Erste Lektion: Liebe von abgemeldet (Nightmare // Gazette) ================================================================================ Prolog: Wer in wen, wie und warum... und wieso verdammt noch mal kommen alle damit zu mir?! ------------------------------------------------------------------------------------------- So, mein neuestes Werk. Ihr werdet gefoltert und gepeinigt! XD Es geht um meine lieben Jungs von Nightmare und Gazette, insbesondere um Sakito, Ni~ya, Uruha und Reita. Da jetzt jeder eine FF entweder von Gazette oder Naito schreibt, hab ich mir gedacht: Das kann ich auch! ^^v und da ich über beide eine schreiben wollte, habe ich das gleich auf einmal gemacht und heraus kommt eine crossover...-.-° Weiß auch gar nicht, was ich hier mehr schreiben soll, ich überlass euch einfach eurem Schicksal.... Disclaimer: I own nothing. Have fun and enjoy!^^ Liebe - Ai - Love Liebe, opferbereite Gefühlsbindung, Zuneigung, z. B. platonische Liebe; i. e. S.: geschlechtsgebundene Gefühlsbeziehung Sakito: Liebe. Verliebt sein. Schmetterlinge im Bauch. Sich nach jemandem sehnen. Ihn am liebsten nie wieder gehen lassen. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche bei ihm sein zu wollen. Sein Leben für das des Geliebten opfern. Das ist Liebe. Hab schon viel davon gehört. Muss schön sein. Und wenn es vorbei ist, oder noch gar nicht erst angefangen hat, tut's höllisch weh. Ob ich verliebt bin? - Nein. Aber ich kenne genug Leute, die verliebt sind, um zu sagen, dass ich es nicht sein möchte. Aoi zum Beispiel. Aoi ist in Kai verliebt. Mindestens ein Mal die Woche kommt er zu mir um sich bei mir deswegen auszuheulen und sich Ratschläge zu holen. Aber gegen dieses wehleidige Verliebtsein tut er nichts. Er sitzt nur da, sieht sich Kai aus der Ferne an und versinkt in seinem Selbstmitleid. Das ist nämlich so: Aoi ist ein Junge, genauso wie Kai. Das ist das ganze Problem an der Sache. Wäre einer von ihnen ein Mädchen...- bei Gott, die zwei wären schon längst ein Paar. Denn: Kai ist auch in Aoi verliebt. Problem gegessen. Pah! Wäre da nicht dieses kleine Versprechen, das ich beiden gegeben habe, niemandem ums Verrecken zu sagen, dass sie was für einander empfinden. Ja, auch Kai heult sich bei mir aus. Aber nicht ganz so dramatisch und theatralisch wie Aoi. Kai ist in dieser Hinsicht etwas zurückhaltender. Nichtsdestotrotz heult er sich bei mir aus. Anscheinend habe ich Kummerkasten oder so was auf meiner Stirn stehen, denn das waren nicht die einzigen zwei, die sich bei mir ausheulen. Aoi scheint nämlich ein ganz heißer Feger zu sein, ohne dass er was davon weiß. Aber ICH tue es. Denn es ist nicht nur Kai in Aoi verliebt, sondern auch Reita. Aoi, Kai und Reita sind Freunde. Und ich bin ein Freund von ihnen. Deswegen kommen sie mit ihrem Kummer und Leid zu mir. Danke! Nicht falsch verstehen. Ich fühle mich geehrt und geschmeichelt, dass sie mich als so vertrauenswürdig ansehen, dass sie damit zu mir kommen. Aber müssen es alle auf einmal sein?! Ich darf mir das jammernde Gesülze von Aoi anhören, der bei jedem Atemzug, den er in Kais Gegenwart macht, zu zerplatzen droht, weil er es nicht aushält neben ihm zu sitzen und dieses Geheimnis mit sich rum zutragen. Es ist ja nicht so, dass er bei jedem Satz, den er sagt, in Tränen ausbricht, aber er ist schon sehr nah am Wasser gebaut. Und ihn davon abzuhalten das ganze Haus zu fluten, DAS ist die wahre Kunst. Kai ist melancholisch, ja, teilweise schon depressiv, wenn er von Aoi und diesem Hindernis der Männlichkeit spricht. Ich bitte euch. Wir leben im 21. Jahrhundert. Da gibt es keine Hindernisse mehr. Außer im Hürdenlauf, aber da sind sie ja selbst schuld. Ja, selbst schuld. Es sind keine Hindernisse da, wenn man sie sich nicht selbst macht. Also Kai, stürz dich auf Aoi und...mach was du willst mit ihm. Mit Gleitgel überwindet man so manch Hindernis! Reita. Ja, um Reita tut es mir leid. Der Arme wird nie in das Glück der Liebe mit Aoi kommen. Kai liebt Aoi, und Aoi liebt Kai. Ende der Geschichte. - Nein. So einfach ist das leider nicht. Auch Reita kommt und schmeißt sein Briefchen in den Kummerkasten. Nur zum Glück ist es nicht so weibisch, mit Tränchen und Schluchzern wie bei manch anderen. Reita jammert männlich. So männlich, dass es fast schon unerträglich ist, mit ihm in einem Raum zu sitzen, während er jammert. Denn wenn er jammert, dann tut er das nicht wirklich. Er sitzt einfach nur da und sagt nichts. Er kommt zu mir und sagt mir, dass er in Aoi verliebt ist und das war's. Kein Händchen halten und streicheln wie bei Aoi. Nein: Hart, kalt und männlich. Das ist Reita. Und er tut mir leid, denn ich weiß, dass sich hinter dieser harten Schale ein sehr weicher Kern befindet. Man muss kein Genie sein, um das zu sehen. Selbst ein Blinder mit Krückstock würde das auf Anhieb erkennen. Kompliziert wird die ganze Sache erst, wenn eine vierte Person ins Spiel kommt. Eine kurze Zusammenfassung bevor ich weiter erläutere. Aoi ist in Kai verliebt. Kai ist in Aoi verliebt. Reita ist auch in Aoi verliebt. Und wer ist in Reita verliebt. Da kommt der vierte in den Bund. Uruha. Uruha ist in Reita verliebt. Doch der ist ja in Aoi verliebt. Aber nicht nur leicht. Sondern knallhart. Keine Schwärmerei, kein Anhimmeln. Sondern das volle Programm. Herzschmerz, Schmetterlinge, Atemnot, schweißige Hände, feuchte Träume. Eben alles was dazu gehört. Uruha. Uruha ist in Reita verliebt. Reita ist in Aoi verliebt. Aoi ist in Kai verliebt. Und Kai ist in Aoi verliebt. Klingt alles etwas kompliziert. Ist es auch. Uruha, Reita, Aoi und Kai sind Freunde. Ein Freundeskreis (mit ein paar Leuten mehr, natürlich). Am meisten leid tut mir wirklich Uruha. Reita ist nicht in ihn verliebt, sondern in einen anderen. Das heißt ja wohl eigentlich Abschied nehmen, ihm dieses Glück zu gönnen, falls er den Angebeteten kriegen würde. Wäre da nicht Kai, wäre das alles auch machbar. Aber immerhin besteht für Uruha in dieser Hinsicht Hoffnung. Denn: die Sache mit Reita und Aoi ist aussichtslos, denn Aoi ist unbewusst ja schon vergeben. Vielleicht könnte Uruha es ja so hinbiegen, dass sich Reita in ihn verliebt. Hübsch genug ist der Kerl ja. Aber...Das war noch nicht alles. Ich wäre nicht der Kummerkasten, von dem man spricht, würden sich nicht wirklich alle meine Freunde bei mir ausheulen. Kommen wir zum Nächsten. Yomi. Yomi ist mit Ruka zusammen. Zumindest scheint das so. Doch das was die beiden miteinander haben ist nichts weiter als eine Fickbeziehung, oder wie auch immer man das nennen mag. Wenn die beiden Lust aufeinander haben, sind sie für zehn bis zwanzig Minuten unter sich und vergnügen sich recht schön. Doch - ja, es gibt immer ein doch...- gäbe es da nicht auch ein kleines Problem: es ist - wie sollte es auch anders sein - die Liebe. Yomi ist in Ruka verliebt. Es hat sich alles ganz langsam entwickelt. Zuerst reine Freundschaft mit ein paar sexuellen Gefälligkeiten. Doch mittlerweile schläft Yomi mit Ruka um ihm nah zu sein. Ist das nicht romantisch? Das wäre es wohl, wenn nicht Ruka so ein Arschloch wäre. Um mich nicht falsch auszudrücken: Ruka ist ein super Freund und wahrscheinlich auch ein guter Liebhaber, aber emotional ein riesengroßes Arschloch -oder wie man so schön sagt, ein Charakterschwein. Er fickt alles, was zwei Beine hat und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ein Womanizer oder auch ein Manizer, auf jeden Fall ein Macho, Gigolo oder sonst was. Alles was ihm langweilig wird, schickt er früher oder später in die Wüste. Und das wird mit Yomi auch passieren, ich sehe es kommen. Doch bitte lieber Gott, wenn es dich denn gibt, schenk Ruka ein paar Gefühle für Yomi und lass sie glücklich werden. Ansonsten Ende ich hier noch als emotionale Mülltonne. Also, wie ihr seht, mir wird nie langweilig und die Frage, ob ich mich denn nicht auch verlieben möchte, ist für mich, hier, mit einem klaren "NEIN!" zu beantworten. ++++ tbc soll ich mehr raufladen oder wollt ihr davon nichts mehr hören und sehen, geschweige denn lesen? Würd mich sehr über Kritik, Kommentare und Beschwerden freuen!!! (ja, ich freue mich sogar darüber!! XD) Kapitel 1: Der Junge mit dem Kissen im Gesicht und der dumme Schwur niemandem was zu sagen ------------------------------------------------------------------------------------------ So, erstmal ein dickes, fettes Danke an alle, die mir einen Kommentar hinterlassen haben!! *freufreu* Aber das nächste Mal bitte nicht doppelt und dreifach dieselben Posten, das irritiert mich nämlich immer ein bissl... ^^° Zu KaixAoi: Ich weiß, dasss die nicht zusammenpassen, aber hey, das ist nur eine FF und da darf man tun und lassen was man will!!!! *irre lach* Disclaimer: I own nothing, ich missbrauche lediglich die Namen und das Aussehen bestimmter Bandmitglieder um meinen kranken Phantasien freien Lauf zu lassen! XD Have fun and enjoy! ++++ "Was soll ich machen? Es ist alles so aussichtslos..." ein unterdrücktes Schluchzen war aus dem Kissen zu vernehmen, unter dem man den Kopf eines hübschen Jungen vermuten konnte. "Wie oft soll ich es dir denn noch sagen: Sag es ihm!" Lange hatte Sakito gebraucht um seine Stimmlage in einer noch so nervtötenden Situation nicht genervt klingen zu lassen. Im Gegensatz zu seiner Körperhaltung hatte er mit seiner Stimme Erfolg. Gelangweilt drehte er sich in seinem Schreibtischstuhl im Kreis, mit beiden Beinen schrittweise anstoßend und den Kopf in den Nacken gelegt, so dass seine braun-blonden Haare über der Stuhllehne hingen, das Nervenbündel auf seinem Bett mit dem Kissen im Gesicht erfolgreich ignorierend. Eine weitere Session mit einem jammernden Aoi lag an und er hatte wie die Male davor schon keine rechte Lust mehr. Wenn Aoi doch nur wüsste, was für ein Glück ihm widerfahren würde, wenn er doch tatsächlich auf Sakito hören, seinen simplen Standard-Ratschlag befolgen würde... Wieso musste er denn auch so stur sein? "Das sagst du so einfach! Du weißt gar nicht wie schwer so was sein kann... Das wäre mein Outing und er würde mich dann nur noch für pervers und krank halten und wahrscheinlich nie wieder mit mir reden! *Dann würde ich sterben! Aber wenn ich es ihm nicht sage, sterbe ich auch...Was soll ich nur machen?!" Verzweifelt blickte Aoi unter dem Kissen hervor und hielt es sich schützend an die Brust. "Wovor hast du dann Angst? Sterben tust du so oder so... Viel zu verlieren hast du dann ja nicht mehr!" Sakito konnte nicht anders als zu kichern*[1]. "Du bist mir ja ein toller Freund!" das soeben versiegte Schluchzen begann von neuem, gepaart mit ein paar Tränen. "Ich dachte auf dich wäre Verlass und dann kommst du mit so einem Ratschlag! Von dir hätte ich ein bisschen mehr Sensibilität erwartet..." Aoi, mittlerweile im Bett sitzend, versteckte sein Gesicht wieder in dem weichen Kissen. Reumütig setzte sich Sakito hinter Aoi auf das Bett und legte einen Arm um seine Schultern, zog ihn so ein klein wenig zu sich. "Mensch Aoi... Mach es dir doch nicht schwerer als es ist. Kai ist auch ein Mensch und noch dazu einer deiner Freunde. Er wird Verständnis dafür aufbringen, dass du - sagen wir mal - anders bist und etwas für ihn empfindest. Wenn es nicht so sein sollte, dann ist er das alles nicht wert. Aber glaubst du wirklich, das Kai, der kleine, liebe, nette, süße Kai so ist? Dass er dich nicht versteht und dich abstößt? Glaubst du wirklich, er ist so?" Schniefend schüttelte Aoi den Kopf. Er hätte sich nicht in Kai verliebt, wenn er so wäre. "Na also! Und wovor hast du dann solche Panik?" "...mich zu blamieren..." Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Aois Wangen. Ungläubig starrte Sakito das nervliche Wrack in seinen Armen an, schob ihn etwas von sich. "Das ist alles?!" Wieder schüttelte er leicht den Kopf. "Iie. Ich möchte nicht, dass sich irgendwas zwischen uns ändert. Selbst wenn er mich verstehen und meine Orientierung akzeptieren würde, so würde er sich erstmal von mir distanzieren. Das will ich nicht..." Mit betrübtem Blick starrte er auf den Fußboden, als ob dort die Lösung aller Rätsel läge. Zum ersten Mal ergab Aois Panik einen Sinn. Das war wahrscheinlich auch das vernünftigste, was er bislang zu dem Thema Kai gesagt hatte. Und es war verständlich. Und irrwitzig. Aoi ahnte ja noch nicht mal, dass sich seine ganzen Zweifel, Ängste und Befürchtungen in Luft auflösen würden, wenn er nur den Mut dazu hätte Kai seine Liebe zu gestehen. "Du hast ja Recht..." war Sakitos Kommentar zu dem Ganzen. Einerseits hatte Aoi ja Recht, ein normaler Freund würde sich von einem abwenden, wenn auch nur vorübergehend, müsste das alles erstmal verdauen und die Freundschaft wäre wahrscheinlich nicht mehr so wie sie mal war. Doch Kai war in dieser Hinsicht kein normaler Freund. Er empfand dasselbe für Aoi wie Aoi für ihn, nur das beide nichts davon wussten und Sakito beiden seinen Schwur gegeben hatte, niemanden auf Gottes weiter Welt auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen. Es war wirklich zum Haare Raufen. Wäre nicht dieses blöde Versprechen, hätte Sakito Amor spielen können und die zwei wären ein glückliches Paar, anstatt weiter in ihrem Selbstmitleid herzudümpeln. *[1]: Schon mal "Mambo Italiano" gesehen? Teil eines Seelsorge-Telefonats geklaut! ^^v Sorry, konnte nicht widerstehen! ^^ +++ Aoi: Liebe. Ich glaube, es ist schön verliebt zu sein und es genießen zu können. Mit dem anderen zusammen zu sein und ihm einfach nur zeigen, dass man ihn liebt. Mit Worten oder kleinen Taten. In dieser Hinsicht bin ich ein altmodischer Romantiker. Teilweise schon ein richtig verzweifelter. Deswegen bin ich wahrscheinlich noch Single. Denn ja, ich bin verliebt. Schwer verliebt, um es milde auszudrücken. In einen unheimlich lieben, netten und süßen Kerl, namens Kai. Das einzige Problem an der ganzen Sache ist, dass ich auch ein Mann bin, zwar nicht so männlich, wie man es von einem Mann erwartet, aber ich bin mit dem Stück zwischen meinen Beinen bewiesenermaßen ein Mann. Wenn dieses Stück da Unten nicht wäre, hätte ich es Kai auch schon längst gesagt. Mein guter Freund Sakito sagt immer, Hindernisse gibt es nicht, man macht sie sich. Oder wie er es wirklich gern zu sagen pflegt: MANN macht sie sich. Natürlich, wir leben in einer Zeit, da wird es für selbstverständlich angesehen, wenn sich zwei Männer lieben. Keiner sagt was dagegen, wenn man ihn zu dem Thema befragt, aber man braucht bloß als schwules Pärchen auf der Straße vorbeizulaufen und man kann sehen, wie sich die Köpfe nach einem umdrehen und das Getuschel anfängt. Manche finden es pervers, die einen stört es wirklich nicht und andere finden es einfach nur ,putzig', dieses ,wer ist ,Mann' und wer ist ,Frau''-Ratespiel. Genauso ist es in deinem Umfeld. Jeder deiner Freunde wird auf irgendeine Weise reagieren, das ist nicht zu verhindern. Es liegt in der Natur des Menschen, zu denken. Und jeder denkt nun mal anders. Und ich habe keine Ahnung wie meine Freunde, vor allem Kai, darüber denken werden, wenn sie davon erfahren, dass ich in einen Mann verliebt bin. Ich kann leider nicht in ihre Köpfe schauen, sonst hätte ich das schon längst getan und vielleicht würde es mir dann leichter fallen, zu sagen, was mir auf der Seele brennt. Aber im Moment habe ich einfach nur Angst. Angst vor ihren Reaktionen, vor allem vor der von Kai. Ich habe Angst davor, dass sie sich von mir abwenden oder mich schräg anschauen. Ich habe Angst davor, dass sie von mir denken, ich sei pervers oder abartig. Das bin ich nicht. Ich bin ganz normal, nur dass ich nicht auf Mädchen, sondern auf Kerle stehe. Und dafür kann ich nichts. Ich bin nicht auf die Welt gekommen und hab mir vorgenommen, das weibliche Geschlecht zu ignorieren und mich ganz dem meinem zu widmen. Ich habe es mir wirklich nicht ausgesucht. Denn wenn ich könnte, dann würde ich mich natürlich für das andere entscheiden. Doch wenn ich Kai sehe, dann ist es mir egal welches Geschlecht er ist. Ich hab mich nicht in ihn verliebt, weil er so toll aussieht oder weil er ein Mann ist, sondern weil er der Mensch ist, der er ist, und er ist ein verdammt toller Mensch. Welches Geschlecht, ist mir dabei wirklich verdammt egal. Das hört sich an, als würde ich mich für meine Orientierung rausreden wollen. Naja, ein bisschen vielleicht. Mir ist es wirklich egal, aber wahrscheinlich den anderen nicht. Und genau das ist meine Angst. Die anderen. Kai. Ich rechne auch nicht damit, dass das mit Kai in einem Happy End endet. Dazu bin ich viel zu realistisch. Die Chancen, dass er auch auf Männer und dann auch noch auf mich steht, ist viel zu gering, als dass ich hoffen könnte. Von daher, Lebe wohl, meine erste große Liebe, die du nie eine werden wirst! Das ist momentan mein Fazit. Wie es morgen oder in zehn Jahren aussieht, weiß ich nicht. Vielleicht werde ich da verheiratet sein, zwei Kinder, ein Haus mit Garten in einer Vorstadtsiedlung und einen Hund haben. Wer weiß. (Eto... DAS war nun wirklich unrealistisch...) +++ Wie immer: Kommentare, Kritik, Beschwerden, Morddrohungen und jegliches gern gesehen!! (Morddrohungen vielleicht etwas diskreter, über ENS oder so, wäre mir lieber! XD) Kapitel 2: Sakitos Kummerkastentante und was hat Ni~ya eigentlich mit dem Ganzen zu tun?! ----------------------------------------------------------------------------------------- Erstmal: großes DANKESCHÖN an alle, die mir einen Kommentar und KRITIK bzw. Lob hinterlassen haben!!! Ich schätze es sehr, wenn mir jemand sagt, was an meiner FF nicht passt, z. B. dass sich alle gegenseitig in das gleiche Geschlecht verlieben. Zugegeben, ich mag es auch nicht, aber... die Möglichkeit hat sich so schön angeboten und wieso nicht alle inklusive mich ein bisschen verwirren?! XD Und wegen Ruki: der kommt schon noch vor, aber... das wird noch ein kleines Weilchen dauern, also nicht enttäuscht sein, wenn ich in dieser FF mit ihm nichts anfangen kann... ^^° Ein riesengroßes Danke an Kyohei! Du bist die erste, die meine nichtvorhanden Fehler würdigt! Ich bemüe mir schreiben in so style mehr und in Zuckunfd hoventlich auhc so grosen Lop zu bekomm von dich!!! XDDD so, ich sag es noch einmal: Die Leute gehören nicht mir, ich verdiene kein Geld mit ihnen, auch wenn ich es wie 99 % der Menschheit dringend bräuchte... Bis zum nächsten Mal und denkt dran: ich nehme alles, auch Mordrohungen!! XDD Have fun and enjoy!!! +++ "Hallo?" "Hitsugi?" "Sakito?" "Ja." "Was ist los?" "Aoi war da..." "Oh... Ich versteh schon. Du brauchst ne Müllabfuhr, stimmt's?" "Aa." "Na, dann erzähl schon. Ich will dir nicht alles aus der Nase ziehen. Das ist eklig." "Baka. Du und Aoi." "Wieso Aoi?" "Weil er bescheuert ist." "Kannst du bitte auch so reden, dass ich deine Gedanken nachvollziehen kann?!" "Nein, kann ich nicht. Ich habe ihm ein Versprechen gegeben, niemandem was zu sagen. Und so gern ich es dir jetzt erzählen würde, aber das verträgt sich nicht mit meinem Gewissen..." "Gut, wenn du es mir nicht erzählen willst, dann kann ich raten. Wenn du nur mit einem Ja oder nein antwortest, dann hast du mir nichts erzählt. Oder?" "Das verträgt sich trotzdem nicht mit meinem Gewissen..." "Na und. Ich will es wissen, du machst einen Terz drum, also muss es interessant sein. Es geht drum, dass Aoi verliebt ist, richtig?" "Ja." "Und er kann es wem auch immer nicht sagen?" "Ja." "Wovor hat er Angst, dass er es wem auch immer nicht sagen kann?" "Nur ja oder nein-Fragen." "Okay, okay. Also, er hat Angst, es ihr zu sagen?" "Nein." "Was ist dann bitte, das ganze Problem an der Sache?!" "Formulier die Frage anders." "Er hat also nicht Angst, es ihr zu sagen?!" "...anders formulieren..." "Häää?! Wie jetzt?... Uhm.. na gut... äh.... Er hat Angst, es... wem auch immer zu sagen?" "Ja." "Ist es überhaupt ein Mädchen?!" "...Gott! Hitsugi ich kann das nicht! Aoi köpft mich, wenn er das erfährt!!" "Es ist also kein Mädchen!!! HAHA! Ich fress nen Besen!!! Der auch?!" "Was meinst du mit ,Der auch?'" "Na, dass er auch schwul ist!" "Hä? Ich hab nie was von schwul gesagt und wer ist bitteschön noch schwul?" "Hehe... Das darf ICH nicht verraten..." "Naja... ist mir auch egal. Bin nicht wirklich scharf drauf es zu erfahren. Ich hab schon genug unwissenswerten Müll im Kopf, da brauch ich das bisschen nicht auch noch." "Och bist du langweilig... Und ich dachte ich könnte dich mit ein bisschen Klatsch bei Laune halten...." "Wie denn, du erzählst es mir ja nicht?!" "Also willst du es doch wissen?!?" "Nein." "Siehst du, es macht gar keinen Spaß, mit dir darüber zu reden... Dann machen wir eben bei Aoi weiter... Also, er hat Angst es ihm zu stecken, weil er nicht weiß wie er darauf reagieren wird, ist es das?" "Ja." "Ich bin ja sooo gut!!!" "Du bist Spitze, Hitsugi..." "Bäh, Giftspritze!... Kenn ich den Kerl, um den es sich handelt?" "Ja." "Aber ich bin es nicht?" "PAH! NEIN! Aoi hat Geschmack! Haha!" "Was soll das nun wieder heißen?!" "Das was es heißt..." "Na, warte du kleine Ratte. Morgen bist du fällig!" "Ich ZITTERE vor Angst!" "Das sollst du auch! Dafür verrätst du mir jetzt, in wen er verknallt ist!" "Nein." "Du bist es auch nicht, sonst würde er nicht zu dir kommen..." "Was für ein Genie du doch bist..." "Ist es Ruki?" "Nein." "Uruha?" "Nein." "Kai?" "Ja." "Hah! Und du hast es mir doch verraten!" "Das war abzusehen." "Und wieso hat er dann Angst es ihm zu sagen? Wenn einer nicht ausflippen würde, weil man auf ihn steht, dann ist es Kai!" "Ich weiß. Das versuch ich auch schon die ganze Zeit klarzumachen... Aber er will nicht hören." "Und Kai? Hast du mit Kai auch schon drüber geredet?" "Nicht direkt. Aber er würde es mit 100%iger Sicherheit verstehen." "Soll das heißen er ist auch schwul?!" "So in etwa." "Heult der sich etwa auch bei dir aus?!" "Wer tut das nicht?" "Kann ich nicht verstehen..." "Ich auch nicht." "Weiß er dann von Aoi?" "Nein." "Und.. ist er auch verliebt?!" "Ja." "Oh man! Das wird ja immer spannender! Wie heißt denn sein Angebeteter?!" "Nur ja oder nein..." "Okay, okay! Ich kenne ihn aber?" "Ja." "Und es ist nicht Aoi?" "Nein." "Er ist es??!" "Ja." "Soll das etwa heißen, die zwei sind ineinander verliebt und haben keinen blassen Schimmer davon?!" "Das soll es heißen." "Oh verdammt... Wo ist dann das ganze Problem?!" "Ich hab keine Ahnung. Frag die beiden doch selbst! FUCK! Nein! Tu das nicht, sonst bin ich tot!" "Wieso fragst DU es die beiden denn nicht? Scheiße man... Die beiden hüpfen doch tatsächlich umeinander rum, wie kleine Kinder um einen Süßigkeitenautomaten..." "Das wollte ich eigentlich damit sagen... Und deswegen ruf ich dich auch an. Ich kann es mir nicht länger mit ansehen, wie sie sich angeiern und sich dann die Augen bei mir ausheulen. Irgendwann geht es einem tierisch auf den Keks. Aber ich will das Vertrauen der beiden nicht missbrauchen, indem ich es einem stecke. Deswegen sind sie ja auch zu mir gekommen, weil sie wissen, dass ich so was NORMALERWEISE nicht mache!" "Du hast es mir gesagt, also kannst du es ihnen auch sagen. Es ist doch nur zu ihrem Besten!" "Mann, du hast ja Recht. Ich war auch schon kurz davor, aber ich kann es nicht!" "Dann sag es ihnen nicht, aber deute es an." "Wie, andeuten?" "Na, wenn du zum Beispiel das nächste Mal mit Kai redest, kannst du ihm ja sagen, dass dir aufgefallen ist, dass Aoi ihn verdächtig oft, verdächtig lang ansieht und verdächtig dabei sabbert. Oder du sagst Aoi, als du das letzte Mal mit Kai geredet hast, hast du gaaanz zufällig in seinem Heft ein Herz mit seinem Namen drin gesehen. Du musst es so andeuten, dass es jeder Idiot, also auch die zwei, versteht!" "Heh. Die Sachen sind so einfach, dass ich nicht drauf gekommen wäre..." "Du sollst nicht immer so kompliziert denken. Das ist dein Fehler." "Ich weiß." "Du weißt alles..." "Nein, tu ich nicht. Wer ist denn noch schwul?" "Und du bist doch scharf drauf es zu erfahren!!!" "Nein, bin ich nicht!" "Na, dann kann es dir doch egal sein...?" "Ist es auch. Also, gute Nacht!" "Gute Nacht, Satty!" ~~ "Verdammt, sag's mir endlich!!!" "Belaste dich nicht mit nem Scheiß, der dich nicht interessiert. Gute Nacht, Sakito!?" "Hmpf... Nacht." +++ Kai: Was Liebe ist? Ob ich verliebt bin? Ja, ich bin verliebt. Aber auf das erste weiß ich spontan keine Antwort. Ich glaube, dass weiß man erst, wenn sie einem widerfahren ist. Ich bin zwar verliebt, ich weiß aber nicht, was für ein Gefühl es ist, zu lieben. Dazu hatte sich bis jetzt auch noch nie die Möglichkeit geboten, deswegen kann ich es jetzt noch nicht sagen. Aber ich weiß, dass Liebe formlos ist. Ich meine, man kann sie nicht in einen Topf stecken, einen Deckel drauf tun und dann sagen: ,So, das ist jetzt die Liebe.' Man kann nicht sagen, dass es nur zwischen einer Frau und einem Mann Liebe gibt. Was ist mit zwei Männern oder zwei Frauen die sich lieben, ist es dann keine Liebe mehr? Oder was ist mit Eltern und ihren Kindern, oder Geschwistern? Ist es denn nicht auch Liebe? Worauf ich eigentlich hinaus will, ist dieses Ding mit dem gleichen Geschlecht. Ich habe die Diskussionen satt, dass Schwule pervers sind und Frauen nur lesbisch werden, weil sie von Männern enttäuscht werden. Schwule und Lesben sind auch Menschen, das sollte den Leuten mal bewusst werden. Und Menschen haben nun mal ein Recht darauf einen anderen Menschen zu lieben, ganz egal ob vom gleichen Geschlecht oder nicht! Denn innendrinnen sieht es in jedem Menschen gleich aus: er hat einen Verstand und er hat ein Herz, und darauf kommt es an. Nicht auf das, was ein Mensch an der Oberfläche ist. Ob er einen Schwanz hat oder Brüste, das ist dabei doch egal! Das meine ich damit, dass die Liebe formlos ist. +++ Nach dem Telefonat mit Hitsugi hatte sich Sakito dazu entschlossen, dessen Worte in die Tat um zusetzten. Und was eignete sich besser dazu als ein neuer Schultag? Sein Tatendrang konzentrierte sich mehr auf Kai, als auf Aoi, da dieser in dieser Hinsicht nicht nur leicht pessimistisch wäre und es ihm nicht glauben würde. Er würde es realistisch abwägen und es dann als irrsinnig befinden, dass Kai auch nur im Entferntesten Interesse an ihm haben könnte. Ein verträumter Realist, ein Widerspruch in sich. Also war Kai das Ziel dieses Projekts und Sakito würde nicht eher klein beigeben, bis die zwei zueinander fänden. Egal wie lange das dauern würde. Er hoffte allerdings, nicht all zu lange. "Guten Morgen, Sakito!" "Oh! Morgen, Ni~ya! Ich hab dich gar nicht kommen sehen!" "Das wundert mich nicht, so hibbelig wie du hier rum stehst. Musst dich ja sehr auf etwas freuen oder davor fürchten, wenn du von einem Bein aufs andere hüpfst." Erst jetzt bemerkte Sakito, dass er nervös war. Wovor eigentlich? Hatte er etwa Angst, dass Kai ihn auffressen würde, wenn er ihm etwas Verheißungsvolles über Aoi erzählte? Das war etwas weit hergeholt und trotzdem war er aufgeregt, mit Kai zu sprechen. Das alles war ein interessanter Plan und eigentlich konnte es nicht in die Hose gehen. Doch was, wenn doch? Was sollte er dann machen? Dann hätte er das Vertrauen der beiden missbraucht, das was er am allerwenigsten wollte. "Das ist mir noch gar nicht aufgefallen... Eigentlich warte ich hier nur auf Kai. Ich muss mit ihm reden." "Scheint ja ziemlich wichtig zu sein, was du ihm sagen willst." "Naja, irgendwie ist es das auch." Sakito grinste ein wenig schief. Er freute sich insgeheim auf die Reaktion, wenn er Kai sagte, er hätte ein Herzchen mit einem K. drin in Aois Heft gesehen und dass er ihn beim Sabbern ertappt hätte. Es entsprach zwar nicht der vollen Wahrheit, aber etwas ausschmücken dürfte man das ganze doch. Verwirrt musterte Ni~ya seinen Freund, wie er zuerst schief grinste und dieses Grinsen dann immer breiter wurde. Über Sakito konnte er sich in letzter Zeit nur wundern. Ständig hing er seinen Gedanken nach und gab keine davon preis. Geheimnisvoll war gar kein Ausdruck mehr, es war mehr ein Zustand geistiger Benommenheit, in die anscheinend nur sein bester Freund eindringen konnte, da dieser keine so rätselhaften Antworten auf seine gestellten Fragen bekam. Ein wenig enttäuscht über die Tatsache, dass nicht er Sakitos bester Freund war, atmete er einmal schwer aus und verdrängte dieses Gefühl genauso schnell wie es gekommen war. "Aha." Antwortete er, statt diesem unangenehmen Kribbeln in seiner Magengegend irgendeine Form der Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. "Was ist es denn, wenn man fragen darf?" "Äh..." Wieder verfluchte sich Sakito, dass er soeben auch nur denn Mund aufgemacht hatte. "Das kann ich dir leider nicht sagen, aber du erfährst es, sobald es vorbei ist!" Sakito grinste seinen Freund entschuldigend an. "Morgen Satty, morgen Ni~ya!" kam es vom anderen Ende des Ganges und ein gutgelaunter, gepiercter Rotschopf schlenderte auf sie zu. "Morgen Hitsugi!" antworteten beide unisono. "Und, hast du schon mit Kai geredet?" sagte der Rothaarige etwas lauter. "Mensch! Musst du denn so schreien?! Muss ja nicht die ganze Welt erfahren, dass ich Kai was sagen möchte!" bellte ihn Sakito daraufhin an. Was zu Hölle war Sakito denn so wichtig, was er Kai sagen musste, dass er so ein Geheimnis daraus machte? Und wieso konnte er mit Hitsugi darüber reden und mit ihm nicht? Gut Hitsugi was Sakitos bester Freund, das stand außer Frage, aber in der Hierarchie Sakitos Freunde kam er nach Hitsugi an zweiter Stelle. Man konnte sie fast miteinander gleichsetzten und doch wusste Hitsugi alles und er nichts. Und warum drehte es sich im Moment alles um Kai. Was wollte er Kai erzählen? Wieso sollte er Kai was erzählen? Und wieso verdammt noch mal wusste Hitsugi davon? War Sakito etwa in Kai verl... - Oh Gott, bitte alles, nur nicht das. Das hatte er nicht verdient. Es reichte doch schon, wenn er sich die meiste Zeit wie das fünfte Rad am Wagen vorkam, es musste die Zeit nicht kommen, in der er wirklich eines werden würde. "Ich geh dann schon mal vor..." betrübt wendete er sich von den beiden ab und schlurfte zu seinem Klassenzimmer. "Was war gerade eben los mit dir? Warum bist du so schnell abgehauen?" Hitsugi legte seine Schultasche auf den Tisch, wo sie den restlichen Tag liegen bleiben würde, auch wenn es die Lehrer störte. "Bin ich das? War keine Absicht..." Er hätte nicht gedacht, dass es den beiden auffallen würde, so abgelenkt wie die zwei mit dem Thema Kai waren. "Du, Hitsugi, kann ich dich was fragen?" "Sicher, schieß los!" Unsicher kaute Ni~ya auf seiner Unterlippe rum. Sollte er ihm wirklich diese Frage stellen? Wenn er sie ihm nicht stellen würde, dann würde er womöglich den restlichen Tag nicht überleben, vor Ungewissheit. Wenn er sie ihm stellen würde, dann wüsste er wenigstens bescheid und könnte sich einen Kopf drüber machen, was er dagegen tun oder wie er es am Besten verarbeiten könnte. "Ist...