Der letzte Tag von Himbeerpfote (Halloween 1981) ================================================================================ Kapitel 1: Der letzte Tag ------------------------- Der Letzte Tag Leise zwitscherten die Vögel von den Bäumen und sangen ihr Abendlied. Eine leichte Brise hauchte durch das kleine Dörfchen Godrics Hollow und verfing sich in dem glänzend rotem Haar von Lily Potter, die in Begleitung ihrer kleinen Familie nach Hause ging. Neben ihr schob James Potter den Nachwuchs vor sich hin. Beide lachten und unterhielten sich angeregt über den vergangenen Tag. Selbst Harry Potter, der im Kinderwagen glücklich vor sich hingurgelte, machte einen zufriedenen aber auch schläfrigen Eindruck. "Es sieht so aus, als ob wir endlich unsere erste Nacht durchschlafen können.", murmelte Lily. Sie wollte ihren Sohn nicht aufschrecken. "Es war doch eine gut Idee, mal an die frische Luft zu gehen. Wir können uns ja nicht für immer in unserem Haus einsperren!", bemerkte James grinsend. "Aber du hast recht, er sieht etwas müde aus!" "Kein Wunder! Du hast ihn ja heute auch wirklich geschafft!", lachte Lily auf. "Aber es war wirklich ein schöner Tag. Wir sollten das öfters machen!" Zufrieden bog die kleine Familie in eine Seitengasse ein, wo ihr Grundstück mit dem kleinen Häuschen lag. Das Haus war vom schlichten Bau. Die Potters legten nicht großen Wert darauf, mit ihrem Gold zu prahlen. Sie lebten lieber schlicht und gemütlich. Weißer Rauch stieg aus den Schornstein und nebelte die Baumspitzen ein. Der Himmel färbte sich langsam rot. "Sieh da... Der kleine Korb mit den Süßigkeiten ist wohl geplündert worden!", sagte Lily zufrieden. "Immer diese kleinen verfressenen Kinder!", schmollte James. "Hoffentlich wird Harry nicht so! Sonst muss ich alle meine Vorräte verstecken!" "Hey! Es ist Halloween! Außerdem war da kein einzigstes Stück von deinem Vorrat! Ich hatte extra etwas aus der Winkelgasse geholt!", baute Lily ihren Mann wieder auf. "Du hast Muggelkindern Süßigkeiten aus der Winkelgasse gegeben?", fragte James entsetzt nach. "Ahm...", stockte Lily. "Ja, das hab ich?!" James lachte auf und öffnete das kleine Gartentürchen. Lily schob den Kinderwagen auf den Kiesweg und beobachtete James sehr genau. "Das ist nicht schlimm! Wirklich. Dich hat es ja auch nicht umgebracht!", grinste James, als er merkte, dass er seine Frau zu tiefst verunsichert hatte. "Wirklich?", hakte Lily nach. "Wirklich!", antwortete James. Beide gingen den kleinen Weg zur Haustür, als plötzlich jemand rief: "Mrs. Potter! Mrs. Potter!" Doch Lily reagierte nicht darauf. Sie war gerade dabei die Tür aufzuschließen, als sie James davon abhielt. "Mrs. Evans. Ich will ja nich stören, aber Ihr werdet gerade von unsere liebenswerten Mrs. Brown gerufen." Lily sah erst James verwirrt an, als sie dann aber den Ruf hörte, drehte sie sich zu der Nachbarsfrau um. "Oh Mrs. Brown! Ich hatte Sie gar nicht gehört!", entschuldigte sich Lily sofort und ging ihrer Nachbarin entgegen. James folgte ihr mit dem Kinderwagen. "Ich denke eher, du bist nach trotz zwei Jahren Ehe noch nicht daran gewöhnt, als Mrs Potter gerufen zu werden! Kann das sein?", bemerkte James grinsend. Lily errötete etwas und nickte nur sanft. Sie ließ ihren Blick über das Haus gleiten. Bis sie irgendwann die Stirn runzelte. Mrs. Brown hatte sie schon längst wieder vergessen. "James. Kannst du dich daran erinnern, den Kamin heute angemacht zu haben?", fragte Lily leicht nervös. "Was? Nein! Wir haben seit letzten März den Kamin nicht mehr angemacht!", antwortete James und folgte ihrem Blick. "Dann erklär mir, warum aus unserem Schornstein Rauch aufsteigt!", sagte Lily mit bebender Stimme. Mrs Brown runzelte die Stirn und versuchte Lily zu beruhigen: "Vielleicht ist ja der Schornsteinfeger da und putzt? Oder..." "Mrs Brown. Tun sie mir einen Gefallen! Gehen sie sofort ohne Umwege nach Hause! Am besten Sie drehen sich auch nicht um und sehen zurück! Gehen Sie! Nein! Laufen Sie!", warnte James die Nachbarin in einem bedrohlichen Tonfall. Mrs. Brown schluckte schwer, aber befolgte den Rat von James Potter. Lily klammerte sich an James und sah zu ihm auf. "Wir müssen da nicht rein! Wir können jederzeit zu Sirius oder Remus! Notfalls können wir beim Orden bleiben!", sagte sie mit zitternder Stimme. "Nein... Ich will wissen, wer den Kamin angemacht hat!", sagte James und löste sich von seiner Frau. Er gab ihr den Kinderwagen. "Pass du auf Harry auf! Wenn ich nicht in zwei Minuten komme, lauf zu Sirius!" "James!", rief Lily auf. Doch ihr Mann küsste sie nur auf den Mund. "Ich..." "Vertrau mir!", flüsterte James und lächelte sie an. "Pass auf dich auf...", zitterte Lily. "Versprochen!", willigte James ein und löste sich dann von seiner Familie. Er zückte den Zauberstab und ging noch etwas zögernd zu der Haustür. Etwas in ihm weigerte sich strikt in das Haus zu gehen. Doch James überhörte sein Innerstes und öffnete langsam die Tür. Er sah noch mal zurück. Lily stand immer noch am Gartentor. Sie hatte Harry auf den Arm genommen und drückte ihn an sich. Anscheinend merkte sie nicht, das Harry ihre Schulter gerade ansabberte, wie er es gerne tat, wenn er auf dem Arm war. James musste bei dem Anblick lächeln. Plötzlich knarrte eine Holzdiele im Wohnzimmer und holte James auf den Boden der Tatsachen zurück. Er hob seinen Zauberstab und ging langsam in das Haus. Durch die Dämmerung war alles im Haus dunkel. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. James hatte das Gefühl, dass ihn tausend Augen beobachteten. Doch er konnte sie nirgends sehen. Irgendjemand war im Haus und beobachtete ihn eingehend. Doch das Wohnzimmer war leer. Niemand saß auf dem Sofa. Nur der Sessel war etwas mehr zum Kamin, in dem ein gemütliches Feuer knisterte. gerückt als sonst. Doch die Wärme ließ James nur noch mehr zittern und die Nackenhaare aufstehen. James schlich sich langsam in die Küche. Auch dort war niemand. Als er dann wieder ins Wohnzimmer zurückschleichen wollte, hörte er ein lautes, bellendes Lachen. Instinktiv drehte sich James um und musste erkennen, dass sein bester Freund, Sirius Black, auf der untersten Treppenstufe saß und sich halb totlachte. "Sirius!", seufzte James erleichtert auf. "Tu das nie wieder!" "Was denn?", fragte Sirius mit seiner unschuldigsten Mine. "uns zu besuchen, ohne sich anzukündigen! Du hast Lily und mir einen Schrecken eingejagt!", knurrte James. "Wie? Lily ist auch hier?", fragte Sirius mit glänzenden