Feindschaft, Freundschaft, Liebe? von abgemeldet (*Taito*) ================================================================================ Kapitel 1: Optimist vs. Pessimist ---------------------------------- Nicht einmal mehr eine Woche dauerte es noch bis zu den Sommerferien. Nur noch ein paar Tage, dann waren Ferien. Endlich. Und zu Tais Glück fiel heute auch noch der Unterricht aus und es wurde stattdessen Fußball gespielt. „Mann, wie schaffst du das bloß bei den Temperaturen?“, fragte Toshi seinen Teamkameraden Tai beeindruckt, der trotz hochsommerlicher Temperaturen, wie ein Wirbelwind über den Fußballplatz jagte und seinem Team nun schon zum zweiten Tor verhalf. „Redest du etwa von dem bisschen Hitze?“, fragte Tai grinsend. Toshi verdrehte genervt und verständnislos die Augen. „Tai, du bist echt unmenschlich.“ Tai zuckte nur teilnahmslos die Schultern und spielte weiter. Dabei störte ihn weder, dass alle anderen sich völlig fertig über den Platz schleppten, noch die Tatsache, dass die Temperaturen tatsächlich schon die Dreißiggradgrenze sprengten. Für Tai gab es in diesem Moment wirklich nur den Fußball und das Ziel dieses Spiel zu gewinnen. Es war nun mal sein Sport und dass deswegen sogar der Unterricht ausfiel, machte ihn noch glücklicher. Nicht ganz so glücklich war dafür Matt Ishida, der es sich ziemlich abseits seiner Mitschüler auf der Zuschauerbank gemütlich gemacht hatte. Es war nicht einmal so, dass er lieber Unterricht gemacht hätte – bei dieser erdrückenden Hitze in dem stickigen Klassensaal zu sitzen, wäre glatter Selbstmord gewesen – aber musste es denn ausgerechnet Fußball sein?! Er war ohnehin schon kein Fan von Sport, aber Fußball war definitiv die Nummer 1 auf seiner Liste der Sportarten, die er am meisten hasste. Es war dämlich, anstrengend und ergab nicht einmal einen Sinn. Ein Haufen bekloppter, die einem Stück schwarz-weißem Leder hinterher rennen und versuchen dieses möglichst oft ins gegnerische Tor zu kicken – wie konnte man so ein dämliches Spiel nur mögen?! Und vor allem, wie brachte man es fertig bei der verdammten Hitze über diesen dämlichen Platz zu rennen, ohne augenblicklich tot umzufallen? Matt seufzte. Da hatte er es schon erfolgreich geschafft, diesem Unsinn zu entgehen – dank einer gefälschten Entschuldigung – und nun musste er trotzdem noch in der sengenden Hitze hocken und sich den Mist ansehen. Und dann waren da noch diese nervigen, kreischenden Weiber! Matt hatte sich bewusst so weit es ging von denen weggesetzt, aber dennoch hörte er ihr Gekreische, Gekicher und Gejubel, als würden sie ihm direkt ins Ohr brüllen. Es war sogar noch schlimmer geworden, nachdem einige der Jungs ihre Oberteile ausgezogen hatten. Als es dann Pause war, war Matt ehrlich erleichtert, auch wenn das Spiel danach noch eine Weile dauern würde. Am liebsten würde er ja jetzt einfach verschwinden. Unter normalen Umständen würde das wahrscheinlich nicht mal jemandem auffallen, da er für die anderen mehr oder weniger unsichtbar war. Leider beobachtete ihn sein Lehrer aber schon während des gesamten Spiels. Und um das Übel noch zu perfektionieren, kam dieser jetzt auch noch geradewegs auf ihn zu – der grimmige Gesichtsausdruck wollte Matt so gar nicht gefallen. „Ishida.“ Der Mann klang wütend. Matt fragte sich, was er wohl verbrochen hatte. Er hatte doch die ganze Zeit über brav auf der Bank gesessen und dieses Spiel über sich ergehen lassen. Oder konnte sein Lehrer etwa Gedanken lesen und hatte so von seinen Fluchtplänen erfahren? „Was ist?“, fragte Matt ruhig. „Was ist?! Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass du der einzige von der Jungs bist, der nicht mit Fußball spielt?“ „Na und?