Auf zu neuen Ufern 2 von xxNico_Robinxx (Die Jagd nach Blackbeard) ================================================================================ Kapitel 4: Ein Schrecken kommt selten allein -------------------------------------------- Die beiden Freunde hatten die ganze Nacht über miteinander geredet, ohne gemerkt zu haben, wie die Zeit vergangen war. Sanji fühlte einen Anflug von Stolz darüber, dass sich Robin ihm geöffnet hatte, und endlich konnte er auch verstehen, warum sie zu der Person geworden war, die sie heute war. Er hoffte, dass sie jetzt, nachdem sie jemanden ihr Inneres gezeigt hatte, sich nicht wieder hinter einer undurchdringlichen Mauer verstecken würde. "Der Tag bricht an", riss Robin ihn aus seinen Gedanken. Ein Blick aus dem Bullauge ließ Sanji erkennen, wie das Schwarz der Regenwolken am Himmel langsam einen dunklen Grauton annahm. Dann stand er von der Bank auf, wo er Robin gegenüber gesessen hatte, um erneut einen Kessel mit Wasser aufzusetzen. Mittlerweile hatte er aufgehört mitzuzählen, wie oft er dies in der letzten Nacht bereits schon getan hatte. "Hatte Ace schon erwähnt, wie wir in die Stadt kommen wollen?", fragte sie den Smutje. "Seit gestern Mittag hat er mir gegenüber nichts mehr darüber gesagt", antwortete Sanji und runzelte die Stirn. "Aber wir müssen uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen." "Am Besten wäre es getrennt in die Stadt zu gehen", schlug Robin vor und stützte nachdenklich das Kinn auf eine Hand, während sie aus dem Bullauge schaute. "Als Gruppe würden wir sofort auffallen." "Das stimmt." Während Sanji darauf wartete, dass das Wasser kochen würde, setzte er sich mit zwei Schüsseln und einem Messer wieder an den Tisch und fing an die Äpfel, die sie auf Curt Island gekauft hatten, für das Frühstück an zu schälen. Bei dem Anblick des saftig, grünen Obstes verspürte Robin einen Anflug von Hunger und griff kurzerhand nach einem großen, runden Apfel. Wenn es Ruffy und nicht die dunkelhaarige Schönheit gewesen wäre, hätte Sanji auf die vorwitzige Hand geschlagen, aber so schenkte er ihr nur ein Lächeln. Die angenehme Stille, in der das leise Prasseln des Regens am Bullauge und das sanfte Schneiden des Messers, das durch das Fruchtfleisch schnitt, zu hören waren, wurde jäh unterbrochen, als die Kombüsentür laut krachend gegen die Wand flog und Ruffy im Eingang stand. "Das Frühstück ist noch nicht fertig?", fragte er mit enttäuschtem Gesichtsausdruck und ließ sich neben Robin auf die Bank plumpsen. Mit einem gierigen Blick auf die Schüssel mit dem Obst wollte Ruffy gerade danach greifen, als Sanji seine Faust schmerzhaft auf die Hand des Freundes knallen ließ. "Finger weg", drohte der Smutje mit einer tiefen, grimmigen Stimme. "Ich hab aber so einen Hunger", jammerte Ruffy und schüttelte dabei seine Hand, damit der Schmerz daraus verschwand. Im gleichen Augenblick begann auch schon der Wasserkessel an zu pfeifen. Da Sanji sich nicht gleichzeitig um das Wasser und um Ruffy kümmern konnte, stand Robin bereitwillig auf und nahm den Kessel von der Herdplatte. Sekundenspäter zog ein aromatischer Kaffeeduft durch die Kombüse. "Hey, Leute", wurden die Freunde auch schon von Ace gutgelaunt begrüßt. Zielstrebig ging er zu Robin und schnappte sich eine dampfende Tasse, die sie eben erst gefüllt hatte. "Wie ist die Nachtwache gelaufen?", wandte er sich daraufhin neugierig an Sanji. Ihm ist aufgefallen, dass sowohl der Smutje als auch Robin noch immer dieselben Sachen vom gestrigen Tage trugen. "Keine Vorfälle", antwortete Sanji achselzuckend und trat mit der