Die. "Nichts." "Wie 'nichts'?" "Außer rot und Licht von unten sieht man nichts..." antwortete Kaoru und drückte seine erst halb aufgerauchte Zigarette im bereitstehenden Aschenbecher aus. "Ist das ein Test?" "So was in der Art, ja. Ich hab mich nur gewundert, ob ich der einzige bin, dem so was auffällt, wenn du verstehst." "Ganz ehrlich: Ich hab vorher noch nie so genau darauf geachtet." "Schade, Kaoru, wirklich schade." Im nächsten Moment hatte Kaoru ein quietschgrünes Fragezeichen über dem Kopf. "Man verliert schnell den Blick für das wesentliche, Kaoru. Das wollte ich dir damit sagen. Wir denken über zu viele Ecken, machen alles komplizierter als nötig und... das muss doch nicht sein..." Kaoru dachte einen Moment darüber nach, schüttelte dann den Kopf. "Sorry, Die, aber für Grundsatzdiskussionen bin ich eindeutig zu müde. Ich mache mich jetzt auf den Heimweg. Okay?" "Okay. Ich bring dich natürlich noch zur Tür." "Oh, übrigens: Was hältst du davon, am Wochenende bowlen zu gehen? Oder Billard zur Abwechslung?" "Kannst du Billard spielen?" "Bis jetzt war ich beim Billard immer besser als beim bowlen." nickte Kaoru und fing an zu lachen. "Na ja, dann rechne schon mal mit einer Niederlage. Bis jetzt hat beim Billard noch niemand gegen mich gewonnen. Ich bin ein König am Queue." "Siehst du? Das ist der Unterschied zwischen dir und mir. Ich behaupte nicht von Anfang an, ich könnte alles. Dann ist das Überraschungsmoment größer." lachte Kaoru und zog seine Schuhe wieder an. "Also, wir sehen uns morgen. Schlaf gut." "Danke. Und du komm gut nach Hause. Wenn was passieren sollte, ruf an." "Was sollte denn passieren?" "Es laufen genug unheimliche Gestalten draußen rum, besonders um diese Uhrzeit. Kann ja sein, dass dir einer davon an die Wäsche will." "Keine Panik. Ich bin ein großer Junge und kann schon gut auf mich selbst aufpassen." sagte Kaoru und fing wieder an zu lachen. "War nur ein Tipp." griente Die und öffnete die Tür, ganz gentlemanlike. "Dann bis morgen." Kao nickte und schlüpfte durch die Tür. Gerade als Kaoru gegangen war, führte Die einen kleinen Freudentanz auf. Es hatte ganz den Anschein, als hätte er Kaoru's versteckte Anspielungen nicht falsch verstanden und was das beste war: Kaoru fand es nicht 'abstoßend', dass sich Die nun mal nicht nur von Frauen sondern auch von Männern magisch angezogen fühlte. Besser noch: Es machte ganz den Anschein, als ginge es Kaoru so wie ihm. Leider war Die jetzt so was von aufgedreht, dass er unmöglich schlafen konnte. Also rief er kurzerhand Shinya an, erklärte ihm sachlich die Situation, dass er sich in ihm getäuscht hätte und dachte es sei besser, wenn er und Shinya sich nicht mehr treffen würden. Vielleicht war er damit ein wenig voreilig gewesen, aber er dachte an Kaoru's Worte und wollte das unvermeidbare nicht unnötig lange hinauszögern. Das wäre Shinya gegenüber wirklich nicht fair gewesen. Und da Die noch immer total aufgekratzt war, setzte er sich wieder an seine Zeichnungen, überarbeitete sie, besserte Details aus. Schließlich war es schon weit nach vier Uhr in der Nacht, als er endlich ins Bett gegangen ist, dann aber völlig erschlagen. Nach nur etwa vier Stunden Schlaf klingelte Die's Wecker. Mit einem lauten Ächzen setzte er sich auf und blinzelte in die grelle Sonne. Sein Schlafzimmer hatte zu zwei Seiten Fenster, eins in Richtung Osten, das andere zum Süden hin, und die Sonne brannte schon jetzt, um acht Uhr morgens, erbarmungslos vom Himmel. Als ihm seine Unterhaltung mit Kaoru wieder einfiel, schlich sich sofort ein glückliches Lächeln auf sein Gesicht. -Das Leben ist doch schön, manchmal zumindest...- dachte er und stand auf. Mit der Zahnbürste im Mundwinkel stolperte er wenig später zurück ins Schlafzimmer und legte sich schon mal Sachen für seinen neuen Arbeitstag raus. Er beschloss, heute etwas legerer im Büro zu erscheinen. Eine Cargojeans, ein schlichtes weißes T-Shirt, Sneaker. Das sollte reichen. Immerhin waren heute keine Termine, nur Arbeit am Platz. Okay, Arbeit am Platz? Die würde wahrscheinlich so oder so die meiste Zeit des Tages wieder in Kaoru's Zimmer verbringen, mal bei Yamapi reinschauen, fragen wie's läuft und mit den übrigen Mitarbeitern zwischenmenschliche Beziehungen pflegen. Gegen Mittag schlug Die das erste Mal in Kaoru's Büro auf. "Hi. Na? Mittagessen? Ich lade dich ein, Kaoru." lächelte er. "Okay." Jetzt fiel Die auf, dass Kaoru etwas blass um die Nase wirkte. "Alles okay bei dir?" "Ja, ich hab nur zuviel Kaffee getrunken." Als die zwei aus dem Büro traten kam Yamapi ihnen entgegen. "Hey. Geht ihr Mittag machen?" Kaoru nickte. "Und du?" "Ich treff mich gleich mit Kagura." strahlte Yamapi. "Schön." "Ja, sie hat heute Nachtschicht und deswegen jetzt ein bisschen Zeit." "Grüß sie mal von mir. Man sieht sich nachher." sagte Kaoru, zwang sich ein Lächeln ab und winkte seinem besten Freund. Kaoru und Die gingen ein Stück die Straße runter zu einem indischen Restaurant. "Gehst du zum Mittagessen nie in die Kantine?" fragte Kaoru, als der Kellner schon die leeren Teller abräumte. "Selten. Nur wenn ich wenig Zeit hab. Sei doch mal ehrlich, Kaoru, das Essen in der Kantine schmeckt nicht." "Stimmt. Deswegen mach ich mir morgens immer ein Bento fertig oder kaufe mir auf dem Weg zur Arbeit eins." sagte Kaoru, trank dann einen Schluck seines Mineralwassers. "Du hast doch die Mittel und Wege, etwas gegen das schlechte Essen zu tun. Immerhin ist dein Dad der Chef des ganzen Ladens." "Die Kantine war aber eine Idee der Mitarbeiter, wenn du verstehst. Da hatte die Geschäftsleitung gar nichts mit zu tun. Gewerkschaften tun doch alles um den Arbeitgebern das Geld aus der Tasche zu ziehen." "Ach so, dann wartet man also ab, dass die Gewerkschaften auch etwas gegen das schlechte Essen unternehmen, verstehe." Die nickte und fing an zu lachen. "So ist es am wenigsten stressig für meinen Vater, wenn du das verstehst." Kaoru zündete sich eine Zigarette an und schaute aus dem Fenster. Sein Spiegelbild reflektierte sich in der blankgeputzten Fensterscheibe, ein Stück weiter konnte er auch Die deutlich erkennen. Natürlich sah er auch, dass Die's Blick auf ihn gerichtet war. Nur war ihm das jetzt nicht mehr unangenehm. "Also Wochenende Billard spielen, ja?" "Genau. Musst nur sagen, wann genau. Ich hole dich auch gerne zu Hause ab." Leider war der Wechsel vom klimatisierten Restaurant zur schwülen Hitze draußen ein bisschen zu viel für Kaoru’s eh schon angeschlagenen Kreislauf. Vor seinen Augen drehte sich plötzlich alles, dann wurde es schwarz. Kapitel 5: Komatöse Zustände ---------------------------- Es dauerte eine Weile, bis Kaoru wieder wach wurde. Es hatte ganz den Anschein, als bräuchte er eine gehörige Menge Schlaf. Als er die Augen aufschlug stellte er fest, dass er nicht zu Hause war. Aber wo genau er war, konnte er nicht sagen. Er wollte sich aufsetzen, ihm wurde direkt wieder schwindelig und er blieb einfach liegen, schloss die Augen. Dann bemerkte er den nassen Waschlappen auf seiner Stirn. Okay, also kümmerte sich wenigstens jemand um ihn. Kaoru hörte eine ihm bekannte Stimme aus dem Nebenraum. "Nein, ich denke eher nicht, dass das heute noch was wird... Ja... Mhm... Ich kümmere mich darum, ja... Gut, bis morgen." Die Tür öffnete sich und Die kam ins Zimmer geschlichen. Ein wenig verwundert sah er, dass Kaoru schon wach war. "Hey, wie geht's dir?" fragte Die und lächelte freundlich. "Geht so... Was ist überhaupt passiert?" "Du bist mal wieder ohnmächtig geworden, Kaoru." "Mal wieder?" "Na ja, neulich nach dem Bowling, heute schon wieder..." "Ist ja nicht so, als wäre das Absicht." verteidigte Kaoru sich. "Soll ich dir vielleicht eine Kleinigkeit zu Essen machen? Dann geht's dir bestimmt schnell wieder besser." "Weiß nicht." sagte Kao und blinzelte auf seine Armbanduhr. "Keine Panik, ich hab im Büro angerufen und denen die Situation erklärt. Du solltest dich lieber ausruhen, statt dich gleich wieder in die Arbeit zu stürzen. Okay? Du bleibst hier liegen, rührst dich nicht vom Fleck! Ich kümmere mich solange um dich." sagte Die und nickte überzeugt -... so kann ich wenigstens noch ein bisschen länger mit dir alleine sein...-. "Daijoubu, daijoubu..." lenkte der violetthaarige ein. "Ich mach dir mal den Fernseher an, vielleicht läuft ja was anständiges." Wenig später hatte Kaoru die Fernbedienung in der Hand und staunte über die Programmvielfalt des Pay-TV. Derweil war Die noch mal kurz ins Büro gefahren um Kaoru's Sachen zu holen. Das war die Chance, sich ein wenig genauer in der Wohnung umzuschauen. Kaoru war eigentlich nicht so neugierig, aber diese Situation war anders. Leider gab es nichts spannendes in diesem Apartment. Außer zwei Kondomen in der Nachttischschublade war nichts zu finden. Kaoru schaffte es gerade so noch rechtzeitig wieder auf die Couch im Wohnzimmer zurückzukommen, als auch schon die Tür aufging und Die wieder da war. "So, möchtest du jetzt was essen?" fragte Die und setzte sich zu seinem Gast aufs Sofa. "Nee, erst mal nicht. Trotzdem Danke." "Ich möchte nur nicht, dass es nachher heißt, ich sei ein schlechter Gastgeber." "Ach, wirst du von mir nicht hören, denn ich bin mit Abstand der schlechteste Gastgeber den es gibt." Die deutete auf den Fernseher. "Und? Was spannendes gefunden?" "Oh, ich bin noch nicht mal zur Hälfte durch." sagte Kaoru und lief völlig rot an als er bemerkte, dass gerade ein Porno über den Bildschirm flackerte. "Ts, so was um diese Uhrzeit." schüttelte Die den Kopf. Kaoru schaltete schnell um und atmete deutlich hörbar tief ein. "Das muss dir nicht peinlich sein. Du bist ja auch nur ein Mann." griente der rothaarige und klopfte Kao scherzhaft auf die Schulter. "Ich besorg mal was zu trinken." Natürlich bemerkte Die, dass Kaoru das unangenehm war, aber er wollte ja nur einen Scherz machen und Kaoru ein wenig aus der Reserve locken. Mit zwei Glas Wasser kam Die wenig später ins Wohnzimmer zurück und ertappte seinen Gast dabei, wie er mit nachdenklicher Miene auf den Fernseher starrte. "Alles okay?" Kaoru zuckte zusammen, nickte dann. "Ich hab nur gerade über etwas nachgedacht." erklärte er und blinzelte Die kurz von der Seite an. "Hey, sind dir schon mal Sachen passiert, von denen du gedacht hast, dass sie dir ganz sicher nicht passieren?" "Kommt laufend vor. Wieso fragst du?" "Nur so." "Oder hast du was bestimmtes im Kopf?" "Nein, ich wollte nur wissen, ob das anderen Leute auch so geht wie mir." Gegen 18 Uhr bestellte Die was zu Essen. Irgendwie wunderte er sich, dass Kaoru nicht fragte, ob Die ihn nach Hause bringen könnte. Also würde er das Thema ebenfalls nicht auf den Tisch bringen. So eine Gelegenheit würde sich ihm wahrscheinlich nicht so schnell wieder bieten. Nach dem Essen saßen die zwei wieder auf der Couch. Kaoru wurde langsam schläfrig und müde, obwohl es erst kurz vor acht Uhr abends war. Er nickte immer wieder kurz ein, bis schließlich sein Kopf in Richtung Brust sank. Im nächsten Augenblick fiel Kaoru nach rechts, sein Kopf landete auf Die's Schulter. "Was..." setzte Die an, bis er verstand, was überhaupt los war. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er hatte nicht mal gemerkt, dass sie wirklich so nah beieinander gesessen hatten. Ein paar Minuten später lehnte Kaoru sich in die andere Richtung, zog seine Beine nah an seinen Oberkörper und schlief seelenruhig weiter. Die schaltete den Ton am Fernseher ab und betrachtete Kaoru im flackernden Licht. -Gott... Das sieht so verlockend aus...- Er lehnte sich über Kaoru. Mit geschlossenen Augen hing er über seinem Gesicht, atmete den Duft seiner Haut ein, bis er die Augen wieder öffnete und sich noch ein Stück weiter herunterlehnte. Als die letzten zwei Zentimeter überbrückt waren hauchte er einen leichten Kuss auf Kaoru's halb geöffnete Lippen. Gerade als er sich wieder hinsetzen wollte schlug Kao langsam die Augen auf. Aber anstatt ihn zu fragen, warum Die direkt über seinem Gesicht hing streckte er die rechte Hand aus und strich langsam über Die's Wange. "Ich... ich hab gedacht, du wärst wieder ohnmächtig geworden..." versuchte Die sich rauszureden. "Lüg nicht..." entgegnete Kaoru. Im nächsten Moment zog er seinen Gastgeber zu sich runter und küsste ihn. "Kaoru... Das... Ich..." stammelte Die zwischen ungestümen Küssen und stützte sich mit der rechten Hand neben Kaoru's Kopf ab. Es kostete ihn einiges an Überwindung, sich von Kaoru loszureißen. "Wir können... nicht einfach so..." Kaoru blinzelte ihn fragend an, setzte sich dann auf. "Was können wir nicht einfach so?" fragte er dann. "Das weißt du... Und sosehr ich es auch will, es geht nicht... Ich... Lass mich dich nach Hause bringen..." Der violetthaarige nickte nur, stand dann auf. Während der gesamten Fahrt sprachen sie nicht ein Wort miteinander, hüllten sich in Schweigen. "Dann sehen wir uns morgen im Büro..." sagte Kaoru noch, bevor er aus Die's Wagen ausstieg. Ohne viel Zeit zu verlieren oder darauf zu warten, dass Die doch noch etwas sagte, ging er zur Haustür, drückte selbige auf. Er verstand absolut nicht, was gerade passiert war. Noch vor einer halben Stunde dachte er, Die würde das gleiche wollen wie er, und jetzt, ganz plötzlich stellte sich heraus, dass er offensichtlich falsch gedacht hatte. -Hab ich... was falsch gemacht?- Dass er das letzte Mal etwas ernstes mit einem Vertreter des männlichen Geschlechts angefangen hatte, war schon länger her. Um genau zu sein war es noch zu seinen Highschool-Zeiten, andererseits war es aber die bis dato längste Beziehung seines Lebens gewesen. Sage und schreibe 8 Monate war er mit Sakito 'zusammen'. Noch während dieser Zeit hatte er Haruka kennen gelernt und sich sofort unsterblich in sie verliebt. Die Trennung von Sakito war also unausweichlich gewesen. Es dauerte dann zwar noch eine Weile, aber er und Haruka wurden ein Paar und waren wirklich lange glücklich miteinander. Aber selbst zu dieser Zeit hatte Kaoru sich öfters dabei ertappt, wie er Männern eher hinterhergeschaut hatte als Frauen. Noch im Fahrstuhl stehend hätte er sich selbst am liebsten geohrfeigt. Ja, er war wütend auf sich selbst. -Das war klar... Du konntest ja mal wieder nicht abwarten, was er tun würde, Kaoru! Du Vollidiot!- dachte er. Er hätte sich auch selbst dafür ohrfeigen können, dass er Yamapi und allen anderen immer vorgemacht hatte, dass Männer ihn in sexueller Hinsicht nicht interessierten. Es war doch die ganze Zeit ganz anders gewesen. Er wäre froh gewesen, wenn sich mal ein anständiger Mann für ihn interessiert hätte. Aber wann immer er mal von einem Kerl angesprochen wurde, hinterher stellte sich heraus, dass es eine Flachpfeife, ein Idiot gewesen ist. Insgeheim hatte er die ganze Zeit gewusst, dass er eigentlich auf Männer stand, dass er schwul war. Aber wer würde sich das schon einfach so eingestehen? Kaoru zumindest nicht, soviel war klar. Das verbot ihm alleine schon sein Stolz. Als er seine Wohnungstür aufgeschlossen hatte, kam er sich ziemlich idiotisch vor. Später am Abend hatte er sein Handy in der Hand. Er war kurz davor, Die anzurufen. Jedes mal, wenn seine Finger schon vier Ziffern der Telefonnummer eingetippt hatten, legte er das Handy weg und raufte sich stöhnend die Haare. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Wenn er ihn angerufen hätte, hätte er nicht mal gewusst, was er hätte sagen sollen. Außerdem hatte er keine Ahnung, ob Die überhaupt mit ihm reden würde. Wer weiß, vielleicht war der rothaarige sogar wütend auf ihn? Vielleicht wollte Die wirklich nur sichergehen, dass Kaoru nicht wieder ohnmächtig geworden war. Aber warum hat er sich dann von ihm küssen lassen? -Er war einfach nur überrascht, deswegen hat er nichts dagegen getan...- redete Kaoru sich selbst ein. -Aber... Er hat doch selbst gesagt, dass er nicht nur auf Frauen steht...- Kaoru lachte kurz. "Das muss ja nicht bedeuten, dass er auf dich steht..." sagte er sich selbst. Der nächste Morgen war eine unausweichliche Geschichte. Kaoru zog wie üblich einen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte an, nahm seine Tasche und fuhr mit der U-Bahn ins Büro. Die ganze Zeit dachte er an den Vorabend und an Die. Er hatte keine Ahnung, wie er sich ihm gegenüber jetzt verhalten sollte. In der Büroküche kochte er wie jeden Morgen Kaffee. Üblicherweise kam Die immer dann, wenn Kaoru gerade in der Küche stand. Diesmal nicht. Den ganzen Vormittag lang hatte Kaoru seine Bürotür nicht ganz geschlossen, die Jalousien vor den Glastrennwänden waren nicht heruntergelassen und er verbrachte viel Zeit damit zu schauen, ob Die irgendwann entweder an seinem Büro vorbeikommen würde oder ob er sogar zu ihm hineinkommen würde, so wie sonst auch. Aber er sah Die den ganzen Tag nicht. Nur Yamapi schaute kurz bei ihm herein um zu fragen wie es lief. Nach der Mittagspause, die er heute statt in einem Restaurant in der Kantine verbracht hatte, ging er direkt wieder in sein Büro, hielt aber Augen und Ohren offen. Auch als er abends in seinem Zimmer das Licht ausschaltete, hatte er von Die noch kein Zeichen gesehen. Das war so ziemlich der beschissenste Donnerstag seines Lebens gewesen. Hätte er gewusst, dass es am Freitag genauso sein würde, wäre er wahrscheinlich nicht einmal aufgestanden und zur Arbeit gefahren. Gegen 18 Uhr machte er Feierabend. Aber er ging nicht einfach so nach Hause. Statt zum Aufzug zu gehen, ging er, von seinem Büro aus gesehen, nach rechts, zu Die's Büro am Ende des Flurs. Dort brannte noch Licht. Kaoru klopfte an die Tür und wartete. Er bekam eine Antwort und trat ein. Aber es war nicht Die in diesem Büro sondern einer von der Putzkolonne. "Ah, Entschuldigung, ich dachte Andou-san wäre noch hier." sagte Kaoru und zog die Tür wieder zu. Das ganze Wochenende wartete Kaoru darauf, dass Die sich eventuell meldet. Immerhin wollten die zwei ja eigentlich zum Billard spielen gehen am Wochenende. Aber nichts. Kaoru traute sich auch nicht, Die anzurufen. Mit einer Flasche Bier in der Hand stand er am Fenster und sah in den Nachthimmel. Auch von seinem Apato aus sah man keinen einzigen Stern am Himmel stehen. Und mit jeder Minute, die er darüber nachdachte, kam er sich idiotischer und lächerlicher vor. Er wollte nicht mal was essen, nur seine Flasche Bier austrinken und sich dann weiter in seinen schlechten Gefühlen suhlen. Kaoru konnte nicht ahnen, dass er Die in der kommenden Woche auch nur deshalb sehen würde, weil es ein von ihm geleitetes Meeting am Freitag gab. Aber Die hat ihn währenddessen nicht einmal direkt angesehen, danach ist er ihm sofort wieder aus dem Weg gegangen. "Hey, sag mal, warum bist du so mies drauf?" fragte Yamapi, als er und Kaoru zu ihren Büro's zurückgingen. "Keine Ahnung, ist einfach so." "Oder bist du sauer, wegen Kagura und mir?" Kaoru blinzelte Yamapi verstört an. "Wieso sollte ich deshalb sauer sein?" "Hätte ja sein können. Ich meine, sie ist ja... echt hübsch und so." "Stimmt, aber das ist nicht der Grund für meine schlechte Laune. Da ist jemand anderes für verantwortlich." Kurz bevor Kaoru Feierabend machen wollte klingelte das Telefon. Die Nummer von Die's Telefon erschien im Display. "Hallo?" fragte Kaoru. Er hatte so seine Liebe Mühe damit nicht aufgeregt zu klingen. "Hey, ich bin's, Die. Ich wollte nur fragen, ob... ob du vielleicht mitkommen würdest, eine Kleinigkeit essen?" fragte Die und betete innerlich, dass Kaoru ja sagen würde. "Heute?" fragte Kaoru und lehnte sich an der Tischkante an. "Hai. Es ist schon kurz vor acht, Zeit um Feierabend zu machen." "Okay." "Gut. Ich hole dich um acht an deinem Büro ab." "Okay." "Bis gleich." Kaoru legte auf und hätte am liebsten vor Freude geschrieen. Dann aber fiel ihm ein, dass Die ihm vielleicht etwas sagen könnte, was alles andere als positiv wäre. Die könnte ihm sagen, dass er nicht an ihm interessiert sei, etc. Freude schlug in sekundenschnelle in Furcht um. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend wartete er auf Die, lief wie ein Tiger in Gefangenschaft in seinem Zimmer auf und ab. Als plötzlich die Tür aufging erschrak er. Sein Kopf lief rot an und er drehte sich um. "Kommst du?" fragte Die ohne lange Umschweife, dafür aber mit einem versöhnlichen Lächeln auf den Lippen. Kaoru konnte nur nicken, folgte Die wortlos. Im Fahrstuhl standen die beiden dicht nebeneinander, niemand sagte etwas. "Das mit neulich... Das tut mir leid... Ich hab keine Ahnung, was in mich gefahren ist..." brachte Kaoru hervor, kurz bevor der Lift in der Tiefgarage des Bürogebäudes ankam. Die drehte den Kopf zu ihm herum und sah überrascht aus. "Kaoru, dafür musst du dich nicht entschuldigen." sagte er. "Wirklich nicht." "Aber..." Mit Erstaunen im Gesicht beobachtete Kaoru, wie Die den 'Stopp-Knopf' des Aufzugs betätigte. Es ruckelte und die Kabine kam zum Stehen. "Kein aber..." sagte Die leise und legte vorsichtig seine Hände auf Kaoru's Schultern. "Wenn du das an dem Abend nicht getan hättest, dann... hätte ich es sicherlich getan, Kaoru... Wie man es auch betrachtet... Es wäre so oder so dazu gekommen..." Die flüsterte diese Worte, zog Kaoru währenddessen näher an sich heran. Dann beugte er sich ein Stück herunter, sah dem violetthaarigen dabei tief in die Augen. "Ich habe von Anfang an gemerkt, dass da mehr ist... zwischen dir und mir... Mehr als nur Freundschaft oder... oder das übliche Verhältnis zwischen Kollegen... Es war von Beginn an so viel mehr..." Kaoru wusste nicht mehr wo oben und wo unten war, als Die ihn endlich küsste. Die ganze Zeit hatte er gehofft, dass Die seine 'Rede' schnell zu Ende bringen würde um zum eigentlichen Teil zu kommen, zu dem, was unausweichlich war. Schnell fand Kaoru sich in einer äußerst reizvollen Situation vor. Die hatte ihn nach und nach zur Wand geschoben, bis er mit dem Rücken an eben diese anstieß. Kaoru genoss das Gefühl von Die's vollen Lippen auf seinen, er genoss das Gefühl von Die's Händen, die sich langsam ihren Weg unter sein Jackett und von dort unter sein Hemd bahnten. Die kalten Hände auf seiner Haut verursachten eine Gänsehaut. "Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, da habe ich dich gewollt, Kaoru..." wisperte Die zärtlich in Kaoru's Ohr, während er damit beschäftigt war, Kao's Hemd aufzuknöpfen. "Mehr als alles andere..." Kaoru hatte schon jetzt seine liebe Mühe damit, ein Stöhnen zu unterdrücken, als seine eigenen Hände langsam Die's Rücken hinabglitten, dann unter das schwarze Jackett des rothaarigen. "Die..." hauchte er und zog ihm das Jackett von den Schultern, ließ es dann achtlos auf den Kabinenboden fallen. Kaoru's Hände fuhren forschend die Konturen von Die's Körper ab, von den Schultern bis zu seinen festen Pobacken. Jetzt hätte er noch lieber vor Freude geschrieen. Plötzlich setzte sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung. "Lass uns erst mal was essen gehen, Kaoru. Und danach kommst du mit zu mir." sagte Die und hob seine Jacke wieder auf. Kaoru konnte nur nicken. Mit zittrigen Fingern knöpfte er sein Hemd wieder zu, folgte Die dann zu seinem Auto. Wenig später saßen die zwei in einer abgeschiedenen Ecke eines italienischen Restaurants. Keiner von beiden konnte sich wirklich auf das Essen konzentrieren. Das lange Tischtuch versperrte den Blick, Gott sei dank, auf das, was sich unter dem Tisch abspielte. Hätte man einfach gesagt, die beiden hätten 'gefüßelt' wäre es eine eindeutige Untertreibung gewesen. Während des Essens warfen sie sich verstohlene Blicke zu, immer wieder berührten sich beider Hände scheinbar unbeabsichtigt. Kaoru hatte sich in seinem gesamten Leben wahrscheinlich noch nie so beeilt, seinen Teller leer zu essen, bzw. einen Großteil auf dem Porzellan zu lassen und zu sagen, er sei nicht sonderlich hungrig. Die ebenso. Sie konnten es beide kaum noch abwarten, aus dem Restaurant herauszukommen. Die Tür von Die's Apartment war kaum geschlossen, als die zwei sich schon aneinander festgesaugt hatten. Ohne Licht anzuschalten stolperten Die und Kaoru zum Schlafzimmer, entledigten sich auf dem Weg dorthin schon einiger Kleidungsstücke. Hemdknöpfe wurden einfach aufgerissen und flogen durch die Gegend. Die war wie von Sinnen als er Kaoru's Erektion an seinem Oberschenkel spürte. "Gott... Kaoru... Ich will dich so sehr..." stöhnte Die, als er Kaoru langsam auf die Matratze drückte. Die letzten Kleidungsstücke waren schnell beseitigt. Der Mond warf sein fahles Licht durch die Fenster als Die's Finger über Kaoru's Körper wanderten. Als Die sich einem bestimmten und wichtigen Teil Kaoru's Anatomie zuwandte, hatte Kaoru wirkliche Probleme, nicht sofort die Decke hochzugehen. Aber Die schien einen Riecher dafür zu haben, wann es an der Zeit war aufzuhören. Just in dem Moment, als Kaoru schon kleine Sterne sah, hörte er plötzlich auf. "Nicht aufhören..." beschwerte sich Kaoru sofort. "Die..." "Shh..." Die griff in die Nachttischschublade und nahm eins der Kondome heraus. Selbst wenn Männer beim Sex nicht schwanger werden konnten, so konnte er doch nicht wissen, ob Kaoru wirklich gesund war oder nicht. Die küsste Kaoru's Lippen, bevor er in ihn eindrang, vielleicht auch ein wenig, um ihn zu beruhigen. "Bereit?" fragte er noch, wartete die Antwort aber nicht mehr ab. Kaoru dachte, er würde schreien müssen vor Schmerz, aber schon bald fühlte er keinen Schmerz mehr, nur noch mehr Erregung. Aber auch der rothaarige hatte das Gefühl, jeden Moment die Besinnung zu verlieren. Und da sich alle beide derart darauf gefreut hatten, endlich diesen Akt zu vollenden, war die ganze Sache auch relativ schnell wieder vorbei. Die's rechte Hand war bespritzt mit der zähflüssigen, weißen Substanz, die sich auch auf Kaoru's Bauch wiederfand. Schwitzend und schwer atmend beendete er die Vereinigung und fiel neben Kaoru in die Laken. Kaoru lag lang ausgestreckt da und blickte aus halb geöffneten Augen zur Decke. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Brust, hörte eine Stimme neben sich leise flüstern. "Kaoru?" "Hai..." "Du... Bleib bitte bei mir, okay?" Kaoru blinzelte Die erstaunt an. "Was?" "Nicht nur heute nacht... Ich meine, für immer..." kam noch von Die, ehe er eingeschlafen war. Nur Kaoru lag noch lange wach. Er dachte darüber nach, was Die gesagt hatte. Eigentlich hätte er darüber mehr als froh sein müssen, merkwürdigerweise wusste er nicht, ob das wirklich das gelbe vom Ei war. Immerhin war Die trotz allem sein Vorgesetzter. Es war schon weit nach Mitternacht, als auch Kaoru endlich einschlief. Die hielt ihn schon seit Stunden fest umklammert, so als wolle er verhindern, dass Kaoru sich davonschleicht, während er schläft. Während die beiden frisch verliebten also dicht aneinandergekuschelt schliefen ging die Eingangstür des Apartments auf, ganz leise. Der 'Besucher' stolperte direkt über ein Jackett das auf dem Boden lag, setzte aber unbeirrt seinen Weg in Die's Schlafzimmer fort. Im Schlafzimmer angekommen, tastete der Eindringling nach dem Lichtschalter. Was er dann sah, war alles andere als ein Augenöffner. Es war eher etwas, dass er lieber sofort wieder vergessen hätte. Sein geliebter Die in den Armen des Mannes, den er von Anfang an als Rivalen gesehen hatte. In Sekundenschnelle hatte er seine rechte Hand zu einer Faust geballt. Andererseits spürte er auch, wie Tränen in seinen Augen aufstiegen. Er konnte nicht fassen, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen tatsächlich bewahrheitet hatten. Bisher waren es Vermutungen gewesen, Dinge die sich aus Die's Verhalten haben ableiten lassen, bevor er den Kontakt zu ihm unterbunden hatte. Aber das hier, dass war die Realität und Shinya (natürlich müsste mittlerweile jeder wissen, wer der Eindringling ist XD) fühlte sich, als hätte ihm jemand mit voller Wucht in den Bauch geboxt. "Das werdet ihr mir büßen, alle beide..." zischte er leise, löschte das Licht und stolperte zurück in den Flur. Mit einer riesigen Wut auf Kaoru und Die schlüpfte er durch die Eingangstür, steckte seinen Schlüssel in seine Hosentasche und verschwand. Kapitel 6: Frühlingsgefühle mitten im Hochsommer ------------------------------------------------ ~~~~ Ich möchte hier mal die Gelegenheit nutzen um ganz offiziell die Firma TrekStor zu verfluchen. Ich geh zu Saturn, kaufe für 111,00 € einen mp3-Player mit 2 GB Speicher von besagter Firma, nach zwei Wochen geht besagtes Teil kaputt... Ich geh also das Gerät umtauschen. Und was ist? Das Austauschgerät funktioniert ebenfalls nicht! Meine Bitte an alle: Kauft nichts von denen, außer Tobsuchtsanfällen werdet ihr nicht viel davon haben... Anbei noch eine kleine Erklärung: Nicht darüber wundern, dass Yamapi, der ja erst Schauspiel studiert hat, plötzlich Architekt ist. Ich war auch sehr überrascht, als mir das aufgefallen ist (natürlich erst, nachdem ich das hochgeladen hatte, ich hab's aber mittlerweile geändert...)... Na ja, jetzt ist er jedenfalls kein Schauspieler, sondern Architekt. Solange er damit glücklich ist, is es ja auch okay. Oder? So was kommt davon, wenn man keinen Plot hat, vermute ich... Also dann, viel Spaß mit Kapitel 6 ~~~~~ Natürlich gehören mir weder Dir en grey noch Kame oder Yamapi, auch wenn das immer noch sehr schade ist... ~~~~~ "Was für ein wundervoller Montag, diese Woche kann ja nur gut werden!" strahlte Kazuya als er vor die Tür des Studentenwohnheims kam, um sich auf den Weg zur Uni zu machen. "Wie bist du denn drauf?" fragte ihn einer seiner Kommilitonen mit einem schiefen Grinsen. "So wie jemand drauf ist, der seine Prüfungen hinter sich gebracht hat und sich auf einen stressfreien Tag freut! Wieso? Seh ich anders aus als sonst?" "Ja, lieber Kazuya, du machst eher den Eindruck, als wärst du auf Drogen der übelsten Sorte." "Spinn nicht rum! Komm lieber mit, Matsumoto-sensei wartet sicher nicht auf uns mit der Vorlesung." "Hast du nicht eben gerade was von 'stressfrei' gefaselt?" "Das, lieber Toshiya, war ja auch, bevor ich mich erinnerte, dass du neben mir sitzt, den ganzen Tag!" Wie bereits geahnt kamen Kazuya und Toshiya natürlich zu spät in die Vorlesung, der Professor bekam davon aber nicht wirklich etwas mit, denn er war damit beschäftigt, irgendwelche Redewendungen an die Tafel zu kritzeln. "Ey, worum geht's?" fragte Toshiya seinen Sitznachbarn und deutete auf die Tafel. "Rhetorik." antwortete dieser knapp und schrieb weiter mit. "Rhetorik? Kazuya, du bist doch König im Umgang mit Fremdwörtern. Was ist das?" flüsterte Toshiya nun nach links und kramte in seinem Rucksack nach seinem Collegeblock. "Rhetorik ist die Kunst der Beredsamkeit. Um es für dich verständlich auszudrücken: Plappern, mit einem Sinn dahinter." grinste Kazuya und zwickte Toshiya in die Wange. "Ah, verstehe. Das müsste ich ja eigentlich können." "Kannst du, mit allerhöchster Sicherheit." Nach etwa 35 Minuten klingelte es, die erste Vorlesung war geschafft. Toshiya und Kazuya verzogen sich nach draußen, Toshiya musste erst mal eine rauchen. "Hast du denn jetzt verstanden, worum es bei der Rhetorik geht?" fragte Kazuya und suchte in seiner Tasche nach seiner Cola-Flasche. "Sicher, so schwer war's ja nicht. Außerdem bin ich doch zum Reden geboren." Hitomi, eine Kommilitonin der beiden die ein Semester unter ihnen war, ging an den beiden vorbei, schwang dabei in sehr überflüssiger Art und Weise die Hüften. So konnte sie aber sicher sein, das wenigstens einer von beiden hinter ihr her schaute. Toshiya nutzte diese Gelegenheit, um ihr hinterher zu pfeifen. Sie drehte sich einmal kurz um, warf ihm einen Kuss zu, ging dann einfach weiter. "Sag nicht, du bist scharf auf sie?" fragte Kazuya, er konnte sein Lachen gerade so noch herunterschlucken. "Wie eine Peperoni, sag ich dir..." "So schlimm?" Toshiya nickte. "Dann sag ihr das doch." grinste Kame. "Ja klar! Ich geh hin zu ihr und sag ihr ins Gesicht, dass ich sie liebend gern mal vernaschen würde, ja?" "Genau. So wie sie sich verhält, erwartet sie bestimmt nichts anderes als genau das." Toshiya zog die Stirn in Falten. "Gut möglich." nickte er dann. "Ich werde sie bei Gelegenheit mal ansprechen, statt ihr immer so niveaulos hinterherzupfeifen." "Ach, ich finde das gar nicht so schlimm, wenn du pfeifst." Eine Gruppe der 'Elitestudenten' (Studenten, die ihr komplettes Studium von den Eltern bezahlt bekommen, immer die trendigsten Klamotten trugen und der Meinung waren, sie seien besser als der Rest) ging an den beiden vorbei und bedachte sie mit einem abfälligen Blick. Okay, Toshiya sah auch nicht wirklich aus, als würde er studieren sondern eher danach, eine Professorin abzuschleppen und sich gute Noten zu 'erschlafen'. Dass auch Toshiya von seinen Eltern großzügig unterstützt wurde wussten die wenigsten, nicht einmal Kazuya, den er zu seinen besten Freunden zählte. Manchmal war das aber auch besser so. Kazuya hatte sich nur so manches Mal darüber gewundert, dass Toshiya ständig mit beiden Händen sein Geld ausgegeben hat. "Ihr dummen Schnösel könnt mich mal!" zischte Toshiya und streckte dem elitären Gesindel seinen rechten Mittelfinger entgegen. "Oh oh, mach dir nicht mehr Feinde als unbedingt notwendig." riet Kame ihm. "Ach was. Glaub mir, die würden sich doch an mir nicht die Finger schmutzig machen." "Gut gut, heute ist Montag, ne?" wechselte Kazuya schnell das Thema, bevor Toshiya sich wieder stundenlang über die Elite aufregen würde. Toshiya nickte und schnippte seine Zigarette in Richtung des Aschenbechers. "Shit, daneben. Schade..." "Und was machen wir nach der Uni am besten an einem Montag?" fragte Kazuya weiter. "Kein Plan." "Natürlich weißt du das! Wir fahren nach Shibuya und schleppen Mädels ab." "Ich will nur Kagome." entgegnete Toshiya mit verträumtem Blick. "Deswegen geht's ja auch nach Shibuya." "Doshite ka?" "Na, ich habe durch Zufall herausgefunden, dass Kagome in Shibuya in einem Klamottenladen arbeitet." Jetzt war Toshiya ganz Ohr. "Dann wissen wir ja was wir an diesem himmlischen Montag nach der Uni machen, mein Freund." "Wir müssen uns langsam alle beide ranhalten. Yamapi hat ja jetzt eine abgekriegt, bei Kao ist das nur noch eine Frage der Zeit. Jetzt sind nur noch du und ich übrig." "Na ja, Kaoru und Tomohisa kenne ich so gut wie gar nicht, also tangiert mich das nicht so sehr. Aber wenn du vor mir eine abkriegst, dann wäre ich schon ein bisschen traurig." "Ich werde mir Mühe geben, nach dir eine rumzukriegen. Daijoubu ka?" "Daijoubu." nickte Toshiya. "Dann lass uns mal zur nächsten Vorlesung gehen, mein Freund." Nach der Uni ging es wie verabredet nach Shibuya. Kame und Toshiya hatten noch schnell ihre Sachen in Kame's Studentenbude abgeladen und sind dann zur U-Bahn-Station gehechtet. "Hey, sorry, mein Freund hier drüben bräuchte mal deine kompetente Hilfe." sagte Kame wenig später zu Kagome, deutete dann auf die Umkleidekabine hinter sich. Toshiya hatte sich einen riesigen Berg Klamotten gegriffen und selbigen in die Umkleiden geschleppt, ohne Plan und ohne auch nur im geringsten auf die Größe zu achten. Er hatte einfach alles mitgenommen, was in seinen Augen überhaupt nicht zu ihm passte. Während Kagome noch auf dem Weg zu Toshiya war kam er aus der Umkleide, gekleidet in eine quietschgrüne Hose und einen rosafarbenen Pulli. Dieses 'Outfit' bescherte ihm einige verstörte Blicke, sowohl von Kagome als auch von anderen Kunden des Ladens 'Doom'. -Weia... Toshiya, wenn du so weitermachst dann hält sie dich für beschränkt...- dachte Kame und schlug sich selbst mit der rechten Hand vor die Stirn. Aber Kagome schien so etwas in gewissem Maße schon gewohnt zu sein. Sie zuckte die Schultern, setzte ihr Verkäuferinnenlächeln auf und ging zur Tat über. Sie wollte Toshiya auf jeden Fall helfen, etwas gegen diese scheußlichen Klamotten zu tun. "Da ist wirklich viel kompetente Hilfe notwendig." bemerkte sie beiläufig und lächelte Toshiya aufmunternd an. "So, zu allererst fangen wir mal mit der Bedarfsanalyse an. Was möchtest du kaufen?" fragte sie ihn. "Öh... Weiß nicht. Irgendwas, Hauptsache ich kann mal wieder ein bisschen Geld ausgeben." entgegnete Toshiya und wurde knallrot. "Und für welchen Anlass?" "Wie, für welchen Anlass?" "Na ja, suchst du Klamotten zum Ausgehen, für die Arbeit, für die Uni, etc.?" Zwei Stunden später verließen Kazuya und Toshiya das Geschäft, bepackt mit einer Vielzahl Einkaufstaschen. "Und?" fragte Kame. "Na ja, sie... scheint ja ganz nett zu sein, aber bei näherer Betrachtung auch ziemlich oberflächlich." gestand Toshiya "So sind doch die meisten." "Ja, aber es muss doch irgendwo noch Mädels geben, die nicht so total verpeilt durch die Gegend rennen und meinen, alle Männer seien ihnen hörig." "Bestimmt. Genau so eine hat Yamapi jetzt abgekriegt. Der Schweinehund..." beschwerte sich Kame. "Für dich und mich wird sich auch noch was finden, denke ich. Da brauchst du keine Angst haben." sagte Toshiya mit einem dicken Grinsen im Gesicht. "So lange du daran glaubst..." "Ich habe eine Idee, komm mal mit." Mit diesen Worten und einem noch dickeren Grinsen im Gesicht schleifte Toshiya seinen Freund in Richtung der nächsten U-Bahn-Haltestelle. Derweil saß Kyo im Archiv des Architekturbüros. Er war noch immer damit beschäftigt alte Pläne und dergleichen zu sortieren und, wie der Name schon sagt, zu archivieren. Während er das tat fühlte er sich wie ein richtiger Praktikant und nicht wie ein Architektur-Student im sechsten Semester. Aber hatte er das Recht sich zu beschweren? Nein, also beschwerte er sich auch nicht. Selbst wenn er im 'normalen Leben' alles geradeheraus sagte, hier konnte er sich das nicht erlauben, sonst säße er schneller auf der Straße als es ihm lieb wäre. Und er brauchte dieses Praktikum als Nachweis für sein Diplom. Ohne das Diplom würde er dann wohl auch das letzte Semester noch einmal absolvieren müssen. Also hieß es Zähne zusammenbeißen und durchhalten, noch einen Monat, dann wäre das Praktikum beendet. Trotzdem hoffte er insgeheim, dass er weiter als Aushilfskraft dort arbeiten konnte, denn die Bezahlung war gut und für Botengänge und dergleichen mehr als angemessen. Vielleicht könnte er Kaoru bequatschen, dass er ein gutes Wort für den blonden einlegen würde, mit Kaoru hatte er sich immerhin bisher bestens verstanden. Okay, von den anfänglichen Schwierigkeiten mal abgesehen, aber Kyo wusste ja, dass das seine eigene Schuld gewesen ist... Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es an der Zeit war, langsam Feierabend zu machen. Auf dem Weg nach draußen sah er dann allerdings etwas, was ihm den Atem verschlug und was garantiert nicht für seine Augen oder die von jemand anderem bestimmt war: Der nette Kaoru in einer intimen Umarmung mit Andou-san, dem Sohn des Chefs. Kyo stellte sich schnell hinter einen Betonpfeiler und spitzte die Ohren. Wenn er eins nicht gebrauchen konnte, dann war es die Tatsache, jetzt von den beiden dabei gesehen zu werden, wie er sie sah. "Ich konnte es gar nicht erwarten, endlich aus dem Büro rauszukommen..." sagte Kaoru so leise, dass Kyo es fast nicht verstand. "Na, lass das mal nicht deinen Chef hören." gackerte Die, belustigt über seinen eigenen Witz und küsste seinen Koi. "Komm, lass uns verschwinden, ich will dich ganz für mich alleine haben... Und du weißt was das heißt, ne?" Kyo's Augen wurden groß wie Pizzateller als er das hörte. "Du kommst mit zu mir... Okay?" fragte Die weiter und zog Kaoru in Richtung seines Autos. "Hai." Bald hörte Kyo, wie ein Motor gestartet wurde, dann fuhr der schwarze Maybach an ihm vorbei, raus aus der Tiefgarage. Aber Kyo hatte von seiner Mutter gelernt, dass es sich nicht schickt, sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen und anderer Leute Gespräche zu belauschen. Er zuckte also kurz die Schultern und ging zu seiner Vespa um nach Hause zu fahren. (Anm. d. A.: Auch wenn mich einige hierfür jetzt bestimmt hassen werden: Ich finde die Vorstellung, Kyo auf einer Vespa sitzen zu sehen einfach nur niedlich XD) Die Vespa hatte er mit Hilfe seines Vaters restauriert und wieder zusammengebaut, auch wenn Kyo selbst überhaupt keine Ahnung von solchen Sachen hatte. Als er die Tür seines Apato's aufgeschlossen hatte sah er sofort das rote Blinken seines Anrufbeantworters. Während er seine Schuhe auszog hörte er die Nachrichten ab. "Waaaah, Kyo-kun!! Heute Abend ist eine riesige Party! Meld dich bei mir, okay? Du musst unbedingt kommen! Also, ruf mich an!!!" Eindeutig. Das konnte nur Toshiya gewesen sein. Als Kyo dann Toshiya's Nummer wählte nahm er sich fest vor, sich in Zukunft nicht mehr von allen Leuten anquatschen zu lassen. Ein Bekannter und Freund wie Toshiya reichte ihm. Toshiya hatte Kyo nämlich irgendwann mal nach einer Zigarette gefragt und danach nicht mehr von dem kleinen blonden abgelassen, weil er ihn so niedlich fand. Und die Tatsache, dass Toshiya ihn niedlich fand, störte ihn mehr als die Tatsache, dass er ihn danach nicht mehr in Ruhe gelassen hatte, ihm in der Uni zusammen mit Kame auflauerte und dergleichen. Okay, so bekam Kyo in der überfüllten Mensa immer einen Sitzplatz, denn Toshiya hielt ihm irgendwie, Kyo wusste nicht wie er das anstellte, einen Platz frei. Kyo vermutete aber, dass Toshiya durch seine manchmal leicht penetrante Art jeden, der sich am Tisch befand, dermaßen auf den Geist ging, dass sie möglichst schnell das Feld räumten. "Hai, Hara desu!" brüllte Toshiya ins Telefon. Er hatte nämlich den Anruf entgegen genommen ohne vorher seinen Staubsauger abzuschalten und natürlich die Lautstärke seiner Stimme der Lautstärke der Umgebung angepasst. Typisch Toshiya also. "Herrgott noch mal, mach erst mal den Staubsauger aus!" brüllte Kyo zurück und verdrehte die Augen. "Ah, Kyo-kun!!! Da freu ich mich aber, dass du anrufst! Also, kommst du?" "Willst du mir nicht erst mal verraten, wo diese Party stattfinden soll?" "Bei mir zu Hause." "Bei dir zu Hause?" "Ja, bei mir zu Hause." wiederholte Toshiya und nickte. "Du musst unbedingt kommen, Kyo. Ohne dich ist eine Party keine Party." -Wusste gar nicht, dass ich so'n Partytier bin.- stellte Kyo fest. "Ja gut, ich komme. Wann soll ich da sein?" "Gegen neun, heute Abend." "Gegen neun? Spinnst du? Es ist schon halb acht durch! Das ist ja eine komische Party, die schon so früh am Abend anfängt..." "Egal, schwing deinen Hintern auf deine Vespa und komm sofort her." Also ist Kyo ganz schnell unter die Dusche gesprungen, hat seine Haare super schnell trocken geföhnt und sich dann, ganz wie Toshiya es gesagt hatte, auf seine Vespa geschwungen. Kaum bei Toshiya angekommen musste Kyo feststellen, dass diese Party alles andere als riesig war. Fünf Leute, darunter auch Kame, lungerten im Wohnzimmer herum, zwei in der Küche und einer übergab sich gerade auf der Toilette. -Ich frage mich, wie lange der schon da ist, dass er sich übergibt...- "Na endlich, Kyo... Du bist meine Rettung!" sagte Toshiya und zerrte Kyo auf den Balkon, damit nicht alle mithörten. "Hör zu: Diese Party ist die reinste Katastrophe." "Das hab ich gemerkt." sagte Kyo und nickte zustimmend. "Also, was soll ich tun?" Toshiya grinste nur und schob Kyo wieder ins Wohnzimmer... Zwei Stunden später hatte Kyo die Hälfte aller Songs, die die Karaoke-Maschine so zu bieten hatte, runtergerattert. "Sag mal, warum studierst du eigentlich Architektur, wenn du doch so schön singen kannst?" fragte Kame ihn irgendwann. "Weil jeder einen anständigen Beruf lernen sollte, selbst wenn er ihn hinterher nicht ausübt." "Ah, Kyo-kun, du bist ein wahrer Poet. Werd doch Schriftsteller. Architektur kann schließlich jeder studieren." "So? Warum machst du das dann nicht?" fragte Kyo Kame und blinzelte selbigen aus seinen Knopfaugen an. "Öh... Ja... Ich bin mehr der darstellerische Typ, weißt du? Deshalb studier ich was darstellendes." "Und was möchtest du später mal darstellen?" Kame grinste. "Den größten und besten Schauspieler Japans, ist doch klar." "Klar." gab der kleinere zurück und musste ebenfalls grinsen. Wieder eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Toshiya hatte nicht damit gerechnet, dass überhaupt noch wer kommt. Aber nein, gleich zwölf Personen kamen mit einem Schlag. "So kommt die Sache aber wenigstens noch ein bisschen in Schwung." nickte Toshiya. "Also heißt das, ich kann jetzt gehen?" fragte Kyo. "Wo denkst du hin? Die Nacht ist jung, Kyo. Du bleibst hier!" "Aber ich bin sooooo müde. Ich hab schließlich den ganzen Tag gearbeitet." "Ich auch." "Bitte? Wenn ich Kazuya richtig verstanden habe, dann hattet ihr heute nur drei Vorlesungen und seid danach shoppen gegangen." "Meinst du, shoppen wäre nicht anstrengend?" "Wie dem auch sei, du kannst mich schlecht zwingen hier zu bleiben. Also, I'm off!" Mit diesen Worten war Kyo verschwunden und hat Toshiya in der Party-Hölle allein gelassen. Na ja, nicht ganz allein. Seine zwanzig Gäste waren ja auch noch da. Auf dem Weg nach Hause machte er noch einen kurzen Abstecher zur Tanke, Zigaretten kaufen. Dann aber nichts wie ins Bett. Immerhin musste er den nächsten Tag auch früh raus, wieder ins Archiv und weiter archivieren. Am nächsten Morgen verließen Die und Kaoru gemeinsam das Asaka-Building. Und wem liefen sie direkt über den Weg? Yamapi, der seine neue Freundin Kagura zur Arbeit brachte. "Nanu, ist es nicht ein bisschen früh für Meetings?" fragte Yamapi verwundert. Vielmehr als ihn die frühe Morgenstunde wunderte, wunderte ihn aber die Tatsache, dass Kaoru doch eigentlich ein bisschen Schiss vor Andou-san hatte, nein, er konnte ihn sogar nicht leiden, dass die beiden aber jetzt anscheinend friedlich nebeneinander hergingen. "Na ja, wir wollten noch ein bisschen was besprechen, deshalb hatte Kaoru angeboten, mich heute morgen hier abzuholen." erklärte Die, noch bevor Kaoru irgendetwas sagen konnte. "Ach so. Na dann. Wir sehen uns ja eh nachher im Büro." sagte Yamapi, nahm Kagura an die Hand und zog sie weiter in Richtung Krankenhaus. "War das jetzt knapp oder nicht?" fragte Die und wurde leicht rot im Gesicht. "Glaub nicht. Yamapi denkt ja, ich könnte dich auf den Tod nicht ausstehen." gab der violettharige zu und musste grinsen. "Bitte?" "Na ja, du hast mir halt anfangs ein bisschen Angst gemacht." "So desu ka?" Kaoru nickte und fing an zu lachen. "Das hat sich ja mittlerweile gelegt." "Ein Glück. Und wieso hattest du Angst vor mir?" wollte Die zu Recht wissen. "Ach, so dies und das." Er musste Die ja nicht unbedingt verraten, dass ihm die Tatsache angst gemacht hatte, dass Die ganz offensichtlich auf Männer stand. "Verstehe, meine Autorität hat dich eingeschüchtert." "Genau das wird's gewesen sein." Die grinste wie eine ganze Herde Honigkuchenpferde. "Komm, lass uns noch schnell was frühstücken gehen. Für's Büro sind wir eh zu früh dran." sagte der rothaarige und deutete auf ein Frühstücksbistro auf der anderen Straßenseite. "Und du willst doch nicht wieder ohnmächtig werden, oder?" "Das passiert nur nach dem Bowling und nach dem Mittagessen, keine Panik." scherzte Kaoru. "Oh, das hatte ich ja ganz vergessen: Was ist denn mit Billard? Am Wochenende könnten wir das ja nachholen. Was hältst du davon?" "Klingt ganz vernünftig." "Super. Und danach?" "Wie danach?" "Na, was machen wir nach dem Billard?" "Keine Ahnung. Schlag was vor." "Ich weiß schon was." sagte Die und wackelte keck mit den Augenbrauen. "Abendessen, dann zusammen baden und danach-" "Ah, Andou-san, schön Sie mal wieder zu sehen. Und sie haben noch jemanden mitgebracht!" sagte die Bedienung als Kaoru und Die das Bistro betreten hatten, ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Begeisterung. "Genau, ich muss ja in die Welt hinaustragen, wie schön man hier frühstücken kann." lachte Die und zwinkerte der jungen Frau zu. Diese wurde sofort knallrot und drehte sich weg. Kaoru musste ebenfalls grinsen, schüttelte währenddessen ungläubig den Kopf. "Was grinst du?" wollte Die natürlich sofort wissen. "Na, warum bist ausgerechnet du auf dem falschen Ufer gelandet? Wenn ich das richtig beobachte, laufen dir 80 % der Frauen, die du so triffst hinterher und würden dich auf Händen tragen." "Kann ja sein, aber mir ist das egal, weil ich ja dich hab." "Danke für die Blumen." "Ich meine das ernst." sagte Die und nickte bekräftigend. "Glaub ich dir ja auch." Etwa eine Stunde später betrat Kaoru sein Büro, schnell wurde ihm klar, dass er mit seiner Arbeit irgendwie nicht wirklich weiter kam. Also ging er ins Archiv, er brauchte Referenz-Material. Im Archiv traf er auf Kyo. "Ah, gozaimasu Kyo-kun." lächelte er. "Gozaimasu." erwiderte der kleine Blonde und nickte kurz. "Kann ich dir irgendwie behilflich sein?" Kaoru erzählte ihm also was er suchte und Kyo, der sich im Archiv mittlerweile auskannte wie in seiner Westentasche, überreichte ihm nur eine Minute später den aufgerollten Plan eines Gebäudes, das die Andou-Corporation für einen chinesischen Geschäftsmann in Beijing gebaut hatte. "Sag mal, Kyo, wo kommst du eigentlich genau her? Hier aus Tokyo bist du jedenfalls nicht." sagte Kaoru und klemmte sich den Plan unter den Arm, lehnte sich dann an einem Regal an. "Oh, ich bin aus Kyoto." "Hört man." "Findest du?" fragte Kyo verdutzt. "Na ja, man kann zwar versuchen, den Kansai-Ben zu unterdrücken, aber so ganz klappen will's dann doch nicht. Deswegen wusste ich zumindest schon mal, dass du nicht von hier sein kannst." "Stimmt, hast mich erwischt." Nun musste Kyo doch lachen. "Kann ich dich mal was fragen?" Kaoru's Magen drehte sich urplötzlich um. Er hatte eine riesige Angst, dass irgendjemand von der Sache mit ihm und Die wusste. Widerwillig nickte er, hoffte indessen, dass ihm kein Angstschweiß auf der Stirn stand. "Ich hab doch bald mein Praktikum hier beendet, nicht wahr?" "Stimmt." nickte Kaoru und beruhigte sich augenblicklich. "Ich hab mir gedacht, ob es eine Möglichkeit gibt, dass ich vielleicht weiter hier arbeiten kann, ab und an zumindest, sofern mein Studium das erlaubt." "Und wie soll ich dir da weiterhelfen? Ich bin doch selbst nur ein Angestellter." "Na ja, du verstehst dich doch so gut mit Andou-san, oder?" "Stimmt schon, aber..." "Ich dachte, du könntest bei ihm vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen." sagte Kyo und sah den violetthaarigen bittend an. "Ich... Ich werd's bei Gelegenheit mal ansprechen, aber du darfst nicht zu viel davon erwarten. Okay?" Kyo nickte und lachte. "Ist echt nett von dir, Kaoru." "Tja, so bin ich, der hilfsbereite Kaoru." zuckte er die Schultern. "Danke noch mal für