Mr. Svensson von Coventina ================================================================================ Kapitel 21: Fünfzehnter Teil ---------------------------- Weiß zu gebieten, nicht um Gunst zu werben. Fern sei es, dass wir Volk wie dieses da Mit unterwürf'gen Bitten ehren sollten. Nein, lieber neige sich mein Haupt zum Block, Eh' diese Knie vor irgendwem sich beugen. - Shakespeare, König Heinrich VI. Wenn er könnte, würde er mir direkt hier die Nase blutig schlagen, mindestens. Doch er kann nicht. Nicht nur, weil wir uns noch immer im Gerichtssaal befinden und unweit von uns bewaffnete Beamte stehen, sondern auch, weil er seinen Aktenkoffer in der rechten Hand hält und ihn erst abstellen oder fallen lassen müsste. Für einen Moment sieht es auch so aus, als würde genau das geschehen, doch schließlich schüttelt er nur den Kopf und wendet sich ab, verlässt schnellen Schrittes den Saal und dreht sich nicht mehr um. „Ihr werdet in diesem Leben keine Freunde mehr, schätze ich“, stellt Owen treffend fest und beginnt nun selbst, seine Dokumente zusammen zu sammeln. „Na dann mal los. Lasst uns eure Sachen abholen und dann nichts wie ab nach Hause.“ Alexander hat sich wieder gefasst und kämpft sich langsam und mühsam auf die Füße. „Gott ich brauche einen Drink“, brummt er mehr zu sich selbst als zu mir, doch ich kann ihm da nur beipflichten. Owen hat seine Tasche fertig gepackt und bedeutet uns, ihm zu folgen, was mich für einen Moment irritiert inne halten lässt. Suchend gleitet mein Blick durch den Saal, ich suche die Beamten, die uns normalerweise hinaus geleiten. Es dauert einen Herzschlag, bis ich begreife, dass sie nicht mehr da sind. Alexander scheint es genauso zu gehen und als sich unsere Blicke begegnen zuckt ein leichtes Lächeln über sein Gesicht, ehe wir uns beeilen, Owen zu folgen. Draußen vor dem Saal erwartet uns Dick. Er breitet die Arme aus, wie ein Hirte, der lange verloren gegangene Schäfchen wieder in Empfang nimmt. „Hey Jungs. Man tut das gut euch zu sehen.“ Man tut das gut, deine Investition wieder auf freiem Fuß zu sehen... Er zieht den noch etwas benommenen Alexander in seine Arme und tätschelt ihm väterlich den Rücken, ehe ich an der Reihe bin und er mich ebenfalls an seine beleibte Brust zieht. Er ist einen guten Kopf kleiner als ich und presst sein Gesicht daher mehr gegen meine Brust als meine Schulter. Rasierwasserduft steigt mir in die Nase und wirft mich um Monate zurück. Ich bin sicher, dass mein Lächeln ziemlich verkrampft wirkt, doch Dick bemerkt es nicht oder ignoriert es gekonnt. „Tut mir wirklich leid, dass das mit diesen Videos erst jetzt rausgekommen ist. Wenn ihr euch wenigstens noch dran erinnert hättet, wir ihr reingekommen seid… dann hätten wir wenigstens überall nach Hinweisen suchen können. Aber an diese verdammte Drohne haben wir einfach nicht mehr gedacht.“ Ja.. wären wir doch nur früher vor dir auf die Knie gegangen Dick, um dir den Schwanz zu lutschen, dann wäre dein Gedächtnis sicher nicht so schlecht gewesen. Ich würde ihm so gern an die Gurgel gehen, doch ich bin noch immer viel zu paralysiert von den Ereignissen, die auf uns einprasseln. Owen bemerkt, dass Dick es gerade ein wenig zu weit treibt. Er reibt uns immerhin gerade unter die Nase, dass es unsere eigene Schuld ist, dass wir so lange im Gefängnis gesessen haben. Wenn wir sein Angebot schon früher angenommen hätten, dann wären wir vermutlich längst wieder „frei“. So „frei“, wie Dicks Knebelvertrag und die Ketten, die er uns mit diesen netten Videos angelegt hat, eben sein kann. „Besser spät als nie“, schaltet sich unser Anwalt daher ein, schüttelt Dick die Hand und bringt damit ein wenig Abstand zwischen uns. „Wir sind Ihnen auf jeden Fall sehr dankbar Mr. Kovacs. Ohne Sie wäre das Verfahren sicher anders ausgegangen. Außerdem wollte ich Ihnen auch noch Mal für das großzügige Urlaubsangebot danken.