Eine seltsame Beziehung von iome (Eine HG/SS-Geschichte, in der es erst letztlich um eine schwierige zwischenmenschliche Beziehung geht.) ================================================================================ Kapitel 9: 9. Kapitel --------------------- 9. Kapitel Ab dem Tag ihrer Aussprache gab es keinerlei Kontakt mehr zwischen Severus Snape und Hermine Granger. Sie gingen sich aus dem Weg, wo sie nur konnten. Severus nahm seine Mahlzeiten jetzt generell in seinen Räumen ein, so dass sie sich nicht in der Großen Halle begegneten. Trafen sie in einem Flur aufeinander, ließen sie so viel Abstand zwischen sich, wie nur möglich war. In den Unterrichtsstunden suchte Severus nicht mehr ihren Blick und Hermine schaute nur nach vorn an die Tafel, wenn es unumgänglich war. Das die Ferien bald bevorstanden, kam beiden gelegen. Am Anfang ihres siebten Schuljahres fragte Hermine bei Professor McGonagall nach, ob sie Zaubertränke nicht abwählen könnte, doch diese schüttelte nur verwundert den Kopf und erklärte ihr, dass sie die Kurse, die sie zu Beginn des sechsten Jahres gewählt hatte auch beenden müsste. Hermine ließ den Kopf hängen und beschloss dem Fach zumindest nicht mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als unbedingt nötig. Sie hatte sich noch immer nicht völlig von dem erholt, was Snape ihr angetan hatte. Es war weniger die versuhte Vergewaltigung, die sie irgendwie weggesteckt hatte, als vielmehr der Moment in dem er sie in seinem Klassenzimmer bedrängt hatte. Noch mehr setzte ihr zu, wie ihre körperliche Reaktion darauf ausgefallen war. Ohne Kontrolle darüber zu haben, war sie einfach nicht mehr in der Lage gewesen, sich zu rühren. Was sie aus dieser Starre befreit hatte, begriff sie auch nicht. Schon oft war sie nachts schweißgebadet aufgewacht, weil sie geträumt hatte, wieder in diesem Zustand zu sein. An einem Nachmittag in der ersten Schulwoche stand sie an einen Baum gelehnt und beobachtete, wie Harry und Ron im See um die Wette schwammen. Sie lächelte über die beiden Kindsköpfe, die beide auf die eine oder andere Art versuchten ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. "Wie geht es Dir, Hermine?" kam da plötzlich eine Stimme von links hinter ihr. Sie schnellte herum und stand vor Snape. Obwohl sie eigentlich von sich selbst geglaubt hatte, dass sie nicht mehr so schreckhaft sei, trat sie automatisch einen Schritt zurück. Er sah dem Schrecken in ihren Augen und es verletzte ihn, doch dann besann er sich, dass sie jedes Recht hatte, wegen ihm erschrocken zu sein. "Keine Angst, ich bin nicht hier, um Dir etwas zu tun. Ich möchte Dich nur etwas fragen." sagte er beschwichtigend. Sie hatte noch immer kein Wort gesagt, lehnte sich jedoch in offensichtlich gespielter Gelassenheit wieder an den Baum und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Dann presste sie zwischen den Lippen hervor. "Um was geht es?" "Das was ich bereits fragte. Bitte sag mir, wie es Dir geht." "Gut." "Ich frage nicht ohne Grund, Hermine und ich bitte Dich ehrlich zu sein. Du hast mir vor ein paar Monaten gesagt, Du könntest damit leben, mich täglich zu sehen und meinen Unterricht ertragen. Jetzt fragst Du Professor McGonagall, ob Du Zaubertränke verlassen kannst. Deshalb will ich noch einmal von Dir wissen, ob Du das durchstehst, ohne zusammenzubrechen. Denn wenn nicht, dann werde ich gehen." Hermine seufzte fast unhörbar. "Ich weiß es nicht, aber selbst wenn nicht - das Thema hatten wir doch schon einmal. Sie können nicht weggehen." "Doch, das kann ich. Ich werde eine Auszeit bis Ende des Schuljahres nehmen. Du wirst mich nie wieder sehen müssen." Er ging zurück Richtung Schule, bevor sie etwas erwidern konnte. Hermine blickte ihm nach. Es war ein seltsames Gefühl nach fast vier Monaten wieder mit ihm zu sprechen. Im ersten Augenblick hatte sie ein wenig Angst vor ihm gehabt, doch dann nahm sie beunruhigender Weise wahr, dass sie ihm nachstarrte und unsicher war, ob sie wirklich wollte, dass er ging. Als sie ihn einholte war er noch nicht sehr weit gekommen. "Warte, Severus!" Er war erstaunt, dass sie ihm folgte und noch mehr, dass sie seinen Vornamen wieder verwendete. Sie stellte sich vor ihn. "Renn nicht einfach weg. Ich habe nicht gesagt, dass Du gehen sollst. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich es verkrafte." "Mag sein, aber ich will Dir das Leben nicht noch schwerer machen, als nötig. Ich werde gehen." "Nein, wirst Du nicht. Es ist jetzt schon so lange her. Lass es gut sein. Ich komme schon klar. In den letzten Monaten ging es auch." Dann ließ sie ihn stehen und kehrte zu ihrem Platz am Baum zurück. Er stand da und sah ihr nach. Verblüfft stellte er fest, dass sie nicht länger das kleine unschuldig aussehende Mädchen war, sondern eine Wandlung durchgemacht hatte. Sie war zu einer jungen und vor allem starken Frau geworden. Zu einer, bei der er noch mehr bedauerte, dass er nie wieder die Chance haben würde, sie für sich zu gewinnen. Sein Leben war nach ihr wieder so einsam geworden, wie es vorher auch gewesen war. Natürlich hatte er sich nicht mit einer anderen Schülerin eingelassen. Zum einen fand er keine aufregend genug, zum andern hatte er echte Angst rausgeschmissen zu werden und zum dritten war er sich ganz und gar unsicher, ob er nicht auch bei einem anderen Mädchen doch wieder gewalttätig werden würde. Außerdem, und das war wohl das Wichtigste, konnte er Hermine so oder so nicht aus seinem Kopf verdrängen. Er dachte oft an sie, an die Nächte mit ihr und auch an seine Taten. Es war weniger die Fast-Vergewaltigung, die ihn so schmerzte. Da hatte er eine Ausrede vor sich selbst, aber das er sie nach ihrem Rückzug so bedrängt hatte und so dicht dran gewesen war, sie zu etwas zu zwingen, dass sie nicht wollte, das lastete schwer auf ihm. Severus sah sie an, wie sie da noch immer an dem Baum lehnte und auf den See starrte. Er wollte so gern noch einmal mit ihr reden. Ob sie es wohl zuließ, dass er sich noch einmal bei ihr entschuldigte? Hermine spürte, dass er sie noch immer betrachtete. Nach ein paar Minuten drehte sie sich um und sah ihm genau in die Augen. Für einen Moment versank sie darin und fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, als sie einfach ungezügelt übereinander hergefallen waren. Erstaunt nahm sie wahr, dass er auf sie zu kam. Sie wendete den Blick nicht ab und Severus nahm es als gutes Zeichen auf. "Hermine, ich will Dich zu nichts drängen, aber würdest Du es in Erwägung ziehen, heute Abend in meinen Räumen mit mir zusammen zu essen und Dich mit mir auszusprechen?" "Wie kommst Du darauf, dass ich Deine Räume jemals wieder betrete?" "Du weißt, dass ich Dir nie wieder wehtun werde. Ich denke nur, zwischen uns ist noch immer vieles Ungesagt und wahrscheinlich würde es uns beiden gut tun, uns auszusprechen, meinst Du nicht?" "Was gibt es denn noch zu reden?" "Nichts, schon gut .." Severus ließ, auf für ihn ganz untypische Weise, den Kopf hängen und ging. Die Sonne ging unter und Hermine fing an, zu frieren. Sie winkte den Jungs zu und machte sich auf den Weg zurück zum Schloss. Ohne es zu merken lenkte sie ihre Schritte Richtung Kerker. Ehe sie sich versah, stand sie vor Severus Tür und klopfte nach kurzem Zögern an. Sie wusste nicht, ob sie das Richtige tat, doch irgendwie hatte sie heute wieder einen Hauch Vertrauen in ihn gewonnen. Severus öffnete fast sofort. Er hatte, seinem Gesichtsaudruck zufolge, ganz offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sie es sich doch noch anders überlegen würde. Nun, das war nur gerecht, denn ihr selbst ging es ja nicht anders. Wortlos ging sie an ihm vorbei und setzte sich auf die Lehne seiner Couch. "Fang schon an, Severus. Was gibt es noch zu reden" "Ich... ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass Du doch noch herkommst. Bitte setzt Dich. Ich werde uns schnell ein Abendessen herbringen lassen." "Glaubst Du wir haben hier ein Date oder was? Sag mir einfach, was Du meinst mir noch sagen zu müssen und dann gehen ich zurück in den Turm." "Bitte Hermine, setzt Dich. Ich will nicht, dass wir uns hier drei Sätze an den Kopf werfen und dann stürmt einer von uns davon. Bitte!" Genervt stöhnt Hermine auf, setzte sich aber auf die Couch. Dank einiger Zaubersprüche und der fleißigen Hauselfen von Hogwarts war das Zimmer nach fünf Minuten ordentlich und vor ihnen standen belegte Brote, Rotwein und Wasser. Hermine entschied sich keinen Alkohol in seiner Gegenwart anzurühren und hielt sich an das Wasser. Sie aßen still, bis Severus irgendwann aufstand, sich zu ihr setzte und das Wort ergriff. "Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Hermine, dass was alles zwischen uns passiert ist, tut mir unendlich leid. Ich drücke mich schon wieder falsch aus. Mir tut leid, was ich Dir angetan habe. Du solltest wissen, dass ich es nicht vergessen habe. Ich will mir nicht anmaßen zu sagen, dass ich genau so leide, wie Du es wahrscheinlich tust, aber glaube mir bitte, das Scham und Schuldgefühle auch wehtun." Er griff nach ihrer Hand und hoffte, dass sie sie nicht zurückziehen würde und wirklich, sie tat es nicht. "Kannst Du Dich noch erinnern, dass ich gesagt habe, dass ich mich das erst mal so fühle, wie mich immer alle sehen?" Hermine nickte vorsichtig. Was sollte das hier bloß werden? "Weißt Du, seit Du weggegangen bist, fühle ich mich ständig so. Ich habe es lange nicht begriffen und ich weiß, dass Du es wahrscheinlich nicht hören willst, weil ich es ja selbst kaum glaube, aber ich habe mir nach langer Zeit eingestanden, woran es liegt, dass mich das auch so mitnimmt." Sie zog ihre Hand weg und stand auf. "Weißt Du, Du hast so Recht. Ich will es nicht hören. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich hier tue. Ich werde gehen." "Nein, bitte bleib. Ich werde es nicht aussprechen. Ich wüsste nur gern, ob Du mir vielleicht irgendwann in ferner Zukunft verzeihen kannst." Sie ließ sich zurück auf Sofa sinken und blickte ihn entgeistert an. "Ist das alles, warum ich hier bin? Das Du eine Absolution von mir haben willst? Vergiss es!" "Nein, das ist es nicht. Ich wollte doch nur, dass Du weißt, dass Du mir wichtig bist und dass ich es wirklich bereue. Ich werde Dir weder zu nahe kommen, noch verlange ich irgendwas von Dir. Ich möchte nur, dass Du weißt, dass Du immer auf mich zählen kannst, wenn Du ein Problem hast oder Hilfe brauchst." Hermine schüttelte den Kopf. "Nein danke. Ich habe genug Freunde und zwar welche, die mir noch nicht so wehgetan haben, wie Du." Wieder griff er nach ihrem Arm, immer darauf bedacht sie in keinster Weise einzuzwängen. "Ich möchte doch nur, dass Du wieder Teil meines Lebens bist, Hermine. In irgendeiner Form. Bitte!" "Ich weiß nicht, wie Du auf die verrückte Idee kommst, dass ich je wieder ein Teil Deines Lebens sein werde oder das auch nur möchte. Schlag Dir das aus dem Kopf. Ich ... " Das war der Moment, in dem er seine Lippen einfach auf ihre drückte. Er hielt sie nicht fest und löste sich auch nach wenigen Augenblicken wieder von ihr. Er wusste, sie würde jetzt gehen und er hatte es nur noch schlimmer gemacht, mit seiner Einladung, also hatte er beschlossen, ihre Lippen noch ein einziges Mal zu kosten. Wie erwartet traf ihn sofort eine Ohrfeige, doch danach sprang Hermine nicht auf und schrie ihn an, sondern blickte ihn eine zeitlang nur an, fixierte seine Augen und schüttelte dann langsam den Kopf. Sie konnte nicht begreifen, wieso sich das so gut angefühlt hatte. Langsam beugte sie sich nach vorn zu ihm und gab den Kuss zurück. Genau so kurz und hauchzart, wie der, den sie von ihm erhalten hatte, dann rannte sie hinaus und warf die Tür hinter sich zu. Severus saß da und war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Noch Minuten später sah er auf den Fleck, auf dem sie gerade noch gesessen hatte, spürte noch ihre Lippen auf seinen und versuchte zu ergründen, was gerade geschehen war. TBC Bitte hinterlasst doch einen kurzen (gern auch langen) Kommentar, wenn euch die Geschichte gefällt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)