Das Revier der Jäger von Carnidia (One Shot) ================================================================================ Das Revier der Jäger -------------------- Endlich war es wieder Zeit zu Jagen! Kimimaro, ältestes Kind der Noctem Familie, stand auf dem Dach eines Hochhauses und blickte auf die Stadt herab. Die Nacht war sternenklar und ein kalter Wind fuhr durch seine schneeweißen Haare. Die meisten seiner Berufskollegen mieden diese dichtbesiedelten Gegenden. Sie behauteten, man könnte hier nicht ordentlich jagen, doch er war anderer Meinung. Es gab hier genug Beute. Die Stadt war sein Revier. Diese Stadt ... das nächtliche München in dem er nun schon seit über 950 Jahren lebte. Als weißer Schatten huschte er weiter, ... er hatte noch einen Auftrag zu erledigen. Sareyn Brutii zog ihren schwarzen Mantel über, als sie aus dem Fenster blickte. Es war noch zu früh im Frühling, als dass es Nachts warm genug für nur einen Pullover gewesen wäre. Die junge Vampirin sah eigentlich nicht wirklich ein, warum sie jetzt unbedingt zu diesem blöden, paranoiden und verdrehtem Noctem- Oberhaupt ... zumindest hatte man ihn ihr so beschrieben ... musste, aber ihr Vater hatte gesagt, es wäre eine große Ehre und würde einen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn sie dieser Bitte nicht nachkommen würde. Sie drehte sich um und winkte Tereyth, einen der vielen Leibwächter und Vampire, des Brutii- Clans heran. Er würde sie begleiten, denn es war durchaus zu vermuten, dass diese Einladung nur ein Trick war um sie zu töten. Erst letzte Woche hatte sie einen unvorsichtigen Noctem geköpft und dessen Familie war nun wahrscheinlich ein bisschen auf Rache aus. Durch einen saudummen Zufall waren sie ihr nämlich auf die Schliche gekommen, woher hätte sie aber auch wissen sollen, dass diese kaltherzigen Blutsauger ihre Spione sogar bei der Polizei hatten. Als die weißhaarige Brutii wenig später von einer Glasfront zur nächsten huschte, ließ sie den Mantel hinterher flattern, und lächelte ein wenig ... aber nur ein wenig. Menschen tummelten sich unter ihr, drängten sich durch die Straßen und Gassen. Sie verzog das Gesicht, ließ sich den kalten Wind um die Nase wehen und freute sich auf die Nacht - diese Menschen gehörten IHR. Kurz stockte Kimimaro ... da unten war sie ja schon. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er jetzt enttäuscht sein sollte, weil er sich eigentlich auf eine schöne, lange und fordernde Jagd eingestellt hatte, und sie offensichtlich diesem Anspruch nicht gerecht werden würde. Leichtsinnig und gut für ihn sichtbar turnte sie durch die engen Gassen und Straßen der Stadt. Er erlaubte sich sie kurz zu beobachten und einzuschätzen. Die Brutii hatte einen guten Gleichgewichtssinn ... es würde schade um sie sein, aber seine Beute würde vielleicht trotz ihrer Jugend einen guten Kampf abgeben ... das wäre befriedigend für ihn. Er sprang nach unten und zog zwei längliche Dolche. Ihr Leibwächter war weder sein Ziel, noch gut genug um seiner Aufmerksamkeit wert zu sein. In ihrem Schatten kam er schnell und immer schneller näher. Ein kurzes Blitzen in der Nacht, als der Dolch geworfen wurde, und ohne dass ein noch so leises Geräusch entstanden wäre fand er sein Ziel zwischen den Schulterblättern des Leibwächters. Dieser erstarrte und wäre sicher nach unten gefallen, doch ein weißer Schatten fing ihn auf, legte ihn auf dem Dach eines Hauses ab und rannte dann so lautlos weiter, wie er aufgetaucht war. Zurück blieb ein Vampir mit einem Dolch im Rücken, der einen Bannzettel tief in das untote Fleisch getrieben hatte. Sareyn bemerkte ihn schon, als er sie noch zu beobachten glaubte - ruhig stand er da, seine Präsenz erfüllte ihr Bewusstsein und sie wartete ab. Sie ahnte was er wollte, schließlich war sie sonst ein eher unwichtiges Mitglied ihres Clans. Sicher ein Attentäter der Noctem Coorp. Er musste gut sein, sonst würden sie auf Nummer sicher gehen und ein ganzes Rudel von ihnen schicken, aber offensichtlich hatte man das nicht für notwendig befunden. Gut für sie, denn bis jetzt war die Venatel mit den eisblauen Augen immer besser gewesen. Obwohl sie Acht gegeben hatte und ihre Sinne ausstreckte, konnte sie nicht einmal exakt den Zeitpunkt bestimmen, zu dem er ihren Leibwächter ausgeschalten hatte. Keine Frage, er war gefährlich und sie begann am ganzen Körper dieses Kribbeln zu fühlen, das wohl alle Jäger spürten, wenn ein aufregender Kampf mit hohem Einsatz bevorstand. Mit einem Mal federte sie an einem Fahnenmasten ab, drehte sich und landete hinter dem fremden Vampir auf einem Dach. Zumindest hatte sie es so geplant gehabt, doch als sie aufsah, starrte sie direkt in zwei violette Augen. "Du bist zu langsam ..." der fremde Vampir legte kurz den Kopf schief, als ob er überlegen würde. "Bist du Sareyn? Mitlied der Brutii?" Sareyn beschloss auf Nummer sicher zu gehen. NIEMAND der bei Verstand war, blieb so ruhig, wenn er sich mit ihr anlegte und ihren Ruf kannte. Mit zwei Griffen hatte sie ihre lange Naginata zusammengesteckt und hielt sie kampfbereit quer vor ihren Körper. "Langsamkeit ist eine Kunst - ist man zu schnell, kommt der Jäger nicht nach ... und kann nicht zur Beute werden." Aufmerksam beobachtete sie ihren Gegenüber, immer bereit einen plötzlichen Angriff abzuwehren und ihre Gedanken rasten. Sie verglich die weiße Gestalt vor ihr mit den Dateien ihrer Spionagebanken. Sie KANNTE diesen Kerl ... und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das vor ihr war Kimimaro, der weiße Jäger der Noctem, erfahrener Venatel und ältester Sohn des Oberhauptes. Er war bekannt für seinen Jagdinstinkt und sie hatte zwar gehofft einmal gegen ihn antreten zu dürfen, aber doch nicht so BALD! Da musste sie ja jemandem sehr wichtiges ziemlich auf die sauber lackierten Designerschuhe getreten sein, dass man sie so unbedingt tot sehen wollte. "War das ein 'Ja'?" Kimimaro stand noch immer genauso da wie am Anfang und blickte sie interessiert an. Einzig seine schneeweißen Haare wehten leicht im kalten Frühlingswind. Doch Sareyn beschloss sich von ihm nicht beeindrucken zu lassen. Er sollte erst einmal zeigen, ob sein Ruf überhaupt gerechtfertigt war. "Nein... das war ein 'Natürlich'." Sie ließ sich mustern, behielt ihn aber im Auge. Nach einer Weile wurde es ihr dann doch zu blöd. "Sattgesehen?" Kimimaro nickte zustimmend. Sie war ungeduldig, was wahrscheinlich mit ihrem geringen Alter zusammenhing. Ihr fehlte einfach noch die Erfahrung, was schade war. Es würde die Qualität seines Kampfes für ihn mindern. "Sareyn von den Brutii, mein Meister, der Herrscher und Oberhaupt über die Familie Noctem hat beschlossen das du sterben musst und mich geschickt. Gibt es eine letzte Nachricht, die du deinen Verwandten übermitteln willst?" Er hatte sich noch immer kein bisschen geregt, war noch nicht einmal in Verteidigungsstellung gegangen. "Ich muss sterben?" wiederholte seine Gegenüber gespielt überrascht "Meine Güte, und ich dachte, ich lebte gar nicht ... naja, ich kann ja meinen Leuten was schicken, wenn ich auch tot bin... du kannst es ihnen ja in der Hölle vorbei schicken!" Anscheinend hatte ihn Sareyn nicht verstanden, Kimimaro überlegte einen Augenblick lang, ob er zu leise gesprochen hatte, entschied sich dann aber dagegen. Vielleicht hätte er seine Worte mit mehr Bedacht wählen müssen. Der weiße Jäger blinzelte kurz und nickte dann. Sie hatte recht ... er hatte sich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Er versuchte es erneut. "Sareyn von den Brutii, mein Meister, Herrscher und Oberhaupt über die Familie Noctem hat beschlossen dass deine untote Existenz beendet werden muss und mich geschickt. Gibt es eine letzte Nachricht, die du deinen Clanmitgliedern übermitteln willst? ... wir werden sie per Email versenden." Fügte er diesmal sicherheitshalber hinzu um wirklich alles klarzustellen. Sareyn lachte kurz, doch ihre Augen bewegten sich nicht und spiegelten keinerlei Gemütsbewegung. "Kimimaro von den Noctem, ich habe soeben beschlossen, dass mir deine Oberhäupter nicht den geringsten Anlass zur Aufgabe meiner Existenz liefern!" Dieses arrogante Noctem****, sie würde ihm zeigen, dass man eine Brutii nicht ungestraft unterschätzen durfte. Zweimal wurden die violetten Spiegel ihr gegenüber kurz geschlossen. "Warum?" Langsam begann Sareyn am Verstand ihres Gegenübers zu zweifeln ... oder zumindest an dessen einwandfreiem Funktionieren. "Weil mich deine Oberhäupter schlicht und ergreifend nicht interessieren... habt ihr nichts besseres zu tun? dieser Bezirk ist MEIN" Sie legte ein dezentes Maß an Warnung in das letzte Wort, und beobachtete ihren Gegenüber. Er machte sie unruhig ... und wieder erreichte ihre Provokation sein Gemüt nicht ... war er dumm? Fast schon erstaunt lauschte sie seiner einfältigen Antwort. "Nein ... ich jage schon sehr viel länger als du hier, junge Vampirin und die Grenzen der Brutii und Noctem sind noch nicht endgültig festgelegt, falls du dich erinnerst." Sareyn hätte am liebsten den Kopf geschüttelt, aber sie wagte es nicht, in ihrer Konzentration nachzulassen. "'Schon... aber bisher hat mich niemand an der Jagd gehindert... und das soll auch so bleiben. Und du - was willst du, eine Auszeichnung zum längsten-Jäger-von-München?!" Sie machte sich auf einen Angriff gefasst, doch erneut reagierte er auf ihre Worte, als würde er die Herausforderung hinter ihren Worten nicht wahrnehmen, denn Kimimaro überlegte einfach nur ernsthaft. "... Nein ... ich glaube eine solche Auszeichnung würde mir nichts bedeuten ... möchtest du sie haben, wenn ich sie bekomme? Ich könnte sie zu deiner Asche legen!" Sareyn riss ungläubig die Augen auf. Da hatte sie soeben ihren stärksten Trumpf ausgespielt und er REAGIERTE nicht einmal darauf. Normalerweise flippten gerade die älteren Vampire, die sich sehr viel auf ihr langes Leben und ihre Weisheit einbildeten aus, wenn man ihren Stolz verletzte, ... oder wurden zumindest unvorsichtig ... aber dieses minderbemittelte Exemplar hier ... Am zu geringen Alter konnte es eigentlich nicht liegen. Wenn ihre Informationen stimmten, müsste Kimimaro bereits auf die 950 zugehen ... auch wenn man es ihm natürlich nicht ansah. Warum blieb er so ruhig? Hatte er Angst? ... Oder war er einfach nur dumm? "Da würde sie sich schlecht machen. und du müsstest sie lange mit dir herumtragen, bis du meine Asche siehst!" Sie wartete. Warum griff er nicht an? Aus dem gleichen Grund, dass sie nicht angriff? Weil er sie nicht einschätzen konnte? Nein, er war alt genug, um ein ausgezeichneter Kämpfer zu sein. Aber nicht nur er war in der Lage ausgezeichnet mit seinen Waffen umzugehen ... ein grimmiges Lächeln schlich in ihr Gesicht. Kimimaro währendessen begann eine seiner Taschen umzufüllen, bis sie leer war. "Ich könnte deine Asche hier aufheben und sie in meinem Schrank aufbewahren, bis ich diese Auszeichnung bekommen. Dann lege ich sie dazu und schicke sie per Post an deine Verwandten ... wäre das ok?" Sareyn schüttelte nur noch den Kopf. Der Kerl war ja wirklich so hohl wie ein Blumentopf! ... ohne Bepflanzung! "Dann bezahlst du aber das Porto! und überhaupt, wer sagt, dass ich mich in deinen Schrank setze, bis ich zu Staub werde?" Sie beobachtete ihn, als er seineTasche wieder auffüllte. Jetzt wäre ein guter Augenblick ... Sie griff an. Mit einem Aufblitzen ihrer Naginata wirbelte sie los und auf Kimimaro zu. Dieser schloss, scheinbar in aller Ruhe, die Tasche und sah sie aus den Augenwinkeln angreifen. Er registrierte dass die Naginata auf seinen Hals zielte, anscheinend wollte sie nicht lange spielen, und hob die Hand. Klirrend traf die Waffe durch totes Fleisch auf Metall. "Ich habe meine Knochen mit einer Stahllegierung ausgekleidet, damit ich nicht so leicht verwundet werden kann. Es erstaunt mich eigentlich, dass noch niemand vor mir auf diese Idee gekommen ist. Ihr jungen Vampire kennt euch doch mit der Technik wesentlich besser aus als ich, warum nutzt ihr sie nicht?" Sareyn runzelte verärgert die Stirn. "Vielleicht, weil wir nicht alle mit Eisenprothesen rumlaufen wollen?" Sie zog ihre Naginata zurück und stieß mit dem Stab zu. Dabei streifte sie gleichzeitig mit einem Tuch über die Klinge, das eine ölige Flüssigkeit darauf verteilte. Erneut schlug sie mit der Waffe zu und traf funkensprühend auf Kimimaros Schulter. (<-Cool oder? Idee original von shippo_chan ^.