“ Jetzt ist es an Dick, die Augenbrauen etwas irritiert zusammen zu ziehen, doch Owen fährt einfach fort. „Meine Mandanten können die drei Wochen Ruhepause gut gebrauchen, um sich von den Strapazen der Haft zu erholen.“ Dicks Mundwinkel zuckt, doch er sagt nichts, nickt stattdessen nur. „Natürlich, natürlich. Wir wollen ja, dass die Jungs wieder ganz mit dem Kopf bei der Sache sind, nicht wahr?“ Er klopft Alexander nochmal auf die Schulter, dann schaut er demonstrativ auf seine Uhr. „Meine Herren, es tut mir leid, ich würde gern noch etwas plaudern, aber die Geschäfte wollen nicht warten. Noch Mal herzlichen Glückwunsch Mr. Mellard. Alex, Arn, ich freue mich, euch bald wieder in der Firma zu sehen. Wenn ihr etwas braucht, lasst es mich wissen. Ich bin sicher, eine Nacht im heimischen Bett wird Wunder wirken.“ Er kann ein Zwinkern nicht unterdrücken und mir wird ein klein wenig schlecht. Ich will mir gar nicht vorstellen, was sich Dick unter „eine Nacht im heimischen Bett“ vorstellt. Zum Glück führt er das nicht weiter aus, sondern dreht sich um und eilt beschwingten Schrittes den Gang hinunter. Owen sieht ihm kopfschüttelnd nach und ich kann ein leises Schnauben nicht unterdrücken. „Das mit dem Urlaub passt ihm gar nicht. War nicht geplant, hm?“ Owen schüttelt den Kopf und zuckt die Schultern. „Nein. Aber wenn er klug ist, wird er sich darüber nicht beschweren. Nach dieser langen Zeit ist es nicht einfach, wieder zum Tagesgeschäft überzugehen, das weiß ich. Ihr braucht beide Zeit, um wieder in die Spur zu kommen und die soll er euch auch verdammt noch Mal geben.“ Es sieht so aus, als würde er noch mehr sagen wollen, doch er tut es nicht. Vermutlich ist es besser so. Man weiß ja nie, wer gerade noch zuhört. Wir verlassen das Gebäude dieses Mal durch die Vordertür. Normalerweise halten die Streifenwagen an einem Seiteneingang, durch den man direkt in den Saal gebracht wird. Mein Herz schlägt schneller, als ich ins Sonnenlicht trete, das die große Freitreppe flutet und einen tiefen Atemzug nehme. Trotzdem bröckelt die Anspannung nur langsam von mir ab und macht nicht etwa der Euphorie Platz, sondern eher der Angst und der düsteren Vorahnung, was in den nächsten Tagen auf mich zukommen wird. Dinge, die ich im Gefängnis weit weg schieben konnte. So seltsam es klingen mag: Ich habe diesen Moment herbei gesehnt, an dem ich endlich den Gerichtssaal als freier Mann verlassen kann, doch jetzt wo es soweit ist, merke ich, dass ich kein bisschen darauf vorbereitet bin. „Ich rufe uns ein Taxi. Dann fahre ich erst dich zurück Arn, dann Alex.“ „Zurück..?“ fragt Alexander, noch immer etwas benommen. Owen nickt. „Ja, zurück ins Gefängnis. Eure Sachen abholen und die Papiere abgeben.“ Es hat etwas seltsam tröstliches, wieder auf den Parkplatz der Vollzugsanstalt zu fahren. So, als wäre in den letzten Stunden nicht alles vollkommen durcheinander gewirbelt worden. Irgendwie bin ich mir plötzlich gar nicht so sicher, ob ich schon bereit bin für das Leben „da draußen“, dabei habe ich diesen Tag kaum erwarten können. „Ich bleibe im Wagen“, lässt Alexander verlauten, der sonst nicht besonders viel geredet hat. „Ich rufe dich an, sobald ich zu Hause bin, okay?