Plan B von Idris (Fred x George) ================================================================================ Kapitel 1: Abartig angewandte Alliterationen -------------------------------------------- Pairing: Fred x George Weasley Warnungen: slash & twincest (bis dato nur implizit), fällt das schon unter dirty talk? humor, kitsch Timeline: Anfang von Band 3. Fred & George sind also im fünften Jahr und die Marauders Map befindet sich noch in ihrem Besitz Teil: I / III Disclaimer: Alles Eigentum von J.K. Rowling. Ich bin J.K.´s willige Bitch - aber mir gehört dennoch nichts. ;__; *plärr* Anmerkung: Die Alliteration (von lateinisch ad: "zu", littera: "Buchstabe") ist eine literarische Stilfigur, bei der die betonten Stammsilben zweier oder mehrerer aufeinanderfolgender Wörter den gleichen Anfangslaut besitzen. (Danke Wikipedia) ~ No quills were harmed in the making of this fic ~ *** "Und was ist Plan B?" frage ich. "Plan B?" Fred hält mitten im Auf- und Ablaufen inne und dreht sich zu mir um. Seine Augen sind geweitet und er sieht eindeutig schockiert aus. "Plan B?! George, was redest du da ...?" Dramatisch geht er vor meinem Bett auf die Knie. "Plan B ist nur was für Versager! Unwürdige Kreaturen, die es nicht mal wert sind unsere Schuhe zu putzen! Wir brauchen keinen Plan B!" Nachdrücklich schüttelt er den Kopf. "Okay, okay." Ich nicke und streiche Plan B Fragezeichen auf meinem Zettel folgsam durch. "Rein, raus, fertig.", fährt er fort. Flexibel und beweglich wie ein Gummiband schnellt er vom Boden hoch. "Das muss alles ganz schnell gehen, bevor er überhaupt mitkriegt, was wir vorhaben." Enthusiastisch tigert er weiter vor meinem Bett auf und ab, seine Hände und sein Mund ständig in Bewegung. Alles an ihm ist immer in Bewegung. ,Schnell...', kritzele ich auf den Zettel. Das ist Fred in Kurzfassung. Plan B ist nur für Waschlappen. Verstecken gilt nicht. Und wo ist überhaupt der Spaß ohne Risiko? Ich liebe meinen Bruder. Aber er spinnt. Und zwar ziemlich. Ich betrachte den vollgekritzelten Zettel und sage: "Wir brauchen noch ..." "... eine Ablenkung", vervollständigt er und nickt zustimmend. "Eine gute", stelle ich fest. "Und nicht nur eine." Der Schlafsaal ist leer, abgesehen von uns, und die untergehende Spätsommersonne flutet durch die großen Fenster nach drinnen. Alle außer uns sind jetzt beim Abendessen. Das einzige, was die Stille unterbricht ist Fred, der es auch ganz alleine schafft, jeden noch so großen Raum mit seiner Anwesenheit komplett auszufüllen. Rotgoldene und viel zu lange Haarsträhnen fallen ihm ins Gesicht und verleihen ihm ein oft kopiertes und doch unerreicht lässiges Aussehen. In Gedanken versunken wirft er sie zurück. "Wir brauchen gleich zwei Ablenkungen. Eine für Filch und eine für Mrs. Norris ... sonst haben wir die blöde Katze am Hals ... irgendwas, das uns mindestens zehn Minuten garantiert ... so lange brauchen wir zum Suchen ... schreibst du mit?" "Wonach sieht es denn aus, was ich hier mache?" "Nur ne Frage." Ich rolle mit den Augen und verkneife mir ein Grinsen. Fred hat einen Fimmel damit, richtige Pläne zu machen, alles aufzuschreiben, für die Nachwelt festhalten und so. Nicht um sie nachher zu benutzen oder auch nur noch einen Blick darauf zu werfen. Aber irgendwie gibt es ihm das Gefühl professionell zu arbeiten. Er hebt sie alle auf. Unter seinem Bett liegt tatsächlich ein ganzer Ordner mit chronologisch geordneten Plänen unserer Streiche und Erfindungen, jede einzelne mit hastig an den Rand gekritzelten Anmerkungen über ihre Effektivität