Märchenstunde von Asaliah ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Märchenstunde Autor: Asaliah Titel: Märchenstunde Kapitel: 2/? Kapiteltitel: Es war einmal... Pairing: Ran x Ken Disclaimer: Weiß gehört nicht mir. Schwarz auch nicht. Wie immer also. Es gibt Dinge, die sich wohl nie ändern... @ Alector13 Der Titel... Ja... Das ist so eine Sache. Usprünglich war die Geschichte ja ganz anders geplant gewesen. Wenn ich ehrlich bin, sollte sie eher leichter und fluffiger werden. Wie du gelesen hast, ist sie doch nicht so geworden. Da habe ich den ursprünglichen Plan umgeschmissen und das ist dann dabei rausgekommen. Aber im Grunde weißt du es ja. Ich kann ja nichts was mich betrifft für mich behalten. ^^; Im Grunde tut mir das jetzt leid, weil du ja schon weißt was passiert. Allerdings glaube ich, dass jeder nach dem Kapitel hier weiß, worauf ich hinaus will. Spannungsaufbau ist wirklich nicht meine Stärke. ^^; @ Weinrot An sich hat mich der Kommentar von dir doch ein wenig überrascht, weiß ich doch, dass ich eigentlich zu kitschig schreibe. ^^; Hat mich aber sehr gefreut, dass du die Fanfic gelesen hast. Wer weiß? Vielleicht liest du auch dieses Kapitel, wenn ich dir sage, dass ich endlich mal in die Gänge gekommen bin. *die langsamste Fanficautorin ist* @ Sinia Vielen Dank für deinen Kommentar. Aber ich muss dich enttäuschen. So schnell wacht Ken bei mir noch nicht auf. Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich mir über das Ende noch ein wenig unschlüssig. Ich mag es nicht, wenn die ganze Fanfic im Kopf fertig ist, nur das Ende Schwierigkeiten bereitet... @ nazue An sich weiß Ran auch, dass es so wie es war nicht ewig weiter gehen konnte. Daher ja auch der Streit den ich etwas arg knapp abgehandelt habe. ^^; Als bekennender Nicht-Romantiker kann ich mir schon vorstellen, dass es durchaus möglich ist so zu leben, allerdings nicht unbedingt, wenn man zusammen wohnt. Mal schauen wie Ran sich noch so entwickelt. ^^ °O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O° Seine Augen fixierten sein Ebenbild im Spiegel. Sah er wirklich so grauenhaft aus? Schon immer hatte Ran eine eher vornehme Blässe, an der er auch nichts zu ändern gedacht hatte, wenn der Modetrend sich gewandelt hatte und von den Menschen Bräune verlangte, so dass sie aktiv und sportlich wirkten. Er war niemand, der jedem Trend nachlief, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, ob eben diese Entwicklung auch wirklich auf die eigene Person passen wollte. Seiner Meinung nach, verlor man sich selber, wenn man gedankenlos allem nachlief, was andere, fremde Menschen einem vorsetzten. Aber hatte er sich nicht auch schon längst aus den Augen verloren? Der Anblick den sein Spiegelbild ihm bot, schien zumindest genau das auszudrücken. Das war er gerade vorweisen konnte war keine vornehme Blässe, sondern ungesunde, fahle Haut, die von dunklen Augenringen geziert wurde. Du schaust gerädert aus... Zumindest würde Ken es so sagen, und nach Rans Auffassung, brachte es die Sache ziemlich genau auf den Punkt. Seine Augen waren klein und wirkten geschwollen und sein Haar hing ihm zerzaust ins Gesicht. Nun hoffte Ran, dass eine warme Dusche und ein starker Kaffee ihm helfen könnten. Zumindest ersteres wollte er sofort in die Tat umsetzen. Er konnte nicht behaupten, dass Kens Sofa dafür gemacht war, darauf zu schlafen, auch wenn es auf den ersten Blick noch so gemütlich wirkte und gerade dazu einlud, kurz einzuschlafen. Ran glaubte sich daran zu entsinnen, dass Ken auf eben diesem