Games von Ashling ================================================================================ Kapitel 10: act ten ------------------- Titel: Games Teil: 10/? Autor: Ashling Fandom: Yellow Pairing: Go x Taki Disclaimer: Yellow gehört nicht mir, sondern Makoto Tateno und ich leihe mir ihre Charaktere nur für diesen kleinen Schwachsinn hier aus, ohne damit Geld zu verdienen. Warnungen: Dem werde ich vielleicht noch etwas hinzufügen, zunächst aber mal nur lime, drama, sap, vielleicht hin und wieder etwas Humor. Ob es einen Lemon geben wird, weiß ich noch nicht. Ach, und ja, das hier ist zum reinen Vergnügen gedacht^^. Kommentar: Erst einmal wieder vielen, vielen Dank für eure lieben Kommentare *smile*. Ich weiß, dass ich die lahmste Schnecke diesseits des Äquators bin, und ich entschuldige mich mal wieder für die ätzend lange Wartezeit *seufz*. Des Weiteren stelle ich noch mal das Schildchen auf, dass diese FF spätestens mit diesem Kapitel absolut AU wird .____. Trotzdem dürft ihr gerne meckern, wenn es in dem Rahmen irgendwelche Logikfehler gibt *nickt*. So, und auf den freundlichen Arschtritt von Spielkind hin geht’s jetzt weiter :D … ah, nachdem ich eine Frage gestellt habe: Was zum Teufel hat Kei für eine Haarfarbe? Oder Augenfarbe? act ten Niemals hätte Taki gedacht, dass er die komplette Nacht – die zudem recht früh begonnen hatte – würde durchschlafen können. Er hatte eigentlich nicht einmal damit gerechnet, überhaupt einschlafen zu können. Doch als er langsam von einem tiefen, erholsamen und, was am wichtigsten war, absolut traumlosen Schlaf erwachte, musste der Morgen schon weiter fortgeschritten sein, der Helligkeit draußen und dem Lärm auf den Straßen nach zu urteilen. Er hatte tatsächlich ohne Probleme geschlafen. Ohne Alpträume, ohne von Gedanken an Seiji und Bildern von Asako gequält worden zu sein. Und er wusste ganz genau, wem er das, dieses unbezahlbare Gefühl der Sicherheit, das ihn ruhig hatte schlafen lassen, zu verdanken hatte. Er konnte Gos warmen Körper noch immer hinter sich fühlen. Sein Arm lag nach wie vor um Taki geschlungen und hielt ihn dicht an sich gepresst. Sanft streichelte ihn regelmäßiger Atem im Nacken, fuhr fast ein wenig heilend über die Bisswunde, die Seiji ihm verpasst hatte. Seiji… dieses Arsch. Er war es also doch gewesen, derjenige, der Kuzowan umgebracht hatte, nur weil er in seiner grenzenlosen Eifersucht überall Liebhaber von Taki gesehen hatte. Gut, möglicherweise hatte es so ausgesehen, als wäre Kuzowan sein Liebhaber, aber – verdammt – genau das hatte Taki den Mann ja auch glauben machen wollen. Allerdings… Seiji musste schon vorher in der Stadt gewesen sein, weil er mit eigenen Augen verfolgt haben musste, wie Taki Kuzowan erlaubt hatte, ihn abzuschleppen. Er war die ganze Zeit irgendwo in der Nähe gewesen… und hatte ihn beobachtet. Takis Magen zog sich in einem leichten Übelkeitsgefühl zusammen, als er sich vorstellte, wie Seiji ihm auf Schritt und Tritt gefolgt war. Auf was hatte er gewartet? Warum hatte er ihn nicht schon vorher irgendwo aufgegriffen? Wahrscheinlich war er mit voller Absicht so geduldig gewesen, bis er seine Eifersucht in irgendeinem Kerl bestätigt gesehen hatte – in diesem Fall unglücklicherweise in Kuzowan. Taki hatte fast sofort gewusst, dass es sich bei dem Mörder sehr gut um Seiji handeln könnte. Die Art des Mordes hatte es ihm verraten. Das Messer, die unnötige Grausamkeit, das viele Blut… Seiji war vernarrt in all das, und besonders abgöttisch liebte er Messer, je größer und schärfer, desto besser. Und er Idiot hatte Go mit ins Spiel gebracht. Verdammt! Hätte er ihn bloß nicht erwähnt, hätte er bloß nicht auf Seijis Provokation reagiert, hätte er am besten seine verdammte Klappe gehalten! Möglicherweise war er Seiji zwar schon vorher aufgefallen, aber da sie – zumindest größtenteils – einigermaßen professionell miteinander umgingen, wenn sie arbeiteten, wäre es durchaus möglich gewesen, dass Seiji ihn auch einfach nur als Arbeitskollegen gesehen hatte. Einer von der hübscheren Sorte, aber ein harmloser Arbeitskollege. Aber er, Taki, hatte dem Arbeitskollegen einen Namen und eine Bedeutung gegeben, eine Rolle in diesem verfluchten Spiel. Taki stieß ein schwermütiges Seufzen aus und schloss erneut die Augen. Nein, diesen Moment wollte er sich nicht mit solchen Gedanken kaputt machen; er würde sich dem noch früh genug stellen müssen und im Moment… wollte er einfach nur genießen. „Wach?