Fanum Lucis von Taijou (~Kapitel 24: Fallendisaster~ <=1.Platz im ersten Wb des FF-WB-Zirkels=>) ================================================================================ Kapitel 11: Eideens Vergangenheit --------------------------------- Kapitel 11: Eideens Vergangenheit Vor ungefähr 5200 Jahren... Eideen ging wie jeden Morgen am nahen Fluss schwimmen und saß auch schon längere Zeit am klaren Wasser. Dabei genoss er die Ruhe und Stille dieses Ortes, an dem nur wenige Menschen aus seiem Dorf kamen, da es in letzter Zeit Gerüchte gab, dass in dieser Region Anhänger des dunklen Drachengottes gesichtet wurden. Dies bezweifelte der junge Bauernsohn und verschwendete keine Gedanken an die dunklen Kriege. Sollte es dazu kommen, dass man angegriffen wurde, so war das Schicksal. Nach einer guten Sunde hatte er genügend Fische für das spätere Mittagessen zusammen und machte sich auf den Heimweg. Während er durch den Wald ging, aß er ein paar Erdbeeren, die er von den dort wachsenden Sträuchern gepflückt hatte und überlegte sich, wann er seiner Geliebten einen Heiratsantrag machen sollte. Er beschloss sie am nächsten Tag zu fragen. Nach einer guten viertel Stunde erreichte er schließlich das Dorf und brachte die Fische gleich nach Hause, wo seine Geschwister schon sehnsüchtig auf ihn gewartet hatten, da er heute auf dem Feld arbeiten sollte, damit sie einmal ein anderes Dorf besuchen konnten. Dies hatten sie schon vor einer Weile abgesprochen, daher verabschiedeten sie sich schnell von einander und Eideen machte sich auf den Weg zum Feld seines Vaters, wo er als erstes das Getreide mit ein wenig Asche düngte. Am Vortag hatte es geregnet, so dass das Bewässern des Feldes nicht notwendig war. Am späten Abend war Eideen mit der ganzen Arbeit fertig und wollte seine Freundin Ophelia besuchen, die er schon seit seiner Kindheit kannte. Aus ihrer Freundschaft war in den letzten Jahren eine innige Liebe geworden. Sie wohnte recht weit Abseits des Dorfes im Wald. Als er nun den kleinen Feldweg hinunter ging, bemerkte er, dass im haus ihrer Familie kein Licht brannte, was ihm doch recht seltsam vorkam, da sie zu dieser Zeit normalerweise noch wach war und auf ihn wartete. Er beschleunigte seine Schritte und kam dem Haus immer näher, doch ihm fiel auf, dass der Hund Ophelias nicht wie üblich an fing freudig zu bellen, um ihn zu begrüßen. Es war still, viel zu still. Es schien fast so, als ob es an diesem Ort kein Leben gab, was Eideen doch sehr beunruhigte. In der Finsterniss, die ihn umgab, konnte er auf einmal einen verdächtigen Schatten kurz vor dem Haus ausmachen. Aus irgendeinem inneren Instinkt wurde der Abstand seiner Atemzüge immer kürzer und sein Herz schlug schneller. Langsam nahm der Schatten Gestallt an und er erkannte in dieser den leblosen Körper von Ophelias Hund. Dieser Anblick schockierte ihn, doch er zwang sich weiter zu gehen. Gerade als er nah genug war um Einzelheiten zu erkennen, sah er erst, was dem Tier geschehen war. Es hatte eine klaffende Wunde am Bauchbereich und die Magenhöhle schien wie ausgeleert, als ob sich in dieser nie etwas befunden hätte. Am Maul fehlte der halbe Unterkiefer, wie durch Gewalt abgebrochen. Eideens Hals wurde vollkommen trocken und in ihm stieg Panik auf. Der recht große Hund seiner Freundin lag vor ihm, getötet von...Ja, von was denn überhaupt? Was auch immer es war, es musste über unglaubliche Kräfte verfügen, das stand fest, sonst hätte es den Hund nicht so zurichten können. Aber was war mit Ophelia? Sein Herz verkrampfte sich schlagartig und er wurde mit bösen Vorahnungen überhaupt, die er mit Mühe zu verdrängen versuchte, doch es brachte nichts. Doch mit einem kleinen Funken Hoffnung zwang er sich weiter zu gehen. Weiter in Richtung Haus. Ins Innere. Als er über den alten Holzboden schritt knarzte es wie üblich, doch dieses mal setzte sein Herz kurz aus, da er zudem noch Blut im Licht der drei Monde, welches durch ein Fenster fiel, schillern sehen konnte. Im nächsten Zimmer wartete das Grauen auf ihn, sein