Sofa, welches in den ersten Minuten des Liegens tatsächlich sehr gemütlich war, schlafen konnte. Aber er selber konnte es nicht. Zumindest nicht eine ganze Nacht lang. Sein Nacken schmerzte von der ungewohnten Lage des Kopfes und war steif. Die Versuche die Verspannung eigenhändig wegzumassieren erzielten keine nennenswerten Resultate, sondern ließen den rothaarigen Mann nur die harten, verkrampften Muskeln spüren, die sich einfach nicht lockern wollten. Als wollte sein eigener Körper ihn für seine Dummheit strafen. „Das mache ich nie wieder...“, murmelte Ran und seine Stimme klang kratzig. In Gedanken schalt er sich dafür, dass Zimmerfenster nicht geschlossen zu haben, ehe er sich schlafen gelegt hatte. Er benahm sich wirklich wie ein kleines Kind und beschloss aus diesem Gedanken heraus, sich selber wieder zur Ordnung zu rufen. Der Besuch bei Ken hatte einfach vieles aufgewirbelt und ihn durcheinander gebracht. Er benahm sich ja schon fast so, als sei der Unfall gestern gewesen. Dabei lag er doch schon länger zurück. Nicht nennenswert länger, aber so frisch war es nun auch nicht. Warum konnte er sich an diesen Zustand nicht einfach gewöhnen? Um dem Moment der Selbstzerfleischung ein gebührendes Ende zu bereiten, bot sich Ran die Gelegenheit seinem Spiegelbild Mundwasser, mit dem er sich den Mund gerade ausgespült hatte ins Gesicht zu spucken. Außerdem konnte er den Effekt verstärken, indem er sich das Gesicht wusch und somit alle störenden Gedanken entfernte. Doch er nahm keine der beiden Möglichkeiten wahr, sondern wand sich nur ab, um die Dusche aufzusuchen. Wenigstens schafften die Nackenschmerzen es seine Gedanken nicht nur zu zerstreuen, sondern auch wieder auf den heutigen Tag zu lenken. Nun, da er wieder einigermaßen klar denken konnte, konnte er sich auch eingestehen, dass er nach dem Besuch bei Ken insgeheim die Befürchtung gehegt hatte, dass er sich nicht auf die Arbeit konzentrieren konnte. Natürlich gab es da durchaus die kleine Einschränkung, dass seine Gedanken nicht einzig und allein dem galten was es zu tun gab und sich ungewöhnlich viel mit dem jungen Fußballspieler beschäftigten, im Gegensatz zum gestrigen Abend aber, konnte er sie auch auf wesentliche Dinge lenken, die er zu beeinflussen im Stande war. Und da gab es einiges. Durch den Unfall hatten sie den Laden schleifen lassen, so dass der Dreck und das Chaos sie nun aus jeder Ecke heraus ansprang. Konnten sie dies Anfangs noch entschuldigen, so mussten sie sich jetzt, oder zumindest er, eingestehen, dass das Leben trotz allem weiter ging. Und gerade er, sollte dies wissen. Oder auch nicht... Schließlich konnte er nicht behaupten, sein Leben weitergelebt zu haben, als er seine Familie verlor und seine Schwester ins Koma fiel. Aber diese Situation ließ sich nur schwerlich mit dem vergleichen, was er selber schon erlebt hatte. Ken war nicht sein Bruder, nicht seine Familie und schlussendlich war das was sie verband, nicht von einer so großen emotionalen Stärke gewesen. Zumindest nicht von Rans Seite aus, auch wenn er Ken sehr schätzte und er ihm fehlte. Sehr fehlte. Und er bereute auch seine Worte, wünschte sie rückgängig zu machen und machte sich Vorwürfe, weil es seine Worte waren, die Ken aus dem Haus getrieben hatten. Ja, gestern an Kens Krankenbette war er sehr mitgenommen gewesen. Und auch in seinem Zimmer. Aber war das nicht nur zu verständlich? Letztlich war er doch auch nur ein Mensch und hatte seine schwachen Momente. Und allen Unterschieden zum Trotz, wühlte das Bild welches Ken ihm im Krankenhaus