ähm... ist Sakito in Kai... äh... verliebt?" kam es dann letztendlich leise von ihm. Hitsugi konzentrierte sich stark darauf, die Frage zu verstehen, so leise hatte Ni~ya gesprochen. "Ob Sakito in Kai...? BWAHAHA!!!" Langsam, aber immerhin, hatten die Bruchstücke, die er von Ni~ya aufgeschnappt hatte, Sinn, oder eher Unsinn, ergeben. Grölend hielt sich Hitsugi die Hand an den Bauch und am Schultisch fest, damit er nicht vornüber kippte vor Lachen. "Hahaha.. Wie kommst du denn auf den Scheiß? Haha..." (btw, habt ihr Hitsugi schon ein Mal lachen gehört? Das ist wirklich eine Sünde wert... *sabber* - To) "Hör auf zu lachen, das ist peinlich..." Ni~ya versuchte sein errötetes Gesicht vor Hitsugi und dem Rest seiner Klasse zu verstecken, indem er immer weiter den Stuhl entlang unter den Tisch rutschte. Mittlerweile hatte sich Hitsugi wieder beruhigt, wischte sich nur die letzten Lachtränen aus dem Gesicht und richtete sich erneut an Ni~ya. "Jetzt mal im Ernst... Wie kommst du darauf?" "Naja, ähm... weil ihr doch gerade über ihn gesprochen habt und weil Sakito ihm doch was Wichtiges sagen wollte... deswegen..." ein weiterer Rotschimmer legte sich über den schon vorhanden auf Ni~yas Gesicht. "Ach das meinst du..." Hitsugi witterte etwas. "Wieso fragst du? Bist du etwa..." Er beugte sich zu Ni~ya vor um ihm das ins Ohr zu flüstern was er vermutete, damit es der Rest der Klasse nicht hörte. "...eifersüchtig?..." Ertappt schreckte Ni~ya in seinem Stuhl wieder hoch. "Ach Quatsch! Ich bin doch nicht...Nein! So ein Schwachsinn! Eifersüchtig... pah!" Das Gesicht Ni~yas sprach jedoch eine ganz andere Sprache, als sich der Rotschimmer um ein paar Nuancen verdunkelte. "Soso... Auf wen bist du denn eifersüchtig? Auf Sakito? Oder auf...Kai?" Hitsugi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Man! Ich bin doch nicht eifersüchtig! Und wieso sollte ich bitte auf Sakito eifersüchtig sein?!" Ni~yas Ausflüchte wurden immer offensichtlicher. "Oh, dann bist du wohl eifersüchtig auf Kai?" fragte Hitsugi mit neutraler Stimme. "Konnichiwa, Mina-san!" kam der Lehrer zu Ni~yas Rettung in das Klassenzimmer gepoltert. +++ tbc Kapitel 3: Kai und Aoi und eine Klotür als Hindernis ---------------------------------------------------- So meine Lieben, es geht wieder weiter. Eins möchte ich euch noch vorweg sagen: Ich habe ein neues Piercing (^^v) und ich habe heute einen Traum von einem Notebook gesehen... O.O aber der Spaß kostet 3000 Euro und wird daher immer ein Traum bleiben... ;_; Nein, Spaß bei Seite... Was ich zu dieser Geschichte eigentlich sagen wollte war, dass sie vielleicht etwas lustig angefangen hat und deswegen die meisten weiterlesen, weil sie denken sie bleibt lustig. Da muss ich euch leider ein wenig enttäuschen.... Ich meine damit, dass die ganze Geschichte Stellenweise schon ein paar Lacher drinhat (glaub ich zumindest), aber sie wird nicht immer witzig sein. Ich will damit auch nicht sagen, dass die Geschichte so eine krasse Wendung nimmt, dass alle unglücklich, verzweifelt und suizidgefährdet werden. Vielleicht sind sie nah dran, aber nur ganz wenig... Oh God... was laber ich wieder für einen Scheiß... Vergebet mir meine Sünden und stellet mir Fragen, falls sich noch etwas im Unklaren befinden sollte... Btw. Ich lese sehr gerne Feedback oder lasse es mir vorlesen (hab im Moment kein Internet, meine über alles geliebte Sis [meine echte, nicht irgendeine animexx-pseudo-verwandschaft] liest es mir daher immer am Telefon vor und ich freu mich dann wie ein Schnitzel!^v^), also hört nicht auf mir welches zu schreiben! Ein bisschen mehr bitte??!! Sagt mir, was euch stört oder freut?! Bitte?! ó.ò An dieser Stelle badanke ich mich wieder für die Kommis vom letzten Mal! Have fun and enjoy!! +++ Hitsugi: Nein, ich bin nicht verliebt. Und Liebe ist mir im Moment auch egal, die einzige Liebe die ich empfinde, das ist die zu meinen Tieren. Die sind nicht so kompliziert im Gegensatz zu Menschen. Ich sehe das an meinen Freunden, Liebe macht zu viel kaputt. Gut, es ist vielleicht nicht die Liebe, die sie kaputt macht, es sind sie selber. Aber Liebe ist der ausschlaggebende Grund. Sie lassen sich von ihr runterziehen und es dauert verdammt lange, bis sie wieder hoch kommen. Nehmen wir Ni~ya als Beispiel. Erst neulich ist er zu mir gekommen und hat mir gestanden, dass er auf Männer steht. Okay, er hat nicht gesagt, dass er schwul ist, aber dass er auf einen ganz besonderen Kerl steht. Und jetzt habe ich erfahren, dass er auf unseren besten Freund Sakito steht. Ich vermute stark, dass es schon eine geraume Zeit so geht. Ich weiß zwar nicht wie lange, aber es müsste sich so um ein Jahr handeln. Bis vor einem Jahr hat er jeden Scheiß mit uns mitgemacht, hat gelacht und mit Sakito rumgeschäkert. Und dann hat das Stück für Stück abgenommen. Zuerst ist das Schäkern weggeblieben und dann ist er immer seltener mit uns weggegangen. Und wenn er mit uns weggegangen ist, dann hat er meistens seinen eigenen Gedanken nachgehangen. Ja, das ist mir heute so richtig bewusst geworden. Er hat es nicht wörtlich gesagt, aber allein schon, dass er zu mir gekommen ist und mir gesagt hat, dass er in einen Kerl verliebt ist, und nicht zur Kummerkastentante Sakito, reicht mir schon als Beweis. Ist ja auch klar warum. Zu wem würde ich gehen, wenn ich verliebt wäre? Bestimmt nicht zu der Person, die es betrifft. Und dann heute, die Frage, ob Sakito in Kai verliebt wäre... Lächerlich und sie kann nur von jemandem kommen, der eifersüchtig ist. Und das ist Ni~ya ganz sicher. Eifersüchtig bis unter die Haarspitzen. Er weiß es selbst und er will es nicht zugeben. Und es macht ihn fertig. So wie ich Sakito kenne, hat er noch nicht mal darüber nachgedacht, dass er das Objekt der Begierde für irgendjemanden sein könnte. Wahrscheinlich ist er verliebt, ich möchte meinen Finger nicht darauf legen in wen, aber er ahnt noch nichts davon. Und so wie ich Ni~ya einschätze, wird er es nicht mehr lange mit sich herumtragen können. Dafür ist er in letzter Zeit ein bisschen zu interessiert an dem, was um Sakito so abläuft. Ich bin wirklich sehr gespannt, welchen Lauf diese Geschichte nehmen wird. +++ Ni~ya: Liebe.... Ist immer verbunden mit Schmerz. Ob im positiven oder negativen Sinne. Schmerz ist ein Teil von Liebe. Ob es die Schmetterlinge im Bauch sind, wenn man frisch verliebt in einer Beziehung ist, oder wenn die Schmetterlinge zu einem Hurrikan ausarten, wenn man eifersüchtig ist. Schmerz ist da, angenehm oder unangenehm. Ich hasse Liebe. Aber ich tue es trotzdem. Egal wie sehr ich mich dagegen gesträubt hab, ich habe mich doch verliebt und es wurde mir erst bewusst, als es fast schon zu spät war. Ich habe dieses Kribbeln im Bauch, als ich ihn gesehen hatte nicht wahrgenommen, bzw. hab es missverstanden. Ich dachte immer, ich würde mich einfach nur freuen, ihn zu sehen, weil ich gerne was mit ihm unternommen hab. Die Träume, die ich nachts von ihm hatte, habe ich einfach nur als wirre Träume abgetan. Und dass ich ihn angestarrt habe, habe ich damit entschuldigt, dass ich es einfach nur faszinierend fand wie feminin ein Mann doch aussehen kann. Irgendwann, ja, irgendwann habe ich darüber nachgedacht, wieso ich so aufgeregt bin ihn zu sehen, wieso ich von ihm träume, ihn anstarre. Ich war aufgeregt, weil ich verliebt war, ich habe von ihm geträumt, weil ich wusste, dass es nie passieren kann und ich habe ihn angestarrt, damit ich jedes Detail seines Wesens in meinem Gedächtnis fixieren konnte. Verliebt war ich nicht nur, ich bin es immer noch. Ich träume mittlerweile jede Nacht von ihm. Träume, in denen ich mein gespeichertes Wissen, was ich über die Jahre über ihn erfahren habe, einsetzte. Träume, in denen er Sachen mit mir macht, in denen er mir Sachen sagt, die nie in die Realität umgesetzt werden können. Ich starre ihn auch immer noch an, jedes Mal, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, bewundere ich seinen Körper und stelle fest, das er jeden Tag anders aussieht, dass er nie schlecht aussieht, sondern für mich jeden Tag schöner wird. Es ist traurig, wenn ich darüber nachdenke wie viel ich von ihm weiß. Ich möchte fast meinen, ich kenne ihn teilweise besser als er sich selbst. Ich glaube nicht, dass er weiß, dass seine Augen glitzern, wenn er von Herzen lacht, dass er unbewusst eine Melodie mit seinen Fingern auf den Oberschenkel klopft, wenn er aufgeregt ist oder dass er nur mit Haarsträhnen auf der linken Seite spielt, wenn er gelangweilt ist. Es ist nicht nur traurig, es ist sogar verdammt erschreckend. Sogar für mich. Und je mehr ich mich dagegen sträube mir einzugestehen, dass ich nicht nur in ihn verliebt, sondern von ihm besessen bin, desto schlimmer wird es. Mit jedem Mal, das ich sage, es ist nur eine Phase, rutsche ich tiefer in den Teufelskreis. Ich will es nicht. Ich will es verdammt noch mal nicht! Doch ich kann es nicht abstellen! Mit jedem Versuch indem ich mir beweisen will, dass er nur ein einfacher Typ ist, genauso wie alle anderen, dass er nichts Besonderes ist, dass ich nicht auf ihn stehe, verfalle ich ihm mehr. Das letzte Mal als ich das versucht habe, ist mir aufgefallen, dass keiner so süße Grübchen hat, wenn er lacht. Es ist hoffnungslos, aber trotzdem gebe ich nicht auf. Solange er mit niemandem zusammen ist, besteht immer die kleine Chance, dass er mich doch bemerkt. Ich meine nicht als Freund, sondern als...ähm... interessanten Menschen... Vielleicht passiert es ja auch irgendwann, wenn er sich mal Zeit für seine eigenen Probleme nimmt, und nicht immer nur für die der anderen. Vielleicht sieht er dann, dass sein Glück immer vor seiner Nase war und greift endlich zu. Ja, so wird es sein. Mann wird schließlich noch träumen dürfen.... +++ Ach, er liebte Sakito. Nur Sakito und vielleicht jemand anderes konnten seinen Tag erhellen. Aoi malte Herzchen mit Kai in sein Heft, hatte er gesagt. Wenn das nicht mal eine gute Nachricht war. Er würde am liebsten jeden, der ihm gerade über den Weg lief umarmen und knutschen, so glücklich war er. Und nun endlich hätte er den Mut, zu Aoi zu gehen und ihm seine Liebe zu gestehen. Er wusste jetzt, dass seine Angst, Aoi könnte ihn abstoßend finden, unbegründet war. Den ganzen Tag hatte er Aoi aus der Ferne beobachtet und versucht sich einen guten Weg einfallen zu lassen es ihm zu sagen. Sie hatten sich für heute Abend verabredet, Kai hatte Aoi gefragt, zum Reden. Heute würde der Groschen fallen und er war so aufgeregt, wie noch nie. Seine Knie wurden weich, wenn er daran dachte, dass es nur noch wenige Stunden waren, die sie voneinander trennten, bis sie sich sahen und er es ihm endlich sagen konnte. Er würde es ihm heute sagen, dass hatte er sich fest vorgenommen und nur noch der Tod, oder Aoi, könnten ihn davon abhalten. Nervös bis unter die Haarspitzen saß Aoi in dem Café, in das er sich heute mit Kai verabredet hatte. Mit gemischten Gefühlen hielt er an seiner Tasse heißen Tees fest. Einerseits freute er sich auf Kai, andererseits hatte er Angst vor dem worüber er mit ihm reden wollte. Hatte Kai es rausbekommen, dass er in ihn verliebt war und wollte ihm jetzt sagen, dass er das einstellen sollte oder dass er gar deswegen nicht mehr mit ihm befreundet sein wollte? Was war es das was Kai ihm sagen wollte? Er hatte heute doch so fröhlich geklungen, dass er daran festhalten wollte, dass es nichts Negatives war, was er von ihm wollte. Er setzte ein halbgefälschtes Lächeln auf, als er Kai kommen sah. Kai dagegen lächelte ehrlich, glücklich, vielleicht ein wenig angespannt. Sah so jemand aus, der einem sagen wollte, er solle sich verpissen? Ein paar Zweifel lösten sich aus Aois Verstand und sein Herz schlug schneller mit jedem Schritt, den Kai auf ihn zukam. "Hallo Aoi!" begrüßte Kai ihn herzlich als er am Tisch angelangt war. "Hi..." kam es nur schüchtern von Aoi zurück. Es folgten ein paar angespannte Augenblicke, die dann von der Bedienung unterbrochen wurden. Kai fing an sich über etwas Lapidares mit Aoi zu unterhalten, um die Stimmung ein wenig zu lockern, und sich selbst. Er konnte schlecht mit der Tür ins Haus fallen, und erst anfangen nachdem die Bedienung seine Bestellung gebracht hatte. "Worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?" unterbrach ihn Aoi, als es ihm zu blöd wurde, sich über die Schule zu unterhalten. "Ähm..." Kai atmete tief ein und dann wieder aus. Er hatte sich das alles viel leichter ausgemalt und jetzt schlichen sich auch wieder Zweifel in seine Gedanken. Was wenn Sakito nur Gespenster gesehen hatte und Aoi gar keine Kais in den Herzchen gesehen hatte sondern Mais oder sonstige Namen? Aber Aoi schrieb auch wieder nicht so unleserlich, dass man ein K für ein M hielt, oder? Und es gab jetzt auch kein zurück mehr, nicht wahr? Er konnte Aoi jetzt nicht eine billige Notlüge auftischen und ihm sagen, dass er einfach nur was mit ihm unternehmen wollte. Dann würden Fragen kommen, wieso er dann so ein ruhiges, abgeschiedenes Café gewählt hatte und keine Kneipe... "Also... Die Sache ist die..." Er atmete noch einmal tief durch, wischte seine schweißnasse Hand unauffällig an seiner Jeans trocken und legte sie dann an den Tisch, in die Nähe von Aois Hand. "Ich wollte dir eigentlich schon lange etwas sagen..." sanft berührten seine Finger Aois Finger, zögerlich legte er seine Hand auf Aois. "Ich ähm...mag dich... wirklich sehr, weißt du..." Kai schluckte schwer, wenn er es ihm jetzt sagen würde, dann gäbe es wirklich kein zurück mehr. Verwirrt registrierte Aoi Kais komisches Verhalten, dass er heute an den Tag legte. Und dann legte er auch noch zu allem Überfluss seine Hand auf seine. Als wenn er nicht schon aufgeregt genug wäre, musste er ihn auch noch berühren. Wenn er nur wenigstens den Grund dafür erfahren würde, dann wüsste er ob er diese Berührung genießen oder sich von ihr lösen sollte. "U-Um ehrlich zu sein... Ich mag dich mehr als nur wirklich sehr'... I-Ich hab mich in dich v-verliebt, Aoi..." Nun war es raus. Es war vorbei und zurücknehmen konnte er es jetzt nicht mehr. Er wagte es gar nicht in Aois Augen zu sehen, er wollte eine andere Wahrheit, als die die er sich ausgemalt hatte, nicht darin finden. So konnte er sich wenigstens noch ein kleines Weilchen, bis Aoi darauf reagierte, seiner Illusion nachhängen. "Ich komme gleich wieder..." war aber bei weitem nicht das, was er erwartet hatte. Verblüfft konnte er Aoi nur nachsehen, wie er auf die Toilette verschwand. "Das kann alles nicht wahr sein... das hat er nicht gesagt... er meint es nicht ernst...aber es war so überzeugend.... OhmeinGottwasmachichnur... Ich kann da jetzt nicht rausgehen... alles was ich mir erträumt habe...ich kann ihm nicht ins Gesicht sehen.... Was, wenn das alles nur ein Scherz ist?... Oh GOTT!!!! HILFE!... Kai liebt mich... das kann nicht wahr sein... ich krieg keine Luft mehr...einatmen....ausatmen... Kai liebt mich... Luft... einatmen... ausatmen... Ich glaub's nicht.... Ich träume doch... ? ... Ich muss nur aufwachen, dann kommt mir das alles gar nicht so echt vor... Wenn ich meine Augen jetzt aufmache, dann ist alles wie vorher... Will ich das denn überhaupt?... Oh. Gott!...." "Aoi? Aoi, bist du da drin?" Nachdem Aoi nach zehn Minuten immer noch nicht aus der Toilette kommen wollte, musste Kai eben dort rein. Nun stand er vor der verschlossenen Kabinentür und versuchte bis jetzt noch vergeblich Aoi zum Reden zu bringen. "Hab ich irgendetwas Falsches gesagt?... Oh, ich weiß schon was ich Falsches gesagt habe, aber ist es für dich wirklich so schlimm, dass du mich jetzt nicht mal mehr anschauen, geschweige denn mit mir reden möchtest?" flüsterte Kai traurig und lehnte seine Stirn an die verschlossene Kabinentür. Ein tiefer Seufzer und das Rascheln von Kleidung waren auf der anderen Seite der Tür zu hören. "Nein... das ist nicht war..." kam es müde aus der Kabine. "Es ist nur... Es kam so plötzlich, weißt du. Ich war einfach nicht vorbereitet darauf und jetzt weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll..." "Ich hätte es dir also nicht sagen sollen?" "Doch!" Das Klicken des Schlosses ließ Kai von der Tür treten. "Es ist nur... ich weiß jetzt nicht was ich sagen soll... oder will. Ich möchte nicht daran zweifeln, dass du in mich verliebt bist, aber sie gehen nicht weg. Ich mag dich nämlich auch Kai, und wenn das alles nur ein Scherz sein sollte, weil du rausgefunden hast, dass ich dich mag, dann könntest du mich damit sehr verletzen..." Mit glasigen Augen sah Aoi ihn aus der geöffnet Türe an, er wirkte so zerbrechlich...Kai wollte nichts lieber, als ihn in den Arm nehmen. "Du magst mich also auch?" kam es zaghaft von Kai. Aoi sah zu Boden und nickte nur stumm. "Komm her..." Aoi spürte, wie sich starke Arme um seine Schultern und seine Hüften legten. Kai würde so etwas nie tun, mit ihm scherzen...Nicht Kai...nicht sein Kai... Wie war er nur auf diese absurde Idee gekommen? Wie ein ertrinkender, der sich an ein Stück Holz klammert, erwiderte er die Umarmung, schlang seine Arme um Kais Schultern, hielt ihn so fest, als ob er ihn gleich wieder verlieren könnte. "Du glaubst also wirklich, ich würde mit dir spielen?" flüsterte ihm Kai ein wenig enttäuscht ins Ohr. Aoi schüttelte leicht seinen Kopf. "Und wieso sagst du dann so was? Du müsstest mich eigentlich gut genug kennen um zu wissen ich würde so etwas nie machen!" Aoi lockerte seine Umarmung ein wenig, um Kai in die Augen sehen zu können. Mit einem kleinen Grinsen wisperte er ihm dann "Ich wollte es nur noch mal von dir hören..." ins Ohr. "Das war alles?!" fassungslos riss sich Kai etwas von ihm los und starrte ihn verdutzt an. Unschuldig grinste Aoi ihn an und begutachtete zur Abwechslung Kais viel zu großen Pullover. "Baka." Er legte eine Hand in Aois Genick und verringerte die Distanz zwischen ihren Köpfen bis sie sich berührten. "Und dafür lässt du mich 15 Minuten warten. Du bist ganz schön unfair..." erleichtert atmete Kai aus. Er fühlte sich auf einmal so glücklich, wie er es noch nie zuvor in seinem Leben gewesen war. "Lass uns wieder reingehen, die Kellnerin denkt noch wir wollen die Zeche prellen." "Wieso hast du eigentlich so lange damit gewartet, es mir zu sagen?" "Hallo? Du hättest auch einen Schritt auf mich zugehen können! Hätte ich nicht erfahren, dass du Herzchen mit meinem Namen in deine Hefte malst, dann hätte ich es dir heute auch nicht gesagt!" "Wer hat dir verraten, dass ich Herzchen in meine Hefte male?" "Verrat ich nicht.... Bäh!" "Streck deine Zunge nicht aus, wenn du nicht vorhast sie zu benutzen..." "Ist das eine Drohung oder ein Angebot?" "Heh." +++ tbc War das zu kurz? ich kann das immer nicht abschätzen... geez... denkt eigentlich irgendeiner dass es damit zu Ende ist? Ja? Ja? Denkste! Auch wenn der Teil Scheiße war, ich schreib trotzdem weiter!! Jawohl! to Kapitel 4: Mit heißer Schokolade wird der Kummer nicht besser, aber es schmeckt trotzdem ---------------------------------------------------------------------------------------- So, meine lieben, treuen Leserinnen (ich geh einfach mal davon aus...): Nun ist es wieder soweit! To lädt einen neuen Teil von 1. Lektion Liebe rauf!! Ich danke all denen die mir zum letzten Part Kommis geschrieben haben, auch wenn es von Part zu Part immer weniger werden ;_;.... Ich hoffe es werden wieder mehr, denn dann hab ich wenigstens eine kleine Bestätigung, dass es nicht ganz so schlecht ist was ich von mir gebe... Und damit auch mehr Leute ins Spiel kommen, kommt jetzt der nächste Teil!! Viel Spaß beim Lesen! Kommis und Kritik sind immer erwünscht!!! *hinthint* +++ Reita: Das war es. Das was ich nie sehen wollte. Und es ist doch eingetroffen. Da spaziert man dämlich in der Gegend rum, geht zufällig an einem Café vorbei und dann kommt es. Bamm! Völlig überraschend. Ich war total unvorbereitet. Nein, ich habe nicht die Liebe meines armseligen Lebens getroffen, viel schlimmer, ich habe sie mit einem anderen gesehen. Ich weiß nicht ob es die Liebe meines Lebens geworden wäre, wenn ich eine Chance dazu gehabt hätte, aber es war definitiv Liebe, was ich empfunden habe. Und jetzt ist alles vorbei. Kaputt. Zersplittert in tausend kleine Stücke und mein Herz ist irgendwo mit drunter... In den Armen eines anderen. Wäre es ein Mädchen gewesen, hätte ich es akzeptiert, ich hätte nichts ändern können. Doch es war ein Kerl. Und das Schlimmste: Es war einer unserer gemeinsamen Freunde. Kai. Der kleine, liebe, nette, schüchterne Kai. Wahrscheinlich deswegen. Weil er lieb, nett und schüchtern ist. Er ist nicht so wie ich, der immer den coolen raushängen lassen muss und einen blöden Spruch parat hat. Er ist nicht der unbesiegbare Macho, der ich immer sein will. Und deshalb mag ihn Aoi wohl. Und damit hat er mich besiegt. Meine Fassade hat nicht funktioniert. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Lachen, weil es alles so irrwitzig ist, weil ich Chancen gehabt hätte und zu blöd war sie zu nutzen oder weinen, weil ich einfach nur zu dämlich bin. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es kommen sehen müssen. Er hat immer nach Kai gefragt, wenn er mal nicht in der Schule war oder er ihn gerade nicht gesehen hat. Er war scheiße drauf, solange Kai nicht in der Nähe war. Sobald er Kai dann gesehen hatte, ging für ihn die Sonne auf. Es war so offensichtlich und doch habe ich nichts dagegen getan. Und wieso sieht man so was erst, wenn es schon zu spät ist? Wieso immer erst im Nachhinein? Ob ich verliebt bin? Ich war es. Gerade eben bin ich dabei es zu verdrängen. +++ "Pass doch auf wo du hinläufst!" mürrisch fauchte Reita den jungen Mann an, in den er gerade hineingelaufen war, auf dem Weg weg von dem Café an dem er Zeuge eines für ihn zermalmenden Schauspiels geworden war. "Woah! Was ist dir denn für ein Mammut über die Leber gelaufen?!" kam es sogleich von dem Fremden, dessen Stimme er jedoch kannte. "Huh?" wollte ihn der andere blöd von der Seite anmachen? Er war nicht wirklich in der Laune einen Smalltalk mit einem dahergelaufenen Fremden anzufangen, eher in der Laune ihm alle Zähne aus der Visage zu schlagen. Erst als er bei besagter Visage angekommen war, erkannte er sein vermeintliches Opfer. "Uruha... Du bist's." "Ja. Ich bin es. Oder wen hättest du denn lieber gewollt?" ,Aoi.' Dachte er sich prompt. Dann gäbe es nämlich immer noch die Hoffnung, der den er gerade gesehen hätte, wäre gar nicht Aoi gewesen. "Hmpf...Weiß nich..." gab er stattdessen mit einem Achselzucken zurück. "Was ist denn los? Hast du grad ein Gespenst gesehen, oder wieso läufst du so geladen durch die Gegend und pöbelst unschuldige Passanten an?" wollte ihn Uruha mit einem Grinsen aufmuntern. "Hm.. So was Ähnliches..." antwortete Reita und vergrub sein Gesicht bis zu seiner Nase in dem dicken Schal. "Hey, ich bin fertig mit meinen Einkäufen und war grad auf dem Weg nach Hause. Hast du nicht Lust einen Kaffee trinken zu gehen? Um die Ecke ist ein netter kleiner Laden, da gibt es eine große Auswahl an Tees... Na, wie wär's?" Er war zwar gerade dabei den Rest der Kaufhäuser leer zu kaufen in denen er heute noch nicht war, aber er glaubte Reita bräuchte jetzt dringender jemandem zum Reden, als er den Kick dem Bruttossozialprodukt mit seiner Kreditkarte zum Wachstum zu verhelfen. "Hört sich gut an. Aber in ein anderes Café, ich mag keinen Tee..." Noch eine Konfrontation mit dem Liebespärchen konnte er nicht vertragen, sonst würde er Amok laufen. Alles, um das zu verhindern. Aber er wollte nicht alleine sein. Vielleicht würde ihn Uruhas Gesellschaft ein wenig ablenken. "Gut, dann gehen wir eben zu mir nach Hause, meine Eltern sind nicht da, dann kann ich dir die beste Heiße Schokolade machen, die du je in deinem Leben getrunken hast!" Voller Vorfreude hakte sich Uruha bei Reita ein, der es einfach nur über sich ergehen ließ. "Okay..." kam gedämpft durch den Schal. "Hier, aber Vorsicht, die ist noch heiß!" Uruha stellte Reita die versprochene Tasse heißer Schokolade auf den Tresen und setzte sich selbst mit seiner Tasse an die Ecke des Tresens auf einen Hocker. Schweigend saß Reita auf dem Hocker in der großen Küche mit der dampfenden Tasse in der Hand. ,Wie ein Häufchen Elend.' Ging es Uruha durch den Kopf. Er wollte ihn trösten, ihn in den Arm nehmen und ihm zuflüstern, dass alles wieder gut werde, wie eine Mutter es mit ihrem Kind macht. "Willst du drüber reden?" "Hä?" Reita sah von der braunen Flüssigkeit auf in das besorgte Gesicht Uruhas. "Worüber reden?" "Über das, was dir heute passiert ist. Ich nehme an, dass es heute passiert ist, sonst wärst du, glaube ich, nicht so niedergeschlagen..." "Hm..." Reita vertiefte seinen Blick wieder in die Schokolade und nickte apathisch. "Ich weiß nicht..." Uruha wartete, vielleicht käme ja wirklich was von Reita, wenn er nicht wieder diesen ,Emotionslosen' raushängen ließe. "Ich bin in Aoi verliebt." Uruha hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sich Reita ihm wirklich öffnen würde. "Und vorhin hab ich ihn gesehen. Er ist mit Kai zusammen." "Woher willst du das wissen? Vielleicht haben die zwei nur etwas miteinander unternommen!" "Sie haben Händchen gehalten und sich über beide Ohren angegrinst." führte Reita weiter fort. "Das hat doch noch nichts zu bedeuten! Nur weil sie Händchen miteinander gehalten haben... Ich habe mich bei dir eingehakt, und wir sind auch nicht zusammen. Vielleicht siehst du das alles ein bisschen eng..." versuchte Uruha logisch zu erklären. "Spiel es nicht runter, Uruha. Ich habe die zwei doch gesehen, sie waren so glücklich miteinander, dass einem schon fast schlecht geworden ist..." verbittert starrte er weiter in sein Getränk, nahm einen kleinen Schluck davon. Was sollte Uruha jetzt darauf sagen? Es wird alles wieder gut, auch andere Mütter haben hübsche Söhne, nimm mich als Beispiel? Du wirst darüber hinwegkommen, Aoi ist mit Kai zusammen, sieh es ein? So unsensibel konnte er nicht sein. "Gott!... Wenn es wenigstens ein Mädchen gewesen wäre, dann könnte ich es akzeptieren... Wieso ein anderer Kerl? Wieso Kai?" brach es aus Reita hervor, die Hände in den Haaren vergraben. "Wieso Kai? Wieso nicht ich?..." "Reita... Man kann sich nun mal nicht aussuchen, in wen man sich verliebt... Oder meinst du, er hat gewusst, dass du in ihn verliebt bist und hat sich absichtlich in Kai verliebt?" "Nein... aber wenn es ein Mädchen gewesen wäre, dann wäre das alles viel leichter zu ertragen..." "Ach Reita..." Uruha legte ihm von hinten einen Arm um seine Schultern und wartete darauf, dass sich Reita in diese Umarmung fallen lassen würde. Seine Fassade war schon abgebröckelt, die Tränen in seinen Augen sprachen mehr als nur Bände und waren ein stummer Schrei nach Geborgenheit und Liebe. Liebe konnte ihm Uruha zwar schenken, aber nicht die, die Reita wollte. Er war nicht Aoi. Wortlos nahm Reita die Einladung Uruhas an und legte seinen Kopf auf dessen Brust, vergrub seine Finger in das dargebotene Textil. Langsam sickerten die ersten Tränen in den weichen Stoff des Shirts, bildeten nichts weiter als dunkle Flecken. "Es tut nur so verdammt weh..." flüsterte Reita zwischen lautlosem Schluchzen in Uruhas Brust. "Ich weiß, Reita...." Uruha legte auch den anderen Arm um die bebenden Schultern und fuhr ihm mit der flachen Hand besänftigend über den Rücken. "Ich weiß..." +++ Uruha: Verdammt, verdammt, verdammt! Wieso hab ich das getan? Wieso hab ich Reita mit zu mir nach Hause genommen? Weil ich gesehen habe, dass es ihm schlecht ging und dass er jemandem zum Reden bräuchte. Aber musste es denn unbedingt sein Liebeskummer sein, über den ich ihn jetzt hinwegtrösten soll? Ich konnte doch nicht ahnen, dass er sich bei mir wirklich ausheult. Ausheult über seine verlorene Liebe. Es ist nicht das tollste Gefühl auf der Welt, wenn deine Flamme in deiner Küche sitzt, deine heiße Schokolade trinkt uns sich bei dir über einen anderen die Augen aus dem Kopf weint. Nein, um ehrlich zu sein, es ist ein beschissenes. Und trotzdem habe ich es getan, habe ihn in den Arm genommen und ihn weinen lassen. Und er hat es gebraucht, ohne Widerrede. Am liebsten hätte ich mitgeheult, ihm gesagt, dass es mir genauso geht. Aber ich war stark, so stark, dass es wehgetan hat. Überhaupt hat an diesem Abend alles wehgetan. Reita so niedergeschlagen, ihn über Aoi weinen zu sehen. Ich habe jede einzelne Träne gespürt, die er vergossen hat, jeden Schluchzer mit gelitten. Es war so, als hätte er mit jedem Wort, jeder Silbe, die er gesprochen hat, jeder Träne, die er geweint hat, mit einem Messer in mein Innerstes gestochen und dann damit darin rumgewühlt. Als ob das noch nicht gereicht hätte, hat er dann auch noch Salz auf meine Wunden gestreut. Ich weiß also genau, wie er sich gefühlt hat. Ich weiß es verdammt genau. Ich wäre glücklicher gewesen, wenn er mir erzählt hätte, er wäre es, der mit Aoi zusammen ist. Dann wäre er nämlich glücklich gewesen und mir ginge es dann nicht ganz so schlecht. Denn wenn er glücklich ist, dann wäre ich es für einen Teil auch. Dann wäre ich glücklich für ihn. Wieso musste er sich ausgerechnet in Aoi verlieben? Aoi. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich kenne Aoi nur oberflächlich, nur vom Sehen und Begrüßen. Dann könnte ich ihn hassen, für das, was er Reita antut. Aber das kann ich nicht. Ich kenne Aoi. Ich weiß warum er sich in Aoi verliebt hat. Ich würde mich auch in Aoi verlieben, wenn ich nicht schon verliebt wäre. Ich bin in einen verliebt, der in Aoi verliebt ist. Ist das nicht urkomisch? Ich lach mich tot. Die Ironie des Schicksals. Ich werde damit leben müssen, dass Reita für mich verloren ist. Zumindest für die nächste Zeit. Seine Wunden, die ihm Aoi unbewusst zugefügt hat, sind noch zu frisch und sitzen viel zu tief, als dass ich mit einer Wundermedizin daher kommen könnte. Das einzige was ihm helfen könnte, wäre Aoi selbst, doch der ist viel zu beschäftigt mit Kai glücklich zu sein. Ich kann es ihm aber auch nicht verübeln. GOTT! Warum kann ich ihm nicht helfen? Weil ich nicht Aoi bin. Ich bin Uruha. Und das Schicksal ist offensichtlich nicht auf meiner Seite. +++ Kapitel 5: Es ist schön... es ist befreiend... doch es tut weh, wenn nur einer liebt.... ---------------------------------------------------------------------------------------- Ah!! Danke für die vielen, lieben und teilweise sehr konstruktiven Kommentare *zu Siska schiel*! Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass der fünfte Teil endlich wieder mehr Ressonanz bekommen hat als der Teil davor. ^^~ Darum geht es jetzt auch zügiger weiter!!! ^^ Also, wenn ihr wollt, dass die Geschicht schneller weitergeht, dann schreibt schön fleißig Kommis, hehe!!! *erpress* Es liegt also nicht an mir, sondern an euch!!! XDD +++ "Ich will dich. Jetzt." Flüsterte Yomi eine tiefe Männerstimme ins Ohr. Ein Schauer lief seinen Rücken hinab, überall dort, wo er schon gewesen war, stellten sich kleine Härchen auf, zogen sich seinen ganzen Körper entlang. Er wollte ihn auch. Und wie er ihn wollte. "Ich muss aufs Klo." Entschuldigte sich Yomi kurz von seinen Freunden aus der Ecke in dem Club. Er wusste, was auf ihn zukommen würde. Gleich käme Ruka ihm hinterher, immer mit ein bisschen Abstand, dass auch niemand Verdacht schöpfte. Auch wenn sie so auffällig waren, dass es bereits alle ahnten und wenige wussten, so lief es immer nach dem gleichen Schema ab. Yomi verschwand auf die Toilette und einige Minuten später kam Ruka ihm nach. Sie würden sich in eine Kabine einschließen und es dann im Stehen machen, unromantisch, hart und schnell. Dann ginge Ruka wieder als erster, ließ ihn für einige Minuten alleine. Er dachte immer noch, dass es zu ihrer Vereinbarung gehörte, Yomi noch ein wenig warten zu lassen, bevor er wieder in den Club kam, damit es auch nicht zu auffällig wurde, was die zwei dort gemacht haben. Gleich würde er kommen. Ruka war, wenn's ums Ficken ging, zuverlässig wie ein verdammtes Uhrwerk. 