Feindschaft, Freundschaft, Liebe? von abgemeldet (*Taito*) ================================================================================ Kapitel 14: Strange Feelings ---------------------------- Matt wachte am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen auf. Als er die Augen aufschlug, wurde ihm auch bewusst, wieso. Er war doch tatsächlich auf dem Sofa eingeschlafen! In der Hand hielt er auch immer noch Yagamis Zettel. Er setzte sich langsam auf, rieb sich den Schlaf aus den Müden Augen. Man, er musste ja wirklich fertig gewesen sein, wenn er schon auf der Couch einschlief. Normalerweise konnte er nirgendwo anders, als in seinem Bett einschlafen. `Ich fand es nicht lustig, ich fand es sogar schrecklich! Ich hasse meine Schwester für das, was sie getan hat. Tai` Er las sich die Worte auf dem Papier noch einmal durch. Irgendwie hätte er ihn gerne angerufen, um ihm zu sagen, dass et ihm nicht mehr böse war. Aber etwas hielt ihn auch zurück. Obwohl er bereits seit zwei Stunden wach war, lag Tai immer noch im Bett. Er wollte nicht aufstehen, weil er Angst hatte, dann Kari zu begegnen. Er scheute sich vor einem Zusammentreffen mit ihr. Er wusste nicht, wie er reagieren würde oder wie er reagieren sollte. Um genau zu sein, wusste er gar nichts mehr. Nur, dass er jetzt gerne woanders wäre, bevorzugt bei Matt. Er würde jetzt so gerne mit ihm reden oder wenigstens bei ihm sein. Aber das ging nicht. Matt konnte ihn gestern ganz offensichtlich nicht in seiner Nähe haben. Er musste ihm Zeit geben, da konnte er ihn nicht heute gleich wieder belästigen. Mann, wieso musste eigentlich alles so kompliziert sein? Und wieso konnte er nicht einfach den ganzen Tag im Bett bleiben und alles um ihn herum vergessen? Wahrscheinlich, weil Kari so oder so, irgendwann in sein Zimmer gestürmt käme. Oder auch, weil seine Eltern sich irgendwann davon überzeugen würden, dass er noch lebte und nicht still in seinem Kämmerchen vor sich hinvegetierte. Der entscheidende Grund, war wohl der, dass ihn das Nichtstun wahnsinnig machte. Das Fußballspielen gestern war so gut gewesen. Er hatte sich so befreit gefühlt… Gegen elf Uhr entschied sich Taichi schließlich doch mal sein Zimmer zu verlassen. Er ging direkt in die Küche, in der Hoffnung, dass Kari mal wieder das Badezimmer eingenommen hatte und drei Stunden damit verbrachte sich Make-up ins Gesicht zu schmieren. Leider hatte er da falsch gedacht. Als er in die Küche kam, musste er feststellen, dass Kari bereits am Tisch saß. Auch sein Vater saß schon dort – zumindest vermutete er, dass er es war, der sich hinter der Zeitung versteckte und hin und wieder einen Schluck Kaffee zu sich nahm. Seine Mutter fand in ihrer gewohnten Umgebung hinter dem Tresen, wo sie das Frühstück machte. „Ah Schatz, du bist ja wach. Setz dich, es gibt gleich Essen“, begrüßte Yuuko ihren Sohn. Taichis Blick wanderte zum Esszimmertisch, an dem Kari sich so klein, wie möglich machte, in eine andere Richtung sah und ihr Bestes tat, ihren Bruder und dessen Existenz, sowie die Tatsache, dass er gerade die Küche betreten hatte, zu ignorieren. Er besah sich das ganze äußerst skeptisch. Musste er sich da jetzt wirklich hinsetzten? Er hatte wohl keine Wahl. Dass er in seinem Zimmer aß, würde seine Mutter sowieso nie erlauben. Außerdem würde sie sicher wissen wollen, warum ihr Sohn nicht die Gegenwart seiner lieben Familie genießen wollte und das wiederum würde nur unnötige Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten