Geliebt und belogen von DarcAngel (Das Geheimnis um Sams Vater) ================================================================================ Kapitel 10: Kinder, Kinder -------------------------- Hallo again. Ich weiß, es nun schon mehr als ein Jahr her, dass der letzte Teil hochgeladen wurde, irgendwie ist die FF ins Stocken gekommen. Bisweilen hat es sich so verändert, dass ich die FF nun alleine weiter schreibe und meine Sis, die früher immer mit geschrieben hat, wird von nun an noch betan. Ich werde mich bemühen jetzt regelmäßig weiter zu schreiben. also bis bald Darc Angel 10. Kinder, Kinder „Dann wollen wir dem Kleinen wohl mal einen Besuch abstatten.“, meinte er lächelnd. „Jaaaa.“, freuten sich die beiden und sprangen putzmunter um die Erwachsenen herum. „Hey, hey, nicht so stürmisch.“, lachte Ginny, als ihr Kleid von dem Wind, den die zwei erzeugten, leicht wehte. Harry lächelte sie an, erwischte Timmy am Hosenbund und warf sich das freudig quietschende Kind über die Schulter. „Mich kriegst du nicht.“, lachte Sam und rannte Richtung Haus davon. „Nimmst du ihn?“, fragte Harry an Ginny gewand. Als sie nickte, überreichte er ihr ihren Neffen, bevor er hinter dem kleinen Mädchen her rannte. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie die beiden beobachtete, während sie langsam hinterher ging. Die kleinen Kulleraugen huschten von einem zum anderen Gesicht, als wollte er alles in sich aufnehmen. Sein kleiner Mund stand auf und sprachlos starrte er seine Verwandtschaft an. „Oh, endlich ist er mal ruhig.“, seufzte George und strich seiner Verlobten eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du hast als Baby auch immer geschrieen.“, hatte Molly anzumerken, während sie mit einem stolzen Oma-Lächeln ihren bereits fünften Enkel betrachtete. „Woher willst du denn wissen, ob das nicht Fred war?“, versuchte der angeklagte, frische Vater sich zu verteidigen. „Weil du grüne Schühchen und Fred blaue trug.“, erwiderte seine Mutter, ohne die Augen von dem Neugeborenen zu nehmen. Das kleine Baby lag in einer Wiege, die umzingelt von sämtlichen Familienmitgliedern, mitten im Zimmer stand. „Er sieht genau aus wie ich.“, meinte Fred spitzbübisch und alle lachten herzhaft über ihn, „der Kleine hat wirklich mein Gesicht.“, unterstrich er vollkommen ernst seine Meinung. Die anderen blickten sich nur an und lachten weiter, sodass Fred schmollte. „Dürfen wir ihn auch mal halten?“, fragte Jaimee, als Ginny den Kleinen aus der Wiege hob. „Dafür seid ihr, glaube ich, noch ein bisschen klein.“, vertröstete Harry die beiden und stupste mit seinem Zeigefinger die kleine Hand des Babys an. Reflexartig griff der jüngste Weasley zu und starrte Harry fesselnd aus seinen Äuglein an. „Ich glaube, er mag dich.“, sagte Ginny leise und lächelte ihn und das Baby an. „Onkel Bill, ich seh nichts.“, quengelte Timmy und streckte seine Arme dem größten Weasley entgegen, als Zeichen, dass er hochgehoben werden wollte. Bill packte den Kleinen und schmiss ihn hoch in die Luft, sodass er begeistert quietschte. Sein kleiner Cousin machte es ihm begeistert nach. „Na, da hast du ihm ja was Tolles beigebracht, Timothy.“, lachte Alicia und lehnte sich erschöpft an ihren Verlobten. Rons Sohn blickte sie schuldig aus großen, treuen Augen an, sodass sie nicht umhin konnte ihn anzulächeln. „Wie, hast du gesagt, hast du den kleinen Wonnepropen genannt?