geboten hatte ihn auf, rief Erinnerungen wach, die ohnehin noch frisch waren und keiner Untermalung bedurft hätten. Nun aber war ein neuer Tag angebrochen und auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht gefühlskalt wirken mochte, so hatte er nun etwas mehr Abstand von dieser Situation. Er war nicht im Krankenhaus bei Ken und hielt seine Hand oder hatte den Geruch des Jüngeren in seiner Nase, während er in seinem Zimmer verweilte. Das warme Wasser floss in kleinen Bächen seinen Körper hinab und spülte den Schaum des Duschbades hinfort. Ran senkte seinen Kopf und der Wasserstrahl traf auf seinen verspannten Nacken, während er beobachtete, wie der Schaum, der noch eben auf seiner Haut gelegen hatte, von dem Wasser davon geschwemmt wurde und unaufhaltsam auf dem Abfluss zu trieb, von dem er schließlich verschluckt wurde. Seine Hände lagen an den Fliesen, auf denen der Dampf des heißen Wassers bereits einen feinen Film aus kleinen Tropfen gelegt hatte. “Aya, meine Dusche ist kaputt. Ich kriege kein warmes Wasser. Darf ich deine benutzen?“ Kens Stimme ließ deutlich heraus hören, wie unangenehm es ihm war danach zu fragen. Und so hatte Ran es dabei belassen nur kurz zu nicken und sich dann wieder seinem Buch zu widmen. Er konnte nicht von sich behaupten, dass er es las, weil der Inhalt ihn so sehr interessierte. Aber irgendwie musste man ja die Zeit rumkriegen. Sein Zimmer bot dazu nicht allzu viele Möglichkeiten, da es schon recht karg und funktional eingerichtet war. Und lesen war etwas, was er früher auch gemacht hatte. Früher. „Danke.“ Mit einer fließenden Bewegung löste Ken sich von der Tür, gegen die er sich gepresst hatte, als würde sie ihm Halt und Schutz gewähren und verschwand in seinem Badezimmer. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Buch. Er brauchte nicht lange um die Zeile wieder zu finden, die er zuletzt gelesen hatte, bevor Ken ihn unterbrochen hatte. Ran zog das Kissen wieder ein wenig höher und lehnte sich wieder gegen die Wand. Ein Arm legte sich hinter seinen Kopf und er beschloss, den ganzen Absatz noch einmal zu lesen, da er durch den kleinen Einschnitt Seitens des Fußballers völlig aus dem Kontext gerissen wurde. Gerade als er die Zeile, bei der er vorhin schon eine kleine Pause einlegen musste erreicht hatte, nahm er am Rande wahr, wie das leise Rauschen des Wassers durch die Tür des Badezimmers zu ihm drang. Offenbar hatte Ken angefangen sich zu duschen und es wunderte Ran für einen kurzen Moment, dass dies so lange gedauert hatte, trug der Fußballer doch nur ein Handtuch um seine Hüfte. Handtücher! Der Gedanke war so plötzlich da, dass der Rothaarige ein weiteres Mal aus dem Text gerissen wurde. Ken wusste gar nicht wo seine Handtücher waren. Und mit dem einem, würde er sicher nicht auskommen. Ran verspürte wenig Lust den Jüngeren seine Schränke durchsuchen zu lassen. Einen Augenblick noch zögerte er und versuchte sich ein weiteres Mal auf seine Lektüre zu konzentrieren, doch das Bild, wie Ken jede Tür öffnete und alles sah, auch wenn es bei weitem nichts intimes und aussagekräftiges war, setzte ihm zu sehr zu, als das er seine Gedanken auf das Buch richten konnte. Und so legte er das Buch schließlich frustriert zur Seite und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Ein weiterer Moment des Zögerns. Dann aber erhob er sich und ging sicheren Schrittes zum Bad. Ken hatte den Kopf in den Nacken gelegt und spülte sich gerade das Shampoo aus den Haaren. Ran konnte verfolgen wie das Wasser den Körper des Sportlers