und eventuellen Verbesserungsvorschlägen versehen. Leider kann er nicht gleichzeitig denken und schreiben, weswegen die undankbare Aufgabe, seinen rasanten Gedankensprüngen zu folgen und sie zu Papier zu bringen, natürlich an mir hängen bleibt. "Filch ist kein Problem", murmelt er nachdenklich. "Aber was machen wir mit Mrs. Norris? Die Gummimäuse ...? Nein, die hatten wir schon ..." Er bleibt abrupt stehen und lässt sich direkt neben mir auf das Bett fallen. Die Matratze quietscht ein wenig unter seinem Gewicht und seine Haare beißen sich ganz furchtbar mit der gryffindorroten Bettwäsche, als sie ausgebreitet wie ein Heiligenschein um seinen Kopf liegen. Er kaut nachdenklich auf seiner Unterlippe, und hinter seinen hellen Augen arbeitet es lebhaft. "Hilf mir mal", sagt er und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. "Immer hänge ich bei der blöden Katze ..." Ich schiebe den Federkiel hinter mein Ohr und blättere in unserem Block herum. "Mrs. Norris-Ablenkungsmanöver", lese ich vor. "Zuletzt hatten wir die Gummimäuse und davor haben wir sie im 'Raum der Wünsche' versteckt. Das verhexte Katzenkörbchen, selbstklebendes Katzenstreu ..." "Das war von dir, nicht?" Er grinst selig. "Oh, war das schön ..." "...der rollige Kater, Tagtraumpulver in ihrer Milch ..." Ich blättere wieder nach vorne. "Mein Vorschlag wäre, Filch und Mrs. Norris zu kombinieren." "Kombinieren?" Das weckt sein Interesse. Er stützt sich auf die Ellenbogen und setzt sich auf. Abwartend sieht er mich an. Ich kaue auf dem Federkiel herum und bedeute ihm mit einer Handbewegung die Klappe zu halten, auch wenn es schwer fällt. Ein Gedanke formt sich grade in meinem Bewusstsein, und im Gegensatz zu Fred kann ich nicht laut denken. Ich lasse meine Blicke schweifen und sie landen prompt auf dem rothaarigen Energiebündel neben mir. Sein T-Shirt ist ein Stück nach oben gerutscht und gibt einige Zentimeter flachen, harten Bauch frei. Sogar dort unten befinden sich noch vereinzelte, kleine Sommersprossen auf der blassen Haut, die sich unter seinen ruhigen Atemzügen hebt und senkt. Gedankenverloren lasse ich die Spitze der Schreibfeder darüber gleiten, so dass er überrascht zusammenzuckt. Er wirft mir einen fragenden Blick zu, hält aber trotzdem brav still und wartet ab. Beinah gegen meinen Willen ziehen sich meine Mundwinkel amüsiert nach oben, als ich seinen gespannten Gesichtsausdruck bemerke. Das Interesse meines Bruders, der nebenbei bemerkt, die Aufmerksamkeitsspanne einer Kürbispastete hat, länger als zehn Sekunden zu behalten, ist beinah ein Kunststück. Vermutlich kann ich mir was drauf einbilden, dass ich einer der wenigen bin, die das schaffen. "Dir liegt echt viel an der Sache, oder?" frage ich. "Natürlich! Das ist eine Frage der Ehre." Seine Haare fliegen, als er nachdrücklich nickt. "Das Schuljahr hat grade erst angefangen und Filch denkt schon, er kann sich alles erlauben. Das können wir ihm nicht durchgehen lassen!" "Auf keinen Fall." "Niemals." "Wo kämen wir denn hin, wenn er keinen Respekt mehr vor uns hätte?" ergänze ich. "Meine Rede." Für die Akten: Was Filch Frevelhaftes getan hat, ist Freds Radioskop zu konfiszieren. Ein verdammt praktisches, kleines Gerät, mit dem man problemlos durch die dicksten Wände und die vielschichtigste Damenbekleidung sehen konnte. Es war mehr als nützlich, wenn wir uns auf nächtlichen Streifzügen durch das Schloss befanden und es handelt sich natürlich um eine Frage der Ehre, es wiederzuholen. Ich höre auf mit der Schreibfeder über seinen Bauch zu streifen und