den Plan." Mit den Worten war er verschwunden. Auf dem Rückweg in sein Büro kam Die ihm entgegen, grinsend und mit einer Kaffeetasse in der Hand. "Kann ich kurz mit dir sprechen?" fragte Kaoru und öffnete seine Bürotür. "Klar." nickte Die und folgte ihm. "Also, was gibt's?" "Du kennst doch den Praktikanten, Kyo?" "Ja. Was ist mit dem?" "Quatsch, nein. Ich war grad kurz im Archiv", Kaoru hielt den Plan hoch als Beweis, "und er meinte, dass ihm die Arbeit hier so viel Spaß machen würde, dass er gerne nach Beendigung des Praktikums als Aushilfskraft weiter hier arbeiten würde. Meinst du, da lässt sich was machen?" "Bestimmt. Ich werd mal meinen Paps fragen. Ist natürlich praktisch, so brauchen wir keine neue Aushilfskraft suchen und anlernen. Ich glaube, da lässt sich auf jeden Fall etwas machen." sagte Die mit einem Nicken und stellte seine Kaffeetasse auf Kaoru's Schreibtisch ab. "Super. Ich hätte jetzt fast gesagt, du weißt ja wie das mit der Geldnot im Studium ist, aber das weißt du ja gar nicht." Ehrlich gesagt wunderte Kaoru sich über Die's Antwort, immerhin war Die teilweise nicht nett zu Kyo gewesen und hatte sich tatsächlich wie ein Chef-Monster aufgespielt. Aber vielleicht hatte Die da ja auch einfach nur einen schlechten Tag gehabt? Wer weiß, Kaoru würde jedenfalls nicht danach fragen, so viel stand fest. Die zog ein Gesicht, fing dann aber doch an zu lachen. "Ich hab's aber oft genug bei meinen Kommilitonen miterlebt, falls das auch zählt?" "Hai." lachte Kaoru. "Und", sagte Die mit einem breiten Grinsen und stellte sich direkt vor Kaoru, "Gegensätze ziehen sich an, ne?" "Ja?" Die nickte. Und während er sich zu Kaoru herunterbeugte um ihn zu küssen flog die Tür auf und Yamapi stand im Türrahmen. "Eh, störe ich?" fragte dieser peinlichst berührt. "Nein, Kaoru hatte was im Auge und ich sollte mal nachsehen." erklärte der große rothaarige. "Kann natürlich auch an der trockenen Klimaanlagen-Luft liegen." Ein Glück nur, dass Yamapi ein sehr gutgläubiger Mensch war. Er fand sich mit Die's Antwort ab, ohne weiter nachzufragen, während Die noch eine Weile in Kaoru's rechtem Auge herumpulte. "Na also, eine Wimper." sagte Die und präsentierte ein schwarzes Härchen, das eh schon lose am oberen Lid gehangen hatte. "Und wegen der Entwürfe weißt du ja Bescheid, ne? Falls du noch Fragen haben solltest, frag. Man sieht sich dann später." Damit hatte Die seine Kaffeetasse geschnappt und war gegangen. "Ihr versteht euch ziemlich gut in letzter Zeit, kann das sein?" fragte Yamapi sofort. "Na ja, er ist doch nicht so schrecklich, wie ich gedacht hab. Der ist sogar richtig lustig." "Und sein... sein Freund?" "Das geht mich ja nun nichts an. Also frag ich nicht danach und es interessiert mich nicht, solange er die Finger bei sich behält und nicht auf dumme Ideen kommt." "Kommst du nachher mit mir mit, wenn ich Mittagspause habe?" "Wo willst du denn hin?" "In die Kantine." "Nein, danke. Ich verzichte." lachte Kaoru nachdem er angeekelt das Gesicht verzogen hatte. "Also willst du gar nichts essen?" Kaoru öffnete seine Schreibtischschublade und zog ein Bento hervor. "Ich bin bedient." "Okay. Falls du mal Lust auf Kantinenessen haben solltest, weißt du ja wo du mich findest. Ich muss langsam mal weiter arbeiten." sagte Tomohisa mit einem Lachen und verließ das Büro wieder. Im gleichen Moment fing Kaoru's Faxgerät an zu surren, spuckte 10 Sekunden später ein Blatt Papier aus. Von Die: 'Was hältst du davon, am Wochenende wegzufahren?' Kaoru kritzelte eine Antwort darunter: 'Wohin?' Prompt kam eine Antwort: 'In meine Wohnung' Dahinter ein dicker Smiley. Derweil saß Toshiya gelangweilt in einer Vorlesung. Er war nicht nur gelangweilt, nein er war auch hundemüde und verkatert. War aber auch kein Wunder, wenn man erst um vier Uhr morgens ins Bett ging, nur um dann um sieben Uhr wieder aufzustehen und zur Uni zu gehen. Kazuya saß neben ihm und grinste die ganze Zeit vor sich hin. Kame war nämlich schlauer gewesen und hatte die Kurve gekratzt, kurz nachdem Kyo gegangen war, also schon recht früh. Außerdem hatte er nicht Unmengen an Alkohol getrunken, so wie der Rest der Partygesellschaft. "Ich will sterben..." kam es plötzlich von Toshiya, bevor dessen Kopf auf seine Bücher sank. "Selbst schuld, sag ich dazu nur." entgegnete Kame trocken und klopfte seinem Freund kurz aufmunternd auf die Schulter. "Und Kagome ist auch nicht gekommen, obwohl sie es versprochen hatte..." "Dann vergiss die Schnepfe doch einfach. So macht das ja keinen Sinn. Wenn sie was von dir gewollt hätte, dann hätte sie's sicher gesagt." "Und was soll dann immer dieses kokettierende Verhalten, wenn sie an mir vorbei gegangen ist?" "Vielleicht war damit ja jemand gemeint, der hinter dir gestanden hat?" "Du hast auch eine Erklärung für alles..." Kame nickte und fing an zu grinsen. "Ich will trotzdem immer noch sterben..." jaulte Toshiya weiter. "Spinn nicht rum! Trink dir in der Pause einen Kaffee und die Welt sieht gleich ganz anders aus." "Sagst du..." "Weil es so ist." "Sagst du..." "Ich geb's auf..." sagte Kazuya mit einem resignierendem Seufzer. "Ich hab echt gedacht, sie würde mich mögen..." "Es gibt bestimmt noch andere Mädchen, die dich mögen. Du musst nur mal deine Augen aufsperren und vielleicht nicht ganz so albern sein." schlug Kame vor und nickte, begeistert von dieser Idee. "Nicht so albern sein? Kame, ich bin so! Da kann ich doch nichts dran ändern. Ich habe diese Albernheit im Blut!" "Du kannst aber auch ganz anders, das weiß ich, weil ich's schon mehrmals miterlebt habe." "Sagst du." "Ja, weil's so ist!" Langsam aber sicher verlor Kame die Nerven. Toshiya konnte einem mit seinem Verhalten aber auch gehörig auf den Geist gehen. Wenn irgendwas nicht nach seiner Nase lief, dann hatte er meistens tagelang schlechte Laune. Und jetzt war nicht nur seine Party ein Reinfall gewesen, nein die Frau seiner Träume war auf seine Einladung hin auch nicht erschienen. Also lief es derzeit nicht so toll für Toshiya, trotzdem legte er seine Albernheit nicht einfach ab, das wäre ja auch zu leicht gewesen. Es gab für Kame jetzt nur eine Lösung: Toshiya für die nächsten zwei Stunden so weit es geht zu ignorieren, auch wenn's schwer war und Kame ja eigentlich gerne mit Toshiya seine Zeit verbrachte. Um 21 Uhr machte Die endlich Feierabend. Er hatte noch einige Gespräche mit seinem Vater geführt und sogar Kaoru verpasst. Leicht müde und ziemlich erledigt schlurfte er dann über den Parkplatz zu seinem Auto. Und was musste er sehen, als er dort angekommen war? Seine Reifen waren zerstochen, alle vier und jemand hat einen Schlüssel oder einen anderen spitzen Gegenstand über die Motorhaube sowie die linke Seite gezogen und mächtig den Lack angekratzt. Das mit den Reifen hat ihn nicht wütend gemacht, aber die Sache mit dem Lack ging ihm schon gewaltig gegen den Strich. "Scheiße..." sagte er und ging neben seinem Auto in die Hocke um die Kratzer besser ansehen zu können. Mit einem kopfschütteln stand er wieder auf, griff dann in seine Tasche um sein Handy hervorzuholen und sich ein Taxi zu rufen, als er Schritte hörte. Ohne dem weiter Beachtung zu schenken wählte er die Nummer der Taxizentrale. Gerade als in der Zentrale jemand rangegangen war riss ihm jemand das Handy vom Ohr. "Du bist so ein Schwein, weißt du das?" Es war Shinya, tränenüberströmt stand er vor ihm. "Was hat das alles zu bedeuten? Bist du das gewesen?" fragte Die und deutete auf sein Auto. "Gibt es noch mehr Leute die einen Grund hätten, so etwas mit deinem Auto zu machen, Daisuke? Noch mehr Menschen, denen du die große Liebe vorgespielt hast?" fragte Shinya. "Oh Gott, ich... ich habe dich geliebt, Die! Ich liebe dich immer noch! Aber du... Was findest du an diesem Kaoru? Was hat er, das ich nicht habe?" "Shinya, hör auf! Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich für dich keine Gefühle mehr habe. Da kannst du noch so sehr mein Auto zerschrotten, es ändert nichts an meiner Entscheidung." sagte Die so ruhig wie möglich und hob beschwichtigend die Hände. "Aber wieso? Sag mir, was ich falsch gemacht habe!" "Du hast gar nichts falsch gemacht, Shinya. Nur du und ich, dass sollte halt nicht sein, so einfach ist das." Die hob sein Handy auf und steckte es in seine Jackentasche. "Nein... Ich werde das nicht einfach so hinnehmen, Die... Nicht einfach so... Du kannst es dir nicht so leicht machen..." sagte Shinya leise und senkte den Blick. "Was ist an diesem Idioten so besonders, dass du ihn mir vorziehst?" "Herrgott, Shinya! Finde dich einfach damit ab und such dir jemand anderen! Weißt du, wie viele Menschen hier in Tokyo leben? Hier leben über 8 Mio. Menschen, Shinya, da wird auch einer für dich dabei sein. Und jetzt lass mich bitte in Frieden. Okay?" Shinya schüttelte den Kopf und ballte beide Hände zu Fäusten. "Du machst es dir zu leicht... Ich hätte alles für dich getan, Die, alles... Und du? Du willst mich plötzlich nicht mehr, obwohl du vor zwei Monaten noch verrückt nach mir warst? Weißt du was? Früher oder später wirst du einsehen, dass es ein gewaltiger Fehler war, mich wegzustoßen... Und dann auch noch für jemanden wie Kaoru... Ich fass es nicht... Aber warte es nur ab, Die... Du wirst merken, dass es ein riesiger Fehler war..." Mit diesen Worten hatte er sich weggedreht und ist gegangen. Die blieb derweil fassungslos stehen und blinzelte Shinya fragend hinterher. Klar, eine Trennung ist schmerzhaft, aber Die hatte Shinya zugetraut, schon ein wenig erwachsener zu sein und nicht so etwas kindisches anzustellen, wie seine Reifen zu zerstechen. Kopfschüttelnd beschloss Die, mit der U-Bahn nach Hause zu fahren. Kaum in seiner Wohnung angekommen sah er sich der nächsten Überraschung gegenüber: Die Einrichtung war tatsächlich demoliert und verwüstet. Okay, sein Auto war eine Sache gewesen, aber seine Wohnung, das war etwas anderes. Kurzerhand rief Die Kaoru an. "Hai, Niikura-desu..." gähnte Kaoru in den Hörer. "Kaoru, ich bin's, Die..." "Oh, was ist los?" "Kann ich vorbeikommen? Ich muss dir was erzählen." "Sicher, klar. Weißt ja, wo ich wohne." Während Die Kaoru dann detailgetreu erzählte was passiert war, ging diesem die Kinnlade runter. "Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es so ausartet..." sagte Kaoru, noch immer völlig baff. "Dito. Ich meine, es war klar, dass er nicht einfach sagen würde, es wäre ihm egal, dass ich mich von ihm getrennt habe, aber so was? Sachbeschädigung? Was kommt dann wohl als nächstes? Morddrohungen gegen dich oder meine Familie?" "Ich hab schon immer gewusst, dass der nicht ganz normal ist." "Jetzt mal ernsthaft, Kaoru... Mir macht das ein bisschen angst, wenn ich ehrlich bin. Du hättest mal seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, dass war pure Verachtung..." Kaoru rutschte näher an Die ran und legte einen Arm um dessen schmale Schultern. "Ich denke mal, wenn ein bisschen... das er drüber hinwegkommt, früher oder später... Du solltest ein bisschen nachsichtig sein mit ihm..." "Nachsichtig? Kaoru, dem traue ich sogar zu, dass er in deine Wohnung einbricht und dich im Schlaf erwürgt!" "Wird er schon nicht. Die meiste Wut hat er ja auf dich, nicht auf mich." "Ja, aber auch du wirst früher oder später zum leidtragenden in dieser Schmierenkomödie." "Und was willst du jetzt tun? Ihn anzeigen? Auf seine Erklärung für das ganze wäre ich ja mal gespannt." "Und ich auf die Reaktion meines Vaters, wenn er davon erfährt..." "Vielleicht hilft es, wenn ich mal mit ihm rede, also mit Shinya?" Die schüttelte vehement den Kopf. "Das würde lediglich in einem Massaker enden, mehr nicht. Vielleicht ändert sich ja was, wenn ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist." "Aber sag mal, wie konnte er denn überhaupt unbemerkt in deine Wohnung kommen? Soweit ich weiß kommt man mit dem Aufzug doch nur dann hoch, wenn du einen reinlässt oder-" "Er hat einen Zweitschlüssel. Ich hab leider vergessen, ihm den Schlüssel wieder abzunehmen..." "Aber woher weiß er überhaupt davon? Ich meine, es ist ja nun nicht so, dass wir in aller Öffentlichkeit Händchen halten oder so." "Nein, das nicht... Aber er hat's von Anfang an geahnt. Weißt du, schon damals, als du eingestellt wurdest und ich ständig davon geredet habe, was für ein toller Mensch du doch bist, obwohl ich dich nicht wirklich kannte, und wie gut deine Arbeiten sind, ist er eifersüchtig gewesen. Ich denke mal, er hat einfach 1 und 1 zusammengezählt." erklärte Die. "Mord aus Rachsucht... Das wäre doch mal was." "Mal den Teufel nicht an die Wand, Kaoru. Ich finde das nicht lustig." "Ich auch nicht. Ich bin viel zu jung zum sterben." Jetzt konnte Die sich ein grinsen doch nicht verkneifen. "Soll er sich ruhig erst mal austoben. Solange er meinen Porsche nicht auch noch demoliert..." "Einen Porsche hast du auch?" "Ja, einen knallroten Porsche sogar." nickte Die. "Wow." sagte Kaoru und lehnte sich an Die an. "Du kannst ja auch erst mal hier bleiben. Ich hab zwar keine Klimaanlage und so groß wie dein Apato ist meins auch nicht, aber hier ist dein Leben wenigstens nicht in Gefahr." "Ich werde mich auf jeden Fall dafür erkenntlich zeigen." griente Die und küsste seinen Freund. "Das glaube ich dir nur zu gerne..." Kapitel 7: Eine Fahrt ins Blaue? -------------------------------- Kapitel 7 – Eine Fahrt ins Blaue? ~~~~~ Hallo! Da bin ich wieder, mit einem neuen Kapitel! Hoffe ihr habt alle schöne Ferien (ich vermute mal, der Großteil von euch wird noch zur Schule gehen). Das ist auch der Grund, weshalb ich derzeit mit dem Schreiben nicht hinterherkomme: Ich habe keine Ferien, keinen Urlaub, kein gar nichts. Also, bitte eine Runde Mitleid für mich und den Rest der arbeitenden Gesellschaft und natürlich Verständnis und Geduld mit der fanfic. Ich wünsche natürlich weiter viel Lesevergnügen mit den 'Meetings mit Folgen' und hinterlasst mir wieder fleißig Kommentare, Kritik, Verbesserungsvorschläge, etc. Ich bin mir sicher, euch fällt schon was ein XD ~~~~~ Die Charaktere gehören mir übrigens immer noch nicht. (Obwohl ich von einem zumindest schon mal was schriftliches habe, höhöhö...) ~~~~~ "Hast du nicht irgendwie Schiss, dass der uns beobachtet?" fragte Kaoru als er und Die sich am nächsten Morgen auf den Weg zur Arbeit machten. "Ich meine, der weiß ja auch wie ich aussehe und wenn der uns zusammen sieht, dann meint er sicherlich nicht, ich sei nur ein Kollege. Mir persönlich ist das schon ein bisschen unangenehm und irgendwie fühle ich mich dadurch auch leicht beobachtet." "Das, lieber Kaoru, sollte uns erst mal egal sein. Denn das ist wie mit der Sache mit dem Teufel: Wenn man von ihm spricht, dann kommt er mit aller Bestimmtheit." entgegnete Die und schüttelte warnend den rechten Zeigefinger. "Also, bitte nicht mehr so viel drüber nachdenken. Am besten, du überlässt das denken, was diese Sache angeht, mir allein. Ich werde schon eine Lösung für dieses Problem finden." "Wenn du meinst." "Ehrlich. Wovor hast du denn Angst? Du hast kein Auto, dass er zerkratzen kann und deine Wohnung kennt er nicht." "Hallo? Ich hab Angst um mein Leben, denn ihm traue ich alles zu." "Ich beschütze dich notfalls mit meinem eigenen Leben." grinste Die und boxte Kaoru leicht in die Seite. "Wenn's zu schlimm wird, dann zeige ich ihn halt an. Genug Beweise habe ich. Ich kann zwar nicht nachweisen, dass er das mit meinem Auto und meiner Wohnung gewesen ist, aber dafür gibt's ja die Polizei, nicht wahr?" "Bei seiner Statur traut ihm das auch niemand zu..." "Glaubst du. In seinen dünnen Ärmchen steckt mehr Kraft als du denkst." "Bitte keine Details, ja?" "Keine Panik." grinste Die und zwickte Kaoru kurz und unauffällig in den Po. Okay, ihm war diese ganze Eifersuchts-Zerstörungs-Geschichte auch sehr zuwider, aber er konnte es Shinya auch nicht verdenken. Wäre Die an seiner Stelle gewesen hätte er vielleicht nicht gleich zum Mittel Sachbeschädigung gegriffen, aber wirklich glücklich ist niemand mit solchen Sachen wie Trennungen. "Ist dir so etwas schon mal passiert?" fragte Kaoru und sah Die nachdenklich von der Seite an. "Was?" "Na, dass nach Beendigung einer Beziehung deine Sachen zerstört und beschädigt worden sind?" "Nicht wirklich, nein. Es ist wohl mal ein bisschen Geschirr zu Bruch gegangen, aber bisher hat sich niemand an mein Auto getraut..." sagte Die und zog die Stirn in Falten. Jetzt brannte Kaoru eine Frage auf der Zunge. "Sag mal..." "Hai?" "Wie viele Beziehungen hattest du schon? Ich meine... Beziehungen mit Männern..." "Nicht so viele." "Und wie viele waren es genau?" "Warum bist du denn so neugierig?" "Hallo? Ich möchte einfach nur mehr über den Mann wissen, den ich liebe. Ist das so falsch?" Die schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht. Es hat mich nur ein bisschen gewundert." "Also, wie viele?" fragte Kaoru weiter. "Oder hast du irgendwann aufgehört zu zählen?" setzte er mit einem Grinsen nach. Der rothaarige grinste ebenfalls und zuckte dann die Schultern. "Ich weiß nicht, so fünf oder sechs. Dazwischen hab ich's immer wieder mal mit einer Frau versucht, aber wirklich was ist nicht passiert. Frauen machen mich halt einfach nicht an." "Obwohl viele von ihnen schön anzuschauen sind, oder nicht?" "Stimmt, aber... Sie haben auf mich keine sexuelle Anziehungskraft." "Dito." stimmte Kaoru zu und nickte abwesend. "Was ist mit dir?" "Hm?" "Na, wie viele gescheiterte Beziehungen hast du hinter dir? Sei es mit Frauen oder Männern?" Kaoru erzählte also von seiner Highschool-Liebe Sakito, danach war ja nur noch Haruka in seinem Leben wichtig gewesen. "Ach, dann bist du ja, was Beziehungen angeht, noch ein richtiges Küken." sagte Die mit großen Augen und einem angedeuteten Grinsen in den Mundwinkeln. "Mhm, schon möglich... Ist das so wichtig?" "Nein, du stellst dich ja trotzdem ganz ordentlich an." grinste der rothaarige. "Lustig." "Das war mein ernst, Kaoru. Außerdem bist du... bist du so ziemlich der heißeste Kerl, der mir bisher über den Weg gelaufen ist. Und mir sind schon viele Typen über den Weg gelaufen." "Ich dachte, es wären nicht so viele gewesen?" "Na ja, nicht so viele richtige Beziehungen. Nach den anderen Sachen, den One-Night-Stands, hast du nicht gefragt." Kaoru sagte nichts, starrte nur stur geradeaus. "Hey, sorry... War nicht so gemeint, ja?" "Sagst du." Die blieb stehen und hielt Kaoru am Ärmel fest. "Ich meine es ernst. Kaoru, bitte... Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich... Außerdem würde ich das hier, das mit uns, nicht wegen kleiner Spielereien oder anderer Männer oder Frauen auf's Spiel setzen. Verstehst du? Mir liegt viel zu viel an dir, schon jetzt." Kaoru blinzelte ihn wortlos an, nickte dann. "Einverstanden." "Gut. Und solange wir ehrlich zueinander und miteinander sind, ist alles okay." "Das klingt so abgedroschen, wenn man es aus deinem Mund hört." sagte der kleinere und fing schließlich an zu grinsen. "Ja ja, mach dich ruhig lustig über mich. Mit mir kann man's ja machen, ne?" fragte Die und zog eine Schnute, nur um im nächsten Moment zu lachen. "Denk dran, ich bin immer noch dein Chef." "Oh ja, ich steh drauf, wenn du mir drohst." "Hör lieber auf rumzuspinnen und komm mit. Nicht das wir noch zu spät zur Arbeit kommen." "Stimmt. Ich glaube, mein Chef würde das gar nicht gerne sehen." "Was ist denn mit Ihrem Auto passiert?" fragte Kyo als Die mit langen Schritten ins Büro ging. "Das ist eine lange Geschichte. Kann ich mal kurz mit dir sprechen, Kyo-kun?" Kyo nickte und folgte dem rothaarigen, versuchte Schritt zu halten. "Ich würde dir gern eine Aushilfsstelle anbieten. Dein Praktikum ist ja bald zu Ende, nicht wahr?" fragte Die, als die beiden in Die's Büroraum angekommen waren. Wieder nickte Kyo, beschloss im gleichen Moment, sich dafür bei Kaoru zu bedanken. "So, Niikura-san hat mich darauf angesprochen, wie sehr dir die Arbeit hier wohl gefallen würde. Außerdem hast du uns bisher nie Anlass zur Beschwerde gegeben, wenn du also willst, dann kannst du auch weiterhin hier arbeiten. Natürlich nur soviel, wie es dein Studium zulässt." Kyo verbeugte sich. "Arigato gozaimasu! Das ist wirklich äußerst nett." Die setzte sich in seinen Bürostuhl. "Außerdem kennt sich im Archiv niemand so gut aus wie du." setzte Die mit einem charmanten Lächeln nach. Kyo nickte wie ein Besessener, verbeugte sich dann nochmals. "Dann werde ich mich mal direkt weiter an die Arbeit machen, ne?" "Genau." stimmte Die zu. Gerade als Kyo das Zimmer verlassen hatte kam Kaoru durch die Tür, schloss selbige leise und seufzte. "Was'n los?" Aber Kaoru zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich an die Bürotür. "Irgendwie hab ich absolut keine Lust, heute zu arbeiten." "Wie soll ich das denn verstehen?" fragte Die weiter und blinzelte seinen Freund schief an. Wieder zuckte der violetthaarige die Schultern. Ein Grinsen flammte über Die's Gesicht. "Willst du Urlaub einreichen? Während der Probezeit? Damit wirst du schwerlich durchkommen, weißt du, solche Regelungen sind schwer zu umgehen." "Nicht direkt." schüttelte Kaoru den Kopf und drehte leise den Schlüssel im Schloss um. "Gut, weil ansonsten hätte ich direkt zu Yuki-san in die Personalabteilung weiterschicken müssen. Aber sei gewarnt, er ist ein harter Hund und denkt lange darüber nach, ob er Urlaubsanträge gewährt oder nicht. Da hilft auch einschleimen nichts." grinste Die und winkte Kaoru zu sich, stand dann auf und legte seine Hände auf die Schultern seines Freundes. "Ich habe eine Idee, die dir helfen wird, wenn du keine Lust zum arbeiten hast." "Und welche Idee wäre das?" "Wird noch nicht verraten. Aber ich mache dir einen Vorschlag." "Und welchen?" "Geh erst mal in dein Büro und arbeite ein bisschen, zumindest ein wenig damit es nicht auffällt, dass du keinen Bock hast. Ich melde mich dann später bei dir. Okay?" "Okay." "Gut." sagte Die und lächelte zufrieden. "Sehen wir uns zum Mittagessen?" Die nickte und gab Kaoru einen zärtlichen Kuss. "Und jetzt hau ab." "Okay." seufzte der kleinere. "Vorher will ich aber noch einen..." "Na, wirst du langsam gierig?" grinste der rothaarige und zog seinen Freund dichter an sich ran. "Na ja, du musst doch wissen, was du an mir hast, bevor du sofort wieder Ersatz für mich suchst..." Kaoru war kaum gegangen als Die zum Telefon griff und die Sekretärin seines Vaters anrief. "Ist er gerade frei?" "Eh... Ja, aber nicht lange. Nachher kommen noch Kunden für eine Besprechung." "Gut, ich werde nicht lange brauchen." sagte Die, legte auf und machte sich auf den Weg zum Büro seines Vaters. "Hey, was gibt's? Ich habe nicht viel Zeit, und wenn ich mir dein Büro so betrachte, dann hast du eigentlich auch keine Zeit um hier zu sein. Was machst du den ganzen Tag, dass sich so viel Arbeit bei dir anhäuft? Wenn's zu viel wird, dann trete ein wenig kürzer, bevor dir alles entgleitet und du gar nicht mehr hinterher kommst." "So lange werde ich dich nicht beanspruchen, keine Panik." sagte Die und verdrehte die Augen. Er hasste das. Sein Vater predigte wie wenig Zeit er hatte, hielt ihm dann aber ellenlange Standpauken. Das hätte er sich dann doch auch sparen können, wenn er wirklich keine Zeit hätte, oder? Außerdem war Die doch kein Baby mehr. Wenn er Hilfe brauchte, dann würde er schon nach Hilfe fragen. Und er würde sie bekommen, dessen war er sich sicher. So war es immer gewesen. "Also, was verschafft mir die Ehre?" fragte Kenji Andou seinen Sohn und sah sich ein paar der Pläne und Zeichnungen an, die in der letzten Woche gezeichnet worden sind, hauptsächlich Zeichnungen des von Die geleiteten Maori-Projekts, was der Firma nicht nur viel Geld einbrachte, es war ein Projekt von dem der Ruf der Andou-Corporation abhing. Es ging hier um das nationale sowie internationale Renommee. "Folgendes: Wir haben in diesem Jahr eine ganze Reihe neuer Mitarbeiter eingestellt, nicht wahr? Innenarchitekten, Architekten, Raumgestalter, etc. pp." "Hai so desu." "So weit so gut. Von denen hat aber noch keiner eins unserer fertigen Projekte gesehen." "Gut möglich." nickte der 'große' Andou und besah weiter die Pläne, es machte den Anschein, als würde er seinem Sohn nicht richtig zuhören. "Ich hab mir gedacht, dass man das eigentlich ändern müsste." "Und wie? Willst du etwa alle neuen Mitarbeiter in ein Flugzeug verladen und nach China oder Amerika fliegen, damit sie sehen können, was wir bisher geleistet haben?" fragte Kenji und blickte endlich von den Plänen auf. "Oder hast du dir etwas anderes einfallen lassen?" "Das ist die Idee, die ich dafür hatte." "Ich hätte jetzt eher an eine Diashow oder ähnliches gedacht, aber wenn du meinst..." Die nickte nachdrücklich und setzte sich in den schweren schwarzen Ledersessel der vor dem Schreibtisch seines Vaters stand. "Ein bisschen gibt es da allerdings noch zu klären." Beim Mittagessen wurde Kaoru dann eingeweiht. "Im ernst?" Die nickte und grinste ihn breit an. "Und was für einen Nutzen habe ich davon?" "Wir können uns ein Zimmer teilen, ganz unauffällig natürlich." "Ach so, ich dachte, du würdest nicht mitkommen." "Doch, natürlich komme ich mit." "Und wann soll das alles starten?" "Kommenden Freitag." "Kommenden Freitag?" "Hai." "Und was, wenn Yamapi sich ein Zimmer mit mir teilen möchte? So wie früher? Du musst bedenken, wir haben uns auch früher eine Bude geteilt und so." "Dann müssen wir uns was einfallen lassen." Glücklicherweise stellte sich wenig später heraus, dass Yamapi unmöglich weg konnte, dringende familiäre Angelegenheiten. In Wahrheit hatte er nur Flugangst, traute sich aber nicht, das vor den anderen zuzugeben. "Ich würde echt gerne mitkommen. Aber es geht nicht. Meine Mutter liegt im Krankenhaus und ich wollte sie am Wochenende besuchen." log er und versuchte, die Schamesröte aus seinem Gesicht zu vertreiben. Er konnte nicht gut lügen. Sein Kopf wurde dann immer rot wie ein Hummer. "Was hat deine Mutter denn? Ist es etwas schlimmes?" fragte Die, seine Stimme klang ehrlich besorgt. "Ein... Einen Bandscheibenvorfall. Halb so wild, aber sehr schmerzhaft. Dass ich sie besuche ist da noch das mindeste, finde ich." Nach der kurzen Besprechung zog Kaoru Yamapi direkt auf die Seite. "Liegt deine Mutter wirklich im Krankenhaus?" Tomohisa schüttelte den Kopf. "Du weißt doch... meine Flugangst." "Du hast deine Klaustrophobie vergessen." "Gomen, ich schau mir dann Fotos an." "Sag das nicht mir." grinste Kaoru, in Gedanken schon in einem Hotelzimmer zusammen mit Die. "Okay, dann... werde ich halt in Gedanken bei euch sein. Ist das ein Angebot?" "Sicher. Damit kann ich mich zufrieden geben." "Klasse. Alles andere hätte mir auch ein schlechtes Gewissen bereitet, wenn ihr dann in China hart gearbeitet hättet, während ich hier die Mäuse auf dem Tisch tanzen lasse." "Wer sagt denn, das wir dort hart arbeiten werden?" "Glaubst du im ernst, das wird Urlaub? Oder Ferien? Immerhin ist Andou-junior dabei... Das wird bestimmt nicht nur lustig." sagte Yamapi und blinzelte nachdenklich in Die's Richtung. "Na ja, ich lasse einfach alles auf mich zukommen." seufzte Kaoru. Zwei Tage später, am Freitag morgen, ging es dann los. Zusammen mit den sechs neuen Angestellten, darunter natürlich auch Kaoru, stand Die am Flughafen und verteilte die Bordkarten. (Anm. d. A.: Ich hab leider keine Ahnung, wie der Flughafen heißt, der in Tokyo quasi direkt in der Stadt ist. Ich kenne nur den Narita-Airport, aber der ist ein Stück weiter draußen. Wenn also jemand weiß, wie der Flughafen heißt, wäre es nett, wenn mir jemand Bescheid sagen könnte. Danke! *verbeug*) "Schon Klasse, nach China reisen zu können und weder für den Flug noch für die Unterbringung etwas bezahlen zu müssen, oder?" fragte Tomoe, eine junge Innenarchitektin, an Kaoru gewandt, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Bevor Kaoru etwas antworten konnte stand Die wieder bei den beiden. "Ja, alle Spesen inbegriffen. Aber das wird kein Urlaub, immer dran denken. Es geht hier um die Arbeit. Okay, wir können natürlich abends alle gemeinsam was unternehmen, etwas trinken gehen oder ähnliches, aber an sich geht es bei dieser Reise um berufliches." sagte er mit ungewohnt ernstem Tonfall, ganz so wie ein Chef sein sollte. "Kaoru-san, kann ich kurz mit dir sprechen? Es geht um deinen Vorschlag für die Eingangshalle." "Klar." nickte Kaoru und ging mit Die ein paar Meter weiter. "Es ist alles geklärt." sagte Die fast flüsternd, sodass ihn niemand verstehen konnte. "Ich habe, so weit es ging, Doppelzimmer für die anderen gebucht, und so wie es das Schicksal wollte, müssen wir uns ein Zimmer teilen, weil ein Einzelzimmer für dich viel zu teuer wäre, wenn du verstehst. Schrecklich schade, aber nicht zu ändern. Oder möchtest du dir lieber ein Zimmer mit Tomoe teilen? Ich hab nämlich den Verdacht, dass sie auf dich steht... Ist ja auch kein Wunder, du bist halt schnuckelig." "Die, schon okay. Ich denke mal, ich werde das für ein paar Tage überleben, mit dir das gleiche Zimmer zu bewohnen." grinste Kaoru und schüttelte den Kopf, steckte sich dann eine Zigarette an. Noch befand sich die 'Reisegruppe' glücklicherweise im Raucherbereich, ansonsten würde Kaoru noch nervöser werden. "Zumal ich ja eh schon die meiste Zeit bei dir zu Hause verbringe." "Ja, weil du dich nicht mehr in deine eigene Wohnung traust." "Nein, weil es sich nicht lohnt, einen Fuß in dieses Chaos zu setzen, Kaoru." "Okay, wie du meinst." Geflogen wurde Business Class, Die saß natürlich neben Kaoru, versperrte absichtlich für den leicht verängstigten Kaoru das Fenster. "Es ist alles in Ordnung, solange ich weiß, wo die Kotztüten sind und ich nicht aus dem Fenster schauen kann." sagte Kaoru, schon deutlich blass um die Nase. Die übrigen Mitarbeiter waren überall im Flugzeug verteilt, außer Sichtweite der beiden. "Du schaffst das schon." nickte Die und griff nach Kaoru's klammen Händchen, klopfte ihm dann aufmunternd auf den Oberschenkel. "Und falls es dich beruhigt: Wenn was passiert, dann sterben wir zusammen." lächelte er und drückte das Händchen in seiner. "Wie war das mit dem Teufel?" (Anm. d. A.: Für alle die's vergessen haben: Noch mal zum Anfang des Kapitels XD) "Schon okay, schon okay." lachte Die. "Alles angeschnallt und gesichert?" "Hai." "Schwimmweste griffbereit?" "Die!" "Sorry. Das ist so eine alte Angewohnheit von mir." Kapitel 8: Zu Gast im Land des Lächelns --------------------------------------- Kapitel 8 – Zu Gast im Land des Lächelns Mir gehören die Charaktere immer noch nicht (Scheiße aber auch...) Dafür wird in diesem Kapitel ein neuer Charakter eingeführt, mal schauen was ich tun kann, damit dieser Charakter bald mir gehört, mauahahaha. Nein, Scherz beiseite: Viel Spaß mit dem 8. Teil von „Meetings mit Folgen“. „Ich finde Dia-Vorträge so langweilig...“ maulte Toshiya. „Außerdem mag ich die Chinesen nicht wirklich... Können wir nicht einfach gehen?“ Kame verdrehte genervt die Augen. „Dann schlaf doch einfach eine Runde, so geht die Zeit schneller um und ich kann mich besser konzentrieren.“ „Wie öde. Warst du vorher auch schon so langweilig?“ „Bitte? Ach, vergiss es. Ich ignoriere dich jetzt einfach und schaue mir den Vortrag weiter an.“ An sich ging es um einen Vortrag über das traditionelle chinesische Theater und die Verbindungen zum japanischen Kabuki. Recht öde, aber es stand halt auf dem Lehrplan. Weder Kame noch Toshiya konnten schließlich wissen, ob das nicht für eine spätere Prüfung noch wichtig sein konnte. „Denk einfach dran, dass Kaoru jetzt auch auf dem Weg nach China ist. Wenn er zurück ist, dann kann er uns vielleicht noch ein bisschen was erzählen, persönliche Erlebnisse und dergleichen.“ sagte Kame nach einer Weile, nachdem Toshiya ihn die ganze Zeit mit seinem Bleistift in die Seite gepiekt hatte. „Mal schauen. Aber versprich dir nicht zu viel davon, immerhin müssen die da ja wohl arbeiten, wenn ich Yamapi richtig verstanden habe.“ „Ts, der ist doch nicht mal mitgeflogen, weil er so ein Schisser ist, dass er sich nicht in so ein dämliches Flugzeug traut.“ Nach dem etwa zweistündigen Flug landete das Flugzeug in Beijing und die Truppe der Andou-Corp. machte sich auf den Weg ins Hotel, erst mal die Koffer wegbringen, sich frisch machen, etc. „Und jetzt?“ fragte Kai Yutaka, einer der Innenarchitekten, als alle versammelt in der Hotel-Lobby standen und auf Die warteten. Ein Großteil der erwartungsvollen Blicke lag natürlich auf Kaoru, immerhin teilten die beiden sich ein Zimmer. Dieser zog nur die Schultern hoch und suchte in seiner Jackentasche nach seinen Zigaretten. „Na ja, irgendwer muss doch wissen, was der Chef jetzt vorhat.“ „Vielleicht was Essen gehen oder so. Großartig was machen möchte ich jetzt nicht mehr. Fliegen ist immer so anstrengend.“ sagte Tomoe und klimperte in Kaoru’s Richtung mit den Wimpern. Kaoru lächelte gequält und sah sich nach einem Aschenbecher um. -Ich bringe Die um, wenn er nicht gleich hier auftaucht...- Etwa fünf Meter entfernt konnte er einen Ascher entdecken und verschwand sofort in die Richtung. Leider folgte ihm Tomoe sofort. „Und du weißt wirklich nicht, was er vorhat?“ fragte sie und legte den Kopf leicht schief. „Keine Ahnung. Ich hab nur eben meine Tasche hoch gebracht und mehr nicht. Es ist ja jetzt nicht so, dass wir groß miteinander befreundet wären, oder so.“ „Ah ja. Verstehe.“ nickte sie mit wissendem Gesichtsausdruck. -Die, hilf mir...!- dachte Kaoru. „Außerdem erzählen Männer nie, was sie so vorhaben.“ „Ist das so?“ wollte Tomoe wissen. „Ja. Wir haben gerne unsere Geheimnisse. Sei es nun ein Geheimnis vor einem Kollegen, Freunden oder sonst was. Das ist nicht wie bei euch Frauen, Sakai-san.“ „Kannst auch Tomoe zu mir sagen.“ „Oh, nein. Ich behalte gerne eine gewissen Distanz zwischen Kollegen und Kollegen...“ stammelte Kaoru betreten und betete innerlich, dass Die sich endlich beeilen würde. „Verstehe.“ nickte Tomoe. „Darfst mich trotzdem beim Vornamen nennen.“ Endlich gingen die Fahrstuhltüren erneut auf und Die kam mit seinem Handy am Ohr in die Lobby. „Hai... Ja, wird gemacht, sobald ich wieder da bin, einverstanden? Gut, dann bis nächste Woche. Mata na.“ sagte Die und legte auf, gesellte sich dann zu seinen Mitarbeitern. „Also, ich vermute mal, von euch hat niemand etwas bestimmtes vor. Oder?“ Alle schüttelten die Köpfe obwohl Kaoru in diesem Moment nur dachte, dass er mit Sicherheit was spannenderes wüsste, als in der Lobby herumzustehen. „Deshalb hab ich mir gedacht, dass wir erst einmal etwas essen gehen könnten und danach ein bisschen das Pekinger Nachtleben erkunden. Einverstanden?“ Wieder nickten alle. „Gut, das war einfach.“ lächelte Die. „Dann lasst uns mal gehen.“ Es wurde also schick auf Kosten der Firma gegessen, Tomoe klebte noch immer an Kaoru dran. Nach dem Essen erkundete man wie geplant das Nachtleben. „Langsam macht sie mir echt angst...“ sagte Kaoru als er und Die sich „zufällig“ auf der Toilette begegneten. „Tja, du kannst dich halt nicht dagegen wehren, dass du so schnuckelig bist.“ griente Die und wusch sich die Hände. „Denk dran, später sind wir im Hotel, alleine in unserem Zimmer und du kannst alles wieder vergessen. Okay?“ „Hoffentlich passiert das bald. Noch länger halte ich das nicht aus, wenn sie so an mir dran klebt. Ich meine, sie ist nicht hässlich oder so, aber eben absolut nicht mein Typ.“ „Ich weiß.“ „Aber das wirst du mir noch büßen.“ „Bitte?“ „Na, die Tatsache, dass du nichts dagegen tust, dass sie sich so penetrant an mich ranmacht. Die Art und Weise, wie sie das macht, ist nicht wirklich japanisch, wenn du mich fragst. Sie sollte zurückhaltender sein.“ „Dreh doch einfach den Spieß um.“ fuhr Die mit einem sehr fiesen grinsen fort. „Und wie das?“ „Na, mach einfach das gleiche wie sie, vielleicht nur noch eine Spur heftiger. Dann wird sie bald merken, dass es nichts bringt.“ „Ja, oder sie zeigt mich wegen sexueller Belästigung an.“ „Glaub ich nicht.“ schüttelte Die den Kopf, zog Kaoru dann schnell näher an sich ran. „Wie gesagt, nachher sind wir alleine und dann vergisst du das schon...“ Als er zu Ende gesprochen hatte küsste er Kaoru und drückte ihn kurz. „Also, lass uns wieder zu den anderen gehen.“ Wieder zurück am Tisch lief Tomoe knallrot an, vermutete sie doch, Kaoru hätte mit Die über sie gesprochen, nur weil sie genießt hatte (Anm. d. A.: Für die die’s nicht wissen: In Japan sagt man, jemand spreche über einen, wenn man niesen muss). Nach dem ausgiebigen Essen ging’s in eine Bar. Nach und nach verließen die Kollegen die Bar und schließlich blieben Die, Kaoru und Tomoe alleine dort zurück. „Himmel, ist das spät. Ich glaub ich fahr auch ins Hotel.“ sagte Kaoru nach einem schnellen Blick auf seine Armbanduhr. „Kommt ihr mit, oder bleibt ihr noch hier?“ „Also, ich würd schon mitkommen.“ sagte Tomoe und rutschte noch ein Stück näher an Kaoru ran, legte dann unauffällig ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Die fing sofort an zu grinsen als er Kaoru’s erschrockenen Gesichtsausdruck sah. „Dann lasst uns mal abhauen.“ sagte er und stand auf. Im Taxi setzte Die sich nach vorne zum Fahrer, sodass Kaoru mit Tomoe auf der Rückbank auf sich gestellt war. -Dafür wird er leiden...- dachte Kaoru und knirschte mit den Zähnen, sah dann kurz zur Seite und bemerkte wie Tomoe ihn verträumt anlächelte. –Oh Gott, ich will aus diesem Taxi raus...- „Niikura-san, bist du eigentlich schon fertig mit den Entwürfen?“ wollte Die wissen um ihn irgendwie zu retten. „Warum lassen wir die Arbeit jetzt nicht in Tokyo, Andou-san?“ fragte Tomoe im Gegenzug. „Weil die Deadline nicht mehr wirklich weit weg ist, deswegen frage ich. Außerdem sind wir nicht zum Faulenzen hergekommen.“ sagte Die mit bestimmten Ton, Tomoe sollte immerhin nicht vergessen, wer hier Chef und wer Angestellte war. Ihm tat es leid, dass er zu diesen Mitteln greifen musste, aber er musste sich immerhin irgendwie Respekt verschaffen und zusehen, dass er von seinen Mitarbeitern weiterhin respektiert wurde. Das war eine Lektion die er von seinem Vater schon früh gelernt hatte. „Ich bin so gut wie fertig. Ich denke, ich brauche noch zwei Tage, wenn wir wieder in Tokyo sind, dann ist alles dran, was laut Kunden dran sein muss.“ sagte Kaoru und rückte weiter zur Tür, damit also weiter weg von Tomoe. „Gut. Ansonsten läuft alles nach Plan?“ fragte Die weiter, wollte immer noch verhindern, dass Tomoe sich zu sehr an Kaoru ranmachte. „Alles läuft bestens. Ich hab alle Pläne aus dem Archiv, die ich benötige. Kyo-kun leistet dort wirklich gute Arbeit, ist immer emsig dabei alles zu ordnen.“ Wenig später hielt das Taxi vor dem Hotel. Während Die bezahlte warteten Kaoru und Tomoe vor dem Eingang. Und wieder kam Tomoe Kaoru näher als er es lieb hatte. „Willst du vielleicht... vielleicht noch kurz auf mein Zimmer kommen? Wir könnten noch eine Kleinigkeit trinken und uns unterhalten...“ sagte sie und klimperte mit den Wimpern. „Oh... Danke für das Angebot, aber ich bin wirklich müde. Fliegen ist ja doch recht anstrengend... und... das Essen... liegt mir schwer im Magen.“ stammelte Kaoru betreten und sah sich hilfesuchend nach Die um. „So, ich bin dann soweit.“ sagte der rothaarige einen Moment später und ging ins Hotel, dicht gefolgt von Kaoru und Tomoe. Die Zimmertür der beiden war kaum geschlossen als Die schon in schallendes Gelächter ausbrach. „Warum lachst du jetzt?“ fragte Kaoru verletzt blickend. „Das war einfach herrlich mitanzusehen!“ geierte Die weiter und hielt sich den Bauch. „Hast du Frauen auf die du nicht scharf warst schon immer so jämmerlich abgewehrt?“ „Oh, entschuldige bitte, dass ich darin nicht so geübt bin wie du vielleicht.“ „Das ist es nicht. Gomen, es war einfach nur zu lustig.“ Sein Lachen verebbte, aber er gluckste immer noch als er ins Bad ging. Kaoru schüttelte fassungslos den Kopf und zog seinen Schlips aus. Er konnte eh nicht verstehen, warum er als einziger den ganzen Abend mit dem Schlips rumgelaufen war. Alle anderen hatten schließlich auch legere Kleidung angezogen oder zumindest die Krawatte im Hotel gelassen. Dann ging er seufzend zum Fenster und blickte hinaus auf die hellbeleuchtete Straße. Dass Die wieder aus dem Bad kam bemerkte er gar nicht, erst dann, als dieser ihn hinterrücks umarmte und vom Fenster wegzog. „So, wir machen jetzt das Licht aus und legen uns ins Bettchen. Okay?“ fragte Die mit einem dicken Grinsen im Gesicht. „Bist du verrückt geworden?“ „Doshite ka?“ „Na... Ich hatte echt an andere Sachen gedacht, als einfach nur schlafen zu gehen...“ „War ich denn schon fertig? Nein. Also, hör zu.“ Die grinste immer noch als er Kaoru herumwirbelte um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken. „Wir machen das Licht aus, legen uns ins Bettchen und gucken mal, wie viel wir im Dunkeln noch sehen können.“ „Ich hab dir gesagt, dass du leiden musst, oder?“ „Ja, hast du.“ „Und du kannst dir sicherlich denken, wie das aussehen wird...“ Die nickte und schob Kaoru weiter zum Bett hin. „Aber wie schon gesagt... Ich kann sie verstehen. Wenn ich dich nicht schon so anmachen dürfte, dann würde ich es sicherlich auch so machen, wie sie.“ griente Die und setzte sich auf die Bettkante. „So, Niikura-san...“ “Sag das nicht immer, da komm ich mir blöd vor.” „Ich weiß.“ Ohne etwas zu erwidern drückte Kaoru Die im nächsten Moment in die Laken und fiel sprichwörtlich über ihn her, rächte sich so gut es ging für den Abend neben Tomoe. „Kyo-kun? Kommst du mal kurz her?“ Kyo blickte überrascht auf und sah Die’s Mutter, Aiko Andou, in der Tür vom Archiv stehen. Als er dann vor ihr stand wartete er gespannt auf das was wohl kommen würde. „Mein Sohn hat mir erzählt, dass du ja bald als festes Mitglied unseres Teams hier arbeiten wirst. Also hab ich mich nach jemandem umgeschaut, der deine bisherigen Tätigkeiten übernimmt. Du wirst dich dann ja anderen Dingen widmen als dem Aufräumen des Archivs, nicht wahr?“ lächelte sie. Jetzt wusste Kyo auch, von wem seiner Eltern Die die schönen Zähne hatte. „Bis dahin muss der neue Praktikant aber eingearbeitet werden, und diese Aufgabe wirst du übernehmen. Darf ich vorstellen? Das hier ist Joyama Aoi.“ Joyama Aoi hatte hinter Die’s Mutter gestanden, Kyo hatte ihn erst gar nicht gesehen. Aber jetzt kam er ins Archiv und verbeugte sich. „Hajimemashite. Dozo yoroshiku onegai shimasu.“ sagte er und richtete sich wieder auf. „Eh, hai... Hajimemashite.“ entgegnete Kyo verwirrt und verbeugte sich ebenfalls. „So, ich mach mich dann wieder auf den Weg in die Buchhaltung. Ihr kommt ja sicher auch alleine klar.“ sagte Aiko Andou und machte auf dem Absatz kehrt. „Gut, dann komm mal rein. Es ist doch okay, wenn ich dich duze, oder?“ fragte Kyo und begutachtete den schwarzhaarigen Aoi einmal gründlich. Aoi nickte kurz, mehr nicht. „Studierst du noch?“ Wieder nur ein Nicken. „Und in welchem Semester?“ „Ich hab grad erst angefangen...“ sagte Aoi schließlich kleinlaut und schaute zum Fußboden. „Alles okay bei dir?“ Und wieder ein Nicken. „Daijoubu. Ich zeig dir erst mal alles. Der Rest kommt dann nach und nach. Es gibt so Sachen, die sind einfach situationsbezogen, so was kann ich dir schlecht jetzt sofort zeigen.“ Etwa eine Stunde später hatte Aoi alles grundsätzliche gesehen und Kyo ging mit ihm in die Büroeigene Bibliothek. Es versteht sich ja von selbst, dass Kyo während seines Praktikums nicht nur im Archiv gehockt hatte. Er hatte außerdem in der Bibliothek gearbeitet, den Designern und Architekten als rechte Hand gedient und dergleichen mehr. „Oh, wenn du morgens herkommst, dann musst du auf Etage 3 keinen Kaffee kochen, das macht Niikura-san meistens selbst.“ „Und wieso das?“ „Er mag meinen Kaffee nicht, denke ich. Oder er hat einen empfindlichen Magen. Ich kann’s dir nicht sagen.“ „Okay.“ „Ansonsten bist du halt Mädchen für alles, so wie das bei Praktikanten halt immer ist. Wenn du Fragen hast, dann frag. Wenn du aber einen Fehler machst und nicht gefragt hast, dann kann es ganz schön ungemütlich werden. Ganz besonders dann, wenn Andou-junior schlecht gelaunt ist.“ „Und wer ist hier nett, wenn auch schlecht gelaunt?“ wollte Aoi wissen. Mit der Zeit taute Aoi immer weiter auf, sprach ein bisschen mehr und fragte auch nach, wenn Kyo ihm zu schnell war, statt einfach nur zu Nicken. „Hm... Also, zu den absolut netten gehört eindeutig Niikura-san.“ „Ah, der mit dem Kaffee?“ „Genau der. Liegt wahrscheinlich daran, dass er selbst gerade erst von der Uni gekommen ist und, im Gegensatz zu den alten Hasen, noch sehr menschlich ist.“ erklärte Kyo. „Wie sieht’s aus, hast du Hunger?“ „Na ja, ein bisschen.“ „Dann lass uns zu einem Soba Restaurant gleich um die Ecke gehen und eine Kleinigkeit essen. Ich lade dich ein, quasi als Einstandsgeschenk.“ „So, Zeit zum Frühstücken, denke ich.“ gähnte Die und kletterte aus dem Bett. „Die andere warten mit Sicherheit schon darauf, dass aus diesem Zimmer endlich jemand rauskommt.“ „Haben wir denn einen so eng gepackten Tagesplan?“ wollte Kaoru wissen und setzte sich auf, fuhr dann mit der rechten Hand durch seine zerzausten Haare. „Nein, ich hab einfach nur tierischen Hunger.“ griente der rothaarige. „Okay...“ Kaoru stand auf und ging ins Bad, er musste dringend duschen und den ganzen Schweiß der letzten Nacht loswerden. Nach dem Frühstück ging es dann direkt los zum ersten Gebäude, dass unter Leitung der Andou-Corporation gebaut worden war. Es war aber nicht, wie alle erst dachten, ein großes Bürogebäude, sondern ein schlichtes, wenn auch sehr intelligentes und schlau durchdachtes, Wohnhaus in einem kleinen Shanghaier Vorort, fernab vom Schmutz und Lärm der großen Stadt. „Okay...“ sagte Kai skeptisch. „Ich hatte mit etwas anderem gerechnet, aber es ist sehr schön. Auf alle Fälle.“ Die nickte stolz. „Das, liebe Kollegen, ist übrigens auch das erste Projekt, dass die Andou-Corporation außerhalb Japans hatte. Und das war dann quasi auch der Grundstein zum Erfolg unserer Firma im gesamten Asiatischen Raum.“ „Kaoru-san?“ „Tomoe, jetzt nicht. Ich versuche hier zuzuhören.“ sagte Kaoru, sichtlich genervt und machte eine abweisende Handbewegung. Stunden später gab’s Mittagessen, danach noch eine Besichtigung, dann Abendessen und es ging schon zurück ins Hotel. Genau so lief es die nächsten Tage der Reise auch ab. Arbeit wechselte sich mit Entspannung und gutem Essen ab. Und bevor Kaoru oder die anderen auf den Kalender gucken konnten war es schon wieder Zeit für die Rückreise. „Genau, da oben und auf den Regalen rechts von der Tür liegen die Pläne der chinesischen Projekte. So wie das im Moment aussieht, muss das irgendwann auch noch mal geändert werden, es werden einfach zu viele Pläne für das eine Regal.“ erklärte Kyo Aoi als dieser Pläne, die die Architekten nicht mehr benötigten wieder wegsortieren wollte. Aoi nickte und räumte weiter, drehte sich dann aber plötzlich um und schaute Kyo fragend an. „Sag mal... Heute ist doch Freitag.“ „Das hast du gut erkannt.“ lachte Kyo. „Nya, ich wollte eigentlich nur fragen, ob du Lust und Zeit hättest, heute Abend ein bisschen mit mir um die Häuser zu ziehen. In letzter Zeit war ich so mit Büffeln beschäftigt, dass ich mein Privatleben außerhalb der Uni völlig vernachlässigt habe. „Könnten wir machen. Ich kann auch noch ein paar meiner Freunde Bescheid sagen, ob die auch noch mitkommen wollen.“ „Das ist ein guter Plan.“ sagte Aoi heftig nickend. Die beiden wollten erst einen Treffpunkt ausmachen, beschlossen dann aber, sich bei Kyo zu treffen und dort ein wenig vorzuglühen um danach loszuziehen. „Und? Wie stellt sich dein neuer Kollege an, Kyo-kun?“ fragte Aiko Andou wenige Minuten später, sie war wie aus dem Nichts gekommen und stand plötzlich mitten im Archiv. „Gut, doch. Er findet sich schon wirklich gut zu Recht.“ sagte Kyo. „Schön, dann läuft das ja wenigstens. Meinst du, du kannst ihn kurz alleine lassen?“ Während sie das sagte lächelte sie Aoi freundlich an. Kyo nickte. „Sugoi. Dann komm mal mit. Mein Mann möchte dich kurz sprechen.“ Jetzt rutschte Kyo das Herz in die Füße, er hatte nun mal überhaupt keine Ahnung, was ihn erwartete und rechnete natürlich mit dem allerschlimmsten. Immerhin hatte er gerade eine neue Kraft angelernt, und das konnte für ihn ja trotz aller Versprechen ihn weiterzubeschäftigen bedeuten, dass er plötzlich auf der Straße saß. „Sehr geehrte Damen und Herren, unsere Maschine geht jetzt in den Landeanflug auf Tokio. Bitte bringen Sie ihre Sitze in eine aufrechte Position und schließen Sie die Sicherheitsgurte. Wir hoffen Sie hatten einen angenehmen Flug. Bitte fliegen Sie bald wieder mit China Air.“ (Anm. d. A.: Sorry, mir is nichts besseres eingefallen...) „Und?“ fragte Die und sah Kaoru erwartungsvoll an. „Was denn?“ „Na, du bist doch jetzt bestimmt total erledigt, oder?“ „Na ja, nicht erledigt genug um dich noch ein bisschen weiter leiden lassen.“ antwortete Kaoru gelassen und blätterte weiter durch seine Illustrierte. „Du bist doof, weißt du das? Ich wollte eigentlich fragen, ob du gleich mit zu mir kommst. Wir warten, bis die anderen gleich weg sind, wenn wir landen, dann pack ich dich in ein Taxi und wir fahren zu mir.“ „Hm. Ich glaub, ich kann selbst in das Taxi einsteigen.“ „Dann kommst du mit, ja?“ „Vielleicht. Ich hab ja noch ein paar Minuten um mir darüber Gedanken zu machen.“ „Du bist echt doof, Kaoru. Denk dran, ich hab eine Klimaanlage, du nicht.“ „Heißt das, man kann deine Wohnung nach Shinya’s Racheattacke wieder betreten?“ „Hai so desu. Also, du kommst mit, egal was du sagst.” „Na gut, ich geb mich geschlagen. Gegen so einen Mann wie dich hab ich ja sowieso keine Chance.“ sagte Kaoru und musste doch grinsen, obwohl er sich so fest geschworen hatte ernst zu bleiben. ~~~ TBC (und nächstes Mal dauert’s bis zum neuen Kapitel nicht ein halbes Jahr, ich schwör’s) Kapitel 9: Allohol macht Birne hohl... -------------------------------------- Kapitel 9 – Allohol macht Birne hohl... ~~~ ~So, mir gehört natürlich immer noch keiner von den Charakteren, alles ist frei erfunden, hoffe ich zumindest XD~ Vielen Dank auch an meine treuen Leser *schleim* Hinterlasst bitte auch weiterhin fleißig Kommentare und Verbesserungsvorschläge. Ich bin für alles offen. Oh, ich werde mit diesem Kapitel übrigens einige Charaktere näher hinterleuchten, die bisher ein bisschen zu kurz gekommen sind, meiner Meinung nach zumindest (nur damit sich niemand wundert) Und für alle, dich sich über Aoi’s Nachnamen gewundert haben: Im Internet steht mal Shiroyama Yuu, mal Joyama Suguru, ich hab nur leider keine Ahnung, wie er jetzt wirklich heißt. Ist an sich auch nicht so wichtig, ich wollte es nur mal angemerkt haben. Viel Spaß mit dem 9. Kapitel! ~~~ Als Kyo vor Andou senior in dessen Büro stand kroch noch mehr Ungewissheit in ihm hoch, denn Kenji Andou sah ihn mit sehr ernstem Blick an, sagte eine ganze Weile nicht ein Wort. „Weißt du, Kyo-kun, in den letzten Tagen hab ich mir einige Gedanken zu dir gemacht.