Schatten der Vergangenheit von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 3: Leth erwacht ----------------------- 1. Zwischen den Zeiten gab es einen Ort, der schon immer existierte. Und er würde auch noch existieren, wenn es die Welten, die er verband, schon lange nicht mehr gab... An diesem Ort hielt eine Frau einsame Wacht. Wie lange? Wer konnte das schon sagen, wenn man sich in einer Zwischendimension befand, die Zeit nur in einer einzigen Form kannte. Der Zeit, die von diesem Platz aus erreicht werden konnte. Die Frau, die über diese Dimension zwischen den Zeiten wachte, hieß Setsuna Meio. Das hieß - diesen Namen nahm sie lediglich an, wenn die Umstände sie zwangen, eine bestimmte Zeit zu betreten. Normalerweise ließ sie sich SailorPluto rufen, benannt nach dem kleinsten und entferntesten Planeten des Sonnensystems. Doch aus diesem Umstand auf ihre Macht schließen zu wollen wäre gefährlicher Leichtsinn gewesen. Manche dachten, SailorPluto würde die Pforte zwischen Gegenwart und Zukunft bewachen. Manche dachten, dass Prinz Endymion die SailorKriegerin hier auf diesen Platz gestellt hatte. Aber das war falsch. Denn der Mann, der in einer Zeit, die von unserer als Zukunft angesehen wurde, an der Seite Prinzessin Serenitys die Erde regierte, hatte sie lediglich in ihrem Amt bestätigt. Es war vielleicht Unsinn, über vergangene Zeit zu reden, wenn man an einem Ort lebte, der Zeit nicht wirklich kannte. Aber tatsächlich war die Frau Setsuna Meio einst für diesen Posten berufen worden, als auf unserem Mond das SilverMillenium gerade erst entstanden war. Seither verfolgte sie verschiedene Aufgaben. Eine war sicherlich darauf zu achten, Zeitreisen zu unterbinden oder zumindest in vernünftige Bahnen zu lenken, denn manchmal waren sie nötig. Leider. Eine andere aber betraf nicht die Zeit, sondern einen Ort. Dieser Ort war unsere Welt. Sie zu beschützen, zu verteidigen gegen jeden Angriff von außen war ihre zweite Aufgabe. Diese teilte sie sich mit SailorUranus und SailorNeptun. Normalerweise mochte sie ihre Wacht, zwischen den Zeiten, zwischen den Dimensionen, abgelöst von der Zeit, von Alter und Tod, auf einem Platz, der es ihr erlaubte, alle Zeiten und Welten zu beobachten. Aber manchmal erinnerte sie sich daran, dass sie immer noch ein Mensch war. Ein mächtiger Mensch, zugegeben, aber eben nur ein Mensch. Mit Hoffnungen, Wünschen, Träumen und Freunden. Wenn die Freunde bedroht waren, dann konnte es passieren, dass sie ihre einsame Wacht verließ und in die Geschehnisse eingriff. "Wohin gehst du?", fragte eine klare Stimme hinter SailorPluto. Die Frau mit den langen dunkelgrünen Haaren wandte sich um und erkannte die Mondprinzessin der Zeitlinie von Crystal Tokio, allerdings aus einer Zeit, die weit hinter den Angriffen und Konflikten lag, die sie zum Kampf um ihre Heimat gezwungen hatten. Die sie in die Vergangenheit geführt hatte. In der sie Seite an Seite mit den SailorKriegern gekämpft hatte, um in der Zukunft eine Heimat, eine Existenz zu haben. SailorPluto beschloss für sich, dass das junge Mädchen, das langsam zur Frau reifte, genug gekämpft hatte. Und ihre Eltern noch nicht. "Ich gehe. Es wird Zeit. Der alte Feind ist da." Die junge Frau eilte auf die Freundin aus ihren Kindertagen zu und ergriff ihre Hände. "Ich komme mit! Auch wenn ich lange nicht kämpfen musste, ich habe immer noch Macht! Ich will den anderen helfen." In ihren Augen stand Verzweiflung und die stumme Bitte, sie nicht zurück zu weisen. Doch Pluto strich ihr nur sanft über die Wangen, eine Geste, mit der sie die junge Chibi-Usa, die jene Frau einmal gewesen war, noch immer zum lächeln gebracht hatte. Doch diesmal gebar es nur Wehmut und Trotz. "Du wirst mich nicht mitnehmen", erkannte sie. "Aber du weißt, dass ich die Macht hätte, dir auf eigene Faust zu folgen." "Ich weiß, Usagi. Du hast es auch alleine an diesen Ort geschafft, und damals warst du zehn Jahre jünger. Deine Macht ist während der Kämpfe an der Seite deiner Eltern gewachsen, du bist nun eine wichtige Stütze von Crystal Tokio geworden. Und das ist ein Grund, warum ich dich nicht mitnehme. Du wirst in deiner Zeit gebraucht. An deinem Ort." "Aber was ist, wenn du in der Vergangenheit versagst? Was ist, wenn SailorMoon versagt? Dann habe ich keine Zukunft mehr, die ich beschützen kann! Dann gibt es keine Zukunft mehr. Ich habe doch schon für diese Zukunft gekämpft! Einmal, zweimal, dreimal. Warum darf ich es jetzt nicht?" "Weil", sagte Setsuna Meio und strich der hübschen jungen Frau über die Haare, "dies der Anfang ist und