wollte. Er seufzte. Ja, er hatte keine andere Wahl, als die Höhle des Löwen zu betreten. Zielstrebig ging er auf den Tisch zu und setzte sich so weit, wie möglich von Kari weg, auf einen Stuhl. In die Höhle des Löwen würde er gehen, ja, aber er würde ihm nicht ins Maul klettern. Blöd nur, dass dieser Tisch zwar groß genug für ein paar Gäste war, aber immer noch nicht groß genug, um so weit entfernt von Kari zu sitzen, wie er es gerne wollte. Sie brauchten dringend einen größeren Esszimmertisch. Das würde er auf jeden Fall ansprechen. „Na, gut geschlafen?“, fragte Susumo, der – wie sich nun herausstellte, tatsächlich derjenige hinter der Zeitung gewesen ist – einen Schluck von seinem Kaffee trank und die Zeitung zur Seite legte. Der Sportteil, was sonst. „Nein“, antwortete Tai knapp und zupfte nervös an seiner Servierte herum. „Nein? Warum denn nicht?“, fragte sein Vater überrascht. „Na ja…“, meinte Tai. „Gewisse Gedanken, an eine gewisse *Szene*, haben mich nicht in Ruhe gelassen.“ Sein Blick heftete sich auf Kari, die er schuld zu weisend ansah. Sie ließ sich nichts anmerken und tat weiterhin so, als würde sie die wunderbare cremefarbene Tapete in der Küche bewundern. „Oh nein, du hast sicher einen von diesen Kitschfilmen gesehen. Die liegen mir auch immer schwer im Magen. Ich konnte nach `eMail für dich` drei Wochen lang nicht schlafen. Ich verstehe dich gut!“ „Genug geplaudert, es gibt Frühstück“, kündigte Yuuko an, als sie mit vollem Tablett zum Tisch kam. Ihre Kinder und ihre Mann betrachteten besagtes Tablett äußerst kritisch. Es war nru schwer zu sagen, was sich darauf befand. Wahrscheinlich wieder eines ihrer Kochexperimente. „Ähm Liebling, äh… Was ist das?“, fragte Susumo. „Schön, dass du fragst. Das ist ein indisches Rezept – oder ein brasilianisches. Ich weiß nicht mehr so genau, mir Kaffee über das Rezept gelaufen. Auf jeden Fall ist es selbstgebackenes Brot mit selbstgemachtem Aufstrich“, erklärte Yuuko stolz. „Und was ist da drin?“, wollte Taichi wissen, den die seltsam grün-graue Farbe beunruhigte. Er unterdrückte ein Würgen. „Na ja, was ursprünglich reinkommen sollte, weiß ich nicht mehr. Die Zutaten waren wegen der Kaffeeflecken nicht mehr richtig deutbar, also hab ich ein wenig improvisiert. Das ist dabei rausgekommen.“ Tja, so sah es auch aus. Tai beschloss, dass er auf eine Lebensmittelvergiftung verzichtete und auch darauf, sich im Krankenhaus den Magen aussaugen zu lassen, also stand er auf und ging in Richtung Toaster. „Ich glaub ich bin gegen indisch-brasilianisches Brot nicht geimpft, äh, ich meine ich habe eine Allergie gegen … was auch immer da drin ist. Ich esse einfach einen Toast.“ „Uh, ich glaube ich nehme auch Toast“, rief Susumo und Kari begann heftig zu nicken. Yuuko knallte das Tablett auf den Tisch und deutete auf ihren Sohn. „Du! Herkommen! Sofort!!“ Tai tat, wie ihm befohlen und war schneller wieder an dem Tisch, als er ihn zuvor verlassen hatte. Ein Wunder. Yuuko setzte sich nun ebenfalls, faltete die Hände und lächelte schief. „Das hier“, sie deutete auf das Tablett. „Ist ein wunderbares, mit viel Liebe zubereitetes, Mal für meine Familie, die ich ebenfalls sehr liebe. Und diese Familie wird jetzt brav essen, was ich ihr mit viel Liebe zubereitet habe. Damit die Liebe, mit der ich es zubereitet habe auch geschätzt wird, wird das Brot bis zum letzten Krümel aufgegessen, ist das klar?