“, fragte Matt ungerührt. Der Lehrer seufzte und strich sich mit der flachen Hand über die Stirn. „Ich hab keine Ahnung, wann du das letzte Mal am Sportunterricht teilgenommen hast. Ständig kommst du mit einer neuen Entschuldigung an und nun machst du nicht mal hierbei mit.“ „Und weiter?“ Wieder seufzte der Mann. „Na schön, ich gebe auf. Wenn du nicht mitmachen willst, bitte. Aber du solltest dich wirklich mal mehr integrieren – nicht nur um Sportunterricht. Du bist ein richtiger Einzelgänger.“ Mit diesen Worten ließ er Matt alleine zurück und ging zu den anderen Lehrern. Okay, dann war er eben ein Einzelgänger – na und? Matt schnappte sich seine Wasserflasche aus seinem Rücksack und trank einen großen Schluck daraus. Hoffentlich war dieses dämliche Spiel bald vorbei, er wollte jetzt nur noch nach Hause gehen. Als Tai aus der Umkleide kam und zurück zum Platz gehen wollte, wurde er fast von seinem Sportlehrer überrannt, der ziemlich genervt zu seinen Kollegen stampfte. Ein wenig verwirrt sah Tai ihm nach und versuchte dann festzustellen, von wo er wohl gekommen und was passiert war. Dabei blieb sein Blick an Matt Ishida hängen, der alleine auf der Bank saß und ziemlich angepisst wirkte. Tai beobachtete ihn eine Weile. Er kannte Matt nicht besonders gut, er ging in seine Parallelklasse und sie hatten schon ein paar Mal Sport zusammen gehabt, wobei Matt nie an dem Unterricht teilgenommen hatte. Mehr als dass Matt als Einzelgänger bekannt war und als ziemlich arrogant galt, wusste Tai aber nicht über ihn. Allerdings war er nun neugierig, wer Matt wirklich war. Er wusste selbst nicht warum, aber er wollte den Grund dafür kennen, warum Matt so einsam auf der Bank saß, statt mit den anderen herumzuhängen, Fußball zu spielen oder sich mit seinen Mitschülern auf die Ferien zu freuen. Tai beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Kurzerhand ging er auf Matt zu und ließ sich neben ihn auf die Zuschauerbank fallen. „Hallo!“, sagte Tai fröhlich. Matt sah ihn mehr als nur perplex an. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass Yagami hergekommen war. Dieser dämliche Fußballfreak. „Hi“, murmelte Matt und sah dann wieder stur geradeaus. „Ich bin Tai Yagami, aus der Parallelklasse...“ „Weiß ich.“ „Matt, nicht? Und, wie gehts.?“ „Hm.“ „Wow, du bist ja wahnsinnig gesprächig!“, bemerkte Tai sarkastisch. „Und du ein richtiger Blitzmerker.“ „Wieso spielst du nicht mit Fußball?“, fragte Tai und ignorierte Matts bissigen Kommentar. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“ „Tut es nicht, aber es interessiert mich eben“, entgegnete Tai gut gelaunt. „Also, warum spielst du nicht mit?“ Matt verdrehte genervt die Augen. „Kannst du nicht einfach verschwinden?“ „Nein, kann ich nicht. Fußball ist toll, du solltest echt mit machen“, versuchte Tai es weiter. „Nicht jeder findet es so toll, wie ein Idiot einem dämlichen Ball hinterher zu rennen und schon gar nicht bei derart wahnsinnigen Temperaturen.“ „Stimmt, heute ist es wirklich ganz schön warm. Aber wir hatten schon ein paar Mal Sport zusammen, da hast du auch nie mitgemacht, wieso nicht?“ „...“ „Warum hast du dich eigentlich so abseits gesetzt und redest nicht mit den anderen?“ „Geht dich nichts an.“ „Ich habs doch schon erwähnt“, sagte Tai grinsend. „Es interessiert mich eben. Du interessierst mich eben.“ „Tu mir ´nen Gefallen und interessier dich für wen anders!“ „Wieso denn? Dich finde ich sehr interessant. Interessanter, als die anderen. Also, sag schon“, forderte Tai. „Musst du nicht mal langsam auf den Sportplatz zurück?“, fragte Matt genervt. „Willst du mich etwa loswerden?“ „Wie wäre es mit ´Ja´?“ „Na schön, ich verstehe schon...“ „Tust du das?“ „Ja. Wir sehen uns dann später nach dem Spiel“, meinte Taichi, stand auf und machte Anstalten zurück zu gehen. „Bis dann.“ „Was?“, sagte Matt perplex. „Nein! Nein, nicht bis dann!