das Ende. Wir beenden einen uralten Streit und beginnen den neuen Weg in die Zukunft. Die Zeit des Gerichts ist gekommen. Es ist die Zeit, in der alle mächtigen Wesen auf der Erde erwachen, um das Urteil..." Pluto verstummte so plötzlich, als glaubte sie zuviel gesagt zu haben. Usagi sah die große Frau an, die sie schon immer als ältere Schwester verehrt hatte. Ihr standen Tränen in den Augen. Sie umarmte die alte Freundin und weinte ungehemmt. "Versprichst du mir, dass du wiederkommst? Wirst du es überleben? Werden die anderen es überleben?" "Ich kann dir nur versprechen, dass wir alle Seite an Seite kämpfen werden, um deine Zukunft zu ermöglichen. Wenn ich es kann, komme ich an diesen Ort zurück oder besuche dich in deiner Zeit. Aber mehr kann ich dir nicht geben." Pluto löste sich von der jüngeren Frau und schien nach hinten zu schweben. Dabei wurde sie blasser, durchscheinender und verschwand schließlich ganz. "Setsuna-nee-chan! Pass auf meine Mutter auf!", rief Usagi ihr nach. Eine spöttische Stimme erklang, und sie schien von allen Seiten zu kommen. "Das tun wir doch alle, Usagi. Und einer besonders..." ** Mamoru Chiba nieste heftig. "Gesundheit, Kumpel", sagte Akira und suchte nach einem Taschentuch. Doch der groß gewachsene Medizinstudent winkte nur ab. "Schon gut. War nur heiße Luft. Hat wohl gerade jemand an mich gedacht, hm?" "Hoffentlich im guten", scherzte Akira und widmete sich wieder dem Buch vor sich. Manchmal verfluchte er sein Studienfach wirklich. Aber er hatte es immer noch leichter als der Einser-Student Mamoru mit seinem Wunsch, Arzt zu werden. "Hey, habt Ihr schon gehört?", rief Motoki und ließ einen Stapel Bücher auf den Tisch krachen an dem die beiden saßen. "Angeblich rast ein Komet auf die Erde zu. Man hat ihn kurz am Himmel entdeckt, aber dann verschwand er hinter dem Mond, tauchte aber auf seiner vorgesehen Bahn dahinter nicht mehr auf." "Und der Mond ist der Erde näher gerückt", schloss Akira das Thema ab. "Was, bitte?", rief Motoki bestürzt. "Ist nicht viel, nur ein oder zwei Meter. Aber beachtlich ist das schon. Scheint so, als hätte etwas oder jemand dem guten alten Mond einen kräftigen Stupser gegeben", fügte Mamoru hinzu. "Meint Ihr, es hängt mit Chrysanthia zusammen? Sie hat dir doch diese Warnung gegeben, Mamoru." Motoki Furohata setzte sich zu den anderen und sah sie zweifelnd an. "Langsam, langsam, bisher wissen wir nur eines. Ein unbekannter Feind hat eine Frau mit einer Art DemonSeed infiziert. Daraufhin fing sie an, andere Menschen mit DemonSeed zu infizieren und ihnen den Auftrag zu geben, Lebensenergie zu sammeln. Was, warum und wofür wissen wir nicht." "Aber man kann es ja ermitteln, Akira", bemerkte Mamoru amüsiert. "Was wollten unsere Gegner denn bisher? Drei-viermal die Welt vernichten, einmal die Welt übernehmen. Nicht einer kam vorbei, weil er unsere dreihundertsiebzehn Eissorten zu schätzen wusste." "Es gibt dreihundertsiebzehn Eissorten weltweit?", lachte Akira. "Na klar. Schoko, Mocca, Vanille, Erdbeere, Passionsfrucht..." "Das sind aber erst fünf, Mamoru", meinte Motoki und unterdrückte ein Schmunzeln. "Ich bin ja auch noch lange nicht fertig. Stracciatella, Walnuss, Kaffee, Zitrone, Apfel..." "Du hast Reiswein vergessen. Und gibt es nicht auch schon Eis in Lachsgeschmack?", scherzte Akira. "Jedenfalls", setzte Mamoru seinen eigentlichen Gedanken fort, "ging es fast immer um die Vernichtung der Welt. Meistens sollte darauf die Erschaffung einer neuen, perfekteren Welt folgen. Also wird es diesmal nicht groß anders aussehen. Aber solange Menschen in ihr leben, gibt es auch keine perfekte Welt. Denn es gibt keine perfekten Menschen, es gibt nur..." "Perfekte Absichten. Ich weiß, ich habe den Film aus dem das Zitat stammt auch gesehen", warf Akira ein. "Die Frage, die sich uns nun stellt ist also, was will unser Gegner wirklich? Ein bekannter Gegner ist halb besiegt, oder?" "Klingt frei nach Sun-Tzu", meinte Motoki. Als er die erstaunten Blicke der anderen sah, sagte er verlegen: "Ich hielt es für eine gute Gelegenheit, Taktik mal näher zu betrachten. Ich meine jetzt, wo ich das hier habe." Der mit Blitzen verzierte Stift, der ihn in das übermächtige Wesen Gyes verwandeln konnte, wog schwer in seiner Hand. "Ist ein Argument", brummte Akira und klappte sein Buch zu. Mit lernen war es definitiv vorbei. "Sag mal, Mamoru, warum versucht Artemis eigentlich, unsere Gedächtnisse zu löschen?" "Was, bitte?", rief der erstaunt. "Na, neulich, als ich diesen Ärger mit SailorUranus hatte, weil Neptun verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde, da habe ich ihre Geheimidentität entdeckt. Und Artemis hat versucht, nun, dieses Wissen wieder zu löschen." "Du hast dich mit Uranus angelegt? Verdammt schlechte Idee, Akira. Wandere lieber aus", kommentierte Motoki. "Was genau ist passiert?" "Sie ist schon unheimlich, zugegeben. Und zu groß und viel zu kräftig für eine Frau. Ich meine, wenn jemand eigentlich ein Mann werden sollte, dann sicher sie." Akira wandte sich um und warf einen Blick hinter sich. "Gut. Für eine Sekunde fürchtete ich, sie würde direkt hinter mir stehen und alles mithören." "Ich hätte dich dann schon gewarnt, Kumpel", sagte Mamoru grinsend. "Vielleicht." "Dieses vielleicht gibt mir zu kauen. Also, warum hat Artemis das versucht?" Mamoru sah die beiden eine lange Zeit an. Endlich seufzte er und sagte: "Wie Ihr wisst, bin ich nicht wirklich Teil des SilverMilleniums gewesen. Ich, oder vielmehr die Person, die ich früher einmal war, hatte ein Königreich auf der Erde erben sollen. Deshalb weiß ich nicht wirklich viel über das Reich auf dem Mond. Ich kenne die offiziellen Sachen, aber die meisten Interna blieben mir verschlossen. Hier und da gibt es Überschneidungen, zum Beispiel, als sich ein Teil unserer Heere vereinte, um die Youmas in einer großen Entscheidungsschlacht zu vernichten. Was Metallia damals nutzte, um unsere geschwächten Reiche zu erobern und zu vernichten." Mamoru senkte den Kopf. Sichtlich kämpfte er mit den Erinnerungen, die in ihm wühlten. "Ich weiß nur soviel, dass es für Geheimoperationen im Königreich auf dem Mond ein Credo gab: Was du nicht weißt kannst du nicht verraten. Deshalb hat Artemis in alter Manier wohl versucht, das Wissen, wer Uranus in Wirklichkeit ist, wieder aus dir zu tilgen. Wie konntest du widerstehen?" "Es ging eigentlich ganz einfach. Seit ich diesen Traum hatte, vom alten SilverMillenium auf dem Mond, da..." Akira stockte. "Schon gut, ich... Ich muß da noch mal richtig über zwei, drei Dinge nachdenken. Jedenfalls habe ich zwei Probleme am Hacken. Artemis, der vielleicht noch mal versuchen wird diese Erinnerung zu löschen - und vielleicht schon ganz andere Dinge gelöscht hat, dieser fiese kleine Kater - und Uranus, die mir den Unfall mit ihrer Freundin zur Last legt." "Und dann haben wir alle gemeinsam zwei Probleme", sagte Motoki. "Wenn wir eines wissen, dann das, dass nach Chrysanthia ein neuer Dämonengeneral kommen wird. Einer oder mehrere, die wieder herumstolzieren, DemonSeed verteilen und Seelenenergie zu rauben versuchen. Was uns automatisch zu Problem Nummer zwei bringt: Was haben die eigentlich mit der Seelenenergie vor?" "Das müssen wir herausfinden. Unbedingt", murmelte Mamoru gepresst. "So schlau sind wir auch", beschwerte sich Motoki bei dem Freund. Er sah zu Akira herüber. "Sag mal, was für ein Traum war das denn, den du da hattest?" "Wieso, hattest du auch einen Traum?" "Ging es um eine Schlacht auf einer großen Ebene?" "Nein." "Dann hatte ich wohl einen anderen Traum", brummte Motoki nachdenklich. "Bei mir", sagte Akira ungewohnt redselig, "ging es um einen Ball. Um eine Prinzessin, die heimlich im Garten ihren Geliebten traf. Und um Verantwortung." Mamoru sah seinen Gegenüber erschrocken an. Von dort zu Motoki. Danach wieder zu Akira. "Ihr...", sagte er leise. "Ihr was?" "Schon gut." Mamoru schüttelte kurz den Kopf, wie um eine böse Erinnerung abzuschütteln. "Es ist nur, als... Als hätte ich diese Träume auch gehabt. Ich meine, ich habe sie nicht geträumt. Aber ich glaube, ich... Ich kenne sie. Sehr merkwürdig, oder?" Akira verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. "Merkwürdiger als Youmas, Mädchen, die sich verwandeln können und der Mond, der sich aus unerfindlichen Gründen der Erde nähert? Wohl kaum." "Ja, wohl kaum", bestätigte Mamoru und widmete sich wieder seiner Lektüre. "Ich werde es tun." Motoki und Mamoru sahen Akira fragend an. "Was tun?" "Ich werde unsere Gegner fragen, was sie eigentlich vorhaben. Fragen kostet ja nichts, oder?" "Sehr witzig. Nur eventuell dein Leben, wenn du in eine fette Falle stolperst. Keine guten Aussichten, oder?", meinte Mamoru. "Das schon. Aber wie war das mit dem bekannten Feind? Außerdem bin ich im Moment wohl der einzige, der nicht von DemonSeed oder einem Seedking übernommen werden kann, oder?" "Das spricht zwar für dich, Akira. Aber tot nützt du uns nichts. Erst recht nicht, wenn du stirbst, bevor du uns die Information bringen kannst, die du wagemutigerweise besorgen willst." "Vielleicht ergibt sich ja eine günstige Gelegenheit", murrte Akira. "Wenn du Todessehnsucht hast", erwiderte Mamoru mit beißendem Spott in der Stimme, "dann sag Uranus, dass sie nicht Auto fahren kann. Das geht schneller." "Witzbold", murrte Akira, während die anderen beiden leise lachten. 