schlimmster Alptraum sollte ihm nun begegnen und sein Leben auf ewig verändern. Seine Freundin lag wie der Hund tot auf dem Boden, die Augen vor entsetzen weit aufgerissen. Ihre Kleidung war von ihrem Blut durchtränkt und ihre Haut war so blass wie das kühle Licht des Mondes Accedo, wenn man diesen sein Licht erschwerlich durch Nebel werfen sah. Sein Körper kam Eideen wie taub vor, als er sich seiner Geliebten näherte. Er kniete sich wie in Trance hin und konnte nichts anderes mehr tun als sie anzusehen. Dann nach einer Ewigkeit beugte er sich vor und schloss mit zitternden Hände ihre Augen, damit sich nicht mehr das Grauen, das sie gesehen hatte, in ihren Augen spiegelte. Während er dies tat fiel sein Blick auf eine große scharfe Klaue, die noch in ihrem Hals steckte und er wusste welche Art von Wesen ihr dies angetan hatte. Es konnte nur ein Dämon gewesen sein. Langsam spührte Eideen seinen Körper wieder und er realisierte nun erst richtig, was geschehen war. Doch all dies war zu viel für ihn. Er konnte nur noch leise Ophelias Namen sagen, bevor er ohnmächtig wurde und nach vorne kippte. Die Welt versank in angenehmer Dunkelheit, die einem alles vergessen lies, so lange man sich in ihr befand und Eideen unternahm nicht einmal den Versuch sich dieser zu widersetzen. Nach vielen Stunden der Bewusstlosigkeit vernahm Eideen plötzlich Stimmen. Ihm wohl bekannte Stimmen. Langsam schlug er die Augen auf und genauso langsam kehrten die Erinnerungen wieder zurück. Als er sich wieder erinnerte fühlte er einen starken Stich im Herzen beim Gedanken an Ophelia. Doch er hatte nicht viel Zeit, denn er wurde von einem paar starker Hände hoch gezogen. „Eideen! Was hast du getan?!“ Es war die wütende Stimme seines Vaters. Erst begriff der junge Bauernsohn nicht, was sein Vater meinte, doch dann fiel ihm auf, dass er mit Blut besudelt war. Mit Ophelias Blut. „Wie konntest du nur! Ich dachte ich hätte einen anständigen Sohn großgezogen, doch ich habe einen Mörder aufwachsen lassen!“, schrie ihn sein eigener Vater weiter an. „Ich war es nicht...“, doch sein kläglicher Versuch ging unter dem Wüten seines Vaters unter. Man schuldigte ihn eines Mordes an, den er nicht begangen hatte. „Die ganze Familie Kuni! Ich hoffe, dass du nun zufrieden bist!“, damit liess der Bauer seinen Sohn wieder los, der schwankend wieder zu Boden fiel, da er noch imer viel zu schwach war. Er war so geschockt von den ganzen Ereignissen, dass er sich eher Tod als lebendig fühlte. Wie kam sein eigener Vater nur auf die Idee ihn, der Ophelia über ales liebte, für ihren Tod verantwortlich zu machen? Eideen fühlte sich ausgezerrt und der Schmerz über den Tod seiner Geliebten zerriss ihm regelrecht die Seele. Nachdem sein Vater von ihm abgelassen hatte, ging dieser mit den anderen Dorfbewohnern zu den Leichen, um diese wegzutragen. Eideen konnte sich dies nur stumm ansehen und war nicht im Stande sich zu bewegen. Kurze Zeit später traten weitere Dorfbewohner aus einem Nebenzimmer, die gerade die Leichen von Ophelias Eltern wegtrugen und Eideen erkannte ähnliche Wunden, wie bei ihrer Tochter. Wie sein Vater zuvor gesagt hatte, war wirklich die ganze Familie Kuni Tod und mit ihnen auch die gesamte Vergangenheit ihres Clans. Ihm kam sofort die Frage in den Sinn, warum ausgerechnet Ophelia sterben musste und ob er sie häte retten können, wenn er früher hier gewesen wäre oder er ihr den Heiratsantrag schon früher gemacht hätte. Keiner der Dorfleute, die an Eideen vorbeigingen würdigten ihn auch nur eines Blickes. Sie trugen einfach still die Leichen in Richtung Dorf um diese richtig zu bestatten. Auch jetzt noch, nachdem sie fort waren murmelte Eideen verzweifelt, dass er es nicht war, doch niemand konnte ihn hören und würde ihn je anhören, gar glauben. So gab er diese Hoffnung auch sogleich auf. Er erhob sich langsam und ging wie betäubt in Richtung seines Dorfes, dabei dachte er immer wieder an die gemeinsame Zeit mit Ophelia zurück. Wie konnte und sollte er ihren Tod nur verkraften? Er besaß nicht