“, wurde zu seiner Enttäuschung jedoch leise an seinem Nacken gemurmelt und für einen Moment war er tatsächlich versucht, sich schlafend zu stellen und nicht zu antworten. Damit würde er alles zwar nur noch weiter hinauszögern, aber er könnte noch ein wenig länger hier so liegen bleiben, ganz ohne Rechtfertigung. „Hm-hm“, entschied er sich dann allerdings zu brummeln. Mehr sagte er nicht. Es war ja nicht so, dass er gerne darüber sprechen würde. Sollte Go anfangen, wenn er unbedingt wollte. Vielleicht gewährte er ihm noch eine letzte Gnadenfrist. „Geht’s dir besser?“ Hatte seine Stimme jemals so sanft geklungen? Warum zum Henker machte er ihm ausgerechnet solche Momente so schwer? „Ja.“ Er zögerte kurz, dann: „Danke.“ „Dafür nicht.“ Go platzierte einen gehauchten Kuss auf seinen Nacken, der – ob nun bewusst oder unbewusst – weit genug weg von der Bisswunde war. „War ja nix Unangenehmes für mich.“ Um Takis Mundwinkel herum zuckte es leicht. Natürlich nicht. Er wollte sich umdrehen, um Go ins Gesicht sehen zu können – und vermutlich auch, um ihn nicht zu sehr hoffen zu lassen; jetzt, wo Seiji wusste, dass ein Go für Taki existierte, konnte das nur fatale Folgen haben. Doch zu seinem Erstaunen verstärkte Go den Griff um seinen Körper und schmiegte sich dichter an ihn. „Das heißt nicht“, meinte Go schmunzelnd, „dass du jetzt gleich wieder aufspringen musst.“ „Ich wollte nicht aufspringen.“ Tatsächlich war ihm das gar nicht in den Sinn gekommen. Er hätte sich nur in Gos Armen zu ihm herumgedreht. In Gos Armen… wie sich das anhörte. Andererseits wäre das vielleicht nicht unbedingt die richtige Position, um ihm von seiner Vergangenheit zu erzählen. „Aber ich kann so nicht mit dir reden.“ „Ich finde, das geht ganz gut“, bemerkte Go und pustete Taki neckend über den Hals, bis dieser die Schultern hochzog. „Das kitzelt.“ „Gut. Dann tut es wenigstens nicht weh.“ Taki wusste nicht so recht, was er mit diesem Satz anfangen sollte, doch als Go seine Lippen zu einem zärtlichen Kuss auf Seijis Bisswunde auf seinem Nacken senkte, konnte er sich ungefähr vorstellen, was Go meinte. Ungewollt versteifte sich Taki, ehe er trotz Gos liebevoller Behandlung die Schultern hochzog und Go abschüttelte, was dieser auch bereitwillig mit sich machen ließ. Offenbar hatte er nichts anderes erwartet. „Nicht.“ Taki presste die Lippen zusammen, wartete darauf, dass Go irgendetwas sagte, ihn zu einer Erklärung drängte – verdammt, konnte er ihn denn nicht drängen, oder was?! –, aber alles, was er tat, war still hinter ihm zu liegen und sich scheinbar nicht zu rühren. Und dann brach es auf einmal aus ihm heraus: „Das war Seiji.“ Go schwieg erst eine Weile, dann meinte er, zum Zeichen, dass er verstanden hatte: „Aha.“ In seinem Inneren musste er sich jedoch arg zusammenreißen, um Taki nicht zu packen und zu schütteln. Wieso zum Teufel ließ sich Taki von Seiji Reiyamata beißen und kam dann wie eine ausgekotzte Leiche hier hierein gewankt? Der Scheißkerl hatte seinem Taki doch nicht etwa irgendetwas… aufgezwungen? „Er war es, den ich gestern… im Hotel gesehen hab’. Also, ich meine, eigentlich wollte ich ihn nicht sehen, aber er war da, als ich in sein Zimmer eingestiegen bin.“ Zitternd stieß Taki die Luft aus und erinnerte sich an den regelrechten Schock, der durch ihn hindurch gefahren war, als Seiji auf einmal aus dem Bad aufgetaucht war. Seine linke Gesichtshälfte, mit der Seiji ihn gegen die Wand geknallt hatte, dürfte heute auch schön in allen erdenklichen Grün- und Blautönen schimmern. Glücklicherweise war das gestern noch nicht zu sehen gewesen, sonst wäre Go vermutlich gleich ins Sakura gestürmt, auch wenn er dann wahrscheinlich nicht gewusst hätte, was er als nächstes hätte tun sollen. Taki merkte erst, dass er inzwischen eine ganze Zeitlang geschwiegen hatte, als Go die Stille plötzlich durchbrach. „Ist er dein Ex?“ Seine Stimme klang unterkühlt, eisig, betont teilnahmslos, als hätte er sich im Inneren auf alles vorbereitet und könnte es doch nicht ertragen, wenn seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt würden. Augenblicklich schnaubte Taki spöttisch auf, ehe er erst den Kopf schüttelte und dann die Schultern zuckte. „Es ist kompliziert.“ „Ich lauf’ nicht weg.“ Taki lächelte schwach, ehe er sich dazu zwang, zu sagen: „Er war… er… wir… hatten was… miteinander.