hinab floss und wie Kens Hände dieser Bewegung bisweilen folgten. Das war schon so lange her. Was Ken dazu veranlasst hatte zuzulassen, dass er ebenfalls die Dusche betrat und ihn an sich presste, wusste Ran bis heute nicht. Ebenso wenig wusste, er, was ihn nun dazu gebracht hatte. Alles was er wusste war, dass mit diesem Abend alles seinen Anfang nahm. Sein Blick richtete sich auf seine Hände, die noch immer auf den Fliesen lagen. Genau wie Kens Hände damals. Sofort zog er sie zurück, als der Gedanke an den Jüngeren sich wieder einzuschleichen und alle logischen Gedankengänge zu verschlucken drohte. Eventuell hatte er sich doch noch nicht wieder so gut unter Kontrolle, wie er es gerne hätte und vorhin auch noch angenommen hatte. Aber wie sollte er sich hier auch ablenken können? Es gab kaum einen Raum in diesem Haus, in dem Ken noch nicht war. Über sich selbst verärgert verließ Ran die Dusche und trocknete sich ab. Gerade noch waren seine Gedanken klar gewesen. Er wollte den Laden aufräumen, vielleicht auch neu dekorieren und sich wieder fangen. Statt sich aber damit zu befassen, beschäftigten sich seine Gedanken mit Erinnerungen, die er bis dahin nicht mal für besonders bedeutend erachtet hatte. Es war das gewesen, was sie die ganze Beziehung, wollte man dies denn so nennen, teilten. Nur Sex. Es war nun einmal kein romantisches Zusammenfinden zweier Liebender, keine fast schon göttergleiche Vereinigung voll Zärtlichkeit und Hingabe und sicher nicht die von Mythen umranke große, einzige Liebe. Einfach nur Sex. Es hatte, gerade bei ihrem ersten Zusammentreffen, keine Übermäßigen Zärtlichkeiten gegeben, keine Liebesschwüre und kein Betteln um eine Wiederholung. Und genau das fand Ran gut. Es war zwar, aus seiner Sicht gesehen, ein völlig untypisches Verhalten von Ken, aber er mochte es. Ken zerstreute seine Gedanken. Natürlich hatten sie im Laufe der Zeit zärtliche Momente, die nach und nach Überhand gewannen, aber es blieb das was es nun einmal war. Eine Beziehung, die auf dem Geschehen im Bett basierte. Folglich gab es gar keinen Grund, neben dem nagenden und dumpfen Gefühl Ken in diesen Unfall getrieben zu haben, sich nun weiter darüber den Kopf zu zerbrechen. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Wenn er schon über Dinge nachdachte, die er weder ändern noch zukünftig beeinflussen konnte; warum dachte er dann nicht über die Zeit nach, wenn Ken wieder wach war? Irgendwann würde er wieder wach werden, auch wenn sein Körper es jetzt noch nicht wollte. Sein Koma war künstlich. Ayas nicht. Ein Unterschied, wie Ran fand. Ran wollte nicht daran denken, dass auch Ken nicht mehr aufwachte. Aber was war mit der Zeit danach? Es würde anders sein. Sicher. Aber wie anders? Würde ihr Verhältnis zueinander anders sein? Distanzierter? Oder vielleicht doch näher? Brachten extreme Situationen Menschen nicht zusammen? Andererseits war ihre Situation von je her extrem gewesen und dadurch waren sie sich nicht näher gekommen. Zumindest nicht so, wie es in den Geschichten die man ständig sah und las der Fall war. Oder waren sie an Extreme einfach nur schon zu gewöhnt? Konnte man das? Was war mit Folgeschäden bei Ken? Die Ärzte sagten, er würde durch den Unfall keine Einschränkungen erfahren hatte, aber wie sah es durch das Koma aus, wenn er nicht bald wieder wach wurde? Diese Gedankengänge waren auch nicht besser, als die Erinnerungen an eine Zeit, die er nicht wieder zurückholen konnte. Und sie senkten Rans Stimmung beträchtlich. Seite Schritte führten ihn aus dem Bad in sein