Fremde Welten (#1) von Purple_Moon (Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.) ================================================================================ Kapitel 70: Besuch aus England ------------------------------ So... es ist passiert. Dies ist das letzte Kapitel von Fremde Welten. Wer hätte gedacht, dass das auf einmal so schnell geht? Aber ich bin jetzt total stolz, dass ich das Ende erreicht habe, nachdem ich gut sieben Jahre dafür gebraucht habe. Danke! An Alex, die mich damals ermutigt hat, meine seltsamen Ideen wirklich aufzuschreiben. An alle Kommischreiber, die mich angetrieben haben, weiter zu schreiben, besonders SoraNoRyu und Hikari-Yumi. An alle, die mit mir über Fremde Welten gelabert und mich dadurch weiter inspiriert haben. An alle, die jemals mit mir Duelmonsters gespielt haben. An die Freischalter von Animexx, die manchmal wirklich schnell waren, aber nie zu langsam. An meinen Mann, Sargeras, den ich am Anfang dieser Fanfiction noch gar nicht kannte und der sich zuletzt immer vorlesen lassen musste, was ich verzapft habe, um mir zu sagen, ob der Inhalt OK ist und der viele Ideen hatte, was man noch alles machen könnte. Wenn am Ende noch irgendwelche Fragen offen bleiben, die euch sehr beschäftigen, fragt einfach... denn es gibt ja noch Fremde Welten Extra, und wer weiß... Enjoy! Welt des Blauen Lichts: folgender Samstag Fremde Welten 70: Besuch aus England Der Flug aus England erreichte Japan gegen Mittag. Der Flieger war etwas verspätet, und die Gruppe hatte in der Zwischenzeit im Flughafenrestaurant gegessen. Mokuba hatte Serenity mitgebracht, aber Sugoroku ließ sich noch immer zu keiner Erklärung herab. Die Jugendlichen hatten den Verdacht, dass der alte Mann befürchtete, etwas könnte schief gehen und die Überraschung verderben, so dass er lieber nichts sagte, bevor er Gewissheit hatte. Blacky war derjenige, dem dabei am allerwenigsten langweilig wurde. Es war den anderen fast peinlich, wie er sich alles aufgeregt ansehen wollte. Sie mussten ihn ab und zu ermahnen, sich ruhig zu verhalten, damit die Leute nicht noch auf seine blaue Haut aufmerksam wurden, die er unter langärmliger Kleidung und einer Schirmmütze verbarg. Yami hingegen musste nichts mehr verbergen – seine roten Schuppen waren längst alle verschwunden. Sogar das Branding auf seinem Rücken, das Slifer darstellte, war im Laufe der Woche verblasst. Letzteres fand er eher schade, war es doch etwas, das er mit Yugi teilte. Sugoroku ließ die Gruppe kurz alleine, um sich noch ein Stück Kuchen zum Nachtisch zu holen. Sie nutzten seine Abwesenheit für wilde Spekulationen. „Vielleicht kommt Arthur überraschend zu Besuch,“ meinte Tristan, „Dann bringt er bestimmt Rebecka mit! „Ach, sie wird enttäuscht sein, schließlich mag sie Yugi und nicht Yami,“ vermutete Thea. „Fragt sich, ob sie den Unterschied bemerkt. Selbst wir haben es nicht gleich mitbekommen, obwohl wir Yugis beste Freunde sind,“ überlegte Tristan weiter. „Aber vielleicht ist es auch Marco!“ „Ach was, der ist doch erst abgereist,“ winkte Thea ab und lief ein wenig rot an. „Und warum sollte er aus England kommen?“ „Warum sollte überhaupt irgendjemand aus England kommen?