Schüssel, in der die geschälten Äpfel waren, zum Waschbecken, um sie noch einmal kurz unter kaltes Wasser zu halten. "Bist du sicher?", hakte er noch mal nach und konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen. Im nächsten Moment stieß er ein gequältes Stöhnen aus, als ihm ein schlanker Arm aus der Schulter wuchs und ihn unsanft am Ohr zog. "Du stellst zu viele Fragen", erwiderte Robin mit einer eher gelangweilten Stimme, während sie von einem frischen Brotlaib, das Sanji noch am gestrigen Tage gebacken hatte, dicke Scheiben abschnitt. "Apropos Fragen", ging Sanji dazwischen, "wie hast du dir das eigentlich vorgestellt, wie wir in die Stadt kommen wollen?" "Verkleidet, natürlich", antwortete Ace, als wenn es die selbstverständlichste Sache wäre. Am frühen Nachmittag ankerte die Flying Lamb in einer kleinen, abgelegenen Bucht im Norden der Insel, die vom Meer aus nicht einzusehen war, da sie fast schon von drei Seiten von riesigen Klippen umgeben war. Ihre Höhen senkten sich ins Landesinnere ab, so dass man sie zu Fuß problemlos erklimmen konnte. Dadurch war es für die Freunde auch kein Problem an Land zu kommen. Nachdem die Flying Lamb auf gleicher Höhe mit einer der Steilwände war, warfen sie den Anker aus und überbrückten den kurzen Abstand über das Wasser mit einer Planke. Bevor die kleine Gruppe sich aber auf den Weg zum westlichen Stadttor begaben, veranstalteten die Jungs eine kleine Modenschau in ihrem Zimmer, das durch eine provisorisch aufgehängte Decke eingeteilt war. Dahinter verstreut lagen Unmengen von Hosen, Hemden, Hüte, Schals und Gürtel in verschiedenen Farben und Größen. Selbst Decken und Tücher hatten Lysop und Chopper herausgeholt. So entwarfen die Jungs ein Kostüm nach dem anderen, das sie anschließend ihren Freunden stets mit einem pompösen Auftritt vorführten, indem sie theatralisch hinter dem Vorhang hervorsprangen. Sie hatten solch einen Heidenspaß an ihrem Spiel, dass sie gänzlich vergaßen, warum sie überhaupt mit der Maskerade begonnen hatten. Sanji verließ das Zimmer immer noch mit einem Lachen auf den Lippen. Der Anblick Lysops war aber auch zu komisch gewesen. Während der schwarze Schlapphut mit einer abgeknickten, zerfransten Feder ihm ständig ins Gesicht gerutscht war, hatte die Langnase ihre Müh und Not gehabt die blaue Hose festzuhalten, die deutlich sichtbar mehrere Nummern zu groß war. Die Hosenbeine waren bereits mehrfach an den Füßen umgekrempelt. "Hey, Robin", grüßte Sanji die dunkelhaarige Frau am Tisch, als er die Kombüse betrat. "Du verpasst da unten eine Menge Spaß." "Das ist nicht zu überhören", lächelte Robin. Und wie zur Bestätigung drang das ausgelassene Gelächter der Freunde zu ihnen rauf. "Aber wollten wir heute nicht noch in die Stadt?" Wie angewurzelt hielt der Smutje in seiner Bewegung inne, als er gerade dabei war, sich heißen Kaffee in eine Tasse zu gießen. Im nächsten Augenblick schlug er sich dann die Hand vor der Stirn. "Natürlich", stöhnte er laut auf. "Das haben wir ja ganz vergessen." Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, war er auch schon aus der Kombüse geflitzt. Eiligst rannte er in das Jungenzimmer, wo er die Freunde an ihre eigentliche Mission erinnerte. Sofort setzten sich alle in einem engen Kreis zusammen und besprachen mit verschwörerisch klingenden Stimmen, wie sie die Stadtwache austricksen wollten. Nach etwa einer guten Stunde dann versammelten sich alle an Deck, bereit, sich in ein neues Abenteuer zu stürzen. Der Weg zum Westtor führte sie durch ein kleines, lichtes Wäldchen, in denen ihnen einige Eichhörnchen und