Schatten der Vergangenheit von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 10: Zugabe 2: Gathering ------------------------------- . Als Akira erwachte, geschah dies so plötzlich, als hätte jemand in seinem Kopf einen Schalter umgelegt. Er fuhr auf so weit er konnte, wurde aber zurückgehalten. Erschrocken kämpfte er gegen den Widerstand an. "Lass den Quatsch, Akira", hörte er Mamoru neben sich sagen. "Du hängst noch an den Kabeln des EKG." "Was?" Verwirrt starrte er an sich herab, sah die Sensorpflaster und die stramm gespannten Kabel auf seiner nackten Brust. "Oh, Mann." Mit einem Seufzer ließ er sich wieder nach hinten sinken. "An was kannst du dich noch erinnern?", fragte Mamoru und setzte sich auf die Kante des Betts. Akira erkannte den Raum wieder. Er gehörte zum Krankentrakt der Botschaft, und das EKG, an dem er angeschlossen war, beruhte auf der hochklassigen Millenier-Technologie. "Der Überfall", antwortete er. "Die Rüstungen im Hof. Und auf dem Balkon bei Usagi und Ami... AMI!" Wieder fuhr er hoch, doch Mamoru hatte damit gerechnet, und drückte ihn wieder in die Kissen. "Ami-chan geht es gut. Starmaker hat sie gerettet." "Starmaker?" "Sailor Starmaker. Groß, kräftig, braune Haare, Lederoutfit." "Sailor Starmaker?" "Hat mich jemand gerufen?", rief eine fröhliche Stimme. Ein großer, braunhaariger Mann trat ein. Seine Gesichtszüge waren etwas feminin, aber sein Auftritt war definitiv männlich. Hinter ihm kam Ami in den Raum. Ihr folgten ein kleiner weißhaariger Bursche und Juichiro. Der Braunhaarige trat ans Bett. "Sailor Starmaker, stets zu Diensten, Iskander. War mir eine Freude, dich zu retten." Der weißhaarige General des Mondes richtete sich wieder in seinem Bett auf, soweit es die Kabel zuließen. "Du... Starmaker?", fragte er. "Genau die", erwiderte er lächelnd. Akira starrte den großen Mann ungläubig an, bis er die Frau erkannte, die er zusammen mit Merkur auf dem Balkon gesehen hatte. Wie hatte Ami sie genannt? Taiki. Dieser Mann sah ihr zum Verwechseln ähnlich und erhob den Anspruch, Starmaker zu sein. Resolut klopfte Akira dem großen Kerl auf die Brust, aber da war nichts, rein gar nichts von der beachtlichen Oberweite zu finden, die er auf dem Balkon gesehen hatte. "Jetzt bin ich verwirrt." "Oh, das ist einfach erklärt", sagte der weißhaarige kleine Bursche. "Weißt du, als wir das letzte Mal auf der Erde waren, haben wir unsere Prinzessin gesucht, und Seiya, unser Anführer, hatte die großartige Idee, dass ein Mann eine Frau leichter finden würde. Deshalb haben wir uns außerhalb unserer Verwandlung in SailorKrieger transformiert. Zu Männern. Bei einigen ist das ein wenig sehr gut gelungen. Seiya zum Beispiel hätte sich glatt mit seiner neuen Seite als Mann anfreunden können." Der kleine Bursche hielt sich eine Hand vor die Brust. "Ich bin da ja anders. Für mich war es immer eine Verkleidung. Das habe ich nie vergessen. Ach ja, ich bin Starhealer. Aber du kannst mich Yaten nennen, Akira." Irritiert sah Akira von einem fremden Sailorkrieger zum anderen. Schließlich griff er nach Yatens Brust, aber er fand nicht einmal ansatzweise den Busen, den er bei der weißhaarigen Kriegerin gesehen hatte, die ihn auf den Balkon begleitet hatte. Yaten errötete. "Das geht mir etwas schnell, Akira." Nun war es am ehemaligen General des Mondes zu erröten. Wie hatte Taiki es doch genannt? Das männliche Auftreten war eine Tarnung. Und auch wenn die beiden in dieser Form keinen Busen hatten, so waren sie doch Frauen. Nun, zumindest Yaten, der immer noch verlegen war. Akira räusperte sich vernehmlich und murmelte eine Entschuldigung. "AH! Jetzt weiß ich es wieder! Ihr seid von den Three Lights!", rief er plötzlich. "Eure Gesichter kamen mir gleich so bekannt vor!" "Was?" Taiki schien amüsiert. "Selbst nach fast zwei Jahren erinnert man sich noch an uns? Was ist aus dem schnelllebigen Musikbusiness in Japan geworden? Zu unserer Zeit war man als Band schon out, wenn man nicht einmal pro Halbjahr eine neue Single rausgebracht hat." Akira verneinte mit einer resoluten Geste. "Auf manche Bands trifft das einfach nicht zu. Ich bin nicht gerade ein Fan, aber ich konnte mich mit eurer Musik immer anfreunden. Ich weiß, dass Ihr immer noch populär seid." "Danke für die Blumen", sagte Taiki erfreut. "Seiya wird sich freuen, wenn wir ihm das erzählen." Er legte eine Hand auf Amis Schulter. "Du hast Recht. Für die Wiedergeburt eines halbverrückten Generals des SilverMilleniums ist er ein netter Kerl." "Halb verrückt?", fragte Akira argwöhnisch. "Oh, da habe ich wohl falsch formuliert", beeilte sich Taiki zu sagen. "Ich meinte den damaligen General, der noch blind gekämpft hat. Du bist zweifellos von einem ganz anderen Kaliber, Akira." "Halb verrückt", echote Akira ärgerlich. Im Prinzip war das richtig. Sein Alter Ego war damals wirklich halb verrückt gewesen. Wegen seiner Verletzung, die sein Augenlicht gekostet hatte, wegen dem frühen Tod von Uranus und Neptun. Wegen Merkurs Tod. Vor allem wegen Merkurs Tod, die er mehr als alles andere geliebt hatte. Und die er immer noch liebte. So sehr liebte, das er bereit war, sie gehen zu lassen, anstatt sie zu zwingen, aus Pflichtgefühl mit ihrem Retter zusammen zu sein. "Halb verrückt habe ich nie gesagt", beschwerte sich Ami. "Iskander war immer ein großer Krieger, und Akira ist in jeder Facette seine Inkarnation." Taiki seufzte. "Schon klar. Großer Krieger. So groß, dass er ohne mich beinahe gestorben wäre." "Und dafür, das du ihn gerettet hast, habe ich mich schon bedankt, Taiki", erwiderte Ami mit einem Anflug von Belustigung. Dabei boxte sie dem großen braunhaarigen Mann spielerisch in die Seite, was dieser mit einem gespielten Schmerzenslaut quittierte. Akira fühlte sich, als würde er durch ein großes, schwarzes Nichts fallen. Verstanden die beiden sich einfach nur gut? Oder war da mehr? Vielleicht viel mehr? Damals, beim Kampf gegen SailorGalaxia, hatten die beiden etwas gehabt, was selbst über Amis Verbindung zu diesem Ryuji hinaus gegangen war? Langsam aber stetig begann sein Herz zu brechen. Okay, so hatte er es gewollt. Dass Ami glücklich wird, ohne ihn lieben zu müssen. Aber den Vorsatz haben, ihn umzusetzen, und dann zuzusehen wie er Wirklichkeit wurde, das tat weh, entsetzlich weh. Matt ließ er sich wieder in seine Kissen sinken. "Ich bin etwas müde. Wärt Ihr so freundlich, und lasst mich etwas schlafen?" "Oh. Oh, ja, natürlich." Taiki wandte sich zum gehen. "Yaten, Ami." Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Ich bleibe noch ein wenig." Yaten hob beide Augenbrauen. "Ich wollte auch noch ein wenig bleiben." Akira winkte ab. "Dazu besteht kein Grund. Ich bin nicht halb tot. Ich bin nur erschöpft. Was bringt es schon, einem geschundenen Schlafenden zu beobachten? Geht, Leute, geht und kümmert euch um die Rüstungen. Die kommen wieder. Und dann werden es mehr als zehn sein." "D-das klingt plausibel. Ich bin mit meinen Analysen der Rüstungen, die wir erobert haben, auch noch nicht fertig", sagte Ami. "Aber das kann ruhig noch ein wenig warten. Wenn ich..." "Ami", mahnte Akira, "wir sind nicht zusammen. Du bist nicht verpflichtet, deine Zeit an mir zu vergeuden. Ich denke, dass du eine Pflicht dem SilverMillenium gegenüber hast. Also gehe ruhig und analysiere diese Rüstungen." Konsterniert sah die junge Frau Akira an. "Ja, wir sind nicht zusammen. Und ich habe eine Pflicht zu erfüllen. Komm, Taiki." Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Krankenzimmer. "Kann ich noch bleiben? Ich habe nichts zu analysieren", meinte Yaten hoffnungsvoll. "Es gehen alle", bestimmte Mamoru. Er deutete schweigend auf die Tür, und die anderen folgten der Geste. Yaten murrend, Taiki mit einem Schulterzucken. Schließlich verließ Mamoru selbst den Raum. Juichiro, der sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte, wollte auch den Raum verlassen, doch er hielt kurz noch inne. "Du hast acht Stunden geschlafen. Ami hat die ganze Zeit neben deinem Bett gesessen, bis wir sie überreden konnten, sich wenigstens etwas frisch zu machen. In genau dieser Zeit bist du natürlich aufgewacht." "Wie nett von ihr." "Ja, das war es wohl. Und ich denke, sie hat eine bessere Behandlung verdient als jene, die du ihr gegeben hast." "Ja, das hat sie wohl", seufzte Akira. "Ich versuche es, aber es ist schwer." Juichiro kniff nachdenklich die Augen zusammen. "Aus dir soll einer schlau werden, Akira." Auch er verließ den Raum, ließ den ehemaligen General mit seinen Gedanken allein. Ami, hatte sie wirklich acht Stunden an seinem Bett gesessen? Wie sehr musste sie sich ihm verpflichtet fühlen, um derart ihre Zeit zu verschwenden, auf ihn, einen Mann, der nichts weiter getan hatte als ihr Leben zu retten? Sein Herz fühlte sich an wie ein Stein, und seine Kehle zog sich zusammen. Am liebsten hätte er geweint, aber irgendwie schien er keine Tränen zu haben. Er hatte Ami hergegeben, vielleicht an Taiki. Alles war besser, als sie aus einem Schuldgefühl heraus an sich zu binden. Eine Zeitlang hatte er geglaubt, es könne funktionieren, sie könnten einander wirklich lieben. Aber ihre zurückhaltende Art in den letzten Wochen hatten ihm das Gegenteil bewiesen. Sie liebte ihn nicht. Nicht so, wie er sie liebte. Sie tat all das nur aus Pflichtgefühl, und ein geringerer Mann als er hätte das angenommen. Aber er nicht. Nicht ein ehemaliger General des Mondes, der die schrecklichsten Schlachten gesehen hatte. Nein, er würde diesen Kampf gewinnen, und Ami zu ihrem wahren Glück verhelfen. Als sich die Tür öffnete, war Akira zu tief in Gedanken, um es zu bemerken. Erst als sich jemand neben seinem Bett räusperte, fuhr er auf. Verlegen hielt Yaten ihm ein Tablett hin. "Ich hatte gerade nichts zu tun, und da dachte ich mir, bring ihm doch besser was zu trinken und zu essen." Akira starrte auf das Tablett. Dort standen eine Flasche mit Eistee und ein Teller mit drei großen Onigiri. Verdutzt sah er von der Mahlzeit zu Yaten. "Danke." "Ist mein ganz besonderer Service für alle Menschen mit weißen Haaren", erwiderte der SailorKrieger lächelnd. Akira griff nach dem Eistee, und fühlte für einen Augenblick so etwas wie Erleichterung. Es konnte aber auch Hunger sein. *** Superintendent Kabuto betrachtete wütend den jungen Amerikaner vor sich. Er und seine sechs Kameraden hatten sich einem der schlimmsten Verbrechen schuldig gemacht, das die Diplomatie kannte: Dem Angriff auf das autarke Staatsgebiet einer befreundeten Macht. Schlimmer noch, sie hatten ausgerechnet das SilverMillenium angegriffen, jene Institution, der die Welt in ihrer Gesamtheit ihre Existenz verdankte. Kabuto verkündete es weder lauthals auf der Straße oder vertraute es seinen Untergebenen an, aber er war ein Fan und Verfechter des SilverMilleniums. Deshalb war er auch recht froh, dass die Botschaft in seinem Zuständigkeitsbereich errichtet worden war. Sie mussten dem SilverMillenium so viel zurückgeben. Sie alle. Und dann kamen so ein paar Idioten in irgendwelchen Hightech-Rüstungen, führten sich auf als wären sie aus einem Marvel-Comic entkommen und griffen ausgerechnet Serenity an! Das war das Schlimmste, das Allerschlimmste in seinen Augen; mochte die junge Usagi Tsukino auch ein wenig naiv sein, mochte sie auch nicht die Aufnahmeprüfung für die Toudai bestehen können, als moralische Instanz, als Vorbild war sie mehr als genug. Bei sich hoffte Kabuto, dass hunderttausende japanische Mädchen ihrer Beherztheit, ihrem Mut und ihrer Hingabe nacheifern würden. Was würde das für eine glorreiche Zukunft bedeuten. Und dieser junge Bursche, der zweifellos mit dem Shibuja-Zwischenfall zu tun hatte, der einem harmlosen Passanten einen Arm gekostet hatte - von den acht Millionen Yen an Sachbeschädigungen wollte er gar nicht erst reden, denn es hätte tausende Tote geben können - trat all das mit den Füßen. Er hätte dem Burschen ins Gesicht schlagen können, wenn er jünger, fitter und verdammt noch mal nicht so ein anständiger Kerl gewesen wäre. Dennoch, es reizte ihn mittlerweile sehr, denn der Bursche bekam den Mund nicht auf. Und dabei sprach Kabuto auf Englisch, Französisch und Deutsch mit ihm, und er war drauf und dran, jemanden kommen zu lassen, der italienisch oder spanisch konnte. Nein, die Sprache war nicht das Problem. Seine vier Jahre im amerikanischen Ausland hatten ihn akzentfreies Englisch gelehrt. Der Kerl verstand ihn, aber er ignorierte den Superintendenten. "Okay, ein letzter Versuch. Sie sind mit illegalen, scharfen Waffen, einer militärischen Ausrüstung und unter Brechung von mindestens einem Dutzend internationaler Verträge auf die Botschaft des SilverMilleniums eingebrochen. Dort haben Sie zum Glück nur Sachbeschädigung im Wert von zwei Millionen Yen verursacht. Aber Ihr Vorsatz war sicherlich, Millenier zu töten. Der Abwurf von weiteren Rüstungen auf den Aussichtsbalkon ist für mich ein Indiz, dass Ihr sogar SailorMoon töten wolltet." Wütend sah er den Burschen in die Augen, der nun teilnahmslos zur Seite blickte. "Nicht in meinem Bezirk!", zischte Kabuto. "Nicht in meiner Stadt! Nicht in meinem Land!" Dies löste endlich eine Reaktion aus. Der Mann, eindeutig ein durchtrainierter Soldat, lächelte scheinheilig. "Ihr Land?" In seiner Stimme lagen Arroganz und ein wenig Unglaube. "Ihr Land, Herr Superintendent, steckt bis zum Hals mit drin", zischte er, nun gefährlich leise werdend. "Ich sage Ihnen das auch nur, weil ich ohnehin nicht lange Ihr Gast sein werde. Ich und meine Kameraden werden bald abgeholt. Die entsprechenden Befehle dürften gerade das Innenministerium passieren und dann dem Polizeipräsidenten mitgeteilt werden. Danach sollte das Kommando los fahren, und uns in etwa acht Minuten hier raus holen. Und Sie, guter Mann, werden feststellen, dass es uns eigentlich gar nicht gibt, nie gegeben hat. Uns nicht, und unsere Rüstungen nicht, die Sie dann selbstverständlich ebenfalls mitgeben werden. Sie führen doch eifrig die Befehle Ihrer Vorgesetzten aus, oder?" Kabuto setzte sich wieder. Die Selbstsicherheit in der Stimme des Soldaten überraschte ihn, verwirrte ihn. Sein Land steckte mit drin? Ausgerechnet das Heimatland von Usagi Tsukino, die deren Bewohner in hunderten, wenn nicht tausenden Fällen gerettet hatte? Wenn das stimmte, war es ein Armutszeugnis für seine Nation, vor allem aber für die Regierung. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass dieser Mann keinesfalls bluffte. Er glaubte, was er sagte. Der Superintendent ballte für einen Moment die Fäuste. "Ihre Rüstungen?", echote er. Schnaubend begann der Soldat zu lachen. "Machen Sie sich keine Hoffnungen. Sie werden nichts, nicht einmal das kleinste Schräubchen behalten. Dafür werden Ihre Vorgesetzten schon sorgen." "Oh, machen Sie sich keine Sorgen darum. Natürlich führe ich meine Anweisungen aus. Natürlich bin ich ein guter Cop, so wie Sie zweifellos ein guter Soldat sind. Ein Soldat, den es gar nicht gibt, und den man deshalb weder misshandeln, noch die Nase brechen kann. Der junge Bursche riss die Augen auf. "Whoa! Vergessen Sie nicht, das etwas über Ihre eigenen Vorgesetzten zurückkommen kann!" Nun war es an Kabuto, schallend zu lachen. "Oh, der eiskalte GI Joe hat ja doch Nerven. Nein, ich werde Sie nicht misshandeln, auch wenn Sie es verdient haben. Ich habe bereits etwas viel Besseres, meine Genugtuung." Der Superintendent beugte sich vor und grinste verschwörerisch. "Wissen Sie, das SilverMillenium hat uns zwar Ihre drei toten Kameraden vom Balkon übergeben, aber nicht deren Rüstungen. Und da sie sich auf Botschaftsgebiet befanden, konnten wir die Herausgabe nicht erzwingen. Ich glaube... Nein, ich weiß, dass die Millenier genau in diesem Moment deren Technik komplett durchleuchten. Und spätestens morgen wissen die SailorKrieger alles darüber, und Ihre kleine Überraschung ist eine lange Zeit nichts mehr wert." "Sie haben die Rüstungen nicht mitgenommen? Was sind Sie für ein Polizist?", brüllte der Amerikaner entrüstet. "Oh, ein guter Polizist. Einer, der das Spiel nach den Regeln spielt. Und selten hat mich das so zufrieden gestellt wie in diesem Fall." Entspannt lehnte er sich nach hinten. "Und ich finde, das tut Ihnen mehr weh, als wenn ich Ihnen die Rippen eingedellt und die Nase gebrochen hätte." In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Senior Superintendent Takeda trat ein. "Kenji-san, das Hauptquartier hat uns angewiesen, die ganze Bande an eine Militäreinheit zu überstellen und die Ermittlungen im vollen Umfang einzustellen." Der alte Mann bebte sichtlich vor Zorn. Er war Leiter eines Distrikthauptquartiers, kein kleiner Streifenpolizist. Und nun wurde er gezwungen, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen. Das machte ihn beinahe zum Mittäter. Kabuto grinste breit. "Sollen sie doch. Alle wie sie da sind. Es ist ohnehin zu spät." "Ihre Reaktion irritiert mich, Kenji-san", gestand der Vorgesetzte. "Haben Sie vergessen, dass die Millenier drei Rüstungen behalten haben, Takashi-san? Dieser da und seine Kameraden haben nicht nur den Überraschungsvorteil verloren." Leise