Perfect Girlfriend von abgemeldet (ItaDei, inc. Sidepairings) ================================================================================ Kapitel 21: Perfect Revealation ------------------------------- Deidara kam am nächsten Tag nicht zur Schule. Bei Schülern, deren Eltern im Ausland lebten, und im Großen und Ganzen als zuverlässig galten, war das nicht weiter schlimm. Es wurde eingetragen, ohne dass sich jemand wunderte – zu den Jahreszeitenwechseln gingen häufig Grippewellen um. Sasori wusste, dass er nicht krank war. Wegen irgendeiner günstigen Genzusammenstellung hatte seine robuste Gesundheit bis jetzt jede Grippewelle überstanden, sodass es unwahrscheinlich war, ein kurzes Sommergewitter hätte ihn niedergestreckt. Trotz des Umwegs nahm Sasori sich die Zeit, ihn zu besuchen. Niemand reagierte auf das Klingeln, und niemand nahm das Telefon ab. Der Rothaarige stopfte mit einiger Mühe einen Papierstapel aus Notizen, Hausaufgaben, Kopien und Arbeitsblättern in den Briefkasten und zögerte. Es wäre sehr einfach, jetzt zu gehen. Bis zu der Aufnahmeprüfung an der Universität, an der er Jura studieren wollte, war es noch eine ganze Weile, und den größten Teil des Stoffes hatte er durchgearbeitet. Kankuro hatte ihm angeboten, bei ihm vorbeizukommen. Das bedeutete das erste anregende Gespräch über Kunst seit Wochen, eine willkommene Horizonterweiterung. Außerdem hatte Kankuro anklingen lassen, dass Temari sich freuen würde, ihn zu sehen und ständig mit ihrem Bruder über ihn reden wollte. Das war quasi eine Einladung in das normale Leben, einen angenehmen, friedlichen Alltag, der nach Deidaras Meinung das wichtigste Fundament für eine wirklich allumfassende künstlerische Schöpfung war. Und mal ehrlich, es war kindisch, immer alles beim Alten belassen zu wollen. Allein der Wandel war beständig. Das Telefon klingelte ein letztes Mal, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Die aufgespielte Stimme klang viel zu fröhlich und sorglos. Es stand in der Schülerzeitung, dass er sich mit seiner Freundin überworfen hatte, allerdings ging das im momentanen Trubel ziemlich unter. Der Signalton kam, und Sasori fiel nichts ein. Die Worte 'Das wird schon wieder' fühlten sich fremd in seinem Mund an, deshalb verbannte er sie. Es gab wenig zu berichten. Das Mädchen war genauso wenig zum Unterricht erschienen, doch das wirkte unpassend zu erwähnen. Nichts wirkte passend, und das nicht nur, weil Sasori keine Erfahrung mit derartigen Stimmungen hatte. "Bis morgen." Er beendete die Aufnahme und ließ das Handy in seine Tasche gleiten. Kurzerhand fischte er das oberste Blatt aus dem Briefkasten und kritzelte seine Nummer darauf. Es war ihm völlig gleich, ob Deidara sie bereits hatte. Er würde heute zu Hause bleiben. Deidara lauschte regungslos der Stille. Der Anrufbeantworter schaltete sich mit einem zufriedenen Piepen ab und schien sich ins allgemeine Schweigen einzureihen. Selbst aus dem Vogelkäfig war nichts zu hören. Hatte er eigentlich daran gedacht, die Tür zu reparieren? In seinem Kopf hatten sich wie in einem Stausee Gedanken angesammelt, die nicht wirklich in sein Denken vordrangen. Zum Beispiel, dass er sich gerade in einem vegetativen Zustand befand, in dem sein Gehirn handelte, ohne persönliche Eindrücke oder Erinnerungen zu sammeln. Oder dass Itachis Ohrfeige nicht richtig wehgetan hatte, trotz ihrer Lautstärke. Sein rationales Denken stellte nüchtern fest, dass er in seinem aktuellen Zustand anfing, Konoha zu hassen. Er hatte sich mit allem hier arrangiert, und trotzdem sehnte er sich mit unerwarteter Heftigkeit nach seiner Heimat, nach dicken, steinernen Mauern, hinter denen man sich verbergen konnte. Eine Mischung aus Heimweh, Verzweiflung und Apathie drückte gewaltsam auf seine Brust und raubte ihm schier den Atem. Es klingelte erneut. Deidara setzte sich auf und holte tief Luft. Zwischen seinen Schläfen pochte es, vermutlich aufgrund von Dehydration. Er sollte etwas trinken. Seufzend richtete er sich auf, wartete, bis die schwarzen Punkte verblassten, und holte sich ein Glas Wasser aus der Leitung. Der Himmel draußen war blass, die ersten Sterne tauchten hier und dort auf. Er verschluckte sich beinahe, als das Klingeln sich wiederholte, diesmal wesentlich ungehaltener. Sasori? Das sah ihm nicht ähnlich. Irgendein Idiot in diesem Haus hatte Besuch und keine Lust darauf. Gedankenverloren betrachtete er über den Flur hinweg die verschlossene Tür zu seinem 