Transmutation von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Angelic ------------------- "Na, hast du alles mit angehört? Nette Freunde hast du da." Keine zehn Zentimeter trennten die beiden voneinander, während Matthew den Aschblonden angrinste und sein Zeigefinger über die Wange des Jungen strich, der sich an die Wand gedrückt wieder fand. "Aber leider können sie dir auch nicht helfen, schon deprimierend." Jeremy wagte es nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Er hatte alle Schwierigkeiten, sich der Tränen zu erwehren, die aufkamen. Stumm blickte er die breite Brust des Schwarzhaarigen an und rührte sich nicht. "Ach, Engelchen, jetzt sei doch nicht so. Da krieg ich ja fast ein schlechtes Gewissen." Dieses Lachen, das den Kleinen jedes Mal zusammen zucken ließ. Matthew hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, doch es hätte die gleiche Wirkung gehabt, wenn er ihn geschlagen hätte. Jeremy zuckte zusammen, sein Zittern verstärkte sich, denn er wusste, er ahnte, was jetzt kommen würde. Ruckartig wurde er herumgedreht, gegen die kalte, abweisende Wand gepresst, hörte wieder dieses leise Murmeln des Werwolfs, und spürte, wie seine Kleider schwanden. Achtlos ließ Leon seine Jacke im Flur fallen, während er ins Wohnzimmer ging. Er war verzweifelt, wütend, gereizt, am Ende mit den Nerven. "Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?" Überrascht ruckte sein Kopf hoch, er hatte ihn gar nicht bemerkt. Weder seinen Geruch, noch seine Anwesenheit überhaupt. Clay stand keine drei Meter von ihm entfernt und grinste ihn in alter Manier an. Mit ein paar Schritten, war der Schwarzhaarige bei ihm, schlang seinen Arme um ihn wie ein Ertrinkender, und drückte sich an ihn, lehnte seinen Kopf tief aufseufzend an dessen Schulter. "Hey, was ist denn los?" Der Braunhaarige spürte die Bedrücktheit des anderen und legte seine Arme zärtlich um ihn, seine Finger wanderten beruhigend über den Rücken seines Geliebten. Alles sprudelte aus Leon nur so heraus, ein regelrechter Wasserfall an Worten, und Clay lauschte ihm stumm, kraulte ihm im Nacken. Wie sagte man so schön? Der Braunhaarige war Leons Fels in der Brandung. "Hier geht ja alles drunter und drüber, wenn ich mal zwei Tage nicht da bin, wie?" Clayton zog den Schwarzhaarigen näher an sich, sodass dieser sich an ihn kuschelte und er seinen Kopf auf den des anderen legen konnte. "Sobald ich mal für ein paar Tage weg bin, wird alles chaotisch. Ich wäre gern für dich da gewesen, Liebling, das weißt du, oder?" Leon brummelte nur ein leises ´Ja´ und ließ die Augen geschlossen. Liebling? Hatte er ihn jemals schon Liebling genannt? Seit wann waren sie bei Kosenamen angekommen? Na ja...Egal, mittlerweile war sowieso alles zu spät. Er war für diesen Werwolf gefallen und jetzt gab es kein zurück mehr. Und eigentlich genoss er es ja schon, so gehalten zu werden, und wenn er dann noch, wie jetzt, liebevoll im Nacken gekrault wurde, dann ließ er sowieso jedem alles durchgehen. Leise seufzte der 18jährige. "Am besten, ich sage Kay und Alec noch, dass sie auch ab und an bei Jack reinschauen sollen, jetzt wo Jeremy nicht mehr da ist, irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, dass es Iana im Moment auch nicht so berauschend geht." Mehr als widerwillig richtete sich der Schwarzhaarige