Fred sieht sekundenlang aus, als ob er nicht weiß, wie er das finden soll. "Wir entführen Mrs. Norris", sage ich kurz entschlossen und schreibe kurz und bündig ,Catnapping' auf den Block. "Damit haben wir sie beide für eine Weile vom Hals." "Kidnappen?" fragt er. "Catnappen", verbessere ich grinsend. "Catnappen und von Filch retten lassen ... das dürfte uns die gewünschten zehn Minuten verschaffen." Er sieht beeindruckt aus. "George, George, George ...", sagt er langsam. "Deine unmoralische Einstellung ist schlichtweg schockierend ..." Er greift nach meinem Arm und zieht mich ruckartig zu sich hinunter. "Von wem hast du nur diese lasterhafte Lebensweise?" Der Block rutscht aus meiner Hand und fällt mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, als ich auf seinem Brustkorb lande. Er ist ganz warm und sein Herz schlägt wie üblich schneller, als das der meisten Menschen. Muss daran liegen, dass er nie länger als ein paar Sekunden stillhalten kann und die meiste Zeit seines Lebens in Bewegung ist. Ich stütze meine Ellenbogen rechts und links von ihm ab und sehe gespielt arrogant auf ihn hinab. "Lasterhafte Lebensweise?" Spöttisch hebe ich eine Augenbraue. "Hört, hört. Eine Alliteration - und das aus deinem Mund." "Findest du mich nicht absolut unwiderstehlich, wenn ich so intelligent klinge?" Er wirft mir ein breites Grinsen zu. Ich finde ihn geradezu unausstehlich unwiderstehlich. Nur bin ich nicht so blöd ihm das zu sagen. Meinen Bruder mit derartig hochwertigem Erpressungsmaterial in Versuchung zu führen, ist nicht nur dumm, sondern lebensmüde. Fred ist absolut frei und unbelastet von jeglichen moralischen Skrupeln irgendeiner Art und Weise - und das Schlimme daran ist, dass ihn genau das so unwiderstehlich macht. "Bild dir nicht zu viel ein. Nur weil du regelmäßig vor deinem eigenen Spiegelbild masturbierst ...", gebe ich zurück. Mein Gesicht schwebt so nah über seinem, dass ich jede einzelne Sommersprosse zählen kann. Seine Augen sind fast vollständig grün, wie immer wenn er etwas ausheckt. Verräterisch funkelt es in ihnen und ich ahne seine plötzliche Bewegung, noch bevor ich sie tatsächlich sehen kann. In einer einzigen, geschmeidigen Bewegung rollt er mich herum, und dann finde ich mich unter ihm auf das Bett gepinnt wieder. Olivers verstärktes Quidditch-Training scheint erste Früchte zu tragen. "Wie war das eben?" fragt er gespielt streng. "Ich bin also ein notgeiler ..." "... Narzisst", füge ich hilfreich hinzu. "Nicht zu vergessen ein peinlicher Perverser." "Und so was muss ich mir ausgerechnet von dir sagen lassen? Einem lüsternen, libidogesteuerten, lächerlich lasziven ... Lustmolch?" Er streckt mir triumphierend die Zunge raus. "Hah! Topp das, wenn du kannst!" Ich kann nicht anders, ich muss lachen. Er hat was von einem kleinen Kind an sich, wie er so auf meinen Hüften sitzt, meine Handgelenke nach unten drückt und sein Gesichtsausdruck irgendwo zwischen erhitzt und triumphierend schwankt. Amüsiert sehe ich zu ihm auf. ¬"Dir ist schon klar, dass unsere aktuelle Position von Außenstehenden leicht missverstanden werden könnte?" "Was kann man daran missverstehen?" Er lächelt unschuldig. "Ich züchtige grade meinen ungezogenen Bruder." "Es ist wirklich unglaublich, was für ein Ego du hast! Was habe ich bei deiner Erziehung nur falsch gemacht ...?" Ich seufze tragisch und fühle mich herrlich selbstgerecht dabei, älter und weiser zu sein als er ... und sei es nur um 13 Minuten. Bei näherer Betrachtung ist es ein irgendwie schwer vorstellbarer Gedanke, dass es ganze 