Augen. "Ja... Sie ist draußen und passt auf Harry auf. Warte ich hole sie.", meinte James und ging wieder zur Haustür. Er rief Lily ins Haus. Lily kam zögernd ins Haus. Sie presste Harry an sich. Ihre Augen huschten misstrauisch über jeden Winkel des Flurs. "Ich!", sagte Sirius und rutschte in sekundenschnelle durch die Wohnzimmertür in den Flur. Lily zuckte für einen kurzen Moment zusammen. "Sirius!", seufzte sie auf. "Mach das nie wieder!" "Ich wurde schon von James darauf hingewiesen. Aber danke für die Erinnerung!", grinste Sirius. Er erblickte Harry und sein Lächeln wurde breiter. "Harry!" Lily lächelte und löste Harry von sich. Sie übergab Sirius ihren Sohn, dabei berührte sie für wenige Sekunden Sirius Hand. Ein grausames, kaltes Lachen war im ganzen Haus zu hören. Lily drehte sich um ihre eigene Achse. Ihr Herzschlag erhöhte sich sofort überproportional. Sie stand im Wohnzimmer und war allein! Nirgends war James oder Harry zu sehen. Alles war still und dunkel. Im Kamin glühte nur schwach die Glut. Der Kalender über den Kamin wies sie darauf hin, dass es Halloween 1981 sei. Plötzlich schrie ein Baby auf. Lily wusste sofort, dass es Harry war. "Harry!!!", rief sie voller Panik. "HARRY!" Sie folgte dem Weinen ihres Sohnes und dem Lachen. Es führte sie ins Badezimmer. Sie riss sofort die Tür auf und stolperte zurück. Sirius hielt Harry im Arm und tauchte ihn in der großen Wanne. Dabei lachte er kalt auf. "Sirius...", flüsterte Lily. Sie kämpfte gegen die Tränen an. Das konnte nicht real sein! Wieso würde Sirius so etwas machen? Sirius hatte Lily noch nicht bemerkt. Er legte Harry ins Wasser und ließ ihn darin sinken. Dann rollte er die Ärmel von seinem Pullover hoch. Zum Vorschein kam das Dunkle Mal. Lily schrie auf und stürzte sich auf Sirius, der Lily noch nicht bemerkt hatte und nun anfing Harry unter Wasser zu würgen. "Lily! Alles okay?", rief James Stimme von weitem. Sofort schlug Lily die Augen auf und blickte sich um. James stand dicht bei ihr und sah sie besorgt an. Sirius stand direkt daneben. Er hatte Harry auf dem Arm. Einwenig später realisierte sie, dass sie gegen die Haustür gelehnt war. Ihre Hand umschloss krampfartig den Knopf des Türschlosses. Ihr ganzer Körper zitterte. Auf der Stirn waren lauter kalte Schweißperlen verteilt. Ihre Hände waren nass und kalt. "Hey! Was ist los mit dir? Lily... Rede mit mir!", sagte James und nahm seine Frau in den Arm. "Ich... Es ist nichts... Ich hatte nur einen Schwächeanfall!", seufzte Lily schwach. "Das hast du doch sonst nicht!", bemerkte James stirnrunzelnd. "Komm! Ich leg dich aufs Sofa!" Ohne auch nur auf die Reaktion von Lily zu warten, nahm James sie auf den Arm und trug sie ins Wohnzimmer. Dort legte er sie auf das Sofa und deckte sie mit einer warmen, kuscheligen Decke zu. Er strich ihr besorgt über die Haare. "Harry...", murmelte Lily und streckte ihre Arme aus. "Bitte Sirius... Gib mir Harry!" Sirius legte sofort Harry auf den Bauch seiner Mutter. Lily lächelte erleichtert und legte die Hände auf Harrys Rücken. James und Sirius tauschten ratlos und besorgt die Blicke. "Glaubst du, wir sollten einen Heiler holen?", meinte James leise. "Nein! Die haben wegen den Anschlägen der Totesser genug am Hals. Da