einmal einen Gott zu dem er um ihren Seelenfrieden beten konnte. Nie wurde er unter einem Glauben unterrichtet. Aber selbst wenn, glaubte er nicht daran, dass ihm der Glaube an einen Gott jemals über Ophelias Tod hinwegbringen konnte. Das Leben ging bekanntlich auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen weiter. Es ging nach dem Tod eines Wesens weiter, as ob nichts gewesen wäre. Doch was war mit seinem Leben? Seines war mit Ophelias Tod beendet. Und was blieb ihm? Nur die unendliche Verzweiflung. Außer dieser gab es nur einen winzigen Funken Überlebenswillen und Angst vor dem Tod. Angst vor dem Unbekannten. Was geschah nach dem Leben? Starb man und die Existenz war für ewig verloren oder gab es nach dem Tod ein Leben? Die Vorstellung, dass alles nach dem Tod vorbei war, machte ihm Angst. Was sollte er nun tun? Er ging den einsamen Weg durch den Wald und verglich ihn verbittert mit seinem Leben, wenn man es überhaupt noch so nennen konnte. Ein Weg der Einsamkeit. Der Stille. Der Verzweiflung. Wo war das Licht in der Finsternis? Wo Ophelia? Kurz vor dem Dorfzentrum brach er schließlich durch seelischer und körperlicher Erschöpfung zusammen, so dass er ein weiteres mal in die beruhigende und alles verschlingende Dunkelheit versank. Eideen erwachte erst am nächsten Morgen wieder, als die Sonne aufging und er ein paar ihm wohlbekannte Kinderstimmen in der Nähe vernahm. Er hatte die ganze Nacht anscheinend im Freien verbracht und niemand schien auch nur geringetes Interesse an ihm zu zeigen, als er nach ein paar Minuten an ein paar Dorfbewohnern vorbeiging. (Sie glauben wirklich alle, dass ich die Kunis getötet hätte. Nicht einmal zuhören wollen sie. Das Einzige was sie tun ist mich zu schneiden und mir hasserfüllte Blicke zu zuwerfen...) Eideen konnte einfach nicht verstehen, warum ihm niemand glaubte, da er schließlich seit seiner Geburt in diesem Dorf lebte und ihn jeder gut kannte. Dies dachte Eideen zumindest noch vor einiger Zeit. Nun besaß er kein Vertrauen mehr zu den Dorfbewohnern oder seiner Familie. Sein eigener Vater hatte ihn schließlich für den Tod Der Kunis beschuldigt. Während er so in Gedanken versunken war, kam er an ein paar Kindern vorbei und bekam einige Wortfetzen mit, obwohl diese in einem Kreis standen und sehr leide redeten, dabei warfen sie ihm immer wieder misstrauische Blicke zu. „Warum ist Eideen noch im Dorf?“, fragte ein Junge seinen Freund skeptisch. „Mörder!“, hörte er ein kleines Mädchen wütend sagen, die Ophelia sehr gemocht hatte. „Er soll endlich verschwinden!“, war der Kommentar eines anderen Mädchen gewesen. Dies reichte für den jungen Bauernsohn aus um seine Schritte zu beschleunigen, damit er sich diese schmerzhaften Dinge nicht mehr anhören musste. Nun war er auf dem direkten Weg zum Haus seiner Familie. Aber dort angekommen hörte er die Stimmen seiner Geschwister wild diskuteren. „Ich hätte nie gedacht, dass Eideen sogar Ophelia umbringen würde. Meinst du, dass sie vielleicht eine Affäre mit jemand anderes hatte und dies von ihm bemerkt wurde?“, fragte Eideens Schwester ihren den Ältesten. „Ich weiss nicht. Aber ich hätte ihm bis gestern Nachmittag so etwas nie zugetraut...Wie konnte er die Familie nur so entehren? Er hat keine Sekunde an uns gedacht! Jetzt sind wir im Dorf bloss noch die Familie eines elenden Mörders!“ Dies verletzte Eideen mehr als die Worte und Gesten der Dorfbewohner. Es war, als ob ihm jemand ein glühendes Messer in den Körper gestoßen hätte. Nie hätte er gedacht, dass selbst seine Geschwister ihn beschuldigten und so schlecht über ihn dachten. Er hatte alles wie erstarrt mit angehört und drehte sich zu letzt abrupt um und lief los. Durch den Wald, direkt auf eine Klippe zu. Durch den langen Lauf war er vollkommen außer Atem und er spührte wie seine Lunge unter der Belastung brannte. Nach mehrmaligen Atemzügen setzte er sich schließlich an den Rand der Klippe und schaute gedankenverloren in die Ferne. (Was soll ich nun tun? Ich habe an einen Abend alles verloen. Alles was mir