2. Ein paar Kilometer entfernt ging das Leben einen etwas beschaulicheren Gang. In einem Shintotempel betete Rei Hino um göttlichen Beistand und versuchte, in der Ruhe des Tempels auf ihre eigene Art der neuen Bedrohung auf die Spur zu kommen. Ein starker Windhauch, der von einer sich öffnenden Tür ausging, löschte einen Teil der Kerzen und unterbrach ihre Konzentration. "Entschuldige, Rei. Wenn ich gewusst hätte, dass du...", klang hinter ihr eine verlegene Männerstimme auf. Die angehende Priesterin wandte sich aus ihrer Sitzhaltung halb um und meinte: "Nicht so schlimm, Yuuichiro. Ich war sowieso nur mit halbem Herzen bei der Sache." Sie klopfte auf das Kissen neben sich. Der junge Mann lupfte erstaunt seinen Pony, der ihm immer über den Augen hing, setzte sich aber gehorsam neben die junge Frau. "Sag mal, Yuuichiro, warum machst du das alles hier? Warum willst du bei uns im Tempel leben?" Yuuichiro Kumada zuckte mit den Achseln. "Diese Frage hast du mir schon mal gestellt. Und an der Antwort hat sich nichts geändert. Ich will ein besserer Mensch werden." Sein Blick wurde ernst. "Und ich will dir zur Seite stehen, Rei." Die Miko riss die Augen auf. "V-versteh mich nicht falsch", haspelte Yuuichiro hervor, "ich will nichts von dir, wirklich nicht. Aber ich sehe dich immer so hart arbeiten, für das Wohl anderer, für deine Freunde. Und so selten für dich selbst. Und da habe ich eben vor langer Zeit beschlossen, dich so gut es geht zu unterstützen." "Vor langer Zeit?", fragte Rei mit wehmütigem Spott in der Stimme. "Wie lange bist du denn schon im Tempel?" "Na, zwei Jahre werden es wohl schon sein." "Hm." Rei dachte daran, dass Yuuichiro aus einer wohlhabenden Familie kam und eine hervorragende Ausbildung genossen hatte. Ihm hätten Universitäten offen gestanden, große Firmen. Aber nein, er hatte sich dazu entschieden, in diesem Tempel zu leben. War er einfach nur merkwürdig? Oder sah er mehr als sie? Nun, zum Thema merkwürdig fielen ihr tausend Beispiele ein, aber die meisten betrafen sie selbst, ihre eigene Familie und ihre Freundinnen. Nur eine Handvoll den jungen Mann neben ihr. "Es waren keine verschwendeten Jahre", gestand sie leise. Sie erhob sich und streckte sich einmal richtig. "Ach, ich finde keine Ruhe. Ich gehe erst mal einen Tee trinken." Rei hatte die Tür schon erreicht, als sie wieder zurück sah. "Willst du auch einen?" Der junge Mann sprang auf. "Warte, lass mich ihn machen. Dein Tee wird immer so dünn." "Du weißt wirklich, was eine Frau hören will", seufzte sie gespielt. ** Als Michiru Kaio nach ihrem langen Schlaf die Augen öffnete, war das erste was sie sah, ihre Freundin und Gefährtin Haruka Tenoh. Sie versuchte sich aufzurichten, doch alleine der Gedanke daran ließ Wellen von beißendem Kopfschmerz durch ihren Schädel rasen. "Was...?" "Ruhig." Haruka war erleichtert und aufgeregt, als sie ihre kühlen Hände auf die pochende Stirn der jungen Frau legte. "Wir hatten einen Unfall. Du hast eine ziemlich derbe Gehirnerschütterung, aber nichts, was ein paar Tage Ruhe nicht wieder richten können." Michiru sah die größere Frau aus großen Augen an. "Un...fall?" "Mehr oder weniger", murmelte Haruka und ballte unwillkürlich die Rechte zur Faust. "Als wir gerade so schön auf der Autobahn waren, brachen ein Youma und so ein widerwärtiger Typ namens Iskander durch die Fahrbahn. Ich wich aus, geriet ins Schleudern und... Na, jedenfalls habe ich dich dann ins Krankenhaus gebracht und bin dann den beiden hinterher und..." "Hast du den Youma erwischt?", fragte Michiru mit matter Stimme. "Was? Ja, aber eigentlich wollte ich diesen arroganten Typen noch bestrafen, aber..." "Das ist gut", hauchte Michiru und schien beinahe einzuschlafen. "Was ist gut? Das dieser gemeingefährliche Kerl immer noch herum läuft? Wenn Mamoru nicht dazu gekommen wäre, dann..." "Haruka", murmelte Michiru leise. "Warum sind wir nach Tokio gekommen?" "Äh, wir wollten Usagi und den anderen helfen." "Und was hat... Hat dieser Iskander gleich gemacht?" "Das habe ich dir doch erzählt!", rief Haruka aufgebracht. "Er brach durch die Fahrbahn, verfolgte den Youma und scherte sich einen Dreck darum, was er gerade angerichtet hatte. Das er meine Michiru verletzt hatte." "Oh, das finde ich süß", hauchte die junge Frau und griff nach den herrlich kühlen Händen. Sie zwang die