Eine kleine Geschichte über Sirius Black von Himbeerpfote (Sirius Kindheit) ================================================================================ Kapitel 3: Freund oder Familie? ------------------------------- Freund oder Familie? Sirius Lage hatte sich in den nächsten Jahren kaum geändert. Seine Eltern weigerten sich immer noch strikt, ihn als Sohn anzuerkennen. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Sirius jüngeren Bruder Regulus gelenkt. Er bekam alles, was sich Sirius gewünscht hatte und noch vieles mehr. Sirius erkannte im Laufe der Jahre, dass seine Eltern die Liebe ihres Sohnes Regulus erkaufen mussten. Sirius konnte nur darüber lachen. Nie hätte er sich vorstellen können, dass er auch einmal so hätte enden können. Doch nun war es zu spät. Den Fehler, den die Eltern an Sirius' dritten Geburtstag gemacht hatten, Sirius als ihren Sohn abzulehnen, würde er ihnen niemals mehr verzeihen. In den ersten Jahren brannte in Sirius ein wahres Feuer der Eifersucht auf seinen Bruder, der alles bekam. Auf den Festen war Sirius nur eine Nebenrolle. Sein kleiner Bruder wurde steht's vor ihm vorgestellt. Bei vielen kleineren Anlässen war Sirius sogar nicht eingeladen. Er wurde dann in seinem Zimmer eingesperrt und durfte erst am nächsten Morgen raus. Im normalen Alltag durfte Sirius nie wieder an der Familientafel speisen. Er wurde als Gast gesehen. Ab dem vierten Lebensjahr erfuhr Sirius keine familiäre Nähe mehr. Alles um ihn herum wurde kalt. Niemand interessierte sich, wo er sich rumtrieb. Sirius lernte seine Grenzen nicht kennen und fing mit dem Alter von sieben Jahren aufmüpfig zu werden. Er spielte seinen Eltern und seinen näheren Verwandten immer wieder einen Streich. Da er ,keine' Eltern hatte, gab es niemanden, der ihn zurechtweisen konnte. Er entwickelte immer mehr die Eigenschaft, dickköpfig zu werden und sich dort rumzutreiben, wo es ihm passte. So trieb sich Sirius auch weiterhin in London rum, wo lauter Muggel lebten. Er war jedoch immer ein Einzelgänger und fand keine richtigen Freunde. Denn alle kamen nicht mit seiner Antiautorität klar. Bis er auf James Potter traf, der genauso dickköpfig und stur war, wie Sirius. Die beiden gerieten in einem Monat mindestens jeden zweiten Tag aneinander und prügelten sich. Doch mit jeden Streit wuchs die Freundschaft zwischen ihnen, bis sie sich als offizielle Freunde bekannten. James nahm Sirius oft mit sich nach Hause. Bald fand Sirius heraus, dass James auch aus einer magischen Familie kam. Durch James erlernte Sirius alles, was er eigentlich von seinen Eltern erlernt hätte. Irgendwann kam Sirius elfter Geburtstag. Er stand auf und zog sich an. Dann ging er über den Flur in die Küche. Es sollte ein gewöhnlicher Morgen sein. Sirius hatte vor, sich mit James zu treffen, der eine Überraschung angedeutet hatte. Bestimmt hatten seine Eltern, die äußerst nett waren, ein Picknick geplant. Zu oft hatte Sirius davon geschwärmt, obwohl sein erstes und letztes Picknick viele Jahre zurück lag. Heute waren es genau acht Jahre her. Ganz in Gedanken ging Sirius in die Küche. Doch bevor er nur aufsehen konnte, rannte ihm Kreacher, der Hauself, entgegen. "Meister Sirius! Ihr werdet von der Herrin und den Herren erwartet!!! Bitte folgt mir!", quieckte der gealterter Hauself. Sirius runzelte die Stirn. Seit seinem Rauswurf aus der Familie wurde er nicht mehr Meister genannt. Schon gar nicht von den Hauself. Verdutzt und sich fragend, was das alles zum Teufel bedeuten sollte, folgte Sirius Kreacher in den Speisesaal, wo seine Eltern warteten. Sie empfingen Sirius äußerst herzlich und nahmen ihn sogar in den Arm! Nun wusste Sirius gar nichts mehr. Er setzte sich auf seinen alten Platz und sah seine Eltern abwechselnd an. Noch nie hatte er sie so stolz gesehen! Was hatte er gemacht? Sirius hatte lange versucht, seine Eltern zu beeindrucken, doch sie straften ihn mit noch mehr Abstand zur Familie. "Heute ist der Tag der Tage, mein Sohn!", sagte der Mann stolz. Sirius wagte nicht, zu fragen, ob er sich verhört hatte. Er hatte gerade das Wort ,Sohn' von seinem Vater an sich gerichtet gehört. "Heute bist du elf Jahre alt! Und der Brief aus Hogwarts ist pünktlich angekommen!", seufzte die Mutter glücklich. Sirius starrte sie an. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass seine Mutter ihn jemals so angelächelt hatte. "Hogwarts?", fragte Sirius nach. Er hatte von James den Namen schon mal gehört, doch konnte jetzt nichts damit anfangen. "Wer ist das?" "Hogwarts, mein Sohn, ist die beste Schule für Hexen und Zauberer in ganz England!", erklärte der Vater mit rausgestreckter Brust. "Deine Mutter und ich waren auch auf dieser Schule, bevor wir geheiratet haben! Und nun geht unser erster Sohn auch auf diese Schule!" "Oh..." Sirius' Enttäuschung war groß. Gerade war Regulus in den Speisesaal eingetroffen und starrte seine Eltern an. Danach sah er Sirius mit einem angewiderten Blick an. Sirius war sich sicher, dass seine Eltern von Regulus sprachen. Er war ja der gewünschte Sohn im Hause der Blacks. "Kein Grund geknickt reinzusehen! Glaub mir, als Black wirst du es in Slytherin leicht haben, Sirius!", lächelte die Mutter. Sirius sah auf und lachte: "Wieso ich? Ich gehöre doch nicht zu den Blacks! Das habt ihr mir nun lang genug unter der Nase gerieben!!" "Und warum trägst du dann den Namen ,Black'?", fragte der Vater nach. "Weil...", fing Sirius an, stockte aber. Er hatte keine Antwort darauf. Es war alles so verwirrend. Hatte er acht Jahre lang mit einer irrsinnigen Vorstellung gelebt, nicht zu der Familie Black anzugehören? Das konnte sich Sirius nicht vorstellen. "Keinen Widerspruch! Wir werden heute in die Winkelgasse fahren und alles Nötige für dich und den kommenden Schulbeginn besorgen!", lächelte die Mutter und ging auf Sirius zu. Sie nahm ihren ältesten Sohn in den Arm und drückte ihn. "Ich bin ja so stolz auf dich, Sirius! Du bist ja schon fast erwachsen!!", flüsterte sie in sein Ohr. Sirius konnte es kaum fassen. Er war endlich wieder ein Sohn seiner Eltern und diese waren sogar noch stolz auf ihn. In den Moment vergaß er seinen einzigsten Freund, der schon auf ihn wartete. Erst gegen Abend fiel Sirius ein, dass er sich mit James verabredet hatte. Gerade als Sirius mit seinen Eltern zuhause ankam, rannte er aus dem Haus, bevor ihn jemand aufhalten konnte, war er schon um die nächste Ecke verschwunden. Sirius musste James unbedingt erzählen, was heute passiert ist. Doch als Sirius an den Baum ankam, wo sie sich immer trafen, war James nicht mehr da. Er rief seinen Freund mehrmals. Dann beschloss Sirius James bei ihn Zuhause aufzusuchen und tatsächlich, er war auch da. James lag in seinem Bett und starrte stur die Zimmerdecke an, als er bemerkte, dass Sirius eintrat. Sirius grinste über beide Ohren und plauderte los. Er ließ nichts aus und beschrieb seinen ganzen Tag ins kleinste Detail. Es schien, als ob das sein tollster Tag seines Lebens gewesen war. Als er endlich geendet hatte, rührte sich James immer noch nicht. Sirius fragte ihn, was er hatte, doch bekam keine Antwort. "Kannst du dich nicht wenigstens heute mal für mich freuen?", fragte Sirius schon fast beleidigt. "Natürlich! Mir fällt nur gerade ein, dass dir deine Eltern wichtiger sind als ich!!", blaffte James zurück. Er sah Sirius immer noch nicht an. "Was soll das den heißen? Deine Eltern sind dir auch wichtiger als ich!", stellte Sirius klar. "Ja, schon! Nur ich hätte meinen Eltern auch klar gemacht, dass du auf mich wartest! Dann hätten sie mit mir später den Einkaufsbummel durch die Winkelgasse gemacht!!! Außerdem wollten wir beide gemeinsam dorthin! Schon vergessen?", zickte James zurück. "Das hatte ich vergessen... tut mir leid...", murmelte Sirius leise. "Außerdem, ich dachte deine Eltern würden dir am Arsch vorbeigehen! Sie akzeptieren dich nicht mal als ihren eigenen Sohn! Und jetzt, nur weil du in Hogwarts aufgenommen wurdest, ist bei denen wieder alles in Ordnung? Verdammt, Sirius! Du bist total naiv!!", redete James energisch weiter. "Hör auf mich anzubrüllen!", beschwerte sich Sirius. "Ich bin überhaupt nicht naiv! Es tut mir leid, wenn ich mich freue, dass meine Eltern stolz auf mich sind! Ich habe in Gegensatz zu dir bis heute keine Familie gehabt!" "Du wirst sie auch nie haben, Sirius! Wach auf! Sie werden dich doch nur lieben, bis du wieder irgendwas anstellst! Und dann bist du wieder der Depp vom Dienst!", brüllte James. "Das ist nicht wahr! Du gönnst mir einfach dieses Glück nicht! Gib es doch wenigstens zu!!!", brüllte Sirius zurück und rannte aus dem Haus. Wieso war sein einzigster Freund nur so zu ihm? Musste er sich wirklich zwischen Familie und Freund entscheiden? Sirius stiegen die Tränen ins Gesicht. Er wusste nicht was er machen sollte. Einerseits wollte er seinen Freund nicht verlieren, doch andererseits wollte er seine neugewonnene Familie behalten! Wenn ihm doch jemand nur helfen könnte. Irgendeine neutrale Person. Doch die gab es nicht. Sirius hatte bis jetzt in der Welt von James Potter gelebt. Und jetzt? Jetzt ist er in die Welt der Blacks gerutscht und will keine der beiden Welten verlassen. Doch diese zwei verschiedenen Welten zu verschmelzen wäre unmöglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)