begann der Ältere zu lachen. "Das hatte ich in der Tat vergessen. Nun, das versüßt mir den Tag und diese wirklich schreckliche Nachricht. Ich glaube, ich sollte das auch den anderen Verhörteams mitteilen. Verabschieden Sie sich schon mal von Ihrem Schützling." Kabuto nickte zufrieden, während der Vorgesetzte die Tür wieder schloss. Seine Miene wurde ernst und hart. "Und jetzt reden wir mal Tacheless, Bursche: Egal was die Polizeiführung sagt, erwische ich dich noch mal in so einer Rüstung in meinem Bezirk, dann mache ich dich mit guter alter japanischer Polizeiarbeit bekannt. Das ist ein Versprechen." Er erhob sich und verließ den Raum ebenfalls. Er hatte sein Versprechen ernst gemeint. Sehr ernst. Und er hatte eine Aufgabe erhalten. Er würde nun ein ausgewähltes Team zusammenstellen, und diesen Fall von Kompromittierung der Regierung untersuchen. Das war seine Aufgabe. Er war Polizist. *** Agent Kano nahm die sieben verhafteten Soldaten und die drei Toten in Empfang. In einen zweiten Transporter wurden die sieben Rüstungen verladen. Artig bedankte er sich bei dem Senior Superintendenten, der ihn mit einem breiten Grinsen verabschiedete, und stieg dann hinten bei seinen Soldaten ein. Der Wagen fuhr los, sobald sich die Tür geschlossen hatte. Hinter ihnen fuhren mehrere Polizeiwagen, die nicht zu seiner Truppe gehörten. Kano seufzte lang anhaltend, nahm sein Handy, und leitete alles in die Wege, um die Bluthunde abziehen zu lassen. Dann traf er Vorbereitungen, um die Bluthunde in den zweifellos vorhandenen zivilen Fahrzeugen los zu werden. Zumindest dieses Distrikt-Hauptquartier war sauer genug, um Ermittlungen gegen die Gruppe GunSuit zu beginnen. Wenn die japanische Regierung im Amt bleiben wollte, würde sie das Hauptquartier zerschlagen müssen, ein für allemal. "Sie haben interessante Daten geliefert, Agent Ayoka", sagte er schließlich. Der Japaner starrte ihn dumpf brütend an. "Sie haben Landsdale, Schmitt und Chun getötet. Das war zu erwarten gewesen. Ich habe mit drei oder vier Verlusten gerechnet, aber in dem Szenario hätten wir wenigstens einen SailorKrieger töten müssen. Die Millenier haben die Rüstungen behalten." Kano erstarrte. "Was?" "Das ist der Vorteil einer Botschaft. Sie ist ein autarkes Staatsgebiet. Der einzige, der befehlen könnte, dass die Rüstungen herausgegeben wird, war SailorMoon. Und die hat nein gesagt. Ich wette, in diesem Moment sitzen die Millenier daran und analysieren die Technologie." Kano atmete tief durch. "Egal. Wir arbeiten bereits an den Verbesserungen, die durch die Messungen ermöglicht wurden. Ein zweites Mal wird dieser Iskander einem direkten Blast nicht widerstehen können." "Also wird es ein Wettlauf darum, wer schneller und besser ist: Wir mit unseren Modifikationen, oder die Millenier beim Versuch, sie voraus zu ahnen und auszukontern." Ayoka rieb sich beide Schläfen. "Wenn es ungünstig läuft, reichen uns nicht mal zwei Dutzend Rüstungen." "Wie ich schon sagte, Ende der Woche haben wir einhundert. Und wir werden sie einsetzen. So bald wie möglich." "So bald wie möglich ist eine gute Idee, Sir", warf Sergeant Kelly ein. "Denn ich glaube eines nicht: Dass die Millenier langsam sind." "Ich werde das in meinem Bericht berücksichtigen", versprach Kano. Tatsächlich waren das eine Menge wichtiger Informationen, die sofort zu Direktorin Douglas mussten, wenn die Operation noch Aussicht auf Erfolg haben wollte. Über den Dächern der Stadt huschte ein schwarzer Blitz entlang, immer die beiden Fahrzeuge im Blick, die das Überfallkommando vom Vorabend abgeholt hatten. Die Polizeiwagen blieben irgendwann stehen und drehten in Seitenstraßen ab, erst die offiziellen, dann die zivilen. Aber der schwarze Blitz folgte weiterhin den Wagen. Hätte man ein Standbild geschossen, dann hätte man eine kleine schwarze Katze erkannt, auf deren Stirn ein mit den Spitzen nach unten geneigter Sichelmond prangte. Kano mochte Vorkehrungen gegen die Polizei getroffen haben, vielleicht sogar gegen Agenten jedwelchen Staates. Aber gegen eine Hauskatze? Luna fühlte eine grimmige Befriedigung. *** "Danke, dass du mir assistierst, Taiki", sagte Ami, während sie konzentriert ein unzerstörtes Fragment der Rüstungen untersuchte. "Seltsam. Unter der Panzerung ist keine tragende Struktur. Soweit ich das erkennen kann, ist hier alles mit Recycling-Systemen, Festverbindungen und dezentralen Prozessoren ausgekleidet. Und das auf einer Dicke von nur einem Zentimeter. Dabei sind die Dinger garantiert nicht maßangefertigt. Dezentrale Prozessoren bedeutet ein Backup-System innerhalb der Rüstung. Eventuell eine Fernsteuerung. Ist das nicht gespenstisch? Stell dir vor, ein Rüstungsträger verliert seinen Kopf, und eine unbekannte Zentrale lässt seinen Körper weiter kämpfen. Was ist der nächste Punkt? Eine vollkommen robotisierte Rüstung?" "Wird eine Anhäufung an Elektronik nicht automatisch die Zahl potentieller Fehlerquellen erhöhen?", fragte Taiki nachdenklich. "Nicht, dass die Rüstungen nicht bereits jetzt mit Fehlerquellen überladen ist." "Soweit ich das sehen kann, wurden hier nur die feinsten Materialien verbaut. Alles ohne Firmenlogo oder Seriennummer. Da war jemand sehr sorgfältig. Da schmiert so schnell nichts ab. Und wenn sie auf einen Menschen verzichten können, der das Ding steuert und bedient, haben sie nur noch zwei Feinde. Einerseits Störfunk, und andererseits ein steuerndes Computerprogramm, das diese Rüstung nicht so steuert, wie seine Erbauer es wollen." "Verstehe. Eine Fernsteuerung per Funk kann man stören, und ein Computerprogramm kann Fehlentscheidungen treffen. Vielleicht ist das der Grund, warum sie wertvollen Platz verschwenden und Menschen hinein setzen. Kannst du dir das Potential vorstellen, wenn man nur die Energiequelle, die Waffen und eventuell einen Flugantrieb nimmt? Man könnte erheblich kleiner bauen, mit weniger Material, aber mehr Waffen. Die Dinger könnten wie tödliche kleine Flugsaurier über einen herfallen." "Na, du machst einem ja Hoffnung", tadelte Ami mit einem schüchternen Lächeln. "Da wir beide, oder vielmehr du auf diesen Gedanken gekommen bist, müssen wir davon ausgehen, das unser Gegner auch daran forscht. Und das wir uns vielleicht bald schon mit Drohnen auseinander setzen müssen." "Ha, Drohnen, ein guter Begriff." Ami nahm sich das nächste Stück, einen halb verschmorten Teil der Hauptwaffe. "Wenn du, Yaten und Seiya wieder auf der Erde seid, werdet Ihr dann auch wieder als Three Lights auftreten? Ihr habt immer noch eine Menge Fans, und es gab kein richtiges Abschiedskonzert." "Als Three Lights? Ach so, ich erinnere mich. Du bist in unserem Fanclub. Du hast eine einstellige Mitgliedernummer, richtig? Welche war es? Die zwei?" "D-die fünf." Sie errötete. "Und ich bin immer noch euer Fan. Also, tretet Ihr auf?" "Na, ich weiß nicht. Wir sind zwei Jahre raus. Und wir haben nicht die Zeit, neue Lieder einzuspielen und anschließend aufzuführen. Und wer will nach der langen Zeit wegen unserer alten Hits kommen?" "Eine ganze Menge. Ich zum Beispiel." Taiki lachte. "Okay, das ist ein Argument. Bis auf Usagi sind ja alle SailorKrieger unsere Fans, oder?" Er runzelte die Stirn. "Akira wohl eher nicht, vermute ich mal. Aber er hat von uns gehört." "Er findet euch zumindest nicht schlecht." "Nanu, du kennst seinen Musikgeschmack? Das wollte ich dich ohnehin vorhin noch fragen, Akira betreffend. Hast du was mit ihm, Ami?" "Wie? Was?" "Ich würde gerne wissen, ob Ihr beide zusammen seid." Die junge Frau errötete. "Wieso? Habe ich...?" "Du schienst sehr vertraut mit ihm zu sein. Und du bist die einzige aus eurer Gruppe, die keinen Freund aus der Zeit des SilverMilleniums hat. Da dachte ich, du und Akira, Ihr hättet vielleicht etwas miteinander." Sie seufzte leise. "Nein, Taiki. Offensichtlich habe ich nichts mit ihm. Sonst hätte er mich nicht hochkant aus seinem Krankenzimmer raus geworfen, damit ich hier an diesem Haufen Trümmer herum bastele, oder?" "Aber du hättest gerne etwas mit ihm?" "Warum interessiert dich das alles? Selbst wenn ich was mit ihm hätte, dann wäre das meine Sache! Du brauchst gar nicht so zu bohren!" Taiki lächelte fein. "Ami, hast du eine Ahnung, warum wir zur Erde zurückgekehrt sind?" Er legte eine Hand auf ihre Wange und streichelte sie sanft. Die Röte in ihrem Gesicht nahm zu. "Wie jetzt?" "Weißt du, ich bin vielleicht eine Frau, aber diese Verkleidung, diese Verwandlung, hat mich sehr geprägt. Seiya ebenso. Nur Yaten tanzt da aus der Reihe, irgendwie. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wir sind das Vorauskommando für Kakyu-sama. Sie wird in wenigen Tagen auf der Erde eintreffen, um mit Usagi über die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu verhandeln. Jetzt, wo SailorGalaxia keine Gefahr mehr ist, und Ihr Menschen das Seelenschiff ausgeschaltet habt, können wir endlich über eine interstellare Kultur nachdenken." Er nahm die Hand von ihrem Gesicht, errötete und sah zur Seite. "Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil... Weil ich dich sehen wollte, Ami. Ich habe dich vermisst. Und Seiya wollte unbedingt Usagi wiedersehen. Warum Yaten mitgekommen ist, weiß ich allerdings nicht. Es wäre mir neu, dass er Sehnsucht nach Minako oder Rei entwickelt hätte." "Danke, Taiki. Das ist... Sehr nett von dir. Aber..." "Ich sage ja nicht, das wir heiraten sollen. Ebenso wenig wie ich sage, dass ich aus der Verwandlung zum Mann etwas Permanentes machen will. Aber ich würde mir schon gerne die Zeit nehmen und sehen was passiert. Was mit uns passiert, Ami. Gibst du mir diese Chance?" "I-ich..." Sie seufzte ärgerlich. "Es kann zumindest nichts schaden. Aber große Chancen hast du nicht, das sage ich dir gleich." Diese Worte brachten den großen braunhaarigen Mann zum Lächeln. "Das bedeutet, sie sind nicht bei null. Mehr verlange ich ja gar nicht. Und vielleicht treten wir ja doch noch auf. Notfalls nur für euch." Ami strahlte Taiki an. "Das würdet Ihr für uns tun? Oh, danke, danke!" "Wir werden doch auch nicht unsere treuesten Fans im Stich lassen", tadelte Taiki gespielt. *** "U-sa-gi!" "Nein!" "Usagi, warte mal!" "Nein, habe ich gesagt!" "U-sa-gi-chan!" Wütend wandte sie sich um und wartete auf ihren hartnäckigen Verfolger. "Nein, nein, nein, nein! Pyramon, wie oft muss ich dir das noch sagen? Wir geben keine Pressekonferenz zum Vorfall ab! Wir werden keinesfalls aus der Situation "politisches Kapital" schlagen!" Anklagend deutete sie aus dem nächsten Fenster auf den Ballungsraum Tokio hinaus. "Siehst du das? Dreiundzwanzig Millionen Menschen, und das auf engstem Raum! Dreiundzwanzig Millionen! Willst du die allesamt in Panik versetzen, indem du den Rüstungen über die Medien den Krieg erklärst? Wir SailorKrieger waren immer zum SCHUTZ der Leute da, nicht um sie zu verunsichern!" "Aber der zu erwartende diplomatische Gewinn wäre..." Der ehemalige Steuermann verstummte abrupt, als sich eine Hand auf seine Schulter senkte, und sie schmerzhaft umschloss. "Du bist Pyramon, nicht wahr?" Seiya zog ihn langsam auf seine Höhe zurück. "Ich finde, Usagi hat vollkommen Recht damit, wenn sie kein Interesse daran hat, Panik zu säen. Wir sind ohnehin die einzigen, die es mit den Rüstungen aufnehmen können. Warum also Panik schüren? Suggerieren wir den Leuten eher, dass wir die Lage im Griff haben, anstatt die japanische Regierung anzuklagen, ohne Beweise für diese Behauptung zu haben." "Aber das könnte Zugeständnisse bei den Wirtschaftsverhandlungen bedeuten, die wir sehr gut gebrauchen können. Wir fangen doch gerade erst an, und..." "Zugeständnisse, die wie lange halten, wenn es euch nicht mehr gibt? Nein, Usagis Weg ist besser. Vor allem verunsichert es unsere Gegner, wenn wir ihnen nicht einmal eine Pressekonferenz wert sind. Also, hör auf Usagi überreden zu wollen, oder ich unterhalte mich mit dir weiter." "Danke, Seiya, aber ich kann mich alleine durchsetzen." "Danach hat es gerade aber nicht ausgesehen." "So, hat es das nicht?" Wütend sah sie Seiya an, bevor sie herum wirbelte und ihren Weg fortsetzte. "Verdammt!" Er ließ Pyramons Schulter los und eilte der jungen Frau hinterher. "So habe ich das doch nicht gemeint, Usagi. Ach komm, jetzt schmolle doch nicht. Usagi..." Als neben ihm jemand seufzte, fuhr der Millenier zusammen. Es war Mamoru, der den beiden nachsah. "Himmel, musst du mich so erschrecken, Licht der Erde?" Er deutete auf die gerade in einem Seitengang Verschwindenden. "Und wieso lässt du das überhaupt zu? Usagi ist dein Mädchen, nicht seins." Mamoru lächelte amüsiert. "Und ich bin mir ihrer sehr sicher. Andererseits schulde ich es ihm, dass er es zumindest versuchen darf. Immerhin hat er sie all die Zeit beschützt, als ich ein Gefangener von SailorGalaxia war. Gut beschützt, möchte ich betonen. Wenn es einen geben sollte, den ich tatsächlich akzeptieren könnte, dann sicher nur Seiya. Das heißt aber nicht, das ich es tue. In keinster Form." Mamoru klopfte Pyramon auf die Schulter und ging an ihm vorbei. "Keine Pressekonferenz. Du hast die Prinzessin gehört." "Ist in Ordnung", murrte der Millenier. "Ich wusste ja, was ich tat, als ich sie als unser Staatsoberhaupt vorgeschlagen habe." "Das kann ich nachvollziehen", antwortete Mamoru, ohne sich umzudrehen. *** Direktorin Douglas hörte dem Bericht mit ausdrucksloser Miene zu. Nur als sie den Verlust von drei Rüstungen ausgerechnet an die Millenier vernahm, zog sie eine Augenbraue hoch. Das hatte sie nicht einmal getan, als sie von drei Toten während der Mission gehört hatte. "Das setzt uns unter Druck. Wir müssen schneller handeln, als ich gedacht habe." Kenichiro Kano sah von seinem Bericht auf. "Wir sind noch nicht in der Lage zu handeln. Wir haben drei Einsatzagenten verloren, die mit dem GunSuit gut vertraut waren. Vielleicht können wir in einer Woche einhundert Rüstungen haben, aber die Leute wären schlecht trainiert. Sie wären besseres Kanonenfutter." "Und? Es geht hier um einen Krieg mit einem überlegenen, außerirdischen Feind!", hielt Douglas dagegen. "Moderne Kriegsführung setzt oft genug auf Masse, und nicht auf Qualität. Wenn der Feind nicht sehr zahlreich ist, aber die bessere Ausrüstung hat, dann kann man ihn mit Masse einfach fortschwemmen." "Das ist nicht viel besser als geplanter Mord an unseren Leuten. Wir kennen die Fähigkeiten der Millenier und der SailorKrieger ziemlich genau. Verlustquoten bis einhundert Prozent könnten die Folge sein." "Und ich würde einhundert Rüstungen opfern, wenn dies bedeutet, das auch nur eine SailorKriegerin getötet wird", erwiderte sie ruhig. Beinahe zu ruhig. "Die nächste Woche würde ich wieder einhundert auf sie hetzen, die Woche darauf noch mal einhundert, vielleicht zweihundert GunSuits. So lange, bis vom Feind nichts mehr übrig ist." "Mit untrainierten Leuten?" "Mit in GunSuits steckenden Leuten. Die Rüstung übernimmt einen Großteil der Koordination. Jeder Amateur kann sich mit ein paar Übungsstunden auf sie einstellen." "Aber er kann sie nicht beherrschen. Und fernsteuern ist keine Option, denn dann bräuchten wir keine Menschen in die Rüstungen zu setzen." "Haben Sie eine bessere Idee, als anzugreifen, jetzt wo die Aktion offensichtlich geworden ist, Agent Kano?", fragte Douglas trocken. "Vielleicht eine kleine Atombombe auf die Botschaft, die nebenbei noch einen ganzen Tokioter Distrikt mit mehreren hunderttausend unschuldiger Zivilisten auslöscht?" Kano wurde es heiß und kalt zugleich. Die Atombombe war ein altes, japanisches Trauma, seit Hiroshima und Nagasaki. Würden die Verbündeten wirklich so weit gehen, um die SailorKrieger und die Millenier auszuradieren? Er wollte es nicht so recht glauben, aber auch nicht ausschließen. "Werden wir eine Atombombe werfen, wenn wir es nicht schaffen, die SailorKrieger zu dezimieren?", fragte er ernst. "Seien Sie nicht albern. Das ist die allerletzte Option, falls die Massenangriffe nichts bringen. Und damit sie funktionieren, entwickeln wir bereits stärkere Waffen. Die GunSuits von Ayokas Team werden damit ausgerüstet. Wir verstecken sie danach zwischen den normalen GunSuits. Das wird eine herbe, und recht kurze Überraschung für die Millenier." "Geplant war eine kurze, chirurgisch präzise Operation mit der besten Hightech der Erde", sagte Kano streng. "Wir haben erlebt, was eine Rüstung für Schaden anrichten kann. Wir haben gesehen, zu welchen Schäden zehn Rüstungen in der Lage sind. Beinahe erscheint es mir gnädiger, eine Atombombe zu werfen, als einhundert GunSuits auf die Botschaft los zu lassen." "War das Humor, Insubordination, oder beides?", fragte Douglas kalt. "Vergessen Sie nicht, warum wir hier stehen, gegen wen wir kämpfen, worum es uns geht! Wollen Sie die Erde in Händen der Millenier wissen? Oder noch schlimmer, in den Händen dieses blonden Görs?" "Das zufällig die Erde gerettet hat!" "Die sie wahrscheinlich selbst erst in Gefahr gebracht hat!", blaffte Douglas aufgebracht. Ihre Hand sauste auf den Schreibtisch nieder und erzeugte einen lauten Knall. Kano nahm den Wutausbruch mit unbewegter Miene hin. "War es das, Direktorin?" Von