Transmutation von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Clayton ------------------ "Nette Wohnung, Schätzchen." Auch Alec sah sich interessiert um, sagte aber nichts. Wohl kein Mann der großen Worte. Wie er. Perfekt. "Weiß einer von euch beiden, warum wir so viele Werwölfe in der Stadt haben?" Iana zuckte nur die Schultern. Alecs tiefe Stimme vibrierte durch den Raum. "Es heißt, drei gebissen Werwölfe sollen sich zusammen getan haben, und würden jetzt andauernd Menschen beißen, und sie ihrem Schicksal überlassen, nicht viele überleben, aber anscheinend genug. Manche werden auch verrückt wegen dieser Werwolfsache und greifen jeden Wolf an, den sie sehen. Soweit ich weiß, kriegt das Rudel hier in der Nähe das nicht in den Griff, sie finden sie nicht, und deshalb reisen immer mehr Rudel ein, um die drei Übeltäter zu finden. Mehr weiß ich aber auch nicht." Leon nickte, grübelnd. Das war also der Grund. Die Drei, die auch ihn eingekesselt hatten. Interessant. Die Türklingel riß ihn aus seinen Gedanken und als er öffnete, starrte ihm der Portier entgegen. "Ein Eilbote hat ein Päckchen von ihrem Großvater vorbei gebracht." Der Portier reichte ihm eben dieses und verschwand wieder im Aufzug. Was er wohl jetzt wieder geschickt hat? Der Karton war zu 99% leer. Typisch Opa. Darin lag eine CD und ein Brief. "Viel Spaß damit." Ein Smiley. Leon startete den Computer und schob die CD ins Laufwerk, setzte sich auf den Stuhl und wartete. Jeremy ließ sich neben ihm auf den Boden sinken und legte seinen Kopf auf Leons Bein. Abwesend strich der Schwarzhaarige ihm durch die blonde Mähne. "Wer suchet, der findet." Hä? Was war denn das für ein Titel? "Bitte Namen eingeben." Leon gab seinen Namen ein. Einen Moment summte der Computer, dann war da ein Foto von ihm, sein Name, und darunter stand: Das müsstest du doch wissen! Toller Witz, Großvater. "Sag mir mal deinen Namen, Jer." "Jeremy Guard." Leon tippte ihn ein, und sofort spuckte der Computer einen Haufen von Daten aus. Geburtsdatum, Geburtsort, Eltern, Wohnort, Foto, Vorstrafen: Keine, schulische Leistungen, alles mögliche. Und dann: Letzter bekannter Aufenthaltsort: Ein Foto von der Videokamera des Geschäfts wo sie heute waren, darunter die Adresse. Interessantes Spielzeug. Sehr nützlich. Danke, Opa. Leon grinste. Als beste und berühmteste Computerfirma in der Welt, hatte man wohl alle Möglichkeiten. Ein Computer, der sich in Computer hackte. Einwandfrei. Der Bildschirm leuchtet auf und summte "Updating..." Das Programm tat das also von sich aus, noch besser. Es war also immer auf dem neuesten Stand. Gib mir den Namen oder die Beschreibung, und das Programm findet jeden. "Hey, wer müde ist, kann sich jetzt schlafen legen, so lange ich hier das Programm noch ein bisschen austeste. Nachher, wenn es hell ist, gehen wir dann mal in die Stadt und sehen so nach, wie viele Werwölfe sich hier aufhalten, und alles. Damit wir mal einen Überblick bekommen." Jeremy hatte sich anscheinend überlegt auf seinem Bein einzuschlafen. Wohl schon vor einer Weile, denn der Kleine schlief tief und fest, was Leon einen leicht wütenden Blick von Jack einbrachte, der sich dann neben sie in den Sessel warf, die Arme vor der Brust verschränkte und vor sich hin döste, nicht wirklich schlafen wollend, da sein Bruder ihn ja