3 Minuten. Er wartete immer drei Minuten, bis er ihm hinterher kam. 3... 2... 1... Wie erwartet ging die Tür auf und ein ungeduldiger großer Mann ging zielstrebig auf ihn zu. Yomi verschwand in die letzte Kabine, ihre ,Stammkabine'. Dort machten sie es immer. Meistens dauerte es zwischen sieben und 10 Minuten. Es kam immer darauf an, wie Ruka drauf war. Wenn er gut drauf war, dauerte es länger und es war für Yomi schöner. Wenn er schlecht drauf war, ging es schnell und hart, und Yomi fragte sich danach immer, wieso er das mit sich machen ließ. Heute hatte er gute Laune, er grinste. Dieses typische Grinsen von Ruka, das Yomi zeigte weshalb er das tat... mit ihm Sex hatte. Er grinste zurück. Heute würde es ihm gefallen, das wusste er. Eine Hand legte Ruka in Yomis Nacken, die andere auf seine Hüfte. Er beugte sich hinunter, küsste die Stelle an Yomis Hals, die mit einer Kuhle im Nacken mündete, arbeite sich mit seinem Mund weiter den Hals hinauf, anstatt nach unten, entlockte Yomi ein paar kleine Seufzer. "Es ist schon so lange her, dass wir uns das letzte mal gesehen haben..." hauchte ihm Ruka ins Ohr, als er dort angekommen war, erzeugte somit Gänsehaut bei dem Kleineren. Es war wirklich schon lange her, als sie es das letzte Mal getan haben. Das letzte Mal haben sie es vor zwei Wochen miteinander getrieben. Nicht auf dem Klo, sondern bei Yomi zu Hause. Zur Abwechslung. Ruka hatte ihn besucht. Mit geschlossenen Augen genoss Yomi, was die kleinen Zärtlichkeiten bei ihm auslösten, kostete das wohlige Kribbeln in seinem Körper noch so lange aus, wie es ihm möglich war. Es war eine Seltenheit, dass Ruka zärtlich zu ihm war, und es war das erste Mal, dass er so zärtlich war. Wenn Ruka zärtlich war, bedeutete das immer, nur wenige Schmerzen danach zu haben. Vielleicht hätte er diesmal Glück und er würde überhaupt keine Schmerzen haben. Das wäre das erste Mal. "Ich hab dich vermisst." Einfache Worte, und doch bewirkten sie bei Yomi so viel, dass er es wagen konnte zu hoffen. Hoffen darauf, Ruka könnte doch ein klein wenig Zuneigung für ihn fühlen, nicht nur dieses Ding mit der ,Rein-raus'-Kiste mit ihm durchziehen. Völlig unerwartet spürte Yomi warme Lippen auf seinen. Überrascht erwiderte er den Kuss, viel zu selten kam er in den Genuss diese Lippen zu liebkosen, an ihnen zu saugen bis sie geschwollen waren. Verlangend schlang er ein Bein um Rukas Hüfte und beide Arme um seinen Nacken, ließ sich von ihm hochheben und an die dahinter gelegene Wand drücken, so dass er beide Beine hinter Rukas Rücken verschließen konnte, den Kuss trotzdem nicht unterbrechend. Ihre Zungen kämpften eifrig miteinander, spielten ein leidenschaftliches Spiel, welches ein unbändiges Feuer in ihnen entfachte. "Oh, Gott... Ruka... nimm mich endlich!" gurgelte Yomi erregt, als sie ihren kostbaren Kuss unterbrachen, ungeduldig rutschte er an der Wand auf und ab, ließ ihre Erektionen aneinander reiben. "Nur zu gerne!" Sofort kam Ruka Yomis Wunsch nach, indem er sich an den Knöpfen seiner Jeans zu schaffen machte. +++ Yomi: Ja, ich weiß was Liebe ist. Liebe ist, sich einem Menschen hinzugeben. Sowohl in sexueller Hinsicht, als auch auf geistiger Ebene. Nicht jede Liebe ist so, aber die in einer Beziehung zwischen zwei Menschen sollte es so sein. Zumindest stelle ich mir das so vor. Nein, meine Liebe ist nicht erfüllt. Ich habe einen Freund, mit dem schlafe ich ab und zu. Wir haben immer dann miteinander Sex, wenn wir Lust aufeinander haben. Oder besser gesagt, wenn er Lust auf mich hat. Ich bin noch nie von mir aus auf ihn zugekommen und hab ihm gesagt, dass ich es jetzt mit ihm treiben will. Nein, wenn dann tut er das. Es ist nicht so, dass ich es nicht will - natürlich will ich, sonst würde ich es ja nicht machen. Meistens will ich es. Nicht immer. Es läuft dann immer spontan ab, oft in irgendwelchen Clubs oder Diskos, eben da wo es laut ist, man uns nicht hört und es nicht zu auffällig ist, wenn man für eine halbe Stunde verschwindet. Und es ist meistens auch sehr hart und schnell, eigentlich so wie ich es will, aber nicht immer. Manchmal passiert es auch bei mir zu Hause, wenn er mich ,besucht'. Er besucht mich eigentlich nur aus dem Grund. Ich hab keine Ahnung was für eine Art der Beziehung das ist oder ob es überhaupt so etwas wie eine Beziehung ist. Es ist einfach nur Sex. Für ihn jedenfalls. Ich habe auch lange genug geglaubt, dass es das einzige ist, was ich von ihm will. Mittlerweile, weiß ich, dass es nicht mehr so ist. Sicher, der Spaß, den wir haben, ist eine schöne Sache. Aber wenn er weg ist - wenn er mich mal wieder besucht hat und meint dass ich schlafe - dann komme ich dazu nachzudenken. Und das macht mich fertig, weil ich mir dann immer bewusst werde, warum ich das tue. Es ist nicht die Befriedigung, die ich bei ihm Suche, sondern die Nähe zu ihm. Ich kann ihm immer nur dann nah sein, wenn wir miteinander schlafen. Das ist so pathetisch. Und es tut weh. Verdammt weh. Wahrscheinlich sind seine Besuche bei mir und die spontanen Aktionen auf irgendeiner Toilette in letzter Zeit immer weniger geworden, weil er so etwas ahnt. Und er ist das letzte Mal auch viel zärtlicher zu mir gewesen, so habe ich ihn nicht gekannt. Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Soll es ein Hinweis von ihm sein, dass er sich doch vorstellen könnte etwas Ernstes mit mir anzufangen, oder will er mich einfach nur mal verwöhnen, so als kleine Abwechslung zwischen den Zeiten wo er wieder grob zu mir ist? Ich weiß es nicht. Ich dachte ich kenne ihn. Ich dachte, ich wüsste, wie er tickt. Anscheinend weiß ich einen feuchten Furz über ihn, sonst könnte ich sagen was in den letzten Wochen zwischen uns abgegangen ist. Ich weiß, dass Sex seine Lebenseinstellung ist. Er schläft mit Frauen als auch mit Männern und das nie öfter als einmal. Das mit uns geht aber schon seit Monaten, auch wenn er neben mir noch andere hat, was er zwar nie gesagt hat, wovon ich aber überzeugt bin, und es widerspricht ihm und teilweise auch seinen Prinzipien. Ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer, woran ich glauben soll. Ob ich mich geehrt fühlen darf, dass er mehr als nur einmal mit mir geschlafen hat, oder ob ich mich ausgenutzt fühlen soll, weil er immer nur dann zu mir kommt, wenn er gerade Bock darauf hat. Und dass ich Gefühle für ihn entwickelt habe, macht es für mich nicht wirklich leichter. Jedes Mal, wenn ich ihn mit anderen Flirten sehe, das ist für ihn so natürlich wie Atmen, könnte ich ausrasten. Jedes Mal wenn er irgendwem auch nur das kleinste Lächeln schenkt, zerplatze ich innerlich vor Wut und Eifersucht. Das ist es wahrscheinlich, was ihn für mich so anziehend mach, weshalb ich mich in ihn verliebt habe - weil er für jeden erreichbar ist und doch für alle unnahbar, selbst für mich. Aber was soll's. Es ist nur eine verrückte Teenie-Schwärmerei, die schneller vorbei sein wird, als sie gekommen ist. Und so lange ich noch drinstecke, setzte ich meine Maske auf, hinter der ich der Yomi bin, wie sie ihn alle kennen. Ich hasse es Teenager zu sein. Aber jetzt muss ich wieder grinsen, für die anderen... +++ "Gott, Yomi... Ich weiß nicht wie oft ich es noch sagen soll... Reden löst manchmal alle Probleme! Wenn du deinen Mund nicht aufmachst, dann wird er nie wissen was los ist!" "Sakito! Das ist nicht so einfach wie du glaubst! Hast du schon mal in so einer Situation gesteckt? Ich glaube nicht, sonst würdest du das alles anders sehen. Ruka ist nun mal nicht der Typ Mensch mit dem man einfach mal über Gefühle reden kann." "Nein, ich habe wirklich noch nie in so was gesteckt, da hast du Recht. Aber meinst du, du machst es besser, wenn du mit ihm schläfst und alles in dich hineinfrisst? Wovor hast du Angst, Yomi? Dass er aufhört mit dir zu schlafen? - Wenn du mich fragst, ist es das Beste was dir passieren könnte..." "Hmm..." "Mensch Yomi... Was ist so schön daran, es mit ihm zu machen, wenn er dich danach links liegen lässt? Das kann doch nicht wirklich das Wahre sein?" "Ich weiß auch nicht..." Ein tiefer Seufzer. "Das letzte Mal, es war so anders. Er war so... so zärtlich... So, als würde er auch etwas für mich empfinden..." "Klammer dich nicht an Strohhalme, Yomi. Du weißt genau, was Ruka über Sex denkt. Dass er einmal zärtlich zu dir war, hat noch lange nichts zu bedeuten. Wahrscheinlich ist er gerade in so einer Phase. Aber erwarte nicht von ihm, dass er vor dir auf die Knie fällt und dir seine Liebe beichtet. Wir sprechen hier über Ruka. Über den Ruka, für den Liebe nur Sex ist." "Ich schätze es wirklich sehr an dir, Sakito, dass du mich aufbauen willst..." "Oh... gern geschehen!" "Blödmann!" "He! Was soll ich denn machen? Händchen halten und sagen: ,Das wird schon werden. Man kann sich auch in einem Menschen irren, und Ruka ist ja schließlich auch einer.' Ist es das, was du hören willst? Dann bist du bei mir an der falschen Adresse!" "Genau deswegen komme ich eigentlich auch zu dir, weil du das alles realistisch siehst und mir nicht irgendetwas vorlügst." "Na, siehste." "Danke." "Für was?" "Das ich mit dir drüber reden kann. Ich wüsste nicht, zu wem ich sonst gehen sollte." "Am besten zu Ruka." "So war das nicht gemeint." "Weiß ich doch." "..." "Ich bin jetzt mit den Jungs zum Basketball spielen verabredet. Hast du nicht Lust mitzukommen?" "Hmpf. Weiß nich..." "Ach komm schon. Ruka ist auch da!" "Aah! Arschloch!" "Nani?" "Ich hätte es dir nicht erzählen sollen. Jetzt kennst du meinen Schwachpunkt..." "Hehe." +++ Kapitel 6: Ein Basketball und das Märchen von Dornröschen wird wahr! -------------------------------------------------------------------- Schön... wie sie brav viele Kommis schreiben, damit es schneller vorangeht!XDD Eigentlich wollte ich warten, bis ich mindestens 10 Kommis für den 5.Teil im Kasten hab, aber da ich selber weiß, dass der Teil nicht wirklich sooo gut ist, hab ich meine Pläne geändert!^^ Danke, an all diejenigen, die mir einen Kommentar hinterlassen haben!!! Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Lesen und hoffe, dieser Teil wird ein wenig amüsanter als die davor!! Und es gilt immer noch: Je mehr Kommis, desto schneller geht es voran. Das ist nur fair, für mich und für euch. ^^ Außer der Idee gehört mir nichts. Leider... T^T +++ "Ni~ya! Zu mir!" völlig außer Atem hüpfte Sakito auf dem Platz herum, auf dem sie seit einer halben Stunde spielten. Ni~ya tat wie ihm geheißen und spielte den Ball per Bodenpass an Sakito ab, den dieser dann annahm und in die Richtung ihres Korbes lief. Ihr Team bestand aus Ruka, Yomi, den sie dazu überredet hatten mitzuspielen, Hitsugi, Sakito und Ni~ya selbst. Das Gegnerteam war mit Uruha, Reita, dem glücklichen Pärchen Aoi und Kai und Ruki besetzt, die gerade eben dabei waren haushoch zu verlieren. Eifrig trippelnd, als ob es um sein Leben ging, hetzte Sakito über das Feld, setzte in einem treffsicheren Abstand zum Wurf an, als sich seine, in dem ganzen Spiel unvorhandene Deckung namens Aoi dazu bereiterklärte ihn doch noch zu beschatten. Gerade noch rechtzeitig gab er an Hitsugi ab, der ihm am Nächsten stand, jedoch viel zu weit von dem Korb weg, als dass er zum Wurf ausholen konnte. Das logischste was ihm dann in den Sinn kam, als er sich kurz umgesehen hatte, war den Ball weiter an Ni~ya zu passen, der völlig ungedeckt in Reichweite des Korbes seelenruhig in Angriffsposition verharrte. "Ni!" Völlig abgelenkt von dem Stückchen Haut, das an Sakitos Bauch hervorblitzte nachdem sein enges T-Shirt während des Spiels immer weiter hoch gerutscht war und jetzt sogar schon sein Bauchnabelpiercing präsentierte, verpasste er seinen Einsatz und den Ball, der mit voller Wucht auf ihn zugerast kam. "Oh mein Gott, Ni~ya!" Sakito realisierte als Erster, was geschehen war und eilte zu dem am Boden liegenden, offensichtlich bewusstlosen Ni~ya. Auf seiner Wange war der Abdruck des Basketballs deutlich zu erkennen. Anscheinend war der Aufprall so stark gewesen, dass deshalb Blut aus seiner Nase floss. Sakito gab den anderen, die es mittlerweile auch mitbekommen haben, Anweisungen was sie zu tun hatten oder ihm holen sollten, damit er erste Hilfe leisten konnte. Vorsichtig legte er eine Hand in Ni~yas Nacken, hob so seinen Kopf ein wenig an, so, dass sie ihm einen zusammengelegten Pullover drunter legen konnten. "HE! Warum habt ihr meinen Pullover genommen? Jetzt blutet er ihn voll und ich kann ich dann wegschmeißen!" beschwerte sich Hitsugi, versuchte sein kostbares Gut doch noch irgendwie zu retten. Vergebens, es war eingeklemmt unter Ni~yas Kopf. In Zeitlupe sah er wie die ersten Bluttropfen kleine Flecken bildeten,die immer größer wurden. "Weil du ihm den Ball an die Rübe geknallt hast, deswegen!" gab Reita kalt zurück, zeigte keinerlei Reue bei der Wahl der Unterlage. "Was kann ich dafür, dass der Idiot in der Gegend rumsteht und vor sich hinträumt?" Eigentlich konnte Hitsugi ja wirklich nichts dafür, er hatte Ni~ya schließlich zugerufen. "Haltet jetzt die Klappe! Alle beide! Macht euch lieber nützlich und holt mir ein paar feuchte Tücher!" kam es von Sakito, der immer noch neben Ni~ya kniend gut auf diesen zuredete und damit versuchte ihn wieder zu Bewusstsein zu bekommen. "Ni~ya! Ni~ya, ist alles in Ordnung? Geht es dir gut? Mensch, Ni~ya, mach die Augen wieder auf!" Nervös zupfte Sakito an Ni~yas T-Shirt, traute sich nicht ihn zu schütteln, er könnte ja eine Gehirnerschütterung haben. Panik stieg in ihm hoch, als das auch nichts brachte. Was sollte er machen? Er hatte noch nie in so einer Situation gesteckt, noch nie war irgendjemand in seiner Anwesenheit zusammengebrochen geschweige denn bewusstlos geworden. Theoretisch wusste er was bei der ersten Hilfe zu machen war, welche Handgriffe er in welcher Lage einsetzen müsste, doch praktisch, gerade in dem Moment als es darauf ankam war sein Gehirn leer, alles zu was er jetzt im Stande war, wäre zu weinen wie ein kleines Kind, aber nicht vor den anderen. Er riss sich mit aller Kraft zusammen, gerade das nicht zu tun. "Was soll ich nur tun?" Er versuchte alles, seine Stimme nicht weinerlich klingen zu lassen. "Greif ihm in die Eier, da wird jeder Kerl wieder wach!" grinste Ruka anzüglich, in der Hoffnung eine Yaoi-Live-Show zu sehen. "Das kann man vielleicht bei dir machen, wenn du eingeschlafen bist! Aber doch nicht bei einem, der gerade sein Bewusstsein verloren hat!" keifte Sakito. Vielleicht, oder wohl doch sehr unwahrscheinlich, hätte er das ausprobiert, wenn er mit Ni~ya alleine gewesen wäre, aber auch nur um festzustellen, ob das wirklich funktionierte, was sein logischer Menschenverstand momentan eher als unsinnig abhakte. "Du musst ihn küssen!" beratschlagte Hitsugi, mit so einem ernsten Gesicht, dass man meinen könnte er meinte es tatsächlich so. Unglaubwürdig schaute Sakito in die Richtung aus der es gerade gesprochen hatte. "Hä?" ließ er seinen Gedanken freien lauf. "Ich hab gehört, dass das die beste Methode sein soll, jemanden aus einer Ohnmacht zu holen! Ehrlich!" Hitsugi zuckte unschuldig mit den Schultern. "Ja, ich weiß. Bei Dornröschen hat das auch geklappt! Das ist ein Märchen! AHO!" Das konnte doch nicht wahr sein. Wollte Hitsugi ihn wirklich für dumm verkaufen? "Ich hab das aber auch mal gelesen..." kam es plötzlich von Reita. "Ja, ich hab auch davon gehört." Stellte sich Uruha auf Reitas und Hitsugis Seite. "Sagt mal... haltet ihr mich alle für blöd?" Sakito war kurz vorm Durchdrehen. Jemandem mit einem Kuss wieder zum Bewusstsein zu holen. Was Dümmeres konnte ihnen wirklich nicht mehr einfallen. "Wenn das wirklich so ist... wieso küsst ihn nicht einer von euch? Allen voran du, Hitsugi?" "Ähm... Weil..." Schnell versuchte Hitsugi sich einen Grund einfallen zu lassen. "Ja, weil er wahrscheinlich nicht nur wieder bewusstlos werden würde, wenn er mich als erstes sähe, er würde noch dazu an einem Herzinfarkt sterben. Und er hat als letztes in deine Richtung gesehen, bevor der Ball ihn erwischt hat, also solltest du ihm auch den Gefallen erweisen, dass du der erste bist, den er wieder sieht, wenn er aufwacht. Außerdem müsste ich zuerst meine ganzen Piercings rausnehmen, damit ich ihm nicht wehtue. Und... Verdammte Scheiße! Ich küss doch keinen Kerl!!!" "Aber ich soll es tun?! Es könnte auch Aoi gewesen sein, den er angesehen hatte! Soll Aoi ihn doch küssen!" Sofort kam Protest von der angesprochenen Partie. "Iie! Ich bin vergeben!" Sakitos Blick schweifte weiter durch die Runde. Kai brauchte er dabei gar nicht mehr ansehen. "Vergiss es!" kam es spöttisch von Reita. "Ich..äh.. bin krank und womöglich steckt er sich an!" entschuldigte sich Uruha mit einer Notlüge. "Ja! Genau, ich hab Herpes!" rief Ruki, als er an der Reihe war mit böse angekuckt werden. "Mensch Satty! Nun stell dich nicht so an! Sonst krepiert Ni~ya uns noch unter der Nase weg!" hetzte ihn Hitsugi. "Ist ja schon gut! Ich mach es ja schon!" aufgeregt kaute Sakito an seiner Unterlippe herum. Er sollte Ni~ya küssen. Einen Kerl. Er mochte ihn ja wirklich und er würde so einiges für ihn tun, war ja schließlich einer seiner zwei besten Freunde, aber küssen? Das ging über seine Vorstellungskraft und biss sich irgendwie mit seiner Einstellung, nur jemanden zu küssen, für den man auch was empfand. Und Ni~ya.... GOTT! Es war nur sein Freund! Langsam und zaghaft beugte sich Sakito immer weiter nach unten, Ni~yas Gesicht entgegen. Wie sollte er ihn überhaupt küssen? Kurz? Lang? Leidenschaftlich? Liebevoll? Mit oder ohne Zunge? Und verdammte Scheiße! Worüber dachte er gerade nach?! Er dachte gerade darüber nach, ob er einen Kerl mit oder ohne Zunge küssen sollte, noch dazu, wo dieser bewusstlos war! ,Bring es hinter dich...' dachte er sich, nahm sich ein Herz und hauchte Ni~ya nicht mehr als ein bisschen Luft auf die Lippen. "Nicht so! Du musst es schon richtig machen! Der hat sich jetzt wohl gerade gedacht, 'ne Fliege hätte sich auf seinen Mund gesetzt! Ein bisschen mehr Druck, damit er auch weiß, dass ihn jemand küsst!" führte Hitsugi Regie, der sich das ganze Schauspiel natürlich aus nächster Nähe angesehen hatte. "Ach, was soll's!" Seinen Ruf als Schwuchtel hatte er schon lange weg, wieso sollte er da nicht einen Mann richtig küssen. Oder zumindest halb richtig. Nicht ganz, aber auf dem besten Weg dorthin. Noch einmal beugte er sich zu Ni~ya, senkte den Kopf bis sich ihre Nasen berührten. Behutsam legte er seine Lippen auf Ni~yas, verlieh dem ganzen ein bisschen Druck, so dass es einem Kuss schon näher kam. Warm. Ni~yas Lippen waren so warm und vor allem so... weich... Er hätte nie gedacht, dass Ni~yas Lippen so schön waren... Wieso war ihm das nicht vorher aufgefallen? Unbemerkt schlug der geküsste die Augen auf, machte sie aber sofort wieder zu, als er sah, dass ihn jemand küsste. Nicht nur jemand, sondern jemand ganz bestimmtes. Sakito. Der Grund seiner Schlaflosen Nächte. Der Inhalt seiner feuchten Träume. Die Ursache seines großen Blutverlustes am Tage. Sakito küsste ihn. Es war ein Traum. Es musste einer sein. Anders konnte er sich das gar nicht erklären. Wieso sonst, sollte ihn der Mann, der seine Fantasie zum kochen brachte, denn auch küssen? Es gab keine logische Erklärung darauf. Nach kurzem Überlegen erwiderte er den Kuss, schließlich war das ein Traum, sein Traum und er wollte ihn genießen, bis es vorbei war, was viel zu schnell eintraf. Der warme Mund, der gerade eben noch auf seinem ruhte, entzog sich ihm und plötzlich war alles ganz kalt. Verwirrt schlug er die Augen auf, hörte im ersten Moment nur tosenden Applaus, sah dann Sakitos geschocktes Gesicht, der sich die Hand vor den Mund hielt. Was war los? Wieso standen seine Freunde um sie herum, warum kniete Sakito neben ihm und warum tobten und lachten alle? Und wieso verdammt noch mal lag er auf dem Boden? Ein Fetzen nach dem anderen erschien ihm, bildeten eine unvollständige Erinnerung. Wie sie Basketball gespielt hatten, wie Sakitos T-Shirt immer weiter nach oben gerutscht war und ihn das Funkeln der Strasssteinchen in Sakitos Bauchnabel so verzaubert hatte, dass er angefangen hatte mitten auf dem Feld in Tagträume zu verfallen und den Ball, den er eigentlich fangen sollte, nicht kommen sehen hatte. Und jetzt lag er hier, Sakito neben, gerade noch über ihm und seine Freunde in einem Kreis um sie herum, alle lachten und nur einer schmunzelte. Warum schmunzelte Hitsugi? Was hatte er mit all dem zu tun? Und warum in drei Teufels Namen, hatte Sakito ihn gerade geküsst? Hatte er ihn überhaupt geküsst? War das nicht eine seiner täglichen Fantasien, sondern Realität? Fuck, fuck, fuck! Alles in seinem Kopf drehte sich. "Nani?" krächzte Ni~ya, sich die Hand an die Wange haltend, als sich erster Schmerz bemerkbar machte. "Ni~ya! Willkommen zurück unter den Lebenden! Wir dachten alle schon, du würdest die Kurve nicht mehr kratzen! Aber zum Glück haben wir ja Sakito gehabt, der sich *würdevoll* geopfert hat!" begrüßte ihn Hitsugi als Erster. Das beantwortete ihm aber keine einzige seiner Fragen. "Was ist denn passiert?" Er versuchte sich aufzusetzen, als das nicht klappte, stützte er sich nur auf seine Ellenbogen, um etwas höher zu sein. "Ich hab dich mit dem Ball ganz schön derbe an der Backe erwischt und du bist umgefallen. Du warst mindestens fünf Minuten, wenn nicht länger, bewusstlos, und du hast geblutet wie ein Schwein! Wir dachten echt, du kannst die Radieschen in Zukunft nur noch von Unten zählen, weil sich Sakito auch die Zeit gelassen hat, dich wieder zurückzuholen. Mann... Ich sag's dir, du hast uns echt einen Schrecken eingejagt!" Hitsugi ging neben ihm in die Hocke und klopfte ihm auf die Schulter, ein kleines fieses Grinsen umspielte seine gepiercten Lippen. Ni~yas Blick schweifte von Sakito zu Hitsugi und wieder zurück. Sakito saß immer noch an derselben Stelle, hielt sich immer noch die Hand vor den Mund und war puterrot angelaufen. Hatte sein komisches Verhalten damit zu tun, dass er ihn ,zurückgeholt' hatte? Wie hatte er ihn zurückholen können? Er hat ihn doch nicht etwa wirklich...? Er hatte ihn wirklich...? Er hatte nicht wie schon so oft geträumt...? Das war alles viel zu strange, als dass es wahr sein konnte. Wenn seine Mutter gnädig war, dann müsste sie ihn jetzt aufwecken. Anders gab es keine Erklärung. Es war viel zu absurd. Strange. Er lag wahrscheinlich in seinem warmen Bett, auf seinem weichen Kissen, in der kuscheligen Decke eingewickelt, mit einer Mörderlatte in seinen Shorts und sabberte genüsslich vor sich hin. Ja, so war es. So, und nicht anders. "Ja, und wie es aussieht, hast du den Kuss verdammt genossen, du Simulant! Du hast bestimmt nur darauf gewartet von unserer Schönheit geküsst zu werden!" meldete sich Ruka zu Wort, der das ganze gespannt verfolgt hatte. "Kuss...?" bedröppelt starrte Ni~ya ihn an. Und dann wieder Sakito. Der Farbe in seinem Gesicht nach zu urteilen, stimmte das wohl. Irgendjemand musste ihn jetzt zwicken. "Sakito hat dich geküsst und du bist aufgewacht. Unsere Dornröschen-Theorie hatte Erfolg!" grinste Hitsugi siegreich. Das war alles zu viel für ihn. Seufzend legte er seinen Kopf wieder auf den weichen Pullover zurück und rieb sich die schmerzende Backe. Moment. Seine Wange schmerzte. Im Traum fühlt man keine Schmerzen. Also war das alles doch kein Traum... "... oh, Gott..." Sakito hatte ihn tatsächlich geküsst. Geküsst. G.E.K.Ü.S.S.T. Kein Traum. Er bräuchte jetzt erst mal eine Dusche. Eine kalte am Besten. Eiskalt. +++ Ni~ya: Es ist passiert. Nicht das ich was dagegen hätte, aber wenn ich es mir aussuchen hätte können, hätte ich einen besseren Ort, eine bessere Situation und vor allem einen besseren Zeitpunkt gewählt. Sakito hat mich geküsst. Ich bin umgefallen und er hat mich dann geküsst. Ich bin umgefallen wie ein kleines Mädchen, nein schlimmer, wie ein Weichei und Nasenbluten hatte ich auch noch, weil ich nicht aufhören konnte auf sein Piercing und seinen verdammt sexy Bauch zu starren, und Sakito hat mich dann geküsst. Ganz ehrlich, ich hätte es mir schöner vorstellen können. Romantischer und am Besten so, dass ich davon noch was wüsste. Nicht so peinlich mit Nasenbluten, nem Ball ans Hirn geklatscht zu bekommen und vor allem nicht mit unseren Freunden drum herum. Peinlich ist gar kein Ausdruck. Ich hätte alles dafür gegeben, dass es ein Traum war, ich hätte meine Mutter an den Teufel verkauft und Hitsugi gratis dazu. Für einen echten Kuss mit Sakito unter anderen Umständen würde ich ihm sogar meine Seele verkaufen. Zu einem Spottpreis. 20 Yen würden genügen. Ich dachte wirklich, als ich dort auf dem Feld lag, ich wäre in meinem warmen Bett, würde gerade mein Kissen voll sabbern und hätte einen monströsen Ständer, an dem ich mir dann einen runtergeholt hätte. Wie jeden Morgen halt. Und dann frage ich mich noch: Was dachte Sakito, als er mich geküsst hatte? Hat es ihn geekelt? Hat es ihm gefallen, oder hat er es einfach nur gemacht, damit er endlich Ruhe vor den anderen hatte? Und was hatte sich Hitsugi verdammt noch mal dabei gedacht, Sakito mich küssen zu lassen, ihm so ein billiges Märchen wie das von Dornröschen als wahr zu verkaufen? Nur weil es bei mir einmal geklappt hatte, muss das doch nicht heißen, dass man jeden Menschen damit wach kriegt! Er wollte mich bestimmt nur auflaufen lassen! Dieses Arschloch! Ich könnte ihn wirklich umbringen... Andererseits bin ich ihm dankbar. Sakito hat mich geküsst... Auch wenn das nie wieder vorkommen sollte, so kann ich jetzt von Sakito geküsst sterben. Hab ich schon mal erwähnt, dass mein Leben armselig ist und ich erbärmlich bin? So erbärmlich. Ich bin so verdammt erbärmlich. Ich laufe seit gestern mit einem irren Grinsen im Gesicht durch die Gegend und kann es gerade noch so verhindern, mit meiner Latte erwischt zu werden. Und jedes Mal wenn ich meine Augen schließe, dann spüre ich noch einmal den kurzen Moment, als unsere Lippen aufeinander lagen. Es ist wie eine Szene aus einem Film, wenn sich zwei küssen und man schneidet nur diese kurze Sequenz in der sich die Lippen des Paares berühren aus und wiederholt es dann immer und immer wieder. Momentan befinde ich mich in dieser Endlosschleife und wenn mich nicht jemand rechtzeitig erschießt, wird mein Leben nur noch aus dieser Endlosschleife bestehen. Hmmm... Ich geh mich jetzt besser kalt duschen. Oder ich stell mir einfach vor, es wäre Hitsugi gewesen, der mich geküsst hätte...Urgh... mich schüttelt es gerade... besser Sakito vorstellen... Dusche. Kalt. Jetzt. Ach ja, noch mal zu dem Peinlich zurück. Ich heiße jetzt nicht mehr Ni~ya. Ich wurde umgetauft in Dornröschen... +++ PS: Sorry für den lahmen Titel... -_-° Kapitel 7: Ein Matchmaker, eine Großmutter namens Adolf, ein Kuss, der kein Kuss zu sein schien und verliebtes Geplärre ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- So... Eigentlich war der Teil ja am Wochenende schon versprochen, aber ich war leider anderweitig beschäftigt, musste mein eigentliches Leben als Mensch nämlich auch noch führen,ne~ LOL Danke für die tollen Kommis, fühlt euch alle geknutscht von mir! hehe. Oder doch lieber nur n Keks? XD Nix, außer Idee is mir. Viel Spaß beim Lesen und Kommis as ever appreciated!^^ +++ "Moshimoshi?" "Ni~ya?" "Hitsugi?" "Hey!" "Was gibt's?" "Ach, ich wollte nur fragen wie es dir geht..." "Seit wann so besorgt?" "Man wird sich doch um einen Freund sorgen dürfen, Dornröschen!" "Haha. Fang am Besten gar nicht erst so an!" "Womit, dass ich mir sorgen mache oder dass du ein Freund bist?" "Mit Dornröschen." "Ach, ich finde es steht dir, und vor allem trifft es zu. Hehe." "Aho." "Was anderes... Wie war der Kuss gestern? Schon feuchte Träume gehabt deswegen?" "Wieso sollte ich deswegen feuchte Träume haben? Ich hab von dem Kuss auch überhaupt nichts mitbekommen." "Naja, ich hätte angenommen, Sakito wäre die Ursache deiner schlaflosen Nächte, oder habe ich damit etwa Unrecht? Da beschafft man dir schon so eine 1 A Gelegenheit und du Idiot nutzt sie nicht..." "Annehmen ist ein Fehler. Wie hätte ich sie denn auch nutzen sollen, wenn ich es gar nicht mitgekriegt hab?" "Also hättest du es gerne genutzt?!" "Red keinen Unsinn!" "Sakito ist scharf auf dich!" "Jaja. Und meine Großmutter heißt Adolf." "Komischer Name für eine Frau." "Worauf willst du eigentlich hinaus?" "Hab ich doch gesagt: Sakito ist scharf auf dich!" "Und ich sag es dir noch mal, ich glaub's dir nicht!" "Wenn ich's dir doch sage..." "Wie kommst du überhaupt darauf?!" "Wirst du jetzt wohl neugierig, hä?" "Ich will nur, dass du dir deine gequirlte Scheiße ausm Kopf redest!" "Ist ja gut, ich sag's dir ja schon... Er sieht dich an." "Ich seh dich auch an, und trotzdem steh ich nicht auf dich!?!" "Er sieht dich aber nicht so an. Sondern... naja, anders halt..." "Definiere anders." "Ich weiß auch nicht..." "Wieso fängst du dann überhaupt erst an damit?" "Lass mich doch mal ausreden, verdammt!" "Dann mach!" "Er sieht dich nicht so an, wie man einen Freund ansieht, sondern eher so, wie man jemanden ansieht, in den man verliebt ist!" "Man, Hitsugi, wieso erzählst du mir das?" "Weil ich dachte, es könnte interessant für dich sein." "Ist es aber nicht..." "Ja, und meine Großmutter heißt Adolf, oder wie war das?" "Komischer Name für eine Frau." "Ach, sag was du willst. Ich wollte nur damit andeuten, dass du die Flinte nicht ins Korn werfen sollst!" "Ich habe ja auch gar keine..." "Mach mir nichts vor, ich weiß, dass du in unseren Sakito von Kopf bis Fuß verschossen bist!" "Ach, und wer hat das gesagt?" "Ich bin nicht blind und auch nicht so blöd, wie ich aussehen mag!" "Und was soll ich deiner Meinung nach Machen, großer weiser Mann?" "Dranbleiben! Mach mal wieder was mit ihm zusammen! Alleine, ohne mich!" "Und was?" "Keine Ahnung! Geh mit ihm weg! Hab Spaß mit ihm! Und versuch ihm näher zu kommen!" "Als ob das so einfach wäre..." "Du musst es dir ja auch nicht schwer machen! Verhalt dich ganz natürlich, er wird schon von alleine kommen, wenn er es endlich überrissen hat!" "Wie? Du meinst, er weiß noch nichts davon, dass er in mich verliebt ist?" "Ich hab nie gesagt, dass er es weiß, nur, dass er es tut..." "Auf dich ist echt Verlass............" "Hehe... Lass den Kopf nicht hängen! Öffne ihm die Augen, dann wird er es schon sehen!" "Du bist ein Vollidiot." "Ich weiß! Und deshalb magst du mich, stimmt's?" "Wahrscheinlich." +++ Sakito: Ich habe einen Kerl geküsst. Ich habe echt einen Kerl geküsst. Ich habe in meinem bisherigen Leben nur eine einzige Person geküsst, und es war auf einer Geburtstagsfeier beim Flaschendrehen. Ein Mädchen, das ich noch nicht einmal kannte und dessen Namen ich auch gar nicht mehr weiß. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Gar nichts. Ich habe gar nichts dabei gedacht. Versuche ich mir zumindest einzureden. Ich habe gedacht, nein, festgestellt, dass seine Lippen weich sind. So weich und warm, dass man sich ewig daran fesseln möchte. Und was denke ich jetzt schon wieder? Ich spreche hier gerade über meinen guten Freund Ni~ya, den ich nur geküsst habe, um ihn aus seiner Ohnmacht zu holen. Nichts weiter! Da sollte man nicht an solche Sachen denken, dass seine Lippen weich sind und es genießen. Habe ich es überhaupt genossen? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Der Kuss sollte nur einem bestimmten Zweck dienen und nicht, dass ich noch im Nachhinein darüber nachdenke, ob ich ihn genossen hab oder nicht. Und nein, ich habe ihn nicht genossen. Sonst hätte ich mich auch nicht so erschreckt, als er ihn erwidert hat. Oh, Gott. Ich habe ihn genossen, genau deswegen habe ich mich so erschreckt... Wieso hat er ihn überhaupt erwidert? Wahrscheinlich hat er gedacht ein hübsches Mädchen würde ihn küssen. Deswegen war er auch so fassungslos, als er aufgewacht ist. Er konnte nicht glauben, dass ich es war, der ihn geküsst hat. So einfach ist das. Und deswegen hat er sich heute in der Schule auch nicht blicken lassen. Ob ich ihn anrufen und fragen sollte wie es ihm geht? Nein, lieber nicht. Sonst denkt er noch ich wäre in ihn verliebt. Das bin ich nicht. Ich bin nicht verliebt. Um mich zu verlieben braucht es schon etwas mehr als einen nichts sagenden kleinen Kuss. Es war ja noch nicht mal ein Kuss. Küsschen, das trifft es eher. Ein klitzekleines, nichts sagendes Küsschen. Wie ein Küsschen auf die Wange, nur eben auf den Mund. Außerdem verliebe ich mich doch nicht in einen Kerl und erst recht nicht in Ni~ya. Ni~ya ist nur ein Freund. Genauso wie Hitsugi auch. Und ich würde mich niemals in Hitsugi verlieben, nicht einmal dann, wenn der Teufel Fliegen frisst. Und genauso absurd ist es mit Ni~ya. Ich werde mich in ein süßes Mädchen verlieben und mich nicht dem Stress mit einem Kerl ausliefern, so wie meine Freunde. Mit Mädchen kann man besser reden und die sind, glaub ich, nicht so kompliziert wie Männer. Gott, was red ich da. Mädchen sind um ein tausendfaches komplizierter als Männer. Aber nichtsdestotrotz fange ich nicht mit einem Mann etwas an. Und schon gar nicht mit Ni~ya. Der denkt doch sowieso nichts Gutes über mich. Weshalb hätte er sich dann von mir abgewandt, als das Gerücht in der Schule umherging, dass ich eine Schwuchtel wäre? Ja, wieso sonst hätte er das getan? Weil er, wenn er weiter so oft in meiner Gegenwart gesehen, auch für eine Schwuchtel gehalten worden wäre. Und anscheinend wollte er seinen Ruf wahren. Wieso denke ich nur so schlecht über meine eigenen Freunde? Ni~ya hat sich bestimmt nicht deshalb von mir distanziert, es hatte einen anderen Grund, da bin ich mir ganz sicher. Aber solange ich den nicht kenne, kann ich nicht anders, als mir das Schlimmste auszumalen. Eigentlich sollte ich meine besten Freunde besser kennen, als hier so einen Dunst abzulassen. Ich weiß genau, wie Hitsugi in welcher Situation reagieren würde, weil er mein bester Freund ist, den ich schon von klein auf kenne. Genau das sollte ich über Ni~ya auch sagen können, weil wir drei zusammen aufgewachsen sind und jeder den anderen kennt wie sich selbst. Aber das kann ich nicht. Oder zumindest nicht mehr. Er hängt nicht mehr so oft mit uns rum, wie er es früher gemacht hat und wenn es ein Problem gibt, dann rennt er damit zu Hitsugi und zu keinem anderen. Gut ich mache das auch, aber nur aus Trotz. Früher gab es so was bei uns nicht. Da hat jeder alles gewusst, wer in wen verliebt ist und so weiter. Wieso kommt er nicht mehr zu mir? Hat er Angst ich könnte es an die große Glocke hängen oder ihn nicht ernst nehmen? Was ist es? Es kommt mir so vor, als ob ich den Ni~ya, der er jetzt ist, nicht mehr kenne. Er ist so fremd. Und jedes Mal, wenn er oder ich versuchen wie in alten Zeiten zu sein, dann kommt es mir so vor, entfremden wir uns immer mehr. Er hat sich so verändert, dass es weh tut. Oder vielleicht habe auch ich mich verändert. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich Ni~ya, den alten Ni~ya, den dritten im Bunde, vermisse. Ich vermisse ihn tierisch und manchmal könnte ich deswegen weinen. Aber damit fange ich gar nicht erst an, sonst würde ich nicht mehr aufhören. Ich will den Ni~ya, wie ich ihn kannte wiederhaben. Ohne ihn ist es so langweilig... +++ "Moshimoshi?" "Pennst du schon?" "Hitsugi? Hmm... bin kurz eingenickt...Was ist denn?" "Nichts weiter... Wollte nur ein bisschen quatschen." "Es gibt immer einen Grund, dass du anrufst, auch wenn er noch so dämlich ist... Sag schon!" "Hab ich doch. Ich will nur ein kleines bisschen reden. Schlimm?" "Mal sehen..." "Ich hab gerade mit Ni~ya telefoniert..." "Siehst du, und es gibt doch einen Grund... Wie geht es ihm überhaupt?" "Ganz gut... Nur sein Schädel dröhnt noch etwas." "Hm." "Und, wie geht es dir?" "Wie soll's mir schon gehen? Ich hab gestern keinen Ball an den Schädel bekommen." "Na, ich mein auch, ob du immer noch so geschockt bist wegen dem Kuss...?" "Ich war nur so geschockt, weil er wirklich aufgewacht ist und du scheinbar Recht hattest." "Hey! Ich hab immer Recht!" "Jaja. Und meine Oma heißt Adolf..." "Habt ihr euch untereinander abgesprochen?" "Was meinst du?" "Na, du und Ni~ya. Er hat das auch die ganze Zeit gesagt..." "Wusste ich nicht. Was hast du ihm denn für einen Mist erzählt?" "Ach, ist nicht wichtig. Hat mich jetzt nur ein bisschen gewundert, weil er das auch gesagt hat." "Hm." "Sag mal... Wie war der Kuss denn eigentlich?" "Fang nicht an zu hyperventilieren, wenn ich dir sage, dass es noch nicht mal ein Kuss war." "Wieso war es kein Kuss? Für mich hat das schon so ausgesehen..." "Du hast ihn ja nicht geküsst, also kannst du gar nicht sagen, ob es ein echter Kuss war oder nicht. Für mich war es keiner." "Lüg nicht. Und du hast ihn genossen!" "Nein, habe ich nicht!" "Und wie du es genossen hast, ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen!" "Dann haben dich deine Augen betrogen. Ich habe es nämlich nicht genossen!" "Wahrscheinlich hast du Recht. Er hätte viel länger sein müssen, dass man ihn hätte genießen können..." "Siehst du." "Also willst du ihn noch mal küssen? Länger! Und leidenschaftlicher!" "Du hast ja wohl ne Meise! Wieso sollte ich ihn noch mal küssen wollen?! Das war Ni~ya! Unser Freund: Ni~ya!" "Ja, ich weiß. Ni~ya kann bestimmt gut küssen, oder nicht?" "Woher soll ich das denn wissen?" "Na, du hast ihn doch geküsst!" "Das war kein Kuss!" "Es war einer im Anfangsstadium. Und wenn wir nicht dabei gewesen wären, dann hättet ihr ihn bestimmt zu Ende gebracht!" "Das weiß ich doch nicht! Und dieses ,Was wäre, wenn...' kannst du dir sparen, es ist nicht soweit gekommen, dafür wart ihr da. Und wir haben uns nicht geküsst, wenn dann habe ich ihn geküsst, nur für den Zweck, damit er wieder aufwacht. Und es hat Funktioniert. Aber es war kein Kuss!" "Ja, das weiß ich mittlerweile. Und du bereust es, stimmt's? Du hättest ihn am liebsten noch weiter geküsst?!" "Nein, das hätte ich nicht! Und bevor du mit dem Müll anfängst: Nein, seine Lippen waren nicht weich und warm!!!!" "...Das... hatte ich auch nicht vor... Also, waren sie es?!" "NEIN!" "Und du hast darüber nachgedacht..." "NEIN, HABE ICH NICHT!" "Du hast dir den Kopf darüber zerbrochen, ob du es genossen hast..." "NEIN, VERDAMMT NOCH MAL! ICH HABE ES NICHT GENOSSEN!" "Und wie du es hast!" "NEIN, VERFLUCHT! LASS MICH DOCH EIN FÜR ALLE MAL IN RUHE DAMIT!!!" "Sakito? Hallo? Bist du noch dran?" +++ Hitsugi: Ni~ya und Sakito. Was soll ich zu den beiden sagen? Der eine ist in den anderen verliebt, er weiß es und hat es auch schon zugegeben. Naja, fast. Mir gegenüber noch nicht so richtig. Aber sich selbst gegenüber wenigstens. Der andere ist in den anderen verliebt, er weiß es nicht und er wird es auch nicht zugeben wollen. Weder das er es weiß, noch mir gegenüber oder irgendjemand anderem. Und das ist das Schlimme. Es ist eigentlich schon so offensichtlich, dass ich es merke, aber er scheinbar nicht. Gut, vielleicht ist es nicht so offensichtlich, wie ich es meine, aber ich kenne Sakito und wenn ich etwas durch oder wegen ihm gelernt habe, dann ist es, zwischen den Zeilen zu lesen. Sakito kommt nicht direkt mit einem Problem zu mir, ich muss es ihm aus der Nase ziehen und darauf hoffen, etwas daraus zu schließen. Er sagt nicht wirklich, was ihn belastet oder wie er sich fühlt. Ich habe in den Jahren, in denen wir jetzt schon Freunde sind, das Feingefühl entwickelt ihn blind zu verstehen. Und genau deshalb habe ich Angst um ihn, weil ich ihn verstehe, weil ich weiß wie er denkt. Er wird sich vielleicht irgendwann eingestehen, dass er etwas für Ni~ya empfindet. Er wird es dann als Freundschaft abtun, weil es viel zu absurd ist, sich in einen Freund, und dann auch noch dazu in einen Kerl, den er schon seit seiner Kindheit kennt, zu verlieben. Es ist für ihn unvorstellbar etwas mit einem Kerl anzufangen, denn egal, wie feminin er aussieht oder sich gibt, er steht auf Mädchen. Denkt er. Und dieses Denken hindert ihn daran zu sehen, was er wirklich fühlt. Er denkt auch, dass man Gefühle einfach so abstellen kann, wenn sie gerade unpassend sind. Und das ist sein Problem. Ich weiß nicht, ob ich mich in sein inneres Chaos einmischen sollte oder ihn seinen eigenen Weg gehen lasse. Ich und vor allem Ni~ya sollten ihm aber zeigen, dass es nicht nur eine gequirlte Masse in seinem Schädel gibt mit der man denkt, sondern dass man mit einem anderen Organ, auch Herz genannt, sehen und entscheiden kann. Man kann einfach nicht alles logisch erklären, wie er es gerne tut, manche Dinge sind einfach so. Oder wieso verliebt man sich? Klar, Hormone und so ne Scheiße. Aber warum verliebt man sich in eine bestimmte Person? Er würde mir sicher erklären, dass es auch an den Hormonen liegt, dass bestimmte Teile des Gehirns nur bei dem Menschen, in den man sich verliebt hat, schalten und bei anderen nicht. Aber kann er mir genau sagen, warum diese Teile des Gehirns dann anspringen? Und so einen Mist mit Hormonen will ich nicht hören. Es ist einfach so. Man verliebt sich. Man kann sich nicht aussuchen in wen und wann. Es geschieht einfach. Das weiß er genau, und es passt ihm absolut nicht in den Kram. Yeah... Ich spiele Amor. Meine Toga, Pfeil und Bogen stehen schon bereit! +++ Sie hatten sich einen Film ausgeliehen und nun lagen sie nebeneinander auf Aois Bett und sahen ihn sich an. Er war so kitschig, fast so, wie es ihre Geschichte war. So süß, so herzzerreißend, so schön. Aoi konnte für immer so verweilen. Mit einem guten Film im Videorecorder, in seinem Bett und vor allem Kai neben ihm. Verträumt spielte er mit Kais Fingern, die seit Beginn des Filmes mit seinen verschlossen waren. Die Zeit mit Kai, sie war einfach nur wundervoll, egal was sie machten, wo sie waren, solange Kai dort war, war es für ihn wie der Himmel auf Erden. Und er liebte diesen Himmel. Das Paar im Film küsste sich wieder, ihre Lippen trafen die des anderen, aus einem unschuldigen, liebevollen Kuss wurde ein hungriger, leidenschaftlicher. Wie sehr wollte er Kai küssen, doch hatte er es sich bis jetzt noch nicht getraut. Er hoffte die ganze Zeit über, Kai würde die Initiative ergreifen, wie er es schon einmal getan hatte. Wie würde er dann reagieren? Würde er seine Arme um Kai schlingen, wie es die Frau in dem Film getan hatte? Und würde sich aus einem Kuss dann mehr entwickeln, so wie in den Filmen meistens nach einem Kuss? Würden sie sich dann blind die Kleider vom Leib reißen und miteinander schlafen, als gäbe es kein Morgen mehr? Er wollte das nicht. Doch, er wollte das schon, aber nicht jetzt. Sie waren erst seit ein paar Wochen zusammen und es war noch zu früh. Er liebte Kai, ja, nichts mehr als das, und er vertraute ihm, aber er hatte einfach noch Angst und selbst der Gedanke an ihn konnte ihn nicht davon abbringen. Aber küssen wollte er ihn. Schon vom dem ersten Augenblick an. Und er hatte sich bis jetzt nicht getraut. Er war so feige. Er konnte nicht erwarten, dass Kai den ersten Schritt tat. Nicht schon wieder. Unsicher schielte er zu Kai hinüber, der neben ihm auf den Kissen liegend und vertieft in den Film, mit Aois Fingern spielte. Er sah so süß aus, wie er mit vollkommen ernster Miene, ab und zu auf seine Unterlippe biss. Sollte er ihn fragen oder einfach küssen. Seine Lippen sahen so verlockend aus, mit einem leichten Schimmer, auf dem sich das Flackern des Fernsehers spiegelte. "Kai..." wisperte er leise in die Dunkelheit hinein. Geräuschlos drehte der Angesprochene sein Gesicht in Richtung Aois. "Nani?" "Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre mich...ähm... zu k-küssen?" Aoi errötete und dankte Gott innerlich, dass das Licht aus war. "Wieso fragst du?" kam die verdutze Antwort. "Ist doch egal. Sag schon!" Er piekte Kai etwas ungeduldig in die Rippen. "Natürlich hab ich das. Sehr oft sogar." Flüsterte Kai schüchtern. "Wie oft?" neugierig lehnte sich Aoi etwas vor. "Sehr, sehr, sehr oft..." Ihre Gesichter kamen sich näher. "Wie oft genau?" wollte er wissen. "Sechzig Sekunden in einer Minute. Sechzig Minuten in einer Stunde. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche, seit ich dich kenne..." Hauchte Kai, bevor er die wenigen Zentimeter, die sie noch Distanz gehalten haben, schloss, ihre Lippen aufeinander legte. Schüchtern drückten sie ihre Münder aufeinander, spielten sanft mit dem des anderen, nippten, saugten und knabberten daran. Erwartungsvoll leckte Kai über Aois Unterlippe, hoffte auf Einlass in die warme, feuchte Höhle des anderen, der ihm anschließend auch gewährt wurde. Ihre Zungen trafen sich, spielten zurückhaltend miteinander, umkreisten die andere, neckten sie liebevoll. Es war wie ein wunderschöner Traum, nur sie beide darin. Es sollte ewig so sein. "Wieso hast du es dann nicht schon vorher gemacht?" fragte Aoi, als sie sich für einen kurzen Moment trennten. "Weil..." Kai küsste Aoi wieder, nur auf die Lippen. "...ich..." wieder nur ein kurzer Kuss. "...dann nicht mehr an mich halten könnte..." kam es zwischen weiteren Küssen und Kai stürzte sich letztendlich auf Aoi wie ein großes, böses Tier auf seine Beute. "AH!" schrie dieser im Moment der Überraschung und ließ sich von Kai in die Kissen drücken, sich küssen bis ihm die Luft wegblieb. Je länger sie sich küssten, desto leidenschaftlicher wurde der Kuss. Atemlos trennten sie sich wieder voneinander, sahen sich verträumt in die Augen. "Kai...aishiiteru..." hauchte Aoi fast lautlos. "aishiiteru mo... zutto zutto zutto!!!!" Kai lächelte ihn verliebt an und strich ihm zärtlich über die Wange, fuhr mit seiner Hand durch Aois Haare, ließ sie in seinem Genick liegen und beugte sich wieder über ihn, küsste ihn, als ob es das einzige wäre, wofür er geboren wurde. (Sorry, ich konnte mir dieses Geturtel nicht verkneifen!! >_> -To) +++ tbc... AN: Sorry, für den Kai/Aoi-Teil. Zu seiner Zeit fand ich die Idee knuffig... irgendwie ist sie jetzt nur noch dämlich, konnte es aber trotzdem nicht lassen euch an diesem Hirnschiss zu beteiligen! LOL Und nicht vergessen, schön fleißig Kommis schreiben, ne~? Love is everywhere!!! ^^V Kapitel 8: Trauer, Schmerz und Verzweiflung. Und doch gibt es keinen Schuldigen. -------------------------------------------------------------------------------- Disclaimer: nichts außer Idee mir Punkt So.. ist ein bisschen mehr Zeit vergangen, als ich eigentlich vorhatte für diesen Teil. Naja, fertig war ich schon seit Ewigkeiten damit, ich hatte nur Bedenken ihn hochzuladen. Ehrlich gesagt, habe ich diese Bedenken immer noch. Ich finde ihn nicht überragend. Würde mich aber troztdem freuen, wenn ihr mir wenigstens ein wenig Kritik da lassen würdet! ;_; Und ein rießengroßes DAAAAAAAAAAAAAANKEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!!! für die sage und schreibe 13 Kommentare!!! Ich hab mich wirklich gefreut, dass euch der Teil gefallen hat, weil er mir persönlich auch sehr am Herzen liegt!! (hehe.. ich schreibe gerne Stuss! LOL) Jetzt mal wieder ran an die Story, diesmal mit Reita und Uruha. Und.. es sollte traurig sein, nicht weinen, wenn es nicht wirklich rüberkommt... ;_; gomen ne~!! <(_ _)> +++ Reita: Ich liege oft stundenlang im Bett und denke über meine ganze beschissene Situation nach. Ich liege einfach nur da, starre an die Decke, greife danach, als wäre Aoi dort oben. Er ist es aber nicht, er ist noch nicht mal im Raum. Er ist bei ihm. Sie lieben sich dort wahrscheinlich, küssen sich leidenschaftlich. Kai macht all das mit ihm, wozu ich niemals in der Lage sein werde. Es tut weh daran zu denken, dass sie zusammen sind. Es tut weh sich das alles vorzustellen, wie sie sich küssen, lieben, einfach alles. Und am meisten weh tut es loszulassen. Ich weiß, dass ich gegen Kai keine Chance habe. Ich habe auch keine Lust gegen ihn anzukämpfen, ich weiß, dass ich verlieren würde. Ich habe die Tatsache, dass die Beiden jetzt ein Paar sind, auch wenn sie es nicht öffentlich preisgeben, akzeptiert, oder bin zumindest gerade dabei es zu tun. Wenn Uruha nicht wäre, hätte ich jetzt nicht so eine Einstellung. Ich weiß nicht, wieso er das alles macht, sich mit mir abmüht, mir immer wieder sagt, dass es Aoi ist, der glücklich sein soll, und ich solle auch ein wenig glücklich sein, dass er es ist. Ich wäre es, ich versuche es. Das meinte ich mit loslassen. Und es ist verdammt noch mal nicht einfach. Wie kann ich glücklich sein, wenn meine große Liebe in den Armen eines Anderen liegt? Wie kann ich glücklich sein, wenn nicht ich es bin, der von ihm geliebt wird? Ich würde am liebsten schreien, irgendetwas kurz und klein schlagen, nur um meiner Wut und meinem Frust freien Lauf zu lassen. ...Oder weinen wie ein kleines Kind, weil alles so verloren und trostlos scheint. Das ist mir einmal passiert und Uruha war da. Er hat nichts gesagt, mich einfach nur gehalten und weinen lassen. Ich kam mir so schwach vor... und das war ich auch. An dem Abend fühlte ich mich, als hätte man mir das Herz bei lebendigem Leib rausgerissen und wäre dann mit voller Freude darauf rumgetrampelt. Es tat so weh, so furchtbar weh. Und Uruha, für mich fast ein Fremder, hat mich verstanden. Er hat mich nicht belächelt oder mir simple Ratschläge gegeben, nein, er war einfach nur da, hat sich meinen Kummer angehört und hat mich getröstet. Ohne Worte. Und wenn er da ist, dann geht es mir besser. Er hat immer gute Laune und versucht mich damit anzustecken. Manchmal hat er sogar Erfolg damit. Ich renne dann zwar nicht grinsend durch die Gegend, wie er es tut, aber ich bin dann nicht mehr ganz so pessimistisch und vergesse Aoi für eine Weile, auch wenn es nur ein Nachmittag ist, und ich am Abend wieder an ihn denke. Es tut gut, nicht an ihn zu denken, den Tag mit einem Freund zu verbringen, über den du dich fragst, welche Drogen er nimmt, um so gute Laune zu haben. Ich mag Uruha. Wirklich. Ich wünschte, ich wäre in ihn verliebt... +++ "Moshimoshi?" Schlaftrunken antwortete Reita auf das Klingeln des Telefons. Es war schon nach ein Uhr nachts, morgen oder eher später an diesem Tag würde er wieder in die Schule gehen müssen, da war es selbstverständlich, dass er schon geschlafen hatte. "Reita? Es tut mir leid, dass ich so spät anrufe..." "Uruha? Was ist denn los? Ist was passiert?" Es war was passiert, Reita wusste nur noch nicht was. Uruha würde niemals um diese Uhrzeit noch anrufen, erst recht nicht wegen einer Kleinigkeit. "Ich habe dich bestimmt aufgeweckt, nicht wahr? Es tut mir leid! Ich hätte nicht anrufen sollen..."Je genauer Reita hinhörte, desto deutlicher wurden für ihn das Zittern in der Stimme und unterdrückte Schluchzer. "Nein, ich hab noch nicht geschlafen, mach dir keinen Kopf drum.", log er. Er war vor zwei Stunden ins Bett gegangen und auch prompt eingeschlafen. Der Traum von einem unbekannten Schönen und was daraus noch hätte werden können wurde jäh von dem Klingeln des Telefons unterbrochen. Aber das brauchte Uruha ja nicht wissen. "Ich weiß nicht, mit wem ich sonst darüber reden soll... Meine Eltern sind nicht da und ich... brauch jemandem zum Reden..." Während Uruha sprach wurde er immer leiser, seine Stimme war belegt, und an ihr hörte man, dass er schon geweint haben musste. Was aber war so schlimm, dass es den Sonnenschein die Beherrschung und vor allem seine gute Laune kostete? "Soll ich zu dir kommen?" Reita wusste, Uruha brauchte jemanden, so wie er jemanden gebraucht hatte als er am Boden war. Und Uruha war jetzt ganz weit unten, was auch immer ihn da runter gezogen hatte, es musste ihm ziemlich viel bedeutet haben. Wegen einem Hamster würde er bestimmt nicht um ein Uhr in der Nacht vollkommen aufgelöst anrufen. "Eto...das brauchst du nicht... ich komm schon zurecht. Ich will nur mit jemandem reden." Uruhas Worte waren so dünn wie das Eis auf einem See nach dem ersten Frost. Reita wusste, dass er nur in Bezug auf Klamotten sagte was er wollte, nicht ein einziges Mal hatten sie bisher über seine Gefühle geredet. Wenn er ihn auf seine Eltern ansprach, sagte er nur, dass sie nie da seien und damit war es für ihn auch erledigt. Er ging seinen eigenen Gefühlen aus dem Weg so gut es ging. Bis jetzt. "Ich bin in zehn Minuten bei dir. Mach keinen Blödsinn!" Reita war mit einem Bein schon aus dem Bett und in seiner Hose, strauchelte etwas, als er sich mit dem anderen in der Bettdecke verfing. Wahllos griff er sich ein Shirt aus dem Schrank, zog sich kurz vor der Haustüre seine Schuhe an und sprintete los. Was er seinen Eltern sagen sollte, wenn sie erfuhren, dass er unter der Woche bei einem Freund schlief, darüber machte er sich erst gar keine Gedanken. Seine Mutter würde er morgen in der Früh anrufen, um ihr alles zu erklären. +++ "Reita! Nein, du brauchst nicht..." Mit geöffnetem Mund saß Uruha auf seinem Bett und hörte dem Tuten am anderen Ende der Leitung zu, solange, bis er sich dessen bewusst wurde, dass der Blonde, mit dem er gerade eben noch telefonierte, wirklich tat was er gesagt hatte. Zehn Minuten später klingelte es auch wie versprochen an der Haustür. Vollkommen außer Atem stützte sich Reita mit seinen Händen an den Knien ab, nahm einen tiefen Atemzug nach dem anderen. Schweiß rann ihm übers Gesicht und er sah so aus, wie er sich fühlte - als ob er soeben in Rekordzeit einen Marathon gelaufen wäre. Neben der Erschöpfung stand auch Sorge in seinem Gesicht geschrieben. "Hi!", begrüßte er Uruha, der in der geöffneten Tür stand, völlig atemlos. "Zehn Minuten. Wie versprochen.", grinste er. "Ja." Uruha versuchte das Grinsen zu erwidern, was aber nicht mehr war, als ein trauriger Versuch. "Du hättest nicht kommen müssen...", fügte er mehr als nur leise an. Langsam erholte sich Reita von der kleinen Strapaze, sein Atem ging auch nicht mehr so schnell wie noch vor wenigen Augenblicken, so richtete er sich ein wenig gestärkt von seiner gebeugten Position wieder auf. "Ich weiß... aber ich möchte wenigstens einmal für dich da sein, wenn du jemanden brauchst..." Er ging einen Schritt auf Uruha zu, legte seine Hände auf dessen Schultern und lächelte ihn warm an, das netteste Lächeln das Uruha seit langem bekam... und es war ehrlich. Nur das hatte es für ihn noch gebraucht um den angestauten Tränen freien Lauf zu lassen. Eine Bahn nach der anderen zog sich über das müde Gesicht, hinterließen glitzernde Spuren auf dem Weg in ihr Jenseits. Lautlos standen sich beide gegenüber, so, als ob ein Geräusch oder ein Wort beide umbrächte. Erst als Reita Uruha zu sich zog und beide Arme um ihn legte, durchbrachen leise Schluchzer die Stille. Uruha erwiderte die Umarmung, klammerte sich an Reita, wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm, so wie Reita sich einmal an ihn geklammert hatte. Was auch immer geschehen war, es nahm Uruha ziemlich mit. Noch nie hatte Reita jemanden so traurig, so verzweifelt gesehen. Noch nie hatte jemand etwas Aufmerksamkeit mehr gebraucht als Uruha jetzt. Behutsam strich er ihm über den Rücken, versuchte ihn zu besänftigen, ohne Worte zu trösten. Der einstige Sonnenschein lag jetzt weinend und schluchzend in seinen Armen, die Augen gerötet von den vielen Tränen. Langsam wurden sie weniger und die Schluchzer leiser. Erst jetzt wagte es Reita seiner Ahnungslosigkeit zu entkommen. "Verrätst du mir, was passiert ist?", fragte er leise. Auch wenn es vielleicht nicht das Beste war, so wollte er doch wissen, was geschehen war, dass seinen Freund dermaßen herunterzog, ihn zu einem zitternden Häufchen Elend machte. Es war sein Freund und er wollte nichts weiter, als ihm helfen. Wenn er Einblick in die Misere des Anderen bekam, konnte er überlegen, wie er das am Besten anstellte. "Masa...", flüsterte er an Reitas Brust, begleitet mit einem leisen Schluchzen. "...ist tot." Fragend sah Reita auf Uruha. Masa? Wer war er, dass dessen Tod Uruha so mitnahm? Er hatte ihm nie etwas von einem Masa erzählt. War es sein Bruder? Ein Freund? Sein Freund? Doch anstatt zu fragen, strich er ihm eine Strähne aus der Stirn. Uruha würde es ihm noch erzählen, er musste nur etwas warten. "Gestern ging es ihm noch gut.", fing Uruha leise an zu erklären, nachdem die lautesten Schluchzer geringer wurden. "Die ganzen letzten Tage ging es ihm gut. Und heute... heute wollte ich ihn wieder besuchen, aber er war nicht mehr da... Er lag nicht mehr auf seinem Zimmer." Uruha schluchzte leise auf, bevor er fortsetzte. "Sie haben gesagt, er wäre eingeschlafen. Für immer eingeschlafen. Ich konnte mich noch nicht mal von ihm verabschieden! Ich konnte ihm noch nicht mal sagen, wie dankbar ich ihm bin! Warum ist er gegangen? Warum...?" Immer wieder klagte er diese Frage, der nur durch das zurückgehaltene Schluchzen unterbrochen wurde. Er fühlte sich wie in einem schlechten Traum und würde er diese Worte noch ein paar Mal aufsagen, dann würde er aufwachen und alles wäre so wie vorher, niemand wäre tot und alle wären glücklich. Doch das würde nicht geschehen, dass wusste er und diese Erkenntnis tat weh, sie tat so unendlich weh. "Oh, Gott...", war alles was Reita darauf sagen konnte. Er wusste nicht wie es war, wenn eine geliebte Person starb, er konnte es nicht nachvollziehen. Er wusste noch nicht einmal wie es war, wenn ein Freund starb. Welche Verzweiflung und welche Ängste mussten es sein, die Uruha gerade durchlebte? Er wusste es nicht. Im Moment wusste er verdammt noch mal gar nichts. Wie sollte er jemandem helfen wenn er selbst hilflos war? Wie sollte er jemandem beistehen, wenn er gerade eben völlig alleine stand? Was sollte er Uruha geben, wenn alles was er im Moment hatte, Ratlosigkeit war? "Es gibt keinen Gott!", brach Uruha völlig unerwartet hervor. Klar, Wut und Frust kamen nach der Trauer. Und Uruha brauchte jetzt einen Schuldigen, an dem er es auslassen konnte. Auch wenn es keinen Schuldigen gab, so brauchte er jetzt ein Wort, ein Gegenstand an dem er es alles schuldig sprechen konnte. "Wenn es einen gäbe, dann hätte er mir Masa nicht weggenommen! Er war doch alles was ich hatte... wieso hat er ihn mir weggenommen? Wieso?" Verzweifelt klammerte er sich fester an Reitas Brust, vergrub sein Gesicht darin und fing wieder hemmungslos an zu ächzen und schluchzen. Was sollte Reita sagen? Er wusste es nicht? Ganz genau, er wusste es nicht. Er würde Uruha nichts wegnehmen, was ihm so kostbar war, wie es dieser Masa scheinbar gewesen sein musste. "Ich hasse ihn... ich hasse ihn...", murmelte Uruha zwischen Schluchzern. "Wen hasst du?", fragte Reita. Im selben Moment konnte er sich jedoch dafür schlagen gefragt zu haben. Natürlich war es Gott, den er hassen musste. Für ihn war er der Schuldige in der ganzen Sache. "Masa..." Verwirrt weitete Reita die Augen. Warum hasste er Masa? Warum hasste er den, über den er gerade trauerte? "Warum?" "Weil er mich verlassen hat. Er hat mir versprochen, dass er mich nie alleine lässt, egal was passiert. Und er hat es doch getan. Er hat mich alleine gelassen. Er hat sein Versprechen gebrochen. Jetzt habe ich niemanden mehr. Er wusste es. Er hat es die ganze Zeit gewusst. Und er hat es doch getan." Das versetzte Reita einen Stich. War er denn niemand? War er denn kein Freund? Wenn er kein Freund war, warum war er denn jetzt hier und hörte sich das alles an? Warum, wenn er niemand war, weinte Uruha an seiner Seite? "Du bist nicht allein." Reita hob Uruhas Gesicht ein wenig an, wischte ihm die die Tränen aus dem Gesicht und sah ihm tief in die vom Weinen geschwollenen Augen. "Du hast doch mich...", lächelte er ihn traurig an. "Reita..." Erneut bahnten sich Tränen über das gerötete Gesicht. ,Wenn ich dich doch nur hätte!' +++ Uruha: Mein Leben... ist nicht wirklich ein schönes Leben. Vor zwei Wochen mag es das wohl noch gewesen sein, da hat er noch gelebt. Aber jetzt... Ich habe meinen besten Freund verloren, den einzig wahren, den ich je hatte. An die Tatsache, dass ich meine Eltern so gut wie nie sehe habe ich mich mittlerweile gewöhnt, Masa war ja da und dann konnte ich sie vergessen, so wie sie es mit mir taten. Manchmal hat er sogar bei mir geschlafen, wenn meine Eltern gerade auf einer Geschäftsreise oder bis in die frühen Morgenstunden im Büro waren. Es hat mich nie gestört, dass sie weg waren, ich habe es gar nicht anders gekannt. Ich bin ohne sie groß geworden und werde ohne sie erwachsen. Nein, ich hasse meine Eltern nicht. Wie kann man jemanden hassen, den man nicht kennt? Eigentlich... sind sie mir egal. Das wichtigste in meinem Leben war Masa. Er war wie ein Bruder für mich. Er hat mich immer getröstet, wenn ich mal wieder wegen meinen Eltern geweint hab und hat mich zum Lachen gebracht. Jedes Mal, wenn ich darüber geheult hab, dass ich gerne Eltern hätte, wie jeder andere, hat er gesagt, dass keiner so eine heiße Nanny hat wie ich. Und dann haben wir Playstation gespielt, Eis gegessen und alles war wieder in Ordnung. Ich hab ihm auch von Reita erzählt. Das einzige, was er dazu gesagt hat, war, dass sich alles mit der Zeit entwickeln wird, dass er Aoi vergessen und vielleicht mich lieben wird. Er war so ein elendiger Optimist, dass es schon fast geschmerzt hat. Als er von seiner Krankheit erfahren hat, hat er auch gesagt ,Das wird schon wieder!'