einem Augenblick zum anderen war Douglas wieder ausgeglichen. Zumindest wirkte sie so. "Tatsächlich ist da was. Wir werden in der Lage sein, einige der GunSuits mit Fluggeräten auszurüsten. Das geht auf Kosten der Bewaffnung und der Energieleistung. Aber sie werden eine Überraschung sein. Die Chinesen und die Koreaner schicken uns ein paar Piloten, die diese modifizierten GunSuits übernehmen und in der kommenden Schlacht steuern werden." Douglas atmete leise aus. "Bedenken Sie, noch haben wir die Initiative, noch bestimmen wir das Schlachtfeld. Wir können die Kollateralschäden eindämmen, eventuell verhindern. Solange wir sagen, wann und wo wir dem Feind begegnen." Die Direktorin widmete sich den Dokumenten auf ihrem Schreibtisch. "Heute Abend treffen die einhundert Rüstungen ein. Standard-Modelle und flugfähige. Morgen früh treffen neunzig Army Ranger ein, die auf den Rüstungen trainieren werden. Ich nehme an, Major Ayoka behält das Kommando. Sagen Sie ihm, dass es sich vergrößert hat." "Jawohl, Ma'am", erwiderte Kano, drehte sich um und verließ das Büro. Verdammt, es hatte ein schneller, präziser Schlag werden sollen, der das Geschwür aus Tokio heraus schnitt, bevor es wuchern konnte! Aber jetzt drohte es mehr und mehr eine Amputation zu werden. Ihm blieb nur, so schnell wie möglich so erfolgreich wie möglich zu sein. War das Problem gelöst, hatten sich auch die Angriffe erledigt. Hoffentlich. 5. Iori hatte so ein merkwürdiges Zucken. Wenn er nervös wurde, wenn er konzentriert nachdachte, oder wenn er nicht darauf achtete, dann machte sein Kopf diese ruckende Bewegung nach links. Für seine Untergebenen war dies meist ein Zeichen für Arbeit oder Ärger. Und wenn Iori Arbeit oder Ärger hatte, dann bedeutete dies, er hatte eine ganze Menge Arbeit oder Ärger. Denn Takehito Iori war Premierminister Japans, und oberster Rädelsführer seines Landes in der geheimen nichtstaatlichen Bewegung gegen die SailorKrieger und die Millenier. Im Moment studierte der Premier jene Aufnahmen, die vom Angriff in der letzten Nacht gemacht worden waren. Oder vielmehr das grandiose Scheitern des Angriffs. Eine Entwicklung, die ihn nicht verwunderte. Nicht im Geringsten. Die Operation war von vorne herein als Fehlschlag einkalkuliert worden, um weitere, höchst wichtige Daten über den Gegner zu sammeln. Und tatsächlich hatte Iori mit dem Auftauchen der drei schwarz gekleideten Kriegerinnen, die mit SailorMoon assoziiert waren, gerechnet. Auf seiner persönlichen Liste standen noch mindestens sechs weitere Namen für Personen mit der Macht eines SailorKriegers, die in den Konflikt noch eingreifen würden. Und darin bestand die große Gefahr, der sich Japan gegenüber sah. Einerseits hatten sie hier die Millenier, die der Menschheit zahlenmäßig unterlegen waren, aber ebenfalls viele mächtige Soldaten in ihren Reihen hatten, die es mit einem SailorKrieger aufnehmen konnten, andererseits stand da das ängstliche Militär und die ebenso ängstlichen Politiker verschiedener großer Nationen, die den stetig steigenden Einfluss eines kleinen, blonden Mädchens fürchteten, das sich mehr und mehr zum Vermittler der Welt aufspielte. SailorMoon, Prinzessin Serenity oder seinetwegen auch Usagi Tsukino war weit mehr als das Vorzeigeoberhaupt der auf dem Mond siedelnden Millenier. Sicher war sie kein intellektuelles Genie, aber sie hatte hinter ihrer naiven Maske eine gute Intuition, eine schnelle Auffassungsgabe und ein gutes Gespür für Menschen. Anders war es auch nicht zu erklären, das sich sogar der charismatische Mamoru Chiba, den Iori bereits hatte kennen lernen können, nicht über sie stellte, sondern einen gleichgestellten Rang angenommen hatte. Auch die anderen Mächtigen, die vor nicht allzu langer Zeit geholfen hatten, die Welt zu retten, würden sich nicht einer Idiotin unterordnen. Sie hatten es getan, und was sagte das über die kleine japanische Oberstufenschülerin aus? Reichte das, um sämtliche Industrienationen so nervös zu machen, dass sie am liebsten Tokio zum Schlachtfeld gemacht hätten? Premierminister Iori fürchtete sich davor, dass die Verschwörer aus den großen Nationen tatsächlich versuchten, die Millenier mit konventionellen Mitteln zu vernichten. Als das Seelenschiff in Richtung Erde geschwenkt war, waren alle militärischen Einrichtungen der Erde in Alarmbereitschaft versetzt worden. Kampfflugzeuge, taktische Bomber, Raketenstellungen, all das hatte auf Anzeichen von Aggression gewartet. Auf die Chance, dass das Seelenschiff in Reichweite kommen würde. Es wäre ein lächerlicher Witz geworden, eine Verschwendung von Material und Soldaten. Ein Schlachtfest ohne Gleichen. Selbst die Option, das Schiff mit atomaren Interkontinentalraketen zu beschießen war bestenfalls eine vage Hoffnung gewesen. SailorMoon hatte die Millenier aufgehalten, ihr Seelenschiff beschädigt auf dem Mond abstürzen lassen, den Eispanzer, der sie alle langsam getötet hätte, geschmolzen, und die Welt gerettet. Diese Zurschaustellung absoluter Macht in Verbindung mit totaler Bereitschaft, der ganzen Menschheit zu dienen musste alteingesessene Eliten schockieren, unter denen Idealisten wohl eher selten waren. Was, wenn das Beispiel Schule machte? Was, wenn Egoismus plötzlich kein Privileg dieser Eliten, sondern eine verpönte, verachtenswerte Handlungsweise war? Was, wenn alle Welt SailorMoon zum Vorbild nahm, und ein wenig selbstloser wurde? Was, wenn Massenkonsum zurückgeschraubt wurde, wenn man faire Handelsverträge mit Ländern der Dritten Welt aushandelte und den gigantischen Profit der Elite so reduzierte? Was, wenn Usagi Tsukino eines Tages nicht nur das SilverMillenium hinter sich hatte, sondern die Bevölkerung der Erde? Eine Usagi Tsukino, eine Königin Serenity, konnte mit ihrer Selbstlosigkeit, ihrer Macht und ihren Gefährten dieser Welt mehr Gutes tun als alle Eliten zusammen. Und Iori war sich sicher, dass die Zahl ihrer Anhänger sehr schnell steigen würden Dass Usagi einbrechen würde, daran glaubte er nicht. Der Geheimdienst führte umfangreiche Dossiers über sie und die anderen SailorKrieger und hatte recht exakte Historien von der Art und dem Umfang ihrer Kämpfe gegen ihre Feinde, Einheimische wie außerirdische Invasoren, angelegt. Iori wusste genau, was er, was Japan den SailorKriegern verdankte. Wie oft sie schon die Welt gerettet hatten. Wie oft sie Unschuldige gerettet hatten. Nein, dieses junge Mädchen würde seine Ideale niemals verraten. Usagi war dieses Ideal, und das war es wohl, was den Eliten wirklich Angst machte. Sie spielte die Hoheit nicht, sie war eine moralisch höhere Instanz. Sie predigte nicht Wasser und trank Wein, sie sorgte dafür, dass es Wein für alle gab. Ihre ersten, beachtenswerten Verhandlungen für fairen Handel, in Grenzstreitigkeiten und bei internationalen Interessenkonflikten hatten sehr erstaunliche, beachtenswerte Ergebnisse erbracht, die kaum jemand so erwartet hätte. Am allerwenigsten Iori selbst. Usagi entschied selten auf Kompromisse, sondern stets so, dass den am meisten Betroffenen der größtmögliche Ausgleich zukam. Sie hatte die Grenze zwischen zwei Staaten fortgewischt, weil diese Grenze ein ethnisches Volk permanent voneinander getrennt hatte. Und die beiden Staaten waren darauf eingegangen, führten Verhandlungen für eine Personalunion. Es hatte nur dieser zierlichen Person bedurft, um die Politiker etwas vernünftig anzugehen, nicht wirtschaftlich oder logisch. Die Betroffenen zu sehen. Kein Wunder, das jene, die weit oben standen, davor Angst hatten. Denn dies waren Konflikte, in denen sie zu ihrem eigenen Vorteil manipulieren und in denen sie verdienen konnten. Wenn sich Tsukino-kun weiterhin so gut schlug, würden die Menschen sehr schnell merken, wer die Spielverderber auf der Welt waren. Wer am meisten von Streit und Krieg profitierte. Es würde keine besonders große Überraschung werden, zugegeben. Aber die Eliten würden nach und nach ihre Macht verlieren. Deshalb musste die Retterin der Menschheit sterben. Deshalb mussten die Millenier ausgelöscht, oder zumindest von der Erde vertrieben werden. Die Eliten handelten schnell und entschlossen. Vielleicht etwas zu schnell und zu entschlossen, weshalb sie Tote, materielle Verluste und negative Konsequenzen in Kauf nahmen. Alleine die Tatsache, dass der GunSuit nun von der überlegenen Technologie der Millenier analysiert wurde, war ein Risiko, genau wie der Feldversuch, der gegen SailorJupiter gerichtet gewesen war. Für die Geschwindigkeit waren Vorteile aufgegeben worden, ein unsinniges