brauchen wir sie dann nicht mit noch mehr Arbeit bewerfen!, antwortete Sirius bestimmt. "Aber ich mache mir Sorgen um Lily... Sie hatte noch nie einen Schwächeanfall!", murmelte James entmutigt. "Bestimmt zu viel Streß! Sie nimmt wahrscheinlich die Gefahr, dass der Dunkle Lord hier aufkreuzen kann, sehr ernst! Und das zerrt bestimmt sehr an ihren Kräften! Wir sollten vielleicht ihr nur mehr Ruhe gönnen!", sagte Sirius stirnrunzelnd. "Du hast recht! Lassen wir Lily erst mal schlafen! Willst du einen Tee?", fragte James. "Gerne." "Komm. Wir gehen in die Küche." James und Sirius saßen seit mehreren Stunden in der Küche und unterhielten sich über den Orden und über das Familienleben der Potters. Ab und zu lachten sie auf. James wollte mehr über seine Freunde Remus und Peter erfahren, doch Sirius konnte ihm nicht viel sagen. Dann wechselten sie das Thema und unterhielten sich über Harrys Fortschritte. Die Sonne war schon seit mehreren Stunden untergegangen und der Mond leuchtete ab und zu durch die kleinen Wolken. Durch die Fenster kämpfte sich ein Mondstrahl und weckte Lily. Sie spürte ein Etwas auf ihrem Bauch. Sie sah sofort auf und musste erkennen, dass ihr Sohn eingerollt auf ihr schlief. Lily schmunzelte und nahm Harry sanft in den Arm, ohne ihn zu wecken. Erst dann roch sie Harrys Windel. Sie stand sofort auf. Wieso hatten James und Sirius sich nicht um Harry gekümmert? Bestimmt hatte er geschrieen. "James!? Sirius?", rief Lily leise durchs Haus. Sie wollte ihren Sohn nicht wecken. Dann bemerkte sie, dass ein schwacher Lichtstrahl durch die Tür der Küche schien. Langsam trat sie in die Küche und fand auch die zwei Männer. James bemerkte sie sofort. Er sprang auf und führte Lily zu seinem Stuhl. "Lily! Wie fühlst du dich! Setz dich!" "Ganz okay. Ich wollte nur wissen, wo ihr seid. Ich muss nur kurz hoch ins Bad. Harrys Windeln müssen gewechselt werden.", sagte Lily schwach. "Ach komm her... Ich nehme Harry und wechsele ihm die Windel!", bot sich Sirius an. Er streckte auch schon seine Arme aus. "Nicht wahr, kleiner Racker?" Doch Lily wich zurück. Ihr wurde schlagartig bewusst, was sie beim Schwächeanfall gesehen hatte. Vorher konnte sie es nicht richtig realisieren, was ihr da geboten wurde. "Nein!", rief Lily schon fast panisch! "Ich... Ich geh schon!" Sie drückte Harry an sich und ging sofort zügig aus der Küche. James und Sirius sahen sich noch verwirrter rein. In Sirius Augen sah man auch etwas Enttäuschung und Wut. "Warte hier! Ich muss mit Lily reden!", bemerkte James und folgte Lily. Er fand sie im Badezimmer, wo sie gerade Harry ungeschickt wickelte. "Was ist los mit dir?", fragte James. Lily ließ von Harry ab und sah ihren Mann an. "Ich...", fing Lily an. Doch bevor sie weiterredete, ging sie zur Badezimmertür und schloss sie ab. "Lily!", wunderte sich James. "Du bist total verändert! Ich erkenne dich kaum wieder!!!" "Pass auf... Als ich meinen Schwächeanfall hatte, hatte ich eine... Vision...", stotterte Lily etwas. "Eine Vision?", fragte James ungläubig nach. "Du glaubst doch nicht an Prophezeiungen!" "Aber... Was würdest du sagen, wenn ich dir erzählen würde, dass ich in mir gesehen hab, wie Sirius Harry unter Wasser würgt und das er auch noch ein Dunkles