Schatten der Vergangenheit von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 15: Zugabe: Selbstverteidigung -------------------------------------- 7. Superintendent General Hiroshi Matsumoto hatte das Glück der späten Geburt; er war der erste Oberkommandierende der Selbstverteidigungsstreitkräfte Japans, der nicht mehr im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte. Allerdings war er ein Kind der Mangeljahre der Nachkriegszeit und hatte aus erster Hand erfahren, welches Leid Krieg über die Zivilbevölkerung brachte. Er hatte auch viel darüber gelernt, welche Gräuel der Krieg anzurichten vermochte, und er hatte - was für den Nachfahren einer alten Samurai-Familie durchaus nicht selbstverständlich war - einen sehr kritischen Blick auf die Kämpfe der japanischen Truppen im Weltkrieg und ihre Handlungen an der Zivilbevölkerung der Länder China und Korea, die man oftmals treffend mit Mord umschreiben konnte. Er hatte sein Leben dem Versuch gewidmet, es nie wieder zu einem Krieg kommen zu lassen, in den Japan verwickelt werden würde. Viele Politiker hatten ebenso gedacht, sodass Japan im Korea-Krieg, der zum Stellvertreterkrieg zwischen Kommunisten und Kapitalisten geworden war, lediglich als passiver Teil aktiv gewesen war. Er war nun fünfundsechzig Jahre alt, und es hätte nicht mehr viel Zeit gefehlt, bis er sich ehrenvoll in den eigenen Augen und denen der Öffentlichkeit auf sein Ruheteil hätte zurückziehen können. Er hätte viel dafür gegeben, nie wieder Krieg in seinem geliebten Heimatland zu sehen. Zumindest nicht während seiner Amtszeit, obwohl das ein ziemlich blasierter Wunsch war. Ein egoistischer obendrein. Nun konnte er nicht mehr entkommen. Siebenundvierzig Jahre in der Armee, davon fünfzehn an der Spitze der Streitkräfte, holten ihn heute ein, und Japan wurde in einen Krieg gezogen, den es nicht wollte. Diesmal ging es nicht um Land, um Rohstoffe oder um Handelsrouten. Es ging um die Millenier, auf deren Technologie die Welt ihre begehrenden Augen gerichtet hatte. Es ging um Prinzessin Serenity, die mit ihrer herzerfrischenden, manchmal naiven, aber stets zielsicheren Art Frieden in die Welt getragen hatte, also moralische Instanz, vor der keine Ausreden lange Bestand hatten. Es ging darum, dass Frieden für viele börsennotierten Unternehmen - vor allem bei weltweit agierenden Unternehmen - zu Umsatzeinbußen führen würden. Was ihr siebenprozentiges Wirtschaftswachstum pro Jahr behinderte, die Rendite an die Aktienbesitzer minderte und sie damit in Schwierigkeiten bringen würde. Selbstgemachten Schwierigkeiten, aber Firmen in dieser Preislage war es nicht erlaubt, auch nur zu ahnen, was das Wort Menschlichkeit bedeutete. Auf blanke Zahlen reduziert waren sie nichts weiter als Geldverdienmonster, die sich selbst, ihren Arbeitern und der ganzen Welt schreckliche Dinge antaten. Nun waren sie also nach Japan gekommen, um einerseits den Technologievorteil der Millenier zu beanspruchen, und andererseits die große Gefahr Serenity auszuradieren... Eigentlich hätte er Angst haben müssen. Eigentlich hätte er nervös auf und ab marschieren müssen. Eigentlich hätte er in Panik und Wahnsinn, aus Angst vor einem Atomschlag, der ganz Tokio, vielleicht ganz Japan auslöschen würde, sein Büro in Trümmer legen müssen. Er tat es nicht. Er fühlte keine Angst, keine Panik. Da war nur... Zufriedenheit. Neugierde. Vertrauen. Die Millenier, allen voran die SailorKrieger, hatten die Welt gezwungen, offen zu legen, was sie wollte und wie sie angreifen würde. Er hatte wie Millionen andere, vielleicht Milliarden weltweit, gesehen, wie ein einziger Krieger des SilverMilleniums die Raketen der Kampfjets wie lästige Fliegen abgewehrt hatte, ohne das es zu einer Explosion gekommen war. Da hatte er gewusst, dass die Millenier mächtiger waren als die Truppen jedes Staates der Erde. Und er hatte gewusst, das sie ihr Heimatland nicht im Stich lassen würden. Außerdem hatte er in dem Moment, in dem er gehört hatte, das Iori die Kapitulationsurkunde unterschrieben hatte, gewusst, was für ein durchtriebenes Spiel der Premierminister gespielt und gewonnen hatte. Nein, er hatte keine Angst. Nicht mehr. Er war gespannt darauf, was die Zukunft bringen würde. Eine spannende, aufregende, und hoffentlich friedliche Zukunft. So saß er also in seinem Büro, umgeben von seinem Generalstab, den Chefs von Heer, Marine und Luftwaffe und deren wichtigsten Beratern sowie einer Schar ausgewählter kommandierender Admiräle und Divisionskommandeure, und wartete auf die neuen Hausherren. Allerdings waren weder er noch einer seiner Leute auf den großen, den ganz großen Auftritt vorbereitet, den die Millenier inszenierten. Den ein Millenier inszenierte. Es begann mit einem leichten Luftzug vor dem Schreibtisch, der zu einer Art Wirbel wurde. Der Wirbel verfärbte sich bläulich, und daraus trat ein blonder Mann in der Generalsuniform des Milleniums hervor, begleitet von einem Bodentruppenoffizier mit Majorsabzeichen. "Entschuldigen Sie bitte, Matsumoto-sama", sagte der General lächelnd, "aber ich habe mir erlaubt, einen Gang von der Botschaft direkt in Ihr Hauptquartier zu treiben. Wir können ihn benutzen, um die Wege kurz zu halten. Oh, bevor Sie fragen, jeder kann ihn benutzen. Es ist eine Art Wurmlocheffekt. Na ja, kein richtiges Wurmloch, aber wenn Sie es Wurmloch nennen, dann kommen keine unnützen Fragen auf. Verzeihung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt." "Das ist ja wohl auch kaum notwendig, Furohata-sama", sagte der General mit donnernder Stimme. "Oder soll ich vielmehr sagen: General Gyes-sama?" "Sprechen Sie mich an wie Sie wollen, aber bitte lassen Sie das Suffix weg. Ich mag die Inkarnation eines Generals des SilverMilleniums sein und mehr Schlachten gesehen und geleitet haben als jeder von Ihnen zusammen, aber meine strategischen Fähigkeiten gelten komplett anders ausgerüsteten Armeen, und mein Kampfstil bezieht sich auf meine Sailor-Kräfte, die kein Soldat Japans hat. Da wir aber die Selbstverteidigungsarmee Japans einzusetzen gedenken, bin ich auf Sie angewiesen. Sie alle kennen Ihre Leute am Besten, kennen Ihre Strategien und Taktiken. Ich bin vor allem hier, um unsere Krieger und Ihre Krieger zu koordinieren, dafür zu sorgen, dass sie zum optimalen Nutzen unserer Verteidigungsbemühungen eingesetzt werden." "Sie begehen da