Amor matris von abgemeldet (Was bedeutet Rache wirklich?) ================================================================================ Kapitel 3: Begegnung -------------------- Hiho^^, Nach langer Zeit melde ich mich wieder. Nun, was lässt sich viel sagen, außer, dass es jetzt wohl wieder schneller gehen wird? Danke an -yumilein-, die an dieser Verspätung nur einen geringen - an der Qualität und Verständlichkeit der Geschichte jedoch einen größeren - Anteil hat. Kapitel 3: Was bis zum 26. November geschah, ist nicht erwähnenswert. Er fristete sein fast schlafloses Leben weiter, aber es geschahen weder weitere Morde, noch entdeckte er während seiner Streifzüge etwas Besonderes. In Adrian breitete sich inzwischen eine gewisse Erleichterung aus, weil er es für sehr unwahrscheinlich befand, dass in den letzten drei Nächten vor seinem Geburtstag noch irgendeine Veränderung stattfinden sollte. Natürlich hätte er es aufgrund der ganzen Kriminalromane und Abenteuerbücher, die er gelesen hatte, anders sehen können, doch er wollte es nicht. Er sehnte sich nach Veränderung. Doch gleichzeitig hatte er Angst vor ihr, da er wusste, diese Änderung seines Tagesablaufes würde nicht diejenige sein, die er sich ersehnte. Er wäre weiterhin abgeschieden, würde weiterhin traurig in einem kleinen Café einer ausgestorbenen Innenstadt und der schäbigen Wohnung eines Alkoholikers vor sich hin vegetieren, bis er irgendwann selbst ein jämmerliches, hoffnungsloses Individuum sein würde. Darauf aber konnte der Junge gut und gerne verzichten. Also hoffte er halb, halb bangte er vor der letzten Nacht, in der er sechzehn Jahre zählte. Und in dieser Nacht, die drei Tage vor jener letzten Nacht lag, machte er sich lustlos auf, einer der letzten Enttäuschungen dieser vergeblichen Suche zu begegnen. Kaum eine Stunde war er unterwegs, als sein Blick von einer Lagerhaustür wie magisch angezogen wurde. Er hatte das – laut Aufschrift – einsturzgefährdete Gebäude schon sehr häufig von außen begutachtet, aber dessen Inneres war ihm dank eines Sicherheitsschlosses immer wieder verwehrt worden. Und gerade diese verhasste, verschlossene Tür, die das Lagerhaus vor Adrian monatelang beschützt hatte, stand nun offen. Und nicht nur dies: Lässig an den Türrahmen gelehnt war dort eine dunkel gekleidete, fast völlig von der Dunkelheit verschluckte Gestalt. Sobald sie jedoch ihren jugendlichen Beobachter bemerkt hatte, sprang sie los und war schon an Adrian vorbei gerannt, bevor dieser auf irgendeine Weise reagieren konnte. Endlich, als sein überraschter Verstand sich wieder dazu bereiterklärt hatte, für und nicht gegen ihn, oder überhaupt, zu arbeiten, drehte sich der Junge um. Noch einige Augenblicke brauchte es,bis er sich so gefasst hatte, dass er dem Fremden hinterher laufen konnte. Nun trennten ihn und den Fremden schon fast 20m, dennoch musste er es versuchen. Der Verfolger und der Verfolgte jagten durch den halben Friedhof der Industrie, bis Adrian das Gefühl hatte, seine Lunge müsse jeden Moment platzen, was ihn aber nicht davon abhielt, weiter zu rennen. Er war zwar größer als der Fremde, doch dieser schien an diesen Hindernissparkur über Schutt und durch unsichtbare Schleichwege gewöhnt zu sein und dazu sehr ausdauernd. Plötzlich jedoch wurde die Jagd gewaltsam unterbrochen, indem der Junge gegen ein Hindernis lief, dass diese Stelle früher noch nicht verziert hatte. Als sich der ehemalige Jäger dann auf dem Boden wieder fand, war sein erstes Gefühl schändlicherweise Dankbarkeit für die Möglichkeit, wieder zu Atem zu kommen. Erst nach einigen Sekunden registrierte er, dass ihn wohl ein bewegliches, ein lebendiges Hindernis gebremst haben musste. Langsam bewegte sich der Blick des auf dem Boden sitzenden Adrian von den verdreckten Turnschuhen, die diesem lebendigen Etwas gehörten, über die verwaschenen Jeans und einer dunklen Jacke zu einem wutentbrannten Gesicht hinauf. Adrian hatte das Gefühl, dass die Augen des Hindernisses in diesem Augenblick vor purer Mordlust funkelten, doch er schob dies auf das fahle Licht des Mondes. Aber auch in ihm breitete sich langsam brodelnde Wut aus: Immerhin war ihm soeben ein grausamer Kindermörder entwicht. Entschlossen, dem Anderen seine Meinung zu sagen, sprang er auf und selbst die Erkenntnis, dass dieser fast einen Kopf größer war als der Sechzehnjährige, konnte seinen Zorn nur kurz dämpfen. „Verdammt!“, brüllte er ihn an. „Weißt du, was du gerade angestellt hast?“ In einer solchen Situation brachte man nach Adrians Meinung keine Höflichkeit. Zu seiner Überraschung, lachte sein Gegenüber nur, dass ihm die hellen Haarsträhnen in das Gesicht flogen. Das Gelächter klang zu hysterisch, um ein Auslachen oder ein Lachen aus wirklicher Heiterkeit darstellen zu können. Schließlich beruhigte er sich wieder und sah dem Kleineren mit braunen Augen in sein Gesicht. Wie hatten diese warmherzigen Augen jemals Hass ausdrücken können? „Dann haben wir und wohl gegenseitig behindert!“, stellte er mit einer rauen Stimme fest. Adrian, erleichtert, dass er – zumindest dem Anschein nach – keinem weiteren perversen Mörder in die Arme gelaufen war, nickte bloß. “ Ich bin Alexius, meist Alex genannt.“, ergriff der Brünette wieder das Wort. „Wie heißt du?“ Nach dem flammenden Vorwurf, den der Kellner ihm eben an den Kopf geworfen hatte, ignorierte auch er jegliche Höflichkeitsformeln. „Adrian….“ Alexius lächelte den anderen an. Er schien es zu brauchen. Aber gleichzeitig sah er sich unbehaglich um. „Vielleicht bin ich nur paranoid, aber es gefällt mir hier nicht. Kommst du mit?“ Adrian wusste später nicht mehr, welches Pferd ihn geritten hatte einfach mit einem Fremden zu gehen, doch er folgte seiner neuen Bekanntschaft zu dessen Haus. Dieser Alexius war ihm sympathisch, denn er spürte, dass dieser von ebenso düsteren Gedanken heimgesucht wurde, wie er. Auf dem Weg zu Alex´ Haus lernte Adrian eine weitere Eigenschaft seines Begleiters kennen: Alex konnte stundenlang sprechen und das ohne Punkt und Komma, was dem stillen und zurückgezogenen Jungen jedoch sehr recht war. So höre er nur gespannt dem Größeren zu. „Ich mache gerade eine Lehre als Schreiner. Eigentlich hatte ich ja schon eine eigene Wohnung, mein Elternhaus ist so eng, dass es nicht auch noch einen neunzehnjährigen, erwachsenen Sohn beherbergen sollte, aber weil mein Vater anfangs diesen Jahres gestorben ist, kommt meine Mutter mit dem Geld und auch mit meinen Geschwistern kaum noch zurecht. Daher bin ich wieder bei ihr eingezogen. Sie braucht mich. Vor allem, seit meine kleine Schwester ermordet wurde…“ Alex´ Stimme war voller Hass und Abscheu und Adrian verstand. Den Mord an dieser Schwester hatte er beobachtet. Sie war das zweite Opfer des Meuchlers gewesen, den