“ warf Mokuba ein. Marik hatte noch gar nichts gesagt und schien sich generell etwas fehl am Platze zu fühlen. Blacky war nervös, aus Gründen, die er nicht ausloten konnte. Er war nie sehr vorausschauend gewesen, dafür aber hatte er ein Talent dafür, sich bedingungslos der Situation anzupassen. Daher war es für ihn seltsam, so etwas wie eine Vorahnung zu haben, von der er nicht einmal wusste, ob sie Gutes oder Schlechtes prophezeite. Sugoroku kam zurück und verputzte seinen Nachtisch. Die anderen hatten alle schon genug gehabt, aber er gönnte sich heute etwas mehr. Die Spekulationen verstummten. „Wir können hier warten,“ sagte Yugis Großvater. „Ich habe am Telefon vereinbart, dass wir uns hier aufhalten, falls das Flugzeug zu spät ist oder sonst etwas dazwischen kommt. Ist besser – unser Besuch muss ja noch zur Gepäckausgabe, das dauert...“ „Willst du uns nicht endlich sagen, wer es ist?“ drängte Yami. Doch der alte Kauz ließ sich nicht erweichen. Ein Nachteil der Jugend ist zweifellos ihre Ungeduld. Sugoroku hatte großen Spaß dabei, sie alle hinzuhalten. Letztendlich dauerte es lange genug, dass Mokuba losging und für alle noch eine Runde Cola und belegte Brote holte. Er beschwerte sich nicht weiter, da er in Setos Abwesenheit die Aufgabe übernommen hatte, dauernd am Laptop zu hängen. Blacky fand Cola sehr interessant. Besonders die Kohlensäure. Sowas kannte man im Schattenreich nicht. Nach einer Weile gesellte sich ein vornehmer junger Mann an ihren Tisch. „Verzeihung... Sugoroku Mutou, nehme ich an? Wir haben telefoniert...“ „Ah ja... sehr erfreut...“ Sugoroku ergriff eine behandschuhte Hand. Blacky sah zu dem Mann auf, der direkt neben ihm stand. Er trug einen breitkrempigen Hut zu seinem ausgefallenen, violetten Anzug, aus dem vorne helle, bläuliche Rüschen herausquollen, ebenso wie an den Händen. Das Gesicht war im Schatten des Hutes ein wenig verborgen, doch von seiner Position aus konnte Blacky es recht gut erkennen. Und diese Stimme... Der Magier sprang von seinem Stuhl auf. „Lord... Lord Genesis?!“ Jetzt hielt es keinen mehr auf den Stühlen. Alle kannten den Vampirlord aus Blackys Erzählungen. „Sagtest du, Lord Genesis?“ vergewisserte Yami sich. Der vornehme Herr gab auch ihm die Hand. „Freut mich außerordentlich, Yami. Yugi lässt dir schöne Grüße bestellen. Er und die anderen warten beim Ausgang.“ Die Freunde starrten ihn kurz an, dann rasten sie aus dem Restaurant, wobei nur Blacky und Sugoroku zurückblieben. „Wie... wie kann das...“ stammelte Blacky. Genesis lachte. „Gerade du, Kayos? Wo du doch immer an eine Lösung glaubst und dich mit Dingen abfindest, die sonst jeder in Frage stellt?“ „Das ist keine richtige Antwort, Angelus!“ Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber damit, dass ein Bewohner des Schattenreiches hier auftauchte, sicher nicht. Die Nennung seines Vornamens ließ den Vampir drohend den Zeigefinger heben. Blacky wusste, dass er nicht gerne so genannt wurde, außer von ein paar wenigen Auserwählten, und gewiss nicht vor Zeugen. Doch hier nahm niemand besondere Notiz davon, und er war auch nicht wütend deswegen. „Kay, Kay, Kay... wolltest du nicht schon immer wissen, was in dem verbotenen Raum im Keller ist?