theoretisch als Retter aus der Not gebrauchen könnte. Iana stolzierte zielstrebig in sein Schlafzimmer, warf sich aufs Bett und machte es sich schön bequem. Hatte er wirklich die richtige Entscheidung mit ihr getroffen? Nicht, dass sie sich nachher als Qual entpuppte... Der Schwarzhaarige schob diese Gedanken beiseite. Jetzt erstmal ein bisschen spielen. Natürlich stand unter dem Namen seines Großvaters auch so ein netter Spruch. Haha. Du bist echt der Witzbold des Jahrtausends Opa. Alec rollte sich auf dem Sofa zusammen und auch er schlief gleich darauf ein. Leon hatte wirklich noch nie so viel Besuch gehabt. Gott, war das nervig. Was, wenn er jetzt nackt durch die Wohnung tanzen und dabei singen wollen würde?!? Nicht, dass ihm das jemals in den Sinn käme, aber rein aus Prinzip...Wie hielten das Menschen mit einem Partner aus, der ständig, wirklich permanent, in ihre Nähe war...Das musste doch nervig sein! Er empfand es jedenfalls so... "Hey, die Stadt hier hat ja mehr Werwölfe als Menschen!", kicherte Iana, wobei sie den Satz vielleicht nicht so ernst meinte, obwohl er so ziemlich der Wahrheit entsprach. Sie waren überall. Ü.B.E.R.A.L.L. Als Streuner oder als Menschen, man roch sie und der Geruch der anderen Leute ging darin so ziemlich unter. Es gab ungefähr dreiviertel gebissene und ein Viertel geborene, das erkannte man am Geruch. Und daran, wie abschätzend die geborenen auf die gebissenen hinab sahen. "Sogar der ist angereist." "Wen meinst du, Alec?" Der Dunkelbraune nickte in Richtung eines braunhaarigen, schlanken Mannes, der mit ein paar anderen vor einem Hotel stand, sie luden grade ihre Koffer aus dem Taxi. "Clayton Riche. Einer von den ganz arroganten und ganz reichen. Sein Vater war einer der berühmt berüchtigtsten Werwölfe der Welt. Sehr stark, sehr einflussreich und scheiß reich. " "Hmm...Der könnte mir gefallen...", murmelte die Rothaarige mit blitzendem Schalk in ihren Augen und grinste, als Leon sie mit einem wütenden Blick maß. "Keine Chance. Der Kerl ist schwul. Wir sollten wohl eher auf Jeremy aufpassen, dass er dem nicht zu nahe kommt. Weiß ja nicht, auf welche Typen der steht, aber ich glaube nicht, dass er der Typ ist, der sich an der Meinung seines Opfers stört, wenn er sich mal eins raus gepickt hat. Wenn er nicht Clayton Riche wäre, hätte er wahrscheinlich ganz schön Stress mit anderen Werwölfen, aber sein Rudel hält zu ihm, eines der stärksten überhaupt, und außerdem legt sich keiner mit dem Sohn von Charleston an. Der Typ ist gerissen wie nichts, und er kann gebissene auf den Tod nicht ausstehen. Wir sollten uns wirklich in Acht nehmen vor dem." "Lasst uns verschwinden, bevor wir noch irgend jemandes Aufmerksamkeit auf uns ziehen, wie wir hier so stehen und starren." Gehorsam folgten die restlichen dem Schwarzhaarigen, als er ging. "Es wird langsam echt gefährlich für uns, so viele geborene sind in der Stadt und gebissenen sind die ja nie wohlgesonnen, halten sich für was besseres. Ab jetzt verlasst ihre diese Wohnung nur wenn es sein muss, und immer mindestens zu zweit. Keiner bleibt allein. Weder hier, noch draußen. Kapiert? Ich will nicht riskieren, eure Einzelteile zusammensuchen zu müssen. Es ist einfach am Sichersten so. Und außerdem will ich mir nicht die ganze Zeit Gedanken um euch machen müssen, weil ihr allein