“, fragte Yuuko in die Runde. Alle nickten etwas zögerlich und nahmen sich dann eines der Brote, woraufhin Yuuko zufrieden lächelte und sich ebenfalls eines nahm. Taichi versuchte mehrmals Yuuko abzulenken, um der Katze das Brot zu geben oder es auf andere Weise verschwinden zu lassen. Seine Mutter ließ sich da allerdings nicht hereinlegen. Nicht mal auf die Vorstellung ihres Mannes fiel sie rein. Er täuschte den Anruf eines Kollegen vor, der auf Schienen gefesselt war und den jede Minute ein Zug überrollen könnte. Möglicherweise hätte der Plan ja geklappt, wenn er sich eine glaubwürdigere Geschichte ausgedacht hätte. Die einzige, die brav ihr Brot aufaß, war Kari. Sie versuchte weiterhin Tai nicht anzusehen und starrte stattdessen auf ihren Teller. Sie sagte während des Essens kein Wort. Yuuko sah schon eine ganze Weile besorgt zu ihr. „Mäuschen, alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut, bist du krank? Hast du dich vielleicht, bei Tai angesteckt?“ Sie schielte kurz zu Tai. Ihr Blick sagte soviel, wie „Darüber, dass du einfach in die Schule bist, reden wir noch!“ Kari schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt wirklich nicht wieder davon reden, wie es ihr ging. Schon gar nicht, wenn ihr Vater und ihr Bruder dabei waren. „Geht es dir immer noch schlecht, wegen Matt?“ Tai verschluckte sich an seinem Orangensaft und Kari wurde unnatürlich rot um die Nase herum. Susumo sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Hab ich irgendwas verpasst?“ „Nein, nein Liebling. Kari hat nur, ähm, eine kleine Schwäche für Matt. Tais Freund.“ „Kari ist verliebt? Meine kleine Kari? Die Kari, der ich bis vor kurzem noch die Haare geflochten habe und die diese rosa Ponys sammelt?“ Kari schlug ihren Kopf auf den Tisch. Warum? Warum? Konnte die Demütigung nicht endlich aufhören. „Sie wird nun mal langsam erwachsen, Liebling“, meinte Yuuko. „Nein. Nein, das wird sie nicht. Nicht, wenn ich es verhindern kann, sie ist doch mein kleines Baby“, entgegnete ihr Mann. Okay, jetzt musste ein Ablenkungsmanöver her. Kari sah sich hektisch um. Ihr musste irgendwas einfallen, bevor das Ganze noch völlig ausartete. „Mum, dein Brot – ist so köstlich. Wie zauberst du nur immer solche Leckereien?“, sagte Kari und biss herzhaft in das graue, Brötchenähnliche Etwas, wobei sie leicht das Gesicht verzog. „Oh danke, Liebling! Wenigstens einer weiß meine kulinarischen Künste zu ehren! Nehmt euch alle ein Beispiel an Kari, sie versteht was von guter Kost.“ Hah, geschafft! Jetzt war sie gerettet. Etwas entspannter ließ sie sich zurück in den Stuhl sinken. Dabei traf sich kurz ihr Blick mit Tais, woraufhin sie sofort wieder zur Seite starrte. Sie musste missgelaunt feststellen, dass die Milch leider genau bei ihm stand. Es wäre Quatsch gewesen, jemand anderen danach zu fragen und obendrein auch noch viel zu auffällig. Da musste sie jetzt wohl durch. „Ähm, du… Tai. Gibst du mir mal die Milch. … Bitte.“ Tai brauchte eine Weile, bis er verstanden hatte, dass sie tatsächlich mit ihm redete. Dann gab er ihr die Milch. Sie nahm sie ziemlich barsch an und trank ihr Glas dann wütend und in einem Zug aus. „Darf ich bitte in mein Zimmer gehen?“, fragte sie ihre Mutter so beherrscht, wie möglich. „Aber wir sind doch noch gar nicht fertig mit essen. Susumo, sag auch mal was dazu!“ Susumo nahm die Zeitung herunter, in die er gerade schon wieder vertieft gewesen war und sah Kari mit feuchten Augen an. „Du gehst doch in dein Zimmer, um mit dienen Puppen und den Ponys zu spielen, oder meine Kleine Prinzessin?