“, wollte Charly wissen. „Darmian Luke Weasley.“, antwortete sein jüngerer Bruder. „Ich habe so das Gefühl, dass es irgendwann in ganz Britannien nur noch Rotschöpfe gibt.“, stellte Harry fest, als er sich so im Raum umsah. „Dann streng dich an das zu verhindern.“, grinste Fred ihn an. Harry warf Hermine einen zugleich lächelnden und fragenden Blick zu. Das Lächeln, das sie ihm zurück schickte, verriet ihm nicht, was sie über den Vorschlag dachte. Doch er hielt es für schlauer, sie später, wenn sie alleine waren, erst wieder darauf anzusprechen. Stattdessen widmete er sich lieber wieder dem jüngsten Weasley. Der Wasserspeier stand noch immer an dem gleichen Ort, wie bei seinem ersten Besuch. Die Spuren von dem Kampf mit Voldemort waren nicht mehr zu sehen, als hätte er niemals stattgefunden. Er warf eine Galleone über den Kopf des Elfen in das Wasser, bevor er schnurstracks zu dem Lift ging. Bis auf die Botschaften, die unter der Decke herum flatterten, war der Lift vollkommen leer. Es war still in dem Gang, niemand schien hier zu sein. Die Wände kahl, keine Fenster. Seine Schritte quietschten leicht auf dem Boden. Erst als er die Tür öffnete, vernahm er Menschenstimmen. „Ah, Harry, schön, dass du da bist. Dann können wir ja nun anfangen.“, begrüßte Dumbledore ihn. Harry begrüßte die Anwesenden lächelnd und trat in ihre Mitte. Zwischen Mandy und Dean stand er. Seine nachtschwarzen Haare waren gekürzt worden und seine Augen waren nicht länger violett, oder gar rot, sondern hatten einen angenehmen Braun-Ton. Zwar hatte seine Hautfarbe immer noch nichts Gebräuntes, doch allein seine andere Mimik verlieh ihm ein freundlicheres Aussehen. Neugierig blickte der Junge ihn an, ohne ihn zu erkennen. Dies war ein seltsames Gefühl für Harry, da normalerweise jedes kleine Kind ihn kannte, doch es hatte in diesem Fall etwas Beruhigendes. So lächelte er den Jungen an, bevor er sich zu dem Ministeriumsangestellten wandte. „Da jetzt alle hier versammelt sind, kann die Adoptionszeremonie ja nun beginnen. Wenn ich richtig informiert bin, soll der hier anwesende Christopher – du bist fünf Jahre alt?“ Das Kind nickte eingeschüchtert von der Autorität des Mannes. „Also, der fünfjährige Christopher wird von Mandy und Dean Thomas adoptiert werden, richtig?“ „Richtig.“, antworteten Dean und Mandy wie aus einem Munde. „Und wer will diese Adoption bezeugen?“ „Das werde ich machen.“, meldete Harry sich zu Wort. „Und wie heißen Sie?“, fragte der Ministeriumsangestellte, während die Feder neben ihm Protokoll führte. Harry errötete leicht, er hatte ganz vergessen seinen Namen zu nennen, weil er es einfach nicht gewohnt war. „Harry James Potter.“, sprach er klar und deutlich. Der Mann nickte, ohne ihn weiter anzugucken. „Tritt näher Christopher und seine zukünftigen Eltern bitte ebenfalls.“ Die drei Angesprochenen traten aus den wenigen Anwesenden hervor. „Mandy und Dean Thomas, wenn Sie Christophers Eltern werden wollen und ihn sein Leben lang lieben und umsorgen wollen, dann legen Sie bitte ihre Zauberstabhand auf den Kopf des Jungen.“ Beide folgten ohne zu zögern seinen Anweisungen. „Da das geklärt ist, darf ich nun um Ruhe bitten.