“, rief Matt Tai hinterher, der zurück zu seinem Team rannte. Entweder hörte Yagami ihn nicht mehr, oder er wollt ihn nicht hören. Matt sah ihm sauer nach. ´Dämlicher Kerl!´ Matt war heilfroh, als das Spiel dann endlich zu Ende und er wieder zu Hause war. Er war mehr heimgerannt, als dass er gegangen war. Zum Glück war ihm Yagami nicht mehr begegnet, der war nach dem Spiel erst in die Umkleide gegangen, was Matt genug Zeit gegeben hatte, ungesehen zu verschwinden. Matt schloss die Wohnungstür auf und betrat dann den hellen Flur, wo er seine Schuhe auszog und achtlos seinen Rucksack fallen ließ. Auf dem Weg in die Küche, betätigte er den Anrufsbeantworter. Lieber Matt, Leider kann ich heute Mittag nicht bei dir sein, ich muss Überstunden machen. Tut mir sehr Leid. Im Kühlschrank steht was zu Essen. Mach dir einen schönen Tag. Dad Matt ließ sich seufzend auf einem der Küchenstühle nieder. Es war gleiche Nachricht, wie immer. Die gleiche Nachricht, die er sich jeden Tag anhörte und mittlerweile schon auswendig kannte. Selbst die Betätigung des Anrufbeantworters geschah schon mechanisch. Seit sie nach Odaiba gezogen waren, schien sein Vater noch viel beschäftigter zu sein, als früher – dabei arbeitete er im Moment nur im Büro einer Kanzlei. In Osaka hatte er als Fernsehjournalist gearbeitet. Da war er auch nie dagewesen – nur war damals die Arbeit der Grund für sein Fernbleiben von zu Hause – jetzt war es dieses dämliche Flittchen, mit dem ers neuerding zusammen war und bei dem er schon halb wohnte. Matt stand müde wieder auf und ging zum Kühlschrank. Er öffnete die Tür und betrachtete angewidert, die widerliche Pampe, die sein Vater ihm immer wieder als Mittagessen anzudrehen versuchte. Wie oft hatte er dem Mann jetzt eigentlich schon gesagt, dass man dieses Zeug – was angeblich Spiegelei mit Reis und Spinat oder irgendwas anderem grünen sein sollte – nicht essen konnte? Aber der Kerl hörte ihm ja nie zu. Seufzend schloss Matt den Kühlschrank wieder und machte sich dann daran die Schränke nach etwas zu durchsuchen, was man als essbar benennen konnte. Doch leider fand sich nichts, was auch nur annährend in diese Kategorie fiel. Er musste dringend mal wieder einkaufen gehen, sein Vater vergaß das ja ständig. Matt gab die Suche nach etwas Essbarem auf und machte sich stattdessen auf den Weg nach oben in sein Zimmer. Er angelte sich eine CD aus dem Regal und legte sie in den CD-Player, ehe er sich stöhnend auf sein großes Bett fallen ließ, die Augen schloss und seiner Musik lauschte. Es war so verdammt ruhig, trotz der Musik. Es war immer so ruhig in der Wohnung, so einsam. Manchmal wünschte Matt sich wirklich, dass es anders wäre. „Willkommen zu Hause, Schatz. Wieso strahlst du denn so?“, fragte Yuuko ihren Sohn, der gerade die Küche betrat, in der es bereits verführerisch nach Suppe roch. „Hallo Mom. Der Unterricht ist ausgefallen, stattdessen haben wir Fußball gespielt“, erklärte Tai. „Ah, das erklärt so einiges“, meinte Yuuko schmunzelnd und tat etwas Gewürz in den Suppentopf. Ja, sie kannte ihren kleinen Fußballfreak. „Ihr habt Fußball gespielt?“, beteiligte sich nun auch Susumo, Tais Vater, an dem Gespräch. Er saß am Küchentisch und löste ein Kreuzworträtsel. „Ja, haben wir“, bestätigte Tai noch einmal. „Und hast du gewonnen?“, fragte Susumo und trug einen Buchstaben in eins der Kästchen ein. „Ja, also mein Team hat gewonnen.“ Susumo sah von dem Kreuzworträtsel auf und sah seinen Sohn strahlend an. „Das ist mein Junge!“, sagte er stolz, stand dann auf und umarmte Tai schließlich stürmisch. „Dad!“, brachte Tai nur atemlos heraus, da sein Vater ihn so fest an sich drückte, dass er kaum noch Luft bekam. „Hast du das gehört Yuuko? Taichis Mannschaft hat gewonnen!