. Er hat immer den Starken gespielt und selber war er so schwach. Er hat es für mich getan. Er wusste, dass es nicht wieder wird und trotzdem hat er es gesagt, mir zu Liebe. Wieso hat Gott ihn mir weggenommen? Was hab ich getan, dass er mich so bestrafen musste? Wieso hat er mich verlassen? Er wusste doch, dass ich alleine bin und außer ihm niemanden hab, zu dem ich gehen kann. Er wusste es und er hat mich doch verlassen! Wenn Reita an diesem Abend nicht gekommen wäre... Ich hätte mir wahrscheinlich was angetan. Masa, meine Eltern, Reita... es wurde mir einfach zu viel. Ich bin in meinem Selbstmitleid versunken und Reita war da, hat mich aufgefangen. Ich weiß nicht, ob ich ihm dafür danken soll oder nicht. Ich weiß nur, dass ich jemanden brauche, der für mich da ist. Ich brauche Reita und er spürt es. Ich hätte nicht den Mut, ihm zu sagen, dass ich ihn bräuchte. Er weiß es selbst. Und er ist für mich da. +++ Kapitel 9: Wilde Katzen und betrunkene Diskussionen über One-night-stands und Liebe ----------------------------------------------------------------------------------- Anmerkung: Gomen ne, dass ich mir bei meinen FFs immer so viel Zeit mit dem Updaten lasse!! m(_ _)m Aber ich hab in letzter Zeit keinen wirklichen Draht zu Animexx gefunden und mich hat meine Muse dermaßen im Stich gelassen, dass ich teilweise nicht mehr weiß was ich eigentlich schreiben wollte... ;_; es ist alles so deprimierend! *theatralisch zu boden geh und lauthals anfang zu heulen* Zur Fic: Ich hab in einigen Kommentaren zum letzten Kapitel gelesen, dass einige von euch verwirrt sind wegen dem erfunden Charakter. Masa hat für den Verlauf der Geschichte nicht wirklich eine tiefere Bedeutung. Ich brauchte nur eine fiktive Person, der sich Uruha anvertraut hatte und die ihn jetzt verlassen hat. Er hat nicht wirklich eine tragende Rolle, er ist nur der Auslöser für Uruhas jetztiges Verhalten. Um es kurz zu sagen: ich brauchte jemanden, damit ich Uruha richtig zum Heulen zu bringen und Reita den Helden spielen kann. So einfach ist das. Mehr steckt wirklich nicht hinter diesem Gedanken. Also hört auf darüber nachzudenken, wer Masa ist, was für eine Rolle er in Uruhas Leben hat und so weiter und so fort. Masa war nur sein bester Freund an den er sich geklammert hat. Mehr erfahrt ihr im weiteren Verlauf der Geschichte. Und nun wieder auf Ruka und Yomi! LOL (als ob sich darauf jemand freut... _-_°) und sorry, dass es so kurz ist. der nächste Teil ist länger, viel länger und ich lass mir diesmal nicht so viel Zeit, versprochen!! ^^° +++ "Aahhhh!... Oh.... Gott!!!" stöhnend ließ Yomi sein Gesicht in die weichen Kissen unter ihm fallen, genoss die letzten Stöße, die sein Partner tat, bis auch er kam und sich in ihm ergoss. Es war einfach nur purer Sex gewesen, befriedigend, hemmungslos, schweißtreibend. Und trotzdem erfüllend. Ruka war, wie die Male zuvor, zärtlich gewesen. Zärtlich und romantisch. Nicht hart und kalt wie die vielen Male davor. Er hatte ihn wieder geküsst, lange und ausdauernd. Bei Jesus... Er konnte nicht genug bekommen von diesen feurigen Küssen, die ihn mehr erregten, als alles andere. Er könnte sich daran gewöhnen. Keuchend legte sich Ruka neben Yomi, strich ihm eine verklebte Strähne aus dem verschwitzten Gesicht und grinste ihn wie ein gesättigtes Raubtier an. Ein paar Minuten würde er noch liegen bleiben, abwarten bis er dachte Yomi sei eingeschlafen, dann würde er sich anziehen und verschwinden. Wie immer. Die Küsse als Vorspiel hatten nichts an der Routine danach geändert. Einfach nur unkomplizierter Sex. Nichts weiter. Und auch wenn Yomi seine Augen kaum noch offen halten konnte, so wollte er nicht einschlafen, die entspannte Atmosphäre mit Ruka noch ein bisschen genießen. Wenn er schon keine Beziehung mit ihm haben konnte, wollte er wenigstens die ruhigen Minuten danach auskosten. "Das war...heiß!" grinste Ruka anzüglich, zeichnete mit seinen Fingern Yomis Wirbelsäule nach, was diesem eine Gänsehaut bescherte. "Ist es das sonst nicht?" nuschelte Yomi in das Kissen, in das er sich vor wenigen Augenblicken fallen hat lassen. "Doch, schon! Aber heute... Du warst so laut! Das hat mich echt...angemacht!" wieder grinste er anzüglich, beugte sich zu Yomi vor und biss ihm leicht in die Schulter. "Das lag daran, dass ich heute ganz alleine zu Hause bin und zum ersten Mal richtig laut sein durfte." Yomi drehte sich auf die Seite, so dass er nicht mehr in sein Kissen sprach sondern Ruka fixierte. Es stimmte, sie waren sonst noch nie alleine gewesen oder auf öffentlichen Plätzen und mussten versuchen, so leise wie möglich zu sein. Oder zumindest versuchen, dass nicht jeder mitbekam, dass sich gerade zwei Männer gegenseitig das Hirn aus der Verankerung lösten. "Dann sollten wir..." Ruka biss ihm leicht in den Nacken, arbeitete sich bis zu Yomis Ohrläppchen hoch und ließ seine Hände über den kleineren Körper neben ihm wandern. "...das ausnutzen. Wer weiß, wann wir das nächste Mal Gelegenheit dazu bekommen ungestört zu sein..." Ohne Vorwarnung riss er Yomi herum, sodass er auf dem Rücken lag, umgriff beide Handgelenke des Kleineren und drückte sie in die Matratze. Er beugte sich zu ihm herab, presste ihre Lippen aufeinander und Yomis Kopf tiefer in das Kissen. Mitgerissen von der Leidenschaft des Kusses konnte Yomi gar nicht anders, als sich wieder in dieses Spiel treiben zu lassen, zu groß war der Hunger nach mehr atemberaubenden Küssen, mehr feurigen Berührungen. "Da ist heute aber einer sehr gierig?!" völlig außer Atem löste sich Yomi von Ruka und stieß ihn weg. Er setzte sich aufrecht im Bett hin, mit dem Rücken zu Ruka, so dass er nicht in Yomis Gesicht sehen konnte, auf dem sich langsam ein dämonisches Grinsen abzeichnete. Lange hatte er darauf gewartet, das Ruder herumreißen zu können, dieses Spiel zu spielen, wie er es wollte und nicht wie Ruka es vorgab. Nicht, dass ihm Rukas Methoden nicht passten, aber er wollte ihm einmal zeigen, wie er es gerne hätte. Wie eine Katze drehte sich Yomi wieder zu Ruka, stellte sich auf alle Viere und visierte seine Beute an. Langsam und gemächlich pirschte er sich an sein perplexes Opfer, hob eine Hand und das entgegengesetzte Bein an, setzte es kurz darauf wieder ab, um mit den übrigen Gliedmaßen in diesen Rhythmus einzusteigen. Seine Schultern senkten sich bei jedem Schritt auf und ab, nur sein Kopf blieb bewegungslos, mit den Augen Ruka fixierend. Rukas Blick haftete auf den geschmeidigen, katzengleichen Bewegungen, dem sanften Auf und Ab seiner Schultern und der im Licht der Lampe samtig schimmernden Haut, in die er so gerne biss. Das alles und das dunkle Augenpaar, das gefährlich funkelte, ließ ihn vorfreudig über die Lippen lecken, bescherten ihm einige erregende Phantasien, die bald in die Tat umgesetzt würden. Yomi war wie eine verspielte Katze, die man mit einem Wollfaden locken und dann den ganzen Tag damit provozieren konnte. Yeah, Yomi war seine Katze, dachte sich Ruka. Seine kleine, verspielte, hungrige Miezekatze. Und niemand auf dieser gottverdammten sich drehenden Kugel sollte es wagen, ihm sein geliebtes Kätzchen wegzunehmen, sonst würde derjenige seinen Zorn in vollem Maße zu spüren bekommen. Wenn Ruka etwas wollte, dann bekam er es in den meisten Fällen auch. Und wenn er etwas so sehr haben wollte wie Yomi, dann würde er einen Teufel dafür tun, um es wieder herzugeben. Er hatte einen Narren an dem kleinen Wirbelwind gefressen. Einen ziemlich großen. Er war sich dessen bewusst, dass es für ihn schon lange kein Spaß mehr war, mit ihm an versteckte, dreckige Orte zu gehen, um sich dort mit ihm zu vergnügen. Es war nicht mehr nur die Begierde, die ihn dazu verleitete das zu tun. Und es erschreckte ihn, jedes mal, wenn sich dieses Bewusstsein wieder ans Tageslicht wagte und ihn auslachte, verspottete und mit dem Finger auf ihn deutete. +++ Ruka: Leben, Liebe, Leidenschaft. Die Leidenschaft in meinem Leben ist die Liebe. Die körperliche Liebe. Ja, genau SEX. Ich schlafe gern mit Menschen, einfach nur des Spaßes Willen und es ist mir dabei völlig egal, mit welchem Geschlecht, wann und wo. Für mich ist Liebe nichts mehr als Sex. Das habe ich zumindest noch vor ein paar Wochen gedacht, bis ich eines Abends eine hitzige Diskussion mit einem Betrunkenen hatte. Ich war auch betrunken, nur so mal vorweg, sonst hätte ich mich nicht darauf eingelassen. Der Besoffene hatte gerade seiner verlorenen Liebe nachgetrauert und ich saß nichts ahnend auf meinem Hocker, wollte mein Bier genießen, vielleicht eine neue Eroberung starten. Nein! nicht mit dem Kerl. Auch wenn ich nicht so aussehe, ich habe Geschmack und bin nicht so feige mich an Wehrlose ranzumachen. Jedenfalls, sitze ich da, denke an nichts Böses, dann fängt er an zu labern, Liebe sei scheiße und er wolle sich nie wieder verlieben und nur um ihn in seinem Suff zu bestätigen sagte ich: Ja Alter, du hast recht, verliebe dich nie wieder. Mach es so wie ich, einmal mit jemandem schlafen und dann verschwinden. Wow, sage ich euch. Ich habe noch nie einen Menschen derart die Kontrolle verlieren sehen. So aufgebracht und wütend. Er sagte, oder besser gesagt schrie mir ins Gesicht, was für ein billiges Wesen ich doch wäre und dass meine Einstellung so was von verkappt ist und das ich den Menschen, mit denen ich schlafe, bewusst Leid zufüge. Woraufhin ich nur sagte, dass sie wissen worauf sie sich mit mir einlassen und das es sowieso nur Spaß ist. Liebe ist kein Spaß! Liebe ist purer Ernst und man macht es nicht aus Spaß! Hat er mich angebrüllt und sein Kopf hat geglüht wie ein heißer Draht. Das ist ja auch keine Liebe, sondern nur Sex. Habe ich ihm darauf geantwortet. Folge dessen ist er völlig ausgerastet. Liebe und Sex gehören zusammen und das gehört in eine Beziehung! Und durch Leute wie mich haben alle Männer den Ruf weg, schwanzgesteuert zu sein und deswegen hat er auch seine Tussi verloren, obwohl er sie über alles geliebt hatte. Hey, mal ganz ehrlich, was kann ich dafür, dass er nicht zum Zug gekommen ist und alles an mir auslassen musste? Und wieso habe ich euch gerade das ganze Gespräch erzählt? Na, auch egal. Auf jeden Fall hat es mich nachdenklich gestimmt, dieses Ding mit dem Verletzen. Alle, die sich bisher mit mir darauf eingelassen hatten, wussten, was auf sie zukommt. Eine heiße Nacht und ein paar tolle Erinnerungen. Kein Frühstück, kein Kaffee, kein Smalltalk. Einfach nur schneller, unkomplizierter, billiger Sex. Ich kenne die Leute nicht, mit denen ich schlafe und genauso wenig kennen sich mich. Ich lerne sie meistens in irgendeinem Club kennen, zwinkere ihnen zu und schon sind sie da. Oder umgekehrt. Auf jeden Fall ist es nach dieser Nacht vorbei. Niemand ist verletzt und alle sind zufrieden. Dann ist mir Yomi eingefallen. Entgegengesetzt meinen Prinzipien schlafe ich mit ihm. Yomi ist ein Freund, ich kenne ihn, er kennt mich und trotzdem haben wir uns darauf eingelassen. Yomi wusste und weiß immer noch wie ich bin; keine Liebe, nur Sex. Ich weiß vielleicht nicht die genauen Beweggründe, warum er das macht, aber es ist toll, sich nicht immer ein neues Objekt suchen zu müssen, um ein bisschen Spaß zu haben. Ich habe nicht nur einmal mit ihm geschlafen, sondern immer wieder und er hat es befürwortet. Am Anfang war es auch für ihn nur Spaß, die pure Gier an Berührungen, dem schnellen Sex. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher ob es immer noch so ist. Ich bin nicht so unsensibel, wie immer alle von mir denken, auch ich kann zwischen den Zeilen lesen. Nur bei ihm ist es nicht so einfach. Zuerst eben diese pure Lust, doch jetzt ist es was anderes, was ich bei ihm sehe, wenn wir miteinander schlafen. Er redet nicht mit mir, er zeigt mir nicht, dass er mehr für mich empfindet und doch sehe ich in den kurzen Augenblicken, in denen er seine Maske absetzt, dass ich ihn verletzte, mit jeder Berührung tiefer verletzte. Seit dem Gespräch mit dem Betrunkenen habe ich nicht mit ihm geschlafen, habe darüber nachgedacht und mir diese ganze Situation durch den Kopf gehen lassen. Ich weiß nicht, was es war, aber es hat mir wehgetan. Ich bin am Abend nach dieser Diskussion ausgegangen und wollte mit jemandem anderen Sex haben als Yomi. Ich habe schnell mein Opfer gefunden, wir sind raus, haben uns geküsst und angefangen uns die Kleider vom Leib zu reißen. Jedes mal, wenn ich sie geküsst habe, hatte ich Yomis Gesicht vor meinem inneren Auge und habe mir vorgestellt, dass er es wäre mit dem ich gleich schlafen würde. Aber ich wollte es mir nicht eingestehen und habe es verdrängt. Wollte mir und dem Rest dieser beschissenen Welt beweisen, das ich immer noch der alte Ruka war, der Macho, der Flachleger, der Weiberheld, was auch immer. Es hat nicht geklappt. Mein schlechtes Gewissen war größer als der Druck, es mir selbst zu beweisen. Ich habe sie halbnackt und mit offenem Mund dort stehen gelassen und bin abgehauen. Ich habe, seit ich angefangen habe mit Yomi zu schlafen, mit niemandem anderen geschlafen. Man kann fast sagen, dass ich treu war. Und die Erkenntnis, warum ich das getan habe, macht mir Angst. Ich habe in Yomis Augen, als er die Maske für diesen kurzen Augenblick abgesetzt hatte, mich gesehen. Ich bin davor weggelaufen, habe den Schwanz eingezogen wie ein räudiger Hund vor einer Tracht Prügel. Ich wollte mich nicht verlieben. Ich weiß noch nicht mal, ob ich verliebt bin, ich weiß nur, dass ich Yomi nicht verletzten möchte. Ich möchte ihn beschützen und glücklich machen. Dieses Strahlen in seinen Augen ist viel schöner, als der graue Schimmer seiner Maske, das habe ich das letzte Mal schmerzhaft feststellen müssen. VERDAMMT! Meine Prinzipien gehen so was von den Bach runter! Kapitel 10: Dirty Dancing und Shakespeare In Love waren noch nie eine gute Mischung ----------------------------------------------------------------------------------- Oi.. Hallo... Hier bin ich wieder mit einer verspäteten Fortsetzung. Der Teil ist länger als die anderen. 8 Word Seiten. Gebt euch das mal! °_° Viel Spaß beim Lesen und schaut bitte über kleinere Fehler hinweg. -_- +++ Ni~ya sah sich in dem Raum um, in dem er sich gerade befand und merkte, dass sich fast nichts verändert hatte. Ein paar neue Bilder haben sich zu den älteren, vergilbten auf der schweren Eichenkommode, die mit ein paar modernen Platzdeckchen versehen war, gesellt. Und der Grusch, der früher schon so extrem systemlos im Zimmer verteilt war, hatte sich gehäuft wann immer sich die Gelegenheit geboten hatte eine japanische Frau mit unnützen Sachen zu einer Feierlichkeit damit zu überraschen, und stand nun orientierungsloser auf Plätzen, die frei zu sein schienen. Komisch, dachte er sich. Wie gut er sich diese Räumlichkeiten unbewusst eingeprägt hatte, als er noch ein und aus ging wie ein weiteres Kind dieser Familie. Das letzte Mal vor einem Jahr, schoss es ihm durch den Kopf. Vor einem Jahr hatte er Sakito das letzte Mal besucht. Es lag an ihm selbst, dass er sich von Sakito abgewandt hatte und ihn seltener und letztendlich gar nicht mehr belagerte. Als er festgestellt hatte, dass er ihm hinterher lüstete wie ein hungriger Geier einem verrottendem Stück Aas. Als er gemerkt hatte, wie sehr sein Innerstes zu schmerzen begann, als Sakito den Raum betrat und für ihn die Sonne aufging. Er wollte das nicht. Er wollte das alles nicht. Er wollte nicht leiden, jedes Mal wenn er Sakito sah und so versuchte er sich von der Quelle des Schmerzes loszulösen. Versuchte den Kontakt zu Sakito zu verringern, oder gar abzubrechen, da er gedacht hatte, je seltener er ihn sah, desto weniger würden die Qualen. Doch je seltener er einen Blick auf ihn erhaschte, in der Schule im Pausenhof oder auf der Straße, desto kostbarer wurden für ihn diese Augenblicke, in denen er am liebsten zu ihm gerannt wäre und ihn geküsst hätte. Ihm fiel auf, dass er seine Gefühle für Sakito nicht abstellen konnte, wenn er ihn nicht mehr so oft sah, nicht mehr so viel mit ihm unternahm, sich stattdessen nach seinem bloßen Anblick verzerrte wie ein Verdurstender nach einem Schluck Wasser. Es änderte gar nichts, dass er sich vor ihm abschottete, es machte alles nur noch schlimmer. Konfrontation ist die beste Verteidigung, hatte er sich gedacht und geschworen, ihm nicht mehr aus dem Weg zu gehen. Und jetzt war er hier, im Wohnzimmer der Familie Edokawa und starrte auf grinsende Urlaubsfotos vom letzten Ausflug der Familie auf Okinawa. Sakito war so schön auf ihnen, so entspannt, erholt und gebräunt. Richtig glücklich und unbeschwert. Er hätte alles dafür gegeben mit dabei gewesen sein zu dürfen, allein schon die Vorstellung von Sakito in knappen Badeshorts brachte ihn ins Schwitzen. "Huhu?! Erde an Ni~ya!!" winkte Sakito mit einer freien Hand hin und her, legte den Kopf etwas schief und musterte Ni~ya aus großen, verwirrten, braunen Augen. "Ich versuche dich schon seit einigen Minuten zu erreichen, aber anscheinend bist du so vertieft in das Hochzeitfoto meiner Eltern, dass man meinen könnte du seiest Eifersüchtig auf meinen Paps!" kicherte er als er eine große Schüssel Popcorn, die er bislang noch in seiner Hand gehalten hatte, auf den kleinen Tisch vor dem gemütlichen, roten Sofa platzierte. "Ähm... Nein! Ich habe mir eure Urlaubsfotos angeschaut, die habe ich noch nicht gekannt..." stotterte Ni~ya peinlich berührt, als ihm auffiel, dass das Foto der traditionellen Hochzeit direkt hinter dem Bild stand, auf dem Sakito abgebildet war, wie er lachte und sich seine vom Wind zerzauste Frisur bändigte. Er wirkte so glücklich auf diesem Bild, trotzdem stimmte irgendwas nicht damit. "Wann war das?" fragte er weiter nach, drehte sich von den Bildern weg und in Richtung Sakito, der gerade dabei war, alles für einen gemütlichen Videoabend vorzubereiten. Es war Hitsugis Idee gewesen und Sakito war voller Enthusiasmus darauf eingegangen. Wie immer, wenn ihm eine Idee in irgendeiner Weise gefiel. Alle drei zusammen, hatte es geheißen, wie in alten Zeiten. Viel Spaß, viel Gelächter und viel Popcorn und Chips, bedeutete es für Sakito. Für Ni~ya war das nur ein weiterer Abend, an dem er sich zurückhalten musste und versuchen würde, so wenig wie möglich zu Sakito zu schielen. "Das war letztes Jahr im August. Meine Eltern wollten diesmal eine andere Ecke auf Okinawa besichtigen, nicht immer nur Naha. War ganz interessant dort." Gab Sakito nur knapp zurück und arrangierte weiter, Gläser, Chips und Cola. Normalerweise erstattete Sakito, egal um was man ihn befragte einen ausführlichen Bericht, nach dem man sich so fühlte dabei gewesen zu sein und soeben frisch gebräunt und erholt aus dem Urlaub zurückgekommen wäre. Ni~ya fiel es wie Schuppen von den Augen. Letztes Jahr August. Klar, da hatte er angefangen sich von ihm abzuwenden. Hatte manchmal sogar so getan, als würde er ihn nicht kennen, auch wenn er gesehen hatte, wie sehr es den Jüngeren verletzte. Alles was er damals gewollt hatte war eine Antwort auf sein komisches Verhalten, die er ihm bis jetzt nicht gegeben hatte. Sein Blick wanderte wieder in Richtung des Bildes, das er bis eben noch angestarrt hatte. Es war die Traurigkeit, die Sakito damals nicht zuließ vollkommen unbeschwert und glücklich zu sein. Das breite Lächeln wirkte mit einem Mal so falsch und aufgesetzt, routiniert, damit er den dummen Fragen anderer entkam. "...später." Riss ihn Sakito erneut aus seiner Starre. Verwirrt blinzelte er die letzten Überreste des Urlaubsfotos aus seinen Gedanken und fragte mehr als nur dümmlich: "Huh?" "Ich sagte," setzte Sakito an, langsam, als ob er gerade einem Erstklässler eine mathematische Formel erklären wollte. "Hitsugi kommt ein bisschen später." Er hatte schon aufgegeben sich über Ni~ya zu wundern, der egal unter welchen Umständen nicht ansprechbar zu sein schien. Geräuschvoll ließ sich Sakito in das weiche Sofa plumpsen und begutachtete die ausgeliehenen DVDs, die Hitsugis Wunschliste entsprachen. Anspruchslose Splatter- und Metzgerfilme (Metzger- im Zusammenhang von zerstümmeln...- To), wie er gern zu sagen pflegte. "Wollen wir schon mal anfangen oder warten wir, bis Hitsugi kommt?" fragte er Ni~ya, der sich in eine Ecke des Sofas setzte, immer darauf bedacht, nicht in die Nähe von Sakito zu kommen. "Mir egal..." antwortete er wahrheitsgemäß. Er war sowieso nicht daran interessiert irgendwelche blutigen Leichenteile durch die Luft schwirren zu sehen, wenn er was Interessanteres beobachten konnte. Der eigentliche Grund wieso er hier war, war sowieso Sakito, bei dem er sich, nach dem Kuss und Hitsugis beflügelnden Worten, Hoffnung einredete. Eigentlich total schwachsinnig, und doch konnte er dieses aufkeimende Feuer nicht löschen. Seine Gedankengänge und die unangenehme Stille wurden von einem wild, in allen Farben aufleuchtendem Handy, das gerade ansetzte den Refrain von Papa Roachs ,Last Resort' zu dudeln, unterbrochen. ,Hitsugi ruft an' blinkte eine schwarze Schrift auf blau leuchtendem Display von Sakitos Handy. "Hey, was gibt's?" nahm Sakito ab. Eine Weile herrschte Stille am diesigen Ende der Leitung und Ni~ya konnte beobachten, wie Sakito gespannt zuhörte, hier und da mal die Stirn runzelte oder ungläubig die Augen verdrehte. "Sollen wir jetzt diese scheußlichen Filme wohl alleine gucken, oder was?" entgegnete er seinem unsichtbaren Gesprächspartner. "Hm... kann man nichts machen. Hoffe du findest sie bald. Mata." Enttäuscht seufzte er in den Hörer und klappte sein Handy wieder zu. "Wie's aussieht wird das heute ein Hitsugi-freier Abend - eine seiner Katzen ist abgehauen und er muss sie jetzt suchen. Und er kommt nicht ehe er seine Katze gefunden hat, falls er überhaupt kommt..." beleidigt zog Sakito eine herzzerreißende Schnute, "Und ich habe keine Lust mir diese billigen Filme anzusehen..." War das jetzt eine Anspielung darauf, dass der Abend ohne Hitsugi im Arsch sei und er getrost verschwinden konnte? Fragte sich Ni~ya. Klar, er war in letzter Zeit kein wirklich guter Freund gewesen, aber hieß es dann auch gleich, man könne mit ihm alleine keinen Spaß mehr haben? "Soll ich dann gehen?" richtete er seine betrübte Frage an Sakito. "Nein! Du bleibst schön wo du bist!" zu lange hatte er versucht einen Abend nur mit ihnen dreien zu arrangieren, jetzt wo seine Eltern weg waren, sie das ganze Haus für sich alleine hatten und Ni~ya einmal nicht auf seine kleine Schwester aufpassen musste, wie er sich sonst immer rausgeredet hatte, würde er ihn nicht einfach so davon laufen lassen. "Ich habe nur gesagt, dass ich diese billigen Filme nicht sehen will, was aber noch lange nicht heißt, dass ich gar keine Filme sehen will!" ein diabolisches Grinsen zeichnete sich auf seinen femininen Zügen ab und Ni~ya dachte, er würde die Kurve nicht mehr kratzen und hier und jetzt anfangen zu hyperventilieren. "Ich habe sicherheitshalber noch andere Filme ausgeliehen, für den Fall der Fälle, wie er jetzt eingetroffen ist!" schnell ließ er ,Ichi - the Killer' und die anderen Zerstümmelungsfilme vom Tisch verschwinden und ersetzte sie durch ,Dirty Dancing', ,Honey' und ,Save the last dance'. "WOW!" geschockt durch die jetzt bevorstehende Zeit der unerträglichen Qualen stöhnte Ni~ya laut auf. Er wusste ja, welchen Filmgeschmack sein Angebeteter hatte, aber mussten es Filme sein, die sich ausschließlich um schlechte Musik und noch schlechter inszenierte Lovestorys handelten? Bei aller Liebe, da hätte er sich jetzt lieber die grottenschlechten Metzgerfilme nach Hitsugis Wahl angesehen. "Ich glaub, es ist echt besser, wenn ich verschwinde!" "Nix da! Du wirst jetzt gefoltert und gepeinigt! Solange bis du anfängst zu weinen!!" aus dem diabolischen Grinsen wurde eine sadistische Fratze. Sakito wusste, dass sein Geschmack was Filme anbelangte, sich in keinster Weise mit dem von Hitsugi oder Ni~ya identifizierte. Und er hasste es, sich Filme alleine ansehen zu müssen und diesmal müsste Ni~ya dran glauben. "A-aber das kannst du mir nicht antun!!" wimmerte und schluchzte Ni~ya als Sakito gerade dabei war den ersten der drei Filme in den DVD-Player zu legen. Desinteressiert setzte sich Sakito wieder auf seinen Platz, verhakte seine Beine in einen Schneidersitz und grinste Ni~ya fies an. "Doch, und wie ich das kann!" Oh... Und wie durch ein Wunder lernte das hässliche unscheinbare und verdammt untalentierte Entlein, mit dem einfallsreichen Namen ,Baby', durch den großen, machohaften Tanzlehrer ,Johnny' das Tanzen und alle waren glücklich und zufrieden.... Ungläubig, mit hochgezogenen Augenbrauen, saß Ni~ya auf der rechten Seite der Couch und stützte seinen Kopf mit Hilfe der Armlehne auf seiner Hand ab. Wasn toller Film. Dachte er sich ironisch und fragte sich zum wievielten Male, warum er sich das antat. A) Weil Sakito in dazu zwang, B) weil er sich Hoffnungen machte, der andere würde doch auf ihn stehen und, wie Hitsugi schon gesagt hatte, es nur noch nicht wusste, und C) weil er sowieso die meiste Zeit dazu nutzte unauffällig zu Sakito zu schielen, der gerade eben traurig oder glücklich lächelnd in ein Taschentuch schniefte. Und der sagt von sich selbst, er sei nicht weibisch. Alles klar, und seine Oma schiss Gold. Einerseits war er froh über Hitsugis Abwesenheit, dessen Ausrede so was von Fadenscheinig war, dass ein indischer Teppichknüpfer lachend zusammengebrochen wäre, andererseits verfluchte er ihn, weil er so den Strapazen von dummen Filmen mit noch dümmeren Inhalten ausgeliefert war. Es war ihm schwer gefallen und er musste sich auf die Zunge beißen, keinen dummen Randkommentar abzulassen, jedoch ließ sich das ein oder andere verächtliche Schnauben nicht ganz unterdrücken. Der Abspann des Films ließ Sakito freudig aufseufzen und veranlasste ihn dazu aufzustehen und den nächsten einzulegen, hätte ihn nicht eine Hand, die sich um seinen Unterarm gewickelt hatte, davon abgehalten. Verdutzt sah er auf den Besitzer dieser Hand, der ihn gerade flehend und bittend von unten herauf ansah. "Bitte! Oh großer Sakito-sama, beweiset mir eure Gnade und verschonet mich! Vergebet mir all meine Sünden und Missetaten, die ich je in meinem kurzen Leben vollbracht habe!!!" winselte er theatralisch, an Sakitos Herz appellierend. "Um dir deine Sünden zu vergeben, vermag es mehr als diese drei schundhaften Werke der unbekannten Welt!" gab Sakito gespielt, aber mit halbem Ernst, zurück. "Ich bitte! Ich flehe! Ich bettle um Gnade! Lasset mich euer Diener sein, nur schüttet nicht mein karges Hirn mit diesem Dunste zu!" spielte Ni~ya weiter, sank vor dem stehenden Sakito auf die Knie und verschränkte die Hände wie zum Gebet in seine Richtung. "Diener?" Sakito schien hellhörig geworden zu sein. "Ein Diener vollbringt die von ihm verlangten Taten, er beantwortet alle Fragen, seid ihr euch dieser Dienste bewusst? Nur ein Narr ließe sich auf dieses Bündnis ein!" Wie ein Prinz schritt Sakito zu der schweren Kommode, an der Ni~ya am früheren Abend gestanden hatte, vollkommen versunken in dieses mittelalterliche Rollenspiel. "So bin ich ein törichter Narr, ein närrischer Verräter, vernarrt in euer Antlitz, in eure Anmut und Gnade! So habt erbarmen mit einem Narr und nehmet ihn als euren Leibeigenen!" schauspielerte er mit einer Hand auf seiner Brust, immer noch kniend. "Nun gut! So sei es denn! Werdet mein Diener, beantwortet mir alle Fragen, erweiset mir jeden Dienst und danket mit eurer Treue?" Erhobenen Hauptes blickte er nach unten in Ni~yas grinsendes Gesicht. "Mit meiner Treue danke ich euch, mit meinem Herz und meiner Seele! Mein Leben sei wertlos, sei es nicht für euch!" Ni~ya streckte seine Hand nach Sakito aus. "Jede Frage!" ernst schaute er wieder auf Ni~ya hinunter. "Eine Antwort möchte ich euch auf all eure Fragen geben, auf all eure Fragen möchte ich eine Antwort wissen! So stellt mir nun eure Fragen! Traget mir eure Dienste auf! Ich möchte euch dienen wie ein törichtes Kind!" Ni~ya ging vollkommen in seiner Rolle auf, was würde er dafür geben Sakito jeden Wunsch zu erfüllen, sei es nur für einen Abend und nur für dieses Schauspiel. Er wollte ihm nur einmal zeigen, was er alles für ihn tun würde, damit dieser sähe was er ihm bedeutete. "Warum hast du dich damals von mir abgewendet?" traurig und auf eine Erklärung gespannt stützte sich Sakito immer noch an der Kommode ab. Völlig aus der Fassung gerissen, starrte Ni~ya Sakito an. Es war nicht mehr das lustige Rollenspiel von gerade eben, das war wieder die Realität. Schneller als ihm lieb war, wurde er wieder zurückgeholt, mit einem Hammer erwartet. "Sakito..." stotternd ließ er sich wieder zurück in das Sofa sinken, verfluchte es sogleich, als er feststellte, dass es keine Ausweichmöglichkeit daraus gab und er immer tiefer in dessen weiche Kissen sank. "Wir haben doch schon darüber geredet..." versuchte er ihn erneut von sich zu distanzieren, mit einer billigen Notlüge abzuspeisen. "Nein, haben wir nicht!" Er hatte das Gefühl, dass es dieses mal nicht klappen würde. Verbissen steuerte Sakito Ni~yas Tabuthema an, von dem er nicht wusste, was ihn erwartete. "Wir haben nie darüber geredet. Hitsugi und ich haben darüber gerätselt. Ich hab mich gefragt, woran es liegen mag, dass du dich von uns oder besser gesagt von mir distanziert hast. Woran hat es gelegen? Sag es mir!" Jetzt war es an Sakito zu flehen. Er forderte den Grund, wollte eine Bestätigung haben, dass nicht er es war, warum sich Ni~ya immer weiter von ihm entfremdet hatte und es immer noch tat. Sie standen sich momentan gegenüber wie zwei völlig Fremde, die sich vor langer Zeit einmal gekannt haben. "Es ist viel zu kompliziert, als dass ich es erklären könnte. Du würdest es nicht verstehen..." Ni~ya rieb sich die Schläfen, fuhr mit seinen Fingern anschließend durch sein schwarzes Haar, wo sie einen Moment lang verharrten. Oh, Gott. Was hatte er sich da nur wieder eingebrockt. Nervös wippte er mit seinen Knien auf und ab. "Hältst du mich für blöd oder für engstirnig, dass du annimmst du bräuchtest es mir nicht zu erklären? Eigentlich müsstest du mich besser kennen, schließlich waren wir mal Freunde!" aufgebracht schnaufte Sakito die Luft laut aus. "Sind wir denn keine mehr?" verletzt sah ihm Ni~ya in die Augen. Waren sie das denn nicht mehr? Freunde? Wenn ihm in diesem Jahr eines klar geworden ist, dann war es, dass ihm die Freundschaft zu Sakito mehr bedeutete als dieses dumme Gefühl in seinem Bauch. "Nicht mehr so wie früher..." setzte Sakito traurig fort. "Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, haben uns alles erzählt und über Probleme geredet. MAN! Wir waren schlimmer als eine Horde Weiber!" Was er damit meinte waren der Zusammenhalt und die enge Bindung zwischen ihnen, so wie sie es meistens nur in Mädchenfreundschaften entstand. Ja, das waren sie. Man konnte sie nicht trennen, sie waren wie Drillinge, die alles miteinander teilten, den Kummer, den Schmerz, das Glück. Jeder wusste über den anderen bescheid und einer konnte fühlen, wann es dem Anderen schlecht ging. Es war schon fast unheimlich wie gut sie sich gekannt haben. Aber das alles hatte Ni~ya scheinbar zerstört. "Was war es? War es der Ruf, den ich als Tunte weghatte? Hast du dich geschämt, mit mir befreundet gewesen zu sein, weil ich als Schwuchtel beschimpft wurde, dass du dich so von mir abgeschottet hast und allen Kontakt vermeiden wolltest? Hat es dich so sehr angewidert in meiner Nähe gesehen zu werden? WAS?!" schrie Sakito völlig aus der Fassung. Seine Augen glitzerten verräterisch, gaben nur einen Bruchteil von dem Preis, wie er sich damals gefühlt hatte und es jetzt noch tat. "Hast du eigentlich eine Ahnung was für Vorwürfe ich mir gemacht habe? Ich hab mich gefragt, was ich falsch gemacht habe, was ich besser hätte machen können?! Du hast nicht den blassesten Schimmer was du mir angetan hast!" Einzelne Tränen rannen ihm jetzt triumphierend übers Gesicht. Verloren klammerte er sich an das schwere Stück Holz, an einen Zeugen der Vergangenheit und der Gegenwart. "Und jetzt hältst du mich auch noch zu dumm um dich zu verstehen..." "Sakito, nein!" sprachlos starrte er auf seinen Freund, unwissend, wie er jetzt darauf reagieren sollte. Er fasste das alles falsch auf und interpretierte zuviel hinein. Müde rieb er sich über die Augen. "Ich halte dich nicht