^b) Diesmal wich er aus. Er kannte diese Brutii- Tricks zur Genüge, aber der war ihm neu ... das gefiel ihm. "Warum? Man muss es nur gewohnt sein." Eine harte Hand krachte auf die Schulter der Vampirin, dann war Kimimaro bereits wieder außer Reichweite. Die weißhaarige Vampirin renkte hastig ihre Schulter wieder ein und verzog das Gesicht zu einem leichten Grinsen. "Tja, das macht dann das Alter." Aus Kimimaros Schulter stieß eine Stichflamme hervor. "Aber dass sich mein Öl an dem Eisen entzündet, finde ich praktisch!" Schnell griff Kimimaro nach dem Ende seines Umhanges und erstickte das Feuer damit. Das würde er ersetzten müssen ... die linke Schulter war für`s erste wohl unbrauchbar. "Du hast meinen Umhang beschädigt ..." Sein Blick wechselte schlagartig von vorwurfsvoll zu purer Mordlust. "Das gefällt mir!" Deutlich zeigte der fremde Jäger seine Reißzähne, als er auf einmal zum Angriff überging. Perplex sprang Sareyn zurück und wurde nun etwas mehr in die Defensive gedrängt obwohl der verletzte Arm des Älteren nur noch nutzlos herunter hing. Doch schnell stellte sie sich auf die Geschwindigkeit ein und parierte Kimimaros Angriffe ... so gut es bei dessen Schnelligkeit eben ging. "Tut mich Sorry, wenn`s ein Designerstück war, aber wenn du das so rumstehst und chemische Reaktionen zulässt ..." Sie lächelte immer noch, und nun erst recht- sie wollte einen Kampf, und sie wollte Kimimaro töten. Diesem arroganten Kerl gehörte es einfach nicht anders. Doch plötzlich wurde der bleiche Jäger noch einmal schneller und bevor sich die junge Brutii versah wurde sie in die Defensive gedrängt. Von überallher und unaufhaltsam schienen seine Schläge auf sie einzuprasseln und die Tatsache, dass die Naginata, trotz ihrer Schärfe eine recht lange Waffe war, behinderte sie jetzt mehr, als das es ihr half. Reaktionsschnell sprang sie weit zurück, doch er folgte sofort wieder. Sareyn duckte sich unter seiner Hand weg, die auf ihren Hals zielte, nur um daraufhin von einem kräftigen Schlag in die Seite getroffen zu werden. Er nutzte seinen nutzlosen Arm wie einen Stock und versetzte seinen ganzen Körper in Drehung. Mehrere Rippen brachen, wie trockene Äste. Wütend setzte sie mit ihrem Ellenbogen nach und versuchte sein Gesicht zu treffen, doch er war bereits wieder auf der anderen Seite und holte zum nächsten Schlag aus. Jetzt wusste sie, warum man ihn den Jäger nannte. Er hatte sich selbst zur Waffe umfunktioniert. Der Noctem selbst vermied es diesmal mit ihrer Waffe in Berührung zu kommen, tauchte darunter weg und Schlug ihr dann die Beine unter dem Körper fort. Sofort setzte er nach, stellte einen Fuß auf das Handgelenk welches die Naginata führte und zielte mit seiner noch nutzbaren Hand genau auf ihren Hals, bereit den Kopf von den Schultern zu trennen. Seine vorher so emotionslosen Augen glitzerten voller Begeisterung. "Du bist toll! Es hat Spaß gemacht gegen dich zu kämpfen!" Ungläubig versuchte sie, sich zu bewegen ... Es ging nicht. Sie war tatsächlich von diesem lilablinkenden, jetzt einarmigen Typen erledigt worden. Sie schloss die Augen. "Danke für das Lob... "Ein letztes Mal versuchte sie, etwas auszurichten, doch Kimimaro hielt sie zu fest. "Na los, führ deinen Befehl aus, bevor es für dich zu spät ist" sagte sie. Sie hätte doch auf den Rat ihres Meisters hören und mehr Leibwachen mitnehmen sollen ... Kimimaro legte den Kopf schief und dachte nach "Nein ... ich denke das wäre Verschwendung ... ich lasse dich Leben, wenn ... wenn du versprichst jede Woche mindestens einmal mit mir zu trainieren ... du hast gute Anlagen und es wäre sehr schade, wenn du sie verkümmern ließest!" Ohne ihre Antwort abzuwarten richtete er sich auf und begann seine lädierte Schulter zu untersuchen ... "Sayonara unsere Waffenmeisterin wird fluchen ..." murmelte er ... nicht verärgert, sondern ... neutral und als würde ihn das nicht betreffen. Sareyn richtete sich derweil misstrauisch auf. "Mich unterrichten? ... Soll das jetzt ein Witz sein?" Ungläubig beobachtete sie den weißen Krieger vor sich, der den Schaden an seiner Schulter interessiert und doch irgendwie teilnahmslos betrachtete. Sie vermeinte in seinem Blick fast kindliche Neugierde zu erkennen. "Warum nicht? Also gut ... aber deinen Mantel bezahle ich nicht!" Wäre ja noch schöner! Diese Noctem hatten schließlich selbst genug Geld! Kimimaro nickte. "Ich werde ihn so lassen, als Mahnung für meine Unaufmerksamkeit." Erneut legte er den Kopf nachdenklich schief. "In einer Woche werde ich dich erwarten. Sollte dich jemand aus dem Clan der Noctem angreifen, sag ihnen, dass du unter meinem Schutz stehst, dann werden sie es nicht wagen dir etwas anzutun." Sareyn nickte und wollte sich schon abwenden, als er erneut anfing zu sprechen. "Sag ... gibt es in deinem Clan Krieger, die sogar noch besser sind als du, damit ich sie suchen und herausfordern kann?" Die Vampirin schüttelte den Kopf. Dieser Typ war echt komplett irre. "Natürlich, aber ich werde mich hüten dir ihre Namen zu nennen, Schwachkopf! Wofür hältst du mich." Seine Antwort war wieder einmal nur ein Nicken. "Gut ... ich akzeptiere das. In einer Woche erwarte ich dich im Park, dort wird uns niemand stören." Dann verschwand er und obwohl er ganz und gar weiß angezogen war, hatte sie ihn bereits nach ein paar Metern völlig aus den Augen verloren. Zielsicher schritt Kimimaro durch das dunkle Gewölbe, das nur einen kleinen Teil des großen Netzes von Tunneln und Hallen darstellte, welches die Vampire in Jahrhunderten unter München gegraben hatten. Dieser Teil gehörte der Noctem Coorp., genauso, wie ein anderer Teil unter der Herrschaft der Brutii stand. Doch der Kampf wurde schon lange nicht mehr offen ausgetragen. Eher hatten nun die Manager, die Intriganten, die Bankiers, Anwälte und heimlichen Attentäter das Sagen. Kimimaro ignorierte die beiden Wächter, die rechts und links standen, als er durch einen großen, in Fels gehauenen Torbogen schritt, der über und über mit kunstvoll stilisierten Fledermäusen überzogen war. Ein diensteifriger Vampir verbeugte sich tief vor ihm, als er eintrat. "Master Kimimaro, Sir. Euer Vater erwartet sie bereits." Er trat durch die von dem Diener offen gehaltene Türe und registrierte nur nebenbei, dass sie hinter ihm sofort wieder geschlossen wurde, denn es war schon immer so gewesen. Seine Sinne glitten durch den dunklen Raum, auf der Suche nach seinem Meister und Oberhaupt. "Ahh ... Kimimaro, mein Kleiner ... gut dass du da bist! Komm, komm, ich habe schon auf dich gewartet!" sprach ihn eine knisternde Stimme aus dem Dunkel heraus an. Eine bleiche Hand winkte ihn zu sich. "Seid gegrüßt ehrenwerter Meister." Kimimaro mochte den alten Mann. Er war zwar skrupellos und kannte keine Freunde, aber er war wenigstens ehrlich. Wenn er jemanden nicht mochte, so wachte derjenige am nächsten Morgen ohne Kopf auf, ... also gar nicht und dazu bediente er sich meistens ihm. Außerdem war er es gewesen, der Kimimaro damals dem Ritual unterzogen und damit zum Sohn gemacht hatte. "Jaja ... STOP! Bleib da stehen, ich mag es nicht, wenn jemand näher an mich herangeht, dann wollen sie einen meistens nur endgültig töten!" Kimimaro blieb wo er war und kniete sich nieder. "Gut ... war die Brutii wohl ein guter Kampf für dich, wenn du verletzt zu mir zurückkehrst ... das wird diese arroganten Bastarde Mores lehren ..." der weiße Krieger hob den Kopf. "Ich habe sie gehen lassen. Sie gehört jetzt mir!" Türkise Augen trafen auf violett. "WAS ... hmmm ... ok ... das hat wohl so kommen müssen ..." Bleiche Finger trommelten unruhig auf die Stuhllehnen. "Ok, ... sag ihr, wenn sie keinen meiner Clanschützlinge mehr tötet, dann darf sie meinetwegen weiterleben ... vorerst ... töte halt eine andere aus ihrem Clan und wir tun so, als ob wir sie verwechselt hätten, das sollte als Rache reichen." Stahl klirrte auf Obsidian und Sareyn wich unter der Attacke ihres Meisters aus und trat gleichzeitig mit dem Fuß nach ihm. Zufrieden stellte sie fest, dass ihre Attacke Erfolg gehabt hatte und der Brutii nun an der nächsten Wand pappte. "Du bist besser geworden!" so etwas wie Erstaunen klang in der Stimme des Vampirs mit. Sareyn nickte. "Ich habe viel geübt in den letzten Wochen, Vater!" Ein nachdenklicher Blick traf sie. "Alleine?" Diesmal war das Nicken von Sareyn fast hastig. Nur nicht`s anmerken lassen. "Natürlich! Aber ich habe mir einige Bücher besorgt in denen Kamptechniken beschrieben wurden!" Zweifelnd hob ihr Meister die Augenbrauen. "Neunhundertjahre alte Kampftechniken?" Doch Sareyn gab ihm keine Gelegenheit nachzusetzen. "Was weiß ich, wo die her waren!" Ihr Meister beließ es dabei. Kein Vampir wagte es seinen Schöpfer anzulügen, ... und Sareyn fühlte sich so schlecht, wie noch nie zuvor. "MACH DAS NIE WIEDER!" Erschrocken sahen Sareyn und ihr Doppelgänger zu Kimimaro, wie er erbost auf sie zu raste. Gerade noch war sie zum ersten Mal dabei die Oberhand zu gewinnen, sie hatte ihn sogar verletzten können und im nächsten Moment war er die Verkörperung des Zorns. Sie war total perplex. Sonst war er doch immer stolz auf sie gewesen, wenn sie es geschafft hatte ihn zu überraschen. Der Vampir war immer gelassen gewesen. Selbst als sie ihm erzählt hatte, wie sie ihren Meister angelogen hatte, hatte er zwar seinem Missfallen Ausdruck gegeben, aber ihr dann aber ohne dass sie ihn darum gebeten hätte einige alte Bücher besorgt, in denen uralte Kampftechniken beschrieben waren. Doch jetzt waren seine Augen weit aufgerissen und er hatte sie schmerzhaft gegen die nächste Wand gedrückt. "TU. DAS. NIE. WIEDER!" Verwirrt schüttelte die Vampirin den Kopf und löste den Doppelgänger auf. "Was?" Sie wusste erst recht nicht, was los war, als sich in die Gesichtszüge des Noctem so etwas wie Erleichterung schlich. "Wo hast du diese Doppelgänger- Magie her?" "Ach so ... äh die hab ich mir bei einem Exorzisten abgekuckt. Die sind super- praktisch!" Kimimaro ließ von ihr ab und barg sein Gesicht zwischen den Händen. Dann setzte er sich auf ein Stück Mauer. Sareyn wurde mulmig zu mute. Trotzig reckte sie ihr Kinn nach vorne. "Ich wollte nur besser werden! Ist das jetzt verboten?" Ein stechender Blick richtete sich auf sie und in ihm spiegelte sich ... ja was? Sareyn konnte es nicht wirklich deuten. "Nein, natürlich ist es nichts schlechtes, wenn du besser werden willst, aber auch wenn es eine bewundernswerte Leistung ist, so musst du doch aufpassen welche Künste du kopierst und wann du sie anwendest. Exorzisten sind lebende Menschen. Bei ihnen ist das Band zwischen Seele und Körper wesentlich fester, als bei dir. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass du eine widernatürliche Kreatur bist und als solche diese Bindung zwischen Seele und Körper nicht sonderlich gefestigt. Wenn ein normaler Mensch bei solchen Künsten gestört wird bei denen sich die Seele aufteilt, sucht sich die zweite Hälfte von ganz alleine einen Weg zurück. Bei dir ist das nicht der Fall. Wenn du gestört wirst, sei es durch einen echten Exorzisten oder einen Bannfluch, wird deine Seele keinen Weg zurück suchen, warum auch, du bist ja bereits tot. Das was von dir dann noch übrig bleibt ist im besten Fall zu keinem klaren Gedanken mehr fähig." Die Augen des Jägers richteten sich ernst auf seine Schülerin und diesmal war deutlich Sorge darin zu erkennen. "Sareyn, meine Schülerin! Versprich mir, dass du diese Kunst nur noch dann anwendest, wenn du dir sicher bist, dass es klappen wird und auch dann nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt!" Sareyn schluckte kurz und nickte dann. "Ich werde das nicht vergessen!" Es war der längste Vortrag, den Kimimaro jemals zu ihr gesagt hatte und sie schwor es sich zu Herzen zu nehmen. Plötzlich schlich sich ein feines Lächeln auf das Gesicht des Jägers "Außerdem hast du das nicht nötig. Wenn du so weiter machst, wirst du mich in 300 Jahren aufgeholt haben." und er erfüllte das Herz der Vampirin mit Stolz. "Wo gehst du hin?" Sareyn zuckte schuldbewusst zusammen. "Jagen was sonst!!" Sie griff nach ihren Obsidianmessern und steckte sie ein. Ihr Clan-Bruder Teyt trat ungefragt wie immer in ihr Zimmer und beobachtete sie. Er WUSSTE dass sie das in den Wahnsinn trieb. Der etwas ältere Vampir war nicht wirklich ihr Bruder, aber da ihr Meister auch ihn gebissen hatte, hatten sie einen gemeinsamen Schöpfer und somit zumindest Clan-intern so etwas wie Geschwister. Sie fühlte wie zwei starke Arme sich um ihre Schultern schlossen. "Ich habe dich beobachtet Schwesterherz! Du bist jede Woche einmal eine ganze Nacht unterwegs und kommst erst kurz nach Morgengrauen wieder! Wenn ich dir Spione hinterherschicke kommen sie nie wieder. Du wirst dich doch nicht mit einem anderen MANN treffen oder?" Sareyn runzelte die Stirn. Die sonst so aufmerksame Jägerin hatte gar nicht bemerkt, dass sie verfolgt wurde, ... also musste Kimimaro diese Spione erledigt haben. ... Sie schlug wütend seine Arme weg und funkelte ihn an. "Also ERSTENS geht dich das ÜBERHAUPT nix an, mit wem ich mich wo treffe, wenn ich mich treffen würde, und zweitens NIMM ENDLICH DEINE DRECKIGEN, UNTOTEN GRIFFEL VON MIR und DRITTENS was ERLAUBST du dir eigentlich mir einfach Spione hinterherzuschicken? Ich glaub mein Schwein pfeift!" Doch Teyt lächelte nur. "Sachte, sachte kleine Schwester. Ich wollte nur sichergehen. Schließlich gehörst du mir und ich werde dich sicher nicht kampflos gehen lassen." Schlagartig wurde sein Gesicht ernst. "Also verliebe dich lieber nicht, schon gar nicht in einen Menschen, denn ich werde ihn töten und dich irgendwann bekommen, da kannst du sicher sein!" Dieses arrogante ... AHRG! Ein weißer Kopf tauchte unter seiner Hand hinweg, ihr Körper wirbelte herum und sie nagelte ihn dann mit ihrem ausgestreckten Fuß gegen die Wand. Wütend funkelte Sareyn ihn an. "Eher friert die Hölle zu!" Doch der Brutii ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Vampire sind einsam und auch du wirst mit der Zeit diese zu spüren bekommen. Dann wirst du zu mir kommen und wir werden sie gemeinsam vertreiben." Sareyn beachtete ihn nicht weiter und stapfte aus dem Haus. Diesmal gab sie genau acht und tatsächlich bemerkte sie, wie zwei der Brutii Leib- Wächter sie verfolgten. Kurz überlegte sie, ob es eine Möglichkeit gab Kimimaro Bescheid zu sagen, aber sie wollte auf gar keinen Fall irgendeinen Verdacht erregen. Also beschloss sie schweren Herzens auf den ersten Teil der Übungsstunden zu verzichten und ihre beiden Anhängsel in die Irre zu führen. Sie ging jagen. Unruhig sass Kimimaro als weißer Schatten zwischen zwei Schornsteinen und überblickte die Gegend. Wo blieb sie nur? Sareyn war bis jetzt noch kein einziges Mal zu spät zu den Übungen gekommen. Selbst die Anhängsel hatte sie niemals bemerkt und so hatte der Jäger sie ausgeschalten. Es war zu ihrer beider Vorteil. Seine geübten Augen suchten die Gegend ab, aber er konnte sie nirgendwo entdecken. Der rationale Teil von ihm, fragte sich, wo seine Ruhe hin war? Normalerweise galt er als der beherrschteste Jäger in seinem Clan, aber Heute? ... Sein Blick fiel auf den aufgehenden Mond. Ob es an dem hellen Himmelskörper lag? Wie bei den Werwölfen? ... Aber warum war ihm das bist jetzt noch nie aufgefallen? Erneut gingen seine Augen auf Wanderschaft und erneut konnte er nirgendwo die Frau mit den Platinweißen Haaren und den Eisblauen Augen entdecken, die er als seine Schülerin anerkannt hatte. Kurz überlegte er, ob ihr Clan Probleme machte, aber dann hätte sie wohl eine Email geschickt. Außerdem hatte Kimimaro sorgfältigst darauf geachtet, dass sie nicht erwischt wurden. Der weiße Vampir wurde immer unruhiger und schließlich, kurz vor Mitternacht hielt er es nicht mehr an seinem Platz aus und ging sie suchen. Sie war seine Schülerin, er musste auf sie aufpassen. "Scheiße!" Sareyn schloss die Türe hinter sich. Endlich war sie alleine. Eigentlich hatte sie gehofft, ihre Wächter würden wieder abziehen, wenn sie gesehen hatten, dass sie tatsächlich nur jagen ging, aber nix da. Sie waren ihr gefolgt, wie Dreck an den Schuhen. Jetzt hatte sie derentwegen sogar das komplette Training verpasst! "Idioten!" Sie würde eine Email an Kimimaro schreiben und sich entschuldigen müssen! Zielsicher steuerte sie auf ihren Schreibtisch zu, als etwas weißes hinter ihr weich und geschmeidig auf dem Boden landete. Reflexartig trat sie mit dem Bein danach, doch ihre Sohle stieß auf Luft und aus den Augenwinkeln sah sie das Gesicht des Angreifers. "Kimimaro!" Der Jäger lächelte leicht und verbeugte sich. "Ich habe mir Sorgen um meine Schülerin gemacht und dich überall gesucht ... wo warst du?" Doch die Vampirin ging nicht auf seine Frage ein. "Bist du irre? Wenn die dich hier erwischen machen sie Asche aus dir! Weißt du nicht, wo du bist?" Sie packte ihn hart bei den Armen und hätte ihn am liebsten durchgeschüttelt. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Bei dir?" Obwohl Sareyn klar war, dass er weiße Jäger diese Worte niemals so gemeint haben konnte, wie sie für die Vampirin klangen durchfuhr ein kurzer Schmerz ihr totes Herz. "Wie bist du hier reingekommen, ohne dass sie dich bemerkt haben?" Kimimaro grinste. "Euer Haus hat viele Fluchttunnel nach draußen, aber es gibt kaum eine Sicherung, dass man über sie nicht auch hereinkommen könnte!" Sareyn ließ ihn wieder los und versuchte sich wieder zu beruhigen. "Zwei von unseren Leuten haben mich verfolgt und deshalb bin ich lieber jagen gegangen ... ich konnte dir nicht mehr rechtzeitig Bescheid geben. Ich hoffe das macht meinen Bruder weniger misstrauisch." Plötzlich riss Kimimaro den Kopf nach oben und sprang auf ihren Schrank. Im nächsten Augenblick wurde die Türe aufgestoßen und Teyt rumpelte herein. '... wenn man vom Teufel spricht ...' fuhr es der jungen Brutii durch den Kopf. Ihr Bruder ging direkt auf sie zu und drückte sie mit seiner Hand gewaltsam gegen die nächste Wand. "DU hältst dich wohl für extra schlau was? ... Aber glaube mir, bloß weil du einmal jagen gegangen bist, heißt das noch lange nicht, dass du mich damit täuschen könntest!" Sareyn schlug seinen Arm weg und funkelte zurück. "Ich habe KEINE Ahnung wovon du redest, aber ich dachte mir, dass wir uns es nicht leisten könnten noch mehr Wächter zu verlieren und habe deshalb extra darauf geachtet, dass sie während meiner Jagd nicht verloren gehen, so wie die letzten paar. Wenn dir das nicht passt, dann bring ich sie nächstes Mal SELBER UM! ... und jetzt RAUS AUS MEINEM ZIMMER!" Sie vermied es krampfhaft nach Kimimaro zu sehen. Jeder Blick zu viel konnte ihn an ihren Bruder verraten. Dieser ging tatsächlich in Richtung Eingang, drehte sich dort aber noch einmal herum "Glaub nicht, dass du mir so leicht davon kommst!" und schloss mit einem wütenden Schlag die Türe hinter sich. Sofort fühlte sie, wie der weiße Jäger wieder hinter ihr stand. Mit seiner üblichen, emotionslosen und doch irgendwie freundlichen und kindlichen Stimme begann er zu reden. "Er darf dich nicht so behandeln! ... Ich möchte ihn töten ... hättest du etwas dagegen?" Sareyn rieb sich die Stirn. "Er ist auch ein Kind meines Meisters, also so etwas wie mein Bruder!" Kimimaro nickte. "Ich weiß, ... ist das ein 'nein'?" Die Vampirin musste schmunzeln. "Ja Kimimaro, das ist ein 'nein'!" "Sayonara!" Die angesprochene Noctem drehte sich um. Die Tatsache, dass sie das Aussehen eines neunjährigen Mädchens hatte, hielt sie nicht davon ab die Autorität einer Königin auszustrahlen und Kimimaro musste es ja wissen, schließlich war er alt genug. "Was gibt`s kleiner Prinz?" Sie nannte ihn schon immer so, obwohl er älter und größer war als sie, doch dass störte ihn nicht weiter. "Du bist doch in Kriegstaktik erfahren, ich brauche deinen Rat!" Eine Augenbraue wurde gehoben. Kimimaro mochte keine Kriegstaktiken, auch wenn er inzwischen eingesehen hatte, dass sie den Unterschied, zwischen Sieg und Gewinn ausmachen konnten, egal wie stark die Armee war. Warum sollte er plötzlich einen brauchen oder sie gar anwenden wollen? "Schieß los ..." Kimimaro nickte. "Ich habe einen Verbündeten, der wiederum der Vasall eines Anderen ist. Dieser hat einen zweiten Vasallen, der zwar nichts von mir weiß, aber meinen Verbündeten bedroht. Nicht mehr als es den Herrscher über die Beiden stören würde, aber MICH stört es ... was kann ich dagegen tun?" Sayonara brauchte nicht lange. "Nun ... das einfachste wäre wenn du den feindlichen Vasallen unter Druck setzen könntest und ihn dadurch zwängest die schädlichen Handlungen gegen deinen Verbündeten einzustellen, aber ich nehme an er soll auch weiterhin nicht`s von dir erfahren ..." Kimimaro nickte und das kleine Mädchen runzelte die Stirn. "Nun ... das ist schon schwieriger. Eine Möglichkeit wäre, dass du deinem Verbündeten Unterstützung anbietest, aber dass wird er nicht annehmen oder?" Wieder nickte der weiße Jäger. "Kommst du an den Meister der beiden ran?" Ein kurzes Kopfschütteln. "Du machst es mir wirklich nicht leicht ... nun ... die einzige Lösung die mir da spontan noch einfallen würde ist, den zweiten Vasallen mit etwas anderem zu beschäftigen. Er darf dabei natürlich nicht bemerken, dass du hinter dieser Aktion stehst, aber es sollte ihn den Großteil seiner Aufmerksamkeit kosten und von deinem Verbündeten abhalten." Kimimaro holte einen Dolch mit Wellenschliff hervor, den er einem unvorsichtigen Werwolf abgenommen hatte. "Danke!" und Sayonara bekam glänzende Äuglein. "FÜR MICH! ... DANKE!" Hastig, als fürchtetete sie, der weiße Jäger könnte es sich noch einmal anders überlegen, steckte sie ihn ein. Dies war die erste der Nächte, in denen Teyt Brutii, Clanbruder von Sareyn, als er am Morgen nach Hause kam, einen blutigen Dolch auf seinem Bett liegen fand ... Sareyn eilte zu ihrem Übungsplatz mit Kimimaro, wo der weiße Jäger wie immer bereits auf sie wartete. Diesmal konnte sie sich wenigstens sicher sein, dass sie nicht verfolgt wurde. Alle verfügbaren Vampire ihres Clans waren auf der Suche nach dem ominösen Dolchboten der seit einiger Zeit ihr Anwesen unsicher machte. "Entschuldigung, dass ich so spät dran bin, aber bei uns ist die Hölle los! Im Bett meines Bruders hat man bereits zum zweiten Mal diese Woche einen blutigen Dolch gefunden, wie ihn die Werwölfe benutzen, und jetzt geht es natürlich drunter und drüber. Alle sind auf den Beinen und stellen unser Haus auf den Kopf ..." Kimimaro nickte nur "Ich weiß!" und Sareyn stockte. "Du weißt ... aber ... ist das bei euch etwa auch passiert?" Ein Kopfschütteln antwortete ihr "Wir sind nicht so leichtsinnig wie ihr ... zumindest glauben wir das ..." und plötzlich wurde ihr alles klar. "DU warst dass! ... Bist du krank? ..." ihre Stimme überschlug sich fast. "... warum hast du das getan?" Sie hätte es wissen müssen! Hinter diesen scheinbar so ruhigen Augen und dem fast apathischen Gesichtsausdruck tanzte der Wahnsinn Tango. Die violetten Augen Kimimaros verzogen sich plötzlich zu Schlitzen. "Es passt mir nicht, wie er mit dir umspringt! So behandelt man keine Lady ... und erst recht nicht meine Schülerin und nachdem du mir verboten hattest ihn direkt anzugreifen ..." er ließ den Satz offen und Sareyn begriff. "Du lenkst ihn von mir ab, in dem du ihn ... anderweitig beschäftigt hältst! ... Durch den Dolch!" Sie schüttelte immer noch fassungslos den Kopf. "Kimimaro! Tu das nie wieder! Das ist viel zu gefährlich! Wenn sie dich erwischen, hilft dir auch deine ganze Erfahrung nicht`s mehr! Nicht einmal du kannst glauben, dass du gegen einen ganzen Clan von Vampiren eine Chance hast!" Sie hätte ihm am liebsten eine auf den Deckel gegeben, damit er wieder zur Vernunft kam, doch er starrte sie wie immer nur unbeweglich an. "Nicht ein ganzer Clan!" Sie blickte auf. "Was?" Geduldig und ruhig wiederholte Kimimaro seinen Satz. "Du wirst nicht gegen mich kämpfen!" Abfallig schnaufte sie aus. "Ja genau! Und wie stellt du dir das vor? Ich trete dann gegen meinen Meister an und besiege ihn in einem heldenhaften Zweikampf?" Verwundert blickte der weiße Jäger sie an. "Das würdest du tun? ... Nun ... dich Chancen ständen gegen dich, aber du könntest es schaffen!" Nun platze Sareyn der Kragen. "NEIN, VERDAMMT! KIMIMARO. Ich mag ja viel sein! Vielleicht sogar die Schülerin eines Jägers der Noctem, aber ich bin keine Verräterin!" Doch der weiße Jäger blieb ruhig. "Das