“ „Ja, ja Schatz. Ich hab’s gehört“, erwiderte seine Frau. „Ich bin auch sehr stolz auf Tai“, fügte sie hastig hinzu und widmete sich dann wieder dem Kochen der Suppe. „Ich hab auch nichts anderes erwartet, du bist eben perfekt im Fußball“, meinte Susumo. „Ähm, danke Dad“, entgegnete Tai verlegen. Irgendwie neigte sein Vater in Sachen Fußball immer schrecklich zu Übertreibungen. Es schien manchmal sogar fast so, als würde er diesen Sport noch mehr mögen, als Tai es tat. Zumindest konnte es einem manchmal so vorkommen, wenn sein Vater mal wieder völlig überdreht durch die Wohnung hüpfte, weil seine Lieblingsmannschaft, natürlich neben der von Tai, ein Spiel gewonnen hatte. „Hat Tais Mannschaft etwa mal wieder ein Spiel gewonnen?“, fragte Kari, Tais kleine Schwester, die gerade die Küche betrat, ihre Mutter. „Ja, hat er Mäuschen.“ „Komm Kari, das müssen wir feiern“, meinte ihr Vater euphorisch. „Ich hab keine Zeit. Ich muss noch mit Miko telefonieren“, entschuldigte sich Kari und huschte schnell wieder in ihr Zimmer. Gegen Abend begann Matts Magen so laut zu knurren, dass er es einfach nicht mehr aushielt. Er musste jetzt definitiv was essen! Widerwillig stand Matt von seinem Bett auf und machte sich auf den Weg nach unten in die Küche. Es war zwar unsinnig, aber vielleicht befand sich ja inzwischen etwas im Kühlschrank, was ess- und vor allem genießbar war. Matt öffnete langsam die Tür und ... verdammt, doch nur dasselbe eklige Zeug, wie vorhin schon. Und schon meldete sich Matts Magen erneut lautstark. Entweder er musste in den sauren Apfel beißen und dieses Zeug tatsächlich essen, oder aber er musste noch zum Supermarkt und neue Lebensmittel einkaufen. Eigentlich wäre Einkaufen besser. Es war kaum noch was im Haus, er hatte einen riesigen Hunger und wollte dieses Ekelzeugs nicht mal mit der Zungenspitze berühren. Aber Einkaufen... dabei würde er sicher wieder irgendwelchen Idioten begegnen, das war immer so und darauf hatte er jetzt wirklich keine Lust. Bei seinem Glück würde er noch Yagami begegnen... da war grüne Pampe mit Beilage vielleicht doch die bessere Wahl. Ziemlich angewidert nahm er das Zeug aus dem Kühlschrank heraus, wobei er darauf bedacht war, es möglichst weit von sich wegzuhalten. Ganz vorsichtig platzierte er es auf dem Küchentisch und ließ sich dann auf einen Stuhl sinken. Eine gefühlte Stunde lang beobachtete er das Zeug einfach nur, studierte es. Geekelt schob er den Teller weg, starrte ihn aber weiter an. Matt kämpfte mit sich selbst, er versuchte wirklich sich zu überwinden, das Zeug einfach herunter zu würgen, aber... es sah so verdammt widerlich aus! Das konnte er doch unmöglich essen. Wer weiß, was für Folgen das mit sich ziehen würde... Sein Magen begann abermals laut zu knurren. Mit einem lauten „Ratsch“ wurde der Stuhl zurückgeschoben und aufgestanden. Matt stand aufgebracht auf, schnappte sich den Teller und ging zum Küchentresen, hinter dessen Tür sich ein Mülleimer befand, in den er Teller samt Inhalt rein warf. Sicher war doch sicher. Von diesem Teller sollte er wohl lieber nichts mehr essen. Also musste er doch einkaufen gehen. Was soll’s, auch gut. Dann würde er das halt machen. Ein wenig widerwillig nahm er sich eine Tasche, Geld und eine leichte Jacke und machte sich dann auf den Weg. Schlecht gelaunt betrat Matt den kleinen Supermarkt und ging genervt durch die verschiedenen Gänge. Die teils verwirrten, teils verwunderten, teils ärgerlichen Blicke der anderen Kunden ignorierte er. Sollten die doch denken, was sie wollten. Es spazierte nun mal nicht jeder mit breiten, strahlenden, Zahnpastelächeln auf den Lippen und super freundlichem, offenen Gesichtsausdruck durch einen Supermarkt – zum Glück nicht, sonst würde Matt doch noch in Versuchung kommen, die Pampe zu essen, statt sich das hier anzutun. Matt seufzte. Er wollte das ganze hier so schnell, wie möglich über die Bühne bringen. Eilig ging er durch die