13 Minuten in meinem Leben gab, in denen kein Fred existierte. Manchmal wenn ich nichts Besseres zu tun habe - langweilige Geschichtsstunden bei Professor Binns sind ein gutes Beispiel -, versuche ich mir das vorzustellen. Nur ein George zu sein - und nicht ein Teil von Fred & George. In der Regel komme ich mit diesen Gedanken nicht allzu weit. Vielleicht weil ich nur den Kopf zur Seite wenden muss, um sein friedlich schlafendes Gesicht auf dem Pult zu sehen. Seinen Mund, der sogar im Schlaf aussieht, als ob er nur darauf wartet, jeden Moment zu einem breiten Grinsen verzogen zu werden ... dann und wann kräuselt er irritiert die Nase, wenn ein verirrter Sonnenstrahl sein Gesicht trifft ... und ich weiß, er wird nachher durch und durch konsterniert sein, wenn Angelina ihn nicht schon wieder ihre Aufzeichnungen abschreiben lässt ... Es sind Augenblicke wie dieser, wo ich ihn ganz festhalten möchte, nur um mich zu vergewissern, dass er wirklich da ist. Wo ich einfach neben ihm liegen und so etwas Dummes tun will, wie seine Sommersprossen zu zählen, nur um mich zu vergewissern, ob ich alles an ihm immer noch so in und auswendig kenne, wie früher ... "Hey! Erde an George Weasley. Noch da?" Eine Hand wedelt vor meinem Gesicht hin und her und seine Stimme klingt eindeutig unerfreut über meinen Mangel an Aufmerksamkeit. "Ich warne dich - wenn du mich nicht bald beachtest, schütte ich dir gleich eine Ladung Juckflöhe in die Hose." Bei anderen Menschen wäre das ein Witz - aus seinem Mund ist das eine durchaus ernstzunehmende Drohung. "Sorry." Ich puste eine seiner widerspenstigen Haarsträhnen aus den Augen, die mir permanent entgegenfällt. "Der strahlende Glanz deiner Egomanie hat mich kurzzeitig geblendet." "Du stehst drauf, mich zu beleidigen, was?" "Du hast ja keine Vorstellung ...", erwidere ich grinsend. "Hey, für Dirty Talk haben wir nachher immer noch Zeit - lass uns zuerst Mrs. Norris catnappen!" "Ich liebe deine Prioritäten." "Ich dich auch. Hinreißend, nicht?" Zu meinem Bedauern schwingt er kompromisslos seine langen Beine über die Bettkante und steht auf. Auffordernd streckt er eine Hand nach mir aus. "Erhebe deinen dekadenten Luxuskörper und folge mir", befiehlt er. "Da wartet noch eine frustrierte Katze darauf, dass wir sie beglücken ..." ^to be continued^ Feedback? Immer her damit. ^^ Kapitel 2: Catnapping for Beginners ----------------------------------- Pairing: Fred x George Weasley Warnungen: diesselben wie im ersten Teil ^^ Außerdem: - es wurde nicht Beta gelesen - es ist hochgradig unwahrscheinlich, dass ich jemals (oder zumindest nicht in näherer Zeit) einen dritten Teil dazu schreibe - da ich HP schreiberisch so ziemlich an den Nagel gehängt habe ^^* Eigentlich wollte ich nicht mal diesen Teil posten - aber da er sonst eh nur auf meinem Laptop vergammelt ... *drop* Nun ja. *die ersten Leser jetzt überlegen gleich abzuhauen* XD Äh - trotzdem viel Spaß!! oO Teil: II / III Vielen tausend Dank für die Kommentare. Ich war sowas von geplättet. OO"" ~ No cats were harmed in the making of this fic ~ Ich höre eilige Schritte hinter mir und drehe mich stirnrunzelnd um. "Wo warst du so lange?" Fred stolpert aus der Dunkelheit, stützt die Arme auf die Knie und lässt sich keuchend neben mir an die Wand sinken. Er sieht aus, als wäre er einmal quer durch das ganze Schloss gerannt. "Musste ... noch ... was erledigen", stößt er japsend hervor. Fragend hebe ich die Augenbrauen, aber er schüttelt nur den Kopf und zwinkert mir zu. ,Wirst du schon sehen' bedeutet das. Ach was? Wenn