Eine kleine Geschichte über Sirius Black von Himbeerpfote (Sirius Kindheit) ================================================================================ Kapitel 6: Der Schwur --------------------- Der Schwur Am nächsten Morgen wachte Sirius auf. Sein ganzer Körper fühlte sich schwer und in ihm brannten Schuldgefühle. Doch sie galten eher seinem Freund James und nicht seinen Eltern. Er hatte seinen Freund wieder mal im Stich gelassen. James hatte von Anfang an recht gehabt! Seine Eltern hatten ihn wegen irgendeiner Kleinigkeit wieder verstoßen. Doch er, Sirius, wollte es nicht wahr haben. Er nahm sein Kissen und drückte es auf sein Gesicht. Was musste schon das Kissen für Dinge anhören, die Sirius ins Kissen brüllte. Erst nach einer viertel Stunde kam Sirius mit einem hochrotem Kopf, heiserer Stimme und qualvollverzerrtem Gesicht aus seinem Zimmer. Er ignorierte seine Eltern, die im Flur standen und auf ihn warteten. Anscheinend wollten sie fragen, ob ihr ältester Sohn nun endlich wusste, was er falsch gemacht hatte. Doch Sirius grüßte seine Eltern nicht. Er ging stumpf an ihnen in Richtung Küche vorbei. Nie wieder würde er seine Freunde wegen seiner Familie verraten. Seine Eltern würden sich doch nie ändern. Er wäre immer der willenlose Körper, den man immer hin und her schubsen könnte, wie es einem gerade in den Kram passte. Doch diese Zeiten waren nun endgültig vorbei, schwor sich Sirius. Der Vater von Sirius verzog sein Gesicht und rief Sirius hinterher: "Sirius! Weißt du was du nun in deinem Leben falsch gemacht hast? Insbesondere gestern?" Sirius drehte sich zu seinen Vater um. Er war erstaunt, dass sein Vater ihn einfach so anredete. Plötzlich fing er an zu grinsen. Mit Mühe unterdrückte er ein Lachen, doch er scheiterte grandios. Seine Eltern starrten ihn entsetzt an. Um Beherrschung ringend strich sich der Vater über seinen schwarzen Umhang. Die Mutter von Sirius hob die Augenbraue und ließ sich nichts anmerken. Irgendwann beruhigte sich Sirius und antwortete immer noch mit einem Lachen in der Stimme: "Tut mir leid. Aber ich fand gerade die Antwort auf Eure Frage, die ich schon mein Leben lang gesucht habe. Diese Erleichterung hatte mich gerade zu zum Lachen beflügelt." "Na dann... Wie lautete die Frage und die dazu gehörige Antwort?", zischte die Mutter ungeduldig. "Die Frage hat schon Ihr werter Ehemann gestellt.", stellte Sirius klar. "Da bin ich ja mal gespannt, Sirius!", bemerkte der Vater. "Ich habe in meinem Leben nur einen Fehler gemacht. Fortwährend! Darum bin ich nun in dieser Lage.", erklärte Sirius. "Ich bin eigentlich mit diesem Fehler aufgewachsen. Darum habe ich ihn nie als Fehler angesehen. Doch der gestrige Tag und die Nacht darauf, öffneten meine Augen. Mein Fehler lag in den falschen Prinzipien! Ich wollte es immer alles jedem Recht machen und habe selten an mich gedacht. Ich habe nicht erkannt, dass man zwischen Freunde und Familie unterscheiden sollte und diese auch verschieden zu behandeln." "Das ist eine wahre Aussage, mein Sohn!", lächelte der Vater. In seiner Stimme schwang etwas Stolz mit, der Sirius nicht entging. Gerade diese Aussage brachte Sirius zu grinsen. Endlich würde er auch seinen Eltern zeigen, wie es ist, wenn man die Sachen verdreht und etwas falsches daraus versteht! "Danke, Sir.", lächelte Sirius. "Ich habe nämlich die Entscheidung getroffen, meine Aufmerksamkeit auf die Gruppe von Menschen zu lenken, die mich niemals enttäuschen würde und für mich durchs Feuer gehen würde!" Sirius Eltern strahlten fast ihren Sohn an. Man konnte ihre Erwartung auf ein so großes Lob in den Gesichtern lesen. Sie warteten weiterhin ab, bis Sirius nach einer Kunstpause wieder zu sprechen anfing. "Darum", beendete Sirius seinen Vortrag, "habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr der Schlagball meiner Familie spielen werde. Ich werde mich