“ Obwohl auch zuvor niemand etwas gesagt hatte, wurde seiner Bitte Folge geleistet. Der Ministeriumsbeamte legte seine Zauberstabsspitze an die Stirn des überraschten Jungen und murmelte, geheime Zaubersprüche. Währenddessen standen Harry und Dumbledore direkt dahinter und sahen der Szene interessiert zu, Draco stand etwas abseits in einer Ecke und lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Nach einigen weiteren Sprüchen, Ritualen, Bewegungen und Harrys Bezeugung war die Adoption endlich vollendet und Mandy und Dean nahmen ihren Sohn in die Arme. Erleichtert stieß Draco sich von der Wand ab und verließ ohne ein Wort zu sagen den Raum. Beinahe blind wanderte er durch das Ministerium und disapparierte schließlich. Mehrere 100km westlich erschien er kurz darauf auf seinem Trainingsplatz wieder. Er brauchte jetzt den Wind, der seine Gedanken zur Seite fegte und seinen Besen, der ihm zu einem Stückchen Freiheit verhalf. Wenigstens einer würde sie begleiten. Wenigstens einer, der genau wie sie rothaarig war und nicht blond. Sie versuchte es positiv zu sehen, doch es fiel ihr nicht leicht. Denn im tiefsten Inneren wusste sie, dass sie dennoch alleine war. Weil er längst dem blonden Charme erlegen war und nicht wegen seiner Schwester, sondern ihretwegen mitkam. Sie seufzte. Wie sollte sie diesen Nachmittag nur überstehen? Ron hatte alle möglichen Leute gefragt, ob sie Ginny beistand leisten wollten. Denn er kannte den Dickkopf seiner Mutter nur zu gut und wusste, dass er nicht dagegen ankam. Der einzige, der schließlich zugesagt hatte, war Bill gewesen. Ginny war nichts Anderes übrig geblieben, als wieder nach Hause zu gehen und sich mit der Situation abzufinden, ob sie wollte oder nicht. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, was sie stattdessen alles machen könnte. Doch sie schaffte es nicht ein Lächeln auf die Lippen zu bekommen. Und sie befürchtete, dass ihre Mutter verlangen würde, dass sie sich benahm und lächelte. Lächeln, eine oder einen Malfoy anlächeln? Nach all dem, was der Jüngste der Sippe ihr in ihrem Leben angetan hatte, was er Harry angetan hatte. Sie versuchte sich für ihre Mutter zu freuen, dass sie scheinbar eine alte Freundin wieder gefunden hatte. Aber musste es ausgerechnet eine Malfoy sein? Irgendwie hatte Harry sich die Adoption pompöser, magischer vorgestellt. Aber vielleicht beruhte diese Vorstellungen noch aus seiner Zeit bei den Muggeln, die ein ganz anderes Bild der ihres Wissens nicht existierenden Zauberwelt hatten. Der Ministeriumsabgeordnete war nicht wild herum getanzt, hatte kein Feuer gebraucht und hatte auch keine lustig klingenden Formeln durch den Raum geschrieen. Stattdessen war alles ganz amtlich und schlicht abgelaufen, als wäre man in einem Muggelamt. Harry schüttelte den Kopf. Eine Sorge war fast verschwunden. Christopher schien ein vollkommen neuer Mensch geworden zu sein, er wirkte ruhig und leicht verschüchtert. Von ihm ging keine gefährliche Aura mehr aus und auch in seinen Augen war nichts Böses mehr zu finden. Wenn alles gut ging, würde er von nun an eine normale Kindheit erleben und bei Mandy und Dean glücklich werden. Alles sprach dafür und die neuen Eltern schienen ihr Adoptivkind sehr gern zu haben. Der perfekte Start für eine glückliche Familie. Harry apparierte nach Hause in der Hoffnung, dass ihm seine kleine Tochter in die Arme lief. Doch auf der Red Star Farm war es still. Verwundert sah er sich um, scheinbar war weder seine