Feuerberg von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Wenige Augenblicke später trat tatsächlich einer der Bediensteten ein. "Schon fertig?", fragte dieser überrascht und sah den Drachenmenschen forschend an. Ranas strich sich seine nassen Strähnen aus dem Gesicht und beantwortete seine Frage mit einem knappen "Ja". "Ich finde, er sollte unbedingt neu eingekleidet werden", sprach es Valerie an, ohne das Ranas etwas dagegen hätte tun können. Der Angestellte verbeugte sich flüchtig. "Unmöglich kann ich eines dieser Beinkleider tragen, wie es hier so üblich zu seien scheint", protestierte Ranas jedoch und sah streng an Valerie herab. "Aber natürlich", gab sie lächelnd zurück. "Ich hatte dabei auch eher an etwas gedacht, was deinem jetzigen nahe kommt - selbst Debora zu Trotz." Ihr Lächeln wirkte nahezu Siegessicher. Ob es dabei um Debora oder den Drachenmensch ging, war nicht ganz ersichtlich. "Dann sollte ich am besten gleich einmal nachsehen, ob ich etwas passendes finde." Sie wollte gerade den Angestellten folgen, der bereits das Zimmer verlassen hatte, als Ranas sie vorsichtig an der Schulter anhielt. "Du darfst meinen nicht wegwerfen", sagte er fast schon traurig. "Er ist das letzte, was mich an meine Mutter erinnert." Ranas nahm die Hände hinter den Rücken und schaute sich verlegen auf die Füße. "Dachtest du wirklich, ich hätte ihn einfach verschwinden lassen?" Verdutzt sah der Drachenmensch auf. Ihr selbstsicheres Lächeln hielt weiterhin an. "Hättest du nicht?" Sie schüttelte den Kopf, dass ihre Fühler hin und her schwangen. "Ganz sicher nicht. Meine Worte waren lediglich als Rache für deinen unzüchtigen Kommentar gedacht, bevor du..." Ihre Augen wanderten hektisch über sein Gesicht. "Ich sollte jetzt gehen..." Ranas war bereits wieder mit den beiden Kleinen vor dem Schloss beschäftigt, als ihn die blonde Fee abermals aufsuchte. Sofort war sie von den Dreien bemerkt worden, kaum dass sie aus dem breiten Tor herausgetreten war. "Hättest du vielleicht kurz Zeit?", fragte sie lächelnd und stützte sich auf dem Geländer der breiten Terrasse ab. Ranas riss sich sofort von Serys und Ravel los und flog auf sie zu. "Ich bin gleich wieder zurück", rief er den beiden zu und winkte kurz, dann erst widmete er sich wieder vollends der Prinzessin. "Ich denke, ich habe etwas passendes gefunden." "Dir sollte klar sein, dass ich mit einem derart zarten Stoff, wie ihn dich einer umhüllt, nichts anfangen kann." Valerie stemmte die Arme ein. "Wie mir scheint, unterschätzt du mich auch jetzt wieder!", bemerkte sie mit sehr ernstem Ton. "Natürlich weiß ich das! Hältst du mich für so töricht?" Ranas schüttelte entsetzt den Kopf. "Ganz bestimmt nicht." Er war erschrocken über sich selbst. Wie konnte er sie mit seinen Worten nur wieder derartig beleidigen. Verlegen kratzte er mit dem Fuß über den Steinboden. "Von der Festigkeit unterscheidet er sich kaum von deinem. Der große Unterscheid besteht jedoch darin, dass er wesendlich besser aussieht." Valerie zog ihn förmlich ins Schloss hinein. "Jetzt komm schon!" Als die beiden das große Nähzimmer betreten hatten, traf den Drachenmensch fast der Schlag. "Ungeheuerlich", brachte er verblüfft hervor. So viele verschiedene Stoffe und Garne hatte er noch nie auf einem Haufen gesehen. Valerie lief schmunzelnd voraus. An einem langen Tisch blieb sie stehen und wartete, bis er ebenfalls endlich herangetreten war. Sofort