Wildhasen begegneten, bis sich vor ihnen eine weitflächige Wiese erhob. Sich tief im Schatten der Bäume haltend, überblickten sie mit wachsamen Augen das Feld. In der Ferne konnten sie die schemenhaften Gestalten von einigen Leuten erkennen, die aus Counters Hill kamen. Hauptsächlich waren es Bauern und Händler, die ihre nicht verkauften Waren auf den Ladeflächen von Kutschen oder Schubkarren zurück in ihre Dörfer brachten. Vom Waldrand aus besprachen die Freunde noch einmal alle Einzelheiten ihres Plans. Sie hatten ausgemacht, dass sie in zwei Gruppen gingen, wobei die letztere den anderen eine halbe Stunde Vorsprung lassen solle. So machten sich dann Sanji, Robin und Chopper, als Pärchen mit Haustier getarnt, auf dem Weg. Schon nach kurzer Zeit sahen sie vor sich die meterhohen Mauern von Counters Hill, die sich hell vom graubewölkten Himmel abhoben. Das Westtor war ein riesiger, zweiflügeliger Rundbogen mit einem schwarzen Fallgitter, vor dem zwei Soldaten in der weißen Kleidung der Marine postiert waren. Am Rande der Straße war ein einfacher, schmuckloser Tisch aufgebaut, an dem sich ein weiterer Soldat befand und sich mit einem Kameraden unterhielt, während er den Packen Steckbriefe ordentlich vor sich hinlegte. Kurz bevor die drei Freunde in Sichtweite der Soldaten kamen, legte sich Chopper, der von seiner kleinen Gestalt zu einem ausgewachsenen Elch gewechselt hatte, zögerlich ein rotes Halsband mit Leine um, die Robin nur widerwillig in die Hand nahm. Die nötige Maskerade, wodurch der kleine Elch zu einem Haustier degradiert wurde, gefiel ihnen beiden nicht. Aber eine andere Lösung, wie sie Chopper sonst hätten in die Stadt schleusen können, hatten sie nicht gefunden. Um ihre Tarnung perfekt zu machen, legte Sanji, innerlich freudig strahlend, einen Arm um Robins schlanke Taille, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte. Betont lässig traten sie daraufhin auf das Tor zu. "Einen schönen, guten Tag wünsche ich den Herren", begrüßte Sanji die Soldaten mit freundlicher Stimme, derweil Robin ihnen lächelnd zunickte. "Das wünschen wir Ihnen auch", sagte der Soldat, der neben dem Tisch stand, und hob grüßend die Hand an den Kopf. Die Freunde schlenderten weiter und befanden sich fast schon unter dem Tor, als der andere Soldat mit den Steckbriefen sie zurückhielt. "Warten Sie einen Moment", sprach er mit befehlsgewohnter Stimme, während er die Briefe vor sich durchging. Bevor sich Sanji und Robin zu dem Mann umdrehten, wechselten sie noch einen alarmierten Blick aus, während Chopper ängstlich den Atem anhielt. "Gibt es ein Problem?", fragte Sanji den Soldaten ruhig, obwohl sein Herz wie rasend schlug. "Das kann ich Ihnen noch nicht sagen", murmelte der Mann abwesend. "Sie können mir das noch nicht sagen?", wiederholte Sanji die Worte mit einem warnenden Unterton, wodurch der Soldat aufblickte. "Meine Frau und ich sind zum Essen bei dem Bürgermeister eingeladen, wo wir liebend gerne pünktlich erscheinen würden. Und sie halten uns jetzt auf und kennen nicht einmal den Grund dafür?" Bei der Erwähnung des Bürgermeisters sahen die Soldaten ihren Kameraden schreckerfüllt an und gaben ihm hastige Zeichen, die beiden Personen mit ihrem seltsamen Haustier passieren zu lassen. Obwohl der Mann selbst erst einmal Schlucken musste, wollte er unbeirrt weitermachen, da er das Gefühl hatte, die Gesichter der beiden Personen, insbesondere das der Frau, schon vorher gesehen zu haben. "Ach, Schatz", säuselte Robin jetzt verliebt und schmiegte sich enger an Sanjis Arm, dessen Herz sogleich ein Freudensprung machte. "Der