Fremde Welten (#1) von Purple_Moon (Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.) ================================================================================ Kapitel 4: Talent für Telepathie -------------------------------- So, liebe Leute, das ist jetzt schon Kapitel 4. Ich habe noch ein paar vorrätig. Es wäre allerdings doch mal ganz nett, wenn ich mal den einen oder anderen Kommentar bekäme... Furu zählt nicht, die liest die Story ja eh bei mir zu Hause und ist überhaupt schuld daran, dass es "Fremde Welten" gibt. Danke, Furu. Also, setzt euch mal hin und sagt mir, was euch gefällt, das interessiert mich. Möchte ja schon gerne wissen, wie mein Werk ankommt. Konstruktive Kritik ist auch gern gesehen. Stellt ruhig Fragen. Vorschläge und Anregungen sind natürlich willkommen. Spezielle Wünsche können berücksichtigt werden, sofern das Thema es zulässt. Danke sehr! Kapitel 4: Talent für Telepathie "Ihr müsst jetzt gehen, er sollte nicht so viel Besuch auf einmal haben," teilte die Krankenschwester den Freunden mit. Sie scheuchte Thea, Tristan und Joey hinaus. Seto blieb sitzen. Die Ärzte hatten Angst, dass Yami eine ernste Verletzung hatte, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen war, deshalb hatten sie durchgesetzt, dass der Patient noch wenigstens diese Nacht im Krankenhaus blieb, bis die Untersuchungsergebnisse vollständig ausgewertet waren. Der Chefarzt hatte es Seto geduldig erklärt, und eigentlich hatte er Yami gar nicht weglassen wollen, aber unter den gegebenen Umständen - Seto stiftete ein paar neue, teure Geräte - durfte der junge Mann auf eigene Verantwortung am nächsten Morgen gehen, sofern ihn jemand abholen konnte. Das war natürlich kein Problem. Und so wurde Yami weiter in die Mangel genommen, auf alle nur erdenklichen Arten untersucht, doch die Ärzte fanden nicht den Grund für seinen Zustand. Sie bewirkten nur, dass er sich noch schrecklicher gedemütigt fühlte. Aber wenigstens hatte Seto erreicht, dass er immer an seiner Seite sein konnte. Da er nun ein edler Spender war, schoben sie ihm sogar ein Bett in Yamis Zimmer, damit er die Nacht bei ihm verbringen konnte. Abends kam dieselbe Krankenschwester wie am Morgen wieder. "Herr Kaiba, würden Sie bitte draußen warten?" Sie hatte auch wieder ihr fahrbares Wägelchen dabei und nahm gerade das Fieberthermometer zur Hand. Yami kroch ans Kopfende seines Bettes und zog die Decke fest um sich. Flehend sah er Seto an. Der lachte nur belustigt und stand auf. Yami wollte ihn treten und würgen... "Aber Schwester, seine Temperatur können Sie doch auch in meinem Beisein messen. Geben Sie mal her." Er nahm ihr das Thermometer aus der Hand, ohne auf ihre Proteste zu achten, und hielt es Yami vor den Mund. "Aufmachen. Na los. Oder willst du es doch lieber... anders?" Yami warf ihm noch einen giftigen Blick zu, machte aber brav den Mund auf. Seto steckte ihm das Thermometer hinein. "Vorsicht, zerbeiß es nicht. Nimm es unter die Zunge." Er beobachte amüsiert, wie Yami seine Anweisungen befolgte und ihn dabei anblitzte. Der Pharao konnte es eben nicht leiden, wenn man sich über ihn lustig machte. Aber er würde sich schon wieder beruhigen, immerhin blieb ihm Schlimmeres erspart. Seto grinste. "Er muss diese Tabletten nehmen, sie sind gegen die Übelkeit und das Fieber. Sagen Sie es mir, wenn seine Temperatur mehr als 38 Grad beträgt," ordnete die Schwester an und verließ leicht pikiert das Zimmer. "Ich habe das Gefühl, diese Frau behandelt gerne junge Burschen wie dich," teilte Der Firmenchef seinem Freund mit. "Isch glaube, sie hat misch für vierzehn gehaltn." grummelte Yami mit dem Fieberthermometer im Mund. Wie sich herausstellte, hatte er immer noch leichtes Fieber, aber nichts allzu Bedenkliches. Seto sorgte