einen frappierenden Denkfehler, Gyes-sama", erwiderte Matsumoto. "Es sind nicht meine oder unsere Leute - wir sind jetzt Ihre Leute. Und wir richten unser Wissen und unser Vertrauen auf Sie und die anderen Generäle." Der alte Mann beugte sich ein wenig vor. "Kano, man hat mir von Ihrem Kommen berichtet. Gehen Sie sofort in Ihre Verfügung und suchen Sie die einhundert Spezialkräfte aus, die General Iskander benötigt. Sobald er hier eintrifft, soll er sie bereit vorfinden, mit Ihnen an der Spitze." Kano salutierte bestätigend. "Das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben, Gyes-sama." Motoki Furohata grinste gefällig. "Sie werden es merken, wenn Sie Entscheidungen treffen, die mir missfallen, Matsumoto-sama. Ansonsten lasse ich Ihnen freie Hand, und ich glaube, ich fahre ganz gut damit. Gehen Sie, Kano. Iskander ist einer von der fixen Sorte. Er kann jede Sekunde hier eintreffen." "Jawohl, General." Er salutierte erneut, diesmal aber für den ganzen Raum, dann trat er ab. Kaum hatte er das Büro verlassen, hörte man ihn laufen. "Ein guter Junge. Ich wünschte, Iori hätte ihm nicht so viel schlimmes antun müssen. Aber es ging ja alles gut aus. Kuroda, bitte befördern Sie ihn. Für den Oberbefehlshaber der Angriffsstreitmacht der Special Forces ist Oberst sicher der angemessene Rang. Übrigens, dies sind die Generäle Kuroda, Oberinspektor des Heeres, Fushida, Oberinspektor der Luftwaffe, und Admiral Yamamoto, Oberinspektor der Marine." Im gleichen Atemzug stellte er auch die Offiziere in ihrer Begleitung vor, aber er rechnete nicht damit, das der General des Mondes alle Namen auf einen Schlag behielt. Motoki schüttelte jedem einzelnen die Hand. "Gut. Gehen wir in den Besprechungsraum und reden wir darüber, was wir brauchen, und was wir zusammen bewirken können." "Natürlich, Gyes-sama." Im Besprechungraum herrschte erwartungsvolle Stille, während Gyes das erste Mal die Stimme erhob. "Sie wissen davon, das der amerikanische Präsident geflohen ist?" "Ja. General Young hat stellvertretend für ihn den Oberbefehl für alle US-Basen in Japan und Südostasien übernommen. Er kooperiert in vollem Umfang mit uns und hat sich meinem Befehl unterstellt. Ich habe ihm vorgeschlagen, das er sich Ihnen direkt unterstellen soll, General Gyes-sama, aber das hat er abgelehnt, weil wir gerade jetzt sichere Strukturen brauchen. Und, wie Sie schon erwähnten, wir sind es, die unsere Truppen kennen." "Kein Einwand meinerseits. Bitte klären Sie mich auf. Über welche Truppen verfügt Japan in diesem Moment, und wie sind sie ausgerüstet?" Matsumoto nickte. "Ich werde dazu gerne ins Detail gehen. Vorab aber eine wichtige Information. Wir sind eine Selbstverteidigungsarmee, also auf Defensive ausgelegt. Wir sind auch darauf ausgelegt, Raketenangriffe aus Nord-Korea abzufangen, bevor sie unser Staatsgebiet erreichen können. Daher haben unsere Piloten besonderes Anti-Raketentraining, und wir verfügen über überdurchschnittlich viele Anti-Raketensysteme. Die meisten von ihnen können keine Interkontinentalraketen abfangen, bevor sie nicht in die Tropospause zurückkehren, aber alles was zehn Kilometer Höhe erreicht, ist für sie ein Ziel. Ausfallquote zwei Prozent." "Machen Sie sich über durch die Stratospause oder gar die Mesosphäre geschossene Raketen in achtzig oder hundert Kilometer Höhe keine Sorgen. Wir werden Beiboote des Seelenschiffs über Japan platzieren. Sie werden jeden Interkontinentalraketenangriff vereiteln. Zu einhundert Prozent", sagte Motoki lächelnd. "Die Mittelstreckenraketen und die präzisen Systeme wie das amerikanische Tomahawk-Raketensystem sind unser Problem." Erstaunt sah Matsumoto auf. "Das Seelenschiff hat Beiboote? Warum wissen wir nichts davon?" "Wir hatten keine Veranlassung, um sie einzusetzen. Bis jetzt", erwiderte Motoki. "Es waren interne Angelegenheiten des SilverMilleniums, aufgehoben für einen Fall wie diesen. Finden Sie es nicht auch nützlich, dass die Staaten der Welt auch keine Ahnung davon haben, das wir Japan aus dem Weltraum heraus schützen können?" Die verblüfften Gesichter verzogen sich zu breitem Grinsen, und nach und nach fielen die Männer und Frauen an zu lachen. "Je mehr Zeit vergeht, desto sicherer bin ich mir, dass der Premierminister eine richtige Entscheidung getroffen hat", sagte Matsumoto glucksend. "Also gut, wir klären Sie über unser Material und die Truppen auf. Wer will anfangen? Admiral Yamamoto?" Der noch recht junge Karriere-Offizier mit dem Namen, der ihm viel zu groß zu sein schien, nickte entschlossen. "Gerne, Matsumoto-sama. General Gyes-sama, die Marine Japans unterhält fünfundvierzigtausend Männer und Frauen unter Waffen. Sie bemannen vierundvierzig Zerstörer verschiedener Klassen, sechs Lenkwaffenzerstörer, einundzwanzig Unterseeboote verschiedener Klassen, keines davon atomar betrieben, sowie fünfundvierzig unterstützende Einheiten wie Minenräumer und Patrouillenboote. Hinzu kommt der in diesem Jahr fertig gestellte Hubschrauberträger Soryukaze, der speziell für Unterstützungsaufgaben und die Raketenabwehr eingerichtet ist. Wir sind eher defensiv ausgelegt, dafür aber auch in der Lage, ein Bollwerk zu bilden, ein Bollwerk gegen Raketen und Landungsoperationen. Zudem sind wir darauf spezialisiert, den U-Boot-Krieg zu führen, um Dieselbetriebene und atomar betriebene Raketenträger aufzuspüren und abzuwehren." "Danke, Admiral. General Fushida?" "Gerne. Japan verfügt über rund vierhundertzwanzig militärische Flugzeuge, davon dreihundertachtzig in dreizehn Geschwader organisierte Kampfeinheiten, sprich Jagdflugzeuge. Zehn Geschwader sind für den Luftkampf optimiert, drei für die Bodenunterstützung." "Danke, General. General Kuroda?" Der älteste Mann der Runde verbeugte sich, bevor er zu sprechen begann. Dabei verneigte er sich so lange und tief, das Motoki Verlegenheitsröte über die Wangen schoss. "Verzeihung, General Gyes-sama, ich kann Ihnen keine komplette Aufstellung liefern. Mein Stab wird die nachreichen. Sie müssen sich bis dahin mit dem Gedächtnis eines alten Mannes zufrieden geben müssen." Abwehrend hob Motoki die Arme. "Ein kurzer Überblick reicht mir vollkommen, General Kuroda-sama." Der alte Mann verneigte sich erneut. "Japan unterhält einhundertfünfzigtausend Männer und Frauen in seinem Heer. Als primäre Last teilen wir uns in zwölf Divisionen auf, die teils als