'Atelier'. Was, wenn er es Itachi gezeigt hätte? Hätte das etwas geändert? Hätte er selbst dann früher begriffen, was seine linke Gehirnhälfte offenbar schon lange versuchte ihm mitzuteilen? Dass er Itachi dieses Farce eben nicht aus unwissender Hilfsbereitschaft, sondern aus banaler, aus Hoffnung geborener Selbstsucht angeboten hatte? Es wäre immerhin das perfekte Happy End geworden. Deidara konnte gerade noch verhindern, dass er sein Glas fallen ließ, als jemand sichtlich ungeduldig gegen die Wohnungstür klopfte. Hektisch stellte er es irgendwo ab und lugte durch den Türspion. Schwarzes Haar... Aber nicht Itachi. Enttäuscht machte er einen Schritt zurück und schalt sich für seinen offenbar nicht vorhandenen Stolz. Natürlich, warum sollte Itachi herkommen, nachdem er sich solche Mühe gegeben hatte, um ihn loszuwerden? Allmählich baute sich in seinem Inneren eine schwelende Wut auf. Itachi hatte nicht das Recht gehabt, ihn so zu behandeln. Er hatte es sich einfach erlaubt. Das Crescendo ärgerlichen Klopfens schwoll an. Genervt riss Deidara die Tür auf und ruckte reflexartig mit dem Kopf zur Seite, bevor die Faust seine Nase traf. Feindselig musterte er seinen ungebetenen Gast. "Was willst du, Kleiner, un?" Sasukes Brauen zuckten angesichts der unverhohlenen Abwertung. Deidara realisierte zum ersten Mal – zu seiner großen Zufriedenheit – dass er mindestens einen Kopf größer war und das gebührend ausnutzen konnte. Der Jüngere warf betont stirnrunzelnd einen Blick auf das Schild an der Tür, als wollte er sich vergewissern, dass er den Richtigen gefunden hatte. Na ja, die Abneigung beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. "Ich muss mit dir reden.", sagte er widerwillig. Seine Stimme war Itachis unähnlich, und seine Züge waren um die Augen herum nicht so streng. Er hatte etwas Jungenhaftes an sich, das vermutlich tatsächlich sehr anziehend auf Mädchen wirkte. Deidara stemmte den Ellbogen in den Türrahmen und lehnte sich an. Ein unmissverständliches Zeichen, dass dieses Gespräch nicht in die Wohnung verlegt werden würde. "Schieß los, un." Sasuke musterte ihn unbeeindruckt. Er schien sich permanent zu fragen, was seinen Bruder veranlasst hatte, diesem Kerl so etwas wie Freundschaft entgegen zu bringen. "Es geht um Itachi." "Da bin ich aber froh, un.", murmelte Deidara sarkastisch und rieb sich die Augen. "Es gibt ein Problem." Sasuke hatte entschieden, dass es einfacher und schneller war, seine Erwiderungen bloß zu übergehen. Deidara weitete übertrieben überrascht die Augen. "Oh nein... Nicht etwa die Physikhausaufgabe? In der Tat, das ist ernst, un..." "Es geht ihm nicht gut.", fuhr Sasuke ungerührt fort. Deidara schwieg für einen Moment, mehr aus grimmiger Schadenfreude als aus Anteilnahme. "Tragisch. Dafür brauchst du wohl kaum meine Hilfe, un." Er wollte die Tür schließen, allerdings kam Sasukes Reaktion fast in derselben Sekunde. Das Kind war stärker, als er es eingeschätzt hätte. Mit der Ferse blockierte er die Tür, mit beiden Händen verhinderte er, dass sie langsam zugezogen wurde und es in einem Kräftemessen endete. "Doch." Sasuke war höchstwahrscheinlich auch nicht begeistert von diesen Worten, trotzdem presste er sie hervor. Deidara schnaubte missmutig und warf sich sein Haar über die Schulter. "Was denn, hat er sich n seinem Zimmer eingeschlossen oder was, un?!" Sasuke nickte wider Erwarten, und Deidara fragte sich unwillkürlich, was es zu bedeuten hatte, dass Itachi etwas so kindisch Anmutendes tat. Er war zwar etwas seltsam gewesen mit seiner Manie, sich die Haut vom Gesicht waschen zu wollen, dennoch war Itachi der letzte, von dem man erwarten würde, dass er sich wie ein gekränkter Teenager benahm. Und anbei hatte er, Deidara, das Recht auf Kränkung viel eher. "Ruf eben den Schlüsseldienst, un." Sasuke war die Willensanstrengung, nicht wortlos Kehrt zu machen und sofort zu verschwinden, deutlich anzumerken. Es war nicht gerade fair, seine Wut auf Itachi an dessen kleinem Bruder auszulassen, doch Deidara hatte sich vorgenommen, möglichst wenig darüber nachzudenken, was seiner 'Exfreundin' gegenüber fair war und was nicht. Genannter Bruder bemühte sich, Deidara Kraft seiner Blicke klar zu machen, dass das der letzte, unnötige Anstoß gewesen war, ihn für völlig dämlich und unsensibel zu halten. "Du sollst nur kurz vorbeischauen.", erklärte er in einem Tonfall, als würde er mit einem Geistesschwachen sprechen. Was seiner Meinung nach