Zimmer, welches, wie er jetzt mit erschreckendem Ausmaß feststellte, völlig anders war als Kens. Sein Zimmer wirkte, als wäre er nur auf der Durchreise und würde nur einen flüchtigen Moment lang an diesem Ort verweilen um dann wieder weiter zu ziehen, wenn sich ein neuer Weg auftat, der schneller an sein Ziel führte. Ken lebte hier. Vielleicht betrachtete er Omi, Yohji und ihn nicht als Familie oder Freunde, auch wenn Ran sich sofort eingestehen musste, dass er noch nie näher darüber nachgedacht hatte, aber er lebte hier. Sein Zimmer war eingerichtet und auf das abgestimmt, was er brauchte um sich wohl zu fühlen. Ein Ort, an den er sich zurückziehen konnte. Ran hingegen brauchte sein Zimmer um dort zu schlafen. Er lebte hier nicht. Das hier war nichts weiter als ein Ort an dem er sein musste. Eine Etappe in seinem Leben, um ein Ziel zu erreichen, welches er vor Augen hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Doch diese Einstellung hatte nichts mit den Leuten um ihn herum zu tun. Ran war nicht blind und auch nicht bar aller menschlichen Gefühlsregungen. Er wusste sehr wohl, dass er Yohji, Ken und Omi sehr mochte. Aber er wusste auch, dass es nicht gut war, wenn er sie zu nahe an sich heran ließ. Und Ken war ihm im Grunde schon zu nahe bei ihm gewesen. Deshalb waren seine Gedanken auch so zusammenhanglos und ergaben absolut keinen logischen, in sich schlüssigen Sinn. Er konnte bei keinem Thema bleiben, sprang von einem zum anderen, ohne auch nur eine Überlegung zu Ende zu führen. Das sah ihm doch sonst nicht ähnlich. Ran fuhr sich durch das noch feuchte Haar und sah sich noch ein letztes Mal um. Sein Zimmer war gut so wie es war. Er wollte sich nicht wieder an andere klammern oder an Erinnerungen. Und mit diesem Gedanken zog er sich an und lief nach unten. *~°O°~* Der Ladendienst gestaltete sich als anstrengender als Ran erwartet hatte. Sehr zu seiner Schande musste er sich eingestehen, dass er nicht in seine Überlegungen hatte einfließen lassen, dass Kundschaft kommen könnte. Und die Schulmädchen natürlich, die ja nun bereits praktisch zum Inventar gehörten. Nun hatte er nur einen kleinen Teil des Konekos unter Kontrolle bekommen. Zu wenig, für das was er heute hatte schaffen wollen. Aber dann konnte er Aya wenigstens mal etwas anderes erzählen, als das, was immer um ihn herum passierte. Seufzend lief er die Treppe zu Kens Zimmer hinauf. Er wollte ihm Kleidung mitbringen, für den Fall, dass er bald die Augen aufschlug. „Oh.“, entfuhr es ihm, als er sah, dass er das Fenster noch nicht geschlossen hatte. Schnell schloss er es, ehe er die Tasche für Ken packte. Um das zu tun, musste er nun doch an den Kleiderschrank des Fußballspielers und stellte, nicht wenig überrascht fest, dass Ordnung herrschte. Kein erkennbares System, aber immerhin Ordnung. Außer Kleidung befand sich praktisch nichts anderes in dem Schrank. Und die Sachen waren auch nicht wahllos hineingeworfen worden, sondern aufgehängt und wahlweise hingelegt. Allerdings hingen Hemden und Hosen wild durcheinander und die Pullis lagen im fröhlichen Durcheinander mit den T-Shirts auf der oberen Ablage. Ran schüttelte darüber leicht den Kopf und begann zu packen. Ken brauchte ja erstmal nicht viel. Etwas zum überziehen, frische Wäsche... Nichts Aufwendiges eben. Im Rausgehen schloss er die Schranktür und sorgte dafür, dass sie auch geschlossen blieb. Ihn würde es wahnsinnig machen, wenn bei ihm Schränke einfach offen herumstehen würden. Aber es war ja auch nicht sein Zimmer, sondern Kens. Und auch wenn Ken