er irgendwas treibt, ohne mich einzuweihen, dann ist es vermutlich illegal, unmoralisch, gefährlich oder ... ach nein, diese Sachen treibt er mit mir. Was zum Teufel treibt er ohne mich? Ungehemmt greift er nach meinem Arm und zieht sich an mir hoch. "Filch ...?" fragt er keuchend. Sein Körper ist aufgeheizt und warm vom vielen Herumrennen, und sekundenlang ist diese Wärme ganz dicht an mich geschmiegt. Er ist ein Mistkerl und ich weiß, er macht das mit Absicht, damit ich nicht weiter nachfrage. "Immer noch in seinem Büro." Ich deute auf die Karte des Herumtreibers, wo der kleine Namenszug ,Argus Filch' immer noch wie eine Spinne in ihrem Netz in seinem Büro hockt und sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt. "Immer noch? Wieso?" Es klingt fassungslos. "Um uns zu ärgern?" "Ja, das wäre diesem hinterhältigen Subjekt durchaus zuzutrauen." In jeder normalen Nacht streift unser Hausmeister der Gerechtigkeit ununterbrochen durch die Schule, immer in der Hoffnung Schüler bei schwerwiegenden Vergehen und Regelbrüchen zu erwischen, für die er sie endlich auspeitschen darf. Ausgerechnet heute, wo wir das echt gebraucht hätten, verlässt er sein Büro natürlich nicht mal für eine Klopause. Regel Nr. 1 für das erfolgreiche Brechen von Regeln: "Verlass dich niemals auf Zufälle. Zufälle ruinieren jeden guten Plan!" "Ist Mrs. Norris bei ihm?" "Nein." Ich schüttele den Kopf. "Ich bin eben an seinem Büro vorbeigelaufen und es war nichts zu hören. Wenn sie bei ihm gewesen wäre, hätte er mit ihr geredet." Was soll ich sagen? Es gibt einsame und frustrierte Menschen, und es gibt ... Filch. Filch ist jenseits von einsam und frustriert. Er redet mit seiner Katze. Hey, ich hätte ja Mitleid mit ihm! Wirklich. Aber jemand, der Schüler regelmäßig auspeitschen und an den Füßen aufhängen will, darf sich nicht wundern, wenn sie ihm keine Blumen zum Valentinstag schicken, sondern ... Stinkbomben. "Dann wird sie hier irgendwo durch die Gänge streifen und Wache halten." Ich nicke und ziehe die Karte des Herumtreibers aus meiner Hosentasche und halte sie ihm hin. "Übernimmst du die Ehre?" "Aber immer doch, mein Teuerster", säuselt er und schwingt mit einer schrecklich pompösen Bewegung den Zauberstab. "Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut." Fred dagegen ist nicht einsam und frustriert. Fred ist ein sexy Bastard. Er bekommt Blumen und Schokolade zu Valentinstag. Tonnenweise. Und er schafft es tatsächlich noch beleidigt zu sein, wenn keine schnulzige Karte von mir dabei ist ... aber das steht auf einem anderen Blatt. Nicht, dass er sich über die anderen Sachen nicht freut - immerhin ist es Schokolade! - es ist nur einfach so, dass er es nicht schafft irgendetwas ernst zu nehmen. Geschenke, Feiertage oder weibliche Bewunderer. "Wenigstens sind wir im passenden Stockwerk", bemerke ich nach einem kurzen Blick auf die Karte. "Sie streunt bloß am anderen Ende herum. Irgendwie müssen wir sie herlocken", sagt er schließlich. "Irgendwelche konstruktive Vorschläge?" Ich werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er kaut versunken auf seiner Unterlippe und seine Stirn ist in nachdenkliche Falten gelegt. "Missetat begangen", flüstere ich und verstaue die Karte zurück in der Gesäßtasche meiner Jeans. "Na ja, sie ist einsam und frustriert. Mach ihr den wilden Hengst ... äh, den rolligen Kater. Das lockt sie garantiert." Ein Ellbogen landet sehr zielsicher und nicht ganz unerwartet in meinen Rippen. "Sag mal, ist der miese Humor schon angeboren oder einfach nur noch pathologisch?" "Ein