hatte ich auch niemals von dir erwartet, aber ich denke du bist zu klug um gegen jemanden anzutreten, von dem du weißt, dass du chancenlos gegen ihn bist. Am Klügsten wäre es für dich wohl bei Seite zu treten und abzuwarten wer gewinnt." Mit ätzendem Sarkasmus in der Stimme gab die Vampirin zurück "Ja, das wäre es wohl! Ich stehe lachend daneben und warte bis sie dich abschlachten!" Der ältere Vampir neigte nur den Kopf. "Du musst nicht lachen, ... außer natürlich es ist dir danach. Ich mag dein Lachen und würde mich sicher freuen es zu sehen!" Sareyn sah ein, dass diese Diskussion zu nicht`s führen würde. "Ok, hör zu Kimimaro. Ich bin dagegen, aber wahrscheinlich werde ich dich nicht aufhalten können, also wenn du diese Dolchsache schon so unbedingt durchziehen musst, dann sei wenigstens vorsichtig, dass man dich nicht dabei erwischt, ok?" Ein feines Lächeln erschien auf Kimimaro`s Lippen. "Du musst nicht besorgt um mich sein meine Schülerin! Ich bin ein 950 Jahre alter Venatel, ... das wird man nicht von heute auf morgen." Sareyn hörte den zornigen Aufschrei aus dem Nebenzimmer und machte einen Strich. "Nummer zwanzig." Offensichtlich war Kimimaro wirklich gut. Sie hatten inzwischen mit Hilfe von Kameras alle Geheimgänge zum Zimmer Teyt`s gefunden und abgeriegelt, aber nun tauchten die Dolche halt im ganzen Haus auf und heute Nacht war wohl wieder ihr Clanbruder dran gewesen. Sie seufzte. Trotzdem machte sie sich Sorgen. Irgendwann würden sie ihn erwischen und dann köpfen, daran bestand kein Zweifel. Wenige Vampire hatten den Brutii so viel Schaden zugefügt wie Kimimaro, Sareyn hatte sich inzwischen im Archiv darüber informiert. Wo genau Kimimaro herkam lag im Dunklen. Eines Tages tauchte er, bereits als Vampir, in München auf und ging nie wieder weg. Einige Intrigen und sehr viele Claninterne Morde später war er in seiner jetzigen Position, Thronfolger von Kreevus, dem aktuellen Clanoberhaupt der Noctem. Er hatte diesen Posten nie angestrebt, war einfach nur durch seinen Meister 'hinterhergerutscht'. Dass er dort jedoch schon seit Jahrhunderten unverrückbar blieb, verlieh diesem vermaledeiten Clan eine gewisse Stabilität. Niemandem gelang es Kimimaro zu töten und das ließ die ganze Horde immer stärker werden. Im Laufe der Jahrhunderte bildete sich eine feste Befehlshierarchie, die nicht alle zehn Jahre durch einen Putsch umgeworfen wurde und plötzlich waren sie eine ernsthafte Konkurrenz für die Brutii, ja hatten zur Zeit sogar eher die Oberhand. Sareyn hatte zwischen den Zeilen gelesen und sie wusste, wenn Kimimaro noch drei- vier Jahrhunderte lang diese Stabilität erhalten konnte, wobei zweifelhaft war ob er überhaupt ahnte, welche Wirkung sein Überleben auf die Noctem Coorp. hatte, würden die Brutii in den Hintergrund gedrängt, die sehr wohl noch unter den Clan- internen Streitigkeiten und regelmäßigen Umstürzen litten. Sehr viele Legenden rankten sich um diesen wichtigen Noctem. Er solle vom Wahnsinn, ja gar vom Fluch der Werwölfe betroffen sein und sich regelmäßig in seinem Zimmer einsperren. Dann würde er darin toben und wüten. Manchmal tagelang ... Zwei Tage später war wieder Training. Die Nächte waren nun warm und schwül. Sareyn hüpfte mit gewaltigen Sprüngen von Dach zu Dach auf dem Weg zu ihrem zweiten Lehrmeister ... Kimimaro. Inzwischen konnte sie sich ein Leben ohne den blassen Jäger nicht mehr vorstellen. Er war da und egal worüber sie reden wollte, er konnte ihr hilfreiche Ratschläge geben. Seine Erfahrung schien so unendlich tief zu sein wie seine großen, unergründlichen Augen. Plötzlich hielt sie inne. Da war doch ... reflexartig griff sie nach einem der Obsidianmesser in ihren Halfter und drehte sich um. Sie konnte gerade noch erkennen, wie ein weißer Schatten über einen schwarzen herfiel. Kurz verkeilten sich die beiden Wesen zu einem Bündel und dann sprang der weiße wieder in den Schatten und war verschwunden ... wie ein Geist in der Nacht. Kimimaro! ... Sareyn hatte trotz allem den weißen Venatel noch nie wirklich jagen gesehen und sie war beeindruckt. Das ganze hatte keine halbe Minute gedauert und war absolut lautlos von sich gegangen. Neugierig geworden näherte sie sich vorsichtig dem Kampfplatz. Graue Asche wurde vom Wind verweht und ließ ein Bündel Kleidung einsam auf der Straße zurück. Obwohl Sareyn ungefähr ahnte, wer das Opfer des weißen Jägers gewesen war, griff sie doch nach seinem Geldbeutel und suchte nach dem Personalausweis ... 'Dokar Brutii' "Sie verfolgen dich wieder!" Sareyn war nicht weiter darüber verwundert, dass Kimimaro so plötzlich hinter ihr auftauchte. Wahrscheinlich verfolgte er sie schon, seit sie das Anwesen verlassen hatte. "Seit wann?" Kimimaro schloss kurz die Augen. "Seit etwa 4 Tagen!" Die Jägerin sprang auf. "WAS? WARUM SAGST DU MIR DAS NICHT!" Ihr Gegenüber blinzelte verwirrt. "Warum? Ich habe doch alle erwischt!" Sareyn kämpfte um ihre Selbstbeherrschung. "Hör zu ..." Am liebsten hätte sie einmal tief eingeatmet, aber leider war sie ja tot. "... wenn sie mich wieder verfolgen, dann kannst du dir dein Dolch- Aktionen sparen verstehst du? Sie haben nicht mehr länger die beabsichtigte Wirkung und außerdem werden sie immer gefährlicher!" Kimimaro legte kurz den Kopf schief und dachte offensichtlich nach. "Bei Großvaters Reißzahn du Depp! Was gibt es da noch nachzudenken! HÖR endlich damit AUF!" Die Stimme der Brutii überschlug sich fast. In einer der Häuser über ihr wurde ein Fenster aufgerissen und eine ältere Dame keifte ein "RUHE SONST HOL ICH DIE POLIZEI!" zu ihnen hinunter, doch sie wurde von den Beiden Vampiren ignoriert. Menschen waren für die Jäger nicht von Interesse. Ein leichtes Nicken Kimimaros sorgte dafür, dass Sareyn sich erleichtert fühlte. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. "Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen um mich machen musst." Genervt verzog Sareyn das Gesicht. "Also echt! Dann hättest du dir diesen ganzen Scheiß von Anfang an sparen können!" grummelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart. Sie setzte sich vorsichtig auf eine Treppenstufe und beobachtete Kimimaro, wie er sich mit einer fließenden Bewegung auf den Pfosten eines Gartenzauns direkt daneben setzte. 'Wie ein Falke auf seinem Spähplatz!' Schoss es ihr durch den Kopf. Seine Augen zu Schlitzen zusammengezogen und die Arme entspannt, aber bereit auf den Knien liegend. Ein interessierter Blick suchte aufmerksam die Gegend ab, während sein langes weißes Haar offen hinunter hing. Seine Haare waren sowieso das seltsamste an ihm. Das einzige, was nicht auf Funktionalität zugeschnitten war ... ein Zugeständnis an seine Eitelkeit? Sie konnte sich das nicht wirklich vorstellen. "Warum lässt du deine Haare offen? Behindern sie dich nicht im Kampf?" Wenn sie es sich recht überlegte, war dies die erste persönliche Frage, die sie ihm jemals stellte ... Kurz wurde sein Blick stumpf, als er nachdachte. "Nein ... ich denke ... ich mag sie so ... ich war schon zu Lebzeiten sehr stolz auf sie ..." Neugierig hüpfte er neben sie auf die Treppe und legte den Kopf schief. "Soll ich sie mir schneiden?" Sareyn runzelte die Stirn und griff nach ein paar weißen Strähnen. Wie flüssig gewordener Schnee glitt er durch ihre Finger ... genauso wie ihre eigenen. "Nein ... es wäre schade darum! ... Sie sind wirklich schön!" Als die Vampirin am nächsten Abend von ihrer Arbeit zurückkam und ihr Blick auf das Bett fiel, hätte sie am liebsten den Kopf geschüttelt ... oder jemanden umgebracht. Denn auf ihrer schwarzen Bettwäsche lag eine einzelne weiße Rose. Leise und vorsichtig schlich Sareyn in ihr Zimmer. So sehr sie sich auch auf die Trainingstunde freute ... sie waren der Höhepunkt ihrer Woche ... heute würde sie ... anders sein. Nervös rieb sie sich die Nase. Kurz huschte ihr Blick zu der Vase mit den sechs weißen Rosen ... weiße Haare, bleiche Haut und wie zwei tiefe Seen die zwei violetten Augen ... Sie schüttelte hastig den Kopf und schnappte sich ihre Messer. Leise wie ein Schatten huschte sie durch die Nacht ihrem persönlichen weißen Geist entgegen. Nicht bemerkend, das ihr zwei blaue Augen mit dem Blick folgten, bis sie zwischen den Lichtern der nächtlichen Großstadt verschwunden war. Diesmal war sie aufmerksamer, aber trotzdem kam ihr Kimimaro zuvor. Ein weißer Schatten im funkelnden grau der Großstadtnacht, der sich um die schwarze Gestalt ringelte und dann so schnell wieder verschwand, wie sie erschienen war. Sareyn seufzte. Was für eine Verschwendung! Zwei Sekunden später war sei bei im Park angelangt. "Hallo Kimimaro!" Er nickte und beobachtete stumm und still wie immer, als sie sich auf eine Parkbank fallen ließ. "Sag mal ..." sie überlegte kurz wie sie anfangen sollte. Wo waren die Worte, die sie sich so sorgfältig zu recht gelegt hatte? "... warum legt ein so alter und erfahrener Jäger wie du sich eine Schwachstelle wie mich zu?" Kimimaro hüpfte kurz zu ihr und ging neben ihr auf der Bank in die Hocke. Sein stechender Blick schienen ihr auf den Grund der Seele zu blicken und ein seltsames Kribbeln erfüllte die Vampirin. "Mir hat niemand gesagt, wie schön so eine Schwachstelle sein kann ... welch gutes Gefühl sie einem alleine durch ihre Anwesenheit vermittelt. ... Ich fand es höchst erstaunlich, als ich herausfand, dass ich mir diese besondere Schwachstelle mehr wünschte, als alles andere." Er unterbrach den Blickkontakt nicht, als er nach hinten griff und aus seinem Gürtel eine weitere weiße Rose zog. "Heute kann ich sie dir endlich persönlich übergeben ... das ist mir wesentlich lieber." Verlegen griff Sareyn danach und ihre Hände berührten sich kurz. "Danke!" Sie hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, doch die Worte rannen ihr wie Wasser durch die Finger. Was ging nur hinter diesem ruhigen und gelassenen Gesicht vor ... was DACHTE dieser Mann? Was dachte er über sie? "Darf ich dich etwas fragen?" Überrascht hob Sareyn eine Augenbraue. Er hatte sie noch nie etwas persönliches gefragt ... immer nur Bemerkungen die ihr Können oder ihren Kampfstil betrafen. "Äh ... natürlich ..." Seine weißen Hände stützen kurz den Oberkörper, als er sich neben sie auf die Bank setzte. "Liebst du mich?" Solch eine Frage ... und er stellte sie, wie jede andere auch. Ruhig, überlegt und mit einer gewissen kindlichen Neugierde. Seine violetten Augen musterten sie teilnahmslos interessiert. "Warum fragst du das?" Sareyn`s schien auf einmal wieder zu schlagen begonnen zu haben. In ihren Ohren rauschte alles. Irgendwie schien die Realität abzudriften und sie mit ihrem weißen Jäger zurückzulassen. "Du wirst dich früher oder später entscheiden müssen. Wenn du in der Nähe bist funktionieren meine Sinne nicht mehr zuverlässig und ich übersehe wichtige Zeichen ..." Plötzlich riss er den Kopf nach oben und lauschte. Er erinnerte an ein aufgescheuchtes Reh "Ich muss gehen meine Schülerin!" Mit drei gewaltigen Sätzen war er in der Dunkelheit verschwunden. Keine Sekunde später brach eine Horde Brutii kampfbereit von allen Seiten in den Park. Ganz an der Spitze ihr Bruder, der einen aufgebrachten Eindruck machte. "Sareyn! Geht es dir gut! Ich habe schon das schlimmste befürchtete, als ich sah, dass Kimimaro persönlich auf dich Jagd macht!" Teyt eilte auf sie zu und wollte sich davon überzeugen, dass es ihr auch wirklich gut ging ... als er plötzlich stockte. "Sareyn! ... Was ist das!" Verwundert blickte die Vampirin an sich herunter, bis ihr Blick an der weißen Rose in ihrer Hand hängenblieb ... 