zurzeit nicht Zuhause war, so nagte das Gefühl, dass die Schranktür offen war an Ran. Immerhin verbarg sie das, was sich hinter ihr befand. Außer natürlich, wenn sie auf und zu schwang und somit ihren Sinn verfehlte. Ohne sich zu verabschieden verließ Ran das Haus und beschloss, zu Fuß zum Krankenhaus zu laufen. Es war nicht sehr weit entfernt und ein wenig frische Luft würde ihm vielleicht helfen den Kopf wieder frei zu bekommen. Auf jeden Fall würde er heute nicht ins Kens Zimmer schlafen. Die Nackenschmerzen hatte er nicht vergessen. Im Gegenteil, denn sie setzten ihm noch immer zu. Und zu lange wollte er auch nicht bei Ken sein. Zu wissen, dass seine Schwester und Ken beide nicht mehr am Leben teilnahmen war schon schrecklich genug. Er wollte es sich nicht ständig zu gleichen Teilen unter die Nase reiben. Doch was hieß schon ‚zu gleichen Teilen’? Ken und Aya waren verschieden. Es würde nie gleich sein. Aber beide waren so...lebendig... Sie nun so daliegen zu sehen, war erschreckend. Nach dem heutigen Tag und dem Durcheinander in seinem Kopf, hatte Ran nicht vor zu lange bei Ken zu bleiben. Er wollte ihm nur kurz seine Sachen bringen. Irgendwann würde er sie schon gebrauchen können. Seid wann brauchte er eigentlich Ausreden um Ken zu besuchen? Er konnte ihn besuchen wann immer ihm der Sinn danach stand. Und er musste sich auch keine Gedanken darüber machen, dass Yohji und Omi eventuell auf den Gedanken kamen, dass sie beide ein Paar waren. Ran war sich ziemlich sicher das die beiden sehr wohl wussten was Ken und er miteinander geteilt haben. Die Wände waren schließlich nicht schallgedämmt und weder Ken noch er selbst hatten die Neigung verspürt den jeweils anderen zu knebeln wenn sie das Bett miteinander geteilt hatten. Das weder Omi noch Yohji ihn jemals darauf angesprochen hatten lag daran, dass es sie nichts anging. Oder sie wussten tatsächlich von nichts. Aber wie man es auch drehte und wendete; es änderte nichts daran, dass Ran sich keine Entschuldigungen und Ausreden einfallen lassen musste um Ken zu besuchen. Wenn Yohji und Omi Bescheid wussten, würden sie sich ihren Teil denken können. Und wenn sie es nicht wussten, dann war es das, was man zu sehen bekam. Er besuchte einen Menschen, mit dem er zusammenlebte und mit dem ihn etwas verband, was man unter Umständen als Freundschaft bezeichnen könnte. Allerdings war es auch nicht schlecht, wenn man vorausschauend dachte. Ken würde irgendwann wach werden. Das stand außer Frage. Und dann würde er auf kurz oder Lang Kleidung brauchen. Ran beschloss zuerst seine Schwester zu besuchen. Nicht das er durch den anschließenden Aufenthalt bei Ken glaubte, dass er sich in der Hoffnung wiegen konnte, dass auch Aya in den nächsten Tagen die Augen aufschlug. Irgendwann würde sie es tun, aber Ran war sich sicher, dass Ken früher zu ihm zurückkehrte. Was war denn das für ein Gedanke? Zu ihm zurückkehren? Zu ihm? Ran biss sich auf die Lippen. Seine Gedanken ließen sich heute tatsächlich nicht zur Ordnung rufen. Seufzend ließ er sich von dem Strom Menschen aufnehmen, die sich durch die Straßen der Stadt drängten. Er war nicht in Stimmung sich von all den Fremden abzuheben, indem er demonstrativ gegen den Strom lief. Ran wollte seine Gedanken schweifen lassen, musste er sich im Moment doch auch auf nichts von Bedeutung konzentrieren. Er musste niemanden das Wechselgeld passend zurück geben, keine Sträuße binden und keine Pflegehinweise für Pflanzen geben, die bei ihren neuen Besitzer aller Wahrscheinlichkeit nach keine lange