“ Kari wusste nicht was sie antworten oder wie sie reagieren sollte. Genau genommen hatte sie keine Ahnung, wie sie mit dieser Situation überhaupt umgehen sollte. Und auch ihr Bruder sah seinen Vater etwas perplex an. „Ähm …ja. Ja, genau das will ich tun“, log Kari. „Dann darfst du gehen“, verkündete Susumo freudestrahlend und Yuuko schlug sich die Hand vor die Stirn und seufzte schwer. „Danke Daddylein“, sang Kari und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Stirn und hüpfte aus der Küche. Tai warf sie noch einen schwer zu deutenden Blick zu. Er konnte wirklich nicht sagen, ob sie meinte, dass sie ihn umbringen würde oder ob sie gleich vor ihm auf die Knie fallen und anfangen würde zu weinen. „Darf ich auch gehen?“, fraget Tai nach ein paar Minuten. „Wieso, willst du etwa auch mit deiner Ponysammlung spielen?“, fragte Yuuko. „Damit machst du deinen Vater sicher sehr glücklich.“ „Ähm… nein. Ich ziehe meinen Fußball vor.“ „Wenn es ein muss. Aber warte noch einen Moment. Ich mache dir noch einen Fencheltee. Du musst deine Grippe richtig auskurieren.“ Tai seufzte, wartete aber schließlich, bis seine Mutter ihm den Tee gekocht hatte. Er schenkte ihr sogar ein halbwegs annehmbares Lächeln, ehe er mit genervtem Gesichtsausdruck in sein Zimmer verschwand. Den Tee stellte er auf seinen Nachttisch und beachtete ihn danach nicht mehr. Er machte sich stattdessen nun wirklich mal an seine Hausaufgaben. Er wurde immer wieder abgelenkt und die Arbeit ging ihm nicht einfach von der Hand, aber zumindest hatte er mal einen Anfang gefunden. Zwischen durch, spielte er immer mal wieder eines seiner Videospiele oder kritzelte irgendwelche Männchen auf seinen Block, statt die Aufgaben zu lösen. Gegen zehn Uhr abends hatte er seine Aufgaben dann endlich geschafft. Zugegeben, seine besten Hausaufgaben waren es wohl nicht. Bei so vielen Ablenkungen und Konflikten, war es aber auch wirklich schwer, sich auf Schulaufgaben zu konzentrieren. Dafür musste jeder Verständnis haben. Taichi gähnte gedehnt. Er wollte eigentlich gerade ins Bett gehen, als er ein Geräusch hörte. Ein Schluchzen. Es klang fast… als würde jemand weinen! Das kam von eben ab. Tai kletterte auf sein Bett und lauschte an der Wand, die sein Zimmer von Karis trennte. Sie weinte wirklich. „Kari. Kari, weinst du?!“, rief Tai. Das Schluchzen hörte auf. „Kari, hörst du mich?“, fragte Tai. „… Ich höre dich. Was willst du?“ „Warum weinst du denn?“, fragte Taichi allmählich etwas besorgt um seine kleine Schwester. „Als ob dich das wirklich interessieren würde“, fauchte Kari. „Ob du´s glaubst oder nicht, es interessiert mich!“, fauchte ihr Bruder zurück. „Es interessiert dich doch nur, weil ich Matt geküsst habe!“ Okay, jetzt reichte es definitiv. Tai sprang von seinem Bett und verließ sein Zimmer. Er konnte es nicht mehr ertragen. Jetzt musste er was sagen! Er ging zum Zimmer seiner Schwester und wollte die Tür aufreisen, stellte dann aber fest, dass diese verschlossen war. „Kari, mach sofort die Tür auf!“ „Nein!“ „Mach die Tür auf!“ „Du kannst mir gar nichts befehlen!“; kreischte Kari. „Matt hasst dich!“ Er wusste selbst nicht, warum er das jetzt sagte. Eigentlich hatte er das gar nicht sagen wollen. Aber jetzt war es ihm rausgerutscht. Er war immer noch wütend auf Kari. Und irgendwie wollte er sie verletzten, ihr heimzahlen, dass sie ihn verletzt hatte. Und scheinbar zeigte das ganze auch seine Wirkung. „Du lügst!“, weinte Kari. „Du bist ein verdammter Lügner! Matt hasst mich nicht, das tut er nicht! Dafür ist er viel zu nett!