Division, teils als Brigade organisiert sind und auf fünf Teileinheiten aufteilt. Auch hier gilt, das wir auf Abwehr spezialisiert sind. Wir sind das Bodenbollwerk Japans. Etwa ein Drittel von ihnen ist in Panzereinheiten organisiert, die rund sechshundert Kampfpanzer und zweihundert Artilleriepanzer umfasst. Ein weiteres Drittel betragen unsere berittene Infanterie, unsere Pionierabteilungen und unsere Heeresfliegertruppe. Das letzte Drittel teilt sich in die Raketenabwehreinheiten, Nachschub, Stabsdienst und Spezialeinheiten auf. Wir nennen die fünf Teileinheiten Nordarmee, Nordostarmee, Mittelarmee, Westarmee und Ostarmee. Mein Stab bereitet in diesem Moment Diagramme vor, die die Stellungen der Armeeverbände erfassen werden, die sie in diesem Moment einnehmen werden, um Japan zu verteidigen." "Hm", machte Motoki nachdenklich. "Welche Armee ist die Ihrer Meinung nach stärkste, Kuroda-sama?" "Die Nordarmee. Sie hat drei Divisionen zur Verfügung, und eine hochmoderne Ausrüstung, General Gyes-sama. Wir haben hier Jahrzehntelang mit einer Invasion Russlands gerechnet", erklärte der alte Mann mit Stolz in der Stimme. "Gut, ich werde das berücksichtigen." Gyes sah in die Runde. "Das klingt doch viel versprechend, meine Herren. Das bedeutet für mich eine solide Basis, auf der ich aufbauen kann. Anhand der Einsatzpläne werden General Leth und ich entscheiden, wo wir welchen unserer Millenier einsetzen. Ich erwarte volle Kooperation, meine Damen und Herren." "Selbstverständlich." Matsumoto nickte gewichtig. "Ich nehme an, das Leth-sama damit der Shogun ist, unser Oberkommandierender?" Motoki stockte für einen kurzen Moment, bevor er nicken konnte. "Ja, das bedeutet wohl, das Leth die Pflichten eines Shoguns übernommen hat. Und glauben Sie mir, kein anderer hat so viel und so erfolgreich gekämpft wie Leth." Er hielt erneut inne, und sah ins Rund, in die Gesichter der Offiziere, der Menschen. "Ich denke, das wir zusammen, also wir Millenier und die Selbstverteidigungsstreitkräfte Japans, es schaffen werden, dieses Land zu beschützen." "Keiner von uns zweifelt daran, sonst wären wir jetzt nicht hier", sagte Matsumoto mit ernster Stimme. "Gut", erwiderte Motoki, und in diesem einen Wort lag so viel Gewicht, so viel Versprechen, so viel Schwur, das der alte Matsumoto erschauderte vor Erwartung und Spannung. Die Welt war interessant in letzter Zeit. *** Als Yuichiro eintrat, geschah etwas, was ihm nicht oft passierte: Er war maßgeblich irritiert. Kaum das er hereingekommen war, hatten sich alle Anwesenden erhoben. Nun, zumindest neunzig Prozent. Der Rest saß isoliert und mit sauren Mienen in einer Ecke und würdigte die Mehrheit keines Blickes. Ayoka stand ganz vorne in der Reihe und vollführte einen Salut, der einem Westpoint-Kadetten Ehre gemacht hätte. "General Leth, ich melde die Einsatz- und Unterstützungstruppe SilverMillenium für einsatzbereit!" Angenehm berührt gab er Garalion, der ihn begleitete, einen Wink, und der eher kleine Millenier hielt sich bis auf ein breites Grinsen zurück. "Bitte erklären Sie sich, Agent Ayoka", forderte Leth, mühsam darum kämpfend, nicht ebenfalls breit zu grinsen. "Sir, wir sind umfassend informiert worden. Das Gros der Offiziere und Mannschaften stammt aus den USA und Japan. Dazu haben sich etliche unserer russischen und europäischen Verbündeten angeschlossen. Die Japaner stehen ohnehin formell unter Ihrem Befehl, Leth-sama, und wir Amerikaner. Zumindest jene, die sich zu unserem Oberbefehlshaber bekennen, und nicht zu den Meuterern im Pentagon." "Äh..." Für einen Moment war Yuichiro verwirrt. "Gab es denn schon Befehle?" "Ja. Wir sehen sie aber nicht als bindend an. Wir wurden bereits über die Flucht des Präsidenten von General Young informiert. Als auf dem GunSuit ausgebildete Piloten und für die Arbeit am GunSuit ausgebildete Techniker bieten wir Ihnen hiermit unsere Hilfe im vollen Umfang an." "Dann sehe ich keinen Grund dafür, Sie länger hier zu behalten. Alle die bereit sind, dieses Land vor der Vernichtung zu retten, bitte ich, mir zu folgen." Interessanterweise befand sich Doktor Ang Suun, der Chefwissenschaftler, in dieser Truppe, Direktorin Douglas jedoch nicht. "Sie haben den Mann gehört, Sergeant Kelly. Wir treten ab." Die blonde Frau neben ihm nickte. "Jawohl, Sir! Kompanie rechts um! Ohne Tritt Marsch!" Die fast zweihundert Männer und Frauen, ausgenommen die Offiziere, immerhin beachtliche fünfzehn Männer und Frauen, verließen den Raum. Die Offiziere folgten ihnen auf dem Fuß, und lediglich Ayoka und Yuichiro blieben noch einen Moment zurück. "Sie werden repatriiert werden, noch in dieser Stunde", versprach der General den Zurückgebliebenen. "Wir bringen Sie zu Ihren Botschaften." Einer der Männer, auf seiner Schulter prangte der Union Jack, erhob sich plötzlich. In seinem Gesicht arbeitete es, als er langsam näher trat. "Sir, Lieutenant Junior Grade Josh Wicksworth, Navy ihrer Majestät. Wie ich hörte, bereiten Sie sich auf die Möglichkeit eines Angriffs mit Atomraketen vor." "Ja, die Möglichkeit besteht", sagte Yuichiro ernst. Die Hände des Mannes öffneten und schlossen sich. "Sie meinen wirklich Kernwaffen? Mit der zwanzigfachen Zerstörungskraft von Hiroshima? Dutzend- oder hundertfach?" "Mit wie vielen Raketen sie angreifen werden weiß ich nicht. Aber wenn sie angreifen, dann wird die Botschaft ihr Ziel sein. Damit wird das gesamte Umland in Mitleidenschaft gezogen werden." "Also der Großraum Tokio", sagte er mit knirschenden Zähnen. "Ja." Es gab keinen Grund für den General, die Situation zu beschönigen. "In dem Fall, Sir, erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, das ich den Einsatz von Kernwaffen für einen terroristischen Akt halte. Ich stelle mich selbsttätig unter Ihr Kommando." "Das ehrt Sie, Lieutenant, aber Sie müssen nicht zum Deserteur werden." "Mit Verlaub, aber Sie werden jeden Mann brauchen können, sobald der Tanz hier los geht. Sie werden gegen einen ganzen Haufen Rüstungen kämpfen, und letztendlich wird jeder, der zumindest Gefangene aus abgeschossenen Rüstungen schälen kann, für Sie wertvoll sein." Nun war es an Leth, zu zögern und zu hadern. Schließlich nickte er. "Kommen Sie mit, Lieutenant." "Danke, Sir!", rief der Mann erfreut. Nun sprangen weitere Männer und Frauen auf, sechs insgesamt. Drei Chinesen, eine Russin und zwei weitere Briten. Zurück