gute Mann tut doch nur seine Pflicht. Es ist doch nicht schlimm, wenn wir ein paar Minuten zu spät kommen. Außerdem können wir so deinem Freund davon berichten, wie sorgfältig seine Männer ihrer Arbeit nachgehen." "Äh ... ich denke, es ist nicht nötig Sie noch weiter aufzuhalten", ging einer der Soldaten eiligst dazwischen. Die Männer kannten den Bürgermeister und wussten, wie viel Wert er auf Pünktlichkeit legte. Außerdem würde er es sicher nicht gerne hören, dass seine Freunde von ihnen, den Soldaten, belästigt wurden. Derweil saß sein Kamerad unbeweglich am Tisch und starrte blicklos auf die gelblichen Steckbriefe, während ihm der Schweiß nur so auf der Stirn stand. "Wir dürfen also weiter?", hakte Sanji fragend nach. "Ja, ja", meinte einer der Soldaten am Tor und winkte sie hindurch, woraufhin die Freunde langsam die Straße entlang schritten. Als sie dann außer Hörweite waren, stießen sie alle einen erleichterten Seufzer aus. "Das war verdammt knapp", stöhnte Sanji und wischte sich einige Schweißtropfen von der Stirn, die sich an seinem Haaransatz angesammelt hatten. "Wir sollten jetzt so schnell wie möglich zu diesem Viertel gelangen", erwiderte Robin, wobei ein gewisses Unbehagen deutlich aus ihrer Stimme zu hören war. "Wer weiß, ob sich der Bürgermeister hier nicht irgendwo herumtreibt." "Können wir nicht die Seitenstraßen nehmen?", fragte Chopper leise, der darauf bedacht war die Aufmerksamkeit der Leute, die seine Anwesenheit bereits schon auf sich lenkte, nicht noch mehr zu erhöhen. "Zu riskant", antwortete Sanji, während er so tat, als würde er mit Robin sprechen. "Diese Straße führt uns direkt zu dem Viertel. Würden wir jetzt eine Nebenstraße nehmen, könnte es sehr leicht passieren, dass wir ganz woan ..." "Oh, Mist!", unterbrach Robin den Smutje grob und zerrte ihn und Chopper eiligst zu einem Schaufenster eines Schmuckgeschäfts. Davor stehen bleibend, sorgte sie dafür, dass der kleine Elch sich zwischen der Wand und ihren Beinen befand. "Mach dich klein, Chopper!" "Was ist denn los?", wollte Sanji gespannt wissen, während Chopper dem Befehl nachkam und sich in seine kleine Gestalt verwandelte. "Zwei bekannte Gesichter kommen auf uns zu", flüsterte Robin dem Freund leise zu und senkte den Kopf. "Achte darauf, dass dein Gesicht sich nicht in dem Glas widerspiegelt." Gut versteckt hinter den Beinen der Freunde lugte Chopper mit seinen kleinen Knopfaugen auf die Straße, während Sanji ebenfalls seinen Kopf senkte. Als der kleine Elch die beiden Gestalten sah, von denen Robin gesprochen hatte, trat ein panischer Ausdruck in seinen Augen. "Sieh mal, Schatz", sprach Robin laut und schmiegte sich enger an Sanjis Arm, derweil sie mit einer Hand auf ein Collier aus Rubinen wies. "Meinst du, die Kette würde mir stehen?" Etwas überrumpelt über diese Frage und auch, weil er in diesem Moment erkannte, wer sich ihnen näherte, wusste Sanji zunächst nicht, was er sagen sollte. Erst einen Stoß in seinen Rippen brachte ihn wieder zur Besinnung. "Kein Schmuckstück auf der Welt würde deiner Schönheit gerecht werden", betonte Sanji schließlich mit verliebt klingender Stimme, während er unter gesenkten Augen das Spiegelbild des ungleichen Paares beobachtete, das in diesem Augenblick an ihnen vorbeiging. Sein Herz klopfte dabei wie verrückt, derweil sich kalter Schweiß auf seiner Stirn bildete. Chopper presste sich derweil enger hinter den schützenden Beinen der Freunde. "Was für ein dämliches Gesülze", grollte der Mann mit tiefer Stimme. "Ich fand es sehr romantisch", antwortete die dunkelhaarige Frau an seiner