wichtig war. Ich kann so nicht leben! Man beschuldigt mich zu unrecht und hört mich nicht einmal an. Alles habe ich verloren...Wozu soll ich noch weiterleben? Ich möchte nur vergessen, frei von all den Schmerz sein und Ophelia wieder sehen. Aber gibt es wirklich nur die eine Lösung?) Als er nun auf den Grund der Klippe sah, erkannte er zwei Personen, die sich anscheinend unterhielten. (Wer sind die? Solche Kleidung habe ich hier noch nie gesehen. Ob sie aus einer Stadt kommen?) Nun war Eideens Neugier geweckt und er beugte sich ein wenig vor, damit er die Personen besser sehen konnte, als jedoch plötzlich die Erde anfing zu beben und er dadurch den Halt verlor. Sofort stürzte er in die Tiefe. (Nein! Ich will doch noch nicht sterben!) Doch er fand sich auch schnell mit seinem Schicksal ab. Wenn er hier sterben sollte, dann war es halt so, da konnte man nicht gegen unternehmen. Jedoch genoss er die letzten paar Sekunden seines Lebens wie er so frei hinunterfiel und er dachte dabei an die Vögel, die frei von allen Sorgen waren und die Welt von oben betrachten konnten. Wie gerne wäre er doch ein Vogel gewesen, der einfach seine Flügel ausbreiten konnte und von all den Gefahren wegflog. Völig losgelöst von dem Geschehen auf der Erde. Er schloss die Augen und wartete auf den Aufprall, der jedoch ausblieb. Statt dessen wurde er wie weit er mit seinen geschlossenen Augen vermuten konnte von irgendjemanden aufgefangen, der auf sofort sicher mit ihm auf festen Boden landete. Als er seine Augen wieder öffnete, wurde er gerade von einem Mann mit smaragtgrünen Haaren und mit etwas helleren grünen Augen auf den Boden abgesetzt. Der Unbekannte trug eine meeresblaue Rüstung mit grünen Verzierungen, die darauf schließen liess, dass er ein Krieger sein musste. Um seine Taille trug er einen ebenfalls grünen Stofgürtel, das einzige was überhaupt nichts grünes besaß war die schneeweisse Stoffhose, die der Fremde an hatte. Was Eideen jedoch als erstes aufgefallen war, war der teilnahmslose desinteressierte Blick mit dem er bedacht wurde. „Soll ich ihn töten, Kemuel-sama?“, stellte der Unbekannte eine Frage an jemand anderes, der weiter abseits stand, doch diesen bemerkte Eideen nicht wirklich, da sein entgeisterter Blick auf seinen angeblichen Retter ruhte. (Man rettet mich, um mich zu töten?! Na toll...Hm? Stopp! Sagte er gerade Kemuel?! Doch nicht der Kemuel!?) Nun näherte sich auch die zweite Person Eideen langsam und mit einer Würde, die sofort auf große Macht schließen liess. Dem jungen Bauernsohn kam es so vor, als ob auf ihn ein riesiges Raubtier zukam und er die Beute. Er ahnte schon, dass er in einer komplizierten, wenn nicht sogar tötlichen Situation war, zu mal, da der Näherkommende nicht nur den selben Namen wie der dunkle Drachengott trug, sondern sogar hochstpersönlich war. Jetzt wusste Eideen überhaupt nicht mehr, wie er reagieren sollte, weil ihn nie jemand auf so etwas hätte vorbereiten können. Es gab zwar Gerüchte, dass Diener des Drachengottes in der Nähe waren, aber dass außgerechnet der Gott selbst vor ihm stand konnte er sich nicht so recht vorstellen. Vielleicht war er aber auch wirklich gestorben oder er hatte verletzt überlebt und bildete sich das alles nun ein? Doch das alles schien ihm zu real. Währenddessen kam der viel größere Chaosgott einen halben Meter vor Eideen stehen, was den Bauernsohn dazu verleitete einen zögerlichen Schritt zurück zu machen. „Warte noch Mesire...“, hörte Eideen den Herrn des Chaos kühl zu seinen Diener sagen, woraufhin dieser nickte und zur Seite trat. In diesem Moment kam ein leichter Wind auf, der Kemuels lässig über eine Schulter gelegten Umhang Leben einhauchte. Eideen staunte nun nicht schlecht, als der Umhang plötzlich von einer Sekunde auf die nächste verschwunden war. „Wie?“, brache der Bauernsohn gleichermaßen verwirrt wie beeindruckt heraus. Diese Reaktion liess den Chaosgott leicht amüsiert lächeln. „Wenn ich es will verschwinden die Dinge halt...