“ *** Ein Stargate. Das war zumindest Yugis erster Gedanke gewesen, als sie den Keller betreten hatten – jenen Raum, auf dessen Untersuchung Amazia verzichtet hatte, als sie nach Crimson gesucht hatten. Dort gab es ein rundes, aufrecht stehendes Portal mit antiken Symbolen am Rand. Bewacht wurde es vom Berserkerdrachen. Und es war der Grund, warum Sorc und Malice versucht hatten, in das Gebäude einzudringen. Denn das Portal führte in die Welt des Blauen Lichts – genau genommen nach England. Dort hatten Yugi und seine Begleiter die letzten drei Tage auf Genesis' Ländereien verbracht, nachdem sie sich unter vielen Tränen und aufwändigen Abschiedsworten von den anderen verabschiedet hatten. Naja, er selbst hatte jedenfalls geheult, während er Mava, Neo, Mad, Magi und vielen anderen in den Armen lag. Seto natürlich nicht, und Joey ein bisschen. Aber es war ja kein Abschied für immer. Yugi hätte sich selbst ohrfeigen können. Damals in der Villa war er in dem Zimmer gewesen... Genesis' privates Spielzimmer mit Playstation und DVD Player. Er hatte sich das keineswegs eingebildet. Und Excalibur war auch nicht ganz so zufällig in jenem Lagerraum gefunden worden, genauso wenig wie die anderen Sachen. Auf den Kartons stand nicht zufällig UPS drauf und überhaupt... Kartons! Aus Pappe! Aber das Allerschlimmste war, dass er es nie seltsam gefunden hatte, dass Appis Mitbringsel von Genesis, die Sense, in Zeitungspapier eingewickelt gewesen war, und zwar die ganze Zeit, während Appi noch regelmäßig daran gearbeitet hatte! Der Anblick von etwas, das in Zeitungspapier verpackt war, war für Yugi so normal, dass er sich nichts dabei gedacht hatte. Inzwischen wusste er: Es waren Ausgaben der *Times* von vor zwei Monaten. Spätestens beim Duell, als Genesis in dem Stundenglas von der Sonne bedroht worden war, obwohl es im Schattenreich keine zu sehen gab, hätte er stutzig werden müssen. Wie auch immer... warum sollte er sich beschweren, wenn sich ein Wunder vor ihm ausbreitete? Der Weg nach Hause, und ein Weg zurück, wenn er wollte. Aber das größte Wunder von allen war er selbst. „Yugi!!!“ Er fuhr herum und rannte Yami entgegen, rief seinen Namen und fiel ihm stürmisch in die Arme. Ja... genau das. Yami drückte und küsste ihn, ehe er ihn fassungslos von sich weg hielt und betrachtete. „Ich dachte erst, ich könnte... also ich... weil, wegen dem Puzzle... aber dein Körper ist viel zu real!“ Yugi grinste breit und nickte. „Nicht wahr?“ Sein Partner musterte ihn ungläubig, begriff dann langsam, und schloss ihn erneut in die Arme, um ihn johlend und vor Entzücken jauchzend herumzuschleudern. Indessen waren auch Tristan, Thea, Mokuba, Marik und Serenity zu ihnen aufgeschlossen, und von Yugis Seite aus gesellten sich ebenfalls noch einige Personen dazu, darunter Joey und Seto. „Bruder!“ riefen Serenity und Mokuba zugleich und stürzten ihnen entgegen. Es war ein Heidenspektakel, mit dem sie vielen Leuten im Weg standen, aber die meisten hatten Verständnis und lächelten milde. Zwei weitere Männer waren mit Yugi gekommen, und zunächst beachtete sie keiner. Doch nach wenigen Minuten betraten auch Sugoroku, Genesis und Blacky den Schauplatz, und letzterer hatte nur noch Augen für denn Mann in dem hellen Jackett, der sein violettes Haar lässig offen trug und jetzt gerade seine Reisetasche abstellte, um seinen Geliebten in die Arme zu schließen. Die beiden taten gerade so, als hätten sie sich seit Jahrhunderten nicht gesehen. „Hi... sehen wir uns also wieder,“ sagte Marik zu dem Verbliebenen, einem Blondschopf, der vergeblich versucht hatte, seine Mähne zu einem vornehmen Zopf zusammen zu binden. „Appi, nicht wahr?