wahrscheinlich nicht ganz aus der Luft gegriffen war. "Wieso sollte ich, un?" Sasuke ertrug seinen Spott mit bemerkenswerter, stoischer Gelassenheit. "Weil er dir allein vertraut." Ein kurzer, klarer Satz ohne überflüssige Emotionen. Sasuke drückte ihm einen Haustürschlüssel in die Hand und verließ abschiedslos das Gebäude. Deidara wog den Schlüssel in der Hand und seufzte schließlich. Dann holte er seinen Motorradhelm von der Garderobe. Seine letzte Tat als 'netter Kerl', so viel stand fest. Dank seines schlechten Orientierungssinns war es fast dunkel, als er endlich die richtige Straße in den ordentlichen, weißen Häuserblocks fand. Straßenlaternen spendeten Neonlicht, und die meisten Menschen waren bereits zu Hause, um den Freitagabend mit der Familie zu verbringen. Deidara zögerte. Sasuke war nicht hierher zurückgekehrt. Er könnte einfach den Schlüssel in den Briefkasten werfen und wieder verschwinden. Es gab Reizvolleres, als kurz vor dem Wochenende verflossenen Bekanntschaften nachzujagen. Darüber hinaus war keines der Fenster erleuchtet. Itachi schlief möglicherweise schon. Was soll's, ihm konnte nichts passieren. Wenn Itachi hm wirklich so vertraute, würde er hoffentlich nicht versuchen, die Polizei zu rufen. Wie er es erwartet hatte, bekam er keine Antwort auf sein Klingeln. Kurzentschlossen drehte er den Schlüssel um. Das Schloss klickte leise, und die Haustür schwang auf. Der Flur war leer und die Stille geradezu erdrückend. Unwillkürlich tastete Deidara nach dem Lichtschalter, legte ihn jedoch nicht um. Das Halbdunkel reichte aus, um die Treppe zu finden. Für den Fall, dass Sasuke ihm keine Märchen erzählt hatte – er machte nicht den Eindruck, allerdings war ein schlechter Sinn für Humor eine unvermeidliche Begleiterscheinung dieses Pubertätsstadiums – Itachi hatte keinen Grund, seine blöde Barrikade seinetwegen aufzulösen. Das hieß, er vergeudete hier nur Zeit. Ganz davon zu schweigen, dass er ein frustrierend geringes Maß an Stolz besaß, wenn er hier auflief. Sollte Itachi die Tür öffnen, brauchte er eine anständige Gardinenpredigt. Un. Trotz seiner Verstimmung konnte er sich nicht des Eindrucks erwehren, dass dieses mit Filzstift übermalte Türschild etwas Trauriges hatte, das ihm vorher nicht aufgefallen war. Worauf hatte er sich da bloß wieder eingelassen?! Deidara atmete tief durch und klopfte zaghaft an die Zimmertür. Kein Laut drang aus dem Inneren, und auch sonst regte sich nichts. "Itachi, un?" Er klopfte noch einmal, energischer und lauter. Nicht zu antworten war unhöflich und anbei ganz Dame. War es zu viel verlangt, kurz 'Idiot' zu sagen? Wenigstens? Immer noch keine Reaktion. Deidara beugte sich vor und linste probeweise durchs Schlüsselloch. Da gab es nicht viel zu sehen, der Schlüssel steckte. Nichts zu machen. Bei diesem letzten Satz blinkte irgendwo in seinem Unterbewusstsein ein kleines, verstaubtes Lämpchen. Das war keine neumodische Tür. Der Abstand zwischen Fußboden und unterer Kante war relativ groß. Wenn er schon mal da war, es gab einen gewissen Trick für kleine Kinder... Von einer kleinen Kommode schnappte er sich wahllos ein Stück Papier und blickte sich suchend um. Er brauchte irgendetwas Schmales, ein Stück Draht oder so... Er konnte unmöglich ein fremdes Haus danach durchwühlen. Ratlos durchwühlte er seine Hosentaschen. Zu seiner großen Überraschung fand r den kaputten Bügel des Vogelkäfigs. Hatte er das Türchen repariert, ohne sich daran zu erinnern? Er wurde langsam senil... Was das Knacken von Schlössern mit simplen Mitteln anging, war Deidara begnadet. In seiner frühen Kindheit hatten verschlossene Türen einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn ausgeübt, nicht gerade zur Freude seiner Eltern. Gut, die Marotte hatte er abgelegt. Das hieß nicht, dass ihm seine Erfahrung völlig unnütz war. Vorsichtig schob er das Papier unter der Tür durch und schob mithilfe des Bügels den Schlüssel aus dem Schloss. Dabei betete er, Itachi möge schlafen und ihm nicht gleich die Tür ins Gesicht knallen. Genau, wenn er schlief, konnte er einfach wieder gehen. Ihm fiel auf, dass sich seine Gedanken unaufhörlich um das Verlassen dieses Hauses drehten. Mit einem metallenen Klirren fiel der Schlüssel auf der anderen Seite auf das Papier. Deidara zog es zurück und warf den Schlüssel triumphierend in die Luft. Gott sei Dank, noch hatte sich nicht alles gegen ihn verschworen. Itachis Tür öffnete sich geräuschlos. Genau wie im Flur