Spherium von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- Kaiba saß an seinem Tisch und skizzierte etwas mit einem Bleistift und einem Zirkel. Yuugi befand sich am anderen Ende des Raumes und sortierte einige Akten, machte aber immer wieder eine Pause, da Kaibas Unterlagen so ordentlich sortiert waren, dass er gar keinen Grund darin sah, sich weiter damit zu befassen. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle. Kaiba, der jedes kleinste Geräusch wahrnahm, sah sofort auf und ließ Yuugis ermüdete Reaktion nicht unkommentiert. „Yuugi, wenn du nichts zu tun hast, geh nach Hause. Denk daran, dass nächsten Montag wieder das Seminar stattfindet.“ „Wie lang geht das Seminar eigentlich?“ „Sechs Wochen, einmal die Woche. Bis dahin solltest du dich eingearbeitet haben. Mehr Schonzeit werde ich dir auch nicht gönnen.“ „Möchte ich auch gar nicht. Und du? Es ist Freitag und normalerweise macht man doch früher Schluss, wenn man im Büro arbeitet.“ „Das gilt nicht für mich. Ich habe zu tun. Geh nach Hause und genieße dein Wochenende.“ Kaiba wirkte beinahe freundlich, aber für ihn waren seine Worte einfach nur Floskeln. Es war ihm ziemlich egal, ob Yuugi ein schönes Wochenende hatte oder nicht. Dieser kam einfach näher zu seinem Schreibtisch, beugte sich nach vorne und warf einen Blick auf Kaibas Skizze. Yuugi hob die Augenbrauen. „Ist das eine erweiterte Skizze von Spherium?“, fragte er nach und zeigte mit den Finger auf das unfertige Bild. Kaiba setzte nun den Zirkel und auch den Bleistift ab. „Es ist das erste Mal für mich, dass ich an einem Spiel arbeite, dass ich nicht selbst geplant habe. Demnach muss ich mich weiter damit beschäftigen, um dieses Projekt genau vor meinen Augen zu visualisieren. Ich kann nicht zulassen, dass Spherium ein Flop wird.“ „Verstehe. Aber die Fläche von Spherium ist nicht einfach flach, sondern besteht aus Polygonen. Ich habe mir da die Form eines Hexagramms vorgestellt.“ „Moment...“ Kaiba öffnete eine seiner Schubladen am Schreibtisch und holte eine Kopie von Yuugis vorheriger Skizze heraus. „Ich dachte, dass das ein Tetragon ist...“ Er warf einen noch genaueren Blick auf die Skizze, musste dann aber merken, dass die einzelnen Flächen in der Form sich änderten und er nicht nur Vier-, Fünf- und Sechsecke vorfand, sondern zwischendurch Linien, die gar nicht dahin gehörten und nur nicht weg radiert worden waren. „Nein, das ist ein Hexagramm.“, wiederholte er und zog Kaiba die Kopie aus der Hand und umfasste den Stift, den Kaiba noch vor wenigen Sekunden in der Hand gehalten hatte und angenehm warm war. Er zog mehrere Linien auf der Skizze und malte wie bei einem Globus einen Äquator ein und parallele Breitenkreise. In diese Breitenkreise malte eine unebene geometrische Figur – Kaiba war sich sicher, dass diese in Yuugis Augen ein Hexagramm darstellte – welches er einfach irgendwo platzierte, ohne einen genaues Ziel zu verfolgen. „So in etwa...“, murmelte er dann und machte eine Pause. „Ich weiß jetzt, was du meinst. Aber sind diese Hexagramme von Anfang an da?“ „Nein, sie tauchen erst auf, wenn der Spieler eine Figur legt. Man muss sich einen Weg zum Gegenspieler aufbauen und mit seiner Figur die Figur des Gegners erreichen und diese vernichten. Hier und da setzt man Pfeiler, die nicht eingenommen und auch als Warppunkte genutzt werden können.“ „Der Gegenspieler kann also auch die Flächen des Gegners beschlagnahmen und ihn einkesseln...“ Yuugi nickte zufrieden. „Äußerst interessant, das werde ich mir merken.