“ Der junge Magier nickte. „Freut mich, Marik! Das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen, wenn Yugi nach Hause geht und mein Meister ihn begleitet, um Blacky abzuholen...“ Appi war noch der Unauffälligste aller anwesenden Duelmonster. Er sah aus wie ein ganz normaler Jugendlicher, der sich zur Abwechslung ordentlich angezogen hatte, aber sonst immer Jeans und Schlabbershirt anhatte. Yugi und er trugen beide beigefarbene Hosen und ein passendes Jacket über einem teuren, fliederfarbenen Oberhemd, so wie Dark auch. Ungewohnt. „Wie kommen Sie mit dieser Hautfarbe hier zurecht?“ erkundigte sich Sugoroku bei Lord Genesis. Die beiden standen ruhig neben dem Begrüßungsspektakel und unterhielten sich wie alte Geschäftspartner. Der Vampir setzte eine getönte Brille auf, da sie sich jetzt im helleren Eingangsbereich des Flughafens befanden. „Nun, ich bin ja eher blass, und ich habe außerdem das Gerücht durchsickern lassen, ich hätte eine Hautkrankheit, die sich unter anderem in einer Überempfindlichkeit gegen Sonne und einer seltsamen Farbe zeigt. Ich trete nie öffentlich vor der Presse auf, zeige mich für gewöhnlich mit einem großen Hut und dunkler Brille und habe immer vornehme Handschuhe an. Die Leute halten mich für exzentrisch.“ Sugoroku lachte amüsiert. „Und Sie sind öfters in dieser Welt, wenn ich das richtig verstanden habe?“ „Ja... ich hole mir immer die neuesten Computerspiele. Mr. Mutou, Sie handeln doch mit Spielen, könnten Sie mir da nicht etwas behilflich sein? Dann müsste ich nicht immer warten, bis gute Titel in Europa erscheinen. Ich verstehe Japanisch ohne Probleme...“ „Offensichtlich. Wie ist das überhaupt im Schattenreich, wo doch Ihre Karten auch in Amerika und Europa verkauft werden, zum Beispiel Deutschland? Keine Sprachprobleme?“ Der Lord zuckte mit den Schultern. „In dem Fall halte ich es wie Kayos... so lange es funktioniert, hinterfrage ich es nicht.“ Es war ein ziemlicher Akt, alle Anwesenden samt Gepäck auf die Limousine und zwei Taxis aufzuteilen. Yugi und seine Freunde wollten am liebsten sofort alles erzählen, was sie in der Zwischenzeit erlebt hatten. Sie diskutierten, ob sie zum Spieleladen oder zu Kaibas Villa fahren sollten, und wen sie alles anrufen mussten, um die frohe Botschaft der Rückkehr aus dem Schattenreich zu verkünden. Doch Yugi wollte seinen Freunden von „drüben“ unbedingt sein Haus zeigen, also ging es erst dorthin. Selbstredend wurden Lord Genesis und seine Begleiter nicht mit einem Taxi abgespeist, sondern wie Würdenträger in die Limousine gebeten. Das umfangreiche Gepäck wurde auf die drei Autos verteilt, die restlichen Mitreisenden auch, und dann ging es erstmal zum Spieleladen. *** Das Haus war eigentlich nicht für so viel Besuch ausgerichtet, aber in letzter Zeit war es dort immer sehr voll gewesen, insofern war man es gewohnt, sich schmal zu machen und den vorhandenen Platz mit anderen zu teilen. Teilen war ein gutes Stichwort. „Yugi... was machen wir denn jetzt? Schaffen wir uns ein größeres Bett an?