eigene, noch Rons Familie Zuhause. Er kratzte sich am Kopf, als er an den Namen ihres Zuhauses dachte. Obwohl sich ihr Zuhause eine Farm nannte, gab es hier kaum Tiere. Da waren zum einen die Katzen, die den beiden Kindern gehörten, dann lebte hier noch Parvatis schwarzer Hengst Blitz und die Kuh Wilma. Man könnte Reiten lernen, nicht mehr auf der Milchkuh, sondern wenn sie älter waren, bekämen die Kinder Ponys und Harry hätte auch gerne selber ein Pferd. Nach seinen Ritten auf einem Hippogreif und einem Thestral konnte er sich doch vorstellen Gefallen am Reiten auf einem Pferd zu finden und auf seinem Rücken über die Wiesen zu galoppieren. Vielleicht Schafe, zum Rasenmähen und Milch geben, die waren ihm lieber als Kühe. Ein Wachhund wäre auch nicht schlecht, der müsste sich allerdings mit den Katzen vertragen. Für einen Teich mit Fischen waren die Kinder noch zu klein, wenn eines hereinfallen würde... nein, noch keinen Teich. Mit diesen Gedanken ging er ins Haus. Passend zur Kaffeezeit am nächsten Tag apparierten Molly, Bill und Ginny nach Malfoy Manor. Sie stiegen langsam die Treppen zum Portal hoch und betätigten schließlich den Drachenkopf der an der großen Tür befestigt war. Nach kurzer Zeit öffneten sich die Türen und Narcissa erwartete die Weasleys bereits in der Eingangshalle. Ginny starrte mit möglichst nicht allzu großen Augen den Kamin, die Marmorgestaltung, die beiden Treppen die hoch in den ersten Stock führten und das Fenster. Es war das erste Mal, dass sie das Wappen der Malfoys erblickte und doch wusste sie sofort, dass es bei dem gefährlich aussehenden Falken auf blutrot-schwarzem Grund nur um das Jahrhundert alte Familienwappen handeln konnte. Noch bevor sie sich näher umgucken konnte, führte die Hausherrin sie aus der Halle. Sie gingen endlos lange Flure entlang, alle aus Marmor, bogenförmige Türen, Gemälde von Vorfahren. Wäre die Atmosphäre nicht so kalt und würden die Gesichter auf den Bildern nicht so finster dreinschauen, hätte sie das Anwesen glatt als schön empfunden. Narcissa brachte sie in einen lichtdurchfluteten Raum mit hoher Decke und einem langen, verzierten Tisch im Zentrum. „Setzt euch.“, sagte die blonde Frau und für Ginny hatte es was von einem Befehl, doch ihre Mutter reagierte ohne mit der Wimper zu zucken. Also tat ihre Tochter es ihr grimmig nach. Wenige Minuten später tauchte eine junge Frau in der Tür auf. Nicht nur Bills Entzückung verriet ihr, dass es sich um Dracos große Schwester handelte, Victoria Malfoy. Diese ließ sich nicht anmerken, ob sie sich über Bills Anwesenheit freute oder nicht, doch sie begrüßte die drei Gäste freundlich, bevor sie sich hinsetzte. ‚Ich könnte das nicht.’, dachte Ginny bei sich, ‚jemanden lieben, bei dem ich nie irgendwelche Gefühle im Gesicht sehen kann. Da würde ich verrückt werden.’ Bis die letzten Hausbewohner eingetroffen waren, dauerte es noch einige Zeit. Schließlich hörte man das Tippeln kleiner Füße, die sich schnell näherten und dahinter die Schritte von Erwachsenen. „Mama.