Seite, während sie ihre Brille auf der Nase zu Recht rückte. Als Antwort erhielt sie nur ein abfälliges Schnauben, das aus tiefster Seele zu kommen schien. Robin stieß den angehaltenen Atem aus, nachdem die beiden Personen zwischen den anderen Passanten auf der Straße verschwanden. "Verdammt, was macht der denn hier?", fluchte Sanji mit unterdrückter Stimme. "Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte Chopper mit ängstlicher Stimme. "Die gehen zum Stadttor." "Wir werden weiter nach Plan vorgehen", bestimmte Robin, während sie mit wachsamen Blicken den beiden Gestalten hinterher sah. "Es ist zu gefährlich ihnen zu folgen. Wenn sie oder die Soldaten uns sehen, dann war es das mit unserer Tarnung." "Wir können jetzt nur noch hoffen", warf Sanji mit einem leicht besorgten Gesichtsausdruck ein, "dass Ruffy und die anderen unbemerkt an den beiden vorbeikommen." Die Freunde wandten sich wieder der Straße zu, wobei es Chopper gelang sich unbemerkt wieder in einen Elch zu verwandeln. Scheinbar gemütlich schlendernd gingen sie an zahlreichen Geschäften und Wohnhäusern vorbei, wobei sie auch den großen Marktplatz im Zentrum der Stadt überquerten, in dessen Mitte ein imposanter Springbrunnen stand. Da es mittlerweile auf den Abend zuging, bauten die diversen Händler auf dem Platz ihre Stände ab, während einige Verkäufer ihre Läden schlossen. Und auch die Bewohner der Stadt eilten mit ihren Einkäufen in den Armen nach Hause zu ihren Familien. Nach etwa einer halben Stunde erreichte die kleine Gruppe das Ende der Hauptstraße und befanden sich nun vor einer drei meterhohen Backsteinmauer, hinter der das so genannte Schurken-Viertel lag. Als sie den Weg zu ihrer rechten Seite entlang schauten, bemerkten sie einen verschlossen Durchgang in der Wand, dem sie sich langsam näherten. Etwas verwirrt betrachteten die Freunde die massivaussehende, breite Holztür vor sich, die mit mehreren Eisenscharnieren versehen war. Auf der Höhe eines ausgewachsenen Mannes befand sich in der Mitte der Tür ein kleines viereckiges Fenster, das durch eine Metallplatte geschlossen war. "Sag bloß, wir müssen erst anklopfen?", wunderte sich Sanji und rieb sich sein stoppeliges Kinn. "Sieht wohl so aus", war Robins einziger Kommentar. Daraufhin trat Sanji näher an die Tür heran und ließ mit der Faust ein kräftiges Klopfen hören. Sekundenspäter schob sich die Metallplatte vor dem Fenster weg und ein breites, unrasiertes Gesicht kam dahinter zum Vorschein. Von zwei grimmigen, haselnussbraunen Augen wurden die Freunde kritisch von oben bis unten gemustert. "Was wollt´n ihr hier?", fragte das Gesicht mit rauchiger Stimme. "Wir wollen rein", antwortete Sanji trocken. Insgeheim musste er über diese dämliche Frage den Kopf schütteln. Auf seine Antwort hin brach der Mann hinter der Tür in ein solch lautes Lachen aus, dass es den Freunden in den Ohren anfing zu dröhnen. "Der is gut", sprach dieser immer noch lachend. "Hey, Sammy, schau dir diese Typen ma an. Die woll´n doch tatsächlich rein." Das Gesicht des Mannes wurde durch ein langes, bärtiges Gesicht ersetzt, das sie aus zwei blauen Augen, so dunkel wie der Ozean, ansah. Auch dieser Mann, der wohl Sammy zu sein schien, brach ebenfalls in Gelächter aus. "Dürfen wir erfahren, was so lustig ist?", fragte Sanji mit mühsam kontrollierter Stimme. Eine leicht anwachsende Wut machte sich in ihm breit, die immer größer wurde, je länger sich die beiden Kerle amüsierten. "´tschuldige, Kumpel", meinte der Mann mit den braunen Augen, der sich eine kleine Träne aus den Augenwinkeln wischte. "Aber ihr seid völlig