“ fragte Yami, dem gerade einfiel, dass er ja bisher immer mit Yugis kleinem Dachzimmer ausgekommen war, während er noch ein Geist gewesen war. Er fand es ziemlich gewöhnungsbedürftig, dass er jetzt praktisch ihren gemeinsamen Körper behalten sollte und Yugi einen neuen bekommen hatte. Aber es war auch wundervoll. Einfach nur wundervoll. „Wieso wohnt ihr nicht beide bei mir?“ beschwerte Seto sich, doch sie wussten eigentlich alle die Antwort, nämlich dass Großvater dann ja ganz alleine wäre. Der Braunhaarige war ausnahmsweise nicht vorrangig damit beschäftigt, die Leitung seiner Firma wieder an sich zu reißen, sondern zu verdauen, dass seine Geliebten jetzt wirklich zwei waren. Mokuba hatte ein bisschen telefoniert, so dass nach kurzer Zeit auch Ryou eintraf. Duke und Pegasus waren noch in Japan geblieben, hatten ihren Besuch jedoch auf später angesetzt. Ryou dagegen hatte keine Wahl. Bakura bestand darauf, und sobald er Yami und Yugi sah, riss er die Herrschaft über den Wirtskörper an sich uns stürzte sich auf die beiden. „WAS?! Yugi hat nen EIGENEN KÖRPER? Das ist inakzeptabel! Sogar dieser Malice hat einen, und was ist mit mir?“ Man sah, dass er einen der beiden am Kragen packen und schütteln wollte, doch er konnte sich wohl nicht entscheiden, welchen. „Ganz ruhig,“ versuchte Yami ihn zu beschwichtigen. „Wir wissen schließlich, wie das passiert ist. Also vielleicht geht es mit euch beiden auch...“ „Fein, gute Idee!“ fauchte Bakura. „Mach schon, verbanne mich ins Reich der Schatten!“ „Äh... ganz so einfach ist es dann wohl wieder nicht.“ „Feigling, du verdammter FEIGLING!“ Bakura drehte sich abrupt um und stürmte zur Toilette. „Hatte er Tränen in den Augen?“ fragte Yugi. „Das kam dir nur so vor,“ versicherte Yami. Sie schlängelten sich durch die lautstark miteinander quatschenden Freunde und erreichten schließlich Dark und Blacky, die gemeinsam am Fenster standen. Sie wirkten völlig mit sich zufrieden, seit sie wieder zusammen waren. Etwas hatte Yami ja seit dem Duell interessiert, und er war froh, dass er die Frage stellen konnte: „Hey, Dark! Sag mal, warum konntest du diesen Stundengläsern widerstehen?“ Der Magier lächelte auf eine Art, wie es alte, weise Wesen manchmal tun. „Ich nehme an, das hat viele Gründe, Yami. Vielleicht bin ich einfach gut genug in solchen Sachen, um zu widerstehen. Doch offensichtlich haben uns diese Gefängnisse mit unserer Angst konfrontiert, und meine größte Angst in diesem Moment galt dir... Euch, mein Pharao.“ Er verneigte sich feierlich, eine Hand auf sein Herz legend. Yami bemerkte eine Veränderung an ihm, die er nicht recht einordnen konnte, aber es war so ähnlich wie das, was er fühlte, wenn Ryou zu Bakura mutierte oder umgekehrt. Yami wollte nachfragen, doch schon legte sich ein Finger auf seine Lippen. „Dazu seid Ihr jetzt noch nicht bereit, mein Pharao.“ Dark schloss kurz die Augen, und dieses Mal war Yami ganz sicher, dass etwas mit ihm vorging. Als er ihn wieder ansah, waren seine Augen... anders. Dabei hatten sie noch dieselbe Farbe, und generell hatte sich der Magier äußerlich nicht verändert. „Nenn mich ruhig wieder Yami, ich erinnere mich nicht daran, Pharao gewesen zu sein,“ bat Yami. „Das hab ich ihm eigentlich schon gesagt,“ grinste Yugi. „Deshalb hat er's ja anfangs so gemacht!