herrschte das dämmrige Licht der Straßenlaternen. Es war gerade genug, um Gegenstände grob zu identifizieren, solange seine Augen noch nicht völlig daran gewöhnt waren. War das Zimmer leer? Deidara konnte nirgendwo jemanden entdecken. Das Bett war unberührt. Neben der Tür befand sich ein Schalter, dennoch zögerte er erneut, die Lampen einzuschalten. So, wie man es bei Dokumentationen tat, um Tiere nicht mit grellen Scheinwerfern zu verstören. Natürlich war das keine Dokumentation, und es hatte nichts mit Forschung zu tun. Und das änderte nichts daran, dass er nicht wusste, in welcher Verfassung Itachi sich befand. Deidara kniff die Augen ein wenig zusammen. Seine Sicht schärfte sich allmählich. Der Raum war ordentlich aufgeräumt, in gewissem Maße so, wie man es von einem Mädchen erwartete, das lieber nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Ein paar Poster zierten die Wände, von denen Deidara sich nicht vorstellen konnte, dass Itachi sie mochte. Ihm waren Splatter, Historik und Basketball höchstwahrscheinlich lieber als Aufnahmen von Orchideen, Hundewelpen und Popstars. Obwohl er das Zimmer nie richtig gesehen hatte, machte es einen faden, aufgesetzten Eindruck. Zögerlich machte er einen Schritt vorwärts. Das Bett war gemacht, die Laken penibel straff gezogen. Eher zufällig bemerkte Deidara die zusammengekauerte Gestalt auf dem Boden des Fußendes. Itachi. Er trug keine Mädchenkleidung, sondern Jeans und T-Shirt, ganz so wie sonst. Die Knie hatte er an die Brust gezogen, seine Stirn lag auf den ineinander verflochtenen Fingern. Er war zweifellos wach, trotzdem hatte seine Haltung etwas erschreckend... Verzweifeltes. "Itachi, un?" Deidara dämpfte seine Frage zu einem Flüstern. Er war selbst erstaunt, dass ihm die Stimme wegblieb. Vorsichtig kniete er sich vor dem anderen nieder und berührte ihn an der Schulter. Sie fühlte sich kalt an und zitterte. Langsam, ganz langsam, hob Itachi den Kopf. Zuerst dachte Deidara, es wäre etwas Verschämtes dabei. Noch der Ausdruck hinter den unordentlichen, schwarzen Haarsträhnen war ein ganz anderer. Er ließ sich schwer beschreiben. Verwirrt. Stumpf. Hoffnungslos. Oder im weitesten Sinne bis in die Grundfesten verstört. Itachi war leichenblass. Seine ineinander verkrampften Finger waren mit kaltem Schweiß überzogen. Auf seinen blutleeren Lippen waren die Abdrucke seiner Zähne zu erkennen, wo er daraufgebissen hatte. Deidara konnte sich zusammenreimen, dass diese Erschütterung nicht mit dem plötzlichen Ende ihrer 'Beziehung' zu tun hatte. Es war etwas von dem, was Itachi ihm verschwiegen hatte. Er selbst hatte geglaubt, es handele sich um etwas Simples, Unangenehmes, eine Teenagerflucht, eine inszenierte Entführung. Das schloss sich inzwischen aus. Diese Sache nahm ungeahnte Ausmaße an. Es war schwer festzustellen, wie genau er sich in dieser Situation verhalten sollte. Ein 'Was ist passiert?' wäre definitiv zu krass. Darüber hinaus war Deidara noch nicht besänftigt, was das Vergangene betraf. Itachi blickte ihn starr an, als fiele ihm nichts ein, was er sagen könnte. Seine Schultern bebten, und er ließ seine Stirn wortlos zurück auf die Knie sinken. Was auch immer folgen mochte, er schien ihm nichts mehr entgegenzusetzen haben. Deidara rutschte neben ihn, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, und bettete Itachis Kopf behutsam gegen seine Halsbeuge. Die Geste hatte nichts mit der spontanen Fröhlichkeitsbekundung im Kino oder der Sache im Hotelzimmer zu tun. Er hätte für Sasori dasselbe getan. Aber Sasori war es nicht, der Hilfe brauchte. Itachi zeigte nicht seine übliche Zurückhaltung. Vielmehr erleichtert ließ er seinen Kopf zur Seite rollen. Deidara spürte seinen stoßweisen Atem, die heiße Flüssigkeit, die den Halsausschnitt an seiner Haut festklebte. Er strich Itachi beruhigend über die Wirbelsäule und legte sein Kinn auf den zerzausten Haaransatz. Er hatte noch nie jemanden getröstet. Wenn er als Kind geweint hatte, war er auf seinem Zimmer geblieben, bis sein Trotz verflogen war, oder seine Mutter hatte mit einer Engelsgeduld auf ihn eingeredet. Nur, was sollte er Itachi schon erzählen? Er hatte keinen Schimmer, worum es überhaupt ging! Itachi weinte sehr still. Sein abgehacktes Atmen war zu hören, ab und zu verschluckte er sich und hustete. Sonst verhielt er sich disziplinierter als so mancher in seinem Alter, der in Tränen ausbrach. Ganz davon ab, dass jemand wie Itachi solche Tränenausbrüche