Fremdwort. Und dazu noch vier Silben. Ich bin schwer beeindruckt, Sir." Er wirft mir einen nachsichtigen Blick zu. "Nur weil du mich für eine zerebral hemisphärische Person hältst ..." "Vergib ihm Herr - denn er weiß nicht, wovon er redet ..." "... aber das tangiert mich wirklich nur peripher." "Oh bitte, würg den Thesaurus wieder hoch. Das wird langsam unappetitlich." Und dann tut er etwas sehr ,Fred'. Er kommt näher und begrabscht mich. Wenn ich euch neugierigen, kleinen Bratzen jetzt verrate wo, bleibt die ganze Unterhaltung allerdings nicht mehr jugendfrei. Nur so viel: Es ist äußerst südlich des Äquators. "George", schnurrt er ganz dicht an meinem Ohr, "wenn du so scharf darauf bist, dass ihr jemand den rolligen Hengst macht, darfst du gerne deinen Zauberstab rausholen und sie selbst beglücken ..." Überlasst es meinem hinreißenden Bruder das Niveau innerhalb von zwei Sätzen um zwanzig Etagen nach unten zu verlegen. Er grinst und hat in diesem Moment etwas so durch und durch selbstgefälliges an sich, dass es auch den geduldigsten Menschen auf Erden irgendwann dazu bringen würde, ihn ans Bett fesseln und mit der Peitsche erziehen zu wollen. Ich werde ihm garantiert nicht beistehen, wenn es irgendwann so weit ist. Ich werde daneben stehen und lachen. Oder selber die Peitsche schwingen. "Manchmal frage ich mich wirklich, was ich an dir finde ..." Ich verdrehe die Augen. Das ist das Schlimme an ihm. Er bildet sich viel zu viel auf Sachen ein, von denen er nicht einmal weiß, dass sie wahr sind. "Und jetzt Finger weg. Wenn du es da unten so toll findest, greif dir an die eigenen Eier." "Home, sweet home", höre ich ihn murmeln, als er sich mit einem wehmütigen Grinsen abwendet und seine Hand wegnimmt. Ich werfe ihm einen strafenden Blick zu. Er ist eigentlich nicht einmal hübsch. Zu schlaksig, zu sommersprossig und sein Lächeln ist viel zu kriminell. Trotzdem hat er auf seine Art etwas verdammt Anziehendes an sich. Wenn Fred nicht immer so beschäftigt damit wäre Regeln zu brechen, Pläne zu schmieden und sich von mir aufziehen zu lassen, dann würde er irgendwann registrieren, wie viele Mädchen ihm bewundernd nachsehen, wenn er durch die Flure schlendert. Aber so verwundert es ihn jedes Mal wieder maßlos, wenn er einem Mädchen im vorübergehen zuzwinkert und sie daraufhin verlegen errötet und anfängt zu kichern. Nicht, dass er das nicht unglaublich toll findet ... aber es überrascht ihn immer wieder. Sekunden später blitzt es verräterisch in seinen Augen und ich ahne, dass es wieder irgendwo ,klick' gemacht hat. "Bei näherer Betrachtung ...", murmelt er versonnen und greift in die hintere Hosentasche seiner Jeans, "... ist die Idee gar nicht so dumm." "Meine Ideen sind nie dumm - von welcher genau reden wir grade?" "Ihr den Kater zu machen ... Halt das mal." Er kramt einen Haufen gesetzwidriges Zeug hervor, die den leider nicht ganz falschen Eindruck erwecken, dass mein Bruder ein kleiner Krimineller ist. Außerdem muss er einen ziemlich fortgeschrittenen Zauber angewandt haben, damit das ganze Zeug Platz in seiner Hosentasche findet. Irgendwo zwischen einem Bund Dietriche, einer Rolle Garn und einigen mysteriösen Tütchen mit farbigem Pulver darin (Drogen? Sprengstoff? Aphrodisiaka?) kommt eine kleine, karamelfarbene Pastille zum Vorschein. Ich erkenne sie sofort. Harry und Ron haben sich auf der Zugfahrt hier her einen ganzen Beutel davon gekauft und sie unter die Leute verteilt. Sie sieht inzwischen klebrig aus und hat Fuseln an sich, weil sie so lange in seiner Hosentasche