“ sagte Andou senior schließlich und bedeutete Kyo sich hinzusetzen. Kyo nickte kurz und schluckte schwer. „Keine Angst, es ist nichts schlimmes.“ Dann fing er an zu lächeln und zog eine Schreibtischschublade auf, zog eine Klarsichthülle mit mehreren Blatt Papier drin heraus. „Ich hab mich nur gefragt, was ich dir in Zukunft für deine Tätigkeiten hier zahlen soll. Außerdem möchte ich dir gerne ein Angebot machen.“ „Und welches wäre das?“ „Schau es dir an.“ Andou gab Kyo die Klarsichthülle, lehnte sich dann in seinem Lederbürostuhl zurück und wartete erst mal ab. Kyo hielt doch tatsächlich zwei Arbeitsverträge in der Hand. Einen für seine Aushilfstätigkeit während des Studiums und noch einen für die Zeit danach. „Ich soll weiter hier arbeiten, wenn ich mein Diplom habe?“ fragte Kyo mit ungläubigem Blick. „Genau das. Ich meine, du kennst dich hier fast besser aus als ich. Und ich hab gesehen, dass du Niikura-san einmal mit seinen Zeichnungen geholfen hast.“ „Genau, nachdem ich diese fast zerstört hatte...“ „Das tut ja nichts zur Sache. Du hast eindeutig enormes Talent und du machst gute Arbeit, ich hoffe wirklich, dass du diese Chance wahrnimmst.“ „Liebend gerne.“ Kyo verbeugte sich lange und tief, lächelte glücklich als er sich wieder aufrichtete. „Soll ich gleich unterschreiben?“ „Gerne, aber willst du denn nicht vorher schauen, was du in Zukunft verdienst?“ „Nein, ich vertraue Ihnen voll und ganz.“ Die Verträge wurden also schnell unterschrieben und Kyo machte sich wieder auf den Weg ins Archiv. „Aoi, wir haben heute Abend wirklich was zu feiern.“ „Und was?“ wollte der schwarzhaarige wissen. „Wird noch nicht verraten. Ist was ganz großartiges. Also dann, auf auf ans Werk und weitermachen.“ „Schau an, mein Nachbar aus dem Studentenwohnheim.“ stellte Kame überrascht fest, als er abends in Kyo’s Wohnung vor Aoi stand. Aoi nickte nur, hatte große Augen. „Wer hätte denn ahnen können, dass man sich um viele Ecken eigentlich schon fast kennt.“ sagte Kyo und verteilte Bierflaschen an Kame, Aoi und Toshiya. „Obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass wir jemals miteinander gesprochen haben.“ warf Aoi ein und hob den rechten Zeigefinger. „Das kann daran liegen, dass Toshiya dich nicht rechtzeitig bemerkt hat.“ griente Kyo. „Hö? Wie soll ich das verstehen?“ wollte Aoi wissen. „So war’s damals bei Kyo. Toshiya hat Kyo gesehen, sich an ihn geschmissen und hat nicht mehr von ihm abgelassen.“ erklärte Kame und sah sich nach einem Flaschenöffner um. „Ich bin aber nicht schwul!“ verteidigte sich Toshiya. „Nur ein bisschen komisch.“ „Das, lieber Toshiya, macht dich nicht unbedingt weniger verdächtig.“ „Wieso verdächtig? Ich sag doch nur wie’s ist.“ schmollte Toshiya und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist halt ein Spinner. Alles was du sagst macht dich irgendwie verdächtig.“ Aoi verschwand kurz auf die Toilette und überprüfte sein Outfit im Spiegel, zupfte ein paar Haarsträhnen zurecht und seufzte. Irgendwie fühlte er sich ein wenig unwohl. Immerhin kannte er niemanden wirklich. Mit Kyo hatte er zwar schon eine gute Woche zusammengearbeitet, aber sie kannten sich halt nicht richtig. Aoi hatte allemal den Eindruck, dass Kyo eine an sich umgängliche Person war, meist freundlich und gut drauf, wenn er ausgeschlafen war. Kyo war also der Mensch in der Andou-Corporation, den Aoi sich unbedingt warm halten wollte, so konnte er sichergehen, dass Kyo ihm auch mal hilfreich unter die Arme greifen könnte, wenn er in der Uni nicht weiterkam oder wenn er auf der Arbeit ein Problem oder eine Frage hatte. Als Aoi wieder ins Wohnzimmer kam verteilte Kyo gerade Sektgläser. „Für dich auch eins, Aoi-kun?“ „Klar. Ich will ja mit anstoßen, ne.“ „Worauf stoßen wir denn eigentlich an?“ fragte Kame und setzte sich auf die Couch. „Toshiya, mach mal nen Trommelwirbel.“ sagte Kyo und wartete einen Moment, bis Toshiya so weit war und für die nötige Spannung sorgen konnte. „Also, wie ihr alle wisst, bin ich im Moment ja noch Praktikant. Dieser Zustand wird allerdings nicht mehr lange anhalten. Sobald das Praktikum beendet ist werde ich als Aushilfe weiter in der Andou-Corporation arbeiten. Und danach, und jetzt kommt’s, wenn ich mein Diplom in der Tasche habe, kann ich als Architekt mein eigenes Büro beziehen!“ „Und deswegen bestellst du uns hierher?“ fragte Toshiya und schaute dumm aus der Wäsche. „Bitte?“ fragte Kyo zurück und machte ein noch dümmeres Gesicht. „Na, das war uns von Anfang an klar, dass die dich übernehmen. Wenn nicht, dann hätten die halt eine Briefbombe bekommen.“ Aoi nickte anerkennend, fischte dann seine Zigaretten aus der Tasche und lehnte sich an Kyo’s vollgepacktem Schreibtisch an. „Und das kam einfach so?“ „Nein, ich hab hart dafür gearbeitet. In der Firma is nix mit hochschlafen oder so. Da zählt nur reine Muskelkraft, also quasi zumindest.“ erklärte Kyo schmunzelnd und zuckte mit den Schultern. „Ich meine, du bist ja noch ein paar Jahre zu Gange mit dem Studieren. Wenn du dich gut anstellst während deines Praktikums, dann schreib einfach ne Bewerbung, wenn du fertig bist.“ „Genau, nicht so wie Yamapi das gemacht hat.“ sagte Kame und nickte. „Doshite ka?“ fragte Aoi. „Na, der hat sich gar nicht erst beworben, hat sich auf die faule Haut gelegt und nur durch viel Glück einen Job bekommen. Und warum? Weil er mit Kaoru befreundet ist. Und Kaoru versteht sich gut mit dem Junior-Chef.“ Als Kyo das hörte drehte sich ihm fast der Magen um. Bisher hatte er noch niemandem anvertraut, was er damals in der Tiefgarage beobachtet hatte. Und eigentlich wollte er auch niemandem davon erzählen, zumindest keinen Leuten, mit denen er entweder zusammenarbeitete oder denen, die ebenfalls mit Kaoru befreundet waren oder ihn auch nur im entferntesten kannten. Früher oder später würde sich einer verplappern und nicht nur Kaoru und Die sondern letztlich auch Kyo selbst würden verdammt dumm dastehen. (Anm. d. A.: Ich weiß, ist eine irrsinnig lange Überleitung, Tschuldigung XD) „Na ja, ich vermute mal, dass... Andou-junior hat’s sicherlich auch nicht immer leicht. Und Kaoru hat nun mal zum gleichen Zeitpunkt wie er sein Studium abgeschlossen, in gewisser Weise sind sie ja auch Leidensgenossen. Es spricht ja nichts dagegen, wenn sie sich gut verstehen. Das hilft bestimmt beiden irgendwie, mit dem ganzen Druck klarzukommen.“ sagte Kyo. –Leidensgenossen auch in mehr als einer Hinsicht...- dachte er dann, versuchte aber sofort, diesen Gedanken wieder abzuschütteln. „Jetzt machst du dich verdächtig.“ sagte Toshiya mit schiefem Blick. „Gar nicht, ich versuche nur, das ganze ein bisschen zu hinterleuchten.“ fuhr der kleine Blonde schulterzuckend fort. „Seid ihr fertig mit Sekt trinken? Wenn ja, dann können wir uns nämlich langsam auf den Weg machen, statt weiter hier rumzuhocken.“ „Zu Fuß?“ fragte Toshiya und hatte direkt einen leidenden Gesichtsausdruck aufgesetzt. „Hast du ein Auto, lieber Toshiya?“ fragte Kame. „Nein.“ „Bist du mit dem Fahrrad hier?“ „Nö.“ „Bist du der Eigentümer einer S-Bahn?“ „Iie.“ „Ist die Frage damit geklärt?“ „Hai, denke schon.“ „Du bist manchmal so dämlich, Toshiya. Schalt mal dein Gehirn ein und denk ein bisschen nach, bevor du sprichst.“ „Mach es mal nicht schlimmer als es ist.“ sagte Kyo und musste lachen als er den traurigen Bambiblick von Toshiya bemerkte. „Er ist vielleicht ein Idiot, allerdings ein ganz liebenswerter, wenn auch penetranter Idiot.“ „Das macht es nicht zwangsläufig besser, Kyo-chan.“ Die erste Bar wurde angesteuert, es wurde ordentlich gebechert und, natürlich, wurde es auch recht spät, zumindest für die meisten. Einige wenige, wie z. B. Aoi, hatten leider nicht daran gedacht, dass man nach zu viel Alkohol, besonders als Japaner, doch leichte Verständigungsprobleme und Ärger mit der Grob- und Feinmotorik bekommen konnte. Oh, die schnell einsetzende Müdigkeit hatte Aoi auch vergessen. Und so kam es, dass er irgendwann mit einem Glas Bier in der rechten Hand und einer Zigarette in der linken eingeschlafen war, der Kopf stilecht auf der Tischplatte liegend. „Ah, schaut euch das an. Sieht das nicht herrlich verpeilt aus?“ kicherte Toshiya, ebenfalls stark alkoholisiert, und tätschelte Aoi den Kopf. „Weiß einer, wie der nach Hause kommen will?“ fragte Kame. „Na ja, wenn er, so wie du, im Studentenwohnheim wohnt, dann könnt ihr doch zusammen nach Hause fahren.“ sagte Kyo und grinste heimtückisch. „Super. Ich bin eigentlich nicht mitgekommen um Babysitter zu spielen.“ Trotzdem war es beschlossene Sache und auch wenn Kame selbst noch fast topfit war, schleifte er Aoi wenig später in die U-Bahn und fuhr mit ihm ins Studentenwohnheim zurück. Irgendwie schaffte er es sogar, Aoi so lange wach zu halten, dass er ihm den Schlüssel für sein Zimmer geben konnte. Kame mühte sich reichlich ab, aber letztlich lag Aoi tief schlafend im Bett und sah aus wie ein kleines Baby. Kame musste unwillkürlich grinsen, bevor er kopfschüttelnd aus dem Zimmer ging und sein eigenes Bett ansteuerte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nicht das schlechteste war, dass Aoi zu der eingeschworenen Clique gestoßen war. Einerseits brachte das ein wenig neuen Schwung in das ganze, andererseits schien Aoi ein sehr angenehmer Zeitgenosse zu sein, wenn auch augenscheinlich ein wenig schüchtern. Aber er wusste das einige Menschen eine gewisse Zeit brauchten, sich in einem neuen Umfeld zu akklimatisieren. Kame wollte Aoi jedenfalls eine Chance geben zu zeigen, dass er ein netter, ehrlicher und loyaler Mensch war. Denn mal im ernst: Wer jemanden wie Toshiya zum Freund hatte, einen Menschen der völlig abgedreht und irgendwie, auf seine eigene liebenswerte Art und Weise, geisteskrank war, den konnte es kaum schlimmer treffen, oder? Als Kaoru und Die im 26. Stockwerk aus dem Aufzug stiegen und die Tür des Apartments aufschlossen waren beide total erschlagen. Beim Flug von Hongkong, wo die „Reisegruppe“ sich die letzten zwei Tage aufgehalten hatte, hatte man zwar keinen Jetlag, aber die plötzlich Hitze haute einen förmlich um. In Shanghai war es zwar auch heiß gewesen, aber Tokyo hatte leider immer noch diese unerträgliche Schwüle. „Und du prahlst immer so mit deiner Klimaanlage...“ maulte Kaoru und zog sich die Schuhe aus. „Ich hab wohl vergessen, die Klimaanlage anzuschalten, bevor wir geflogen sind.“ versuchte Die sich zu erklären und folgte Kaoru’s Beispiel, als dieser schnurstracks ins Schlafzimmer ging. „Bist du jetzt beleidigt?“ „Die, ich schwitze wie ein Tier. Das ist nicht schön. Es ist ekelig!“ Ja ja, Kaoru und der Schweiß. Eindeutig zwei Dinge, die nicht sonderlich gut zusammenpassten. Aber Die hörte kaum zu, immerhin stand Kaoru mitten im Schlafzimmer und riss sich die Kleider vom Leib. „Du hast es schon nicht leicht, ja ja.“ sagte er mit verträumtem Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die!“ „Ist ja schon gut, ich geh die Klimaanlage anschalten. Pass aber auf, dass du dir dann nichts abfrierst.“ Die hatte Kaoru noch nie so miesgelaunt erlebt und war doch ein bisschen erschrocken, konnte sich das Verhalten seines Koi’s aber durchaus erklären. Schwitzen war ja nun wirklich kein schönes Gefühl. Als Die wieder ins Schlafzimmer kam lag Kaoru nur noch in seiner Boxershorts auf dem Bett und hatte sich ein Kissen über den Kopf gezogen. „Soll ich die Jalousien runterlassen?“ „Nani?“ „Du siehst aus, als wäre es dir zu hell.“ Kaoru schüttelte den Kopf und legte das Kopfkissen wieder dahin wo es hingehörte: Unter seinen Kopf. „Ich will mich einfach nur kurz ausruhen, mehr nicht...“ „Okay. Ich mach was zu essen.“ Kaoru konnte nicht verhindern, dass er tief und fest schlief, als Die schließlich erneut im Schlafzimmer stand und ihm Bescheid geben wollte, dass das Essen fertig war. „Tja, da ist wohl nichts zu machen... Schlaf gut, Engelchen.“ lächelte Die, fast wie zu sich selbst und ging zurück in die Küche, das Essen sollte ja nicht kalt werden. Es war trotzdem schon ärgerlich für ihn, immerhin kochte er so gut wie nie selbst. Als er dann jedoch den ersten Bissen im Mund hatte war er sogar froh, dass er Kaoru nicht geweckt hatte. Es schmeckte einfach fürchterlich. „Ist er wohl schon wach?“ fragte Toshiya als er mit Kame vor Aoi’s Zimmertür stand und lauschte. „Wahrscheinlich nicht. Denk einfach mal nach, wie derbe betrunken er gestern war.“ sagte Kame und schüttelte den Kopf. „Wenn du’s so genau wissen willst, dann klopf doch einfach mal an.“ „Hallo? Hast du nicht mich angerufen und mich gebeten, bei dir vorbeizukommen damit wir gemeinsam nach ihm schauen können?“ „Eigentlich wäre das ja Kyo’s Aufgabe gewesen, er hat ihn schließlich mitgeschleppt.“ „Kyo ist beschäftigt. Außerdem hat Aoi ihn gefragt, ob er was trinken gehen will, nicht umgekehrt.“ sagte Toshiya und rollte mit den Augen. „Wie auch immer, ich geh da jetzt einfach rein.“ sprach’s und öffnete einfach so die Zimmertür. Woher sollte er denn auch wissen, dass Aoi definitiv schon hellwach war und gerade splitternackt mitten im Zimmer stand um sich umzuziehen? Ohne ein Wort zu verlieren zog Toshiya die Tür ruckartig zu, lief komplett rot an und stürmte den Flur entlang. Egal wohin, er wollte einfach nur weg. Wenig später steckte Aoi seinen, ebenfalls tomatenroten, Kopf durch die Tür. Kame war einfach dort stehengeblieben, er hatte ja keine Ahnung, was das Problem war. „Wo is er denn hin?“ fragte der schwarzhaarige und versuchte krampfhaft nicht nervös zu klingen und die ganze Situation ein wenig herunterzuspielen. „Keine Ahnung, er scheint etwas in deinem Zimmer gesehen zu haben, was ihn extrem geschockt hat.“ Aoi verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „ Und was treibt dich her, wenn ich fragen darf?“ „Wir wollten nur mal schauen, ob alles okay ist, immerhin bist du gestern doch schon heftig abgestürzt.“ „Doch, alles bestens. Ich hab zwar keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen bin und so, aber an sich geht’s mir gut.“ „Dann schlag ich vor, dass wir das beim Frühstück klären, auch wenn’s für das Frühstück eigentlich schon ein bisschen spät ist.“ „Egal, ikimasu. Ich hab echt einen Bärenhunger.“ Auf dem Weg raus aus dem Wohnheim entdeckte Kame auch Toshiya. Toshiya’s Kopf war immer noch hochrot, aber er schien sich schon ein wenig beruhigt zu haben. „Gomen, Aoi...“ sagte er kleinlaut. „Schon okay, war ja keine Absicht.“ „Ich weiß immer noch nicht, was passiert ist.“ sagte Kame und legte den Kopf leicht schief. „Ist auch nicht so wichtig. Oder Aoi? Was sagst du? Sollte das jeder wissen?“ fragte Toshiya mit einem übertrieben freundlichen Lächeln. Aber Aoi senkte sofort den Blick. Ihm war das natürlich auch peinlich. „Nee, das sollte am besten niemand wissen.“ Trotzdem konnte Kame es während des gesamten Frühstücks nicht lassen immer wieder nachzufragen. Aber Toshiya und Aoi blieben hart und verrieten nichts. Als sie mit dem frühstücken fast fertig waren stieß Kyo auch noch dazu, die Runde war also fast komplett. „Wer fehlt denn noch?“ wollte Aoi wissen und blinzelte Toshiya fragend an. „Na, Kaoru und Tomohisa. Seit die beiden bei Andou arbeiten sind sie so beschäftigt. Kaum auszuhalten.“ „Ich glaube, Kaoru hat im Moment andere Sachen im Kopf, als sich mit uns zu treffen.“ sagte Kyo und zündete sich eine Zigarette an. „So? Was denn?“ wollte Toshiya wissen. Er hatte das Gefühl, Kyo wüsste mehr als alle anderen. „Öh... Na, die Eindrücke der China-Reise verarbeiten, denke ich mal...“ „Denkst du das oder weißt du’s?“ „Ich vermute mal, dass es so ist. Keine Ahnung. So viel hab ich mit ihm ja jetzt auch nicht zu tun.“ „Kaoru war der mit dem Kaffee, oder?“ fragte Aoi hilflos. Er war ganz schön verwirrt. Immerhin ging es hier die ganze Zeit um Personen, die er wissentlich noch nie getroffen hat. „Genau, der mit dem Kaffee, von Etage 3.“ nickte Kyo. „Ich hab von Yamapi gehört, dass Kao sich wohl in letzter Zeit ziemlich gut mit seinem Chef versteht!?“ warf Toshiya ein, nur wusste keiner, ob das jetzt eine Feststellung oder mehr eine Frage war. Als Kyo nicht sofort etwas erwiderte wurde er ungeduldig. „Nun sag schon. Weißt du was, was wir nicht wissen?“ Kyo schüttelte den Kopf, wich aber gleichzeitig Toshiyas bohrendem Blick aus. „Kyo-chan?“ „Nenn mich nicht so!“ protestierte der kleine Blonde und blickte gekränkt drein. „Sag schon!“ „Was soll ich dir denn sagen? Ich finde es nicht ungewöhnlich, wenn sich ein Arbeitnehmer gut mit seinem Chef versteht. Das sollte überall so sein. Außerdem hab ich euch das gestern schon mal erzählt. Was bringt es euch also, wenn ich’s noch mal mache?“ „Hätte ja sein können, dass du dich doch noch verquatschst.“ bemerkte Toshiya mit süffisantem Gesichtsausdruck. „Da gibt es nichts, wo ich mich verquatschen könnte.“ „Also, Aoi, kleine Aufgabe für dich: Behalte das mal im Auge und sag Bescheid, wenn da irgendwas ist, was nicht ganz normal ist, okay?“ sagte Toshiya und riss seine Rehaugen so weit auf, dass man meinen konnte, er wäre wirklich ein Reh, das nachts auf einer Straße stand und von den Scheinwerfern eines Autos erfasst wurde, kurz bevor es tot gefahren wurde. „Eh, ja. Okay. Warum auch immer.“ nickte Aoi, der mittlerweile komplett verwirrt war. War in der Andou-Corporation etwa etwas faul, wovon niemand etwas wusste? Oder machte es Toshiya und Kyo einfach nur Spaß ihn durcheinander zu bringen um ihn irgendwie zu testen? Er hatte keine Ahnung und beschloss vorerst, seine Gedanken dazu ad acta zu legen. Er hatte später noch genug Zeit, sich einen Reim darauf zu machen. Wenigstens erzählten die anderen ihm nach und nach, wie er nach Hause gekommen war und füllten die übrigen Lücken in seinem Gedächtnis auf. „Tja, ich schätze mal, du lässt in nächster Zeit die Finger vom Alkohol?“ fragte Kyo grinsend und klopfte Aoi aufmunternd auf die Schulter. „Da bin ich mir noch nicht so sicher.“ „Bist du etwa Alkoholiker, Aoi?“ fragte Kame geschockt. „Quatsch. Ich koste es nur voll und ganz aus, dass ich alt genug bin um mich anständig zu besaufen und dazu noch das Geld habe, um das alles zu finanzieren.“ sagte Aoi mit einem dicken Grinsen im Gesicht. (Anm. d. A.: Trinkt nicht so viel! Das, was hier beschrieben ist, ist quasi genau das, was ich am letzten Wochenende „durchgemacht“ habe. Ich weiß bis heute nicht, wem die Handynummer gehört, die ich am nächsten Morgen in meiner Tasche gefunden habe... EBM und Salitos ist auf Dauer echt keine gute Mischung...) Kame freute sich, dass Aoi mittlerweile doch recht gut „aufgetaut“ war und ein bisschen offener über sich selbst sprach, und das nach nur einem Tag. Er hatte erst angenommen, das ganze würde ein wenig länger dauern. Na ja, und Kyo? Kyo war natürlich froh, dass das Thema wieder von Kaoru weggeleitet war und er nicht weiter Rede und Antwort stehen musste zu etwas über das er nicht sprechen wollte. Aoi hatte außerdem auch noch einige Fragen an Kyo was die Arbeit und das Studium anging. Das wurde den anderen irgendwann zu langweilig und Kame und Toshiya verabschiedeten sich wieder, ließen die angehenden Architekten alleine. „Gut geschlafen?“ „Gut? Himmlisch...“ antwortete Kaoru mit schläfrigem Blick auf Die’s Frage und streckte sich. „Hab ich das Essen verpasst?“ „Hai, ist aber nicht so schlimm.“ „Hat’s nicht geschmeckt?“ „Könnte man so ausdrücken, ja.“ nickte Die und wurde leicht rot. „Was soll ich denn machen? Ich hab halt nie beigebracht bekommen, wie man kocht.“ Kaoru schüttelte den Kopf und fing an zu lachen. „Du kannst es ja noch lernen. Mit 25 Jahren ist man dafür nicht zu alt.“ „Sagst du. Es kann ja nicht jeder so perfekt sein wie du.“ „Stimmt. Es fällt mir schwer, dir das so direkt ins Gesicht zu sagen, aber es ist so.“ Die revanchierte sich für diese Äußerung auf seine Weise, auch wenn Kaoru daraus auch einen deutlichen Vorteil zog. Man kann es schließlich nicht jedem recht machen, oder? Wenigstens hatte Die es versucht. Und Kaoru schien hinterher nicht unzufriedener als vorher. „Willst du vielleicht jetzt was essen?“ fragte Die. „Ja, denke schon.“ „Kochst du mir was leckeres?“ Kaoru nickte ergeben und stand auf, suchte seine Boxershorts vom Boden und ging in die Küche. Währenddessen blieb Die noch einen Moment im Bett liegen und ruhte sich ein bisschen aus, ohne einzuschlafen allerdings. Montags ging es wieder ins Büro. Yamapi belagerte Kaoru eine ganze Weile und fragte nach, wie es in China gewesen ist. Kaoru erzählte also alles so detailgenau wie möglich, konzentrierte sich nebenbei weiter auf seine Arbeit und zeichnete in aller Seelenruhe weiter. „Mou, man könnte fast meinen du wärst eine Frau, Kao.“ bemerkte Yamapi nach einer Weile. „Wie kommst du auf die Idee?“ „Na ja, diese ganze Multi-Tasking-Geschichte. Du weißt schon, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen. Der Volksmund sagt ja, Männer hätten das nicht so gut drauf.“ „Liegt bestimmt an meinen schmalen Hüften.“ scherzte Kaoru und legte den Tuschestift zur Seite. „Das wird’s sein, genau.“ lachte Yamapi. „Ich wollte mir einen Kaffee holen. Kommst du mit?“ „Nee, deine Plörre trinke ich nicht gerne.“ In der Küche traf Kaoru dann zum ersten Mal auf Aoi. „Ah, Sie sind sicher Niikura-san?“ fragte der schwarzhaarige sofort und verbeugte sich. „Hai. Und mit wem hab ich die Ehre?“ „Joyama Aoi, der neue Praktikant.“ „Freut mich. Hat Kyo dir schon alles gezeigt?“ Aoi nickte. „Ich muss mir zwar eine ganze Menge merken, aber das klappt schon. Hoffe ich zumindest.“ „Ich geh doch mal stark davon aus, dass du das hinkriegst. Die stellen hier immerhin nicht jeden ein, selbst wenn es nur um eine Praktikanten-Stelle gibt.“ sagte Kaoru und goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Gomen, dass ich dich einfach duze.“ „Kein Problem.“ winkte Aoi ab und lächelte Kaoru freundlich an. „Also, du kannst mich auch ruhig duzen. Ab jetzt nenn mich einfach Kaoru, okay?“ „Okay.“ „Klasse. Ich muss mich wieder an die Arbeit machen. Bestell Kyo schöne Grüße von mir. Soweit ich weiß, ist er mir nächste Woche zugeteilt um mir zu helfen.“ „Ich kann ihn nachher auch kurz zu Ihnen... zu dir hochschicken?“ „Das wär natürlich super, dann kann ich alles mit ihm klären, was er wissen muss.“ Eine Stunde später stand Kyo dann in Kaoru’s Büro. „Du wolltest mich sprechen?“ „Ja, nur ganz kurz wegen nächster Woche.“ „Okay, Boss. Was soll ich tun?“ „Öh... Das weiß ich selbst noch nicht genau... Ich wollte dich auch Fragen, wie sich dein neuer Kollege so anstellt.“ „Gut, doch.“ „Scheint nett zu sein.“ Kyo nickte. „Und er kann Saufen wie ein Loch.“ bemerkte er dann bissig und grinste. „Oha, nicht das er sich seine Gehirnzellen wegsäuft?“ „Denke nicht, nein.“ „Gut... Okay... Ich will dich auch nicht länger aufhalten. Wir sehen uns bestimmt später noch mal.“ Kyo nickte, winkte kurz und verschwand wieder, so schnell wie er gekommen war. Als Kaoru wieder vor seinem Zeichenbrett stand und grübelte ging die Tür auf. „Mittagessen?“ Es war natürlich Die. „Sorry, ich hab echt viel zu tun.“ sagte Kaoru und drehte sich um. „So viel, dass du nicht mal was essen willst?“ Kaoru nickte. „Leider. Wenn jemand letzte Woche meine Arbeit gemacht hätte, dann wäre das was anderes.“ „Okay. Aber denk dran, ich mag es nicht, wenn mein Mann ein einziges Knochengerüst ist.“ sagte Die und fing an zu grinsen, gab Kaoru schnell einen Kuss und ging wieder. -Das sagt der richtige.- dachte Kaoru kopfschüttelnd und machte sich wieder an die Arbeit. ~~~ !!TBC!! ~~~ Eh, ich bin mit diesem Kapitel nicht wirklich zufrieden, aber auch das überarbeiten hat nichts mehr gebracht. Ich bitte vielmals um Entschuldigung und hoffe, dass ihr beim nächsten Kapitel trotzdem wieder dabei seid. Sankyuu! Kapitel 10: Arbeit ist nur das halbe Leben, Kaoru... ---------------------------------------------------- Kapitel 10 – Arbeit ist nur das halbe Leben, Kaoru! Hier ist also das 10. Kapitel und noch ist kein Ende in Sicht. Wenn mir ein guter Schluss einfällt, dann merkt ihr’s, vorher müssen allerdings noch einige Dinge aufgeklärt werden... *geheimnistuerisch tut* XD Leider wird es jetzt immer schwerer, die Charaktere alle unter einen Hut zu bringen. Wenn ihr mal einen vermisst, dann wundert euch nicht. Ich muss mir erst mal eine Liste machen, wer wen kennt und wer in welcher Beziehung zu irgendwem steht... Danke für die netten Kommentare! Beim letzten Kapitel hab ich’s vergessen: Mir gehört keiner der Charaktere und ich verdiene auch kein Geld mit der ganzen Sache (schön wär’s allerdings schon, dann könnte ich mal wieder ordentlich shoppen gehen XD) Los geht’s, viel Spaß und hinterlasst mir wieder fleißig Kommentare, meine treue Leserschaft! ~~~ Es war schon nach 21 Uhr als Die endlich sein Büro verließ, und das an einem Dienstag. Für gewöhnlich wurde die ganze Woche hektisch, das wusste Die mittlerweile, denn der Montag hatte schon so begonnen. Und er hatte sich innerlich damit abgefunden, mehr als sonst zu arbeiten. Was ihn aber wirklich wurmte war die Tatsache, dass er jetzt weniger Zeit für und mit Kaoru haben würde, denn der war noch mehr im Stress. Kaoru hatte sich sogar, eine Woche früher als geplant, Kyo in sein Büro geholt und überarbeitete mit ihm zusammen die Pläne. „Kannst du dich denn auf ihn verlassen?“ fragte Die als er Kaoru morgens in der Kaffeeküche abfing. „Klar. Er macht das gut. Warum sollte ihn dein Vater sonst weiter hier beschäftigen wollen? Wenn es nicht so wäre, dann wäre die Entscheidung auch anders ausgefallen und Kyo müsste sich anderweitig nach einem Job umschauen.“ erklärte Kaoru mit einem Gähnen und beobachtete wie gebannt die gluckernde Kaffeemaschine. Es war erst kurz nach sieben am morgen, das war sogar für Kaoru’s Verhältnisse reichlich früh. „Wären wir nicht nach China gefahren, dann wär’s jetzt bestimmt nicht so stressig.“ gestand Die sich ein und seufzte. „Na ja, als wir gefahren sind, lagen wir ja auch noch gut in der Zeit, nicht? Deswegen musst du dir keine Sorgen machen. Wenn wir jetzt alle an einem Strang ziehen und uns anstrengen, dann klappt das alles, so wie’s klappen soll.“ „Du bist immer so herrlich optimistisch.“ grinste der große rothaarige und tätschelte seinem Koi die Wange. „Ich bin entzückt.“ Als Die dann abends das Haus verließ waren Kaoru und Kyo noch immer beschäftigt. Allerdings fand Die es bemerkenswert, dass Kyo unbezahlte Überstunden machte. Einen kleinen Trost hatte Die dennoch: Kaoru hatte ihm fest zugesagt, bei ihm vorbeizukommen, wenn er mit dem größten Teil der Arbeit fertig war, natürlich noch am gleichen Tag. Irgendwann ging es stark auf 1 Uhr nachts zu. Kaoru zog die Stirn kraus, als er auf seine Armbanduhr sah. „Kyo-kun, es ist schon ziemlich spät. Kommst du jetzt noch nach Hause?“ „Klar, ich bin ja mit meiner Vespa hier. Solange die nicht unerwartet den Geist aufgibt ist alles in Butter.“ „Ach, die gehört dir? Ich hab mich schon ein paar Mal gefragt, wer da immer mit so einem Höllenlärm angebrettert kommt.“ lachte Kaoru. „Na ja, der Auspuff ist kaputt, deswegen ist sie so laut.“ sagte Kyo mit entschuldigendem Gesichtsausdruck. „Mich stört’s ja nicht. So weiß ich immerhin, wann du da bist.“ „Kontrolliert das eigentlich jemand, ob ich pünktlich bin oder nicht?“ „Bisher ist es kaum aufgefallen, weil du im Archiv warst, Kyo. Wenn es jemandem aufgefallen ist, dann den Leuten, die morgens nicht direkt Kaffee trinken konnten, weil du noch keinen kochen konntest, wenn du zu spät gewesen wärst.“ „Bisher waren wir ja immer so gut wie gleichzeitig hier, wenn ich mich recht entsinne.“ „Könnte hinkommen, ja.“ nickte Kaoru und gähnte. „Ich glaube, wir können für heute Schluss machen.“ Kyo nickte dankbar und griff nach seiner Tasche. „Dann treffen wir uns morgen früh wieder hier, ja?“ Jetzt nickte auch Kaoru. „Und danke für deine Hilfe.“ Mit einem kleinen Winken und einem lächeln auf den Lippen verließ Kyo das Büro, schloss die Tür hinter sich und hüpfte gut gelaunt den Flur entlang Richtung Aufzug. Derweil suchte Kaoru sein Handy aus dem Chaos auf dem Schreibtisch und schrieb Die eine Nachricht: ‚Gomen, ich bin total erschlagen und fahre direkt nach Hause. Du schläfst bestimmt schon, da möchte ich dich nicht mehr wecken. Bis morgen und aishiteru. Kaoru.’ Er schickte die Nachricht ab, stopfte alle seine Sachen die nicht ins Büro gehörten in seine Tasche und machte sich ebenfalls auf den Weg. Und als er schon eine ganze Weile gähnend an der Bushaltestelle gestanden hatte und wartete, fuhr plötzlich der ihm wohlbekannte, wenn auch immer noch zerkratzte, schwarze Maybach neben ihm an den Straßenrand. „Kann ich dich ein Stück mitnehmen?“ „Die? Was machst du hier?“ fragte Kaoru verdutzt. „Hast du im ernst geglaubt, ich würde schon schlafen? Ich hatte fest damit gerechnet, dass es bei dir später wird. Also los, steig ein.“ In Die’s Apartment angekommen merkte Kaoru erst, wie hungrig er war. Immerhin hatte er den ganzen Tag lang kaum etwas gegessen. Das machte sich auch dadurch bemerkbar, dass er leicht wacklige Knie hatte. Na ja, wenigstens hatte er nicht das Gefühl, dass er mal wieder umkippen würde, dafür hatte er nachmittags mit einem Müsliriegel aus dem Automaten gesorgt. Nachdem er etwas gegessen hatte sprang er kurz unter die Dusche, setzte sich dann zu Die auf die Couch. „Und? Seid ihr fertig geworden?“ fragte dieser und zog Kaoru näher an sich ran. „Nicht wirklich, nein. Aber wir sind ein ganzes Stück weitergekommen.“ „Also hat Kyo sich richtig ins Zeug gelegt?“ Kaoru nickte anerkennend. „Er weiß auf jeden Fall was er tut. Kannst du dir das vorstellen? Der hat Fehler in den Zeichnungen bemerkt, die mir selbst nach der 10. Kontrolle nicht aufgefallen sind.“ „Tja, Meister fallen ab und an doch vom Himmel.“ sagte Die und streichelte durch Kaoru’s nasse Haare. „Natürlich ist niemand so perfekt wie du, aber es gibt viele, die es wirklich versuchen und an deinem Thron kratzen.“ „Da hast du dich gerade so noch gerettet, Daidai.“ lachte Kao, nahm Die dann die Fernbedienung aus der Hand. „Oha, der Herr scheint mit meiner Auswahl des Fernsehprogramms nicht zufrieden zu sein?“ „Quatsch. Ich hab eine viel bessere Idee als fernzusehen, Dai.“ „Und die wäre?“ Kaoru schaltete den nervtötenden Fernseher aus und die beiden saßen mit einem Mal in völliger Dunkelheit, setzte sich dann auf Die’s Schoß und küsste ihn sanft. „Ich hatte da an solche Sachen gedacht...“ „Uh, Niikura-san, wie unanständig.“ „Is klar.“ Während Die seine Hände von Kaoru’s Hüfte zu seinen Pobacken schob malträtierte ihn der ältere mit fordernden Küssen. „Ich hoffe du weißt, was du tust...“ sagte Die irgendwann und musste ein Stöhnen unterdrücken. „Davon gehe ich doch mal stark aus...“ Wenige Augenblicke später stolperten die beiden förmlich aneinander festgesaugt ins Schlafzimmer. Als es dann wirklich spät war, für Kaoru fast schon wieder Zeit zum aufstehen, schliefen er und Die endlich ein, erledigt aber zufrieden. „Gozaimasu, Kyo-kun.“ sagte Aoi am nächsten Morgen und blickte Kyo aus schläfrigen, kleinen Augen an. (Anm. d. A.: Keine Ahnung, warum alle immer müde sind, sorry XD). „Hi, alles klar?“ fragte der kleinere. „Alles bestens, danke der Nachfrage. Und selbst?“ Kyo nickte zufrieden. „Du siehst trotzdem ganz schön fertig aus, Aoi.“ „Ich weiß, ich weiß. Ich hab mich gestern Abend irgendwie verquatscht.“ „Oho? Mit wem hast du dich verquatscht?“ „Mit Kame. Erst hat er sich eine Weile über Toshiya aufgeregt, dann hat er angefangen mich auszufragen, was ich sonst noch mache außer trinken und studieren.“ „Und was wäre das?“ Das hatte Kyo doch neugierig gemacht. „Dies und das. Alles mögliche halt. Wenn du’s genau wissen willst, dann frag Kame. Ich kann das nicht alles noch mal aufzählen, tut mir leid.“ Wieder ein langes Gähnen von Aoi. „Ich glaube, du brauchst erst mal einen Spezial-Kaffee von mir. Anders kommst du offensichtlich nicht mehr in die Gänge.“ griente Kyo und schleifte Aoi am Ärmel hinter sich her. Die einzige ordentliche Espresso-Maschine (genaugenommen die neueste, mit Milchaufschäumer und allem drum und dran) stand im dritten Stock, also dort, wo Kyo und Aoi sonst um die Küche einen Bogen machen konnten. „Du bist aber auch verdammt früh hier, Aoi.“ bemerkte Kyo als die Espresso-Maschine zischte und sprudelnde Geräusche von sich gab. „Nya, ich muss mich ja erst mal zurechtfinden, jetzt wo du mit Kaoru zusammenarbeitest. Also komme ich lieber ein bisschen früher.“ erklärte Aoi und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „So, hier ist dein Espresso á la Kyo.“ „Brennt der mir den Magen weg? Ich liebe Kaffee, aber das heißt nicht, dass ich den stärksten Kaffe zwangsläufig auch vertragen würde.“ „Bisher hat sich niemand beschwert. Also los, trink!“ Aoi beschwerte sich nicht, trank die starke Brühe ohne zu meckern. „Ein Glück das morgen schon Donnerstag ist. Dann ist die Woche nicht mehr ganz so lang.“ „Machst du etwa schon schlapp?“ wollte Kyo wissen. „Quatsch. Am Wochenende kann ich aber so viel schlafen wie ich will. Okay, das auch nur solange, bis Kame mich wieder behelligt.“ lachte Aoi. Als die zwei noch gackernd und glucksend in der Küche standen bzw. saßen wankte auch Kaoru in den Raum. Er hatte dicke Ringe unter den Augen, sah aus als hätte er die halbe Nacht nicht geschlafen (was ja nicht mal gelogen war; Die konnte manchmal halt wirklich anstrengend sein...) und schien nicht wirklich zu bemerken, dass er nicht alleine in der Küche war. Kyo räusperte sich einmal um auf sich aufmerksam zu machen, er räusperte sich noch einmal und dann noch mal. Keine Reaktion von Kaoru. „Ist er über Nacht taub geworden?“ fragte Aoi und legte den Kopf leicht schief. Kyo beschloss also, Kaoru einfach mal auf die Schulter zu tippen und so auf sich aufmerksam zu machen. Er setzte seinen Plan sogleich in die Tat um. Im nächsten Moment stieß Kaoru einen erschrockenen, schrillen und ohrenbetäubenden Schrei aus, zog dann schnell die Kopfhörer aus seinen Ohren und starrte Kyo und Aoi entgeistert an. „Herrgott noch mal! Wollt ihr mich umbringen?“ fragte er und keuchte leicht. Er musste diesen Schrecken ja erst mal verdauen. „Gomen, ich wusste ja nicht, dass du Kopfhörer in den Ohren hast und so ungeheuer laut Musik hörst. Wir haben gedacht, du wärst vielleicht taub oder so.“ erklärte Kyo, unterstützt von Aois nachdrücklichem Nicken. „Wenn du allerdings immer so laut Musik hörst, dann bist du bald wirklich taub.“ „Trotzdem dürft ihr mich nicht so erschrecken! Ich hab ein viel älteres Herz als ihr, das hält nicht mehr so viel aus wie deins oder das von Aoi. Und wenn man am wenigsten damit rechnet ist es plötzlich aus und vorbei.“ „So schlimm ist das?“ fragte Aoi. Kaoru fing an zu lachen. Weder Kyo noch Aoi hatten gedacht, dass jemand wie Kaoru so dreckig lachen konnte. „Nein, ich wollte euch nur verarschen.“ „Und warum hast du so gekreischt? Das hat sich angehört, als wärst du ein Mädchen, Kaoru-kun.“ sagte Kyo und schüttelte ungläubig den Kopf. „Volle Absicht. Hat doch geklappt und die gewünschte Wirkung gezeigt.“ „Okay. Ich merk mir das. Das gibt irgendwann eine Revanche.“ sagte Aoi und verschränkte die Arme vor der Brust. Noch immer lachend wischte Kaoru sich kurz über den Augen. Wenigstens waren die Augenringe echt, wie sich herausstellte. „Tut mir leid. Aber ihr habt das auch nicht anders verdient. Stellt euch mal vor, ich hätte wirklich ein schwaches Herz und ihr hättet mich so erschreckt. Das hätte schon übel ausgehen können.“ „Daijoubu, Kaoru-sensei, wir werden’s nie wieder tun. Einverstanden?“ wollte Kyo wissen und lächelte Kaoru freundlich an. „Auch nicht bei jemand anderem?“ fragte Kaoru. „Mir fällt ad hoc niemand ein, bei dem ich mir so was sonst leisten könnte... Also, nein, auch bei keinem anderen.“ (Anm. d. A.: ad hoc stammt übrigens aus meinem Gedächtnis, nicht aus irgendeinem Wörterbuch XD Herzlichen Dank an Herrn Valentiner, der mich während meiner Ausbildung immer schön mit Fremdwörtern gefüttert hat!) „Gut so. Braver Junge.“ Der violetthaarige machte sich, entgegen seiner Gewohnheiten, einen starken Espresso, er war wirklich noch hundemüde. „Ich geh schon mal in mein Büro. Kannst dir ruhig noch Zeit lassen. Bis später, Aoi.“ „Ich hab einen Moment lang echt gedacht, der geht gleich hopps...“ sagte Aoi und schüttelte den Kopf. „Sieh’s doch mal so: Wenigstens bist du jetzt richtig wach. Das hat auch was für sich, finde ich.“ Aoi war an diesem Tag bis mittags in der Bibliothek beschäftigt und suchte für einen der Architekten Dutzende Bücher mit Referenzmaterial heraus. Er hatte ein kleines Wägelchen auf das er Buch für Buch stapelte, jedes gefundene Buch auf seiner Liste abhakte und weitersuchte. Insgesamt vier Mal machte er das Wägelchen voll, bis er alle Bücher beieinander hatte. Er hatte nicht gedacht, dass ein einziger Mensch so viele Bücher brauchen könnte. Und eigentlich wollte er auch in die Bücher reinschauen, dafür blieb nur leider keine Zeit, der werte Herr Architekt Shimitsu hatte es eilig. „Was hältst du von einer ordentlichen Portion Soba zum Mittag?“ fragte Kyo als er Aoi endlich gefunden hatte. „Kaoru kommt auch mit, hab ihn schon gefragt.“ „Hm... Okay. Ich muss nur noch kurz auf die Toilette, dann kann’s losgehen.“ „Nein, Die, wir können gerne morgen zusammen Mittag essen gehen.“ sagte Kaoru und zog die Stirn kraus, den Telefonhörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt. „Ich hab echt viel zu tun.“ „Schade.“ „Ich finde es erstaunlich genug, dass ich überhaupt Mittagspause machen kann.“ „Und da willst du die nicht mal mit mir verbringen?“ Bevor Kaoru antworten konnte ging die Tür auf und Kyo und Aoi kamen ins Zimmer. „Hör zu, ich erklär dir das heute Abend. Einverstanden?“ „Dōi suru, hai.“ seufzte Die ergeben. „Bis später.“ „Bis später.“ Kaoru legte auf. „Hat wohl ärger mit seiner Freundin.“ raunte Aoi Kyo zu. „Das wird’s sein, ja.“ Die war der Hunger zwischenzeitlich vergangen. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück und starrte eine Weile das Telefon an. Trübsal blasen brachte nichts, das wusste er. Aber er tat es gerne. Er bemitleidete sich ein paar Minuten selbst, arbeitete kurz weiter, wurde von seinem Vater in dessen Büro gerufen, nahm an einer Vorstandsitzung teil, arbeitete wieder eine ganze Weile und Schwupps, schon war es Zeit Feierabend zu machen. Und er war immer noch eingeschnappt. Er war sogar so eingeschnappt, dass er nicht mal Kaoru anrief oder bei ihm vorbeiging um Tschüss zu sagen und zu fragen, ob er noch bei Kaoru vorbeikommen sollte als er Feierabend machte. Er ist einfach nach Hause gefahren und spielte weiter die beleidigte Leberwurst. Während Kaoru und Kyo noch mäßig beschäftigt waren kam Aoi in Kaoru’s Büro. Und er war nicht alleine. Er hatte Toshiya, Kame und Yamapi dabei. „Sag jetzt nicht, ihr kennt euch alle?“ fragte Kaoru verdutzt. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, das Kyo auch mit Kame und Toshiya befreundet war, die sich ja ebenfalls blendend mit Yamapi verstanden. Kaoru und Yamapi hatten zumindest viel mit Kame zu tun, mit Toshiya weniger. Aber er hatte, wie gesagt, nicht geahnt, dass auch Kyo mit den dreien bzw. zweien, Yamapi nicht mitgerechnet, zu tun hatte. Oder war das doch ganz anders? Kaoru konnte nicht mehr wirklich klar denken. „Ich kläre das mal auf, wenn’s recht ist, ja?“ fragte Kyo. Alle Anwesenden nickten, immerhin stieg niemand mehr wirklich durch, Kaoru war in seiner Verwirrung also nicht alleine. „Also: Kazuya und Toshiya kenn ich von der Uni, über Kazuya kennen Toshiya und ich auch Yamapi, ich kenne Kaoru von hier, und Kaoru kennt Yamapi aus der Schule und Kame aus der Uni. Und Aoi ist Kame’s Zimmernachbar aus dem Studentenwohnheim, auch wenn sie das bis letzte Woche Freitag nicht gewusst haben, Aoi kannte Yamapi bisher allerdings nicht, Yamapi und Kame kennen sich aus er Uni, ebenso wie Toshiya und Kame sich in der Uni kennengelernt haben, immerhin studieren die beiden das gleiche. Hab ich noch wen vergessen?“ (Anm. d. A.: Laut Lesbarkeitsstatistik des tollen MS Word ist dieser laaaaange wer-kennt-wen-woher-Satz übrigens der schwierigste der ganzen ff....) „Nein, ich glaube, du hast das gut zusammengefasst.“ nickte Kame. „Und da soll noch mal einer behaupten Tokyo wäre übervölkert.“ sagte Kaoru und nickte ebenfalls. „Da drängt sich mir aber trotzdem eine Frage auf.“ „Und welche wäre das?“ wollte Yamapi wissen. „Was macht ihr alle hier?“ Aoi hob die Hand. „Ich wollte gerade nach Hause als Kame und Toshiya mich abgefangen haben, draußen haben wir dann noch Tomohisa-kun getroffen und schließlich beschlossen mal gemeinsam zu schauen, wie lange ihr hier noch beschäftigt seid.“ erklärte er. „Ah, okay. Wir wollten auch bald Feierabend machen.“ nickte Kaoru. Kyo sah ihn mit einem schiefen Blick an. „Im ernst? Obwohl noch so viel zu tun ist?“ „Na ja, eigentlich wollte ich dir sagen, dass du bald nach Hause gehen kannst, wenn du möchtest. Den Rest schaff ich alleine. Zumindest für heute geht’s ja nur noch um den Feinschliff, wenn man so will. Das dicke Ende kommt noch.“ „Kaoru, du solltest nicht immer so lange im Büro hängen. Geh stattdessen mal aus und such dir eine Freundin.“ sagte Yamapi in tadelndem Ton. „Yamapi, überlass das mal mir, okay?“ „Obwohl ich mich ja frage warum du so gut wie nie Zuhause bist, wenn ich bei dir anrufe...“ „Ich arbeite halt immer sehr lange. Einkaufen muss ich auch und...“ „Is ja auch egal.“ winkte Yamapi ab. „Wenn du nicht darüber sprechen möchtest, bitte. Ich kann dich schlecht dazu zwingen.“ Kyo biss sich derweil auf die Innenseite seiner Unterlippe. Er hatte das Gefühl er würde platzen, wenn er nicht bald jemandem davon erzählte, was er in der Tiefgarage erfahren hatte. Aber er wusste nach wie vor nicht, wem er das erzählen könnte, ohne das es hinterher Ärger gab. „Wollen wir dann gehen? Es hilft Kaoru sicher nicht, wenn wir noch länger nutzlos hier rumstehen.“ sagte er schließlich und bewegte sich langsam auf die Tür zu. „Einverstanden.“ Kaoru war schließlich wieder alleine in seinem Büro. Aber kaum das alle weg waren fiel Die ihm wieder ein. Bisher hatte er ja noch nicht Tschüss gesagt, die Wahrscheinlichkeit, dass er also noch da war, war also relativ hoch. Kaoru wartete noch einen Moment ab und ging dann den Flur runter zu Die’s Büro. „Komisch... Keiner mehr da?“ fragte er, mehr für sich selbst. Also ging es zurück in sein Büro, schnurstracks zum Telefon. Er rief Die an und war doch mehr als nur verwundert, dass er nicht abnahm. Aber Kaoru wäre nicht Kaoru, wenn er dafür nicht auch eine ordentliche Erklärung hätte: Die war höchstwahrscheinlich Einkaufen. Nein, unwahrscheinlich, weil der Rotschopf so gut wie nie selbst kochte und um diese Uhrzeit außer ein paar Conbinis kaum noch ein Geschäft offen hatte. Erklärung Nr. 2.: Er war noch gar nicht zu Hause. Die erledigte sich aber ebenfalls, als Kaoru es auf Die’s Handy versuchte und nur die Mailbox hätte zublubbern können. Okay, jetzt war Kaoru auch leicht beleidigt. Er fand keine Erklärungen mehr dafür, warum er Die nicht erreichte. Und er hasste es, wenn er für etwas keine Erklärungen fand. Ohne viel Zeit zu verlieren machte er sich ebenfalls auf den Heimweg. Sobald er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte ärgerte er sich. Ja, er hatte sich richtig auf Die’s klimatisierte Wohnung gefreut, einen Ort an dem man nicht schwitzen musste. An sich war es schon gar nicht mehr so warm, draußen zumindest, in seiner Wohnung gefiel es der Hitze aber offensichtlich so gut, dass sie beschlossen hatte noch ein wenig zu bleiben. Und jetzt saß er in seinem eigenen Saft auf der Couch, schaute fernsehen und schmollte. Am nächsten Tag kam Die erst gegen Nachmittag ins Büro. Er hatte vorher wohl einen Besichtigungstermin mit einem Auftraggeber gehabt und das hatte sich ungeahnt in die Länge gezogen. Kaum das er in seinem Bürostuhl saß griff er nach dem Telefon und rief Kaoru an. Mittlerweile war er lange genug beleidigt gewesen. „Kannst du bitte in mein Büro kommen?“ fragte er ohne Umschweife. „Was? Ja, klar. Bin gleich da.“ antwortete Kaoru verdutzt und legte auf. „Kyo-kun, ich komme gleich wieder. Okay?“ „Jup. Keine Angst, ich mach nichts kaputt.“ Kaoru schüttelte lachend den Kopf und ging aus dem Zimmer, den Flur runter zu Die’s Büro. „Was gibt’s?“ wollte er direkt wissen. „Ich möchte, dass du heute Abend, allerspätestens um acht Uhr Feierabend machst, zu mir ins Büro kommst und dann mit zu mir nach Hause fährst.“ „Öh... Okay.“ „Und morgen möchte ich gerne mit dir zusammen Mittag essen.“ „Sag mal, Die... Stimmt irgendwas nicht mit dir?“ „Nein, alles bestens. Also, bis später. Ich hab zu tun.“ sagte er knapp und „schuuute“ ihn mit einer Handbewegung aus dem Büro. Als Kaoru ansetzte etwas zu sagen bedachte Die ihn mit einem schiefen Blick. „Bis später.“ brachte er noch heraus und verließ mit hochgezogenen Augenbrauen Die’s Büro. Gegen halb acht schickte Kaoru Kyo nach Hause. „Wir sind mit dem gröbsten fertig, du kannst ruhig schon gehen.“ sagte er und suchte auf seinem noch immer chaotischen Schreibtisch nach seinem Taschenrechner. Er suchte nicht wirklich danach, er tat nur beschäftigt, damit Kyo ihn nicht doch noch in ein Gespräch verwickelte. Nicht das er sich nicht gern mit Kyo unterhielt, er wollte nur eine kleine Weile seine Ruhe haben bevor er zu Die ging. Immerhin hatte er ja keine Ahnung was ihn erwartete oder warum der rothaarige offensichtlich ein bisschen miesepetrig war. Ohne viele Worte zu verlieren gingen Die und Kaoru wenig später in die Tiefgarage, stiegen ins Auto und fuhren los. Bei Die angekommen stellte Kaoru sich in die Küche und machte etwas zu Essen. Die hatte ihn zwar nicht darum gebeten, aber Kaoru wollte sich noch ein kleines bisschen länger ablenken, bevor er die entscheidende Frage stellen würde. „Also, sag schon.“ sagte er während des Essens und sah Die mit festem Blick an. „Nani?“ „Was ist der Grund für deine schlechte Laune?“ „Wer sagt denn, dass ich schlecht Laune hätte?“ „Niemand sagt das, aber ich seh das. Also, erklär mir bitte warum das so ist.“ Die verdrehte leicht genervt die Augen und seufzte. „Du willst wirklich wissen, was mir die Petersilie verhagelt hat?“ Kaoru nickte und stopfte weiter sein Essen in sich rein. Aber Die antwortete natürlich nicht sofort. Stattdessen stand er auf, räumte seine Schüssel in die Spülmaschine und schaute unschlüssig drein. „Sicher, dass du das wissen willst? Ich meine, es könnte dir immerhin nicht gefallen, was ich dir zu sagen habe.“ „Damit komme ich schon klar.“ entgegnete Kaoru nonchalant obwohl er natürlich die schlimmsten Befürchtungen hatte und sich seine Gedärme äußerst unangenehm verkrampften. Andererseits... warum sollte Die ihn bitten, bei ihm vorbeizukommen und am nächsten Tag mit ihm zusammen zu Mittag zu essen, wenn er ihn einfach fallen lassen wollte? Das war unsinnig. Kaoru beruhigte sich demnach sofort wieder ein wenig. Vorerst zumindest, bis ihm der nächste abwegige Gedanke durch den Kopf schoss. Vielleicht wollte Die ihn aber auch nur, dass Kaoru sich sicher fühlte, um einen stärkeren Effekt zu erzielen. Kaoru konnte jetzt nichts tun außer abzuwarten, was Die ihm mitzuteilen hatte. „Soll ich dir mal sagen, womit ich nicht klar komme?“ fragte Die dann und stemmte die Hände in die Hüften. Als Kaoru nickte machte Die wieder eine kurze Pause. „Ich... Nun ja... Ich komme nicht damit klar, dass du offensichtlich lieber Zeit mit Kyo und allen möglichen anderen Leuten verbringst als mit mir...“ gab er schließlich zu und senkte den Blick. „Was?“ fragte Kaoru und ihm blieb der Mund offen stehen. Ihm wäre fast noch ein Stück Hühnchen aus dem Mund gefallen als er Die fassungslos anstarrte. „Das ist so was von schwachsinnig, Die.“ Na Bitte, Die war nur eifersüchtig. Es hätte viel, viel schlimmer sein können. „Das sagst du...“ „Ja, weil es so ist. Was soll ich denn machen, wenn ich so viel zu tun hab, dass ich keine Zeit mehr für dich übrig habe? Ich hab doch kaum noch Zeit für mich selbst. Aber ich kann ja auch wieder kündigen, wenn dir das lieber wäre, und mir einen Job suchen, bei dem ich exakt 40 Stunden die Woche arbeiten muss und mehr nicht. Würde dir das besser gefallen? So hätte ich alle Zeit der Welt für dich.“ Ja ja, jetzt fiel Die auf, dass es wirklich unsinnig war. „Ich hab halt gedacht du... du würdest mir aus dem Weg gehen...“ „Warum sollte ich das tun?“ „Weiß nicht...“ Plötzlich war Die so kleinlaut, dass Kaoru das fast schon wieder amüsant fand. „Was hättest du denn an meiner Stelle gemacht?“ „Ich hätte nachgefragt oder mir selbst einen vernünftigen Reim drauf gemacht, Daisuke. Oder glaubst du am Ende noch, ich würde dich anschwindeln, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“ Die schüttelte den Kopf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück. „Gomen.“ Ohne das er es hätte verhindern können fing Kaoru an zu lachen. „Sag jetzt nicht, du findest das lustig?“ „Doch, irgendwie schon. Herrgott, Die... Du bist doch mittlerweile alt genug um auch mal deinen Mund aufzumachen und nachzufragen, was Sache ist, oder nicht?“ Die zuckte daraufhin mit den Schultern und starrte auf die Tischplatte, bis Kaoru aufstand und um den Tisch herumging. Er blieb erst neben Die stehen und ging dann in die Hocke. „Du bist manchmal echt ein riesiger Trottel.“ „Gomen... Ich hab mich halt gewundert...“ Kaoru schüttelte noch einmal kurz den Kopf und tätschelte leicht Die’s Knie. „Machst du so gerne Überstunden?“ „Wenn’s nicht anders geht, dann geht’s nun mal nicht anders. Da kann ich nichts gegen machen. Was meinst du denn, warum ich mir Hilfe von Kyo geholt hab? Wäre er nicht da, dann würde ich noch einiges mehr an Überstunden machen, Die-chan.“ „Tut mir wirklich leid.“ „Kannst ja nichts dafür, dass du eifersüchtig bist, ne?“ „Eifersüchtig?“ Die schien wirklich entsetzt zu sein, als hätte er dieses Wort noch nie in Verbindung mit seiner eigenen Person gehört. „Ja, so nennt der Volksmund dein Verhalten.