vermutlich nicht allzu oft erlebte. Nach einer Weile ebbte der besagte Ausbruch ab. Er zitterte unverändert, und wider Erwarten wand er sich nicht aus Deidaras Griff. "Geht's wieder, un?" Zögerliches Nicken. "Willst du mit zu mir kommen, un?" Die Frage war ein reiner Impuls. Er glaubte nicht, dass Itachi in diesem Zimmer Entspannung finden würde. Die Antwort war wieder ein Nicken, diesmal ein wenig sicherer. Deidara zog seine Arme zurück und erhob sich. Er musste Sasuke zumindest eine kurze Nachricht hinterlegen, damit es zu keinen drastischen Trugschlüssen kam. Ohne Tageslicht war das Apartment ein kalter, unfreundlicher Ort. Es gab keine persönliche Note, wirkte nicht einmal bewohnt. Deidara kritzelte ein paar Worte auf die Rückseite eines abgerissenen Kalenderblatts und legte sie vor Sasukes Zimmertür. Soviel dazu. Itachi hatte sich inzwischen Schuhe angezogen und saß auf dem Bett, die Arme um sich selbst geschlungen. Sein Zittern hatte nicht aufgehört. Als Deidara den Raum betrat, stand er nicht auf. Seine Miene war leer und erschöpft. "Was ist deine Mutter für ein Mensch?" Die Frage kam völlig unerwartet. Deidara runzelte die Stirn, während er sich neben ihm niederließ und ihn ratlos betrachtete. "Meine Mutter, un?" Er rollte mit den Augen. "Sie kann furchtbar sein. Sie hält Kochen für ein Ritual, und ihr Putzfimmel ist schon nicht mehr gesund, wenn sie jeden darunter leiden lässt, ob sie ihn mag oder nicht, un..." Itachis Mundwinkel zuckten nach oben. Er starrte ihn unverwandt an. Deidara entschied, dass sie so zu nichts kamen. "Na los, raus hier, un." Kurzerhand schob er Itachi aus dem Zimmer und nach draußen. In der Hektik hatte er seinen Helm vergessen, doch solange er sich nicht dabei erwischen ließ, war es ihm und dem Rest der Welt egal. Inzwischen war es vollständig dunkel und die Straßen leer. Was genau er zu tun gedachte, wenn sie die Fahrt hinter sich hatten, wusste Deidara noch nicht. Und er überlegte auch nicht, denn da gab es andere Probleme. Mit einem knappen Wink bedeutete er Itachi, sich hinter ihn zu setzen, und ließ den Motor an. Diesmal würde er darauf verzichten müssen, auf dem Hinterrad zu fahren. Sie mochten ein paar Minuten gefahren sein, als Itachi den Kopf gegen seinen lehnte, das Ohr an seinem Hinterkopf. Deidara fragte sich, ob er eingeschlafen war. Das Zittern der Hände, die sich an seinem Torso festhielten, sprach dagegen. Es war objektiv betrachtet nicht unangenehm, obwohl Deidara nicht in der Stimmung für unsinnige 'ewig so weiterfahren'-Träumereien war. Der Augenblick endete eh, als sie vor dem großen Wohnhaus hielten. Zum Glück brannte hier ebenfalls kein Licht mehr. Deidara stellte sein Motorrad achtlos neben einer Laterne am Eingang ab und manövrierte Itachi in den Fahrstuhl. Es war dem Schwarzhaarigen anzumerken, dass er müde war und sich nicht mehr groß um die Trivialitäten des Alltags scherte. Die Wohnung war glücklicherweise halbwegs aufgeräumt. Deidara fiel nicht recht ein, was er jetzt tun sollte. Er verschob das Verhör und seine Standpauke auf den nächsten Morgen. Die Konversation war ja schon in Rohform ziemlich schwierig, und er hatte den Verdacht, dass Itachi gerade mal die Hälfte von dem verstand, was er sagte. "Hast du Hunger, un? Kopfschütteln. "Ist dir kalt, un?" Kopfnicken. "Einen Moment... un." Gar keine Reaktion. Deidara seufzte und holte seine Decke aus dem Schlafzimmer. Er war keiner von denen, die solche Sachen überall im Haus deponiert hatten. Zumal er außer Sasori fast nie Besuch hatte. Mit einem erneuten Seufzer (diesmal einem Stoßseufzer) ließ er sich neben Itachi auf die Couch fallen. So weit ganz gut, und nun? Itachi starrte teilnahmslos auf die Glasplatte des Kaffeetischchens, ohne die Decke anzurühren oder mit seiner Problematik herauszurücken. Ab und zu sanken seine Lider herab und öffneten sich ruckartig, was man wohl Sekundenschlaf nannte, dann starrte er weiter den Kaffeetisch an. Deidara war sich da so sicher, weil er wiederum Itachi anstarrte und auf etwas wartete, von dem er nicht die geringste Vorstellung hatte. Im übrigen wurde er allmählich schläfrig. Was hatte diese Frage nach seiner Mutter zu bedeuten? Ein Kriminalpsychologe hätte dafür sofort eine zu 99% zutreffende These aufgestellt, aber Deidara war nun mal keiner und er glaubte nicht, dass jemand wie Itachi große Eskapaden zu verbuchen hatte. Mit einem Mal fiel ihm ein, an wen er sich in diesem Fall definitiv wenden konnte. Morgen... "Itachi, un?" Der Angesprochene riss seine Aufmerksamkeit vom Kaffeetisch los. Na, das war schon mal ein Anfang. "Du kannst das Bett haben, okay? Die Tür da, un." Deidara drückte ihm die zusammengeknüllte Decke (er faltete sie nie zusammen) in die Hände und versuchte heldenhaft, nicht daran zu denken, dass die Couch zum Schlafen verdammt unbequem war. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Itachi aufstand, und konzentrierte sich auf die Verdrängung der Gewissheit, dass er heute Nacht kein Auge zutun würde, ganz zu schweigen von den Gliederschmerzen. Itachi blieb stehen, das chaotische Knäuel Decke vor die Brust gepresst. Sein Zittern übertrug sich auf den weichen Stoff. "Ich wäre jetzt lieber nicht allein." Deidara warf ihm einen überraschten Blick zu, den Itachi nicht auffing, weil er wieder den Kaffeetisch fixierte. Er hatte nicht verlegen geklungen, und er wurde auch nicht rot, wie es den meisten passiert wäre, die so etwas offen aussprachen. Einerseits war das eine Argumentation mit dem menschlichen Schweinehund. Denn anders als eine Couch war ein Bett geradezu dafür gemacht, darin zu schlafen (man wagt gar nicht zu behaupten, dass es der eigentliche Zweck ist). Andererseits schien Itachi wirklich ruhelos zu sein, sein ständiges Zittern wies auf eine schlechte innere Verfassung hin. Außerdem... hatten sie schon ein Mal zusammen im selben Bett geschlafen, ein zweites Mal würde also keinen Weltuntergang heraufbeschwören. Gegenargumente fanden sich hingegen keine, jedenfalls nicht für jemanden, der die ganze 'Männer machen das nicht'-Leier entgültig leid war. Das waren verklemmte Ideale einer verklemmten Gesellschaft und nicht seine Sorge. Deshalb erhob er sich ebenfalls, grinste Itachi aufmunternd an (hoffentlich hatte man ihm seine Erleichterung, der Couch entronnen zu sein, nicht allzu stark angesehen) und bedeutete ihm, sich zu bewegen. Von seinem Schlafzimmer wusste er, dass es nicht aufgeräumt war und man schon viel guten Willen brauchte, um Nichtbemerken vorzutäuschen. Itachi schaffte das mit Bravour, allerdings schien er die Unordnung tatsächlich nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er ließ sich auf das Bett plumpsen und wartete, bis die Sprungfedern unter ihm aufhörten zu wippen. Deidara fand ein normales Bett um Längen besser als ein Futon. Nur wäre die Bemerkung gerade ziemlich dämlich. Anders als beim letzten Mal im Hotel drehte Itachi ihm nicht den Rücken zu. Er legte sich hin, ohne sich umzuziehen (es machte keinen Unterschied, da er sowieso in Jenas und T-Shirt schlief) und ohne das Kissen zu benutzen. Deidara folgte ohne lange Umschweife seinem Beispiel, obwohl seine Mutter das schärfstens verurteilt hätte – sie hatte ihm Pyjamas genäht. Er entfaltete die Decke, breitete sie über Itachi und sich und wälzte sich rücklings aufs Bett. Das hatte eine erneute Erschütterung zur Folge, für die er sich murmelnd entschuldigte. Itachi stierte über Deidara hinweg auf die Vorhänge. Trotz des wenigen Lichts konnte der Blonde erkennen, wie er sich auf die Lippen biss und anscheinend nach Worten suchte. Dabei umklammerte er seine rechte Hand wie einen Talisman. "Itachi, un?" Er zuckte zusammen, als Deidara sich zu ihm drehte und ihm unbeholfen auf die Schulter klopfte. "Das... das wird schon wieder, un." Oh großartig, das half ihm sicher, besonders wenn er wissen musste, dass Deidara nicht die geringste Ahnung von dem hatte, was denn werden sollte. Itachi zeigte dennoch keine Anzeichen von höhnischer Belustigung. Er blickte Deidara durchdringend an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn tonlos. Stattdessen duckte er den Kopf unter die Decke und zog die Beine an. Deidara seufzte unglücklich und strich ihm vorsichtig über den Rücken. Itachis Finger krallten sich in seine Oberarme. Es begann wehzutun, doch Deidara ignorierte es. Behutsam drückte er Itachi an sich und wartete, bis sein Puls langsamer wurde. Schwarzes Haar kitzelte seine Kehle, und nach einer Weile verebbte endlich das Zittern. Deidara beobachtete ihn, so gut es ging, doch Itachi schien nicht plötzlich wieder aufzuwachen. Mit einem zufriedenen Gähnen zupfte er das Kissen zurecht und lauschte dem gleichmäßigen Atmen des anderen. Es war völlig klar, er sollte nicht zufrieden sein. Er sollte peinlich berührt irgendetwas anstarren und auf den Morgen warten. Allerdings fand er es recht bequem so. Zu der Zeit, als er noch jünger gewesen war und wie jeder