Wie man die Welt zu einem guten Ort macht von Eirien (Schritt für Schritt - ein Drehbuch) ================================================================================ Kapitel 1: Schritt 1: Optimierung des Organspendesystems -------------------------------------------------------- (Fußgängerzone, Tag. FRAU geht mit großer Einkaufstasche, summt, grüßt einige vorbeigehende Leute. Links und rechts kommen ZWEI MÄNNER im Anzug und mit Aktentaschen ins Bild.) 1: Entschuldigen Sie, gute Dame... Frau: (bleibt stehen) Ja? 1: Haben Sie vielleicht Interesse an einem Organspendeausweis? 2: Heute im Sonderangebot: spenden Sie Herz und Leber und wir entnehmen eine Niere gratis dazu. Frau: Ich... ich glaube nicht... 1: Überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, denn es könnte Ihnen eines Tages zugute kommen. Frau: Wie denn? 1: (zögert) Nun ja, wenn Sie sich einmal aus der Wohnung ausgeschlossen haben, dann nehmen Sie Ihren Organspendeausweis und stecken ihn genau in den Spalt zwischen Tür und Rahmen... Frau: (winkt ab) Danke, so etwas brauche ich nicht. (will gehen) 2: (hält sie am Arm) Oder, oder Sie benutzen ihn, um gerade Linien damit zu zeichnen... Frau: DANKE, nein. Würden Sie mich jetzt bitte in Ruhe lassen? 1: Es ist fürs Wohl der Gemeinschaft!!! Frau: Aber ich will es nicht! (schüttelt sie ab, stapft los) 1: Stellen Sie sich vor, ein Kind hat einen Unfall und... Frau: Ich WILL keinen Organspendeausweis! 2: Sie sind im Begriff, eine sehr unkluge Entscheidung zu treffen. Frau: Ich habe mich entschieden, nämlich, dass ich mal vollständig begraben werden will! 1: Nicht für die Gemeinschaft? Frau: Ach, gehen Sie weg mit Ihrer Gemeinschaft! (1 und 2 bleiben stehen. Frau marschiert aus dem Bild. Die beiden sehen sich fragend an) 1: Böse? 2: Absolut böse. (Nicken, ziehen beide synchron aus ihren Aktentaschen eine Handgranate und werfen sie der Frau hinterher. Sie stecken sich die Finger in die Ohren, man hört zwei Explosionen) (große Rauchwolke, fernes Geschrei, Huhn flattert aufgeschreckt durchs Bild usw. Nach ein paar Sekunden sieht man die Frau aus dem Rauch auftauchen. Ihre Kleidung ist sehr mitgenommen, ihr fehlt ein Bein o.ä. Sie schleppt sich mühsam auf die Kamera zu.) Frau: Hilfe! Hilfe, ich bin verletzt! (Ein paar Sekunden Ruhe, dann hört man eine Krankenwagensirene. Kurz darauf fährt ein Fahrrad ins Bild, darauf DREI ÄRZTE: einer fährt, einer sitzt auf dem Gepäckträger mit einem großen Notarztkoffer auf den Knien, der dritte auf der Lenkstange, der mit einer Tröte/einem Akkordeon die Sirenengeräusche macht. Das Rad fährt ein paar Runden im Kreis und stoppt dann hinter der Frau.) Arzt 1: (ruft vom Rad steigend) Braucht hier jemand Hilfe? Frau: Hier, ich! Ich brauche Hilfe! Arzt 1: Was fehlt Ihnen denn? Frau: Mein Bein. Mein Bein ist ab, sehen Sie. Arzt 1: (kniet sich hin und sieht es sich an) Ohhh ja, das sieht böse aus. Nun, es liegt klar auf der Hand, wir müssen ihre Leber transplantieren! (schnippt den anderen zu) Koffer! Arzt 2: (springt herbei) Ja, Sir! Ich habe sogar eine Leber dabei, Sir! (greift in den Koffer und hält triumphierend ein wabbeliges, blutiges Organ hoch) Arzt 1: (zur Frau, während er ihr hilft, sich hinzulegen) Wunderbar. Ach ja, noch eine Frage am Rande: haben Sie einen Organspendeausweis? Frau: Nein. Arzt 1: Möchten Sie einen? Nur, falls etwas schief geht... Frau: ICH WILL VERDAMMT NOCH MAL KEINEN ORGANSPENDEAUSWEIS!!! Arzt 1: Schon gut, schon gut, dann fangen wir eben gleich an. (zieht ein Skalpell aus der Tasche und setzt es ihr gerade auf den Bauch, als ein älterer HERR kommt) Herr: Nicht! Sie machen da einen Fehler! Arzt 1: Jetzt schon? Sie haben mich wohl noch nie in Aktion gesehen. Herr: Ich meine, operieren Sie die Frau lieber nicht. Frau: Aber ich verblute! Herr: Schauen Sie mal, das ganze Organspendesystem ist doch vollkommen ungerecht aufgebaut. Die Guten, die bereit sind, sich für die Gemeinschaft zu opfern, die sterben. Und für was? Damit diese ganzen miesen, undankbaren Schmarotzer weiterleben können. Wenn Sie aber Ihre schöne Leber hier nur Leuten einsetzen, die schon mal freiwillig eine Leber gespendet haben, dann stirbt alles Böse auf der Welt von ganz allein aus. Arzt 1: Sie meinen, ich tue der Welt etwas Gutes, wenn ich die hier nicht operiere? Herr: Absolut! Warum kommen Sie nicht stattdessen auf ein Käffchen und ein Stück Kuchen bei mir vorbei? Arzt 1: Was für Kuchen? Herr: Apfelkuchen. Arzt 1: (steht auf) Dann gerne! Wissen Sie, ich liebe Apfelkuchen. Meine Mutter hat früher... (Herr, Arzt 1 und 2 gehen aus dem Bild. Arzt 3 mit der Tröte/dem Akkordeon tritt an die Frau heran) Frau: He! Und was wird aus mir? Sie können mich doch nicht einfach so hier liegen lassen! Arzt 3: Tja, dumm gelaufen. Zu schade aber auch, dass Sie nun nicht mal vollständig begraben werden können, weil Ihnen ein Bein fehlt. Wieder sehn! (folgt grinsend den anderen) (Cut, Bildschirm mit Schriftzug "Spende Organe, wenn dir dein Leben lieb ist!!!" Blackout, kurze Musiksequenz.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)