Faust auf und legte ihre Linke hinein. "Es ist so süß von dir, dass du mich rächen wolltest. Aber wenn Iskander einen Youma verfolgt hat und Mamoru für ihn gebürgt hat, kann es... Kann es da nicht sein, dass wir das gleiche Ziel verfolgen?" "Sicher. Aber muß er dann so selbstgefällig und arrogant sein und..." "Ich bin sehr gespannt auf ihn. Wenn er dich derart auf die Palme bringen kann, muß er ein sehr interessanter Mensch sein." "Er ist arrogant, überheblich, rücksichtslos und tut immer so geheimnisvoll. Ich meine, er geht mit den anderen essen und bildet sich tatsächlich ein, ich würde ihn ohne seine dämliche Uniform nicht erkennen. Aber hey, ich bin ja nicht..." "Ich will ihn wirklich mal kennen lernen. Ich glaube, ich würde ihn mögen." "Michiru!", rief Haruka entrüstet. "Irgendwie klingt er nach dem frechen Mädchen, das ich als SailorUranus erweckt habe. Das gefällt mir", murmelte die junge Frau, legte Harukas Linke auf ihre Wange und bettete sich darauf. Kurz darauf war sie eingeschlafen. "Michiru. Das ist nicht fair. Du kannst mir doch nicht einfach meinen Ärger nehmen. Du kannst doch nicht..." Verzweifelt sah Haruka auf das schlafende Gesicht ihrer Freundin nieder und musste lächeln. "Michiru, du bist fies. Aber für dich würde ich ihn sogar um Tanzstunden anbetteln." "Hallo!", erklang es laut und fröhlich vom Eingang. "Ist sie wach, Haruka-chan?" Haruka wandte sich halb um und bedeutete Usagi, leise zu sein. "Sie ist gerade kurz aufgewacht und schläft schon wieder. Belassen wir es dabei." Vorsichtig löste sie ihre Hände aus Michirus Umklammerung, stand auf und schob den blonden Naseweis vor sich her aus dem Krankenzimmer hinaus. Auf dem Gang warteten zwei weitere SailorKrieger, Makoto Kino und Ami Mizuno. "Hallo", sagte Haruka freundlich, während sie die Tür hinter sich schloss. "Geht es Neptun gut?", fragte Ami besorgt. Haruka verstand die Gefühle der jungen Frau. Von allen anderen SailorKriegern war Michiru die Frau mit der größten Affinität zu Amis Kräften. Beide benutzten das Element Wasser als Waffe und Ami hatte manchmal die Angewohnheit, Michiru etwas zu sehr zu verehren. Zum Glück hielt sich das in Maßen. Nicht, dass Haruka in der niedlichen kleinen Mizuno eine Konkurrenz für sich bei Michiru sah... Obwohl, sie war wirklich sehr niedlich. "Es geht ihr sehr gut", kommentierte Haruka und machte sich auf zur nächsten Sitzecke, was ihr Gelegenheit gab, ihre Gedanken zu ordnen und sich selbst zu fassen. Doch so schnell gab Ami nicht auf. Sie eilte an Harukas Seite und verkündete: "Ich verstehe deinen Ärger auf Iskander. Ich meine, ich... Er ist eine Gefahr, glaube ich. Auch wenn die anderen dagegen sind, dann... Ich helfe dir. Du brauchst nur zu sagen wann und wie." "Ami!", protestierte Makoto. "Iskander ist unser Verbündeter!" "Ich weiß, dass Ihr das denkt, aber können wir jemanden trauen, der nicht ebenfalls seine Kräfte aus der Zeit des SilverMilleniums bezogen hat?", erwiderte sie trotzig. Haruka ließ sich in einen bequemen Sessel fallen. "Schon gut, Ami. Ich bin nicht mehr böse auf ihn." Entgeistert riss Ami die Augen auf. "Was?" "Wie jetzt?", rief Usagi aufgeregt. "Gestern klang es eher noch so als..." "Das kannst du mir doch nicht antun!", sagte Merkur verzweifelt. "Ich meine, endlich ist da mal einer, der Iskander nicht durch die rosarote Brille sieht und dann so was. Bin ich denn die einzige, die ihn merkwürdig findet?" Makoto grinste breit, während sie sich zwischen Usagi und Haruka setzte. "Hör nicht auf sie, Haruka. Iskander ist wirklich kein schlechter Kerl. Er hat uns schon sehr geholfen." Sie fixierte die Augen von Merkur. "Tatsächlich war er es doch, der unsere kleine Ami gerettet hat, als die SeedQueen dich in Tsunami verwandelt hat. Als diese wolltest du übrigens Tokio unter einer riesigen Flutwelle begraben, du erinnerst dich?" Ami wurde rot. "Äh, ja, schon, aber..." "Und er hat dir die SeedQueen aus deinem Körper geholt. Also, ich fand das nett von ihm. Ich meine, das muß doch höllisch wehgetan haben", murmelte Usagi nachdenklich. "Übrigens, jetzt wo ich drüber nachdenke, wie hat er denn die SeedQueen aus deinem Körper entfernt? Man hat ja nichts gesehen, weil er seinen Umhang..." Ami errötete noch ein wenig mehr. "Äh, tja..." Usagi fuhr von ihrem Platz hoch. "Sag mir nicht, er hat... Er wird dich doch nicht etwa..." Mit einem schnellen Schritt war sie bei der Freundin. Sie ergriff den Kragen ihrer Schuluniform. "Er hat dich doch nicht etwa geküsst, um die DemonSeed aus deinem Körper zu entfernen?" "Ich... Ich weiß nicht!", stammelte