'Scheiße.' Ihre Gedanken rasten, als sie nach einer unverfänglichen Antwort suchte! "Er meinte sie wäre so vergänglich, wie ich!" Ihr Bruder knurrte auf, riss sie ihr aus der Hand und schleuderte sie auf den Boden. "Dieser schleimige Möchtegerncasanova!" Wütend funkelte er die Vampirin an "Sag! Was wollte er hier!" und packte sie an den Schultern, doch kaum berührten seine kalten Finger ihre Haut, erklang das leise Singen eines Dolches, der zittern in seinem Schulterblatt stecken blieb. Überrascht stieß er die Luft aus und zog den Dolch heraus. "... Seth! Du bringst Sareyn zurück! Wir werden ihn verfolgen, bevor wir seine Spur verlieren!" Bestätigenden Nicken von allen Seiten und er wandte sich noch einmal an seine Schwester. "Wir sprechen uns noch!" Dann war die Horde wieder in der Dunkelheit verschwunden. Sareyn blieb mit Seth alleine zurück. Sie war froh, dass ausgerechnet der stille, große, dunkelhäutige Wächter bei ihr geblieben war. Soweit sie wusste war er schon ewig ein Mitglied der Brutii. Er gehörte zu den Vampiren, die eine freundliche Ruhe ausstrahlten bei der man sich einfach nur sicher fühlen konnte. Ohne diese ständige Ahnung von Gefahr, wie er Kimimaro umgab. Seth bückte sich und gab ihr mit einem freundlichen Lächeln die etwas lädierte Rose zurück. Mit zitternden Händen nahm Sareyn sie. Sie kniff die Lippen zusammen. Ihr Brüder würde ihr nicht`s tun ... hoffte sie zumindest. Wenn sie ihm sagte, dass es Zufall war, würde er ihr sicher glauben und dann auch den Meister überzeugen ... wie es Kimimaro wohl ging ... hoffentlich bekamen sie ihn nicht in ihre untoten Griffel ... sie zuckte zusammen, als eine Hand sich auf ihre Schulter legte. "Lasst uns zurückgehen Lady Sareyn! Es ist besser euren Bruder für heute nicht weiter zu verärgern!" Aber Sareyn dachte gar nicht daran. Ihr Leben lang hatte sie immer frei nach dem Motto 'Angriff ist die beste Verteidigung' gelebt und deshalb nutzte sie die Zeit bis zur Ankunft ihres Bruders damit, sich zurechtzulegen, was sie ihm alles an den Kopf werfen würde. Mit blutendem Herzen hatte sie die weißen Rosen der letzten Woche heimlich weggeworfen und jetzt kam ihr der Schreibtisch so seltsam leer vor. Und wer war Schuld daran? ... sie fühlte wie die Wut wieder aufkochte und das war genau das, was sie jetzt brauchen konnte. Kaum hatte ihr Bruder die Türe geöffnet, fiel sie über ihn her. "DU BLÖDER AFFE! Wie KANNST du es wagen mir mit so einem Aufgebot zu folgen, wie einem Schwerverbrecher! Du hast dich ja aufgeführt, als hätte ich den Clan verraten! Wenn das einer meiner ARBEITGEBER gesehen hätte, die wären in OHNMACHT gefallen und meinen Job könnte ich dann in die Tonne treten! WENN du befürchten musst, dass Kimimaro auf mich angesetzt wurde, dann SAG MIR DAS GEFÄLLIGST, damit ich wenigstens GEWAPPNET BIN!" Sie verkniff sich ein Grinsen, als Teyt einen Augenblick lang tatsächlich schuldbewusst dreinschaute. "Neeein! Statt dessen WARTET er auch noch, bis mir mein Mörder in aller Ruhe eine Rose übergibt ... Ich war absolut WEHRLOS! Mir hätte wer weiß was passieren können! WARUM HAST DU NICHT AUCH NOCH GLEICH GEWARTET, BIS ER MIR DEN KOPF ABSCHLÄGT? Dann hätte er wenigstens keine potentielle GEISEL gehabt! Weißt du WAS? SAG`S mir das nächste Mal, wenn du so etwas vor hast, dann papp ich mir vorher wenigstens noch kurz eine ZIELSCHEIBE an`s Hirn!" Sie klatschte sich mit der Flachen Hand vor ihre Stirn und beobachtete zufrieden, wie ihr Bruder in sich zusammensank, gleich einem Luftballon aus dem man die Luft herausließ. "Entschuldigung ..." So das war die Peitsche, jetzt kam das Zuckerbrot ... für irgendwas musste dieser vermaledeite Lateinunterricht ja gut gewesen sein. Sie seufzte einmal theatralisch: "Na ja, ich konnte dir ja noch nie lange böse sein Bruderchen und ich bin dir ja auch dankbar dafür, dass du mich vor diesem durchtriebenen Jäger gerettet hast! Wer weiß, was der mit mir angestellt hätte, wenn du nicht gekommen wärst!" Erstaunlich! Da streichelte man ein bisschen sein Ego und er ging auf wie ein Hefekuchen! Das musste sie sich für die Zukunft merken. Sofort lächelte er sie beglückt an. Sareyn wurde beinahe schlecht. "Nicht? Ich habe alles zusammengetrommelt, was wir kriegen konnten! Leider ist uns dieser Idiot trotzdem entwischt ... er ist wie eine Ratte und kennt die Löcher in dieser Stadt wohl besser wie jeder andere ..." Innerlich atmete die Vampirin erleichtert auf. Er war entkommen ... den Göttern sei dank! Ihm war nicht`s passiert. Äußerlich ließ sie sich natürlich nicht`s anmerken. "Ihr schafft das schon, er kann sich nicht ewig verstecken und irgendwann wird ihn sein überdrehtes Ego sicher zu Fall bringen! Ein Vampir kann nicht immer Gewinnen!" Gleichzeitig hoffte sie das Gegenteil. Als sie am nächsten Tag in ihr Zimmer kam, stand dort Seth vor ihrem Bett ... und hatte eine weiße Rose in der Hand ... Sareyn reagiert blitzschnell. "Was ist das! Wie kommt das da hin!" Doch der Wächter verbeugte sich nur stumm vor ihr, "Meister Kimimaro meinte es wäre für ihn zu gefährlich sie selbst zu überbringen, deshalb hat er sie mir mitgegeben! ..." Er richtete sich wieder auf und lächelte ihr freundlich zu. "Ihr solltet sie wie die sechs anderen auch im Schrank zum Trocknen aufhängen, dort wird euer Bruder sie nicht finden!" Mit diesen Worten zog er ihr die Rosen der letzten Woche, sauber an einem Faden am Stiel aufgehängt, heraus und überreichte sie ihr. Sareyn wich misstrauisch einen Schritt zurück. "Wie meint ihr das?" Doch Seth lächelte nur sein warmes, freundliches Lächeln. "Meister Kimimaro hat mir die Ehre gewährt mich am Leben zu lassen, auch wenn er mich nicht, wie euch regelmäßig trainiert. Ich denke es genügt, wenn ihr wisst, dass ich ihm viel zu verdanken habe und ihr jederzeit zu mir kommen könnt, Lady Sareyn!" Er nickte ihr zu und schloss leise die Türe hinter sich ... die Jägerin blieb mit den Rosen in der Hand zurück. Vorsichtig verstaute sie den Strauß hinter ihrer Unterwäsche, wenn er sie dort fand, würde sie ihn persönlich köpfen, und setzte sich auf ihr Bett. 'Kimimaro' ... sie nahm ihr Kissen und drückte es feste an sich. Von irgendwoher kam ihr seine Frage in den Kopf. 'Liebst du mich?' Sie vergrub ihren Kopf im weichen Stoff. Dann im plötzlichen Zorn packte sie das Kissen und pfefferte es gegen die Wand. "Scheiße, Ja!" Wie hatte das nur passieren können! Vor ein paar Monaten war ihre Welt doch noch vollkommen in Ordnung gewesen. Na gut, ... ein Leben als Vampir war jetzt zwar nicht das gelbe vom Ei, aber immerhin. Sie hatte ein Dach über den Kopf, war nicht so wichtig als das man sie hätte umbringen wollen, aber doch wichtig genug, dass sie sich nicht als überflüssig empfunden hatte. Und wenn sie Lust darauf gehabt hatte, war sie Jagen gegangen ... Sie wusste nicht einmal, was Kimimaro für sie empfand ... konnte der emotionslose weiße Jäger überhaupt lieben? Noch vor einem halben Jahr hätte sie mit einem überzeugten 'nein' geantwortet, aber jetzt ... wieder schossen ihr seine Worte durch den Kopf. 'Mir hat niemand gesagt, wie schön so eine Schwachstelle sein kann ... welch gutes Gefühl sie einem alleine durch ihre Anwesenheit vermittelt. ... Ich fand es höchst erstaunlich, als ich herausfand, dass ich mir diese besondere Schwachstelle mehr wünschte, als alles andere.' Sie konnte ihn nicht einschätzen. Sagten diese Worte für ihn das gleiche wie für sie? Sareyn grinste. Sie würde ihn einfach fragen. Dann würde er sie mit seinen großen Augen und fast kindlicher Neugierde ansehen, darüber nachdenken und mit ruhiger Stimme antworten. Mit Kimimaro umzugehen war so einfach ... und machte doch alles andere so unendlich kompliziert. Sie grübelte noch eine Weile herum, als die Türe plötzlich aufgestoßen wurde. Ihr Bruder stürmte herein, er sah fröhlich aus. "So Schwesterlein! Ich habe mit unserem Meister gesprochen und er hat gemeint, dass ich dich in Zukunft immer begleiten darf, wenn du jagen gehst! Jetzt musst du dir keine Sorgen mehr machen und kannst trotzdem noch deiner Lieblingsbeschäftigung nach gehen!" Mit einem gezwungenem Lächeln nickte Sareyn ihm zu. Einerseits war sie ihm zwar dafür dankbar, es war auf jeden Fall besser als hier eingesperrt zu werden, aber auf der anderen Seite, alleine die Vorstellung ganze Nächte mit diesem Hohlkopf verbringen zu müssen ... oh je. Ein weißer Schatten beobachtete eine Woche später, wie Sareyn und ihr Bruder das Anwesen verließen um jagen zu gehen. Kimimaro verband normalerweise keinerlei Gefühlt mit seiner Beute, aber diesen aufgeblasenen Kerl mochte er nicht, der seine Schülerin wie eine Untergebene behandeln durfte. Der weder ihr Talent, noch ihr Wesen respektierte. Als ungesehener, bleicher Schatten verfolgte er die Beiden durch die Nacht, die beiden keine Sekunde lang aus den violetten Augen lassend. Sareyn tobte wütend durch die Nacht. Ihre Opfer, zwei unvorsichtige Werwölfe, die dachten, dass sie mit den Vampiren leichten Spiel hätten, hatten diesmal wirklich nicht`s zu lachen und selbst Teyt verzog angewidert das Gesicht. "Sareyn-Schwesterchen! Musst du immer so brutal sein?" Sie ignorierte ihn und starrte auf ihre bleiche Hand, die eines der Obsidianmesser hielt. Sie war so viel besser geworden in den letzten Monaten. War ihr Fortkommen vor Kimimaro nur so dahin gekrochen, so schoss es plötzlich in die Höhe, seit er sie unterrichtete. Keine Frage, ihr Meister aus dem Clan der Brutii, war ein absolutes Ass, was Intrigen und Täuschung anging, aber sie wollte einfach nur Kämpfen, und darin konnte er ihr nichts mehr lehren. "Sag ..." Sie wandte sich an ihren Bruder. "... was wirst du tun, wenn unser Meister dich alles gelehrt hat, was er weiß und du bei ihm nicht mehr weiter kommen kannst?" Ihr Begleiter zuckte nur mit den Schultern. "Im Normalfall sollte das nicht vorkommen, weil dein Meister ja auch ständig dazulernt. Außerdem sind die meisten schwer darauf bedacht, dass du sie nicht aufholst, aber andererseits hast du als Mitglied einer Kaste, z.B. bei dir die Venatel, das Recht jederzeit einen ... Lehrmeister aus der gleichen Kaste zu wählen, vor allem, wenn dein Meister einer anderen angehört. Quasi ein Recht auf Weiterbildung, das aber natürlich vom ursprünglichen Meister bewilligt werden muss." Sareyn seufzte. War ja klar. Sie konnte sich das richtig vorstellen, wie sie zu ihrem Meister tappste 'Hey, ich hätte gerne Kimimaro unsere größte Geißel als neuen Lehrmeister, er kann viel mehr als ihr mir, so freundlich ihr auch immer zu mir wart, jemals werdet beibringen können, also danke nochmal für alles, ich pack`s dann.' Er würde sie SICHER mit Freuden gehen lassen. Zwei Wochen schon hatte sie Kimimaro nicht mehr gesehen, weil ihr Bruder wie eine Schmeißfliege um sie herumschwirrte, sie hatte ihn mit Mühe und Not davon abhalten können, während der Arbeit vor ihrer Bürotüre zu wachen. Stirnrunzelnd hob sie einen weiteren Stapel Papiere auf um ihn ihrer Sekretärin Miss Schneider zu bringen. "Kathrin, wenn du bitte ..." Sie stockte. Vor ihrer Gehilfin stand ein Herr im schwarzen Anzug. Weiße, glatte Haare überfluteten seinen Rücken und in der Hand hielt er einen großen Strauß weißer Rosen. Als sie in das Zimmer trat, wandten sich zwei Köpfe zu ihr und unschuldige, neugierige Augen trafen sie mitten in`s Herz. "Gut dass sie kommen Miss Brutii! Ich versuche Mister ... Night schon die ganze Zeit klar zu machen, dass er einen Termin bei ihnen braucht, aber er meint hartnäckig, sie würden sich auch so für ihn Zeit nehmen! Ich wollte schon die Haussicherheit verständigen!" Sareyn lächelte, ohne den Blick von ihm zu nehmen. "Danke, das ist schon ok so ... wie viel Zeit bleibt mir vor dem nächsten Kunden?" "OH! ... äh ..." Miss Schneider sah hastig im PC nach. "... fünfzehn Minuten ... aber ich denke ich könnte zwanzig herausschlagen ..." Sareyn musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie wusste jetzt schon, was Miss Schneider als nächstes tun würde, sobald sie die Türe hinter sich geschlossen hatte. Sie würde das Telefon abheben und innerhalb von einer halben Stunde würden alle Vorzimmer dieses Hauses wissen, dass Miss Brutii, die eingefleischte Jungeselin gut aussehenden, MÄNNLICHEN Besuch empfing. Da wollte sie natürlich nicht stören! Sie legte die Papiere auf dem Schreibtisch ab. "Bitte kümmern sie sich darum!" und öffnete Kimimaro die Türe. "Kommen sie doch bitte herein, Mister Night!" Neugierig und vorsichtig, wie immer betrat er ihr Arbeitszimmer und sah sich darin um. Es war ungewohnt ihn im Anzug zu sehen ... Er war gut geschnitten und ohne jede Frage stand er ihm ausgezeichnet, aber trotzdem ... Dieser Anblick erinnerte Sareyn irgendwo an einen kleinen Jungen, den man in einen Anzug gesteckt hatte. Es sah gut aus, aber man sah ihm an, dass er sich darin nicht wirklich wohl fühlte. Schließlich stellte er sich neben den Schrank und überreichte ihr den Strauß Rosen. "Danke!" Sie lächelte ihn an und fühlte, wie sich eine unangenehme Stille zwischen ihnen ausbreitete. "Tja ... das ist mein Reich ..." Es war so ungewohnt. Bis jetzt hatten sie sich auf quasi neutralem Gebiet getroffen und trainiert, doch jetzt? ... Sie erinnerte sich an etwas. Beinahe hätte sie es vergessen! Auf einmal und ohne Vorwarnung sprang sie zur Türe und riss sie auf. Davor stand ... oder besser gesagt, bückte sich eine erschrockene Misses Schneider und starrte die beiden ertappt an. Mehr als verlegen richtete sie sich auf und lief rot an. "Ich ... wollte sie fragen, ob sie eine Vase für diese wunderschönen, weißen Rosen benötigen, Miss Brutii!" Sareyn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Ja bitte ... und Miss Schneider?" Die Angesprochene drehte sich noch einmal zu ihr. "Danach benötige ich für`s erste nicht`s weiter, danke der Nachfrage!" Die Sekretärin lief noch röter an, nahm der Vampirin die Rosen ab und verschwand so schnell es ging, wieder im Vorzimmer. Sareyn grinste. "Für`s erste sollten wir ungestört sein, jetzt ist sie erstmal mit Telefonieren beschäftigt. Was willst du hier?" Sie wandte sich an den blassen Jäger vor ihr, der das ganze Schauspiel schweigend und neugierig beobachtet hatte. Die zwei tiefe Seen wandten sich wieder ihr zu. "Dich sehen? Wir haben schon seit zwei Woche nicht mehr üben können!" Sareyn spürte, wie sie erneut nervös wurde und automatisch ging sie zu ihrem Sessel und ließ sich hinein fallen. Nun war der Schreibtisch zwischen ihr und Kimimaro ... etwas Sicherheitsabstand, aber auch etwas Halt. Diese Position war sie gewohnt. So sprach sie mit Abgeordneten und hohen Diplomaten. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und sprach die Frage aus, die sie sich vorgenommen hatte ihm zu stellen. "Kimimaro, weißt du was es heißt jemanden zu lieben?" Der Jäger ging um den Tisch herum und lehnte sich neben ihr an die Arbeitsfläche. "Natürlich! Es heißt immer in der Nähe dieser Person bleiben, sie beschützen und bei sich halten zu wollen. Das sichere Wissen, dass der Verlust dieser Nähe für mich unerträglich wäre. Es ist das Gefühl, das ich für dich empfinde." Die ganze Zeit hatte er sie nicht aus den Augen gelassen. Sareyn nickte. Was hätte sie auch dazu sagen sollen. "Ich liebe dich auch Kimimaro ... aber ... ich will meinen Clan nicht verraten. Die meisten sind immer nett zu mir gewesen und ich will ihnen nicht in den Rücken fallen, vor allem nicht meinem Meister ... er hat mich damals sogar erst gefragt, ob ich zum Vampir werden will ... ich hatte die Entscheidung und das ist sicher nicht immer so ... verstehst du? ... es ist alles so ... kompliziert." Sie vergrub ihren Kopf in den Händen und seufzte erneut. Auf einmal nahm ihre Nase einen leichten Geruch nach Tannennadeln wahr und als sie die Hände wieder vom Gesicht wegnahm, starrte sie direkt in zwei violette Augen. "Aber egal was passiert, ... du wirst nicht alleine sein. Dafür werde ich sorgen, meine Schülerin." Die Vampirin nickte. Das stimmte. Kimimaro würde über sie wachen. Sie ließ zu, dass er sie hoch und in seine Umarmung zog. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich einfach nur geborgen. Plötzlich zuckte sie zurück. Kimimaro ließ sie jedoch nicht los, sondern hielt sie nur so weit von sich, dass sie ihm in`s Gesicht sehen konnte. "Was ist mit Seth? Kommt er tatsächlich von dir? Kann ich ihm trauen? Warum hilft er dir?" Ein feines Lächeln erschien auf dem Gesicht des weißen Jägers. "Seth ... ist ein ... Freund mit einem ... kleinen Problem, bei dem ich ihm regelmäßig helfe. Du kannst ihm ohne zu zögern dein Leben anvertrauen." Skeptisch hob Sareyn eine Augenbraue. "Was macht dich da so sicher?" Der Noctem blinzelte kurz. "Es ist nicht meine Entscheidung. Wenn du dich versichern möchtest, frage ihn selbst. Vielleicht wird er es dir erzählen ... darf ich?" Verwirrt nickte die junge Vampirin und kurz darauf fühlte sie, wie die Hand des weißen Jägers durch ihre Haare glitten. "So weiß wie meine ... die Farbe frisch gefallenen Schnees. Danke Sareyn, du machst mich sehr glücklich!" Erneut hatte Sareyn das Gefühl, jemand würde den Boden unter ihren Füßen wegziehen und ihr Kopf schien vor Verlegenheit zu glühen. Er lächelte sie noch einmal an und trat dann von ihr weg. Die plötzliche Kälte um sie herum, erschlug Sareyn beinahe, doch sie fing sich und zog nun selbst ihre professionelle Maske wieder auf. Die fünfzehn Minuten waren herum. "Also dann Mister Night, ... es war gut, dass sie mich besucht haben ... bitte machen sie dann mit meiner Sekretärin einen weiteren Termin aus." Sie öffnete die Türe ... der Anzug sah an ihm wirklich ungewohnt aus. "Seth?" Teyt hatte heute leeider eine wichtige Konferenz und deshalb hatte man ihr den großen, ruhigen Dunkelhäutigen als Leibwache zugeteilt. Ein stummes Nicken ermutigte sie weiter zu machen. Sie musste es wissen. "Warum sagt Kimimaro, dass ich dir blind vertrauen kann? Bist du ein Spion der Noctem?" Wenn er tatsächlich vertrauenswürdig war könnte sie zu ihrem blassen Jäger gehen ... heute Nacht. "Schlimmer, my Lady, viel Schlimmer!" Sareyn runzelte die Stirn. Schlimmer? "Was soll ich bitteschön von dieser Aussage halten? Wenn es so schlimm ist, warum kann ich dir dann vertrauen?" Seth legte den Kopf schief. "Ich werde es euch zeigen, Lady Sareyn, aber ihr müsst zuvor versprechen mich nicht zu verraten. Bedenkt, dass ich, das was ich bin, bereits vorher auch war und sich nur durch die Tatsache, dass ich es euch offenbart habe, nichts an meinen Zielen und meiner Loyalität für euch oder für Meister Kimimaro ändert." Sareyn nickte verwirrt. "Natürlich!" und Seth begann sich zu verändern. Das Gesicht wurde zu einer Schnauze, die Augen begannen gelb zu glühen und überall am Körper wuchs mittellanges, zottiges Fell. Natürlich hatte Sareyn, bereits Werwölfe gesehen, sogar einige getötet, aber das hier ... eine Stimme, etwas tiefer als die Seth`s erklang und erreichte ihr Bewusstsein. "Ich bin ein Spion der Werwölfe, Lady Sareyn. Meister Kimimaro hat mich zur Zeit der Raserei gestellt, aber nicht getötet. Nun bin ich auch ein Spion der Noctem und dafür hilft er mir, immer zur Zeit der geistigen Umnachtung, indem er mich bändigt und ich kann euch versichern, das schafft nicht jeder. Er nimmt dafür sogar dieses Gerücht in Kauf er wäre regelmäßig vom Wahnsinn besessen. In letzter Zeit wurde es leichter für ihn, denn starke Schlafmitten sorgen dafür, dass ich fast ganz durchschlafe, aber dennoch ... vielleicht wirken sie irgendwann nicht mehr. Ich brauche mir darüber keine Sorgen zu machen, Meister Kimimaro wird über mich wachen und ich vertraue ihm blind." Langsam wurde die Gestalt wieder etwas kleiner und schließlich stand vor ihr der freundliche, gutmütige Wächter Seth, wie sie ihn kannte. "Ich seht Lady Sareyn, ich war euer Vertrauen zu keinem Zeitpunkt wert, aber dennoch wäre ich sehr glücklich, wenn ihr es mir weiter schenken würdet, ich werde es nicht enttäuschen. Das verspreche ich euch." Die Venatel wusste, dass sie nun eigentlich zu ihrem Meister hätte rennen müssen. Sie wusste, dass sie ihn anklagen und anprangern hätte müssen. Sie wusste, dass Werwölfe gegen die Vampire an sich kämpften und dass es keinem der beiden Clans etwas nützen würde, wenn sie ihn deckte aber trotzdem war das einzige an was sie in diesem Augenblick empfinden konnte Erleichterung über die Tatsache, dass sie heute Nacht tatsächlich ihren blassen Jäger würde treffen können. Eine halbe Stunde später flogen sich zwei weiße Vampire in die Arme, während stechend gelbe Augen sie schmunzelnd und äußerst zufrieden beobachteten und die scharfen Sinne eines erfahrenen Werwolfs die Umgebung sicherten. Als Teyt zwei Tage später ihr Zimmer betrat, konnte sie das Unheil direkt riechen, denn er lächelte nicht, wie sonst immer wenn er mit ihr sprach. Hinter ihm traten einige Brutii- Wächter durch die Türe, sie alle machten ein ernstes Gesicht. Und dahinter, ehrwürdig und ruhig wie immer: ... ihr Meister. "Sareyn? Kommst du bitte mal mit?" Die Angesprochene verkrampfte sich, eine kalte Hand schien nach ihr zu greifen. Hatten sie herausbekommen, dass sie sich während der Arbeit immer mit Kimimaro traf? Hatten sie Seth entdeckt und ihn verhört? Sie widerstand der Versuchung die Lippen zusammen zu kneifen. Sie hatte ihren Meister niemals belügen wollen. Sie hatte ihn doch so geschätzt für die Rücksicht, die er immer auf seine Schüler nahm ... und nun? Sie war es wahrlich nicht wert gewesen. Man hatte sie gewogen und sie hatte sich als zu leicht erwiesen. Sie streckte ihr Rückgrad durch und folgte ihrem dem ehrwürdigen Vampir. Sie würde auch diesen Weg mit Würde beschreiten. Entgegen ihrer Erwartung schritt dieser jedoch auf ihre Balkontüre zu und öffnete sie. "Komm ..." sie folgte ihm. Schon als er die Türe geöffnet hatte, bemerkte sie diesen strengen unverwechselbaren Geruch von frischem Blut, der jetzt, wo sie ihren Kopf durch den Rahmen bewegte schlagartig stärker wurde. "Das hat einer unserer Wächter eben bemerkt ..." Überrascht riss Sareyn ihre Augen auf. Vor ihr lagen drei tote Werwölfe. Zwei waren geköpft worden, der dritte von Pfeilen durchbohrt. Der Richtung nach, in der ihre töten Körper lagen, waren sie dabei gewesen, mit hoher Geschwindigkeit das Anwesen des Brutii- Clans zu stürmen ... über ihr Zimmer. Hastig trat die Jägerin nach vorne und suchte den Boden mit ihren Blicken ab. Anscheinend, zumindest den Fußabdrücken im weichen Gras nach, waren es noch mehr gewesen, die aber offensichtlich überstürzt wieder geflohen waren ... Sie hörte wie ihr Meister weiter sprach. "Sie haben es geschafft, ohne dass wir es gemerkt hätten, zwei unserer Wächter zu töten. ... eigentlich wärst du jetzt tot." Sareyn musste zugeben, dass er Recht hatte. Keine Frage, sie war gut! Aber so gut, dass sie gegen ein ganzes Rudel durch geknallter Werwölfe gewonnen hätte? Oder es auch nur in Schach gehalten, bis ihr jemand zu Hilfe geeilt war? ... Wohl kaum. Wieder erklang die Stimme ihres Meisters. "Offensichtlich wollte jemand ganz speziell dich schützen, denn die zweite Abteilung, die gleichzeitig bei Harrad einbrach blieb von dem/der Unbekannten vollkommen unbehelligt. Er hat es nicht überlebt!" Die blauen Augen ihres Meisters durchschnitten die Dunkelheit und blieben bei ihr hängen. "Wir beide wissen, dass es nicht sehr viele Vampire gibt, die zu solch einer Tat fähig sind. Ein Werwolfsrudel in Raserei dermaßen einzuschüchtern, dass sie Hals über Kopf flüchten ist nicht gerade ein Unterfangen, dass als leicht zu bezeichnen ist. Vor allem, wenn es auch noch so lautlos geschieht, dass niemand etwas bemerkt. Diejenigen mit dieser Macht, die Teil unseres Clans sind, haben mir glaubhaft versichert hiermit nicht`s zu tun zu haben. Also bleibt die Frage Sareyn ... wer will dich schützen? Und wenn es ein Vampir ist, wovon ich übrigens ausgehe, da ein Werwolf dem Haufen hier einfach eine andere Route vorgeschlagen hätte, ... welcher Vampir will dich so dringend schützen, das er einem feindlichen Clan hilft und damit wider die Interessen seines eigenen handelt?" Sareyn nickte. Wären die Werwölfe nicht aufgehalten worden, hätten sie sicher sehr viele Vampire ihres Clans endgültig in den Tod gerissen. Eine Tatsache, die den Noctem eigentlich nur Recht und Billig hätte sein können ... oh ja ... sie wusste sehr genau, wer diese Werwölfe aufgehalten hatte. "Komm mit und leiste einem alten Mann etwas Gesellschaft, meine Schülerin! ... und ihr räumt diesen Saustall hier auf!" Die Wächter nickten und machten sich an die Arbeit. Ihr Bruder blieb unschlüssig stehen, blieb aber auf einen Wink ihres Meisters ebenfalls dort. Sareyn folgte ihrem Clanvater in das Arbeitszimmer. Es war alt eingerichtet und hatte trotz allem etwas ... heimeliges. "Setz dich!" Seine Hand wies auf einen mit Samt bezogenen Holzstuhl. Er selbst nahm hinter dem Schreibtisch Platz und holte eine weiße Rose aus einer seiner Schubläden heraus. "Die habe ich auf dem Bett in deinem Zimmer gefunden ... ist schon etwas länger her ..." Er faltete seine Hände. "So ... meine Schülerin, ... möchtest du mir vielleicht etwas erzählen? Zum Beispiel über dich und Kimimaro, den weißen Jäger aus dem Clan der Noctem?" Sareyn hob erschrocken den Kopf. "Woher ..." doch ihr Meister lächelte nur. "Ich bin weder blind noch taub. Der weiße Jäger hat noch NIE seine Opfer verfehlt und er hat sich ebenso noch nie mehr als zwei Tage Zeit gelassen. Dein Bruder mag sich von dieser rührenden Rosenstory einwickeln lassen, aber ich hatte eigentlich gehofft du hättest eine höhere Meinung von mir." Und erst stockend, dann immer flüssiger, mit gesenktem Kopf begann Sareyn zu erzählen. Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Sie erzählte alles was ihr einfiel und ihn interessieren könnte. Sie beteuerte, dass sie die Brutii und vor allem ihn nicht hatte verraten wollen. Sie schwärmte um wie viel sie sich hatte verbessern können in den letzten Monaten. Und die Jägerin erzählte von einem Kampf gegen bleiche Hände, von fließenden Haaren und weißen Rosen. Doch Seth ließ sie aus. Es war unnötig ihn zu erwähnen und sie hielt sich an ihre Versprechen. Zu ihrer grenzenlosen Beunruhigung sprach ihr Meister kein Wort, nachdem sie geendet hatte. Er schien nicht zornig zu sein und sass noch immer so wie am Anfang in seinem Sessel. Schließlich ergriff er doch das Wort. "Und warum bist du damit nicht schon eher zu mir gekommen?" Sareyn starrte verlegen auf ihre Finger."Ich habe befürchtet, dass ihr mich benutzt um Kimimaro dazu zu zwingen seinen Clan zu verraten, zum Beispiel dass er seinen Anspruch auf die Stelle des Oberhauptes aufgibt und die Noctem dadurch wieder in eine Serie von Umstürzen zurückfallen." Ihr Meister nickte. "Nun ... da hast du natürlich Recht. Das wäre die ideale Gelegenheit für uns gewesen, aber nun da er weiß, dass du seine Gefühle erwiderst ist das wohl nicht mehr möglich." Der Brutii strich sich über seinen kurzen Spitzbart. "Nun ... ich werde erklären lassen, dass wir mit Kimimaro erfolgreich verhandelt haben und du nun nicht mehr in Lebensgefahr bist ... aber dafür soll er dich nicht mehr während der Arbeit besuchen, deine Sekretärin ist wirklich undichter als ein Sieb." Er lächelte ihr freundlich zu. "Du kannst jetzt gehen, ich werde sehen, was ich für dich tun kann." Sareyn erhob sich und verbeugte sich erleichtert. "Vielen Dank! Es tut mir leid, wenn ich euch enttäuscht habe." Ihr Meister nickte."Ja, ja ... ich weiß schon, ihr jungen Vampire denkt immer wir alten würden nichts verstehen!" Die junge Vampirin grinste. "Ich werde daraus lernen Meister!" Er nickte. "Ich hoffe doch!" Im Nachhinein erfuhr sie, dass Seth ebenfalls befragt worden war, aber er hatte sich damit herausgeredet, dass er gefürchtet hätte, Kimimaro würde Sareyn ein Leid antun, wenn er es verraten würde und das reichte den anderen Brutii offensichtlich. Die toten Werwölfe wurden wie üblich im Garten verscharrt. Obwohl sie sich viel Mühe gab, schien ihr Bruder den Braten gerochen zu haben. Er sah sie immer so seltsam an, wenn er ihr begegnete und er sprach sie auch nicht mehr so freundlich an wie sonst. Auf der einen Seite tat Sareyn das leid, auf der anderen konnte sie ihm nicht helfen. Seine Liebe war von Anfang an vergeblich gewesen. Sie durfte sich, unter Aufsicht eines Wächters der Brutii, ab nächster Woche jede Nacht mit Kimimaro treffen und trainieren. Und da ihr endlich die Last des Gewissens, sie würde dabei ihren Clan verraten, genommen worden war, freute sie sich auf diese Treffen mehr als je zuvor, auch wenn sie sich irgendwie überwacht vorkam, aber es war ja nur zu ihrem Besten. "Sareyn, kommst du bitte?" Die Vampirin sah von ihrem Schreibtisch auf und in das Gesicht ihres Meisters. "Ich komme sofort!" Sie klappte den Aktenordner zu und stand auf. Kaum war sie jedoch durch die Türe getreten, spürte sie, wie sich etwas zwischen ihre Schulterblätter schob. Sie wollte die Augen aufreißen und fragen, was das sollte, doch sie konnte sich nicht länger bewegen. Kimimaro seufzte. Warum hatte seine Schülerin nicht auf ihn gehört, als er ihr sagte, sie solle sich bald entscheiden. Nun hatten die Brutii es herausgefunden und versuchte ihren Vorteil aus der Sache zu ziehen. Nachdenklich drehte er den Brief in seiner bleichen Hand, dessen Absender eben dieser Clan war. Er hatte mit seinem Oberhaupt geredet und dieser hatte eingewilligt, aber er wusste, dass sie sicher alles tun würden um einen gefährlichen Gegner wie ihn aus dem Weg zu bekommen. Er würde vorsichtig sein müssen. Mit erfahrenem Blick prüfte er noch einmal seinen Bogen und ging die fünf Pfeile durch. Um die hölzernen Stecken waren Bannzettel gewoben worden. In einer bestimmten Reihenfolge steckte er sie in seinen Köcher. Ohne hinzusehen griff er nach einem Ledergürtel in dem mehrere Messer feststeckten und band es sich um die Hüfte. Dann öffnete er sein Fenster, sprang nach draußen und eilte lautlos durch die Nacht. Als der bleiche Jäger kurz darauf auf der Mauer landete, die das Anwesen der Brutii umgab, und abwartend in die Hocke ging, bot sich ihm ein Anblick, den er so oder so ähnlich erwartet hatte. Sein Blut begann zum ersten Mal seit langem wieder zu kochen. DIES war der Ort an dem er sein sollte, der Ort des Kampfes um`s Überleben, die Bestimmung eines jeden echten Jägers. Sareyn stand stocksteif neben ihrem Meister, offensichtlich hatte man sie mit einem oder mehreren Bannzetteln ruhig gestellt. Nun ... er hatte nicht erwartet, dass sie hier freiwillig mitmachte. Im Halbkreis um die beiden standen an die 30 Brutii, bewaffnet bis an die Reißzähne und blickten ernst und konzentriert. Keiner von ihnen war sein Feind, denn sie würden sich sicher noch zurückhalten ... vorerst. Seth war nicht unter den Wächtern, nicht umsonst hatte Kimimaro ihm empfohlen am heutigen Tage Urlaub zu nehmen. Was nun kam, sollte er nicht mit ansehen müssen. Er beschloss sie etwas einzuschüchtern. Wenn sie einen Fehler im Kampf machten, weil sie ihn unterschätzten würde dieser Abend vielleicht sehr unbefriedigend für ihn verlaufen. "Ihr habt mich herausgefordert. Als Belohnung für meinen Sieg fordere ich, wie von euch bereits erwartet Sareyn von den Brutii. Ihr werdet zustimmen, wenn sie zum Clan der Noctem wechselt oder für ewig als Vertragsbrecher bekannt sein!" Der letzte Satz war so alt wie die Vampire selbst. Für ein Volk mit einem Gedächtnis, das nicht selten über mehrere Jahrhunderte reichte, war diese Drohung durchaus wörtlich zu nehmen und wurde gewissenhaft von allen Clans eingehalten. Überrascht rissen einige der Wächter den Kopf zu ihm. Sie hatten ihn nicht kommen hören, obwohl ihre Sinne auf seine Ankunft gewartet hatten. Nun trat der Meister der Vampirin nach vorne. "Kimimaro vom Clan der Noctem. Dein Tod ist uns Gewinn genug! Wir akzeptieren deine Forderung, welche Waffen forderst du?" Kimimaro sprang auf den Rasen hinunter. "Ein echter Jäger kennt die Waffen seiner Feinde, bevor sie sich entschieden haben. Also werde ich euch keinerlei Beschränkungen auferlegen, denn ich bin vorbereitet." Er richtete sich auf und schritt durch die Reihen auf Sareyn zu. Aus seinem Gürtel zog er eine weiße Rose. Seine mit weißem Stoff umwickelten Füße gaben keinen Laut von sich, als sie grünes Gras knickten. Mit völlig weißen Augen, nicht einmal mehr Pupillen waren zu sehen, blickte er seiner Schülerin fest in das Gesicht. Sareyn wusste, dass nun der Jäger in ihm durchgebrochen war. Er war völlig auf den Kampf konzentriert und der kleine Teil in ihr, der für ihr Überleben zuständig war, reagierte mit großer Erleichterung auf die Tatsache, dass nicht sie selbst das Ziel war. "Bitte sei nicht böse auf mich. Wenn du es wünscht, kannst du auch nach meinem Sieg hier bleiben! Was nun geschieht, liegt nicht länger in deiner Hand. Lerne daraus und entscheide dich nächstes Mal rechtzeitig meine Schülerin!" Sareyn hätte sich am liebsten vor den Kopf geschlagen. Sie erinnerte sich daran, als er ihr gesagt hatte sie sollte sich bald entscheiden. Natürlich war die junge Vampirin davon ausgegangen, dass sie irgendwann vor einer Wahl stehen würde, aber sie hatte sich getäuscht. Sie hatte nicht rechtzeitig einen der Wege gewählt, sondern zu lange gezögert. Und nun lag die Entscheidung nicht länger bei ihr. Ihr weißer Jäger musste die Konsequenzen ihrer Untätigkeit übernehmen und er trug sie schweigend und still wie immer. Wenn ihm etwas geschah würde sie sich das nie verzeihen! Der Kopf Kimimaros tauchte kurz nach unten aus ihrem Blickfeld uns sie wusste, dass nun eine weiße Rose vor ihren Füßen lag. Sie wollte sich entschuldigen, ihn Bitten zurückzutreten, ihren Meister, der sie verraten hatte, voller Wut köpfen, doch unbarmherzig und mitleidslos hielt sie der Bannspruch in der Gewalt. Kimimaro trat einen Schritt zurück und ließ seinen weißen Blick durch die Reihen schweifen. "Und wer ist mein Gegner?" Sareyn hätte nun gerne die Augen geschlossen, denn sie wusste instinktiv mit absoluter Sicherheit, wer sich dafür freiwillig gemeldet hatte ... "ICH!" Ihr Bruder trat aus dem Schatten heraus. Er sah furchtbar aus, selbst für einen Vampir. Er wirkte ... irgendwie ... aufgedunsen und seine Bewegungen waren etwas schwerfälliger als sonst, aber nicht viel ... Der weiße Jäger nickte nur. "Einen Vampir bekämpft man mit Feuer ... wie lange hat man dich denn in Wasser gelegt, Brutii?" Tatsächlich hinterließ ihr Bruder eine leicht feuchte Spur in dem Rasen, über den er schritt. "Lange genug für dich, Noctem!" Kimimaro wandte sich nun wieder an den Meister. "Du möchtest dein Ansehen, das du wegen dem Fehler von Sareyn verloren hast durch den Einsatz deiner zwei Schüler wiederherstellen? Ich warne dich! Du wirst sie beide verlieren!" Doch ihr Meister lächelte nur sein feines Lächeln und winkte ab. "Beide konnten nicht mehr glücklich werden, also habe ich dafür gesorgt, dass es wenigstens einer ist." Innerlich biss sich Sareyn auf die Lippen. Es war wahr, was in den Aufzeichnungen des Clans geschrieben war. Seine Worte sind wie Gift und selbst wenn der Feind über ihn zu siegen vermeint, so trägt er doch schwelende Wunden davon. 'Er sagt das nur um dich von seiner Gutmütigkeit zu überzeugen!' schärfte sie sich ein und doch tat ihr das Herz weh. "Beginnt endlich, damit wir diese leidvolle Geschichte endlich ein Ende findet." Kimimaro seufzte. Er wusste, dass sie ihn nicht nur mit Feuer bekämpfen würden. Der frisch aufgewühlte Boden, der sorgfältig mit Fertigrasen überdeckt worden war, zeugte deutlich, dass sie diesen Platz nach ihrem Willen präpariert hatten, aber noch wusste er nicht mit was, auch wenn ihm Seth hatte verraten können, das es etwas sein müsste, das viel Strom verbrauchte. Zwei Wächter begannen mit roter Sprühfarbe einen etwa Kreis mit etwa 10 Meter Radius, der zwei Bäume und viel Rasen einschloss, um die beiden Kontrahenten zu ziehen. "Das verlassen dieses Kreises bedeutet für den jeweiligen Kontrahenten das Aus." Begann nun ein andere zu zitieren. "An Waffen, Kampfstilen und Tricks ist alles erlaubt. Die zweite Gestalt ist den Kämpfenden verboten." Dieser Absatz war Sareyn neu, aber es verwunderte sie nicht weiter. Das Tier ihres Bruders war ein schwarzer Hengst und der hätte gegen den sibirischen Tiger, der angeblich die Wahl Kimimaro`s war, keine Chance. "Gekämpft wird bis zur Aufgabe oder zur endgültigen Vernichtung. Beginnt nun." Kaum waren diese Worte ertönt, sprang Kimimaro rückwärts auf einen der Äste, zog seinen Bogen und einen Pfeil und legte an. Vom nächsten Sprung hing viel ab. Doch auch der Brutii blieb nicht untätig. Wie von dem Noctem erwartet hatte er sich mit einem Flammenwerfer ausgerüstet und folgte ihm mit zwei erstaunlich wendigen Sprüngen unter die alte Eiche. Durch das Wasser musste sich sein Gewicht mindestens verdoppelt haben, doch er lachte nur. "Denkst du du bist dort oben vor mir sicher, weil ich dir durch mein Gewicht nicht folgen kann?" Eine gewaltige Flammensäule setzte den Ast in Brand, auf dem Kimimaro so eben noch Platz genommen hatte. Doch dieser war weit in die Luft gesprungen und feuerte in schneller Folge zwei Pfeile auf seinen Gegner. Dann landete er wieder auf dem Boden und brachte sich mit zwei weiteren Sprüngen auf dem anderen Baum in Sicherheit. Hastig erlaubte er sich einen Blick, ob seine Pfeile den Brutii getroffen hatten, doch dem war nicht so. Beide Pfeile steckten irgendwo wirkungslos im Gras. Sein Gegner lachte erneut. "Ich denke die erste Runde geht an mich! Beginnen