“ „…“ „Du lügst!“ Ihre Stimme lang wirklich verzweifelt. Sie konnte kaum noch reden, weil sie so heftig weinte und schluchzte. Matt konnte sie doch unmöglich hassen. Es tat Taichi bereits Leid, dass er das gesagt hatte. Doch er wusste auch nicht, was er jetzt tun sollte. Er fühlte sich so unglaublich hilflos. Eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort. Es war ganz still. Nur Karis heftiges Schluchzen war zu hören. Dann wurde es ganz still. „… Tai, hasst Matt mich wirklich?“, ihre Stimme klang brüchig und tonlos, als sie ihn das fragte. Sie war wohl wirklich verliebt in ihn, dachte Tai. Wahnsinn… „Kari, mach dir Tür auf. Bitte!“ Es wurde wieder eine ganze Weile still. Tai wollte schon gehen, als Kari doch noch die Tür öffnete. Er sah sich fast mitleidig an. Ihre Haare waren ganz strubbelig, die Kleidung verknittert und die Augen gerötet. „Kari…“, murmelte Tai. So verletzt hatte er seine kleine Schwester noch nie gesehen. Jetzt tat sie ihm wirklich Leid. „Was ist?“, sagte das Mädchen schwach. Taichi wischte ihr mit dem Ärmel seines Hemds ein paar tränen weg, weil er kein Taschentuch hatte. „Es tut mir Leid, dass ich das gesagt habe“, erklärte er ruhig. „Glaub ich dir nicht!“ „Ist aber so. Ich wollte dich nicht so verletzten. Ich wollte nur… Ich wollte mich an dir rächen.“ „…“ „Matt hasst dich bestimmt nicht…“ „Nein. Du hattest Recht. Er hasst mich. Ich weiß es.“ Tai wollte ihr widerspreche, doch sie schüttelte die Kopf. „Nein, er hasst mich wirklich. Du hast nicht gesehen, wie er mich angesehen hat. Er war total geschockt gewesen. Richtig angewidert. Er muss mich hassen. Ich würde mich auch hassen.“ „Aber Kari…“, versuchte Tai es. Aber es brachte nichts. Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu und kuschelte sich schluchzend in ihre Bettdecke. Tai versuchte es auch nicht weiter. Er ging ins sein Zimmer und kuschelte sich auch in seine Bettdecke ein. Wieso musste eigentlich immer alles so kompliziert sein? Den nächsten Tag musste Tai sich nicht in seinem Zimmer verstecken. Seine Mutter zwang ihn im bett zu bleiben. Seine Grippe hatte ihren Höhepunkt erreicht. Er war so blass geworden, dass er sich selbst nicht wieder erkannte. Seine Augen waren von tiefen Ringen, die eher an Krater erinnerten, umringt. Seine Mutter brachte ihm in Regelmäßigen Abständen Suppe und Tee. Er aß und trank brav und schluckte die Fiebersenkende Medizin. Sie hatte sich nämlich bereit erklärt Tai am nächsten Tag in die Schule gehen zu lassen, wenn sein Fieber bis dahin gesunken war. Und Tai musste unbedingt in die Schule. Er hatte Mattentzug, er musste ihn unbedingt sehen und mit ihm reden. Davon mal abgesehen, musste er auch noch seinen Test abholen. Er hoffte so sehr darin eine gute Note zu bekommen. Dann würde Matt endlich stolz auf ihn sein. Also tat er brav, was seine Mutter ihm sagte. Er trank sogar den Fencheltee. Weil er ihn am Abend zuvor stehen gelassen hatte, hatte er bereits eine nette Standpauke bekommen. „Ich hab inzwischen das Gefühl, in einem verrückten Paralleluniversum zu sein“, bemerkte Yuuko während sie die Kissen ihre Sohnes aufschüttelte und ihm eine neue Ration Suppe und Tee brachte. „Wieso denn das?“, fragte Tai verwirrt. „Ganz einfach. Mein Schulfauler Sohn ist krank und hätte damit die perfekte Gelegenheit nicht in die Schule zu müssen. Aber er tut alles, um doch hinzukönnen. Und meine wirklich fleißige Tochter, die nie einen Tag fehlt, ist plötzlich totkrank.