Das Fremde Mädchen von Tyra-Leonar ================================================================================ Kapitel 3: Alltag ----------------- Nantwin behielt Recht. Das Gewitter war heftig. Der Regen prasselte selbst noch am späten Abend gegen das Fenster in unserem Zimmer und ich ließ noch einmal den Tag Revue passieren. Er hatte mir das obere Stockwerk gezeigt und mir alles genau erklärt. Das Zimmer in dem ich aufgewacht war stellte sich als unser gemeinsames Schlafzimmer heraus. Glücklicherweise besaß Nantwin den Anstand unten auf der Couch zu schlafen. Meine Erinnerung ließ mich nach wie vor im Stich und bis ich diese nicht wieder hatte, wollte ich ihn nicht zusammen mit mir in einem Bett schlafen lassen, das wäre ja noch schöner. Aber irgendwie tat er mir unendlich Leid. Ich vertrieb ihn aus seinem eigenen Zimmer... nein, aus unserem Zimmer.... absurde Vorstellung... ich fühlte mich nicht wie 20... eher wie immer noch 15... woran das wohl lag? (an Naivität...) Ich schlief ir-gendwann ein. (Stell sich das einer vor *Sarkasmus pur*) Der nächste Tag verlief genau wie der erste und dritte. Nantwin zeigte mir alle Stellen, an denen ich schon einmal gewesen war. Jedes Mal erinnerte ich mich ein Stückchen weiter an mich... aber nicht an ihn. Am vierten Tag verzweifelte er völlig. Er beließ es dabei und ging wieder seinen alltäglich Pflichten nach. Er erklärte mir, was ich früher getan hatte und so ging ich diesen Plan auch ein-fach weiter. Putzen, waschen, kochen und dem Manne im Haus helfen. Das sah dann so aus, dass er mich immer wieder heim schickte, da ich überhaupt nichts hinbekam. Weder das Holzhacken, welches ich in meiner Erinnerung gesehen hatte noch das Rennen am Strand entlang. Ich war tapsig und blieb fortan im Haus, denn dort konnte ich erstaunlicher Weise alles. Wirklich alles ging mir leicht von der Hand und so war die weibliche Note bald wieder hergestellt. Da-vor war alles drunter und drüber gegangen. Unabgewaschenes Geschirr im Spül-becken, ungewaschene Wäsche in einem Korb und überall verstreute Sachen. Letzteres, meinte Nantwin, läge daran, dass er sich so viel um mich gekümmert und keine Zeit für andere Dinge aufgebracht hatte. Nun ja, und das andere.... er hatte einfach keine Lust gehabt sich darum zu kümmern. Toller Mann, denn hätte ich nicht geheiratet.... ich vergaß. Wir waren nicht verheiratet, wir leb-ten nur zusammen. Mehr hätten wir auch nicht gewollt. Ich zitiere "Wir sind für einander bestimmt" würg, so ein ausgemachter Unsinn. Er meinte außerdem, dass ich dasselbe auch schon des Öfteren von mir gegeben hätte. Noch mal würg. Aber irgendwie war er süß gewesen, als er das gesagt hatte. Na wer weiß... ich legte den Kopf schief, hielt mir den Zeigefinger auf den Mund und schloss genüsslich die Augen. Mit jedem weiteren Tag, kehrte meine Erinnerung ein Stückchen weiter zurück. Auch Nantwin lernte mir wieder seine Tätigkeiten, auch wenn dies nur stockend vorwärts ging. Alles was mit ihm zu tun hatte ging sowieso nur stockend(, man denke nur an die Erinnerung). Aber ich lernte mehr schlecht als recht und dann kam der Tag, der Tag auf den er und ich schon so lange gewartet hatten. Auch wenn dieser Tag nicht so gedacht war. Es war noch früh am Morgen und ich schlüpfte in meine braune Hose, mein o-ckerfarbenes Hemd und eine passende Weste. Stülpte die braunen Stiefel über und zog meine schwarzen Handschuhe an, bei denen die Finger unbedeckt blie-ben, um später besser nützlich zu sein. Obwohl es noch früh war, war es längst viel zu spät. Die Sonne kündigte sich schon lange hinter dem Wald an und Nant-win musste schon eine Ewigkeit unten vor dem Haus warten, also rannte ich die Treppe hinunter und hinaus, warf die Tür hinter mir zu, schloss ab und weiter in den Wald, wobei ich mir im Rennen noch die beiden Körbe, die am Boden stan-den, schnappte. Ich fand Nantwin ein gutes Stück weiter im Waldesinneren. Hier war es so dunkel, dass man meinen konnte es wäre kurz vor der Dämme-rung. Als ich ihn einholte murmelte er irgendetwas vor sich hin. Ich ließ ihn grummeln und schlenderte gut gelaunt neben ihm her. Wir wollten zu einem um-gefallenen Baum, er lag schon seit dem Gewitter vor zwei Tagen und befand sich auf der anderen Seite des Waldes. Das trockene Holz konnten wir gut gebrau-chen, denn der Winter kam immer näher. Jetzt war es Herbst und ich war schon mindestens 4 Wochen bei Nantwin. Langsam wurde er immer ungemütlicher und grummelte ständig missmutig vor sich hin. Seine Geduld war bald am Ende, das wusste ich, aber ich konnte auch nichts dagegen tun. In manchen schlaflo-sen Nächten hatte ich mir ausgemalt was er tun würde, wenn es soweit war. Hirnrissige Gedanken und absolut abtrünnige Ideen waren dabei aufgekommen. Zum Beispiel, dass er mich vergewaltigen oder im Wald aussetzen würde. Bei diesem Gedanken schüttelte es mich. Wie lange würde ein Mann ohne eine Frau auskommen? Brrrr... wieder schüttelte ich mich. Ich schob diese törichten Ge-danken beiseite und ging nun weniger sorglos neben ihm her. Ständig warf ich ihm Blicke von der Seite zu und musterte ihn. Heute trug er ein dunkel grünes, ärmelloses Shirt und eine schwarze, eng anliegende Hose, die er unten umge-schlagen hatte, damit sie nicht schleifte. Darunter schwarze Schuhe und eben-falls schwarze Handschuhe, genau wie ich. Sein Gesichtsausdruck war mürrisch, aber, das wusste ich genau, er würde umschwingen sobald er an die Arbeit ge-gangen war. Wir erreichten das Ende des Waldes ohne irgendwelche Zwischen-fälle; vielleicht lag es an Nantwins mürrischer Aura, dass uns kein Tier angriff. (Wohl kaum -,-´) Der Baum lag noch genauso da, wie ihn Nantwin gefunden hatte. Dieser machte sich sofort an die Arbeit ohne sich die jetzige Situation nur einmal anzuschauen. Die Axt fest im Griff hackte er auf den dicken Stamm ein und ich, ja ich machte mich an das dünnere Geäst, löste es von den dickeren Ästen, hackte diese ab und legte sie in eine der beiden Körbe. Es wurde lang-sam dunkel, als diese voll waren und der Baum noch halb am Boden lag. Nantwin schickte mich mit einer der beiden Pistole, die wir mitgenommen hatten nach Hause, um die Körbe auszuleeren. Gesagt, getan. Ich ging. Nantwin würde wei-ter hacken, so viel stand fest. Also befestigte ich die Pistole an meinem Hosen-bund und ging nach Hause. Dort angekommen fing es an zu regnen. "Nicht schon wieder!" Ich hielt die Hand auf, um die Tropfen zu spüren und schaute in den ergrauten Himmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)