Ami betreten. "Ich habe absolut keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Kraft der DemonSeed in mir wütete und das ich sterben wollte, um die Stadt und euch zu retten und das dann Iskander kam und... Ich weiß es nicht!" Erschrocken und verlegen riss sie sich los und lief den Gang hinab. "Hä? Bin ich da jetzt dran schuld?", murmelte Usagi betreten. "Dabei wollte ich doch nur fragen, ob es ihr gefallen hat. Es war doch bestimmt ihr erster Kuss." Übergangslos begann Haruka zu lachen. "Vielleicht ist es ja genau das, was ihr zu schaffen macht, Usagi. Sie hat doch selbst gesagt, sie mag den Kerl nicht. Und dann vielleicht von ihm geküsst zu werden, und sei es um ihr Leben zu retten..." Ich werde ihn bestimmt nicht ab sofort lieben, dachte Haruka bei sich, aber meinen Hass werde ich wohl begraben müssen. Und wenn er die arme Ami wirklich geküsst hat, dann kriegt er noch die Abreibung seines Lebens. ** Hundert Meter den Gang runter lief Ami ausgerechnet Motoki Furohata in die Arme. "Whow, langsam. Du rennst ja noch jemanden um, wenn du so rennst, Ami-chan." Entsetzt sah die junge Frau auf. "M-Motoki? Was machst du denn hier?" Der junge Mann zuckte zusammen. "Äh, ich... Ich bin wegen Akira hier. Er... Hat eine Untersuchung. Er ist neulich zusammengebrochen und muß sich nun regelmäßig checken lassen, weil sich keiner erklären kann, wieso. Ach, da kommt er ja gerade. Kumpel, geht es dir gut?" Ami wandte sich um. "Mutter?" "Und kommen Sie nächste Woche zum Termin, Herr Torah. Ach, Ami, besuchst du wieder deine Freundin, die vorgestern eingeliefert wurde?" Akira nickte der Doktorin dankbar zu, wollte sie aber nicht unterbrechen. Darum trat er leise neben Motoki. "Hallo, Ami." "Ach, Ihr kennt euch?", fragte die Ärztin. "Nun, nicht wirklich, Doktor Mizuno. Aber ich bin ein Freund von Mamoru Chiba und..." "Schon klar. Damit sind Sie auch eine Freundin von Usagi, und damit natürlich von allen anderen. Diese Gruppe hält zusammen wie Pech und Schwefel." Die Augen der älteren Frau leuchteten dabei erfreut. Die Tatsache, dass ihre Tochter solche Freunde hatte, machte sie anscheinend sehr zufrieden. "Und damit sind Sie ja ein Freund meiner Tochter und... Was ist denn mit dir, Ami? Bist du gerannt?" "Ein wenig", gestand sie leise. "Im Krankenhausflur soll man nicht rennen, das weißt du doch", tadelte Doktor Mizuno ihre Tochter. "Ich habe leider einen Termin, deshalb habe ich keine Zeit mehr für dich, Ami. Aber du hast ja hier zwei starke Männer, die auf dich aufpassen. Abendessen steht in der Mikrowelle, wie immer. Herr Torah. Herr Furohata." Akira verneigte sich beinahe automatisch. "Doktor." "Zwei starke Männer zum beschützen", murmelte Motoki amüsiert. "Vielleicht fangen wir dann mal damit an, wovor du davon gelaufen bist, hm?" "Ich...", rief Ami und errötete erneut, "es ist nichts wichtiges! Es geht nur um... Ach, egal." "Komm, raus damit", sagte Akira und nickte ihr freundlich zu. "Da deine Mutter uns quasi zu deinen Leibwächtern gemacht hat, können wir uns auch gleich um deine Probleme kümmern." "Ich...", begann sie zaghaft. Betreten sah sie zu Boden. Dann Akira direkt in die Augen. "Akira-san, wenn... Wenn man ein Mädchen gegen dessen Willen küsst, aber damit ihr Leben rettet, wie bei einer Atemspende, dann ist das doch in Ordnung, oder? Oder?" Akira wurde bleich und begann zu zittern. Er brach in die Knie ein, aber Motoki war rechtzeitig da, um ihn zu stützen. "Hey, Junge, alles klar? Hast du einen Rückfall erlitten?" "Akira-san?", fragte Ami ängstlich. "Schon gut, schon gut", ächzte der weißhaarige Mann. "Ist nur dieses Medikament. Und was deine Frage angeht, Ami..." Er sah ihr fest in die Augen. "Wenn es dem Mädchen das Leben rettet, dann ist es wohl gut so. Aber er sollte sich wohl für den Rest seines Lebens dafür schämen." "In jedem Fall?", staunte Motoki und sah den Freund erstaunt an. "Hör mal, bei den Atemspenden wäre das schon eine sehr radikale Ansicht und..." "Nein, Motoki, nur in diesem Fall", sagte Akira fest. "Das unterschreibe ich sofort!", sagte eine Stimme hinter Akira, die er lieber nicht gehört hätte. Er spürte eine starke Hand auf seiner Schulter und sah in ein sehr vertrautes Gesicht, als er sich zur Stimme umwandte. Haruka Tenoh grinste den jungen Mann an. "In Grund und Boden sollte er sich schämen, wenn er unserer Ami den ersten Kuss geraubt hat." "Tenoh, wenn es...", begann Akira. "Schon gut, schon gut. Wir wissen doch beide, was wir voneinander zu halten haben. Und schön, dass wir in Amis Fall beide der gleichen Meinung sind. Hat das deine