blieben dreizehn verbissen dreinschauende US-Amerikaner, die vielleicht einfach nicht mehr wussten, was richtig und was falsch war. Yuichiro verließ den Saal als Vorletzter, Garalion als Letzter. *** Etwa zur gleichen Zeit saßen Akira und seine zukünftigen Begleiter in einem Arbeitsraum und lauschten Amis Ausführungen, die auf den Erkenntnissen der Millenier, den Informationen des US-Präsidenten und Geheimdienstinformationen Japans beruhten. Er hatte seine Krieger zusammen gestellt, und zu seinem maßlosen Erstaunen hatte er die vielleicht besten für diesen Job bekommen. Hotaru hatte sich bereit erklärt, mitzugehen, nicht ohne zu erwähnen, das er die Geschichte verändern würde, wenn er sie hierließ. Dann hatte Yaten gedrängelt, um mitkommen zu dürfen. Da der Starlight - im Moment in der ursprünglichen Form einer Frau, was Akira immer ein klein wenig unruhig machte - sich als großartiger Kämpfer erwiesen hatte, musste der General nicht lange überredet werden. Was ihm einen wütenden Blick von Ami eingebracht hatte, den er sich nicht erklären konnte. Was hatte er getan, um das zu verdienen? Der letzte Rekrut in der Runde war Pyramon selbst, der ehemalige Navigator des Seelenschiffs und erster Minister unter Prinzessin Serenity. Mit ihm selbst waren hier vier besonders mächtige Krieger versammelt, und die Mächtigste war das schlanke kleine Mädchen mit der Kraft, ganze Planeten zerstören zu können. "Unser erstes Angriffsziel ist die Fabrik in den USA", dozierte Ami. "Dank eines Whistleblowers sind wir über Lage und Verteidigung der Fabrik informiert. Er unterstützt weiterhin den geflohenen Präsidenten, der offiziell noch im Weißen Haus residiert, da es ebenso offiziell keinen Militärputsch gegeben hat. Das Gerücht über seine Flucht beginnt sich aber über das Internet zu verbreiten. Aber noch ist er nicht in Sicherheit. Die USS Lincoln hat seine sichere Ankunft noch nicht vermeldet, und solange das nicht der Fall ist... Aber ich schweife ab." Hinter Ami entstand eine Karte. "Das, was Ihr hier seht, ist Amerikanisch-Samoa, also ein US-Protektorat in moderater Entfernung zu uns. Die Fabrik steht auf der der Hauptinsel Tutuila vorgelagerten Mini-Insel Aunu'u. Die Fabrik befindet sich im erloschenen Vulkan der ohnehin spärlich besiedelten Insel." "Erinnert mich an James Bond", sagte Akira. "Da war doch mal was mit einer Raketenbasis im japanischen Inselreich, die sich unter einem falschen Kratersee erstreckt hat." "So in der Art kannst du das sehen", sagte Ami, und fügte schnippisch hinzu: "Allerdings bist du nicht James Bond." "Nein, ich bin viel besser dran. Statt einem hübschen Mädchen begleiten mich gleich zwei", witzelte er, und kassierte dafür einen weiteren bösen Blick der jungen Frau. "Die musst du allerdings teilen, Akira", mahnte Pyramon lächelnd. "Bitte kein James Bond-Ende", sagte Hotaru und hob abwehrend beide Hände. "Nicht, das Ihr zwei nicht auf eure ganz eigene Arten wirklich lieb und attraktiv wärt, aber mein Freund hätte da sicher was dagegen." "James Bond-Ende?", fragte Yaten. "Kennst du James Bond nicht? Den berühmten Geheimagenten ihrer Majestät, der britischen Königin?" Tadelnd sah Hotaru die Außerirdische an. "Das ist doch Allgemeinwissen. Eigentlich." "Wenn es nicht im japanischen Fernsehen lief, wird es mir entgangen sein", erwiderte sie. "Also kläre mich auf. Was ist ein James Bond-Ende?" Hotaru zwinkerte ihr zu. "Der große Held besiegt den Bösen, und anschließend kriegt er das Mädchen. Und damit meine ich nicht nur ein kleines Küsschen, sondern eine ordentliche..." "Hotaru!", rief Ami aufgeregt. "Aber ist doch wahr!", murrte sie unzufrieden. "Außerdem sind wir ja alle reife, erwachsene und aufgeklärte junge Menschen, die sich nicht vor so einem bisschen Sex im Fernsehen fürchten!" "Hotaru, können wir bitte, bitte zum Thema zurückkehren?", bettelte Ami verzweifelt. "Yaten, ist dir nicht gut? Du bist so rot im Gesicht." "M-mir geht es gut! Ahahaha. Ich bin eine abgeklärte und erfahrene Frau. So ein bisschen Gerede über Sex im Fernsehen bringt mich doch nicht aus der Ruhe! Hahahaha!" Sie senkte den Kopf und seufzte leise. "Bleibt ja auch nur beim Gerede. Also gut, mach weiter. Was wissen wir über die Anlage?" Ami Mizuno atmete sichtlich erleichtert auf. "Danke, Yaten. Es handelt sich um einen kompakten Industriekomplex auf zwei Stockwerken mit Unterkünften, Produktionshalle und Büros. Gefertigt wird auf beiden Etagen in fünfhundert Arbeitsschritten an vier parallel laufenden Produktionsstraßen. Der Ausstoß beträgt vierzig Rüstungen pro Tag, wobei die Produktion dankenswerterweise erst vor wenigen Tagen angefahren wurde. Die bisherigen GunSuits, mit denen wir zu tun hatten, waren eigentlich nicht mehr als Prototypen und Testprodukte." "Aha. Wir waren also nur eine Testreihe der Stiftung Warentest Massenmord", witzelte Akira gehässig. "Damit hast du durchaus Recht", sagte Ami. "Und anhand der Daten, die wir ihnen geliefert haben, haben sie ihre Produktion verbessert." Pyramon hob wie ein Mittklässler die Hand. "Das bedeutet, wir rechnen mit wie vielen Rüstungen auf Samoa? Und mit wie vielen Rüstungen in den anderen Fabriken?" "Im Idealfall mit keiner einzigen, beziehungsweise den Rüstungen, die das Wachpersonal trägt, weil die anderen bereits für den Angriff auf Japan in Position geschafft wurden. Im ungünstigsten Fall vielleicht mit zweihundert, vielleicht mit dreihundertzwanzig. Der Präsident wurde über den Start der Massenproduktion nicht mehr informiert, daher können wir nur Vermutungen anstellen." "Eieieieieiei", kam es von Akira. "Die ursprünglichen Rüstungen waren schon übel, aber verbessert werden sie nicht harmloser sein." "Du sagst es. Zum Beispiel gehen wir davon aus, das nun alle Modelle flugfähig sein werden, da die Rüstungen, die es beim Angriff auf uns nicht waren, eklatant versagt haben. Zu geringe Mobilität", sagte Ami ernst. "Insgesamt rechnen wir mit einer moderaten Verteidigung, die uns vor keine großen Probleme stellen wird. Wichtig ist für uns, die Möglichkeiten zum Bau dieser Rüstungen ein für allemal zu beenden und so viel Technologie des SilverMilleniums wie möglich zu bergen. Dazu gehören vor allem die Baupläne. Die Special Forces sind bereits informiert, und Major Kano sucht sich seine Leute auch unter dem Gesichtspunkt der Computerkenntnisse aus. Ein paar von ihnen werden