“ Etwas an diesen Worten und seinem Blick will mir etwas sagen, das spüre ich. Doch ich bin gerade zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um es zu verstehen, daher bestätige ich seine Worte nur mit einem „Okay“ und einem Kopfnicken, ehe ich den Wagen mit Owen verlasse. Am Eingang müssen wir kurz warten, dann werden wir in ein Büro gebeten, um alle notwendigen Unterlagen zu unterschreiben. Alles fühlt sich wie ein weit entfernter Traum an. Irgendwie unwirklich. So, als würde ich hier gerade den Kaufvertrag für ein Sofa unterschreiben und nicht meine Entlassung aus der Haft. Ein Beamter kommt kurze Zeit später und holt mich ab. Er führt mich durch den Zellentrakt, ist ausgesucht höflich und sperrt schließlich die Zelle auf, in der ich die letzten Wochen und Monate zugebracht habe. Sie ist leer, von Alexej weit und breit nichts zu sehen. Das Radio steht verweist an der Ablage am Kopfende seines Bettes, die Kappe die er manchmal auf dem glatt rasierten Schädel trägt, baumelt träge an der Leiter zum oberen Bett. Die Zelle riecht nach seinem Aftershave. Ich kann nichts gegen das seltsame Gefühl von Sicherheit und „nach Hause kommen“ tun, das mich hier auf diesen knapp 12 Quadratmetern erfasst. Hinter mir räuspert sich der Beamte, weil ich mich noch immer nicht bewegt habe. Ich drehe mich um und sehe in ein etwas betretenes Gesicht. Offenbar zeigt mein Gesicht und meine Haltung mehr von meiner inneren Zerrissenheit, als mir lieb ist. „Müssen sie warten, bis ich gepackt habe?“ Meine Frage scheint ihn zu irritieren. „Ähm.. ich kann die Tür nicht so offen lassen“, antwortet er vage. Ich bin ziemlich sicher, dass er mich gern allein lassen würde, weil er mit der Situation etwas überfordert ist, aber jetzt, da ich ja offenbar freigesprochen und unschuldig bin, ist es ihm wichtig, sich ans Protokoll zu halten. Amüsant, wenn man bedenkt, wie weit dieses Protokoll die letzten Monate ausgelegt worden ist. „Dann schließen sie die Tür. Lassen sie mir einfach fünfzehn bis zwanzig Minuten, dann können sie mich wieder abholen.“ Der Vorschlag lässt ihn offensichtlich an meiner geistigen Gesundheit zweifeln. Letztlich kann ich mir selbst auch kaum glauben, denn ich lasse mich hier gerade ja freiwillig noch mal einsperren, wenn auch nur für zwanzig Minuten. Ich muss wirklich verrückt sein! Der Blick meines Gegenübers gleitet den Gang hinauf und hinunter, doch es ist offenbar kein Kollege da, den er um Rat fragen kann. Noch vor zwei Tagen hätte man mir mit harschen Worten zu verstehen gegeben, dass ich gefälligst meinen Scheiß zusammenräumen und mich verpissen soll, jetzt werde ich auf einmal behandelt wie ein rohes Ei. Während der uniformierte junge Mann noch überlegt, was er tun soll, habe ich mich bereits abgewandt. Während ich meine Tasche vom Schrank ziehe, fällt schließlich die Tür hinter mir ins Schloss. Mir war nicht bewusst, dass ich die Luft angehalten habe, doch jetzt stoße ich sie in einem langen Seufzen aus. Die Anspannung, die ich draußen empfunden habe, fällt ausgerechnet jetzt wie ein Schleier von mir ab. Ich fahre mir durchs Gesicht und durch die Haare, lockere die Krawatte und öffne die obersten Knöpfe meines Hemdes. Reiß dich zusammen Arn.. Entschlossen werfe ich die geöffnete Tasche auf den Boden und zerre die wenigen Klamotten heraus, die ich mit hier her gebracht habe. Wirklich viel ist es nicht, zumal der Overall vom Gefängnis gestellt wird, und man außer den Shirts und Shorts darunter sowieso nichts trägt. Ich habe noch ein paar Jacken und zwei Pullover, außerdem meine Sportsachen und ein paar Hygieneartikel, die ich jetzt ebenfalls in die Tasche feuere. Nach dem ich im Schrank nichts mehr finde, wende ich mich dem Bett zu. Oben auf dem schmalen Brett, das mir als Ablage für meine persönlichen Gegenstände dient, liegt noch immer Shackletons „South“. Ich kann gut und gerne auf die paar Unterhosen, Shirts und Hemden verzichten, doch ohne dieses Buch verlasse ich das Gefängnis ganz sicher nicht. Als ich mein Bett jedoch