“, freute sich das kleine Mädchen. Als sie die Gäste sah, mäßigte sie sofort ihr Tempo und schritt angemessen zu ihrer Mutter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, bevor sie die Gäste anlächelte. Gerade als sie saß, betraten Draco und nach ihm Elizabeth den Saal. Narcissa sagte keinen Ton, doch es war ihrem Gesicht anzusehen, dass sie über diese Verspätung nicht erfreut war. Auf ein Klatschen öffnete sich eine Nebentür und ein schwarzgekleideter Diener betrat den Saal, den Blick stets gesenkt brachte er verschiedene leckere Speisen. Spätestens in dem Moment, als Narcissa das Essen eröffnete, war Ginny klar, dass Draco nicht die Person des Hausherrn inne hatte. Der war er zwar, doch seine Mutter herrschte hier und nicht er. Ginny konnte sich vorstellen, wie ihn das vor den Gästen verschmähte und ihre Laune stieg ein bisschen. Unauffällig musterte Ginny das kleine Mädchen. Sie erinnerte sie so stark an Harrys kleine Tochter, wobei sie sich die Ähnlichkeit der beiden partout nicht erklären konnte. Nur die Augen waren silberner als Sams. Angestrengt versuchte sie sich an irgendeine Verwandtschaft der Potters mit den Malfoys oder Coltanes zu erinnern, doch da gab es keine. Zwar war Sirius mit den Malfoys verwandt, doch Harrys Pate verband kein Blut mit seinem Patensohn. Außerdem konnte Ginny sich nicht vorstellen, dass eine so gute Zauberfamilie wie die Potters, näher mit Schwarzmagiern verwandt war. Und Schwarzmagier ließen sich noch weniger mit Muggeln ein, weswegen eine Verbindung zu Hermines Familie geradezu unmöglich war. Die Rothaarige konnte sich die Ähnlichkeit der beiden Mädchen nicht erklären, sie sahen aus wie Zwillinge ohne verwandt zu sein. Das Essen war köstlich. Es schien alles zu geben. Konfekt, Torte, Gebäck, Obst, Süßspeisen. Zuhause hätte sich Fred längst eine Schüssel unter den Nagel gerissen, Ginny würde ihm von dem Essen erzählen, vielleicht würde er dann bereuen nicht mitgekommen zu sein. Doch hier herrschten ganz andere Sitten. Man fragte freundlich, ob jemand einem etwas reichte, nur um sich ein wenig aufzufüllen und die Platte oder Schüssel wieder zurück zu stellen. Selbst die kleine Sarah wies bessere Manieren auf als die meisten ihrer Brüder. Zu denen Bill nicht gehörte, denn er aß tadellos, fast schon als wäre er in diese Welt hinein geboren. Sie hingegen fühlte sich hier völlig fremd. Still schweigend ließ sie sich das Essen schmecken. Währenddessen führten Narcissa und Molly Smalltalk, Bill versuchte Victoria über Sarah in ein Gespräch zu verwickeln und die beiden Personen ihr gegenüber redeten kein Wort miteinander, funkelten sie allerdings beide böse an. Und zu ihrem eigenen Unverständnis fand Ginny das irgendwie lustig, denn hier musste Draco sich benehmen. Sie könnte ihn unter dem Tisch treten oder ihn aus Versehen mit etwas Essen treffen oder ihn bitten ihr eine Schüssel zu reichen, die sie gar nicht haben wollte, sodass er sie wieder zurück nehmen müsste und ihr eine andere reichen müsste. Das würde ihn zur Weißglut bringen. Allein der Gedanke war genial. Doch sie wollte sich benehmen, das hatte sie ihrer Mutter versprochen und außerdem genoss sie es seine bösen Blicke mit einem wissenden Lächeln zu quittieren. So verlief das Kaffeetrinken an sich ganz angenehm. Ginny hatte gehofft, dass alle noch etwas am Tisch sitzen bleiben würde und dass sie dann wieder nach Hause kämen. Doch dem war nicht so. Nach dem Essen entschuldigten die beiden Frauen sich, um irgendwo anders in Ruhe reden zu können. Wie erwartet geleitete Bill Victoria und ihre Tochter hinaus. Ihr Lächeln verschwand. Sie wollte nicht alleine mit diesen beiden Teufeln an einem Tisch sitzen. Doch wo sollte sie hingehen? Sie hatte das Gefühl alleine aus diesem Haus nicht wieder rauszufinden. Innerlich machte sie sich schon stark gegen irgendwelche malfoyschen Angriffe, mit denen zu rechnen war. „Guck nicht so.