“, meinte er daraufhin nur und hielt Yuugi seine Hand erwartungsvoll hin. Er wollte seinen Stift zurück, doch Yuugi verstand nicht so recht und sah ihn nur mit großen Augen an. Die Stille zwischen ihnen war drückend und unangenehm, dennoch machte er keine Anstalten Kaiba zu fragen, was seine Geste bedeutete. „Mein Stift.“ Kaibas Stimme war monoton. Er schien Yuugis Präsenz wieder zu ignorieren. „Oh!“, kam es erschrocken von Yuugi, der ihm den Stift in die Hand drückte und kurz innerlich zusammenzuckte, als er Kaibas Hand für einen Moment lang berührt hatte. Sein Gegenüber erwiderte daraufhin nichts, weshalb Yuugi davon ausging, dass es ihn entweder nicht gestört hatte oder dass er es nicht mal bemerkt hatte, dass sich ihre Hände kurz berührt hatten. Trotzdem kribbelte seine Haut und seine Wangen nahmen eine unnatürliche Farbe an, während er verträumt vor sich hin grinste. „Willst du den ganzen Tag hier herum stehen und mich dämlich angrinsen? Wenn du nichts zu tun hast, geh nach Hause oder such dir eine Aufgabe. Zu deiner Information: ein Mann in deinem Alter sollte sich gut selbst beschäftigen können.“ Da war er wieder. Kaibas Sarkasmus. Bissig, spöttisch und passiv aggressiv. Wie konnte ein Mensch so negativ eingestellt sein ohne es überhaupt selbst zu merken? Natürlich war das ein Teil seiner Persönlichkeit und es gab sicher Menschen, die ihm das nicht krumm nahmen, jedoch gehörten weder Mokuba noch Yuugi zu diesen Menschen, die sich auf Dauer damit anfreunden konnten, auf diese Weise angesprochen zu werden. Für Kaiba war es nur eine nichtige Aussage. Für Kaiba war seine sarkastischer Zynismus vollkommen normal und mit Lebenserfahrung gleichzusetzen. Als Yuugi ihn immer noch nur ansah und kein Wort raus brachte, legte der Brünette den Stift ab und hob fragend eine Augenbraue, musterte seinen Partner. „Was ist? Hast du vergessen, wo du wohnst oder findest du die Tür nicht? Soll ich dich nach Hause bringen?“, spottete Kaiba weiter und ein breites, selbstzufriedenes Grinsen erschien auf seinen Lippen, das Yuugi so sehr nervte, dass er laut stöhnte. Er stemmte seine Hände in die Hüften und holte tief Luft, um sich für seine kommende Lektion, die er diesem eingebildeten Chef entgegenbringen wollte, zu wappnen. „Kannst du das nicht einmal lassen? Und du wunderst dich ernsthaft, warum Mokuba von dir genervt ist?“ „Was lassen? Yuugi, entweder du wirst erwachsen und lernst mit solchen Aussagen umzugehen oder du legst dich mit deiner Kuscheldecke ins Bett und wartest weiter darauf, dass sich etwas ändert.“ „Kaiba-kun!“, kam seine mahnende Stimme. „Ich bin es gewohnt, dass man sich über mich lustig macht und mich verhöhnt. Mir tut es nicht mehr weh, wenn du mich so unterschwellig beleidigst, weil ich weiß, dass du ein guter Mensch bist, aber du musst verstehen, dass es auch Menschen gibt, die dich genau deswegen nicht mögen.“ „Und das ist mein Problem, weil...?“ „Du bist so anstrengend!“, keifte Yuugi und gab undefinierbare Laute von sich. Genervt fuhr er sich durch sein Haar und klemmte sich einige seiner blonden Ponysträhnen hinter sein Ohr und legte den Kopf leicht schief, stellte den Blickkontakt zum Firmenchef wieder her, der ihn immer noch nur perplex ansah. „Versuch etwas netter zu sein, das ist alles, worum ich dich bitte. Nicht meinetwegen, aber für Mokuba und deine Angestellten.“ „Du bist der Letzte, von dem ich Vorschläge für das Leiten meiner Firma annehmen würde. Du bist unerfahren, unreif und hast nicht mal ein gesundes Selbstwertgefühl. Denkst du ernsthaft, dass du in einer Position bist, mir Vorwürfe zu machen? Vermutlich wirst du heute Nacht kein Auge zu machen, weil du dir Sorgen machst, dass du meine Gefühle verletzt haben könntest und dich mit Vorwürfen selbst quälen.