“ „Hm... Ich kann mich nicht daran erinnern, vorher jemals eifersüchtig gewesen zu sein.“ stellte Die mit einiger Überraschung fest. „Na, wenn das mal nicht für mich spricht.“ Der rothaarige nickte langsam. „Weißt du was?“ „Nein, aber ich bin mir sicher, dass du’s mir gleich verraten wirst.“ (Anm. d. A.: Mein Standard-Satz, damit bringe ich die liebe Rochi immer zum Verzweifeln... hä hä hä) „Ich möchte noch Nachtisch.“ „Nachtisch? Hab ich nicht gemacht. Ich wusste ja nicht, dass du nach dieser lukullischen Mahlzeit noch hungrig sein würdest.“ „Kaoru, bist du wirklich so ein Trottel oder tust du nur so? Wenn ich von Nachtisch spreche, dann meine ich natürlich nichts anderes als Sex.“ Manchmal war er einfach herrlich offen und direkt. Leider nur manchmal. Wenn es um Probleme ging war er wieder ziemlich verbohrt. „Ts, als würde ich das Risiko eingehen diesen Astralkörper mit Nachtisch zu ruinieren.“ Er grinste einmal kurz, schleifte Kaoru dann schnurstracks ins Schlafzimmer. (Anm. d. A.: Und warum die beiden in diesem Kapitel nichts anderes im Sinn haben weiß ich auch nicht... Sorry) Am nächsten Morgen stand Kaoru im Büro und wunderte sich, dass Kyo noch nicht da war. Schließlich ging er ins Archiv und fragte Aoi, vielleicht wüsste der ja mehr. „Kyo-kun ist heute in der Uni. Hat er das nicht erzählt?“ fragt Aoi im Gegenzug. Kaoru schüttelte den Kopf. „So wie ich ihn verstanden hab, schreibt er heute eine Prüfung.“ „Eine Prüfung? Weia... Und ich sperre ihn ewig in meinem Büro ein, statt ihm die Möglichkeit zu geben ordentlich zu lernen.“ „Ach was, der schafft das schon.“ „Hoffentlich. Kommt er denn später noch?“ „Denke schon.“ „Okay. Dann weiß ich erst mal Bescheid.“ Jetzt war Kaoru also erst mal wieder auf sich alleine gestellt. Als er allerdings das bisher geschaffte durchsah fiel ihm auf, das Kyo und er mehr geschafft hatten als bisher angenommen. Er griff sich sogleich ein weißes Blatt Papier und schrieb Die ein kurzes Fax: ‚Mittagessen steht nichts im Wege!’ Eine gute Stunde später stand Die dann in seinem Büro und grinste ihn dämlich an. „Wunderbar! Du ahnst gar nicht, wie sehr ich mich freue. So... Ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ich für ein paar Stündchen außer Haus bin.“ „Sag das nicht mir, sag das deiner Sekretärin.“ sagte Kaoru mit gerunzelter Stirn. „Kaoru... Ich wollte dir das persönlich sagen. Ist die Nachricht jetzt angekommen?“ Mit einem großen Satz stand er im nächsten Moment vor Kaoru und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Kaoru stellte sich dumm und schüttelte den Kopf. „Dann erklär ich es dir.“ sprach’s und küsste Kaoru zärtlich, gleichzeitig aber doch sehr fordernd. „So, das muss vorerst reichen. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns zum Mittag.“ „Okay.“ „Ich ruf am besten durch, wenn ich wiederkomme. Dann kannst du direkt rauskommen. Einverstanden?“ „Hai. Bis nachher.“ Kyo zermaterte sich derweil das Hirn. Bis jetzt war alles gut gelaufen, ganz plötzlich wusste er aber überhaupt nichts mehr. Umso frustrierender war es, dass sein Sitznachbar scheinbar alles auswendig gelernt hatte und ein gut funktionierendes Gedächtnis hatte, ganz im Gegensatz zu Kyo. „Sag mal, Shinya... Woher weißt du das alles?“ fragte er als die Zeit um war und er seine Prüfung abgegeben hatte. „Ich hab halt gelernt. Das würde dir sicher auch mal ganz gut tun, statt immer mit irgendwelchen Kommilitonen um die Häuser zu ziehen und maßlos Alkohol in dich reinzukippen.“ entgegnete Shinya mit einer abfälligen Geste. (Anm. d. A.: ja, Shinya ist wieder da!! Und es wäre endlich mal geklärt, wie seine berufliche Zukunft aussieht. Architektur-Student war sehr naheliegend, da muss ich mich nicht mit so vielen Berufen auseinandersetzen...) „Nur zu deiner Info: Ich bin genau wie du derzeit Praktikant und habe definitiv andere Dinge im kopf als nur um die Häuser zu ziehen. Und so viel trinke ich gar nicht. Da hab ich von dir schon viel schlimmere Geschichten gehört.“ „Wo machst du überhaupt dein Praktikum?“ „In der Andou-Corporation.“ „Andou? Und Kenji Andou bzw. sein Sohnemann ist dein Chef?” „Jahaa. Was ist daran so besonders?“ Shinya schüttelte den Kopf, packte seine Sachen zusammen und verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Hörsaal. „Kleine Zicke.“ sagte Kyo und räumte ebenfalls seine Sachen zusammen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er irgendjemanden kannte, der sich auch nur annähernd gut mit Shinya verstand. Und er war wirklich froh, dass er ihn nicht oft sehen musste. Dass sie nebeneinander gesessen hatten war reiner Zufall, es war der einzige freie Platz gewesen, als Kyo fast schon zu spät in den Hörsaal gestürmt war. Kyo hätte sich niemals freiwillig neben diesen Kotzbrocken gesetzt. Als Kyo auf den Flur kam ist er direkt in Kame reingerannt. „Hey, kleiner Mann, immer langsam mit den jungen Pferden.“ lachte er und half Kyo aufzustehen. „Warum hast du’s denn so eilig?“ „Gomen. Ich muss ins Büro und Kaoru weiter helfen. Wer hätte denn ahnen können, dass diese Prüfung über 5 Stunden statt über 3 geht?“ „Du, wenn du vor der Prüfung in deine Unterlagen reingeguckt hättest, Kyo-chan.“ „Nenn mich nicht so, Kame! Bitte.“ „Okay, ausnahmsweise.“ „Also darf ich jetzt gehen?“ „Sicher. Schöne Grüße an Kaoru, ne.“ „Hai. Mata na!“ Kyo hetzte zu seiner Vespa, raste ins Büro. Nur um festzustellen, dass Kaoru gar nicht da war. Auf seinem Schreibtisch lag ein Zettel: ‚Bin Mittagessen und gegen 15 Uhr wieder da’ „Klasse. Warum hab ich mich dann so beeilt?“ Also ging er Aoi suchen. Der war nur leider auch nicht da. Aoi ist von einem der Architekten losgeschickt worden um einen Anzug aus der Reinigung zu holen. Kyo wartete im Aushilfen- und Praktikantenaufenthaltsraum auf Aoi. „Aoi, wusstest du eigentlich, dass du solche Sachen nicht machen musst?“ fragte er direkt als er erfahren hatte womit der schwarzhaarige beschäftigt gewesen ist. „Wieso?“ „Na ja, dass sind Sachen die dich nicht betreffen. Wenn jemand einen Plan oder sonst was braucht, dann bist du der Mann dafür. Aber du sollst deine Zeit nicht damit verbringen private Erledigungen für irgendwen zu machen.“ „Und wie hätte ich ihm das sagen sollen? Ich meine, ich bin erst seit einer knappen Woche hier... Da kann ich es mir nicht wirklich erlauben, Widerworte zu geben, denke ich.“ sagte Aoi kleinlaut. „Gott, das war so klar, dass sie das am Anfang versuchen. So ging’s mir ja auch, bis Andou-junior was gesagt hat. Sag nächstes Mal Bescheid, dann klär ich das für dich.“ sagte Kyo mit einem nachdrücklichen Nicken. „Hast du schon Mittagspause gemacht?“ „Wann denn? Ich bin die ganze Zeit durch die Gegend gehetzt.“ „Dann lass uns jetzt eben Mittag essen. Ich hab furchtbaren Hunger.“ „Wie ist denn deine Prüfung gelaufen?“ wollte Aoi während der spärlichen Mahlzeit in der Kantine wissen. „Frag nicht...“ „Als ich Kaoru erzählt hab, du würdest eine Prüfung schreiben hat er ein ganz schön schlechtes Gewissen bekommen.“ „Brauch er nicht. Ich hab ihm schließlich nicht Bescheid gesagt, dass ich eine Prüfung schreiben würde. Er kann da also nichts für, wenn ich’s vermasselt hab. Und wenn dann noch Leute wie dieser Terachi neben einem sitzen, die einfach alles wissen... Ich hätt schreien können...“ „Terachi? Shinya Terachi?“ Kyo nickte und aß weiter. „Kennst du ihn?“ „Na ja, kennen ist zuviel gesagt. Ich wär nur einmal fast auf sein äußeres Erscheinungsbild reingefallen.“ „Wie so viele andere auch.“ „Aber ich glaube, er ist an sich ganz nett. Man muss vielleicht nur wissen, wie man mit ihm umzugehen hat.“ „Man kann’s aber auch lassen.“ „Du scheinst ihn ja nicht sehr zu mögen.“ lachte Aoi. „Das hast du gut erkannt. Ich find ihn schrecklich.“ „Ich glaube, du bist vielleicht einfach nur zu voreingenommen. Man muss den Menschen manchmal auch eine Chance geben.“ „Die hat er leider schon vertan.“ „Dann muss man eben auch über eine zweite Chance nachdenken.“ „Vergiss es.“ Abends surrte Kaoru’s Faxgerät. Und das Faxgerät surrte fast ausschließlich dann, wenn Die etwas wollte, alle anderen Faxe landeten bei der Office Lady* am Empfang. Das Fax sah dann folgendermaßen aus: „Besprechung in meinem Büro um 19:30 Uhr“ Kaoru grinste kurz, faltete das Blatt Papier in der Mitte und legte es auf seinen Schreibtisch. „Was findest du so lustig?“ wollte Kyo wissen. „Hm?“ „Na, du musst doch einen Grund haben, dass du plötzlich anfängst zu grinsen.“ „Ach, Die-san hat mal wieder eine Besprechung anberaumt. Er will bestimmt wissen, wie weit wir schon sind.“ Kyo nickte langsam, er fand das nicht im entferntesten lustig. „Ihr versteht euch echt gut miteinander, oder?“ „Ja, aber das Thema hatten wir schon mal, wenn du dich erinnern kannst. Du hast doch einen Arbeitsvertrag bekommen. Viel mehr werde ich nicht für dich tun können, wenn du eine Lohnerhöhung oder so haben willst.“ „Darum geht’s nicht. Ich frage nur so aus Interesse.“ sagte Kyo und hob beschwichtigend die Hände. Kaoru wurde nervös, sehr nervös. Innerhalb eines Sekundenbruchteils fingen seine Hände an zu schwitzen. „Ich hol mir einen Kaffee. Willst du auch noch einen, Kyo?“ „Nein, danke.“ In der Kaffeeküche angekommen hatte er schon ganz vergessen, was er dort wollte. Also kam er mit leeren Händen in sein Büro zurück, setzte sich schnell an seinen Schreibtisch du schaltete seinen Computer ab. „Wo is’n dein Kaffee?“ „Kaffee?“ fragte Kaoru mit panischem Blick. „Du wolltest dir einen Kaffee holen.“ „Da hast du dich bestimmt verhört.“ erklärte Kaoru mit hochrotem Kopf. „Du kannst auch gerne Feierabend machen.“ „Ja? Ich wollte aber schon immer gerne mal bei so einer Besprechung dabei sein.“ Kyo war manchmal wirklich fies. Na ja, was heißt fies? Er war neugierig. Kaoru druckste eine Weile herum, nickte schließlich und schrieb Die schnell und unter der Hand eine SMS. Das hieß für Die, dass er noch schnell eine Besprechung im eigentlichen Sinn vorbereiten musste. Außerdem telefonierte er noch sämtliche andere am Projekt beteiligten Architekten durch. Die Hälfte der Leute war schon weg, sehr zu seinem Leidwesen. Zumindest fünf Kollegen hatte er neben Kaoru noch zusammenbekommen. Umso überraschter war Kyo als er feststellte, dass es tatsächlich nur um eine normale Besprechung ging. Er hatte ja erst vermutet, in Die’s Büro würden grundsätzlich andere Dinge passieren, wenn Kaoru alleine dort war. Nach Ende der Besprechung verabschiedete Kaoru sich beiläufig von Die, ging in sein eigenes Büro zurück, packte seine Sachen und ging mit Kyo zum Aufzug. Kyo fuhr direkt eine Etage tiefer und holte seine Vespa während Kaoru schnurstracks die Bushaltestelle ansteuerte. Während der ganzen Zeit biss er sich auf die Innenseite seiner Unterlippe. Das laute Knattern von Kyo’s Vespa ließ ihn wieder aufschrecken. Kyo hielt am Straßenrand an und nahm den Helm ab. „Soll ich dich vielleicht zu Hause absetzen? Sieht aus, als würde es gleich regnen und bis dein Bus kommt dauert’s ja noch eine ganze Weile.“ schlug Kyo vor. „Hast du überhaupt einen zweiten Helm?“ Kyo nickte, stieg vom Roller runter, öffnete das Helmfach und präsentierte den zweiten, knallpinken, Helm. „Passt wenigstens zu deinen Haaren.“ „Kein Problem.“ Gerade als Kaoru vor seinem Wohnblock von Kyo’s favorisiertem Transportmittel abgestiegen war, fing es tatsächlich an zu regnen. „Möchtest du vielleicht einen Moment reinkommen? Ich kann das ja schlecht verantworten, dass du jetzt krank wirst, nur weil du einen Umweg zu mir nach Hause gemacht hast.“ Der jüngere nickte wieder und man beeilte sich, ins trockene zu kommen. Kaoru hatte ziemliches Glück, dass Die nach diesem Fauxpas mit der Besprechung nicht vorhatte ihn noch zu besuchen. Das wäre dann nämlich wirklich peinlich geworden. Immerhin schien Kaoru zu merken, dass Kyo mehr wusste als er oder irgendjemand anders wissen sollte. Das war ihm wirklich sehr unangenehm. Andererseits machte Kyo aber auch keine zweideutigen Andeutungen, stellte keine unangenehmen Fragen. „Weißt du was?“ fragte Kaoru, als es eine gute Stunde später noch immer wie aus Kübeln regnete. „Ich mach was zu essen. Okay?“ „Okay.“ Kyo war überrascht von Kaoru’s Gastfreundlichkeit, ja er war fast gerührt, dass er bei dem Hundewetter nicht direkt wieder vor die Tür gesetzt worden war. Es war schon kurz vor Mitternacht, als es endlich wieder aufhörte zu regnen. „So, ich fahr dann jetzt nach Hause. Danke für das Essen, ne.“ „Kein Problem, kein Problem.“ „Ich revanchier mich bei Gelegenheit mal. Also, wir sehen uns morgen.“ „Bis morgen, richtig. Und komm gut nach Hause.“ Kaum das Kyo weg war griff Kaoru zum Telefon und rief Die an. Er erklärte dem rothaarigen schnell, warum es so lange gedauert hatte, bis zu seinem Anruf und erzählte auch von dem Verdacht, dass Kyo evtl. mehr wüsste als erwünscht. „Da hilft nur eins.“ seufzte Die. „Und was wäre das?“ „Na ja, wir sollten uns unter der Woche nicht mehr treffen, nicht so oft zusammen zu Mittag essen und das ganze. Je weniger Zeit wir miteinander verbringen, desto weniger kann man uns wegen irgendwas verdächtigen.“ „Blöd ist das aber schon...“ merkte Kaoru an und zündete sich eine Zigarette an. „Was würdest du denn machen? Alles zugeben und deinen Job riskieren? Denk außerdem mal drüber nach, was mein Vater mit mir machen würde, wenn das rauskommt.“ „Ich weiß, ich weiß...“ „Hör zu, heute ist zwar Freitag, aber ich hab noch eine Menge zu tun. Durch diese lästigen Besprechungen mit den Kunden ist diese Woche bei mir viel Arbeit liegen geblieben. Rechne dieses Wochenende also nicht großartig mit mir, Kaoru.“ „Ich könnte dir vielleicht bei irgendwas helfen, oder nicht?“ „Danke für das Angebot, aber ich muss langsam mal zusehen, dass ich mit meinem Kram selbst zurande komme, wenn du verstehst. Ich melde mich aber bei dir, sobald ich ein bisschen Zeit habe, in Ordnung?“ „Daijoubu, hai. Auch wenn ich nicht begeistert bin.“ sagte Kaoru und zog eine Schnute, obwohl Die das natürlich nicht sehen konnte, Videotelefone hatte nämlich keiner von beiden. „Ist trotzdem alles halb so wild. Du kannst ja morgen Abend mit Yamapi weggehen, so wie früher. Ihr beschwert euch doch immer alle, dass ihr für so was keine Zeit mehr habt, seit ihr arbeiten geht.“ „Yamapi ist mit zu sehr seiner Freundin beschäftigt und hat keine Zeit mehr für mich.“ „Na, dann triff dich mit Kyo und den anderen.“ „Mal schauen. Du rufst mich dann an, ja?“ „Hai, so war’s geplant. Und sei bitte nicht böse auf mich, Kaoru. Ich hab nur leider echt keine Zeit.“ „Tja, dass ich das mal aus deinem Mund höre, hätte ich vorher auch nicht gedacht. Immerhin warst du neulich noch soooo beleidigt, weil ich so viel zu tun hatte.“ „Dann weißt du ja, was Sache ist und bist hoffentlich nicht auch direkt eingeschnappt. Hör zu, ich mach Schluss, hau mich ins Bett und träume was schönes von dir, okay?“ „Okay. Aber bitte träum nichts zu schlimmes, nichts unanständiges, ja?“ „Woher willst du denn hinterher wissen, was ich geträumt hab?“ „Das seh ich dir an der Nasenspitze an, Dai-chan. Außerdem wirst du puterrot im Gesicht, wenn du komische Sachen geträumt hast.“ lachte Kaoru. „Okay, erwischt.“ „Macht ja nichts. Also, schlaf gut.“ „Du auch.“ Wenig später lag auch Kaoru im Bett. Leider klatschten die Regentropfen so laut an die Fensterscheiben, dass er ziemliche Probleme hatte, überhaupt einzuschlafen. Irgendwann zog er sich genervt sein Kissen über den Kopf, bekam dann aber keine Luft mehr. So ging das eine Weile bis er schließlich vollends gestresst wieder aufstand, in die Küche tapste und das benutzte Geschirr abgewaschen hat. Ihm fiel dann auch auf, dass die allgemeine Hygiene in seiner Wohnung ziemlich gelitten hat, seit er mit Die ‚liiert’ war. Und da er ja sowieso nicht hat schlafen können, hat Kaoru mitten in der Nacht seine Putzhandschuhe angezogen, alles abgewischt und sauber gemacht, bis man vom Fußboden essen konnte. Jetzt konnte er wenigstens wieder alles anfassen ohne hinterher klebrige Finger zu haben. * Office lady – leicht abfällige Bezeichnung für Mitarbeiterinnen eines Büros... Ich finde das sehr chauvinistisch. ~~~ TBC ~~~ So, das ist ein recht langes und, wie ich finde, teilweise langweiliges Kapitel geworden, ich bin momentan fernab jeglicher Inspiration, werde außerdem von einer mittelstarken, Übelkeit verursachenden Migräne geplagt. Wer Verbesserungsvorschläge hat, der mag sie mir bitte mitteilen, damit das nächste Kapitel nich ganz so lahm wird (außer natürlich ich hab das nächste Kapitel ausnahmsweise schon fertig, bevor ich das 10. hochlade...). Sankyuu! Kapitel 11: Der Frost in Tokyo ------------------------------ Da bin ich wieder, mit dem 11. Kapitel. Diesmal springen wir ein bisschen in der Zeit. Das 10. Kapitel war ja noch irgendwo im September angesiedelt, jetzt sind wir beim Beginn des herrlich kalten Monats Dezember angekommen, es wird kalt in mehrerlei Hinsicht. Dieses Kapitel hat sich quasi von selbst geschrieben, ich bin sehr stolz auf mich XD Auch wenn es vielleicht nicht mein tollster Erguss ist bin ich begeistert, dass das so schnell von meinen Fingern in den Computer geflossen ist ^^ Und da ich in absehbarer Zeit endlich meinen Internet-Anschluss zu Hause bekomme muss ich auch nicht jedes Mal zu meinen Eltern fahren um das alles hochzuladen, dann geht’s noch mal ein kleines bisschen schneller. Mir gehört immer noch keiner der Charaktere und ich bekomme hierfür immer noch kein Geld. Viel Spaß damit und, wie immer, hinterlasst mir wieder Kommentare, Kritik, Verbesserungsvorschläge. Ich hab übrigens eine absolute Schwäche für Aoi.... Das merkt man sicherlich auch daran, dass er jetzt immer häufiger und länger auftaucht. Tut mir leid. ~~*~~ Dick eingemummelt, mit Handschuhen und Schal, stand Kaoru an einer roten Fußgängerampel. Er hatte seine liebe Mühe damit, dass ihm seine Papier-Tragetasche aus dem Supermarkt nicht aus den behandschuhten Finger rutschte. Wäre ja schade um die vier Flaschen Asahi Super Dry die mit Reis, Nudeln und dergleichen mehr in der Tüte kuschelten. Aoi wollte später bei ihm vorbeikommen, damit Kaoru ihm beim lernen helfen konnte, deswegen hatte er dessen Lieblingsbier, eben Asahi Super Dry, gekauft, normalerweise hielt er sich eher an anderes Bier oder, auch sehr lecker, Gin-Tonic. Außerdem sollte ja gelernt werden, nicht gesoffen. Er hatte sich in letzter Zeit häufig mit Aoi getroffen und mit ihm gelernt, die beiden hatten sich richtig miteinander angefreundet. Ab und an wurde dann in der großen Gruppe (also Kaoru, Yamapi, wenn der nicht mit seiner Freundin verabredet war, Kyo, Kame, Toshiya und Aoi) ein großes Saufgelage gestartet, und das jedes mal grundsätzlich ohne Rücksicht auf Verluste. Aber so was musste man auch mal machen, sonst würde der Stress der Arbeit, respektive der Stress in der Uni, überhand nehmen. Mit dem Stress in der Uni war nun wirklich nicht zu spaßen, dass wusste er ja aus eigener Erfahrung. Damit Aoi aber neben dem ganzen Party machen das Lernen nicht schleifen ließ hatte Kaoru ihm angeboten, mit ihm zu lernen. Kyo hatte er das auch angeboten, allerdings hatte der kleine Blonde dankend abgelehnt, mit der Begründung, dass er ja nicht so oft weggehe und sich mehr auf die Uni konzentriere als die meisten anderen seines Semesters. Na ja, wenigstens schien Aoi sich über die Hilfe zu freuen, denn Aoi war einfach stinkfaul. Er wusste eine ganze Menge, schon jetzt, obwohl er erst im zweiten Semester war, aber er war wirklich faul und konnte sich alleine schwer aufraffen um zu lernen und seinen Pflichten nachzukommen. Mit klappernden Zähnen beeilte Kaoru sich, über die Straße zu kommen ohne von rasenden sararimen* umgerannt zu werden. Die hatten es offenbar eiliger als er. Eigentlich war es auch gar nicht so kalt, aber da Kaoru sich nicht sonderlich wohl fühlte fror er von innen heraus, und das war schlimmer als minus 20 Grad Celsius. Als wäre die schwere und unhandliche Einkaufstüte noch nicht genug, fing Kaoru’s Handy in der Tasche an zu vibrieren. Mit einem genervten Aufstöhnen stellte er die Tüte vorsichtig auf dem Boden ab und fischte das Handy aus seiner Jackentasche. Mit einem Blick auf das Display entschied er allerdings, das Handy direkt wieder in die Tasche zurück zu stecken und damit fortzufahren, seinen Einkauf heile nach Hause zu bringen. Er telefonierte so oder so nicht sonderlich gern, aber auf die Person, die ihn angerufen hatte, hatte er erst Recht keine Lust. Derweil am anderen Ende von Tokyo: Die war sauer. Er war sogar ziemlich sauer. Das ging jetzt schon die ganze letzte Woche so. Jedes Mal wenn er Kaoru anrief, sei es nun zu Hause oder auf dem Handy, dann ging er nicht ran. Mittlerweile wusste er nicht mehr, was er noch tun sollte, damit Kaoru wieder mit ihm sprach. Er hatte ihm schon so viele Nachrichten auf die Mailbox gesprochen, dass der Speicher voll war und keine weiteren Nachrichten mehr aufgezeichnet werden konnten. Bei Kaoru’s Anrufbeantworter war es das gleiche. Wenn Die kurzentschlossen bei ihm vorbeigefahren ist um ihn persönlich anzusprechen war Kaoru entweder nicht da oder machte einfach nicht auf. Auf der Arbeit konnte er ihn auch nicht ansprechen, denn nach dem ausschlaggebenden Ereignis hatte Kaoru kurzfristig eine Woche Urlaub eingereicht. Und was war passiert? Shinya war Schuld, so viel kann hier schon gesagt werden. * sararimen – vom engl.-jap. Kunstwort „salaryman“ (Singular), Bezeichnung für einen typischen Angestellten, dem oft der „Tod durch Überarbeitung droht“, sowie unbezahlte Überstunden, Sorge um die Karriere, Familienprobleme aber dennoch große Loyalität zur Firma (Quelle: Kleines Japan Lexikon aus dem Verlag C. H. Beck) „So, hast du alles dabei?“ fragte Kaoru Aoi abends als dieser seinen Rucksack neben dem Tisch abstellte und versuchte, seine kalten, roten Finger aufzuwärmen. Aoi nickte mitleidig blickend. „Hoffe ich zumindest. Der Rucksack war jedenfalls so schwer, als hätte ich da eine ganze Bibliothek drin.“ stöhnte er und zog die Stirn in Falten. „Übertreibst du nicht ein kleines bisschen?“ fragte Kaoru und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ganz und gar nicht. Ein Buch mehr und ich hätte jetzt mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit einen schlimmen Hexenschuss oder einen Bandscheibenvorfall oder so etwas ähnliches. Jedenfalls wäre das nicht wirklich angenehm gewesen.“ „Wie läuft’s denn generell in der Uni? Du bist ja jetzt schon seit einem Monat nicht mehr bei uns im Büro und wir haben uns auch schon zwei Wochen nicht gesehen.“ „Is ganz okay, doch. Na ja, es ist nicht perfekt, sonst würde ich dich ja nicht um Hilfe bitten, ne. Aber dank deiner großzügigen Hilfe und deiner endlosen Geduld kann ich das meiste im Schlaf aufsagen und bin nicht mehr ganz so hilflos wie vorher.“ „Na also. Es könnte ja auch weitaus schlimmer sein.“ Kaoru stellte Aoi eine Flasche Bier vor die Nase und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. „Dann lass uns mal anfangen.“ Stunden später war das Bier dann alle und Kaoru holte den härteren Alkohol aus dem Kühlschrank. Was das lernen betraf war alles wichtige geklärt, jetzt wurde abgeschaltet. „Was hältst du davon, wenn wir noch weggehen?“ fragte Aoi obwohl er schon kaum noch vernünftig geradeaus gucken konnte. „Klingt nicht schlecht. Ich zieh mir nur eben andere Klamotten an, dann kann’s losgehen.“ Kaoru sah nicht wirklich stadtfein aus, hatte eine abgetragene Jeans und einen schlabbrigen Pulli an. So konnte er ja nun wirklich nicht weggehen, er konnte ja nicht wissen, in welchen Laden der Abend die beiden führen würde. Aoi nickte also benommen und hielt sich an der Tischkante fest, als hätte er Angst, er würde sonst vom Stuhl fallen. Er überlegte noch, ob er vielleicht Kyo und die anderen anrufen sollte, um zu fragen ob die Jungs mitkommen wollten, entschied allerdings schnell dagegen und konzentrierte sich wieder auf das Festhalten am Tisch, fixierte seinen leicht glasigen Blick auf einen Punkt an der Wand neben der Tür. Wenig später saßen die zwei in einer Bar, kippten noch mehr Alkohol in sich rein, lachten sich über andere Gäste schlapp. Kurz gesagt: Sie hatten eine Menge Spaß. Kaoru konnte sich keinen Abend in Erinnerung rufen, an dem er so viel gelacht hatte. Allerdings kam morgens dann das böse erwachen. Kaoru wachte nämlich auf und fand sich in einer engen Umarmung einer nackten und augenscheinlich ebenfalls männlichen Person wieder. Als er alle seine Sinne beisammen hatte merkte er Gott sei dank, dass weder er noch sein Bettnachbar völlig nackt war, nur obenrum, die Unterhosen hatten beide noch an, aber es hat trotzdem für einen gehörigen Schrecken gesorgt. Irgendwann spielten auch Kaoru’s Augen wieder mit und er erkannte endlich, wer da neben ihm lag: Aoi, wer sonst. Und Kaoru wusste nur noch, dass er mit Aoi in einer Bar gewesen ist, viel mehr konnte er aus seinem Gedächtnis nicht hervorkramen. Er konnte sich also zwangsläufig nicht erklären, warum Aoi ihn so fest umklammerte. Aber sein Gewissen nagte schon jetzt an ihm, auch wenn es dazu keinen Grund hatte. Aber es nagte dann doch ziemlich schmerzhaft. „Oh Gott... Mein Kopf tut so weh...“ maulte er leise und befreite sich vorsichtig aus Aoi’s festem Griff um aufzustehen. Er hatte echt keine Ahnung, warum Aoi in seinem Bett lag. War Aoi nicht mit einem Taxi ins Studentenwohnheim zurückgefahren? Offensichtlich nicht. In der Küche suchte er nach einer Kopfschmerztablette. Normalerweise waren die ja immer in der Schublade neben dem Koch-Besteck. Jetzt nicht. Leider. Die Türklingel, die im nächsten Moment durch die Wohnung schrillte, war so unerträglich laut, dass er sich sogar beeilte um aufzumachen, ohne darüber nachzudenken, wer da eventuell vor der Tür stehen könnte. Es war natürlich Die, niemand sonst würde an einem Samstagmorgen um die Uhrzeit unangemeldet vor der Tür stehen. „Kann ich kurz mit dir sprechen, Kaoru?“ fragte er ohne Umschweife als er vor der geöffneten Wohnungstür stand. Kaoru zog die Stirn kraus und fasste sich an den Kopf. „Egal was, aber sprich bitte nicht so laut...“ sagte er leise. „Warst du gestern Abend weg?“ „Scheint so... Also, was willst du?“ „Ich will dir etwas erklären, Kaoru.“ „Wegen Shinya? Was soll es da zu erklären geben? Das war doch offensichtlich...“ „Eben nicht. Hör zu... Okay, ich hab mich mit ihm getroffen-“ „In deiner Wohnung...“ „Ja, in meiner Wohnung. Ich wollte einfach noch mal mit ihm sprechen und ihm auch einiges erklären, denn er hat ja offensichtlich heute noch Probleme, über die Trennung hinwegzukommen. Was kann ich denn dafür, dass er mich in dem Moment, in dem du in die Wohnung kommst, küsst?“ „Die, das sah nicht so aus, als wärst du davon wirklich überrascht gewesen... Und es hatte auch nicht den Anschein, dass das erst eine Sekunde vorher passiert war... Also versuch nicht, mich zu verarschen, Die... Immerhin saßt ihr engumschlungen auf der Couch...“ „Du verstehst das völlig falsch!“ Kaoru schüttelte den Kopf. „Nicht so laut... Mir platzt gleich der Schädel...“ sagte er dann und lehnte seine Stirn an den Türrahmen der Badezimmertür. „Bitte, Kaoru... Hab ich dich jemals angelogen?“ „Wie sagt man doch gleich? Irgendwann ist immer das erste Mal? Doch, ich glaube so heißt es...“ Die seufzte und legte eine Hand auf Kaoru’s Schulter. „Und warum gibst du mir nicht wenigstens die Chance das ganze zu erklären?“ „Wie gesagt, es gibt nichts zu erklären... Das war so offensichtlich, dass es offensichtlicher nicht geht...“ „Vielleicht, ja... Aber es war wirklich nichts dabei. Ich will von Shinya nichts mehr wissen, ich wollte nur mit ihm sprechen, damit er endlich versteht, dass ich dich liebe, nicht ihn oder irgendwen anders... Kaoru...“ „Verstehe, du willst nichts mehr mit ihm zu tun haben, aber lässt dich von ihm küssen, ja? Du bist so ein Arschloch, Die... Meinetwegen kannst du mit ihm machen was du willst... Es ist mir egal...“ Kaoru schlug tollpatschig Die’s Hand von seiner Schulter und wankte in Richtung Küche. „Könntest du jetzt bitte die Wohnungstür von außen zu machen?“ fragte er dann und blieb erneut stehen. „Kaoru, hörst du mir überhaupt zu?“ Gerade als Kaoru etwas erwidern wollte kam, wie sollte es auch anders sein, Aoi aus dem Schlafzimmer, natürlich immer noch nur mit seiner Boxershorts bekleidet. „Was soll dieser Lärm?“ fragte er mit belegter Stimme, ein eindeutiges Zeichen von zu viel Trinken und Rauchen am Vorabend. „Kaoru, was... was hat das zu bedeuten?“ fragte Die. Er war definitiv wütend und biss die Zähne aufeinander. Warum machte Kaoru ihm Vorhaltungen, wenn er doch selbst offensichtlich nicht besser war? Aber Kaoru zuckte nur mit den Schultern. „Mach die Tür von außen zu, Die... Und bitte mach sie leise zu...“ Die schüttelte fassungslos den Kopf, verließ aber schließlich doch die Wohnung, und das nicht gerade lautlos. Ohne etwas zu sagen torkelte Aoi ins Schlafzimmer zurück und fiel wieder ins Bett. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kaoru keine Ahnung, wie wach der schwarzhaarige wirklich gewesen ist und wie viel er von der kurzen Unterhaltung im Flur mitbekommen hat. Aber er wollte auch nicht wirklich darüber nachdenken, ging in die Küche zurück und durchforstete weiter die Schubladen und Schränke nach seinen Kopfschmerztabletten. Das war das Problem wenn man dauernd alles umräumte: Kaoru musste ständig alles suchen. Nachdem die Tabletten endlich gefunden waren und er gleich zwei auf einmal genommen hat, setzte er sich im Wohnzimmer auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, ganz leise natürlich. Während des Fernsehens ist er dann zwangsläufig wieder eingeschlafen. Gegen Mittag wurde er von Aoi wieder wachgerüttelt. „Ich fahr jetzt besser nach Hause.“ sagte er knapp. „Und ich glaub, ich trink demnächst erst mal nichts mehr...“ Kaoru nickte beiläufig und rieb sich die Augen. „Sag Bescheid, wenn du wieder Hilfe brauchst.“ „Eh... Hai... Nur damit du nichts falsches denkst, wegen heute morgen... Ich bin nur mit dir mitgefahren und weil wir beide so müde waren, war das egal wo wir geschlafen haben, Hauptsache schlafen...“ versuchte Aoi zu erklären und lief knallrot an. „Schon okay, schon okay. Alles halb so wild...“ „Okay... Dann bis die Tage und danke noch mal, für deine Hilfe.“ Kaoru nickte mit schläfrigem Blick und war doch recht froh, als Aoi dann wirklich weg war und er endlich weiterschlafen konnte. Am folgenden Montag musste Kaoru wieder ins Büro. Und er konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich dort jemals so unwohl gefühlt hätte. Aber nicht nur das. Er war auch völlig miesgelaunt, verschanzte sich den ganzen Tag in seinem Büro, arbeitete wie ein Besessener. Von Die hat er nichts gesehen oder gehört. Über diese Tatsache war er nicht mal wirklich unglücklich. Selbst wenn Die plötzlich in seinem Büro gestanden hätte, hätte er ihn wahrscheinlich ignoriert. Immerhin war das in den letzten Wochen nicht wirklich anders gewesen. Seit Kaoru nämlich vermutet hatte, Kyo hätte Verdacht geschöpft, war innerhalb des Büros zwischen Die und ihm tatsächlich nichts passiert, was über das normale Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Angestelltem hinaus ging. Und siehe da, Kaoru schaffte plötzlich seine Arbeit, jetzt wo er nicht ständig durch Faxe, Anrufe oder ausgedehnte Mittagspausen unterbrochen wurde. So sollte es wahrscheinlich sein. Und es war wirklich besser so. „Kyo, hast du Zeit?“ „Jetzt?“ wollte der kleine Blonde wissen. Aoi nickte schnell. „Ich meine, jetzt wo ich schon vor deiner Tür stehe kannst du mich ja schlecht wieder wegschicken, oder?“ „Komm rein. Wenn du willst kannst du noch mitessen, ich hab grad gekocht.“ sagte Kyo und zog die Tür weiter auf. Als Aoi dann im Wohnzimmer stand zog er die ganze Zeit die Augenbrauen hoch und presste die Lippen aufeinander, Kyo wusste also, dass Aoi etwas bedrückte. „Also, was hast du auf dem Herzen?“ „Kaoru... Er... Ich glaube... Wie soll ich das am besten formulieren? Er ist... denke ich zumindest...“ „Aoi, nicht rumdrucksen. Erzähl’s einfach, frei von der Leber weg, ja?“ Plötzlich hatte Aoi einen ganz gequälten Gesichtsausdruck. „Hast du Bauchschmerzen?“ „Er ist schwul, Kyo...“ -Ach, das meint er...- „Und wie kommst du auf die Idee?“ Kyo beschloss vorerst so zu tun als wüsste er von nichts. Der schwarzhaarige erzählte also alles was an dem Freitag passiert war, kam zwangsläufig beim Samstagmorgen an, schließlich beichtete auch Kyo das er schon länger davon gewusst hat. „Wer weiß das sonst noch?“ fragte Aoi. „Niemand. Ich hab weder Kame noch irgendjemandem davon erzählt. Das soll er schön alleine machen. Außerdem würde er mich und dich töten, wenn wir das weitererzählen, das kannst du mir glauben.“ „Aber er wirkt doch immer so nett...“ „Was ja nicht heißen muss, dass er nicht auch eine ‚dunkle Seite’ hat, Aoi. Frag mal Yamapi, der kann dir Geschichten aus Kaoru’s Jugend erzählen, da schlackern dir die Ohren.“ „Inwiefern?“ wollte Aoi wissen und zündete sich eine Zigarette an. „Na, meinst du denn, er wäre von heute auf morgen schwul geworden? Na ja, was heißt schwul? Vielleicht ist er auch bi, keine Ahnung. Jedenfalls hat er auch in der Highschool mal was mit Typen gehabt.“ erklärte Kyo. Aoi nickte kurz und zog nervös an seiner Zigarette. „Sag bloß, du bist vorher noch nie einem homosexuellen begegnet?“ „Das ist es nicht...“ schüttelte der schwarzhaarige den Kopf. „Was ist es dann?“ „Nichts. Ich hab mich falsch ausgedrückt. Gomen.“ „Also, willst du mitessen oder nicht?“ „Nein, danke. Mir ist der Appetit vergangen.“ Kyo zog die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. „Du bist doch eh nicht mehr im Büro, also musst du auch keine Angst haben, dass er dich mal begrabbelt oder so.“ lachte er dann und tätschelte Aoi’s Knie. „Vielleicht hast du auch Glück und bist ihm viel zu jung.“ „Kyo, können wir uns darauf einigen, nicht mehr darüber zu sprechen?“ „Sicher, klar.“ „Gut.“ Aoi blinzelte auf seine Armbanduhr. „Shit... Du, ich muss weg, ich hab noch was vor.“ „Okay. Wir sehen uns ja eh morgen, denke ich mal, ich bin morgen vormittags in der Uni.“ „Bestimmt.“ In Null-Komma-Nichts war Aoi auch schon verschwunden. Kyo konnte sich sein Verhalten auch nicht ganz erklären. Vielleicht lag es ja einfach daran, dass Aoi aus einer Kleinstadt kam und erst zum Studium nach Tokyo gezogen war. Da wo er großgeworden war gab es vielleicht keine Schwulen. Wer weiß. Kyo wollte allerdings auch nicht weiter nachfragen, sie hatten sich ja geeinigt, über das Thema nicht mehr zu sprechen. Als Kaoru abends nach Hause kam sah er das blinken seines Anrufbeantworters und hörte widerwillig die Nachrichten ab. Eine war von seiner Mutter, eine von Die. Die’s Nachricht war wie ein Erlösungsschlag: „Kaoru, ich glaube, wir sollten getrennte Wege gehen. Das ist das beste für dich und für mich. Du kannst dich auf deine Arbeit konzentrieren und ich gehe kein Risiko ein, Ärger mit meinen Eltern zu bekommen. Ich denke mal, du verstehst das und... Also... Wir sehen uns bei der Arbeit.“ hatte Die auf den Anrufbeantworter gesprochen. Und Kaoru war irgendwie erleichtert. Klar, er war nach wie vor auch enttäuscht und wütend, aber die Erleichterung überwog das ganze vorerst, sehr zu seiner eigenen Überraschung. Mit einem Schulterzucken löschte er die Nachrichten, ist dann in die Küche gegangen um sich etwas zu Essen zu machen. Na ja, leider war auch Kaoru nur halb so tough wie er immer vorgab zu sein. Während er über seiner Schüssel Soba-Nudeln saß, liefen dann doch Tränen seine Wangen runter. Er hatte Die schließlich geliebt. Und genaugenommen hatte sich an dieser Gefühlslage bislang nichts geändert, mal davon abgesehen, dass er stinksauer war wegen Shinya. Aber das war Die’s Entscheidung gewesen und anscheinend war das auch die beste Lösung. „Hey Kao. Hast du Hunger?“ fragte Kyo als er am nächsten Mittag im Büro ankam und Kaoru in der Kaffee-Küche traf. „Was?“ „Ob du hungrig bist. Wir könnten später zusammen Mittagspause machen.“ „Mal gucken. Okay? Ich sag dir nachher Bescheid.“ Kyo nickte. „Alles okay bei dir?“ fragte er dann. „Klar. Ich hab nur schlecht geschlafen.“ log er und schüttelte den Kopf. „Also, ich muss weitermachen.“ Wieder nickte Kyo. „Bis später.“ Er hätte noch genug Zeit um Kaoru auszuquetschen, auch wenn die Chance, dass Kaoru etwas verriet, verschwindend gering war. Er konnte es zumindest versuchen. Kyo war immer noch mit Feuereifer bei der Sache und nahm jede Woche gierig seinen Gehaltsscheck entgegen. Ein klarer Vorteil für ihn. Alle anderen bekamen nur einmal im Monat Geld, aber bei unserem armen Studenten wurde eine Ausnahme gemacht. Er hatte sich mittlerweile so viel an die Seite gelegt, dass er auch endlich das Auspuffrohr seiner Vespa reparieren lassen konnte. Im Winter fuhr er zwar immer mit der U-Bahn, aber der nächste Sommer würde bestimmt kommen und die Reparatur war schon lange überfällig gewesen. Er ist sogar schon von einer Polizeistreife angehalten worden, weil die Vespa so laut war, dass die Polizisten dachten, sie wäre frisiert. Beim Mittagessen in der Kantine herrschte gedrückte Stimmung. „Du warst auch schon mal gesprächiger, Kaoru.“ sagte Kyo nach einer Weile und legte den Kopf leicht schief. „Ich weiß, gomennasai. Mir gehen nur eine Menge Dinge durch den Kopf.“ sagte Kaoru mit einem entschuldigenden Lächeln und aß weiter. „Wenn dich etwas bedrückt, dann... Weißt du, manchmal hilft es, wenn man darüber spricht.“ „Ich weiß.“ „Verstehe, du willst nicht darüber sprechen.“ „Hai. Außerdem hast du bestimmt selbst genug um die Ohren, da will ich dich mit meinen Problemen nicht auch noch behelligen.“ erklärte Kaoru. „Na ja... Aber wenn etwas ist, dann komm ruhig zu mir, ne.“ Kaoru seufzte, legte seine Stäbchen auf sein Tablett und stand ohne ein weiteres Wort auf. Natürlich verstand Kyo jetzt die Welt nicht mehr. Er hatte nicht erwartet, dass Kaoru geradeheraus sagen würde, dass seine Affäre mit dem Sohn des Chefs nicht mehr ganz so toll lief wie zu Beginn, aber er hatte nicht gedacht, dass Kaoru mit so einem angesäuerten Gesichtsausdruck abhauen würde ohne noch etwas zu sagen. Als Kyo am späten Nachmittag kurz bei Die im Büro war beobachtete er den rothaarigen genauer als sonst. „Kyo-kun, nächste Woche ist kaum jemand hier. Ich überlasse es dir, ob du herkommst oder zu Hause bleibst.“ sagte Die nach einer Weile. „Wieso ist denn kaum einer hier?“ wollte Kyo verständlicherweise wissen, er hatte davon gar nichts gewusst. Die rollte die Augen, er war anscheinend ein kleines bisschen genervt. „Es sind halt fast alle weg. So einfach ist das.“ „Okay.“ „Das wär’s erst mal, von meiner Seite. Hast du noch Fragen?“ Kyo betrachtete noch einmal die Entwürfe in seiner Hand, schüttelte dann den Kopf. Gerade als Kyo die Tür öffnete um wieder zu gehen stand er vor Shinya. „Hallo, Kyo-kun.“ sagte er mit einem affektierten Lächeln. (Anm. d. A.: Ich hab nichts gegen Shinya, es tut mir sogar richtig leid, dass ich ihn hier als Arschloch-san darstelle... Aber irgendjemand muss ja das Arschloch sein, oder? Ich hab aber echt nichts gegen ihn...) „Shinya.“ nickte Kyo und ging, machte die Tür von außen zu und holte tief Luft. „Kennt ihr euch?“ hörte er Kaoru im nächsten Moment sagen. „Was?“ Kyo war definitiv erschrocken, er hatte Kaoru gar nicht gesehen. „Kennst du Shinya?“ „Ja, aus der Uni. Wieso?“ „Rein interessehalber. Er hat mal für eine Menge Wirbel im Studentenwohnheim gesorgt. Deswegen frage ich.“ Kaoru’s Stimme zitterte, genauso wie seine Hände zitterten. Er konnte es nicht fassen, dass Shinya sich erdreistete hier aufzutauchen. Und das alles nachdem Die versucht hatte ihm weis zu machen, dass dieser „Kuss“ nichts zu bedeuten hatte. In seinem Kopf ging es drunter und drüber als er versuchte das gerade gesehene einzuordnen und zu verdauen. Ihm wollte einfach keine vernünftige Erklärung dafür einfallen. Stattdessen lief ein kleiner Horrorfilm nach dem anderen vor seinem inneren Auge ab, ohne das er es hätte verhindern können. „Kaoru? Ich wollte eh gerade zu dir. Hast du einen Moment Zeit für mich?“ fragte Kyo und riss den jungen Architekten unsanft aus seinen Gedanken. „Ich... ich wollte gerade Feierabend machen. Kann das bis morgen warten?“ „Klar. Kein Problem.“ nickte er. Kaoru drehte sich um, ging in sein Büro zurück und hatte seine liebe Mühe damit, nicht wieder loszuheulen, so wie am Vorabend. Er packte schnell seine Sachen zusammen und stürmte aus dem Büro. „Was’n mit ihm los?“ fragte Yamapi Kyo als er gesehen hatte wie schnell Kaoru sich aus dem Staub gemacht hat. „Keine Ahnung. Ich glaube, ihm geht’s nicht gut.“ „Meinst du, ich sollte nachher mal bei ihm vorbeifahren?“ „Schaden kann’s ja nicht.“ Yamapi nickte und seufzte. „Ich sag dir, er braucht eine Freundin. Dann würde es ihm viel besser gehen.“ „Ich glaube nicht...“ sagte Kyo fast beiläufig, wie für sich selbst. „Hey, wenn du bei ihm vorbeifährst, kann ich mitkommen?“ „Sicher. Ich mache um sechs Feierabend.“ „Gut. Ich hol dich in deinem Büro ab.“ Als die zwei dann abends vor Kaoru’s Tür standen dauerte es eine halbe Ewigkeit bis er endlich aufmachte. Und was mussten die beiden feststellen? Dicke, rote, verheulte Augen, eine rote Nase und eine eindeutige Alkoholfahne. „Ich bin nicht in der Stimmung für Besuch...“ sagte Kaoru und wollte die Tür wieder schließen. „Kaoru...“ sagte Yamapi. „Wir können doch über alles reden.“ „Ich will aber nicht darüber reden, verdammt! Ich will nicht mit dir darüber reden, ich will nicht mit Kyo darüber reden! Ich will einfach nicht darüber reden! Und jetzt verschwindet, alle beide!“ Kyo bekam ganz große Augen und machte ein paar Schritte rückwärts. Er hatte irgendwie Angst, dass Kaoru eventuell noch körperlich ausfallend werden könnte. „Und seit wann ist das so? Seit wann kannst du nicht mehr über deine Probleme sprechen?“ fragte Yamapi. „Ich könnte, wenn ich wollte! Aber das ist der Punkt: Ich will einfach nicht, versteh das doch!“ Jetzt schüttelte Yamapi kurz den Kopf. „Ganz wie du willst. Komm, Kyo, lass uns gehen.“ Kaoru schlug laut die Tür zu. „Geh ruhig, ich... ich habe eine Idee...“ sagte Kyo leise. „Wir sehen uns morgen.“ „Wie auch immer. So’n Dickkopf. Der war doch früher nich so drauf, ist doch nicht normal.“ meckerte Yamapi im Weggehen. Kyo wartete noch einen Moment und klingelte erneut. Als Kaoru die Tür wieder öffnete schien er noch wütender zu sein als vorher. „Bevor du mich anschreist: Ich weiß, was dein Problem ist.“ sagte er schnell. „So?“ „Ja. Es ist wegen Die-san.“ „Meinst du?“ „Ich weiß das.“ „Und woher?“ fragte Kaoru. „Weil ich... Das ist schon eine Weile her, da war ich in der Tiefgarage vom Büro und wollte nach Hause fahren, als du mit Die-san zu seinem Auto gegangen bist und... Ich weiß es einfach, Kaoru... Also, kann ich kurz reinkommen?“ Kaoru war eindeutig zu geschockt, als dass er etwas anderes hätte machen können, als ihn reinzulassen. Unter Tränen erzählte er Kyo alles. Wenn Kaoru Alkohol getrunken hatte wurde er öfter mal ein bisschen sentimental. „Und dann trifft er sich auch noch im Büro mit Shinya, das tut am meisten weh... Kaum zu fassen... Das alles, nachdem Shinya sein Auto und seine Wohnung verwüstet hat... Ich meine... Shinya ist...“ „Ich mag ihn nicht besonders.“ sagte Kyo. „Und ich hasse ihn... Ich hasse ihn wirklich... Normalerweise hasse ich andere Leute nicht, besonders nicht dann, wenn ich den betreffenden Menschen nicht mal wirklich kenne... Aber Shinya ist eindeutig ein Psychopath...“ „Hör mal, wenn Die meint, dass es das richtige war, sich Shinya wieder nach Hause zu holen, dann hat er es nicht anders verdient, bis er mit Shinya wieder auf die Schnauze fällt. Er ist selbst schuld. Ich bin zwar nicht vom anderen Ufer, aber ich kann schon verstehen, was er an dir toll gefunden hat. Du bist halt echt ein netter.“ sagte Kyo und stellte fest, dass seine Zigarettenschachtel leer war. Daraufhin bot Kaoru ihm eine von seinen an, wischte sich abermals Tränen aus dem Gesicht. „Er ist selbst schuld und du solltest dir deswegen nicht die Augen aus dem Kopf heulen, Kaoru.“ (Anm. d. A.: Ich bin verwirrt... Sagt man das so oder anders? Mein Hirn läuft auf Sparflamme... Sorry.) „So? Was soll ich deiner Meinung nach tun?“ fragte Kaoru „Öh... Weiß ich auch nicht. Ich bin Dauersingle, solche Probleme wie du hab ich nicht. Aber wenn vielleicht ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist, dann siehst du das bestimmt viel lockerer.“ „Nein, Kyo... So was funktioniert nur, wenn man den, der sich von einem getrennt hat, nicht jeden Tag sehen muss...“ „Und wie willst du das verhindern?“ fragte Kyo. „Er hat was gemacht?“ fragte Aoi geschockt als er Kyo am nächsten Abend am Telefon hatte. „Er hat gekündigt. Und er war heute nicht mehr arbeiten. Er hat die Kündigung anscheinend gestern, bevor er gegangen ist in das Post-Verteilerfach gelegt.“ Aoi wäre fast das Telefon aus der Hand gefallen. „Aber er kann doch nicht einfach so kündigen!“ kreischte er aufgebracht und rannte wie ein Tiger in Gefangenschaft in seinem Zimmer auf und ab. „Offensichtlich kann er das.“ sagte Kyo. „Was hättest du an seiner Stelle gemacht?“ „Ich hätte mir vielleicht eine Weile Urlaub genommen.“ „Hat er doch letzte Woche schon gemacht.“ „Und sein Büro war leer?“ „Na ja, was heißt leer? Die Einrichtung hat er schon da gelassen. Er hat alles was ihm gehört mitgenommen. Ich meine, er hatte ja nicht viel persönliches da, dass hat sicher alles in seine Tasche gepasst.“ „Und das im Winter... Was, wenn er seine Rechnungen nicht bezahlen kann, ihm der Strom abgedreht wird und er alleine in seiner Wohnung erfriert?“ „Aoi, du spinnst.“ „Nein, ich geh nur vom schlimmsten aus.“ „Nein, du spinnst.“ „Und was, wenn er sich was antut?“ „Meinst du nicht, dass er für so was nicht schon ein bisschen zu alt ist? Er ist schließlich kein pubertierender Teenager mehr, der so überstürzt handelt.“ „Kann ja sein, aber er ist trotzdem verletzt und todtraurig...“ „Aoi?“ Keine Reaktion. „Aoi?“ Offensichtlich hatte der schwarzhaarige schon aufgelegt und sich auf den Weg zu Kaoru gemacht. Wenig später stand Aoi vor Kaoru’s Wohnblock. Von unten konnte er kein Licht im betreffenden Apato sehen, aber er klingelte trotzdem. Als er schon eine ganze Weile geklingelt hatte verlor er fast die Nerven und raufte sich die Haare. Er machte sich Sorgen um Kaoru und hatte wirklich Angst, dass Kaoru irgendeine Dummheit gemacht hatte. Statt wieder nach Hause zu gehen setzte er sich auf den Treppenabsatz vor die Haustür. Irgendwann ging die Tür auf und ein Mieter verließ das Gebäude, also die perfekte Chance für Aoi bis vor Kaoru’s Wohnung zu kommen. Dort klingelte und klopfte er nochmals eine ganze Weile, setzte sich dann vor die Tür und wartete weiter. Es war schon kurz vor Mitternacht als Kaoru endlich aus dem Aufzug stieg. Er hatte Aoi nicht mal gesehen und war deshalb doppelt überrascht, als der schwarzhaarige ihm im dunklen Flur mit einem Mal um den Hals gefallen ist und ihn fest an sich drückte. „Oh Gott, Kaoru, ich bin so froh, dass es dir gut geht...“ „Was?“ „Ich hab gedacht, du hättest dir vielleicht was angetan...“ „Nein, keine Panik. Ich bin schließlich alt genug um zu wissen, dass das keine Alternative ist...“ „Trotzdem hab ich mir Sorgen gemacht...“ sagte Aoi leise und mit brüchiger Stimme. Kaoru machte sich von ihm los und stellte fest, dass Aoi weinte. Dicke Tränen kullerten über seine Wangen. „Herrje... Komm erst mal rein, okay?“ Der Architekturstudent nickte schniefend und wischte sich schnell mit dem Ärmel seiner dicken Jacke über sein Gesicht, in der Hoffnung, Kaoru hätte sein Geheule nicht bemerkt. In der Wohnung hat Kaoru Aoi erst mal eine Packung Taschentücher in die Hand gedrückt, schob ihn dann vorsichtig ins Wohnzimmer. „Dich scheint das ja fast mehr mitzunehmen als mich.“ sagte Kaoru. „Ich war halt geschockt... Als Kyo mir am Telefon erzählt hat, dass du sogar gekündigt hast, da hab ich einfach Angst gekriegt...“ „Ich bin nur konsequent. Außerdem will ich Die nicht sehen. Das war die einfachste Lösung. Vielleicht war es nicht die beste Lösung, aber die einfachste.“ „Jetzt hast du aber keinen Job...“ „Ich weiß.“ „Und es ist Winter...“ „Ich erfriere hier schon nicht, keine Panik.“ „Aber man kündigt doch nicht einfach, Kaoru...“ Mit einem Seufzer ging Kaoru in die Küche und kochte Tee. Als er wieder ins Wohnzimmer kam schniefte und heulte Aoi immer noch. „Nun hör schon auf zu weinen, Aoi. Davon geht doch die Welt nicht unter.“ sagte er und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Aber ich finde das so traurig...“ „So spielt das Leben... Es läuft eben nicht immer alles nach Plan... Ist bei dir etwa noch nie etwas schief gegangen, in dieser Hinsicht?“ Jetzt lief Aoi völlig rot an. „Ich werte das mal als ja.“ „Ich hatte erst eine richtige Beziehung und... und da war es ähnlich wie bei dir... Seitdem halte ich nicht mehr viel von festen Bindungen...“ „Tut mir leid.“ Nach einer heißen Tasse Tee beruhigte Aoi sich wieder so weit, dass er wenigstens nicht mehr weinte. Als er jedoch gesehen hat, wie spät es war wurde ihm wieder ganz anders. „Mist...“ Kaoru blinzelte ihn fragend an und legte den Kopf schief. „Was denn?“ „Ich komme jetzt nicht mehr nach Hause. Da fährt keine Bahn mehr.“ „Dann schlaf halt hier. Ist ja nicht das große Problem.“ sagte der ältere und stand auf um ihm eine Decke und ein Kissen aus dem Schlafzimmer zu holen. „Danke, Kaoru.“ „Kein Ding. Dafür sind Freunde schließlich da, oder?“ Aoi nickte und lächelte Kaoru kurz an. „Na ja, so kann ich mich wenigstens ein bisschen ablenken und denke nicht ständig über Die und Shinya nach.“ sagte Kaoru und setzte sich wieder auf die Couch. „Ich muss halt das beste draus machen, denke ich...“ Am nächsten Morgen klingelte es unerwartet an der Tür. Es war noch ziemlich früh und Aoi war genau wie Kaoru mehr oder weniger gerade erst aufgewacht. Als Aoi mit verstrubbelten Haaren und einer Tasse Kaffee in der Küche saß machte Kaoru die Tür auf und stand vor Die. „Kaoru, warum hast du gekündigt?“ fragte er direkt. „Warum wohl?! Weil ich dich nicht mehr sehen will, deshalb. Du machst mich krank!“ „Das hätte man auch anders regeln können.“ sagte Die und ging einfach in die Wohnung. „Wenn du auch nur einen Ton gesagt hättest, dann hätte ich mal schauen können, ob du vielleicht-“ „Ach hör doch auf! Glaubst du im ernst, ich hätte großartig Lust, Shinya dann auch noch jeden Tag über den Weg zu laufen? Find dich einfach damit ab und lass mich zufrieden!