Gänge, nahm sich hier und da ein Fertiggericht aus den Regalen. Eigentlich kochte er ja ganz gerne, aber heute musste es eben schnell gehen. Als Matt alles hatte, was er brauchte, machte er sich auf den Weg zur Kasse. Eigentlich war alles ganz gut gelaufen und Matt wollte sein kleines Einkaufsabenteuer schon als „erfolgreich“ und „gut“ betiteln, aber natürlich wurde ihm auch da ein Strich durch die Rechung gemacht. An der Kasse saß ein Mädchen, sicher kaum älter, als er selbst, das schmatzend auf einem Kaugummi herumkaute und Matt kokett ansah. Die knallrot gefärbten Haare, die an einer Seite teils abrasiert waren, hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und machte sich einen Spaß daraus, Matt extra lange warten zu lassen. Statt die Ware abzukassieren grinste sie Matt provokant an und kaute dabei laut auf ihrem Kaugummi. Und als ob das noch nicht genug sein würde, sah Matt in dem Moment Yagami an einem Regal, nur wenige Meter von ihm entfernt. Er betete, dass er ihn von hinten nicht erkennen würde und er sich so schnell wie möglich wieder aus dem Staub machen konnte. „Hey Süßer, was biste denn so nervös?“, fragte sie Matt und lächelte ihn smart an. Matt fiel keine andere Erwiderung ein, als die Augen zu verdrehen. Am liebsten hätte er sich ja umgedreht und losgewürgt, aber da hätte ihn womöglich noch Yagami gesehen. Also beließ er es dabei, sah sich aber dennoch hilflos um. Leider stand niemand hinter ihm, der sich über die lange Wartezeit hätte beschweren können. Verdammt. Sie bemerkte, wie unwohl Matt sich gerade in seiner Haut fühlte und setzte dem Ganzen noch einen drauf. Sie legte ihre Hände auf seine und lächelte ihn verführerisch an. „Hast wohl noch nicht so viel Erfahrung mit Frauen, was? Aber keine Angst, das bring ich dir alles schon noch bei…“ Matt bekam eine Gänsehaut bei ihrem Blick. Das war abartig, was sie da für Spielchen mit ihm trieb. Er wollte hier weg und zwar sofort. Er wollte weg von dieser Tussi, weg von Yagami, weg von diesem Supermarkt. Er legte ihr rasch einen zehn Euroschein (keine Ahnung wie viel Yen) hin und wollte sich mit einem „Behalt den Rest“ aus dem Staub machen. „Hey, Matt!“ Matt fuhr erschrocken herum. Tai hatte ihn also doch noch entdeckt, verdammt! Tai konnte kaum glauben, dass er Matt tatsächlich hier im Supermarkt traf. Wenn er daran dachte, dass er eigentlich gar nicht hatte herkommen wollen und nur deshalb gegangen war, weil seine Mutter ihn dazu verdonnert hatte... „Matt!“, rief er erneut, da Matt sich nicht gerührt hatte, auf sein erstes Rufen hin. Doch da drehte dieser sich hektisch um und rannte aus dem Supermarkt. Tai sah ihm verwirrt nach. Als Tai am nächsten Morgen tatsächlich mal schon zeitig wach war und in die Küche kam, staunte seine Mutter nicht schlecht – für den Bruchteil einer Sekunde, glaubte sie sogar einen Geist zu sehen. „Wie kommt es, dass du so früh wach bist?“, fragte sie irritiert. "Sonst kriegt man dich doch auch frühestens um halb acht aus dem Bett?" „Ich muss noch einen Freund zur Schule abholen“, erklärte Tai und schulterte seine Schultasche. „Bis heute Mittag, Mom“, verabschiedete er sich. „Bis heute Mittag, Schatz...“, erwiderte Yuuko immer noch völlig verdattert. Matt saß vollkommen übernächtigt am Küchentisch, trank seinen dritten Kaffee an diesem Morgen und überflog lustlos die Zeitung. Sein Vater war mitten in der Nacht heimgekommen, hatte einen riesen Radau veranstaltet und war wieder gegangen. Danach hatte Matt nicht mehr schlafen können. Es klingelte. Völlig irritiert sah Matt auf. Das war die Haustürklingel. Eindeutig. Aber wer zur Hölle könnte zu ihm wollen? Verwirrt stand Matt auf und ging zur Tür. Er öffnete sie und... Yagami! „Wie hast du hergefunden?“, fragte Matt völlig perplex. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)