“ „Seht doch mal!“ Blacky deutete auf Genesis und Sogoroku, die gerade ein Brettspiel auf dem Tisch aufbauten. Der alte Mann redete und zeigte auf die Spielfiguren, während der Vampir immer wieder wissend nickte. Anscheinend kannte er das Spiel schon. Er hatte seinen Hut und die Brille abgelegt und hängte jetzt sogar sein Jacket über den Stuhl, auf den er sich setzte, und legte die Handschuhe neben sich ab. „Das ist Schach,“ stellte Yugi fest. „Die beiden scheinen sich ja super zu verstehen! Vorhin habe ich beobachtet, wie Opa dem Lord seinen Laden gezeigt hat, und beide haben sich benommen wie alte Freunde. Wahrscheinlich fangen sie demnächst eine Brieffreundschaft an!“ Dark runzelte die Stirn. „Das bedeutet, dass sie sich ab und zu Briefe schicken... nicht wahr? Sowas wie die Post gibt es bei uns nicht... man schickt einfach einen Boten.“ „Naja das ist doch fast das gleiche, obwohl es bei euch halt nicht so organisiert ist,“ überlegte Yugi. „Weißt du, Yami, Dark und Appi waren völlig begeistert davon, dass jeden Tag jemand vorbei kommt, der es als Beruf hat, die Post abzuliefern.“ Yami lachte, er konnte gut nachvollziehen, wie das für die Duelmonster war. Diese Welt war für sie genauso fremd und interessant wie für Yugi das Schattenreich. „Ich habe fast damit gerechnet, dass auch Crimson mitkommt, wo er doch mit Genesis... naja... befreundet ist, kann man sagen, oder?“ fiel es Blacky ein. „Wollte er nicht? Oder konntet ihr nur eine bestimmte Personenzahl mitbringen?“ „Er hat sich nur noch blicken lassen, um sich von Yugi zu verabschieden,“ sagte Dark. „Als wir ihm sagten, wohin wir gehen, schien er in Versuchung, aber er hatte Arbeit, behauptete er. Was genau, hat er nicht verraten. Aber ich habe ihn gebeten, Mad mitzunehmen. Ich habe Mad versprochen, dass ich ihn vor den Amazonen beschütze, und wenn ich weg bin, ist Crimson der beste Mann dafür. Mad wird sich dafür verantworten müssen, dass er damals Eria ihrer Mutter vorenthalten hat, aber die Amazonen könnten etwas voreilig handeln...“ „Naja... das wird vielleicht noch nicht entschieden sein, wenn du zurückkehrst,“ vermutete Blacky. „Obwohl Amazonen ja nicht dafür bekannt sind, solche Sachen lange aufzuschieben...“ „Eben, aber sie respektieren Crimson, und er ist Erias Lehrmeister. Vielleicht kriegt er das besser hin, als ich es würde. Er meint, er würde ewig in meiner Schuld stehen, weil ich ihn von dem Siegel befreit habe. Also wird er sein Bestes geben.“ Joey kam zu ihnen. „Yugi! Wir wollen zu Kaibas Villa fahren und da so richtig abfeiern! Mokuba ruft sogar gerade Frau Morikawa und Mai an! Kommst du?“ Yugi sah an sich herab. „Oh... ich ziehe mich lieber erstmal um... aber was hat unsere Lehrerin damit zu tun?“ Joey verdrehte genervt die Augen. „Na wir haben dir doch erzählt, dass sie Yami geholfen hat, als er nicht zur Schule konnte. Komm schon, du siehst cool genug aus, Yugi.“ „Du musst gerade reden, schließlich tragen wir alle die gleichen Sachen, nur Seto musste mal wieder ne Extrawurst haben und sich nen wehenden Mantel besorgen...