nicht nur Elite-Soldaten, sondern auch ordentliche Cracker sein." Yaten runzelte die Stirn. Ein durchaus nicht unansehnlicher Anblick. "Du meinst ordentliche Hacker." Bestimmt schüttelte die Herrin des Merkurs den Kopf. "Nein, ich meine Cracker. Sind so was ähnliches wie Hacker, nur böser." "Na, Matsumoto wird uns doch keine Bösen mitgeben wollen, also meinst du doch Hacker. Immerhin sollen sie uns helfen, Japan zu retten, nicht zu zerstören." Akira hob die Rechte, bevor Ami antworten konnte. "Bevor das hier eskaliert, und der Computerfreak mit dem Sozialmagneten in die zweite Runde geht, möchte ich feststellen, das wir Spezialisten kriegen, die das Firmennetzwerk infiltrieren und sämtliche virtuellen Pläne klauen werden. Ist das richtig zusammengefasst?" "Ja, das stimmt. Aber Computerfreak? Ich?", fragte Ami entrüstet. "Und ich, Sozialmagnet? Was soll das denn sein?", fragte Yaten nicht minder laut. "Computerfreak, weil ich dich kenne, Ami. Alleine deine Datenbrille macht dich neunundneunzig Prozent aller Cracker überlegen, und ich weiß, dass du letztes Jahr dem organsierten Verbrechen ein paar Milliarden Yen geklaut und für wohltätige Zwecke umgeleitet hast, ohne das man dir auf die Spur hätte kommen können - ich habe dir dabei geholfen." Ami schnaubte ärgerlich, beließ es aber dabei. "Und Sozialmagnet, weil du überall wo du auftauchst, sofort der Mittelpunkt bist, beste Yaten." "Ach komm. Ich bin doch nicht Taiki. Ich bin doch viel zu ernst und sachlich. Sozialmagnet, ich, also bitte. Hey, was guckt Ihr mich denn alle so merkwürdig an?" "Yaten, du bist bei uns ein verdammter Superstar!", rief Ami entgeistert. "Ich bin dein Fan!" Sie griff in ihre Rocktasche und zog eine laminierte Karte hervor. "Hier, die trage ich immer bei mir." "Oh. Oh! Ich erinnere mich! Die berühmte Nummer acht! Du bist in unseren offiziellen Fanclub eingetreten, bevor die meisten Menschen überhaupt wussten, das es uns gibt! Okay, vielleicht bin ich ein Sozialmagnet. Aber nur ein kleiner." Akira räusperte sich verlegen und zückte ebenfalls ein Kärtchen. "Leider nur eine siebenstellige Mitgliedsnummer..." Yaten sah ihn aus großen Augen an. "Du bist unser Fan? Aber..." "Ich bin gleich eingetreten, nachdem wir den ersten Angriff der DemonSeed abgewehrt hatten. Die Mädchen haben mich mit der Musik angefixt, und die anderen Jungs sind sowieso Mitglied... Und Ihr habt eine gut durchmischte Fangemeinde beider Geschlechter und aus allen Gesellschaftsschichten. Abgesehen von der tollen Musik." "Na, das nenne ich mal eine überraschende Entwicklung. Ist Mamoru auch Mitglied?", fragte sie trocken. "Alle sind Mitglied. Soweit ich weiß hat Usagi sogar Luna und Artemis angemeldet", erwiderte Akira. "So, so. Welche Mitgliedsnummer hat er dann?" Eisiges Schweigen antwortete ihr. "Ich kann euch nicht hören", scherzte sie. Erschrocken fügte die junge Frau hinzu: "Es wird doch nicht die eins sein?" "Ich glaube, es ist die drei, oder? Er war einer der ersten. Hilf mir mal, Ami." "Nein, es ist die zwei. Er war einige Zeit Vize-Präsident, ist dann aber wegen seines Amerika-Aufenthalts zurückgetreten. Kam natürlich alles ganz anders, aber Mamoru ist einer eurer größten Fans." Die Herrin des Merkurs lächelte verlegen. "Wie Akira schon gesagt hat, wir sind alle Mitglied im Fanclub." "Oh. Ich fühle mich sehr geehrt." Yaten räusperte sich verlegen und versuchte den Kloß von ihren Stimmbändern zu bekommen. "Mit wie vielen Verteidigern rechnen wir also insgesamt?", fragte Akira im Versuch, das Gespräch wieder zurück auf die Mission zu lenken. "Über den Daumen mit acht- bis neuntausend", sagte Ami. "Ach, doch so viele?" Pyramons Stimme klang spöttisch. "Passen die überhaupt alle auf das kleine Inselchen?" "Die meisten sind nicht auf der Insel, sondern auf dem Gewässer vor der Insel", erklärte Ami. "Laut unseren Satellitendaten schwimmen da nämlich achtzehn amerikanische Kampfschiffe, die da gestern noch nicht waren. Sie sichern die Insel zu allen Seiten ab." Ein leises Schnauben war von Akira zu hören. "Uff. Ich habe schon befürchtet, es könnte langweilig werden. Mit achtzehn Kampfschiffen werde ich fertig." Pyramon lachte rau. "Wie? Du alleine, oder dürfen wir dir helfen?" "Ein wenig, vielleicht", erwiderte Akira im gleichen scherzenden Tonfall. "Aber vergesst dabei nicht, auf unsere Leute zu achten, die wir mitnehmen werden. Ich möchte auf keiner Seite Tote haben... Vor allem nicht auf unserer Seite." Akira erhob sich. "Während wir unterwegs sind, brauchen wir Daten zu den anderen Fabriken, Ami." "Das steht außer Frage. Taiki und ich setzen uns mit den Milleniern und dem Auslandsgeheimnis sofort dran. Wenn Ihr wiederkommt, haben wir Russlands Fabrik schon entdeckt. Eventuell auch schon die britische und die chinesische Fabrik." "Äh, wenn ich mich nicht irre, haben Russen und Briten im Pazifik Besitzungen in relativer Nähe zu Japan, oder?", fragte Akira nachdenklich. "Sieh an. Du kannst ja immer noch kombinieren", erwiderte Ami mit spöttelndem Ton in der Stimme. "Wir haben, nachdem uns die Position der ersten Fabrik einmal bekannt war, Emissionsmessungen vorgenommen. Taiki und seine Spezialisten suchen bereits nach ähnlichen Emissionen auf in Frage kommenden Inseln und im chinesischen Meer. Gerade bei den Russen sollte das nicht so lange dauern. Ich rechne da mit ersten Ergebnissen noch in dieser Stunde." "Okay, freut mich zu hören. Kommt, Leute, der Einsatz beginnt." Akira zögerte kurz, dann nickte er Ami zu. "Tut mir leid wegen eben." Er nickte erneut und verließ den Saal. Yaten folgte ihm, nachdem sie Ami zugezwinkert hatte, auf dem Fuß. Hotaru schien sich dabei köstlich zu amüsieren. Sie folgte den beiden und klopfte schnell noch Ami auf die Schulter, bevor sie den Raum verließ. Pyramon schüttelte den Kopf und ging den dreien hinterher. Dabei murmelte er irgend etwas vom einzigen Vernünftigen, und davon, auf diese Hitzköpfe aufzupassen. Ami starrte auf die Tür. Leise sagte sie: "Ich habe mich nicht beschwert, Dummkopf. Außerdem muss ich mich dann genauso entschuldigen." "Bei wem musst du dich entschuldigen?", klang Akiras Stimme direkt vor ihr auf, als der General wieder eintrat. Erschrocken sah sie ihn an. "N-nicht so wichtig. Hast du was vergessen?" "Ja. Im Anbetracht der Tatsache, das dies vielleicht das letzte Mal sein kann, das wir uns sehen, habe ich mich