“ Ihm fehlten die Worte. Verwundert zog er die Brauen hoch und schien den Firmenchef zu mustern. Sein bis eben breites Grinsen wurde allmählich kleiner und da Yuugi einfach nichts sagte, verschwand es irgendwann. Kaiba wurde ungeduldig. Eigentlich hatte er fest damit gerechnet, dass Yuugi sauer werden würde oder ihn einmal mehr zurechtweisen würde, wie wichtig es war, auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Wortlos griff Yuugi nach seiner Umhängetasche, warf sich diese über die Schulter und drehte sich um. Kaiba hätte gern innerlich gejubelt, da er gerne glauben wollte, dass Yuugi seine Herausforderung und somit ihr Duell verloren hatte, doch irgendetwas sagte ihm, dass nicht Yuugi sondern er verloren hatte. Er warf ihm einen abwartenden Blick hinterher und hoffte darauf, dass Yuugi noch irgendetwas sagen würde. Kurz vor der Bürotür, hielt der Bunthaarige inne und atmete tief ein, legte seine Hand auf den Griff und öffnete die Tür einen Spalt breit. „Überarbeite dich nicht, Kaiba-kun. Bis nächste Woche.“ Seine Worten waren klar und gefasst. Ohne auch nur auf Kaibas Provokation einzugehen, schloss er die Tür hinter sich und verließ das Firmengelände. Yuugi fragte sich, ob er etwas hätte sagen sollen. Hätte er Kaiba ins Gesicht sagen sollen, dass seine gemeinen Kommentare zu weit gegangen waren? Oder war es besser ihm die kalte Schulter zu zeigen? Das einzige, das er bemerkt hatte, war, dass der Brünette enttäuscht zu sein schien. Sein triumphales Grinsen war verflogen. In Yuugis Innerem brodelte unbändige Wut. Er wollte ihn anschreien und Dinge umwerfen. Aber er wusste, dass es nichts ändern würde. Was brachte es ihm etwas zu zerstören, nur um dann Kaibas Zorn noch weiter zu entfachen? Nichts. Mit gesenktem Blick lief er die Straßen entlang in Richtung des Kame Game Shops. Vor dem Laden saß ein Mann. Diese blonde Mähne hätte er immer und überall erkannt. „Katsuya!“, rief er fröhlich und beschleunigte seinen Schritt, kam diesem zügig näher. „Jo!“, kam es vom Blonden, der lässig eine seiner Hände aus der Hosentasche zog und ihm mit einem breiten Grinsen zuwinkte. Es war Freitag Nachmittag und es war äußerst ungewöhnlich, dass Jounouchi zu dieser Zeit bereits Feierabend hatte. Dadurch dass er im Duel Café arbeitete, hatte der Blonde unterschiedliche Schichten. Mal musste er morgens arbeiten gehen, mal nachmittags bis zum Abend hin oder ein paar Stunden in der Nacht, um an der Bar auszuhelfen. Seine Arbeitszeiten waren unregelmäßig und sie sahen sich nicht so oft, wie sie gerne wollten, trotzdem war die Bindung zwischen ihnen kein bisschen verblasst. „Du hast schon Feierabend?“, wollte Yuugi wissen und blieb vor ihm stehen. „Hab heute frei bekommen und wollte nach dir sehen, aber du warst nicht da. Jii-chan sagte zwar, ich solle nach Hause gehen, aber ich wollte lieber warten.“ „Du hättest wirklich nicht warten müssen...“ Und schon hatte er wieder ein schlechtes Gewissen. „Quatsch!