für dumm! Ich weiß nur nicht, wie ich dir das alles erklären oder wo ich anfangen soll..." gab er kleinlaut von sich. "Fang am Besten am Anfang an." Beruhigte sich Sakito wieder, wich nicht einen Schritt von der Kommode, die ihm sicheren Halt und Beistand gab. "Okay..." Ni~ya sammelte sich oder besser gesagt seine Worte. Er wusste nicht, welche die richtigen waren, welche die falschen. Gab es überhaupt noch ein Richtig oder Falsch, für das was er sagen musste? Er holte noch einmal tief Luft und atmete laut aus, als er zu reden begann. "Es hat angefangen, als ich gemerkt hatte, dass ich mich verliebt habe. Es war keine Schwärmerei mehr, die man irgendwie noch abschalten konnte, sondern richtig krass schwer...verliebt. Ich wusste nicht, mit wem ich darüber reden sollte, ich konnte damit nicht zu dir oder zu Hitsugi, das stand außer Frage, also habe ich darüber nachgedacht. Ich wollte dieses Problem selbst auf die Reihe kriegen, so dass keiner von euch etwas mitbekommt, wollte versuchen dem Grund aus dem Weg zu gehen und habe mich dann immer weiter vor euch verschlossen. Ich hatte angenommen es würde helfen, wenn ich ihn nicht mehr so oft sehe, wenn ich nicht mehr damit konfrontiert wäre ständig über ihn nachzudenken, dachte dieses Gefühl würde mit der Zeit vergehen. Aber das hat alles nichts geholfen. Je seltener ich ihn gesehen habe, desto kostbarer wurde für mich der Augenblick, in dem ich ihn erhaschte. Und es hat genauso wehgetan, wenn nicht noch mehr. Ich hatte den Kontakt mit euch gebrochen, weil ich nicht wollte, dass ihr davon erfahrt. Es war weder irgendein bescheuertes Gerücht, noch habe ich mich vor irgendwem geekelt." Er sah Sakito verständnislos an, dass er es auch nur als Erklärung in Erwägung für sein Verhalten gezogen hatte. Betreten sah dieser zu Boden. Die Tränen, die er vorher noch aus Wut und Verzweiflung vergossen hatte, waren getrocknet und nichts weiter als ein salziger Film auf seiner Haut. "Nur weil du dich in einen Kerl verliebt hast, hast du uns ignoriert? Alles nur wegen einem Kerl? Warum bist du damit nicht zu uns gekommen, wir hätten dich verstanden! Oder wenigstens zu einem von uns? Warum bist du nicht zu mir gekommen?!" Fassungslosigkeit stand in Sakitos Gesicht geschrieben. Wegen einem Kerl so eine große Dummheit zu begehen, seine Freunde zu verlieren! Wie verzweifelt, wie bescheuert musste Ni~ya gewesen sein, anzunehmen, seine besten Freunde würden ihn nicht verstehen. Ein bitteres Lächeln umspielte Ni~yas Züge als er Sakito in die Augen sah. "Würdest du zu dem gehen, der der Auslöser für das ganze ist?" Jetzt war es raus, das wovor er sich seit der Erkenntnis gefürchtet hatte. Nun fehlte nur noch Sakitos Reaktion. Dessen Augen weiteten sich ungläubig und fragend. Er verstand nicht. Er der Auslöser für das ganze? War das eine Beschuldigung? "Wie bitte?" "Du hast mich schon verstanden. Würdest du zu demjenigen gehen, in den du verliebt bist?" wiederholte er noch einmal, mit dem selben traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht. Sakitos Herz setzte aus oder machte einen Salto, er fühlte es momentan nicht genau. Er fühlte eigentlich gar nichts, nur dass ihm heiß und kalt auf einmal wurde. Er war wie gelähmt, hatte seinen Körper, sein Hirn und alles was dazu gehörte nicht mehr unter Kontrolle. "Warum ich?" hauchte er in den nur vom Fernseher beleuchteten Raum hinein. "Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet du. Es ist einfach passiert. Dein Körper, deine Stimme, deine Art, einfach alles an dir fasziniert mich. Ich kann es nicht ändern, ich hab's probiert." Nach außen hin gespielt locker zuckte er mit den Schultern, während in seinem Inneren ein Chaos rumorte. Bitte lass es schnell vorbei sein, flehte er gen Himmel. Er hätte alles ertragen können, einen Wutausbruch, einen Freudenschrei, aber nicht diese Stille und Benommenheit. "Ich geh besser..." Langsam erhob er sich aus seinem ungemütlichem Sitzplatz und schlurfte zwischen dem Sofa und der Kommode, an der Sakito immer noch wie angewurzelt stand, vorbei Richtung Tür. "Warum... hast du es mir nicht schon vorher gesagt? Warum hast du mich erst so verletzen müssen?" kam es leise von dem Benebelten, der sich langsam aber sicher aus seiner Statuen ähnlichen Position löste. "Ich hatte Angst vor deiner Reaktion..." murmelte Ni~ya, den Kopf gesenkt, seine Füße fixierend. "Ich...hätte dich schon nicht umgebracht und werde es auch jetzt nicht tun..." lächelte Sakito nervös. "Ich weiß.." erwiderte Ni~ya angespannt. "Wieso also dann so lange?" Was war es, dass Sakito wissen wollte? Wollte er alles wissen, ihn ausbluten lassen wie ein gepeinigtes Tier? Wollte er ihn analysieren und studieren? Wozu? "Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben." Gestand er sich ein. Wieso fiel es ihm dann jetzt so schwer? Wieder siegte das Schweigen, in der keiner wusste was er sagen, wie er sich verhalten oder bewegen sollte. So eine unangenehme scheiß Stille. Ni~ya kratzte sich das letzte bisschen Mut zusammen, von dem er nie gedacht hätte sie zu besitzen. Es war sowieso schon alles vorbei, wieso sollte er nicht den Wunsch, den einzigen, den er noch hatte, äußern? "Kann ich dich um einen gefallen bitten?" Er drehte sich wieder um, sah Sakito schüchtern an. "Welchen?" kam es neugierig von Sakito. Solange er ihn nicht darum bat, seine Liebe zu erwidern, war alles machbar oder zumindest einer Überlegung wert. "Darf...darf ich dich küssen?" Traurig, so furchtbar traurig wirkte er auf Sakito, dass es ihm schwer fiel ,Nein' zu sagen. "Vergiss es, das war ein dummer Gedanke! Ich geh wirklich besser!" verlegen schüttelte Ni~ya den Kopf, war schon dabei sich umzudrehen und aus dem Raum zu eilen, als ihn ein leise gekrächztes "O-Okay." innehielten ließ. Okay? Okay?! Hieß das jetzt er dürfte ihn küssen? Ihn richtig küssen? Den ersten und wahrscheinlich letzten Kuss mit Sakito? Dem Teufel gehörte seine Seele und er den Verdammten, für diesen einen Kuss. Schritt für Schritt ging er zurück in das dunkle Zimmer, sein Augenmerk auf Sakito gerichtet, dessen Herz unwillkürlich anfing schneller zu schlagen. Er spürte sein eigenes Herz gar nicht mehr, so schnell pochte es gegen seine Rippen, als er bei Sakito ankam, eine Hand auf dessen Wange legte und sie in seinen Nacken wandern ließ. Mit der anderen umschlang er zitternd seine Taille, drückte ihn näher an sich. Zögernd legte Sakito eine Hand auf Ni~yas Arm, dessen Hand auf seiner Hüfte ruhte, die andere platzierte er auf seiner Schulter, fühlte die angespannten Muskel, die unter dem Textil des Shirts lagen. Wie oft und wie lange hatte er schon davon geträumt und jetzt wurde sein Traum war, es fehlten nur noch ein paar Zentimeter, bis sich ihre Lippen berührten, die zwei für einen kurzen Moment eins werden ließen. Vorsichtig, als wäre der andere aus Glas, liebkoste Ni~ya die köstlichen Lippen, saugte etwas mutiger geworden an ihnen. Er fuhr mit seiner Zunge sanft die Unterlippe Sakitos nach, prägte sich ein, wie sie sich anfühlte, genoss, was er sich schon tausende Male vorgestellt hatte. Ein Blitz durchzog seinen Körper als sich der Mund des anderen ein wenig öffnete, dessen Zunge ein kleines Stück vortrat, seine mit einer sanften Berührung begrüßte und sie auf ein zärtliches Spiel einlud. Millionen Sterne prasselten auf ihn nieder, benebelten seinen Geist, ließen ihn alles um ihn herum vergessen, seinen Namen, wer er war; verschmolz mit dem Anderen in dem Moment. Seine Hände, seine Beine, er konnte nichts mehr voneinander unterscheiden, alles war zu einer großen Masse mutiert und nur noch mit dem Mund konnte er fühlen. Schwer atmend lösten sie sich voneinander, keuchend in den Armen des anderen. Ni~ya wagte es nicht Sakito in die Augen zu sehen, wollte nicht preisgeben, was sich in ihnen widerspiegelte. "Danke." Hauchte er ihm zu, als er mit zitternden Gliedern den Weg ging, den er vorher schon gehen wollte, einen perplexen, mit geöffnetem Mund dastehenden Sakito zurücklassend. +++ tbc... Und Kommis. Ihr wisst ja.... ^^ Kapitel 11: von charakterlosen Häusern und gefühlstoten intermenschlichen Beziehungen ------------------------------------------------------------------------------------- Eins vorweg: Vielen lieben Dank an die lieben, motivierenden und süßen Kommentare! ^^~ Ich hab mich über jeden einzelnen gefreut. *sniff* Trotz der vielen (dezent direkten XD ) Aufforderungen etwas mehr zu Ni~ya und Sakito zu schreiben, muss ich euch erst mal mit ReitaXUruha ablenken. Muss dann wohl verantworten, dass einige von euch vor Spannung platzen. LOL Eigentlich sollte ich jetzt Mathe pauken anstatt einen neuen Teil rauszubringen.... -_-° So viel zu meiner eisernen Disziplin. Ich hätte euch viel früher mit einem wieteren Teil 'beglückt', doch leider hat mir die Schule einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht und deswegen müsst ihr euch mit diesem Teil bis Juni oder so vertrösten. u,u Strawberry Fields dauert wahrscheinlich noch länger... T_T Ich bin ein Loser, was Vorworte angeht. Nur mal so nebenbei gesagt. Viel Spaß beim Lesen! K&K ist immer gern gesehen, ne~ +++ "Nein, Ma. Ich möchte heute nicht in die Schule gehen. Meldest du mich bitte krank?" Reita spazierte in der fremden Küche auf und ab, rieb sich müde die Augen. Die Sonne schien hell durch die Fenster auf die weißen Küchenmöbel, ließ den Raum in einem grellem Licht erstrahlen, hatte den Blonden in dem Moment, als er die Küche betreten hatte, schmerzhaft geblendet. Es tat ihm sowieso schon alles weh, wieso nicht auch noch die Augen. Er war heute Morgen mehr im Sitzen als im Liegen aufgewacht mit dem Kopf schlaff auf seiner Brust hängend. Er brauchte gar nicht den Kopf bewegen, um sagen zu können, dass es eine Mörder-Genickstarre war, die er sich zugezogen hatte. Sein Rücken hatte die Form eines Fragezeichens und jede Bemühung es etwas gerade zu biegen, kostete ihn einen schmerzhaften Seufzer und die Erkenntnis, dass es vergebens war. Uruha war mit dem Kopf auf seiner Brust eingeschlafen, hatte im Schlaf einen Arm um ihn gelegt um sicherzustellen, dass Reita über Nacht nicht einfach verschwand. Umso schwieriger war für Reita daher das Aufstehen gewesen ohne Uruha zu wecken. Er wollte ihm seinen wohlverdienten Schlaf gönnen, in den er sich hineingeweint hatte. Mehrere Male hatte Reita gespürt, wie sich der Kopf auf seiner Brust gehoben und nervös nach etwas Ausschau gehalten und erst als er Reita abgetastet, somit sicher gestellt hatte, dass er noch da war, dass er nicht alleine war, war sein Kopf wieder in die alte Position gesunken, um kurze Zeit später das selbe Ritual zu wiederholen. Eigentlich wollte er gar nicht aufstehen, auch wenn diese Schlafposition die schrecklichste war, in der er sich je befunden hatte, doch einige Dinge waren wichtiger als ein klein bisschen schlechter Schlaf. Erstens hatte er seiner armen Mutter, die mittlerweile wahrscheinlich an einem Herzinfarkt gestorben sein musste, nachdem sie das Zimmer ihres Sohnes ohne ihn, dafür aber mit seinen Schulsachen vorgefunden hatte, eine lange Erklärung und eine gute Entschuldigung geschuldet und zweitens hatte sich Uruha beim letzten Mal tasten so dumm wieder hingelegt, dass sein Ellbogen auf seinen Unterleib und direkt auf die Blase drückte, die ihn letztendlich zum Aufstehen und Erleichtern gezwungen hatte. Seine Mutter hatte er schon angerufen, ihr Uruhas Situation erzählt, was dazu geführt hatte, dass ihr überaus großer Beschützerinstinkt geweckt wurde und sie auch sofort loseilen und für Uruha ein bisschen den Mutterersatz spielen wollte. Nur mit Mühe und vielen Ausreden konnte er sie davon abhalten dies wirklich zu tun. Jetzt stellte ihm sich nur noch die Aufgabe Uruhas Eltern anzurufen und sie zu bitten, ihn für einige Tage aus der Schule zu nehmen, da er es nervlich nicht überstehen würde. Er hatte nur so ein ungutes Gefühl oder auch Angst, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen. Er kannte Uruhas Eltern ja gar nicht, hatte sie noch nicht einmal gesehen, wusste noch nicht einmal grob wie sie aussahen, geschweige denn wie sie menschlich waren, Uruha blockte dieses Thema immer geschickt ab. Und dann sollte er sie um etwas bitten? Es war ja eigentlich nicht seine Aufgabe und dennoch hatte er sie zu seiner gemacht, wollte seinem Freund einen Gefallen erweisen. Doch was war, wenn er das gar nicht wollte? Vielleicht wollte Uruha seine Eltern gar nicht über seine Lage in Kenntnis setzen und erst recht nicht durch ihn, den sie höchstwahrscheinlich auch gar nicht kannten...? Ob Uruha sauer werden würde, wenn er seine Eltern jetzt anrief? Wovor hätte Uruha dann Angst, dass sie seine Situation nicht verstehen würden? Alle Eltern, auch solche wie Uruhas, die selten zu Hause waren und sich nie um ihren heranwachsenden Sohn kümmerten, ihn nicht im Kummer unterstützten, schätzten es doch, wenn sich Fremde um ihr Kind kümmerten und würden akzeptieren, dass er eine kurze Pause bräuchte. Zumindest hoffte er, betete innigst zu Gott, dass Uruhas Eltern so waren, denn sonst würde auch er, genauso wie Uruha jetzt, seinen Glauben an die Menschheit verlieren. Uruhas Eltern mussten ein Herz haben, auch wenn sie kaum bei ihm und noch so kalt waren, sie mussten Gefühle haben, sonst hätten sie doch kein Kind in die Welt gesetzt! Er redete sich gerade Mut zu. Wozu eigentlich? Meinte er Uruhas Eltern würden ihn auffressen, wenn sie erführen, dass ihr einziger Sohn heute nicht in der Schule gewesen war und auch die nächsten Tage zu Hause bleiben möchte? Das Schlimmste, was ihm passieren könnte, war, dass er sich ein Bild von ihnen machen könnte, was ihm nicht gefiel. Gott! Er führte sich gerade so auf, wie ein Teenager, der weiß, dass er gleich beim Rauchen erwischt wird und nichts dagegen tun kann. Moment Mal... Er war immer noch ein Teenager und er wurde auch schon beim Rauchen erwischt. Schlimmer als die Standpauke seiner Mutter, nachdem sie aus dem Büro des Rektors gekommen war, konnte doch so ein läppisches Telefonat gar nicht werden. Mit dem Telefon in der Hand ging er zu der Kommode an dem die Aufladestation stand und eine Korkpinnwand, auf der einige Zettel mit hastig draufgekritzelten Nummern und Namen mit bunten Nadeln befestigt waren, hing. So sauber und ordentlich, fast schon steril, wie der Rest des Hauses, ging Reita durch den Kopf. Wenn Uruhas Eltern keine Haushälterin beschäftigten, dann musste Uruha ganz schön viel Zeit investieren es so ordentlich und staubfrei zu halten. Er war in seinem Leben noch nie in seinem unpersönlichen Haus gewesen. Sogar die Schultoiletten besaßen mehr Charakter als dieses Gebäude, das, mit Ausnahme von Uruhas Zimmer, unbewohnt und verlassen wirkte. Vorsichtig, so dass er nichts durcheinander brachte, suchte er die zettelbeklebte Pinnwand ab, glitt mit seinen Fingern über jedes einzelne noch so kleine Papierstückchen auf dem Zahlen standen, das Telefon fest in der anderen Hand umklammert. Er kam sich gerade vor, wie ein Stalker, der in das Haus seines Opfers eingebrochen war und nach einer benutzen Unterhose suchte. Es schüttelte ihn leicht bei diesem kranken Gedanken. Niemals würde er das tun. Allein schon die Vorstellung, wie er mit einem irren Ausdruck im Gesicht an einer benutzten Unterhose schnüffelte, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken und ließ ihn würgen. "Das ist echt... widerlich!" murmelte er vor sich hin und ein weiteres Bild einer getragenen Unterhose mit Schmutzflecken wie er sich dabei selbst befriedigte und seinen kranken Spaß dabei hatte, ploppte vor seinem inneren Auge auf. Spätestens nach diesen Bildern entschied er sich aufs Klo zu laufen, um dem ein bisschen Charakter zu verleihen, in dem er ihm sein Innerstes offenbarte. Wenn er es denn fand, was in dem großen Haus und mit dem immer stärker werdenden Brechreiz ein verdammt schwieriges Unterfangen war. Wahllos riss er eine Tür nach der anderen auf, ein unbenutzter Raum nach dem anderen begrüßte ihn, bis er ein Badezimmer oder etwas Ähnliches im hellen Licht der Sonne erspähte. Eilig stürzte er mit einer Hand vor dem Mund auf das Klo zu, dem er auch prompt seinen kargen Mageninhalt und damit auch ein bisschen Persönlichkeit übergab. Genauso wie der Inhalt in der Kloschüssel fand er auch das ganze Haus - zum Kotzen. Am liebsten würde er Uruha, wenn dieser aufwachte, mit zu ihm nach Hause schleifen und ihn dort einquartieren. Was hielt ihn hier schon? Tolle Erinnerungen? Eine nette Familie? Geborgenheit? Liebe?!? - sicher nicht. Sein Zimmer? - Das könnte er auch bei ihm haben, auch wenn es vielleicht nicht so groß war. Als er sich über dem Waschbecken den Mund mit kaltem Wasser ausspülte, fiel ihm wieder ein, was er eigentlich machen wollte, was ihn erneut Galle aufstoßen ließ. Er hatte Angst. Er hatte Scheiß-Angst mit Uruhas Eltern zu telefonieren, sein Verdacht, sie könnten genauso kalt und unpersönlich sein wie ihr Haus, könnte sich durch das Telefonat bestätigen. Zurück an der Telefonkommode wischte sich Reita noch einmal über den Mund und suchte weiter nach einem Hinweis von Uruhas Eltern. Irgendwo musste doch eine Telefonnummer von den beiden sein, wenigstens für Notfälle... ging es ihm durch den Kopf, als er die einzelnen Zettel studiert oder zumindest flüchtig wahrgenommen hatte. Nach weiteren geschlagenen fünf Minuten fand er einen einfachen Post-It, vergraben unter vielen nutzlosen Notizzetteln mit teilweise nur kleinen Zeichnungen oder hastigem Gekritzel. "Vater und Mutter geschäftlich". So sauber und unbenutzt, wie an dem Tag, an dem er geschrieben und an die Pinnwand geheftet worden war und danach nicht mehr beachtet wurde. Nicht mal für Notfälle, dachte sich Reita zynisch. Hasste Uruha sie wirklich so sehr? Oder waren sie ihm so egal, wie er ihnen? Waren ihm Zitate und Weisheiten berühmter oder unbekannter Dichter und Philosophen oder selbst dahingeschmierte Karikaturen und Skizzen wichtiger als seine Eltern, sodass er sie unter einem Berg von Papier vergrub? Wenn er das wirklich tat, dann konnte er es ihm aufgrund der Ausdrucksstärke in diesen Räumen nicht verübeln. Kurz überlegte er ob er eher die Mutter oder den Vater oder ob er überhaupt anrufen sollte, entschied sich dann zögernd die Nummer der Mutter zu wählen, in der Hoffnung, sie sei trotzdem ein bisschen so wie andere und wenigstens etwas um ihr Kind besorgt. Nervös tippte er die Nummern in das Ziffernblatt, ging ganze Horrorszenarien in seinem Kopf durch, die durch das Freischaltungszeichen unterbrochen wurden. Leichte Panik stieg in ihm hoch, sollte er dranbleiben oder doch lieber auflegen und so tun als hätte er gar keinen Gedanken an diese Idee verschwendet? Noch war es nicht zu spät. Oh, wer war er denn?! Mann oder Memme? Wovor hatte er denn solche Angst? "Hallo Uruha," meldete sich eine fremde Frauenstimme am anderen Ende der Leitung, noch bevor sie Reita hatte zu Wort kommen lassen, fuhr sie auch schon fort. "Ich habe leider gar keine Zeit für dich. Kann es denn nicht bis Abends warten?" Verdattert starrte Reita auf die weiße Wand vor ihm. Hatte die Frau ihren Sohn gerade wirklich versetzt? War es ihr denn nicht wichtig, was ihr Kind ihr zu sagen hätte, wenn er es denn wäre, der am Telefon hing? "Äh... Entschuldigung! Ich bin nicht Uruha, sondern ein Freund von ihm..." stotterte er in das graue Plastikgehäuse. "Hör zu, wer auch immer du bist. Ich habe im Moment gar keine Zeit. Egal was Uruha angestellt hat, es kann sicher bis später warten..." gab sie gehetzt und unfreundlich zurück. Verdammte Scheiße, was war das denn?! Was wäre, wenn er ihr sagen wollte, dass ihr Sohn gerade tödlich verunglückt sei? Würde sie dann auch sagen: ,Später!'? War er ihr denn so egal, dass es sie nicht einmal interessierte, wie es ihm ging? Dumme Frage, natürlich nicht.. Was konnte er von einer Frau erwarten, die ihren Sohn auf später vertröstete, in der Hoffnung er würde gar nicht mehr anrufen? "Eigentlich wollte ich nur fragen, ob sie Uruha für ein paar Tage in der Schule entschuldigen könnten?" fing er zögerlich an und fügte noch schnell hinzu: "Ihm geht es nicht so gut, sein bester Freund ist gestern gestorben, wissen Sie..." Die Frau mit der unsympathischen Stimme am anderen Ende machte eine kurze Pause, ganz so, als würde sie überlegen, was in diesem Augenblick das Beste für ihren Sohn wäre. "Pass mal auf, Kleiner. Uruha ist kein Kind mehr, das heult, wenn es sich das Knie verschrammt hat. Er ist alt genug um zu wissen, dass die Schule wichtig ist und er dort nicht einfach so fernbleiben kann. Oder meinst du ich habe meinen Abschluss geschafft, indem ich zu Hause über Tote getrauert habe? Sag ihm, er soll sich nicht so anstellen." Hart. Unbarmherzig. Kalt. Nein, er dachte nicht, dass die gute Frau am Telefon jemals auch nur über irgendjemanden oder irgendetwas geweint hatte, dazu brauchte man Gefühle, die sie offenbar nicht besaß. Für ihren Abschluss ist sie wahrscheinlich auch noch über unzählige Leichen gestiegen. Was war das nur für ein Mensch? War das denn überhaupt ein Mensch? Kein Mensch auf dieser Welt würde sein Kind so gleichgültig behandeln. Diese Skrupellosigkeit erinnerte ihn an emotionslose Maschinen, die taten für was man sie programmierte. Doch diese Frau war noch viel schlimmer! Uruha brauchte im Moment Liebe und vor allem Verständnis und keine Mutter, die ihn an der ausgestreckten Hand verhungern ließ. Das tat diese Frau aber, eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken, als sei es irgendein dahergelaufener Straßenköter. Reita war wütend. Er verstand nicht wie eine Mutter so etwas tun konnte. Diese Gleichgültigkeit war viel schlimmer als körperliche Misshandlungen. Wieso schlug sie ihn nicht? Das wären wenigstens menschliche Regungen. Wieso hasste sie Uruha nicht? Dann konnte er wenigstens sagen, dass sie ihn hasste! So war er ihr egal, und das war das Schlimmste. "Ja, das werde ich. Es tut mir leid, dass ich sie belästigt habe!" Reita verbeugte sich, wenn er auch nicht wusste vor wem. Die Frau sah es nicht und er tat es mehr um seinen Zorn, der sich angestaut hatte ein bisschen zu zügeln. "Das hoffe ich auch!" rief sie noch schnippisch in den Hörer, ehe sie somit das Gespräch beendete. Fassungslos starrte Reita auf das graue Plastikteil in seiner Hand. Er war kurz davor zu explodieren und wenn er das nicht tat, dann etwas anderes. Was waren das für Eltern?! Was war das für eine Mutter?! Er hatte momentan das Bedürfnis etwas kurz und klein zu schlagen, eher würde er Uruha nicht wieder ansehen können ohne loszuheulen. Er musste sich abreagieren. An irgendetwas, irgendwem. Ohne jegliche Überlegung schmiss er das Telefon, was er bislang noch in der Hand gehalten hatte, mit voller Wucht an die weiße Wand, die er während des Gespräches fixiert hatte, um seine Beherrschung nicht zu verlieren. Mit einem lauten Aufprall zerschellte das Kunststoffgehäuse in tausend Teile, gab das Gummiziffernblatt frei, das zusammen mit den Plastiksplittern und dem Innenteil gen Boden segelte, bis es dort als Mitleid erregendes Überbleibsel der fortschrittlichen Technik liegen blieb. Wieder ein wenig beruhigt stand er im Türrahmen zu Uruhas Zimmer und beobachtete den Schlafenden, wie sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug leicht auf und ab senkte, die fast leblose Gestalt etwas lebendiger wirken ließ. Wie konnte so eine Frau so jemanden wie Uruha in die Welt setzten? Er war so vollkommen anders, als die Frau, die er in den wenigen Augenblicken am Telefon besser kennen gelernt hatte als er es sich jemals zu wünschen erhoffte. Sie war so skrupellos und eiskalt, für ihre eigene Karriere würde sie morden und ihr Kind, wenn sie es denn noch registrierte, verhungern lassen. Im Gegensatz dazu stand Uruha, der einstige Sonnenschein, den er kennen gelernt hatte, der nach außen hin so stark wirkte und doch so verletzlich war. Wie konnten zwei so gegensätzliche Menschen vom selben Blut sein? Wie konnte eine so emotionslose Mutter einen so liebenswerten Sohn auf die Welt bringen? Und vor allem, wieso war Uruha nicht so wie sie geworden, nach jahrelanger Abstinenz von Mutter, Vater und vor allem deren Zuneigung? War er wirklich so stark, dass er darüber hinweg gekommen war seine Eltern nie zu sehen oder zu sprechen, oder arbeitete seine Fassade so gut, dass niemand je auch nur einen Zweifel daran hegte, es sei nicht so? Nein, Uruha war nicht stark. Er war schwach, so furchtbar schwach, und mit Masas Tod kam es zum Vorschein. Uruhas einziger Lichtblick in seiner trostlosen Welt hatte ihn verlassen und zeigte allen wie schwach er wirklich war. Er war nicht verbittert oder abgestumpft, wie man erwartet hätte, er war nur so unheimlich zerbrechlich und bedürftig. Lautlos tastete die schlafende Form neben sich im Bett, als ob es etwas suchte, das kalte Laken ab und öffnete, nachdem er nichts gefunden hatte, müde die Augen. Verschlafen sah er sich im Bett um und als sich bestätigt hatte, was er befürchtete, stahl sich ein trauriger Ausdruck auf sein Gesicht. "Reita?" flüsterte Uruha fast tonlos und schwang die Decke von seinen Beinen. Er wollte schon fast aus dem Bett steigen, als ihn leise Schritte aus der Richtung seiner Tür aufsehen ließen. "Hey, ich bin hier!" begrüßte er Uruha mit einem warmen Lächeln und setzte sich zu diesem aufs Bett. "Wie geht's dir?" fragte er leise, auch wenn er die Antwort darauf wusste. Wie sollte es einem schon gehen, der gestern seinen Freund verloren und deshalb die ganze Nacht geheult hat? Wie sollte es jemandem gehen, der zwar Eltern hatte, aber kaum wusste wie sie aussahen? Gut? - Bestimmt nicht. Dementsprechend fiel seine Antwort mit einem Schulternzucken aus. Er war nicht im Stande mehr zu tun, geschweige denn zu sagen. Sein ganzer Körper schmerzte und sein Mund fühlte sich so trocken an, dass er Angst hatte, seine Zunge würde an seinem Gaumen kleben bleiben, wenn er zum Reden ansetzte. "Hast du Durst?" wieder fragte Reita leise und mit voller Besorgnis in der Stimme. Gott, wieso war er nur so nett? Dachte sich Uruha. Fast schon beschämt senkte er den Kopf und nickte ein wenig. "Warte kurz, ich hol dir was!" schnell richtete sich Reita von seinem Platz neben Uruha auf und rannte die Treppen ins Erdgeschoss runter, um kurz darauf mit einer Flasche Wasser und einer Dose O-cha wieder zu kommen. "Hier, trink was!" Reita hielt ihm die kalten Getränke entgegen, welche Uruha dankend annahm. "Wollen wir noch ein bisschen schlafen?" Reita hatte sich wieder zu ihm auf das Bett gesetzt und musterte Uruha ein wenig von der Seite. So verschlafen und mit zerzauster Frisur sah Uruha richtig süß aus. Wieder nickte der Angesprochene nur wortlos, drehte sich zu Reita und sah ihn aus verquollenen Augen schüchtern an. "Schläfst du wieder bei mir?" wollte er sich vergewissern, nicht alleine zu schlafen. "Ich hoffe, ich darf doch! Alleine in diesem riesigen Haus hätte ich nämlich tierische Angst!" grinste er Uruha an. Matt lächelnd hob Uruha die Decke ein wenig an, lud Reita somit ein darunter zu kommen. Dieser nahm die Einladung sofort an, zog seine Hose, die er sich nach dem Aufstehen automatisch angezogen hatte, in Windeseile wieder aus und legte sich in T-Shirt und Shorts neben Uruha, der ihn sogleich Willkommen heißend einen Arm um seine Brust schlang. Müde sahen sie sich gegenseitig an. Auch wenn Reita momentan nicht mehr müde war, so fühlte er sich wie gerädert - der beschissene und dazu noch kurze Schlaf und der Marathon von gestern Nacht, zerrte an ihm - und bald würde sein Körper die wohltuende Ruhe mit weit geöffneten Armen empfangen. Uruha blinzelte ihn aus kleinen Augen an, versuchte seine Müdigkeit zu vertreiben, um noch ein wenig Reitas warme Umarmung zu genießen. Auch wenn es dieser nicht wusste, seine Nähe und Wärme gaben Uruha so unendlich viel und ließen ihn für einen kurzen Augenblick Masas Tod und seine ganze traurige Existenz vergessen. Die Liebe eines anderen Menschen, wenn es in Reitas Fall auch nur oder vor allem freundschaftliche Gefühle waren, linderte seinen Schmerz und Kummer. Wenn es doch nur immer so sein könnte, dachte er sich, als seine Augen zu fielen und er für einen kurzen Moment von Schwarz umhüllt war. Schnell riss er sie wieder auf um sicher zu gehen, dass der andere noch da war. "Du sollst doch schlafen..." flüsterte ihm Reita zu und strich ihm zärtlich übers Gesicht, das er seit einiger Zeit musterte. "Versprichst du mir was?" krächzte Uruha leise, fast so als täte ihm das Sprechen weh. Er sah Reita mit einem so Mitleid erregenden Blick an, dass dieser gar nicht anders konnte als mit einem "Alles." zu nicken. "Versprich mir, dass du nicht gehst, wenn ich schlafe..." War die bescheidene Forderung an ihn, mit immer noch demselben Blick. "Versprochen!" lächelte ihn Reita warm an und küsste ihn, zur Befestigung seiner Worte, sanft auf die Stirn. Nicht im Traum hätte er daran gedacht Uruha jetzt alleine zu lassen, ihn seiner Einsamkeit aus zu setzten. Wieder fielen die Augen des etwas größeren Blonden zu und diesmal wollte er sie in diesem Zustand lassen, hätte ihn nicht ein leises Flüstern wieder davon abgehalten. "Uruha?" Hat Reita nicht gerade gesagt, er solle doch schlafen? So schnell verwarf der Andere also seine eigenen Worte. "Hmm?" kam dessen schläfrige Antwort. "Hängst du sehr an diesem Haus?" fragte Reita mehr in den Raum hinein, als er auf dem Rücken liegend an die Decke starrte, eine Hand zwischen Kopf und Kissen versteckte, mit der anderen sachte und immerwährend durch Uruhas weiches Haar fuhr. "Nein, nicht sehr. Wieso?" nuschelte er in Reitas Brust, in die er sich vor wenigen Augenblicken gekuschelt hatte und auch sofort einschlafen hätte können, die zärtlichen Berührungen Reitas genießend. "Würdest du nicht gern hier weg?" Sein Blick war immer noch auf die weiße Decke gerichtet. Vorsichtig richtete sich Uruha von seiner gemütlichen Position ein wenig auf, um Reita mit verschlafenem Blick ansehen zu können. "Was meinst du damit?" "Na... raus aus diesem Haus. Wo anders hin..." Reita hatte sich nach dem Telefonat mit der überaus freundlichen Dame, die Uruhas Mutter war, dazu entschlossen Uruha mit zu sich nach Hause zu nehmen, ihn dort einzuquartieren. Seiner Mutter hatte er von diesem Plan auch schon erzählt, die ebenso wie ihr fürsorglicher Sohn sofort Feuer und Flamme dafür war und nach dem kurzen Gespräch wahrscheinlich schon angefangen hatte das leer stehende Zimmer seines Älteren Bruders wieder auf Vordermann zu bringen. Etwas spontan, dachte er sich, wo er noch nicht einmal Uruhas Standpunkt dazu kannte. "Wohin soll ich denn gehen? Für eine eigene Wohnung bin ich noch zu jung und meine Eltern würden sie mir auch nicht zahlen." Traurig senkte Uruha seinen Kopf, fügte mit leiser Stimme, die kaum vernehmbar war, noch hinzu "... Außerdem wäre ich dann noch mehr alleine, als ich es jetzt schon bin." "Ich rede ja auch nicht von einer eigenen Wohnung... Ich rede von Freunden. Oder Verwandten." Reita drehte sich auf die Seite, als sich Uruha von seiner geplanten Schlafposition auf Reitas Brust gelöst hatte und nun neben ihm auf dem Bauch lag, sich mit den Armen auf dem Bett abstützte. "Ich