Vorgehen, das von Panik diktiert war. Er wäre niemals so vorgegangen, hätte sich Zeit genommen, Analysen gewälzt, oder hätte versucht, frei verfügbare Technologie der Millenier zu verwerten, anstatt ihnen zu verraten, womit man gegen sie antreten würde. Er hätte, wenn er es gewollt hätte, alles in einem sauberen, präzisen und kurzen Schlag abgehandelt. Aber Direktorin Douglas saßen die Investoren im Nacken, die Ergebnisse sehen wollten. Ergebnisse, die verhinderten, dass auf dem japanischen Staatsgebiet gekämpft werden würde – von regulären Armeen. Infanterie, Panzer, Kampfflugzeuge, und in der letzten Konsequenz tatsächlich die Atombombe. Und dann war alles Still halten, alles Kooperieren für die Katz. Dann war geschehen, was er eigentlich hatte verhindern wollen. Auch wenn es ihn zerriss, wenn selbst er das nervöse Zucken seines Kopfes bemerkte, wenn er sich fragte wie sehr er sein Volk und ihre Nationalhelden verriet, es konnte nur zwei Ausgänge in diesem Konflikt geben. Entweder gewannen die Eliten, vertrieben die Millenier oder töteten viele von ihnen, inklusive der SailorKrieger. Oder Prinzessin Serenity gewann und vernichtete die Eliten. Andernfalls würde in einer Stadt mit dreiundzwanzig Millionen Einwohnern ein Krieg ausbrechen, gegen den ein Angriff Godzillas wie eine entspannte Teezeremonie wirken würde. Und – konnten die SailorKrieger gewinnen, wenn sie nicht einmal wussten, gegen wen sie kämpften? Wenn der Gegner in allen Staaten der Erde verstreut war? Es gab keine zwanzig von ihnen. Es war unmöglich für sie, zu gewinnen, zu siegen. Sie mussten vernichtet werden, auch wenn sie Japans Helden waren.Und wieder einmal töteten die Menschen ihre Heiligen. Iori schwor sich, dass er zurücktreten würde, sobald die GunSuits erfolgreich gewesen waren. Und dann würde er in den Ruinen der Botschaft Abbitte leisten und sich selbst das Leben nehmen Wenn er schon die Helden seines Landes verkaufen musste, um einhundertachtzig Millionen Menschen vor einem Krieg zu bewahren, so war er doch nicht bereit, auch noch seinen Stolz zu verkaufen. Nein, es gab Grenzen. Und vielleicht würde sein Tod ein letztes, flackerndes Licht sein, das den Menschen eventuell etwas von der Hoffnung wiedergab, die der Tod von Usagi Tsukino und ihren Gefährten auslöschen würde. *** "Oh. Du bist ja immer noch hier", sagte Seiya erstaunt, als er Akiras Krankenzimmer betrat. Yaten blickte von seiner Arbeit auf und lächelte den Anführer ihrer kleinen Truppe erfreut an. Stolz zeigte er ihm ein von ihm geschältes Apfelviertel, das durch die aufgeschnittene Schale wie ein Kaninchen wirkte. "Hier, das hat mir Akira gezeigt. Kranken wird in Japan ein Apfel geschält. Und die wirklich großen Meister machen kleine Häschen draus. Das macht Spaß." Seiya betrachtete das Viertel stirnrunzelnd und sah dann zum gut gefüllten Teller auf Akiras Schoß. "Gut, das verstehe ich. Aber hast du ihm nicht mittlerweile genug geschält?" "Er hat versprochen, jeden Apfel zu essen, den ich schäle", erwiderte Yaten verstimmt "Himmel, nun spiel nicht gleich die beleidigte Diva", tadelte der Schwarzhaarige und knuffte den Kleineren gegen die rechte Schulter. "Muss ich mir eigentlich Sorgen machen, wenn ich dich hier finde, Yaten? Akira, du hast doch hoffentlich nicht vor, unser perfektes Dreier-Team aufzubrechen?" Yaten errötete. "Da interpretierst du jetzt aber doch zuviel rein." Akira hustete kurz vor Verlegenheit. "Entschuldige. Ich vergesse immer noch, dass du eigentlich eine Frau bist, Yaten. Genau wie der da." Akira sah Seiya ernst an. "Und ich nehme nicht an, dass du gerade versuchst, meinem Freund Mamoru das Mädchen auszuspannen?" Seiya grinste wölfisch. "Und wenn es so wäre? Würdest du dich gegen Usagis Entscheidung stemmen? Würdest du sie zwingen, bei Mamoru zu bleiben?" "Unsinn. Ich zwinge niemanden zu gar nichts. Aber ich würde es mir nicht nehmen lassen, das eine oder andere klärende Gespräch mit ihr zu führen. So etwas tut man nämlich als guter Freund. Also keine Sorge, Seiya, ich würde nicht handgreiflich werden." Seiya fixierte die grünen Augen seines Gegenübers. Akira erwiderte den Blick fest. "Als wenn du eine Chance gegen mich hättest, Iskander. Ich meine, selbst wenn du gesund wärst, würde ich mit dir den Boden aufwischen." Ein leises Grollen kam aus Akiras Kehle. "Was zu beweisen wäre." Seiya schien mehr als bereit, den geworfenen Fehdehandschuh anzunehmen und setzte zu eine Erwiderung an, als er von Yaten unterbrochen wurde, der sich zwischen die beiden stellte. "Keinen Streit mit verletzten Leuten. Das verlangsamt die Heilung. Und das würde ich dir ganz persönlich übel nehmen. Verstanden, Seiya?" Der große Mann hielt Yatens Blick ein paar Sekunden stand, dann sah er zur Seite. "Und ich dachte immer, du wärst mein Wachhund, und nicht seiner, Yaten." Er brummte noch etwas Unverständliches und wandte sich zum gehen. "Keine Sorge, Akira. Wir sind hier, um den Boden für einen Beistands- und Friedensvertrag vorzubereiten. Usagi wieder zu sehen und mit ihr Zeit verbringen zu können ist nur ein Bonus für mich. Ein ausgesprochen schöner Bonus, das bestreite ich nicht. Aber mehr ist da nicht. Für sie bin ich nur ein guter Freund. Eventuell ein sehr guter Freund" Er seufzte und sah über die Schulter zurück. "Im Moment hast du bei Yaten wesentlich bessere Chancen als ich bei Usagi, Akira. Oder Taiki bei Ami." Er winkte mit einer Hand und verließ den Raum. "Werde schnell wieder gesund, Akira. Wenn losgeht, was ich befürchte, werden wir sogar deine lächerlichen Kräfte gut gebrauchen können." Yaten sah ihm lange nach, bevor er sich peinlich berührt zu Akira umdrehte. "D-das hat er jetzt sicher so nicht gemeint. Ich meine, wir sind ja beide Männer, und..." Akira hatte die Hände vor der Brust gefaltet und den Kopf auf ihnen abgelegt. Er schien zu schluchzen. Yaten erschrak ein wenig. Hatte Seiya es übertrieben und den Verletzten zu sehr getriezt? Oder war es die andere Sache gewesen, die mit Taiki und Ami? Sie hatten alle drei vermutet, das möglicherweise etwas zwischen den beiden war, was über die Freundschaft hinaus ging, die alle Freunde von SailorMoon verband. Wenn das stimmte, dann hatte Seiya den armen Kerl gerade tief verletzt. "Akira, ich bin sicher, dass..." Das Geräusch wurde lauter, und Yaten erkannte, dass der ehemalige General des Mondes lachte. Er sah auf, und Tränen liefen seine Wangen herab. "Oh, ich glaube, das habe ich gebraucht, einfach gebraucht. Endlich hat mir jemand den Kopf wieder gerade gerückt." Er wischte sich die Lachtränen ab und seufzte lang und tief. Dann ergriff er Yatens Hand und drückte sie. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht mag, Yaten. Erschreckend gut für die paar Stunden, die wir uns persönlich kennen. Und ich weiß nicht, was gerade geschieht, ob da wirklich was zwischen uns ist oder ob du nur mit mir spielst, aber ich werde es auf mich zukommen lassen." Yaten errötete erneut, doch diesmal vor Ärger. "Aber ich spiele doch gar nicht mit dir, Akira." Verlegen sah er zur Seite. Er entwandt seine Rechte Akiras sanftem Griff und trat vom Bett fort. "Wenn ich dich beleidigt habe, dann tut mir das Leid", sagte Akira nach dieser Reaktion erstaunt. "Das ist es nicht", erwiderte Yaten. "Ich will mich nur verwandeln. Es ist unglaublich schwierig für mich, gerade jetzt in dieser Verkleidung zu stecken. I-ich würde jetzt lieber eine Frau sein, Akira." "Verstehe." Das war natürlich gelogen, denn Akira verstand gar nichts. Was er aber verstand, das war, dass sich die SailorKriegerin ihrer männlichen Maskerade entledigte, durch die Verwandlung in ihr enges, schwarzes Kampfkostüm schlüpfte, und sich als weibliches Wesen wieder neben ihn setzte. "M-möchtest du noch einen Apfel, Akira?", fragte sie hoffnungsvoll. "Einer mehr kann nicht schaden." Erkältungen würde er die nächste Zeit bei seinem Vitamin C-Spiegel wohl nicht zu fürchten brauchen. *** "Das ist es!", rief Ami aufgeregt. Sie wirbelte herum, ging einen Schritt, und rannte dabei in Taiki, der bei ihrem Aufschrei hinter sie getreten war, um ihr über die Schulter zu schauen. Sie verlor das Gleichgewicht, aber Taiki schloss seine Hände um ihre schmalen Schultern, und drückte sie an sich. "Vorsicht, junge Dame. Wenn du entgegen deiner Art zu stürmisch wirst, kann ich nicht mehr mithalten." Er lächelte frech. "Andererseits, wenn das bedeutet, dich öfters in Armen halten zu können, dann nur zu, Ami-chan." Die junge Frau errötete. "Entschuldige, Taiki. Ich wollte nicht in dich rein rennen. Aber