“ Yami betrachtete Yugi nachdenklich. „Mir ist, als wärst du etwas gewachsen, Yugi. Vielleicht sind alle deine Sachen dir zu klein geworden, oder sie haben sich an mich angepasst und sind dir zu groß...“ „Ich mach sie passend,“ schlug Dark mit einem Grinsen vor. Yami hob eine Augenbraue in seine Richtung. „Kannst du auch in dieser Welt zaubern? Ich habe gehört, dass Kayos damit zu Anfang Probleme hatte.“ „Kleinkram,“ winkte der Chaosmagier ab. „Irgendwann ging es einfach...“ „Naja, für wissenschaftliche Erklärungen hast du dich ja noch nie interessiert, mein Lieber,“ lachte Dark. „Vermutlich hast du viel Magie verbraucht, als du durch das Weltentor gereist bist. Es war durch einen Effekt und das Millenniumspuzzle aufgebaut worden und nur von kurzer Dauer, wir aber kamen durch ein existierendes, stabiles Tor. Daher hatten wir kein Problem dieser Art.“ Blacky nahm das einfach zur Kenntnis, doch Yami staunte. „Heißt das, dass auch Yugi...?“ Sein kleiner Partner lächelte geheimnisvoll. „Ich glaube, Avatar des Gottes ist ein Magier des Elements Licht, nicht?“ „Öhm... ja, Marik hat mir die Karte gegeben... du kannst sie dir ja später mal ansehen.“ Sie wandten sich dem Ausgang zu, da nun allgemeine Aufbruchstimmung herrschte. Nur Genesis und Sugoroku wollten später folgen, sie waren noch in ihr Spiel vertieft. „Er kann fliegen,“ deutete Yugi seinem Großvater an. „Bis dann!“ „Nicht am Tag,“ zischte Genesis und spielte den eingeschnappten Vampir. Seto kam nun auch zu den Nachzüglern und drängte sich zwischen Yami und Yugi, um beiden einen Arm um die Schultern zu legen. „Sagt mal... wer von euch beiden spielt denn jetzt in unseren Theaterstück mit?“ Yugi war ganz verwirrt. „Hä? Ich weiß nicht, was du meinst...“ „Hat er dir das nicht erzählt?“ empörte Yami sich. „Du kannst meine Rollen gerne übernehmen!“ „Wozu? Vielleicht krieg ich ne eigene!“ „Ach ja... geht ja jetzt!“ Sie lachten ausgelassen, und die ganze Bande drängelte sich auf die Straße – einschließlich Ryou, dem Bakura zumindest für den Moment wieder den Körper überlassen hatte. „Hoffentlich passen alle in die Linousine,“ meinte Sugoroku. „Ach, kein Problem. Dark und Kay können sich in Katzen verwandeln,“ meinte Lord Genesis. „Trinken Sie Wein?“ erkundigte Sugoroku sich. „Nein, aber Fruchtsaft wäre gut.“ Sugoroku machte seinen Schachzug und ging danach etwas zu trinken holen. Er füllte den Guavesaft in edle Kristallkelche, die er nur selten benutzte, und stieß mit dem Gast an. „Auf weltenübergreifende Zusammenarbeit! Sagen Sie... wieso haben Sie noch nicht eher offenbart, dass Sie ein Weltentor haben?“ „Man hat mich nicht gefragt.“ Der Vampir lächelte hinterhältig. „Man soll nicht immer alles aufdecken, was man anzubieten hat, wenn man es vermeiden kann. Das solltest du als Spieler doch wissen, Sugoroku. Ich darf doch du sagen?“ „Gern...“ „Angelus. Ich heiße Angelus.“ Die Männer prosteten einander noch einmal zu und setzten dann ihr Spiel fort. Eins, das – höchstwahrscheinlich – keinen Einfluss auf das Schicksal der Welt haben würde. *** Ende ... aber beachtet Fremde Welten Extra, und vielleicht gibt es mal Teil 2. :) Danke fürs Lesen. Denn was wäre ein Autor ohne Leser? Edit: Inzwischen gibt es Teil 2: "Fremde Welten: Das Schloss am Meer". Teil 3 ist auch schon in Arbeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)