unterwegs seid. Verstanden?" Iana verdrehte die Augen, stimmte doch letztendlich auch in das Nicken der Jungs mit ein. Wenn's sein muss, muss es halt sein, nicht wahr? Alec und Iana waren dabei sich ein bisschen auszutoben, waren dafür in den Wald nahe der Stadt gegangen, ihre Wolfstriebe forderten anscheinend ihr Recht ein. Und Jack und Jeremy waren in der Wohnung. Gut soweit. Und er war hier allein unterwegs, auf der Suche nach seinem "Schöpfer". Die geborenen müssten wahrscheinlich nicht so lange suchen, wenn sie wüssten, dass gebissene zu ihrem Vater in spe eine telepathische Verbindung hatten. Sie spüren, wo er ist, ob es ihm gut geht, et cetera. Sie können mit ihm kommunizieren und ihn auch ohne jegliche Probleme finden. Naja, so viele wie durch den Biss verrückt geworden sind oder es verleugnen, dann gibt es anscheinend doch nicht so viele, die den geborenen behilflich sein könnten. Leon könnte es theoretisch. Aber hey, warum sollte er? Leise trugen ihn seine Pfoten durch die Stadt, durch dunkle Gassen, an verlassenen Häusern vorbei. Er wusste, wo er lang laufen musste. Seine Ohren zuckten, seine Sinne vibrierten. Werwölfe. Sie waren in der Nähe. Und ein lautes Knurren bestätigte ihm dies. Ungerührt blieb er stehen und wartete ab. Er wollte seinem Gegner nicht auch noch die Genugtuung geben und ihn freiwillig ansehen. "Oh, wen haben wir denn da? Ein neu erschaffenes Wölfchen? Wie süß.", höhnte die Stimme. Ein brauner Wolf mit stechend grünen Augen trat in sein Blickfeld. Der Schwarze erkannte den Geruch. Clayton Riche. Leon schwieg. Er hatte nicht vor, hier mit denen einen Smalltalk zu veranstalten. Da hatte er wahrlich besseres zu tun. "Hast du dich verirrt, kleines Wölfchen? Hm, eigentlich bist du ja ganz hübsch. Schöne Farbe, schöne Augen, und ein ganz ansehnlicher Körper. Weißt du, wenn du kein gebissener wärst, könnte ich mich glatt dazu herablassen, mich ein bisschen mit dir zu vergnügen." Wiederum zeigte der Schwarze keine Reaktion. Er verharrte einfach in seiner Position und starrte den anderen an. "Bald wirst du deinen Daddy verlieren, Wölfchen. Nicht weinen, ja? Wir werden ihn finden und dann...Du weißt schon..." Es schien fast, als würde der Braune Leon angrinsen. Gruselige Vorstellung. Ein grinsender Wolf. Auch beachtete der 18jährige die anderen Wölfe nicht, die sich um ihn herum aufgestellt hatten, damit er nicht weglief, anscheinend. Hatte er je den Eindruck gemacht, er würde weglaufen wollen? Er hoffte doch nicht, denn dann würde er an seiner Performance arbeiten müssen... Auch als Clay auf ihn zutrat, rührte er keinen Muskel, knurrte nicht mal, zeigte keinerlei Abwehrhaltung. Die grünen Smaragde blitzten spielerisch auf, als der Braune nah bei ihm stehen blieb und ihm neckisch über die Wange leckte. "Hm, vielleicht überlege ich es mir doch noch mal.", flüsterte er, bemerkte nicht, dass Leon ihm äußerlich keinerlei Beachtung schenkte. Innerlich lief er schreiend durch die Gegend und brüllte: Der Kerl hat mich angeschleckt! IIIIIH! "Boss, ich habe eine Spur gefunden." "Tja, dann werde ich dich jetzt wohl verlassen müssen, so leid es mir tut, Wölfchen." Und das Rudel verschwand. Nur leider in die falsche Richtung, wie Leon bemerkte. Theoretisch hätte er sie ja darauf hinweisen können, aber nein...Heute fühlte er sich einfach