Mal am Arm hatte!", rief Lily hysterisch auf. "Beruhig dich, Lily! Ich vertraue dir genauso wie Sirius! Er würde Harry niemals ein Haar krümmen!", lächelte James. "Aber...", fing Lily an. Sie zitterte. James ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Dann ließ er sie los und wickelte Harry weiter, der schon ungeduldig quengelte. Danach nahm er Harry auf den Arm. Er drehte sich zu Lily, die sich in die Ecke drückte und zur Tür starrte. Sofort drehte sich James um und musste entsetzt feststellen, dass Sirius in der Tür stand und lachte. "Sirius!", stockte James. "Du solltest doch bitte in der Küche warten!" "Da war es mir zu langweilig!", antwortete Sirius. "Außerdem muss ich doch sichergehen, dass ihr hier im Haus seid." "Sirius!", zischte Lily. "Nein... Nicht Sirius.", lachte Sirius. "Wer dann?", rief James und zückte den Zauberstab. Er übergab Harry seiner Frau. Wer auch immer sich als sein bester Freund getarnt hatte. James würde es niemals zulassen, dass etwas mit seiner Familie passiert. "Ein Niemand! Aber bald ein Jemand!", lachte der falsche Sirius. "Was?", stammelte Lily und griff nach James Hand. Sie brauchte jetzt einen Halt vor dem Wahnsinn. "Was habt ihr mit Sirius gemacht, ihr Hunde?", rief James atemlos aus. Er spürte den Druck von Lilys Hand. Sie brauchte ihn, so wie er sie. Sie würden das bestimmt zusammen durchstehen können. "Der wird wohl gemütlich...", fing der falsche Sirius an und sah auf die Uhr, bevor er fortfuhr. "... sein Essen genießen. Ist ja jetzt Essenszeit. Und Schlafenszeit für unseren jungen Harry!" "NEIN!", kreischte Lily auf und verdeckte ihren Sohn mit ihrem eigenen Körper. "Keine Sorge. Ich werde ihm nichts tun! Gebt mir den Kleinen. Ich bring ihn zu dem Dunklen Lord!", heuchelte der getarnte Todesser. "Wenn er uns haben will, muss er schon sich hierher bemühen!", sagte James und richtete die Zauberstabspitze zwischen die zwei Augen vom falschen Sirius. "Wer bist du?" "Ich sagte doch... Ein Niemand! Ihr habt mich auch ganz vergessen...", lachte der Unbekannte auf. "Wartet hier. Der Dunkle Lord hasst es, wenn er jemanden besuchen will, und dann ist keiner da..." Bevor James noch Lily etwas sagen konnten, verschwand die Person, die sich als Sirius ausgegeben hatte. Lily und James starrten immer noch auf die halboffene Tür vom Badezimmer. Plötzlich packte James seine Frau am Unterarm. "Pack sofort paar Sachen! Wir müssen hier sofort weg! Wir tauchen beim Orden erst mal unter. Dumbledore sollte erfahren, dass man Peter überwältigt hat!", sagte James schnell. Er gab Lily noch einen sanften Stoß in den Flur. Lily lief sofort los um das Nötigste zusammenzusuchen. Sie fluchte innerlich, dass sie nicht schon viel früher die Sachen gepackt hatte. Der Flur schien ihr unendlich lang, als sie ihn entlang lief. Überall sah sie rote Augen. War es Einbildung oder Realität. Lily wollte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn sie nicht rechzeitig alles gepackt hatte. Im Schlafzimmer legte sie für wenige Sekunden Harry auf das Ehebett, während sie in den Schränken rumwühlte. Sie riss Stapelweise die Klamotten raus. Bis sie dann das fand, was sie suchte. Das Buch war staubbedeckt, aber Lily hatte keine Zeit es abzuputzen! Ihr