“, war seine über Eideens Gesichtsausdruck belustigte und ein wenig geheimnissvolle Antwort, bevor er sich erneut an Mesire wandte. „Wir bekommen im Osten ein wenig Besuch von ein paar Dämonen, die Doraiis helfen wollen. Kümmere dich mit Takeru darum, ich werde solange ein kleines Gespräch führen...“, gab er Mesire den Auftrag, da er durch den zuvor aufgekommenen Wind alamiert wurde. Mesire verbeugte sich kurz vor seinem Meister und ging dann in Richtung Osten. Eideen hingegen hatte noch immer keinen Anhaltspunkt, wie er sich Kemuel gegenüber verhalten sollte, was durch den nun durchdringenden Blick Kemuels auf den jungen Bauernsohn noch verstärkt wurde. Der Drachengott schaute kühl in Eideens Augen und schien in ihm regelrecht lesen zu können, was dem Jungen einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Er schien schon beinahe in den amethystfarbenen Augen zu versinken, doch gleichzeitig strahlten die Augen des Gottes eine kühle Gelassenheit aus, die der Bauernsohn nie zu vor je bei jemanden gesehen hatte und die ihn wieder etwas beruhigte. Dann nach einer kleinen Ewigkeit wie es Eideen schien, sprach der Gott des Chaos erneut. „Dein Name ist Eideen?“, fragte Kemuel mit der üblichen Kälte in der Stimme nun etwas freundlicher. Im ersten Moment erschrak Eideen ein wenig, da er zuvor wie in Trance gewesen war, doch er bejahte die Frage sogleich mit einem höflichen Tonfall, um den Gott ja nicht zu verärgern. „Ja...“, dabei spielte er kurz mit dem Gedanken eine Frage zu stellen, doch verwarf er diesen schnell wieder. Doch dies blieb von Kemuel nicht unbemerkt. „Stell ruhig deine Frage..“, meinte er gelassen. „Ähm...Woher kennt Ihr meinen Namen?“, fragte Eideen irritiert und verunsichert zugleich. Nun lächelte Kemuel wieder leicht. „Mir das Leben und das Befinden einer Seele anzusehen gehört auch zu meinen Fähigkeiten. Ich weiss, was du erlebt hast und fühlst. Sie wahren grausam, oder?Sie beschuldigen dich eines Mordes, den du nicht begangen hast und auch nie begehen könntest. Du willst frei sein. Frei voll all dem Schmerz, der in deiner Seele tobt. Frei wie die Vögel?“, fragte der Chaosgott am Ende ein wenig prüfend. Eideen senkte nun bedrückt den Blick. „Ja, aber ich weiss, dass es unmöglich ist...“, kaum es so leise von ihm, dass es Kemuel gerade noch verstehen konnte. „Alleine ist es auch nicht möglich, aber wozu gibt es Göter?“, war die einzige Reaktion seitens Kemuel. Nun hob Eideen seinen Blick wieder und sah den Chaosgott leicht verbittert an. „Ophelia hatte einen, doch sie starb dennoch auf grausame Wiese...Außerdem habe ich sowieso keinen...“ Kemuel sah ihn nur schweigend an, bevor er wieder das Wort ergriff. „Deine Geliebte glaubte an einen Gott, dem die Belange seiner Gläubigen gleichgültig sind. Dies ist bei mir ähnlich, aber ich belohne dennoch die, die mir gute Dienste erweisen. Willst du mir dienen?“ Eideen war vollkommen überrumpelt von solch einem Angebot, was man ihm auch reichlich ansah. Normalerweise musste man Gelübde bei Priestern und der gleichen ablegen. Außerdem stand der Gott auch nicht vor einem und fragte jemanden ohne Umschweife. „Du bist aber ein böser Gott...Außerdem was sollte es mir schon bringen?“ Dieses mal trat Kemuel ein wenig näher zu Eideen. „Gut und Böse liegt im Auge des Betrachters...“, dann legte er seine Hände auf die Schultern des Bauernsohnes, was bei diesem zu Schmerzen und Hitze führte, was ihm so vorkam, als ob er in Feuer verglühen würde, bevor er in tiefe Dunkelheit versank. Eine Finsternis, die dunkler war, als alles was er zuvor erlebt hatte. Nach einer guten Stunde erwachte Eideen, doch sein Körper schmerzte noch etwas und sein Blick war unklar. Er spührte, dass er auf irgendetwas lag und ihn anscheinend jemand streichelte. Kaum kam ihm dieser absurde Gedanke, da versuchte er auch schon wieder aufzustehen, doch er wurde von irgendjemanden mit sanfter Gewalt zurückgehalten. „Du solltest dich noch ein wenig ausruhen...