falsch hier." "Ist das etwa nicht der Zugang zu dem Schurken-Viertel?", fragte Robin nach und blickte verwirrt zu Sanji, der nur ratlos mit den Schultern zucken konnte. "´türlich", kam die Antwort. "Das is das Schurken-Viertel. Ihr wollt doch nich etwa wirklich hier rein, oder?" "Sonst hätten wir ja wohl kaum geklopft", erwiderte Sanji ungeduldig. "Also, können wir jetzt endlich rein?" "Hey, hey, hey, Freundchen", sagte der Mann mit warnender Stimme. "Nich in diesen Ton! Außerdem muss ich erst ma wissen, wer ihr seid. So, wie ihr ausseht, scheint ihr von der Marine zu sein. Und dieses Pack kommt hier nich rein!" "Wir gehören zur Strohhutbande", gab Sanji genervt als Antwort, woraufhin er wieder ein ausgelassenes Gelächter erntete. "Das wird ja immer besser", grölte die Stimme Sammys hinter der Tür. "Da merkt ma doch gleich, dass ihr keine Ahnung nich habt", lachte auch dessen Kumpel. "Warum lachen die?", wandte sich Chopper verwirrt an Robin, die allmählich selbst ungeduldig wurde. "Mir reicht es", stieß Sanji wütend aus. Mit seinem rechten Bein holte er weit aus, bevor er der Tür einen kräftigen Tritt verpasste. Diese riss sich aus ihren Angeln und begrub den braunäugigen Mann unter sich, der mit einem peinigenden Stöhnen zu Boden ging, während Sammy die Augen vor Überraschung weit aufriss. In der Zwischenzeit näherten sich Ruffy, Lysop und Ace dem westlichen Stadttor. "Versuch gerade zu laufen!", ermahnte Ace seinen Bruder, der unter einem langen, braunen Mantel versteckt war, während er selbst auf Ruffys Schultern saß. Aufgrund dessen, dass auf dem Käpt´n ein hohes Kopfgeld ausgesetzt war, würden die Marinesoldaten ihn sicher sofort erkennen, zumal sein Erkennungszeichen ja sein Strohhut war. Daher hatten es die Freunde für angebracht gehalten, Ruffy zu verstecken und es so aussehen zu lassen, als wenn sie nur zu zweit wären. "Ich kann aber nicht sehen, wohin ich gehe", kam es gedämpft unter dem Mantel hervor, während Ruffy verzweifelt versuchte durch den winzigen Spalt der Knopfleiste den Weg vor sich zu erkennen. "Das wird uns niemand abkaufen", bibberte Lysop mit ängstlicher Stimme, der sich im Geiste schon ausmalte, wie die Soldaten sie festnehmen würden. Er hatte sich eine knallrote Perücke aufgesetzt, deren langen, glatten Haare er mit einen von Robins Haargummis zu einem Zopf gebunden hatte. Dazu trug er einen blauen Overall, der fast überall mit bunten Flicken versehen war, sowie eine kurze, langärmelige Jacke. "Red nicht so einen Unsinn", erwiderte Ace mit ungewohnt scharfer Stimme. "Unsere Verkleidung ist perfekt." Lysop bedachte den Freund mit einem kurzen, zweifelnden Blick, während sie sich den vier Soldaten am Tor näherten. Das wird nicht klappen, das wird nicht klappen, dachte er immer wieder, während seine Knie zitternd den Takt dazu schlugen. Mit hochgezogenen Augenbrauen sahen sich die Soldaten an, nachdem sie die beiden merkwürdigen Figuren bemerkt hatten, die auf sie zukamen. "Der eine scheint ja mächtig einen über den Durst getrunken zu haben", murmelte einer der Soldaten seinem Kameraden zu, während sie die größere Gestalt dabei beobachteten, wie sie torkelten Schritts von einer Straßenseite zur anderen wankte. Dabei wurde die kleinere, schmächtigere Gestalt immer wieder angerempelt. "Was wollt ihr hier?", fragte der Soldat am Tisch, während er die Neuankömmlinge von oben bis unten kritisch musterte. "Wir sind Komiker", antwortete Ace mit unbekümmerte Stimme. "Wir würden gerne hier in den Wirtshäusern auftreten, wenn es erlaubt ist." "Komiker, ja?", wiederholte der Soldat, der, aufgrund