Frage beantwortet, Ami-chan? Dann solltest du zu den anderen zurückgehen, sie erwarten dich schon. Motoki-kun, kannst du sie begleiten?" Die Hand auf Akiras Schulter übte plötzlich einen beträchtlichen Druck aus. "Ich und mein Freund hier müssen da etwas besprechen. Etwas sehr technisches, was Autos betrifft." Akira zuckte leicht zusammen, als er das Wort Auto hörte. Ami strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht und wirkte verlegen. "Autos. Ich habe mal eines repariert aber..." Sie sah in Harukas unnachgiebige Augen und nickte verlegen. "Schon gut, schon gut. Komm, Motoki. Makoto ist auch da." "Oh? Das ist gut. Na dann viel Spaß bei eurer Unterhaltung, ihr zwei." "Komm mal mit aufs Dach", brummte Haruka. ** Rei Hino betete ein leises Mantra und versuchte sich zu konzentrieren. Irgendetwas Gewaltiges war geschehen, und sie konnte einfach nicht erfassen, was es genau war. Es schien zu groß zu sein, um es überhaupt zu erkennen oder zu verstehen. Und das machte ihr Angst. Erneut spürte sie einen Luftzug, und wieder löschte dieser mehrere Kerzen aus. "Yuuichiro, du könntest wenigstens anklopfen, bevor du...", sagte sie verärgert und wandte sich um. "Ja, du könntest es sein", sagte die weißhaarige Frau mit dem Bürstenschnitt nachdenklich. Alarmiert fuhr die Miko aus ihrem Sitz hoch. "Wer bist du?" "Du könntest wirklich SailorMars sein." Rei erschauerte. Diese Worte kamen ihr zu bekannt vor, und das Erlebnis das sie verhießen, wollte ihr noch weniger. War eine neue Gegnerin angekommen? Und hielt sie gerade eine Leistungsreduzierte DemonSeed, eine SeedQueen für sie bereit? Für lange Fragen war nun keine Zeit. "Macht des Mars...", rief sie. "Ich bin Targetia. Freut mich, dich kennen zu lernen, SailorMars. Oder sollte ich sagen... Pyro?" Eine längliche, blaue Spirale lag um ihren rechten Arm. Sie zuckte vor, kam wieder zurück und machte dann einen hastigen Satz auf sie zu. Rei steckte gerade in der Anfangssequenz der Verwandlung und konnte nur tatenlos zusehen, wie die SeedQueen auf sie zuraste. "Nein..." Wo waren nur die anderen, wenn man sie mal brauchte? Wo war... Ein enttäuschter Wutschrei erklang und Rei sah auf, während sich ihre Verwandlung abschloss. Targetia starrte hasserfüllt auf den Mann, der zwischen ihr und Rei Hino stand und die SeedQueen mit einer nebensächlichen Geste beiseite gewischt hatte. "Du wagst es?" Der große Mann mit dem langen braunen Haar erinnerte Rei für einen Moment an Neflite, einen ihrer alten Gegner. Doch hatte er niemals diese blaue Uniform mit goldenen Litzen getragen. Ein höhnisches Lächeln ging über Targetias Züge. "Aber damit habe ich gerechnet. Egal ob Iskander oder Gyes. Oder wer immer du bist. Nimm dies!" Aus ihren Händen bildete sich ein Energieschwall, der auf den Mann zujagte. Der wich aus, ergriff Rei an der Hand und zog sie ebenfalls aus dem Schussfeld. Der Treffer verwüstete den Schrein und riss ein riesiges Loch in die Wand und den Hügel dahinter. "Puh, das war knapp. Woher nimmt sie nur diese Kraft?", murmelte der Mann betreten. Er sah Rei an. "Bist du verletzt, Mars?" "Was? Ich... Nein, mir geht es gut. Aber wer bist du? Warum hilfst du mir?" "Ich bin Leth!", rief der Mann und sprang vor, direkt auf Targetia zu. "Benannt nach einem der fünf Flüsse des Hades, der das Vergessen bringt." Targetia reagierte auf die Attacke, wehrte Leth ab. Sie taxierte Rei, die noch immer abseits stand. "Das ist noch nicht ausgestanden, Rei Hino!", blaffte sie. "Auch mit deinem Freund hier hast du mich noch lange nicht besiegt!" Sie rief es und ließ Taten folgen. Erneut entließ sie einen Blitz folgen, der Leth frontal erwischte und durch die Decke hinaus prügelte. "LETH!", rief Rei aufgeregt. Die Angst um ihren fremden Retter wühlte in ihr. "Feuerpfeile!" Targetia wich dem ersten Angriff von Rei aus, wenn auch nur knapp. "Ach ja, diese Waffe hast du ja auch noch. Warum hast du nicht einfach die SeedQueen akzeptiert? Dann hätten wir alle viel Zeit gespart, und ich hätte den da nicht umbringen müssen!" "Ich mag aufgeben nun mal überhaupt nicht!", rief Rei. Um ihren Körper bildeten sich Entladungsblitze. Targetia musterte sie interessiert. Auch über sie zuckten nun Entladungsblitze. "Interessant." Die beiden Frauen taxierten einander, dann sprangen sie davon, hinaus auf den Innenhof und lieferten sich ein wildes Gefecht. Der Kampf war ausgeglichen, solange Mars es vermied, von Targetias Blitzen getroffen zu werden. "Es tut auch bestimmt nicht weh! Ehrlich nicht!", lockte die Frau höhnisch. "Ich verliere ungern die Kontrolle