“, erklang Kemuels küle Stimme. Als Eideen dies vernahm öffnete er erneut die Augen, die er zuvor wieder geschlossen hatte, weil sich alles um ihn herum gedreht hatte. Nun konnte er wieder scharf sehen und dies schärfer als je zuvor, wie es für den jungen Bauernsohn schien, was ihn ziemlich irritierte. Zudem sah er in der Luft seltsame Lichter schweben. Gerade als er sich die Lichter genauer ansehen wollte verschwanden diese und Eideen bemerkte, dass er auf Kemuels Arm lag, was er an der Kleidung des Herrn des Chaos erkannte. Reflexartig sprang Eideen auf und fiel durch dies Aktion fast auf den Boden, doch er wurde noch rechtzeitig von Kemuel aufgefangen, der Eideen nun amüsiert ansah. „Vorsicht, sonst verletzt du dich noch, kaum, dass du einen neuen Körper besitzt...“ Erst jetzt wurde dem Jungen klar, was ihn die ganze Zeit über gestört und irritiert hatte. Der dunkle Drachenlord war nun viel größer als zuvor, fast schon riesig und es halten in Eideen noch einmal die letzten Worte des Chaosgottes wider. „Neuer Körper?“, wiederholte er daraufhin ungläubig und schaute an sich hinunter. „Flügel? Feder?! Wie?“, da schaute er den Gott verwirrt an, der ihn gerade wieder auf seinen Schoß setzte. Dieser schaute ihn nun noch etwas belustigter als zuvor an. „Frei wie ein Vogel. Um genauer zu sein ist dein neuer Körper der eines Lannerfalkens. Du wolltest wissen, was ich dir bieten kann, daher probier es selbst aus.“ Weil Eideen ihn nun wie ein rosa Karnikel mit Flügeln anstarrte ergänzte er sich noch gleich belustigt. „Keine Sorge, du kannst jederzeit deine Gestallt ändern. Du hast keinen Grund mehr gesehen zu leben, dann gebe ich dir einen. Du kannst mir dienen und wenn du dies aufrichtig tust, dann...“, brach Kemuel mit einer Künstlerpause ab. „Dann?“, hackte Eideen nun neugierig nach. „...könnte ich Ophelia wieder unter die Lebenden holen. Das wünscht du dir doch?“, fragte der Gott den Falken prüfend. „Ist es denn möglich?“, wollte der ehemalige Bauernsohn nun wissen. „Ja, für mich schon. Ich gebiete über das Chaos und kann jede Seele aus diesem holen und ihr einen Köper, ob alter oder neuer geben. So etwas ähnliches habe ich auch schon bei dir und Mesire getan. Also? Willst du mir dienen?“, fragte der Chaosgott erneut. Eideen liess sich alles noch einmal durch den Kopf gehen, bevor er zustimmte. „Ja, Kemuel-sama!“ Kemuel nickte nun zufrieden und setzte seinen neuen Diener neben sich auf den Felsen ab, auf dem er schon die ganze Zeit saß. „Ich möchte dir noch eine Kleinigkeit geben, daher verwandle dich bitte zurück.“ Dies tat Eideen auch sogleich, dabei musste er feststellen, dass er nicht den geringsten Schmerz verspührte. Kemuel hatte hingegen in dieser Zeit ein Amulett aus dem Nichts erscheinen lassen, welches das Symbol des Herrn des Chaos darstellte. Es war eines der berühmten Drachenamuletten, die der Herr des Chaos nach Gerüchten nur seinen treusten Dienern gab. Was dieser auch sofort machte. Kemuel legte das Amulett um Eideens Hals. „Wie du vielleicht gehört hast, gebe ich es nur treuern Dienern. Und bevor du nun fragen solltest, warum ich ausgerechnet dir ein solches gebe: Ich denke, dass du ein solcher Diener bist und ich habe mich noch nie getäuscht. Falls ich dich brauche rufe ich dich. Erst einmal solltest du dich an die neuen Gegebenheiten und vor allem an deinen neuen Körper gewöhnen. Ich gehe nun, da ich noch etwas erledigen muss....“ Nach dieser Erklärung war Kemuel verschwunden, als ob es ihn nie gegeben hätte. Kaum das er verschwunden war sah sich nun sein Diener das Amulett genauer an. Eideen wusste nicht was dies so ein Metall war, doch es schien sehr selten und wertvoll zu sein. Zudem besaß es in dessen Mitte einen dunklen Amethysten, um den sich ein Drache befand. Er musste für sich ehrlich gestehen, dass es sehr beeindruckend aussah und genau gearbeitet worden war, was man an den feinen Schuppen des Drachens und den anderen Verzierungen erkennen konnte. Nach einiger Zeit erhob sich Eideen und ging wieder in Richtung Dorf. (Unglaublich...Mein Leben hat sich in nur 24 Stunden vollkommen verändert...) In der Zwischenzeit tauchte Kemuel neben Mesire auf, der gerade eine Schlacht von Kemuels Soldaten im Auge behielt, wie es sich für einen Herrführer gebührte, vor allem da sie gerade gegen Doraiis kämpften. „Wie verläuft die Schlacht?