gesteckt hat. "Katze", stellt er mit Bestimmtheit fest und sieht mich triumphierend an. "Könnte auch Löwe sein", erwidere ich skeptisch. "Schlimmstenfalls Kamel oder so was ..." Unbekümmert zuckt er mit den Schultern. "So oder so wird es sie anlocken." Ohne abzuwarten, wirft er sie in den Mund und schluckt runter. Prompt fängt er an zu husten. Die Geräusche, die er von sich gibt, sind allerdings eher als heißeres Miauen zu bezeichnen. Er hat Recht. Es war wirklich Katze. Gequält verzieht er das Gesicht, während sein quietschendes Maunzen durch den stillen Flur hallt. Amüsiert sehe ich ihm zu, wie er sich einen abhustet und klopfe ihm Anteil nehmend auf den Rücken, was mir einen finsteren Blick einbringt. Die Geräuschorgie, die er da von sich gibt, klingt auch eher nach quengelndem Katzenbaby und nicht nach lüsternem Kater, aber wir sind ja nicht wählerisch. Wer weiß, ob Mrs. Norris nicht irgendwo tief in sich ein paar tief verschüttete Mutterinstinkte ... ... vermutlich nicht. Nach einem letzten Maunzen hört es endlich auf und er räuspert sich hastig. "Buärghs, jetzt weiß ich wieder, wieso ich von diesen Dingern so lange die Finger gelassen habe ..." Angeekelt verzieht er das Gesicht. "Schmeckt wie Katzenhaare ..." "Beschwer dich nicht - immerhin hattest du was zu essen." Wie auf Kommando erinnert mich mein eigener Magen lautstark daran, dass wir aufgrund der ganzen Planerei das Abendessen leider verpasst haben. "Shhh!" Fred hält nachdrücklich einen Finger vor den Mund. Er schiebt sich vor mich, ganz dicht an die Wand gedrückt und lauscht um die Ecke in den leeren, dunklen Gang, der sich vor uns erstreckt. "Wenn sie irgendwo in der Nähe ist, müsste sie jeden Moment hier auftauchen ..." Der Flügel ist inzwischen menschenleer und abgesehen von Freds Maunz-Exzessen vollkommen still. Lee und die anderen spielen lautstark ,Exploding Snap' im Gemeinschaftsraum und von denen hat vermutlich keiner unseren strategischen Rückzug bemerkt. Percy wäre vielleicht ein Problem gewesen, der ist schon so gut konditioniert, dass er förmlich wittert, wenn wir irgendwas im Schilde führen. Aber vermutlich ist er immer noch damit beschäftigt seine kokelnde Hausarbeit über die großen Trollkriege zu löschen. Regel Nr. 2 für das erfolgreiche Brechen von Regeln: "Halte immer ein ,Ablenkungsmanöver PeWe' bereit!" Mein Magen knurrt erneut. "Shhh!" "Ich hatte kein Abendessen", erinnere ich ihn im Flüsterton. "Du klingst irgendwie, als wäre das meine Schuld ..." "Du klingst, als wäre es nicht deine Schuld." Die Wand, an der wir lehnen, ist kalt und wir tragen nur T-Shirts. Ich verschränke die Arme und rücke ein wenig näher zu ihm. "Für wen habe ich denn Sekretärin gespielt, während dieser jemand geplant hat, wie wir diese Nacht verbringen?" "Na ja, wir engagieren uns in verbotenen Aktivitäten, wie wir es immer tun", erwidert er heiter. "Übertreten ein paar Regeln hier und da ... verstoßen auf höchst unmoralische Art und Weise gegen ein paar Grundsätze ..." Er schlingt einen Arm um meinen Nacken und wuschelt mir auf äußerst lästige und liebevolle Weise durch die Haare. "Macht es nicht immer wieder Spaß so schrecklich illegal und unmoralisch zu sein?" "Illegal und unmoralisch zu sein, macht mehr Spaß mit vollem Magen." "Oh nein, dieser Schmerz!" deklamiert er tragisch. Er lässt meine Haare zufrieden, aber der Arm um meine Schultern bleibt, wo er ist. "Und ich dachte immer, es würde dir reichen nur von Luft und Liebe zu leben!" Fred hat einen Hang zur Theatralik. Und zu einer gewissen Lächerlichkeit. "Von welcher