dafür, dass er die Tabletten nahm, auch wenn er es für sinnlos hielt. Wenn Yami unter der Einwirkung magischer Kräfte litt, konnte Medizin auch nicht helfen. [Herrje, vor einem Jahr hätte ich mich selbst in die Klapsmühle eingewiesen, wenn ich sowas wie die Existenz von Magie auch nur in Erwägung gezogen hätte.] "Ich habe deinen Großvater angerufen, damit er dein Zimmer für dich vorbereitet," bemerkte Seto. "Yugis Zimmer," verbesserte Yami ihn. "Ich hoffe sehr, dass es mir bald besser geht und ich ihn aus dem Schattenreich retten kann. Falls er dort ist." Seto seufzte. "Sei nicht so pessimistisch. Wenn du nicht gehen kannst, um ihn zu finden, werde ich es tun." "Nein! Du..." "Was?" "Du weißt doch gar nicht..." Die Worte erstarben auf Yamis Lippen. Seto nahm ihn in die Arme und kraulte ihn beruhigend im Nacken. "Deine eifrigen Freunde würden vielleicht sogar mitkommen wollen. Es ist doch noch gar nicht sicher, feststeht nur, dass du nicht ohne mich ins Reich der Schatten gehen wirst. Verstanden?" Yami nickte unsicher. Seto besaß den Millenniumsstab, weil er ihn ihm anvertraut hatte. Aber er hatte nicht gewusst, dass Seto etwas anderes damit anfangen konnte, als ihn in einem Safe aufzubewahren. Nun hörte es sich ganz so an. Zumindest war der Firmenchef mit Sicherheit störrisch und entschlossen genug, es einfach zu versuchen. Für Yugi. Yami fühlte eine warme Welle der Liebe in sich aufwallen und kuschelte sich in die Umarmung. *** Yugi hatte sich einmal mit Maha Vailo verglichen. Er hatte Thea gesagt, dass zwar der Schwarze Magier seine Lieblingskarte war, aber Maha Vailo passte am besten zu ihm, weil er auf den ersten Blick weniger stark war, aber seine besondere Fähigkeit - sein Effekt - machte ihn sogar mächtiger als den Blauäugigen Weißen Drachen. Die Wahrheit dieser Aussage wurde ihm gerade präsentiert. Mava streckte die Arme aus und rief eine Formel in den Himmel, während Neo etwas entfernt neben Yugi stand und ihm versicherte, dass nichts passieren konnte. Der ältere der Brüder trug heute sein Schwert bei sich, aber keine Rüstung wie auf der Spielkarte. Um seinen Hals hing ein Schwarzer Anhänger wie der, den Mava Yugi gegeben hatte. Vielleicht waren die Dinger ein Familienerbe, oder es gab sie oft. Letzteres konnte es eigentlich nicht sein, schließlich war es eine seltene Karte. Sie warteten eine Weile darauf, dass Mavas Anrufung beantwortet wurde. Wenn Yugi bis dahin geglaubt hatte, schon viel gesehen zu haben, so verschlug es ihm jetzt die Sprache, denn vor Mava landete ein Wesen, dass sogar in Yugis Welt gefürchtet war - wenn auch nur unter den Kartenspielern. Mava streckte die Hand aus und streichelte... "Silberschwinge." Der riesige weiße Drache hatte seinen Kopf vertrauensselig gesenkt und ließ sich von dem zierlichen Magier liebkosen wie ein Kätzchen. Yugi war nicht sicher, ob er Angst haben oder staunen sollte. Jedenfalls war beides der Fall. "Na komm. Sie ist nicht gefährlich," forderte Neo ihn auf und ging ebenfalls zu dem Drachen. "Sie?" wiederholte Yugi überrascht. Mava lachte. "Niemand in deiner Welt hat sich jemals Gedanken darüber gemacht, nicht wahr? Drachen haben eine matriarchalische Gesellschaftsstruktur. Silberschwinge ist die Königin der weißen mit blauen Augen. Sie ist dem Hohepriester zugetan, der sich jetzt Seto Kaiba nennt. Deshalb haben viele andere Drachen ebenfalls eine Vorliebe für ihn, so wie wir, die wir uns um Dark scharen, dem Pharao folgen würden." Yugi traute sich näher heran. Das Drachenweibchen sah ihn mehr neugierig als argwöhnisch an. Klar, er war nur ein kleiner Mensch. Wen sollte so ein Drache fürchten? [Ich wünschte, Seto wäre hier und könnte das sehen.] "Trau dich ruhig, wer mit dem Magier des Schwarzen Chaos in einem Bett schlafen kann, kann