“, fragte Kemuel auch gleich kühl ohne Umschweife und betrachtete emotionslos das Schlachtfeld. „Der Zauber, der die Angriffsmagie der Doraiis Göttin abwehren soll, funktionert einwandfrei, aber die Soldaten können den Bannkreis nicht durchbrechen“, war Mesires gelassene Antwort, während er zusah, wie die Armee von Doraiis imm weiter von Kemuels zurückgeschlagen wurde. Nun sah sich Kemuel eine Weile schweigend das Geschehen an, bevor er kühl die nächsten Anweisungen erteilte. „Ich will nur die Göttin vernichten. Die Stadt ist mir vollkommen egal. Mesire, schick die Armee weiter nach Osten und leite sie wie bisher im Kampf. Ich werde mich persönlich um die Göttin kümmern...“ „Jawohl, Kemuel-sama“, dabei verbeugte er sich wieder. „Takeru, gib ihnen das Zeichen zum Weiterziehen!“, gab Mesire dem jüngeren den Befehl, was diesem sauer aufstieß. (Er ist nicht einmal ein Gott und ich von ihm Befehle annehmen!) Doch takeru bließ in ein weisses Perlmuthorn eines Zwergitums. Nach dem der, den Kriegern Kemuels wohlbekannte, Ton des Hornes erklang, zogen sie sich sofort zurück und brachen auf den Weg nach Osten auf. Mesire stieg auf ein Höllenpferd, welches eine so dunkelblaue Rüstung trug, dass es schon fast nach schwarz aussah, und gallopierte los, um an die Spitze der gewaltigen Armee zu reiten. Kaum, dass Kemuel und Mesire weg waren, entwich takeru ein genervtes Seufzen. „Warum darf ich eigentlich nicht ein einziges mal eine Armee anführen?“ Eideen hingegen kam gerade wieder in seinem Dorf an und musste feststellen, dass es auch hier diese merkwürdigen Lichtkugeln gab, die er zuvor in seinen Leben nie gesehen hatte. (Was ist das nur? Ob ich es nur wegen Kemuel sehen kann? Es wird wohl so sein...) Nach kurzer Zeit traf er auf die versammelten Dorfleute, die eifrig diskutierten bis sie Eideen bemerkten. Doch trotz, dass sie verstummt waren, konnte er etwas hören, was ihn sehr beunruhigte. Es schien so, als ob er direkt in ihre Gedanken sehen konnte. „Jetzt werden wir diesen elenden Mörder aus unserem Dorf vertreiben!“, dachte jemand. Langsam stieg in Eideen die Angst hoch und er fragte sich, ob sein bester Freund, der zur Zeit in einer Stadt war, ähnlich wie die anderen Dorfbewohner denken würde. Wer wusste schon, wie sie in vertreiben wollten? Doch dann ergriff jemand das Wort. „Seht, was um seinen Hals hängt! Er hat uns an den dunklen Drachengott verraten und opfert uns einen nach den anderen für ihn!“, dabei zeigte Eideens Vater auf das Drachenamulett. Nun trat Eideen erschrocken einige Schritte zurück, während er zu dieser Anschuldigung nur den Kopf schütteln konnte, doch die Dorfbewohner waren durch seinen Vater angestachelt genug und wollten ihn töten. (Nein! Ich will nicht sterben! Nicht jetzt, wo ich die Chance habe wieder mit Ophelia zusammen sein zu können!) Während die Dorfbewohner nun näher kamen wurde Eideens Körper von schwarzen Schatten eingeschlossen und wenig später besaß er wieder die Gestalt des Falkens. Er schlug mit den Flügeln und flog empor, als er jedoch über den Wald flog, spannte sein älterer Bruder einen Pfeil auf seine Armbrust und zielte. „Verzeih Eideen, aber du darfst deine Seele nicht so einfach an die Finsternis verlieren...“, damit schoss er den Pfeil ab, der sein Ziel mit tötlicher Genauigkeit traf. Der Falke schrie kurz auf, bevor er tot zu Boden fiel, wo er auch reglos liegen blieb. Allerdings konnten die Dorfleute nicht genau sagen, wo er zu Boden gegangen war, da die Bäume des Waldes ihre Sicht behinderten und so eine genaue Vermutung unmöglich war. Diese Aktion der Dorfleute blieb allerdings nicht unbemerkt, denn Kemuel hatte gespührt, dass sein Diener gestorben war und wollte auch gleich den Grund in Erfarung bringen, daher tauchte er genau vor Eideen auf. „Ein Pfeil?