was wir hier entdeckt haben, das ist... Unglaublich. Sie verwenden Millenier-Technologie!" "Tatsächlich? Das würde einiges erklären. Zum Beispiel, warum diese Rüstungen noch nie in irgendeinem Konflikt auf der Erde eingesetzt wurden. Man hat sie exklusiv für euch erfunden." "Oh, ich fühle mich geehrt. Aber jetzt wo wir wissen, womit wir es zu tun haben, können wir uns besser dagegen verteidigen. Diese Plasmawaffe hat mich die ganze Zeit schon an den Antrieb des Seelenschiffs erinnert." Eine nachdenkliche Falte bildete sich über ihrer Nasenwurzel. "Als wir den Antrieb des Seelenschiffs zerstört haben... Als Usagi und die Anderen den Antrieb zerstört haben, befand sich das Schiff im Orbit um die Erde. Pyramon hat das havarierte Schiff dann absichtlich zum Mond driften lassen. Aber es ist durchaus denkbar, das Wrackteile des Schiffs bereits über der Erde abgestürzt sind. Wenn unsere unbekannten Gegner diese gefunden und analysiert haben, ist es denkbar, dass sie darauf gekommen sind, den Antrieb in einer Waffe zu verbauen." "Das erklärt vielleicht auch, warum das Computersystem der Rüstungen auf primitivem Erd-Standard sind, die Energieleitungen aber allererste Sahne, nämlich Hohlfeldinduzierte Kraftfeldleitungen für Energie im Terawattbereich. Da beginnt nämlich überhaupt erst die Leistungsfähigkeit der Strahler." Amüsiert betrachtete Taiki die erstaunt aufblickende Ami. "Warum bist du so überrascht? Ich bin nicht nur Sänger, SailorKrieger und Idol der Massen. Ich habe auch eine handfeste Ausbildung als Wissenschaftler. Genauer gesagt bin ich Physiker, also kann ich dir auf dem Gebiet der Materialanalyse wenigstens etwas hilfreich sein." Taiki nahm Ami die Dokumente mit ihren Analysen aus der Hand und studierte sie eingehend. "Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich in unserem Team auch die Recherche war? Ich meine, eigentlich bin ich es wieder, weil wir unsere Welt erfolgreich in ihren alten, unzerstörten Zustand zurückversetzen und unsere Kameraden retten konnten... Aber ich will unserer Prinzessin nicht vorgreifen. Jedenfalls habe ich schon immer eine Flut von Daten erfasst, Querverbindungen gezogen und Analysen erstellt. Und mir drängt sich eine Frage auf: Verkaufen die Millenier ihre Technologie auf der Erde? Zumindest in einem gewissen Maße?" "Ja, aber ausschließlich nichtmilitärische Waren." "Fallen sekundäre militärische Waren darunter? Elektrotechnik, Computertechnologie und dergleichen?" "Ja, im Prinzip schon." Taiki rieb sich nachdenklich die Nasenwurzel. "Wir fangen also an mit einer Rüstung, die aus einer Plasmakanone besteht, welche sie von einem Stück Wrack des Seelenschiffs haben. Sie haben die Kanone nachgebaut, und das innerhalb der letzten acht Monate. Drum herum haben sie die Rüstung entwickelt, allerdings mit allermodernster terranischer Technologie. Eure übliche Primitiv-Technik also. Nichts für ungut, Ami-chan." "Ich bin die erste, die freiwillig zugibt, dass die Millenier-Technologie unserer um Jahrhunderte voraus ist. Es fällt mir also nicht schwer nachzuvollziehen, dass dein Volk ebenfalls einen höheren Standard hat als wir. Immerhin reist Ihr von Sonnensystem zu Sonnensystem, Taiki. Worauf willst du hinaus?" "Auf das Problem mit der sekundären militärischen Technologie. Stell dir vor, zu diesen beeindruckenden Plasma-Waffen kommen Computer der Millenier. Metalllegierungen der Millenier. Industrielle Technologie der Millenier. Eine entsprechend aufgebaute Rüstung könnte es ohne Weiteres mit einem SailorKrieger aufnehmen, wenn ich mir den derzeitigen technologischen Stand von Pyramons Leuten anschaue." Er stutzte. "Usagis Leuten." "Also testen sie die Waffe gegen uns, und das in mehreren Anläufen, um unsere Stärken und Schwächen zu analysieren. In der nächsten Stufe verstärken sie ihre Rüstungen durch noch mehr Millenier-Technologie, um sie leistungsfähiger zu machen. Erheblich leistungsfähiger. Wir rechnen nicht damit, und werden nicht nur von stärkeren Rüstungen angegriffen, sondern auch von einer überlegenen Zahl Gegner." Amis Stimme begann zu zittern. "Angenommen, der Angriff auf Makoto und der auf die Botschaft waren Testläufe, dann hat unser Gegner elf Rüstungen samt Piloten riskiert. Von einem Tag zum anderen hat er nicht nur die eine Rüstung ersetzt, die er verloren hatte, sondern die Zahl verzehnfacht. Was, wenn er heute bereits einhundert hat?" "Ich würde die Zahl bei zwanzig ansetzen, wenn er bereits Millenier-Technologie nutzt", warf Taiki trocken ein. "Aber da wären mir einhundert Rüstungen auf dem derzeitigen Stand lieber." Taiki runzelte die Stirn. "Wenn du meinen Rat hören willst, Ami-chan: Schnappt euch alle, die euch lieb und teuer sind, und flieht eine Zeit lang auf den Mond. Das dürfte das Sicherste für euch sein. Ich meine, ohne uns hätten die Angreifer euch und eure wiedergeborenen Generäle eingeseift, wenn wir mal ganz realistisch sind." "Die Erde aufgeben? Die Botschaft aufgeben? Mit dem SilverMillenium fliehen? Das klingt recht vernünftig. Aber weißt du, was Usagi dazu sagen wird?" Taiki seufzte viel sagend. "Ich kann mir schon denken, was die größte Idealistin unter dieser Sonne dazu zu sagen hätte. Und es würde weder das Wort "fliehen" noch das Wort "aufgeben" sein." Er lächelte verschmitzt. "Dann bleibt uns nur noch eines. Wir müssen unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen und ein paar Schwachstellen in den Rüstungen finden." "Und vor allem müssen wir die Zahl unserer Krieger erhöhen", klang eine neue Stimme vom Eingang her auf. Die beiden fuhren herum. "Hotaru!" SailorSaturn zeigte ein breites Lächeln und hatte Zeige- und Mittelfinger der Rechten zum V-Zeichen erhoben. "In Person. Setsuna hat mich in meiner Zeit besucht und gesagt, es wäre mal wieder soweit, ein wenig interdimensionale Zusammenarbeit zu betreiben. Und ich komme nicht alleine." Ihr Lächeln wurde ein wenig gedämpft, als auf diese Worte nicht geschah, was sie erwartet hatte. "Usa-chan, du lässt mich gerade schlecht aussehen." "Aber ich kann doch nicht...", klang es vom Gang her auf. "Usa-chan, du bist bereits in dieser Zeit. Du kannst gar nichts mehr falsch machen." Eine junge Frau mit rosa Haaren erschien in der Tür. Verlegen drückte sie die Fingerspitzen aneinander. "Hotaru-chan hat darauf bestanden, dass ich... Ich meine, ich wollte ja ohnehin immer, aber Setsuna-oneechan war immer dagegen, und jetzt hatte ich mal die Gelegenheit..." Ami blinzelte ungläubig. "Chi... Chibi-Usa-chan?" "Na, Chibi ist sie garantiert nicht mehr", meinte Hotaru mit einem breiten Lächeln."Unsere Mini-SailorMoon ist nicht nur längst erwachsen, sie führt auch die Palastgarde an. Und, wenn ich das anmerken darf, gar nicht mal so schlecht." "Hör auf. Du machst mich ganz verlegen", sagte die junge Frau errötend. Sie sah schüchtern auf. "Ami, ich habe mich sehr darauf gefreut, dich wieder zu sehen." Sie sah zu Taiki herüber. "Und du bist sicherlich einer von den Three Lights, oder? Warte, du bist Taiki. Ich habe es leider nicht zu eurem letzten Konzert geschafft, aber ich gehe zum nächsten. Bestimmt." "Konzert? In deiner Zeit? Wer ist die junge Dame überhaupt? Nicht, das ich mich nicht darüber freue, auch in Zukunft auf der Erde berühmt zu sein." "Oh, das ist Chibi-Usa... Nein, das stimmt wohl nicht mehr. Sie ist Usagis und Mamorus Tochter aus der Zukunft. Dort hat Usagi ihren Namen abgelegt und sich Serenity genannt, wie damals ihre Mutter im alten SilverMillenium. So hat ihre Tochter ihren alten Namen geerbt. Wir haben dann immer kleine Usagi zu ihr gesagt, also Chibi-Usa." Ami lächelte angesichts der Flut an positiven Erinnerungen. Und unterdrückte ein Schlucken bei den nicht so schönen Erinnerungen. Sie ging auf die beiden jungen Frauen zu und schloss sie in die Arme. "Hotaru-chan, Usagi-chan, ich habe euch beide vermisst. Mehr als Ihr euch vorstellen könnt." Lächelnd hielt sie die beiden ein Stück von sich fort, um sie besser betrachten zu können. "Usagis und Mamorus Tochter also." Taiki unterdrückte ein Lachen. "Oh, das wird Seiya aber gar nicht gerne hören. Und er hasst es, Zeitparadoxa zu produzieren. Na, das wird ihm zu denken geben." "Zeit-Paradoxa?", fragte Usagi interessiert. "Seiya ist mehr als freundschaftlich an deiner Mutter interessiert", sagte Hotaru trocken. "Wir hatten drüber gesprochen, als wir die Tickets für das Konzert bestellt haben." "Aber Seiya-san ist doch auch eine Frau. Nicht, dass ich prüde bin, aber..." "Es ist etwas komplizierter", antwortete Taiki. "Jedenfalls bist du der