Schatten der Vergangenheit von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 9: Zugabe 1: Neue Feinde, alte Sorgen --------------------------------------------- Prolog: Das SilverMillenium war wieder entstanden. Die ganze Welt wurde erfasst von Frieden, Harmonie und dem Glaube, dass ein Miteinander besser ist als ein Gegeneinander. All dem stand die Mondprinzessin Serenity vor, als moralischer Apostel, als Beispiel, als Vorbild. Nachdem Serenity die Welt davor gerettet hatte, unter einem gewaltigen Eispanzer auf ewig zu ersticken, waren immer mehr Blicke auf sie gerichtet worden. Oh nein, sie wollte nicht herrschen, noch wollte dies ein anderer aus ihrem Umfeld. Aber deshalb konnte sie sich nicht der Verantwortung entziehen, die ihre Großtat mitbrachte. Und als das Volk auf dem Mond, die Millenier, ihre Existenz bekannt gemacht hatten und Kontakt zu den Völkern der Erde suchten, hatte eine merkwürdige Entwicklung ihren Anfang genommen, an dessen Ende Serenity als Wiedergeburt der Mondprinzessin ihr repräsentatives Staatsoberhaupt wurde, während der ehemalige Steuermann Pyramon die Regierungsgeschäfte leitete. Seither gab es viele Enklaven der Millenier, den ehemaligen Piraten des Seelenschiffs, auf der Erde, Botschaften, exterritoriale Enklaven. Die verrücktesten Enklaven aber waren Serenity und ihre SailorKrieger selbst. Obwohl sie Personen waren, bildeten sie in der neuen, freieren und friedlicheren Welt Botschaften in sich. Unberührbar, unangreifbar, neutral. Dies hätte der wunderbare Auftakt zu Frieden und Wohlstand sein können, zum Aufstieg aller Völker in einem gemeinsamen Reigen, beflügelt von der berechtigten Hoffnung, dass Menschen einander leben lassen können, wie immer sie es wünschen. Doch dieser fromme Wunsch barg das neue Problem in sich, denn obwohl alle Menschen der Erde der Prinzessin ihre Leben verdankten, gab es genügend, die in dieser neuen, besseren Welt nicht so leben konnten wie sie es wollten. Es waren Machtmenschen, Fanatiker, oder schlicht solche, die in der Gewalt ihr Auskommen gehabt hatten, und die sich jene Zeiten zurück wünschten. Kombiniert ergaben diese Menschen, als sie einander erst einmal gefunden hatten, bar der alten Ressentiments, einen Machtfaktor mit neuem Hass. Mit Hass auf SailorMoon und die SailorKrieger. Ihr oberstes Ziel wurde es, das neu entstandene SilverMillenium zu vernichten. Und da der Mond für sie nur schwierig zu erreichen war, versuchten sie es in jenen Distrikten Tokios, die inoffiziell als neue Keimzelle des SilverMilleniums galten. Jene Orte, an denen die Prinzessin Serenity lebte, lernte und liebte. All dieses Böse, massiert, konzentriert, kombiniert, ergab eine beträchtliche Macht, die in der Zeit der verschiedenen Bedrohungen der Erde durch Metallia, Galaxia und das Seelenschiff viel Gutes hätte bewirken können. Doch nun bewirkte es Böses. Viel Böses. 1. "Hast du wirklich gedacht, es war schon vorbei?", rief Gyes gehetzt, während er sich zur Seite warf. Iskander wich einem bläulichen energetischen Blast aus, der die Hauswand hinter ihm glatt durchschlug. Ebenso die gegenüberliegende Hauswand. Die Kraft dieses Angriffs war erschütternd, selbst für einen ehemaligen General des SilverMilleniums. "Du bist nicht gerade hilfreich, Gyes, wenn du mit flotten Sprüchen statt mit gutem Rat kommst!" Der junge Krieger wich einem weiteren Blast aus, der die Massenpanik auf einen neuen Höhepunkt trieb, und landete mit wehendem Umhang zwischen Iskander und dem geheimnisvollen Angreifer. Er sah halb zurück, während ein unheilvolles Summen verkündete, dass der Feind seine furchtbare Waffe für zwei weitere Schüsse auflud. Nun, noch ein paar mehr, und die friedliche Einkaufspassage ähnelte bald einem Schweizer Käse, aber nicht mehr dem typischen Stadtbild von Shibuya, dem berühmten Einkaufsmekka der Millionenstadt. "Hast du es gedacht, Iskander? Dass wir nach der Befriedung des Seelenschiffs keine Feinde mehr haben werden? Dass wir unsere Waffen nicht noch einmal einsetzen müssen? Dass wir niemals neue Feinde erhalten werden?" Der groß gewachsene junge Mann mit den weißen Haaren verzog sein Gesicht zu einer spöttischen Miene. Ein heftiger Wind, der Rückstoß einer nahen, kollabierenden Wand, erfasste seinen Umhang und wehte ihn auf. Dabei bewegten sich auch die Haare über seinem Gesicht, doch die unheilvolle Dunkelheit, der alles fressende Schatten, der seine Augen verbarg, war undurchdringlich. "Wenn ich ehrlich bin, hatte ich es gehofft. Metallia, Galaxia, Echitron... Ich dachte, wir hätten alle durch." "Macht mal Platz!", rief eine helle, aber ausdrucksstarke Frauenstimme, was sowohl Iskander als auch Gyes dazu brachte, zur Seite zu huschen. Damit war die Bahn frei für SailorJupiter, die eine gerade Linie zum unbekannten Angreifer bekam. Um ihre Rechte zuckten Überschlagsblitze über eine halbmetergroße, kristallweiße Sphäre. "Donnerschlag!" Die Sphäre war nicht mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Das brauchte sie auch gar nicht. Läppische dreifache Schallgeschwindigkeit reichte in diesem Fall, um den Angreifer voll zu treffen. Ein markerschütternder Schrei erfüllte die Gasse, und die Rüstung verschwand in einem gleißenden Ball aus Licht. Als das Licht erlosch, sank ihr Gegner auf die Knie, und von dort der Länge nach zu Boden. "Ich war gnädig", stellte SailorJupiter fest und ließ ihre Knöchel knacken. "Er hat nicht annähernd die volle Dosis zu kosten bekommen." "Und was haben wir hier? Einen Youma? Einen Außerirdischen? Oder zur Abwechslung mal etwas völlig anderes?" "Iskander, ich würde nicht so ohne Weiteres auf die Rüstung zugehen", mahnte Gyes. "Das kann ein Versuch sein, um unvorsichtige Generäle des SilverMilleniums in eine Falle zu locken." Der weißhaarige Krieger zog seinen Zeigestab und schwang ihn einmal wie eine Reitgerte. "Oh, das will ich doch hoffen. Aber leider sieht es nicht so aus. Jupiter, du hast wohl ganze Arbeit geleistet." Langsam kam Iskander näher. Er hockte sich neben die merkwürdige Rüstung. Mit der Spitze des Zeigestocks klopfte er auf das Visier. "Hallo, jemand Zuhause? Typisch, keine Reaktion." Er griff nach der Schulter ihres Gegners, und drehte ihn zu sich. "Auf dem Rücken sind irgendwelche Aggregate. Vielleicht ist das hier ein geschlossenes System, dann erstickt der Knabe möglicherweise." "Du musst eh in den Anzug hinein sehen, damit wir wissen, womit wir es zu tun haben." Iskander ließ die Schulter los, die Rüstung rollte wieder auf den Rücken. Der Zeigestab glühte hellgelb auf. "Einverstanden." Er beschrieb mit der Spitze einen Kreis auf der Front des Helms. Dann nahm er die Front einfach ab. Gyes kam zu ihm. "Interessante Fähigkeit, Iskander." "Ha. Da solltest du erstmal sehen, wie nützlich sie beim Kochen ist. Hm, das sieht mir nach einem Menschen aus. Asiat, sehr hellhäutig. Definitiv männlich." Er tastete am Hals nach dem Puls. "Und am Leben, wie es scheint." Mittlerweile war die Panik der Passanten gewichen. In der Ferne heulten die Sirenen der Rettungswagen, und in den Wänden klafften immer noch zwei beachtlich große Löcher, die wer weiß wie weit führten. Vielleicht hatte dieser Bursche hier ein paar Leben von unschuldigen Menschen auf dem Gewissen, die nichts weiter getan hatten, als zur falschen Zeit am falschen Punkt einer Mauer vorbei zu gehen, und das vielleicht etliche Blocks entfernt. Wahrscheinlich konnten sie der Massenpanik danken, dass keine unschuldigen Passanten unmittelbar in diesen feigen Überfall involviert gewesen waren. Langsam füllten sich die Straßen auch wieder mit Menschen. "Das sind Millenier. Und eine Leibgarde der Prinzessin", raunte jemand ehrfürchtig. Zustimmendes, respektvolles Gemurmel antwortete ihm. "Verstehst du was von Technik, Gyes? Kannst du sagen, ob die Aggregate zerstört wurden? Ich will nicht erleben, dass dieser Bastard zurück ins Spiel kommt", sagte Iskander ernst. So, so, ein Mensch, also. Der Angriff war mit terranischer Technologie erfolgt, nicht mit dämonischen oder außerirdischen Kräften. Aber hatten sie es hier mit einem verrückten Bastler zu tun, oder mit einer militärischen Dimension? Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn das eine oder andere Militär auf der Erde Mittel und Wege suchte, um die Millenier oder sogar die SailorKrieger bekämpfen und besiegen zu können. Menschen fürchteten was sie nicht kannten, oder nicht kontrollieren konnten. Und das SilverMillenium war definitiv nicht unter ihrer Kontrolle, sondern eine neutrale, aber loyale Instanz für alle Menschen. "Da rührt sich nichts mehr, bevor nicht mindestens zweitausend Meter Kabel ausgetauscht wurden." Gyes runzelte die Stirn. "Hm. Das Ding ist schlecht verkleidet. Ein Prototyp vielleicht?" Iskander stöhnte auf. "Ein Prototyp? Bitte erzähl mir nicht, irgend jemand baut gerade an einem Dutzend oder mehr von diesen Anzügen, um sie auf uns zu hetzen." Gyes' Miene wurde starr. "Wir sollten diesen Angriff auf Makoto als Test werten. Ihre Identität als Leibwache Serenitys ist allgemein bekannt. Und ich schätze, als der Knabe hier anfing, um sich zu ballern, hat er mit uns beiden gar nicht gerechnet." "Wäre ja schön, wenn du Unrecht hast", ächzte Iskander. "Unser letztes Abenteuer hat mich drei Monate ins Krankenhaus verfrachtet. Das ist gerade mal zwei Monate her." "Ich glaube nicht, das wir in dem Punkt Mitspracherecht haben", sagte Jupiter, die nun ebenfalls neben sie trat. Sie presste die Lippen fest aufeinander und deutete ansatzweise auf das kleine millenische Komm-Gerät in ihrem Ohr. Das bedeutete, das die zweite SailorKriegerin in diesem Bezirk, SailorMerkur, sie gerade über ihre Beobachtungen instruierte. Jupiters Schweigen bewies, dass die Sache eventuell größer war, als im Moment abzusehen war. Sonst wäre SailorMerkur längst zu ihnen gestoßen. "Und? Was machen wir jetzt mit dem Burschen?" Mit heulenden Sirenen bremste ein Polizeiwagen vor ihnen. Vier Beamte sprangen heraus, zogen ihre Dienstwaffen und richteten sie dankenswerterweise auf den Bewusstlosen in der Rüstung. Ein zweiter Wagen hielt, dann kam ein Rettungswagen, begleitet von einem Gerätewagen der Feuerwehr. Der Anführer der Polizisten steckte seine Waffe wieder ein und salutierte von Jupiter. "Wir übernehmen ab hier, Miss Jupiter. Danke für die großartige Arbeit von Ihnen und Ihren Helfern." Beinahe hätte Jupiter prustend zu lachen begonnen, als der Polizist die beiden ehemaligen Generäle der Mondarmee als ihre Helfer bezeichnete. Aber sie beherrschte sich mustergültig. "Falls Sie Hilfe brauchen, um den Mann aus seiner Rüstung zu schälen, geben Sie in der Botschaft Bescheid. Wir schicken dann jemanden. Es kann sein, dass mein Donnerschlag sämtliche Verschlüsse verschweißt hat." Der Polizeioffizier wirkte für einen Moment irritiert. "Ich denke nicht, dass das nötig werden wird. Aber falls doch, werden wir dankend darauf zurückkommen." Die Feuerwehrleute kamen mit einem kleinen Wagen heran. Beschützt von den Polizisten hievten sie die Rüstung zu acht hinauf. Dann verschwanden sie mit ihrer Beute beinahe ebenso schnell, wie sie gekommen waren. "Das geht mir etwas zu gut organisiert ab", zischte Iskander so leise er konnte. "Nochmal vielen herzlichen Dank, Miss Jupiter. Dank Ihnen konnte eine große Katastrophe von Shibuya abgewendet werden." Der Polizeioffizier nickte in Richtung der beiden Männer. "Meine Herren Millenier." Dann wandte er sich ab, während weitere Polizisten und Rettungskräfte erschienen, um die weiteren Arbeiten und Rettungsaktionen durchzuführen. Jupiter legte eine Hand an ihr linkes Ohr. Sie nickte mehrfach. "Rückzug, Jungs. Südost. Mindestens einen Kilometer." "Was immer du willst", entgegnete Gyes. Mit einem Satz war er auf dem Dach des achtstöckigen Gebäudes vor sich. Ein weitere Step brachte ihn erfahrungsgemäß fünfhundert Meter weiter, wenn er sich Mühe gab. Jupiter seufzte, bevor sie ihrem Freund Motoki Furohata auf die gleiche Weise folgte. Iskander wollte gerade ebenfalls verschwinden, als er eine Präsenz am äußersten Rand seiner durch die Verwandlung gesteigerten Fähigkeiten erspürte. Diese Präsenz war... Merkwürdig. Und von einer gewissen Macht. Davon abgelenkt spürte er die Kugel, die ein unbekannter Scharfschütze auf seinen Kopf abgefeuert hatte, viel zu spät. Die Kugel traf ihn an der Schläfe, und entließ dort ihre volle kinetische Energie. Selbst im verwandelten Zustand war die Wucht hart genug, um seinen Kopf zur Seite zu drücken. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Zuschauer, als der nachfolgende Knall des Schusses aufbellte. Iskander schüttelte einmal den Kopf, fasste sich an die Schläfe und nahm die deformierten Reste der Kugel von der Schläfe. Wütend sah er in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. "Das hat verdammt weh getan! Und das zahle ich garantiert zurück! Versprochen!" Die Passanten und Polizisten waren mehr als überrascht, sowohl über den Attentatsversuch als auch die Leichtigkeit, mit der der unbekannte Millenier dem Schuss widerstanden hatte. Hier und da klang sogar Applaus auf. Bevor aber ein übereifriger Polizist auf die Idee kommen konnte, ihn zu einem Besuch einer Ambulanz zu überreden, warf Iskander seinen Umhang um sich, und verschwand wie eine Illusion. "Was hat dich aufgehalten?", empfing ihn Motoki. Iskander warf ihm die deformierte Kugel zu. "Scharfschütze. Hat mich an der Schläfe getroffen. Ich wünschte, ich hätte meine Rüstung und meinen Helm getragen." "Dann hätte es dir vielleicht nicht so weh getan", klang die Stimme von SailorMerkur neben ihnen auf, "aber dann hätten sie erheblich mehr Informationen über uns sammeln können. Vor allem über Gyes und dich. Sie werden nicht allzu viel über Euch wissen." "Sie?", fragte Iskander. Suchend sah er sich um. Zwei weiche Frauenhände legten sich von hinten auf seine Augen. "Rate mal wer." "Merkur." Die junge Frau trat neben ihn. "Nicht schlecht, meine neue Fähigkeit, was? Ich kann so diffus wie Nebel werden." Iskander lächelte anerkennend. "Ohne deine Stimme zu hören hätte ich nicht gewusst, dass du hinter mir stehst. Du hast hart an dir gearbeitet." Das Lob machte sie sichtlich stolz. Allerdings nur für einen Moment. "Ich habe die Umgebung gescannt und festgestellt, dass Makoto über eine halbe Stunde im Fokus von mindestens neun mobilen Messstationen und Kameras war. Über den halben Bezirk verteilt, vor allem an den Hauptstraßen, sind es über zwanzig. Das bedeutet dann wohl, dass der Kampf von ihnen komplett aufgezeichnet wurde. Vielleicht setzen sie auch Satelliten ein." "Satelliten?", raunte Iskander ärgerlich. "Jetzt gehen unsere neuen besten Freunde aber doch etwas zu weit." "Nicht, wenn sie im Gegenzug unsere Fähigkeiten kennen lernen und uns besiegen können", sagte Makoto verärgert. "Und das bedeutet, wir werden es sehr schwer haben, der Beobachtung zu entkommen. Unsere Identitäten sind bekannt, und wann immer wir den Bereich des Silver Milleniums verlassen, werden sie auf unser Fährte sein. Über dem Silver Millenium sind Satelliten verboten - offiziell." "Ich fand die Idee einer neutralen Enklave ganz nett", sagte Iskander. "Aber wir können weder die Satellitenüberwachung aus anderen Positionen kontrollieren, noch alle Satelliten zerstören, die uns beobachten." "Ich könnte mich in sie einhacken, wenn ich weiß, welche Satelliten uns beobachten", bot Merkur an. "Ich könnte Pyramon bitten, mit einem der Beiboote vom Seelenschiff sämtliche Satelliten im stationären Orbit über Tokio abzuschießen", erwiderte Iskander. "Na, da wird sich aber eine Nation freuen, wenn du ihr das Fernsehprogramm wegballerst. Wollen wir es nicht erst mal friedlich versuchen?", mahnte Merkur. "Zuallererst sollten wir auf die Straße zurückkehren, unsere unbekannten Freunde abhängen und die anderen kontaktieren", sagte Gyes. "Dann sollten wir die Kugel analysieren, die Akira an den Schädel bekommen hat und über unsere neue Situation diskutieren. Wo ein Anzug herkommt, kommen vielleicht noch mehr her. Ich hätte ein echtes Problem mit einer Armee von Iron Mans auf unserer Fährte. Ich neige dazu, die Menschen zu beschützen, nicht sie zu attackieren." "Hier ist die Kugel, Ami. Sieh mal zu, was du heraus finden kannst." Merkur nahm das deformierte Metall entgegen, wich aber unter Iskanders Hand auf ihrer Schulter hervor. Iskander erstarrte bei dieser Reaktion. Nur langsam nahm er die Hand wieder zurück. "Ich werde sehen, was ich tun kann. Wir sollten uns trennen, und erst am Tempel wieder aufeinander treffen", sagte Merkur, und sprang vom Dach. Gyes runzelte die Stirn. "Hast du sie geärgert? Ihr seid doch eigentlich ganz gut miteinander ausgekommen in letzter Zeit." Akira Torah senkte den Kopf. Er hätte gerne gesagt, dass er mit Ami zusammen war, fest zusammen, und dass er auf ihren Wunsch hin nur so tat, als würden sie einander nicht lieben. Aber jedes Mal war es "nur noch eine Woche länger", und langsam wuchs in ihm die Verzweiflung. "Es ist... Nichts. Ich... Ich habe nur darüber nachgedacht, dass wir unglaubliches Glück hatten. Hätte der Rüstungsträger angegriffen, wenn wir Makoto schon erreicht gehabt hätten, wären auch unsere Identitäten jetzt bekannt. So aber sind wir zwei Wild Cards. Joker, sozusagen." "Ich meinte eigentlich das, was da gerade zwischen dir und Ami vorgefallen ist, Akira. Aber wenn du nicht drüber reden willst, ist das deine Sache." Gyes nickte Jupiter zu und verschwand ebenfalls vom Dach. Jupiter musterte Iskander einen sehr langen Moment. "Wenn du reden willst, dann komm ruhig zu mir. Ich bin vielleicht jünger als du und kenne noch nicht so viel von der Welt, aber ich höre dir gerne jederzeit zu." "Danke. Ich weiß das Angebot zu schätzen." Iskander hüllte sich in seinen Mantel und verschwand. "Echt coole Nummer mit diesem Verschwinden", murmelte Jupiter, und sprang ebenfalls davon. "Ich sollte ihn bitten, mir das mal bei Gelegenheit beizubringen. *** Die Präsenz, die Akira Torah gespürt hatte, saß derweil in einer weich gepolsterten Fensternische eines Hochhauses in der Nähe. Der große, braunhaarige Mann spielte mit seinem meterlangen Pferdeschwanz und starrte nachdenklich nach Shibuya hinunter. Er hatte sie gesehen. Das war mehr als er hätte erwarten können. Aber er hatte auch die Menschen und ihre Aktionen gesehen, wenn auch eher unfreiwillig. Es schien, dass ihr Anstandsbesuch zu einer Zeit erfolgte, die... Ein klein wenig ungünstig sein konnte. Oder aufregend. Eventuell beides. Er zog sein Mobiltelefon hervor. "Yaten? Sag ihrer Majestät Bescheid. Es scheint einiges geschehen zu sein, seit wir uns verabschiedet haben." Nach dieser Nachricht legte er auf und sah wieder auf das Stadtviertel hinab, bis er ihre Präsenz nicht mehr spüren konnte. Merkwürdig, das ihn dieses Gefühl so sehr beunruhigte. *** In einer Tiefgarage, auf dem tiefsten, getarnten Level, fuhren die Feuerwehrleute die Liege mit dem Bewusstlosen in seiner Rüstung herein. Eine Kakophonie aus Stimmen, Schweißarbeiten und Kommunikationsgeräuschen umfing sie. Zwei ältere Männer in weißen Kitteln, in den Händen altertümliche Klemmbretter, winkten die Männer in Richtung Norden zu den Labors. Dort machten sich Techniker bereit, um die Rüstung mit Hilfe von Schneidbrennern zu öffnen. Ihnen folgte der Polizeioffizier. Während er auf ein gläsernes Büro zuging, entledigte er sich der Uniformjacke und der Mütze, und gab beides an einen Adjutanten weiter. Im Büro angekommen schloss er die Tür hinter sich. Er wurde erwartet. Eine ältere Frau mit gut frisierten, aber grauweißen Haaren, erwartete ihn. "Kommen Sie, Kenichiro, ich habe gerade die Auswertung Ihrer Aktion auf dem Schirm. Die Daten sind sehr interessant und viel versprechend, auch wenn der Kampf bedauerlicherweise zu kurz war." Es dauerte einen Moment, bevor der Agent sich genügend gesammelt hatte, um jene unsichtbare Trennlinie zu überqueren, die man normalerweise nicht einmal ansatzweise verletzte. Er stellte sich hinter Direktorin Douglas auf und betrachtete die Daten. Mehrere Hologramme, die vom Eingang aus nicht zu sehen waren, spielten die Fakten und Videos aus unterschiedlichen Perspektiven ab. In einem Video konnte man deutlich sehen, wie einer der unbekannten Millenier am Schädel von einer Kugel getroffen wurde. Das Projektil, normalerweise stark genug, um Panzerglas zu durchschlagen, wurde an der Schläfe des weißblonden Mannes zerquetscht wie reines Blei auf Stahl. "Diese Idioten! Haben sie tatsächlich auf Iskander geschossen? Ich habe denen gesagt..." "Die Scharfschützen haben aus weiter Entfernung aus einer gut versteckten Position geschossen. Sie haben eine Chance genutzt, um uns weitere Informationen zu verschaffen. Sehen Sie, ein Teil der kinetischen Energie schlägt durch. Womit sich diese Millenier auch immer schützen, wir können nun an einer Waffe arbeiten, die sie töten kann. Und ohne diese Außerirdischen fällt der ganze dämliche Kult um eine dümmliche blonde Oberstufenschülerin, die zufällig die Inkarnation einer außerirdischen Prinzessin sein soll, vollkommen in sich zusammen." "Ich glaube, Sie verkennen den Ernst der Lage. Dieses dümmliche blonde Mädchen ist nicht irgendein dümmliches blondes Mädchen, sondern die Person mit der größten Macht auf Erden. Sie hat den Eispanzer geschmolzen, der die Erde und uns alle fast erstickt hat. Wir dürfen sie nicht unterschätzen!" "Wir sollten aber auch nicht vergessen, dass sie den Eispanzer vielleicht erst erschaffen hat", mahnte Direktorin Douglas. Sie deutete auf ein weiteres Hologramm. "Der GunSuit hat eine enorme Durchschlagskraft in urbanem Gebiet bewiesen, finden Sie nicht? Was werden dann wohl ein Dutzend anrichten können?" "Das Dutzendfache an Schaden. Aber ich denke nicht, dass das reicht. Wenn wir..." "Die Plasmakanone hat nur nicht getroffen, das ist der einzige Grund für die Niederlage von Agent Ayoka. Wenn wir die Zahl der Plasmakanonen erhöhen, dann erhöhen wir auch die Chance von Abschüssen. Bereiten Sie eine entsprechende Aktion im SilverMillenium vor." "Wir opfern damit ein Dutzend Rüstungen." "Wir haben in einer Woche einhundert von ihnen. Und wenn wir es geschickt anstellen, die Unterstützung der Briten, der Chinesen, und der japanischen Armee noch dazu." "Das werden unnötige Opfer." "Es gibt keine unnötigen Opfer, wenn wir unsere Souveränität als Rasse zurückgewinnen wollen", erinnerte ihn die Direktorin. "Gehen Sie jetzt, und bereiten Sie den Einsatz vor." "Jawohl, Frau Direktorin." Der nächste Weg des Spezialagenten führte ihn zu der provisorischen Werkstatt, in der Ayoka von seinem Anzug befreit wurde. Der Helm war bereits runter, der Mann war wach. Das merkte man vor allem daran, dass er den Technikern in den Ohren lag, sie sollten beim Schweißen besonders vorsichtig sein. Und ohne Luft zu holen bombardierte er zeitgleich das halbe Dutzend Wissenschaftler, welches die Aktion überwachte. Sie alle hatten an der Rüstung mitgearbeitet. "Au, seid doch vorsichtig! Wenn ich meine Beine aufklappen kann, kriegt Ihr einen Heidenärger!", drohte Ayoka den Technikern. Sofort wandte er sich den Wissenschaftlern zu. "Sie sehen es doch selbst, oder, Doktor Ang Suun? Dieser verdammte Anzug ist zu schwer, um ihn ohne Kraftverstärker zu bewegen! Eine Falle ist das, eine gottverdammte Falle! Und ich will Ihnen noch etwas sagen: Als Jupiter mich im Anzug eingeschweißt hat und das interne Luftaufbereitungssystem ausgefallen war, bin ich langsam aber sicher erstickt! Was ist das für ein Notfallprogramm, das den Anzug komplett isoliert? Wollten Sie, dass ich ersticke?" "Beruhigen Sie sich wieder, Agent Ayoka! Es war ein Testlauf, und er war recht erfolgreich. Die Daten über den Angriff von SailorJupiter geben uns genug in die Hand, um die Rüstungen in Zukunft vor ihrem Donnerschlag zu schützen. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet, Agent Ayoka." "Und weil Ihre verdammte Scheißwaffe so mächtig ist, habe ich durch vier Häuserblöcke zwei Tunnel geschossen!", schimpfte Ayoka weiter. "Keine Ahnung, wie viele unschuldige Menschen ich dabei getötet habe! Aber eines sage ich Ihnen, wenn ich mich dafür verantworten muss, dann reiße ich Sie alle mit in die Tiefe!" "Gemach, Gemach, alter Junge." Kenichiro Kano trat an die Liege. "Scheinst Schwein gehabt zu haben. Deine Schüsse haben einem Menschen den linken Arm gekostet, aber ansonsten gibt es keine Verluste, und keine Vermissten." "Den linken Arm..." Er seufzte. "Ich bin nicht hier, um Unschuldige zu töten." "Der linke Arm ist besser als der Kopf", erwiderte Kano resolut. "Du hast nichts falsch gemacht und bist mit einem Haufen neuer Erkenntnisse wieder gekommen. Außerdem bist du der erste aus der Sonderabteilung, der die neue Rüstung im Einsatz gesteuert hat. Das macht dich zum Sempai für das gesamte Team. Die Wahrscheinlichkeit, dass du die nächste Aktion anführen wirst, ist damit sehr hoch. Und du weißt, es wird eine nächste Aktion geben, wenn wir dieses außerirdische Pack von der Erde vertreiben wollen." Ayoka schnaubte verächtlich. "Außerirdisches Pack ist mir egal. Ich bin hier, weil es mir befohlen wurde. Und weil man mir eine Beförderung und die Arbeit mit wirklich guter Hardware versprochen hat. Ich führe meine Befehle aus, aber ich habe doch ein Problem damit, Unschuldige zu töten. Was passiert mit dem Kerl, der den Arm verloren hat?" "Die Millenier haben eine medizinische Methode, um den Arm zu regenerieren. Es dauert ein paar Monate, und es bedeutet großen Stress für den Körper. Aber er kriegt seinen Arm wieder. Das ist doch ein Lichtblick, oder? Wäre der Kopf weg, könnten selbst die Millenier nichts mehr machen." "So. Und die Wesen mit dieser wundervollen Technologie bekämpfen wir also." Kano nickte. "Weil diese Technik ihnen gehört, und nicht uns. Außerdem haben wir keine Garantie, das sie nicht irgendwann die Weltherrschaft anstreben. Und die sollte doch bitte in unseren Händen bleiben." Ayoka schnaubte. "Reden konntest du schon immer gut, Kenichi." Der linke Arm wurde befreit. Einer der Forscher fluchte über den Schweißschnitt, der den linken Arm des GunSuits so gut wie ruiniert hatte, aber der Special Agent nahm nur voller Erleichterung zur Kenntnis, dass er ihn wieder bewegen konnte. Und dass das Innenfutter dem Schweißbrenner Stand gehalten hatte. "Ich wäre erstickt, weißt du?", murmelte er leise. "Ohne Iskander, ohne das er meine Frontplatte geöffnet hätte, wäre ich erstickt. Einfach so. Erbärmlicher geht es nicht." "Du kannst sicher sein, er wollte dir gewiss nicht das Leben retten. Er wollte nur dein Gesicht sehen. Du schuldest ihm nichts. Rein gar nichts." "Ich rede nicht von Schulden. Ich rede vom Geschehen." Ayoka blinzelte. "Wie geht es weiter?" "Das erste Dutzend GunSuits wird morgen kampfbereit gemacht. Deine Daten geben uns den letzten Schliff. Wenn alles klar ist, greifen wir morgen das SilverMillenium an. Du wirst es dazu sicher nicht schaffen, aber du wirst die Aktion aus der Kommandozentrale koordinieren." "Nein, ich bin fit. Ich lasse mir die Chance nicht nehmen, noch einmal in den GunSuit rein zu klettern", sagte Ayoka bestimmt. "Nun gut, wie du willst. Lass dich von den Ärzten durchchecken, und wenn sie keine Einwände haben, führst du den Einsatz morgen an - in deinem neuen GunSuit." "Danke. Du hast einen gut bei mir." Kenichiro Kano lächelte dünn. "Gut zu wissen. Da fällt mir bestimmt was nettes ein, Special Agent Ayoka." "Oh, ich hoffe, ich werde nicht zu sehr leiden müssen", erwiderte Ayoka grinsend. Dann war auch der rechte Arm wieder frei. "Ich sehe dich dann morgen früh in der Abschlussbesprechung", sagte Kano zum Abschied, tippte sich in der Imitation eines militärischen Grußes an die Stirn, und verließ die Werkstatt. "Und ob du das wirst!", rief Ayoka ihm hinterher. Kano lächelte dünn. Und das war also ein amerikanischer Marines-Major mit einem Summa cum Laude-MIT-Studium. Kaum gab man ihm etwas Spielzeug, wurde aus dem weltfremden Intellektuellen ein wüster Draufgänger und Waffenfanatiker. Vielleicht sollte er es auch mal mit einem GunSuit probieren. Irgendwann einmal, versprach er sich. Sein nächster Weg führte ihn in die Sektion mit den Containern, welche der Besatzung ihrer Tokioter Basis als Wohneinheiten dienten. "Ich suche Sergeant Kelly", sagte er zu einer Gruppe Soldaten, die sich mit Kartenspielen die Zeit vertrieben. Einer von ihnen, der bärbeißige japanische Gun-so Arima, nickte in Richtung der Duschcontainer. "Wenn Sie sich beeilen, Sir, sehen Sie sie noch nackt." "Sehr komisch, Soldat", erwiderte Kano. Er betrat den Duschcontainer und klopfte an die Tür der Frauendusche. "Sarge? Agent Kano hier." Die Tür öffnete sich. Vor ihm stand die blonde Amerikanerin, die ihnen von den Army Rangers ausgeliehen worden war. Sie trug ihre Uniform, war aber vollkommen durchgeweicht. Sie musste sich in aller Hast angezogen haben, ohne sich abzutrocknen. "Sir?" "Himmel, Sie hätten sich ruhig etwas Zeit lassen können", murmelte Kano. "Wenn das Vaterland ruft, lässt man sich keine Zeit, Sir", erwiderte sie streng. "Was kann ich für Sie tun?" "Es geht um diesen verdammten Marine, der vorhin fast den Einsatz verpatzt hat." "Ah, Major Ayoka." Kelly grinste dünn. Als Mitglied der Army pflegte sie zu den Angehörigen des Marine Corps eine gesunde Rivalität. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Und für Kano bedeutete dies eine Gelegenheit, sie nach seinem Sinn zu manipulieren. "Er ist nicht weit genug verprügelt worden, um den Einsatz mit den GunSuits morgen zu verpassen. Er wird die Truppe anführen. Ändern Sie also die Aufstellung." "Ja, Sir. Verstehe. Habe ihn noch nicht im Einsatz gesehen, aber ich hoffe das Beste." "Und da ist noch etwas. Das Zielobjekt Iskander hat ihm nach dem Totalausfall seiner Rüstung das Leben gerettet, indem er das Visier des GunSuits aufgeschnitten hat. Nicht, dass ich Ayoka misstraue, aber diese hochnäsigen Marines haben alle so merkwürdige Vorstellungen von Pflicht und Ehre. Sehen Sie zu, dass er nicht mit Iskander kämpfen muss. Noch besser, schalten Sie Iskander aus, bevor der Major überhaupt dazu kommt, darüber nachzudenken." Die blonde GunSuit-Pilotin nickte bestätigend. "Jawohl, Sir. Iskander fertig machen. Werden die Flugaggregate für den Angriff morgen fertig, Sir?" "Leider nein, Sarge. Wir bringen Sie mit getarnten Wagen ins Zielgebiet, und auf die gleiche Weise wieder raus." "Die Mobilität ist also immer noch für'n Arsch", murmelte Kelly ärgerlich. "Sieht ganz so aus. Machen Sie das Beste draus. Schießen Sie nicht aus Versehen Kameraden weg, und vergessen Sie nicht, dass die SailorKrieger auch nicht fliegen können. Treiben Sie sie zusammen, und radieren Sie sie allesamt aus." Kurz zuckte ein Wangenmuskel in Kellys Gesicht. "Verstanden, Sir. War es das, Sir?" "Ja, sie können gehen und sich trockene Sachen anziehen." Die Frau von den Army Rangers salutierte und drückte sich dann an ihm vorbei, raus aus den Duschen, in Richtung ihres Wohncontainers. Kenichiro Kano sah ihr nach. Er seufzte leise. Diese Mission nahm bestimmt kein gutes Ende. Allerdings würde es wohl mit der Welt auch kein gutes Ende nehmen, wenn die rund zehntausend Millenier irgendwann einmal erkannten, wie schwach die Menschen im Vergleich zu ihnen doch waren. Kano hatte absolut keine Lust, dabei zu zu sehen, wie die da oben mit Atombomben um sich warfen, um dann diesen Gegner auszulöschen. Nein, den Milleniern gleichwertige oder sogar überlegene Technik entgegen zu setzen, auf Augenhöhe mit ihnen zu kommen, war die beste Möglichkeit. Und der einzige Grund, warum er sich dieser Mission angeschlossen hatte, auch wenn es ihm nicht behagte, junge Frauen zu töten, deren einziger Fehler es gewesen war, die Erde mehrfach vor der Vernichtung zu bewahren. Aber so waren die Menschen nun einmal. Nichts taten sie lieber, als ihre Retter, ihre Befreier, ihre Helden und ihre Heiligen zu töten. Auch diesmal würde es nicht anders werden. Kano seufzte erneut. Hatte er denn eine andere Wahl? 2. "Rei? Bist du hier?" Die junge Miko schreckte aus ihrem Dämmerschlaf hoch. Wann war sie bei ihrer Meditation eingenickt? Sie konnte es nicht sagen. Wie viel Zeit war vergangen? Keine Ahnung. "Ich bin hier, Juichiro." Fröhlich, mit raumgreifenden Schritten, eilte der junge Mann an ihre Seite. Er ließ sich neben ihr im Saizen-Sitz nieder und neigte kurz in Respekt das Haupt vor dem Altar, bevor er sich seiner Freundin widmete. "Bist du wieder eingenickt?" Rei fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. "Ist es so offensichtlich?" "Na hör mal. Du bist Sailorkriegerin, die Miko dieses Tempels, bereitest dich auf die Hochschule vor, und musst nebenbei auch noch im diplomatischen Sektor den Milleniern helfen. Ganz davon abgesehen, dass da auch noch ein nerviger Freund ist, der auch noch was von deiner kostbaren Zeit fordert. Kein Wunder, dass du dann mal einnickst, wenn du etwas Ruhe bekommst." Er ergriff ihre Hände und küsste sie. Rei Hino ging das Herz auf. Immer wenn Juichiro Kumada so offen zu ihr war, seine Liebe, seinen Charme und seinen Humor zeigte, fragte sie sich, ob sie ihn auch wirklich verdient hatte. Nicht, dass sie ihm das jemals gesagt hätte oder jemals sagen würde. Nicht, dass sie nicht glasklar bewiesen hatte, wer der Chef in dieser Beziehung war. Immerhin hatte er auf ihren Wunsch hin seine Frisur vom Gammellook zum Kurzhaarschnitt geändert. Aber seine Nähe war eine Konstante, eine sichere Konstante in ihrem Leben, die sie jetzt gerade am dringendsten brauchte. Jetzt, wo die ganze Welt im Umbruch war - und sie mit ihr. "Es ist trotzdem nicht richtig. Ich bin jung. Ich muss das aushalten können. Ich meine, Hey, bin ich jetzt Rei Hino, oder nicht? Usagi arbeitet in letzter Zeit mehr als ich, und das kann ich doch nicht akzeptieren." "Dummkopf", tadelte Yuichiro, und schnippte ihr mit dem rechten Zeigefinger gegen die Stirn. "Autsch!" Verwundert rieb sie sich die Stirn. "Du nützt doch keinem damit, wenn du hier vor Entkräftung zusammen brichst. Du bist nicht alleine für alles verantwortlich. Wir können jederzeit Minako und Jed bitten, nach Tokio zu kommen, und uns auszuhelfen. Und da ist noch ein ganzes Heer von Milleniern in der Botschaft, das nur darauf wartet, Aufgaben erfüllen zu können. Seit sie sich ins menschliche Leben in Japan eingearbeitet haben, kannst du durchaus das eine oder andere delegieren. Ich meine, wenn die stärksten Krieger des Seelenschiffs die Leibgarde Usagis verstärken dürfen, warum können ihre stärksten Diplomaten dich dann nicht unterstützen?" "Weil sie nun mal besser kämpfen als reden können?", erwiderte Rei sarkastisch. "Du bist ungerecht, und du weißt das auch", tadelte Yuichiro. "Außerdem bin ich auch noch da." "Ja, ich weiß. Aber hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass die drei Generäle ihre Verbindung zum SilverMillenium geheim halten sollen? Wir müssen uns ja nicht alle opfern und ins Licht der Öffentlichkeit rasen." "Zugegeben. Aber früher oder später werden die Medien schon fragen, wer der gutaussehende Mann ist, der ständig neben Rei Hino steht." Sein Lächeln hatte etwas so entwaffend Ehrliches, sie konnte ihm wegen der Selbstbeweihräucherung nicht einmal gespielt böse sein. Und er sah ja auch gut aus, jetzt mit der neuen Frisur. Nein, er sah jetzt besser aus, korrigierte sie sich selbst. "Sicher werden sie das irgendwann. Und ich werde dann sagen, dass du mein Freund Yuichiro Kumada bist. Von Leth, der Wiedergeburt eines Generals des SilverMilleniums, erzähle ich niemandem. Das Gleiche gilt auch für Gyes und Iskander." Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Apropos Iskander. Hast du auch gemerkt, dass sich Ami und Akira gut verstehen?" "Erschreckend gut", murmelte Juichiro, der genauso wie Motoki und Mamoru von der vorgetäuschten Amnesie wusste, "vor allem seit er sich das erste Mal wieder in Iskander verwandelt hat." "Irgendwie geht mir das mit den beiden dann aber auch zu leicht. Kann es sein, dass er mittlerweile sein Gedächtnis wieder hat? Ich meine, wenn man ihn mal unvorbereitet erwischt, dann erinnert er sich schon an Targetia, Rose und die anderen. Auch die Krieger der Millenier mussten ihm nicht lange vorgestellt werden." "Ich bin kein Experte für Amnesien. So etwas solltest du Mamoru fragen. Er macht das Medizinstudium. Aber ehrlich gesagt halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass er sich an mehr erinnert als er uns sagt. Und, wäre das schlecht?" "Das weiß ich ehrlich gesagt nicht", seufzte Rei. "Ich meine, ich finde es toll, dass er nicht mehr weiß, dass er Ami vor der Explosion Metallias beschützt hat. So muss sie sich nicht gezwungen fühlen, ihn lieben zu müssen, weil er sein Leben für sie riskiert hat. Das hätte mich zu sehr an damals im SilverMillenium erinnert, wo sie diese fixe Idee hatte, mit Zoisite zusammen kommen zu müssen. Ich will für meine Freundin nur das Beste, und wenn sie sich gegenüber Akira öffnet, ohne sich selbst irgendwelchen Zwängen hinzugeben, dann finde ich das sehr gut." "Ich weiß nicht. Die beiden passen einfach zusammen, und jetzt haben sie so eine hohe Hürde zwischen sich. Ich meine, angeblich sind sie schon mal zusammen ausgegangen, um in einem Family Restaurant zu Mittag zu essen, und manche Dinge sollte man langsam angehen. Aber wenn da etwas zwischen ihnen besteht, geht es dann nicht zu langsam?" Rei lächelte geheimnisvoll. "Wer weiß? Ami ist eine sehr intelligente junge Frau, die sich ihren fröhlichen Charakter immer bewahrt hat. Ihr großes Problem ist ihre Selbstlosigkeit. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich nicht ganz sicher ist, ob sie Akira überhaupt verdient hat. Dass sie meint, er wäre ohne Beziehung zu ihr besser dran. Oder dass sie sämtliche positiven Entwicklungen verheimlicht, bis sie sich völlig sicher ist." Sie seufzte lang und tief. "Und das kann dann wirklich dauern. So schlau sie auch ist, so schnell ist sie auch verunsichert. Leider färbt ihr Selbstvertrauen im Kampf nicht auf ihr Selbstvertrauen im realen Leben ab." Sie erhob sich energisch und klatschte in die Hände. "Okay, wenn ich Recht habe, sollte mal jemand der guten Ami ins Gewissen reden, bevor eine andere Frau Akira weg schnappt." Auch Juichiro erhob sich. "Moment Mal. Willst du nur Ami ins Gewissen reden, oder auch Akira?" Sie verharrte für einen Moment wie erstarrt. "Akira? Du hast Recht, der Junge hat auch ein Riesenproblem. Er würde niemals von sich aus fordern, zugreifen, sie als die Seine beanspruchen, obwohl genau das die Sicherheiten sind, die unserer Ami gut tun würden. Akira ist nicht der Typ, um mehr zu fordern, als Ami ihm geben will. Und Ami ist in sich zu unsicher, um sich fallen zu lassen. Eine vertrackte Situation. Und dann wissen wir nicht einmal, ob zwischen den beiden mehr läuft als ein gemeinsames Mittagessen. Das bedarf dringend der Aufklärung. Ich rufe die anderen an, und..." Juichiro huschte vor sie, hielt sie mit einer Hand zurück. Ernst sah er zum Ausgang der Halle. "Wer ist da?" Neben der Tür schien aus dem Nichts ein mittelgroßer braunhäutiger Humanoider zu entstehen, der eine Lederhose und eine offene schwarze Weste trug. Er verbeugte sich im Eingang und legte die rechte Faust auf den Boden. "Verzeihung, Dame Mars, General Leth, aber ich bringe dringende Nachrichten von Prinzessin Serenity. Auf Dame Jupiter wurde ein Attentat verübt. Ihr geht es gut, aber wir müssen dringend über die Konsequenzen sprechen." "Makoto wollte sich mit Ami, Akira und Motoki in Shibuja treffen", sagte Rei nachdenklich. "Wie geht es den anderen?" "Es geht ihnen gut. Sie sind auf dem Weg zur Botschaft." Er räusperte sich. "Der Attentäter konnte ausgeschaltet werden. Es war ein Mensch in einer Art mechanischem Anzug." "Also, jetzt beginnt die Sache interessant zu werden. Öffne uns einen Tunnel zur Botschaft." Gaion senkte kurz das Haupt als Zeichen des Einverständnis, dann trieb er mit seinen Kräften eine Direktverbindung zur nahen Botschaft der Millenier. Ohne zu zögern traten Rei und Juichiro durch das wie heiße Luft flimmernde Feld. Danach trat er selbst ein, und das Flimmern verschwand wieder. *** Die Botschaft der Millenier stand etwas abseits. Und das wollte im Millionenmoloch Tokio schon etwas heißen. Etwa abseits bedeutete in diesem Fall: In einem Wohnviertel. Die Millenier hatten einiges investiert, um einerseits das Grundstück für ihr Projekt zusammen zu bekommen und bei den Stadtplanern durchzusetzen, andererseits investierten sie viel Zeit, Arbeitskraft und Geld in die Errichtung der Botschaft. Und so erstreckte sich nun auf einem halben Quadratkilometer der grobe Rohbau eines Turms, der fertig fünf Spitzen haben würde, die bis in neunhundert Meter Höhe ragen würden, und Platz für über eintausend ständige Bewohner bot. Die Botschaft, eigentlich schon ein eigener Palast, war nicht ohne Grund in dieses Wohnviertel hinein gebaut worden. Eigentlich baute man noch immer daran, und nur die fortgeschrittene Technologie der Millenier verhinderte großmaßstäbliche Lärmbelästigung. Auch zeigten etliche Baufirmen weltweit Interesse an Material, Arbeitsgerät und Experten der Millenier, was eine weitere lukrative Einnahmequelle für das kleine Mondvolk versprach. Ach ja, der Grund: Der Palast stand quasi Tür an Tür mit Usagi Tsukinos Elternhaus. Sie musste nur über die Straße gehen, um es zu erreichen. Das hatten die Millenier natürlich in der stillen Hoffnung konzipiert, dass ihr offizielles Oberhaupt später einmal Mamoru Chiba heiraten und die Präsidentensuite im Komplex beziehen würde. Ähnliches hofften sie auch von den anderen SailorKriegern und ihren Gefährten. Sie mussten es nicht aussprechen, um ihre Intentionen deutlich zu machen. Für Usagi bedeutete es vor allem eines: Ständig an die Verantwortung erinnert zu werden, die sie übernommen hatte. Mehrfach die Welt retten ging eben an niemandem spurlos vorbei, und die Zeit blieb auch nicht stehen. Alles veränderte sich, und wenig blieb längere Zeit so wie es war. Usagi hatte es so jedenfalls leicht, ihren derzeitigen Arbeitsplatz zu erreichen, den sie als Oberhaupt und Repräsentantin des SilverMilleniums natürlich in der Botschaft hatte. Vor diesem Angebot hatte sie an ein Studium gedacht, aber die Retterin der Erde hatte nicht gerade die besten Noten. Die berühmte Toudai war auf jeden Fall außerhalb ihrer Reichweite, Retterin der Welt hin, Retterin der Welt her. Und ihren möglichen Einstieg ins Berufsleben hatte sie sich auch vollkommen anders vorgestellt; er war ihr sehr willkommen gewesen, keine Frage. Aber normalerweise fing man nicht wie sie gleich in der Chefetage an. Alles andere jedoch wäre für die Millenier undenkbar gewesen. Dennoch, sie waren eventuell dafür dankbar, dass die anderen SailorKrieger und die Mondgeneräle Usagi Tsukino so gut sie es konnten zur Seite standen. Besonders Mamoru tat sich hier hervor und verbrachte jede freie Minute mit ihr. Nicht, dass von ihr verlangt wurde, die Welt zu drehen, oder über Wohl und Wehe von Nationen zu entscheiden. Aber sein umfangreiches Wissen, seine Erfahrung und seine gute Übersicht kombinierten sich hervorragend mit Usagis guter Intuition, ihrem Gespür für Details und Stimmungen, sowie ihrer guten Nase für Menschen. Es ging das Gerücht um, dass sie einen guten Menschen auf tausend Meter nur am Geruch erkannte. Es ging allerdings auch das Gerücht um, dass kein böser Mensch alleine von ihrer Nähe nicht binnen kurzer Zeit zum Guten konvertiert wurde. Zusammen bildeten sie ein wirklich gutes Team, ergänzt und verstärkt von einigen der SailorKriegern, Fachleuten der Millenier und den ehemaligen Generälen der Mondarmeen. Alles in allem eine beachtliche Truppe. Und ihre Aufgaben waren recht überschaubar. Man bat sie bei internationalen Streitigkeiten einen Kompromiss zu erarbeiten, bei nationalen Konflikten zu vermitteln und ganzen Völkern dabei zu helfen, mittelalterliche Denkstrukturen zu erkennen und zu überwinden. Sie war das gute Gewissen und das fröhliche Lachen der gesamten Menschheit. Gut zu tun war allemal. Veränderungen bedeuteten allerdings nicht, dass alle Menschen mit ihnen einverstanden waren. Veränderungen bedeuteten oft genug, dass man Dinge akzeptieren musste, wenn sie einen nicht überfahren sollten. Manche Menschen versuchten, das zu ignorieren so gut sie konnten. Für Familie Tsukino bedeutete dies, die Tatsache zu akzeptieren, dass Usagi einen festen Freund hatte, was im Alter von achtzehn Jahren durchaus normal war. Auch die Tatsache, dass Mamoru älter als sie war und bereits studierte, war nicht wirklich ein Problem. Nicht einmal die eigentlich schwer verdauliche Tatsache, dass Mamoru Chiba die Wiedergeburt eines antiken Menschenprinzen war, der als Licht der Erde gewisse repräsentative Funktionen zu erfüllen hatte und über einige recht erstaunliche Fähigkeiten verfügte, die er der Familie bereits vorgeführt hatte. Nachdem offensichtlich geworden war, was wirklich in Usagi steckte. Was aber wirklich gewöhnungsbedürftig war, vor allem für Vater Kenji, das war die Tatsache, dass Mamoru öfters nicht nur im Haus der Tsukinos, sondern in Usagis Zimmer übernachtete, und das nicht nur, wenn es in der Botschaft wieder einmal später geworden war. Andererseits fürchtete sich Kenji Tsukino vor nichts mehr als jenem Tag, an dem seine Tochter flügge wurde und das Haus verließ. Er hatte die Suite gesehen, die Usagi und Mamoru nach dem Willen der Millenier im Palast beziehen sollten, und das war mehr als eine große Verlockung. Er hatte auch die Wohnungen gesehen, in die er mit Mama Ikuko und Sohn Shingo einziehen sollte, und ein Nein war ihm sehr, sehr schwer gefallen. Vor allem bedeutete ein Umzug in den Palast, dass seine kleine Tochter, das zarte, schwache Wesen, Nägel mit Köpfen machte und Mamoru heiratete. Der junge Chiba war vielleicht die beste Partie, die sie jemals machen konnte, aber leicht fiel es Kenji dennoch nicht, mit diesen Veränderungen umzugehen. Als er an diesem Morgen die Küche betrat, saßen Mamoru, Usagi und Mutter Ikuko bereits am Tisch und plauderten zwanglos miteinander. Im Hintergrund stand ein Bursche mit pechschwarzem Haar in einem gut sitzenden Geschäftsanzug. Das war Aelion, der persönliche Sekretär seiner Tochter, der sie über den laufenden Terminplan auf dem Laufenden hielt, und zudem alles tat, was sonst irgendwie im Haushalt der Tsukinos zu plötzlich anfiel, um sofort vom Vater in Angriff genommen zu werden. Eigentlich mochte Kenji den Geradlinigen, ehrlichen Mann, aber er zeigte es nie. Egal, was Aelion alles für den Haushalt leistete, ihn zu akzeptieren war für Kenji gleichbedeutend mit einem Ja zu einem selbstständigen Leben seiner Tochter. "Morgen", brummte er missmutig. "Guten Morgen, Oto-sama", sagte Mamoru, bewusst die förmliche japanische Bezeichnung für Vater benutzend. Er erhob sich und ging zur Kaffeemaschine. Mittlerweile wusste Mamoru, wie der Hausherr seinen Morgenkaffee mochte und bereitete ihn entsprechend zu. Alles nur, um bei ihm Punkte zu machen. Kenji musste zerknirscht zugeben, dass er es diesem netten Burschen wirklich schwer machte. Nicht, dass sich Mamoru je beklagt hätte. Heute jedoch war Kenji in der richtigen Laune für ein wenig Lob. "Danke, mein Junge", sagte er unförmlich und nahm die Tasse entgegen. Ihm entging nicht das kurze freudige Flackern in Mamorus Augen. Er fühlte sich nun ein wenig mehr akzeptiert. Vielleicht war das gut, vielleicht war das schlecht. Aber wenn Kenji ein Teil vom Leben seiner Tochter bleiben wollte, SilverMillenium oder nicht, dann musste er sich bewegen, auch verändern. Auch wenn es ihm schwerfiel. Usagis Begrüßung fiel wesentlich weniger förmlich aus. Sie widmete sich sofort wieder dem Gespräch mit ihrer Mutter. "...kommen Naru und Umino heute Nachmittag zu Besuch. Umino hat es auf die Toudai geschafft, ist das nicht toll? Mamoru hat schon versprochen, ein wenig auf ihn zu achten..." Nanu, die kleine Naru etwa nicht? Sie hatte sich doch so intensiv vorbereitet. Vater Kenji runzelte fragend die Stirn. Usagi lächelte zu ihrem Vater herüber. "Wenn du dich fragst, was Naru machen wird, sie wird sich zur Diplomatin ausbilden lassen. Sie hat sich fest vorgenommen, mir in Zukunft mal zur Seite zu stehen." "Das ist ein großes Ziel", brummte Kenji in seinen Kaffee. Naru war kein Dummkopf, aber Diplomatin, und dann für das SilverMillenium? Die Schuhe deuchten ihn doch etwas groß, auch wenn ausgerechnet seine eigene Tochter mit dieser