“ sagte Kaoru wütend und ging ihm nach. „Du scheinst dich ja schon getröstet zu haben...“ sagte Die im nächsten Moment als er in der Küche angekommen war und Aoi dort sitzen sah. „Das ist ganz anders als du denkst.“ sagte Aoi und blinzelte Die böse an. „Aoi, lass gut sein. Das bringt nichts. Und du, Die, sieh zu das du aus meiner Wohnung verschwindest.“ „Du bist dir aber schon bewusst, dass du innerhalb deiner Probezeit gekündigt hast, oder?“ fragte Die. „Natürlich. Und?“ „Lies dir mal deinen Vertrag genauer durch! Kaoru, das ist ein Vertragsbruch! In deinem Vertrag steht ausdrücklich, dass du während der Probezeit nicht einfach kündigen kannst.“ (Anm. d. A.: Überbleibsel meines Wissens vom Arbeitsrecht... So oder so ähnlich kann das tatsächlich im Vertrag geregelt werden. Das kann dann daraus hinauslaufen, dass der Arbeitnehmer eine Ersatzleistung erbringen muss und viel Geld los wird, weil dem Arbeitgeber die Arbeitskraft ja vorzeitig verloren geht. Nur für die, die’s vielleicht interessiert XD Also: Arbeitsverträge immer gründlich durchlesen und dann erst unterschreiben!) „Du siehst doch, was ich kann und was nicht. Das sind widrige Umstände. Aber bitte, wenn du willst, dann können wir das gerne vor einem Arbeitsgericht klären. Mal schauen, was der Richter davon hält, dass ich bei euch eh nur eingestellt worden bin, weil du von Anfang an ein Auge auf mich geworfen hast. Und ich glaube, so ein Richter wird auch nicht begeistert sein, wenn zwei Männer die zudem auch noch Vorgesetzter und Angestellter sind ein Verhältnis anfangen, Die.“ „Das war mehr als ein Verhältnis und du weißt das. Ich liebe dich, Kaoru!“ Dass Aoi immer noch da war hatten beide offensichtlich schon vergessen. Der schwarzhaarige saß auf einem Stuhl und beobachtete das ganze mit gemischten Gefühlen. „Vergiss es! Ich will von dir nichts mehr wissen! Es reicht mir! Meinetwegen kannst du mit Shinya glücklich werden, aber lass mich in Ruhe!“ „Kaoru, das kann nicht dein ernst sein...“ „Ist es aber. Finde dich damit ab. Du hast mich hintergangen und musst jetzt mit den Konsequenzen leben.“ „Und wer soll jetzt für mich kochen?“ fragte Die, auch wenn die Frage nur halbernst gemeint war. „Bestell dir was, so wie vorher, als wir uns nicht gekannt haben! Da hat es dich ja auch nicht gestört, dass du nicht kochen kannst!“ „Bitte, Kaoru! Ich weiß das es ein Fehler war, dass ich mich mit Shinya getroffen habe, aber es ging nun mal nicht anders...“ „Verstehe. Und es hat wahrscheinlich auch kein Weg daran vorbeigeführt, dass ihr so übereinander hergefallen seid und das er so stolz in dein Büro spaziert, ja? Ich hab’s schon mal gesagt: Hör auf mich zu verarschen! Und jetzt hau endlich ab!“ sagte Kaoru und schob Die vor sich her in den Flur, raus aus der Tür und schlug dann die Tür zu. Kaum das die Tür zu war fanden allerdings wieder dicke Tränen ihren Weg und liefen dann seine Wangen runter. Er lehnte sich gegen die Tür, Die klopfte von draußen immer wieder gegen das Holz. Natürlich hatte Die längst nicht alles gesagt was er zu sagen hatte. Aber er ahnte, dass Kaoru ihn nicht mehr reinlassen würde und zog schließlich von dannen. Während Kaoru noch mit hängendem Kopf an der Tür lehnte stand Aoi auf und ging in den Flur. „Kaoru?“ fragte er vorsichtig. „Alles okay, alles okay...“ kam prompt die Antwort. „Aber... Du belügst dich doch selbst, Kao...“ „Musst du nicht in die Uni?“ „Doch, aber...“ „Dann geh da auch hin... Ich will hinterher nicht Schuld sein, wenn du irgendwo durchfällst...“ „Kaoru...“ Wenig später traf Aoi in der Uni auf Kyo, erzählte natürlich erst mal, was alles passiert war. „Weißt du, es wäre vielleicht besser, wenn wir alle ihn ein paar Tage in Ruhe lassen, Aoi. Das ist ja so schon alles stressig genug für ihn. Und man muss halt auch bei Liebeskummer ab und an mal alleine sein.“ „Meinst du?“ Kyo nickte. „Und mach dir keine Sorgen um ihn. Er ist immerhin schon ein großer Junge, ne.“ „Aber er weint so oft...“ „Du hast doch auch geheult.“ Bevor Aoi sich wegen dieses Spruchs revanchieren konnte kamen Toshiya und Kame auch noch dazu. „Alles okay bei dir, Aoi?“ fragte Toshiya. Man sah es Toshiya vielleicht nicht an, aber er war ein sehr feinfühliger Mensch und hatte seine Antenne für anderer Leute Gefühle so gut wie immer voll ausgefahren um nichts zu verpassen. „Alles bestens...“ sagte Aoi. „Stimmt nicht.“ Aoi ließ seinen Rucksack auf den Fußboden fallen und starrte Toshiya entgeistert an. „Es ist aber alles in bester Ordnung.“ „Mensch, man sieht es dir an, wenn du schwindelst, Yuu-chan.“ Selbst Kyo schüttelte den Kopf. „Lass gut sein, Toshi. Du würdest das so oder so nicht verstehen.“ „Wenn du das sagst. Komm, Kame, wir müssen in unsere Vorlesung.“ „Weißt du, was mich wirklich wundert?“ fragte Kyo Aoi dann. „Nein. Was?“ „Dass du dich da so reinsteigerst, Aoi. Seid ihr so dicke miteinander, dass du aus Loyalität mitleidest?“ „Ich... Nein, das ist es nicht... Er tut mir halt leid...“ „Mir tut er doch auch leid, trotzdem versuche ich, mich nicht ganz so sehr in seine Angelegenheiten einzumischen.“ „Das ist doch kein einmischen. Ich will ihm nur helfen, Kyo-kun. Mehr nicht. Das würde ich für dich genauso tun.“ „Eh... Ich weiß nicht warum, aber ich glaube dir das nicht so ganz, Aoi.“ „Na ja, wenn du dich mal auf eine Beziehung einlassen würdest, dann könnte ich dir das beweisen.“ sagte Aoi schnippisch. „Du verstehst nicht, worauf ich hinaus will, oder?“ Aoi schüttelte den Kopf und setzte einen fragenden Blick auf. „Worauf denn?“ „Es ist doch ganz offensichtlich.“ Aoi’s Blick wurde immer fragender und verzweifelter. „Du hast dich in Kaoru verknallt.“ „Quatsch. Ich bin nicht so einer.“ „So einer?“ „Ich bin kein homo.“ Dicke Lüge. Aoi war stockschwul und wusste das schon ein wenig länger. (Anm. d. A.: Das tut weh... Aoi, es tut mir leid... Als Wiedergutmachung schreib ich mal eine ff in der du der heteroteste Kerl bist den’s gibt...) „Wenn ich Kaoru richtig verstanden habe, dann hat er sich das auch immer eingeredet, weil er es nicht wahrhaben wollte.“ „Ich bin nicht in Kaoru verknallt.“ „Leugne es so oft du willst. Das sieht ein Blinder mit nem Krückstock, dass du ihn mehr magst als alle anderen es tun.“ „Das täuscht. Vielleicht kommt dir das nur so vor, weil ich mehr Zeit mit ihm verbringe als du. Alleine durch das viele Lernen sind wir oft zusammen.“ „Wenn du willst, dann kann ich zwischen euch vermitteln, wenn er über Die hinweg ist.“ „Kyo, lass den Scheiß! Wenn überhaupt, dann mach ich das alleine.“ „Du hast dich soeben verraten.“ sagte Kyo mit einem triumphierenden Grinsen. „Hab ich?“ „Hast du.“ „Oh.“ „Welcher heterosexuelle Mann würde sich sonst ein Bauchnabelpiercing machen lassen?“ „Ich kenne viele Männer mit Bauchnabelpiercings. Na ja, nicht viele, aber ich kenne schon ein paar.“ „Nicht das es dir nicht stehen würde, aber es ist doch immer ein Indikator für die eigentliche Sexualität.“ Aoi seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich bin trotzdem nicht in ihn verknallt. Schlag dir das also aus dem Kopf, Kyo.“ sagte er dann. „Und du meinst wirklich, wir sollten ihn eine Weile in Ruhe lassen?“ „Zumindest ein paar Tage. Er muss ja auch Zeit haben über alles nachzudenken.“ „Du wirkst immer so erwachsen, trotz das du so klein bist, Kyo.“ „Sehr lustig. Ich hab dir ja auch zwei Jahre voraus, wahrscheinlich liegt das daran. Außerdem hab ich immer den Kummerkasten gespielt, wenn Bekannte von mir eine Trennung hinter sich hatten. Ich bin darin quasi Profi.“ Am gleichen Tag stand Die bei seinem Vater im Büro. „Ich wollte mit dir über die Kündigung von Niikura-san sprechen, Oto-san.“ sagte er. „Darüber hab ich mich schon gewundert. Ich hatte eigentlich gedacht, er würde sich hier wohlfühlen.“ „Tut er ja eigentlich auch. Dass er gekündigt hat, ist ganz allein meine Schuld.“ „Daisuke?“ „Ich erklär dir das, auch wenn es mich eine Menge Überwindung kostet, aber ich erkläre es dir.“ Also beichtete Die alles. Jede Kleinigkeit. Andou-senior schien zwar geschockt, er wurde allerdings nicht laut oder ausfallend, womit Die eigentlich nicht gerechnet hatte. „Weiß deine Mutter davon?“ „Nein. Was soll ich denn machen? Ich kann schließlich nichts dafür, dass ich nicht der Sohn bin, den ihr euch immer gewünscht habt.“ „Das ist wohl wahr, aber es wäre wesentlich leichter, wenn du von Anfang an ehrlich gewesen wärst.“ „Kann ja sein. Deswegen bin ich aber nicht hier. Ich möchte, dass Niikura-san weiter hier arbeitet. Er sollte wegen unserer persönlichen Differenzen nicht seinen Job an den Nagel hängen.“ sagte die schließlich. „Du weißt selbst, dass er mehr Potenzial hat als ich oder so manch anderer Architekt, der schon länger hier arbeitet.“ „Ich vermute aber, er will wirklich nicht mehr hier arbeiten, Daisuke. So viel sollte dir auch klar sein.“ Die nickte. „Wenn er aber auf eine andere Etage, in ein anderes Team versetzt werden könnte, dann müsste er mich nicht zwangsläufig jeden Tag sehen. Verstehst du? Er könnte weiter in Ruhe hier arbeiten und ich hätte mein Gewissen erleichtert.“ „Und du versprichst mir, dass du ihn wirklich in Ruhe lässt?“ „Hoch und heilig versprochen.“ „Gut. Ich denke drüber nach und rufe ihn an. Okay?“ „Okay. Danke, Papa.“ sagte Die erleichtert und verbeugte sich. „Und wann rufst du ihn an?“ „So bald wie möglich. Vorher hab ich allerdings noch zu tun.“ Die nickte kurz und stand auf. „Ich bin froh, dass du ihn nicht verurteilst.“ „Warum sollte ich das machen? Wenn ich zu der Sexualität meines eigenen Sohns stehen kann, dann sollte ich das bei meinen Mitarbeitern genauso handhaben.“ Erleichtert ging Die in sein eigenes Büro zurück und räumte seine Sachen zusammen. Es war schon ziemlich spät und er wollte Feierabend machen. Auf dem Weg zum Aufzug traf er auf Kyo. „Kyo-kun?“ Kyo blieb stehen und blinzelte zu Die hoch, immerhin überragte ihn dieser um fast 20 Zentimeter. „Hai?“ „Du hast doch einen guten Draht zu Kaoru?“ Der jüngere nickte. „Wieso?“ „Na ja... Weißt du, wie es ihm geht?“ „Keine Ahnung, ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit er gekündigt hat.“ Um ehrlich zu sein war Kyo auf Die nicht sonderlich gut zu sprechen, was ja auch verständlich war. „Aha... Okay... Ich will dich auch nicht aufhalten.“ sagte Die und setzte seinen Weg zum Aufzug fort. Er wollte nicht zu viel verraten, schließlich hatte er keine Ahnung, was Kyo wusste. Seinem Verhalten nach wusste Kyo allerdings mehr als ihm lieb war. Kyo schüttelte kurz den Kopf und ging Die hinterher. „Um ehrlich zu sein: Es geht ihm beschissen, aber du müsstest ja wissen, woran das liegt.“ sagte er. „Hai... Und es tut mir leid... Solange er mir aber keine Chance gibt alles zu erklären...“ „Was soll er denn denken, wenn er mitansehen muss, wie Shinya in dein Büro geht? Da hätte jeder so reagiert.“ „Shinya hat mir nur endlich meinen Wohnungsschlüssel zurückgegeben, mehr nicht.“ „Das konnte Kaoru ja schlecht wissen.“ „Ich weiß, ich weiß. Aber woher sollte ich denn wissen, dass er hier auf der Etage rumläuft, statt in seinem Büro zu sitzen?“ „Na ja, der Kopierer steht halt in der Nähe deines Büros und er kopiert seine Sachen lieber selbst.“ erklärte Kyo mit einem Schulterzucken. „Hör mal, ich hab gerade mit meinem Vater gesprochen und... es gibt vielleicht eine Möglichkeit, die wir Kaoru anbieten können, dass er weiter hier arbeiten kann.“ „Ich denke nicht, dass er sich da auf irgendwas einlassen würde.“ „Meinst du?“ Kyo nickte. „Was wäre das denn für eine Möglichkeit?“ Die erklärte also seinen Plan und wartete auf eine Reaktion von Kyo. „Nya... Ich weiß nicht. Könnte zumindest schwierig werden.“ „Egal. Hauptsache wir versuchen es. Es wäre wirklich schade, wenn die Firma Kaoru als Architekten verliert.“ „Und was ist mit dir?“ Die seufzte. „Ich will ihn ja auch zurückhaben, aber... wahrscheinlich ist diese Möglichkeit noch geringer als die, dass er wieder hier arbeitet.“ „Dir ist klar, dass du ihm wahnsinnig wehgetan hast, ja?“ „Natürlich, ganz blöd bin ich ja auch nicht...“ sagte Die kleinlaut. „Wenn du ihn sehen solltest, dann... dann sag ihm bitte, dass es mir leid tut...“ „Werde ich machen.“ „Okay, danke.“ Wenig später musste Kaoru erst mal den Telefonanruf von Kenji Andou verdauen. „Ich weiß nicht... Da muss ich erst drüber nachdenken, Andou-san.“ sagte er. „Kein Problem. Lassen Sie sich Zeit und teilen mir die Entscheidung dann mit. Es geht ja immerhin um Ihre berufliche Zukunft. Also, denken Sie gut darüber nach.“ „In Ordnung, ich melde mich bei Ihnen.“ Kaoru konnte es nicht fassen, dass Die wirklich reinen Tisch gemacht hatte. Er hatte das Telefon noch in der Hand und war kurz davor die Nummer des rothaarigen zu wählen, er wollte einfach wissen was er damit bezweckte. Aber er hatte nicht den Mut die Nummer bis zur letzten Ziffer zu wählen und legte das Telefon schließlich wieder weg. Mit einem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend schlich er ins Wohnzimmer. Er hatte vorher ferngesehen, konnte sich jetzt allerdings nicht mehr wirklich auf die Flimmerkiste konzentrieren, schaltete den Kasten schließlich ab. Kaoru war ratlos und hatte nicht die geringste Ahnung, was er tun sollte. Wenn er das Angebot annehmen würde bestünde nach wie vor die Gefahr, Die über den Weg zu laufen. Wenn er ablehnte, würde er bald seine Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Und er wusste leider, wie es um den Stellenmarkt stand. Viele Architekten, viele die mit ihm zusammen das Studium abgeschlossen hatten, standen ohne Job da. Er war sich wirklich nicht sicher, was die bessere Alternative wäre. Kein Job oder ein Job und dafür Die über den Weg laufen? Also gab Kaoru sich drei Tage Zeit, das Angebot gründlich zu überdenken und sich dann zu entscheiden. In der Zwischenzeit wollte er das für und wider abwägen, damit er nicht hinterher feststellte, dass er sich falsch entschieden hätte. ~TBC~ So, ich glaube ich arbeite langsam wirklich auf das Ende hin. Aber bis es soweit ist kann noch viel Zeit vergehen. Ich kann mir jetzt wenigstens ungefähr vorstellen, wie’s aussehen soll. Und das ist schon mal ein Anfang. Ein dickes Dankeschön an alle, die fleißig meine ff lesen! Bis zum nächsten Kapitel! Knutscha das nonie Kapitel 12: Der Nikolaus kommt mit einem großen Sack, voller Überraschungen --------------------------------------------------------------------------- ~~~ Schon wieder ich. Ich weiß, ich fange langsam an zu nerven XD Dieses Kapitel ist vielleicht nicht das längste (dafür ist mein Gefasel hier relativ lang...), chaotisch ist es auch, ich hatte aber auch nicht wirklich viel Zeit dafür (ich setze mir jetzt immer eine persönliche Deadline, damit nicht wieder 6 Monate zwischen zwei Kapiteln liegen. Das Schreiben ist nicht das Problem für mich, weil ich mit 320 Anschlägen die Minute blind tippen kann, bei mir hapert’s momentan an den Ideen), meine Mama hatte Geburtstag und alle so’ne Sachen sind zusammengekommen, sehr stressig O.o, außerdem ist die Luft in meiner Wohnung so schlecht und stickig, dass mein Gehirn nicht richtig funktioniert (direkt in der Innenstadt, 4. Obergeschoss [ist das dann schon die 5. Etage? Ich hab keine Ahnung...] und die Sonne knallt den ganzen Tag in die Fenster... Ätzend...) und wenn dann auch noch alle paar Minuten eine Straßenbahn vorbeirattert ist Hopfen und Malz ganz oft verloren... Trotzdem hoffe ich, dass es wieder Anklang bei euch findet und das ihr mir natürlich wieder fleißig Kommentare hinterlasst. Oh, ich hab übrigens angefangen, parallel zu „Meetings mit Folgen“ ein One-shot zu schreiben (wie ich’s Aoi versprochen hab) in dem der schnuckelige Gitarrist von Gazette so gar nicht schwul ist. Wenn ich dann in absehbarer Zeit das finale Kapitel der aktuellen ff hochlade pack ich ans Ende eine kleine Preview der anderen ff, natürlich alles in der Hoffnung, dass einige weiterlesen und erfahren, was ich mir in meinem kranken Hirn alles zusammenreimen kann *tot umfall* Die Charaktere gehören immer noch nicht mir und Geld verdiene ich auch nicht hiermit, nur damit das geklärt ist. Lange Rede kurzer Sinn: Viel Spaß und liebe Grüße das nonie ~~~ Kyo lief zufrieden summend mit zwei Bechern Kaffe aus dem Automaten in der Hand über das Universitätsgelände und freute sich seines Lebens. Er hatte einen Tag vorher, kurz vor Feierabend, seinen Gehaltsscheck bekommen und war ziemlich überrascht, dass er seine Überstunden plötzlich bezahlt bekommen hat. Das Geld, das er jetzt mehr hatte, würde er gleich wieder in die Wirtschaft investieren und groß einkaufen gehen. An diesem Tag hatte er sich extra frei genommen, damit er das viele Geld in Ruhe ausgeben konnte, dafür wollte er in der folgenden Woche, in der ein Großteil der Mitarbeiter aufgrund von Betriebsferien für langjährige Mitarbeiter nicht da sein würde, ein wenig länger arbeiten. Dafür hatte er extra Aiko Andou bequatscht. Sie hatte allerdings eine Menge Verständnis gezeigt, immerhin arbeitete Kyo als Aushilfe fast mehr als so mancher fest angestellter Architekt. Vor der Uni-Bücherei traf er dann, wie verabredet, auf Aoi und drückte ihm einen der zwei Kaffeebecher in die Hand. „Arigato.“ sagte der schwarzhaarige nur seufzend und zog wieder die Augenbrauen hoch. Nach einer Weile des Schweigens seufzte er wieder. „Willst du mir nicht verraten, was los ist? Immerhin hab ich heute frei, Vorlesungen hab ich auch nicht. Ich will also wenigstens wissen, warum ich meine spärliche Freizeit hier verschwende, Aoi.“ sagte Kyo nach einer halben Ewigkeit. „Was soll denn los sein? Alles bestens.“ Kyo rollte mit den Augen. „Aoi...“ „Was?“ „Entweder du sagst mir, warum du mich am frühen Morgen hierher bestellt hast oder ich geh nach Hause. Ich könnte genauso gut einkaufen, schlafen oder lernen, statt hier rumzustehen wie bestellt und nicht abgeholt, nur weil du den Mund nicht aufkriegst.“ „Ist ja schon gut!“ Ja, Kyo hatte es geschafft, dass Aoi der Geduldsfaden gerissen war, was wahrlich nicht oft passierte und zudem noch ziemlich schwierig war, denn Aoi wa normalerweise die Ruhe in Person, wie eine Schlaftablette. „Geht doch.“ „Wie lange soll ich noch warten, bis ich Kaoru anrufe?“ fragte Aoi schließlich. „Hö?“ „Weil du gesagt hast, wir sollten ihn eine Weile in Ruhe lassen.“ „Nur weil ich das sage, heißt das aber noch lange nicht, dass du dich nicht bei ihm melden darfst. Ich dachte nur, dass es besser wäre, wenn er ein bisschen Zeit für sich hätte.“ erklärte Kyo. „Woher sollte ich denn wissen, dass du alles so ernst nimmst, was ich sage?“ -Und der sagt, er wär nicht verknallt? Wie blöd ist der denn?- dachte Kyo im gleichen Moment. Aoi zuckte die Schultern und schlürfte seinen Kaffee. „Mehr wolltest du nicht von mir?“ „Quatsch, nein. Ich wollte dich auch gern sehen. Ich verbringe halt gerne Zeit mit dir, Kyo. Oder darf ich das nicht?“ „Doch, sicher. Ich hab mich nur gewundert.“ „Also ist es nicht falsch, wenn ich ihn nachher anrufe?“ „Aoi, du bist alt genug um das selbst zu entscheiden.“ „Nyaa... Ich... Ich will nur verhindern, dass er hinterher sauer auf mich ist, weil ich ihn ständig belästige.“ „Das kannst du aber nur herausfinden, wenn du ihn anrufst. Und diese Entscheidung kann ich dir leider nicht abnehmen, das liegt bei dir allein.“ „Und wenn du ihn anrufen würdest? Nur um anzutesten wie er so drauf ist?“ „Wie viel Blödheit kann in einen Menschen deiner Statur reinpassen?“ stellte Kyo die Gegenfrage. Manchmal konnte er sich dafür ohrfeigen, dass er oft direkt sagte was er dachte. So hatte Kyo sich schon viele Feinde gemacht. (Anm. d. A.: Die Frage, wie viel Blödheit in einen Menschen reinpasst stelle ich mir bei einer meiner Mitbewohnerinnen übrigens ständig... Die ist echt so was von dämlich... Argh!) „Ich rufe ihn vielleicht einfach mal an.“ „Mach das.“ nickte der blonde. „Aber bis dahin hab ich noch was, womit ich dich im Gegenzug beschäftigen kann.“ „Und das wäre?“ „Wir gehen einkaufen. Ich will Geld ausgeben.“ „Hast du da etwa zu viel von?“ „Nobel geht die Welt zugrunde. Und jetzt komm.“ Kyo machte sich nicht die Mühe um Aoi zu fragen, ob er eventuell noch Vorlesungen haben würde, er schleifte ihn einfach mit sich mit. Aoi hat dann später, fürsorglich wie er war, Nikolausgeschenke für alle seine Freunde gekauft: Einen kleinen Nikolausstiefel mit Schoki und Nüssen und einer kleinen Rute an der Seite. Beim Klamotten kaufen für Kyo standen die beiden dann urplötzlich vor Shinya. „Schau an, hast du endlich Freunde gefunden, Kyo?“ fragte Shinya. „Lieber einen Freund weniger als im Ausgleich zwei Feinde mehr.“ sagte Kyo und richtete sich zu seiner vollen Körpergröße auf. Als er das gesagt hatte nickte Aoi zur Bestätigung. „Wenn du meinst.“ kam dann von Shinya, begleitet von einer abfälligen Geste. „Meine ich. Sonst hätte ich es nicht gesagt. Und bevor ich mit jemandem wie dir befreundet bin, da hab ich dann lieber überhaupt keine Freunde.“ „Außerdem hat Kyo-kun eine ganze Menge Freunde.“ schaltete Aoi sich ein. Shinya fing an zu lachen. „Ich denke nicht, dass du so eine große Klappe haben würdest, wenn du wüsstest, was einige deiner sogenannten Freunde so treiben, wenn du nicht dabei bist, Kyo-kun.“ „Als ginge dich das etwas an. Komm, Aoi, ich will meine Zeit nicht mit jemandem wie dem verschwenden.“ „Du willst also nicht wissen, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht?“ fragte Shinya als Kyo und Aoi sich vom Acker machen wollten. „Ich denke nicht, dass du mir da irgendwas neues erzählen könntest. Also heißt die Antwort ‚nein’.“ Kyo zog Aoi am Jackenärmel hinter sich her. Er wollte wirklich nicht ein Wort hören. Was auch immer Shinya zu sagen hatte, es hatte keinen Zweck sich irgendetwas anzuhören, was aus seinem Mund kam, das meiste was dieser weibische Kerl von sich gab war mehr als nur sinnfrei und schwachsinnig. „Weiß er das mit Kaoru?“ fragte Aoi nach einer Weile. „Er weiß das natürlich. Denk mal nach. Immerhin hat Kaoru ihn mit Die in flagranti erwischt.“ „Ach ja, da war was... Ich bin ja auch ein Trottel...“ „Wie Recht du manchmal hast.“ kam dann von Kyo und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die saß jetzt schon eine ganze Weile in seinem Auto und schaute immer wieder zum hellerleuchteten Fenster rauf. Eigentlich fror er sich fast die Eier ab und er ärgerte sich, dass er es nicht fertig brachte einfach aus seinem Auto zu steigen, zur Haustür zu gehen und zu klingeln oder wieder nach Hause zu fahren, da war es wenigstens warm. Irgendwann ging in der Küche ebenfalls das Licht an, im nächsten Moment kam Kaoru mit dem Telefon am Ohr zum Fenster. Natürlich sank Die sofort in seinem Auto in sich zusammen, immer in der Hoffnung, Kaoru würde ihn jetzt nicht entdecken. Ein ganz bescheuerter Gedanke überkam ihn: Was wenn Kaoru längst wusste, dass Die da unten in seinem Auto saß und ‚versuchte’ ihn zu beobachten, und nun die Polizei rief. Nicht das er Kaoru so was zugetraut hätte, aber wissen konnte er es auch nicht. Stalking ist ja immerhin kein Kavaliersdelikt sondern ein richtiges, ausgewachsenes Verbrechen, auch das war dem rothaarigen bewusst. Okay, er selbst betrachtete das jetzt nicht wirklich als Stalking, aber es war nun mal nah dran. Schließlich nahm er dann doch allen Mut zusammen den er in seinem Maybach finden konnte, immerhin eine geräumige Luxuslimo die randvoll mit solchen Sachen sein konnte, und stieg aus. Ganz tapfer aber mit ziemlich kalten Füßen und laut pochendem Herz stapfte er durch den matschigen Schnee zur Haustür des Apartmentkomplexes in dem Kaoru wohnte. Glücklicherweise verließ gerade ein anderer Mieter das Haus und er musste nicht erst unten klingeln, konnte direkt zu Kaoru’s Wohnungstür hochgehen. Wenn er unten schon hätte klingeln müssen hätte Kaoru ihn garantiert nicht reingelassen, entweder war ihm das Glück heute wohlgesonnen oder es war ein Fehler in der Matrix. Was auch immer es war, er musste trotzdem weiterhin all seinen Mut zusammenhalten so gut er konnte. Mut verflüchtigte sich immer so schnell, man konnte ihn nicht einfach vom Boden aufheben wie heruntergefallene Äpfel. (Anm. d. A.: Sorry, ich schreibe irgendwie nur Schwachsinn... Ich will nur nicht, dass das hier alles zu tragisch wird...) Als er endlich vor der Wohnungstür stand überlegte er noch einen Moment wie er Kaoru am besten in ein unverfängliches Gespräch verwickeln konnte. Immerhin hatte er seinem Vater sein Wort gegeben, dass er Kaoru in Ruhe lassen würde. Er hoffte trotzdem, dass er es auf freundschaftlicher Basis versuchen konnte. Eigentlich hatte er nicht das Recht, sich in irgendetwas einzumischen, soviel wusste er auch, er wollte Kaoru dennoch in seiner Entscheidung bestärken, wenigstens wieder bei der Andou-Corp. zu arbeiten, auch wenn er ihn als seinen „festen Freund“ nicht zurückbekommen könnte. Umso überraschter war Die als Kaoru gut gelaunt die Tür öffnete. Na ja, der freundliche und friedliche Gesichtsausdruck im Gesicht des violetthaarigen verschwand jedoch augenblicklich. Sein Gesicht versteinerte förmlich zu einem grimmigen Ausdruck, mit zu zwei kleinen Schlitzen zusammengekniffenen Augen. Es war eindeutig ein Gesichtsausdruck den Die nicht mochte und der Kaoru um einiges älter aussehen ließ. Na ja, wenigstens konnte er Kaoru mal wieder Lächeln sehen, wenn auch nur kurz. Aber das war schließlich besser als gar nichts. „Was willst du?“ fragte Kaoru. „Nur mit dir reden. Ich will dir nichts erklären oder sonstiges, ich will nur mit dir reden und dich inständig bitten, wieder bei uns zu arbeiten, Kaoru. Also lass mich bitte kurz reinkommen.“ Kaoru zog die Tür weiter auf und ließ Die rein. Als Die in der Wohnung war schloss er die Tür und ging vor ihm her ins Wohnzimmer. „Dein Vater hat mir gestern am Telefon schon alles erklärt, ich verstehe also nicht was-“ „Hat er dir auch erklärt, dass ich dich völlig in Ruhe lassen werde, wenn du dich für seinen Vorschlag entscheidest?“ fragte Die. Er wollte sich nicht schon wieder eine böse Tirade von Kaoru anhören, sonst wäre er nicht im Traum auf die Idee gekommen Kaoru zu unterbrechen. Die war halt auch in die Stimme des violetthaarigen verliebt. „Erwähnt hat er es nicht, nein, aber ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass es so sein wird. Andernfalls hätte ich ihm nicht mal zugehört.“ entgegnete Kaoru kalt und setzte sich auf die Couch. „Und? Hast du schon darüber nachgedacht?“ „Nachgedacht ja, entschieden habe ich mich allerdings noch nicht, falls das deine nächste Frage gewesen wäre.“ „Herrgott noch mal, Kaoru... Es tut mir leid! Was soll ich denn sonst noch machen?“ „Lass mich einen Moment nachdenken... Kannst du die Zeit zurückdrehen? Nein, oder? Du kannst also nichts tun.“ „Die... Die Zeit zurückdrehen?“ „Ja, die Zeit zurückdrehen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich meine Bewerbungen geschrieben habe. Dann würde ich die Andou-Corp. auslassen und mich stattdessen bei einem anderen Unternehmen bewerben, nur damit ich das alles hier nicht ertragen muss!“ sagte Kaoru, wobei er bei jedem Wort ein bisschen lauter geworden ist. Dem konnte Die nichts entgegensetzen, sofern er das gewollt hätte. „Verstehst du nicht, dass ich es einfach leid bin, ständig verarscht zu werden?“ „Kaoru, ich...“ „Ach, entschuldige bitte! Ich hab vergessen, dass dir so was ja nie passiert ist, weil du, der ach so perfekte Andou Daisuke, immer die anderen verarscht hast, richtig? Ich frage mich jeden Tag aufs Neue, wie ich mich so in dir täuschen konnte!“ „Was?“ fragte Die. Das verdutzte ihn ja doch ein bisschen. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass er auf andere Leute eventuell so wirkte. Immerhin ist er bisher von allen Leuten in den Himmel gehoben und gelobt worden, niemand hat je auch nur ein böses Wort über ihn verloren. Wenn es so gewesen wäre dann hätte er mit 100%iger Sicherheit davon erfahren. Es stellte sich dann doch ziemlich schnell heraus das Kaoru etwas völlig anderes gemeint hatte. „Ich hab dich so abgöttisch geliebt, Die! Endlich konnte ich zu dem stehen, was ich bin, nachdem ich mich und alle anderen jahrelang belogen habe, bei dir hab ich mich sicher gefühlt! Und du machst alles innerhalb weniger Minuten wieder kaputt! Wenn dir ein Mann nicht reicht, bitte! Aber spiel bitte nicht mit mir! Such dir in dem Fall jemanden, der damit klar kommt, nicht die erste Geige zu spielen! Ich will kein Darsteller in deiner Schmierenkomödie sein!“ Kaoru war zwischenzeitlich von der Couch aufgestanden und mit weit ausgreifenden Schritten in die andere Ecke des Zimmers gelaufen. „Ich wollte eigentlich heute nicht darüber reden, aber wenn du mir schon eine Vorlage gibst... Hör zu... Ich wollte dir garantiert nicht dieses Gefühl vermitteln und dir garantiert nicht wehtun, denn ich liebe dich... In meinem ganzen Leben ist mir immer alles einfach so in den Schoß gefallen und mir war nichts wirklich wichtig, weil sich alles ersetzen ließ, egal was es war, bis ich dich getroffen habe... Dich kann ich nicht einfach so ersetzen und das zu wissen tut verdammt weh... Du bist mir wichtiger als alles andere... Du bist mir sogar wichtiger als ich selbst mir wichtig bin... Das musst du mir glauben... Seit ich dich kenne ist... Mein ganzes Leben ist auf den Kopf gestellt und ich habe das genossen. Ich habe das in vollen Zügen genossen, weil es sich so wundervoll angefühlt hat, dass-“ „Hör auf, Die! Ich will davon nichts mehr hören! Außerdem glaube ich dir nicht ein Wort! Du kennst doch dieses Sprichwort: Wer einmal lügt dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht! Also hör auf und halt dich aus meinem Leben raus!“ „Gut, okay... Ich... Ich mische mich nicht mehr ein... Aber was ist mit deiner Entscheidung?“ „Wenn ich das weiß, dann melde ich mich bei deinem Vater...“ „Ich verstehe dich nicht, Kaoru. Wir sind uns doch eigentlich einig, was unsere Gefühle angeht. Warum kannst du mir also nicht einfach verzeihen?“ „Weil das viel zu einfach wäre. Du hast es dir bisher schließlich immer leicht gemacht. Irgendwann sollte damit Schluss sein, Die. Und ich finde, jetzt ist ein guter Zeitpunkt für dich, damit anzufangen.“ „Kaoru, ich bin einsichtig, ich entschuldige mich, ich würde sogar vor dir auf die Knie gehen und deine Füße küssen, damit du mich wegen eines kleinen Fehlers nicht so verurteilst!“ „Das wird nicht reichen, Die... Garantiert nicht... Denn das war nicht einfach nur ein kleiner Fehler... Das reicht nicht...“ Kaoru war so wütend auf Die, auch wenn er am liebsten einfach in die Arme des rothaarigen gesprungen wäre, denn er vermisste ihn schließlich auch, trotz allem. Aber er war wirklich sauer, enttäuscht und auch verletzt und das überwog die Liebe zu ihm allemal. „Was denn dann?“ wollte Die verständlicherweise wissen. „Lass mich einfach zufrieden und geh jetzt bitte.“ „Kaoru...“ Im nächsten Moment stand er schon vor Kaoru und sah ihn mehr als nur eindringlich an. „Sag es mir bitte...“ „Geh jetzt, Die...“ Die nickte kurz und holte tief Luft. „Es tut mir wirklich leid...“ sagte er noch und ist gegangen. Statt direkt nach Hause zu fahren blieb Die noch einen Moment unschlüssig vor seinem Auto stehen und betrachtete die Kratzer, die noch immer im Lack waren. Warum er das noch nicht hat richten lassen wusste er nicht. Allerdings waren die Kratzer im Lack seines Wagens im Moment sein kleinstes Problem. Es erinnerte ihn auch immer wieder daran, dass Glück jederzeit wie eine Seifenblase zerplatzen konnte. Und die Tatsache, dass es ihn daran erinnerte, war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass die Kratzer noch immer da waren: damit er das nicht vergaß und an den Menschen festhielt, die ihm lieb und teuer waren, denn am Ende würde er irgendwann alleine dastehen, wenn er das nicht berücksichtigte. Ganz allein. Und das war etwas, das ihm, der ach so starken Persönlichkeit die er offensichtlich war, unheimliche Angst machte. Kaum das Die weg war fasste Kaoru einen Entschluss und ging ins Bad. Dort suchte er in den Schränken nach zwei Fläschchen. Er hatte diese Fläschchen lange Zeit nicht angerührt und beachtet, allerdings jetzt war es an der Zeit, etwas in seinem Leben zu ändern... Wieder zu Hause betrachtete Kyo zufrieden seine in Tüten verpackte Beute. Als alles wieder ausgepackt war und wild zerstreut auf dem Bett lag überkam ihn ein Gefühl tiefster Zufriedenheit, das nur durch das nervtötende Gebimmel der Türklingel unterbrochen wurde. Wenn er ‚high’ war vom Einkaufen konnte eine Störung tödlich enden. „Wer auch immer es ist, dem werde ich schon klar machen, dass man mich nicht nach dem Shoppen stört...“ grummelte er und stampfte zur Tür, riss selbige auf und sah sich direkt Toshiya’s braunen Rehaugen gegenüber. Toshiya hatte sich sogar extra gebückt, damit Kyo ihm ins Gesicht und nicht auf die Brust starren konnte. „Das hätte ich mir ja fast denken können. Komm rein.“ Na ja, bei diesen Blicken wurde sogar Kyo schwach, da konnte er nichts gegen tun. „Wieso hättest du dir das denken können?“ wollte das Bambi wissen als er sich die Schuhe auszog. „Weil du immer dann an meiner Tür klingelst, wenn ich dich am wenigsten gebrauchen kann. Als hättest du einen siebten Sinn für so was. Nein quatsch, einen achten Sinn. Der siebte ist ja schon reserviert als Antenne für die Gefühle anderer Leute, nicht wahr?“ „Gib doch einfach zu, dass du Sehnsucht hast und nur nicht dazu stehen kannst, Kyo-chan.“ „Toshiya, du bewegst dich auf ziemlich dünnem Eis. Ich hoffe du bist dir dessen bewusst.“ „Friert es etwa in deiner Wohnung?“ fragte Toshiya und legte den Kopf schief. „Das is nicht dein ernst, oder?“ „Weiß man’s? Wenn man bedenkt, dass du höllisch viel Geld für Klamotten ausgibst kann es ja gut möglich sein, dass du eine Rechnung nicht bezahlt hast und man dir den Strom abdreht.“ „Guck, da fällt mir wieder ein, dass niemand weiß, wie du dein Leben finanzierst.“ Kyo schlug den Ball direkt zu Toshiya zurück. „Du gehst nicht arbeiten, lebst über deine Verhältnisse, wenn man es genau betrachtet.“ „Dass, lieber Kyo, soll deine Sorge nicht sein. Noch muss ich meinen Körper nicht verkaufen um über die Runden zu kommen. Auch wenn das garantiert eine sehr gewinnbringende Methode wäre, wenn ich es mir recht überlege...“ „Noch nicht. Mich brauchst du nach Geld allerdings nicht fragen, ich geb mein Geld für meine Klamotten und die Vespa aus, nicht für andere Leute.“ „Aber guck mal, was ich heute vom Nikolaus bekommen habe.“ griente Toshiya und zog einen roten Nikolausstiefel aus seiner Tasche. „Vom Nikolaus?“ Toshiya nickte schnell und riss die Augen noch ein Stück weiter auf. „Nett, oder?“ „Ich werde das Aoi ausrichten, du Spinner.“ „Man, warum zerstörst du das letzte kindliche Wunschbild, das ich noch hatte?“ „Weil du zu alt bist um an diesen dämlichen Nikolaus zu glauben.“ „Dann ist Aoi eben ab heute mein Nikolaus. Wäre das okay für dich?“ Ein Bild von Aoi mit dickem Bauch, dicken Wangen und weißem Rauschebart, angetan mit roter Hose und rotem Mantel schoss Kyo durch den Kopf. „Nicht wirklich... Der arme. Das Gewicht kriegt er ja nie wieder runter...“ „Ich finde das trotzdem sehr nett von ihm. Wenigstens ist er nicht so egoistisch wie du und denkt auch mal an seine Freunde.“ „So? Wer hat denn auf deiner letzten Party den Pausenclown gespielt und alle Leute unterhalten, weil du so’n schlechter Gastgeber bist? Das war ja wohl ich. Also unterstell mir nicht, dass ich egoistisch wäre, Prinzesschen.“ „Okay. Das rechne ich dir auch hoch an.“ nickte Toshiya. „Und was willst du hier? Du bist doch sicher nicht hergekommen um mir deinen Nikolausstiefel zu zeigen, oder?“ „Nö. Ich wollte eigentlich fragen, ob du ins Kino mitkommen möchtest, ich hätte dich auch eingeladen. Aber da du ja offensichtlich so ein fieser Mensch bist hab ich mir das gerade anders überlegt.“ „Wös?“ Jetzt war Kyo alles vom Gesicht gefallen. (Anm. d. A.: „Wös“ sagt meine Mitbewohnerin [nee, nicht die doofe, die nette, intelligente] auch ständig, klingt sehr lustig, wenn sie das sagt, weil sie dann immer aussieht wie so ein kleines Chibi, die hat echt irrsinnig große Augen, als wäre sie direkt aus einem Shojo Manga gesprungen.) „Tja, so ist das.“ „Das kannst du nicht ernst meinen...“ „Siehst du? Du würdest alles tun um umsonst ins Kino zu kommen.“ „So war das nicht gemeint. Ich bin nicht so ein fieser Mensch wie du glaubst. Es tut mir leid.“ „Okay, Entschuldigung angenommen. Lass uns gehen.“ Noch eine Eigenschaft, die viele an Toshiya zu schätzen wussten: Er gab sich ziemlich schnell zufrieden, egal mit was. Vor dem Kino trafen die beiden dann auch auf Kame und Aoi. „Das hätte ich mir ja fast denken können, dass ihr auch hier seid.“ sagte Kyo und rieb sich die Hände, bevor seine Finger völlig blau werden würden. „Ich kann auch gerne wieder gehen, wenn’s dir nicht passt, dass ich hier bin.“ sagte Kame und zog ein Gesicht. „Siehst du? Ich hab dir gesagt, du bist eine fiese Person, Kyo.“ bemerkte Toshiya und grinste den kleineren dümmlich an. „Vielleicht glaubst du mir das ja jetzt.“ „Vergiss es.“ „Klein und gemein.“ „Halt die Klappe. Du bist selbst auch voll der Fiesling, Toshi.“ sagte Kame und fing an zu lachen. „Welchen Film schauen wir uns überhaupt an?“ wollte Kyo schließlich wissen, man bzw. Toshiya hatte ihn bis dahin schließlich nicht eingeweiht. „Das fliegende Schloss.“ strahlte Toshiya und klimperte mit den Wimpern. „Nicht im ernst?“ (Anm. d. A.: Nicht das der Eindruck entsteht ich hätte was gegen diesen Film, ich find ihn okay, wenn auch sehr verwirrend...) „Doch. Ich hab den noch nicht gesehen. Kame war auch dafür.“ erklärte Toshiya. „Und Aoi?“ „Na ja, der wurde einfach mitgenommen, egal ob er will oder nicht. Der muss ja auch mal unter Leute kommen.“ sagte Kame und zuckte die Schultern. „Hallo? Könnt ihr mal aufhören so zu sprechen als wäre ich nicht da?“ fragte Aoi. Allerdings traf seine Frage auf taube Ohren. „Los jetzt, sonst ist es zu spät um noch Popcorn zu kaufen. Ich will die Werbung nicht verpassen.“ sagte Kame ohne auf die Frage zu reagieren. (Anm. d. A.: Ich finde Werbung im Kino geil. Am besten gefällt mir die vom „Westfalen Blatt“, die in Bielefelder Kinos immer gezeigt wird, das ist nämlich seit gut und gerne 15 Jahren immer die gleiche, mit Bielefeldern in stilechten 90er Jahre Klamotten XD) „Was auch immer.“ seufzte Kyo und ging ins Kino ohne wirklich auf die anderen zu warten. Er wollte diesen Abend nur noch schnell hinter sich bringen und ist während des Films sogar eingeschlafen. Wenigstens waren die anderen noch so nett, ihn am Ende der Vorstellung zu wecken. Immerhin etwas. „Die-san? Hast du einen Moment Zeit für mich?“ fragte Kyo am nächsten Tag im Büro und lugte vorsichtig durch den Türspalt. „Klar, komm rein. Ich wollte eh noch kurz mit dir sprechen.“ lächelte Die. „Wegen Kaoru?“ Der rothaarige nickte. „Mein Vater hat ihn vorgestern angerufen und ihm den Vorschlag gemacht, hier wieder zu arbeiten. Er würde in eine andere Abteilung kommen und ich würde ihn auch in Ruhe lassen... Die Frage ist jetzt eben die, wie er sich entscheidet.“ sagte er. „Also, worum geht’s bei dir?“ „Na ja, auch um Kaoru. Ich wollte nachfragen, was du zu tun gedenkst. Jetzt hast du ja schon einiges getan.“ „Das heißt du hast in der Zwischenzeit noch nicht mit ihm gesprochen?“ Kyo schüttelte den Kopf. „Ich wollte ihn eine Weile in Ruhe lassen, damit er mal nachdenken kann. Super sinnig ist es bestimmt nicht, wenn ich oder andere ihn ständig belagern und belästigen.“ sagte er. „Weiß er denn mittlerweile, dass Shinya dir nur deinen Schlüssel zurückgeben wollte, als er neulich hier war?“ „Natürlich nicht. Wann hätte ich ihm das denn erklären sollen? Ich war zwar gestern kurz bei ihm aber... Er ist halt immer noch wütend auf mich.“ „Wundert dich das?“ „Nein... Ich will aber auch nicht weiter Salz in die Wunden streuen, das würde es nur noch schlimmer machen... Willst du nicht mal mit ihm sprechen?“ „Eigentlich wollte ich mich da nicht weiter einmischen, Die-san.“ „Du steckst doch schon mitten drin.“ -Wie theatralisch...- schoss es Kyo durch den Kopf. „Ich weiß. Ich will aber nicht noch tiefer da rein rutschen. Ich bin anfangs eigentlich in diese Firma gekommen um meine Arbeit zu machen, nicht um anderen Leuten mit ihren Beziehungsproblemen zu helfen.“ erklärte Kyo. „Hast ja Recht.“ „Ich kann ja mal vorsichtig nachfragen. Aber erwarte da nicht zu viel.“ „Nein, damit kann ich mich erst mal zufrieden geben. Vielleicht können wir ihn ja mit irgendwas locken, irgendeine Bonus-Zahlung oder so was.“ „Was aber ungerecht gegenüber den anderen Mitarbeitern wäre, oder?“ „Das muss ja niemand wissen.“ sagte Die mit einem nachdrücklichen Nicken und hochgezogenen Augenbrauen. „Ich spreche mal mit ihm, okay? Aber mehr nicht. Ich will nicht vermitteln oder so.“ „Musst du auch nicht. Wie gesagt hab ich meinem Vater versprochen, ihn in Ruhe zu lassen. Wenn er irgendwann mal vor meiner Bürotür stehen sollte und zu mir möchte ist das was anderes. Aber ich halte mich aus seinem Leben raus...“ „Das klingt ganz schön hart.“ merkte Kyo an. „Ich weiß... Aber wenn er wieder hier arbeitet, dann weiß ich wenigstens, dass es ihm gut geht und ich kann ihm zufällig über den Weg laufen, ohne aktiv in sein Leben einzugreifen... So lange ich ihn ab und an sehen kann ist es okay...“ ~~~ TBC ~~~ Ich bin wirklich fies. Ich glaube, im Fernsehen nennt man so was einen „Cliffhanger“, wenn direkt vor der spannendsten Szene im ganzen Film eine Werbepause kommt. Na ja, ihr könnt also noch ein bisschen gespannt sein, was mit Kaoru ist und was es mit den Fläschchen auf sich hat. Das nächste Kapitel ist allerdings schon so gut wie fertig, ich bin sprichwörtlich von der Muse geküsst und schreibe wie ein Berserker! Bis dahin alles gute und viele liebe Grüße das nonie P.S. Ich benutze Mexx jetzt mal als Lobby um was in eigener Sache loszuwerden: Vergangenen Samstag hab ich „Upps, die Pannenshow“ geguckt (ich liebe Homevideos) und was musste ich da sehen? Eine Katze, in einem Neoprenanzug, mit Taucherglocke unter Wasser. Geht’s noch? So was ist in meinen Augen mehr als nur Tierquälerei. Menschen, die so etwas mit ihren Tieren anstellen gehören weggesperrt! Das ist unter aller Sau. Auch wenn das jetzt nicht die ganze Welt erreicht: wenigstens bin ich das außerhalb meines Blogs mal losgeworden. Kapitel 13: Sweet dreams (are made of this) ------------------------------------------- Halli hallo, da bin ich wieder. Ich rotiere wie ein Brummkreisel! So viele Ideen schwirren in meinem Kopf herum, dass ich gar nicht weiß, was ich noch alles mit in die Geschichte reinnehmen soll und was nicht. Aber: Ich persönlich hab ein Happy End bekommen (soll heißen, dass ich meinen Freund zurückhabe, he he he. Hat auch lange genug gedauert.) also sollen Kaoru und Die auch eins kriegen. Ob sie’s kriegen weiß ich jetzt noch nicht, aber ich würde es den beiden wirklich gönnen XD Ich könnte natürlich auch noch ein alternatives Ende schreiben, wenn es soweit ist... Mal schauen. Aber ich arbeite erst mal Stück für Stück auf das Happy End hin. Also, lest fleißig weiter, dann erfahrt ihr auch wie ich mich entschieden habe. Kann ich mir die Bemerkung sparen, dass Kaoru und die anderen mit immer noch nicht gehören? Ja, oder? Denne: Weiterlesen, Kommentar da lassen und zum nächsten Kapitel wiederkommen. Okay? Sankyuuu! das nonie P.S. Diesmal hat es ein wenig länger gedauert, weil mein Computer sich plötzlich dazu entschlossen hat, eine Festplatte zu zerstören. Klug wie ich bin mach ich von meinen ff’s regelmäßig Sicherungen auf eine Speicherkarte, so war zwar nicht alles weg aber doch eine ganze Menge... Also musste ich mich krampfhaft an alles erinnern, was ich für dieses Kapitel schon geschrieben hatte. Argh! Dabei hab ich so ein schlechtes Gedächtnis... Deswegen ist es jetzt auch ein bisschen durcheinander und verwirrend, dafür kann ich mich nur entschuldigen *gaaaa~nz tief verbeug* Ah ja, reparieren musste ich die Scheißkiste ja auch selber... Das war’n Krampf. Und warum? Weil ich so dämlich bin, dass ich nicht gemerkt habe, dass die neue Festplatte falsch gejumpert war... Ein kleines Plastikteil ist Schuld, dass ich fast einen Nervenzusammenbruch bekommen hab. Dabei ist das echt nicht so schwer, man muss halt nur dran denken, dass der Jumper raus muss, wenn man schon eine Master-Platte hat. Is auch egal... Los geht’s! --------- „Niikura-kun weiß alles. Wieso weiß der immer alles?“ „Er schläft vielleicht mit einem Lexikon unterm Kopfkissen?“ „Sein Kopf ist viel zu klein für so viel Gehirn. Man kann das mit dem Wissen auch übertreiben, finde ich. Der will sich doch nur wichtig machen und bei den Lehrern einschleimen.“ „Sag so was nicht! Ich finde ihn toll. Er ist so hübsch...“ „Wenn du ihn so toll findest, dann frag ihn doch, ob er mal mit dir ausgehen möchte, Akane. Außer natürlich, er ist zu sehr mit Lernen beschäftigt. Das kannst du aber nur wissen, wenn du ihn endlich fragen würdest. Vielleicht hörst du dann auch endlich auf, mich wegen ihm ständig vollzublubbern.“ „Sei nicht so böse. Er ist bestimmt ein ganz lieber Kerl, Yuki-chan.“ „Bitte? Der und ein lieber Kerl? Das sind zwei Dinge, die eindeutig nicht zusammenpassen. Hast du denn nicht mitbekommen, dass er letzte Woche fast auf einen Jungen aus der 1-B losgegangen wäre?“ „Der war doch selbst Schuld. Was provoziert er Niikura-kun auch? Da muss er mit solchen Sachen rechnen.“ „Ich versteh das nicht. Wie kann so ein Streber so gruselig drauf sein?“ wollte Yuki wissen, auch wenn sie die Frage mehr für sich selbst denn für Akane gestellt hatte. „Mädels, wo ist euer Problem?“ „Ah, Tomohisa-kun... Hast du uns belauscht?” „Na ja, da musste ich mich nicht mal anstrengen. Ihr habt so laut geredet, dass das sicher auch Kaoru mitbekommen hat.“ erklärte Yamapi und stützte sich grinsend auf dem Tisch der beiden Mädchen ab. „Wie peinlich...“ „Guck doch, wie grummelig er guckt. Bis vor einer Minute hat er noch gelächelt.“ „Ich weiß... Sein Lächeln ist himmlisch...“ schwärmte Akane und seufzte. „Yuki-chan hat Recht. Frag ihn einfach, ob er mit dir ausgehen will. Mehr als ‚nein’ sagen kann er nicht.“ „Und wenn er nein sagt? Dann weiß er das ich ihn mag... Und ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten...“ „Quatsch mit Soße. Versuch’s einfach.“ Die drei waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie vorerst nicht mitbekamen wie Kaoru aufstand und zu den Labertaschen rüberging. „Oh oh... Ich spüre eine böse Aura hinter mir...“ sagte Yamapi mit einem Mal und richtete sich langsam und vorsichtig wieder auf. „Ganz schlechtes Karma...“ Yuki und Akane saßen mit weit aufgerissenen Augen da und starrten Kaoru peinlich berührt an. „So schlechtes Karma hat nur einer...“ „Wir gehen dann mal.“ Mit diesen unisono gesprochenen Worten sind Akane und Yuki aufgesprungen und schnell wie geölte Blitze aus dem Klassenzimmer geflüchtet. Yamapi drehte sich schließlich um. „Kaoru, mein allerbester-bester Freund...“ (Anm. d. A.: Muss da vielleicht jemand spontan an Disneys Timon und Pumba denken? Wenn nicht, dann schaltet mal Samstags/Sonntags früh den Fernseher an, das läuft glaube ich auf Kabel 1 oder auf Super RTL... XD) „Wie alt willst du werden, Yamapi?“ fragte Kaoru, kniff dabei die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. „Also... 18 wollte ich schon gerne noch schaffen... Wieso?“ „Weil du deinen 18. Geburtstag nicht mehr erleben wirst, wenn du nicht endlich aufhörst zu versuchen, mich mit diesen Weibern zu verkuppeln...“ presste Kaoru hervor. „Kaoru-sempai, bitte töte mich nicht.“ Yamapi grinste wieder, immerhin hatte er jetzt erkannt, dass Kaoru ihm mal wieder nur ‚den wütenden’ vorspielte, um die Mädels zu vergraulen. Das war schon so oft passiert, dass es mittlerweile wie einstudiert wirkte. „Yeah baby, ich mag das, wenn du ‚Kaoru-sempai’ zu mir sagst.“ entgegnete Kaoru und musste ebenfalls grinsen. „Klappt jedes Mal wieder.“ „Tja, was bist du auch mit dieser Engels-Visage bestraft?“ Kaoru zuckte die Schultern. „Da kann man nichts machen. Wer hat, der hat.“ „Richtig. Komm, mein Engelchen, wir haben jetzt Sport. Und da wollen wir ja nicht zu spät kommen, oder?“ „Engelchen?“ „Hai. Frag nicht, komm endlich.“ Während der Sportstunde wurde Kaoru von vielen lüsternen Blicken verfolgt. Er hatte keine Ahnung warum, aber fast jedes zweite Mädchen in seiner Klasse (und in der Klasse waren 75 % Mädchen) war völlig in ihn verschossen. Und der Anblick des verschwitzten Kaoru’s war für viele Mädels einfach ein bisschen zuviel. „Herr im Himmel, wäre ich doch nur auf einer reinen Jungenschule gelandet... Das ist ja echt kaum auszuhalten.“ moserte Kaoru und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das wäre für ihn ja auch in mehr als einer Hinsicht besser gewesen. Immerhin haderte er ja schon jetzt, im zarten Alter von 16 Jahren, mit seiner Sexualität und konnte sich nicht entscheiden. Trotzdem hoffte er, dass niemand etwas davon ahnte. Und natürlich betete er inständig, dass niemand etwas von seiner kleinen ‚Affäre’ mit seinem Schulkameraden Sakito wusste. (Anm. d. A.: Wir erinnern uns? Der Name ist im 5. Kapitel schon einmal gefallen.) Na ja, selbst wenn, dann würden die Mädels vielleicht endlich aufhören, ihm nachzustellen und ständig kleine Liebesbriefchen in seinen Spind zu stecken. Anfangs hatte er das ja noch nett gefunden, viele der Mädchen waren auch richtig kawaii, aber mittlerweile nervte es ihn einfach nur noch. Richtig schlimm war es ja immer am Valentinstag gewesen: So viel Schokolade konnte kein Mensch essen. Und ihm war zwischenzeitlich die Lust vergangen, Schokolade zu essen. Er hasste Schokolade mittlerweile richtig. (Anm. d. A.: Nicht so bei mir XD Ich stopfe den ganzen Tag Schoki in mich rein, ein Wunder, dass mein Hintern noch nich so groß ist wie der von Jennifer Lopez... XD) Nichtsdestotrotz versuchte Kaoru noch immer, sich einzureden, dass das nur eine Phase wäre und er früher oder später wieder mehr auf Frauen statt auf Männer achten würde. Und solange niemand etwas von seinem Gefühlschaos mitbekäme war das auch alles kein Problem. Er würde die Sache aussitzen und abwarten. Kaoru hatte keine Ambitionen, sein Schicksal in eine andere Richtung zu biegen und damit etwas zu erzwingen, womit er sich selbst belügen würde. Dennoch hat er jahrelang mit dieser Lüge gelebt. Natürlich konnte er es damals nicht wissen, hätte er es gewusst, dann wäre er mit dieser Situation auch völlig anders umgegangen. Aber er wäre vermutlich nicht ganz so weit gekommen, wenn er von Anfang an dazu gestanden hätte, dass er Männer Frauen eindeutig vorzog. Ja ja, ein Teenie zu sein ist wirklich nicht leicht. Alles ist durcheinander, die Hormone spielen verrückt und man weiß teilweise wirklich weder ein noch aus. –Ich werde schon eine Lösung finden. Irgendwann klärt sich alles auf und ich werde zufrieden sein...