erklommen habe, ist die Ablage bis auf ein paar Zeitschriften leer. Unwillkürlich rutscht mir das Herz in die Hose. Ich springe wieder vom Bett und sehe mich im Raum um, doch besonders viel zu entdecken gibt es nicht. Vor dem Bett stehend hebe ich die Matratze an, um sicher zu stellen, dass es nicht darunter gerutscht ist, als ich heute Morgen das Bett gemacht habe, doch auch da ist keine Spur von dem Buch. Tisch und Stühle sind ebenfalls leer. Ich habe das Gefühl, dass sich eine kalte Hand um meine Kehle legt und mir langsam aber sicher die Luft abdrückt. Wieder reiße ich den Schrank auf, checke noch einmal die Ablagen, in denen ich meine Kleidung untergebracht habe, doch da ist nichts. Verdammt! Entschlossen packe ich den ersten Stapel von Alexejs Klamotten und zerre ihn aus dem Schrank, werfe das Zeug achtlos auf den Boden und fange an, mich auf diese Weise durch den kompletten Schrank zu wühlen. „Suchst du das hier?“ Die Stimme, so nah hinter mir, lässt mich mit einem Aufschrei hoch und gleichzeitig herum fahren. In dem Raum, der jetzt mehr einem Schlachtfeld gleicht, steht Alexej in der Tür. Ich habe nicht gehört, dass man sie geöffnet hat und ich habe auch nicht mitbekommen, dass man sie hinter Alexej wieder geschlossen hat. Noch verwunderlicher ist, dass wer auch immer den Russen gebracht hat, keinen Ton zum Zustand der Zelle hat verlauten lassen. In der linken Hand hält Alexej lässig das Buch, nach dem ich gerade die komplette Zelle durchforstet habe. „Woher…?“ frage ich, noch immer damit beschäftigt den Adrenalinschock zu verdauen. Alexej stößt sich von der Tür ab und wirft mir das Buch mit einer lockeren Handbewegung zu. Ich fange es auf und umfasse es fest mit beiden Händen, so als könne er es mir gleich wieder wegnehmen. „Ich habe einen Grund gebraucht“, erklärt er lapidar und begutachtet seine Kleidungsstücke auf dem Boden. „Einen Grund?“ Meine Stimme klingt erstaunlich scharf, doch der Tonfall beeindruckt Alexej nicht besonders. „Ja, einen Grund. Die hatten nicht vor, mich in die Zelle zurück zu bringen, so lange du hier drin bist, um zu packen. Ich habe meine Möglichkeiten, aber wenn schon ein Wachmann den Kopf dafür hinhalten soll, dass wir beide doch noch mal zusammen hier drin gelandet sind, dann will er wenigstens einen Grund dafür nennen können.“ Ich runzele die Stirn und Alexej zuckt die Schultern. „Ich konnte ihm schlecht sagen, dass er mich zurückbringen soll, um mir die Chance zu geben, zu beenden was ich angefangen habe.“ Irgendwie ist es in der Zelle gerade ein paar Grad wärmer geworden. Ich bücke mich nach meiner Tasche, schiebe das Buch hinein und schließe sie dann, werfe sie auf den Stuhl, der unweit von mir entfernt steht. Als ich mich wieder aufrichte, lehnt Alexej eine Armeslänge entfernt am Rahmen des Bettes und beobachtet mich. Verdammt dieser Blick… „Sieh‘ mich nicht so an.“ Es klingt beinahe noch gequälter, als es sich anfühlt. Jetzt lächelt dieser verdammte Kerl auch noch. Um nicht ganz so verloren hier herum zu stehen, beuge ich mich erneut nach unten, und klaube die Klamotten zusammen, die in Reichweite liegen. Weil ich Alexejs Blick ausweichen will, drehe ich mich zum Schrank um und falte seine Klamotten halbwegs ordentlich zusammen, schiebe sie wieder in das Fach. Natürlich war es eine dumme Idee, ihm den Rücken zuzudrehen. Ich spüre, wie er von hinten an mich heran tritt, spüre seinen warmen Atem im Nacken. Eine Hand schiebt sich seitlich an mir vorbei ins Regal und legt dort einen zusammengeklaubten Haufen Shorts ab. Die andere legt sich an meine Hüfte, während mich Alexej nach vorn gegen den Schrank schiebt. Ich schließe die Augen und versuche erst gar nicht, mir einzureden, dass ich nicht genau hierauf gehofft habe. „Komm schon, findest du nicht ich habe für meinen Auftritt heute Morgen eine Belohnung verdient? Andererseits war allein sein Gesichtsausdruck schon Gold wert“, sinniert Alexej grinsend. „Er war stinksauer, dass du aus der Reihe getanzt bist. Auch wenn ich zugegebenermaßen noch immer nicht verstehe wieso. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jetzt noch willens ist, dir einen Entlassungsbescheid auszustellen.“ Ich kann förmlich hören, wie Alexej den Mund verzieht und abwinkt. „Ich brauche Mr. Blowjob nicht, um hier raus zu kommen. Sicher sitzt er gerade irgendwo, einsam und allein in seinem Büro und denkt über den Prozess nach.“ Alexejs Stimme kommt näher an mein Ohr. Die Hand an meiner Hüfte wandert nach vorn. Mit der zweiten stützt sich Alexej noch immer am Schrank ab und hält mich damit auch vor sich fest. Warme Finger streichen über meinen Bauch, dann zu meinem Gürtel. Ich wehre mich nicht, als er ihn viel zu geschickt öffnet, den Reißverschluss nach unten zieht und die Hand in meine Shorts schiebt. Es dauert nicht lang, bis Alexejs geschickte Finger mein bestes Stück zum Leben erwecken und ich die Hüfte gierig gegen seine Hand stoße.   Seien wir ehrlich Arn: Du hast gehofft, dass das oder etwas Ähnliches passiert. Noch einmal genießen, was ich vermutlich nie wieder haben werde. Alexejs zweiter Arm schlingt sich jetzt fest um meinen Oberkörper. „Muss ein scharfer Anblick sein“, raunt er dunkel an meinem Ohrläppchen. Sein Daumen kreist neckend über meine Eichel, was mich zu einem heiseren Seufzen verleitet. „Wie er vor dir kniet, mit diesen tiefblauen Augen…“ Er macht es absichtlich, aber es ist mir gleich. Mein Kopf sackt nach vorn, gegen meinen Arm, mit dem ich mich am Schrank abstütze. Vor meinem geistigen Auge taucht Starrick auf, kniend auf dem nackten Boden. Seine Lippen sind bereits geschwollen und gerötet, doch er hört nicht auf, gierig an meinem Schwanz zu saugen. Meine Finger verkrallen sich in sein Haar, ziehen ihn tiefer. „Ich wette, er lässt sich auch hervorragend ficken…“ Ein anderes Bild: Der Verhörraum im Knast, Starrick vornüber gebeugt über dem Tisch, nackt. Sein perfekt bemuskelter Arsch streckt sich mir einladend entgegen. Ich erobere seinen Körper quälend langsam, genieße das Spiel seiner Rückenmuskulatur, das sich mir bietet und seine gequälte Stimme. Sie klingt nur Dumpf zu mir auf, denn auf der anderen Seite des Tisches steht Alexej, die Hand in Nathans Haar vergraben, und gibt seinen Lippen eine andere Aufgabe als Reden. Was tun wir hier..? Alexej reibt sich an mir. Ich spüre seine Erektion durch meine Hose und seinen Overall. Zu viel Stoff und gleichermaßen nicht genug Stoff zwischen uns. Die Hand des Russen an meinem Schwanz wird schneller, mein Denken verschwindet wieder irgendwo in den Bildern, die Alexej mir so bewusst ins Hirn pflanzt. Sie vermischen sich mit niederen Gelüsten, den Erinnerungen an Sex mit Logan und der überaus unrealistischen Welt der Pornos. Bilder durchzucken meinen Kopf: Spermaspuren auf Nathans Lippen, nach dem Alexej gekommen ist. Starrick erschöpft über der Tischplatte lehnend, nach Erlösung bettelnd. Sein Stöhnen, als ich ihm hart gebe, wonach er verlangt. Wie unglaublich angespannt ich bin, zeigt sich, als ich schon nach kurzer Zeit in Alexejs Hand komme. Der Druck, der sich seit dem Morgen in meiner Brust aufgebaut hat, verschwindet zumindest für den Moment mit einem sehr befreienden Orgasmus. Ich unterdrücke mein Stöhnen nicht und es vermischt sich mit Alexejs Gelächter. Ja.. nicht meine beste Leistung, das gebe ich gern zu. Aber in Anbetracht der Umstände noch immer eine Leistung. Langsam löst sich die Hand des Russen aus der Shorts. Das meiste Sperma hat er aufgefangen und wenn ich bald ohnehin zu Hause bin, kann ich duschen. Alexej wischt die Hand an einer seiner Shorts sauber, dann drückt sich sein Kinn wieder in meine Schulter. Das Lachen ist verstummt, stattdessen klingt seine Stimme ernst. „Du hast eine Chance bekommen. Vergeig es nicht.