Situation anscheinend sehr gut klar zu kommen schien. Und dabei hatte er sie bei aller väterlicher Liebe doch eher nicht zu den Höchstbegabten gezählt. So konnte man sich täuschen. Anscheinend musste ein Mensch nur gefordert werden, um sein verstecktes Potential zu enthüllen. "Die kenianische Delegation wird sich verspäten, Prinzessin", meldete sich Aelion von hinten. "Das bedeutet, dass Ihr dreißig Minuten für die beiden habt, nicht zwanzig." Enttäuscht sah Usagi ihren Sekretär an. "Und wenn ich die Technologie-Verhandlungen etwas beschleunige, kriegen wir dann ein wenig mehr Zeit heraus?" "Wieso machen wir es nicht so: Ich unterstütze Pyramon an deiner Stelle, und du kannst dich dann den halben Nachmittag um Naru und Umino kümmern. Wie klingt das?" "Das würdest du für mich tun? Mamoru, vielen Dank." Der Blick, den seine Tochter ihrem Freund zuwarf, war ein einziges Schmachten, das Diabetiker hätte umbringen können. Er konnte nicht verhindern, dass er ein wenig lächelte, zu sehr erinnerte ihn diese Szene an seine eigenen Erfahrungen mit Ikuko. Auch sie beide hatten es anfangs sehr schwer gehabt, auch ohne dass sie Inkarnationen aus den Tiefen der Vergangenheit gewesen waren. Aber er war doch ganz froh, dass er eine ganz bestimmte Regel aufgestellt hatte, an die sich die beiden unbedingt halten mussten: Keine Knutschereien außerhalb von Usagis Zimmer. Denn so ganz konnte er halt doch nicht aus seiner Rolle als ihr Vater raus. Aelion zückte einen Pager und machte sich eine entsprechende Notiz. "Wenn wir Herrn Torah dazu bewegen können, dann an Euer Stelle im Wirtschaftsausschuss mitzustimmen, sehe ich da kein Problem, Mylord." Mamoru setzte zu einer Erwiderung an, ließ es dann aber mit einem lauten Seufzer. Immerhin war die Anrede Mylord besser als König, oder was auch sehr beliebt bei den Milleniern war, Prinzgemahl. "Wir können überdies...", begann Aelion, verstummte aber wieder. Er wandte sich der Tür zum Garten zu. Plötzlich trug er einen Dolch in der Hand, der weißlich aufglühte. Die Szene dauerte nur eine Sekunde, dann steckte er die Waffe wieder fort und räusperte sich verlegen. "Herr Torah ist gerade eingetroffen. Er kommt durch die Vordertür rein." Es klingelte, und Kenji wollte schon aufstehen und aufmachen, als die Stimme seines Sohnes herüber hallte. "Ich mache auf!" Pause. "Es ist Akira!" Die Stimme Shingos klang freudig. Er hatte an seinem neuen großen Bruder Mamoru einen Narren gefressen, aber auch an dessen Freunden Motoko, Juichiro und eben Akira. Das lag vielleicht daran, dass er einer der Wenigen war, der wusste, dass die vier Inkarnationen von Menschen waren, die lange vor der Zeit der Ägypter gelebt, geherrscht und Kriege geführt hatten. Seither fragte er sich allen Ernstes, ob er vielleicht auch ein reinkarnierter Mensch des SilverMillenium sein könnte. "Hallo, Kleiner. Ich wollte zu Usagi und Mamoru", klang die Stimme von Akira auf. Es gab schlechtere Vorbilder für seinen Sohn als Einser-Studenten, fand Kenji. Gerade jetzt, wo er auf die Highschool kam, konnte ihm ein wenig Ehrgeiz nichts schaden, wenn er solchen Beispielen nacheiferte. "Die essen noch. Komm doch in die Küche." "Danke." Es dauerte einen Moment, dann stand der weißhaarige Bursche lächelnd in der Tür. "Akira-san", sagte Mutter Ikuko fröhlich. "Können wir dir was anbieten? Tee, Kaffee?" "Danke, aber nein. Ich bleibe auch nicht lange." Shingo schien enttäuscht, als er das hörte, aber er überspielte es mustergültig. Die Nähe der Jungs schien ihn erwachsener zu machen. Wenn ihre Gegenwart nicht auch eine Menge Ärger bedeutet hätte, müsste Kenji eigentlich über all die Freunde froh sein, die Usagi mittlerweile gewonnen hatte. "Hallo, Akira", sagte Usagi. Sie kniff die Augen zusammen. "Was gibt es für ein Problem?" Erstaunt registrierte Kenji, das seine Tochter genau ins Schwarze getroffen hatte, denn der Weißhaarige zuckte ein wenig zusammen. "Keine guten Neuigkeiten. Auf Makoto wurde ein... Wie nenne ich das am besten? Ein Anschlag verübt?" Erschrocken raunten die Menschen im Raum. Akira hob abwehrend die Hände. "Es geht ihr gut, und Motoki und Ami auch. Keine Sorge. Aber ich fürchte, unsere ruhige Zeit ist vorbei. Es geht wieder los." Diese Worte ließen Shingo strahlen. "Ich würde zu gerne an eurer Seite kämpfen, aber leider habe ich nicht eure Kräfte", sagte er. Akira klopfte ihm auf die Schulter. "Du brauchst keine besonderen Kräfte, um uns zu helfen, Kleiner. Und du musst auch nicht kämpfen. Dafür sind wir mehr als genug, vertraue mir." "Was ist passiert?", hakte Mamoru nach. "Wir wurden von einem Menschen in einer Rüstung angegriffen. Wundert mich ohnehin, dass ihr das noch nicht im Fernsehen gesehen habt. Er hatte eine Waffe, die ein paar schöne Löcher durch drei, vier Häuserwände hindurch gebrannt hat. Makoto hat ihn ausgeschaltet, während Motoki und ich ihn abgelenkt haben. Ami hat derweil herausgefunden, dass wir mitten zwischen einem Haufen Messgeräte und Kameras waren, die den ganzen Kampf aufgenommen haben." "Ein Mensch in einer Rüstung?" Usagi sah betrübt herüber. "Ich dachte, wir könnten jetzt alle in Frieden leben. Ich dachte, wir könnten jetzt alle diese kleinlichen Streitereien beilegen. Die Welt zu einem besseren Ort machen. Ich hatte nicht vor, schon wieder zu kämpfen." Akira atmete tief aus. "Es kommt manchmal eben anders, als man denkt. Wir haben in zehn Minuten eine Versammlung in der Botschaft. Es kommen alle, die wir erreichen konnten. Wir haben auch Minako und Jeb kontaktiert, doch ich bezweifle, dass sie es schaffen. Sie sind in Osaka. Und Haruka und Michiru hatten nur die Mailbox an." "Wie schätzt du die Lage ein, auf einer Gefahrenskala von eins bis zehn?", fragte Mamoru ernst. "Irgendwas um sechsundzwanzig", antwortete Akira. Der Hausherr erhob sich. "Ich weiß, ihr könnt keine Hilfe von der japanischen Regierung erwarten. Und ich verstehe, in was für einer merkwürdigen Lage ihr euch befindet. Aber seid nicht zu bescheiden, um mich um Hilfe zu bitten. Es mag nicht viel sein, was ich tun kann, aber ich werde es gerne tun." Mamoru sah erfreut auf. Usagi lächelte über das ganze Gesicht. "Danke, Papa." "Also, das nenne ich Courage", sagte Akira. "Danke, Otoo-sama. Vielleicht kommt der Zeitpunkt wirklich. Aber bis dahin werden wir sehen, was wir für euch tun können." Mamoru wandte sich an Aelion. "Drei Wachen für das Tsukino-Haus." "Verstanden, Mylord." Beschwichtigend fügte Mamoru hinzu: "Nur solange der Ärger dauert. Das ist etwas, was wir tun können, Otoo-sama, Okaa-sama." Er erhob sich, und Usagi folgte ihm. "Wir gehen dann jetzt schon mal. Wartet nicht mit dem Abendessen. Es könnte spät werden", rief seine Tochter. Als sich die Haustür hinter den vier geschlossen hatte, sagte seine Frau: "Wie schnell sie doch erwachsen geworden ist." "Na, das kann man wohl laut sagen. Etwas zu schnell, vielleicht." Mürrisch widmete sich Kenji der Zeitung. Es wurde vielleicht Zeit, ein paar seiner Kontakte zu benutzen. Immerhin hatte er ebenso eine Pflicht seine Tochter zu beschützen wie alle Millenier zusammen. Und wenn es wirklich auf einen Konflikt mit Menschen hinaus lief, konnte er etwas tun. Ein beruhigendes Gefühl. "Ich wünschte, ich wäre wie sie", murmelte Shingo leise. "Wenn du das wegen ihrer Fähigkeiten sagst", mahnte Vater Kenji ernst, "vergiss nicht, wie viel Ärger und Leid sie deshalb haben. Beneide sie nicht. Aber bewundere sie ruhig." Ikuko begann zu lächeln. "Das waren sehr weise Worte, Papa." Kenji schnaubte amüsiert. "Ich bin halt ihr Vater. Was erwartest du, Mama?" *** Kurz schreckte er das Sicherheitspersonal der Millenier auf, als die vier Personen aus dem Tsukino-Haushalt traten, doch sie wurden schnell identifiziert und als berechtigt erkannt. Zielstrebig machten sie sich auf dem Weg zur Nordterrasse. Es versprach ein sonniger Tag zu werden, deshalb war für das Treffen der kleine Park mit den importierten Bäumen nördlich des Turms vereinbart worden. Neben Akira entstand diffuser Nebel, und aus diesem Nebel entstand SailorMerkur. "Da bist du ja", sagte er mit warmer Stimme. Scheu sah sie von ihm fort. "I-ich glaube, wir müssen dringend reden." "Reden? Jetzt?" "Nein. Nach der Besprechung. Nachdem wir wissen, womit wir es zu tun haben." Ihre Miene wurde ernst. "Ich habe bei der Polizei nachgefragt. Keiner weiß wohin die Rüstung gebracht wurde. Was mit dem Mann ist, der in ihr steckte. Und wer sie überhaupt abgeholt hat." "Das klingt nach Ärger. Mehr als ohnehin schon", warf Mamoru ein. Iskander verschränkte die Hände ineinander und drückte sie nach außen, bis die Knöchel knackten. "Ich habe es nicht anders erwartet." Schnell erreichten sie den Park. Makoto waren bereits anwesend. Mamoru und Usagi setzten sich an das Stirnende der kleinen Tafel. Akira stand ein wenig abseits, während sich Ami zu Makoto setzte. Gyes traf gerade ein, und hinter sich ahnte Iskander die Aura von SailorMars. Dann war Leth auch nicht mehr weit. Akira rückte auf der kleinen Terrasse einen Stuhl für Ami zurecht. Sie nahm wie selbstverständlich darin Platz. "Danke." "Minako?", fragte Rei und nahm ebenfalls am Tisch Platz. "Ist gerade in Osaka, wird aber mit Jedithe, ich meine Jeb Smith noch morgen früh eintreffen", sagte Mamoru ernst. "Außerdem habe ich gerade Nachricht von Haruka und Michiru erhalten. Sie kommen von Shikoku herüber. Morgen oder übermorgen sind sie hier." "Was ist mit Saturn und Pluto?", hakte Iskander nach. "Keine Ahnung, wo Setsuna steckt, aber die Hotaru dieser Zeit ist sicher nicht in der Lage, um an Kämpfen teil zu nehmen. Himmel, sie ist erst drei." "Soweit ich weiß, hat sie das das letzte Mal auch nicht gestört", erinnerte Akira. "Aber wahrscheinlich sollten wir eher um ihre Sicherheit besorgt sein, als ihre Kampfkraft zu vereinnahmen." "Kluge Worte wie immer aus deinem Mund", sagte Gyes lächelnd. "Aber ich bin sicher, dass der Gegner nichts davon weiß, dass Hotaru im Moment ein Kleinkind ist." "Wir können uns nicht darauf verlassen", beharrte Akira. "Wir sollten aber auch nicht mit dem Finger auf sie zeigen und ihre Identität verraten", erwiderte Mamoru streng. "Ich lasse sie von Ytron und Targetia unauffällig beschützen." "Ytron?" "Ein Millenier, der mir von Pyramon wärmstens empfohlen wurde." "Apropos, wo ist Pyramon?" "Er wird sich etwas verspäten. Ich habe ihn gebeten, mit einem Beiboot des Seelenschiffs die Satelliten im stationären Orbit über Tokio auf Manipulationen zu untersuchen." Iskander nickte zufrieden. "Ich habe es nicht anders von dir erwartet, Mamoru. Du hast das Problem schnell gesehen." "Eigentlich war es Usagis Idee", erwiderte Mamoru. "Ich habe mich gefragt, ob unser neuer Gegner bei all der Hightech die er benutzt, ausgerechnet auf Satelliten verzichten wird", sagte die blonde junge Frau. "Und ich habe mir gesagt: Nie und nimmer. Pyramon wird auch überprüfen, ob die Informationen der Satelliten an Stationen gehen, die mit diesen Satelliten eigentlich nichts zu tun haben, für den Fall dass die Hardware nicht verändert, und nur der Informationsfluss angezapft wurde." "Okay. Das habe ich jetzt nicht erwartet. Da habe ich auch nicht dran gedacht." Usagi blies wütend ihre Wangen auf. "Wie? Denkst du etwa, ich bin dumm?" "Oh, das habe ich mal gedacht, vor sehr langer Zeit. Es hat nicht lange vorgehalten", erwiderte Akira lächelnd. "Tatsächlich habe ich nicht erwartet, dass du dich mit Satelliten auskennst." Usagi errötete. "Man schnappt halt ne Menge auf, wenn man hier arbeitet." Das war natürlich die Untertreibung des Jahrtausends, denn Usagi arbeitete nicht in der Botschaft der Millenier, sie gehörte ihr. Ohne Abstriche. Mamoru räusperte sich leise. "Kommen wir zum wichtigsten Punkt unserer kleinen Besprechung: Wurdet ihr gewarnt, bevor ihr angegriffen wurdet? Makoto?" "Nein. Ich wich dem ersten Schuss aus, die Jungs kamen mir zu Hilfe, ich verwandelte mich, der zweite Schuss kam, und dann habe ich ihn fertig gemacht. Keine Warnung, kein Hinweis, nur ein Angriff aus dem Hinterhalt." Sie seufzte. "Da hat es jemand todernst gemeint." "Und dieser jemand hat versucht, jedes Detail, jeden Moment aufzunehmen", merkte Merkur an. "Es besteht die Möglichkeit, dass sie versuchen werden, die Rüstungen gegen deinen Donnerschlag zu wappnen, Makoto." "Ach, wirklich?" Das große braunhaarige Mädchen schien zu lächeln, doch die pochende Zornesader auf ihrer Stirn ruinierte den Eindruck schnell wieder. "Das sollen sie mal versuchen." "Vielleicht wird es auch Zeit für... Wie habt Ihr das genannt? Ein Power-Up", sagte Iskander ernst "Power-Up?", fragte Usagi. "Na, jedes mal wenn Ihr einen neuen Gegner hattet, haben sich Eure Fähigkeiten, Eure Techniken weiter entwickelt, oder etwa nicht? Der Silberkristall oder eines deiner Zepter war der Auslöser, Usagi." "Ach das." Die junge Frau lächelte. "Keine Ahnung, wie ich das auslösen kann." "WAS?" Erschrocken zuckte sie zusammen, als Akira brüllte. Verlegen drückte sie die Zeigefinger aufeinander. "Aber... Aber... Es war doch immer Königin Serenity, die dieses Power-Up ausgelöst hat. Ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll." "Entschuldige, Usagi, ich wollte nicht schreien. Die Königin Serenity? Aber sie... Okay, sie ist tot, doch trotzdem haben wir sie in den Trümmern des SilverMilleniums gesehen. Können wir sie finden und fragen?" Hoffnungsvoll sah Iskander ins Rund. "Vielleicht ist es für ein Power-Up noch zu früh. Wir kennen noch zu wenig über unsere Gegner und kennen seine Kraft nicht. Seine Energie, seinen Einfluss." Mamoru schüttelte ernst den Kopf. "Wir dürfen ihm nicht zu viel zeigen." "Dann sind wir uns also einig, dass wir in Gefahr sind?", fragte Yuichiro ernst. Die Anwesenden nickten einer nach dem anderen. "Und es hat gerade erst angefangen", sagte Akira unheilvoll. Aellion kam schnellen Schrittes näher. "Endymion-sama, wir haben den Angriff analysiert. Es besteht Gefahr. Die Energieplasmawaffe des Rüstungsträger kann eine SailorKriegerin verletzen, eventuell töten. Ich empfehle nachdrücklich, die SailorKrieger und die Generäle nicht aufzusplitten." Gyes blinzelte mehrmals. "Und das heißt?" "Das heißt, das wir alle heute Nacht in der Botschaft bleiben werden", sagte Mamoru ernst, "und auf die Ankunft der anderen warten." Aellion neigte bestätigend das Haupt. "Die Garde der Botschaft wird die Bewachung übernehmen. Unsere Kontakte in den Behörden und die diplomatischen Kanäle zur UNO laufen bereits heiß, um diese heikle Situation ohne einen weiteren Schuss zu klären. Wenn eine staatliche Einrichtung für diesen Angriff verantwortlich ist, werden wir sie enttarnen und zwingen, damit aufzuhören." Der Millenier schlug sich martialisch mit der Rechten an die Brust. "Fürchtet Euch nicht, Prinzessin Serenity. Die Garde wird Euch alle mit ihren Leben beschützen." "Das heißt aber nicht, dass wir deswegen gleich eine Sterngucker-Party machen", sagte Mamoru mahnend. "Im Gegenteil, wir werden alles daran setzen, um..." "Sterngucker-Party!", rief Usagi aufgeregt. "Wie lange hatten wir das denn schon nicht mehr?" Mit strahlenden Augen sah sie ihren Freund an. "Können wir dafür auf den Südbalkon gehen? In fünfhundert Metern Höhe haben wir bestimmt einen tollen Blick auf den Sternenhimmel! Und da Jupiter sowieso gerade am Nachthimmel steht..." Mamoru seufzte entsagungsvoll. "Okay, der Spaß kam wirklich viel zu kurz in letzter Zeit. Warum nicht mal etwas für unser Vergnügen tun? Die Gefahr läuft uns sicher nicht weg." Begeistert stimmten die anderen Mädchen zu. Die Aussicht auf dem Balkon war ja bereits atemberaubend, aber Nachts wurde sie zu etwas ganz Besonderem. Iskander löste seine Verwandlung auf. "Es klingt so schlecht nicht, wenn wir die mächtigsten Wesen dieser Welt an einem Punkt konzentrieren. Meinetwegen." Er nickte in die Runde. "Ich suche mir eine Arbeitsfläche in der Botschaft und werde dort ein wenig lernen." "Und das sagt er mit solcher Leichenbittermiene", raunte Gyes Mamoru zu. "Dabei freut er sich doch sicher auf die Gelegenheit, ein wenig mehr Zeit mit Ami zu verbringen." Die junge Frau errötete leicht bei diesen Worten. Mamoru runzelte die Stirn. "So? Was auch immer." Er erhob sich und ging Richtung Turm. "Wir haben einen Termin, Aellion!" Der Millenier folgte ihm auf dem Fuß. "Na sowas. Ich hätte da schon etwas mehr Interesse von seiner Seite erwartet. Oder bin ich der Einzige, der denkt, dass ihr zwei mittlerweile sehr gut miteinander auskommt?" Merkur erhob sich mit gesenktem Kopf. "Wir... sind nur gute Freunde!" Hastig verließ sie die Terrasse Richtung Turm. Makoto klopfte ihm mitleidig auf die Schulter. "Das nennt man dann wohl im Volksmund einen gravierenden Fehler, Motoki. Du hast zwar bemerkt, dass die beiden gut miteinander auskommen, aber du hast nicht gesehen, dass es zwischen den beiden auch kriselt." "Kriselt? Wieso?" "Wenn wir das wüssten", seufzte Rei, "dann wäre uns allen wohler. Aber wahrscheinlich ist ihr der eigene Dickkopf im Wege." "Oder sie fühlt sich doch verpflichtet, für Iskander da zu sein, weil er ihr Leben gerettet hat", fügte Makoto an. "N-nein, das...", begann Usagi, verstummte aber sofort wieder. Als die Blicke der anderen auf ihr ruhten, schaute sie verlegen zu Boden. "Oh, das ist nicht gut. Vielleicht habt Ihr Recht. Mehr als Ihr ahnt." "Mehr als wir ahnen? Schon gut, ich will es gar nicht wissen. Wir haben schon genügend andere Probleme, da müssen wir nicht mit Gewalt noch mehr herauf beschwören", schloss Rei. "Und vielleicht klärt sich ja alles oben auf dem Balkon." "Schön wäre es ja", seufzte Usagi. 3. Eine der herausragendsten Eigenschaften von Menschen war es schon seit jeher, in besonders angespannten Zeiten Momente der Entspannung zu finden. Nun, es war eher eine Eigenschaft jener, die weder die Nerven verloren noch in Agonie verfielen, deshalb musste die kleine improvisierte Feier auf dem Balkon unter "positiv" gewertet werden. Unter Motokis halbwegs fachkundiger Führung hatten sie Spaß daran, den Sternenhimmel zu erforschen. Nebenbei verspeisten sie süße Snacks und alkoholfreie Säfte; den Jungs hatte Aellion unauffällig ein wenig Sake besorgt. Nur für den Fall, dass sie ein wenig Lust auf den traditionellen japanischen Reiswein verspürten. Generell tranken sie ohnehin nicht viel, und deshalb wurde hier und da nur ein Glas geleert. "Und warum sieht man das Kreuz des Südens nicht von hier aus?", fragte Usagi neugierig. "Das sagt schon der Name. Es steht zu weit im Süden. Wir können es auf der Nordhalbkugel erst sehen, wenn wir uns bis auf fünfundzwanzig Breitengrade dem Äquator genähert haben", erklärte Motoki. "Oh, das ist aber schade für uns." "Ach, im Gegenzug können die Menschen auf der Südhalbkugel den Großen Wagen nicht sehen. Ich finde, das ist mehr als gerecht." Skeptisch sah Usagi den Freund an. "Was du in Wirklichkeit sagen willst, ist doch, dass man im Leben nicht alles haben kann, oder?" "Richtig, das stimmt", lachte Motoki. Er deutete nach oben. "Schaut mal, der helle Punkt da, das ist Jupiter." "Wo?", rief Makoto aufgeregt und stürzte an das Geländer des Balkons. "Da, der große helle Stern. Ich habe ein Teleskop vorbereitet. Wenn du da durchschaust, kannst du sogar den berühmten roten Fleck sehen. Man nennt ihn allgemein Auge des Jupiters, aber eigentlich ist es nur ein Sturmtiefdruckgebiet, das seit ein paar Hundert Jahren existiert." "Ein Sturmtiefdruckgebiet?" Verlegen legte Makoto die Rechte hinter den Kopf. "Ich gebe zu, ich weiß nicht allzu viel über meinen eigenen Planeten." "Kein Problem. Ich frage Pyramon, ob er uns mit einem der Beiboote des Seelenschiffs einen Ausflug zum Jupiter organisieren kann. Dann können wir uns den größten Planeten des Sonnensystems und seine fast vierzig Monde aus der Nähe anschauen." Motoki räusperte sich. "Genauso interessant wie die astrophysikalischen Fakten sind auch die mystischen. Der Name Jupiter geht zurück auf den römischen Obergott Jupiter, dem Vorsteher des Pantheons. Aber er ist nur ein assimilierter Zeus der Griechen. Zeus wiederum wurde von den Griechen als Obergott aller Menschen angesehen. Wann immer die Griechen auf eine Kultur trafen, die ebenfalls ein Götter-Pantheon verehrten, identifizierten sie den obersten Gott als Zeus. Das war in Ägypten mit Osiris der Fall, so haben sie es mit dem babylonischen Gott Baal gehalten, und schließlich und endlich auch mit dem indischen Gott Vishnu. Irgendwo verborgen in der Zeit gab es vielleicht einen gemeinsamen Ursprung all dessen." Motoki seufzte und stellte das Teleskop auf den Jupiter ein. "Die alten Griechen waren der Meinung, dass die Götter, also Zeus, Ares, Hera, und wie sie alle hießen, tatsächlich gelebt hatten, bevor sie zu Göttern wurden. Alexander der Große verstand sich mütterlicherseits als Nachfahre des Achilles, und väterlicherseits führte er seine Linie auf Zeus selbst zurück. Und wie wir heute wissen, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass es tatsächlich einmal Menschen gab, die diese Namen trugen und zu Göttern würden. Mein Name Gyes zum Beispiel fand Jahrtausende nach meinem Tod Verwendung für die Legende der Hekatoncheiren, den drei Brüdern mit den Hundert Händen, die Zeus geholfen hatten, die Titanen einzusperren. Leths Name, oder vielmehr seine Legende, keinen Stein auf dem anderen zu lassen, wurde die Naturgewalt des Flusses Leth im Hades. Wasser, das dich alles vergessen lässt, wenn du es trinkst." "Das habe ich gehört, Hunderthänder", klang Yuichiros amüsierte Stimme auf. Rei, die neben ihm saß, kicherte leise. Motoki grinste breit. Seine weißen Zähne glänzten dabei im Licht der Sterne. "Und unser Freund Iskander... Nun, sein Name wandelte sich im Laufe der Jahrtausende ein wenig. Es gab Varianten wie Alexander, Alixander, Alik, Alix, Iska, Iskender... Doch alle hatten eine Grundbedeutung. Einer, der sich wehrt und andere beschützt. Ich denke, damit haben sie dich ziemlich gut getroffen, Aki... Akira?" "Psst", machte Usagi leise. "Erkläre einfach weiter und lass die beiden in Ruhe." Sie deutete mit einem Nicken zu den beiden Schatten an der Westecke des Balkons. "Oh", machte Motoki. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Und so hielten wir mehr oder weniger unfreiwillig Einzug in die griechische Mythologie, genau wie dein Vater aus dem SilverMillenium, Usagi. Ikakles' Name erfuhr eine Spaltung. Einerseits war er Bestandteil des Namens Herakles, der auch Herkules genannt wird, eines großen Helden und Sohn des Zeus. Andererseits deutet der erste Namensbestandteil Ika auf den Jungen Ikarus hin, den Sohn des Baumeisters Daedalus, der mit seinem Sohn der Haft der Minoer entfliehen wollte und deshalb Flügel aus Wachs und Federn bastelte. Der Legende nach stieg Ikarus immer weiter gen Sonne, bis diese das Wachs schmolz und Ikarus zu Tode stürzte. Passt alles ziemlich gut auf das Schicksal von Ikakles, was? Sagt mal, hört ihr mir überhaupt zu?" "Was ist falsch daran, wenn wir versuchen zu hören, was sich die beiden erzählen?", fragte Rei mit unschuldiger Stimme. "Sie wird es euch doch hinterher sowieso erzählen", erwiderte Motoki. "Oder etwa nicht?" "Irgendwann wird sie das tun. Sie wird es müssen", sagte Rei resolut. "Okay, fahr fort, Motoki. Gibt es auch Spuren unserer Existenz in der griechischen Mythologie?" Verlegen kratzte sich der Student an der Schläfe. "Gewisse Hinweise gibt es da schon. Die Göttin Artemis, die Bogenschütze war, zum Beispiel, erinnert sehr an deinen Feuerbogen. Und Hotarus Stabklinge finden wir..." Gut hundert Meter weit entfernt standen Ami und Akira beisammen und sahen sich den Sternenhimmel an. Die junge Frau hatte sich auf den breiten Sims des Geländers gesetzt. Akira lehnte neben ihr und starrte über den Rand in die Tiefe. "Du wolltest mit mir reden, Ami-chan." "Ja. Nein, ich... Ja, ich wollte, aber..." Sie wandte den Blick von Akira ab. "Es ist schwierig zu erklären." Ein eiskalter Stich fuhr durch Iskanders Herz. "Nein, bitte sag mir nicht, dass du..." Er stockte. Das war nicht fair. Wenn seine dunkelsten Befürchtungen wahr wurden, wenn sie die Beziehung mit ihm beenden wollte, dann hatte er kein Recht dazu, sie auf irgendeine Weise dazu zu zwingen, trotzdem mit ihm zusammen zu bleiben. Weder mit Worten, noch