Herzschlag schien sich gar nicht mehr zu beruhigen. Ihre Hände zitterten und schwitzen. Sie ließ das Buch fallen und schrie auf. Dadurch weckte sie Harry, der anfing zu weinen. "Lily?", rief James ängstlich aus dem Flur. "LILY!" "Alles okay!", antwortete Lily hastig und nahm Harry auf den Arm. Sie versuchte ihn mit aller Geduld, die sie noch aufbringen konnte zu beruhigen. Doch es gelang ihr nicht. Das Buch hatte sie schon ganz vergessen. In ihrem Kopf drehte sich alles um Harry. Sie hatte so eine große Angst ihn zu verlieren. In dem Moment zerbarst die Haustür. Es war ein grauenvolles Geräusch. Lily rannte sofort raus. Und sah nur, wie James die Treppen runterrannte. In Lily breitete sich die blanke Kälte aus. "James...", flüsterte Lily ängstlich, doch ihr Mann war schon aus ihrem Blickfeld. "Lily! Schnapp dir Harry und lauf! Er ist es! Ich werde ihn aufhalten!", ertönte James Stimme. Doch Lily konnte sich nicht bewegen. Gleich würde sie James verlieren. Sie hatte es im Gefühl. "Nein!", schrie Lily instinktiv. "Ich..." Doch bevor Lily den Satz beenden konnte, brach aus dem Wohnzimmer ein kaltes, hohes Gelächter aus. Ein kalter Schauer lief über Lilys Rücken, als sie das grüne Licht an der Wand sah. Sofort rannte Lily los. In ihren Augen sammelten sich die Tränen. Alles war verschwommen. Wo sollte sie hin? Appieren konnte sie nicht, denn Harry würde so eine starke Magie nicht überleben! Der Kamin war im Wohnzimmer. Es half nur noch der Ausstieg aus dem Fenster. Sofort rannte Lily mit Harry auf dem Arm in das Kinderzimmer. Sie hoffte, dass Voldemort sie nicht gleich in dem Zimmer suchen würde. Zitternd legte sie Harry auf den Wickeltisch. Das Fenster daneben wollte sie gerade aufmachen, als sie die Tür zum Kinderzimmer aufgehen hörte. Mit einem sehr schlechtem Gefühl im Bauch drehte sie sich um und sah in die kalten, roten Augen. Das schlangenartige Gesicht von Voldemort wurde von einer schwarzen Kapuze verdeckt. Ohne viel nachzudenken, stellte sich Lily zwischen Voldemort und Harry. "Bitte... Töte ihn nicht!", flehte sie mit schwacher Stimme zu dem Zauberer, der vor wenigen Minuten ihren geliebten Ehemann getötet hatte. "Bitte." "Geh zur Seite!", antwortete Voldemort kalt. "Nein... Bitte... Töte mich an seiner statt!", wimmerte Lily weiter. Niemals würde er auch noch ihren Sohn bekommen. Lieber würde sie sterben wollen. "Bitte..." "Du dummes Mädchen! Geh zur Seite!", wiederholte sich Voldemort ungeduldig. "Ich... Ich tu auch alles... aber bitte verschone ihn!", seufzte Lily flehend. Sie würde es niemals akzeptieren, dass er ihren Sohn töten kann. Lieber wolle sie die Hölle auf Erden durchmachen! "Jetzt reicht es!", fauchte Voldemort und richtete seinen Zauberstab auf Lily Potter. "Avada Kedavar!" Lily schloss die Augen und weinte eine einzigste Träne. Sie wusste nur, dass sie gleich bei James sein würde. Harry würde leben, da war sie sich sicher. Eine beruhigende Erleichterung und Sicherheit breitete sich in Lily aus, das gab ihr die Kraft aufzusehen. Grünes Licht umschloss sie, wie ein warmer Lichtstrahl. Sie spürte wie ihr Körper in einem Bruchteil von einer Sekunde starb, doch wie sie auf den Boden fiel, spürte sie nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)