auch den Blauäugigen Weißen Drachen am Kopf kraulen," meinte Neo. "Ach, deshalb fasst du sie nicht an," bemerkte Mava und erntete einen vernichtenden Blick von seinem Bruder, was er mit einem überlegenen Lächeln quittierte. An Neos Worten war gewiss was dran. Doch Blacky *passte* immerhin in ein Bett... Yugi streckte die Hand aus und berührte den Drachenkopf mit zitternden Fingern. Überrascht fühlte er warme Schuppen. Er hatte sich die Haut kalt vorgestellt. Silberschwinge beschnupperte seine extravaganten Haare. Neo streichelte das Wesen auch kurz, nur um zu beweisen, dass er es konnte. Silberschwinge war davon aber nicht so begeistert wie von Yugi und Mava. "Sie mag mich nicht allzu sehr, weil ich lieber auf Diamantkralle reite." "Reiten?!" wiederholte Yugi ungläubig. Neo überkreuzte die Hände vor seiner Brust und murmelte etwas. Kurz darauf reckte der Weiße Drache den Kopf zum Himmel, um dem Neuankömmling eine Warnung zuzuzischen. Diamantkralle funkelte wirklich wie ein Edelstein. Er war schlanker und weniger wuchtig als Silberschwinge. "Was sagt ihr zu ihnen, damit sie kommen? Kann ich das auch?" fragte Yugi eifrig, während er sich vorsichtig an den männlichen Drachen heranpirschte, um auch ihn zu berühren. Neo zuckte mit den Schultern. "Das hier ist das Reich der Schatten. Es wäre nicht das erste Mal, dass du ein Monster von hier rufst, nicht wahr? Aber wir wollten dich eigentlich auf einem unserer Drachen mitnehmen." Der Duel Monsters Champion musste an seine Duelle denken, die er unfreiwillig im Reich der Schatten ausgestanden hatte, gegen Pegasus und später gegen Mariks böse Seite. Yami konnte das besser. Aber er war nicht hier. Yugi vermisste seine Nähe, sein hilfsbereites Eingreifen. Er war jetzt auf sich gestellt. Aber er war nicht allein. Seine Freunde waren ja immer in seinem Herzen, und erst recht Yami und Seto. Aber auch an Ort und Stelle hatte er Freunde. Solche, die er bisher nur von Monsterkarten kannte. [Wenn Joey hier wäre, könnte er vielleicht sein Rotauge herbeirufen. Auch wenn ich die Karte jetzt besitze, ist es doch immer noch irgendwie sein Drache. Seto würde sich hier echt wohl fühlen.] Yugi entschied, dass zwei Drachen ihm reichten, lieber probierte er gar nicht erst, einen zu rufen. Vielleicht nächstes Mal. Er ließ sich von Mava hoch helfen, der bereits auf Silberschwinge saß. [Es ist wie auf einem großen Pferd - kein Grund zur Sorge! Wenn ich nur schon mal geritten wäre...] Sekunden später sah er das Schattenreich von oben. Es war gar nicht so schattig, abgesehen von der Farbe des Himmels wirkte es ganz normal. Allerdings stellte Yugi fest, dass er keine Sonne sehen konnte, obwohl eine da sein musste. Sie schien ja morgens in Blackys Zimmer. Und die Bäume und Felsen unter ihm warfen Schatten in eine bestimmte Richtung. Nun ja, das war vielleicht einfach etwas, womit man sich abfinden musste. Yugi dachte nicht weiter darüber nach, denn er war damit beschäftig, sich an Mava festzuhalten, um nicht herunterzufallen. Wie hielt sich der Magier auf einem Drachen, der überall mit glatten Schuppen bedeckt war? Die Burg Drachenfels, wo die Magier lebten, hatte ihren Namen nicht umsonst. Sie thronte hoch am Hang eines Berges und war nur durch einen schmalen Pfad zu erreichen. Direkt neben ihr stürzte ein Wasserfall rauschend in die Tiefe. Yugi wunderte sich, dass er das Geräusch nie gehört hatte. An einer Stelle, die unzugänglich war, außer wenn man durch die Burg kam, befand sich eine große Plattform aus Stein, wo die Drachen landen konnten. Von dort waren Silberschwinge und Diamantkralle gestartet. Es gab noch mehr solche Vorsprünge überall auf dem Berg. Falls die Burg angegriffen wurde, würde der Feind es mit einer Armee von Feuer speienden Bestien zu tun