“ Die Worte krachten wie Steine in den Raum. Taki spürte, wie sich Gos Griff um ihn unvermittelt lockerte, als wäre mit einem Mal alle Spannung aus ihm gewichen. Und tatsächlich war es auch so. Go starrte Takis Hinterkopf mit weit aufgerissenen Augen an und versuchte irgendwie zu begreifen, was Taki gerade gesagt hatte. Die Worte ergaben für ihn keinen Sinn, schlichtweg keinen Sinn. Taki hatte was mit einem anderen Mann gehabt. Taki, der absolut davon überzeugt war heterosexuell zu sein und absolut nur auf Frauen stand. Taki, der Tag für Tag Go abwies. Taki… hatte was mit einem anderen Mann gehabt. Nervös lauschte Taki auf irgendein Geräusch hinter sich, musste jedoch erkennen, dass Go absolut gar keinen Mucks von sich gab. In diesem Moment war er doch ganz froh darüber, dass der andere ihn sich gerade nicht hatte umdrehen lassen. Würde er Go jetzt ins Gesicht sehen, würde er vermutlich gar nicht mehr weiterreden können. „Er war…“ Tief holte Taki Luft, weil die Worte sich einfach nicht über seine Lippen bringen lassen wollten, spuckte dann aber aus: „… mein Kunde.“ Er wurde so ruckartig herumgerissen, dass er sich fast den Nacken verrenkt hätte. Go hatte sich halb aufgerichtet, schob sich jetzt, auf den Armen aufgestützt, über ihn und sah von oben mit ungläubig aufgerissenen Augen auf ihn herab, sein Gesicht ein einziges Fragezeichen, versetzt mit einer schier unbändigen Wut. „Dein was? Reiyamata war dein was? Kunde? Kunde?! Dein Kunde als was? Autoverkäufer? Friseur? Dein Kunde als was, Taki?“ Gequält sah Taki in die dunklen Augen direkt über ihm, bis er es nicht mehr aushielt und zur Seite sah. Fast wünschte er sich zurück nach gestern Abend, als Seiji ihm mit seinem Gewicht ins Bett gedrückt hatte. Lieber das, als… das hier. Er wusste schon, warum er Go nicht in seine Vergangenheit eingeweiht hatte. „Oh nein“, stieß Go hervor, der Takis Ausweichen wohl offensichtlich als eine Bestätigung seiner absolut wahnsinnigsten Phantasien ansah. „Oh nein, du verarschst mich. Das kann nicht… du… nein.“ „Ganz so schlimm, wie du denkst, ist es vermutlich doch nicht“, murmelte Taki kleinlaut, woraufhin Go ihn harsch anfuhr: „Nicht so schlimm? Taki, sieh mich an. Sieh mich an, verdammt!“ Als Taki langsam zurück zu Go sah, erkannte er einen wahren Krieg, der auf dessen Gesicht ausgefochten wurde. Zorn kämpfte mit absoluter Hilflosigkeit, Unglauben rang mit Verdrängung und irgendwo… fast kaum zu erkennen… breitete sich die Enttäuschung aus. Der Zorn behielt jedoch vorerst die Oberhand, als Go mit schmalen Augen zischte: „Hast du ihn für Geld gevögelt, oder nicht?“ Am liebsten hätte Taki geschwiegen, wäre im Erdboden versunken, hätte sich in Luft aufgelöst, wäre von Monstern zerfleischt worden… alles, nur das nicht. Er schämte sich mit einem Mal so unsagbar, dass er es selbst kaum aushielt. Das Schlimmste war jedoch, wie Go ihn anstarrte. Er befahl sich, sich wenigstens ein bisschen Mut zu bewahren, und wandte den Blick nicht ab, als er mit zitternder Stimme antwortete: „Ja, anfangs.“ Go rührte sich nicht. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, klappte ihn dann jedoch, ohne ein Wort gesprochen zu haben, wieder zu. So sprachlos war er noch nie in seinem Leben gewesen. Er wusste nicht einmal etwas daraufhin zu sagen, geschweige denn zu denken. Ohne es zu merken, schüttelte er ungläubig den Kopf, als wollte er so verhindern, dass die eben gehörten Worte bis in seinen Kopf vordrangen, wo sie natürlich längst schon waren. Dann wandte er selbst den Blick ab, indem er den Kopf hob und zur Decke starrte, als würde er dort die Antworten finden, die er sich selbst nicht geben konnte. „Aber… Go… hör zu, das ist alles… ein bisschen anders, als du denkst.“ Unvermittelt erwachte in Taki der Drang, sich zu verteidigen und zu rechtfertigen. Verdammt, im Zusammenhang gesehen, war alles ja auch ein wenig anders. Das änderte zwar nichts an den nackten Tatsachen, war aber zumindest für mildernde Umstände zu gebrauchen. Voller Tatendrang richtete er sich auf die Ellenbogen auf und versuchte, Gos Blick einzufangen, der noch immer in Richtung Decke ging. „Ich war Angestellter bei einem Begleitservice, eingetragen als Begleiter für Frauen und Männer. Ich wurde auf der Straße angesprochen, weil ich… na ja, du weißt, mein Aussehen… Jedenfalls war es ein guter Nebenverdienst und –“ „Ich glaube nicht, dass ich das hören will“, meinte Go kopfschüttelnd und sah wieder zu Taki herunter. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das hören will, oder?“ Schwungvoll warf er sich auf dem breiten Bett neben Taki auf die Matratze, schwang die Beine aus dem Bett und wollte gehen. Einfach so. Taki hätte schreien können. „Nein, Go. Warte. Warte!“ Hastig griff Taki nach seinem Handgelenk, als Worte ihn nicht aufhalten konnten, und zog ihn unbeabsichtigt grob zurück aufs Bett. Aber er musste doch zuhören! Er musste alles hören, damit er es verstand. Alles, dachte er bestimmt und Asakos Bild geisterte vor seinem inneren Auge herum. „Scheiße!