Lebensdauer hatten, weil eben dieser neue Eigentümer entweder zu den Mädchen gehörte die in das Koneko drängten als gäbe es dort etwas geschenkt oder weil dieser Mensch aufgrund der Lautstärke, ebenfalls hervorgerufen durch die Mädchen, kein Wort von dem verstand, was der Rothaarige ihm sagte. Hier musste er solche Dinge nicht tun. Er musste sich nur treiben lassen. Nicht gegen den Strom anzulaufen bedeutete aber auch, schneller am Ziel zu sein, so dass Ran nach viel kürzerer Zeit als er eingeplant hatte vor dem Krankenhaus stand. Der Weg im Krankenhaus war ihm bereits so vertraut, dass er mit geschlossenen Augen zu Aya gefunden hätte. Das er dies jedoch nie ausprobierte lag an den Menschen, die sich auf den Gängen bewegten und an den Wäschewagen die dort herumstanden und gegen die er gelaufen wäre. Außerdem war ein solches Verhalten kindisch. „Hallo, Aya.“ Ran schloss die Tür hinter sich. „Ich habe dir heute keine neuen Blumen mitgebracht. Du hast keine Ahnung was heute im Koneko los war.“ Ein leises Seufzen entfloh seinen Lippen und er ließ sich auf den Stuhl neben Ayas Bett nieder. „Der Strauß von gestern ist aber auch noch hübsch, finde ich.“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge und einen Moment betrachtete er seine Schwester, die sich nicht verändert hatte in all der Zeit die verstrichen war. „Eigentlich wollte ich heute aufräumen und neu dekorieren. Wir haben den Laden ganz schön schleifen lassen seid Kens Unfall. Es sieht bei uns aus... Das kannst du dir wirklich nicht vorstellen. Und weißt du was ich geschafft habe? Fast nichts. Gerade mal ein Schaufenster. Dekoriert ist es aber auch nicht. Nur leer geräumt. Diese Mädchen treiben mich noch in den Wahnsinn. Gut das du so nie warst. Warst du doch nicht, oder?“ Die Vorstellung das seine kleine Schwester sich aufführte wie die Schulmädchen die mit schöner Regelmäßigkeit das Koneko heimsuchten, ließ Ran besorgt die Stirn runzeln. „Man merkt wirklich wenn jemand fehlt. Nichts wird fertig. Und Omi ist ja auch noch lange Zeit in der Schule. Yohji und ich können das ja auch gar nicht schaffen. Wenn Omi dann da ist, haben auch die Mädchen frei. Es bringt also nichts, wenn wir dann zu dritt im Laden stehen.“ Ob er ihr davon erzählen sollte, wie durcheinander er war? Solche Dinge erzählte man doch nicht seiner jüngeren Schwester. Nur weil sie nicht antworten könnte, hieß das ja nicht, dass sie ihn nicht hörte. Außerdem war es ja nun auch nicht so arg. Natürlich war er durcheinander. Ein solcher Einschnitt konnte nicht einfach von einen Tag auf den anderen fortgewischt werden. „Ich kann heute nicht lange bleiben. Ken braucht noch Kleidung. Morgen bin ich aber länger hier. Ich verspreche es dir.“ Ran streichelte ihr liebevoll über die Wange, ehe er sie verließ und die Tür hinter sich schloss um nach Ken zu sehen. *~°O°~* Man sollte meinen, dass man nach so langer Zeit ein Kapitel mit mehr Inhalt auf die Beine gestellt bekommt. Nun, ich kann es leider nicht. Das Kapitel würde zu wirr werden, wenn ich jetzt weiter in die Handlung hineingreifen würde, auch wenn es mich wirklich lockt. ^^; Das ist so langsam bin beim schreiben, tut mir allerdings wirklich leid. Ich würde gerne schnell sein mit den Kapiteln, aber...es geht nicht. Wenn da kein Schreibtief ist, lösche ich alles, weil es mir nicht mehr gefällt oder ich bin gerade wegen irgendwas fuchsig. Aber ich bemühe mich beim nächsten Kapitel nicht ganz so arg zu trödeln. Liebe Grüße Asaliah Hosted by Animexx e.V. 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