- redete Kaoru sich ständig selbst ein, wie ein Mantra. Als er nach der Unterrichtsstunde mit den anderen in den Umkleideraum gegangen ist belehrte ihn sein Körper vorerst eines besseren. Der Anblick von halbnackten Jungs die spielerisch miteinander rangelten war schon wieder fast zu viel für ihn. Nach der Schule traf er sich mit Sakito. „Komm, meine Eltern sind nicht da. Wir können also zu mir gehen und sind völlig ungestört, Kaoru-chan...“ „Warte, warte... Ich...“ Kaoru hatte eine Entscheidung gefällt. Während er vor der Schule auf Sakito gewartet hatte, hatte er nachgedacht, über sich, über Sakito und über das, was zwischen den beiden war. Mit einem Mal kam ihm das so falsch vor. Und selbst wenn es hieß, dass er sich selbst verleugnete, so zog er diesen, vielleicht feigen, Weg doch vor. Außerdem war er vor einigen Tagen seiner späteren Freundin Haruka begegnet und hatte sich augenblicklich in sie verliebt, geglaubt, er wäre doch völlig normal und kein aus der Art geschlagener Homo. Kaoru wollte keine Schwuchtel sein, jemand über den man lacht, den man beschimpft und anspuckt. „Ich kann mich nicht mehr mit dir treffen, Sakito...“ „Was? Warum?“ „Ich habe jemanden kennengelernt... Und... Akzeptier das einfach und sei mir bitte nicht böse deswegen...“ „Weißt du was, Kaoru?“ „Was?“ Sakitos Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Er sah auf Kaoru hinab und schnaufte. „Wenn du glaubst, dass du mir auch nur das geringste bedeutest, dann hast du dich geschnitten.“ „Aber...“ „Aber was? Außer dir habe ich auf dieser Schule leider niemanden gefunden, der blöd genug war. Verstehst du? Niemand außer dir war dämlich genug, darauf hereinzufallen... Man spielt mit dir und du bemerkst es nicht mal. Kaoru-kun, du bist doch sonst auch immer so helle, warum nicht in dieser Hinsicht? Ich hätte es doch nur sagen müssen und du hättest alles für mich getan. Wie ein kleiner Schoßhund, der willenlos hinter seinem Herrchen herläuft und um Aufmerksamkeit bettelt...“ Kaoru’s Kehle schnürte sich zusammen, er hatte das Gefühl er würde ersticken. „Ich kann deine Visage schon lange nicht mehr ertragen, deine hohen Wangenknochen und das alles! Wie um alles in der Welt konnte ein Stück Dreck wie du so ein Gesicht bekommen? Da ist auf jeden Fall etwas schief gelaufen...“ flüsterte Sakito in Kaoru’s Ohr, hielt ihn währenddessen am Kinn fest damit er nicht weg konnte. „Na ja, wenigstens hast du dich bereitwillig von mir vögeln lassen... Es hätte mich auch eindeutig um einiges eindeutig um einiges schlimmer treffen können...“ Pures Entsetzen stand Kaoru ins Gesicht geschrieben. Hatte er Sakito denn so falsch eingeschätzt? Oder lag es daran, dass Sakito eigentlich verletzt war, es nur nicht zugeben konnte und deshalb auf Angriff umschaltete? Was auch immer es war, es rechtfertigte nicht, wie er Kaoru jetzt behandelte und beschimpfte. Denn genau das war es doch, was Kaoru nicht gewollt hat, was ihm Angst gemacht hat. „Hörst du? Es hat Spaß gemacht und war eine nette Abwechslung... So ein schöner, enger-“ Das reichte. Kaoru platzte der Kragen. Bevor Sakito seinen Satz zu Ende bringen konnte hatte er schon Kaoru’s Faust im Gesicht. „Sei still...“ „Es wundert mich kein bisschen, dass so viele Leute Angst vor dir haben, Kaoru... Oder wusstest du das nicht? Die, die nicht in dich verliebt sind haben Angst vor dir... Kein Wunder, du hast einen echt harten Schlag...“ Sakito hielt sich das Kinn, rieb die schmerzende Stelle. „Aber du schlägst trotzdem zu wie die gottverdammte Schwuchtel die du nun mal bist... Das kannst du nicht ändern oder leugnen...“ „Halt den Mund und verschwinde... Sonst hau ich dir noch eine rein...“ presste Kaoru hervor, immerhin hatte er seine liebe Mühe damit, nicht direkt in Tränen auszubrechen. --------- Kaoru wachte schweißgebadet auf, ihm war kotzübel. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es zur Toilette, wo er sich übergab. Aber so war es schon immer gewesen, wenn ihn Erinnerungen von früher eingeholt haben während er geschlafen hat. Jedes mal, wenn ihm wieder einfiel was früher gewesen ist, hätte er sich am liebsten die Seele aus dem Leib gekotzt, nur um dieses beklemmende Gefühl loszuwerden. Und oft kotzte er einfach immer weiter, bis schließlich nur noch Galle hochkam. Trotzdem wusste er, dass er nicht abstreiten konnte was und wie er war. Leider war aus ihm dann doch der Homo geworden der er niemals werden wollte, zumindest nicht bis er Die kennengelernt hatte. Und auch wenn er selbst vor ein paar Monaten nicht wahrhaben wollte, dass es wirklich so war, so hatte er doch feststellen müssen, dass er mit Die wirklich glücklich gewesen ist und er sich bei ihm sicher gefühlt hatte; dass es ihm nicht mehr wirklich wichtig war, was andere Leute über ihn denken könnten, nur weil er schwul war. Diese Erkenntnis hatte ihn wie ein Schlag getroffen und es tat fürchterlich weh, dass Die jetzt nicht bei ihm war um ihm Halt zu geben. Dennoch wusste Kaoru nicht, ob er Die jemals wieder so vertrauen könnte wie vorher. Dass er nicht alles wusste, warum Shinya bei Die gewesen ist und das alles, das ahnte er ja nicht einmal. Dafür hatte sich das Bild von Die und Shinya, knutschend auf der Couch, für immer in seine Netzhaut gebrannt. Egal wie es weiter ging, Kaoru war sich ziemlich sicher, dass er das nicht mehr würde vergessen können, es war passiert und weder Die noch er selbst hätte daran jemals etwas ändern können. Außerdem hatte er Angst vor dem, was eventuell passieren könnte, wenn er Die eine Chance gab zu beweisen, dass er wirklich eine aufrichtige Seele war. Was einmal passiert war, und sei es nur zufällig, das könnte jederzeit ein weiteres Mal geschehen. Es war genau so, wie Kaoru es Die gesagt hatte: Er wollte nicht weiter verarscht und verletzt werden, davon hatte er eindeutig die Schnauze voll. Also würde Die einiges mehr tun müssen als sich nur zu entschuldigen und mit Erklärungen rechtzufertigen, warum das alles passiert war, sofern Kaoru irgendwann dazu bereit wäre. Jedenfalls war Kaoru irgendwann fertig mit Kotzen. Er stand auf und wankte benommen zum Waschbecken um sich den Mund auszuspülen. Mühsam stützte er sich auf dem Rand des Beckens ab, seine Knie zitterten. Als er dann in den Spiegel blickte erkannte er sich selbst einen Moment lang nicht wieder. „Tss... Du hast dir nur die Haare wieder schwarz gefärbt und schon weißt du nicht mehr wer du bist...“ sagte er zu sich selbst und schüttelte leicht den Kopf. Durch äußere Veränderung versuchte er irgendwie das was passiert war zu verdrängen. Als wäre es leichter, von vorne anzufangen, nur weil er keine Erinnerungen mehr an Die mit seinen violetten Haaren verbinden könnte. Wahrscheinlich wusste er selbst, dass das nicht so einfach ging, aber er wollte sich das ganze einreden um die Situation wenigstens erträglicher zu machen (Anm. d. A.: Genau, die zwei Fläschchen aus dem letzten Kapitel: Farbe und Entwickler, kein Gift oder so, falls das wer gedacht hat XD) Leider konnte die neue Haarfarbe nichts daran ändern, dass sein Herz noch immer um einiges schneller schlug, sobald er an Die dachte. Der etwa faustgroße Muskel in seiner Brust pochte so heftig, dass Kaoru das Gefühl hatte, er würde gleich umfallen, als würde all sein Blut nicht ausreichen um jeden Winkel seines Körpers zu versorgen. Er hatte zum einen Herzrasen, weil er Die noch immer liebte und zum anderen, weil er sich darüber aufregte, was Die getan hatte. Es folgte ein zweiter Blick in den Spiegel, diesmal länger als vorher. Hatte er diese tiefen, dunklen Augenringe vorher auch schon gehabt? Sicher nicht. Seine Augen waren rot und blutunterlaufen und er hätte schwören können, dass er sich selbst noch nie so hässlich gefunden hatte. Nicht das er sonst der Meinung gewesen ist er wäre der schönste Mann auf der ganzen weiten Welt, er fand sich nur plötzlich extrem unansehnlich und irgendwie alt. Vielleicht lag es nur daran, dass er sich innerhalb der letzten zwei Tage öfter übergeben hat und viel geweint hatte, weil es so weh tat und einfach deshalb, weil er oft und viel an früher gedacht hat. Jetzt, wo er wieder alleine war, wollte er sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass alles so gekommen war wie es sich früher schon angedeutet hat. Yamapi hatte womöglich sogar Recht gehabt, als er damals scherzhaft sagte, Kaoru habe schlechtes Karma. Aber das war wohl das Schicksal eines Schwulen in der japanischen Gesellschaft. Er konnte jetzt ja schlecht wieder auf die Pirsch gehen und Frauen abschleppen, so würde er sich nur weiter selbst belügen. Mit dem sich selbst belügen hatte er abgeschlossen als er und Die sich das aller erste Mal geküsst hatten. Den Blick noch immer an den Spiegel geheftet fiel ihm auf, dass er noch nie so stark unter einer Trennung gelitten hatte. Das war das erste Mal, dass er dachte, in einem Wohnungsbrand zu verbrennen oder auf offener Straße erstochen zu werden wäre erträglicher gewesen als das, was er jetzt durchmachen musste. Wenigstens hatte er jetzt eine Bestätigung für seine These, dass man niemals mit einer Person, mit der man auch arbeiten muss, eine Beziehung anfangen sollte, das klappt einfach nicht. (Anm. d. A.: Glaubt mir, ich hab das schon ausprobiert. Das macht auf Dauer keinen Spaß...) „Hat er schon angerufen, Papa?“ „Was? Wer soll angerufen haben? Mich rufen täglich hundert Leute an, Daisuke, woher soll ich da wissen, ob einer dabei ist auf dessen Anruf du wartest.“ Ob Die’s Vater wusste, dass Die solche langen Sätze nicht leiden konnte? „Na, Niikura-san. Hat er sich schon gemeldet?” „Nein, bisher noch nicht.“ „Aber... Er kann doch nicht ewig darüber nachdenken.“ „Das ist wohl richtig. Er sollte allerdings auch keine voreiligen Schlüsse ziehen und sich nicht entscheiden solange er sich nicht zu hundert Prozent sicher ist. Soviel sollte dir auch bewusst sein.“ „Hai. Okay... Kannst du mir Bescheid sagen, wenn er anruft?“ „Wenn ich dran denke, dann mach ich das. Und jetzt lass mich alleine, ich hab viel zu tun.“ „Dito. Bis später.“ Die ging schnellen Schrittes raus aus dem Büro und steuerte die Vorzimmerdame seines Vaters an. „Kawakami-san?“ fragte er, wobei er ihren Namen unnötig in die Länge zog und leicht nölend klang, einfach weil er wusste, dass sie es nicht leiden konnte, wenn er das tat. Na ja, Megumi Kawakami war schon seit der ersten Stunde die Vorzimmerdame von Die’s Vater und kannte Die schon, als er noch in die Windeln gemacht hatte und die Firma im eigentlichen Sinne noch nicht gegründet war. Sie war eine nette Frau, hatte im Sommer ihren 48. Geburtstag gefeiert, war unverheiratet, hatte keine eigenen Kinder und war jetzt schon sagenhafte 25 Jahre offiziell bei der Andou-Corp. beschäftigt, länger als jeder andere Angestellte, sie war quasi die gute Seele des Büros und genoss das vollste Vertrauen aller Mitarbeiter. Als Die noch zur Grundschule gegangen ist kam er oft nach Schulschluss vorbei, setzte sich neben sie an den Schreibtisch und machte Hausaufgaben oder half ihr dabei Papiere abzuheften. Oder er machte lange Schlangen aus Büroklammern, verursachte Chaos oder kopierte sein Gesicht und seine Hände, bis Megumi ihn dabei erwischte und vorsichtig ausschimpfte. Mit ihr hatte er während seiner Schulzeit fast mehr Zeit verbracht als mit seinem Vater. (Anm. d. A.: Ich hab keine Ahnung, ob es damals schon Kopierer gab. Bestimmt, oder? Wenn nicht, is auch egal. Dann sind die da halt ein bisschen fortschrittlicher als der Rest der Welt XD Wenn es da schon Kopierer gab, quasi Prä-Historische Kopiergeräte, dann ist das vielleicht auch eine Erklärung für Die’s merkwürdiges Verhalten: Da kam so viel Ozon raus, dass sein Hirn einen Schaden gekriegt hat, heute kommt da ja wesentlich weniger Ozon raus. Ozon oder irgendwas anderes schädliches, wovon einem schlecht wird, wenn man zu lange den Dunst einatmet... Wisst ihr was ich meine? Ich bin so blöd...) Wirklich böse war sie ihm jedenfalls nicht. Früher nicht und heute auch nicht. Sie lächelte ihn freundlich an und nickte während sie unablässig Papiere in einem Ordner abheftete. „Was denn?“ „Kannst du mir Bescheid sagen, wenn Niikura-san anruft? Ich hab’s meinem Vater auch gesagt, aber er vergisst das bestimmt gleich wieder. Du weißt ja, das er nicht mehr der jüngste ist ne.“ grinste Die. „Kaoru Niikura?“ „Hai.“ „Niikura-san hat doch gekündigt... Will er denn heute anrufen?“ fragte Megumi. „Ich hab keine Ahnung, wann er anruft. Ich weiß nur, dass er sich bei Paps melden wollte.“ „Kein Problem.“ „Danke, bist ein Schatz, aber das weißt du ja, oder?“ „Stimmt, das sagst du mir ja auch oft genug.“ lachte sie. Etwas erleichterter ging Die zum Aufzug um in die dritte Etage hochzufahren. Das Büro seines Vaters war neuerdings, genaugenommen seit Mitte Oktober, im Erdgeschoss, so mussten Besucher und Kunden nicht erst den weiten Weg durch das ganze Gebäude auf sich nehmen um mit ihm zu sprechen. Während Die noch auf den Lift wartete fiel sein Blick auf einen Mann, der gerade durch die Drehtür am Eingang gekommen war und auf den Empfang zusteuerte. Der Kerl kam ihm merkwürdig bekannt vor, trotzdem war er wegen der Haarfarbe so verwirrt, dass er den Gedanken schließlich abschüttelte und in den Aufzug stieg. Kaum das Die in seinem Büro angekommen war klingelte auch schon das Telefon. „Hai?“ „Daisuke, hast du nicht gesagt, er wolle anrufen?“ „Dare ga?“ „Na, Niikura-san.“ „Hä?“ „Weil er gerade bei deinem Vater im Büro sitzt. Soll ich Bescheid sagen, dass du runter kommst?“ „Nein, schon in Ordnung. Ich wollte nur wissen, wann er anruft und ob er anruft.“ „Okay, ich versteh das nicht so ganz, aber das geht mich vermutlich auch wenig an.“ „Nya, so würde ich das nicht sagen, nein. Es ist ein bisschen schwierig.“ sagte Die und versuchte, sein wild klopfendes Herz irgendwie wieder zu beruhigen. „Ich komm nachher noch mal bei ihm vorbei.“ Mit einem Lächeln legte Die auf und setzte sich. Kaoru war tatsächlich gekommen. Die Euphorie legte sich jedoch in dem Moment wieder als ihm einfiel, dass Kaoru auch genauso gut absagen könnte. Immerhin waren seit dem Telefonat zwischen Kaoru und Die’s Vater etwa zwei Wochen vergangen und jemand wie Kaoru, mit überdurchschnittlich guten Zeugnissen und einem astreinen Diplom (er war der zweitbeste seines Jahrgangs), würde sicher schnell wieder einen Job bekommen. Er konnte nicht anders, er musste unbedingt sofort wissen, was los war. Also hechtete er zum Treppenhaus, für den Aufzug war er jetzt zu ungeduldig, rannte die Treppen runter und kam schließlich keuchend wieder bei Megumi an. „Jetzt verstehe ich wirklich gar nichts mehr.“ sagte sie und schüttelte den Kopf. „Psst, nichts sagen. Ich will nur ein bisschen lauschen.“ sagte Die verschwörerisch blickend und drückte seinen Kopf gegen die Tür. Leider verstand er nicht ein Wort. Türen zum Büro einer Führungsperson waren vermutlich extra dick, damit niemand mithören konnte, darüber hatte Die sich bisher nie Gedanken machen müssen, leider. Hätte er das eher gewusst, dann wäre er jetzt nicht in dieser doch recht peinlichen Situation. Als die Tür wenig später von innen wieder geöffnet wurde versteckte Die sich kurzerhand und blitzschnell unter Megumi’s Schreibtisch. „Ich erklär dir das schon noch...“ raunte er ihr zu. „Dann sehen wir uns, Niikura-san.“ „Hai.“ „Glauben Sie mir, eine bessere Entscheidung hätten Sie nicht treffen können.“ hörte Die seinen Vater sagen. Kaum das Die’s Vater wieder in seinem Büro war und Kaoru außer Sichtweite kroch Die unter dem Schreibtisch hervor und kratzte sich am Kopf. „Ehrlich, ich erklär dir das. Aber nicht jetzt, okay?“ Megumi nickte nur. „Was auch immer. Du bist halt ein komischer Kauz, das hab ich schon immer gewusst. Nur das du mittlerweile ein ziemlich großer Kauz bist, Daisuke.“ „Danke für die Blumen. Ich revanchier mich später bei dir.“ lachte Die und lief schnell den Korridor runter und raus aus dem Gebäude. Zielstrebig steuerte er die Bushaltestelle an, an der Kaoru sonst auch immer gestanden hatte. Aber weil er so krampfhaft nach violetten Haaren Ausschau hielt hat er den jetzt schwarzhaarigen Kaoru überhaupt nicht gesehen. „Shit...“ Also ging es zurück ins Büro, direkt zu seinem Vater. „Was hat er gesagt?“ „Na was wohl? Er fängt im Januar wieder bei uns an, aber nur unter den vereinbarten Bedingungen und Regeln.“ erklärte Kenji Andou. Das musste erst mal verdaut werden. Die lehnte sich an die Tür und atmete tief durch. Leider konnte er nichts dagegen tun, dass ihn seine Gefühle plötzlich so übermannten, dass er sogar anfing zu weinen, und das vor seinem Vater. „Daisuke, was...“ stammelte Kenji Andou und warf einen verzweifelten Blick auf seinen Sohn. „Gomennasai... Ich... bin nur froh, dass er sich so entschieden hat... Also...“ „Schon okay, du musst dich nicht rechtfertigen... Ich drück dir jedenfalls die Daumen.“ „Was?“ fragte Die überrascht. „Na, dafür, dass sich das mit euch wieder einrenkt. Du weißt doch: Zufriedene Mitarbeiter sind viel produktiver.“ Jetzt machte es Die nicht mal etwas aus, dass ihm bisher noch niemand zum Geburtstag gratuliert hatte, nicht mal sein eigener Vater. Was sollte er auch machen? Ins Büro kommen und jedem ins Gesicht sagen, dass er wieder ein Jahr älter war? Nein, so war Die nicht mehr, er musste nicht mehr zwangsläufig immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, so wie früher. Also hat er das stillschweigend hingenommen und sich nicht beschwert. Tja, spätabends klingelte dann doch unerwartet das Telefon. „Moshi moshi!“ „Alles gute zum Geburtstag, Die.“ „Ka... Kaoru?“ „Hai.“ „Wie geht es dir?“ „Ich wollte dir nur zum Geburtstag gratulieren... Mehr nicht... Also, schönen Abend noch.“ sagte Kaoru und legte wieder auf. Aber das machte Die auch nichts aus. Immerhin hatte Kaoru ihn angerufen und ihm gratuliert. Das war schon mal ein Anfang und es machte ihn an diesem Tag glücklicher als alles andere. Kaoru andererseits hatte lange mit sich gehadert, bevor er letztlich doch zum Telefon gegriffen hat. Es war ihm keinesfalls leicht gefallen bei Die anzurufen. Deshalb hatte er das auch erst gegen Mitternacht endlich getan. Aber es war ja auch nicht so, dass Kaoru darauf aus war, sich mit Die zu streiten oder sonst was. Er war zwar nicht gewillt ihn zu sehen, er wollte aber auch nicht, dass es früher oder später mal krachte, wenn sie sich doch mal über den Weg laufen sollten. So wäre es auch leichter, irgendwann doch einen Neuanfang zu starten. Das aber auch erst dann, wenn Kaoru nicht mehr so verwirrt war, wenn er sich absolut sicher sein konnte, dass es nicht falsch sein würde, Die noch mal das gleiche Vertrauen und die gleiche Liebe wie vorher entgegenzubringen. Irgendwann würde ein klärendes Gespräch stattfinden, alle Ungereimtheiten würden aus dem Weg geräumt und man könnte versuchen, wirklich neu anzufangen. Kaoru starrte noch eine ganze Weile sein Telefon an, bevor er es endlich auf den Couchtisch legte und nervös nach seinen Zigaretten angelte. Seiner Meinung nach waren in letzter Zeit einfach zu viele nervenaufreibende Dinge passiert, als das er das alles ohne Schaden überstehen konnte. Dazu kamen noch ständige Albträume, Magenschmerzen, Gewichtsverlust (wegen dem häufigen Brechen) und enorme Unlust. In seiner Wohnung sah es aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen, er konnte sich einfach nicht aufraffen um aufzuräumen. Wenn z. B. sein Aschenbecher voll war holte er einfach einen anderen aus dem Schrank, statt den vollen leer zu machen, wenn er etwas essen wollte, nahm er Papp-Teller, die anderen waren ja alle dreckig, etc. Und das alles kurz vor Weihnachten. Einen Tag vorher hatte seine Mutter angerufen und gefragt, ob er Weihnachten nach Hyougo kommen würde um mit seinen Eltern und Verwandten zusammen zu feiern, aber er hatte dankend abgelehnt und gesagt, er hätte so viel zu tun, dass er sich nicht frei nehmen könne. Eigentlich wollte er nur verhindern, dass seine Mama und sein Papa ihn in diesem miserablen Zustand sahen, wollte ihnen keine Sorgen bereiten. Na ja, Kaoru hatte trotzdem ein recht flaues Gefühl im Bauch als er nach dem Telefonat ins Schlafzimmer schlich um zu schlafen. Dementsprechend lange brauchte er auch, bis er endlich eingeschlafen ist. Dafür hatte er in dieser Nacht ausnahmsweise keine Alpträume, und das war ja wenigstens ein Anfang. Als Die am nächsten Tag ins Büro kam war er beschwingt wie nie. Er war sogar so motiviert, dass er den ganzen Tag durcharbeitete um mit allen seinen Arbeiten fertig zu werden. Selbst sein Vater wunderte sich über den plötzlichen Arbeitseifer. Bisher war es ja immer so gewesen, dass Die einen Großteil seiner Sachen an andere Architekten weitergeben musste, was nicht nur daran lag, dass auch Die ständig an irgendwelchen Sitzungen teilnehmen musste. Gegen Mittag hatte Die seinen Kalender in der Hand. Kaoru würde am 03. Januar wieder anfangen zu arbeiten, das hieß, Die müsste nur noch 13 Tage aushalten und könnte Kaoru dann ’rein zufällig’ in der Kantine begegnen. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr ging der Gedanke an das Versprechen, Kaoru in Ruhe zu lassen, unter. Am Abend, als er Feierabend machte, war er sich schließlich fast sicher, dass er das nicht würde durchhalten können. Er war ja keine Maschine und konnte seine Gefühle nicht einfach abschalten. Also würde er sich vorsichtig herantasten und Kaoru irgendwann in ein unverfängliches Gespräch verwickeln, sofern sich die Möglichkeit ergeben würde. Zufrieden lächelnd packte Die gegen 19 Uhr seine Sachen zusammen und räumte seinen Schreibtisch auf, als jemand an der Tür klopfte. Zwei Sekunden später stand Kyo im Raum. „Hey Kyo-kun. Ich wollte gerade Feierabend machen.“ erklärte Die völlig ungefragt. „Jetzt schon? Sonst bist du doch auch viel länger hier.“ sagte Kyo mit einem skeptischen Blick. „Na ja, ich hab ausnahmsweise mal ordentlich gearbeitet, deshalb. Was treibt dich hierher?“ „Oh, ich hab gehört, dass Kaoru jetzt doch wieder hier anfängt.“ „Hai so desu. Obwohl ich selbst nicht mehr dran geglaubt habe.” „Wunder gibt es immer wieder, sagt man doch, oder? Hast du denn noch mal mit ihm gesprochen?“ „Nein, hab ich nicht. Das heißt also, er fängt wieder hier an, weil er es selbst will, nicht weil ich ihn bequatscht habe.“ „Das ist ja schon mal was.“ Die nickte und lächelte. „Weißt du was? Ich lade dich zum Essen ein.“ „Heute?“ „Klar. Außer du hast was besseres vor.“ „Nicht wirklich... Also, ich war eigentlich mit Aoi verabredet.“ „Dann kommt Aoi halt auch mit.“ „Okay. Ich ruf ihn kurz an, damit er Bescheid weiß.“ Mit einem Nicken drückte Die Kyo den Telefonhörer in die Hand, packte dann weiter seinen Kram zusammen. Kyo wählte Aoi’s Nummer und wartete. „Nur die Mailbox. Er wollte mich eh hier einsammeln. Dann warten wir noch einen Moment, wenn’s dir nichts ausmacht?“ „Nein, kein Problem.“ Na ja, leider hatte Kyo die Tatsache übersehen, dass Aoi nicht wirklich gut auf Die zu sprechen war. Aoi konnte es nach wie vor nicht verknusen, dass Die Kaoru hintergangen hatte. Und dann auch noch mit einem Trottel wie Shinya... Aber wenn es umsonst etwas zu essen gab machte auch Aoi eine Faust in der Tasche und biss die Zähne aufeinander. Er hielt sich allerdings extrem zurück, sagte nicht viel, aß stillschweigend seinen Reis und die Beilagen. „Kann ich euch um etwas bitten?“ fragte Die beim Nachtisch. Kyo und Aoi wechselten schnell einen Blick und nickten. „Wenn ihr Kaoru seht, dann sprecht ihn bitte nicht auf das alles an, okay? Ich will nicht, dass er weiter wütend ist und... Ich will einfach nur, dass er zufrieden ist und nicht hungern muss, weil er nichts verdient. Okay?“ „Und du glaubst, dass er in Ruhe arbeiten kann, wenn er weiß, dass du nur ein paar Räume weit entfernt bist?“ fragte Aoi ohne Umschweife. Wie konnte Die so ignorant sein? „Herrgott noch mal... Ich bin dir keine Erklärung dafür schuldig, Aoi. Ich bin niemandem außer Kaoru irgendetwas schuldig. Also mach du mir auch keine Vorwürfe. Du tust gerade so, als hättest du noch nie einen Fehler gemacht.“ „Hab ich auch noch nicht, falls du’s wissen willst.“ Okay, Die hatte das Feuer eröffnet und Aoi schoss wie erwartet zurück, auch wenn ihn das eine Menge Überwindung gekostet hat. Normalerweise war Aoi nicht so offensiv. „So? Dann kannst du einem Leid tun, ganz ehrlich.“ entgegnete Die. „Eh, Leute, muss das sein?“ meldete Kyo sich zu Wort. „Das was passiert ist, zwischen Kaoru und mir, das muss ich auch alleine mit ihm klären, ohne das sich jemand wie du, der noch feucht hinter den Ohren ist, ständig einmischt, Aoi.“ „Ich mische mich nicht ein. Ich sorge mich lediglich um Kaoru. Und ja, ich finde es eine ziemliche Schweinerei von dir, was du getan hast, egal ob ich noch feucht hinter den Ohren bin oder nicht. So was kann ich trotzdem beurteilen, ganz blöde bin ich ja nicht.“ sagte Aoi und fischte nach seiner Tasche. Dann zog er ein paar Yen-Scheine hervor, legte sie auf den Tisch und stand auf. „Von so einem wie dir möchte ich nicht mal eingeladen werden.“ Mit diesen letzten Worten ist er dann gegangen. „Ich versteh echt nicht, warum er so gereizt reagiert. Ist doch nicht seine Sache...“ murmelte Die und sah Aoi nach. Und wieder wusste Kyo offensichtlich mehr als andere. Immerhin hatte er ja schon seit einigen Tagen den begründeten Verdacht, Aoi sei in Kaoru verknallt. Aber das konnte er Die ja schlecht sagen, oder? Also beschloss Kyo, mal wieder, vorerst die Klappe zu halten, bis sich die Situation vielleicht von alleine klären würde. Das hatte zwar auch letztes Mal nicht geklappt, aber irgendwann war schließlich immer das erste Mal. „Soll ich dich gleich noch nach Hause bringen?“ fragte Die plötzlich und riss Kyo unerwartet aus seinen Gedanken. „Nee.“ antwortete Kyo kopfschüttelnd. „Und wieso nicht?“ „Na, weil meine Vespa noch beim Büro ist. Du brauchst mich also nur dort abladen und dann ist das okay.“ „Verstehe.“ „Wo wird Kaoru denn dann arbeiten, wenn er wiederkommt?“ „Ich glaube, in Jin Shimitsu’s Team. Aber ich bin mir nicht ganz sicher.“ (Anm. d. A.: Das ist der fiese Typ, der Aoi wie einen Laufburschen durch die Gegend gejagt hat... Warum ich Kaoru allerdings ausgerechnet dorthin gesteckt habe weiß ich nicht... Bin halt eine böse XD) „Shimitsu?“ Die nickte, hatte aber dennoch einen fragenden Ausdruck im Gesicht. „Spricht da was gegen?“ „Nö, ich wollt nur sichergehen, dass wir den gleichen Shimitsu meinen.“ Natürlich hatte Kyo sich auch schon seine Meinung zu besagtem Architekten gebildet. Und er mochte ihn auch nicht sonderlich gern leiden. Als Kyo eine gute halbe Stunde später zu Hause ankam stellte er mit erschrecken fest, dass Toshiya vor seiner Wohnungstür saß und offensichtlich eingeschlafen war. Erst wollte Kyo vorsichtig die Tür aufmachen und einfach reingehen, ohne Toshiya aufzuwecken. Aber das wäre sehr fies und unfair gewesen, also weckte er seinen Freund schließlich doch auf. „Darf ich dich fragen, was du hier machst?“ Toshiya gähnte herzzerreißend und rieb sich die Augen. „Mir war langweilig. Kame hatte keine Zeit, Aoi war auch nicht im Studentenwohnheim, also hab ich beschlossen, dich einfach mal zu besuchen.“ „Du meinst, mich zu belästigen...“ „Kyo, manchmal hab ich das Gefühl, du magst mich nicht... Ständig sagst du so fiese Sachen zu mir...“ „Quatsch mit Soße. Komm rein, bevor du dir noch deinen Hintern abfrierst und krank wirst.“ lenkte Kyo ein und schloss die Wohnungstür auf. „Du willst nich zufällig jetzt was essen, oder?“ fragte Toshiya. Er hatte zwischenzeitlich ganz schön Hunger bekommen und hoffte, ein bisschen was bei Kyo abgreifen zu können. „Nein, ich hab grad gegessen.“ „Sag bloß, du hattest ein Date?“ wollte Toshiya natürlich direkt wissen und grinste über beide Ohren. „Ich wäre nicht der Kyo, den du kennst, wenn ich ein Date gehabt hätte. Oder siehst du das anders?“ „Nein, aber ich hab die Hoffnung noch nicht aufgegeben.“ „Früher oder später wirst du das, glaub mir.“ „Aber du warst doch nicht alleine essen?“ „Nein.“ seufzte Kyo und zog seine Schuhe aus. „Mit unserem Junior-Chef.“ „Mit dem? Was treibt dich denn dazu?“ „Ein leckeres Essen, ohne dafür zu bezahlen oder in der Küche stehen zu müssen. Reicht das als Erklärung?“ „Hai. Kyo-kun?“ „Was?“ „Schneidest du mir die Haare?“ fragte Toshiya und klimperte mit den Wimpern. „Seit wann bin ich dein Frisör?“ „Seit gerade eben. Das hab ich so beschlossen.“ Kyo fing also an, das für und wider abzuwägen. Wenn er Toshiya nicht die Haare schnitt, würde der Große mit den großen Augen nicht so schnell verschwinden. Wenn er ihm aber die Haare schnitt, war die Wahrscheinlichkeit, dass Toshiya noch vor Mitternacht wieder nach Hause fuhr wesentlich höher. „Wenn du diesmal still hältst und nicht die ganze Zeit rumzappelst, okay...“ „Du bist halt doch der beste. Also los. Wenn ich anfange zu zappeln, dann schneid mir einfach ein Ohr ab oder so.“ freute sich Toshiya und klatschte begeistert in die Hände. „Wer bist du? Van Gogh?“ „Eines Tages vielleicht. Das kann ich jetzt noch nicht wissen.“ Aoi stapfte wütend durch den Schnee. Es hat nicht mehr viel gefehlt und er hätte Die eine reingehauen. Und wie er sich immer weiter aufregte und hochschaukelte bemerkte er nicht mal, dass schon seit geraumer Zeit Kaoru neben ihm herging. „Aoi?“ fragte Kaoru schließlich. „Wah!“ kreischte Aoi erschrocken auf und machte einen Satz zur Seite, direkt gegen eine Hauswand. „Wo kommst du denn plötzlich her?“ „Ich gehe schon seit zwei Minuten neben dir her...“ „Echt?“ Kaoru zuckte mit den Schultern. „Betrachte das einfach als Rache dafür, dass du und Kyo mich mal so erschreckt habt, dass ich gedacht hab, ich würde sterben.“ Erst jetzt fiel Aoi auf, dass Kaoru schwarze Haare hatte. „Kein Wunder, dass ich dich nicht erkannt hab... Warum hast du dir denn die Haare wieder schwarz gefärbt?“ „Nur so. Ich hatte keinen Bock mehr auf lila Haare, bin ja kein Mädchen.“ antwortete Kaoru gelassen, als wäre das keine große Sache gewesen, auch wenn das nicht wirklich der Wahrheit entsprach. „Wo gehst du hin?“ „Nach Hause. Und du? Du läufst wahrscheinlich nicht grundlos durch die Gegend.“ „Weiß nicht. Ich brauchte ein bisschen frische Luft.“ „Ich hab die Neuigkeiten schon gehört.“ „Welche?“ „Na, dass du ab Januar wieder arbeiten gehst. Auch wenn mich das schon ein bisschen gewundert hat...“ „Na ja, meine Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine, weißt du.“ „Verstehe.“ nickte Aoi und rieb sich die Hände. „Komm, lass uns irgendwo was trinken gehen, ich lade dich ein. Heute ist eh Freitag, also kannst du dich nicht damit rausreden, dass du morgen zur Uni müsstest.“ „Okay.“ „Himmel, du warst auch schon mal gesprächiger, Aoi.“ stellte Kaoru wenig später fest als er ein Glas Gin-Tonic vor sich stehen hatte und Aoi noch immer nicht wusste, was er trinken sollte. „So kenne ich dich ja gar nicht.“ „Ich versteh nur nicht, warum du hier gute Miene zum bösen Spiel machst.“ sagte Aoi schließlich und legte die Getränkekarte zur Seite. „Nani?“ „Ich weiß doch, dass es dir nich gut geht. Trotzdem tust du so, als wäre alles in bester Ordnung. Das verstehe ich nicht.“ „So? Dann kannst du mir bestimmt auch verraten, wie du auf diese Idee kommst.“ „Vorletzte Woche noch, da hast du geheult wie ein Schlosshund... Versuch also nicht, mir weis zu machen, dass du schon drüber hinweg bist, was Die mit dir gemacht hat.“ sagte der jüngere und fixierte Kaoru mit einem festen Blick. „Bin ich auch nicht.“ „Also?“ „Also was?“ „Warum dieses Getue?“ „Weil ich einfach keine Lust hab, davon den Rest meines Lebens oder auch nur die nächsten paar Tage bestimmen zu lassen. So was passiert halt und ich hab mich damit abgefunden.“ Und wieder beschwindelte er sich selbst und seine Freunde. Das war offensichtlich ein ewiger Kreislauf aus dem er nicht einfach so ausbrechen konnte. Wohl die Macht der Gewohnheit. „Trotzdem geht das nicht in meinen Kopf...“ „Vielleicht bist du auch einfach zu jung, um das zu verstehen.“ „Glaub es oder nicht, aber du bist heute schon der zweite, der das zu mir sagt...“ „So? Wer ist denn noch so erleuchtet, dass er das erkennt.“ „Dein werter Herr Ex-Freund...“ „Was hast du denn mit ihm zu schaffen gehabt?“ wollte Kaoru verständlicherweise wissen. „Nix. Ich hab den zufällig getroffen...“ „Und da bist du wahrscheinlich gleich auf die Barrikaden gegangen, ja?“ „Nein, es hat schon eine Weile gedauert...“ gab Aoi deprimiert zu, stand dann auf und ging an die Bar um sich etwas zu trinken zu bestellen. Als er zum Tisch zurückkam hatte Kaoru noch immer einen recht ungläubigen Gesichtsausdruck. „Was?“ „Warum mischt du dich da eigentlich so ein? Letztendlich ist es mein Problem, auch wenn ich mit dir befreundet bin...“ „Es tut mir leid, okay? Mich regt das halt auf. Und wenn mich etwas aufregt, dann muss ich mich einmischen. Das liegt quasi in meiner Natur.“ „Trotzdem. Aoi, so geht das nicht.“ „Es tut mir doch leid.“ „Das ändert nichts daran, dass es dich eigentlich nichts angeht.“ „Meinst du?“ „Ja, meine ich.“ nickte Kaoru. „Du würdest einiges ganz anders sehen, wenn du alles was wüsstest, was ich weiß.“ sagte Aoi, bereute das eben ausgesprochene aber doch sofort, denn etwas doppeldeutigeres und dümmeres hätte er gar nicht sagen können. „Ich frage am besten gar nicht, was du damit meinst...“ „Ja, ist wirklich besser so... Also... Was machst du Weihnachten? Fährst du zu deinen Eltern?“ fragte Aoi um irgendwie vom Thema abzulenken. „Nein, dieses Jahr nicht.“ „Warum nicht?“ „Ich will einfach nicht, deshalb.“ antwortete Kaoru mit einem Schulterzucken, ließ dann seinen Blick durch die Bar schweifen. „Was macht der denn hier?“ „Wer?“ Kaoru deutete in eine Richtung, Aoi’s Blick folgte dem Fingerzeig und auch der Student war ziemlich verwundert. „Dabei sagt Shimitsu-san immer, er würde nie weggehen oder trinken...“ Auch die Begleitung von Herrn Shimitsu trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich die Verwunderung wieder legte. Es war Shinya. „Der glaubt wohl auch noch, Shinya wäre eine Frau...“ „Oder es gibt einfach wahnsinnig viele schwule Männer bei euch im Büro...“ Na, ein Glück das Aoi schon nicht mehr dort arbeitete um den Schwulenschnitt noch anzuheben. „Jetzt guck da nicht so auffällig hin. Sonst sieht der das und kommt mit seiner Pestbeule hier her...“ sagte Kaoru und machte sich ganz klein auf seinem Stuhl. Allerdings war es da schon zu spät. Jin Shimitsu hatte Kaoru entdeckt und steuerte zielstrebig auf ihn zu, Shinya im Schlepptau. „Niikura-san, wie geht es Ihnen?“ fragte er strahlend. „Gut, doch. Ich kann mich nicht beklagen.“ „Und wie ist Ihr Urlaub?“ wollte er weiter wissen. „Mein Urlaub?“ stellte Kaoru die Gegenfrage. „Ja, Die-san hat erzählt, Sie hätten bis Jahresende Urlaub genommen um nächstes Jahr wieder voll durchzustarten, weil Sie dann in mein Team wechseln.“ „Oh das meinen Sie, ja. Bisher war es ganz entspannt und ruhig, danke der Nachfrage.“ sagte Kaoru mit einem gezwungenen Lächeln. Woher sollte er denn wissen, dass Die seine Kündigung so gekonnt vertuscht hatte? Das bestätigte mal wieder seine Vermutung, dass Die gar nicht so blöd war, wie er sich manchmal anstellte. Shinya stand schräg hinter Shimitsu, hatte dabei einen triumphierenden Ausdruck im Gesicht der Kaoru und Aoi überhaupt nicht gefiel. „Oh, wie unhöflich von mir. Darf ich vorstellen? Das hier ist Shinya Terachi. Er studiert Architektur und wird sich bald bei uns bewerben.“ „Wirklich?“ „Hai.“ nickte Shinya scheinheilig und streckte Kaoru seine Hand entgegen. Kaoru brauchte einen Moment, bevor er Shinya’s Hand nehmen konnte, ihm war das sehr zuwider und es kostete ihn eine Menge Überwindung. „Wir kennen uns ja schon.“ sagte Aoi kurz als er Shinya’s Hand vor der Nase hatte und wandte den Blick ab. „Gut gut, wir wollen auch gar nicht lange stören. Also, wir sehen uns in zwei Wochen, Niikura-san. Schönen Abend noch.“ Kaoru und Aoi warteten noch einen Moment, bis Shinya und Shimitsu wirklich außer Hörweite waren, bis sie beide anfingen, sich über Shinya und Shimitsu aufzuregen. Unterbrochen wurden sie dabei nur durch die Bedienung, die Aoi sein Glas Asahi Super Dry vor die Nase stellte. Aber kaum war sie weg wetterten die beiden weiter. „Und du sagst mir, ich soll mich nicht einmischen.“ merkte Aoi nach einer Weile an und musste grinsen. „Das is was anderes. Unter Shimitsu-san musstest du ja auch schon leiden. Also, halb so wild.“ „Aber kann das sein, dass Shinya mit jedem ins Bett geht, der für in von Nutzen sein kann?“ fragte Aoi mit in Falten gezogener Stirn. „Na ja, wir wissen ja nun nicht, ob er wirklich... ob er wirklich mit Shimitsu ins Bett geht...“ „Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall.“ „Da hast du wohl recht.“ nickte Kaoru. ~~~ T.B.C. ~~~ So, das war also das 13. Kapitel. Ich entschuldige mich für die eventuellen Tippfehler (hab's nur kurz korrekturgelesen...) und den dämlichen Namen, mir ist einfach nichts besseres eingefallen und ich hab zufällig einen schönen Remix vom gleichnamigen Lied von den Eurythmics gehört. Außerdem passt er irgendwie zu Kaoru’s nächtlichem Martyrium XD Hinterlasst mir wieder fleißig Kommentare und kommt zum nächsten Kapitel wieder. Ich beeile mich und hoffe, dass bis dahin mein Internetanschluss zu Hause funktioniert (da ist irgendeine Störung in der Leitung und zwei verschiedene Techniker der Telekom haben das bisher nicht aufklären können. Ich könnte kotzen!) Liebe Grüße und eine schöne Woche noch! euer nonie Kapitel 14: Die andere Seite der Medaille ----------------------------------------- ~~~ Huhu, da bin ich wieder! Ich hab mich ein bisschen verfranst, was die Wochentage angeht. Das letzte Kapitel hat an einem Freitag aufgehört, das neue fängt Freitags/Samstags an... Ist irgendwie ein bisschen Personenabhängig. Ich entschuldige mich schon mal dafür, bin selbst verwirrt. Mir gehört keiner der Charaktere, ich verdiene auch kein Geld, etc. pp., man kennt das ja o.O Viel Spaß und bis bald! das nonie P.S. Ich werde bald 23... Das schockt mich schon ein bisschen... War ich nicht gestern noch 16? Zumindest sehe ich immer noch so aus wie vor 6 Jahren, auch wenn das wenig tröstlich ist... Ich werde alt *flenn* ~~~ „Und du versprichst mir, ein gutes Wort für mich bei deinem Chef einzulegen?“ „Natürlich, Shinya. Wenn ich das sage, dann ist das auch so. Und jetzt zieh dich aus, los.“ Jin Shimitsu’s Stimme klang fordernd, er würde es nicht erlauben, dass Shinya sich anderweitig aus der Affäre ziehen würde. Shinya gehorchte und zog sich seinen Pulli über den Kopf, machte sich dann an seinem Gürtel zu schaffen. Tja, was tut man nicht alles, um im Leben irgendwie Erfolg zu haben? Er fand Jin nicht sonderlich attraktiv, ja er konnte ihn nicht mal wirklich leiden (so wie die meisten), aber das Versprechen, das Jin ihm gegeben hatte machte vieles wieder wett, es war nur noch halb so schlimm, mit diesem verhältnismäßig alten Mann Ende 30 das Bett und Intimitäten zu teilen. „Du hast mir noch gar nicht verraten, warum du unbedingt bei der Andou-Corp. arbeiten möchtest, Shinya...“ sagte Jin nach einer Weile als Shinya mit seinen Socken beschäftigt war. „Warum? Ach, es gibt da jemandem, dem ich gerne etwas beweisen möchte... Deshalb.“ erklärte Shinya mit einem sadistischen Grinsen und zupfte am Bündchen seiner Retroshorts (Anm. d. A.: Kennt ihr die? Find ich absolut lecker... Besser als Boxershorts oder, noch schlimmer, Stringtangas... Die gehen bei Männern so gar nicht...) „Persönliche Gründe also, so was hab ich am liebsten...“ Shinya nickte und stand schließlich in all seiner Pracht vor Jin. „Und jetzt?“ „Dreh dich einfach um und wart’s ab...“ flüsterte der ältere und stand von seinem Sessel auf. „Ich muss gleich zur Arbeit und will mich vorher noch ein wenig entspannen...) „Kyo-kun?“ Keine Reaktion. „Kyo-kun? Hörst du mir zu? Hallo?“ fragte Motoko, eines der Office Girls (Anm. d. A.: Quasi eine Vorstufe der Office Lady, den Begriff hatte ich schon mal erklärt XD) und stupste Kyo schließlich an, da er sie offensichtlich nicht bemerkte. Aufgeschreckt durch die kleine, kurze Berührung, hob Kyo seinen Kopf, blickte von dem Buch auf in dem er gerade gelesen hatte und sah sich direkt der jungen und irgendwie niedlichen Motoko gegenüber. „Oh, entschuldige bitte... Ich hab dich nicht gehört. Was gibt’s denn?“ fragte er, als er sich halbwegs wieder gefangen hatte. „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir zusammen Mittagspause machst.“ sagte sie und lächelte ihn freundlich an. Kyo überlegte einen Moment. Normalerweise hätte er sofort ‚nein’ gesagt... Aber weil Aoi und Toshiya und Kaoru und alle anderen ihm geraten hatten, ein wenig offener auf das weibliche Geschlecht zuzugehen, damit er vielleicht auch irgendwann mal eine Freundin abbekäme, nickte er schließlich doch. „Ich bringe nur eben das Buch zu Shimitsu-san zurück.“ sagte er und versuchte ebenfalls zu lächeln. Na ja, das konnte er ja noch üben. Lieber kleine Brötchen backen statt gleich in die vollen zu gehen und kläglich zu versagen, oder nicht? Leider hatte Kyo nie eine richtige Strategie entwickeln können, wie man sich einer Frau am besten näherte. Die wenigen Erfahrungen, die er bisher gesammelt hatte, waren alle nur daher gekommen, weil eine Frau ihn angesprochen hatte, meistens dann, wenn er mit Freunden oder Studienkollegen in einer Bar gesessen hat. Und danach? Am nächsten Morgen ging es in die eigene Wohnung zurück, man hat noch zwei oder drei Mal telefoniert und das ist es jedes Mal gewesen. Also hatte Kyo einfach beschlossen es gar nicht erst weiter zu versuchen. So wie es bisher gewesen ist war das zumindest auf gefühlsmäßiger Ebene extrem unbefriedigend wenn auch weit weniger kompliziert. „Daijoubu, ich warte am Aufzug auf dich.“ sagte Motoko mit einer leichten Verbeugung aber immer noch lächelnd. Na ja, seit Die Kyo ebenfalls in die Abteilung von Shimitsu gesteckt hatte, vermutlich damit Kaoru nicht so alleine wäre, hatte Kyo erst richtig registriert das Motoko überhaupt dort arbeitete. Als die beiden dann schließlich in der Kantine saßen herrschte bedrückendes Schweigen. Es war fast so, als wäre das das erste Date gewesen und beide waren zu schüchtern um etwas zu sagen. Die Situation lockerte sich erst auf, als auch Yamapi sich dazusetzte und anfing, Kyo über sein Studium auszufragen. Motoko schaltete sich dann irgendwann auch ein und wollte mehr über Kyo wissen. „Ah, schon so spät. Ich geh schnell weiterarbeiten, habe heute sehr viel zu tun. Ich wünsche euch zweien noch einen schönen Tag.“ sagte Yamapi plötzlich und stand mit einem vielsagendem Grinsen von seinem Stuhl auf. „Wir sehen uns.“ Offensichtlich hatte auch Yamapi, ähnlich wie Toshiya, einen guten Riecher für Sachen, die eventuell zwischen zwei Menschen vorgehen könnten. „Warum hast du nicht angefangen zu studieren, wenn dein Abschluss doch so gut war, Motoko?“ wollte Kyo nach einer Weile wissen. „Ich wollte lieber gleich mein eigenes Geld verdienen und unabhängig sein. So konnte ich auch direkt bei meinen Eltern ausziehen und das war ja nicht mal das schlechteste, was mir passieren konnte.“ antwortete sie lächelnd. „Verstehe.“ „Du bist aber nicht von hier oder? Ich meine, normalerweise spricht jemand aus Tokio keinen Kansai-ben.“ „Nein, ich komme eigentlich aus Kyoto. Aber dort habe ich damals keinen Studienplatz bekommen und bin deshalb nach Tokyo gezogen. Außerdem sind... Na ja, es hat mir dort nicht mehr wirklich gefallen.“ Dass Kyo nicht so recht mit der Sprache rausrücken wollte spornte Motoko allerdings noch mehr an, ihn weiter auszufragen. Das endete dann so, dass Kyo komplett dicht machte, sich entschuldigte und weiter arbeiten gegangen ist. „Versteh einer die Männer.“ seufzte Motoko und aß langsam weiter. Früher oder später würde sie schon herausfinden, was mit dem kleinen Blonden los war, das hatte sie sich fest vorgenommen. Bepackt mit Unmengen von Einkaufstüten stand Shinya ratlos vor der Tür zu seinem Apartmentblock. Er hätte die Tüten einfach abstellen können, aber alles war matschig, nass und dreckig, er hatte zu viel Angst um den Inhalt der Tüten. Leider konnte er mit den Beuteln in den Händen seine Tür nicht aufschließen. Und irgendwie stresste ihn das völlig. Jedoch näherte sich plötzlich von hinten jemand der ihm einige der Tüten abnahm. Shinya drehte sich um und wollte sich bedanken, allerdings sind ihm die Worte im Hals steckengeblieben. „Die? Was... was machst du hier?“ fragte er verdutzt. „Ich wollte kurz mit dir sprechen, wenn das okay ist.“ sagte Die ohne eine Gefühlsregung im Gesicht. Ehrlich gesagt nervte ihn das ganze hier ziemlich, er hatte sogar extra seine Mittagspause für diese Aktion geopfert. „Worüber denn?“ wollte Shinya, in der Wohnung angekommen, wissen. „Über die Bitte, die Jin Shimitsu heute an mich herangetragen hat.“ „Oh, das? Na ja, irgendwo muss ich mich ja bewerben, oder? Wäre es dir lieber, wenn ich wie ein arbeitsloser auf der Straße sitze und bettele?“ „Stell dich nicht dümmer als du bist, Shinya. Was soll das? Warum ausgerechnet bei mir?“ „Das hab ich doch gerade schon gesagt.“ „Und du meinst, das wird klappen?“ fragte Die. „Natürlich. Jin wird sich dafür einsetzen, dass ich einen Job bei euch bekomme. Immerhin hat er offensichtlich heute schon damit angefangen und bewiesen, dass er es ernst meint.“ „Du hast offenbar vergessen, dass ich da auch noch ein Wörtchen mitzureden habe. Außerdem weiß mein Vater über alles Bescheid. Es dürfte für dich also schwierig werden, einen Fuß in diese Tür zu bekommen, Shinya...“ „So? Weiß dein Vater denn auch, dass du mich wegen Kaoru verlassen hast?“ „Das tut doch gar nichts zur Sache! Ausschlaggebend ist, dass wir wegen dir einen unserer besten Architekten fast verloren hätten!“ „Ich versteh nicht, warum du dich so aufregst. Du findest früher oder später schon jemanden, der deinen Ansprüchen gerecht wird. Sei es nun innerhalb oder außerhalb der Firma. Aber du warst doch nie sonderlich lange alleine, Die-kun. Oder irre ich mich da? Wenn du mich fragst, war Kaoru eh nicht die beste Entscheidung, die du jemals gemacht hast. Und getröstet hat er sich offensichtlich auch schon. Du solltest also wieder anfangen, dich anderweitig umzuschauen.“ „Bitte?“ „Wusstest du davon etwa noch gar nichts?“ „Ich verstehe nicht ein Wort.“ „Dann hör mir jetzt mal gut zu...“ Leicht verträumt und ziemlich unkonzentriert ‚versuchte’ Kyo, die Zeit bis Feierabend zu überstehen. Er wusste nicht wieso, aber das Gespräch mit Motoko hatte ihn unheimlich nervös gemacht. Einerseits fand er sie ja ganz reizend, andererseits war er der Meinung, sie solle sich nicht in Dinge einmischen, von denen sie nichts verstand. Mit diesen ‚Dingen’ war sein Leben gemeint. Na ja, so war Kyo halt. Er hielt anfangs immer alle Leute auf Abstand. Natürlich hatte er, wie viele andere Leute auch, Angst davor, hintergangen und verletzt zu werden, allerdings hatte das bei ihm extreme Ausmaße angenommen, es war beinahe paranoid geworden. Zwar hatte er nicht so schreckliche Erfahrungen machen müssen, wie andere in seinem Alter oder wie Kaoru (Anm. d. A.: Der weiß doch gar nichts davon, was einmal gewesen ist... Na, egal...), aber er war mehr als vorsichtig geworden, hatte einen hohen Schutzwall um sich herum gezogen, der ihn vor Angriffen von außen immun machte, wie er glaubte. Das war nur einer der Gründe, warum er z. B. schwer Freundschaften schloss. Er brauchte viel Zeit um jemandem das nötige Vertrauen entgegenzubringen. In dieser Zeit waren es die meisten Leute dann irgendwann leid und sie versuchten nicht weiter, sich mit Kyo gut zu stellen, also hatte Kyo vielleicht wenig Freunde, aber auf diese Freunde konnte er sich dann auch wirklich verlassen. Okay, Toshiya war ein Härtefall, aber Kyo mochte die kleinen und großen Macken, die Toshiya nun mal hatte. Ihm war es viel lieber, jeder Mensch gab sich so, wie er wirklich war, statt sich ständig zu verstellen und jemand zu sein, der man nicht war. Und Kyo wollte kein Mensch sein, dessen Gutmütigkeit ständig ausgenutzt wird, deswegen war er immer sehr sparsam, wenn es darum ging, andere Menschen zu Loben oder einen Gefallen zu tun. Wenn er dann doch einen Sinneswandel hatte und jemandem half, Kaoru zum Beispiel oder Toshiya mit seinen Haaren, dann stand er wirklich zu 100% hinter dem was er tat. Jedenfalls hatte er mit Frauen ähnliche Probleme. Für die meisten war er nur der Kumpel, einer, mit dem man über alles reden konnte. Nicht, dass Kyo damit sonderlich große Probleme gehabt hätte, dass es so war, aber wer wollte denn schon immer reden? Kyo hatte schließlich auch Gefühle, er wollte auch lieb gehabt werden. Zumindest bis zu einem eher einschneidenden Erlebnis in seinem noch recht jungen Leben, als er gerade frisch aus der Schule entlassen war, seinen Abschluss in der Tasche und die Zulassung für die Uni in Tokyo in der Hand. Damals hatte Kyo sich unsterblich in ein Mädchen aus seiner Klasse verliebt. Sie war immer nett zu ihm gewesen und schien ebenfalls zarte Gefühle zu hegen. (Anm. d. A.: Klingt das abgedroschen oder klingt das abgedroschen? Ich kann langsam nicht mehr ansatzweise ernst nehmen, was ich hier schreibe...) Leider entwickelte sich das ganze zu einer einzigen Farce: Das Mädchen und ihre Freundinnen hatten eine Wette abgeschlossen. Angeblich wäre es nahezu unmöglich, näher an Kyo heranzukommen; die vier Mädchen in unserem Falle wollten das testen und ändern und Kyo dann eiskalt wieder fallen lassen. Kyo hat sich wirklich viel Mühe gegeben und als es endlich so weit war, dass er sich seine Gefühle eingestehen konnte, brach besagtes Mädchen in schallendes Gelächter aus, zeigte mit dem Finger auf ihm und warf ihm an den Kopf, wie lächerlich er doch wäre. Verständlicherweise war Kyo davon mehr als nur ein kleines bisschen geschockt. Er war wütend, enttäuscht. Und an diesem Tag hatte er irgendwie den Glauben an das Gute im Menschen verloren, vor allen Dingen den Glauben an das Gute in der Frau. Sogar sein Entschluss, wirklich nach Tokyo zu gehen um dort zu studieren, war vorher ins Wanken geraten. Und jetzt das! Zwei Tage später waren alle seine Sachen gepackt, ins Auto seiner Eltern gestapelt und gestopft und bereit, die Reise nach Tokyo anzutreten. Nun flatterten seine Nerven jedes Mal, Warnsignale überfluteten ihn, wenn ihn eine Frau ansprach (aus Schaden wird man klug, sagt man ja auch) und seine Gefühle hatte er schlichtweg in einem Gefrierfach eingesperrt, er würde sich nur noch so weit auf Frauen einlassen, dass sie ihm nicht weh tun können, was sich zwangsläufig auf Sex beschränkt hatte. „Du spinnst. Die beiden sind befreundet, mehr nicht.