“, fluchte Go, als er sich wieder aufrichten wollte, nachdem er auf dem Bett gelandet war. Dann schien er es sich jedoch anders zu überlegen und wirbelte auf dem Bett herum, so dass er Taki wieder ansehen konnte. Der Blick aus den dunklen Augen war kalt und bar jeder Emotion. Wut wäre vielleicht noch am ehesten zu bestimmen gewesen. „Weißt du was?“, schnappte er. „So langsam verstehe ich, warum du dir sicher warst, es mit Kuzowan aufnehmen zu können, als du angeboten hast, den Lockvogel zu spielen. Hah! Und wie du ihn gespielt hast!“ Go schnaubte spöttisch auf. „Und ich Vollpfosten mach mir auch noch Sorgen um dich und deine verfluchte Unschuld! Muss ja tierisch komisch gewesen sein.“ Taki stand kurz vor dem Verzweifeln. „Nein, Go, hör zu. Dieser Begleitservice beinhaltete keinen Sex in seinem Programm. Verstehst du? Zu Partys und Gesellschaften gehen, ja, irgendwo rumsitzen und reden, ja, Frauen und Männer becircen und Charme versprühen, auch ja, aber kein Sex.“ Das schien Go zumindest stutzig zu machen, denn er blieb mit einem eindeutig angepissten Gesichtsausdruck auf dem Bett sitzen, statt zornbebend aufzuspringen. Dann fuchtelte er verständnislos mit den Armen in der Luft herum und blaffte: „Aber gerade hast du noch gesagt –“ „Ich weiß, was ich gesagt habe“, unterbrach Taki ein wenig harsch. Allerdings wollte er es weder ein weiteres Mal hören, noch erneut sagen müssen, dass er Geld für Sex mit Seiji genommen hatte. „Aber du lässt mich ja nicht ausreden.“ „Weil du dir alles aus der Nase ziehen lässt!“, schoss Go zurück, ehe er die Hände zu Fäusten ballte und sich dazu zwang, die Arme wieder sinken zu lassen. Ruhig, befahl er sich in Gedanken, während er gleichzeitig die Augen schloss, bleib ganz ruhig, zähl bis zehn und atme tief durch. Aber – zur Hölle! – was sollte er denn bitte schön denken, wenn Taki erst sagte, dass er für Geld mit anderen Männern schlief – oder geschlafen hatte – und wenn er sich dann im nächsten Atemzug wieder etwas anderes ausdachte?! Was denn nun? Verdammt! Du sollst dich beruhigen! Er öffnete die Augen wieder und sah in Takis betretenes Gesicht. Die grün-blaue, linke Gesichtshälfte war ihm gerade schon aufgefallen, allerdings war er so voller unterdrücktem Zorn gewesen, dass ihm diese Blessuren im ersten Moment tatsächlich egal gewesen waren. Mittlerweile sah er auf sie und fragte sich, was Reiyamata mit seinem Partner angestellt hatte. Das Zusammentreffen konnte nicht sonderlich friedlich verlaufen sein, wenn Taki so zerschunden davon zurückgekehrt war. Oder… vielleicht hatten sie… möglicherweise machte Taki… das ja an…? Oh Gott! Augenblicklich verbot er sich, weiter in diese Richtung zu denken. „Gut. Okay. Gut.“ Go nickte und gab damit unbewusst seine Zustimmung dazu, sich die ganze Geschichte anzuhören. „Wenn du meinst, ich unterbreche dich ständig, werde ich jetzt gar nichts mehr sagen.“ Unvermittelt erhob er sich vom Bett, was Taki sogleich wieder ein wenig panisch die Augen aufreißen ließ. „Nein, warte, wo –“ „Ich hol’ dir nur was zum Kühlen“, beruhigte Go in einem ruppigen Tonfall, der seine eigentliche Sorge nicht richtig transportieren konnte. Aber das sollte er auch gar nicht. Ohne einen Blick zurückzuwerfen oder auf eine Antwort zu warten, verschwand Go kurz in dem winzigen Badezimmer des Hotelzimmers, in dem mit Mühe und Not eine Toilette, ein Waschbecken mit dazugehörigem Spiegel, ein einziges Regal und eine Dusche gequetscht worden waren. Routiniert nahm er sich eines von den zwei bereitliegenden, weißen Handtüchern, hielt es unter den kalten Wasserhahn und starrte dabei wie hypnotisiert auf den Wasserstrahl aus dem Hahn. Taki hatte für Geld Sex mit Männern gehabt. Oder zumindest mit einem Mann. Mit Seiji Reiyamata. Einem Mann, der höchstwahrscheinlich Kuzowan umgebracht hatte. Nachdem er ihn gefoltert hatte. Auf grausamste Art und Weise. Was zum Teufel hatte er ihm nur noch zu erzählen? Konnte da überhaupt noch etwas Schlimmeres kommen? Wie fügte sich Asako in dieses vollkommen neue Bild, das er sich von seinem Partner machen musste? Go bezweifelte ein wenig, dass er es überhaupt wissen wollte. Auf der anderen Seite allerdings brannte er regelrecht darauf, alles zu erfahren. Er hatte sogar das Gefühl, dass er es musste, um aus dem Zusammenhang heraus irgendwelche begnadigenden Details zu finden, die das bis jetzt Gehörte erheblich abschwächen würden. Es musste solche Details einfach geben. Als seine Finger vom kalten Wasser allmählich taub wurden, drehte er den Hahn zu, wrang das Handtuch aus und ging damit zurück ins Zimmer, wo er es Taki zuwarf. Anschließend schritt er weiter durchs Zimmer auf die zwei unbequem aussehenden Sessel zu und ließ sich darauf nieder. Für Taki ein schmerzhaftes Zeichen dafür, dass Go ganz bewusst auf Abstand zu ihm ging. „Okay, schieß los. Ich bin ganz Ohr.