bekommen. Der Rest des Berges war üppig mit Bäumen, Gestrüpp und Kräutern bewachsen. Der Kontrast zwischen Kahlheit und Pflanzenwelt war faszinierend. Die Drachen trugen ihre Reiter schnell davon, und die Landschaft raste unter ihnen dahin. Die Zusammenstellung der Gebiete folgte keinerlei irdischer Logik. Um den Berg herum war Wald, so dicht, dass er schwer zu durchbrechen war. Aber daran grenzte ein Ödland - möglicherweise das, wo Yugi angekommen war -, dann eine Wüste, und mitten in ihr gab es ein Meer, das so salzig war, dass nichts darin oder an seinen Ufern leben konnte. An die Wüste schloss sich Grasland an, das nach kurzer Zeit in tropischen Wald überging, in dem ab und zu ein großer kahler Felsen aufragte. Natürlich gab es überall Monster, aber Yugi hatte keine Gelegenheit, sie in Ruhe zu betrachten, sondern erkannte sie nur undeutlich als Flecken am Boden oder in der Luft. Fürs Erste war ihm das auch ganz recht so. Bald kamen sie an einen Ozean, der seine Wellen gegen bewaldete Klippen warf. Mava und Neo ließen ihre Drachen tiefer gehen und langsamer werden. Yugi staunte. Das Wasser erstreckte sich endlos, und es war ein großartiges Gefühl, so darüber hinweg zu gleiten. Für einen Moment vergaß Yugi alles andere, doch dann wünschte er sich, das zusammen mit seinen Freunden erleben zu können, und natürlich mit den beiden Menschen, die er ganz besonders liebte. Er klammerte sich ganz fest an Mava und kuschelte sein Gesicht Trost suchend an ihn. Falls der Magier etwas merkte oder sich wunderte, sagte er nichts dazu. Später an diesem Abend aß Yugi sein Essen sehr nachdenklich. Es gefiel ihm hier, obwohl es das gefürchtete Reich der Schatten war. Vielleicht konnten Seto und Yami hier zusammen mit ihm leben - beide, ohne dass er sich mit Yami einen Körper teilen musste. Fast war er versucht, das ernsthaft zu erwägen, doch er schlug es sich aus dem Kopf. Was würde sein Großvater ohne ihn machen? Nun, er konnte vielleicht mitkommen... Yugi schüttelte energisch den Kopf. Er gehörte nicht hierher, auch wenn die Leute noch so nett waren und die Landschaft noch so schön. Gewiss gab es im Schattenreich auch Seiten, die wirklich so dunkel waren, wie der Name vermuten ließ. Magi versuchte, Yugi aufzuheitern, gab es aber bald auf. Sie vertiefte sich stattdessen mit Mava und Neo in ein Gespräch über das Ritual, das Blacky und Dark geplant hatten, um Yami zu erreichen. Mystic gesellte sich ebenfalls zu ihnen, und der blauhaarige Typ, den Yugi im Bad gesehen hatte. Letzterer trug jetzt eine Robe in eisblau, passend zu seinem Haar. Seine Frisur war recht eigensinnig: Einige Haare standen zu Berge, am Hinterkopf jedoch hingen sie herunter. Seine Augen waren pupillenlos und so rot wie seine langen Fingernägel, doch Yugi konnte ihn nicht recht einordnen. Der Mann wurde von allen Mad genannt und sah aus wie Mitte Zwanzig, mit einem sympathischen Gesicht, in dem oft ein Lächeln war. "Dark sollte das nicht tun, er ist noch zu schwach!" beklagte sich Mystic gerade. "Schwäche hat ihn niemals davon abgehalten, dem Pharao zu dienen. Da macht er ganz schön was mit," meinte Magi. Sie schlug Yugi kumpelhaft auf die Schulter. "Nichts gegen dich. Du kannst dich glücklich schätzen; es gibt hier Leute, die für dich durchs Feuer gehen würden." "Ich... wusste nicht, dass es für Dark so anstrengend ist, in meinem Deck zu sein," stammelte Yugi errötend. "Ach was, anstrengend ist nicht das richtige Wort," winkte Neo ab. "Er betrachtet es nicht nur als seine Pflicht, sondern auch als Hobby, und es schult seine Fähigkeiten. Wenn er mit dir gekämpft hat, ist das für ihn etwa so, wie wenn man eine Stunde Sport getrieben hat und mit seiner Leistung zufrieden ist. Er macht es gerne." "Ähm... ist es schon öfter vorgekommen, dass