“, damit kniete er sich neben Eideen, zog den Pfeil aus dessen Körper und hob ihn auf. Dann legte er die Hand auf den Rücken des Falkens und sprach ein Wort aus der alten Sprache. Kaum war es gesprochen, da schloss sich auch schon die Wunde des Greifvogels und dieser erwachte wieder zum Leben. Währenddessen las Kemuel in den Gedanken seines Dieners, was vorgefallen war. „So? Sie haben es also gewagt einen meiner Diener anzugreifen? Gar zu töten?“, sprach der Herr des Chaos leicht zornig. Er streichelte dem falken ein wenig über das seidige Gefieder, damit er etwas schneller wieder bei vollen Bewusstsein war. „Ich hasse sie...“, murmelte Eideen nach einiger Zeit verbittert. „Das kann ich gut nachvollziehen...“, sprach Kemuel noch immer leicht verärgert über die Dorfleute. „Sie unterscheiden sich auch nicht von den Dämonen, die Ophelia getötet haben. Warum gibt es solche Menschen?“, richtete Eideen nun seine Frage an den Herrn des Chaos. Dieser sah sich den Falken erst still an, bevor er antwortete. „Ohne Gut gäbe es kein Böse. Ohne das Böse nicht das Gute. Solche Menschen wir es immer geben. Das selbe gilt für Götter und Dämonen. Ich hingegen bin weder gut noch wirklich böse. Ich bin nichts von beiden. Meine Aufgabe ist es nur das Gleichgewicht herzustellen und die Welt eines Tages zu vernichten, damit eine neue entstehen kann. Das tue ich schon seit Beginn der Zeit. Ich existiere schon unendlich lange und werde es auch weiter. Der Grund der dunklen Kriege liegt tiefer als du glauben magst. Einerseits um das Gleichgewicht zu erhalten und andererseits ist es für mich, der schon so lange existiert, eine kleine Beschäftigungstherapie. Zudem kommen noch Tausend andere Gründe.“ Der Falke nickte nur als Zeichen, dass er seinem Herrn folgen konnte. „Dann gehen wir ein letztes mal zum Dorf...“, kam es nun mit einem kühlen bösartigen Lächeln. Kurze Zeit später zog Eideen ein paar Kreise über seinen alten Dorf, was von den Bewohnern nicht unbemerkt blieb. Während sich Eideens Bruder seine Armbrust und seinen Köcher mit Pfeilen schnappte, sah er reichlich verwirrt zum Himmel. „Das kann doch nicht sein. Ich habe ihn doch getroffen...“, murmelte er ungläubig. Nun flog der Falke mit silbernen Flügeln wieder in Richtung Wald, an dessen Rand ein Mann mit langen Haaren und schwarzer Kleidung, die das Licht lilafarbend reflektierte. Die Dorfbewohner staunten nicht schlecht, als der Fremde ein wenig den Arm ausstreckte, damit der Falke auf diesen landen konnte, was er auch gleich tat. Dann strich der Unbekannte seinen Diener sanft über das schöne Gefieder, bis er das Wort an die Dorfbewohner richtete. „Ich verabscheue es, wenn man einfach meine Diener tötet...“, dabei sah er leicht zornig zu den Bewohnern des Dorfes und näherte sich diesen. „Glaubt nicht, dass ich die Gnade besitze euch am Leben zu lassen“,, sprach der Drachengott so kalt aus, dass den Menschen das Blut in den Adern gefror, zu mal sie sichs chon vorstellen konnten, 'wen' sie da erzürnt hatten. Doch Eideens Vater fragte lieber noch eimal nach. „Wer seid Ihr?“ Kemuel lächelte daraufhin bösartig. „Der Herr des Chaos Kemuel und der Grund eures Todes.“ Nun verdunkelte sich der Himmel über dem Dorf und es schlugen schwarze Blitze ins Dorf ein. Alles was diese berührten verschwand. Ob Gebäude, Boden, Pflanze, Tier oder Mensch. Nichts konnte der Kraft des Chaosgottes stand halten. Während Kemuel mit dem auf seiner Schulter sitzenden Eideen in der Luft schwebte, sah er sich alles genaustens an, obwohl eh keiner der Menschen eine Chance auf Flucht gehabt hätte. Binnen wenger Minuten war das gesamte Dorf mit allen Lebewesen darin verschwunden. „Nachdem dies erledigt ist, werde ich dir meinen Tempel zeigen, in dem du ab heute wohnen wirst. Mesire oder ich werden dir bei Fragen weiterhelfen...“ So verschwand Kemuel mit Eideen und liess keinen Hinweis auf das zuvor existierende Dorf zurück. Es schien so, als ob es hier nie eins gegeben hätte. Doch seit diesem Tag hasste Eideen die Menschen und nahm auch nur im Notfall menschliche Gestallt an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)