Junge seines Alters eine Pfadfindergruppe besuchte, hatte er Dutzende Male mit Sasori auf engerem Raum geschlafen. Sasori wandte sich stets ab, weil er es nicht haben konnte, beim Schlafen überwacht zu werden. Das war okay, und Deidara hatte es ohnehin schnell vergessen. Itachi hingegen hatte er nicht vergessen, ganz im Gegenteil. Er konnte nicht beschreiben, warum das genau so war und warum er sich so besser fühlte, wenn er eigentlich wütend sein müsste. Überhaupt war seine Gefühlslage unlogisch. Er müsste sich den Kopf darüber zerbrechen, was Itachi angestellt hatte und wie er in den verschiedenen Fällen reagieren sollte. Erstaunlicherweise kümmerte es ihn nicht im geringsten. Es war ein absurdes Vertrauen, dass Itachi kein schlechter Mensch war und er ihm irgendwie helfen wollte und konnte, und sei es, ihn so lange zu beruhigen, bis er schlief. Das hatte nichts damit zu tun, dass er sich überlegen vorkam und meinte, sich in alles einmischen zu müssen. Er tat es freiwillig. Seltsam. Noch vor ein paar Stunden war er entschlossen gewesen, Itachi erst zu helfen, wenn dieser ehrlich zu ihm war. Momentan war es so oder so egal und konnte auf später verschoben werden. Deidara atmete tief ein – Itachis Haar roch noch immer ein wenig nach Kamelienöl, und auch das war nicht unangenehm – und schloss die Augen. Er hatte seine Träume über Nacht vergessen, aber sie hatten ihm gefallen. Am nächsten Morgen hatte er ohnehin keine Zeit, über etwas wie Träume nachzudenken. Das regnerische Wetter hatte sich vorerst zurückgezogen, und die Sonne stach gnadenlos durch die weißen Vorhänge. Vega und Atair trugen ihr Scherflein zum Einbruch des Morgens bei, indem sie lautstark kundtaten, wie sträflich wenig Deidara sich um sie gekümmert hatte. Itachi war davon offenbar nicht zu wecken. Deidara benötigte dennoch beträchtliche Zeit, um aus dem Bett zu kommen – und zwar, um eben diesen Zustand zu erhalten. Schließlich wälzte er sich mit übertriebener Vorsicht seitlich herunter und schob ein Kissen an seine Stelle. Itachi akzeptierte den Wechsel schweigend (was sollte er auch tun) und schmiegte seine Wange an den weichen, hellblauen Bezug. Unwillkürlich fragte sich Deidara, ob er das bei ihm genauso getan hatte. Allmählich verdächtigte er sich, aus dieser Situation einen gewissen persönlichen Nutzen zu ziehen. Egal, er musste noch Einkaufen gehen und einen Hausbesuch machen. Und das tat er besser, solange Itachi noch schlief. Sein von Natur aus blasses Gesicht sah nach wie vor gezeichnet und erschöpft aus. Der erste Blick nach draußen zeigte, dass der Sommer tatsächlich ein paar Tage zurückerobert hatte. Der Himmel war strahlend blau, und zahllose Familien nutzten das Wochenende, um Ausflüge zu unternehmen. Zum Glück war der Verkehr in der Fußgängerzone noch mäßig. Das war schon etwas Glück. Und wenn er noch mehr Glück hatte, fand er, wen er suchte. Irgendwo in dieser Gegend gab es einen alten betonierten Sportplatz... Das rhythmische Auftrumpfen eines Basketballs bestätigte seine Ahnung. Deidara zwängte sich durch das eingerostete Tor im Maschendrahtzaun und betrat den Platz. Stellenweise war der Beton von Gras und Unkraut gesprengt worden, und im Hochsommer konnte man sich ohne Schuhe die Fußsohlen verbrennen. Kein Wunder also, dass der Platz vor den meisten Menschen sicher war. "Greetings, Kisame, un!" Der Gerufene drehte sich um und grinste breit. "Sieht man dich auch mal wieder, Mr. Right?" Deidara verdrehte indigniert die Augen und setzte sich auf das Geländer. "Als wäre es eine Katastrophe, wenn ich mal einen Tag schwänze, un..." "Die Schülerzeitung hat eine daraus gemacht." Deidara schwieg unbehaglich. Das fing ja gut an. Hoffentlich gab es bis Montag wichtigere Neuigkeiten. Er beobachtete Kisame beim Körbewerfen und wartete auf den passenden Zeitpunkt. "Kann ich dich mal was fragen, un?" "Schon klar, dass du nicht aus Höflichkeit hier bist... Nur zu." Deidara zögerte kurz und fragte geradeheraus: "Kennst du Itachi Uchiha, un?" Der Basketball prallte quietschend am Rand des Korbs ab. Kisame fing den Absprung auf und fixierte Deidara gleichzeitig aus den Augenwinkeln. Fast... Misstrauisch. Kisame war nie misstrauisch, ohne dabei naiv zu sein. Die meisten Dinge waren ihm egal, aber dieses Thema schien nicht dazuzugehören. "... Ja." Mehr sagte er nicht. Die Atmosphäre spannte sich etwas. "Wann hast du das letzte Mal von ihm gehört, un?" "An dem Nachmittag, bevor er verschwunden