mit Taten. "Sag mir nicht, dass du neue Erkenntnisse über den Angriff hast." Mit einem lauten Seufzer fiel sie nach hinten und streckte sich auf dem breiten Balkongeländer aus. "Akira, manchmal bist du wirklich nicht sehr hilfreich." Sie seufzte erneut. "Was ich dir sagen wollte, war..." Akira fasste sich ein Herz. Letztendlich hatte er jedes einzelne Wort ernst gemeint, das er damals zu Yuichiro und Motoki gesagt hatte. Was sollte das für eine Liebe sein, zu der sie sich zwingen musste? Letztendlich liebte er sie sehr. So sehr, dass er ihr Glück über alles stellte, auch sein eigenes Glück, auch sein eigenes Leben. "Vielleicht sollten wir diese Farce endlich einstellen", sagte er mit matter Stimme. "Ich bin es müde, den anderen etwas vorzumachen." Erfreut hob Ami den Kopf. "Ja, das denke ich auch. Machen wir... Schluss damit. Wir müssen einen Schlussstrich ziehen." Resignierend ließ Akira den Kopf hängen. Verdammt, er hasste es, wenn er Recht hatte. "Vielleicht sollten wir mit den heimlichen Treffen aufhören. Ich meine, ganz aufhören." Ami nickte bestätigend. "Ganz und gar richtig. Zum Teufel mit den heimlichen Treffen." Akira fühlte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Was hatte er Ami angetan? Was hatte er an ihr verbrochen? Und warum hatte er das nie gemerkt? Hatte er sie gezwungen, in seiner Nähe gefesselt, mundtot gemacht? "Und dann sollten wir vielleicht erstmal getrennte Wege gehen", sagte er ernst. "Richtig. Getrennte Wege... Was?" Akira sah in ihre Richtung. "Ich habe gehört, dein alter Jugendfreund kommt zu Besuch. Dieser Ryo Uwara, der damals einen Splitter des Regenbogenkristalls in sich getragen hat. Rei hat mir erzählt, dass du in den eine Zeitlang verknallt warst. Es gibt sicherlich Schlechtere." Entsetzt setzte sich die junge Frau auf. "Ryo? Wieso Ryo? Akira, wovon redest du?" "Ich will dir deinen Freiraum lassen. Es ist sicher besser so." "Freiraum? Okay, ich war eine Zeitlang wirklich richtig verschossen in ihn, aber das ist lange her. Wir sind nur Freunde. Er hat gar nicht das Kaliber, um mein fester Freund zu sein. Es muss schon jemand sein, der mindestens einmal die Welt gerettet hat." Bevor Akira aus diesen Worten Hoffnung schöpfen konnte, sah er etwas vor dem Tor der Botschaft aufblitzen. Es war genau elf Minuten nach Mitternacht, und dem Gesetz der Physik folgend, nach der das Licht mit der höchsten Geschwindigkeit im Universum reiste, folgte der Plasmaschwall, auf den Balkon gezielt, nur einen halben Herzschlag später. Akira hatte kaum die Zeit, einen Arm um Amis Hüfte zu legen und sie mit sich fort zu ziehen, da barst bereits das Geländer des Balkons, wurde auf einer Breite von drei Metern pulverisiert. Alarm gellte auf. "Bist du in Ordnung, Ami?", rief Akira panisch. Die junge Frau schüttelte benommen den Kopf. "Ich... Ja, es geht mir gut. Wir werden angegriffen, oder?" Akira ließ sie los und erhob sich. Er zückte den Zeigestift, und ließ ihn in seiner Hand auf die Größe einer Reitgerte heran wachsen. "Ich kümmere mich darum." Einen Augenblick später setzte seine Verwandlung in den Mondkrieger Iskander ein. Drüben beim Picknick verwandelten sich die anderen ebenfalls. Akira wusste, wie der Notfallplan aussehen würde: Die Wachen der Millenier würden versuchen, die Angreifer auf dem Vorplatz zu stoppen. Gelang das nicht, dann würden sie sich ins Gebäude zurück ziehen und auf Verstärkung warten. Wurde das zu riskant, würden sie über den von SailorUranus getriebenen Tunnel zum SilverMillenium auf dem Mond zurückkehren. Aber so weit war es noch lange nicht. "Es dauert nicht lange. Bleib hier oben, Ami." "So hast du dir das gedacht, Hm?", erwiderte sie. "Macht des Merkur..." Akira stieß sich ab, über den Rand des Balkons hinaus. Wenn er sich beeilte, war diese Gefahr beseitigt, bevor auch nur eine SailorKriegerin eingreifen musste. Der Plasmablast war eine eindeutige Visitenkarte gewesen. Sie hatten es mit mindestens einer Rüstung zu tun, die sie bereits am Morgen attackiert hatte. Verdammt! "AKIRA!", gellte die Stimme von Motoki auf. Der ehemalige General des Mondes drehte sich im Fallen in Richtung des Rufenden. Er erkannte den verwandelten Gyes, der gen Himmel deutete. Akira folgte der Hand, und erschrak. Zwei Transporthubschrauber waren illegal in den Luftraum der Botschaft eingedrungen. Sie warfen Rüstungen ab, die auf dem Balkon landen würden. Mist, Mist, Mist, wie dumm konnte ein einzelner Mensch nur sein? Er konzentrierte seine Kraft, wollte zurück auf den Balkon springen, da erinnerte ihn etwas daran, dass er sich bereits für eine Richtung entschieden hatte, bevor er gesprungen war. Tuxedo Masks Spazierstock bohrte sich für eine Viertelsekunde schmerzhaft in seine Seite, drückte ihn aus der Bahn, dann rauschte ein Plasmablast heran, verfehlte den General nur knapp. Dafür zerfraß er Tuxedos Spazierstock beinahe gänzlich. Akira wirbelte herum, sah auf den Boden. Acht Rüstungen wie jene, die er bereits kennen gelernt hatte. Seine Brust schmerzte, sein Magen zog sich krampfartig zusammen bei dem Gedanken, Ami da oben zurück zu lassen, aber er musste vertrauen. Vertrauen, dass die SailorKrieger und Motoki, der ebenfalls noch oben war, mächtig genug waren, um diese feige Attacke zu überleben. Neben und hinter sich sah er Mars, Jupiter und Leth, die dem Boden entgegen fielen. Das machte nur noch Motoki, Ami und Usagi für den Balkon. Usagi war ihre mächtigste Gefährtin, das durfte er nicht vergessen. Andererseits brauchte es nur genügend Hunde, um einen Bären zu fällen. Ein weiterer Blast zielte auf ihn. Mit seinen durch die Verwandlung geschärften Sinnen war es diesmal ein Leichtes für ihn, den Plasmablast zu erkennen. Aber diesmal wich er nicht aus. Sie brauchten Gewissheit über die eigene Stärke. Er wehrte den Blast mit dem Zeigestab ab, maß seine Kraft mit ihm, und wischte ihn dann, kurz bevor er überwältigt zu werden drohte, die rohe Energie durch pure Kraft an sich vorbei in den Sternenhimmel. Dann landete er hart auf beiden Beinen auf dem Vorhof. "Sie können uns gefährlich werden!", rief er ernst. "Seid vorsichtig!" "Die Sicherheit der Millenier hat Vorrang!", rief Mamoru zurück. Noch trug er seine Maske als Tuxedo Mask, noch hielt er sich an das was sie besprochen hatten, zeigte dem Feind nicht zu viel von ihrer Kraft. Aber Akira war sich sicher, bevor er auch nur einen Millenier oder Freund sterben ließ, würde er die mächtige Verwandlung in Endymion vollziehen. Er selbst hatte noch eine kraftvolle Verwandlung, konnte die Rüstung eines Palastwächters herbei rufen. Diese Rüstung hatte ihm viele Jahre gut gedient, und so manche Schlacht gesehen. Sie würde ihm auch diesmal wieder hilfreich sein, wenn es sein musste. Mit Gewalt zwang sich Akira, auf das Hier und Jetzt zu achten, nicht auf den Kampf zu schielen, der bald auf dem Balkon ausbrechen würde. Vielleicht war es besser so, vielleicht sollte er den dringenden Wunsch, Ami zu beschützen, ablegen. Sie war selbst sehr stark, und sie sollte sich ihm nicht erneut verpflichtet fühlen und sich wegen Schuldgefühlen zwingen, weiter mit ihm zusammen zu bleiben. Das war seine größte, seine allergrößte Angst gewesen, seit Usagi die Welt gerettet hatte. Offenbar war sie wahr geworden. Auf dem Vorhof hatten sich die Millenier verbarrikadiert, aber die Steinsockel, die ihnen Schutz boten, waren gegen die Plasmawaffe nur Makulatur. Die Botschaft wies schon einige Löcher auf, die groß genug waren, um bequem hindurch zu gehen. Akira konnte nur hoffen, dass es noch keine Toten gegeben hatte. Ein Millenier, der von einem Plasmaball erwischt wurde, konnte rückstandslos aufgelöst werden. Er orientierte sich kurz, suchte die Gegner. Sie standen frei auf der Innenfläche, schossen zwei Blasts und luden dann neu auf. Acht Angreifer, sieben Löcher in der Fassade, zwei Schüsse gen Himmel, einer von ihnen summte unheilvoll im Tonfall des erneuten Ladens. Machte rund sieben noch nicht abgegebenen Schüsse, die Tod und Verderben säen konnten. "Donnerschlag!" SailorJupiter warf ihre mächtige Hauptwaffe auf den vordersten Rüstungsträger. Der Energieball traf die Rüstung mittig und schleuderte sie meterweit davon. Das letzte Mal hatte Jupiters Angriff die Rüstung bis auf die letzte Naht verschweißt und zu absoluter Bewegungslosigkeit verdammt. Doch diesmal richtete sich die unheimliche Waffe wieder auf. Die Person in der Rüstung hatte erhebliche Mühe dabei, immerhin. Aber Jupiter hatte diesmal nicht gesiegt. Ein neuer Plasmaschwall schoss auf Akira zu, wieder parierte er mit seinem Zeigestock. Das zweite Mal ging einfacher, leichter. Er wusste jetzt, worauf er achte musste. Und nach wenigen Augenblicken hatte sich die Energie des Plasmaballs verzehrt. "Oh, das will ich auch können!", rief Jupiter neidisch. Iskander lächelte herüber und wollte dazu etwas sagen, sie motivieren, aufbauen, aber dazu kam er nicht mehr, weil sich dort wo er stand, gleich drei Schüsse kreuzten. "Iskander!", rief Tuxedo Mask erschrocken. Er ließ seinen Spazierstock neu entstehen und wehrte den vierten Blast auf sich ab, indem er die Kugel gen Himmel lenkte, wo sie als harmloses Lichtspektakel verging. "Nein!", rief Leth zornig und griff in den Kampf ein. An der Stelle, wo sich die drei Plasmablitze vereint hatten, glühte der Boden rot vor Hitze, während sich die verdreifachte Energie langsam verzehrte. Iskander war fort. An seiner Stelle hockte eine Palastwache, die Rüstung weißlich glühend, in der Hand den mächtigen Speer. Langsam erhob er sich, und die Phalanx der Angreifer trat kollektiv einen Schritt zurück. "Das hat weh getan!", rief Iskander wütend. "Verdammt weh getan!" Er wirbelte die Speerspitze nach vorne und entließ die Energie der Waffe zwischen die Angreifer. Der Boden entlang der Flugbahn der Energie wurde einen halben Meter tief zerfurcht und sprengte die Rüstungen auseinander. Zwei Angreifer blieben liegen, doch die anderen rappelten sich auf und feuerten zurück. Akira, von der Abwehr und seinem eigenen Angriff geschwächt, fiel derweil in sich zusammen, der neuen Attacke schutzlos ausgeliefert. "Iskander!", rief SailorMars und lief herbei. Sie war dem Hilflosen am Nächsten. Doch bevor sie ihn erreichen konnte, kreuzten sich wieder drei Plasma-Bahnen an seiner Position, und erinnerten die Verteidiger daran, dass die Aufladezeit der feindlichen Rüstungen nicht allzu lang war. Aus der Helligkeit, die alles verschlungen zu haben schien, schälte sich schließlich eine große, schlanke Gestalt. Sie hielt die Rechte vor sich, wo die restliche Plasma-Energie verpuffte. Es war eine Frau mit schwarzen Haaren und einem langen Zopf. Sie trug bauchfreie, schwarze Lederkleidung, die von einer Rüstung noch weiter entfernt war als die Uniformen der SailorKrieger, aber augenscheinlich ihren Zweck erfüllte. Während sich die letzten Reste des Plasmas zwischen ihren Fingern verflüchtigten, stellte sie zufrieden fest: "Na, da bin ich ja noch mal rechtzeitig gekommen." Sie warf der Gestalt in der Rüstnng einer Palastwache einen zweiten Blick zu. "Du bist neu, oder?" "Rede weniger und hilf mehr, Starfighter!" Ein Mädchen mit schulterlangen weißen Haaren und dem obligatorischen Zopf erschien gerade hinter der Phalanx der Angreifer. Sie legte eine Hand auf den Rücken der Rüstung, die ihr am Nächsten war, und lächelte gemein. "Mal sehen, was hier drin ist." Sie erfüllte die Rüstung mit ihrer Energie, und plötzlich begann sie sich selbst zu zerlegen, Stück für Stück, Teil für Teil. Drei Sekunden nach diesem ungewöhnlichen Angriff stand ein großer, breitschultriger Mann mit blondem Bürstenhaarschnitt inmitten der Trümmer, die einmal seine Rüstung gewesen waren. Entsetzt begann er zu schreien. "Ich habe geholfen, Starhealer", mahnte die Schwarzhaarige. "Und ich spiele weniger herum als du." Mars, die bei Starfighters Auftauchen erschrocken gebremst hatte, starrte die große Frau entsetzt an. "S-Seiya?" SailorStarfighter deutete spöttisch eine Verbeugung an. "Zu Diensten, SailorMars. Eigentlich wollten wir zur Hausherrin, aber wie es scheint, müssen wir uns unsere Begrüßung erst noch verdienen." Sie