“ sagte Die kopfschüttelnd. „So? Hast du mal genauer beobachtet, wie er Kaoru anschaut? Oder wie er sich verhält, sobald es um Kaoru geht?“ „Herrgott noch mal! Selbst wenn er in Kaoru verknallt ist oder sonst was! Es ändert nichts daran, dass ich Kaoru liebe und du, Shinya, du wirst daran nichts ändern können!“ „Darum geht es doch gar nicht. Dich will ich doch schon gar nicht mehr, ich hab was viel besseres gefunden. Sei nicht so blauäugig, Die.“ „Was soll das dann? Warum erzählst du mir das alles und warum willst du unbedingt bei uns arbeiten? Das muss doch einen Grund haben!“ Mittlerweile war Die mehr als nur ein bissen aufgebracht. Wäre er nicht so ein Meister der Selbstbeherrschung gewesen, in den meisten Fällen zumindest, dann hätte er Shinya jetzt am Kragen gepackt und erst mal gründlich durchgeschüttelt, dass er wieder zu Verstand kam. Verdient hatte es der jüngere zumindest. „Sieh einfach ein, dass du Konkurrenz bekommst. So spielt das Leben, auch wenn du das vielleicht nicht gewöhnt bist, dass du nicht alles bekommen kannst, nur weil du es haben willst.“ „Meinst du mit ‚was besseres’ Shimitsu?“ wollte Die schließlich wissen. „Oh, du bist doch nicht ganz so blöd, wie ich gedacht habe...“ „Und der meint es ernst mit dir? Stell du dich besser nicht dümmer als du bist. Shimitsu ist nett zu dir, solange er einen Nutzen aus der ganzen Sache ziehen kann. Dann nicht mehr.“ „Ja? Und was, wenn ich dir sage, dass es bei mir genauso ist?“ „Weißt du was? Du bist verrückt, wirr im Kopf, nicht bei Verstand.“ „Wieso? Weil ich das“, sagte er und deutete mit den Händen auf seinen Körper, „zu meinem Vorteil nutze? Ich wäre doch schön blöd, wenn ich das nicht ausnutzen würde, was Gott mir gegeben hat.“ „Du führst dich auf wie eine kleine Nutte, Shinya...“ „Diese kleine Nutte hat dir aber mal ziemlich gut gefallen, wenn ich mich nicht irre.“ sagte Shinya. Seine Stimme hatte dabei einen ziemlich gefährlich klingenden Unterton angenommen. „Vergiss es...“ sagte Die noch und verließ schnellen Schrittes die Wohnung. Er wollte nicht länger die gleiche Luft atmen wie dieser Dreckskerl, dem er mal ehrliche Gefühle entgegengebracht hatte und auf den er noch einmal hereingefallen war. War Die auch nur eines von Shinyas ‚Spielzeugen’ gewesen oder hatte er es zumindest mit ihm ernst gemeint? Die wollte es nicht mehr wissen, ihm war das alles sehr zuwider und er war froh, als er wieder in seinem Auto saß. Shinya allerdings war höchst zufrieden mit dem, was soeben passiert war. Er hatte Die verunsichert und kam so Schritt für Schritt seinem eigentlichen Ziel näher. Und das Die so bereitwillig zu ihm nach Hause, in die Höhle des Löwen, gekommen war, erleichterte die ganze Sache doch ungemein. (Anm. d. A.: So, das war jetzt alles irgendwie noch Freitags tagsüber... Abends sind Die, Kyo und Aoi dann Essen gegangen, s. letztes Kapitel... Sorry, ich bin ein Esel und bringe alles durcheinander... Jetzt kommt der darauffolgende Samstag. Weiter geht’s) Nach einer, ausnahmsweise, ruhigen Nacht ohne schlimmere Vorfälle oder Alpträume, er war wahrscheinlich am Vorabend ein wenig zu betrunken gewesen um noch klare Gedanken fassen zu können, stand Kaoru gähnend und sich streckend in der Küche. Frühstücken war nicht, dazu war sein Kühlschrank viel zu leer, lediglich eine einsame und vertrocknete Karotte und ein schon längst abgelaufener Joghurt fristeten dort ihr schimmeliges Dasein. Also ging er erst einmal in Ruhe Duschen, föhnte sich die Haare, zog sich an und ging einkaufen. Er musste sowieso noch Weihnachtseinkäufe erledigen. Wenn er schon nicht zu seinen Eltern fuhr, so konnte er ja wenigstens eine Kleinigkeit kaufen und per Post nach Hyougo schicken. Außerdem wollte er, völlig entgegen seiner Natur, kleine Geschenke für seine Freunde besorgen. Für Yamapi kaufte er eine silberne Kette, für Kyo ein hochwertiges Schmiermittel für seine Vespa, für Aoi ein Buch über moderne Architektur in Japan (mit diesem Buch hatte er selbst für seine Abschlussprüfung gebüffelt und es hatte seine Wirkung offensichtlich nicht verfehlt), auch Kleinigkeiten für Toshiya und Kame hatte er besorgt, selbst wenn er mit diesen beiden eher weniger am Hut hatte. Aber er mochte Toshiya und Kame und wollte somit auch diesen beiden etwas gutes tun. Auf dem Rückweg aß er an einem Imbiss eine Kleinigkeit, hetzte dann mit seinen vielen Einkaufstüten noch durch einen Supermarkt und kam schließlich erheblich zufriedener wieder in seiner Wohnung an. Natürlich hatte er auch für sein Ego etwas getan indem er sich ein paar neue Klamotten gekauft hat. Kaoru war ein Fashion Victim und hielt es meist nie wesentlich länger als zwei Wochen durch, ohne zumindest ein T-Shirt oder ähnliches zu erstehen. Die anfängliche Euphorie und Zufriedenheit wurde jedoch durch das Chaos in seinem 2-Zimmer-Apartment wieder gebremst. Also verstaute er zunächst die Lebensmittel im Kühlschrank, die anderen Sachen stellte er auf dem Küchentisch ab, und machte sich daran, wenigstens halbwegs Herr der Lage zu werden. Einige schweißtreibende Stunden später sah seine Wohnung wieder aus wie geleckt, man hätte glatt vom Boden essen können. (Anm. d. A.: Da fällt mir ein, was mein Paps da früher immer zu mir gesagt hat: Bei dir kann man vom Boden essen, liegt ja genug rum. Muahahaha. Na ja, ernst gemeint war’s nicht wirklich. Oder hat von euch schon mal einer eine Jeans oder einen Pulli oder Schulsachen gefuttert?) Und wieder war Kaoru zufrieden. So ordentlich aufgeräumt sah sein kleines Heim doch gleich viel größer aus. Summend fing er an, Geschenke zu verpacken. Er wunderte sich allerdings über sich selbst. Sonst hatte er nie gute Laune gehabt, wenn Weihnachten vor der Tür stand, ihm war das bisher meist viel zu stressig gewesen. Und das er ausgerechnet jetzt, wo es ihm eigentlich total schlecht ging, anfing, gefallen an diesem Fest aus der westlichen Hemisphäre zu finden, war ihm mehr als nur schleierhaft. Wenigstens hatte er sich seit einem Tag nicht mehr übergeben müssen. Seitdem er bei Kenji Andou gewesen ist, war einige Last von seinen Schultern abgefallen. Immerhin war seine berufliche Zukunft vorerst in trockenen Tüchern, um den Rest könnte er sich auch später noch kümmern. Also hatte er fürs erste einen Großteil der negativen Gedanken aus seinem Gehirn vertrieben, sein Magen war dafür sehr dankbar. Er dachte auch nicht mehr sonderlich viel an Die. Das Thema hatte er auch erst mal ad acta gelegt, nachdem er ihn angerufen und zum Geburtstag gratuliert hatte. Er hatte quasi seine Pflicht getan, auch wenn er eigentlich glaubte, Die nichts schuldig zu sein. Na ja, seine Gefühle hatte er trotzdem nicht komplett abschalten oder verdrängen können, sie waren jetzt lediglich im Stand by Betrieb und hinderten ihn somit nicht noch weiter daran, in die Zukunft zu blicken und das beste aus der Situation zu machen. Er war ein Meister im Vorspiegeln falscher Tatsachen und hatte sein Pokerface über die Jahre absolut perfektioniert. Merkwürdigerweise funktionierte das auch bei ihm selbst, so sehr hatte er sich daran gewöhnt, sich selbst zu belügen. Nachdem wirklich alles erledigt war, alle Geschenke verpackt oder schon auf dem Postweg waren, rief er Yamapi an. Ein Glück, dass Samstag war und Yamapi nicht mit arbeiten beschäftigt war. „Kaoru, mit dir hab ich jetzt ja mal gar nicht gerechnet.“ sagte Yamapi verdutzt, als er die vertraute, tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung gehört hat. „Na ja... Ich wollte mal Sorry sagen, weil ich mich neulich aufgeführt habe wie ein Vollidiot.“ gab Kaoru kleinlaut zu und zündete sich eine Zigarette an. Dieser kleine Glimmstängel konnte seine Nerven wenigstens kurzweilig ein wenig beruhigen. „Du bist nicht der Kaoru, den ich kenne...“ „Erzähl keinen Stuss. Du tust ja gerade so, als hätte ich mich in meinem ganzen Leben noch nie für irgendetwas entschuldigt.“ „Also, seltenheitswert hat das schon. Warte mal einen Moment, dann streich ich mir das eben rot im Kalender an.“ „Yamapi...“ „War nur ein Scherz. Also, erzähl. Du rufst doch nicht nur deshalb an.“ „Richtig. Ich wollte fragen ob du und Kagura morgen Abend zu einem vorweihnachtlichen Essen bei mir vorbeikommen möchtet.“ „Hm, für morgen Abend haben wir bisher nichts geplant. Ich frage sie nachher und ruf dich dann an, okay?“ „Jup, is okay.“ „Wer kommt denn noch?“ „Ich wollte Kyo und die anderen auch noch einladen.“ „Ah so. Okay. Ich meld mich später noch mal.“ „Okay. Bis dann.“ sagte Kaoru und trennte die Verbindung. Jetzt hatte er ein Problem. Er hatte so gut aufgeräumt, dass er sein Adress- und Telefonbuch nicht finden konnte. Also wurde eine kleine Telefonkette gebildet. Kaoru rief Aoi an, dieser fragte Kame, Kame fragte Toshiya und Toshiya fragte Kyo. Letztendlich hat Kyo bei Kaoru angerufen und die Einladung für die ganze Mannschaft angenommen. „Wunderbar. Dann morgen Abend um sieben?“ „Hai, wir werden da sein. Soll noch einer was mitbringen?“ „Nein, danke. Ich hab vorhin alles nötige besorgt.“ „Mal was anderes, Kaoru...“ „Was denn?“ „Wie geht’s dir?“ fragte Kyo vorsichtig. Er hatte Kaoru ja nun schon einige Tage nicht gesehen und hatte absolut keine Ahnung, wie es derzeit um den Gemütszustand des Architekten stand. „Ach, mir geht’s erstaunlich gut. Ist aber nett, dass du fragst.“ „Wirklich? Ich meine, geht es dir wirklich gut, oder redest du dir das nur ein?“ Da Kaoru ein wenig zu lange brauchte um zu antworten, malte Kyo sich den Rest selbst aus. „Wie auch immer. Ich bringe morgen noch eine Flasche Sake mit und dann lassen wir die Sau raus, wenn Yamapi und seine Freundin weg sind.“ sagte Kyo, als hätte er Kaoru’s Antwort nicht wirklich gehört. „Einverstanden.“ lenkte Kaoru ein und musste unwillkürlich lächeln. Doch, es tat gut die Stimmen von Freunden zu hören und zu merken, dass er doch nicht ganz alleine, wenn auch Single, war. Es war vielleicht nicht mal das schlechteste, dass Kaoru wieder Single war. So hatte er viel mehr Zeit für seine Freunde und konnte sich auf andere Dinge konzentrieren, die er sträflich vernachlässigt hat. Er wollte auch gerne herausfinden, ob er und Yamapi noch immer beste Freunde waren, so wie früher, auch wenn er das zwischenzeitlich stark bezweifelte. Denn auch wenn die beiden den gleichen Job hatten, so verband sie doch nicht mehr so viel miteinander wie zu Schul- oder Studienzeiten. Außerdem verbrachte Yamapi sehr viel Zeit mit Kagura, was ja auch verständlich war. Kaoru konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen, er war ja selbst ziemlich beschäftigt gewesen in letzter Zeit. Aber Freunde blieben Freunde und Kaoru wollte sich niemanden zum Feind machen. Am darauffolgenden Abend standen dann alle Mann, ausgenommen Yamapi’s Freundin die keine Zeit gehabt hat, bei Kaoru vor der Tür. Die anderen hatten ebenfalls kleine Geschenke besorgt, Kyo hatte statt einer Flasche Sake gleich drei Flaschen gekauft und präsentierte selbige wenig später stolz dem Gastgeber. „Ich dachte du trinkst nicht gerne Alkohol?“ fragte Kaoru ungläubig. „Na ja, Sake trinken ist ja quasi Tradition und kein sinnloses Betrinken, wenn man es genau nimmt.“ griente der kleine Blonde, eindeutig ein Grinsen mit Hintergedanken, und stellte die Flaschen auf den Küchentisch. „Wenn du meinst.“ „Außerdem hab ich gerade eine wichtige Prüfung hinter mich gebracht, die mehr als gut gelaufen ist. Ich habe also genug Grund zu Feiern. „Sag mal, ist es hier sauberer als sonst?“ wollte Yamapi plötzlich wissen, während Toshiya und Kame unschuldig blickend daneben standen. Kame und Toshiya waren das erste Mal in Kaoru’s Wohnung und staunten nicht schlecht über die schlichte Eleganz in der kleinen Hütte, die ja nur darin begründet war, dass Kaoru kein Geld für tolle Einrichtungsgegenstände gehabt hat, als er damals mit Haruka in das Apato gezogen ist. „Ich hab immer ordentlich aufgeräumt, wenn ich Gäste erwartet hab. Stell mich hier mal nicht als absoluten Chaoten dar, Yamapi. Das könnte man nämlich eher von dir sagen als von mir.“ lachte Kaoru und schüttelte den Kopf. Derweil tauschten Kyo und Aoi vielsagende Blicke aus, die beiden wussten ja Dinge, von denen Yamapi, Toshiya und Kame nicht mal etwas ahnten. Und beide konnten sich denken, dass es Kaoru nicht mal halb so gut ging, wie er es vorgab, so gut kannten ihn beide mittlerweile. „Wir bearbeiten ihn nachher einfach mal, wenn er ein bisschen was getrunken hat.“ raunte Kyo Aoi irgendwann zu als die übrigen Gäste nach dem Essen mit Geschenke auspacken beschäftigt waren. „Also darfst du nicht so viel Sake trinken, sonst klappt das nicht.“ Und das von Kyo, der sich eigentlich nicht mehr einmischen wollte. Leider ging ihn das ganze mittlerweile doch etwas an, Die hatte völlig recht gehabt, als er das gesagt hatte. „Ich weiß. Ich versuche, mich zu beherrschen.“ seufzte Aoi und blinzelte Kaoru verstohlen aus dem Augenwinkel an. „Wenn du meinst, das nützt etwas.“ „Einen Versuch ist es allemal wert.“ Kaoru ist aufgestanden, schnappte sich zwei Päckchen und kam auf Kyo und Aoi zu. „Hier, für euch hab ich natürlich auch was besorgt.“ lächelte er zufrieden und verteilte die letzten zwei Geschenke. Aoi riss ungeduldig die Verpackung auf und staunte nicht schlecht. Er drehte das Buch herum, schlug es auf, blätterte kurz und grinste breit. „Danke, Kaoru. Damit hab ich nicht gerechnet.“ „Ja, so ist unser Kaoru-chan. Immer für eine Überraschung gut.“ sagte Yamapi schon leicht lallend und schüttete noch mehr Sake seine Kehle hinab. Auch die beiden Schauspielstudenten hatten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Alkohol zugewandt, natürlich erst, nachdem sie sich artig für die Geschenke bedankt hatten. Kyo packte ebenfalls sein Geschenk aus. „Schmiermittel?“ „Na, für deine Vespa. Du hast dich einmal so beschwert, dass du alles hättest, außer Schmiermittel. Das war naheliegend.“ erklärte Kaoru und zuckte mit den Schultern. „Sag bloß, du willst das nicht haben? Ich hab den Kassenbon schon weggeschmissen, also kann ich’s nicht mehr umtauschen.“ „So war das nicht gemeint. Danke, Kaoru. Das ist halt kein so alltägliches Geschenk, wie du dir vielleicht denken kannst.“ „Wenigstens ist es nützlich. Und das ist doch schon mal was.“ sagte Aoi und nickte. Kyo fing auch an zu nicken wie ein Berserker. Spätestens jetzt kam Kaoru sich leicht verarscht vor. „Was wird hier gespielt?“ „Nichts. Darf man nicht mehr nicken, ohne das einem eine böse Absicht unterstellt wird?“ fragte Kyo und legte den Kopf leicht schief. „Ich frage nur.“ Alles weitere wurde vorerst durch Toshiya unterbrochen, der Kaoru dazu zwang ein großes Glas Sake auf Ex zu trinken. Dass Kaoru da mitspielte war seine eigene Schuld. Man hätte annehmen sollen, jemand der auf die 30 zuging, hätte in diesen Dingen mehr Verstand. Kyo und Aoi war das allerdings ganz recht. So hätten die beiden wenigstens nicht so viel Ärger damit, Kaoru derartig abzufüllen, dass er gesprächiger wurde. Tuschelnd warteten sie ab, überredeten Kame, Toshiya und Yamapi gegen Mitternacht nach Hause zu fahren. „Jetzt oder nie.“ sagte Aoi als Kaoru mit leicht glasigem Blick das entstandene Chaos im Wohnzimmer begutachtete. „Kaoru, kommst du mal bitte zu uns?“ fragte Kyo. Kaoru nickte und rutschte auf den Knien zum Sofa wo die beiden letzten Gäste saßen. Hätte er gewusst, wie lächerlich das ausgesehen hat, hätte er sich vermutlich die Mühe gemacht und wäre aufgestanden und ganz normal zur Couch rübergegangen. „Was gibt’s, meine lieben Freunde?“ fragte er dämlich grinsend und nippte an seiner Bierflasche. Der Sake war mittlerweile ausgetrunken, das meiste hatte Toshiya gesoffen, sprichwörtlich. „Eigentlich habe ich nur eine kurze Frage an dich.“ fing Aoi an und zündete sich eine Zigarette an, wenngleich schon riesige Rauchschwaden durch das Zimmer waberten und den Anwesenden fast die Luft zum Atmen nahmen. „Dann frag, statt so rumzudrucksen.“ „Was machst du, wenn du wieder anfängst zu arbeiten und Die über den Weg läufst?“ „Hö? Na, nichts. Was soll ich denn auch machen? Auf ihn losgehen vielleicht und ihn verhauen, weil er so ein Idiot ist?“ stellte Kaoru die Gegenfrage. „Okay, er ist noch zu klar im Kopf.“ kam die Feststellung von Kyo, ganz leise natürlich, damit Kaoru es nicht mitbekam. „Kaoru, trink doch noch was. Ist ja genug da.“ „Darf es noch etwas sein?“ fragte der Barmann. „Hai... Ein Bier, bitte...“ antwortete Die mit leicht lethargischem Tonfall. Irgendwie steckte ihm die vergangene Woche noch ziemlich in den Knochen, vor allen Dingen die Gespräche mit Shinya, mit Aoi und mit Kyo. Hatte er denn so viel falsch gemacht? Er verstand einfach nicht, warum sein Leben innerhalb der letzten paar Wochen eine Wendung um 180° gemacht hatte und warum alles immer schwieriger statt leichter wurde. Bisher war er immer davon ausgegangen, dass mit dem Alter auch irgendwann die Weisheit kommen würde, aber er hatte sich offensichtlich schwer getäuscht und kam sich jetzt noch naiver vor als mit 20 Jahren, als er zum studieren nach Amerika gegangen war. Vielleicht war das aber auch der Auslöser gewesen. Gut möglich, dass die lange Zeit im Ausland seine Sicht der Dinge derart verändert und amerikanisiert hatte, dass er mit dem japanischen Durchschnittsbürger nicht mehr klarkam. Leider hatte er nicht die geringste Ahnung, wie er herausfinden sollte, was falsch gelaufen ist. Sicher, es war ein großer Fehler gewesen, dass er damals Shinya zu sich gebeten hatte um mit ihm zu reden, dass er überhaupt noch einmal auf den jüngeren zugegangen ist um ungesagte Dinge aus der Welt zu schaffen. Es war auch falsch gewesen, dass er nichts getan hat, als Shinya ihn plötzlich geküsst hat. In dem Moment war er einfach viel zu verdattert gewesen, als das er das hätte verhindern können, so schwachsinnig das vielleicht auch klingt. Fest stand jedenfalls, dass in der Vergangenheit viel falsch gelaufen ist und er eine Menge Fehler gemacht hatte, Fehler, die nicht so einfach wieder rückgängig gemacht werden könnten, so sehr er das auch so gewollt hat. Alles was er jetzt noch tun konnte war letztendlich auf Verständnis von Kaoru zu hoffen. Aber Verständnis wofür? Dass er so einfach rumzukriegen war, selbst von jemandem wie Shinya, der nicht nur sein Auto sondern auch seine Wohnung halb zerstört hat? Oder Verständnis und Mitleid dafür, dass er jetzt so hilflos alleine in einer Bar saß und sich besinnungslos trinken wollte um wenigstens für einige Stunden alles zu vergessen? Nein, das konnte er von Kaoru weder erwarten noch verlangen. Er konnte verstehen, dass Kaoru wütend war, auch dass er verletzt und enttäuscht war, denn selbst Die hatte für sich und seinen Koi eine rosige Zukunft gesehen, wollte das es ewig hielt und er niemals wieder in so einer Situation wäre wie jetzt: Alleine in einer Bar, wie ein Einsiedler, der ausnahmsweise mal der Isolation der eigenen vier Wände entfliehen wollte. Wie oft er an diesem Abend schon sein Handy in der Hand gehabt hat und die ersten Ziffern von Kaoru’s Telefonnummer gewählt hatte, wusste er zwischenzeitlich nicht mehr. Aber selbst wenn er ihn anrief, was würde sich dann schon ändern? Er würde Kaoru nur erneut daran erinnern, dass es einen Menschen gibt, der ihm zwar viel bedeutet hat und der ihm vielleicht immer noch etwas bedeutet, der ihn allerdings so sehr verletzt hat, dass er am liebsten auf der Stelle tot umgefallen wäre, statt so weiterzumachen. Nachdem das letzte Glas Bier geleert war, beglich er still seine Rechnung, zog sich seine dicke Jacke wieder über und trat hinaus in die Nacht. Als er in diese Bar gegangen war, war der Himmel noch sternenklar gewesen, jetzt war er wolkenverhangen und kleine Schneeflocken rieselten langsam zur Erde. Ein paar lärmende Jugendliche, die offensichtlich eine Menge Spaß hatten, gingen an ihm vorbei. Manchmal wünschte er sich, er hätte eine Zeitmaschine, mit der er immer wieder, wann immer er wollte, in die Vergangenheit reisen könnte. Dann würde er noch mal zurückgehen, einige Dinge anders machen und zusehen, dass seine Zukunft nicht derart beschissen aussehen würde. Dann hätte er sich nicht dem Willen seines Vaters gebeugt um Architektur zu studieren, nein, er wäre losgezogen, hätte eine Band gegründet und wäre Musiker geworden. Als ihm allerdings bewusst wurde, dass er so wahrscheinlich nie auf Kaoru getroffen wäre, überdachte er seinen Plan allerdings noch einmal. Obwohl... Wenn zwei Menschen füreinander bestimmt waren, dann würden sie sich früher oder später doch sowieso begegnen, oder nicht? Wenn es wirklich Schicksal war, dann sollte es so und nicht anders sein. Und wieder wunderte Die sich über sich selbst. Früher hat er nie solche Gedanken gehabt. Da hat er einfach nur gelebt, es ging nur um ihn und um niemand anders. Er hatte doch auch lange Zeit niemanden gehabt, der für ihn irgendwie wichtig gewesen ist. Solange er seinen Spaß hatte, war es okay, egal ob es um Freunde, Frauen oder Männer ging. Er war eigentlich immer zufrieden gewesen, mit dem was er gehabt hat. Und er hatte alles, was er wollte. Da kamen ihm erneut Shinya’s Worte in den Sinn. Und verdammt, Shinya hatte recht gehabt. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass er nicht mehr alles bekommen hat, was er wollte. So war es früher immer gewesen und Die hatte sich derartig daran gewöhnt, dass er gar keine Ahnung hatte, was es hieß um etwas oder jemanden zu kämpfen. Das machte es ihm auch so schwer, was mit Kaoru war. Kaoru war tatsächlich der erste Mensch, der ihm wirklich etwas bedeutet hat, bei dem es nicht einfach nur eine Floskel aus reiner Höflichkeit war, wenn er gesagt hat „Ich liebe dich!“ Es wäre natürlich so einfach gewesen, loszugehen und sich etwas anderes zu suchen, und sei es nur für eine Nacht. Aber das war nicht das, wonach ihm verlangte. Er wollte nicht einfach mit irgendjemandem ficken, er wollte Wärme, Zuneigung, jemanden, der ihm zuhörte und für ihn da war, wenn es ihm mal schlecht ging und er wollte dieser einen speziellen Person das gleiche Verständnis, Mitgefühl und die gleiche Liebe entgegenbringen. Für ihn stand fest, dass er Kaoru um jeden Preis zurückbekommen musste. Würde das nicht passieren, würde er früher oder später daran zerbrechen, das wusste er jetzt schon. Der kalte Wind, der ihm um die Ohren pfiff und kleine Schneeflöckchen durch sein Gesicht jagte sowie der schale Geschmack in seinem Mund riefen Die wieder in die Realität zurück. Er hatte jetzt eindeutig zu lange sinnierend vor der Eingangstür der Bar gestanden. Kopfschüttelnd stapfte er los, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Nachdem er schon eine Weile gegangen war kam er an einem 24-Stunden-Conbini vorbei. Und wie er sich kurz die Auslagen im Schaufenster betrachtete fiel sein Blick auf ein paar Weihnachtskarten. –Ja, wieso eigentlich nicht? Schaden wird es sicherlich nicht- dachte er und ging in den kleinen Laden um eine der Karten zu erstehen. Noch im Geschäft krakelte er einen kleinen Text in die Karte, bedankte sich bei der Kassiererin für den Kugelschreiber und machte sich auf den Weg. „Ich weiß einfach nicht mehr weiter... Versteht ihr? Ich stecke fest und weiß nicht mal genau wo ich eigentlich feststecke... Ich weiß nur, dass es verdammt beschissen ist...“ Und wieder vergoss Kaoru Tränen, auch wenn er eigentlich nicht mehr weinen wollte in diesem Jahr. -Viele Menschen weinen schnell, wenn sie zu viel getrunken haben...- redete Kyo sich ein während er langsam und verständnisvoll nickte. Aoi war unterdessen damit beschäftigt, Kaoru ein Taschentuch nach dem anderen zu reichen und dem älteren ab und an aufmunternd auf die Schulter zu klopfen oder ihn kurz in den Arm zu nehmen, wenn das Zittern wieder stärker wurde. Aber Kaoru hatte reinen Tisch gemacht. Er hatte alles erzählt. Natürlich hoffte er jetzt auf mehr Verständnis, auch wenn er im ersten Moment befürchtet hatte, Kyo und Aoi würden vielleicht angewidert sein von dem, was sie über den augenscheinlichen Saubermann Kaoru erfahren hatten. Aber wenigstens war alles das gesagt worden, was er nun schon seit so vielen Jahren mit sich herumtrug, alle Dinge, über die er bisher mit niemandem hat sprechen können. Verständlicherweise waren Kyo und Aoi im ersten Moment geschockt gewesen, allerdings nicht geschockt über das, was er erzählte sondern eher die Art und Weise wie er das tat: Unverblühmt und en Detail, ohne etwas zu verschönern. Er hatte knallhart die Fakten auf den Tisch gepackt und den beiden, die er ja nicht mal nennenswert lange und gut kannte, sein innerstes zu Füßen gelegt. Dennoch zeugte es von riesigem Vertrauen, dass er seinen beiden Freunden entgegenbrachte, denn selbst wenn Kaoru betrunken war, so hatte er doch immer noch ein gewisses Fünkchen an Verstand übrig, damit er nicht in allzu peinliche Situationen geriet. Doch das war jetzt auch egal. Endlich hatte er darüber gesprochen, was ihn belastete und ihn irgendwie daran hinderte vorwärts zu kommen und es war, als wäre eine tonnenschwere Last von seinen schmalen Schultern abgefallen. „Ich bin einfach fertig mit den Nerven... Aber das schlimmste ist, dass... dass ich Die nicht mal hassen kann... Wie denn auch? Verfickt, er ist das beste, was mir je passiert ist...“ Mittlerweile hatte auch Aoi Wasser in den Augen. Einerseits, weil Kaoru ihm so leid tat und andererseits, weil er feststellte, dass seine Zuneigung für Kaoru wohl nicht erwidert werden würde. Aber genau das steigerte das Mitgefühl, das er für den Architekten empfand, noch um einiges mehr. Hinterher fragte er sich selbst, ob es letztlich wohl wirklich nur Anteilnahme gewesen ist oder ob er tatsächlich in Kaoru verknallt war. Er wusste es nicht und würde es wohl auch nie erfahren, was wahrscheinlich nicht mal die schrecklichste Alternative war. „Warum rufst du ihn nicht einfach mal an und sprichst mit ihm? Mehr nicht, nur mit ihm reden und... weiß nicht...“ sagte Aoi nachdem Kaoru eine Weile außer leisen Schluchzern und Schniefern nichts mehr von sich gegeben hatte. „Nein... Ich will nicht auf Knien vor ihm rumrutschen und darum betteln, dass wir es noch mal versuchen...“ antwortete Kaoru mit brüchiger Stimme. „Nicht?“ „Er soll vor mir auf die Knie gehen und um Vergebung bitten...“ „Kaoru, red keinen Stuss. Wenn du ihn liebst und er dich, dann geht es letztlich doch nur noch darum, dass du ihm seine Dummheit vergibst und ihm eine neue Chance einräumst.“ kam von Kyo, der sich bisher eher wortkarg gegeben und auf das Zuhören beschränkt hatte. Dass ausgerechnet er gerade diese Worte gesprochen hatte überraschte Kyo selbst. Aber darüber konnte er auch später noch nachdenken, Kaoru war jetzt erst mal wichtiger als seine eigenen, verworrenen Gedankengänge. „Eine Chance? Eine Chance wofür? Zu beweisen, dass er mich wieder hintergehen wird? Das kann nicht dein ernst sein, Kyo...“ „Er wird diesen Fehler nicht noch einmal machen.“ „Woher willst du das wissen?“ „Gott, ich hab mich schon öfters mit ihm über dich unterhalten. Und danach zu urteilen, was er gesagt hat und wie, ist es ihm wirklich ernst.“ „Das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?“ „Na, er... er würde halt alles für dich tun, damit es dir gut geht und das alles...“ druckste Kyo herum. Er hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, wie er Kaoru das alles am besten erklären sollte, falls er mal gezielt danach fragte. Kaoru blinzelte aus rot-verheulten Augen von Kyo zu Aoi, stellte fest, dass Aoi jetzt wirklich auch heulte und gab dem schwarzhaarigen ein Taschentuch. Eine Hand wäscht die andere. „Auch wenn ich ihn eigentlich wieder zurückhaben will... Ich kann das nicht...“ murmelte Kaoru und senkte den Blick. „Warum nicht? Warum sträubst du dich vor dem, was dich glücklich machen kann?“ fragte Kyo. Kyo war jetzt der einzige im Raum, der noch bei Verstand war. „Weil ich nicht weiß, ob eine Möglichkeit besteht, dass ich überhaupt jemals glücklich werden kann...“ „Bullshit, Kaoru!“ „Ich hab einfach Angst davor... und ich will es nicht riskieren, weil es wieder schief gehen könnte...“ „Kaoru, wer nicht wagt, der nicht gewinnt...“ flennte Aoi. „Man, ihr seid solche Heulbabys.“ seufzte Kyo und öffnete zwei Flaschen Bier, eine für Kaoru, die andere für Aoi. „Ruf ihn einfach an. Vielleicht nicht unbedingt morgen, warte noch zwei oder drei Wochen. Und wenn du erst mal mit ihm sprichst, dann weißt du hinterher womöglich eher, was du tun willst. Aber fang dann bloß nicht an, auf alten Geschichten herumzureiten. Wenn er irgendwann damit anfangen sollte, dann ist das was anderes, aber versuche nicht, ihn dadurch irgendwie zu provozieren und Salz in die Wunden zu streuen... Ihm tut das alles nämlich auch wahnsinnig leid.“ Kaoru’s glasiger Blick fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand während er langsam nickte. „Hai, ich rufe ihn einfach mal an und lasse den Rest auf mich zukommen...“ Das Taxi stand mit laufendem Motor wartend vor dem Häuserblock als Die kurz ausstieg und die Weihnachtskarte in Kaoru’s Briefkasten steckte. Er selbst empfand das als eine Geste der Freundlichkeit und hoffte, Kaoru wäre nicht zu sauer, wenn er die Karte entdeckte. Mit einem leicht zufriedenen Gefühl stieg er wieder in sein Taxi und ließ sich nach Hause fahren. Am nächsten Tag ist er erst gegen Mittag im Büro gewesen. Er musste erst seinen Rausch gründlich ausschlafen und wieder klar denken können, bevor er sich an die Arbeit machen konnte. Merkwürdigerweise war niemandem aufgefallen, dass er so spät da war. Nachmittags schaute er kurz in der Buchhaltung vorbei. Die Firmeneigenen Steuerberater waren emsig mit den Jahresabschlüssen beschäftigt und hatten ein paar Fragen zu Die’s Fahrtenbuch. Offensichtlich hatte er doch einfach ganz dreist versucht, private Fahrten und sogar Restaurantbelege über die Firma abzurechnen. „Na ja, da war ich aber mit einem Kollegen essen. Also dachte ich, das wäre okay.“ versuchte Die sich herauszureden, auch wenn er genau wusste, dass das nicht so war, immerhin hatte er an der Uni auch einige wirtschaftliche Fächer belegen müssen, um ordnungsgemäß die Firma eines Tages zu übernehmen. „Andou-san, so einfach ist das leider nicht. Sie wollen doch nicht wegen Steuerhinterziehung eine Strafe zahlen, oder?“ „Nein, natürlich nicht.“ Auch seine Mutter stand dabei, schaute belustigt zu. „Wenn ich gewusst hätte, dass du dich zu einem kleinen Betrüger entwickeln würdest, dann hätte ich dich anders erzogen.“ Wie wahr, wie wahr. Ein kleiner Betrüger war er ja tatsächlich. Vielleicht nicht im geschäftlichen Sinne, aber er hatte in seinem Leben schon einige Leute hintergangen, was nicht sehr fair gewesen ist. Aber damit sollte jetzt Schluss sein. Das war einer seiner guten Vorsätze für das neue Jahr: Ehrlich sein, zu sich selbst und zu anderen, keine schiefen Touren mehr, nicht mehr schwindeln und schon gar nicht mehr betrügen. Versuchen konnte er das zumindest, auch wenn er selbst wusste, dass einiges nicht so leicht einzuhalten war. Ebenfalls ziemlich verkatert und völlig erschlagen wachten Kaoru, Kyo und Aoi gegen Mittag auf. Irgendwann tief in der Nacht waren sie alle so wie sie waren eingeschlafen, nachdem sie, allen voran Kyo und Aoi, die restlichen Biervorräte gekillt hatten. Kaoru’s Kopf hing auf Aoi’s Schulter, Kyo’s Kopf war schlichtweg nach vorne gekippt und der kleine Blonde hatte jetzt verständlicherweise extreme Nackenschmerzen. Ein Glück nur, dass an diesem kalten Dezembermontag die Semesterferien angefangen hatten und weder Aoi noch Kyo eine Vorlesung verpassen konnte. Kaoru war als erstes aufgewacht. Ohne viel Zeit zu verlieren ging er in die Küche und machte sich daran, Frühstück für sich und seine Freunde zu machen. Wenig später weckte er Aoi und Kyo. Merkwürdigerweise sahen die beiden ihn leicht betreten an, als wäre ihnen jetzt peinlich, was sie am Abend zuvor willentlich in Erfahrung gebracht hatten. „Alles okay bei euch?“ fragte Kaoru schmunzelnd. Die beiden nickten unisono nachdem sie einen kurzen Blick ausgetauscht hatten. „Ich glaub euch das nicht wirklich.“ „Doch, kannst du.“ kam von Aoi. „Ich für meinen Teil bin nur ziemlich groggy, weil ich so viel Alkohol nicht gewöhnt bin.“ entschuldigte sich Kyo. „Wer ist jetzt das Heulbaby, huh?“ neckte Kaoru ihn. „Ich vermute mal, du hast dir auch schon mindestens zwei Kopfschmerztabletten reingepfiffen.“ entgegnete er auch wenn er sich wunderte, dass Kaoru sich an diesen Satz von ihm noch erinnerte, immerhin war Kaoru mit den Nerven am Ende gewesen. „Nein, es war nur eine, aber die hat erstaunlich schnell gewirkt.“ Aoi’s Kopf sackte auf die Tischplatte neben sein Frühstücksgedeck. „Ich glaube mal stark, dem geht’s schlechter als uns beiden zusammen.“ merkte Kyo leicht bissig an und tätschelte Aoi’s Schulter. „Was trinkst du auch so viel?“ „Du hast mich doch herausgefordert...“ nuschelte Aoi ohne den Kopf zu heben. „Gegen so einen wie dich konnte ich ja nun keine Niederlage einstecken...“ „Und? Bist du erwachsen und im vollen Besitz eines eigenen Verantwortungsbewusstseins oder nicht?“ fragte Kaoru und servierte das Frühstück (Pancakes, Ham and Eggs, Brötchen die er nur schnell aufbacken musste, leckere Marmelade und Konfitüren, Schinken, Salami, eine einzige große Gaumenfreude). „Seid nicht so fies zu mir...“ Kaoru kommentierte Aoi’s Leiden nicht weiter sondern legte wortlos zwei Kopfschmerztabletten auf Aoi’s Teller, sehr zu Kyo’s Belustigung. „Komm Aoi, heb deinen Kopf mal wieder vom Tisch und mach dann ‚aaa’.“ griente er und pulte die Tabletten aus der Plastikverpackung. Nachdem er Aoi die beiden Tabletten mit einem Glas Orangensaft eingetrichtert hatte war er richtig zufrieden, bis sein Blick auf Kaoru fiel. Kaoru zog schon wieder ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, immer dann, wenn er meinte, niemand beobachtete ihn. Doch statt wieder mitleidverkündende Worte zu sprechen drückte er kurz unter dem Tisch in einer freundschaftlichen Geste Kaoru’s Knie und lächelte ihn aufmunternd an. „Dann lasst uns mal essen.“ Nachdem Die sich kurz die Bilanzen des noch laufenden Geschäftsjahres angesehen hatte machte er sich daran, die Einrichtung von Kaoru’s neuem Büro zu koordinieren. Nicht, dass er das hätte machen müssen, er wollte nur, dass Kaoru sich dort wohlfühlte. Also sorgte er nicht nur dafür, dass Kaoru einen bequemen und komfortablen Bürostuhl bekam sonder auch dafür, dass einige Bilder an den Wänden hingen, von denen Kaoru mal beiläufig erzählt hatte, dass sie ihm gefallen würden. Ja, auch die konnte tatsächlich sehr umsichtig und auf die Wünsche seiner Mitmenschen bedacht sein. Außerdem hatte Die natürlich auch noch immer gewisse Hintergedanken und wollte Kaoru wieder zurückhaben. ~~~ T.B.C. ~~~ Ich weiß, das Ende dieses Kapitels ist ein bisschen unglücklich, aber ich wollte es endlich hochladen. Bis zum nächsten Mal, schöne Woche noch und natürlich schöne Ferien XD das nonie Kapitel 15: Auf ein neues ------------------------- ~~~ Mir gehört immer noch keiner der Charaktere und ich verdiene hiermit nach wie vor kein Geld. Wie immer: Bitte Kommentare, damit ich für die nächsten Kapitel weiß, was ich vielleicht besser machen kann. Sankyuu! ~~~ „Du schaffst das schon. Du gehst rein und machst deine Arbeit. Ich bin ja auch da, vergiss das nicht.“ sagte Kyo und klopfte Kaoru aufmunternd auf die Schulter. Kaoru’s Nerven flatterten ziemlich heftig und seine Hände schwitzten. „Tu einfach so, als wäre nie etwas passiert und du wärst wirklich nur im Urlaub gewesen. An deiner Stelle würde ich mir für die neugierigen Office Ladies noch eine Geschichte zurechtlegen, wo du gewesen bist, wenn jemand danach fragen sollte.“ „Danke für den Tipp.“ nickte Kaoru. „Ich hol dich dann zur Mittagspause ab.“ „Okay.“ Kyo nickte noch einmal und begab sich ins Gebäude hinein, während Kaoru noch einen Moment an der Straße stehen blieb und seine Zigarette zu Ende rauchte. Als er die Zigarettenkippe in einem Gully entsorgte fuhr der ihm nur zu gut bekannte schwarze Maybach an ihm vorbei. Kaoru’s Herz und Magen zogen sich schmerzhaft zusammen und er war kurz davor, einfach wieder umzudrehen und nach Hause zurück zu fahren, immerhin würde der nächste Bus schon in drei Minuten da sein. Und wie er so mit sich haderte klopfte ihm jemand auf die Schulter. „Willkommen zurück, mein Freund.“ lächelte Yamapi ihn im nächsten Moment an. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen und bist ordentlich ausgeruht, um wieder loslegen zu können?“ Von Kaoru kam nur ein leises „Hai“ und ein Nicken, bis er sich wieder eine Zigarette anzündete. „Meinst du denn, dass du mir vielleicht auch mal erklären kannst, warum du überhaupt gekündigt hast?“ wollte Yamapi dann wissen. „Was?“ Stimmt ja, Yamapi wusste gar nicht, wieso, weshalb und warum. Na ja, das würde dann zwangsläufig die Stunde der Wahrheit werden. Aber früher oder später müsste er auch Yamapi alles erzählen, auch auf die Gefahr hin, ihn als Freund zu verlieren. „Klar, erzähl ich dir alles noch. Aber nicht jetzt, ja? Das würde zu lange dauern.“ „Ist gut. Na ja, ich werd mich dann mal an die Arbeit machen. Wir sehen uns.“ Kaoru nickte wieder und sah Yamapi hinterher. Er könnte es sogar verstehen, wenn Tomohisa wegen seiner Beichte, die folgen müsste, wütend werden würde, nie wieder ein Wort mit ihm sprechen würde, aber er hatte keine Wahl. Die Tatsache, dass Die offensichtlich bei seinem Vater reinen Tisch gemacht hatte tröstete ihn nicht unbedingt, da Die’s Eltern schon länger wussten, in welche Richtung ihr Sohn sexuell orientiert war. Also hatte Kaoru noch ein ganzes Stück Arbeit vor sich, denn weder seine Mutter noch sein Vater ahnten etwas davon, was in Kaoru’s Leben wirklich passierte. „Ah, Niikura-san, schön, Sie zu sehen. Kommen Sie wohl kurz mit in mein Büro? Ich muss Sie schließlich noch in das Projekt einweisen.“ sagte Jin Shimitsu wenig später als Kaoru noch leicht planlos über den Flur lief und sein Büro suchte. Noch immer recht wortkarg folgt Kaoru seinem neuen Vorgesetzten mit einem Nicken in dessen Büro am anderen Ende des Gangs. Nach einer etwa einstündigen Einführung brachte Shimitsu Kaoru zu seinem Büro und ließ ihn allein. Na ja, nur etwa fünf Minuten später klingelte das Telefon und Andou senior beorderte Kaoru in dessen Büro, er hatte wohl auch noch einiges mit ihm zu besprechen. -Das fängt ja gut an...- dachte Kaoru als er sich zu Andou senior’s Büro aufmachte. So ging die Zeit bis zur Mittagspause relativ schnell vorbei, von allen Seiten kamen Kollegen angerannt um ihn erneut willkommen zu heißen und ihm mitzuteilen, was er während seines Urlaubs alles verpasst hatte, allen voran Tomoe, die Kaoru trotz seiner andauernden Zurückweisungen in China noch immer stark zu verehren schien. Aber das alles war eine willkommene Abwechslung und lenkte ihn von Die ab. Denn selbst wenn Kaoru sich das nicht eingestehen wollte, er dachte doch recht oft an den junior-Chef, jedes Mal wenn er dessen Namen auf der Telefonliste entdeckte, wenn er seine älteren Entwürfe durchsah und dort Die’s Gekritzel bemerkte... Diese Liste konnte er fast endlos fortführen. „Was ist denn das für ein Bild?“ fragte Tomoe plötzlich und zeigte auf den Kunstdruck, der hinter Kaoru’s Schreibtisch an der Wand hing, in einem viel zu teuren Rahmen wohlbemerkt. Kaoru hatte das Bild bisher nicht wirklich bemerkt, war aber jetzt umso erstaunter. „Das ist... Mädchen im Grünen, von August Macke.“ sagte Kaoru nachdem er einen Moment überlegt hatte. (Anm. d. A.: August Macke deshalb, weil der aus Meschede kommt und ich viele Verwandte dort und in der Umgebung habe ^^ Auch sehr lustig: In Brilon gibt es doch tatsächlich ein kleines Mädchen, das genauso heißt wie ich XDDD) „Ich wusste gar nicht, dass du dich mit Kunst auskennst?“ „Na ja, eine Art Hobby von mir.“ kam als Antwort, zusammen mit einem rot werden der Wangen. „Und wie nennt sich der Stil?“ wollte Tomoe weiter wissen. „Expressionismus.“ „Kennst du noch mehr expressionistische Künstler?“ „Na ja, da wären van Gogh, Kandinsky, Kokoschka, Klee, Mense, Chagall und noch einige mehr. Kokoschka hat zum Beispiel auch ‚Orpheus und Eurydike’ geschrieben.“ „Was du alles weißt.“ lächelte die junge Architektin. Kaoru nickte nur und wurde wieder rot. Irgendwie war ihm das peinlich. „Ich kann mir vorstellen, dass du auch ein gewisses künstlerisches Talent hast, Kaoru-san.“ „Ein bisschen. Aber ich bin kein Meister, also... nein, es hält sich in Grenzen.“ Nachdem Tomoe auf die Uhr geschaut und festgestellt hatte, wie viel Zeit sie jetzt in Kaoru’s Büro verplempert hatte, verabschiedete sie sich vorerst. Und kaum das sie weg war, stand Kyo im Raum und holte ihn zur Mittagspause ab. „Und? Bisher alles ohne Komplikationen gelaufen?“ wollte der kleine Blonde auf dem Weg zur Kantine wissen. „Ja, alles okay...“ „Kaoru, hör auf ein Gesicht, wie sieben Tage Regenwetter, zu ziehen. Ist doch alles bestens. Du hast wieder Arbeit, bist in Shimitsu’s Team und niemand tritt dir auf den Schlips.“ „Ja, noch nicht. Irgendwann werde ich Die über den Weg laufen und ich weiß nicht, was ich dann machen soll...“ „Sei professionell, sag ‚Hallo’ und geh weiter. Niemand zwingt dich, großartig mit ihm zu reden, nur weil er der Junior-Chef ist.“ sagte Kyo mit einigen wilden und ausladenden Gesten. „Hai... Ich werde einfach meine Arbeit machen, das, wofür ich bezahlt werde. Niemand bezahlt mich für’s Plaudern...“ „Richtig. Wart’s einfach ab. In ein paar Wochen hat sich die ganze Situation sicher beruhigt.“ Das Kantinenessen schmeckte Kaoru heute noch schlechter als sonst. Gabel für Gabel zwängte er sich das Essen rein, während Kyo, der ihm gegenüber saß, unablässig plapperte. Kaoru nickte beiläufig, hörte allerdings nicht wirklich zu, was Kyo aber nach einigen Minuten aufzufallen schien. „Kaoru...“ „Hm?“ „Lächel doch zur Abwechslung mal! Es ist vielleicht schon etwas her, aber ich weiß, dass du das kannst. Warum zur Hölle lächelst du also nicht mal? Zumindest eine Sekunde?“ „Mir ist nicht nach Lächeln, Kyo... Ich meine...“ Kaoru atmete tief durch. „Dieses... Dieses Essen schmeckt scheußlich, oder nicht?“ Plötzlich zierte ein breites Grinsen Kaoru’s Züge. „Wie soll ich da bitte lächeln, wenn ich mir so etwas reinzwängen muss?“ Sämtliche Gesichtszüge waren Kyo in dieser Sekunde entgleist. „Du bist... Da fehlen mir die Worte!“ sagte er mit ernster Miene. „Ach komm schon. Ich hab doch nun wirklich nicht viel Grund, ständig wie ein Honigkuchenpferd auszusehen.“ „Was nicht bedeutet, dass du mich einfach verarschen darfst! Das ist nicht nett. Kaoru, ich habe auch Gefühle, ja?“ „Gefühle für mich?“ „Ja, freundschaftliche Gefühle.“ „Na, da bin ich ja beruhigt.“ Um 18 Uhr abends stand Aoi im Erdgeschoss der Andou-Corp. und war in eine hitzige Diskussion mit dem Pförtner verwickelt. „Nein ehrlich, ich sag’s dir! Wenn du nicht weißt, ob ein Ei noch gut ist, dann musst du es einfach in eine Schale Wasser legen. Wenn es noch gut ist, dann geht’s unter, wenn es schlecht ist, dann bleibt es oben.“ sagte Aoi und gestikulierte wild dabei. „Und warum ist das so? Du als studierter, du hast doch sicher eine Lösung dafür, oder nicht?“ „Sicher habe ich die.“ „Dann erzähl mir den Rest halt auch, sonst weiß ich doch gar nicht, warum das so ist wie es ist.“ Aoi rollte genervt mit den Augen. Das hatte er nun davon, dass er sich auf das Gespräch mit dem Pförtner eingelassen hatte. Das alles auch nur deshalb, weil der Pförtner gefragt hatte „was war zuerst da? Henne oder Ei?“, dadurch war Aoi zu einer fast schon wissenschaftlichen Abhandlung gekommen und musste dem Pförtner, der offensichtlich direkt nach der Mittelschule abgegangen war, erklären, wie man ein genießbares von einem ungenießbaren Ei unterscheiden konnte. Und als Aoi den Rest erklären wollte kam, glücklicherweise, Kaoru den langen Gang heruntergeschlurft. „Na ja, der erkläre ich dir ein anderes Mal, okay?“ fragte Aoi mit einem entschuldigendem Lächeln. „Dagegen kann ich wohl kaum etwas tun. Außerdem will ich ja wissen, warum das so ist, wie es ist.“ Kaoru blieb mit verdutztem Blick neben Aoi stehen. „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte dich abholen, weil ich ne Menge Fragen habe. Wir haben nämlich einen neuen Dozenten in der Uni, der treibt mich noch in den Wahnsinn. Ich verstehe nicht ein Wort von dem, was er mir erzählt. Nix.“ Mit leicht gequältem Gesichtsausdruck kratzte Kaoru sich am Kopf. „Heute? Jetzt?“ Wild nickend packte Aoi Kaoru am Ärmel und schleifte ihn aus dem Bürogebäude. Kaum draußen wurde Aoi wieder um einiges ruhiger. „Wie war dein Tag?“ „War okay, hätte schlimmer laufen können, darf ich jetzt bitte einfach nach Hause gehen?“ „Wenn du mir versprichst, dass wirklich alles in Ordnung bei dir ist.“ „Ja, wie gesagt, es hätte schlimmer sein können, ich hab kaum richtig gearbeitet heute und… na ja… mal schauen, was die Woche noch bringt…“ sagte Kaoru und wurde mit jeder Silbe leiser. Aoi nickte wissend und klopfte Kaoru auf die Schulter. „Schon okay.“ „Ich hau jetzt ab, mein Kopf tut weh und ich bin müde. Also, wir sehen uns die Tage, Aoi.“ -Hm, wollte ja eigentlich noch mit ihm essen gehen oder so…- dachte Aoi leicht bedröppelt und blieb unschlüssig vor dem Firmengebäude stehen. Kaoru war erleichtert, als er in seiner kalten Wohnung ankam, den üblichen Geruch von abgestandenem Rauch in der Nase hatte und sich die Schuhe auszog. Als sein Blick in der Küche wieder auf die Weihnachtskarte fiel, die Die ihm in den Briefkasten geworfen hatte, verschlechterte sich seine Stimmung leicht. Er wollte sich davon nicht beeinflussen lassen, aber so ganz klappte das nicht. Und auch wenn er sich anfangs eingeredet hatte, das ganze würde ihm nichts ausmachen, so hatte er doch eine schweineangst, was wäre, wenn er Die plötzlich in der Firma gegenüberstehen würde. Er konnte dann ja schlecht einfach auf dem Absatz kehrt machen und weglaufen, das würde wirklich mehr als merkwürdig wirken und wäre ziemlich unhöflich. Na gut, dann würde er einfach abwarten, was passiert, er wollte nicht mehr darüber nachdenken, was ganz vielleicht eventuell sein könnte, weil es hinterher sowieso immer anders war als vorher gedacht. Statt weiter Trübsal zu blasen griff er zum Telefon und rief Yamapi an. „Was gibt’s?“ fragte dieser gutgelaunt. „Ich wollte dir ja einiges erklären, richtig?“ „Eh… hai.“ „Gut… Hast du Zeit?“ „Jetzt?“ „Tomohisa, ich habe lange genug geschwindelt und euch etwas vorgemacht, ich muss jetzt reinen Tisch machen…“ „Ok, ok… Ich bin in einer halben Stunde bei dir. Einverstanden?“ „Daijoubu…“ Kaoru’s Hände schwitzten als Yamapi bei ihm im Wohnzimmer saß und auf die angekündigte Erklärung wartete. „Du wirst sicherlich geschockt sein, aber… ich kann nichts tun außer dir das zu erzählen und auf Verständnis deinerseits zu hoffen, Yamapi… Bitte verurteile mich nicht voreilig…“ „Sag endlich, was Phase ist, Kaoru! Ich kann’s nicht ab, wenn jemand so herumdruckst!“ Also offenbarte Kaoru alles, wovon Yamapi gedacht hätte, es hätte sich in der Highschool erledigt. „Verstehe… Dann war das damals mit Sakito also nicht nur ein… ein ‚Ausrutscher’?“ Kaoru schüttelte den Kopf und wich Yamapi’s Blick aus. „Ich weiß, es ist krank, nicht normal, aber… Das ist nun mal das, was aus mir geworden ist… Ich will nicht behaupten, dass es Haruka’s Schuld war, aber unbeteiligt ist sie nicht und… Gott… Ich fühl mich schrecklich, weil ich euch allen jahrelang etwas vorgemacht habe, dir, meinen Eltern, allen die ich als meine Freunde bezeichne… Aber wer von euch hätte noch etwas mit mir zu tun haben wollen, wenn ihr alles von Anfang an gewusst hättet? Ihr hättet es abstoßend gefunden und wärt mir aus dem Weg gegangen…“ „Kaoru!“ sagte Yamapi ein Stück zu laut. Kaoru blickte erschrocken auf. „Weißt du, ich bin nicht angeekelt… Aber ich bin sauer… Ich bin sogar stinksauer auf dich! Ich bin nicht sauer, weil du schwul bist, meinetwegen könntest du sogar die größte Schwulette sein, die’s gibt… Was mir sauer aufstößt ist, dass du mich, deinen besten Freund, angelogen hast! Wenn du auch nur ein Wort gesagt hättest… Kaoru, mit mir kannst du über alles reden, das weißt du!“ „Es tut mir leid… Aber was hättest du an meiner Stelle gemacht? Du hättest genauso reagiert, glaub mir…“ „Vielleicht hätte ich das, aber wir kennen uns jetzt schon so lange! Du hattest lange genug Zeit, genug Mut zu fassen, mir das zu sagen! Was würdest du sagen, wenn ich dich über Jahre hinweg angelogen hätte?!“ Kaoru konnte nichts dagegen tun, dass er wieder das weinen anfing. „Es tut mir doch leid…“ „Ich verurteile dich sicher nicht für’s schwul sein, Kaoru… Aber… Ich muss erst einmal darüber nachdenken… Das ändert doch einiges…“ sagte Yamapi und stand auf. Als Kaoru tags drauf ins Büro kam fühlte er sich doppelt unwohl, einerseits wegen Die, andererseits wegen Yamapi. „Alles klar bei dir?“ fragte Kyo ihn in der Mittagspause. „Soll ich ehrlich sein?“ stellte Kaoru die Gegenfrage. „Bitte…“ „Ich hab Yamapi gestern reinen Wein eingeschenkt, er weiß jetzt alles…“ „Oh… Und?“ „Na ja… Er… ist natürlich nicht begeistert gewesen, dass ich ihn über Jahre hinweg angelogen habe und… Ich kann ihn ja sogar verstehen und hätte an seiner Stelle wahrscheinlich sogar genauso reagiert… Und trotzdem tut’s weh…“ „Klar, ihr wart schließlich immer beste Freunde…“ „Sicher, wir haben uns auch mal gestritten und wochenlang nicht miteinander gesprochen, aber das war in der High-School…“ Kaoru schob seinen Teller von sich weg, ihm war der Appetit schlagartig vergangen. „Ich… kann nicht fassen, dass mein Leben sich innerhalb so kurzer Zeit so gewandelt hat… Weißt du… Ich hab früher immer gedacht, es würde irgendwann mal leichter werden… stattdessen wird es immer komplizierter und schwieriger… Das muss doch irgendwann mal ein Ende haben…?