des Aussehens der beiden Figuren, keine Zweifel an der Aussage hegte. "Und was könnt ihr?" "Och, wir sind da sehr vielseitig", gab Ace als Antwort und wies dann anschließend auf Lysop, dessen Adamsapfel nervös auf und ab hüpfte. "Mein Freund hier kann zum Beispiel sehr gut mit Bällen jonglieren. Und ich arbeite gerade an einem Programm als Bauchredner." "Bauchredner?", fragte ein anderer Soldat interessiert. "Kannst du uns was vorführen?" "Aber sicher", strahlte Ace, während Lysop einen leisen, erfreuten Seufzer darüber ausstieß, dass nicht er einen Trick vorführen soll. Mit verschränkten Armen starrte Ace derweil in den grauen Himmel und tat so, als würde er überlegen, was er sagen soll, während er seinem Bruder mit seiner Ferse in die Rippen trat. "Hey, Mann, das tat weh!", krähte Ruffy daraufhin unter dem Mantel hervor und rieb sich die schmerzende Seite, wodurch Ace ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Eiligst drückte er seine Oberschenkel fest gegen Ruffys Kopf, um nicht nach hinten überzukippen. "Ich bekomme keine Luft!", schnaufte Ruffy, der versuchte die Beine seines Bruders auseinanderzustemmen. Doch dieser verstärkte nur noch den Druck, woraufhin jetzt auch die Finger seines Bruder eingeklemmt waren. "Was soll das?", rief Ruffy, der einige Schritte zurückstolperte. Lysop wurde bei dem Anblick des umherschwankenden Ace kalkweiß im Gesicht, während er schon damit rechnete, dass die beiden Freunde jeden Moment auf den Boden fielen. Derweil beobachteten die Soldaten dem Schauspiel verwirrt, aber auch mit bewunderten Blicken zu. Soviel Talent hatten sie dem tollpatschigwirkenden Mann nicht zugetraut. Sie konnten nicht einmal sehen, wie er beim Sprechen den Mund bewegte. "Na ja, dieser Trick ist noch im Aufbau", versuchte Ace das merkwürdige Verhalten zu erklären, nachdem sein Bruder nicht mehr herumzappelte, und er selbst auch wieder sein Gleichgewicht gefunden hatte. Als die Soldaten begriffen, dass die Vorstellung beendet war, klatschten sie begeistert in die Hände. "Sobald ihr einen Ort gefunden habt", sprach ein Soldat mit freudiger Miene, "wo ihr auftretet, müsst ihr uns unbedingt Bescheid geben." "Das war wirklich eine beeindruckende Vorstellung", stimmte einer seiner Kameraden zu. Lysop musste sich derweil sehr zusammenreißen, seine Überraschung nicht offen zu zeigen. Er konnte nicht glauben, dass die Soldaten ihnen ihre Maskerade doch tatsächlich abkauften. "Vielen Dank", erwiderte Ace mit einem zufriedenen Lächeln. "Und das werden wir auch machen, versprochen. Dürfen wir dann jetzt in die Stadt?" "Geht ruhig weiter", nickten die Soldaten ihnen zu und mit einem Winken verabschiedeten sich die Freunde von ihnen, während sie unter dem Tor hindurchgingen. "Na, bitte, hat doch funktioniert", flüsterte Ace Lysop mit einem triumphierenden Augenzwinkern zu. "Für meinen Geschmack war die Sache viel zu einfach", brummte die Langnase und schüttelte über die Dummheit der Soldaten den Kopf. "Weißt du, was dein Problem ist?", erwiderte Ace spöttisch. "Du bist ein ständiger Schwarzseher. Du musst die Sachen auch ... Oh, oh!" "Was ist?", wollte Ruffy sofort wissen, als er den unheilvollen Ton seines Bruders hörte. Durch seine eingeschränkte Sicht konnte er nicht viel von der Straße und der Umgebung sehen und konnte daher nicht wissen, was die Aufmerksamkeit seines Bruders geweckt hatte. "Jetzt sind wir geliefert!", flüsterte Lysop mit panischer Stimme, während er sich verzweifelt und mit weitaufgerissenen Augen nach allen Seiten nach einem Versteck umsah. Ich hab es gewusst, ich hab es