“ „Kari ist auch krank?“, fragte Taichi überrascht. „Nun ja, mehr oder weniger. Ich hab sie vorhin erwischt, wie sie das Fieberthermometer in den Dampf von deinem Tee gehalten hat. Sie will mir weiß machen, sie habe sich bei dir angesteckt und müsse mit ihren vierzig Grad Fieber auch das Bett hüten. Sie will morgen unter keinen Umständen in die Schule.“ „Weiß sie…“ „Nein, ich hab ihr nicht gesagt, dass ich es gesehen habe. Ich werde es ihr durchgehen lassen. Sie ist wirklich fertig. Da will ich ihr nicht auch noch ihre Würde nehmen und sie in Erklärungsnot bringen. Sie soll sich die Zeit nehmen, die sie braucht.“ Wow, seiner Schwester musste es wirklich mies gehen, wenn seine Mutter ihr schon erlaubte von der Schule wegzubleiben. Die Inspektion seiner Mutter am nächsten Morgen, bestand Taichi nur gerade so. Er war immer noch blass, wie ein Gespenst. Aber immerhin war sein Fieber auf achtunddreißig Grad gesunken. Deshalb erlaubte ihm Yuuko, die letzten drei Stunden zur Schule zu gehen. Davor pflegte sie ihn noch. Mehr als es Tai liebt war, aber er war froh, dass er überhaupt gehen durfte und meckerte deshalb auch nicht. Er besuchte Kari, nachdem er die Erlaubnis bekommen hatte aufzustehen. Sie lag mit einem Kalten Lappen auf der Stirn in ihrem Bett. Obwohl sie nicht wirklich krank war, wirkte sie kränklich. Matts Zurückweisung machte ihr sehr zu schaffen. Nicht zuletzt aber auch der Scham. Wieso hatte sie ihn auch ausgerechnet vor seiner ganzen Schule geküsst? Taichi setzte sich eine Weile zu ihr. Doch von Gesellschaft hielt sie scheinbar nicht viel. Sie schwieg die ganze Zeit und sah zur Seite. Tai erzählte ein wenig über belanglose Dinge. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte Er wusste nur, dass er nicht schweigend neben ihr sitzen wollte. Eine halbe Stunde bevor die dritte Stunde begann, verabschiedete er sich von Kari und machte sich auf den Weg zur Schule. Was ihn überraschte war, dass ihn viel mehr Leute auf seinen schlechten Zustand ansprachen, als auf das, was am Freitag passiert war. Sogar sein Mathelehrer, der sonst jede Möglichkeit nutzte ihn fertig zu machen, nahm diesmal Rücksicht auf ihn. Während der kurzen Pause beim Saalwechsel zur Vorletzten Stunde, hielt er nach Matt Ausschau. Aber er konnte ihn nirgends entdecken. Da er seinen Stundenplan einigermaßen kannte, versuchte er es vorm Chemiesaal, doch auch dort konnte er ihn nicht entdecken. Einer aus Matts Klasse erklärte ihm später, dass Matt schon nach der zweiten Stunde wieder gegangen war, weil er angeblich Kopfschmerzen hätte. Tai ging enttäuscht zu seinem Unterricht um auch noch die letzten zwei Stunden rumzukriegen. Es fiel ihm wirklich schwer sich auf irgendwas zu konzentrieren. Immer wieder trifteten seine Gedanken zu Matt ab. Die Kopfschmerzen nahm er ihm einfach nicht ab. Warum er wohl gegangen war? Und was er jetzt wohl machte? Bis zur letzten Stunde hatte Taichi schon wieder vergessen, dass er jetzt eigentlich seinen Test zurückbekam. Er war völlig in Gedanken versunken gewesen. Als dann sein Name aufgerufen wurde, fuhr er erschrocken hoch. Ihm war ganz flau im Magen, als er auf das Pult des Lehrers zuging. Der Weg bis dahin kam ihm unnatürlich weit vor. Als wäre der Saal plötzlich um einen halben Kilometer länger. Ihm war ganz komisch, richtig schwindelig. Er hatte schon Angst, er würde auf dem Weg zum Pult in Ohnmacht fallen. Als er nach, wie es ihm vorkam, einer Ewigkeit dort ankam, war er richtig