über meinen Körper! Also, nein, danke!" "Wie du willst! Rose! Jetzt!" Eine weitere Gegnerin erschien auf dem Dach des Hauptgebäudes. Sie war ganz in rot gekleidet und ihr langes, lockiges Haar wirkte wie flüssiges Feuer. "Es wird dir gefallen, ein Werkzeug der Vernichtung zu sein", sagte sie und entließ eine weitere SeedQueen, während Targetia ihr Möglichstes versuchte, um Reis Aufmerksamkeit zu haben. "Freunde", hauchte Mars leise. "Wo seid Ihr? Ich brauche euch..." Ein Blitz raste von Targetia auf sie zu, bereit alles zu vernichten, was er traf. Zugleich hatte die neue SeedQueen sie fast erreicht. Dann war da nur noch dieser grelle, blendende Blitz. "Mars! Bist du in Ordnung?" Rei Hino blinzelte erschrocken. Sie lag am Boden und... Was war passiert? Dort, wo Targetia gewesen war, da erstreckte sich eine meterweite Furche im Boden. Und das Dach, auf dem Rose gestanden hatte, existierte nicht mehr. Die SeedQueen verging in diesem Moment unter Lauten der Qual über ihnen. Und vor ihr stand... Eine Gestalt in einer schweren Rüstung, einen stabilen, Eisenspeer in der Hand, der an beiden Enden aufglühte, und an einem Ende sogar rauchte. "Rei! Bist du in Ordnung?", wiederholte die Stimme. Erschrocken sah sie auf. Sie war doch noch immer SailorMars und dennoch wusste dieser Fremde, wer sie war? Er öffnete das Visier der Rüstung und sie erkannte Leth wieder. Der junge Mann, der ihr so bereitwillig zur Seite gesprungen war. Nein, nicht einfach nur Leth. Das war... Die Rüstung verschwand und machte der Uniform wieder Platz. Er setzte sich neben sie und versuchte die junge Frau aufzurichten. "Es tut mir Leid, ich konnte nicht schneller kommen. Ich weiß nicht ob ich sie beide erwischt habe, als ich meine maximale Kraft einsetzte, aber... Geht es dir gut? Nur darauf kommt es jetzt an." "Es geht. Ich bin ein wenig müde. Das ganze Adrenalin in mir, als ich die zweite SeedQueen sah, das hat mich wohl geschlaucht." Sie sah zu den Beschädigungen herüber. "Da wird Yuuichiro aber ganz schön zu tun haben." Leth lachte unbeholfen. "Der kann einen ja Leid tun." Rei ergriff den Kragen seiner Uniform und zog sich daran etwas hoch. "Hör zu... Leth. Ich weiß, wer du bist. Aber ich weiß nicht, was du bist! Du und Iskander und Gyes, Ihr... Wer seid ihr?" Artemis landete nach einem gewagten Sprung auf der Schulter von Leth und starrte Rei an. "Du bist müde, SailorMars. Du solltest dich etwas ausruhen, denn beide konnten entkommen. Du musst bei Kräften sein, wenn sie wiederkommen. Jetzt, wo sie wissen, wer du bist." "Ja", hauchte sie und ergab sich dem zwingenden Blick seiner Augen. "Das muß ich wohl. Aber was... Was bist du, Yuu...?" Als die junge Frau in seinen Armen eingeschlafen war, flüsterte er: "Ich bin eine Wache, Rei." Minako Aino trat hinter Leth. "Artemis, komm. Yuuichiro brauchst du nicht zu behandeln." Der weiße Kater sah das blonde Mädchen erstaunt an. "Nicht? Aber warum dann Rei?" "Behandeln?", fragte Leth nachdenklich. "Das Gedächtnis löschen. Für Rei ist es noch zu früh. Aber du kannst dein Wissen ruhig behalten. Du bist Rei am nächsten und es wäre töricht, ihr deinen Schutz zu nehmen", erklärte Minako sanft. "Außerdem hattest du schon immer diesen Beschützerinstinkt für sie. Damals, in anderen Zeiten." Leth starrte auf die schwere Metalllanze in seiner Hand, kurz bevor sie sich auflöste. "Ich werde sie rein bringen, bevor sie sich auf dem kalten Stein erkältet." "Nein, das mache ich lieber", erwiderte Minako amüsiert. "Wir wollen doch nicht, dass die gute Zusammenarbeit zwischen der Leibgarde und der Wache auf die Probe gestellt wird, oder?" Leibgarde. Dieses Wort weckte Erinnerungen in Leth. Gute und Schlechte. Vor allem Schlechte. Die waren in der Unterzahl, durchaus, aber von einer Brutalität und Gnadenlosigkeit, die das wenige gute in den Schatten stellte. "Iskander und Gyes weilen auch in dieser Welt", sagte Artemis ernst, "nur für den Fall, dass du es noch nicht weißt." "Dann wurden die Generäle geweckt?" Ein Schaudern ging durch Leth. Er verwandelte sich und nahm wieder die Gestalt von Yuuichiro Kumada an. "Aber... Die anderen Konflikte, die anderen Kämpfe, es gab so viele. Warum erst jetzt?" "Weil die Zeit der Prüfung gekommen ist", sagte eine neue Stimme. Yuuichiro wandte sich erneut um und erkannte einen Energiewirbel, aus dem langsam eine schlanke Gestalt hervortrat. "SailorPluto", stellte er leise fest. "Dann ist dies wirklich die Zeit der Prüfungen." "Ja", hauchte sie ernst. "Denn das Seelenschiff ist zurück." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)