“, lachte der Blonde und legte einen Arm um Yuugi, zog diesen näher zu sich und alberte mit ihm herum. Jounouchi konnte es nicht leiden, wenn Yuugi sich selbst für etwas die Schuld gab, vor allem dann nicht, wenn dieser gar nichts mit der Sache zu tun hatte. Es war seine freie Entscheidung gewesen, hier zu warten und er bereute nicht, hier minutenlang gestanden zu haben. Das Wetter war schön und die Luft angenehm. Frische Luft tat ihm gut und lenkte ihn vom Stress auf der Arbeit ab. Obwohl Jounouchi nur als Teilzeit arbeitete, hatte er das Gefühl beinahe jede Minute seines Lebens in dem Café zu verbringen. Er vermisste die Zeit, als er einfach spontan zu Yuugi gehen und mit ihm abhängen konnte. Einfach mal wieder in die Spielhalle stapfen und die neuesten Arcadegames ausprobieren und vielleicht sogar einen neuen Rekord aufstellen, darauf hatte er am meisten Lust. Yuugi klopfte ihn auf den Arm, um zu zeigen, dass er ihn loslassen sollte, was Jounouchi natürlich tat. Immer noch grinste er. Er war froh, endlich wieder etwas Zeit gefunden zu haben. Yuugi grummelte leise vor sich hin und richtete seine Frisur. Jedes Mal, wenn Jounouchi ihn ungefragt in die Mangel nahm, war sein perfekter Style zerstört und mit Mühe und Not musste er seine blonden Ponysträhnen wieder gerade rücken. Dabei wusste Jounouchi doch, dass er das nicht ausstehen konnte! Nicht, dass es Yuugi wirklich gestört hätte... er konnte ihm einfach nicht böse sein. „Stimmt etwas nicht, Yuugi?“ Er spürte instinktiv, dass Yuugi frustriert war und unnatürlich ruhig. Yuugi war es immer sofort anzusehen, wenn ihm etwas auf der Seele lag. Gemeinsam betraten sie den Spielladen. Der Besitzer des Ladens saß am Tresen und las Zeitung. Für einen kurzen Augenblick hob er den Kopf, in der Hoffnung, dass Kunden den Laden betreten hatten. Rasch senkte er den Blick, als er feststellte, dass es sich bei seinem Besuch nicht um Kunden handelte, sondern um seinen Enkel und den Blonden. Er grüßte sie flüchtig und konzentrierte sich weiter auf den Artikel, den er bis eben gelesen hatte. „Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?“, fragte Yuugi, während er seine Jacke achtlos auf sein Bett warf und zu seiner Kommode ging, wo er einige Schubladen durchwühlte und sich letztendlich für eine bequeme Stoffhose entschied. Dass Jounouchi im Raum war, störte ihn nicht sonderlich. Er hatte nicht vor, seine besten Klamotten zu Hause versehentlich dreckig zu machen, also streifte er sie ab und zog sich etwas Bequemes an. Jounouchi ließ sich aufs Bett fallen, dass er Yuugis Lederjacke dabei zerknitterte, interessierte ihn nicht. „Weil du seit fast eine Woche bei Kaiba bist und kein einziges Wort über ihn verloren hast. Also gehe ich davon aus, dass dieser Mistkerl dir irgendetwas angetan hat...“ Jounouchi war wieder Drauf und Dran sich selbst in Rage zu reden. Yuugi sah über seine Schulter hinweg zu dem Blonden, zog sich schnell sein Top über und machte es sich neben dem Blonden bequem und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. Sein Körper entspannte sich sofort und er fühlte, wie gut es ihm tat, sich endlich hinzulegen und sich einfach nur zu strecken. Heute war er ziemlich viel hin und hergelaufen und seine Beine und sein Rücken schmerzten, da er es nicht gewohnt war, sich so viel zu bewegen. Im Moment war er nichts weiter als ein Laufbursche und die meisten Aufgaben, die Kaiba ihn übergab, waren Dinge, die man problemlos einen Anfänger in die Hand drücken konnte. Akten sortieren. Rechnungen kontrollieren. Zwischen den Abteilungen herumlaufen und Rundschreiben und Anweisungen übergeben. Es war nicht so, dass die Arbeit langweilig war, aber er hatte mehr damit gerechnet, dass Kaiba und er Spherium in nächster Zeit in Angriff nehmen würden. Stattdessen hetzte Kaiba in erbarmungslos hin und her und wollte ihn zu einem formidablen Geschäftsmann formen. Yuugi murrte nur und streckte die Arme von sich, ließ sie einen Moment in der Luft, ehe er sie links und rechts von sich fallen ließ. Jounouchi keuchte auf, als Yuugis rechter Arm ihn direkt in der Bauchgegend traf. Rasch richtete er sich auf. „Kaiba-kun ist so anstrengend. Ich werde noch verrückt wegen ihm...