nicht mehr den dummen und egoistischen Vorstellungen meiner Familie beugen. Meine Freunde werden mir die nötige Kraft dazu geben, da bin ich mir sicher! Also wenn ihr mich entschuldigend wollt, mein bester Freund wartet bestimmt schon auf mich! Ich wünsche Ihnen, Mr. und Mrs. Black einen angenehmen Tag." Er sah wie die stolzgezierten Gesichter seiner ehemaligen Eltern zerbrach. Zufrieden mit sich und der Welt ging er aus dem Haus und atmete die frische Luft ein. Dann sah er auf eine Uhr und rannte los. Er wollte nicht zu spät kommen und seinen Freund enttäuschen. Sirius kam schwer atmend an der Kastanie, die in voller Pracht blühte. Verwirrt drehte sich Sirius um die eigene Achse. James würde ihn niemals hängen lassen! Verunsichert zog Sirius einen Brief aus der Innentasche seiner Jacke. Es war ein Brief von James. Sirius hatte den Brief letzte Nacht so oft gelesen. Er konnte nicht gelogen sein! Das würde Sirius nicht ertragen können. Nochmals las sich Sirius den Brief durch, um sicher zu gehen, dass er auch am richtigen Treffpunkt war. Hi Sirius, es tut mir leid, dass ich dich gestern sitzen lassen habe! Aber es musste alles glaubhaft wirken! Aber alles in der richtigen Reihenfolge. Du hast mir schon öfters erzählt, dass deine Eltern empfindlich auf Verspätungen reagieren. Darum wollte ich wissen, wie weit ihre elterliche Liebe geht... Ich hoffe für dich, dass sie es mit einem kurzen Kopfnicken hingenommen haben und es dann auch dabei gelassen haben. Wenn nicht, hoffe ich, dass diese Aktion dir die Augen geöffnet haben. Ich kann dir nicht sagen, was du sehen sollst, denn du musst selbst lernen Sachen zu erkennen. Du musst irgendwann eben eigenständig leben! Nun habe ich unsere Freundschaft ziemlich strapaziert, als ich gestern nicht gekommen bin. Ich hoffe, dass du mir trotzdem vergibst. Wenn ja, dann sehen wir uns um zehn Uhr an der Kastanie. Ich werde auf jeden fall da sein... James Sirius sah seufzend auf. Er hatte James so viel zu verdanken. Doch James wollte sich wegen seiner Hilfe entschuldigen! Das konnte Sirius erst recht nicht zulassen. Angestrengt sah er sich um. Dann sah er ihn! James kam mit gesenkten Kopf um die Ecke. Anscheinend war er ziemlich tief in seinen Gedanken. "James!", brüllte Sirius fröhlich. James hob seinen Kopf und erblickte Sirius. Sofort breitete sich ein großes Lächeln über dessen Gesicht. James und Sirius liefen sich entgegen und blieben kurz voreinander stehen. Sie sahen sich einfach nur an, ohne etwas zu sagen. Sirius wollte James so viele Sachen sagen und auch danken und überhaupt. Doch die Worte, die er sich zurecht gelegt hatte, waren einfach weg! Es schien, als ob er nicht mehr der englischen Sprache mächtig war! James schien es gleich zu gehen. Er öffnete den Mund mehrmals aber es kam kein vernünftiges Wort raus. Sirius gab es endgültig auf und umarmte seinen Freund. Diese Umarmung wurde von James sofort erwidert. Beide standen eine Weile so. Bis ihnen klar wurde, wie eng sie aneinander standen und lösten sich sofort. Beide räusperten sich und fingen an zu lachen. Gemeinsam gingen sie zu der Kastanie und kletterten auf ihren Ast. Dort erzählte Sirius James bis ins kleinste Detail, wie er seinen Eltern erklärt hatte, dass er bei ihren Spielchen nicht mehr mitmachen würde. James krümmte sich vor Lachen und ihm traten auch paar Tränen ins Gesicht. Sie begründeten ihre Freundschaft neu und schworen sich, niemals aneinander zu verraten oder zu zerstreiten! Niemals sollte irgendwas oder irgendwer zwischen sie treten. Dieser Schwur starb erst mit dem Tod von Sirius Black im Ministerium, sechsunddreißig Jahre später. Der Kastanienbaum, ein Symbol für die Freundschaft zwischen James Potter und Sirius Black, blüht noch heute jeden Frühling und erzählt von den zwei kleinen Abenteurern und ihren Schwur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)