er seit Monaten suchte. Daher war ihm Alex heute Nacht begegnet. Er hatte ebenso wie Adrian neben seiner Ausbildung zum Steinmetz die Nächte durchgewacht, um sie zu rächen oder wenigstens zu verhindern, dass weitere Kinder Opfer wurden. Für dieses Unterfangen war ihm das verlassene Gewerbegebiet als perfekt erschienen. Welcher Mörder konnte schon leeren Straßen widerstehen, in denen sich nachts keiner aufhielt und die selbst Polizisten zu langweilig erschien, um dort auf Streife zu gehen? Dennoch zögerte Adrian, dem Anderen von seinen Träumen zu erzählen, denn er fühlte sich mitschuldig an dem Mord des Mädchens. Wenn er früher reagiert hätte, wäre es vielleicht noch möglich gewesen ihn zu verhindern, dachte er, und er hatte Angst, dass Alex es auf die selbe Weise sah oder ihn, was eine noch schlimmere Vorstellung für den 16-Jährigen war, für einen Aufschneider und Lügner hielte. „Und du?“, riss der Ältere ihn aus seinen Gedanken. „Wie kamst du auf die Idee, ihn zu jagen?“ Inzwischen hatten sie jedoch das kleine, etwas baufällige Haus erreicht, das Alex´ Mutter gehörte. Statt Adrian zu einer Antwort zu drängen, schloss der dort Wohnende leise auf und forderte den Begleiter auf, ihm auf Zehenspitzen durch den Flur zu folgen. Alex´ Schlafzimmer war kaum als solches zu bezeichnen. In dieser Kammer fanden nur ein uraltes Etagenbett und ein Schrank, der stark bemalt war, Platz. Außerdem sah man nur wenige persönliche Gegenstände, da der Auszubildende zu wenig Zeit hatte, um sie in seinem Zimmer mit einer anderen Tätigkeit zu verbringen als Schlafen. Erschöpft warfen sich die Beiden, nachdem Adrian seinen neuen Aufenthaltsbereich mit den Augen geprüft hatte, auf das untere Bett und eine Weile lang herrschte einvernehmliches Schweigen in dem kleinen Raum, bis Adrian begann zu sprechen. Er erzählte vor allem von seinem betrunkenen Vater und der verzweifelten Situation, in der er lebte und die ihm keine Zukunft bot. Kurz war er in die Versuchung geraten, doch von seinen Visionen zu erzählen, aber dann überzeugte er sich mit einem Blick auf die Uhr, dass er eigentlich dringend nach Hause zurückkehren musste, um sich noch einige Stunden Schlaf zu stehlen. Stumm vor Heiserkeit, die durch die ungewohnt lange Rede erschaffen worden war, zeigte er auf den Wecker mit Leuchtziffern, der in Alex´ Zimmer neben dem Licht aus dem Flur in diesem Moment die einzige Lichtquelle ausmachte. „Hab ich gar nicht bemerkt…“, seufzte Alex, während Adrian seine Jacke suchte, die er irgendwann einfach auf den Boden geworfen hatte. Selbst, wenn ihm die Vorstellung, von den Träumen zu erzählen wahnsinnige Angst bereitete, fühlte er sich in dieser gemütlichen, familiären Atmosphäre viel wohler als in dem Geruch der Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Schuldigkeit, die der ungepflegten Wohnung der Claws anhaftete. „Bis…“, begann er, doch der auf dem Bett liegende 19-Jährige schüttelte heftig den Kopf, so dass braun, blond und kastanienrot schimmernde Strähnen in sein Gesicht fielen. Er ergriff Adrians Handgelenk. „Bleib hier!“, schlug er vor. „Bei dir ist sicher gerade dicke Luft.“ Erleichtert nickte der Kleinere, streckte sich wieder neben seinem Gastgeber aus und schlief augenblicklich ein. Er träumte. Freue mich über jeden Vorschlag, wie ich mich verbessern könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)