ist." Kisame behielt den Ball in den Händen und maß ihn mit argwöhnischen Blicken. Deidara bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall. "Ach ja, und was, un?" Die Blicke wurden schärfer. "Er hat mich angerufen." "Und, un?" Einen Moment herrschte drückendes Schweigen, in dem Kisame vermutlich erwog, ob er zu viel preisgegeben hatte und ob er damit fortfahren sollte. "Nichts. Nasame hat die Leitung unterbrochen, bevor er..." Das war nicht die Art, in der ein ärgerlicher großer Bruder sprach, dessen Schwester ein wichtiges Fußballspiel in den dramatischsten Minuten abgeschaltet hatte. Es klang resigniert, und das auf eine Weise, die untermalte, dass er Itachi nicht bloß flüchtig gekannt hatte. Der Satz sollte wahrscheinlich mit '... mir erzählen konnte, was los war' enden. "Warum interessiert dich das plötzlich?" Die Frage war unvermeidlich gewesen, deshalb hatte Deidara sich eine halbwegs glaubwürdige Antwort überlegt. Und sie war nicht mal aus der Luft gegriffen. "Ich wundere mich, wie ein Schüler einfach verschwinden kann, ohne dass die Schülerzeitung oder irgendwer darüber berichtet, un." Kisame beschränkte sich auf ein Achselzucken. Offenbar hatte er es nicht für nötig gehalten, seiner Schwester von Itachis 'Abwesenheit' zu erzählen und es somit an die große Glocke zu hängen. "Wie gut kanntest du ihn, un?" "Willst du jetzt Detektiv spielen?!" Der Vorwurf war halb scherzhaft, trotzdem sprach der Wunsch daraus, die Sache auf sich beruhen zu lassen. "Ich will's bloß wissen, was ist daran so schlimm, un?!" Kisame seufzte schwer und drehte den Ball auf dem Zeigefinger. "Ja, ganz gut, okay?" Deidara überlegte, weiter zu bohren. Immerhin – es gab eine Verbindung zwischen Itachis Verschwinden und seinem früheren Leben. "Wo sind seine Eltern?" Zwar hatte Itachi behauptet, sein Vater sei tot, doch dieses Detail brauchte er Kisame nicht zu präsentieren. "Im Westblock." Bevor Deidara sein nicht gerade dezentes Verhör fortsetzen konnte, fügte der Größere brüsk hinzu: "Den Rest kannst du ihn selbst fragen, wenn das so 'interessant' für dich ist. Oder mal ein paar hübsche Bilder, das ist noch besser." Damit ließ er ihn ohne Abschiedsformel stehen. Deidara war zu verwirrt, um zu protestieren. Kisame wusste also, dass Itachi sehr wohl in Konoha war, dass er nicht mal die Schule gewechselt hatte? Ahnte er dann auch, dass er diese Sache nicht aus simplem Interesse verfolgte? Und sollte der letzte Satz ihn darauf hinweisen, dass er sich aus diesem Vorfall heraushalten sollte, weil es ihn nichts anging? Er zerbrach sich den Kopf darüber, während er die Einkäufe erledigte, und auch, als er seine Wohnung erreicht hatte, ließ es ihn nicht los. Zeit, Itachi ebenfalls ein paar nette Fragen zu stellen. Überraschenderweise war der Schwarzhaarige wach. Er wirkte noch etwas schläfrig, und sein Haar war zerzaust. Er schien sich darum nicht zu kümmern. Stattdessen betrachtete er eine Skizze auf dem Nachttisch. Deidara lugte ihm über die Schulter. Eine Skizze... von Itachi? Wann sollte er die gezeichnet haben? Etwa gestern? Nicht... wirklich, oder? Allerdings war ihm nicht mal aufgefallen, dass er die Käfigtür repariert hatte, also wäre es nicht mehr weiter verwunderlich. Er setzte sich neben Itachi auf die Matratze. Der Uchiha begrüßte ihn mit einem Nicken und legte das Papier weg. Sein Gesicht war ruhig und abgeklärt. Seine Augen waren klar und durchdringend wie sonst. Deidara räusperte sich, obwohl er zweifellos bereits Itachis Aufmerksamkeit hatte. "Itachi, un?" Er schluckte und fuhr fort: "Was... hast du getan, un?" Itachi war offensichtlich nicht erstaunt, dass er das so kurz und bündig gefragt wurde. Vielmehr schien er das erwartet zu haben. Sein Blick war in der Tat abnorm ruhig. "Ich habe jemanden getötet." Ich habe lange kein Update mehr gemacht, und ausnahmsweise sogar mit einer Begründung – ich hatte Lust, eine Sequel zu schreiben. Über den Inhalt kann ich mich noch nicht auslassen, da es zu viel über das Ende von Perfect Girlfriend verraten würde. Selbem nähern wir uns übrigens, wenn ich in den Weihnachtsferien Zeit zum Schreiben habe. Generelle Frage: Bestände Interesse an dieser Sequel mit bisher hochgeheimem Inhalt? Sie wäre natürlich nicht so lang wie dieses Werk, das – darauf bin ich einigermaßen stolz – mit dieser Seite 100-seitiges Jubiläum feiert. Und bald kommt noch das zweijährige Jubiläum dazu. Yeah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)