“ „Kaoru, ich weiß ja nicht, was du jetzt von mir hören willst, aber… das wird schon werden. Früher oder später renkt sich alles wieder ein, glaub mir…“ Aber es wurde noch an diesem Tag schlimmer. Als Kaoru Feierabend machte und im Aufzug stand, mit dem Rücken zur Tür, merkte er, dass zwei Etagen unter ihm noch jemand dazu gestiegen war. Aber es war nicht einfach irgendjemand wie er feststellen musste als er sich umgedreht hat, es war Die. Kaoru schluckte schwer und versuchte vergeblich, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Auch Die schien überrascht zu sein, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. „Komban wa…“ sagte Kaoru leise und senkte den Blick. „Hai…“ entgegnete Die noch leiser. „Deine… Deine Haare…“ Kaoru nickte, traute sich noch immer nicht, Die anzuschauen. „Sieht gut aus…“ „Arigatô…“ Kaoru hielt sich krampfhaft an seiner Tasche fest, seine Fingerknöchel traten weiß hervor und der Laptop in der Tasche fühlte sich schwerer an als gewöhnlich. Er hoffte, der Fahrstuhl würde endlich im Erdgeschoss ankommen, damit er aus der kleinen Blechkabine herauskam und Die ihn nicht mehr mit Blicken durchbohren konnte. „Hör zu, ich… es tut mir leid…“ stammelte Die, kurz bevor die Türen endlich wieder aufgingen. „Ich weiß… Schönen Abend noch…“ sagte Kaoru und stürmte durch die Eingangshalle, stieß mit aller Kraft die Glastür am Eingang auf und stand im nächsten Moment in eiskaltem Regen. Als er wenig später an der unüberdachten Bushaltestelle stand hatte er das Gefühl, langsam aber sicher zu erfrieren. Ein Auto hielt vor ihm an. „Kaoru… Kann ich dich ein Stück mitnehmen? Ich will nicht… das du dir den Tod holst, Kaoru… Also… Bitte…“ Zitternd stieg er nach kurzem Zögern in den schwarzen Maybach. Er fühlte sich alles andere als Wohl bei dem Gedanken, so dicht neben Die zu sitzen, aber ihm war das allemal lieber als an einer Bushaltestelle kurz nach Neujahr zu erfrieren oder sich eine Lungenentzündung zu holen. „Glaubst du mir wenigstens, wenn ich sage, dass es mir leid tut?“ fragte Die nach einer Weile des Schweigens als die beiden schon fast vor Kaoru’s Apartmentkomplex angekommen waren. „Denn es tut mir wirklich leid, ich habe das noch nie so ernst gemeint…“ „Wenn du wüsstest, was mir alles leid tut…“ entgegnete Kaoru tonlos. Die lenkte das Auto an den Straßenrand und hielt an. „Dein Versprechen hast du ja wahnsinnig lange gehalten…“ „Kaoru, bitte… Ich flehe dich an… Ich kann es nicht ertragen, dass du so zu mir bist… und das du nicht mehr bei mir bist… Bitte…“ „Mach dich nicht lächerlich, Die…“ sagte Kaoru dann und blinzelte ihn von der Seite an. „Mir ist es egal, ob ich mich lächerlich mache! Ich will dich zurück, Kaoru! Ohne dich… Oh Gott… Bitte… Kaoru…“ „Warum war Shinya noch mal bei dir?“ fragte Kaoru schließlich. „Was?“ „Bevor ich gekündigt habe, warum war er da bei dir im Büro?!“ „Er hat mir meine Wohnungsschlüssel zurückgebracht…“ „Und das soll ich dir jetzt glauben? Ich bitte dich, Die!“ „Ich kann nur darauf hoffen, dass du mir vertraust… So wie du mir vorher vertraut hast…“ „Und davor? Wie kommt er dazu, in deine Wohnung zu gehen und dich zu küssen, verdammt? Und warum zur Hölle hast du ausgesehen, als hätte dir das nicht das geringste ausgemacht?“ Kaoru war aufgebracht, er war sogar ziemlich aufgebracht und überrascht über sich selbst, gleichzeitig war er aber auch froh, dass er diese Dinge endlich sagen und fragen konnte, so würde es vielleicht doch noch ein wenig leichter werden. „Ich kann das nicht erklären… Es ist doch egal, was ich sage, weil du mir sowieso nicht glaubst…“ kam kleinlaut von Die. „Oh, ich möchte dir sogar wirklich gerne glauben, nur… nur hast du bisher nichts gesagt, was ich einfach so glauben könnte… Du kannst dich noch tausendmal entschuldigen… Es ändert nichts…“ „Ich weiß, dass es nichts ändert… Und ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen… Aber weißt du was? Manchmal läuft eben nicht alles wie geplant… So ist das nun mal…“ Die zündete sich eine Zigarette an. Aus dem Regen wurde mittlerweile Schnee und Kaoru spürte die Kälte in jede Pore seiner Haut ziehen. „Aha… Also bin ich letztlich auch nur ein Fehler in deiner Planung…“ stellte Kaoru trocken fest und presste seine eiskalten Finger zusammen. „Das ist dann deine Auffassung davon, Kaoru… Ich würde dich jedenfalls nicht als Fehler bezeichnen… Du bist… eigentlich sogar ein richtiger Glücksgriff gewesen und ich… würde mir wünschen, dass…“ „Hast du Shinya solche Sachen auch erzählt, bevor du dich von ihm getrennt hast? Oder dem Mann vor Shinya? Der Frau davor?“ „Nein…“ „Das glaubst du dir doch selbst nicht…“ „Es ist so, Kaoru! Bevor ich dich getroffen habe, da… Kaoru, mach es uns nicht schwerer als nötig… Es könnte so einfach sein…“ „Ja? Nur weil du es dir immer zu leicht gemacht hast?“ „Du hast ja Recht… Trotzdem… Ich wollte nur… dass es einmal klappt… dass es funktioniert und nicht nach ein… ein… nach ein paar Tagen wieder kaputtgeht…“ Die’s Stimme klang reumütig. „Darüber hättest du vorher nachdenken sollen…“ sagte Kaoru, stieß die Autotür auf und stieg aus dem Wagen. „Kaoru!“ Die stieg ebenfalls aus und ging ihm hinterher. „Warum läufst du immer weg, Kaoru? Du machst es dir auch zu einfach!“ „Halt endlich den Mund, ich will davon echt nichts mehr hören! Du brauchst gar nicht versuchen, mir jetzt ein schlechtes Gewissen einzureden!“ sagte Kaoru und schlug seine Hand weg, als Die ihn am Arm packte. „Du hast mich hintergangen, nicht umgekehrt und das werde ich niemals vergessen!“ Kapitel 16: Turning Point? -------------------------- ~~ Trallala, eigentlich wollte ich, dass die Geschichte langsam auf ein Ende zugeht, aber irgendwie geht’s nicht. Ich will mich noch nicht von dieser Story lösen. Nein nein nein! Daher schreib ich erstmal weiter und führe noch nen neuen Charakter ein. Ja! Und dreist wie ich bin baue ich noch einen zweiten Handlungsbogen ein, auch wenn ich mit dem ersten manchmal schon überfordert gewesen bin, Verpeiltheit sei Dank… ^^ Wie immer: Mir gehört keiner der Charaktere, auch wenn das schön wäre, und Geld verdiene ich hiermit auch nicht. ~~~ „Du bist nicht von hier, oder?“ fragte die doch recht angeheiterte junge Dame in der Bar. „Nein, bin ich nicht…“ „Und was treibt dich her?“ wollte sie weiter wissen und wandte sich ihm komplett zu. „Nichts besonderes.“ „Verstehe. Hast du nachher schon was vor?“ Mit einem Seufzer zog er einen 1.000 Yen Schein aus der Tasche, bezahlte seine Getränke und verließ die Bar, er hielt es nicht aus, noch länger neben dieser… dieser Nutte zu sitzen und von ihr angebaggert zu werden. Immerhin hatte er eine ganze Weile im Zug gesessen, auf dem Weg nach Tokyo, wusste immer noch nicht so recht, wo er hin sollte um die Nacht zu verbringen, geschweige denn, wie er sich in den nächsten Tagen sein Leben finanzieren sollte, hatte er doch von gestern auf heute sämtliche Zelte abgebaut um nach Tokyo zu kommen… Die Frage nach „wie an Geld kommen?“ wurde jedoch keine 100 Meter weiter beantwortet. Mit einem vor Freude strahlenden Gesicht schlug er einen Haken und betrat die Lokalität mit der bunten Werbung an der Hauswand. „Ne, Aoi-kun, jetzt die Finale Frage: Warum bist du zum studieren nach Tokyo gekommen? Du bist so ein Landei, du würdest viel besser nach Kyoto passen oder so.“ sagte Kame, leicht lallend, weil irgendwie eine Menge Alkohol in Aoi’s Studentenbude gelandet war, besser gesagt: der Alkohol war mit Kame und Toshiya dort gelandet. „Ein Landei? Ich verklopp dich gleich!“ „Ruhig brauner… Ich mein ja nur, man merkt dir an, dass du nicht aus der Großstadt bist. Warum also ausgerechnet Tokyo?“ Aoi dachte einen Moment nach und holte tief Luft. „Weiß nicht… Ich wollte einfach aus Toba weg…“ „Aber warum? Liebeskummer? Stress mit den Eltern? Verbannung?“ bohrte Kame weiter und leerte seine Bierflasche. „Liebeskummer?“ fragte Aoi und legte den Kopf leicht schief. „Ja ja, kann doch sein. Er erzählt schließlich nie etwas über sein Liebesleben.“ warf Toshiya ein. „Außerdem siehst du aus wie so ein womanizer.“ „Du spinnst wohl. Ich bin kein womanizer.“ Eher ein ‚man’izer. „Doch, bist du. Vorgestern, da hat dir die Olle in der Mensa ne extra große Portion aufgefüllt, nur weil du nen bisschen gelächelt hast, du Schlawiner.“ Damit hatte Kame Aoi in einen Schwitzkasten genommen und verpasste ihm deftige Kopfnüsse, bis sich der schwarzhaarige ziemlich abrupt und unerwartet aus Kame’s Griff entwand und recht schmerzhaft mit dem Hintern auf dem Fußboden landete. „Na ja, ich wollte halt weg, raus in die weite Welt. Da gibt’s keinen besonderen Grund…“ sagte Aoi und schüttelte den Kopf. „Ich glaub ihm nicht. Du, Toshiya?“ fragte Kame. Kame schüttelte den Kopf. „Was auch immer es ist, wir kriegen es schon aus ihm heraus, glaub mir das mal…“ „Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du mich mal zum Essen einladen würdest.“ sagte Tomoe lächelnd als Kaoru ihr aus dem Mantel half. „Na ja, ich muss es ja irgendwie wiedergutmachen, wie unhöflich ich dir gegenüber war, als wir in China gewesen sind.“ erklärte er. „Ach was, das hab ich schon völlig vergessen. Na ja, nicht vergessen, aber… Ich nehme es dir nicht übel, um es mal so zu formulieren.“ „Okay, das beruhigt mich.“ „Passiert halt. Wir hatten keinen sonderlich guten Start, aber deswegen werde ich dir sicherlich nicht bis ans Ende meines Lebens böse sein.“ Kaoru lächelte sie über den Tisch hinweg an und nickte, hob dann sein Weinglas. „Also, auf einen Neustart.“ „Hai.“ Tomoe stieß mit ihm an und trank einen Schluck. „Kommst du öfter her?“ „In dieses Restaurant? Nein, ich war bisher einmal hier, aber das Essen ist hier wirklich vorzüglich.“ „Da bin ich ja schon mal gespannt.“ Und Kaoru hatte nicht zu viel versprochen. Bisher hatte Tomoe von französischer Küche nur gehört, nach diesem Abend hätte sie allerdings am liebsten nie wieder etwas anderes gegessen. Vielleicht lag es auch daran, dass Kaoru mehr als nur gesprächig war. Je mehr Wein getrunken worden ist, desto höher war der Redefluss, bei ihm als auch bei ihr. Schon leicht angeheitert ging es nach dem Essen raus in die kalte Januarnacht. Ab und an schneite es ein wenig und war wirklich saukalt. Tomoe fror sehr deutlich, sodass Kaoru all seinen Mut zusammennahm, seine Jacke ein wenig aufzog und um Tomoe herumlegte, einen Arm auf ihrer Schulter. Verständlicherweise blinzelte sie ihn mehr als verdutzt an, ihr steckten die Worte im Hals fest. Okay, Kaoru war sexuell gesehen vielleicht ein wenig verwirrt, im Sinne von sich nicht klar sein ob er jetzt eher Männer oder Frauen bevorzugte, aber das machte ihn nicht dumm oder blind. Also lächelte er sie an. „Was denn? Ich kann schlecht zulassen, dass du dich erkältest.“ erklärte er kurz und zog sie weiter, als die Fußgängerampel an der sie gestanden hatten auf grün umsprang. „Ich sag dir das nur, damit du nicht auf die Idee kommst, mich wegen sexueller Belästigung anzuzeigen.“ „Nan da yo? Das hatte ich nicht vor, aber bitte…“ Sie tat so, als wäre sie ein wenig beleidigt, was von Kaoru allerdings nicht unbemerkt blieb. „Wo willst du jetzt eigentlich hin?“ „Hm.“ Kaoru blieb stehen und blinzelte sie an. „Weiß nicht… Zu dir oder zu mir?“ Etwa zur gleichen Zeit saß Die in einem schäbigen Hotel und versuchte, sich zumindest ein kleines bisschen auf das einzulassen, was er sich eine halbe Stunde zuvor selbst eingebrockt hatte. Er war in einer Bar gewesen und hatte sich dort nach einer recht kurzen Zeit eine junge, wenig attraktive, Hostesse geschnappt und sie mitgenommen. Immerhin hatte sie eindeutig zweideutige Andeutungen gemacht, was sie alles mit ihm anstellen könnte. Ja, das hatte Die schon ein wenig gereizt… Jetzt saß er auf der Bettkante, den Kopf des Mädchens zwischen seinen Beinen, und konnte sich nicht fallen lassen, was nicht zuletzt daran lag, dass sie wirklich nicht gerade hübsch war. Dafür hatte sie riesige Brüste, für Die also eigentlich genug Grund, ein wenig scharf zu werden. Er schloss kurzerhand die Augen, stellte sich vor, jemand anderes wäre damit beschäftigt, ihm einen zu blasen. Aber auch das klappte nicht wirklich. Er kriegte den kleinen Die-chan einfach nicht hoch, es war einfach nicht dasselbe, wie wenn... „Ich bring ihn um…“ murmelte Die nach einer Weile. Die Hostesse, deren Namen Die nicht mal erfragt hatte, blickte zu ihm auf. „Nani?“ „Kaoru! Ich bringe ihn um! Ich krieg nicht mal mehr einen Ständer wegen ihm!“ motzte er jetzt frei heraus und drückte das Mädchen von sich weg. „Meine Fresse, das darf doch nicht wahr sein!“ Er zog ein paar Geldscheine aus seinem Portemonnaie, warf sie achtlos aufs Bett und ging einfach. Relativ unbeeindruckt fischte das junge Mädchen, sie war höchstens 19, die Geldscheine vom Bett und zählte nach. Gut, 10.000 Yen für eine knappe halbe Stunde, das war kein schlechter „Verdienst“ und sie hatte definitiv nichts dagegen einzuwenden, wenn öfters Männer wie Die in die Bar schneien würden. Er war sauer. Sehr sauer. Warum beeinflusste Kaoru jetzt seine Potenz? Er konnte überhaupt nicht mehr aufhören, an Kaoru zu denken, an die schönen Momente, die sie gemeinsam hatten, an die Befriedigung, die er durch Kaoru erfahren hatte. Es war wirklich zum verrückt werden. Kaoru hatte Die in sexueller Hinsicht völlig verzogen und er hatte sich viel zu sehr daran gewöhnt, was für sensationelle Gefühle er in Die ausgelöst hatte. Jedes Mal… Vielleicht hat es aber auch einfach an der Frau gelegen. Vielleicht sprang Die jetzt wirklich nur noch auf Männer an. Das musste und wollte er noch herausfinden. Also machte er sich auf den Weg in eine andere, einschlägigere Bar in Harajuku auf, einen sogenannten Host-Club, und bändelte mit einem wirklich sehr netten, gutaussehenden jungen Mann an. „Also, Die-san… Ein gutaussehender, erfolgreicher Mann wie du… Was machst du in so einem Laden hier?“ „Hätte ich gewusst, dass es hier jemanden gibt, der mit so einem reizenden Kansai-Ben spricht, ich wäre schon eher hergekommen.“ Die war wirklich verdutzt. „Wo kommst du her?“ „Oh, aus Toba.“ „Toba, wirklich? Ich war oft in Ise, als ich noch ein Kind war.“ Normalerweise sprach Die nicht so offen über sich, speziell gegenüber Menschen, die er nicht kannte. „Und Ise ist ja nicht so weit von Toba entfernt, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.“ „Hai, stimmt so weit.“ Es stellte sich heraus, dass die beiden auf merkwürdige Art und Weise einige Gemeinsamkeiten hatten. Plötzlich war es schon 3 Uhr nachts und Die konnte und wollte sich nicht von diesem jungen Mann loseisen. „Oh, sag mal, wie heißt du überhaupt?“ fragte Die schließlich, doch peinlich berührt, dass ihm diese Idee nicht schon eher gekommen war. „Nao desu.“ lächelte der andere und schüttelte Die’s Hand. „Und warum arbeitest du hier in diesem Host-Club?“ wollte Die weiter wissen. „Oh, ich bin noch nicht lange in Tokyo und der Job hier hatte sich angeboten.“ „Wäre dir eine solidere Tätigkeit nicht lieber?“ „Inwiefern solide?“ fragte Nao leicht verdutzt. Solide konnte vieles bedeuten, solide gefesselt zu sein oder ähnliches. Wie gut, dass Nao nicht neurotisch war. „Na ja, einen Job, der sich in deinem Lebenslauf besser macht als das hier?“ „Kommt Zeit kommt Rat.“ zuckte Nao nur mit den Schultern. „Okay, hör zu…“ Die zückte eine Visitenkarte und schob sie Nao zu. „Ruf da morgen mal an und lass dich mit Andou-junior verbinden. Der kann vielleicht etwas für dich tun.“ „Andou-junior…? Bist du das?“ fragte Nao nachdem er die Karte ein wenig eingehender betrachtet hatte. Die errötet ein wenig und nickte. „Ich habe aber mit Architektur überhaupt nichts am Hut… Ich verstehe davon überhaupt nichts…“ „Und? Das macht nichts. Ich werd schon was finden für dich. Einverstanden?“ „Hab ich eine andere Wahl?“ „Spinner.“ lachte Die und schüttelte den Kopf. Ja, was bewegte ihn denn überhaupt dazu, diesem Mann zu helfen, den er eigentlich überhaupt nicht kannte? Sexuelle Anziehung? Ein bisschen. Am meisten war es aber wohl der Drang, ab und an auch mal etwas wirklich gutes zu tun. Das mit Kaoru hatte er definitiv verkackt und er glaubte irgendwie nicht, dass er ihm noch eine Chance einräumen würde, zumindest nicht in diesem Leben. Also wandte er sich neuen Dingen und Personen zu, Kaoru stellte er hintenan, wer weiß, was passieren würde, wenn erstmal ein wenig Gras über die Sache gewachsen wäre. „Mal eine andere Frage.“ sagte Die und zündete sich eine Zigarette an. Der jüngere horchte augenblicklich auf. „Wenn du sagst, das du noch nicht lange in Tokyo wärst… Wo wohnst du denn überhaupt?“ „Oh das… Ja… Ich werde wohl heute Nacht in einem Hotel oder so schlafen.“ Für ein Hotel hatte er kein Geld, nicht mal annähernd, war alles für das Zugticket draufgegangen. „Seit wann bist du überhaupt in Tokyo?“ „Seit heute?“ lächelte Nao entschuldigend und zog die Schultern hoch. „Die Jugend von heute.“ Die konnte nicht anders, er musste einfach laut loslachen, als er Nao’s gespielt empörten Gesichtsausdruck sah. „Na ja, da ich ein Gentleman bin, biete ich dir an, vorerst bei mir zu wohnen. Ich hab ne Menge Platz und ein Gästezimmer.“ Die ihm anerzogene japanische Höflichkeit verbot es Nao natürlich, das Angebot sofort anzunehmen. Also druckste er ein wenig herum, dass es schon okay sei, wenn er in einem Hotel absteigen würde, das wäre ja nicht für lange, aber Die ließ und ließ nicht locker. Schließlich hatte er Nao weichgeklopft und eine halbe Stunde später die Bar verlassen. Gemeinsam mit Nao, der seinen frischen Job direkt wieder gekündigt hat. „Ich glaube, ich sollte in nächster Zukunft nicht herkommen.“ merkte Die zerknirscht an als er ein Taxi an den Straßenrand winkte. „Warum?“ „Weil ich einfach so Arbeitnehmer mitnehme. Ich glaube, das sehen die nicht so gern.“ „Ach was. Spätestens in einer Woche wären die froh gewesen, mich loszuwerden, glaub mir.“ „Eigenwerbung sieht anders aus… Aber du wirkst auch nicht wirklich wie ein Mann, der in so einer Lokalität arbeitet. Zumindest nicht im Vordergrund. Jemanden wie dich würde man eher hinter den Kulissen vermuten.“ „Bitte was? Findest du, ich bin nicht hübsch genug um mich persönlich um Kunden zu kümmern?“ Während er das sagte, warf er sich in Pose. Darauf wusste Die keine spontane Antwort. Erst im Taxi sagte er etwas dazu. „Also ICH würde dich nicht von der Bettkante schubsen…“ Allerdings sagte er das so leise, als würde er mit sich selbst sprechen. Ein breites Grinsen wanderte über Nao’s Gesicht während er seine vollgestopfte Reisetasche auf dem Schoß festhielt. „So leicht bin ich nicht zu haben.“ Von wegen. Immerhin hatte er sich gerade von einem wildfremden Mann abwerben lassen. Eigentlich ziemlich leichtsinnig. Woher sollte Nao schließlich wissen, ob Die nicht tatsächlich ein perverser war, der ihn, in seiner Wohnung angekommen, die ganze Nacht vergewaltigen und quälen würde? In dieser Hinsicht vertraute Nao auf seine gesunde Menschenkenntnis. „Willst du mir jetzt ernsthaft weis machen, du wärst nur durch Zufall zur Architektur gekommen?“ brüllte Toshiya lallend durch Aoi’s Zimmer und ließ versehentlich seine leere Bierflasche fallen. „Wenn ich’s doch sage!?“ Auch Aoi konnte nicht mehr wirklich normal sprechen. Seine Zunge fühlte sich merkwürdig dick und taub an, genau wie seine Finger irgendwie taub waren. „Ich lüg doch nicht!“ Kame lag lachend auf dem Fußboden. Er kriegte sich überhaupt nicht mehr ein, vielleicht auch deshalb, weil er noch halbwegs nüchtern war und offensichtlich als einziger die Schwachsinnigkeit der geführten Unterhaltung verstand. „Du lässt also zuhause alles stehen und liegen, packst ein paar Anziehsachen ein und kommst auf blauen Dunst nach Tokyo, nur mit deinem guten Willen und deinem Abschlusszeugnis in der Tasche?“ Toshiya wurde noch lauter, sodass es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit war, bis jemand entweder von oben, unten, rechts oder links an die Wand klopfte. „Nein nein nein, Schätzchen, das glaub ich dir nicht.“ „Hat der mich grad Schätzchen genannt?“ wollte Aoi von Kame wissen, der sich noch immer krümmte und kringelte. „Denk dir nichts bei, das sagt er zu jedem, wenn er so betrunken ist, dass er keine Namen mehr weiß.“ erklärte Kame und wischte sich Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Also…“ Der hochgewachsene Schauspielstudent stand mühsam und ächzend vom Bett auf und ging einmal quer durch den Raum. Jetzt fing es an, ein Kreuzverhör nach Toshiya’s in langer, harter Arbeit einstudierter Art und Weise… Kame schwante böses und er ging Toshiya ein Stück aus dem Weg, damit der große in seiner eventuell aufkeimenden Wut oder seinem Übereifer, nicht über ihn hinwegtrampelte. „Ich persönlich, ne… Ich glaube ja, dir ist einfach das Herz gebrochen worden, deswegen bist du da weg, wo du herkommst!“ „Das ist doch Schwachsinn…“ maulte Aoi. Er hatte es langsam satt, dass Toshiya den ganzen Abend nach dem „warum“ bohrte. „Doch doch, genau das glaube ich. Und weil du so ein cleveres Bürschchen bist, hast du halt Archtitek… Archti… Architektur als Studienfach gewählt. Alles andere wäre unter deiner Würde gewesen! Hab ich Recht? Na?!“ „Zur Hälfte, ja.“ gab Aoi schließlich zu, immer in der Hoffnung, Toshiya würde endlich Ruhe geben, sich weiter betrinken und dann vielleicht einfach in Ohnmacht fallen… „Aha! Und wer hat dir das Herz gebrochen? Gibt es da in deinem Dorf viele hübsche Ladies, die genug Chuzpe hatten, dich in tiefer Trauer versinken zu lassen? So, dass sich dein hübsches Gesichtchen in voller Gram zu einer grusligen Grimasse verzieht?“ „Jetzt dreht er völlig durch…“ japste Kame und kroch kichernd unter Aoi’s Schreibtisch. „Nein, der Teil mit der Würde, der stimmt.“ wandte Aoi ein. Er war nun doch recht froh, dass es offenbar keinen Alkohol mehr gab, seine Chancen, noch ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor er in die erste Vorlesung musste, stiegen. „Komm schon, Aoi-chan, sag ihm irgendwas, egal was, damit er Ruhe gibt.“ sagte Kame nach einer Weile und kroch unter dem Tisch hervor, denn Toshiya hatte sich offensichtlich wieder ein wenig beruhigt. „Aus mir bekommt der nix heraus.“ lallte Aoi Kame blickte auf seine Armbanduhr. „Ach du scheiße… Ich geh schlafen, ich muss morgen frisch sein, ich hab nen Rhetorikkurs, da darf ich nicht zu spät kommen.“ Schwupps, schon war er weg und Aoi war mit dem betrunkenen und dumm vor sich hin grinsenden Toshiya alleine. „Hast du keine Vorlesung, morgen?“ fragte Aoi, wobei seine Stimme deutlich hoffnungsvoll klang. Er mochte Toshiya, aber so betrunken wie er war, war er Aoi nicht ganz geheuer. „Nein, hab ich nicht.“ „Oh.“ „Hast du hier noch was zu trinken? Irgendwas?“ „Toshiya, du kriegst eine Alkoholvergiftung, wenn du noch einen einzigen Tropfen trinkst…“ „Hast du noch was, ja oder nein?“ Ohne zu überlegen antwortete Aoi: „Nein, hier ist nix mehr, haben wir alles ausgetrunken, alles weg, du kannst also gehen.“ „Willst du mich loswerden?“ „Ja.“ Jetzt blinzelte Toshiya doch ein klein wenig verletzt, setzte sich dann neben Aoi. „Schieß los.“ „Nan da?“ „Hast du ein Problem mit mir?“ Toshiya schien plötzlich erstaunlich klar zu sein. „Was für ein Problem sollte ich mit dir haben?“ „Na ja, keine Ahnung, sonst würde ich wohl nicht fragen, oder? Ich mein… du willst mich plötzlich loswerden und so…“ „Weil ich müde bin und noch ein bisschen Schlaf brauche, ich hab morgen 5 Vorlesungen und werde bis… mindestens 18 Uhr in der Uni hocken…“ „Verstehe…“ Aoi’s Augen weiteten sich geschockt, als Toshiya’s Gesicht seinem urplötzlich mehr als nur nahe kam. Als Nao in Die’s Apartment ankam staunte er nicht schlecht. Gut, Die hatte gesagt, er würde Platz haben, aber Nao hatte nicht mit so viel Platz gerechnet. „Oh scheiße… Das ist ja ein richtiger Palast…“ sagte der jüngere, noch im Flur stehend als er sich die Schuhe von den Füßen streifte, sämtliche Beherrschung und Zurückhaltung war flöten gegangen. Betreten lächelnd zog Die seine Jacke aus. „Also, hier vorne links ist das Gästezimmer, Bad und Toilette ist hier rechts, geradeaus ist das Wohnzimmer, dahinter mein Schlafzimmer und da drüben ist die Küche.“ sagte er und deutete auf die geschlossene Tür neben dem Gästezimmer. „Die Küche ist allerdings so gut wie unbenutzt. Na ja… Wird wohl erstmal gehen für eine Weile, oder?“ Nao strahlte Die an und nickte. „Ist mehr als akzeptabel.“ Er brachte seine Tasche ins Gästezimmer, Die folgte ihm leise. „Na gut, ich geh schlafen, ich muss morgen früh raus. Wenn du Hunger oder Durst hast, bedien dich einfach, ja?“ „Werd ich schon schaffen.“ „Okay. Oyasumi.“ „Hai.“ Kaum dass Die den Raum verlassen hatte, musste Nao erstmal lachen. Das war ja wohl zu schön um wahr zu sein. Sechs Stunden vorher hatte er noch nicht einmal gewusst, wo er die Nacht verbringen würde und jetzt so was und völlig kostenlos. Na ja, zumindest vorerst kostenlos. Er hatte das dunkelbraune Gefühl, Die würde auf die eine oder andere Art und Weise schon noch eine kleine Wiedergutmachung für seine Gastfreundschaft erwarten. Nichtsdestotrotz sah er sich erstmal um. Er hatte hier einen Fernseher, einen DVD-Player, ein riesiges Bett, eine Klimaanlage, riesige Fenster mit einem atemberaubenden Blick auf das nächtliche Tokyo. Daran könnte er sich wohl gewöhnen. Zufrieden summend packte er ein paar Sachen aus seiner Tasche aus, zog sich um und legte sich ins Bett. Schlafen konnte er nicht wirklich, dafür ging ihm noch ein wenig zu viel im Kopf herum, aber das Bett war so ziemlich das komfortabelste, in dem er je gelegen hatte. ~~~ Okay, das Kapitel ist nicht wirklich lang, aber ich fand’s ne relativ gute Überleitung für meinen neuen Handlungsbogen ^^ Kapitel 17: Self-Fulfilling Prophecy ------------------------------------ Der Titel dieses Kapitels hat nichts mit dem Inhalt zu tun, ist ein Songtitel von Maria Mena, wunderschönes Lied ^^ Anmerkungen vorab (in den Fließtext darf ich sie ja nicht mehr schreiben): 1. Ich habe für dieses Kapitel ein wenig im Internet, vorzugsweise auf Wikipedia, recherchieren müssen, wenn also etwas nicht zu 100% genau oder sogar falsch ist, weil ich es vielleicht falsch verstanden habe, bitte nicht zu kleinlich sein. Ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich in Naturwissenschaften mehr als nur eine Niete war und meine letzte naturwissenschaftliche Schulstunde mittlerweile etwa 7 Jahre her ist, garantiere ich nicht für Richtigkeit. Ich bin auf dem Gebiet wirklich dämlich und verstehe da einige Zusammenhänge nicht. ^^ 2. Ich unterscheide in diesem Kapitel bei „China“ nicht zwischen Volksrepublik China und Republik China, ich sag einfach nur China! Man kann es mit Details nämlich auch übertreiben, auch wenn ich natürlich um die Spannungen zwischen Japan und China Bescheid weiß. 3. ich spekuliere ein bisschen in diesem Kapitel. Aber das ist schließlich eine ff und keine wissenschaftliche Abhandlung über Plattenverschiebung oder ein Essay über „China und das Verhältnis zum Ausland“, ich bitte also um ein wenig Nachsicht. Ja? Danke ^^ Mir gehört keiner der Charaktere, ich verdien kein Geld hiermit, alles nur für euch ^^ Viel Spaß beim Lesen ^^ ~~~ Es dauerte eine Weile, bis Aoi sich aus seiner Erstarrung lösen konnte. Ziemlich verwirrt blickte er in Toshiyas große braune Augen. Hatte der andere Student etwa gerade versucht, ihn zu küssen? Aoi versuchte zwar, den Gedanken abzuschütteln, aber das wollte nicht so richtig klappen. „Ich bin nicht so einer…“ murmelte er schließlich und rückte ein Stück von Toshiya weg. „Was für einer?“ „Na, so einer…“ „Steh doch einfach dazu, dass du-“ Aoi unterbrach ihn schnell. „Woher willst du das bitte wissen? Du… Du kennst mich doch überhaupt nicht richtig! Nur weil wir ab und an mal Spaß zusammen haben, meist in Verbindung mit Alkohol, heißt das noch lange nicht, dass du mich in- und auswendig kennst!“ „Aoi-chan, das hab ich doch auch nicht behauptet, oder?“ Jetzt stutzte er. „Nein, hast du nicht, aber-“ „Hör mir mal zu, ja?“ fragte Toshiya mit großen Augen und aufforderndem Nicken. „Sei doch mal ehrlich. Kyo und Kaoru, die dürften dich noch am besten kennen, denen vertraust du offensichtlich auch mehr an als mir oder zum Beispiel Kame. Das kannst du nicht von der Hand weisen. Ich meine… Ich kenn dich wirklich überhaupt nicht, außer eben vom Party machen, das gebe ich auch offen und ehrlich zu. Und warum? Weil du einfach nichts über dich verrätst! Muss doch so nicht sein. Du kannst ruhig ein wenig offener sein, sagen, was dich beschäftigt und so…“ „Und was wenn ich das gar nicht will?“ „Glaub ich dir nicht.“ „Ja, aber was wäre wenn?“ „Dann würde ich denken, dass du vielleicht ein wirklich schmutziges kleines Geheimnis hast, das du vor uns bewahren willst.“ „Hm…“ „Hast du eins?“ „Ein was?“ „Ein Geheimnis?“ Aoi fing an nachzudenken. Klar hatte er Geheimnisse. „Nein, wieso auch?“ Leicht die Nase rümpfend stand Toshiya auf. „Du bist so eine kleine Diva, Aoi…“ „Stimmt doch gar nicht…“ „Und ob das stimmt. Aber weißt du was? Eigentlich ist es auch okay so. So bist du eben.“ „Als ob du das beurteilen könntest…“ „Herrgott noch mal… Ich würde dich gerne besser kennen! Jetzt verstanden?“ „Oh.“ Aoi kaute auf seiner Unterlippe herum und starrte betreten Löcher in die Luft. „Keine Panik, ich stehe nicht auf dich. Darum geht es überhaupt nicht. Aber ich mag dich. Zumindest das, was ich bisher von dir kennengelernt habe. Das ist doch nicht falsch oder?“ „Soll das heißen, du… du… stehst echt auf Männer?“ „Nein, ich mag beides. Männer mit Brüsten, das wäre ne tolle Sache, muss ich schon zugeben…“ Mit einem puterrot anlaufenden Gesicht suchte Aoi nach seinen Zigaretten. „Und das wissen auch alle?“ „Die meisten schon, ja. Komm schon, ist dir nie aufgefallen, dass ich manchmal ein bisschen merkwürdig bin?“ „Merkwürdig? Das nennst du merkwürdig?!“ Nur zu gut und lebhaft konnte Aoi sich an einige Situationen erinnern, in denen er schon vorher gedacht hatte, Toshiya wäre der schwulste Mann auf dem ganzen Campus gewesen, aber dann gab es ja auch noch den tollen Ausdruck ‚Metrosexuell’, also hatte Aoi ihn erst in diese Kategorie eingeordnet. „Jedenfalls… Aoi, ich wäre gern einer deiner guten Freunde. Davon hast du hier doch nicht allzu viele, oder?“ Da gab es schon ein paar, wenn Aoi genauer nachdachte. Er hatte eigentlich immer recht schnell und leicht Anschluss gefunden und seit er jetzt an zwei Abenden die Woche in einem Convini arbeitete, hatte er sich auch mit zweien seiner Kollegen, Ruki und Kai, ‚angefreundet’. Okay, er würde das nicht als richtige, tiefgehende Freundschaften bezeichnen, aber… Hm. Ja, er wusste es selbst nicht so recht. Und dann waren da auch noch Kyo und Kaoru. Wobei er zu Kaoru seit seinem offiziellen Outing nicht mehr den engsten Kontakt hatte, das aber auch nur, weil Kyo ihm geraten hatte, den Architekten für eine Weile in Ruhe zu lassen. Und sonst? Wen gab es denn da noch? Zu seinen ehemaligen Schulkameraden in Toba hatte er keinen Kontakt mehr, die meisten waren zwischenzeitlich, so wie er auch, weggezogen, einige hatten sogar schon geheiratet und waren damit einen völlig anderen Weg gegangen als er selbst. Das hatte so seine Spuren hinterlassen. „Du hast doch auch Geheimnisse.“ sagte Aoi schließlich, ein wenig aus dem Kontext gerissen. „Was meinst du?“ „Du hast deine eigene Wohnung, arbeitest aber nicht. Niemand weiß, wie du dir das Studium und deinen ausschweifenden Lebensstil verdienst.“ „Ich hab Eltern.“ „Ich weiß.“ „Die bezahlen vieles für mich. Das Studium selbst… Na ja, ich hab ein Stipendium. Also kann ich vieles von dem, was meine Eltern mir bezahlen, einfach so für Klamotten und dergleichen mehr auf den Kopf hauen.“ „Bist du sicher, dass du der gleiche Toshiya bist, der sonst immer meinte, er würde es hassen, wenn Studenten ihren Eltern auf der Tasche liegen?“ Aois Stimme klang mehr als zweifelnd, seine linke Augenbraue war ein ganzes Stück nach oben gerutscht. „Stimmt.“ „Aber du bist doch offensichtlich selbst so einer.“ „Stimmt auch.“ „Und das kommt dir dann nicht irgendwie… falsch vor, andere für das zu verurteilen, was du selbst machst?“ „Aoi, du weichst vom Thema ab. Gut, ich liege meinen Eltern auf der Tasche, aber die haben mich schließlich auch weggeschickt. Die wollten mich nicht länger zu Hause haben, weil ich eben so bin wie ich bin. Das ist eine Vereinbarung zwischen ihnen und mir. Sie bezahlen mir mein Leben und dafür halte ich mich von ihnen fern…“ Aoi fiel die Kinnlade runter. „Im ernst?“ „Hai.“ nickte Toshiya. „Es gibt eben Eltern, die es nicht verknusen können, dass sich das eigene Kind so entwickelt wie ich mich eben entwickelt habe.“ „Das ist ganz schön heftig…“ „Das ist das Leben, Aoi-kun.“ Im Gegensatz dazu war Aoi aus einem völlig normalen Umfeld. Gut, seine Schwester hatte geheiratet und das elterliche Haus verlassen, als er grade in die Mittelschule gekommen war, irgendwann wurde sein Vater versetzt und war nur noch an den Wochenenden zuhause, aber ansonsten war alles in ganz geregelten Bahnen gelaufen. Er hatte so gut wie nie Hausaufgaben gemacht und sich durch die Schule gemogelt, wie ein ganz normales Kind. Auch als Jugendlicher war er eigentlich immer ziemlich normal gewesen. Er hatte viele Freunde gehabt, einen besten Freund, Hobbys. „Ich hab mich damit abgefunden und muss sogar sagen, dass es gut war, dass ich quasi verstoßen wurde. Ich bin eigentlich mein eigener Herr und wenn ich was brauche, genügt eine kurze eMail an meine Eltern.“ „Also ich weiß nicht, ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass das toll ist.“ sagte Aoi und zog die Schultern hoch, während er seine Zigarette ausdrückte. „Glaub was du willst.“ Jetzt lächelte Toshiya ihn wieder fröhlich an. „Also, gibst du mir eine Chance, ein Freund zu werden?“ „Scheiße, Toshiya, gegen dich kann man sich doch eh nicht wehren!“ kicherte Aoi los und ging in Deckung als Toshiya mit einem Schuh nach ihm warf. „Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee?“ Kaoru nickte und folgte Tomoe in die Küche. Er konnte kaum glauben, dass er tatsächlich in ihrer Wohnung stand… Aber es war ein wirklich netter Abend gewesen bisher, mit leckerem und sauteurem Essen, das er bezahlt hatte, sie hatten sich gut unterhalten. Kaoru war nicht so sehr erstaunt, dass es sich hier um Tomoe handelte, als vielmehr darüber, dass er eigentlich mit den Frauen abgeschlossen hatte, nachdem Haruka ihn einfach verlassen hatte. Aber wer war er denn, ewig der Vergangenheit nachzutrauern? Er war schließlich ein Mann im besten Alter, fand sich selbst relativ gut aussehend und wollte natürlich auch seine Chancen in der Frauenwelt neu ausloten. Derweil schämte Tomoe sich ein wenig für ihre kleine Wohnung. Es war super ordentlich, nirgendwo auch nur ein einziges Staubkörnchen, aber es war beim besten Willen auch nicht sonderlich viel Raum, der sauber gehalten werden musste. Mit einem kleinen, zufriedenen Seufzer setzte sie Wasser auf, holte zwei schöne, hellblau gemusterte Teetassen aus einem Hängeschrank über der Spüle und stellte sie auf den kleinen Küchentisch an der Wand. „Oh, hast du schon von den Expansionsplänen der Firma gehört?“ Kaoru horchte auf, wunderte sich aber gleichzeitig, dass sie von der Arbeit anfing, bisher hatten beide dieses Thema gekonnt umschifft. „Nein, welche Pläne?“ „Es soll ein zweites Büro in Amerika eröffnet werden. Die sind da wohl ganz scharf auf die Andou-Corp.“ erklärte sie kurz und öffnete eine weitere Schranktür. „Wirklich? Woher weißt du denn das?“ „Du kennst doch Kawakami-san, oder? Die Sekretärin vom Chef?“ Als Kaoru nickte fuhr sie fort. „Sie hat neulich ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert, als ich mit ihr im Aufzug stand. Ist eigentlich alles noch Top Secret, also nichts verraten.“ „Nein nein, ich halte dicht… Aber interessant ist das schon… Hat sie verraten, wer dann nach Amerika geht um das Büro zu leiten?“ „Sie hat etwas angedeutet, aber nichts konkreteres gesagt, als wäre ihr plötzlich wieder eingefallen, dass sie darüber eigentlich noch gar nicht sprechen darf.“ „Ich trau mich kaum zu fragen, aber… was hat sie denn angedeutet?“ „Also, für die Anfangszeit wird wohl Andou-san nach Amerika gehen, aber sie hat leider nicht durchsickern lassen, welcher von beiden. Sprechen ja beide gut Englisch, also kann man da das Ausschlussverfahren vergessen.“ „Na ja, sehen wir ja noch früh genug, denke ich…“ „Wär das was für dich? In Amerika arbeiten?“ „Oh Gott, nein. Ich kann so gut wie kein Englisch sprechen, alleine daher fällt das weg. Ich glaube auch, Amerika ist kein Land für mich. Ich bin Japaner, durch und durch.“ Tomoe lächelte und goss den Tee auf. „Interessant wäre es schon, zumindest für eine Weile, finde ich.“ „Vielleicht nehmen sie dich ja mit.“ lachte Kaoru und zuckte die Schultern. „Kann man ja nicht wissen.“ Glücklicherweise war Freitag. Also war es für Kaoru nicht so schlimm, dass es schon ziemlich spät war. Nachdem der Tee getrunken war, machte er sich dann aber doch auf den Weg, sonst würde er die letzte Bahn verpassen. Er hatte von vornherein nicht geplant, die Nacht bei und mit Tomoe zu verbringen. Das wäre ein Schritt zu viel gewesen, er wollte es ruhig angehen lassen und sehen, wie sich die Situation weiterentwickelt. „Wir können das gerne wiederholen, das Essen gehen.“ sagte er noch als er wieder in seine Schuhe und seine dicke Jacke schlüpfte. „Hat wirklich Spaß gemacht.“ „Ja, finde ich auch.“ „Gut, dann wünsch ich dir erstmal ein angenehmes Wochenende. Lass dir die Zeit nicht zu lang werden, ne.“ Zuhause angekommen fiel Kaoru müde ins Bett. Er war immerhin seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen gewesen, hatte gearbeitet wie ein Berserker. Shimitsu übte ungeahnten Druck auf das ganze Team aus, was sich als äußerst anstrengend herausgestellt hatte. Selbst Kyo stöhnte und meckerte jedes Mal, wenn er an Kaoru’s Büro vorbeikam, weil Shimitsu ihn mit Aufgaben überschüttete. Selbst wenn Kyo sagte, er müsste eigentlich längst Feierabend machen, weil er noch für Prüfungen lernen musste, das war dem älteren Architekten offensichtlich völlig egal gewesen. Das führte dazu, dass Kyo sich immer öfter Nächte in der Bibliothek um die Ohren schlug und nur noch so viel schlief, wie es nötig war. Aber jetzt war Kaoru in seinem gemütlichen Bett, das Wochenende lag vor ihm und er wollte zumindest diese zwei Tage nicht über die Arbeit nachdenken. Der folgende Morgen fiel für Nao ein wenig ungewöhnlich aus. Er war gegen 11 Uhr aufgewacht und hatte nicht so recht einordnen können, wo er überhaupt war. Wie ein Hotelzimmer, das er sich gerade so noch hätte leisten können, sah das zumindest schon mal nicht aus. Mit etwas wackligen und unsicheren Schritten ging er zu seiner Tasche und zog sich etwas über, öffnete dann vorsichtig die Zimmertür und spähte in den Flur. Ganz langsam konnte er sich wieder entsinnen, wo er war und wie er dort hingekommen war. Allerdings war von seinem Gastgeber nichts zu sehen. Ohne lange nachzudenken tapste er auf den Flur, ging auf die Toilette, dann ins Bad. Während er sich kurz im Spiegel betrachtete, fielen ihm die Kissenabdrücke in seinem Gesicht auf, es sah leicht merkwürdig und zerknautscht aus. Erst jetzt fiel ihm auf, dass dieses Badezimmer wirklich ziemlich edel ausstaffiert war. Er hatte fast Angst, etwas anzufassen, er könnte ja Fingerabdrücke oder Schlieren irgendwo hinterlassen. „Ach was, der hat sicher eine Putzfrau, die das wieder sauber macht…“ sagte er schließlich und verließ das Bad um sich mal etwas in der Küche umzusehen. Da, da lag ein kleiner Zettel mit seinem Namen drauf auf dem Tisch. Er faltete das Blatt auseinander und las laut: „Guten Morgen Nao. Ich bin bei der Arbeit, bedien dich einfach und falls etwas ist oder du dabei bist, meine Wohnung abzufackeln, unter dieser Nummer kannst du mich erreichen: 081-3-3447-0091. Aber bitte wirklich nur im äußersten Notfall unter dieser Nummer anrufen, da ich in einer wichtigen Besprechung sitzen werde. Wir sehen uns später. Die.“ Gut, das zeugte schon von einem gewissen Maß an Vertrauen, dass Die ihn einfach in seiner Wohnung alleine ließ. Aber was kümmerte es Nao? Er war wirklich froh, so eine nette Zuflucht gefunden zu haben. Jetzt hatte er aber erstmal Hunger. In einem der unzähligen Schränke fand er schließlich eine Instant-Soba-Suppe, in einem anderen Schrank eine Schale, die groß und tief genug war und letztendlich fand er sogar heraus, wie der kompliziert anmutende Wasserkocher funktionierte. Bewaffnet mit Nudeln und Stäbchen verzog Nao sich wenig später ins Wohnzimmer. „Wow.“ staunte er beim Anblick des wirklich großen Flachbildschirms an der Wand. „Der Typ hat wirklich Asche…“ Während er dann aß, zappte er sich durch das Fernsehprogramm. Die Kanäle schienen überhaupt kein Ende zu haben. So viel Fernsehen, davon musste man doch rammdösig werden, dachte er und blieb schließlich bei einem lokalen Sportsender hängen, der gerade ein Fußballspiel übertrug. Es war ätzend und es war notwendig, was es für Die gleich noch mal eine Nummer ätzender machte. Immerhin war heute Samstag. Da hatte er doch eigentlich besseres zu tun, als mit der Chefetage der Firma und einigen Investoren in einem Sitzungsraum zu hocken. Seiner Meinung nach, hätte er das auch von zuhause aus machen können, wozu gab es schließlich Telefone und Konferenzschaltungen? Hätte sein Vater nicht so sehr auf seine Anwesenheit gedrängt, wäre er wahrscheinlich zuhause geblieben, hätte sich auf die Couch gepflanzt und die Seele baumeln lassen, auch wenn es um eine wichtige Angelegenheit ging, die ihm selbst sehr am Herzen lag. In solchen Situationen konnte er sich aber mehr als bildlich vorstellen, wie Kaoru sich gefühlt haben musste, wenn Die ihn immer und immer wieder alleine in Besprechungen bestellt hatte, es war tatsächlich so etwas wie Nachsitzen. „Gut, Sie haben oft und gut genug bewiesen, zu was Ihre Firma im Stande ist. Aber ein Standort im Ausland?“ wandte ein Investor ein und blätterte erneut mit leicht ungläubigem Blick durch die dicke Broschüre, die jeder vor sich liegen hatte. „Die Auftragslage zeigt eindeutig, was unsere Arbeit wert ist. Wir beziehen mittlerweile rund 75% ALLER Aufträge aus dem Ausland, vornehmlich China, Südkorea und auch aus den U.S.A. China und Korea sind nahebei, Amerika nicht. Um dort aber immer im angemessenen Maße präsent zu sein, ist es auf Dauer mehr als notwendig, auch dort zumindest ein Büro zu haben.“ sagte Kenji Andou. Mit einem Nicken ergriff Die das Wort. „Ganz besonders im Bereich ‚Erdbebensicheres Bauen’ sind wir in Amerika sehr gefragt, wie etwa in San Francisco und ähnlichen Gebieten entlang der Westküste mit viel Plattentektonik.“ „Na gut, aber auch die Amerikaner werden mittlerweile wissen, dass man in solchen Fällen am besten mit Stahlbeton baut.“ kam prompt der Einwand eines weiteren Investoren. „Sicher, nur geht es hier um Sicherheit plus Design und Wirtschaftlichkeit.“ fuhr Die mit seiner kleinen Erklärung fort. „Und wir arbeiten wirtschaftlicher als die Amerikaner?“ „Offensichtlich, sonst wären nicht allein in den letzten zwei Monaten vier neue Aufträge für Gebäude in den U.S.A. gekommen. Erscheint sinnig, oder?“ Gut, jetzt war Die vielleicht ein wenig zu schnippisch geworden, aber das Amerika-Projekt war schließlich sein Baby. „Die Chinesen sind auch nicht schlecht, was Erdbebensicherheit angeht. Bedeutet das nicht gleichzeitig Konkurrenz für uns?“ „Im geringen Maße, ja. Wenn wir aber ganz ehrlich sind: die Chinesen sind was das betrifft lieber unter sich und verhökern ihre Techniken ungern ans Ausland.“ Die schlug die Broschüre auf Seite 32 auf und hielt sie in die Höhe. „Wenn weder ich noch diese Zahlen Sie überzeugen können, dann weiß ich’s auch nicht. Natürlich, ein gewisses Risiko ist dabei, aber das wäre auch bei einem weiteren Büro hier in Japan der Fall. Dennoch denke ich, dass wir auf jeden Fall einen Ansprechpartner vor Ort haben sollten. Für die Kunden und unsere Mitarbeiter. Das einzige, was uns etwas den Weg verbauen könnte, wären wirklich genaue Erdbebenvorhersagen. Aber selbst die können die Erdbeben nicht verhindern, also wird es auch weiterhin Bedarf nach erdbebensicheren Gebäuden geben. Wir wollen uns hier auch nicht nur auf kommerziell genutzte Bauwerke sondern auch um ganz normale Wohnhäuser spezialisieren. Gerade in San Francisco gibt es, wie Sie sicher wissen, noch immer relativ viele japanische Auswanderer, die der japanischen Baukunst natürlich vertrauen.“ „Gut, die Bevölkerung könnte aber auch irgendwann umdenken und diese Gebiete meiden…“ „Wenn das wirklich so wäre, dann hätte Japan mittlerweile nicht eine Population von fast 130 Mio. erreicht… Erst heute Morgen gab es ein leichtes Beben, was allerdings niemanden dazu bewogen hat, wegzuziehen. Und warum? Weil wir erdbebensicher bauen können! Mehr noch, trotz Deflation seit 1989, konnten wir seit Firmengründung IMMER ein dickes Plus verzeichnen!“ In der Hoffnung, Die’s Dynamik würde sich auf die übrigen Anwesenden im Raum übertragen, war seine Stimme mit jeder Silbe energischer geworden. „Sie wissen so gut wie ich, dass Japan und Amerika mittlerweile eine recht freundschaftliche Beziehung verbindet, trotz Hiroshima und Nagasaki oder auch gerade deshalb, das lasse ich jetzt so dahingestellt, warum sollen wir also nicht auch einen wirtschaftlichen und finanziellen Nutzen daraus ziehen können?“ Ja, diese Masche konnte ziehen, die Japaner unter sich wussten ja Bescheid, welche Kriegsverbrechen begangen und „verheimlicht“ wurden, sei es nun gegenüber China oder Amerika. Ehrlich gesagt musste Die sich ein grinsen verkneifen, als er die leicht betretenen Gesichter um sich herum betrachtete. Ach, was war er nur für ein gerissener Fuchs! Wenig später berieten sich Firmenvorstand, die Hauptaktionäre und die Investoren, Die und sein Vater warteten währenddessen in einem der umliegenden Büros. „Das war super, Daisuke. Wirklich! Wenn sie das nicht überzeugt, dann sind sie selbst Schuld. Notfalls ziehen wir das ohne Unterstützung durch.“ sagte Kenji Andou und sah wirklich sehr euphorisch und zuversichtlich aus. Mit leicht zerknirschten Gesichtsausdruck zündete Die sich eine Zigarette an. „Ich glaube langsam, ich hätte mich ein wenig zurückhalten sollen…“ sagte er dann. Bei ihm hatte sich das anfängliche Hochgefühl nach seinem kleinen politisch-historischem Ausflug doch gelegt. „Das kann das Aus bedeuten, nur weil ich meine Klappe nicht halten konnte.“ Andou-senior schüttelte den Kopf. „Diese Männer, das ist genau der richtige Jahrgang. Mit ein bisschen Glück und Spucke fressen sie deinen Köder.“ „Hoffen können wir das zumindest, ja.“ Die legte den Kopf in den Nacken und ging zum Fenster rüber. „Wenn es zu schlimm geworden wäre, dann wäre ich schon dazwischengegangen, keine Panik. Ich kann meinen Sohn ja nicht ins offene Messer rennen lassen.“ Statt direkt zu entscheiden, beschlossen die Investoren erstmal zu Mittag zu Essen. Das ganze wurde zu einer Zerreißprobe für Die’s Nerven. Er ist nicht mitgegangen, zum Mittagessen. Stattdessen studierte er noch einmal eingehend die Broschüre, die er hauptsächlich alleine zusammengestellt und geschrieben hatte, suchte nach Fehlern in der Argumentation, Fehlern in den Zahlen. Aber da war nichts. Alles schien schlüssig und real durchführbar. Es sollte klein anfangen und dann langsam größer werden, sich aufbauen und seinen Lauf nehmen, Rückschläge und Risiken mit inbegriffen. Niemand konnte garantieren, dass dieses Projekt Erfolg haben würde, aber in der Theorie sah es wirklich sehr gut aus und Die war sehr stolz auf sich. Diese gesamte Idee hatte er allerdings schon während seines Studiums entwickelt. Immerhin war er in Amerika direkt an der Quelle, konnte ausloten, was die Menschen dort für eine Meinung darüber hatten. Und ohne das er es hätte beschönigen müssen: 80 von 100 Leuten waren dafür, auch ausländischen Firmen eine reelle Chance auf dem amerikanischen Markt zu geben. Sogar Finanz- und Börsenkrisen wurden von Die bedacht, allerdings in eher gemäßigter Form, er wollte sich nicht unbedingt vorstellen, wie die ganze Unternehmung den Bach runterging, nur weil er seinen Willen durchsetzen musste… Nach einer halben Ewigkeit kam die „Entscheidungsgewalt“ vom Mittagessen zurück, alle setzten sich wieder in den Besprechungsraum und blickten Die zuversichtlich an, was ihn lächeln ließ. Als auch sein Vater wieder da war, konnte es endlich weitergehen. „Und, meine Herren? Haben Sie sich entschieden?“ fragte Kenji Andou und blickte erwartungsvoll in diese große Runde aus anzugtragenden Männern jenseits der 50. „Wir haben abgestimmt.“ fing ein Herr an, den Die in etwa als einen der Hauptaktionäre der Firma einordnen konnte. Er schloss das aus der Sitzordnung, wer mehr Einfluss, Anteile oder Vermögen hatte, saß auch näher am Firmenchef. „Es gab nach wie vor einige kritische Stimmen, wie Sie sich vorstellen können. Aber letztendlich ist die Entscheidung positiv ausgefallen. Sie haben das offizielle ‚go’ für einen Standort in den U.S.A. mit einem für das erste Jahr bestimmten Budget und einer festen Anzahl an abgestellten Mitarbeitern aus dem Tokyoter Haupthaus.“ Innerlich führte Die einen Freudentanz auf, er konnte es kaum fassen. Statt aber auszuflippen und auf dem Tisch zu tanzen, stand er, wie auch sein Vater, auf und verbeugte sich. Danach wurde das ganze schriftlich festgehalten, die Rahmenbedingungen waren klar, jetzt konnte man sich um das eingemachte kümmern. Die würde gemeinsam mit den Abteilungsleitern entscheiden, wer mit ihm nach Amerika gehen würde, bis man sich dort einigermaßen etabliert hatte, es sollte natürlich auch über Nachfolger für die dann zeitweilig freigewordenen Arbeitsplätze nachgedacht werden. Aber das alles war ein Thema für die kommenden Tage und Wochen. ~~~~ So, spätestens jetzt wird auch jedem klar, dass ich auch von Betriebswirtschaft nicht viel verstehe XD Ist alles zu lange her. Unternehmensformen, wer hat was zu sagen und wer nicht, keine Ahnung, alles vergessen ^^ Aber gut, das ist ja auch Japan, kann ja sein, dass das ganz anders ist als in Deutschland *keine Ausreden mehr hat* Hoffentlich hat’s euch trotzdem gefallen, auch wenn es vielleicht ein bisschen trocken war. T.T Bis zum nächsten Kapitel ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)