erleichtert. Mit zittriger Hand nahm er das Blatt an und schwor sich, es erst nach der Schule anzusehen. Zwanzig Minuten später stand er dann vor Matts Haustür. Die Knie waren ihm immer noch ganz weich und den Test hatte er sich noch nicht angesehen. Er konnte nicht. Die Tür wurde geöffnet und Tai sah Matt mindestens genauso überrascht an, wie Matt Tai. „Du siehst schrecklich aus“, sagte Tai erschrocken. Matt hatte tiefe Ringe unter den Augen, die seinen eigenen keine schlechte Konkurrenz darboten. „Danke, das Kompliment kann ich zurückgeben“, meinte Matt und musterte Yagami. „Ja, sieht so aus… Ich hab meinen Test zurück!“, platzte Tai heraus. Matts Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wurde irgendwie wärmer, herzlicher, wirkte aber auch gespannt. „Und?“, fragte er interessiert. „Ich hab mir die Note noch nicht angesehen“, gestand Tai. „Worauf wartest du eigentlich noch?“, wollte Matt wissen. „Auf dich!“ „Auf mich?“ „Du warst heute nicht in der Schule. Ich wollte dir den Test eigentlich gleich zeigen, wenn ich ihn habe. Jetzt musste ich eben erst einen Umweg machen.“ Statt etwas darauf zu erwidern, ging Matte ein Stück zur Seite und ließ ihn rein. Matt bedeutete Taichi sich ins Wohnzimmer zu setzen. Glücklich nahm Tai dann auch auf dem Sofa platz und freute sich wie ein Honigkuchenpferd, als Matt sich neben ihn setzte. „Jetzt schau endlich nach, welche Note du hast!“, drängte Matt. Tai holte ganz euphorisch den Test aus seiner Tasche, hielt dann aber ganz abrupt inne. Er freute sich, weil er eine gute Note erwartete. Aber was, wenn es eine schlechte war. Dann würde Matt ihm keine Nachhilfe mehr geben und wäre sicherlich sehr enttäuscht von ihm. Schließlich hatte er seine Zeit geopfert, um mit ihm zu lernen. „Worauf warest du?“ „Matt, ich kann das nicht!“ „Warum nicht?“ „Was ist, wenn es ne schlechte Note ist? Es ist ganz sicher ne schlechte Note! Ich weiß es.“ Matt griff nach dem Papier. Bevor Tai irgendwelche Einwände einlegen konnte, hatte er es sich geschnappt und durchgelesen. „Und?“, fragte Tai hypernervös. Matt legte den Test weg und sah ihn ernst an. Tai schluckte. Der Blick konnte nicht gutes Bedeuten. Er hatte eine sechs. Jetzt war es ganz klar. „Du…. Hast eine drei.“ Tai dachte zuerst er hätte sich verhört, aber als Matt die Worte dann noch einmal wiederholte, war er sich sicher gehört zu haben, dass er eine drei hatte. Er konnte es gar nicht glauben. Er hatte also wirklich eine drei! Er strahlte übers ganze Gesicht. Das hatte er nur Matt zu verdanken, er war einfach ein großartiger Nachhilfelehrer. Er konnte einfach nicht anders. Tai warf sich Matt überglücklich um den Hals. „Danke, danke, danke!!“ Das würde er niemals wieder gut machen können. Aber er freute sich trotzdem unglaublich darüber. Er hatte sogar für einen Moment vergessen, dass Matt gar nicht mochte, was er da gerade tat. Er wollte sich eigentlich gerade aus er Umarmung lösen, als ihm das klar wurde, aber er konnte nicht. Er wusste nicht genau warum, aber er wollte Matt nicht loslassen. Nein, nicht einmal, wenn ihm jemand ein paar Millionen hingehalten hätte, hätte er Matt jetzt losgelassen. Er zog den Blonden noch dichter an sich. Und wenn er ihn gleich von sich wegstoßen würde, egal. Er würde die Minuten, die er ihm dieses schöne Gefühl gönnte in vollen Zügen genießen. Matt war so überrascht, dass er sogar vergaß sich zu wehren. Und selbst, als es ihm dann einfiel, waren seine Versuche Tai von sich wegzustoßen doch eher