“, fauchte die Schwarzhaarige sie an. Fast hätte Ginny gelacht, das Dracos Verlobte ausgerechnet die billigste Anmache auswählte. Doch der Blick der harten Augen hielt sie vom Lachen ab, mit dieser Frau war durchaus nicht zu spaßen. Sie hatte gehört, dass es sich um die Tochter von Bellatrix handelte und wenn sie nach ihrer Mutter kam, war ihr alles zuzutrauen. „Ich darf gucken, wie ich will, schließlich hast du mir nix zu sagen.“, erwiderte Ginny gelassen, aber fest entschlossen nicht aufzugeben, „ganz davon abgesehen, dass ich so was Hässliches, wie dich, sicher nicht angucken würde. Dafür sind mir meine Augen viel zu wertvoll.“ Volltreffer. Ginny sah förmlich, wie der Qualm aus den Ohren ihrer Gegenüber schoss. Einst hatte Ginny von Bellatrix Schönheit gehört und auch selbst Fotos gesehen, das war Jahre her, doch sie konnte sich vorstellen, dass Bellatrix ihr Aussehen mehr als nur wichtig war. Und ihre Tochter schien das ganz nach ihr zu schlagen mit ihrer Eitelkeit. „Wag es nicht, Karotte. Deine blutsverräterischen Augen sind es nicht mal wert mich ansehen zu dürfen.“, fauchte das Mädchen. „Dass ihr immer auf dem gleichen, alten Schimpfwort hocken bleibt.“, meinte Ginny und gähnte, überspielend wie verletzend eben jenes Schimpfwort war, „vielleicht bist du reinblütig, vielleicht aber auch nicht. Wer kann das schon sicher sagen? Ich weiß nur bestimmt, dass du strohdumm bist.“ Sie wusste, dass sie sich sehr weit vorwagte. Sie befand sich hier auf feindlichem Terrain, wenn Draco Partei für seine Verlobte ergreifen würde und die beiden zusammen gegen sie kämpfen würden, stand es schlecht um sie. Doch sie saß so oder so in der Falle, hier gab es keinen Ausweg, also sah sie gar nicht ein alles widerstandslos über sich ergehen zu lassen. Sie hatte von Ron und Hermine, aber besonders von Harry gelernt, dass man sich immer wehren musste. Draco erhob sich und umrundete den Tisch. Ginny dachte schon, jetzt hätte ihr letztes Stündchen geschlagen. Ihr Herz klopfte so stark, dass sie dachte, er würde ihre Angst schon hören. Ihre Hände wurden feucht, während ihre eine Hand langsam Richtung Zauberstab glitt. Erst als Draco nicht auf sie zu steuerte, ließ ihre Angst etwas nach. „Wo willst du hin?“, rief ihm Elizabeth nach, die scheinbar auch bis zu dem Augenblick gedacht hatte, dass Draco Ginny angreifen würde. Der Blonde antwortete nicht, sondern verließ einfach den Raum und ging davon. Elizabeths dunkle Augen funkelten gefährlich, als sie ihrem Verlobten hinterher eilte. Doch sie konnte es sich nicht nehmen, einen Fluch gen den Eindringling zu senden. Im Bruchteil einer Sekunde entschied Ginny, sich nicht treffen zu lassen, wobei sie dann den Angriff bezeugen könnte, nicht ebenfalls einen Fluch auszusprechen, sondern den Fluch einfach nur abzuwehren. Elisabeth verließ wütend den Raum und Ginny blieb allein zurück. ‚Reizende Verlobte hast du da, Draco.’ Irgendwie hatte Ginny das seltsame Gefühl, dass Draco leicht gegrinst hatte, als er den Raum verlassen hatte. Aber das musste Einbildung gewesen sein. Wahrscheinlich hatte er gesehen, dass seine Verlobte an seiner Stelle die Rothaarige fertig machte und dass er sich wichtigeren Dingen widmen konnte. Wie oft hatte er ihr gesagt, dass sie es nicht wert war auch nur eine seiner Sekunden zu vergeuden?! Ginny schloss die Augen. Sie hatte es hinter sich. Sie musste nur noch warten. „Bill, gib es auf. Ich will nicht mehr mit dir darüber reden.“, sagte Victoria, als ihre Tochter Richtung Garten verschwunden war. „Aber ich hab doch noch gar nichts gesagt.“, wand der Rothaarige ein. „Aber du wolltest es.“ „Stimmt. Und weißt du, was das heißt?“ „Nichts.“ Bill griff nach ihrem Handgelenk. „Doch, das tut es. Du hast gewusst, was ich machen wollte. Du hast gewusst, was ich denke. Das bedeutet, dass du mich sehr gut kennst.“ Er sah ihr eindringlich in die Augen. „Ich habe gerade schon gesagt, dass ich nicht...“ Doch Bill unterbrach sie: „Und ich weiß, dass du nicht drüber reden willst. Aber ich verstehe einfach nicht, warum nicht. Du läufst so nur davon.“ „Ich laufe nicht davon.“, widersprach sie ihm mit fester Stimme. „Sondern?“, harkte Bill mit hochgezogenen Augenbrauen nach. „Ich sage nur, was ich will.“, meinte sie leicht schnippisch und riss sich aus seinem Griff. „Dann sage ich dir jetzt mal, was ich will.“, sagte Bill mit gefährlich leiser Stimme, „ich will dich. Ich will dich überall berühren. Ich will dir deine Klamotten von deinem wunderschönen Körper reißen. Ich will mit dir schlafen, hier und jetzt. Und ich will, dass du richtig glücklich bist. Ich will, dass du fühlst, was es heißt richtig geliebt und umsorgt zu werden. Ich will, dass du zu mir gehörst.“ Victoria setzte an etwas zu erwidern, doch er gebot ihr still zu sein, indem er fortfuhr, „sag mir nicht, dass dich das nicht interessieren würde. Sag mir nicht, dass dir meine Wünsche nicht gefallen. Ob du es zugibst oder nicht, ich kenne dich mittlerweile schon recht gut und ich sehe doch, dass ich dir nicht egal bin...“ „Halt deinen Mund, William Weasley.“, schnauzte sie ihn an. „Ich liebe dein Temperament.“, lächelte er besänftigt. Sie beachtete ihn gar nicht. „Es geht nicht darum, was du willst.“ „Was wir wollen.“, verbesserte er sie. „Es geht nicht darum, ok?“, wiederholte sie stur. „Worum denn dann? Was wäre ein Mensch, wenn er nicht bestimmen kann, was er machen will? Ein Sklave seiner Gesellschaft?“ „Man muss sich der Gesellschaft anpassen, um in ihr leben zu können.“ „Red nicht so einen malfoyschen Müll. Glaubst du etwa, deine Mutter hätte noch etwas gegen eine Verbindung, jetzt wo Narcissa und meine Mum fast wieder richtige Freundinnen sind?“, verlangte er zu wissen. „Und was ist mit Sarah?“, es klang fast wie Hilfeschrei. Der wahre Grund für ihre Abweisungen? „Ach Vicy.“, er nahm sie in den Arm, „glaubst du etwas, ich will dich und deine Tochter trennen? Sarah ist ein liebes und schlaues Mädchen, sie wird dich verstehen und wollen, dass du glücklich bist.“ „Aber sie kennt dich nicht.“ Er strich ihr zärtlich über das Haar, glücklich, dass sie sich nicht aus seinen Armen befreite. „Sie kann mich doch kennen lernen. Wir müssen nichts überstürzen, wir können ganz langsam anfangen. Ich lass dir so viel Zeit und Freiraum, wie du brauchst.“ „Und mein Bruder?“, ihre Stimme war leise und schwach. „Draco? Draco ist dein kleiner Bruder.“ „Er ist der Hausherr.“ „Er kam mir in letzter Zeit humaner vor. Wir schaffen das schon, wenn du nur willst.