“, nuschelte Yuugi und drehte sich nun auf den Bauch, drückte seinen Kopf in die Bettdecke und gab undefinierbare Laute von sich. Er konnte durchaus verstehen, warum Kaiba der Ansicht war, dass er noch nicht bereit dazu war, seine eigene Abteilung zu leiten und er war bereit, für seinen Traum wie ein blutiger Anfänger behandelt zu werden, doch Kaiba war so rechthaberisch und rücksichtslos, dass er mehr als nur einmal über dessen Verhalten grummelte und sich immer wieder davon abhalten musste, diesen auszuschimpfen oder wortlos den Raum zu verlassen. Diese Zusammenarbeit kostete ihn weitaus mehr Beherrschung als er zu Anfang gedacht hatte. „Dieser verdammte...!“, rief der Blonde aus, stand nun kerzengerade vor dem Bett und krempelte sich die Ärmel hoch. „Den mache ich platt! Mal sehen, ob er immer noch eine große Fresse hat, wenn ich ihm die Zähne ausschlage!“ „Gewalt ist keine Lösung!“, rief Yuugi entgegen und richtete sich auf. Der Blonde zog sich Yuugis Bürostuhl zu sich und setzte sich auf diesen, verschränkte die Arme und starrte Yuugi uneinsichtig ein. Er kannte die Gesamtsituation zwar nicht, aber er träume seit acht Jahren davon, Kaiba endlich eine zu verpassen. Jedes Mal, wenn er kurz davor war, dies in die Tat umzusetzen, hielt Yuugi ihn auf und meinte nur, dass es nichts bringen würde, andere zu verletzen, da diese dadurch nur noch sturer werden würden. „Aber mir würde es dann besser gehen.“ „Mir aber nicht. Und Kaiba-kun auch nicht!“ Yuugi setzte sich nun völlig auf und setzte sich an die Bettkante. Nebenbei griff er nach seiner Lederjacke und nahm sie in die Hand, faltete sie zusammen und legte sie an den Kopf des Bettes. Ein langer Seufzer entwich seiner Kehle. „Kaiba-kun hat mir nichts angetan. Nur seine Sprüche sind echt hart. Ich weiß absolut nicht, was er denkt oder ob ich ihn nerve. Manchmal frage ich etwas und dann schaut er direkt so finster, als hätte ihm ich etwas angetan. Er mag es nicht, wenn man ihn bei seiner Arbeit unterbricht , aber ich kann mir ja schlecht alles selbst beibringen.“ „Kaiba hatte schon immer einen fiesen Gesichtsausdruck. Davon darfst du dich nicht unterkriegen lassen. Ich check' zwar nicht, warum du nun ausgerechnet mit ihm zusammenarbeitest, da es sicher noch andere Firmen gegeben hätte, die dich angenommen hätten... aber wenn du der Ansicht bist, dass das die richtige Entscheidung ist, stehe ich hinter dir.“ „Danke, Katsuya. Ich muss echt lernen, seine sarkastischen Sprüche nicht so ernst zu nehmen. Obwohl er häufig genau ins Schwarze trifft.“ „Wenn er dir 'nen Spruch drückt, sage einfach Sorry, hab dir grad nicht zugehört, dreh dich um und lass ihn stehen. Darüber ärgert er sich am meisten. Glaub mir, der Kerl kann es überhaupt nicht ab, wenn man ihn nicht wahrnimmt.“ Jounouchi grinste breit. Auch wenn er es ungern zugab, er verstand diesen eingebildeten Firmenleiter besser als jeder andere. Vermutlich, weil er sehr viel Zeit damit verbracht hatte, Mittel und Wege zu finden, diesen auf die Palme zu bringen und somit dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Immerhin wollte Jounouchi, dass Kaiba endlich zugab, dass er zu den besten Duellanten gehörte und nicht irgendein No-Name war. Jounouchi hatte viele Turniere sogar gewonnen und hatte somit das Recht, auch in der Kaiba Rankinglist aufgenommen zu werden, trotzdem hatte er immer noch nur zwei Sterne und gehörte somit zum