kläglich. Yagami versuchte öfter matt zu umarmen, dass war mittlerweile nichts neues mehr. Aber irgendwas war diesmal anders. So hatte er ihn noch nie umarmt. Und das verwirrte Matt. Er klammerte sich ja richtig an ihn. Aber nie klettenhaft, sondern eher so, als würde er nach Halt suchen. Tai war auch nicht entgangen, dass er Matt diesmal anders umarmte. Klar es hatte immer ein gewisser Reiz bestanden ihn zu umarmen und zu berühren, weil er keinen ans ich ranließ. Aber normalerweise, hätte er Matt längst losgelassen. Und wenn er sich wehrte sowieso. Aber jetzt hatte er richtig Angst von ihm abzulassen. Fast so, als könne er ihn verlieren, wenn er die Umarmung jetzt unterbrach. Es vergingen bestimmt zwanzig Minuten, während denen er Matt ununterbrochen umarmte. Erst dann ließ er ganz langsam von ihm ab. Er sah Matt verlegen an. „Es tut mir so Leid! Ich wollte nicht…“, begann Tai, doch Matt unterbrach ihn. „Schon gut…“ „Aber-“ „Ich habs ja überlebt, oder?“, sagte Matt, stand dann aber auf und ging zum Fenster. „Du bist mir böse…“, murmelte Tai. „Wie kommst du bloß darauf?“, fragte Matt verwundert. „Du hast dich angespannt und dich gegen die Umarmung gewehrt … und jetzt bist du vor mir geflüchtet“, erklärte Tai. „Geflüchtet?“, wiederholte Matt. „Du bist gerade so schnell es geht zum Fenster gestürmt.“ „Oh…“ Tai stand auf und ging langsam auf Matt zu. Der machte sich bereits auf die nächste Umarmung gefasst. Doch Tai streifte nur einen Moment lang sein Gesicht, als er ihm eine Strähne hinters Ohr strich. „Danke“, murmelte Tai. „Wofür?“, fragte Matt perplex. Tai verließ gerade das Wohnzimmer. „Dafür, dass es so lange gedauert hat“, sagte Tai glücklich. Dann verließ er die Wohnung und ließ einen äußerst verwirrten Matt zurück. Taichi keuchte. Der Schweiß rann ihm über den athletischen, gebräunten Körper. Er war so erregt. Und dieses wunderschöne Wesen unter ihm steigerte diese Erregung nur noch. Er leckte sich über die Lippen. Matt sah so unglaublich gut aus! Er beugte sich über den Blonden und küsste ihn zärtlich. Noch nie hatte er Lippen berührt die so unglaublich gut schmeckten. Er bedeckte die zarte Haut seines Freundes mit vielen kleinen Küssen und genoss es, wie Matt seinen Namen stöhnte und nach mehr verlange... Einen Wunsch, den er ihm gerne erfüllte. Er sah Matt tief in die Augen, ehe er in nahm und ihn liebte, wie er noch niemals jemanden geliebt hatte… Tai wachte nach Luft ringend auf. Es war nur ein Traum. Mit einem Mal saß er Kerzengerade im Bett. Verdammt, was hatte er da bloß zusammengeträumt? Das konnte doch unmöglich wahr sein! Er hatte geträumt, wie er… wie mit Matt… Oh Gott! Wie konnte er nur! Wie zur Hölle kam er eigentlich auf die Idee, so was zu träumen?! Okay, er musste erst einmal einen klaren Kopf bekommen. Es war ein Traum gewesen, na und? Matt hatte splitternackt unter ihm gelegen und er genauso nackt auf ihm, na und? So was kommt vor. Was soll´s. Es gab sicher noch ein paar Millionen andere Menschen, die gerade träumten, wie sie mit ihrem besten Freund schliefen… Okay, das war eigentlich sogar eher unwahrscheinlich. Aber was soll´s. Es ist und bleibt ein Traum. Nichts weiter. Dabei musste er sich absolut nichts denken. Mit diesem Gedanken versuchte er sich zu beruhigen und legte sich wieder hin. Nur ein Traum, dachte er. Doch ein kleiner Blick unter die Decke verriet ihm, dass dieser Traum durchaus große Folgen auf die Realität hatte. Verdammt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)