“, versuchte er ihr Mut zu machen. „Ich weiß es nicht, Bill, ich weiß es einfach nicht.“ „Was gibt es denn da zu wissen? Ich liebe dich, Vicy. Lieben mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf.“ „Du Romantiker.“, flüsterte sie und schmiegte sich an seine Brust. „Darf der Romantiker dich küssen?“, hauchte Bill ihr ins Ohr. „Der Wunsch gehe dir in Erfüllung, mit den anderen musst du noch etwas warten.“, und bevor er ihr antworten konnte, küsste sie ihn. ‚Seit ich ihn beim WM-Finale gesehen habe... Alles ist plötzlich wieder da, jede Erinnerung. Es erscheint mir plötzlich, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Seine Augen, seine Lippen, sein Körper, er verhält sich beinahe, als läge all das wirklich erst einen Tag zurück. ... Jetzt fällt es mir auch wieder ein. Schon vor dem Finale hatte ich diese Träume... Was hat das nur zu bedeuten? ... Und er trägt immer noch diese Kette, ich hab sie gesehen, als ich ihn das erste Mal im Kindergarten traf. Nur ich verstehe es nicht? Warum trägt er sie noch immer? Ich hätte eher gedacht, er hätte sie längst zerstört, vergessen... Es verwirrt mich, er verwirrt mich. Habe ich ihn damals etwa falsch eingeschätzt? Ich versteh das alles nicht... Und warum geht es mir nicht wieder aus dem Kopf?! Ich habe schon alles versucht. Ich muss es vergessen, sonst halt ich das nicht mehr aus. Harry hat zwar noch nichts gemerkt, aber ich kann das nicht. Ich will ihm nicht wehtun, wollte es nie... und doch... und niemand kann mir helfen. Dabei ist es so offensichtlich... Jeder, der nur etwas Menschenverstand hat, und genau hinsieht, dem springt es förmlich ins Auge. Was soll ich nur tun?’ Einen Augenblick blieb Harry im Türrahmen stehen und betrachtete Hermine. Sie war vollkommen in Gedanken versunken, sodass sie ihn nicht hatte kommen hören. Am Küchentisch sitzend, hatte sie ihre Arme auf den Tisch gestützt und ihren Kopf in ihre Hände gelegt, während ihr Blick in der Unendlichkeit zu liegen schien. ‚Woran sie wohl gerade denkt?’, fragte sich ihr Ehemann. Irgendwann holte er sie wieder zurück in die Gegenwart, indem er sagte: „Darmian Luke ist genauso ein kleiner Wonnepropen, wie Timmy es damals war. Ich vermisse die Zeit, wo unsere Kinder noch so klein waren, du nicht auch? Fred hat schon recht, wir können etwas dagegen tun, dass die Welt irgendwann von Rothaarigen beherrscht wird.“ Hermine aus ihren Gedanken gerissen starrte ihn verständnislos an. „Sammy würde sich sicher auch über ein Geschwisterchen freuen?!“, versuchte Harry ihr auf die Sprünge zu helfen. Die Braunhaarige blickte ihn an, als hätte er von ihr verlangt, die Welt in die Luft zu jagen. Langsam begann sie den Kopf zu schütteln, immer stärker. „Überleg es dir doch noch mal“, bat der Sucher der englischen Nationalmannschaft im Quidditch sie, „ich hätte so gerne noch ein Kind.“ „Nein, ich kann nicht.“, sie sprang auf, schmiss dabei den Stuhl um und stürzte aus dem Zimmer. Der Zurückgelassene blickte ihr wie vor den Kopf geschlagen hinterher. Er blinzelte. War das echt gerade geschehen oder war das nur ein böser Traum? Was hatte sie denn nur? Er konnte sich ihr Verhalten beim besten Willen nicht erklären. In einer Ehe war es doch normal, dass man sich Kinder wünschte. Und er hätte so gerne ein kleines Kind, das aussah wie er. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)