nicht danach. Eine falsch gelegte Spur, alter Duft. Jaja, lauft nur. Der Schwarze setzte seinen Weg in die andere Richtung fort. Er brauchte nicht lange zu laufen, bevor er an ein großes Grundstück kam, ein verfallenes Haus, darum herum überwucherter Garten, das Tor hing nur noch rostig in seinen Angeln, ohne seinen Zweck zu erfüllen. Alle Sinne angespannt, um nicht überrascht zu werden, betrat Leon das Gelände. Hier konnte man sich wirklich gut verstecken. Büsche, hohes Gras, Bäume, überall. Ein Knacken im Geäst. Ein fremder Geruch. Der Wolf blieb stehen und wartete ab. "Oh, mein Kind ist zu mir zurückgekehrt." Ein hellbrauner Wolf trat vor ihm hinter einem Baum hervor und blickte ihn an, während seine beiden Freunde sich rechts und links hinter Leon plazierten. Der 18jährige besah sich den Wolf, der vor ihm stand. Groß, kräftig, eindrucksvoll. Aufmerksame, intelligente Augen, scharfe Zähne. "Warum beißt du die ganzen Leute?" Hey, er gab ja zu, eigentlich waren ihm andere Leute scheißegal, aber wenn dann so viele geborene hier herum liefen, dass er sich sogar um sein Rudel Sorgen machen musste... Rudel? Wer, was, wo, wie? Hatte er das gerade wirklich gedacht? Rudel?!? Sein Gehirn hatte von dieser fraglichen Nacht seines Bisses anscheinend doch mehr Schäden davon getragen, wie anfangs angenommen. "Weil ich es kann. Weil ich diese geborenen ärgern will. Sie denken, wir wären minderwertig, weil wir nicht als Werwolf geboren wurden? Tja, mal sehen, wie sie mit der Unmenge von gebissenen verfahren... Die verrückten sind sie schon am Töten...Einige haben sich schon selbst umgebracht...Andere leben im Zustand völliger Verleugnung...Nur wenige, so wie du, sind normal geblieben, haben alle Sinne normal entwickelt und können mich aufspüren, wie du es getan hast. Ich kann dich übrigens auch spüren, nur mal so nebenbei, falls du daran denkst mich hinterrücks anzugreifen. Ich sollte meine Opfer wohl vorsichtiger auswählen, aber hey, wenn sie sich die Mühe machen und meine Fehler auslöschen, mir kann es doch egal sein. Und so lange sie mich nicht finden, mache ich weiter. Wir spielen Verstecken. Sie suchen. Wir verstecken uns, kommen immer wieder raus, um sie auf neue, falsche Spuren zu locken. Es macht schon Spaß, die angeblich viel intelligenteren, geborenen auszutricksen, meinst du nicht auch?" Schon lustig, jemanden zu verarschen, solange man der ist, der verarscht...Leon wiegte den Kopf hin und her. Jedem das Seine. "Wie du meinst. Mehr wollte ich auch gar nicht wissen." Der Schwarze drehte sich um und die beiden Wölfe machten ihm Platz. Deshalb wurde er also gebissen. Ein Spielkind. Klasse. Im Grunde störte es ihn nicht wirklich, dass er jetzt ein Werwolf war. Hey, wer konnte schon von sich sagen, dass er übermenschliche Wahrnehmung hatte, dass er seine Form wechseln konnte? Mensch sein wird doch auf Dauer langweilig. Und solange er seine Triebe kontrollieren konnte...Wen interessiert's? Er hatte schon immer so die Einstellung: Mir-Doch-Egal. "Hey, Kleiner, warte." Kleiner?!? Hallo? Er war 1.87! "Ich werde ein Auge auf dich haben, okay? Wenn dir irgendwer zu nahe tritt, oder dir auf die Nerven geht, sag Bescheid, ich nehme mich dann der Sache an." Daddy, der große Beschützer. Haha. Leon trottete davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)