deutete auf die Schar Rüstungen, die von dem unwirklichen Vorgang noch immer wie erstarrt waren. "Ihr hattet in letzter Zeit wohl nicht so gute Kritiken, oder?" "Es ging eigentlich", erwiderte Tuxedo Mask. *** Auf dem Balkon war Motoki in einer prekären Situation. Merkur hatte sich bereits verwandelt, aber Usagi noch nicht. Die vier Rüstungen, die zu ihnen herab stürzten, feuerten aber bereits. Also stellte er sich schützend vor die Inkarnation der Prinzessin und wehrte den ersten Treffer so gut ab, wie er konnte. Letztendlich musste er ihn ablenken und ins Mauerwerk fahren lassen, weil seine Kraft nicht für eine Absorption oder vollständige Abwehr reichte. Die erste Rüstung landete mit federnden Beinen auf dem Balkon. Sofort schoss sie wieder auf Motoki, der noch immer die sich verwandelnde SailorMoon beschützte. Wieder gelang es ihm nur, den Plasmaschuss abzudrängen. Wenn sie es mit Technologie zu tun hatten, dann mit brandgefährlicher. Hinter ihm erklang ein Entsetzensschrei. Motoki erkannte die Stimme von Ami. Er warf einen kurzen Blick nach hinten und sah sie neben dem Loch liegen, das der Plasma-Beam, den er selbst abgelenkt hatte, geschlagen hatte. Verdammt. Er hatte eine Gefährtin durch Unachtsamkeit verletzt. Die Angreifer nutzten den Umstand schamlos aus. Zwei von ihnen zielten auf die am Boden liegende SailorMerkur, während die anderen beiden ihn angingen. "NEIN!", rief er erschrocken, unfähig, seine Position vor SailorMoon zu verlassen. "Geh beiseite, Gyes!", klang Usagis Stimme hektisch auf. "Ich bin bereits verwandelt!" Die beiden Rüstungsträger, die Merkur angriffen, feuerten ihre Plasma-Waffen. Motoki wusste, wie stark diese Dinger waren, welches Unheil sie anrichten konnten. "Nein!" Dann trafen die geballten Kräfte auf Merkur, hüllten sie in eine flammende Aureole ein. Die Aureole barst, nur um ein hoch gewachsenes Mädchen mit braunen Haaren freizugeben, das schwarze, freizügige Lederkleidung trug. "Eine tolle Begrüßung", stellte es fest. Sie sah zur am Boden liegenden Ami, die erstaunt aufsah. "Starmaker?" Die Braunhaarige grinste bestätigend und zeigte ihr mit der rechten Hand das Victory-Zeichen. "Genau dieselbige. Hast du mich vermisst?" Erleichterung erschien auf Merkurs Gesicht, die schnell von Entsetzen abgelöst wurde. "Pass auf!" SailorStarmaker sah zurück zu den Rüstungsträgern, die mittlerweile alle auf dem Balkon gelandet waren. Wieder schossen zwei auf sie, aber Starmaker wischte die Angriffe beiseite, als wären es harmlose Insekten. "Mir scheint, ihr wollt unbedingt spielen. Also gut, spielen wir." Sie zog beide Augenbrauen hoch. "Und es wird euch nicht gefallen. Das verspreche ich." *** "Rückzug!" Eine der Rüstungen winkte, und die anderen sechs Angreifer liefen über den Hof zurück zum Tor. Auch der Angreifer, der seiner Rüstung beraubt worden war, eilte Richtung Straße. Dort fuhren gerade Polizeiwagen vor. "Sind es diesmal richtige Polizisten? Was meint ihr?", fragte Makoto nachdenklich, bevor sie sich an die Stirn schlug. "USAGI! Da sind doch noch immer vier Rüstungen auf dem Balkon!" Bevor sie am Turm der Botschaft hoch springen konnte, hielt Starhealer sie zurück. "Keine Sorge, Jupiter. Hast du vergessen, dass wir zu dritt sind? Starmaker ist längst da oben und hilft." "Danke. Ihr kommt genau im richtigen Moment", sagte Tuxedo Mask erleichtert. Vorwurfsvoll sah Starfighter Mamoru an. "So was kann natürlich auch nur dir passieren, Licht der Erde. Hier unten kämpfen, und dein Mädchen oben auf dem Balkon im Stich lassen." Auf der Straße hatten die Polizisten mittlerweile die Angreifer aus ihren Rüstungen geschält und verhaftet. Eine Abordnung von ihnen wartete respektvoll am Tor darauf, dass die Millenier für sie Zeit hatten. Oben auf dem Balkon gab es einen mächtigen Lichtblitz, der ihnen selbst hier unten in den Augen schmerzte. Dann herrschte auch dort Ruhe. "Das war Starmaker", sagte Starhealer zufrieden. "Starfighter, hör auf Usagis Freund zu ärgern." "Was heißt hier ärgern? Ich spreche nur ein paar Offensichtlichkeiten aus", murrte Starfighter. In diesem Augenblick ging ein Ruck durch Iskander. Er stemmte eine Hand auf den Boden und versuchte sich hoch zu drücken. "Whoa! Lass es langsam angehen, Junge", mahnte Starfighter. "Der Kampf ist vorbei." Doch der ehemalige General des Mondes schien ihn nicht zu hören, oder nicht zu wollen. Er stemmte sich weiter in die Höhe, nahm die andere Hand zu Hilfe. "Muss... Ami..." Beinahe wäre er wieder vornüber gestürzt, doch diesmal war Mars rechtzeitig da, um ihn aufzufangen. "Es geht ihr bestimmt gut", sagte sie hastig. "Wir brauchen nicht mehr zu kämpfen, Akira." "Nicht?", fragte er verständnislos. Mehrmals griff er sich an den Helm, bis es ihm gelang, ihn über den Kopf zu schieben. "Verdammt." Er bekam einen Hustenanfall, krümmte sich unter den Schmerzen, und verdankte es nur SailorMars, dass er nicht erneut umkippte. "Verdammt!" "Anscheinend ein schlechter Gewinner, euer Iskander", sagte Starfighter. "So, ich gehe dann mal zu Usagi rauf. Du hast doch sicherlich die Menschenpolizisten im Griff, Licht der Erde. Immerhin bist du hier ja so was wie der Hausmeister, oder?" Mamoru löste die Verwandlung wieder auf. "Direktor trifft es eher", erwiderte er bissig. Leider hatte Starfighter Recht. Es war seine Pflicht, jetzt für die Botschaft zu sprechen. Starhealer war indes interessiert näher gekommen. "Nicht, das es mich etwas angeht, SailorMars, aber wollt ihr zwei nicht mal langsam vom rotglühenden Asphalt runter kommen?" "Oh. Oh! OH! Das sollten wir wohl wirklich besser. Meine Verwandlung hält einiges ab, und mit Feuer kann ich umgehen. Aber wir riskieren besser nichts!" Mars half Akira dabei, sich aufzurichten und stemmte sich unter seinen rechten Arm. "Komm, Akira, nur ein paar Schritte. Verdammt, ist die Rüstung schwer." "Warte, ich helfe dir", bot Leth an. "Schon gut, ich mache das." Mit drei schnellen Schritten war Starhealer an Akiras Seite und stemmte sich unter den linken Arm. Gemeinsam manövrierten sie den geschwächten Krieger auf ein Stück Asphalt, das nicht mehr glühte. Dort halfen sie ihm, damit er sich setzen konnte. Noch immer benommen schüttelte er den Kopf. "Verdammt." "War übrigens ein netter Angriff von dir", sagte Starhealer und deutete auf die Furche, die seine Attacke gerissen hatte, bis hin zu dem Krater, wo der Angriff seine Energie abgegeben hatte. "Da hast du noch etwas Entwicklungsbedarf, aber es steckte richtig Wumms hinter. Übrigens, ich mag deine Haarfarbe." Akira sah die fremde SailorKriegerin verständnislos an. Mit zittrigen Fingern griff er sich ins eigene Haar. Übergangslos begann er zu lachen, halb zornig, halb verzweifelt. "Verstehe." Starhealer beugte sich zu ihm herab. Ehrliches Interesse lag in ihren grünen Augen. "Hast du schon einen Namen für die Attacke? Und du bist doch neu, oder? Und warum kann man deine Augen nicht sehen?" "Nun lass ihn doch erst mal zu Atem kommen", fauchte Mars. "Oh, entschuldige. Er ist sicher dein Freund, SailorMars." Leth räusperte sich verlegen. "Nein, das bin ich. Akira... Ich meine, Iskander ist der... Hm, wenn ich es genau überdenke, dann ist er noch zu haben. Hast du Interesse, SailorStarhealer?" "Du bist auch neu, nicht wahr? Hier ist ja einiges passiert, seit wir SailorGalaxia befriedet haben. Hm, warum beschützt Mars ihn dann so verbissen, wenn er nicht ihr Freund ist?" "Ich beschütze ihn nicht. Ich passe nur auf ihn auf. Wir halten das eben so", erwiderte sie mit wütender Stimme. "Immerhin haben wir gemeinsam die Welt gerettet, und so." "Ja, ich habe den Part im Fernsehen gesehen. Schau mal hier her, Iskander. Wie viele Finger siehst du?" "Habe ich dir nicht gerade was gesagt, Yaten? Nun lass ihm doch mal Luft zum atmen!" "Drei Finger. Ich sehe drei Finger." Akira fuhr sich mit beiden Händen über sein Gesicht. "Der Balkon. Ich muss hoch." "Du bist noch viel zu schwach", protestierte Mars. "Ich nehme den Fahrstuhl." Schwankend entzog er sich SailorMars' Stütze und kam unsicher auf die Beine. "Dagegen ist doch nichts zu sagen, oder, Rei?" Mars starrte Iskander entsetzt an. Schließlich nickte sie. "Den Fahrstuhl, Akira. Den Fahrstuhl." Sie erhob sich und sah dem wankenden Mann hinterher. "Starhealer, begleitest du ihn? Als Sicherheitschefin werde ich hier unten gebraucht. Ich hoffe, wir hatten keine Opfer." Starhealers Augen leuchteten auf. "Aber gerne doch. Ich wollte eh zu Usagi auf den Balkon. Und ob ich nun hoch springe, die Treppe nehme, oder den Fahrstuhl, ist ja auch egal. Hoch kommen wir alle!" Iskander löste die Rüstung auf. Seine blaue Uniform erschien. Er dehnte den Zeigestab auf die Länge eines Kampfstocks und benutzte ihn als Wanderstab. Es ging schon etwas besser, aber er wusste, dass er ohne die Hilfe von Starfighter wohl eher nicht überlebt hätte. "Nicht so hastig, Großer." Starhealer schob sich wieder unter seinen linken Arm. "Ich will auch hoch. Nimmst du Anhalter mit?" "Ausnahmsweise", erwiderte Akira mit einem verzweifelten Lachen. Leise fügte er hinzu: "Danke." "Keine Ursache. Wir stehen alle auf der gleichen Seite." Starhealer legte kurz nachdenklich den Kopf zur Seite. Eine Geste, die Mars und Jupiter misstrauisch beäugten. Schließlich lächelte sie. "Ja, wir sind auf der gleichen Seite." Die beiden SailorKriegerinnen atmeten erleichtert auf. "Also komm, Großer. Bis zum Fahrstuhl ist es nicht weit." Gestützt von Yaten betrat er die Botschaft. Eifrig herbei eilende Millenier, die helfen wollten, wies er ab. Zu der Hoffnungslosigkeit seiner Situation, zum Ende seiner Beziehung mit Ami kam nun auch noch die absolute Ungewissheit, ob ihr etwas passiert war, ob sie noch lebte. Das nagte an ihm, machte ihm Angst. Und am meisten fürchtete er, da hoch zu fahren und selbst nachzusehen. Als der Fahrstuhl auf dem Stockwerk des Balkons angekommen war, konnte Akira wieder ohne die Hilfe von Yaten stehen. Langsam kehrte seine Kraft zurück, langsam konnte er sich selbst wieder auf den Beinen halten. Deshalb löste er sich mit einem Dankeschön von seiner Helferin und trat in den Gang zum Balkon. Auf dem Balkon selbst erwartete ihn das Chaos. Mehrere Millenier, unter ihnen Gaion, versuchten halbherzig aufzuräumen. Ein Ärzteteam versorgte einen Schwerverletzten. In der Ostecke des Balkons hatte jemand eine Plane über drei reglose Gestalten gelegt. Akira krampfte das Herz zusammen, als er für einen Augenblick ein Stück von Merkurs blauem Rock unter der Plane hervor lugen zu sehen glaubte. "Akira!", rief Usagi. "Was ist denn mit dir passiert?" "Oh, das wollte ich gerade erzählen." Starfighter grinste über das ganze Gesicht. "Der Junge ist stark, aber er hat sein Limit etwas überschätzt. Also habe ich mir die Freiheit genommen, ihn zu retten." SailorMoon klopfte der schwarzhaarigen Starfighter anerkennend auf die Schulter. "Und du hast gut daran getan. Akira hatte bei der Befriedung des Seelenschiffs einen so großen Anteil wie ihr drei bei der Befriedung von SailorGalaxia." "In den Medien haben sie nichts darüber berichtet", erwiderte Seiya indigniert. "Wir haben das nicht so an die große Glocke gehängt", sagte SailorMerkur. Sie kam mit Starmaker von der Westseite herüber. "Drei Tote, Taiki." Die große braunhaarige Kriegerin verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte gering schätzend. "Ja, hätte ich dich sterben lassen sollen? Ich hatte leider keine andere Wahl." "Ich weiß nicht. Ich meine, du..." "AKIRA!", schrie Usagi erschrocken auf, als der ehemalige General auf die Knie fiel. Er fing sich mit der Rechten ab und begann würgend zu husten. Die Erleichterung, dass Ami unverletzt war, dass sie noch lebte, schlug über ihm zusammen und beutelte seinen angeschlagenen Körper. Und ein wenig Ärger darüber, dass eine Fremde Ami hatte retten müssen. Schließlich ließ die Kraft seiner Arme nach, und er fiel der Länge nach zu Boden. "Junge, Junge. In seinem Zustand unbedingt hier rauf zu wollen", hörte er schattenhaft die Stimme von Starhealer, "warum macht er so etwas Dummes?" Dann kam die gnädige Ohnmacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)