habe keine Verwandten mehr und auch nicht viele Freunde, zu denen ich mal schnell ziehen kann. Ich habe auch nie einen Gedanken daran verschwendet bei Masa zu wohnen, zumal seine Eltern schon mit einem Kind überfordert waren." Uruha bohrte sich mit seinen Ellbogen tiefer in die Matratze und spielte mit seinen Fingern, als ob es im Moment nichts Interessanteres gäbe als den Verlauf seiner Fingerkuppen und Nägel. "Ich bin kein Mensch, der sich anderen gerne aufdrängt." "Dann komm doch einfach mit zu mir?!" Reita lächelte ihn an. Uruha war kein Mensch, der sich anderen aufdrängte, aber seine Mutter war es. Mehr im positiven Sinne, als im Negativen. Seine Mutter würde es Willkommen heißen, wenn sie statt einem, wieder zwei Kinder zu versorgen hätte. Seit sein älterer Bruder ausgezogen war, war seine Mutter unausgeglichen und vor allem unterfordert. "Was?" Bedröppelt sah Uruha in Reitas Gesicht, plötzlich vollkommen wach. "Na, zieh zu mir! Mein Bruder ist vor einem Jahr ausgezogen und seitdem steht sein Zimmer leer. Meine Eltern und vor allem meine Mutter würden sich freuen, wenn es wieder jemand bewohnt. Ich hab meiner Ma auch schon von dir erzählt und sie hat jetzt schon einen Narren an dir gefressen! Und du wärst nicht mehr alleine..." freudig erhob sich Reita ein bisschen, stützte sich mit seinem Arm ein wenig ab, um gleichauf mit Uruha zu sein. "Das... kann doch nicht dein Ernst sein...? Was ist mit meinen Eltern? Die werden bestimmt nicht einverstanden damit sein..." Und vor allem, was war mit ihm? War er damit einverstanden? Wie würde er sich fühlen, plötzlich in einer fremden Familie zu sein, sich wie ein Außenseiter vorzukommen? Alleine sein... daran hatte er sich gewöhnt, er kannte ja nichts anderes. Aber auf einmal eine Familie...? Noch dazu Reitas... Dessen Eltern wohl all das waren, was er sich immer gewünscht hatte. "Natürlich ist das mein Ernst! Und dass mit deinen Eltern... die werden wahrscheinlich noch nicht einmal bemerken, dass du nicht mehr da bist. Die haben sich nie um dich gekümmert, du erwartest doch wohl nicht, dass sie sich plötzlich um 180° drehen und es auf einmal doch tun?" Reita würde nicht eher klein bei geben, bis er Uruha bei sich zu Hause unter den Fittichen seiner Mutter sicher wusste. "Nein... das erwarte ich nicht..." kam es nur kleinlaut von Uruha. Die Hoffnung hatte er schon lange aufgegeben. Er war immer wieder überrascht, wenn er seine Eltern wegen finanziellen Dingen anrief und sie dann tatsächlich noch seinen Namen wussten. Bei seiner Mutter war er sich dessen sicher, von seinem Vater konnte er das allerdings nicht sagen. Insgeheim fragte er sich auch, ob sich seine Eltern überhaupt noch kannten, so oft wie sie sich sahen - nämlich gar nicht. Es interessierte ihn sehr, wie und ob solche Leute, wie es seine Eltern waren, dazu im Stande waren innermenschliche Beziehungen zu knüpfen, miteinander zu schlafen und Kinder auf die Welt zu bringen. Es interessierte ihn brennend, ob er das einzige Kind auf dieser gottverdammten Welt war, das solchen Umständen entsprang. Er hoffte es jedoch stark. Was wäre also der Unterschied, wenn er jetzt mit Reita mitgehen würde? Ob er hier alleine unter Fremden war, oder bei Fremden, die er mit der Zeit kennen lernen würde, machte doch keinen Unterschied mehr? Und Reita... was wäre dann mit Reita? Er war immer noch in ihn verliebt und der andere wusste nichts davon. Er würde ihn dann jeden Tag den ganzen Tag sehen. Vielleicht... ja, vielleicht würde dieses Gefühl in ihm dann endlich abflauen. Reita, ihn so zu haben wie er jetzt war - als Freund - so wollte er ihn auch behalten. Alles andere war unnötig und kompliziert. "A-Aber ich kann doch nicht...?" "Natürlich kannst du!!! Du musst einfach nur deine Sachen packen und mit zu mir kommen! Ganz einfach! Und am Besten sofort!" Reita setzte sich mit Schwung im Bett auf und wartete auf das Einverständnis von Uruha, um mit einer Packaktion zu beginnen. "... Deine Eltern...?" brachte dieser nur stotternd hervor, immer noch auf seinen Armen abgestützt auf dem Bauch liegend und starrte Reita perplex an. "Ich hab doch schon gesagt, dass sie sich freuen würden! Du musst nur noch ,Ja' sagen!" drängte ihn Reita weiter. Sollte er wirklich...? In seinem Inneren tobte ein Chaos. Er würde Reita am Liebsten um den Hals fallen und ihm sagen wie glücklich er doch wäre, wenn er jetzt endlich so etwas wie eine Familie hätte. Aber seine Gedanken waren von Zweifeln geplagt. Er konnte doch nicht einfach Hals über Kopf von zu Hause abhauen und bei Reita unterkommen! Reita malte sich das alles viel zu einfach aus. "Ich mach dir einen Vorschlag: Wir schlafen jetzt noch eine Runde und denken darüber nach, dann gehen wir zu mir nach Hause, du siehst es dir alles an und dann kannst du immer noch darüber entscheiden! Hört sich das besser an?" kam Reita Uruha lächelnd entgegen, als er dessen fragenden und zweifelnden Blick bemerkt hatte. Und gegen diesen Vorschlag gab es nun wirklich nichts einzuwenden, dachte er sich. "Das hört sich viel besser an!" lächelte Uruha erleichtert, dass er diese Entscheidung auf später verschieben konnte und sie nicht jetzt, in seinem Halbdelirium fällen musste, zurück. Reita ließ sich wieder in die weichen Kissen sinken und hob die Decke etwas an, damit Uruha zurück in seine alte Schlafposition rutschen konnte, was dieser auch umgehend tat. Auch wenn er Reita nur als guten Freund behalten wollte, so wollte er sich dieses warme Gefühl in seiner Magengegend, sobald er ihm so nah wie jetzt war, genießen. +++ AN: Ihr würdet mir mit 100%iger Sicherheit den Kopf abreißen, wenn das schon das Ende wäre, nicht? XD Oder wollt ihr wirklich nicht, dass es mit den zweien weitergeht? oo Kapitel 12: Das Schweigen der Lämmer hat ein Ende, die Geschichte des Sherlock Holmes auch ------------------------------------------------------------------------------------------ So... damit nicht alle so viel rumjammern hab ich mir gedacht, könnte ich euch ein kleines Schmankerl präsentieren. Nya... was heißt hier Schmankerl. N Leckerbissen ist es sicher nicht, aber vielleicht was zum Lachen (oder Kopfschütteln) für den ein oder anderen? Óò Ich kann doch nicht wirklich in der Versenkung verschwinden, nachdem ich so viele tolle, motivierende Kommis gekriegt hab? ;_; Ich liebe jeden einzelnen von euch dafür. Ich glaub für diese Geschichte hab ich in so kurzer Zeit noch nie so viele Kommis gekriegt. *stolz desu* Und das, obwohl ich den Teil mit ReiXUru schrecklich langweilig fand. Ihr seid doch wohl alle versteckte Dramatiker. -_-° Da kann ich als Kitsch-Groschen-Roman-Mensch nicht mithalten. Ou ja... Nochwas: Ruki taucht auf!!! Für diejenigen unter euch, die ihn sich gewünscht haben. Und ich glaub, das war auch sein letzter Auftritt. Sollte nur ein bisschen zur Belustigung meinereiner und Lockerung der Story dienen. Nicht, dass ich Ruki nicht mag... Er geht mir nur so am Arsch vorbei, wie irgend möglich. oO Also erwartet nicht von mir, ihn auch noch mit irgendeinem zu verkuppeln. Dasselbe gilt auch für Hitsugi. Also, das mit dem Verkuppeln. Nicht das mit dem 'Am Arsch vorbei gehen'. *Hitsugi anluv* Und nochwas: Ganz herzlich bedanke ich mich bei lA_dAiKIraI, dafür, dass sie mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. LOL Ich fühl mich echt geschmeichelt, wenn ich deine FF-Favoritliste durchgehe. Wie schön es ist fast nur Sachen von mir drin zu sehen. *arrogant und geschmeichelt desu* XD Dickes *knuff* an dieser Stelle, ja? ^^~ ♥ Also dann, viel Spaß beim Lesen und dann schön artig Kommentare schreiben. Ihr wisst, ihr sichert euch damit einen kleinen Platz in meinem Herzen! LOL Und nehmt das nicht allzu ernst. Ich hab Ruki wirklich derb ins Lächerliche gezogen. *es sich nicht verkneifen konnte* +++ Nachdenklich nahm Sakito einen tiefen Zug an der glimmenden Zigarette, die er zwischen Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand hielt. Eigentlich wollte er mit dem Rauchen ja aufhören. Nein, eigentlich hatte er gar nicht damit anfangen wollen. Wieso hatte er dann angefangen und bis jetzt noch nicht aufgehört? Diese Frage konnte er sich nicht beantworten, genauso wenig wie das innere Chaos, das in ihm brodelte, seit dem Kuss mit Ni~ya. Seit zwei Stunden nun saß er auf dem Fenstersims seines Zimmers, die Beine angewinkelt und die Arme darum geschlungen, rauchte eine Zigarette nach der anderen und zerbrach sich den Kopf über seine Gefühle. Es war schon witzig, wenn man es gewohnt war mit den Gefühlen anderer konfrontiert zu werden, aber nicht wusste, was man mit den eigenen tun sollte. Und, es war auch viel angenehmer über Probleme von anderen nachzudenken, als über seine eigenen. Ni~ya. Der Kuss. Ihre Freundschaft. Er wünschte sich so sehr jemanden zum Reden, das es wehtat. Zu Hitsugi wollte er nicht gehen, der wartete doch nur darauf ihm sagen zu können, dass alles ganz klar und er ihn Ni~ya verliebt ist. Doch so einfach war das nicht. Gut, er konnte nicht abstreiten, dass der Kuss nichts bei ihm ausgelöst hatte - aber gleich verliebt? Soweit wollte er dann doch nicht denken. Ni~ya war doch einer seiner besten Freunde. Er liebte ihn wie er Hitsugi auch liebte, wie einen Bruder. Aber einen Bruder wollte man auch nicht küssen... Wollte er ihn überhaupt noch einmal küssen, sich an die weichen Lippen schmiegen und sich für einen kurzen Moment in einem zärtlichen Kuss verlieren? Er strich sich gedankenverloren über die Lippen, ließ den Kuss noch einmal Revue passieren. Ni~ya hatte einen unvergesslichen Geschmack auf seiner Zunge hinterlassen, welcher immer noch da war, sobald er die Augen schloss. Ni~ya schmeckte herb, nach Tabak und einem Hauch von Minze und etwas anderem, etwas undefinierbarem. Er hatte so ganz anders geschmeckt, als das Mädchen, was er einmal geküsst hat. Nicht besser oder schlechter, nur anders. Er kannte Ni~ya schon sein Leben lang und musste jetzt feststellen, wie gut dieser schmeckte... Und wieso verdammt noch mal dachte er gerade darüber nach, wie Ni~ya schmeckte?!?!?! War er jetzt schon so weit von seinen eigentlichen Gedanken abgedriftet, dass er über den Geschmack von anderen Leuten nachdachte? Und wie pervers diese Gedanken waren, die sich fast so anhörten, als würde er ein Stück von den Menschen essen, um ihren Geschmack zu definieren und dann darüber nachzudenken wie er vielleicht besser schmeckte... Urgh. Nicht Ni~ya hatte so geschmeckt, sondern der Kuss. Ja genau, der Kuss. Nein. Der Kuss hatte einen anderen Geschmack. Er war so verzweifelt und traurig gewesen und hatte etwas von einem letzten Mal, von Endgültigkeit, dass es Sakito fast schmerzte daran zurückzudenken. War er wohl so für Ni~ya gewesen? Oh, wieso hatte er nur zugestimmt? Wieso hatte er Ni~ya dieses Gefühl gegeben, verloren zu haben, wenn er sich noch nicht im Klaren war, was er für ihn empfand? Und was empfand er für seinen Freund denn nun? Er wusste es nicht. Zu wem, wenn nicht zu Hitsugi, konnte er gehen, um dieses Rätsel zu lösen, eine Antwort auf seine Fragen zu finden? Uruha? Der hatte momentan genug eigene Probleme, da musste er mit seinem nicht noch zu ihm. Reita? War eines von Uruhas Problemen und wahrscheinlich gerade dabei ihm ein wenig zu helfen. Und so oft wie die zwei in der letzten Zeit zusammen waren, wagte er es nicht, in diese Zweisamkeit einzubrechen und ihnen sein Chaos kundzutun. Aoi und Kai? Sollten die sich einmal von einander lösen, so war es lediglich um Luft zu holen. Yomi oder Ruka? Waren wahrscheinlich gerade wieder auf irgendeiner Toilette oder sonstigen Orten, um sich gegenseitig an den Mandeln zu kitzeln. Ni~ya? Wie Recht er hatte, als er sagte, dass er nicht zu demjenigen gehen würde, um den es ging. Bei Gott, er hatte doch nicht wirklich so wenige Freunde mit denen er reden konnte? Ruki! Was war mit Ruki? Eigentlich hatte er noch nie viel mit ihm geredet, er konnte ihn auch nicht einschätzen, was Vertrauenswürdigkeit und Reife anging. Ruki war für ihn eher der Typ, mit dem man abends mal einen draufmacht und Spaß hat.... - aber reden? Er konnte es nicht sagen, wenn er es nicht ausprobierte. ~ "Moshimoshi." Meldete sich eine fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung, nachdem Sakito sich doch entschlossen hatte, herauszufinden was für ein Typ Mensch Ruki war. "Ruki? Sakito desu." Begrüßte er den anderen schüchtern. "Sakito?" Ruki konnte seine Verdutztheit nicht verbergen, fing sich jedoch schnell wieder. "Was gibt's?" "Hi! Ich wollt dich fragen, ob du kurz Zeit hättest?" Es war gut nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, aber sie sperrangelweit aufzureißen war in Ordnung. "Ähm... Klar! Schieß los!" Sakito konnte vernehmen, dass Ruki es sich bequem machte. Für ihn war das ein Zeichen, dass er so etwas wohl auch schon öfter durchlebt hatte. "Nicht am Telefon, das wäre noch komplizierter... Kann ich vielleicht bei dir vorbeikommen?" "Jetzt noch?" Es war kurz nach 22 Uhr. Was, dachte sich Ruki, war für Sakito so wichtig, dass er um die späte Uhrzeit noch zu ihm kommen und es nicht am Telefon besprechen wollte? Mörder vergewissern sich auch vorher, ob ihr Opfer zu Hause ist. Sakito wollte ihn doch nicht umbringen, oder etwa doch? Er hatte doch nichts angestellt, was so schlimm war, dass man ihn dafür gleich killen müsste! Noch dazu kannten sie sich nicht wirklich, sie verkehrten nur zufällig im selben Freundeskreis. Genau das war wahrscheinlich der Grund! Opfer und Mörder haben dasselbe Umfeld, doch keiner würde Verdacht schöpfen, weil sie sich nicht gekannt haben und nichts als Tatmotiv hinweisen könnte. "Ja, es sind doch Ferien. Wenn es zu spät ist, dann lieber Morgen?" "Nein, nein. Ist schon O.K.! Kannst ruhig vorbei kommen!" Lieber stellte er sich jetzt dem Kampf, anstatt Sakito den Triumph zu gönnen, ihn mitten in der Nacht, wenn dieser dachte, der andere würde schlafen, hinterrücks zu erstechen. Er wusste was jetzt auf ihn zukam und nahm seinem Mörder somit die Karten aus der Hand. Er war jetzt im Vorteil und konnte schon einmal alles dafür vorbereiten, Sakito den Überraschungseffekt zu verderben. "Das ist toll! Ich bin dann so in einer halben Stunde bei dir!" säuselte Sakito und wollte schon fast auflegen, als ihm noch etwas einfiel. "Ähm Ruki? Hast du eigentlich etwas gegen Schwule?" stotterte er mehr oder weniger rot im Gesicht ins Telefon. "Nein." Antwortete dieser gelassen. Daher weht der Wind! Er wollte ihn also zuerst vergewaltigen und dann töten! Ein Triebtäter! Es waren immer die Unscheinbarsten! Sie versteckten sich hinter einem hübschen und unschuldigen Äußeren und hinter dieser Fassade steckten dann Perverse, Mörder und Vergewaltiger. Ausgerechnet Sakito, dem man so etwas am allerwenigsten zutrauen würde. "Gut!" freute sich Sakito. "Also bis gleich!" "Ja, bis gleich!" Sein Arsch würde Jungfrau bleiben und sterben wollte er heute Nacht auch nicht. Er schwor sich, Sakito würde sein blaues Wunder erleben, wenn er hier aufkreuzte und meinte einen auf Mörder machen zu müssen. Dem würde er was zeigen! ~ Wow! Er hätte nicht gedacht, dass es so einfach ginge und das Ruki trotz der späten Stunde Zeit für ihn opferte. Er hätte schon viel früher an Ruki denken sollen, anstatt immer nur zum doofen Hitsugi zu rennen und sich dem sein sarkastisches Gegacker und seine zweideutigen Bemerkungen anzuhören. Es fühlte sich so toll an, jemanden gefunden zu haben, der unparteiisch war, den man um Rat fragen konnte. Vielleicht war Ruki ja doch schon so erwachsen und konnte ihm aus diesem Wirrwarr heraushelfen. ~ So, gleich würde er kommen, dachte sich Ruki, bereit auf alles, was wirklich kommen sollte. Das Klopfen an der Haustür riss ihn aus seinen Gedanken und bevor er dem antwortete, spurtete er noch einmal zurück in die Küche um sich ein kleines Messer zu holen. Er durfte ihn nicht herein bitten, die Möglichkeit einer Flucht, sollte Sakito, falls es zu einem Kampf käme, stärker sein als er, wäre in geschlossenen Räumen viel geringer. Er wäre nicht so dumm, sich in eine Falle locken zu lassen, wie die dummen Leute im Fernsehen. Vorsichtig öffnete er die Eingangstür und spähte zuerst durch einen Spalt, musterte Sakito von oben nach unten, um sicher zu gehen, dass er keine sichtbaren Waffen bei sich trug und riss sie dann komplett auf. "Hi!" begrüßte er ihn, sah unauffällig nach Rechts und nach Links, ob dort nicht doch etwas versteckt war. "Hi!" kam es lächelnd von Sakito zurück. "Wollen wir spazieren gehen? Die Nacht ist warm..." bot Ruki an. Sollte es tatsächlich zu einem Gefecht kommen und er nicht fliehen können, dann hätte er wenigstens das Messer bei sich, als Sicherheit. Und außerdem gäbe es dann keine blutige Sauerei, wenn Sakito ihn überfallen und er ihn mit dem Messer überraschen würde. "Gerne!" Sakito war erleichtert, dass er Ruki anders eingeschätzt hatte, als dieser sich gerade gab. Wenn er schon auf Spaziergänge in der Nacht stand, dann konnte das nur heißen, dass er romantisch war und romantische Menschen hatten immer Verständnis und ein offenes Ohr für Probleme anderer. "Wo wollen wir hingehen?" Nicht in den Park!, schoss es Ruki durch den Kopf. Dort waren nachts nur zwielichtige Gestalten und keiner von denen würde ihm helfen, wenn er schreiend und um sich tretend am Boden läge. Am Besten im Wohngebiet bleiben, in der Nähe von Familienhäusern, wo jederzeit jemand bereit wäre zu seiner Rettung zu eilen oder wenigstens die Polizei zu verständigen. "Nur so ein bisschen in der Gegend rumlaufen." Und aufpassen, dass sie in keine Gasse gerieten. Stumm liefen sie die ersten Schritte nebeneinander her, Sakito wusste nicht, wie er anfangen sollte und Ruki war immer darauf bedacht jede von Sakitos Bewegungen zu verfolgen. "Wieso hast du mich gefragt, ob ich was gegen Schwule hätte?" Er musste die Gefahr, vergewaltigt zu werden, einschätzen können. "Hä?... Oh! Äh... Naja, wenn du etwas gegen Schwule hättest, dann könnte ich nicht mit dir darüber reden..." verlegen ließ Sakito seine Hände weiter in seinen Hosentaschen versinken, die er rein bequemlichkeithalber dort hineingesteckt hatte. "Bist du etwa schwul?" fragte Ruki, nicht weil es ihn interessierte. "Das... weiß ich nicht. Um ehrlich zu sein, weiß ich im Moment gar nichts. Und ich hätte gehofft du könntest mir da weiterhelfen..." Ruki machte sich auf einen Angriff bereit, das Messer fest in seiner Hand umklammert. Sakito wies das Verhaltensmuster eines Überraschungstäters auf, der dann auf sein Opfer losging, wenn dieses es am allerwenigsten erwartete. Zuerst kam immer unschuldiges Herumgedruckse... Aber nicht mit ihm, er war für alles gewappnet. "Und wie hast du dir das vorgestellt? Mit rummachen oder wie?" lachte Ruki. Jetzt kam es auf Sakitos Reaktion an. Wenn er sich jetzt auf ihn stürzen sollte, dann würde er ihm das Messer in den Bauch rammen und weglaufen. Er hätte aus Notwehr gehandelt. Aber dann würde ihn die Polizei fragen, warum er wissentlich ein Küchenmesser mit sich herumtrug und er konnte schlecht antworten, er wusste, dass man ihn umbringen wollte. Er hätte fahrlässig gehandelt. Und dann hätten sie noch seine Fingerabdrücke, mehr bräuchten sie nicht um ihn zu stellen. Mist! Daran hatte er nicht gedacht! Sakito begriff es zuerst nicht. Was meinte er denn damit? "Nein! Um Gottes Willen! So war das nicht gemeint!" schaltete er dann doch noch schnell genug. "Ich dachte, du könntest mir etwas zuhören und mir dann deine Meinung zu dem Ganzen sagen!" "Huh?" Das war jetzt nicht die Reaktion, mit der er gerechnet hatte. Aber das war bestimmt nur Taktik, er wollte sein Opfer aus dem Konzept bringen und erst dann loslegen, wenn er es wirklich am allerwenigsten erwartete. "Ich meine, ist es okay für dich, wenn ich dir das jetzt erzähle?" Sakito sah ihn aus großen Rehaugen flehend an. "Ich wollte mit jemandem darüber reden der unparteiisch ist und außer dir ist mir niemand eingefallen... Aber wenn ich dich damit belasten sollte, dann kann ich auch wieder verschwinden!" log Sakito. Ruki war nur seine letzte Alternative gewesen, nicht an ein von Problemen oder was anderem übersätes Wesen zu geraten. Von Ruki wusste er nur, dass er, wenn er nicht mit Freunden unterwegs war, was selten vorkam, Filme oder Serien guckte. Ja klar, damit du mir von hinten in den Rücken fallen kannst, wenn ich mich umdrehe? "Nein! Ich hör mir dein Problem gerne an!" sagte er ungefähr so wahrheitsgemäß wie Sakito. "Wirklich?" wollte sich Sakito noch einmal vergewissern. "Ja, ehrlich!" "Okay..." Sakito sammelte seine Worte bevor er zögerlich anfing. "Also, die Sache ist die: Ni~ya hat sich in mich verliebt. Er hat es mir neulich gestanden und mich gefragt, ob er mich küssen dürfte, so als einmaliges Ding, damit er damit abschließen könne, oder so was. Und ich hab eingewilligt. Und seit diesem Kuss, weiß ich nicht mehr was ich denken soll. Ich meine, Ni~ya ist einer meiner besten Freunde und ich liebe ihn wie einen Bruder, aber seit dem Kuss bin ich mir da nicht mehr so sicher, ob es nur das ist oder ob es für mehr reichen könnte. Und ich will ihm keine Hoffnungen machen, solange ich mir nicht sicher bin, was ich fühle. Verstehst du was ich meine?" ,Ich verstehe sehr wohl worauf du hinaus willst! Du willst, dass ich über dein Problem nachdenke und überfällst mich dann, während ich abgelenkt bin, du nutzt den Moment meiner Unachtsamkeit aus und tötest mich! Nicht mit mir!' "Willst du mich töten?!" warf Ruki völlig zusammenhangslos in die Runde. "WAS?!" Sakito drehte sich abrupt zu Ruki. So perplex reagierte ein Täter, wenn er durchschaut wird. Schoss es dem Kleineren wieder durch den Kopf. "Gib es zu, du willst mich töten! Weshalb sonst kommst du spät nachts zu mir und erzählst mir so was?" Die Fronten mussten geklärt werden, ansonsten würde Ruki noch durchdrehen. "Bist du verrückt?!" stellte er mehr als Tatsache fest, denn als Frage. "Wieso sollte ich dich töten wollen?" "Weiß ich doch nicht! Mörder suchen sich ihr Opfer immer wahllos aus!" Rukis Augen verengten sich gefährlich und er holte das Messer hervor, um Sakito zu zeigen, dass er nicht wehrlos war. "Ich bin doch kein... Mörder... Wie kommst du auf so eine absurde Idee?" Langsam bekam Sakito Angst. Er hatte ja aufgrund Rukis Äußerem geahnt, dass er komisch war, aber gleich übergeschnappt... Er hätte doch zu Hitsugi gehen sollen... "Du weißt alle Merkmale eines Mörders auf und jetzt redest du dich auch noch raus!" "Ich will dich doch nicht töten!" Allmählich wurde es Sakito zu bunt. Was für Merkmale denn?!?! Und was sollte bitteschön dieses Messer?! Wollte Ruki ihn verarschen?! "Jetzt streitest du es auch noch ab! HAH! Du bist echt leicht zu durchschauen!" Ruki grinste ihn höhnisch an. So leicht wäre er nicht vom Fenster zu kriegen. Sakito ging indes ein Licht auf. "Ruki, kann ich dich was fragen, jetzt wo du mich entlarvt hast?" "Was?" Ruki hatte keine Angst mehr, nun da die Rollen getauscht waren. Er war nicht mehr das Opfer, sondern Sakito. "Siehst du gerne Krimis oder Thriller?" fragte er ruhig. "Ja. Wieso?" Ein Puzzlestück ergab das nächste. Er konnte nach einem gruseligen Horror auch nicht einschlafen, weil er befürchtete, irgendwas würde sich irgendwo verstecken. "Hast du in letzter Zeit viel ferngesehen?" Das würde Rukis Paranoia ungemein erklären. "Ja, hab ich. Was hat es damit zu tun, dass du mich töten willst?" "Das hat insofern damit etwas zu tun, dass ich es gar nicht vorhabe. Und du bist weder Quincy, noch Columbo oder ein FBI-Agent auf der Suche nach einem Serienkiller. Und jetzt gib mir das Messer!" erklärte Sakito, eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere erwartend in Rukis Richtung, mit Gelassenheit und mütterlicher Autorität, dass es Ruki schwer fiel an dessen Worten zu zweifeln. "Du willst mich nicht töten?" fragte er nur verwundert, den Griff um das Messer etwas gelockert. "Nein. Wenn ich dich töten hätte wollen, hätte ich das gemacht, ohne dich vorher anzurufen und mich anzukündigen. Außerdem bin ich vollkommen unbewaffnet und unvorbereitet, wie sollte ich dich da töten?" Solange er ein wenig mitspielte, konnte ihm ja nichts passieren. Von Rollenspielen hatte er langsam aber sicher die Schnauze voll. "Und jetzt gib mir bitte das Messer, bevor du noch jemanden verletzt." Forderte er mit leicht entnervtem Blick. "Echt nicht?" kam es ungläubig von Ruki, dass Messer in Sakitos Richtung haltend. "Echt nicht." Bestätigte er ihm noch einmal. "Messer!" Er machte eine unmissverständliche Handbewegung, die eine Ablehnung nicht duldete. Freiwillig ließ sich Ruki das Messer aus der Hand nehmen, so überzeugend wie Sakito geklungen hatte. "Und ich habe echt geglaubt... - HEY! Meine Mutter dreht durch, wenn sie rauskriegt, dass eines ihrer teuren Küchenmesser fehlt!" beklagte sich der Blonde, als Sakito das Messer, sobald er es aus Rukis Händen befreit hatte, in einem hohen Bogen über die Büsche und Bäume in den nächsten Vorgarten warf. "Daran hättest du vorher denken sollen. Die" dabei deutete er in Richtung des Hauses, zu dem der Garten gehörte, "werden sich morgen auf jeden Fall freuen, wenn sie ein teueres Messer finden!" "Aber meine Mum killt mich!" jammerte Ruki dem Messer hinterher. "Dann kannst du ja davon ausgehen, dass es keine Überraschungstat sein wird!" scherzte Sakito, nun vollkommen erleichtert oder besser gesagt entnervt. "Und jetzt bring ich dich nach Hause, damit deine Mutter morgen ihr Opfer hat!" ~~ "Hallo?" antwortete eine verschlafene Stimme. "Hitsugi, ich muss mit dir reden!" Sakito hatte gleich nachdem er Ruki zu Hause abgeliefert hatte, Hitsugis Nummer gewählt. Nach dem Reinfall mit Ruki, war er noch kein Stück weiter, was seine Gefühle betraf und deswegen auch geladen wie eine Duracell-Batterie auf einer Starkstromleitung. Und wenn er nicht bald mit jemandem reden konnte, würde er explodieren. "Aber ich schlaf schon..." murmelte dieser mehr ins Telefon. "Das ist mir egal. Ich komme gleich vorbei!" beendete Sakito unwirsch das Telefonat. Wenn er schon einmal unterwegs war, dann konnte er auch noch bei Hitsugi vorbei schauen und ihn ein wenig auf Trab halten. +++ Oi. Cliffhanger? LOL Kapitel 13: Beste Freunde sind bescheuerter als Brüder und die will man nicht küssen ------------------------------------------------------------------------------------ „Hey…“ Sakito ging einfach an Hitsugi, der ihm die Tür offen hielt, vorbei auf dem Weg in dessen Zimmer. „Ich wünsche dir auch einen schönen Abend, Sakito. Komm doch einfach rein! Nein, es ist völlig in Ordnung, dass du mich mitten in der Nacht aus dem Bett klingelst und dann hier einfach so aufkreuzt. Es ist echt okay, du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen! Und fühl dich ruhig wie zu Hause!“, sprach Hitsugi sarkastisch zu einer imaginären Person vor der Haustür, in die Richtung, in der Sakito gestanden war, und verbeugte sich abermals. „Jetzt hab dich nicht so… Es sind schließlich Ferien und sonst gehst du auch nicht so früh ins Bett.“ Sakito stand mit verschränkten Armen vor der Treppe und wartete darauf, dass sich Hitsugi beruhigte. „Was ist los, dass du so spät noch herkommst?“, fragte Hitsugi, als sie es sich in seinem Zimmer bequem gemacht hatten. „Ni~ya hat es dir bestimmt schon erzählt.“ Sakito ließ sich rücklings auf das Bett fallen, mit einem Arm über dem Gesicht, während Hitsugi vor ihm im Schneidersitz auf dem Boden saß. „Was soll mir Ni~ya erzählt haben?“ Hitsugi fuhr sich mit einer Hand den letzten Rest Schlaf, aus dem ihn Sakito vor einigen Augenblicken geholt hatte, aus den Augen und gähnte einmal Herzhaft. „Na, was passiert ist…“, gab Sakito daraufhin vage als Antwort. „Wann ist was passiert?“ Langsam aber sicher verlor Hitsugi seine Geduld. Woher sollte er wissen, was passiert ist? Mit ihm redete ja keiner mehr. Weder Sakito noch Ni~ya hatten seit letzter Woche mit ihm geredet, ihm kam es fast so vor, als wären sie sauer auf ihn gewesen, weil er den Filme-Abend mit ihnen sausen hatte lassen. Seit einer Woche verhielten sich beide total komisch, gingen sich und auch ihm aus dem Weg. Natürlich würde er gerne wissen, was an dem Abend vorgefallen war, das beide so aus der Bahn warf. Aber ein guter Freund, wie er es war, fragte nicht nach, sondern wartete bis sie zu ihm kamen. Er grinste bei diesem Gedanken. Ja, er war ein echt guter Freund… „Ni~ya hat dir nicht erzählt, was an dem Video-Abend passiert ist?“ Sakito richtete sich im Bett auf, stützte sich auf seinen Ellbogen ab und sah zu Hitsugi runter. Er hätte von Ni~ya erwartet, dass er zuerst zu Hitsugi rannte und ihm alles brühwarm erzählte, sich bei ihm die Seele aus dem Leib heulte. Naja, vielleicht nicht gerade heulte, aber mit ihm darüber redete, so dicke wie die zwei miteinander waren. „Nein, er ist mir seitdem aus dem Weg gegangen. Was ist denn passiert?“ Hitsugi wurde neugierig. Sakito kam mitten in der Nacht zu ihm nach Hause, musste mit ihm reden und es handelte sich um den Abend, an dem er nicht anwesend war. Das war interessant. „Also…“ Sakito setzte sich im Bett aufrecht hin, verknotete seine Beine ineinander, bis er in einem Schneidersitz Hitsugi gegenüber saß. „Wir…“ Hitsugi würde sich ins Fäustchen lachen, wenn er es ihm jetzt sagen würde, was ihm Ni~ya noch nicht gesagt hatte. Er kannte Hitsugi genau und er konnte sehen, wie seine Reaktion ausfallen würde; er würde in die Hände klatschen und laut „Ich hab’s doch gewusst!“ schreien. Er wollte ihm diese Genugtuung nicht wirklich geben, aber er musste mit jemandem darüber reden und Hitsugi war nun mal sein bester Freund und Vertrauter, auch wenn dieser jemand schadenfroh und besserwisserisch war, wie kaum ein anderer. „…haben uns geküsst…“, beendete er das Geständnis leise, den Kopf zur Seite gedreht, damit er Hitsugi nicht in die Augen sehen konnte und mit einem leichten Rotschimmer um die Nase. „O~kay…“, sagte Hitsugi gedehnt. Sakito und Ni~ya hatten sich also geküsst, vor einer Woche, an dem Abend, als er sich herausgeredet hatte. Seine Ausrede hatte eigentlich nur diesem Zweck gedient und der wurde auch erfüllt. Aber wieso erfuhr er erst jetzt davon?!? Seine zwei besten Freunde, die er zueinander führen wollte, machten hinter seinem Rücken miteinander rum und er erfuhr erst jetzt davon?! Eine ganze Woche war vergangen und weder Ni~ya noch Sakito konnten ihre kleinen Ärsche zu ihm bewegen und ihm davon erzählen?! Er war doch auch nur ein Mensch und Menschen wollten mit Tratsch bei Laune gehalten werden! „Wie ist es dazu gekommen?“, fragte er nur gespielt beiläufig. Nein… es war völlig in Ordnung, wenn ihm sein bester Freund erst 1, 2, 3…7! Tage später erzählte, was passiert war. Das war so, als würde man Inselbewohner erst sieben Tage nach Ausbruch des Vulkans evakuieren. Vielleicht nicht so extrem, aber immerhin ein Vergleich. Er war ganz schön beleidigt, auch wenn er wusste, wieso Sakito nicht noch am selben Abend zu ihm geeilt war und ihm alles brühwarm erzählte. Er konnte es wirklich verstehen, aber trotzdem war er beleidigt! Als bester Freund hatte man Privilegien und der beste Tratsch gehörte nun einmal dazu! Scheiße Mann!! Er führte sich gerade so auf wie ein kleines Mädchen, das an Weihnachten die falsche Barbie bekam. „Kurzfassung oder ausführlich?