Durchschnitt. Das machte den Blonden rasend. Irgendwann würde Kaiba sein Talent und seine außerordentlichen Fähigkeiten anerkennen und somit die Bewertung ändern müssen. Jounouchi war ja wohl mindestens vier oder sogar fünf Sterne wert! Ach was! Seine Strategie war legendär. Und außerdem sah er gut aus. Der Blonde war von sich selbst überzeugt und konnte es nicht ausstehen, wenn man ihm nicht die Achtung schenkte, die ihm gebührte. Dass Kaiba nach so vielen Jahren immer noch so tat, als gäbe es ihn nicht, verletzte seinen Stolz. Aber weil Yuugi den Brünetten als Freund bezeichnete, bemühte er sich sehr darum, diesen nicht unnötig zu provozieren. Obgleich Jounouchis bloße Existenz eine Provokation für Kaiba darstellte. „Ich möchte mit ihm zusammenarbeiten und ihn noch wütender zu machen kann wohl kaum die richtige Lösung sein. Am Ende sitzen wir nur noch stumm im Büro und allein die Vorstellung ist unerträglich.“ „Schreib doch Mokuba 'ne Nachricht und frag' ihn, was er dazu sagt! Der hat doch sicher einen guten Tipp für dich, wie man mit ihm umgehen muss.“ Seine schlanken Hände griffen nach seinem Smartphone und er wischte mehrmals über die Fläche, ehe er Jounouchi die Bilder zeigte, die Mokuba ihm geschickt hatte. „Er sagt, er würde länger bleiben.“, kam es beiläufig von Yuugi. „Der lässt es sich ganz schön gut gehen. Sieht ja fast so aus, als wären das Flitterwochen und kein Kurzurlaub.“ Der Blonde pfiff als Zeichen seiner Anerkennung. Im Moment sah Yuugi keine andere Lösung, als Mokuba direkt zu fragen, wie er sich Kaiba gegenüber am besten verhalten sollte. Atem hätte seine provokanten Sprüche sicher erwidert und Kaiba gezeigt, dass er sich ihm gegenüber zurückhalten sollte. Aber Yuugi hatte nicht vor, Atem nachzuahmen, sondern wollte seine eigene Lösung finden. Als Mokuba antwortete und darauf hinwies, dass es am besten wäre, ihn zu ignorieren und ihn wie Luft zu behandeln, schluckte Yuugi hart. Er wollte Kaiba nicht so vor den Kopf stoßen. Er wollte mit ihm zusammen arbeiten und sich mit ihm anfreunden. Jounouchi und Yuugi verbrachten den Abend mit Videospielen. Wenigstens für diesen Moment konnte er Kaiba vergessen. Spät in der Nacht verließ das Blonde das Haus und machte sich auf den Rückweg. Zu gern hätte Yuugi bis zum Morgengrauen weiter gespielt und sich von seinen Gedanken abgelenkt. In der Nacht hatte er genau wie Kaiba es vorhergesagt hatte, kaum ein Auge zugetan. Es ging ihm einfach nicht aus den Kopf. Für einen Moment war Kaiba so freundlich zu ihm gewesen und auch wenn es nur ein kurzer Augenblick war, hatte Kaiba ihn als Person wahrgenommen und ihm aufmerksam zugehört. Er hatte ihn sogar Komplimente gemacht. Kaiba interessierte sich für Spherium. Er hatte mit Begeisterung auf die Skizze geblickt und sogar leicht gelächelt. Sein Blick war sanft und warm. Oder war das alles nur Wunschdenken? Kaiba war kein schlechter Mensch. Und Yuugi wusste das. Er glaubte daran und weigerte sich, in diesem Mann nur ein herzloses Monster zu sehen und ihn als gefühlskalt abzustempeln, obgleich er doch so viel Menschlichkeit durchscheinen ließ. Kaiba war sogar in die Vergangenheit gereist, um Atem wiederzusehen, also bedeuteten ihm die Bindungen zu Menschen etwas. Da stellte sich nur die Frage, wie Kaiba über Yuugi dachte. Er hatte ihn als Rivalen anerkannt, doch seit sie mehr Zeit miteinander verbrachten, hatte auch Yuugi mehr und mehr das Gefühl, dass Kaibas Ego ihn zu verändern drohte. Vor allem die Art, wie er Kaiba sah. Und wie dieser ihn sah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)