er sich dabei verletzt hat?" hakte Yugi nach. "Er ist manchmal müde, aber zufrieden. Doch es hat ihn nie so erwischt. Liegt wohl an der Macht des Millenniumsrings, die gegen euch verwendet wurde," überlegte Mystic. "Er ist willensstark und mächtig, aber im Moment sollte er sich wirklich schonen. Blackys Annäherungsversuche haben da gerade noch gefehlt." "Ich hatte allerdings bisher nicht den Eindruck, dass sein Liebesleben ihm schadet," bemerkte Mava. "Wenigstens *hat* er ein Liebesleben," grinste Neo. Mava streckte ihm die Zunge raus. "Du musst gerade reden! Diese Amazone, die du zuletzt hattest, war ja wohl auch nichts für die Ewigkeit." "Besser vorübergehend als gar nicht." Mava ersparte sich einen weiteren Kommentar und sah errötet weg. Nach und nach trafen weitere Magier ein. Yugi beobachtete, wie sich der Tisch füllte. Die meisten kannte er. Ticos (der strenge Mystiker), die kleine Weiße Magierin Pikeru, Faith (Magier des Glaubens) und noch ein paar andere. Jene, die nicht gleich als Monster von einer Spielkarte zu identifizieren waren, sahen vermutlich durch die Freizeitkleidung zu sehr anders aus, vermutete Yugi. Wie sich herausstellte, waren sie herbeigerufen worden, um bei dem Ritual zu helfen. Allmählich schien es, als wäre das wirklich eine große Sache. Dann tauchte noch ein Gast auf, dieser jedoch war unverkennbar. Mit einem "Huuh!" Laut setzte er zu einer Kuschelattacke an. Yugi hielt das Wollknäuel auf Armeslänge von sich, um zu sehen, was ihn da angefallen hatte. "Kuriboh! Hey, wie cool! Du hast mich schon so oft gerettet!" Er ließ gerne zu, dass das kleine Monster sich begeistert an seiner Wange rieb, und streichelte es seinerseits. "Willst du nachher noch mal ein Bad nehmen, Yugi?" schlug Mava vor. "Du kannst uns nicht großartig bei den Vorbereitungen helfen, die noch getroffen werden müssen, und es wäre gut, wenn du dich schön entspannst, bevor wir anfangen." "Gute Idee," nickte Yugi. "Fein, Kuriboh wird dir überall hin den Weg zeigen, sag ihm einfach, wohin du willst." "Cool!" Yugi aß schnell auf, damit er loslegen konnte. Als erstes sagte er Kuriboh, er wolle an einen Ort, wo er Handtücher bekommen konnte. Er landete im Vorraum des Bades und erinnerte sich undeutlich, dass hier immer welche bereitlagen. [Auch gut, einen Weg gespart.] Yugi wusch sich und begab sich dann zu dem warmen Teich. Wieder war die Szenerie nur durch Fackeln erhellt; er und seine Begleiter waren heute relativ spät zum Essen gekommen. Vielleicht war deshalb niemand hier. Nun, etwas Muße konnte nicht schaden. Doch gerade, als er seine Einsamkeit zu genießen begann und ins Wasser stieg, hörte er jemanden unterdrückt stöhnen. Also war er doch nicht allein. Der Laut wiederholte sich. Es klang, als hätte jemand Schmerzen! Yugi eilte um einen Felsen in der Mitte des Teiches herum, so schnell es im Wasser ging, und hatte plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen. [Warum muss ich nur so klein sein?! Vielleicht ertrinkt da jemand!] Er zögerte jedoch nicht, sondern schwamm einfach weiter. Der Mann lehnte an einer Stelle, wo das Ufer steil und steinig war, am Rand des Teiches. Sein Kopf lehnte an einem großen Felsbrocken. Gerade seufzte er in einer Mischung aus Schmerz und... etwas anderem. Mit den Händen krallte er sich an den Steinen fest, was seinen Fingernägeln gewiss nicht gut bekam. Yugi erkannte ihn schockiert. "Dark! Was ist, geht es dir gut?" [Verflixt, sicher ist er allein hergekommen und hat irgendeinen Anfall... Er sollte es besser wissen, in seinem Zustand...] Der Magier wandte sich ihm plötzlich überrascht zu, und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Seine Wangen nahmen einen auffälligen Rotton an. Er machte ein Gesicht, als hätte man ihn mit der Hand in