“ „Das ist keine Chance, das ist Sklaverei.“ Die Bitterkeit lässt sich einfach nicht aus meiner Stimme verbannen, auch wenn sie gerade von Erschöpfung überlagert wird. „Wenn der Vertrag in fünf Jahren ausläuft, hängen diese Beweise wie ein Damoklesschwert über uns. Früher oder später bricht es uns das Genick.“ Alexej lässt den Schrank los, greift stattdessen nach oben zu meinem Hemdkragen und schließt die oberen Knöpfe, ehe er die Krawatte wieder festzieht. Erstaunlich, dass er das von hinten so zielgerichtet ohne Spiegel erledigen kann. „Dieses Selbstmitleid steht dir nicht, Златовласка. Und jetzt los, bevor ich dich noch mit einem Arschtritt nach draußen befördern muss. Ich will mein Einzelzimmer genießen.“ „Wieso…?“ Alexejs Griff erstickt meine Frage im Keim und ich halte wirklich den Mund. Dabei will ich so viel fragen. Wieso er hier ist zum Beispiel. Wieso ich noch nicht über dem Tisch liege, oder vor ihm Knie. Wieso er mich so „davonkommen“ lässt. Wieso er sich dafür entschieden hat, doch für „uns“ auszusagen. Was nun aus ihm wird. Ob ich ihn besuchen soll, ob er sich darüber freuen würde… oder ob wir wirklich ab jetzt getrennte Wege gehen. Die Vorstellung erschreckt mich und im gleichen Atemzug erschrecken mich die Gefühle, die dieser Vorstellung offenbar zu Grunde liegen. Ich bekomme keine Antwort, auch weil jetzt wieder Wachpersonal an der Tür auftaucht. Dieses Mal sind sie zu zweit, beordern Alexej mit deutlichen Worten auf dessen Bett. Der lässt sich Zeit, zupft noch einmal mein Hemd und das Jackett zurecht, dann wendet er sich der dem Bett zu und setzt sich darauf. Dass man den nur langsam abflauenden Ständer in seinem Overall überdeutlich sieht, stört ihn – mal wieder – kein bisschen. Während die Wachmänner aufschließen, klaube ich Alexejs Klamotten vom Boden auf und lege sie zumindest halbwegs ordentlich wieder in den Schrank, ehe ich meine Tasche greife und mich der Tür zuwende. Alexej hebt die Hand zu einem letzten Gruß. „Machs gut Svensson“, flötet er in jenem fröhlich unbeteiligten Ton, den er hier sonst an den Tag legt. „Machs gut Alexej..“, erwidere ich. „Du weißt, wie du mich erreichen kannst. Wenn du Hilfe brauchst…“ „Mr. Svensson, bitte, kommen sie jetzt aus der Zelle.“ Der Wachmann ist ungeduldig. Trotzdem hat er jetzt auf einmal genug Zeit, das „Mister“ vor meinem Namen noch auszusprechen. Scheinheiliges Gesindel. „Keine Sorge, Златовласка. Ich weiß, wo ich dich finde. Wir beide haben da noch eine Rechnung offen, schon vergessen?“ „Ach, haben wir das?“ Ich trete hinaus, der Wachmann zieht die Tür wieder zu. Ich grinse durch das kleine Sichtfenster. Er hat es wieder geschafft. Mich wieder aus dem Tief geholt, in das mich die Verhandlung und der plötzliche Freispruch geworfen haben. Auf der einen Seite ist er so aufmerksam und scheinbar besorgt um mich, auf der anderen weiß ich genau was passieren wird, wenn wir uns „da draußen“ begegnen. Ich weiß, zu was er fähig ist, nicht erst seit gestern Abend. Aber hey – ich habe auch mit perfider Befriedigung dabei zugesehen, wie Rawlinson ertrinkt. Ich bin nicht viel besser. „Ich bin mir nicht so sicher, ob ich mich noch genau erinnern kann… und wer weiß schon, wann du hier rauskommst…“ Alexejs dröhnendes Lachen verfolgt mich in den Gang. Ich bin noch nicht fertig mit dir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)