wir mit der zweiten!" Wieder erhellte ein greller Feuerstoß das Dunkel und sengend heiße Flammen leckten nach dem trockenen Stoff des Jägers. Auch der zweite Baum fing Feuer. Erneut katapultierte sich der weiße Jäger in die Luft und verschoss zwei weitere seiner Pfeile. Auch diesmal trafen sie nicht ihr Ziel, verfehlten ihn aber nur knapp, das ich der Bruder Sareyns mit einer geschickten Rolle außer Reichweite gebracht hatte. Der Brutii lachte nur hämisch. "Du bist wahrlich nur ein Meister des Nahkampfes, also komm lieber näher zu mir!" Durch die zwei brennenden Bäume wurde die ganze Szene in ein unheimliches, flackerndes Licht getaucht. Vorsichtig nahmen die Wächter der Brutii etwas mehr Abstand von den todbringenden Bäumen. Auch für sie war es ein Spiel mit dem Feuer, denn ihnen allen war klar, dass der Noctem noch lange nicht sein ganzes Repertoire gezeigt hatte. Kimimaro zog den letzten Pfeil mit Bannzettel aus dem Köcher. Dieser musste absolut sicher sitzen. Er spannte den Bogen und wartete, zum Absprung bereit darauf, dass der Brutii sich in eine ungünstige Position begab. Aufmerksam, wie ein Adler fixierten zwei weiße Augen den Gegner. Verfolgten jeden Schritt, als er sich ebenso vorsichtig dem weißen Jäger näherte. Würde auch nur einer von ihnen treffen, Kimimaro mit seinem Bannzettel bestücktem Pfeil oder der Brutii mit seinen Flammen, wäre der Kampf entschieden. Kimimaro wartete ab. Er war geduldig. Doch der junge Vampir hatte nicht diese Ruhe. Ein Grollen von Flammen ertönte, als er sich endlich nahe genug wähnte und ein Flammenstrahl zielte auf den weißen Jäger, der sich erneut in die Luft katapultierte. Er brauchte diesen kurzen Augenblick, wenn er ein freies Schussfeld auf den Kopf des Gegenüber hatte. Unter ihm versengte das Feuer die Stelle, auf der er soeben noch gesessen hatte und da schoss er seinen letzten Pfeil endlich ab. Sareyn, die alles mit ansehen musste hätte am liebsten die Augen geschlossen, doch so musste sie mit ansehen, wie der Pfeil eine gerade Linie durch die Luft schnitt. Es war knapp. Die Spitze streifte den Oberarm ihres Bruders, doch dann bohrte er sich, wie die anderen auch tief in den Erdboden. Der Brutii war ausgewichen. Auch der letzte Pfeil war vergebens gewesen. Immer noch gefasst, aber doch frustriert über so viel Pech warf Kimimaro seinen Bogen, samt Köcher zurück über die Mauer. Jetzt musste er wohl oder übel in den Nahkampf gehen und da würden ihn diese nur behindern. Geschickt nützte er die brennenden Bäume als Blickfänger und wartete ab. Es wurde Zeit den junge Brutii etwas zu bedrängen, damit er endlich seinen Trumpf ausspielte und damit offenlegte. 'Endlich' dachte Sareyn, als sie sah, wie Kimimaro beschleunigte. Er gewann stetig an Geschwindigkeit und nutzte jede noch so kleine Lücke, die ihm zwischen den Flammenstößen des Brutii blieb. Unaufhaltsam verringerte er die Distanz, tauchte ab, wich aus und sprang in die Luft. Ihr Bruder schnappte überrascht nach Luft. Eben hatte er doch noch aus kürzester Distanz auf ihn gezielt und nun sass sein Gegner plötzlich auf seiner Waffe. "Zu langsam!" Kimimaro packte den Flammenwerfer, entriss ihn dem Brutii und warf ihn außerhalb des Sichtfeldes. "Zu leicht!" Mit diesen Worten packte er ihn am Kragen und setzte ihm seine flache, mit stahl verstärkte Hand an den Hals. "Gib lieber auf, Kleiner, und komme in ein paar Jahrhunderten zurück, wenn du ein echter und würdiger Gegner für mich geworden bist." Sareyn sah, aus den Augenwinkeln, wie ihr Meister einem anderen Wächter zunickte. Doch sie konnte nicht genau erkennen, was dieser daraufhin tat. Ein leises Summen setzte ein und plötzlich wurde Kimimaro`s Körper nach unten gerissen. Als ob seine Glieder zu Blei geworden wären, fiel er auf den Boden und wurde mit gewaltiger Kraft auf den Rasen gepresst. Ein zufriedenes Grinsen erschien auf dem Gesicht seines Widersachers. "Na du fleischgewordene Waffe?" Er klopfte sich imaginären Staub von der Schulter, dort wo ihn Kimimaro gerade noch gepackt hatte. "Endlich bist du dort, wo du hingehörst Wurm. Ich sollte dich nun auf der Stelle zertreten! Wie gefällt dir unser kleines Magnetfeld? Ich dachte mir schon, dass so ein alter Hase wie du die Möglichkeiten der neuen Technik nicht einmal abschätzen kann ... zum Beispiel, dass ein Magnet, der nur stark genug ist, deine Stahlummantelung festhalten kann." Er grinste selbstzufrieden und beobachtete neugierig, wie Kimimaro mit aller Kraft seinen Kopf zur Seite drehte. "Tatsächlich ... sehr interessant." Sein Gesicht war jedoch so ausdruckslos wie immer. Wütend stand Sareyn`s Bruder auf und fing seinen Flammenwerfer auf, die ihm einer der Wächter zuwarf. "Ok, ich gebe dir nun drei Sekunden, in denen du um Gnade flehen darfst. Vielleicht zeige ich mich gnädig." Kimimaro hob nur fragend seine Augenbrauen und blickte seinen Kontrahenten mit der Neugier einer Katze an, die mit einer Maus spielt. "Eins ..." Der weiße Jäger grinste und ein gefährliches Glitzern erschien in seinen Augen. "Zwei ..." Das Grinsen des auf dem Bodenliegenden wurde noch breiter und sein Gesicht verzog sich zu einer wahrhaften Fratze aus Bosheit. Deutlich konnte man die Reißzähne sehen, als er ohne jede Furcht in die Mündung starrte. "Drei!" Der Bruder Sareyn`s drückte den Auslöser und Flammen schossen aus allen Ritzen der Waffen, nur nicht aus der Mündung. Hastig warf er sie von sich und er tat gut daran, denn keine Sekunde später verging sie in einer mittleren Explosion aus Feuer und den Resten des Gasbehälters. "WAS ZUM!" Hastig schlug der Brutii ein paar kleinere Flammen aus, die auf seiner Haut zu schwelen begonnen hatten und starrte auf den weißen Jäger am Boden. Auch auf ihn waren ein paar Flammen übergesprungen, doch sie gingen aus, als sich der Stoff ... und sogar die Haut über die Flammen stülpte und sie so blitzschnell erstickte ... dann glättete sie sich wieder und lang da wie schon davor. "Wie ... wie hast du es geschafft die Waffe zu verstopfen? Ich mag deinen Angriff nicht abgewehrt haben, aber ich habe genau gesehen, dass du nicht einmal an die Mündung gekommen bist! Warum brennst du nicht lichterloh wie ein jeder anderer Vampir auch!" Ein leises Kichern klang von dem am Boden liegenden Vampir. Man merkte, dass es ihm sichtlich Mühe bereitete sich zu bewegen. Plötzlich wurde es bis auf das Feuer der brennenden Bäume stock- finster um sie herum. Die Lichter des Hauses, die bis jetzt noch die Szene erhellt hatten, gingen auf einen Schlag aus. Sareyn fühlte, wie ihr Meister neben ihr zusammenzuckte. Wenn sie nicht daran gedacht hatten, den elektrischen Magneten unabhängig vom Rest mit Strom zu versorgen, würde er nun ebenso wie alles andere ausfallen. Und tatsächlich erhob sich der weiße Jäger langsam und ohne sein Opfer aus den Augen zu lassen. Hinter ihm trat ein Werwolf aus dem Dunkel der Schatten ... ein Pfeil mit einem Bannzettel steckte immer noch tief in seinem Rücken und Sareyn erkannte ihn als einen des Rudels, dass sie letzte Woche verscharrt hatten. "Es mag sein, dass ich mich nicht mit den modernen Technik auskenne junger Brutii, ..." Kimimaro streckte seine Hand aus und plötzlich erkannte Sareyn, warum sogar seine Augen weiß gewesen waren und womit das Feuer erstickt worden war. Er hatte sich in einen Panzer aus ... Kalk? ... eingehüllt. Die weiße Schicht, die bis jetzt ihren Meister komplett umgeben hatte wanderte nun zu dessen Hand und formte einen etwa zwei Meter langen Stecken aus blanken Knochen. Nun stachen auch wieder die bekannten violetten Augen durch die Nacht. "Aber DU kennst nicht die Ursprünge der Vampire und damit deines eigenen Wesens ..." der Stab begann blau zu glühen und Kimimaro rammte ihn mit Schwung in die Erde. "... die Lehren der Nektromantie!" Rasend schnell und mit einem tiefen Brummen, das alles zum vibrieren brachte, breiteten sich von diesem Zentrum dünne, violett strahlende Linien aus und sprangen von einem Pfeil zum nächsten. Und nun erkannten die Brutii, dass sie niemals 'verschossen' worden waren, sondern ein exaktes Pentagramm auf dem Rasen bildeten. Augenblicklich begann der Boden zu beben. Tote Hände, Köpfe, Körper brachen aus der Erde, erhoben sich und griffen nach den immer noch vor Schreck bewegungslosen Brutii. Die Feinde, welche der Clan immer nur verscharrt hatte, erhoben sich vereint zu einer letzten Rache. Manche gingen sofort in Flammen auf, weil sie zu nahe an den Bäumen auf die Oberfläche gekommen waren, doch sie ließen sich nicht davon abhalten, entweder fingen sie kein Feuer oder sie gingen brennend weiter, bis nur noch Asche von ihnen übrig war. Einige Wächter versuchten einen Angriff gegen diese Gestalten, doch schnell bemerkten sie, dass es vergeblich war. Von den silbernen Kugeln ließen sich die Untoten nicht beeindrucken und selbst wenn man ihnen den Kopf abschlug stapften sie stumpf und unbeirrt weiter. Nachdem die ersten bereits von den Untoten so festgehalten und umklammert wurden, dass sie sich nicht länger bewegen konnten, suchten die, welche noch konnten ihr Heil in der Flucht. Schon längst war die Grenze des Kampfplatzes nicht mehr zu erkennen, so zerstört war die einstmals ebene Grasfläche. Ruhig und nun wieder mit dem gelassenen Gesicht, das Sareyn von ihm kannte schritt Kimimaro an ihrem Bruder vorbei, der unter einem Berg von Untoten begraben worden war, so dass sich nicht mehr rühren konnte, und auf sie zu. Eine bleiche Hand griff nach dem Dolch mit dem Bannzettel und zog ihn ihr aus der Schulter. Sareyn versuchte sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. "Ich wusste gar nicht dass du ... das kannst!" Sie zeigte unbestimmt auf die Untoten um sie herum. Kimimaro lächelte sie nur an. "Hast du dich nie gewundert, woher ich weiß, das die Magie der Menschen so gefährlich für dich sein kann, meine Schülerin?" Er bückte sich und hob die unversehrte weiße Rose vor ihr auf. "Und? Wie entscheidest du dich nun? ... Möchtest die Noctem an meiner Seite und eine Nekromantin werden oder hier bleiben?" Sareyn legte nachdenklich den Kopf schief. Dann grinste sie und schnappte sich die Rose. "Wenn du mich so fragst ... na gut!" Erfreut griff der weiße Jäger nach ihrer Hand und sprang mit ihr auf die große Mauer des Anwesens. Sareyn blickte ein letztes Mal zurück und zögerte. "Wirst du sie töten?" besorgt schlich ihr Blick über die gefangenen Brutii. Doch Kimimaro schüttelte den Kopf. "Keine Angst, ich habe dir doch versprochen ihn nicht zu vernichten." Erleichtert strahlen ihn zwei eisblaue Augen an. "Danke!" Und bevor sich die junge Vampirin fragen konnte, woher sie den Mut nahm, versank sie in dem neugierigen Blick ihres Gegenübers und küsste ihn zum ersten Mal. Zwei Paar kühle Lippen trafen auf einander und als sie sich wieder trennten vermeinte sie zum ersten Mal so etwas wie Wärme in dem Blick des Noctem zu erkennen. Nun war sich die junge Vampirin endgültig sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Und nicht nur sie würde unterrichtet werden, auch Sareyn würde ihm, dem Verschlossenen, dem Unergründlichen, neue Wege lehren können ... # Oh je ... ich glaub ich hatte noch nie so viele alternative Enden für eine Story wie für diese. Ich hoffe die gewählte war auch die beste. Ich war sogar in Versuchung es schlecht ausgehen zu lassen, aber das ging dann doch nicht ^.^°. Hier mal ein Auszug: - Offenes Ende, nachdem sich die beiden die Liebe gestehen(<- feig und unkreativ, außerdem hatte ich das bei Anne und Kakashi schon XD) - sad End (Kal hätte mich erschlagen ^.^b) - Sareyn verrät die Brutii (passt nicht zu ihr) - Kimimaro 'gewinnt' in einem Zweikampf Sareyn (viel zu kitschig ... obwohls ja jetzt doch irgendwie so is ...) - Sareyn (und wahlweise Seth) werden entdeckt und eingesperrt. Kimimaro rettet sie (passt auch nicht zu Sareyn, hätte aber ein paar coole Ideen dazu gehabt ...) - die zwei brennen durch (<- unspektakulär und schon wieder offen oder?) - Seth verrät die beiden an die Brutii (<- ich fand ihn zu nett für sowas, da hätte er mir leid getan) So jetzt is auf jeden Fall erstmal 'Ich habe fertig' Danke für`s lesen *verbeug* ich hoffe es hat euch gefallen Könntet ja vielleicht einen Kommi dalassen? ^.^v# Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)