auf, hauchte seinem Geliebten noch einen Kuss auf die Lippen, und murmelte etwas, dass wie ´ich beeil mich` klang, bevor er die Wohnung verließ. "Morgen." Sanft wurde der Junge angestoßen, und leise murrte er, rollte sich weiter zusammen, er wollte noch weiterschlafen, wer kam bloß auf die hirnrissige Idee, ihn so früh am Morgen zu wecken?!? "Komm schon, Engelchen, wach auf." Engelchen? Langsam begann sich Jeremys Denken wieder einzustellen. Nur eine Person nannte ihn Engelchen. Mit einem Schlag kamen all die Erinnerungen zurück, die er im Halbschlaf noch verdrängen konnte. Erschrocken riss er die Augen auf und blickte in das lächelnde Gesicht Matthews. Verwirrt blickte er den Werwolf an, der nur weiterhin lächelte und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte. "Hast du Hunger?" Der Blonde zögerte. Was war hier los? Hatte er etwas verpasst? War die Welt plötzlich untergegangen? Träumte er noch? "Hm?" Zögerlich nickte der 17jährige, und beobachte verdutzt, wie sich der Schwarzhaarige erhob und ein Tablett mit Brötchen und allem möglichen Kram, den man zum Frühstücken brauchte, aufs Bett stellte. Er glaubte, völlig seinen Verstand zu verlieren, als der magische Werwolf Marmelade auf ein Brötchen schmierte und ihn damit fütterte. Okay, halt, stopp, Pause. Was war mit dem Matthew passiert, den er kannte? Das hier war ein völlig anderer Mensch!!! Der frühere Matthew hätte ihn schon längst einmal durchgevögelt, und sich sicher nicht darum gekümmert, ob er Hunger hatte oder nicht! Und ihn dann auch noch zu füttern... Hatte er irgendwas verpasst? Und als der Schwarzhaarige ihn dann auch noch an sich zog und ihn kichernd knuddelte, war er sich völlig sicher, dass das ein verrückter Traum sein musste. "Hast du Lust, dir ein bisschen den Garten und das Grundstück anzusehen?" Wie betäubt konnte Jeremy nur nicken. Einfach immer ja sagen, konnte ja nicht so falsch sein... Der Werwolf erhob sich und hielt dem Blonden immer noch lächelnd die Hand hin. "Komm." Unheimlich langsam ergriff der Junge diese, immer darauf gefasst, dass der andere jeden Moment sein Verhalten wieder ändern würde, und ihn wieder wie den letzten Dreck behandeln würde. "Wäre das okay für euch, ab und an mal nach Jack zu sehen? Ihr habt es ja nicht weit." Kay nickte nur stumm, starrte den Schwarzhaarigen mit prüfenden Augen an, die Hände in den Hosentaschen, mit einer Schulter an der Wand lehnend. Alec werkelte noch irgendwas in der Küche, doch auch von ihm kam ein ´ja´. "Dann hätten wir das ja geklärt, mehr wollte ich auch gar nicht." "Irgendwie riechst du in letzter Zeit auffällig oft nach Clayton...Ich meine, klar, man begegnet ihm sicher, wenn man als Wolf unterwegs ist, und legt sich auch mit ihm an, aber so oft? Und dann riecht man danach noch so intensiv nach ihm? Irgendwie seltsam, findest du nicht?" Leons Gesichtsausdruck verriet nichts von seiner Überraschung, dem Schock. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, doch zum Glück sprang Alec für ihn ein, denn er trat schleunigst aus dem Türrahmen, in dem er seit Kurzem gestanden hatte, schlang seine Arme um Kays Hals und zog ihn zu sich runter, um ihn verlangend zu küssen. Der Blonde knurrte kurz, schlang dann seine Arme besitzergreifend um den Braunhaarigen, stieß sich von der Wand ab, und erwiderte den Kuss ungehalten. Gedanklich bedankte sich der Alpha noch kurz bei Alec, der wohl der einzigste war, der es bis jetzt wusste, dann verließ er die Wohnung, um die Liebenden ja nicht zu stören. "Das war unfair...", grollte Kay und seine grauen Augen bohrten sich in Alecs braune. Sein Gegenüber zog nur stumm eine Augenbraue hoch und löste sich von dem Älteren. "Tja, wie du meinst, dann halt nicht..." Der Braunhaarige drehte sich um, wurde doch sofort wieder am Oberarm gepackt und zurückgezogen. "Schön hier geblieben. Was du angefangen hast, bringst du jetzt auch zu Ende." Alec grinste leicht und empfing den gierigen Kuss seines Liebhabers. "Iana..." Erschrocken zuckte die Rothaarige zusammen, doch trotzdem wandte sie sich nicht vom Fenster ab, drehte sich nicht zu Rion um, der jetzt hinter ihr stand. Seine starken Arme umfingen sie, pressten sie an seinen warmen Körper. "Ich liebe dich...So sehr...Du liebst mich doch auch, nicht wahr? Nicht wahr?", wisperte er fragend, fordernd. "Ja..." Warum es noch verleugnen, wenn sie es längst schon gestanden hatte? Es war zu spät, einen Rückzieher zu machen und alles wieder zurück zu nehmen. "Dann sei mit mir zusammen, weise mich nicht ab, bitte..." Der Hellbraunhaarige glaubte sich sicher, glaubte, er hätte endlich sein Ziel erreicht. "Ich kann nicht, Rion. Ich kann nicht. Nein..." Einen Moment herrschte Schweigen im Raum, er drückte sie noch fester an sich, tat ihr fast weh dabei. "Warum, warum, verdammt noch mal?", knurrte er wütend, verletzt. "Ich kann dir nicht vertrauen...Ich kann niemandem so weit vertrauen...Ich liebe dich, aber ich will mich nicht für dich verlieren, für dich aufgeben...Ich kann mich dir nicht ohne Schutz nähern, das geht einfach nicht, so versteh doch!" "Aber ich verspreche es dir, ich werde dich nie verlassen, Iana! Ich liebe dich doch!" Mit einem Ruck drehte er sie zu sich um, drängte sie gegen die Wand neben dem Fenster, kesselte sie mit seinem Körper ein, so dass sie gezwungen war, in seine Funken sprühenden, schwarzen Tiefen zu blicken. "Versprechen kann man brechen, Rion! Ich kann es einfach nicht..." "Du willst eine Garantie, aber es gibt keine! Ich kann dir keine geben, niemand kann dir eine geben, für nichts auf dieser Welt! Ich kann dir nur versprechen, dir schwören!" Zärtlich, liebevoll, nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und blickte ihn traurig an. "Versprechungen, Schwüre, das sind alles nur Worte für mich. Worte, die nichts bedeuten. Ich kann es nicht riskieren, ich will es nicht riskieren. Für niemanden...Ich bin nicht bereit, mich selbst aufzugeben, mich eigenhändig schutzlos in die Höhle des Drachen zu begeben, es geht einfach nicht!" Schmerz, Wut, Verzweiflung spiegelten sich in Rions Gesicht. Er wollte einfach nur noch schreien, alles kurz und klein schlagen, warum, warum war ihm sein Glück nicht vergönnt? Warum konnte er sie nicht haben, sie, die er mehr liebte, als alles andere auf der Welt? Sie liebte ihn doch auch! Warum konnten sie nicht einfach glücklich sein, warum? Womit hatte er das alles verdient? Was hatte er falsch gemacht? Mit einem erstickten Schrei, riss er sich los, verschwand wie zuvor. Er ertrug es einfach nicht mehr. In ihrer Nähe zu sein, und sie dennoch nicht haben zu können, war eine Qual. Tränen rannen der Rothaarigen über die Wangen. Ihre Augen waren schmerzerfüllt, sie