Liebe?" spöttele ich zurück. "In deiner Gegenwart würde ich da glatt verhungern." "Man könnte auf die Idee kommen, du fühlst dich ungelieb-..." "Shhhh!" Diesmal bin ich derjenige, der es sagt. Bevor er etwas erwidern kann, ziehe ich ihn zu mir und halte ihm den Mund zu. Da war irgendwas ... "Katze von vorne", hauche ich dicht an seinem Ohr. Er nickt. Langsam nehme ich die Hand von seinem Mund, während wir lauschen. Das leise Klacken von gefährlich ausgefahrenen Monsterkrallen ist auf dem Boden zu hören. Komm zu uns, Baby - ich meine, Mrs. Norris. Ich spüre, wie er lautlos zu seiner hinteren Hosentasche greift, in der sein Zauberstab steckt und tue es ihm gleich. Wir sind gut, wir sind schnell, wir sind furchtbar kriminell. Sie hat keine Chance! Regel Nr. 3 für das erfolgreiche Brechen von Regeln: "Involviere niemals Katzen in deine Pläne ..." Mein Bruder Ron kann Katzen nicht ausstehen. Langsam verstehe ich wieso. "Au!" Sie kratzen. "Diese verdammte ...!" Sie beißen. "Schnell! Halt sie auf!" Sie sind glitschig wie ein Aal. "Was denkst, was ich grade tue?!" "Egal was es ist, mach es schneller! Sie weckt noch das ganze Haus auf!" Fred liegt am Boden, drei blutige Kratzer auf dem Handrücken. Mrs. Norris springt mit einem wütenden Fauchen aus der Reichweite seiner ausgestreckten Hände. "Petrificus totalus!" Daneben. Aber nur ein paar Zentimeter von Fred entfernt, der mir einen vorwurfsvollen Blick zuwirft. "Schnell, lass sie nicht zu Filch fliehen!" Die persönliche Feindschaft zwischen uns und Mrs. Norris geht zurück bis in unser erstes Jahr auf Hogwarts, wo sie uns das allererste Nachsitzen eingebrockt hat. Damals war uns irgendwie noch nicht klar, dass es definitiv schlecht ist, wenn diese Katze um einen herumscharwenzelt. Zumindest ist es schlecht, wenn man grade dabei ist ungefähr fünfzig Schulregeln zu durchbrechen, indem man in der Pausenhalle mit illegalen Feuerwerkskörpern herumexperimentiert. Seitdem hat sich unser Verhältnis auch nicht wesentlich verbessert. "Silencio!" Der Fluch trifft sie mitten auf die pelzige Brust. Ihr Fauchen verstummt, aber ihr Gesicht bleibt verzerrt und ihre Krallen ausgefahren. Trotzdem scheint sekundenlang so geschockt zu sein, dass sie mitten in ihrer Raserei innehält. "Wingardium Leviosa!" Das kommt von Fred, der grade dabei ist sich wieder aufzurappeln. Zappelnd und stumm fauchend schwebt Mrs. Norris in der Luft. Eine säbelzahntigerartige Klaue schlägt nach uns, aber sie ist jetzt so hoch, dass sie uns nicht mehr erreichen kann. Ihr Pech, Madam. Triumphierend atme ich auf, und strecke eine Hand nach Fred aus. Er ergreift sie und lässt sich von mir hochziehen. Wir sehen beide ziemlich lädiert aus, aber sein Grinsen ist genauso breit wie meins. "Und da sagen sie immer, wir würden nie aufpassen im Unterricht ..." "Alles okay?" Ich deute auf seine Hand. Lässig winkt er ab. "Kleinigkeit." Langsam nähern wir uns der in der Luft zappelnden und stumm vor sich hintobenden Mrs. Norris. Sie versucht uns die Augen auszukratzen, aber verfehlt unsere Gesichter um einige Zentimeter. "Einen wunderschönen guten Abend die Dame." Fred hebt einen imaginären Hut und verbeugt sich spöttisch, der Zauberstab in seiner Hand unablässig auf sie gerichtet. Rache ist doch was Schönes. "Wir hoffen sie genießen ihren Flug", füge ich hinzu. "Die Notausgänge befinden sich vorne und hinten ..." "... sowie oben und unten ..." "Bitte schnallen sie sich an und unterlassen sie das Rauchen", sagen wir gleichzeitig. ^tbc?^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)