entschlossen, auf deine Gefühle keine Rücksicht zu nehmen." Er ging zu der jungen Frau und schloss sie in die Arme. "Bleib am Leben, versprich mir das." Bevor Ami Mizuno reagieren konnte, hatte der ehemalige General sie schon wieder los gelassen. Vor ihren Augen verschwand er, den Blick gefüllt mit Schuldgefühlen und Wehmut. "Ich habe mich nicht beschwert, du Riesendummkopf", murmelte sie hilflos. *** Tomoki galt als einer der besten Tunneltreiber des SilverMilleniums. Seine Verbindungen von Tokio zu den verschiedensten Städten der Welt waren damals sehr schnell errichtet worden, und wären sie nicht von Echitron, dem toten Herrn des Seelenschiffs, dazu missbraucht worden, die Erde einzufrieren, würde es sie sicherlich heute noch geben. So gesehen war Tomokis Tunnel zum Generalstab eine leicht zu nutzende Einrichtung. Allerdings staunten Pyramon, Hotaru, Yaten und Akira nicht schlecht, als sie mitten im Büro des Oberbefehlshabers der Streitkräfte heraus kamen. Der Freund empfing ihn überrascht. "Okay, damit habe ich nicht gerechnet." "Du hast nicht damit gerechnet, dass wir deinen Tunnel nutzen, anstatt selbst einen zu treiben?", fragte Pyramon. "Damit habe ich gerechnet, weil Ihr keinen Tunnel erschaffen könnt, ohne diesen hier kollabieren zu lassen. Sie wären irgendwann verschmolzen. Ich habe das im Lissabon-Experiment eindeutig bewiesen, und... Na, wie dem auch sei. Hätte ich dran gedacht, dass Ihr den Tunnel benutzen müsst, hätte ich ihn zumindest im Vorzimmer enden lassen." "Dafür ist es jetzt ein wenig spät", sagte Akira. Er nickte den versammelten Militärs zu. "Entschuldigen Sie die Störung, wir bleiben nicht lange. Ihr Einverständnis vorausgesetzt treiben wir vom Hof aus unsere Tunnel in das jeweilige Einsatzgebiet, General Matsumoto." Der General lächelte jovial. "Nicht doch, Torah-sama. Wir sind es nicht, die hier Bedingungen stellen können. Ihre Operationen genießen unsere volle Unterstützung." Als Matsumoto sah, wie ein erwartungsvolles Lächeln über die Züge des wiedergeborenen Generals glitten, und er sich an das erinnerte, was im Dossier über ihn gestanden hatte, nämlich das er den direkten Kampf gesucht und stets gewonnen hatte, lächelte er seinerseits. "Die Spezial-Einheit ist im Hof bereits angetreten, General." "Danke schön." Iskander grüßte knapp und verließ, die anderen drei im Schlepp, das Büro. Überall wo sie gingen, blieben die Soldaten und Offiziere stehen und salutierten. Wo sich die Menschen ballten, klang ehrfürchtiges Gemurmel auf, das die Namen der vier skandierte. Unten in der Vorhalle schließlich wurde für sie geklatscht. "Ein würdiger Empfang für Krieger", befand Pyramon. "Was denn? Geklatscht wurde für dich ja schon öfter auf der Erde, oder?", neckte Yaten. "Ja, aber in diesen Fällen wurde ich als Diplomat empfangen. Dies ist das erste Mal, das ich als Krieger auftrete, daher freut mich diese Anerkennung. Dir muss doch auch auffallen, das es ein anderes Klatschen ist als auf deinen Konzerten, Starhealer." Yaten lauschte dem Applaus einen Moment. "Du hast Recht", fand sie schließlich. Akira lächelte dünnlippig. Der Applaus war nett und gut, aber er war nicht zu vergleichen mit dem Schildjubel von zehntausend bewaffneten Gerüsteten, die zu allem entschlossen und zum Kampf bereit waren, wie es sein früheres Ich so oft erlebt hatte. Sie traten auf den Hof hinaus, und lauter, ekstatischer Jubel mehrerer tausend Soldaten empfing sie. Die Spezial-Einheit stand in der Mitte und rührte keinen Muskel, aber jedes Gesicht war entschlossen, die Leute bis an die Zähne bewaffnet und kampfbereit. Ja, das kam der Vergangenheit schon näher. Als die vier Krieger des SilverMilleniums heran traten, ruckten die Stiefel der Spezial-Truppe mit der Bewegung wie von einem Mann aneinander ins Hab acht. "Junge, Junge, exerzieren können sie ja schon mal", sagte Hotaru respektlos. "Wenn sie jetzt auch noch kämpfen können, haben wir ein Problem weniger." "Geh davon aus, das sie das können", sagte Akira. "Sie sind die Besten von einhundertfünfzigtausend. Außerdem solltest gerade du das genauer wissen." Hotaru verzog ihre Miene zu einem gequälten Grinsen. "Oh, ich weiß wie die Geschichte ausgeht. Aber ich bin jetzt erst quasi live dabei." "Du hast doch nicht etwa Angst?", fragte Pyramon die junge Frau. "Was? Redest du mit mir? Ich bin SailorSaturn, die Kraft des Todes, die Macht, die ganze Planeten zerstören kann. Wenn ich Angst habe, dann um euch, denn ich bin ziemlich gut darin, zu kämpfen, aber wirklich mies darin, jemanden am Leben zu erhalten." Akira gab den beiden einen Wink, um ihren Disput zu unterbrechen. Sie stellten sich in einer losen Linie vor der Truppe auf. Kenichiro Kano stand ein Stück davor und salutierte. Wie alle anderen war er einsatzbereit. Sein Gesicht und alle sichtbaren Körperteile waren mit Tarnfarbe bemalt. "General Iskander, die Einheit ist bereit zum ausrücken." "Gut. Unser erstes Ziel ist eine Insel der Amerikanisch-Samoa-Gruppe. Die Fabrik produziert die amerikanischen GunSuits. Da wir sie zu den Okkupatoren von Pentagon und Weißem Haus rechnen können, gehen wir hier von einer Operation wider die US-Demokratie und ihren legimitierten ersten Vertreter aus. Den USA den Krieg zu erklären wäre hier vollkommen verkehrt, denn der Präsident ist auf unserer Seite. Einer Polizei-Aktion hingegen steht nichts im Weg." Akiras Blick ging über die Reihen. "Noch etwas. Der Erste, der Pearl Harbour sagt, oder irgend eine Weltkrieg II-Anspielung macht, hat die Ehre, eintausend Liegestütze zu machen!" Verlegenes Grinsen antwortete ihm. Wahrscheinlich war der historische Vergleich schon ein paarmal im Rund herumgegangen. "Bilden Sie Marschreihen, Major Kano. Anschließend geben Sie uns zwei Minuten, um die Situation auf der anderen Seite zu sichern und folgen uns. Ihre Aufgabe und die Ihrer Leute ist es, die Fabrik zu erobern und zu sichern, sämtliche GunSuits und Teile zu erbeuten, und sämtliche Pläne, digitale wie gedruckte. Am Besten vernichten Sie das Computersystem komplett, damit nicht mal Spezialisten etwas von der zerstörten Platte lesen können." "Aber das kann ich doch machen", sagte Hotaru. Sie holte ihre Gleve aus einer interdimensionalen Falte, in der sie ruhte, wenn sie die schreckliche Waffe nicht benötigte und schwang sie ein paarmal zur Probe. "Abgelehnt. Ich möchte, das danach noch eine