“ Taki schluckte hart und spielte erst ein wenig mit dem Handtuch, ehe er es sich auf die linke Gesichtshälfte drückte. Allerdings ließ er das Auge frei, weil er sonst vermutlich den Drang verspürt hätte, sich beide Augen damit zu verdecken. Damit er Go nicht ansehen musste… und damit er nicht sehen musste, wie Go ihn mehr und mehr hasste. Allerdings wäre er sich feige erschienen, hätte er es getan. „Okay.“ Zeitschindend befeuchtete Taki seine trockenen Lippen mit der Zunge. „Also… der Begleitservice war eine ganz harmlose Sache, obwohl ich gehört hatte, dass einige der dort Angestellten ihren Kunden hin und wieder… gewisse Extras gewährten. Ich nicht“, fügte Taki betonend hinzu, woraufhin von Go aber keine Reaktion kam. Immerhin hatte er eben auch schon etwas anderes gehört. „Weder mit Frauen noch mit Männern. Ich hatte mich… hinterher zwar außerhalb der Agentur noch mit einigen Frauen getroffen, aber das war nie für Geld. Und… und ich hatte es auch nicht vor, aber Seiji…“ Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, verhärtete sich der grimmige Zug um Gos Mund herum ein wenig und brachte Taki so unwillkürlich dazu, eine kurze Pause einzulegen. Go allerdings hielt sein Versprechen und erwiderte nichts. „Es stimmt, dass ich Seiji über den Begleitservice kennen gelernt habe. So richtig, meine ich“, nahm Taki den Faden dann an einem anderen Ende wieder auf. „Er ist der Besitzer einer größeren Computerfirma und zu der Zeit, als wir uns kennen lernten, bastelte er gerade an irgendeinem neuen, revolutionären Chip herum und er sagte… er meinte… nun… ihm fehlte etwas die Gesellschaft. Was mir… komisch vorkam, weil…“ Abermals stockte Taki und rutschte ein wenig unruhig auf dem Bett hin und her. Niemals hätte er gedacht, dass es so schwer sein könnte, etwas auszusprechen. Dass sich sein ganzer Körper physisch dagegen wehrte. „… weil ich ihn vorher bereits… mit einer Frau zusammen gesehen hatte. Mit A… Asako.“ Er presste die Lippen zusammen, als er merkte, wie sich ein Zittern seines Körpers bemächtigen wollte. Mühsam versuchte er, es zu unterdrücken, und sah gleichzeitig abwartend zu Go herüber. Der war bei der Erwähnung des zweiten, ominösen Namens aus Takis Vergangenheit sogleich hellhörig geworden, auch wenn ihn dieser Zusammenhang nun doch etwas verwirrte. Aber er wollte ja nichts sagen. Obwohl er genau erkennen konnte, dass ihn der Name Asako wesentlich mehr aus der Fassung brachte als der Name Seijis. Mit ihr hatte ihn also offenbar erheblich mehr verbunden, wie er es sich bereits gedacht hatte, doch die Bestätigung versetzte ihm abermals einen unerwartet heftigen Stich ins Herz. Es war ihm jedoch vollkommen schleierhaft, wie Taki, wenn er doch offenbar so große Gefühle für Asako hegte, hinter ihrem Rücken mit Seiji… Scheiße, er wollte es nicht einmal denken. „Jedenfalls“, begann Taki, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, „gerade weil ich das wusste, war ich überrascht, zu hören, dass Seiji mich… gebucht hatte.“ Von Go war bei dieser Formulierung ein gurgelndes Geräusch zu vernehmen. „Allerdings wollte er nur reden. Über… Asako. Und ein Probleme mit ihr, mit der Firma. Er sagte, dass es so schwierig wäre, Freundschaften zu schließen, wenn man so im Berufsleben eingespannt ist wie er, und es wäre doch schön, wenn wir uns näher kennen lernen würden, wo wir… uns doch schon ein paar Mal gesehen hätten und… so. Es war… echt nett, der Abend, nur…“ Taki zögerte abermals und suchte auf Gos Gesicht nach irgendeiner Reaktion, aber die Miene seines Partners schien versteinert. „Wir hatten ziemlich viel getrunken. Hauptsächlich Wein. Und irgendwann… küsste er mich einfach. Es war… mein erster Kuss mit einem Mann. Ich… ich weiß auch nicht. Es fühlte sich okay an, er war… sehr zärtlich und dann… dachte ich gar nicht mehr nach und eins führte zum anderen und –“ Er brach ab, als Go kopfschüttelnd eine Hand Einhalt gebietend hochhob. „Gut, ich wollte dich nicht unterbrechen, aber das musst du mir wirklich nicht erzählen.“ Er holte einmal tief Luft. „Überspring den Part. Du hast mit Seiji gevögelt, obwohl du wusstest, dass er was mit einer Asako hatte. Weiter im Text.“ „Er hatte nichts mit einer Asako“, betonte Taki ungewohnt bissig. „Das war noch… in der Anfangsphase. In der fortgeschrittenen Anfangsphase.