reichte sie ihm den Stoff entgegen. Mit festem Griff testete er dessen Beschaffenheit, doch er verzog das Gesicht. "Rot?", fragte er nahezu erschaudert und verzog den Mund. "Findest du wirklich?" "Natürlich! Warum denn nicht?" "Ach ich weiß nicht..." "Ich finde, rot passt ungemein gut zu deinem Haar und gibt einen wunderbaren Kontrast zu deinen Augen." "Sollte man mit dieser Farbe nicht lieber eine Dame kleiden?" Valerie schüttelte den Kopf. "Ich persönlich bevorzuge blau." Der Drachenmensch gab resigniert auf. Diese Frau ließ ihm einfach keine Chance für Gegenargumente. "Wärst du vielleicht so gütig und würdest dich von deinem Stofffetzen befreien, dass ich an diesem Maß nehmen kann?!" Unsicher sah sich Ranas um. "Wo ist denn der Kerl, dem du vorhin gefolgt bist?" Sie schaute ihn streng an. "Dieser Kerl, wie du ihn bezeichnest, ist bereits mit anderen Tätigkeiten beschäftigt. Ich war der Meinung, dass zurechtschneiden des Stoffes selbst hinzubekommen und das, obwohl ich die Prinzessin bin!" "Entschuldige Valerie." So langsam sollte er sich angewöhnen, sich jedes Mal selbst zu schlagen, wenn er wieder einen seiner herabwürdigenden Kommentare von sich gab. Vielleicht würde er es dann irgendwann unterlassen. "Würdest du dazu bitte hinter die Wand gehen?" Es war die selbe, wie bereits im Badezimmer. Erst, als er dahinter verschwunden war, folgte sie ihm. "Es tut mir wirklich leid, dass ich hin und wieder derart dummes Zeug erzähle." Langsam reichte er sein Kleidungsstück über den Sichtschutz hinweg. Valerie lächelte ihn zurückhaltend an und nahm ihm den Stoff ab. "Das stört mich nicht - im Gegenteil. Ich mag deinen Humor, auch wenn er so manches Mal recht eigenwillig ist." Mit diesen Worten ging sie zum Tisch zurück. Ranas legte die Arme auf den Sichtschutz auf. "Besser als gar keinen Humor?", fragte er nocheinmal nach - den unsicherem Blick zur Tür gewandt. "Ganz genau", gab sie als Antwort zurück. Wieder sah er unruhig zur Tür. "Findest du mich eigentlich hübsch?" Valerie senkte den erröteten Kopf und wand sich vom Drachenmenschen ab, um sich auf ihre Arbeit konzentrieren zu können. Eine Antwort gab sie ihn allerdings nicht. Hatte er also erneut eine seiner unnötigen und völlig unangepassten Fragen gestellt. Valerie schwieg nach seinen Worten. Sie hängte Ranas den neuen Stoff über die Absperrung und verschwand, ohne ihn anzusehen. Er wagte es nicht, ihr zu folgen. Stattdessen schlug er sich einmal derb mit der Faust in den Magen. Wenn er es bei der Prinzessin nicht doch noch verscherzen wollte, sollte er ganz dringend damit aufhören. Auch wenn sie seinen Humor, wie sie es nannte, mochte, durfte er auf keinem Fall weitere dieser Anspielungen von sich geben. Erst, als bereits einige Zeit vergangen war, verließ auch er das Nähzimmer. Valerie war bereits außer Sichtweite. Ausgenommen zweier Angestellten, kam ihm niemand entgegen. Ranas fühlte sich in diesem roten Stoff nicht im geringsten Wohl. Den alten Fetzen hielt er dennoch nur in der Hand. Er würde ihn erst einmal in sein Zimmer legen. Die beiden Jungs hatten die Halle bereits betreten, als auch Ranas dort endlich wieder eintraf. "Wo warst du denn so lange?", begann einer von ihnen ungeduldig. Der Drachenmensch hatte für seine Bemerkung nur ein Lächeln übrig. Er folgte den beiden mit langsamen Schritten und sie verzogen sich wieder nach draußen. 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