lebende Beweis, dass Mamoru Chiba den längeren Atem hat. Solltest du allerdings in der Zwischenzeit verschwinden, könnte Seiya die Zukunft geändert haben. Aber das ist was für Theoretiker, und ich bin Praktiker. Du stehst hier vor mir, in Fleisch und Blut." Er runzelte die Stirn. "Du kannst mir nicht zufällig sagen, mit wem Ami in deiner Zeit zusammen ist, Usa-chan?" Die Tochter von Usagi und Mamoru setzte zu einer Antwort an, wurde aber von Hotaru durch einen schmerzhaften Tritt auf ihren Fuß unterbrochen. "Autsch, das hat wehgetan!" "Du weißt doch, was Setsuna-oneechan zu uns gesagt hat! Keine Informationen über die Zukunft preis geben!" "Oh. Oh! Ja, hätte ich beinahe vergessen. Aber... Dürfen wir nicht wenigstens die Nachricht von der Ami aus der Zukunft weiter geben? Nicht mal die?" Hotaru sah die Freundin unerbittlich an. Doch ihre Gesichtszüge wurden schnell wieder weich. "Das ist was anderes. Wir verraten ja nichts aus der Zukunft." "So? Was hat mein Ich aus der Zukunft denn gesagt? Geht es um die Rüstungen?" Usa-chan winkte ab. "Nein, Ami, das wäre eine Information, für die ich Ärger mit Setsuna-oneechan kriegen würde. Du hast mich in der Zukunft vor meinem Aufbruch nur kurz beiseite genommen und mir aufgetragen, dir einen Rat zu geben." Erstaunt sah Ami die junge Frau an. "Einen Rat? Was betreffend?" Die beiden Mädchen tauschten einen schelmischen Blick aus. "Oh, es war ein sehr allgemeiner Rat", wiegelte Usagi ab. "Nichts besonderes, eigentlich", fügte Hotaru hinzu. "Du hast mir nur aufgetragen, dir zu sagen, dass du auch mal Schwein sein darfst." "Dass ich... Auch mal Schwein sein darf? Hä?" "Die Reaktion habe ich erwartet", sagte Hotaru verschmitzt lächelnd. "So, nachdem wir unsere Nachricht ausgeliefert haben, sollten wir zu den anderen zurückgehen. Es scheint so, als würden nach und nach auch die anderen kommen." "Die anderen?" Taiki beugte sich interessiert vor. "Welche anderen?" *** "Ach, die anderen." Interessiert musterte Taiki die Neuankömmlinge. "Minako, du musst dein neues Album für mich signieren!", empfing Usagi die blonde Popsängerin. Die beiden Frauen umarmten einander herzlich. Ihr Begleiter verneigte sich derweil förmlich vor Mamoru. "Endymion, mein Herr." "Lass den Quatsch, Jedithe. Wir sind Freunde, nicht Herr und Diener." "Nanu? Steigt hier etwa eine Party, und niemand lädt uns ein?", klang eine kräftige Stimme vom Eingang herüber. Haruka Tenoh und Michiru Kaio traten in die Eingangshalle. Haruka hielt eine Tüte hoch. "Wir haben jede Menge Souvenirs dabei!" Der Rest ging in einem Taumel der Begeisterung unter. Neben Taiki materialisierte sich eine SailorKriegerin, die er noch recht gut kannte. Setsuna Meio alias SailorPluto, die Wächterin der Zeit. "Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis die anderen auch eintreffen." "Erschrecke mich bitte nicht so, indem du aus dem Nichts neben mir auftauchst", tadelte Taiki. "Welche anderen?" "Oh, wir haben mehr Verbündete als euch", orakelte Pluto. "Aber wir wissen eure Hilfe dennoch zu schätzen." "Wie großzügig", erwiderte Taiki schmunzelnd. "Hey, ich habe gehört, hier steigt eine Party?", klang eine fröhliche Stimme vom Eingang her auf. Targetia und Rose, die ehemaligen Generäle des wiederentstandenen Dunklen Königreichs, die aber am Nordpol mit den SailorKriegern Seite an Seite gekämpft hatten, traten ein und wurden ebenfalls euphorisch begrüßt. Hinter ihnen betraten Chrysanthia und Tulip den Saal. Die beiden Frauen hatten sich von ihrer DemonSeed gelöst, aber sie trugen immer noch mehr Macht in sich als ein normaler Mensch beherrschte. Schüchtern hielten sie sich im Hintergrund, bis Usagi sie in ihrer überschwenglichen, herzlichen Art begrüßte. "Ihr alle! Dass Ihr gekommen seid..." Usagi schluchzte leise und versuchte die Tränen der Rührung zurück zu halten. Haruka grinste breit und klopfte der jungen Frau auf die Schulter. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, das wir auch nur eine Sekunde zögern, wenn uns unser Messias ruft? Du hast die Erde so oft gerettet, du hast uns so oft gerettet, das können wir überhaupt nicht zurückzahlen." "Ich will doch gar nichts zurückgezahlt haben", protestierte Usagi. Haruka prustete in die rechte Hand. "Ja, und das ist das Problem." Sie sah zu Mamoru herüber. "Sind das alle?" "Fast alle. Einige sind draußen, aber sie kommen zur Besprechung, wenn die Millenier eintreffen. Pyramon kommt mit seinen stärksten Kriegern." "Iskander?" "Verletzt auf der Krankenstation." Haruka hob irritiert eine Augenbraue. "Hat Akira endlich seinen Meister gefunden?" "D-das kann man so nicht sagen", mischte sich Ami ein. "Er ist der Erste, der den direkten Beschuss mit der neuartigen Plasmawaffe dieser Rüstungen abgewehrt hat. Bisher sind wir den Schüssen ausgewichen." "Nanu? Seit wann verteidigst ausgerechnet du Akira?" Haruka feixte ihr zu. "Läuft da was zwischen euch beiden?" Ami sah die Freundin ausdruckslos an. "Nein, zwischen uns läuft nichts." Irritiert sah Haruka zu ihr herüber. "So ernst wie du das gesagt hast, muss ich mir ja Sorgen machen. Streitet Ihr euch etwa wieder?" Die einfühlsame Stimme und der mitfühlende Blick der Freundin machte Ami verlegen. "Es ist alles in Ordnung. Es ist alles so wie es sein soll", sagte sie leise. "Abgesehen davon, dass Akira Torah wie immer ein Vollidiot ist", schloss Haruka. Ami seufzte. "Das kannst du wohl laut sagen." "Aha! Habe ich es doch gewusst!" Entsetzt fuhr Ami zusammen. "Haruka, es ist nicht so wie..." "Ihr streitet doch!", stellte sie fest. "Und da du ein viel zu liebes Mädchen bist, muss es an ihm liegen! Ich sollte ihm mal die Meinung geigen!" Michiru griff nach Harukas Schulter, Augenblicke bevor sie sich in Bewegung setzte. "Sind wir nicht wegen der Besprechung hier?" "Oh. Ach ja, da war ja noch was. Gut, dann nach der Besprechung. Wenn uns keine einhundert Rüstungen dazwischen kommen." Als sie die Blicke der anderen bemerkte, murmelte sie eine leise Entschuldigung. "Äh, vielleicht ist das jetzt wirklich nicht die beste Zeit...", klang zaghaft eine Mädchenstimme vom Eingang her auf. "Vielleicht sollten wir den Tag heute wie gestern bei meinen Eltern..." "NARU!" Freudestrahlend lief Usagi zur Freundin aus Schultagen herüber. "Naru, ich habe dich so vermisst." "Ich bin auch noch da", merkte ihr Begleiter amüsiert. Usagi, die Freundin fest in der Umarmung, sah den großen, breitschultrigen Mann erstaunt an. "Äh, kennen wir uns?" Naru schnaubte amüsiert, während der junge Mann sie entsetzt ansah. Dann schien es irgendwo in ihm Klick zu machen, und er griff in sein Jackett, um eine große runde Brille hervor zu ziehen. Er setzte sie auf und sah Usagi erwartungsvoll an. "Erkennst du mich jetzt, Usagi?" Die junge Frau stand da wie vom Schlag getroffen. Nur langsam kroch die Erkenntnis in ihr Bewusstsein. "U-umino?" "Derselbe. Jetzt dank der Technologie der Millenier nur ohne Brille", sagte Umino amüsiert. Usagi legte ihm eine Hand auf die Schulter, dann hielt sie an seinem Kopf Maß. "UMINO?" "Er ist noch ein wenig gewachsen", erklärte Naru. "Ein später Schuss mit siebzehn." "Ein wenig gewachsen ist gut", warf Mamoru staunend ein. "Und breiter in den Schultern ist er auch." Umino lächelte in die Runde. "Ich habe mit American Football angefangen, als ich auf die Oberstufe gekommen bin. Die wollten mich als Forward haben. Mittlerweile bin ich Linebacker." Er runzelte die Stirn. "Wir kommen wirklich ungelegen, oder? Gestern haben wir es nicht mehr her geschafft, bevor diese Rüstungen angegriffen haben. Dann hat die Polizei uns nicht durchgelassen, und wir haben bei Narus Eltern übernachtet. Und jetzt diese Versammlung... Das sieht nicht so aus, als hättet Ihr gerade Zeit für uns." "Unsinn!", wiegelte Usagi ab. "Für Freunde habe ich immer Zeit. Ihr nehmt einfach an der Besprechung teil, und danach reden wir über die alten Zeiten!" Taiki ließ einen skeptischen Ton hören. "Auch Verbündete?" "Nur Freunde. Gute Freunde", erwiderte Ami. "Wir haben einiges zusammen erlebt." "Also keine Hilfe, was? Darf ich dann annehmen, dass das hier alles ist, was euch zur Verfügung steht?" Minako klopfte dem großen Sänger kräftig auf die Schulter. "Ein paar mehr Asse haben wir schon noch im Ärmel, keine Sorge. Die wirst du schon noch kennen lernen, Taiki." "Ich bin angenehm überrascht", erwiderte er. Sein Gesicht aber verriet, dass ihn diese Ankündigung irritierte. Noch mehr Krieger? Woher? Auf die Auflösung dieser Frage war er mehr als gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)