einem verbotenen Glas Bonbons erwischt. "Äh... Yugi...! Hallo, mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet, also..." Yugi schwamm auf ihn zu. "Ich dachte, dir wäre etwas zugestoßen." "Och, äh... nein, alles bestens. Etwas weiter rechts ist ein Stein." Der Junge fand den besagten Stein unter Wasser, froh, wieder stehen zu können. Ein paar bläulich-violette Flecken an Darks Armen und Oberkörper fielen ihm auf. Das musste wohl bei Bakuras Angriff passiert sein. Aber warum sah der Man ihn so komisch an? Auf einmal kamen Luftblasen dicht vor dem Magier hoch, dann tauchte in einer Wasserfontäne, verursacht durch zurückgeworfenes Haar, Blacky prustend auf. Er drehte sich um und grinste breit. "Hallo, Yugi! Willst du uns ein bisschen Gesellschaft leisten?" Yugi verschlug es die Sprache. Sein Kopf fühlte sich auf einmal ganz heiß an. Dark sank in eine sitzende Haltung hinunter und barg sein glühendes Gesicht in den Händen. "Blackyyy... Warum bist du nicht einfach weggetaucht? War das jetzt nötig?" "Es war lecker." Dark zuckte zusammen wie ein geschlagener Hund. "Argh! Hör damit auf!" [Oh, verdammt, verdammt, verdammt! Wie soll ich dem Pharao und diesem Jungen denn je wieder unter die Augen treten?!] [Na, wie immer, mit deinen sexy lila Klamotten und dem imposanten Stab... Mir persönlich würde der Stab schon reichen...] [Blacky! Das ist nicht witzig! Das ist einfach nur... zum Heulen! Ich hab dir gleich gesagt, wir sollten nicht im Bad... Mein Ruf ist im Eimer, wie soll Yugi mich jetzt noch ernst nehmen? Ich kann mich nicht mehr auf dem Spielfeld blicken lassen!] [Jetzt übertreibst du aber.] Yugi kicherte und unterbrach damit die gedankliche Diskussion. "Sowas ist mir auch mal mit Seto passiert. Mokuba kam rein, sein kleiner Bruder, als wir gerade voll dabei waren..." "Siehst du, er findet es lustig!" rief Blacky erfreut. Dark war nicht überzeugt. "Hätte ich bloß die Tür verrammelt, aber mit diesem blauen Chaoten kommt man echt zu nichts..." "Wieso, du kommst doch oft!" "Erde, tu dich unter mir auf!" Dark wandte sein Gesicht dem Felsen zu und lehnte seine Stirn dagegen. [Womit habe ich das verdient, dass ich dieses Großmaul so liebe?] "Dark, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde deine Karte trotzdem weiterhin gerne spielen, und ich werde dich nicht verachten," versicherte Yugi. Er lächelte spitzbübisch. "Im Gegenteil, ich fühle mich euch beiden jetzt noch mehr verbunden." Der Magier stöhnte entgeistert. [Yugi, hast du unsere Gedanken gehört?] "Eure Gedanken waren das?" Yugi blinzelte. "Das habe ich gar nicht gemerkt." Dark seufzte, während Blacky sich deutlich freute. "Ich hab dir doch gesagt, er ist talentiert! Das können wir bestimmt mal zu unserem Vorteil nutzen! Doch fürs erste..." Er schnappte sich den heftig protestierenden Schwarzmagier und hob ihn einfach hoch. "... sollten wir uns langsam mal fertig machen, wenn wir mit dem Pharao heute noch in Kontakt treten wollen." Er stieg über ein paar im Wasser verborgene Stufen an Land, sich nicht darum kümmernd, dass er Yugi einen tollen Ausblick auf seine knackige, blaue Kehrseite bot. "Lass mich runter, ich kann alleine laufen!" schimpfte Dark, gab es jedoch bald auf. Stattdessen schlang er seine Arme um Blackys Hals und ließ sich von ihm wegtragen. Yugi lächelte gerührt, doch gleichzeitig verspürte er einen Stich im Herzen. Er vermisste auf einmal Seto so sehr, und Yami fast noch mehr. Von jemandem getrennt zu sein, dem man so nahe stand, dass man mit ihm den Körper teilte, war nicht einfach. Aber vielleicht konnte er ihn ja schon bald wieder sehen. Yugi suchte sich einen für ihn bequemeren Platz und versuchte, sich für das Vorhaben der Magier zu entspannen. *** Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)