Insel existiert. Außerdem brauche ich dich zur Abwehr vom schweren Gerät." Akira wandte sich wieder Kano zu. "Man hat mir zu verstehen gegeben, dass Sie Spezialisten für Computeraufgaben haben." "Ja, General Iskander. Und Ninjas." "Ninjas?" "Ninjas", bestätigte Kano und deutete auf die linke Flanke. Dort standen zehn schwarz vermummte Soldaten. Ihre Bewaffnung war ein Mix aus Handfeuerwaffen und Klingenwaffen. "Und ich dachte, Ninjas wären nur eine Legende", gestand Akira. "In etwa so eine Legende wie die Sailor-Fähigkeiten?", fragte Kano. "Punkt für Sie. Wir wissen nicht wie es auf der anderen Seite aussehen wird, aber wahrscheinlich wird es heiß werden, verdammt heiß. Wir treiben den Tunnel direkt nach Aunu'u und geben Ihren Leuten dann Deckung. Achtzehn Kampfschiffe sichern vom Meer aus. Die Zahl der gepanzerten Kampfeinheiten und aktiven GunSuits ist unbekannt. Aber wir werden uns darum kümmern, so gut wir können. Nur die Besten sollten in diesen Einsatz gehen. Und nur deren Beste werden ihn überleben, wenn es schlimm kommt." "Keine Sorge", sagte Kano bestimmt. "Dies sind die Besten." "Na, dann los." Akira wandte sich um, ging bis an den Südosten des Kasernenhofs. Das war einerseits wichtig, damit sich sein Tunnel nicht mit dem im Büro des Superintendent General parallel legte, was Schwierigkeiten mit der Stabilität gebracht hätte, andererseits würde er die Distanz noch brauchen, wenn er Tunnel für die anderen Einsatzgebiete durch die Raumzeit trieb. Es bedurfte nur leichter Konzentration, um seine Kraft zu fokussieren. War er bisher in seiner Gestalt als Akira unterwegs gewesen, gab es nun einen blendenden Lichtblitz, seine Augen verschwanden unter dem Schatten seines Ponys, ein undurchdringlicher Luftwirbel umspülte seinen Körper. Als der Wirbel ihn frei gab, schwang er zur Probe seinen Zeigestab herum. Bei der Bewegung wurde sein Umhang nach hinten gewirbelt. Begeistertes Raunen klang auf. Der General des SilverMilleniums, Iskander, war da. Er richtete seinen Zeigestab auf die Gebäudemauer vor sich und konzentrierte seine Kraft. Pure, strahlendweiße Energie traf auf die Wand, und doch wieder nicht. Sie brandete irgendwie auf ein unsichtbares Hindernis, und die Luft begann Wellen zu werfen wie eine Wasseroberfläche, in die etwas hinein gefallen war. Schließlich schien sie sich zu dehnen, nach innen konkav auszuhöhlen. Es vergingen mehrere Minuten, in denen er stumm auf seinen Tunnel konzentriert war. Schließlich nahm er den Zeigestab ab. "Es hat ein wenig gedauert, aber Aunu'u ist auch ein ziemlich kleines Ziel in der Weite des Ozeans." Donnernder Applaus klang auf. Akira hoffte, das noch viele Soldaten Japans noch oft würden applaudieren können. Denn das würde bedeuten, dass sie den Wahnsinn dieses Krieges überleben würden. "Zwei Minuten", wiederholte Iskander und schritt voran in den Tunnel. SailorSaturn und Sailor Starhealer folgten ihm auf dem Fuß, Pyramon bildete den Abschluss. Major Kenichiro Kano streckte den linken Arm, winkelte ihn an und sah auf seine Digitaluhr. Zwei Minuten. Nicht eine Sekunde länger. Auf der anderen Seite des Tunnels erwartete sie der nackte Berghang. Keine Spur von der Fabrik, die ja in den Vulkan hinein gebaut worden war. Leider war auch keine Zugangsmöglichkeit zu sehen. Auf der Haben-Seite stand, das sie bisher noch nicht entdeckt worden waren. "Achtzehn Schiffe, hat Ami-chan gesagt, oder?", klang Pyramons Stimme auf. Es klang resignierend-amüsiert. "Ja. Wieso?", fragte Akira, der noch immer grübelte, wie man in die Fabrik gelangte. "Es wäre nett von ihr gewesen, wenn sie uns gesagt hätte, das einer davon ein Flugzeugträger ist." Der General des Mondes fuhr erschrocken herum. Tatsächlich, nur wenige hundert Meter vor der Küste lag ein Flugzeugträger, umgeben von seiner Begleitflotte. Was an der Geschichte nicht so schön war: Er drehte auf Lee, also hatte er vor, seine Flugzeuge zu starten. Akira zählte die Schiffe. Zwölf. Der Rest war wohl um die Insel verteilt. "Meinst du, sie haben uns entdeckt, Pyramon?" Eines der Begleitschiffe, ein Kreuzer, wandte seine Geschütze der Insel zu und feuerte die 127mm-Geschütze ab. "Also, der Träger und dieser Ticonderoga-Kreuzer haben uns jedenfalls entdeckt", erklärte er trocken. "Wir können wohl froh sein, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Tomahawks auf ein so kleines Ziel wie wir es sind, abzufeuern." "Da kennt sich ja einer gut aus", sagte Hotaru. "Kenne deine potentiellen Feinde. Ich bin seit einer Ewigkeit auf diese Situation vorbereitet." Er grinste wild. "Ich kümmere mich darum, so gut ich kann. Wenn ich Hilfe brauche, werdet Ihr es merken. Versucht, einen Weg hinein zu finden. Noch achtzig Sekunden, bis Kano nach kommt." "Ich denke, wir suchen gar nicht erst lange. Hotaru!" "Ja, Boss?" "Schlag mir ein Stück vom Vulkan weg. Sagen wir ein Viertel. Lass die Trümmer ins Meer sacken." Die junge Frau lächelte verwegen. "Einmal filetierter Vulkan, kommt sofort!" Sie hob ihre Klingenwaffe mit beiden Händen in die Höhe. Die Energie ihrer Kraft entlud sich in kleinen Blitzen, die über ihren Körper wanderten. Langsam begann sie zu schweben. Sie hob die Klinge immer höher, hielt sie über ihren Kopf, und ließ sie dann mit einem Schrei niedersausen. Zunächste schien nichts zu geschehen. Dann aber, nach Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit dehnten, schien im Gestein eine helle Linie aufzuleuchten. Auf dieser Linie, die von rechts oben schräg nach unten links geführt worden war, begann der gesamte Berghang abzurutschen. Und einmal in Bewegung rauschte er gleich bis ins Meer weiter, wo er eine kräftige Welle erzeugte, die eines der Begleitschiffe des Trägers für ein paar Sekunden verschlang. Sie hatten einen wunderbaren Blick in das Innere des erloschenen Vulkans. Ihr Hieb hatte auch ein Stück der Fabrik zerstört und deren Flanke geöffnet. "Na also, da ist doch unser Zugang", sagte sie zufrieden. "So ein Ding will ich auch", klang Yatens beeindruckte Stimme auf. Hotaru sah sie mit wutverzerrtem Gesicht an und griff ihr an den Kragen. "Whoa, was...", entfuhr es Yaten, dann hatte die Jüngere sie hinter sich geworfen. Dort wo die Starlight gerade noch gestanden hatte, fuhr der Strahl eines GunSuits ins Gestein. "Sorry, habe ich dich verletzt? Das ging schneller als Erklärungen", sagte Hotaru. Yaten erfasste die