gewusst, schoss es ihm dabei immer wieder durch den Kopf. "Hör auf mit deinem Herumgehampel, Lysop!", zischte Ace dem Freund warnend zu. "Damit machst du sie erst recht auf uns aufmerksam." "Wen denn?", fragte Ruffy gespannt und wandte sich nach allen Seiten, um den Grund für die plötzliche Unruhe seiner Freunde zu erfahren. "Lass das, Ruffy!" Langsam wurde Ace ebenfalls nervös. Zwei bekannte Gestalten standen in einiger Entfernung vor einem kleinen Gebäude, das der Marine gehörte, und in denen die Soldaten untergebracht waren, die für die Bewachung des Stadttores zuständig waren. Es handelte sich dabei um ein einfaches, schnörkelloses Backsteingebäude. Auf einem achtlos angezimmertes Schild neben der Einganstür war das Emblem der Marine aufgemalt. Noch sahen die beiden Gestalten nicht zu ihnen herüber, die scheinbar in einer angeregten Unterhaltung vertieft waren. Aber Ace wusste, wenn sich seine Freunde weiterhin wie toll aufführten, würde sich das schlagartig ändern. "Wir gehen jetzt einfach weiter. Also, los, Ruffy!" Während Ruffy sich nach einem nachdrücklichen Druck von Aces Beinen in Bewegung setzte, lief Lysop steif wie ein Brett neben ihnen her. Mit angehaltenem Atem und die Augen stur auf den Weg vor sich gerichtet, schritten sie die Straße weiter entlang. Ace hatte derweil seinen Kopf tief zwischen den Schultern eingezogen und beobachtete aus den Augenwinkeln das ihm bekannte Paar. Doch diese nahmen überhaupt keine Notiz von ihnen. Nachdem sie außer Sichtweite der beiden waren, verschwanden die Freunde in eine enge Seitengasse, ungeachtet der neugierigen Blicke der wenigen Passanten, die sich noch auf der Straße befanden. Geschickt sprang Ace anschließend von den Schultern seines Bruders, wobei er den braunen Mantel mit sich riss und das neugierige Gesicht Ruffys zu Vorschein kam. Auch Lysop befreite sich jetzt von seiner Perücke, dessen Kopfhaut schon seit einer Weile unangenehm juckte. Nach einem ausführlichen Kratzen setzte er sich mit einem erleichterten Seufzer seine Mütze auf. "Was war denn los?", wollte Ruffy wissen und warf den Freunden erwartungsvolle Blicke zu. "Das erzähle ich dir später", winkte Ace geistesabwesend ab, während er sich an einer Hauswand presste und die Straße nach beiden Seiten hin absuchte, ob sich irgendwo Soldaten befanden. "Und jetzt lasst uns von hier verschwinden." Mit einem Zeichen gab er Ruffy und Lysop zu verstehen, ihm zu folgen, als er auch schon losrannte. Überrumpelt von dieser Aktion liefen die beiden Freunde ihm nach einem kurzen Moment hinterher. Die Bewohner, die ihnen nachsahen, warfen ihnen wissende Blicke hinterher. Sie lebten schon zu lange in der Stadt, um nicht zu wissen, dass diese drei jungen Menschen vor der Marine flüchteten. Nach fünfzehn Minuten erreichten die Freunde schließlich das Ende der Straße, wo sie erst einmal keuchend stehen blieben. Doch bereits nach wenigen Sekunden drangen zwei aufgebrachte Stimmen an ihre Ohren, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Die hellere der beiden Stimmen kannten die Freunde nur allzu gut. + Also, so schnell, wie ihr nach neuen Kaps verlangt, kann man gar nicht schreiben ;-) zumal sie bei mir immer länger werden *kopfschüttel* Vielleicht habt ihr es schon gemerkt, aber ich versuche jetzt etwas näher auf die Gefühle und Gedanken der Freunde einzugehen. Hoffe, es gefällt euch. Mich würde ja mal interessieren, ob ihr euch denken könnt, welchen beiden Gestalten unsere Freunde da begegnet sind ;-) Die Auflösung dazu wird es im nächsten Kap geben + Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)