zitterte am ganzen Körper. Wieso tat es bloß so weh? Als hätte ihr jemand das Herz heraus gerissen. Einfach so. Ihre Hände vergruben sich in ihren Haaren, Schluchzer erfüllten den Raum. Auf wackligen Beinen schleppte sie sich zu Jack ins Zimmer, fühlte dessen Puls, besah sich ihn, und beschloss, dass es keine Veränderung gab. Bebend ließ sie sich neben seinen Kopf mit dem Rücken zur Wand auf das Bett sinken, lehnte sich an die weiße Tapete, legte ihren Kopf auf die angewinkelten Knie. "Es ist schon seltsam mit uns Werwölfen.", schniefte sie. "Wir brauchen nicht zu essen, nicht zu trinken, wir brauchen uns nicht zu bewegen. Es ist, als hätten wir diese sonst so essentiellen Dinge nicht nötig. Als würde sich unser Körper nicht darum scheren. Wir leben, bis wir getötet werden oder wir zu alt werden. So einfach ist das. Unsrem Körper ist der Rest egal...Diät machen ist dann natürlich auch unmöglich. Pfft. Wie soll man schon abnehmen, wenn es egal ist, ob man isst, ob man sich bewegt, oder nicht? Unsinnig...Aber was rede ich hier eigentlich, Jack. Alles völlig zusammenhanglos...Aber was soll ich sonst sagen? Soll ich dir sagen, dass ich grade die Liebe meines Lebens wissentlich in den Wind geschossen habe?" Ein Zittern ergriff sie ein weiteres Mal, Schmerz und Trauer übermannten sie. Schluchzend, weinend saß sie neben dem immer noch schlafenden Jack und konnte sich einfach nicht beruhigen. "Ich glaube, das mit uns fällt langsam auf. Vielleicht solltest du mal mein Rudel kennen lernen, dann müsste ich es nicht vor ihnen geheim halten..." Clayton sah ihn einen Moment an, prüfte, ob er es auch ernst meinte, und antwortete dann mit einem verachtenden `Nein.` "Was, wieso denn nicht?" Verwirrt runzelte der Schwarzhaarige die Stirn und blickte den anderen an, während er sein Glas Wasser auf dem Tresen abstellte. "Ich habe es doch schon so oft gesagt, muss ich es noch mal sagen? Ich hasse Gebissene, deshalb werde ich sie ganz sicher nicht kennen lernen.", meinte der Braunhaarige in seiner ruhigen Stimme. "Es sind nicht nur Gebissene, das weißt du!" "Ja, der Rest sind Verstoßene, einwandfrei...Nein!", murmelte Clay überheblich. "Und außerdem, ich bin auch ein Gebissener, was soll das?", knurrte Leon langsam sauer werdend. "Das ist was anderes, Schatz, dich liebe ich.", seufzte der Braunhaarige gerade so, als würde er mit einem kleinen, dummen Kind diskutieren. "Vielleicht würdest du sie auch mögen!" "Ich sagte nein, sag mal, hörst du schlecht?", fauchte Clay gereizt. "Sie sind minderwertig, schon mit ihnen zu sprechen, würde mich anekeln! Ich kann sie nicht ausstehen, und Punkt! Darüber gibt es keine Diskussion mehr!" Er hatte sich aus dem Sessel erhoben und starrte seinen Geliebten mit wütendem Blick an. "Wenn das so ist...Dann verschwinde! Ich will dich jetzt hier nicht mehr sehen! Lass mich allein!", brüllte der Werwolf mit blitzenden, hellbraunen Augen. Für einen Moment schien der Braunhaarige geschockt, überrascht, ungläubig. "GEH!" Wutentbrannt landete Leons Hand hart auf dem Tresen, und endlich verschwand der andere. Wie kam dieser dazu, sein Rudel so runter, so fertig zu machen? Das konnte doch nicht angehen! So ein überhebliches Arschloch...Scheiße! Und genau in diesen Mistkerl hatte er sich verlieben müssen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)