“ Sakito hatte nicht wirklich Lust, den vergangen Samstag noch einmal im Kopf durchzugehen, sonst müsste er noch einmal über den Kuss nachdenken und über das, was Ni~ya gesagt hatte. Erst mit Hitsugi reden; dann nachdenken. „Wie gesagt; es sind Ferien. Ich hab Zeit. Erzähl mir alles!“ Jetzt musste er hier auch noch darum betteln alle Einzelheiten zu hören… Und das nannte sich beste Freunde? Toller Freund, Sakito. Seit wann musste man ihm alles aus der Nase ziehen, er war doch sonst nicht so geizig mit Worten… „Also gut, dann fang ich mal an. Letzten Samstag, das war so: Ni~ya ist um kurz vor sechs gekommen und…“ Sakito lag wieder auf dem Bett, einen Arm unter dem Kopf, der andere lag quer über seinem Gesicht. Er verzog ab und an mal sein Gesicht, machte eine kurze Pause, wenn er schnell die Reihenfolge der Geschehnisse ordnete, was eigentlich völlig sinnlos war, wie er sich auch eingestand, weil ihm noch alles detailliert im Kopf herumschwirrte, so als wäre es gerade eben passiert. „…Dann hat er mich gefragt ob er mich küssen dürfe und er hat so traurig ausgesehen, da konnte ich nicht nein sagen. Nach dem Kuss hat er ganz leise „Danke.“ geflüstert und ist einfach gegangen. Und seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört.“ Sakito fühlte sich beschissen. Am liebsten wollte er heulen. Er mochte Ni~ya und es setzte ihm immens zu, dass der Andere so tat wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Okay, er konnte nicht von Ni~ya erwarten, so zu reagieren als wäre nie etwas vorgefallen, aber wenigstens auf seine Anrufe hätte er antworten können. Aber dann hätte er nicht gewusst was er sagen sollte, über das Wetter hätten sie sicher nicht reden brauchen, deswegen war es letzten Endes besser, dass er die Anrufe nicht entgegen genommen hatte. Vielleicht war es auch besser, dass ihm Ni~ya ein wenig aus dem Weg ging, so hatte er ein bisschen Zeit über das nachzudenken, was letzte Woche passiert war. „Diesmal war es aber ein richtiger Kuss?“, war Hitsugis toller Beitrag. Mit dem Kopf über Sakito gebeugt musterte er dessen Gesicht und grinste dabei schelmisch. „Ist das alles was dich interessiert, du alter Perversling?! Ich versuche hier mein inneres Chaos etwas zu ordnen und du fragst mich ernsthaft ob es diesmal ein richtiger Kuss war?!?“ Sakito wurde langsam wütend. Hitsugi hatte ihn definitiv am falschen Ende erwischt und wenn er versuchen sollte ihn mit nervtötendem Geschwafel von wegen ‚echter Kuss’ zu ärgern, dann war der Zug bald abgefahren und Sakito müsste sich jemanden anderes zum Reden suchen, wenn er denn noch eimal die Kraft dazu fand. „Und ich versuche dir dabei zu helfen… Ist das denn so schlimm?... Also was war’n das jetzt für’n Kuss?“ Hitsugi grinste immer noch breit. Dem sollte er glauben, dass er helfen wollte? Wenn er ihm dann damit auf den Sack gehen sollte, würde er ihm eine reinhauen. Er war heute nicht mehr geduldig. Seine Geduld hatte er mit Ruki schon verloren. „Warum ist das so wichtig?“ Irgendwie traute er Hitsugi heute nicht ganz über den Weg. Wahrscheinlich hatte sich Rukis Paranoia auf ihn übertragen. „Na, war es nur ein freundschaftlicher, unschuldiger Kuss oder einer mit Zunge, ein heißer und leidenschaftlicher?“ Hitsugi wollte es wissen. Dann könnte er ihm sagen, was sich vielleicht in Sakitos Kopf momentan abspielte und ihn auch ein bisschen ärgern. Wenn man denn sonst keinen Spaß hatte… „Das letztere…“, gab Sakito nur beschämt von sich und sofort färbten sich seine Wangen in einen gesunden Rot-Ton. „Und… wie war er?“, fragte Hitsugi in einem neckenden Ton. „Was soll das?! Ich dachte du willst mir helfen!!!“ Sakito verlor jetzt endgültig das letzte bisschen seiner kaum noch vorhanden Geduld. Er setzte sich im Bett auf und sah Hitsugi mit einem verächtlichen Blick an. „Oh, das will ich und das tu ich. Du musst mir nur ein bisschen entgegenkommen.“ Hitsugi saß in einer Psychotherapeuten-Pose vor ihm auf seinem Bett und blickte Sakito aus unschuldigen Augen an. „Ach und das tust du, indem du mich fragst wie der Kuss war?“ Sakito war kurz vorm Durchdrehen. Dass sich Hitsugi auch nicht einmal auf den Ernst der Sache konzentrieren konnte! „Ganz genau. Wenn ich weiß, was du bei dem Kuss gefühlt und gedacht hast, dann wird dir bestimmt einiges klarer…“ Es fehlten nur noch die Brille und der Notizblock, dachte sich Sakito. Wieso fing er nicht an, alles über seine Kindheit zu analysieren. Ja genau, er war jetzt bestimmt so ratlos, weil irgendetwas in seiner Kindheit nicht gestimmt hatte. Wahrscheinlich saß das Trauma über den Verlust seines Meerschweinchens Bruno so tief in seiner Seele, dass er fortan keine anderen Beziehungen auf sozialer Ebene knüpfen konnte. Er hatte doch noch nicht mal ein Meerschwein gehabt! „Hat dir der Kuss denn wenigstens gefallen?“, hakte Hitsugi weiter nach. „Ja…“ Sakito vergrub sein Gesicht in den Händen. Ja, der Kuss hatte ihm gefallen. Mehr als das, genau deswegen war er doch so durcheinander. „Und… würdest du ihn gern noch mal küssen?“ „Ja…“, kam es von Sakito geflüstert. Und wie gern er ihn noch einmal küssen wollte. Das wollte er schon nach dem ersten Mal, als Ni~ya ohnmächtig war. Er würde am liebsten den ganzen Tag nichts Anderes machen, aber das ging nicht. Ni~ya war nur ein Freund. „Was hast du gefühlt, während ihr euch geküsst habt?“ Hitsugi der Analytiker. Dass er nicht lachte. Was hatte er denn gefühlt, als Ni~ya ihn geküsst hatte? Es war ein unbeschreibliches Gefühl gewesen… er war sich so schwach und gleichzeitig beschützt vorgekommen, es war ein wunderschönes Gefühl gewesen…Und danach hatten seine Knie die Konsistenz von Pudding angenommen. „Ich weiß nicht… Aber es war ein schönes Gefühl. Ich hab mich sicher gefühlt und nicht mehr allein…“ Sakito war ganz versunken in seinen Gedanken, genoss noch einmal den Kuss. Seinen ersten richtigen Kuss. „Was gibt es da denn noch zu überlegen? Ihr habt euch geküsst, es hat dir gefallen und du willst ihn öfter küssen, dann ist doch alles klar: du bist in ihn verliebt! Du musst es ihm nur noch sagen!!“ Für Hitsugi war von vornherein schon alles klar gewesen. Er kannte seine Freunde und wenn etwas nicht mit ihm stimmte, merkte er das sofort. Nur, dass es so lange dauerte, bis es auch Sakito endlich merkte, hätte er nicht erwartet. „So einfach ist es nicht. Ich…natürlich liebe ich Ni~ya!... Als Freund und wie einen Bruder und dieser Kuss hat da einfach nicht reingepasst… verstehst du?“ Sakito sah Hitsugi mit großen fragenden Augen an. Hitsugi seufzte einmal ganz tief. Sakito würde die Liebe noch nicht einmal erkennen wenn sie ihn in den Arsch beißen würde. Freund, Bruder… Das war doch alles Bullshit! Klar passte der Kuss da nicht rein! Wer wollte denn schon seinen Bruder küssen? „Und was bin ich für dich?“ Sakito sah Hitsugi verwundert an. Was sollte denn diese Leier? „Naja.. Du bist mein bester Freund und auch wie ein Bruder. Ihr beide habt den gleichen Platz in meinem Herzen." „Willst du mich dann also auch küssen?“, fragte Hitsugi trocken. Er wusste was kommen würde. „Bist du verrückt?!? Wieso sollte ich dich küssen wollen?“ Sakito glaubte sich verhört zu haben. Hatte Hitsugi nicht mehr alle Tassen im Schrank? Sie wussten beide genau, dass er an so etwas auch nicht im Entferntesten dachte. „Bei Ni~ya willst du es doch auch. Und da wir beide gleich gestellt sind, hab ich mir gedacht, ein bisschen Inzest könnte nicht schaden…“ Er grinste frech. Sakito war manchmal wirklich wie ein kleines Kind, dem man alles von Grund auf erklären musste, wie das mit den Bienen und Blumen. Der Junge war ein verdammtes Genie wenn es um Schule oder die Probleme seiner Freunde ging, aber kaum stand er im Mittelpunkt, war in seinem Hirn tote Hose. „Nein! Bei Ni~ya ist es was Anderes… Ja… vielleicht fühle ich mich ein bisschen hingezogen zu ihm… und ehrlich gesagt, ist auch das, was mir am meisten Angst macht… ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll…“ Sakito fuhr sich mit den Händen durch die Haare, vergrub sie darin, verhakte seine Finger in ein paar Strähnen und zog fest an ihnen. Seine Kopfhaut gab nicht nach, was ihm ein klein wenig Sicherheit gab. Ein kleines Stöhnen entfuhr ihm, als er noch schnell hinzufügte: „Gott! Vor einer Woche habe ich noch nicht mal im Traum daran gedacht, was mit Jungs zu haben!“ „Und jetzt tust du es?“ Hitsugi hatte Mitleid mit seinem besten Freund. Er konnte es zwar nicht nachvollziehen, wie er sich gerade fühlte, aber verdammt gut vorstellen. Es war für ihn bestimmt nicht leicht mit der ersten Liebe und dann auch noch mit der Zuneigung zu einem anderen männlichen Wesen konfrontiert zu werden. „Ich weiß es nicht! Ich weiß gar nichts mehr!! Vielleicht bin ich verliebt, vielleicht ist es aber auch bloß die Verwirrung… Ich kann dir nicht sagen, woran es gelegen hat, dass meine Knie nach dem Kuss gezittert haben oder weshalb ich mir immer und immer wieder einen Kuss mit ihm vorstelle… Und ich weiß nicht ob diese Gefühle stark genug sind, um eine Beziehung anzufangen… I-Ich weiß, dass er mich liebt und ich will ihm keine Hoffnungen machen, bevor ich mir nicht sicher bin, was es ist, das ich fühle…“ Okay, er war wirklich verwirrt, fast schon verzweifelt. Und gerade eben war er dabei zu plappern, er wusste es, aber konnte nicht aufhören. Es tat gut, sich einfach alles von der Seele zu reden, auch wenn es für Außenstehende noch chaotischer wirkte; für ihn war es befreiend. Wenn er erst einmal alles ausgeplaudert, die ganzen Puzzelstücke um sich herum verteilt hatte, fiel es ihm leichter sie zu ordnen. „Vielleicht solltest du mit ihm darüber reden, nicht mit mir…“ Hitsugi sah ihm ernst ins Gesicht, versuchte ein bisschen von seinem Verständnis auf Sakito zu übertragen, indem er seine Augen fixierte. „Würde ich ja gern, aber erst möchte ich selber wissen, was hier drinnen los ist…“ Er tippte mit einem Finger auf seine Brust. „Und außerdem, benimmt er sich momentan wieder so, als gäbe es mich nicht….“ Sakito drehte seinen Kopf weg, wand den Blick von Hitsugi ab, wollte ihm nicht zeigen wie traurig er wirklich war. Ni~ya fing wieder an, sich von ihm zu distanzieren, ignorierte ihn fast schon. Er müsste lügen, wenn er sagte, es mache ihm nichts aus. „Du weißt, es ist seine Art mit dem Schmerz umzugehen.“ Wenn Ni~ya etwas bedrückte, vergrub er sich in seiner Welt. Er redete nicht mit ihnen darüber, sondern versteckte sich vor ihnen, vor allem, was ihm Probleme und Kummer bereitete. „Ja, aber muss er mich damit verletzen? Ob er es will oder nicht, er tut es.“, antwortete Sakito gereizt. „Ach Satty…“ Hitsugi legte mitfühlend einen Arm um den nun wieder sitzenden Sakito und zog ihn ein wenig zu sich. „Komm mal her…“ Er ließ Sakito seinen Kopf auf die Schulter legen, strich ihm zärtlich darüber. Sakito genoss das Vertrauen und die Geborgenheit zwischen ihnen. Endlich konnte er sich fallen lassen, einfach nur schwach sein und ein bisschen im Selbstmitleid versinken. „Für dich ist doch alles schon ganz klar. Und du weißt es.“, fuhr er ruhig fort, hörte nicht auf ihm immerwährend über das weiche Haar zu streichen. „Warum hast du nur so eine Angst es dir selber einzugestehen?!“ Hitsugi hob seine Schulter und Sakitos Kopf gleich mit, sah ihm dann mahnend in die traurigen Augen. „Ich habe keine Angst!“ Sakito zog seinen Kopf hoch, wollte aufspringen und davonfliegen wie eine aufgeschreckter Spatz. Wild gestikulierend versuchte er sich zu verteidigen, seinen Standpunkt zu festigen, indem er mit „Es ist nur…“, ansetzte, es aber sogleich wieder sein ließ, nachdem ihm aufgefallen war, dass er gar nicht wusste, wie er das weiterführen sollte. Ertappt und geschlagen legte er seine Hände, die nur Sekunden vorher in die Luft gegriffen hatten, als hinge dort die Lösung an unsichtbaren Seilen, auf die Oberschenkel, kratzte mit den Fingernägeln leicht über das Textil der Hose. „Doch...", sagte er. "Ich hab eine Scheiß-Angst…“, fügte er kleinlaut hinzu. „Wovor?!?“ Hitsugi drehte sich abrupt in seiner Sitzposition um, so dass er Sakito jetzt mit vor Unverständnis geweiteten Augen ungläubig anstarrte. „Hast du Angst, jeder würde sich gegen dich stellen, wenn du dir auch nur einmal erlaubst glücklich zu sein? Hast du Angst davor einen Mann zu lieben? Wovor?!?“ „Nein… Es ist…“ Sakito biss sich auf die Unterlippe und ließ seinen Kopf verloren umherwandern. Wenn er es doch nur selber wüsste, was es war, dass ihm Angst machte, dann säße er jetzt nicht mehr hier und müsste sich bei Hitsugi ausheulen. Er war schließlich genau deswegen hier, um herauszufinden woran es lag, dass er bei Hitsugi war und nicht schon bei jemand anderem. „… Es ist nur…“, versuchte Sakito weiter zu erläutern. Er legte eine kurze Pause ein, um seinen Gefühlen eine Gestalt in Form von Worten zu verleihen. „… Ich kenne ihn schon seit meiner Kindheit! Ich will nichts kaputt machen, was schon so lange währt!“ Er machte wieder eine kurze Denkpause, zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen. Hitsugi folgte aufmerksam seinem Geständnis. „Vielleicht habe ich mich ein wenig in ihn verliebt, das streite ich auch nicht ab, aber es wird vorbeigehen. Ich will die Freundschaft mit Ni~ya nicht aufs Spiel setzten, nur um zu erfahren was aus dem „Was wäre, wenn…“ geworden wäre. Er ist mir als Freund viel wichtiger, als es mir ein Beziehungsversuch mit ihm je Wert wäre.“ Hitsugi schnaubte nach diesem Satz laut auf, schüttelte seinen Kopf und stand müde vom Bett auf, um zu seinem Schrank zu traben. „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall…“ Nachdem Hitsugi kurz in einer Schublade rumgewühlt hatte und auch gleich fündig geworden war, schmiss er Sakito mit einem „Und damit wir uns gleich verstehen: Du schläfst heute Nacht hier!“ ein weites T-Shirt an den Kopf. Als sich Hitsugi und Sakito nach zehn Minuten umziehen (nur in Sakitos Fall) und Bad endlich ins Bett gelegt hatten, konnte keiner von ihnen einschlafen. Wach lagen sie nebeneinander und hingen eine Weile ihren Gedanken nach, bis Hitsugi mit einem „Sakito?“ wieder das Wort ergriff. „Hm?“, kam es zwar nicht schläfrig, jedoch recht unaufmerksam von diesem. „Du weißt, dass du nur Müll gelabert hast…“ Hitsugi drehte seinen Kopf ein wenig in die Richtung, in der er Sakito vermutete. „Hm…“ Sakito verzog sein Gesicht ein wenig, als er sich das eingestand. „Freundschaft ist eine gute Basis für eine Beziehung…“ „Hmmm…“, überlegend stimmte ihm Sakito dabei zu. „Und ihr seid seit längerer Zeit keine richtigen Freunde mehr…“ Hitsugi machte ein bemitleidenswertes Gesicht, als er die Tatsachen klarstellte. „Hm.“ Hitsugi hatte Recht. Hitsugi hatte den ganzen verdammten Abend schon Recht. „Es ist also nichts Schlimmes dabei, sich seine Gefühle einzugestehen…“ Hitsugi lächelte mitfühlend in die Dunkelheit hinein. Auch wenn Sakito es nicht sehen konnte, so wusste dieser, dass er es tat. „Hast ja Recht…“ Sakito seufzte resigniert auf. Natürlich hatte er Recht. „Wirst du mit ihm reden?“, hakte Hitsugi weiter nach. Jetzt wo er Sakito fast so weit hatte sich seiner Gefühle sicher zu sein, wollte er ihn davon abbringen. „Weiß nich… Morgen vielleicht… wenn er mich an sich ranlässt…“, gab Sakito nachdenklich zurück. „Oh… ich bin mir ganz sicher, dass er dich an sich ranlässt!!! Wahrscheinlich liegt er in seinem Bett und stellt sich gerade nichts Anderes vor!!!“ Hitsugi grinste unverwechselbar schmutzig. Es war keine Spur mehr von Ernst oder Einfühlsamkeit mehr zu entdecken, stattdessen war der alte, neckende Hitsugi wie man ihn kannte wieder zurückgekehrt. „Gute Nacht!“ Sakito drehte sich daraufhin genervt im Bett um und beendete somit ihre nächtliche Unterhaltung. Er konnte ja nicht wissen, dass Ni~ya just im Moment wirklich das tat, was Hitsugi gesagt hatte… Kapitel 14: Tränen machen Tee ungenießbar und fremde Mütter machen sich Sorgen um fremde Kinder ------------------------------------------------------------------------------------------------ A/N: YAY! Zwei Kapitel innerhalb von EINER Woche! Ist das nicht grandios? XD Nee, mal im Ernst. Ich versuche die Geschichte so schnell wie möglich abzuschließen. Es werden keine Kapitel zu den Nebenpairings mehr kommen, nur noch die zwei, die auch euch am meisten interessieren. Ich schätze noch 3 bis max. 4 Kapitel, dann ist es vollbracht. Noch etwas: BITTE, BITTE, BITTE interpretiert nicht zu viel in Masas Tod rein, wie viele von euch schon gemacht haben. So hart es klingt, ich wollte nur Uruhas Leben miserabel machen. PUNKT. Er hatte also nichts mit seinem besten Freund, lasst eure kleine Hentai-Fantasie stecken. A/N 2: Ups. Mir ist da ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich hab so voller Eifer an diesem Kapitel getippt, dass ich fast vergessen hab, was ich in den Kaps davor geschrieben hab. Ganz schön peinlich, dass ich zuerst erwähnt hab Masa wäre auf der Straße beim Einkaufen mit Uruha zusammengebrochen und in dessen Armen gestorben und in diesem Kapitel hab ich dann wieder was vollkommen Anderes geschrieben. LOLZ. Siebhirn. Hab's natürlich ausgebessert und Kapitel 8 diesem hier angepasst. Und jetzt viel Spaß beim Lesen. ^^~ ~~~ Uruha versuchte sich so vorsichtig wie möglich aus Reitas Umarmung zu befreien, nachdem er aufgewacht war und einige Minuten lang mit geschlossenen Augen in Reitas Armen gelegen hatte. Warum musste erst ein Mensch sterben, damit ihm dieses Glück wieder fuhr? Er hatte gestern noch ziemlich lange geweint, was er jetzt spürte, denn seine Augen waren immer noch geschwollen und gerötet, noch dazu brannten sie fürchterlich. Er wusste nicht was über ihn gekommen war. Die Nachricht von Masas Tod – sie kam nicht wirklich so überraschend, wie es gestern den Anschein gehabt hatte. Sie alle wussten, er würde nicht wieder gesund werden, egal, wie gut es ihm Zeitweise gegangen war. Noch am Abend zuvor hatten sie gelacht und geschäkert und dann hatte Masa gesagt er sei müde und Uruha solle verschwinden, denn er wolle schlafen. Vielleicht hatte Masa gespürt, dass seine Zeit abgelaufen war, denn sie hatten sich wie immer verabschiedet – mit einer freundschaftlichen Umarmung und Uruhas Versprechen, morgen wieder zukommen. Masa hatte einmal zu Uruha gesagt, es würde keine große Verabschiedungszeremonie geben, bei der er alle, die er liebte, noch einmal wegen ihm heulen sah. Uruha war am nächsten Tag auch wiedergekommen, nur um sich selbst von Masas Tod zu vergewissern. Er war, gleich nachdem ihn Masas Eltern erreicht hatten und ihm die traurige Botschaft überbrachten, ins Krankenhaus in das Zimmer, in dem Masa schon seit Monaten gelegen war und sich chemotherapeutisch behandeln ließ, gestürmt, nur um dann ein leeres, frisch bezogenes Krankenhausbett vorzufinden. Selbst dann wollte er es noch nicht wahrhaben und er hatte den Arzt, bei dem Masa in Behandlung war, gefragt, ob sie ihn denn auf ein anderes Zimmer verlegt oder ihn gar entlassen hätten, weil es ihm an den Tagen zuvor doch so gut ging. „Takashima-san“, hatte er gesagt und ihn dabei so mitleidig angesehen. „Masaki ist gestern Abend für immer eingeschlafen.“ Er hatte mit ihm gesprochen wie mit einem kleinen Kind, dem man erklärte, warum der geliebte Hund nicht mehr zurückkäme, nachdem man ihn eingeschläfert hatte. „Zudem ging es Masaki in den letzten Tagen sehr schlecht,“, hatte der Arzt weitergeredet, als ob Uruha noch nicht genug hätte. „Er hat täglich eine hohe Dosis Morphium eingenommen, um seine starken Schmerzen zu lindern, deswegen hatte man ihm auch nichts angesehen.“ Masa hatte schon Tage oder Wochen vorher gewusst, dass es bald zu Ende mit ihm sein würde, denn erneut hatten sich Metastasen in seinem ganzen Körper gebildet. Die ganzen Operationen und Chemotherapien, die er Jahrelang über sich ergehen lassen musste, hatten nichts geholfen, der Krebs hatte ihn trotzdem immer wieder eingeholt. Er, Masa, wollte niemanden Sorgen, also bat er den Arzt zu schweigen. Nicht einmal seinen Eltern hatte Masa davon erzählt, dass der Tumor an neuen Stellen gewuchert und seinen ganzen Körper letztendlich zerfressen hatte. Eine salzige Träne rann seine Wange hinunter und tropfte in die Tasse des dampfenden Tees, die er sich zuvor zubereitet hatte. Der Schock und der Schmerz, den Masas Tod herbeigeführt hatten, waren immer noch präsent, auch wenn sich die Wut auf Gott und die Welt ein wenig gelegt hatten. Er hatte lange genug Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass einmal der Tag kommen würde, an dem Masas Leben für immer vorbei sein würde. Und er hatte vor allem in den letzten Monaten jeden Tag mehr damit gerechnet, Masa nie wieder in seine Arme schließen zu können und doch kam die Nachricht von seinem Tod so plötzlich, dass er weder Ein noch Aus wusste. Er hatte gestern Nacht nach einem Verantwortlichen für das Ableben seines Freundes gesucht und glaubte ihn in Gott gefunden zu haben. Doch jedes Leben hat seinen eigenen Weg und Masas Schicksal war es, dass es nach 17 Jahren an seiner Endstation angelangt war. Er wischte sich hastig über die nassen Wangen, um die Spuren seiner Tränen zu beseitigen, als er es oben leise poltern hörte. Reita musste aufgewacht – oder besser gesagt, aus dem Bett gefallen sein, denn der dumpfe Aufprall sprach mehr als Bände. Sogleich hörte er Schritte, die sich immerwährend der Küche näherten. Eine Mischung aus Trauer und Freude machte sich in ihm breit; die altbewährten Schmetterlinge, jedoch mit vom Teer beschmutzten Flügeln, schwirrten mühselig durch seinen Magen. Er war glücklich darüber, dass er in einer Zeit des Kummers jemanden wie Reita gefunden hatte, der für ihn da war, als er jemanden brauchte, auch wenn er am Abend zuvor nichts Anderes getan hatte als ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten. Es kam so unerwartet, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass Reita sofort lossprinten und zu ihm eilen würde, als er ihn anrief. Es wäre für ihn schon genug gewesen, wenn er dessen beruhigende Stimme am anderen Ende gehört hätte. Er wollte nicht aufdringlich sein und Reita zu ihm bitten, und doch war es das, was er sich heimlich erhofft hat. Erst als Reita vor ihm stand, gab er zu, dass das, wonach er sich in diesem Moment gesehnt hatte ein Mensch war, an dem er sich festhalten konnte, als alles um ihn herum zusammenbrach; jemand, der ihm dabei half seine kleine trostlose Welt Stück für Stück wieder aufzubauen und sie vielleicht nicht gar so trist zu machen. „Hey.“, wurde er aus seinen melancholischen Gedanken gerissen, als Reita mit verwuschelter Frisur und einem verschlafenen Blick durch die Tür und auf ihn zu trat. „Hey.“, begrüßte ihn Uruha und senkte seinen Kopf wieder, um betrübt in die Tasse zu schauen. „Hast du ein wenig schlafen können?“, fragte ihn Reita besorgt und strich ihm sanft über die Schultern. „Ein bisschen.“, antwortete ihm Uruha wahrheitsgemäß. Das ganze Weinen hatte ihn so erschöpft, dass er in einen traumlosen Schlaf gefallen und erst wieder aufgewacht war, als er nach Reita im Bett gesucht hatte. Einen Moment lang sagten beide nichts und Reita beobachte Uruha dabei, wie er apathisch in seinem Tee rührte, als wolle er damit den Verstorbenen wieder zum Leben erwecken. „Hast du über meinen Vorschlag von heute Morgen nachgedacht?“, setzte Reita vorsichtig an. Auch wenn Uruha einen gefassteren Eindruck als gestern machte, so sah man ihm an, dass er sich in tiefer Trauer befand. Wie sollte es auch anders sein, wenn er erst kürzlich einen so großen Verlust hinnehmen musste? „Was?“, irritiert blickte Uruha von seinem Tee, von dem er bislang keinen Schluck getrunken hatte, in Reitas fragende Augen. Von was sprach Reita gerade?, fragte er sich, doch dann dämmerte es ihm. Reita hatte ihm angeboten, zu ihm zu ziehen, in das Zimmer seines Bruders, das seit dessen Auszug leer stand und nur darauf wartete einen neuen Menschen zu beherbergen. Er war so in seinen Gedanken an Masa vertieft, dass er dadurch alles Andere vergaß. „Oh. Nein.“, antwortete er dann ein wenig beschämt, weil er vergessen hatte über dieses Angebot nachzudenken, wie er Reita versprochen hatte, bevor sie erneut eingeschlafen waren. „Und? Ich meine, willst du noch darüber nachdenken, oder ist für dich schon alles klar und du willst hier bleiben?“, fragte Reita weiter nach. „Reita... Ich weiß nicht so Recht...“, sagte Uruha unsicher und massierte sich mit einer Hand, müde, die Schläfe. „Ich meine“, unterbrach ihn Reita, „Ich hab heut morgen ziemlich überreagiert, als ich dir angeboten hab, du könntest einziehen. Ich mein, du kannst – natürlich, wenn du willst. Du kannst aber auch nur ein paar Tage mit zu mir, dir das alles ansehen und dich ein bisschen ablenken. Du kannst aber auch hier bleiben, wo dir mit der Zeit die Decke auf den Kopf fällt. Du musst wissen, was du willst. Ich will dich zu nichts zwingen.“ „Du... würdest mich hier alleine lassen?“, fragte Uruha ihn geschockt und ein wenig enttäuscht. Er hatte nicht erwartet, dass Reita auftauchen würde, als er ihn anrief, doch als er bei ihm zu Hause vor der Tür stand, wollte er ihn nicht mehr gehen lassen. Uruha hätte im Moment schon sehr gerne seine Ruhe gehabt und er wüsste nicht, wie er damit umgehen sollte plötzlich mehr Menschen, als nur Reita, um sich herum zu haben. Er hätte gehofft, Reita würde noch ein paar Tage bei ihm bleiben, bis das Schlimmste vorbei war, und erst dann würden sie sich gemeinsam wieder unter die Menschen wagen. Doch da hatte er sich sichtlich getäuscht. Wie konnte er auch nur annehmen, dass Reita das alles für ihn tun würde, wo sich doch erst seit kurzem näher kannten? „Nein, nein, das würde ich nicht!“, beschwichtigte ihn Reita, machte so seine Enttäuschung ein wenig zu Nichte. „Ich meine nur, du kannst dich nicht ewig hier mit mir verschanzen. Wir müssen uns irgendwann auch mal wieder in der Schule blicken lassen und länger als zwei, drei Tage meldet mich meine Mutter nicht krank. Außerdem stirbt meine Mutter doch jetzt schon aus Sorge um dich, und das, obwohl sie dich noch gar nicht kennt!“, lächelte Reita ein wenig traurig und wischte Uruha eine Träne weg, die sich bei Reitas letztem Satz ihren Weg ins Freie gebahnt hatte. Er hätte seine Worte besser wählen müssen, schalt er sich. „Gib ihr die Möglichkeit sich ein wenig um dich zu kümmern, du wirst sehen, dir wird es danach ein klein wenig besser gehen. Und ihr vielleicht auch. Und mir erst!“ „Warum macht sich deine Mutter Sorgen um mich? Sie kennt mich doch gar nicht!“, brach es verständnislos aus Uruha hervor. Dass eine fremde Frau etwas für ihn fühlte, wozu seine eigene Mutter nie imstande war, konnte und wollte er einfach nicht glauben. „Meine Mutter sorgt sich um jedes Kind, das traurig ist, und möchte nichts lieber, als es wieder lachen zu sehen.“, sagte Reita lächelnd. „Ich bin kein Kind mehr!“ Uruha blickte entrüstet zu Reita hoch. Seine Augen waren glasig und wahrscheinlich blutunterlaufen vom vielen Weinen und doch sah ihn Reita so unendlich liebevoll an als er immer noch lächelnd weiter sprach. „Ich weiß! Aber für sie bist du es. Denn ich bin ihr Kind und du bist nicht älter als ich, somit macht dich das auch zu einem Kind. Und außerdem,“ Reita führte ihre Köpfe so nah zusammen, bis er seine Stirn an Uruhas lehnen konnte. „hab ich dich schon seit zwei Tagen nicht mehr lächeln sehen, das ist wie Entzug für mich.“ Auch wenn er es in Uruhas jetziger Verfassung für unmöglich gehalten hatte, zogen sich dessen Mundwinkel merklich nach oben, bis es fast einem Lächeln gleichkam. „Du willst doch nur, dass es dir gut geht.“, sagte er jedoch fast enttäuscht. „Nein.“, sagte Reita und strich mit seinen Daumen über beide Seiten an Uruhas Kieferknochen. „Ich will, dass es dir gut geht. Dann geht es mir auch gut.“ Diesmal konnte er Uruha ein ehrliches Lächeln abringen, sogar einen leises Glucksen. „Das ist schnulzig, Reita.“ „Nicht wahr?“, kicherte nun auch Reita leise. So kitschig es sich auch anhörte, aber Uruhas gute Laune hatte Reita über seine unerwiderte Liebe zu Aoi hinweggeholfen und jedes Mal, wenn er aus vollem Herzen gelacht hatte, ging für ihn wieder ein Stück die Sonne auf, von der er geglaubt hatte, sie nicht so schnell wieder zu sehen. Uruha legte seine Hände, die er fast wie von selbst an Reitas Brust gelegt hatte, um dessen Hüfte, schlang seine Arme in seiner sitzenden Position darum und zog Reita so näher an sich. Reita erwiderte automatisch diese Handlung und schloss seinerseits seine Arme um Uruhas Schultern. Kaum merklich seufzte Uruha in Reitas T-Shirt hinein, ehe er, mit Zweifeln beladen, zu sprechen begann. „Reita?“, fragte er fast lautlos, worauf er nur ein vernehmliches „Hm?“ als Antwort bekam. „Das mag jetzt egoistisch klingen, aber könntest du...“ Der Rest von Uruhas Satz war in dem Textil von Reitas Shirt untergegangen, weshalb sich Reita ein Stück von ihm löste und ihn fragend ansah. „Was könnte ich?“ „So tun, als würdest du mich lieben?“, kam es kaum hörbar und noch leiser und verzweifelter fügte er hinzu: „Nur für ein paar Tage? Bitte?“ Reita sah ihn mit großen Augen von oben herab an, sah jedoch nur Uruhas honigblonden Haarkranz, der einen Blick auf das hübsche Gesicht verdeckte, bis die Botschaft letztendlich zu ihm durchsickerte und er wie ein Fisch auf dem Trockenen den Mund auf und zu klappte. „Oh mein Gott!“, verlieh er seinen Gedanken Worte. „Willst du mir damit sagen, du bist in mich verliebt?“, fragte er ihn fassungslos. Fast unmerklich nickte Uruha an seiner Brust. „Oh Gott!“, atmete Reita hörbar schwer aus und umarmte Uruha erneut, diesmal so fest, dass er Angst hatte, den Anderen zu erdrücken. „Warum hast du nie was gesagt? Und ich Idiot heule mich bei dir über Aoi aus, der es nicht einmal Wert ist, dass man eine Träne über ihn vergießt.“, sprach das schlechte Gewissen aus Reita. Oh, wenn er das nur vorher gewusst hätte, dann hätte er sich die Zeit genommen Uruha näher kennen zu lernen und sich nicht so wertlos und ungeliebt zu fühlen. Wenn er es ihm nur gesagt hätte, wäre Uruha viel Kummer erspart geblieben, von dem er wusste, dass er immens gewesen sein musste, ungefähr so wie seiner, als er Aoi mit Kai in diesem Café gesehen hatte. „Was hätte es denn gebracht?“, begann Uruha leise zu schluchzen. „Du hättest dich sowieso nicht in mich verliebt.“ „Das vielleicht nicht, aber ich hätte dir so viel Leid erspart.“, sagte Reita mit reuevoller Stimme und wiegte ihn sachte hin und her. Eine Weile, in der Uruha laut weinte, verblieben sie so, bis Uruhas Magen erbärmlich zu knurren begann und Reita daraufhin in erleichtertes, schallendes Gelächter verfiel. „Wann hast du eigentlich das letzte Mal etwas gegessen?“, fragte er ihn amüsiert und löste seine Umklammerung, immer noch lachend. „Weiß nicht.“, sagte Uruha und wischte sich die nassen Tränen aus dem Gesicht, auch er konnte sich ein beschämtes Lächeln nicht mehr verkneifen. „Na komm.“ Reita zog Uruha an der Hand vom Hocker und in Richtung Treppe, sichtlich erheitert. „Lass uns deine Sachen packen und zu mir gehen. Meine Mama kocht dir was Schönes und dann...“ „Und dann?“ „Dann sehen wir weiter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)