“ „Als ob es das besser machen würde“, ätzte Go, wobei Taki ihm unumwunden zupflichten musste. „Nein, stimmt“, murmelte er leise und wandte kurz den Blick ab, um an einem imaginären Fleck auf seiner schwarzen Einbrecherkleidung, die er seit gestern noch nicht ausgezogen hatte, herumzukratzen. Dann schaute er jedoch wieder auf. „Das wurde mir am nächsten Tag, als ich… als wir… als ich realisiert hatte, was passiert war, auch klar. Ich wollte es als einmaligen Ausrutscher abtun und Seiji bestand darauf, mir… Geld für… dafür zu geben. Meinte, dass es das Ganze noch unpersönlicher machen würde, noch leichter zu vergessen. Ein… Job eben. Ich war einverstanden. Aber in der nächsten Woche wurde ich wieder von ihm gebucht und wir… haben wieder…“ Als er sah, wie Go erst ungläubig die Augen aufriss, sie dann gen Decke rollte und fassungslos den Kopf schüttelte, gestand Taki kleinlaut: „Ich hätte das nicht tun sollen, ich weiß. Ich habe mich auch extrem scheiße gefühlt und tue es immer noch. Aber Seiji… wenn er einmal angefangen hat, dich zu überreden, saßt du irgendwann in der Falle. Und er hatte nur logische Argumente gebracht. Das Geld, dass es nur ein Job ist, und… außerdem“, fügte Taki leise, fast nicht verständlich hinzu, „… war es ganz gut mit –“ „Stopp!“ Go sprang vom Sessel hoch und funkelte Taki wütend an, der unwillkürlich zusammengezuckt war. Aber das war Go egal, vollkommen egal. Er konnte hier nicht länger stillschweigend sitzen und sich diesen ganzen Mist anhören, sonst würde er explodieren. Er verstand diese merkwürdige Dreiecksbeziehung ohnehin nicht. „Verdammt, musst du solche Lobeshymnen auf den Kerl verfassen, zur Hölle?! Es interessiert mich einen Scheißdreck, was für ein Held dein Reiyamata im Bett ist! Kannst du dir nicht denken, dass das ein klein wenig verletzend für mich ist, nachdem du vor mir die Heilige Jungfrau gemimt hast?! Verdammte Scheiße!“ Mit vor Zorn blitzenden Augen trat Go so heftig gegen den Sessel, auf dem er gerade noch gesessen hatte, dass er schwungvoll nach hinten umkippte und polternd auf dem Boden landete. Danach brach eine geradezu beängstigende Stille über den Raum herein, in dem man nur noch Gos schnelle Atmung wahrnehmen konnte. Und das Zerbröseln von Takis zerstampftem Herzen. Verflucht, er hatte hier doch überhaupt niemandem wehtun wollen, aber… es ging doch nun mal nicht anders. Go hatte es wissen wollen und nachdem Taki in der Nacht so unvorsichtig war und Seiji Gos Namen preisgegeben hatte, der ihm in Verbindung mit seinem Aussehen, das er von Kuzowans Überwachungsvideos hatte, erheblich weiterhelfen würde, hatte er es auch wissen müssen. „Ich habe niemals die Heilige –“, wollte Taki mit betont ruhiger Stimmer erklären, als Go ein scharfes: „Halt die Klappe!“, dazwischen warf und dann schnurstracks im Bad verschwand. Mit einem ohrenbetäubenden Knall landete die Tür hinter ihm im Schloss. Gequält schloss Taki die Augen und presste die Lippen zusammen. Er fühlte sich jetzt schon schlimmer als jemals in seinem Leben zuvor – sogar schlimmer, als diese ganze Sache sich zugetragen hatte – und er war immer noch nicht fertig mit auspacken. So langsam hatte er das Gefühl, das überhaupt nicht zu packen. Ihm tat jetzt schon das Herz so sehr weh, als wäre er angeschossen worden. Vollkommen bescheuert, aber absolut wahr. Rücklings ließ er sich nach hinten auf das Bett fallen und murmelte verzweifelt: „Scheiße…“ -- Verdammt! Verdammt! Verdammt! Go krallte seine Hände so fest in den Waschbeckenrand, dass die Muskeln an seinen Armen überdeutlich hervortraten. Er verspürte den unbändigen Drang, irgendetwas zu zerstören, seine Wut an irgendetwas auszulassen, die sich wie ein ganzer Stausee in ihm ansammelte, aber vorerst würde er dieses Gelüst leider unterdrücken müssen, denn in diesem mickrigen Bad hätte er höchstens das Regal herunterreißen oder den Spiegel einschlagen können. Das war irgendwie nicht das, was er wollte. Am liebsten wollte er Knochen splittern hören. Reiyamatas Knochen. Sein Genick beispielsweise. Als er einen lauten Wutschrei seine Kehle aufsteigen fühlte, biss er die Zähne so fest aufeinander, dass er meinte, es knirschen zu hören. Es brachte ihm doch absolut nichts, jetzt die Nerven zu verlieren. Gut, er hatte die Nerven verloren, indem er Taki unterbrochen und ins Bad geflüchtet war, um sich diese verrückte Geschichte nicht weiter anhören zu müssen. Aber es brachte ihm mit Sicherheit noch weniger, wenn er etwas zerschlug, das er hinterher teuer würde ersetzen müssen, oder wenn er das ganze Hotel zusammen schrie und damit wahlweise einen Freifahrtschein ins Irrenhaus oder wenigstens eine reißerische Schlagzeile in irgendeinem billigen Boulevardblatt gewann. Nur warum zum Henker erzählte Taki in den höchsten Tönen von Reiyamata? Hatte er was nicht mitbekommen oder war Taki schlichtweg entgangen, dass der Kerl höchstwahrscheinlich einen Menschen umgebracht hatte? Und was hatte es mit dieser merkwürdigen Dreiecksbeziehung auf sich? Taki