Nevi als: Killian Jones~ Captain Hook

Es muss irgendwann im letzten September gewesen sein. Abends saß ich vor dem Laptop, machte gerade Facebook an und sah eine Nachricht von Nel. Sie schrieb, ihre Freundin und sie wollten beim ECG mitmachen, haben aber festgestellt, dass besagte Freundin zum Zeitpunkt des Vorentscheids noch im Ausland ist. Kostüme seien schon geplant, Referenzen herausgesucht, die ein oder andere Auftrittsidee stehe schon. Ob ich nicht Lust hätte, für Nel's Freundin beim ECG mitzumachen.
Erst einmal war ich total platt. Noch nie hatte mcih jemand gefragt, ob ich ein Partnercosplay machen, geschweige denn bei einem Auftritt dabei sein möchte! Mein Gehirn ratterte. Es sollten Captain Hookund Peter Pan aus Once Upon A Time werden. Da ich die Serie immer mal wieder verfolgte, wusste, wer die Charaktere waren und wie sie im Verhältnis zueinander standen, war die Überlegung,mitzumachen, ganz reizvoll. Aber sollte mein erster Auftritt auf einer Bühne gleich so ein großer Wettbewerb sein? Die Maßstäbe wurden bei solchen Vorentscheiden hoch gesetzt, das wusste ich. Aber irgendwie fing mein Gehirn an mir Bilder zu zeigen, wie ich als Captain Hook mit Haken und Schwert über die Bühne fegte. Und schwups, sagte ich zu.
Beim nächsten holländischen Stoffmarkt in Ludwigsburg besorgen wir dann die Stoffe für unsere Cosplays. 3 Verschiedene schwarze Ledertypen für mich, den ein oder anderen Zusatz für Nel und schon konnte es losgehen. In der Theorie zumindest. Praktisch ging es dann erst mal ans Perücke suchen und Gesichtsabdruck machen. Schließlich sollte nicht nur das Outfit sondern auch die Gesichtsform übernommen werden...

Also, was hat Hook, was genäht werden muss? Hose, Hemd, Weste, Mantel, Stulpen, Gürtel.
Und sonst so, was besorgt/gebastelt werden muss? Haken, Schwert, Ringe, Ohrring, Bart, spitze Schuhe, 20 Knöpfe am Hemd, 30 Knöpfe am Mantel, 6 Haken an der Weste...
Die Liste wurde immer länger, je mehr ich mcih mit den Bildern beschäftigte. Und so langsam wurde mir bewusst: Das wird nicht einfach. Aber was soll's, es blieb genug Zeit. Oder nciht?
Das Erste, was dann fertig wurde, war die Hose. Und mit der bin ich auch mit am Meisten zufrieden, obwohl ich hier schon meinen ersten Doktor mit dem Kunstleder machte. Wer konnte denn ahnen, dass der Stoff doch so dehnfähig ist? Meine Nähmaschine hat's mir jedenfalls gedankt und gerade am Bund ist mir das Leder schön durch die Lappen gegangen und hat sich verzogen. Trotzdem konnte sich das Ergebnis im Abgleich mit dem Original sehen lassen. Und bequem war die Hose auch noch, also schien alles gut.
Um das Hemd kümmerte ich mcih als Nächstes...und beging einen Fehler, der mcih fast den gesamten Stoff kostete. Da ich annahm, dass mir unter dem Kunstleder recht warm werden würde, hatte ich für das Hemd einen sehr feinen, leichten Stoff gewählt. Der Schnitt war schnell gemacht, die Teile zusammengenäht...beim Anziehen machte es dann nur noch "RATSCH!!!". Stoff gerissen. Nicht bei den Ärmeln, sondern beim Oberteil an sich. Was also habe ich gemacht? Ärmel abgetrennt, gesondert gelagert und den Bodyteil weggeworfen. Zu retten war er nciht mehr.
Bevor ich mich dann weiter darum kümmern wollte, hab ich mich lieber der Weste gewidmet, danach dem Mantel und habe an diesen beiden Teilen parallel gearbeitet. Zwischenzeitlich bin ich am Futter für den Mantel verzweifelt. Da ich keinen Stoff mit diesem Muster finden konnte, habe ich dieses aufgenäht. Ansonsten war der Schnitt des Mantels am Einfachsten, da ich einfach nur das Muster einer Bussinessjacke verlängern und den Kragen verändern musste.

Ja und irgendwie waren es dann auf einmal nur noch 2 Monate bis zum Auftritt und mir wurde eines schmerzlich bewusst: Irgendwo hatte ich mich doch übernommen. Ich wurde krank, konnte drei Wochen nciht am Cosplay weiterarbeiten, da auch noch Kleinigkeiten gefehlt hatten, die ich Dank doppelter Arbeitsschicht nicht besorgen konnte. Auf der Arbeit gingen binnen eines Monats 2 Kolleginnen, sodass wir anderen Doppelschichten schieben mussten. Ich hatte jeden Tag 2 Stunden Fahrzeit, die es zu bewältigen ging...kurzum: Es sah nicht gut aus. Irgendwann zwang ich mich, mich nur noch auf die Hauptteile des Cosplays zu konzentrieren: Weste mit Schrägband und Ösen bestücken, Miederhaken drannähen. Für das Hemd neuen Stoff besorgen, Ärmel und Kragen drannähen, Knöpfe anbringen.
Der Mantel: Schritt für Schritt die Zacken auf das Futter nähen, Futter mit Leder zusammennähen, Schnitte zusammenfügen...
Ich fluchte...weinte...fluchte wieder und war kurz davor, einfach die Schere zu nehmen und alles querbet in kleine Schnipsel zu schneiden.
Was mich zurückhielt? Hoffnung.
Hoffnung, doch noch fertig zu werden. Ich stand kurz vor dem Ziel. Ich WOLLTE es durchziehen. Ich WOLLTE auf die Bühne. Gemeinsam mit Nel als Pan. Scheiß drauf, ob beim Cosplay die Hälfte fehlt...der Auftritt sollte dafür umso besser werden.

Am Abend im Keller: Ich sah auf das lange Ding, das im Raum von der Decke baumelte, daneben in silber das gebogene Teil: Schwert und Haken waren fertig lakiert und mussten nur noch die Nacht durchtrocknen.
Ein Blick in mein Zimmer: Der Mantel lag bis auf die Knöpfe fertig auf dem Bett, Hemd, Hose und Weste vollendet über dem Stuhl. Keine Stulpen für die Schuhe- kein Gürtel. Ich war mit meiner Kraft am Ende.
Am Donnerstag schlief ich aus (was bei mir bedeutet, ich schlafe bis maximal 8Uhr), beachtete mein Werk bis zum Mittag in keinster Weise, kontrollierte nur nochmal meine Waffen und vervollständigte meinen Haken mit einer Lederkappe. Am Abend holte ich Nel vom Bahnhof ab. Ihr Dolch musste mit Worbla ummantelt werden, da er beim Einpacken zerbrochen war. Eigentlich wollten wir noch unseren Auftritt üben. Doch auch bei ihr war noch nicht alles fertig. Wir saßen im Zimmer und arbeiteten Es war spät, als wir ins Bett gingen. Geprobt haben wir nicht.

Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir bei unserer Unterkunft an, konnten aber noch nciht rein. Also, was tun? Weg zum Gelände ablaufen.
Hätten wir dort unsere Waffen mitnehmen und proben sollen? Ja, hätten wir. Aber ich für meinen Teil war etwas geschafft von der Fahrt und einfach nur froh, ein paar Kilomenter gehen zu können.