Situation und schleuderte dem GunSuit ihren Angriff entgegen. Er traf frontal. Für einen Moment schien sich der GunSuit weiter bewegen zu wollen, hohnlachend über diese minderwertige Attacke, dann aber begann er zu rauchen und fiel vorneüber. "Ja, da staunst du, was? Auch wir lernen dazu", sagte sie triumphierend. "Schätze, da sind noch mehr von unterwegs. Wir sollten uns um sie kümmern. Und danke für die Rettung, Hotaru-chan. Das hätte mir weh getan." "Jederzeit wieder, Yaten." Die Begleitschiffe des Trägers begannen Marschflugkörper auszuspucken. Akira musterte die Kondensstreifen der anfliegenden Raketen. "Hotaru, Yaten, Ihr jagt die GunSuits in der Fabrik und außerhalb! Ich sichere den Tunnel und helfe Pyramon!" "Verstanden!" Die beiden Frauen sprangen und verschwanden. Nach exakt zwei Minuten kamen die ersten Elite-Soldaten aus dem Tunnel gelaufen. Vorweg Kano selbst, der die Situation sofort erfasste. "Nicht stehen bleiben! Gleich weiter in die Fabrik!", rief er. Nur wenige Meter entfernt detonierten die Geschosse der Bordgeschütze des Ticonderoga in Pyramons Händen, als wären es nur Knallbonbons. Dazu kamen bereits über dreißig Kondensstreifen gestarteter Raketen. Ihr einziger Schutz dagegen waren die Krieger des SilverMilleniums, aber so war die Aufgabenverteilung auch gedacht. Kano würde einen Teufel tun, und seinen Teil vernachlässigen. Die MP im Anschlag eilte er mit seinen Leuten auf die Bresche im Berg zu, um die Fabrik zu erobern. "Warum hast du Hotaru auf GunSuit-Jagd geschickt?", fragte Pyramon, krallte die Hand zur Faust, was eine Tomahawk in seinem Sichtbereich wie von einem Riesen zerknüllen und explodieren ließ. "Eine rein taktische Erwägung. Stell dir vor, sie würde mit den Schiffen das gleiche machen wie mit dem Berg." Der Zeigestab Iskanders wuchs auf die Größe einer Kampflanze. Sie spie einen Energiestrahl aus, den er über den Himmel führte und dabei mehrere Tomahawks berührte, die in Detonationen vergingen. Das waren fünf von dreißig, die Schiffe hatten nicht erneut geschossen, würden es aber tun. Vor allem die Geschütze würden weiter feuern. "Wäre vielleicht eine gute Idee gewesen", sagte Pyramon. "Was für ein Wespennest." "Was denn, was denn, gibst du schon auf?", spöttelte Akira. "Ach, ein paar Minuten halte ich noch durch", erwiderte der Navigator im gleichen Tonfall. Die Kreuzer, Zerstörer und Fregatten starteten weitere Raketen, während der Träger seine Flugzeuge zu starten begann. Es begann, und es wurde nicht leichter. *** An einem Ort, den nur eine Handvoll Menschen wirklich kannten, flammten ein gutes Dutzend Monitore auf. Sie hatten integrierte Kameras, deshalb konnten die auf den Monitoren abgebildeten Menschen sehen, wer auf den anderen Monitoren zu sehen war. Zumindest die Symbole, die sie repräsentierten, denn niemand von ihnen würde sein wahres Gesicht zeigen, nicht einmal hier. Es stand jedoch außer Frage, das die meisten wussten, wer die anderen waren. Wirtschaftsbosse, Reiche, hohe Militärs, Anführer politischer und religöser Gruppen, sie waren ein wilder Mix aus Geld und Macht. Nun, zumindest waren sich alle sicher, das die Person, die durch die gestürzte Pyramide dargestellt wurde, jeden von ihnen kannte. Immerhin waren sie von ihm eingeladen worden. "Es beginnt", sagte die verzerrte Stimme vom Pyramidenmonitor, als alle anwesend waren. "Sie greifen die GunSuit-Fabrik in Amerikanisch-Samoa an. Leider ist es uns nicht gelungen, die amerikanische Exekutive in unsere Gewalt zu bringen, deshalb können wir die Situation nicht als unprovozierten Angriff ausschlachten. Jede besondere Aufmerksamkeit der Presse würde auch den Putsch aufdecken und damit die Situation in den USA unnötig erschweren." "Das sagen Sie, Pyramide", ereiferte sich eine Stimme aus einem Monitor mit goldenem Stern. "Überlassen Sie es mir, und wir werden sehen, ob und wie Propaganda funktioniert!" "Propaganda gegen das SilverMillenium ist eine schwierige Sache", sagte der Monitor mit einem Symbol aus vier liegenden Kettengliedern. "Sie haben mehrfach dabei versagt, Serenity und die Millenier zu diskreditieren. Das Ergebnis waren sinkende Einschaltquoten und Verkaufszahlen Ihrer Sender und Zeitungen." "Diesmal ist es anders. Sie greifen uns an und geben uns jede rechtliche Handhabe, die wir uns wünschen könnten", widersprach der Goldstern. "Eben nicht", sagte Pyramide. "Ihre eigene Propaganda ist lückenlos. Für die Welt wehren sie sich nur, und die Welt kauft es ihnen ab. Sie werden diese Fabrik und die anderen drei finden und vernichten. Und die Welt wird sie dafür hochleben lassen." "Was also schlagen Sie vor, Pyramide?", fragte eine vierte Stimme, die von einem X aus Holzstäbchen symbolisiert wurde. "Armageddon", sagte Pyramide ruhig. "Wir greifen sie an, mit unseren GunSuit-Divisionen und unseren regulären Streitkräften. Offiziell um das besetzte Japan zu befreien. Das wird uns keiner glauben, aber sobald wir gesiegt haben, schreiben wir ohnehin die Geschichte." "Und was wenn unsere regulären Truppen und die GunSuits keinen Erfolg haben?", fragte Stäbchen. "Judgement Day." Für ein paar Sekunden wurde es still. Dann redeten alle Stimmen wild durcheinander. Einige waren dafür, einige dagegen, andere hatten ganz andere Meinungen. "RUHE!", rief Pyramide. "Wenn wir Armageddon ausrufen, und es nicht funktioniert, dann bleibt uns gar nichts anderes übrig als Judgement Day folgen zu lassen! Wir sind dann schon zu weit gegangen! Wir können nicht mehr zurück!" "Dann sollten wir es wohl auch hier besser enden lassen", sagte eine fünfte Stimme, die von einer weißen Wolke symbolisiert wurde. Der Monitor erlosch. "Noch jemand, der gerne möchte, das die Millenier in Zukunft die Welt regieren?", fragte Pyramide sarkastisch. Keiner der anderen Monitore erlosch. "Gut. Ich werde dafür sorgen, das man sich um den Verräter kümmert, bevor er uns schaden kann. Jetzt aber müssen wir unsere Truppen in Bewegung setzen und angreifen. Hart und gnadenlos." Die anderen Monitore stimmten zu, danach erloschen sie einer nach dem anderen. Der letzte Monitor, der erlosch, war Pyramide. Der Mensch, der das Symbol nutzte, wusste, das seine Pläne dreißig Millionen oder mehr Menschen das Leben kosten würde, aber das war ein geringer Preis für die Macht und das Geld, das ihm ein Sieg bringen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)