hatte eine von ihm sehr geliebte Frau namens Asako mit einem schmierigen Geschäftsmann und Mörder für Geld betrogen, obwohl er noch nicht einmal auf Männer stand? An welchem Punkt hatte er den verflixten Faden in dieser Sache verloren? Gut, möglicherweise hatte beim ersten Mal zu erheblichen Teilen der viele Alkohol eine große Rolle gespielt, wie Taki es auch gesagt hatte, aber spätestens beim zweiten Mal hätten bei ihm doch alle Alarmsirenen angehen müssen und er hätte diesen Kerl genauso eiskalt abservieren müssen, wie er es mit Go die ganze Zeit über tat! Warum hatte er nicht? Was hatte Reiyamata, was… „… ich nicht habe“, murmelte Go nach einem kurzen Zögern und stufte sich im selben Moment als eifersüchtigen Teenager ein. War das wirklich das einzige Problem an dieser beschissenen Angelegenheit? Wenn er ehrlich war, war es zumindest ein großes Problem, was es eigentlich nicht sein sollte. Aber, verdammt noch mal, er konnte doch nichts dafür, dass er Taki… dass er ihn gern hatte. So gern, dass er das Gefühl hatte, es zerriss ihn innerlich, wenn er sich dieses Geständnis noch länger anhören musste. Warum hatte Taki ihn immer wieder abgewiesen? Warum ihn, und Reiyamata nicht? Weil er nicht Takis Geschmack traf…? Oder weil er nicht… bezahlte…? „Oh, gottverdammt!“, fluchte Go und fuhr sich verzweifelt durch die Haare, während er sich selbst im Spiegel zornig anfauchte: „Wenn du es unbedingt wissen willst, dann geh’ raus und frag’ ihn!“ Oder aber, er stellte seine egoistischen Gefühle hinten an und kümmerte sich mal um den vorliegenden Fall. Unglücklicherweise schien nur auf einmal alles miteinander verbunden zu sein. Ihr Fall, dass sie das Heroin von Kuzowan finden sollten – Seiji Reiyamata, der mutmaßliche Mörder von Kuzowan – Takis gemeinsame Vergangenheit mit Reiyamata – seine wie auch immer gearteten Gefühle für diesen Kerl – Gos Gefühle für Taki und… eventuell auch Takis Gefühle für Go. Obwohl… so wie er sie mit Füßen getreten hatte, durften zumindest die in dieser Kette nicht allzu viel Gewicht haben. Er zuckte regelrecht zusammen, als es unerwartet an die Badezimmertür klopfte, jedoch niemand eintrat. Traute sich Taki jetzt nicht einmal mehr das ihm gegenüber oder wie durfte er das verstehen? Wo war ihr mühsam aufgebautes Vertrauen hin, ihre Freundschaft? Sollte es beides jemals gegeben haben? „Was?“, blaffte er dementsprechend unfreundlich. Einige Sekunden lang herrschte eine solche Stille hinter der Tür, dass Go sich fragte, ob er sich das Klopfen nur eingebildet hatte. Dann erklang jedoch Takis Stimme: „Go, ich… ich muss dir das zu Ende erzählen. Bitte. Es tut mir Leid, wenn ich dir damit wehtue, aber… ich muss es dir erzählen. Verstehst du? Go? Bitte.“ Allein schon weil sich Takis Stimme so ungekannt flehentlich anhörte, hätte Go ihn schon weiterreden lassen. Ja, meine Güte, dann wurde das Messer in seinem Herzen eben noch ein paar Mal häufiger herumgedreht, na und? Das würde er auch schon noch irgendwie aushalten. Trotzdem gönnte er sich noch einige weitere Sekunden, um sich zu sammeln, ehe er die Tür aufmachte, vor der Taki als ein Häuflein Elend stand. So gut es ging, versuchte Go, sich nicht von diesem Anblick erweichen zu lassen. „Warum willst du mich nicht?“, fragte er geradeheraus. „W…Was?“ Verwirrt blinzelte Taki ihn an. „Ich habe nie gesagt, dass ich… Ich meine, was soll die Frage jetzt?“ „Es interessiert mich. Und außerdem scheint mir diese Frage zu diesem Zeitpunkt jetzt perfekt zu passen. Wo wir doch schon mal Klartext reden.“ „Go“ – er unterstrich seine Worte mit ein paar bedachten Handbewegungen, die Go eher vom Thema ablenken sollten – „das hat absolut nichts mit dir zu tun.“ „Hm, finde ich schon. Mit Reiyamata schläfst du, ich darf dich nicht einmal anfassen.“ Als würden ihn diese Worte ernsthaft treffen, schloss Taki für einen Moment die Augen und wollte das Gespräch wieder in eine andere Richtung lenken, überlegte es sich dann aber doch anders. „Weil mit dir sonst das Gleiche passiert wäre wie mit Kuzowan.“ „Kuzo… huh?“ Verständnislos runzelte Go die Stirn. „Wie darf ich das verstehen? Wie spielt der denn da jetzt mit rein?“ „Seiji hat geglaubt, ich hätte mit ihm…“ Taki senkte den Blick und ließ den Satz in einem Schulterzucken enden. „Er ist furchtbar eifersüchtig. Auch schon damals. Er wollte mich dazu überreden, aus der Begleitagentur auszutreten. Ich wollte aber nicht, weil es gutes, leicht verdientes Geld war. Dann meinte er, dass ich wenigstens mit keinem anderen… nun… ins Bett gehen sollte. Ich sagte, das wäre kein Problem, weil… so was mache ich ja nicht.