KahoriFutunaka als: Agnes / Esmeralda

"So there's ten of you and one of me. What's a poor girl to do?"

Dieses Cosplay ist nichts und alles. Nichts, weil es keine hundertprozentige Vorlage gab. Und alles, weil es von allen Medien des Charakters inspiriert ist, die ich kenne: Buch, Disneyfilm und zwei Musicalversionen. So lange, wie Esmeralda mich bereits begleitet, fiel es mir einfach zu schwer, mich nur für eine Variante zu entscheiden.

Meine erste bewusste Erinnerung an Esmeralda ist die Charivari-Parade, die ich im September 1997 im Disneyland Paris gesehen habe. Da war ich also gerade dreieinhalb. Auch eine Show im Hyperion gab es, in der die wichtigsten Filmszenen auf Französisch nachgespielt wurden und die meine Eltern an den Rand der Verzweiflung brachte, weil ich immer mehr Fragen hatte. Wer ist wer, was passiert da, was singen die jetzt? Dass beide gar kein Französisch konnten und deshalb immer wieder raten mussten, hat mich offenbar nicht abgehalten...

Wann genau ich endlich den Film sehen durfte, weiß ich nicht mehr. Aber dass ich von ihm besessen war, belegt der Dachboden meines Vaters. Ich hatte ALLES. Das Lesebuch, das Malbuch, die Barbieversionen von Esmeralda, Phoebus und Quasimodo, ein kleiner Djali aus Plüsch, eine Esmeraldapuppe, der meine Mutter dieselben Kleider nähte wie mir... und natürlich die offiziellen Esmeralda-Accessoires für Fasching.

Die Idee eines Kostüms in Erwachsenengröße geisterte deshalb durch meinen Kopf, seit ich nähen gelernt habe. Aber irgendwie kam es nie dazu... bis wieder Wackenhoernchen ins Spiel kam, ein Wort das andere ergab... und nur nach Corona wieder Conventions stattfinden mussten. Da mit Buch, Disney Zeichentrickfilm und mehreren Musicals diverse Vorlagen für Esmeralda zur Verfügung standen, habe ich mich für eine Mischung aus allem entschieden, die trotzdem Wiedererkennungswert haben sollte. Das Ergebnis hat mehr Schichten als eine Zwiebel.

Spoiler

- Als Basis dient eine dünne Leinenchemise, die bei kalten Temperaturen gegen ein kürzeres Hemdchen ausgetauscht wird.

- Denn die Kürze des Hemdchens ermöglicht das Tragen meiner 1890er Bloomers als zusätzliche wärmende Schicht.

- Ebenfalls gegen die Kälte helfen ein Paar weißer Stricksöckchen über einer farblosen Strumpfhose.

- Die nächste reguläre Schicht ist eine Schnürbrust. Eigentlich ein Kleidungsstück des 18. Jahrhunderts ersetzt sie erstens den BH, sorgt zweitens für eine gerade Haltung und drückt drittens den Bauch ein wenig flacher, was wiederum Falten in den oberen Schichten verhindert.

- Über die Schnürbrust kommt eine weiße Bluse als erste sichtbare Schicht. Urpsprünglich war geplant, diese zu nähen, aber ich geriet vor der Connichi ein wenig in Zeitdruck und Bonprix hatte ein Modell in genau dem gewünschten Schnitt für nur 13 Euro im Ausverkauf.

- Es folgt ein von meiner Oma geerbter Unterrock aus weißer Baumwolle, der einerseits etwas Wärme schafft und andererseits der nächsten Schicht mehr Stand gibt.

- Diese ist ein fliederfarbener Rock. Hier habe ich einfach zwei Rechtecke zusammengenäht und am Bund in Falten gelegt. Wie vor dem 19. Jahrhundert üblich wird nicht mit Haken oder Knöpfen geschlossen, sondern individuell gebunden, was bei kleineren Gewichtsveränderungen sehr praktisch ist.

- Zum Schluss folgt ein grünes Ziermieder mit goldenen Streifen, die aus Satinschrägband bestehen. Ich glaube, dieses Kleidungsstück ist mein Highlight des Kostüms und ich habe viele Stunden damit verbracht, es möglichst sauber zu bearbeiten.

Zu all diesen Schichten kommen noch die Perücke mit rosafarbenem Haarband; Ohrringe und Armreifen von Bijou Brigitte und ein dunkelvioletter Schal mit Sternchen, den ich schon seit Jahren in meinem Kleiderschrank hatte und der in gewisser Weise mit Inspiration für dieses Cosplay war. Die im Buch beschrieben Smaragdkette, der "La Esmeralda" Namen verdankt, ist ein Geschenk von Wackenhoernchen. Sie hat auch den Talisman aus dem Zeichentrickfilm mit viel Liebe zum Detail selbst gebastelt und ich kann nicht oft genug betonen, wie viel er mir bedeutet.

Aber natürlich gibt es Esmeralda (oder eben Agnes, wie ihr Geburtsname lautet) nicht ohne Djali und ich bin sehr froh, einen gefunden zu haben, der annähernd Lebensgröße hat. Solltet ihr jemals auf der Suche nach alten Disneyprodukten sein, die nicht mehr offiziell verkauft werden, versucht es bei "Disneyshopcollection". Was diese in Frankreich ansässige Firma ankauft, wenn möglich restauriert und dann weiterverkauft, ist der Wahnsinn. Selbst wenn man nur ein wenig stöbert, um dabei in Erinnerungen zu schwelgen.