“ Go verschränkte die Arme vor der Brust. Noch sah er den Punkt nicht wirklich in dieser ganzen Erzählung. Warum noch mal durfte Reiyamata als einziger Taki berühren? Weil er sonst alle anderen umbrachte? Hervorragend, dann würden sie den Kerl bei nächster Gelegenheit schnappen und wegsperren. Unvermittelt erinnerte er sich allerdings an die Folter, die Kuzowan vor seinem Tod offenbar hatte durchmachen müssen, und unwillkürlich schluckte er. Gut. Wenn Taki davon gewusst hatte, dann war es eventuell sogar… ganz nobel von ihm, ihn nicht ranzulassen. Aber irgendwie hatte er trotzdem noch das Gefühl, dass da ein wichtiges Bindeglied fehlte. Irgendetwas passte an der ganzen Sache noch nicht ganz. „Ein paar Tage ging das gut“, fuhr Taki nach einer Weile fort und starrte noch immer den Fußboden zwischen seinen und Gos Füßen an. „Dann unterstellte er den meisten Männern, mit denen ich aus war, dass sie… gewisse Absichten auf mich hätten und dass ich mir das ja alles gefallen lassen würde. Bei Frauen sagte er so was nie; die waren ihm egal. Den Abend, als er das sagte, sprang er… nicht wirklich… sanft mit mir um, legte aber zur Entschädigung einen Extrabonus auf den Preis drauf.“ Takis Stimme rutschte gen Ende hin ins Verächtliche ab. „Es war das dritte Mal, dass wir…“ Sein Blick huschte kurz nach oben, brach dann aber erneut bei Gos Blick in den Augen ab. „Du hast ihm doch hoffentlich einen ordentlichen Faustschlag verpasst“, grollte Go, während sich in ihm schon wieder die Wut auf Reiyamata anstaute. „Nein“, gestand Taki kleinlaut, woraufhin Go unbewusst ungläubig den Kopf schüttelte. Offenbar hatte sich Taki in der Zeit, seit er Reiyamata – auf welche Art auch immer – verlassen hatte, grundlegend in seinem Verhalten geändert. Go konnte nur sagen, dass ihm die kratzbürstige Variante wesentlich besser gefiel als die alles Hinnehmende. Auch wenn sie manchmal etwas schwierig war. „Aber ich wollte mich daraufhin nicht mehr mit ihm treffen. Auch nicht wegen… Asako.“ Taki presste kurz die Lippen zusammen. „Seiji war nicht begeistert. Und das zeigte er mir auch. Er bedrohte mich und als das nicht wirklich half, erpresste er mich mit meiner damals einzigen Schwachstelle.“ „Asako“, schlussfolgerte Go, woraufhin Taki zustimmend nickte. „Asako“, wiederholte er murmelnd. „Er drohte, er würde ihr was antun, ihr wehtun. Das war keine Schwierigkeit für ihn, er sah sie ja fast jeden Tag. Also“ – Taki holte tief Luft – „also war ich wieder häufiger bei Seiji. Meist… meist nur für… ziemlich harten Sex. Ohne Bezahlung.“ Unbewusst schlang Taki die Arme um seinen Oberkörper, als er erneut eine Sprechpause einlegte. Beim Erzählen blitzten immer wieder Bilder in seinem Kopf auf, die er so lange Zeit verdrängt hatte und vergessen wollte. Aber besonders Asako hatte sich ihm wie mit einem glühenden Eisen ins Gehirn gebrannt. Erschrocken sah er auf, als er eine leichte Berührung an der Schulter spürte. Gos dunkle Augen lagen undurchschaubar auf ihm. „Vielleicht setzen wir uns wieder. Nachher kippst du noch mal um.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, dirigierte er Taki zurück zum Bett hinüber und drückte ihn dort sanft auf die Matratze. Er selbst machte sich jedoch wieder auf den Weg zu den Sesseln, allerdings weniger aus Abneigung Taki gegenüber heraus, sondern viel eher aus reinem Selbstschutz. Wenn er diesem Reiyamata jemals über den Weg laufen sollte, würde er ihn eigenhändig, vollkommen skrupellos und obendrein genüsslich umbringen. Das schwor er sich schon beinahe. „Irgendwann hatte ich genug davon“, nahm Taki den Faden leise wieder auf und bei diesen Worten hätte Go beinahe einen Freudentanz aufgeführt. Endlich. Das war der Taki, den er kannte. Nur dass der schon fünf Sekunden nach den ersten Worten, die ihm nicht passten, zurückschlug. „Ich wehrte mich anfangs zunehmend, drohte nun ihm, die Polizei einzuschalten, wobei er allerdings belastendes Material gegen mich wegen Hackens in der Hand hatte. Keine große Sache, aber groß genug, um mich damit zusätzlich einzuschüchtern. Außerdem war er immer noch mit… Asako zusammen. Dann… habe ich mich ihm eines Abends verweigert. Ich bin zwar da gewesen, habe ihm… eine verpasst, als er wieder mit mir ins Bett wollte, und bin dann gegangen.“ Er legte eine bedeutungsschwangere Pause ein, die Go sagte, dass jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt zum Jubeln war. „Am nächsten Tag war Asako verschwunden.“ Takis Stimme zitterte, als er mit dieser Offenbarung herausrückte. „Sie… sie war einfach nicht mehr da. Sie…“ Langsam hob er den Blick an und schaute Go mit Tränen in den Augen an. „Go, sie war meine Schwester.“ -- lg - Ashling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)